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Die Pflanzgärten Von Heins' Sohne in Halstenbek. 641 die Vollversammlung der Oberförster am 25. einstimmig beschloffen habe, an der Forderung der Einführung des Obers örstersvstems in Württemberg unverändert festzuhalten, wodurch gegenteiligen Gerüchten der Boden entzogen wird. Hierauf betont Oberförster Muff, daß im Württ. Forstverein selbst und nicht in getrennten Versammlungen einzelner Beamtenkategorieen der richtige P i a ! zum Veraten und Vor¬ gehen in Sachen der Forstorganisation gewesen wäre und stellt daher den Antrag, aus die Tagesordnung der nächstjährigen Versammlung die Beratung einer Abänderung der Vereinsstatuten zn feien, dahin gehend, daß der Verein auch die Jnteressen der Forstbeamten zn ner : t r e t e n habe. Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen. Zum Schluß berichtet Oberförster Dr. He et über Verwendung von Blech- bez. Glashülsen gegen Wildverbiß, woran fich eine Debatte über verschiedene Mittel gegen Wildverbiß knüpfte. W. Die Pflanzgärten t )on Beins' Söhne in Halstenbek Ein vor kurzem verstorbener verdienter Fachgenosse, der Forstmeister und srühere Prosessor in Gießen Eduard Heuer hat in einem Artikel über Pslanzenerziehung, den er in ber AUg. Forst- und Jagdzeitung 1866, S. 205 veröffentlichte, nicht nur für ftändige Forstgärten überhaupt, fondern auch sür möglichste Konzentrierung der Pflanzenzucht plaidiert. Er empfahl die Anlage eines großen Forstgartens für ganze Wald¬ komplexe, ja Provinzen, und hob als Vorteile hervor, daß man hierzu die tauglichste örtlichkeit auswählen könne, alle Kosten für Nodung, Planierung, Einfriedigung nur einmal aufzuwenden habe, für Düngung, Bewässerung, Überwachung am leichtesten sorgen, bie besten Geräte unb erprobtesten Methoben anwenben könne — er glaubt, unter Hinweis auf bie Erfolge großer Hanbelsgärtnereien, baß auf folche Weise bas hefte unb billigste Pflanzenmaterial erzogen unb bie Forftkultur, namentlich auch jene ber Privatwalbhefitjer, mächtig geförbert werben könne. Es läßt fich nicht in Abrebe ftellen, daß in diesen Ausführungen Eduard Hever's viel Nichtiges enthalten ist — in die Prarjs haben aber seine Vorschläge noch wenig Eingang gefunden und die Erziehung des nötigen Pslanzmateriales in jedem Nevierbezirk pflegt noch heute die Negel zu fein. Eine Verwirklichung aber haben sie in den großen Pflanzgärten der Firma Heins' Söhne in Halstenbek (Holstein) ge¬ funden, aus denen alljährlich viele Millionen von Waldpflanzen nach ganz Deutschland und speziell, t r o | ber großen Entsernung, auch nach Sübbeutschlanb gehen. S o ist ber Name bieser Firma ein allbekannter in sorstlichen Kreisen, unb so lag es wohl nahe, baß ber Schreiber dieser

Die Pflanzgärten von Heins’ Söhne in Halstenbek

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Page 1: Die Pflanzgärten von Heins’ Söhne in Halstenbek

Die Pflanzgärten Von Heins' Sohne in Halstenbek. 641

die Vollversammlung der Oberförster am 25. e ins t immig beschloffen habe, an der F o r d e r u n g der E i n f ü h r u n g des Obersörstersvstems i n W ü r t t e m b e r g u n v e r ä n d e r t f es t zuha l t en , wodurch gegenteiligen Gerüchten der Boden entzogen wird. Hierauf betont Oberförster M u f f , daß im Wür t t . Forstverein selbst und nicht in getrennten Versammlungen einzelner Beamtenkategorieen der richtige P i a ! zum Veraten und Vor¬ gehen in Sachen der Forstorganisation gewesen wäre und stellt daher den Antrag, aus die Tagesordnung der nächstjährigen Versammlung die Beratung einer Abänderung der Vereinsstatuten zn feien, dahin gehend, daß der Verein auch die Jnteressen der F o r s t b e a m t e n zn n e r :

t r e t e n habe. Dieser Antrag wurde e ins t immig angenommen. Z u m Schluß berichtet Oberförster Dr . He et über Verwendung von

Blech- bez. Glashülsen gegen Wildverbiß, woran fich eine Debatte über verschiedene Mittel gegen Wildverbiß knüpfte. W .

Die Pflanzgärten t)on Beins' Söhne in Halstenbek E i n vor kurzem verstorbener verdienter Fachgenosse, der Forstmeister

und srühere Prosessor in Gießen E d u a r d H e u e r hat in einem Artikel über Pslanzenerziehung, den er in ber AUg. Forst- und Jagdzeitung 1866, S . 205 veröffentlichte, nicht nur für ftändige Forstgärten überhaupt, fondern auch sür möglichste Konzentrierung der Pflanzenzucht plaidiert. E r empfahl die Anlage eines großen Forstgartens für ganze Wald¬ komplexe, ja Provinzen, und hob als Vorteile hervor, daß man hierzu die tauglichste örtlichkeit auswählen könne, alle Kosten für Nodung, Planierung, Einfriedigung nur einmal aufzuwenden habe, für Düngung, Bewässerung, Überwachung am leichtesten sorgen, bie besten Geräte unb erprobtesten Methoben anwenben könne — er glaubt, unter Hinweis auf bie Erfolge großer Hanbelsgärtnereien, baß auf folche Weise bas hefte unb billigste Pflanzenmaterial erzogen unb bie Forftkultur, namentlich auch jene ber Privatwalbhefitjer, mächtig geförbert werben könne.

Es läßt fich nicht in Abrebe ftellen, daß in diesen Ausführungen E d u a r d H e v e r ' s viel Nichtiges enthalten ist — in die Prar js haben aber seine Vorschläge noch wenig Eingang gefunden und die Erziehung des nötigen Pslanzmateriales in jedem Nevierbezirk pflegt noch heute die Negel zu fein. Eine Verwirklichung aber haben sie in den großen Pflanzgärten der F i rma H e i n s ' S ö h n e in Halstenbek (Holstein) ge¬ funden, aus denen alljährlich viele Millionen von Waldpflanzen nach ganz Deutschland und speziell, t r o | ber großen Entsernung, auch nach Sübbeutschlanb gehen. S o ist ber Name bieser F i rma ein allbekannter i n sorstlichen Kreisen, unb so lag es wohl nahe, baß ber Schreiber dieser

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642 Die Pflanzsätten Von Heins' Sohne in Halstenbek.

Zeilen einen Ausenthalt in Hamburg gerne dazu benutze, das nahe ge¬ gelegene Halstenbek auszusuchen, sich jene Pslanzgärten unter freundlicher Führung des Besifeers selbst anzusehen. Eine Fahrt von kaum einer Stunde sührt dorthin, die Gärten selbst liegen unmittelbar an der Bahnstation.

Die Heins'schen Pslanzgärten bilden kein zusammenhängendes Ganze, sondern sind mehrsach von fremdem Eigentum durchselt. J m Jahre 1860 wurde das Geschäft klein begonnen, erweiterte sich sort und fort und mußten deshalb stets neue Flächen zugekaust werden — daher die un¬ regelmäßige Gestaltung des Besitzes. Die Flächen haben keine eigentliche seste Einfriedigung, wenigstens ein großer T e i l derselben nicht, sind aber vielfach mit sogenannten Knicks, Erdwällen, die mit aus Laubholz ver¬ schiedenster A r t bestehenden Hecken bepflanzt sind, wie dies in ganz Holstein in ausgedehntestem Maß der Fal l ist, umgeben. Dieselben bieten S c h u | gegen Weidevieh und gegen die der Vegetation nachteiligen Seewinde; teilweise ist dieser Schutz durch Nethen hochstämmiger Thujen, mit denen die größeren Komplexe durchzogen sind, gegeben. Die Gesamtflächeugröße der Heins'schen Pflanzgarten-Anlagen beträgt rund 50 ha; nachdem aber an und zwischen ihnen eine nicht geringere Zahl kleinerer mit Pflanzen (insbesondere Fichten) bese|ter Grundstücke sich befindet, auf denen P r i ­vate, namentlich auch die Heins'schen Gartenarbeiter auf eigene Faust Pflanzen ziehen, die sie durch Vermi t t lung bes Genannten verkaufen, unb nachdem angeregt durch die Heins'schen Erfolge noch zwei weitere Pflanzengefchäfte — Peins und Lüdemann — entstanden finb, beren Pslanzgärten sich ebenfalls unmittelbar anschließen, mag bie Gesamtfläche aller vorhandenen Anlagen vielleicht 80—90 ha betragen. Das kleine Halstenbek kann dem entsprechend geradezu als ein Emporium ber Holz¬ pflanzenzucht betrachtet werden, vermag aber tro$ jener großartigen Pflanz¬ gärten ber von J a h r zu J a h r wachsenden Nachfrage nicht zu genügen!

Das Ter ra in ist nahezu eben, mit geringen Hebungen und Senfun-gen, in letzteren ist ber Boden feucht, das Grundwasser steht offenbar hoch. Der Boden ist durchaus sandig, balb etwas lehmiger, balb lockerer, teilweife selbst etwas anmoorig; Heideland, bewachsen mit Erica tetralix und Calluna vulgaris, stößt vielfach unmittelbar an.

V o n größter Bedeutung für sichere Pflanzenerziehung ist hier die Sorge für genügende Düngung und Befeuchtung des teilweife ziemlich geringwertigen Bodens.

Z u r Düngung dient nun Straßenkehricht der nahen Großstadt Ham-bürg, das waggonweise zu billigem Preis bezogen werden kann und offen¬ bar ein fehr gutes Düngemittel ift. Bisweilen wird auch mit etwas Ehilifalpeter nachgeholfen.

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Die Pflanzgarten von Heins' Sohne in Halstenbek. 643

Für die nötige Feuchtigkeit aber sorgt ein in der Mitte des Hauptkomplejes erbauter 27 rn hoher Wasserturm, auf welchen ein Motor das erbohrte Grundwasser in ein 14 cbm fassendes Bassin hebt. Durch die Anlagen aber geht ein Nöhrensvstem mit Hvdranten und die Möglich¬ keit gründlicher Durchfeuchtung ist dadurch gegeben, Saaten und Pflan¬ Zungen find von einer etwa eintretenden längeren Trodnis unabhängig gemacht, die Verfchulung felbft mitten im Sommer durchführbar. Es ift dies für den Erfolg jedenfalls von größter Bedeutung!

Die Holzpflanzen, welche erzogen werden, find nun durchaus solche, welche in großen Massen verlangt werden und der Forstkultur dienen — im Gegensatz zn den Solitärpflanzen, wie sie Handelsgartne-reien zur Verwendung sür Gärten, Parks, ZU ziehen pflegen.

J n größtem Maßfiabe werden Fichten — verschult und unverschult — Kiesern und Weymouthskiefern gezogen. Nühmlich bekannt ist die Dualität der einjährigen H ein s'fchen Kiefern nach Stärke und Bewurze-lung; die Schütte ist hier unbekannt! Von sonstigen Nadelhölzern feien genannt Weißtanne und Lärche, von ausländifchen Eoniferen Pseudotsuga Douglasii, Picea sitschensis, Larix leptolepis, Abies baisamea und Nordmanniana, Pinus rigida und pungens.

An Laubhölzern finden sich in größerer Zahl Eiche, Notbuche, Wei߬ buche, Esche, Ahorn, Linde, Not- und Weißerle (diese ist eine in Nord¬ deutschend vielverlangte Holzart); von Ausländern etwa Quercus palu­stris und rubra, Juglans nigra, Fraxinus americana neben anderen. S ie kommen teils als Sämlinge, teils als verschulte Pflanzen und Halb-heifter zum Verkauf; VoHheifter habe ich nicht gesehen.

Überraschend dürste sein, daß alle Holzarten mit Ausnahme der Eiche durch V o l l f a a t e n , nicht wie fönst üblich in Niesen, erzogen werden; nach Herrn Heins Mitteilung wird hierdurch eine größere An¬ Zahl tauglicher Pflanzen erzogen, ergiebt sich weniger unbrauchbarer Aus­schuß, als bei der Niilensaat. D a s Jäten ersolgt sehr zeitig und sorg¬ fältig, das Ausheben der Pflanzen mit starken eisernen Gabeln (Mist¬ gabeln) zur Vermeidung von Wurzelbeschädigungen.

Der Erfolg der Saaten ist säst durchaus ein sehr guter und unvoll¬ ständig bestockte Saatbeete sind selten.

Die Masse der alljährlich — überwiegend im Frühjahr — zur Ab¬ gabe gelangenden Pflanzen ist eine gewaltige, nach Millionen sich be-zisfernde und die prompte Erledigung der vorliegenden Austräge eine nicht geringe Ausgabe. Zur Verpaifung der Pflanzen flehen große, ent¬ sprechend eingerichtete Näume zur Verfügung.

Der Befuch der Halstenbeker Forstgärten kann jedem Forstmann,

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644 Sttterartsche Berichte.

den sein Weg in die Nähe sührt, nur empfohlen werden — ich bin nach eigener Erfahrung überzeugt, daß Herr H e i n s jedem seine wohlgelungenen und wohlgepflegten Anlagen gern zeigen wird.

Eine Frage, die sich hierbei aufdrängt, ist wohl die: wie kommt es, daß nicht auch andernorts, speziell in dem von Halstenbek so weit ent¬ sernten Süddeutfchland, ähnliche Etablissements entstanden sind? Der Be¬ darf an Waldpflanzen pflegt namentlich feitens der Privatwaldbesitjer ein großer zu fein, aber auch Staat und Gemeinden machen nach unfern Erfahrungen von Pflanzenaukauf nicht selten Gebrauch; die weite Ent-sernung Halstenbeks bringt aber mancherlei Nachteile sür Süddeutschland durch Transportkosten, langes Unterwegesein der Pflanzen, wo¬ durch ab und zu doch auch deren Oualität leidet. Der Umstand, daß das Heins'sche Geschäft nicht imstande ist, allen Bestellungen zu genügen, dürste beweisen, daß noch Naum sür ähnliche Unternehmungen befieht, und es wäre gewiß freudig zu begrüßen, wenn auch im Süden unseres Vaterlandes sich ein unternehmender Mann fände, der die Pflanzenzucht in großem Maßstab betreiben würde. Dr . Fürst.

III. gitterarische Berichte. Nr. 59.

S i c ^olgenmgen ber ^obettrefawtrrtgStheorie für bie Erziehung und Umtriebszeit der wichtigsten deutschen Holzarten von Dr . H. M a r t i n , Igt. preuß. Forstmeister. 5. Band, enthaltend: 8. Die Fichte. 9. Sonstige Holz- und Betriebsarten. 10. Die Aufgaben der forft-lichen Statik. Leipzig, Druck und Verlag von L. G . Teubner, 1899. 272 S . Preis 6 M.

Mi t vorliegendem Buch bringt ber Verfaffer ben 5. unb letjten Banb seines im J a h r 1894 begonnenen größern Werkes, burch welche er, wie ber T i te l besagt, beabsichtigt hat, bie einzelnen wichtigern Holz¬ arten des deutschen Waldes —• Notbuche, Weißtanne, Kiefer, Eiche und Fichte — aus ihre Nentabilität hin zu prüfen und zu erforfchen, inwie¬ weit und durch welche A r t der Waldbehandlung ihre Nachzucht mit den Forderungen und Folgerungen der Bodenreinertragslehre in Einklang zu bringen fei.

Wer die Publikationen bes Verfassers, ber mittlerweile bekanntlich als Dozent an die Forstakademie Eberswatde berufen wurde, verfolgt hat, der wird denselben und der Arbeitskraft des Autors seine Anerken¬ nung nicht versagen, zumal jenen Publikationen jederzeit eine Bereisung