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Die Schoorensiedlung Winterthur: gelebte Architekturgeschichte
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Gestaltung/Fotos: Leeger&Partner, FlaachLuftaufnahmen: sky vidsDruck: 150 ExemplareJuni 2016
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Ein mutiger Schritt nach vorn
Die Schoorensiedlung heute: attraktiver
Wohnraum für Familien
Architektonische Vorgaben beim Neubau der
Überbauung Schoorensiedlung
Die Idee der Überbauung «Siegrist»
Das Projekt
Das Farbkonzept
Die Konstruktion / Daten
Grundrisse
Die Geschichte der Stiftung und der
Siedlung «Schooren»
Vermietungsgrundsätze
Inhalt
4 – 6
7
8
9
10 – 11
12
13
14
15 – 21
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Stiftung für Kleinsiedlungen
Stftungsrat:
Walter Baumann, Geschäftsleitung, Präsident
Urs Böni
Martin Duttweiler, Geschäftsleitung, Kassier
Jack Frei
Daniel Kunz
Hans Kunz, Geschäftsleitung, Architekt
Walter Nisple, Geschäftsleitung, Vizepräsident
Hedi Strahm
Christian Weth
Ivo Wiesendanger
Stiftung für KleinsiedlungenPostfach 24238401 Winterthurwww.kleinsiedlungen.ch
Ein mutiger Schritt nach vorn
Bau der neuen Siedlung Schooren
Im Verlauf des Jahres 2007 versuchte die Stiftung in Winterthur oder
in der näheren Umgebung der Stadt, geeignetes Land für den Bau
einer neuen Siedlung zu finden. Es zeigte sich jedoch, dass kein
Land gefunden werden konnte, das vom Verkaufspreis her einen
den Zielsetzungen der Stiftung entsprechenden Mietzins für junge
Familien mit Kindern möglich machen würde. So beschloss der Stif-
tungsrat, eine Neuüberbauung der alten, im Jahr 1938/39 erstellten
Siedlung Schooren zu prüfen. Die alte Siedlung, bestehend aus 18
freistehenden Einfamilienhäusern mit sehr kleinen Zimmern und
grossen, von den Mietern schlecht genutzten Gärten, erfüllte die
gestiegenen Anforderungen an die Wohnqualität kaum mehr. Die
Bauqualität blieb trotz umfangreicher Erneuerungsarbeiten ungenü-
gend. Bei starken Regenfällen drang immer wieder Wasser durch
Aussenmauern und Böden in die Keller ein. Die Vermietbarkeit
gestaltete sich folglich zunehmend schwieriger. Zudem war es auch
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«Unsere Familie ist in der letzten Bauetappe, im Okto-
ber 2015 aus dem Aargau in die Schoorensiedlung
gezogen. Wir sind glücklich, wieder in Winterthur zu
wohnen, in einer kinderfreundlichen Umgebung mit viel
Grünfläche und einem tollen Spielplatz. Natürlich ist
dieser Lebensstil nicht jedermanns Sache. Man muss
offen sein und aufeinander zugehen können. Unseren
Entscheid haben wir keine einzige Minute bereut. Ich
freue mich auf den ersten Sommer in der Siedlung und
darauf, weitere Anwohner kennen zu lernen.»
Daniela Lätsch mit Timo und Noa
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aus siedlungspolitischer Sicht zweckmässig, das mit öffentlichen
Verkehrsmitteln gut erschlossene Gebiet massvoll etwas dichter zu
überbauen. Der Stiftungsrat wollte jedoch keine Mehrfamilienhaus-
siedlung erstellen. Nach dem Stiftungszweck sollte als Ersatz eine
neue, einheitliche Reihen-Einfamilienhaussiedlung realisiert werden,
mit dem ehrgeizigen Ziel, ein 4½-Zimmer Mittelhaus zum monatli-
chen Mietpreis von 1'700 Franken, exkl. Nebenkosten, vermieten
zu können.
Für das Gebiet der alten Siedlung Schooren bestanden Sonderbau-
vorschriften, die auf die bestehende, alte Siedlung zugeschnitten
waren. Sonderbauvorschriften bewirken jedoch keinen Zwang, nach
diesen zu bauen. Es ist zulässig, das Gebiet nach den Vorschriften
der allgemeinen Bau- und Zonenordnung zu überbauen. Davon
wollte die Stiftung Gebrauch machen und ersuchte im Jahr 2008
um einen entsprechenden baurechtlichen Vorentscheid. Im Februar
2009 wurde das Vorentscheidsgesuch von der Baubehörde positiv
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beantwortet. Ein vom Zürcher Heimatschutz eingereichter Rekurs
wurde im Sommer 2009 zurückgezogen. Somit war der Weg frei für
die Ausarbeitung eines Projekts für die Neuüberbauung der Sied-
lung Schooren.
Im Frühjahr 2011 starte die erste Bau-Etappe mit sieben Reihen-
häusern, die im Jahr darauf grösstenteils von Mietern der ehemali-
gen alten Häuser bezogen werden konnten. Im Sommer 2013
folgte die zweite Bau-Etappe mit 10 Häusern und im Herbst 2014
die dritte mit 12 Häusern. Die letzten acht Einheiten konnten im
Herbst 2015 bezogen werden. Damit wurde die Siedlungserneue-
rung erfolgreich abgeschlossen. Insgesamt nutzte etwa die Hälfte
der bisherigen Mieter der alten Häuser die Gelegenheit, in ein
neues Reihenhaus einzuziehen. Andere ehemalige Mieter, die auf
Grund des Alters ihrer Kinder ohnehin bald die Siedlung hätten ver-
lassen müssen, suchten sich anderswo ein neues Zuhause.
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Die Schoorensiedlung heute: attraktiver Wohnraum für Familien Von Hans Kunz, Architekt
Die von Norden nach Süden verlaufende Schoorenstrasse trennt
das 11’053 m2 grosse Grundstück in zwei fast gleich grosse Teile.
Die mittig geführte Strasse diente hauptsächlich der Erschliessung
der Siedlung und prägte schon die Überbauung des Architekten
Hermann Siegrist. Beidseitig der Strassen sind die Einfamilienhäu-
ser präzise in einer Reihe platziert. Die Hauptfassaden sind nach
Süden ausgerichtet, der Zugang erfolgte von Norden her mit
senkrechtem Zugang zur Strasse.
Das Einweihungsfest am 9. Juli 2016, zum Abschluss der
Siedlungserneuerung, wird sicher einer der Höhepunkte in
der Geschichte der Schoorensiedlung werden. Die Bewoh-
ner, insbesondere die grosse Kinderschar, übernehmen
dann das Zepter.
Ich durfte während rund 30 Jahren, als Mitglied des Vor-
stands der Stiftung für Kleinsiedlungen, die Entwicklung der
Überbauung begleiten und mitgestalten. Bei der Amtsüber-
nahme bestand ein grosser Nachholbedarf an Renovations-
und Anpassungsarbeiten. Der Versuch, etappenweise und
auch im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten, die Häuser
instand zu setzen und den zeitgemässen Anforderungen
anzupassen, scheiterte letztlich an den gestiegenen Wün-
schen der Mieter. Nach einer längeren Entscheidungsphase
beschloss der Stiftungsrat zu prüfen, ob die bestehende
Siedlung abgebrochen und durch eine neue Überbauung
Fortsetzung Seite 8
8
In den Jahren 2011 bis 2015 wurden die zwei bestehenden
Grundstücke, entsprechend dem Stiftungszweck, mit 4½- und 5½-
Zimmer-Reiheneinfamilienhäusern, im Erdgeschoss teilweise roll-
stuhlgängig, neu überbaut. Für Autos, Velos und Gerätschaften
entstanden Abstellplätze. Die neue Siedlung sollte in organisatori-
scher und ästhetischer Hinsicht gehobenen Ansprüchen genügen.
Die Baukosten mussten niedrig gehalten werden, um den Miet-
preis von 1‘700 Franken monatlich, exklusive Nebenkosten, für
ein 4½-Zimmer-Mittelhaus zu gewährleisten.
Architektonische Vorgaben beim Neubau der Überbauung Schoorensiedlung
ersetzt werden kann. Ich erhielt den Auftrag die Möglich-
keiten auszuloten und eine Projektstudie zu erstellen.
Das von mir ausgearbeitete Konzept überzeugte den
Stiftungsrat. Ich erhielt deren Vertrauen, gestaltete und
bearbeitete das neue Bauvorhaben bis zur Fertigstellung.
Ich übernahm Verantwortung, wurde ich doch an der
Einzigartigkeit der Siegrist-Siedlung gemessen, sowohl in
architektonischer Hinsicht als auch am eng begrenzten
Kostenrahmen.
Entstanden ist eine kompakte, in sich abgeschlossene Über-
bauung mit gewünschter klarer Verdichtung. Der Wegfall
der grossen Gartenanteile wurde mit Spielplätzen und den
peripher angeordneten Parkierungsanlagen kompensiert.
Die angestrebten Bezugstermine konnten ausnahmslos
eingehalten werden.
Mein Dank gilt dem Stiftungsrat, vor allem den Geschäfts-
leitungskollegen Walter Baumann, Martin Duttweiler und
Walter Nisple für das grosse Vertrauen. Damit verbunden
war eine überaus speditive Erledigung der anstehenden
Geschäfte. Vielen Dank auch an Daniel Kunz, Inhaber des
Architekturbüros Kunz und Partner, für die kompetente
Bauleitung.
Ich wünsche mir, dass sich in der Überbauung Schooren-
strasse ein abwechslungsreiches und nachhaltiges Quar-
tierleben entwickeln kann.
Hans Kunz, Architekt
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Die Idee der Überbauung «Siegrist» wurde teilweise übernommen
Die Strasse als Achse, die Hausreihen beidseitig wie Rippen, erge-
ben eine klare ausgewogene Situierung. Die wichtigen Durchblicke
zur grünen Lunge mit Bach sind gewährleistet. Die nach Süden
orientierten geraden, über dem Erdgeschoss auskragenden Haupt-
fassaden, werden durch die vorgelagerten Geräteräume aus Holz
unterbrochen. Die Nordfassade ist stark gegliedert durch die teil-
weise auskragenden Obergeschosse als Eingangüberdachungen
und den mit Holz verkleideten Geräteräumen.
Situation vorher Situation nachher
Hermann Julius Siegrist (1894–1975), Architekt «gegen
das Establishment»
Hermann Siegrist gelang im Jahr 1932 mit der Siedlung
Leimenegg ein Wurf, der die Provinz schockierte und die
Zürcher Avantgarde begeisterte. Der Winterthurer lehnte
sich mit seiner Architektur des Neuen Bauens gegen das
Establishment der damaligen Architekten auf. Trotz der
beachtlichen Publizität zu Beginn, ist sein Werk nur we-
nigen in Erinnerung geblieben. Seine Bauten sind be-
stimmt von einem mutigen und kompromisslosen
Einstehen für das Neue Bauen.
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Das Projekt
10 Häuserzeilen mit total 37 Häusern, aufgeteilt in 21 Häuser mit
4½ Zimmern und 16 Häuser mit 5½ Zimmern, sind beidseitig der
Schoorenstrasse angeordnet.
An der Peripherie, im Norden und Süden, befinden sich die oberir-
dischen Parkierungsanlagen für Fahrzeuge. Die Schoorenstrasse
wird dadurch vom internen Verkehr befreit. Der als Begegnungs-
zone signalisierte Abschnitt der Schoorenstrasse unterstützt die
sozialen Kontakte in der Siedlung.
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Der Kleinkinder-Spielplatz im Süden und der Spielplatz im Norden
sind hinter den Carports angeordnet.
«Wir sind im Oktober 2015 mit unseren zwei Kindern
aus Seen in die Schoorensiedlung gezogen. Durch ein
befreundetes Elternpaar wurden wir aufmerksam ge-
macht. Schon eine Woche nach unserer Bewerbung er-
hielten wir den freudigen Bescheid. Ich wuchs mit vier
Geschwistern auf und freue mich für unseren Sohn und
unsere Tochter, in einer kinderfreundlichen Siedlung mit
so vielen Kids heranwachsen zu dürfen. Mit meinem
durchschnittlichen Einkommen könnten wir uns an-
derswo kein so tolles Zuhause leisten. Die Wohnqualität
im Grünen mit Nähe zur Stadt ist einfach genial. Wir
sind der Stiftung dankbar dafür.»
Timo Bernzott
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Das Farbkonzept
Die verputzten Fassaden sind in drei Farbtönen gehalten. Für Ein-
gangstüren, Fugen bei Geräteräumen und für Beschriftungen wurden
vier Farbtöne definiert.
«Seit 2014 gehören wir zur Gemeinschaft der Schooren-
siedlung. Wir leben sehr gerne hier. Davor bewohnte
unsere Familie eine 3½-Zimmer-Blockwohnung im
1. Stock. Da gab es keine anderen Kinder. Der Wechsel in
die Siedlung war ein grosser Kontrast. Hier sind nur
Familien mit Kindern. Das hat unseren Lebensstil sehr
vereinfacht. Die Hilfe, die wir uns untereinander zukom-
men lassen, ist einfach grandios. Man kann beruhigt die
Kinder draussen spielen lassen und muss in der Wohn-
strasse keine Angst wegen des Verkehrs haben. Da
immer eine Mutter oder ein Vater aus der Nachbarschaft
da ist, kann ich auch einmal ohne die Kinder einkaufen
gehen. Wenn man sich für eine solche Wohnlösung ent-
scheidet, muss man sich bewusst sein, dass es wie in
einem Block ist. Mit dem Unterschied, dass bei uns die
Wohnungen nicht übereinander, sondern nebeneinander
liegen. Wir finden es ganz toll hier.»
Gabriela Hutter mit Nina
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Flächen:
Landfläche total:
Nettoflächen, inkl. Keller:
4½-Zimmer-Haus:
5½-Zimmer-Mittelhaus:
5½-Zimmer-Eckhaus:
m3-Inhalt SIA:
m3-Preis über alles, inkl. Carports: CHF
Monatliche Mietzinse, exkl. Nebenkosten:
4½-Zimmer-Mittelhaus:
4½-Zimmer-Eckhaus:
5½-Zimmer-Mittelhaus:
5½-Zimmer-Eckhaus:
Die Konstruktion / Daten
350’000.––
11’950’000.––
1’100’000.––
400’000.––
13’800’000.––
Anlagekosten ohne Land:
Vorarbeiten / Abbrüche:
Gebäude:
Umgebung:
Nebenkosten:
Total:
Eckdaten:
Massiv-Bauweise, Beton und Backstein mit verputzter Aussenwärme-
dämmung, begrüntes Flachdach.
Heizung: Luft-/Wasser-Wärmepumpe pro Hausreihe.
11’053 m2
136.4 m2
174.5 m2
171.7 m2
25’095 m3
476.20
CHF 1‘700.––
CHF 1’750.––
CHF 1’950.––
CHF 2’000.––
CHF
CHF
CHF
CHF
CHF
Grundrisse
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Eckhaus 5½-ZimmerObergeschoss
Erdgeschoss
Mittelhaus 5½-ZimmerObergeschoss
Erdgeschoss
Eck-/Mittelhaus 4½-ZimmerObergeschoss
Erdgeschoss
M: 1:200
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Die Geschichte der Stiftung und der Siedlung «Schooren»Von Walter Baumann, Präsident des Stiftungsrats
Im Jahr 1935 wurde auf Initiative des damaligen Stadtpräsidenten
Dr. Hans Widmer der Verein «Hülfe für ältere Arbeitsfähige» gegrün-
det. Ziel und Aufgabe des Vereins war es, älteren Arbeitslosen zu
einer Arbeit zu verhelfen. Zu diesem Zweck führte der Verein in der
erstandenen Liegenschaft Obergasse 5 bis ins Jahr 1966 eine Schrei-
nerei. Danach war die Schreinerei bis 1974 an einen Schreiner und
später, bis zum Totalumbau der Liegenschaft, an einen Buchbinder
vermietet. Die Obergeschosse wurden als Wohnräume vermietet.
Im Mai 1938 gründete der Verein «Hülfe für ältere Arbeitsfähige»
die Stiftung für Kleinsiedelungen. Der Stiftungsrat wurde damals –
und bis zur Auflösung des Vereins per 31. Dezember 2007 – vom
Vorstand des Vereins gebildet. Die Stadt verkaufte der Stiftung das
für die Siedlung im Schooren erforderliche Land (18'790 m2).
Zudem verpachtete sie der Stiftung östlich des Rietbachs für die
Dauer von 25 Jahren Land, so dass jedem der 18 geplanten Häuser
eine zusätzliche, der Selbstversorgung dienende Fläche für Pflan-
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zungen und Tierhaltung von rund 1'500 m2 zugeteilt werden
konnte.
Nach einem unter Winterthurer Architekten durchgeführten Wettbe-
werb erhielt der bekannte Architekt Hermann Siegrist den Bauauftrag
für die Siedlung. Im November 1938 begannen die Bauarbeiten und
bereits am 1. Juli 1939 waren alle 18 Häuser bezugsbereit. Jedes
Haus wurde im Durchschnitt von zwei Erwachsenen und drei Kindern
bewohnt. Mit dem ursprünglichen Mietzins von jährlich 720 Franken
und den weitgehend der Selbstversorgung dienenden, grossen
Pflanz- und Tierhaltungsflächen konnte in Zeiten grosser Arbeitslosig-
keit ein wichtiger Beitrag zur Unterstützung kinderreicher Familien
geleistet werden.
Die Gesamtkosten der Siedlung, inklusive Landerwerb und Erschlies-
sungskosten, betrugen damals rund 365'000 Franken. Diese wurden
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mit 100'000 Franken aus Subventionen des Bundes, des Kantons
und der Stadt, einem Betrag des Vereins «Hülfe für ältere Arbeitsfä-
hige» von 72'000 Franken aus den ARBA-Lotterie-Geldern und der
Rest mit Hypotheken der ZKB und der «Hülfe» finanziert. Dem
Vereinsziel entsprechend brachte der Siedlungsbau rund 175 älteren
Arbeitslosen während insgesamt rund 4500 Arbeitstagen Beschäfti-
gung und Verdienst.
In den ersten rund 30 Jahren nach dem Bau blieb die Siedlung im
Wesentlichen unverändert. Im Jahre 1967 erfolgte der Anschluss aller
WCs an die Kanalisation und 1971 der Einbau von Gasheizungen. Ab
1990 wurden die Häuser allmählich erneuert (Badezimmer, Küchen,
Elektroinstallationen, Heizung, Böden, Schopfausbauten zu Wohnräu-
men) und 1999 mit einer Aussenisolation versehen.
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Siedlung Hölzliweg
Im Jahre 1980 wurde im Stiftungsrat erstmals der Bau einer weite-
ren Siedlung zur Diskussion gestellt. Zwei Jahre später lag das Pro-
jekt für den Bau der Siedlung Hölzliweg in Winterthur-Seen mit
neun Wohneinheiten vor. Die Stiftung erwarb das hierfür erforderli-
che Land in Form eines Baurechts von der Stadt. Im Oktober 1982
wurde mit dem Bau der Siedlung Hölzliweg begonnen. Im Sommer
1983 konnte die Siedlung, bestehend aus fünf bzw. vier zusammen-
gebauten Reihen-Einfamilienhäusern, bezogen werden.
Ideen zum Bau weiterer Siedlungen
Der Stiftungsrat wollte mehrmals den Bau weiterer Siedlungen in
Angriff nehmen. Kurz nach dem Bau der Siedlung Hölzliweg war der
Bau einer Siedlung beim Stockemerhölzli in Seen geplant. Das Vor-
19
haben scheiterte an der Schlittelhanginitiative, die im Jahr 1985 zu
einer Freihaltezone im Bereich des Stockemerhölzlis führte.
Im Jahre 1990 scheiterte ein Anlauf, im Dättnau eine neue Siedlung
zu erstellen. Die Pläne der Stadt, zusammen mit der Stiftung Ge-
meinnützige Wohnbaugenossenschaft eine Mehrfamilienhaussiedlung
zu bauen, entsprachen nicht dem Stiftungszweck, den Bau von Klein-
siedlungen zu fördern.
1997 wollte die Stiftung an der Hohlgasse in der Kernzone Oberwin-
terthur eine Siedlung planen. Diese Idee scheiterte insbesondere an
den zu hohen Anforderungen der Stadt (Forderung nach einem Wett-
bewerb, hohe gestalterische Anforderungen an die Einordnung in die
Kernzone) sowie am Risiko bezüglich archäologischer Funde. Die Er-
richtung einer dem Stiftungszweck entsprechenden, kostengünstigen
Siedlung war unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht mehr
möglich.
«Wir leben seit zwei Jahren in der Schoorensiedlung. Ich
kannte das Konzept, weil eine Freundin seit längerem hier
wohnte. Es war unser Traum, eines dieser hübschen Häu-
ser zu beziehen. Wir haben uns schon früh dafür bewor-
ben. Jetzt würden wir unser Heim um nichts mehr
hergeben. Vor allem für die Kinder ist es wunderbar, hier
aufwachsen zu dürfen. Und uns Eltern bringt die Nachbar-
schaftshilfe, die hier praktiziert wird, viele Vorteile. Alle
haben Kinder und sind in der gleichen Lebenssituation.
Kinderlärm stört hier keinen, man ist tolerant. Das Multi-
kulti und Miteinander ist eine grosse Bereicherung!»
Vivienne Jankovic
Liegenschaft Obergasse 5
In der dem Verein gehörenden Liegenschaft Obergasse 5 wurde bis
1966 eine Schreinerei, die in den 1930er-Jahren zum Zweck der
Arbeitsbeschaffung für ältere Arbeitslose errichtet wurde, betrieben.
Anschliessend wurden der Betrieb und die Wohnräume im Oberge-
schoss bis zum Totalumbau vermietet. Nachdem der Zustand der
Liegenschaft sich zunehmend verschlechterte, wurde 1985 ein Total -
umbau projektiert. Die Baubewilligung erfolgte im Sommer 1986,
doch noch vor Beginn der Bauarbeiten im Jahr 1987 beschloss der
Verein, sich aufzulösen und die Liegenschaft an die Stiftung zu
übertragen, da der Zweck des Vereins nicht mehr gegeben war. Aus
steuerlichen Gründen wurde jedoch dieser Schritt nicht vollzogen.
So wurde der Umbau durch den Verein in Angriff genommen.
Der Umbau verlief sehr schleppend und die Liegenschaft konnte
erst im Jahr 1990 wieder vermietet werden. Inzwischen kletterte
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der Zinssatz für den Baukredit von 4¾% bei Baubeginn auf die
Rekordmarke von 8%.
Auflösung des Vereins «Hülfe für ältere Arbeitsfähige»
Im Jahr 2006 wurde über die Auflösung des Vereins und den Ver-
kauf der Liegenschaft Obergasse 5 diskutiert. Mit dem Erlös aus
dem Verkauf sollte die Stiftung das notwendige Startkapital erhal-
ten, um eine dem Stiftungszweck entsprechende neue Siedlung
erstellen zu können. Im Verlauf des Jahres 2007 wurde die Liegen-
schaft in Stockwerkeigentum aufgeteilt und – mit Ausnahme des
Ladens im Erdgeschoss – weitgehend an die bisherigen Mieter ver-
kauft. Da der Mieter des Ladens diesen nicht erwerben wollte, er-
folgte die Eigentumsübertragung an die Stiftung. Der Verein wurde
per 31. Dezember 2007 aufgelöst und das verbleibende Vermögen
des Vereins auf die Stiftung übertragen.
«Ich wohne «da hinten». Mir gefällt es super hier,
wegen dem Spielplatz und wegen Timo, der mein bester
Freund ist.»
Leon
Die Vermietungsgrundsätze der Stiftung
Die Häuser der Stiftung werden nur an Familien mit mindestens
zwei Kindern (die 5½-Zimmer-Häuser in der Regel nur an Familien
mit mindestens drei Kindern) vermietet. Spätestens wenn das
jüngste, noch zu Hause lebende Kind 21 Jahre alt ist, müssen diese
Familien das Haus für eine jüngere Familie frei geben. Zurzeit woh-
nen 74 Erwachsene mit insgesamt 88 Kindern mit einem Durch-
schnittsalter von etwa acht Jahren in der Siedlung Schooren.
Weitere Informationen unter: www.kleinsiedlungen.ch
22
Was gefällt Dir am besten an Deinem Hundeleben in
der Schoorensiedlung?
«Die Mietzen!»
Englische Bulldogge, Name und Besitzer unbekannt.
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«Zwar entwerfen wir unsere Häuser, aber später prägen sie uns.» Sir Winston Churchill