Die Steuerlawine. (Finanzwissenschaftliche Forschungsarbeiten Neue Folge, Heft 1) by E.Klösges; G. SchmöldersReview by: Antonio MontanerFinanzArchiv / Public Finance Analysis, New Series, Bd. 15, H. 1 (1954/55), pp. 199-200Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KGStable URL: http://www.jstor.org/stable/40908957 .

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Besprechungen 199

bung in der privaten Sphäre sowohl aus dem sozialen wie auch aus dem gesamt- wirtschaftlichen Gesichtspunkte überflüssig erscheint, als Chance nicht entbehrlich ist. Konzipiert man den „Betrieb" als eine selbständige Wesenheit, so verwandelt sich der „Gewinn", auch der ausgeschüttete, letzten Endes in „Kosten", und hier liegen alsdann Voraussetzungen für die Möglichkeit jener Fortwälzungserschei- nungen bei den „direkten" Steuern, worüber in dieser Zeitschrift Schmölders, Fohl, Stucken, Colm, Neisser so dankenswert zu Worte gekommen sind.

Hero Moeller

Ursula Hicks : Steuerpolitik im Wohlfahrtsstaat. Die Erfahrungen Großbri- tanniens. Mit einem Geleitwort von G. Schmölders (Finanz wissenschaft- liche Forschungsarbeiten, herausgegeben von G. Schmölders, Neue Folge, Heft 3). Berlin 1953. Duncker & Humblot. 42 Seiten.

Die Broschüre umfaßt zwei Vorträge, die Frau Hicks auf Einladung der Kölner Universität im Sommer 1953 über „Die Steuerpolitik Großbritanniens seit dem Kriege" und „Die Einkommensumschichtung durch die öffentliche Hand" gehalten hat. Im ersten Teil behandelt die Verfasserin die Ausrichtung der englischen Steuer- politik auf kompensatorisch-antizyklische und redistributive Aufgaben, den Aufbau des Steuersystems, die Zunahme der Steuerlast im ganzen, die deutliche Gewichts- verlagerung von den Verbrauchs- und Aufwandsteuern zu den Einkommen- und Vermögensteuern und die charakteristischen Züge dieser beiden großen Steuer- gruppen. Der zweite Teil beschäftigt sich mit der Steuerprogression und zeigt die finanzpolitischen Aufgaben und das effektive Ausmaß des Umschichtungsprozesses, insbesondere die Methoden der statistischen Erfassung sowie den Umfang der Ein- kommensumschichtung durch die öffentliche Hand. Die Schrift, die der Heraus- geber aus dem Englischen übersetzte, bietet auf knappem Raum eine Reihe be- merkenswerter Aufschlüsse und kritischer Feststellungen zur gesamtwirtschaftli- chen Nachkriegssituation Großbritanniens und wird dem Kölner Finanzwissen- schaftlichen Forschungsinstitut für seine angekündigte Vergleichsuntersuchung über die Redistributivwirkung der Finanzwirtschaft des Bundes, der Länder und Ge- meinden namentlich in methodischer Hinsicht wertvolle Hinweise geben können.

Antonio Montaner

E. Klösges: Die Steuerlawine. Mit einem Geleitwort von G. Schmölders (Finanz wissenschaftliche Forschungsarbeiten, herausgegeben von G. Schmölders, Neue Folge, Heft 1). Berlin 1953. Duncker & Humblot. 88 Seiten.

Die vorliegende Untersuchung behandelt die Einwirkungen der Unterneh- mungsbesteuerung auf die Preise, speziell den Anteil der Körperschaft-, Einkom- men-, Gewerbe-, Grund- und Umsatzsteuer sowie des Notopfers Berlin an den Pro- duktenpreisen und die preiserhöhenden Einflüsse der Steuerpolitik auf die Kosten- struktur und das Marktverhalten der Anbieter. Wenn auch die Zahlenunterlagen und praktischen Beispiele ausschließlich die Textilindustrie (und zwar die Stufe Weberei) betreffen, so darf den Ergebnissen grundsätzliche und angesichts der Steuerangleichungsprobleme im Rahmen der Montanunion höchst aktuelle Bedeu- tung beigemessen werden.

Um über bloße räum- und zeitgebundene Aussagen hinauszugelangen, wendet Klösges methodisch im Anschluß an H. Recktenwald (Methodologische Probleme der Steuerinzidenztheorie, Public Finance, Vol. VI, No. 3, Paris 1951) eine Kombination

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200 Besprechungen

von Deduktion und Induktion an. Über den Mangel objektiver Beurteilungsgrund- lagen soll die Einführung eines zwar subjektiven, aber doch ausreichend realisti- schen psychologischen Maßstabs hinweghelfen, wie dieser kürzlich von Schmölders (Finanzpsychologie, Finanzarchiv N. F. 13, Heft 1) entwickelt worden ist.

Die Studie geht aus von den möglichen und tatsächlichen Wirkungen der Steuern auf die Preisbildung und befaßt sich des näheren mit den Bestimmungs- faktoren der steuerlichen Preisbeeinflussung (Überwälzungsverbote, Steuerkalku- lation, Erhebungstechnik, Steuersatz und Bemessungsgrundlage). Theoretisch be- sonders reizvoll sind die Bemerkungen zur Steuerdifferenzierung (S. 45 ff.), zur Ku- mulativwirkung der Umsatzsteuer (S. 55 ff.) und zur Frage der Scheingewinne (S. 68 ff.). Im Ergebnis zeigt sich, daß die Erörterung der Beziehungen zwischen Steuer- wirtschaft und -politik einerseits und namentlich Geldmengen- und -wertverhält- nissen sowie Produktivität andererseits interessante und weitreichende Probleme aufdeckt und noch fruchtbares theoretisches Neuland erschließen kann.

Antonio Montaner

H . Beckendorff : Ausgleich der Familienlasten? Finanzwirtschaftliche Pro- bleme einer Kinderbeihilfe. Mit einem Geleitwort von G. Schmölders (Finanzwissenschaftliche Forschungsarbeiten, herausgegeben von G. Schmölders, Neue Folge, Heft 2). Berlin 1953. Duncker & Humblot. 109 Seiten. Ein Ausgleich der Familienlasten betrifft, prinzipiell gesehen, wohl nicht nur

die Ausgabenseite des öffentlichen Haushalts, wie der Herausgeber im Geleitwort S. 5 meint; Beckendorff selber legt S. 55 ff. dar, daß bereits die Aufbringung der Beträge redistributiv wirkt. Er schildert einleitend historisch die deutschen und ausländischen Lösungsansätze und Vorschläge zum Problem der Kinderbeihilfen und behandelt alsdann das Leistungs- und das Bedarfsprinzip sowie Kompromißlösungen in der Entlohnung als „Vorentscheidung" für Kinderbeihilfen. Die Prüfung der finanziellen Anforderungen und volkswirtschaftlichen Auswirkungen derartiger so- zialpolitischer Einrichtungen bildet das Kernstück der Schrift, während abschlie- ßend das Für und Wider abgewogen und dabei festgestellt wird, daß eine wirt- schaftlich-rationale Begründung für die Notwendigkeit eines Familienlastenaus- gleichs nicht geliefert werden kann (S. 94). Auch was die psychische Komponente und die Gesichtspunkte sozialer Befriedung betrifft, kommt der Verfasser im we- sentlichen zu skeptischen Urteilen und empfiehlt, durch Wiederbelebung der Eigen- initiative den „Rückweg zu einer Zukunftsvorsorge aus eigener Kraft" zu erschlie- ßen (S. 104). Vom Standpunkt der sozialen Marktwirtschaft mag dieser Gedanke „systemgerecht" sein, aber man darf auch nicht übersehen, daß uns eine ganze Reihe einzel- und gesamtwirtschaftlicher und außerwirtschaftlicher „Daten" daran hindert, ganz unseres Glückes Schmied zu sein. Andererseits muß Beckendorff bei- gestimmt werden, daß die Maxime gleicher Lebenshaltung leicht in eine fortschrei- tende Einkommens- und Verbrauchsnivellierung hineinführt, die die Familienge- meinschaft nur noch als Rationalisierungsobjekt behandelt.

Antonio Montaner

Alfred Dehlinger : Württembergs Staatswesen in seiner geschichtlichen Ent- wicklung bis heute. 2 Bände. Stuttgart, 0. J. Kohlhammer. XXXIV und 1120 Seiten. Der hochbetagte, frühere württembergische Finanzminister (1924-1942) Dr.

h. c. Alfred Dehlinger hat die verdienstvolle Arbeit übernommen, eine Beschreibung von „Württembergs Staatswesen" in seiner geschichtlichen Entwicklung bis heute (W. Kohlhammer, Stuttgart) zu geben, die am 15. Januar 1953 abgeschlossen wurde

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