35

Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg
Page 2: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

Die Stunde, in der Europa erwachte

Page 3: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

Kurt Oesterle wurde 1955 in Oberrot/Nordwürttemberg geboren,studierte Literaturwissenschaft, Geschichte und Philosophie.

Monographien und Essays über Wolfgang Koeppen und Peter Weiss,über Schiller, Heine, Hebel, Hauff und Uhland. Ausgezeichnet u.a.mit dem Theodor-Wolff-Preis und dem Berthold-Auerbach-Preis.

Bei Klöpfer & Meyer erschienen mit großem Erfolg, in mehreren Auf‐lagen, u.a.: „Der Fernsehgast oder Wie ich lernte, die Welt zu sehen.Roman“ (2002), „Stammheim. Die Geschichte des VollzugsbeamtenHorst Bubeck“ (2003), „Der Wunschbruder. Roman“ (2014), „Marthaund ihre Söhne. Roman“ (2016) sowie zuletzt seine Essays „DieErbschaft der Gewalt. Über nahe und ferne Folgen des Kriegs“ (2018).

www.kurt-oesterle.de

Page 4: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

  Kurt Oesterle

Die Stunde, in der Europaerwachte

Roman

Page 5: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg
Page 6: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

9

34

44

74

95

111

135

156

175

193

199

Inhalt

Minot oder Zur Heldin der Ruinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Das Ehepaar Max und Magda Krüger . . . . . . . . . . . . . . . . .

Elsie Norton und ihr Mann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Franz, Kriegsgefangener Nummer 2341 . . . . . . . . . . . . . .

Gorm der Hund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Ankunft im wüsten Land . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Leichenhandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Franz nimmt von sich selber Abschied . . . . . . . . . . . . . . . .

Reisevorbereitungen für einen Toten . . . . . . . . . . . . . . . . .

Elsie sieht und hört den Krieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Heimatabend im Niemandsland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

5

Page 7: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

212

226

233

249

259

Im singenden Trichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Ein Mensch wird gerettet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Ein Hund kehrt heim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Epilog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Anmerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

6

Page 8: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

        

Die Menschenseele war zu tief gesunkenfür Mitgefühl.

Isaac Rosenberg

Page 9: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg
Page 10: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

Minot oder Zur Heldin der Ruinen

Das erste Gebäude auf dem ehemaligen Schlachtfeldwar ein roh gezimmertes, schlichtes Holzhaus, das vorallem als Trink- und Aufwärmstube diente und denNamen À l’héroine des ruines - Zur Heldin der Ruinen -trug. Die wenigen Gäste, die darin verkehrten, warenKupfersucher oder Knochensammler, die sich, jeder aufseine Weise, bei der Räumung des Schlachtfelds nütz‐lich machten und nicht schlecht daran verdienten. Oderes kamen, besonders an den Abenden, ein paar von denSiedlern ins Haus, die seit Beginn der wärmeren Jah‐reszeit versuchten, in diesem verwüsteten Landstrichwieder heimisch zu werden. Bisweilen schauten auchSoldaten aus den Sprengtrupps, die Äcker und Wiesenvon Blindgängern befreiten, in der Heldin vorbei, umnach getaner Arbeit zwei, drei Schnäpse zu kippen. Undsogar einer der deutschen Kriegsgefangenen aus demLager ganz in der Nähe drückte sich immer öfter undvon Mal zu Mal weniger verlegen durch die schmaleTür in den verqualmten Gastraum. Es war der Gefan‐gene mit der Nummer 2341 auf Brust und Rücken, dereigentlich Franz hieß, den aber noch nie jemand nachseinem Namen gefragt hatte. Man sah ihn nicht unbe‐dingt gern, diesen ehemaligen Feind, duldete ihn aber,zumal er hin und wieder zahlende Kundschaft mit‐

9

Page 11: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

brachte, Landsleute aus Deutschland, die in der Regelschwarz gekleidet waren und offenbar einen der neuenSoldatenfriedhöfe in der Umgebung besuchten.

Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites,so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐land zwischen Krieg und Frieden.

Obwohl der Krieg seit Monaten zu Ende war, forderteer immer noch Opfer. So, höchstwahrscheinlich, auchdas Leben von Madame Berthe, jener Vierzigjährigen,die die Heldin gegründet und mit eigenen Händen er‐richtet hatte. Allein die Bretter und Balken auf den zer‐schossenen Straßen mit einem einspännigen Pferde‐fuhrwerk kilometerweit heranzuschaffen, war eineSchinderei ohnegleichen gewesen. Madame Berthehatte sich als erste Frau seit Jahren in der Kriegswildnisam Chemin des Dames niedergelassen, jenem durch dreiblutige Schlachten mittlerweile in ganz Europa be‐rühmt gewordenen Damenweg, der von einem liebe‐vollen König einst als Lustpromenade für seine Prin‐zessinnen erbaut worden war, in Zeiten, denen dieIdylle als höchstes Kunstideal gegolten hatte. Weshalbdiese Geschäftsfrau, wie sie sich nannte, ausgerechnethierher gekommen war, wußte niemand. Danach ge‐fragt, hatte sie selbst einmal geantwortet:

„Weil ich zum Aufbauen geboren bin!“Mehrmals in der Woche war die Patronin der kleinen

Ausschankhütte hinausgegangen, um zu schauen, obsie in ihren Hasenschlingen und Vogelfallen etwas ge‐fangen hatte. Sie war eine leidenschaftliche oder gareingefleischte Jägerin gewesen, auch mit dem Gewehr,und hatte außerdem den Ehrgeiz besessen, ihren Gästen

10

Page 12: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

so oft wie möglich einen Braten oder ein Ragout vor‐zusetzen, was ihr jedoch nur selten gelungen war, weiles in diesem Land seit dem Krieg nur wenig jagdbaresWild gab. Von einem Gang im Mai war sie nicht zu‐rückgekehrt. Einige ihrer Gäste hatten daraufhin aus‐giebig nach ihr gesucht, doch vergebens.

Fast täglich hörte man von nah und fern Explosionen.Manche wurden gezielt von den Sprengtrupps ausge‐löst, manche aber auch von Tieren oder unachtsamenMenschen, die einer der überall noch herumliegenden,im Gelände mitunter kaum erkennbaren Granaten oderMinen zu nahe gekommen waren. Auch die großen,teils abgrundtiefen, mit Wasser, Schlamm und Kriegs‐müll aller Art gefüllten Sprengtrichter konnten zu ge‐fährlichen Fallen werden, noch gefährlicher, als sie essonst schon waren, und zwar bei Regen, wenn ihreWände ins Rutschen kamen oder einstürzten. Dannverschwand von Zeit zu Zeit ein Knochensammler oderKupfersucher in einem dieser Trichter, Krater undStollen, oftmals auf Nimmerwiedersehen. Wer vermißtwurde, kehrte selten lebendig zurück, genau wie imKrieg. Doch beinahe jeden Tag spie das Land von allden Toten auch wieder welche aus, Kriegs- und Nach‐kriegstote gleichermaßen. Warum also sollte MadameBerthe nicht irgendwann ebenfalls wieder zum Vor‐schein kommen?

Als der Sommer seinen Höhepunkt erreicht hatte,tauchte Minot auf, ein sechzehnjähriger Junge, der aufeinem der Einödhöfe dieser Gegend geboren und großgeworden war. Viereinhalb Jahre zuvor, nach denersten Kämpfen am Chemin des Dames, hatte man

11

Page 13: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

Minot und seine Familie zusammen mit anderen Zivi‐listen von Haus und Hof vertrieben. Deutsche Soldatenwaren dort eingezogen, ohne zu fragen, ohne sich zuentschuldigen, hatten mannshohe Gräben ausgehobenin Gärten und Feldern, sich verschanzt in Scheunen undStällen. Mit einigen Habseligkeiten, darunter ihreZiege, waren er, seine Mutter sowie seine zwei jüngerenSchwestern abgerückt. Ihre beiden Kühe, das Schweinund sämtliche Hühner hatten sie dalassen müssen,ebenso ihren Heu- wie auch ihren Handwagen. Diekleinen Mädchen waren beim Marsch ins Hinterlandabwechselnd auf der wackligen Gepäckkarre mitge‐fahren, die Minot an einem Strick mühsam vorwärtsgezogen und die er und seine Mutter tags zuvor aus dreiunterschiedlich großen Rädern und einigen Bohlen‐resten zusammengestückelt hatten. Beim Abschied warer traurig gewesen, hatte aber nicht geweint. Dabei warihm rasch aufgegangen, daß es half, sich nicht umzu‐drehen.

Ein unterdrückter Schmerz, der jetzt, Jahre später,über ihn kam, als er seine Landschaft erblickte, die zer‐trommelte Erde, die verstümmelten Wälder. Minot warfseinen Rucksack von sich und heulte vor Wut und Ent‐setzen. Er drehte sich mehrmals im Kreis, unsicher, wogenau er sich befand. Vermutlich war es die Stelle, ander Choléra sich erhoben hatte, jener stattliche Bau‐ernhof, von dem nur ein riesiger grauweißer Fleckübriggeblieben war, auf dem hier und da ein HaufenSchutt sich türmte. Nicht einmal grobe Trümmerstückeschien der Krieg an diesem Ort hinterlassen zu haben,gar zu oft war er darüber hingegangen. Zerschmetterte

12

Page 14: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

Geschütze und ausgebrannte Tanks, aber auch leichteund schwere Maschinengewehre lagen wie ausgestreutim Kreis, inmitten von struppigem, strähnigem Gras,das von bräunlichem Gelb war und im Wind knisterte,als würde es brennen. Nur wenige Pflanzen konnten imFrühjahr hier geblüht haben, es gab so gut wie keinGrün ringsherum, auch kein verblaßtes, und einzig vomRand eines Trichters leuchtete ein rotes und ein blauesPünktchen zu ihm herüber, vielleicht die Blüten einerMohn- und einer Kornblume, vielleicht aber auch eineTäuschung. Die Natur bot keinerlei Trost, wer welchenbrauchte, mußte woanders nach ihm suchen.

Staubige Pisten führten in mehrere Richtungen. Obdas die Straßen von früher waren? Falls ja, mußte dortdrüben Pontavert liegen und rechts daneben Craon‐nelle und Craonne, vorausgesetzt, der Höhenzug da‐hinter war das Plateau de Californie, ihr ehemaligerAusflugsberg, der sich aber selbst nicht ähnelte, weil erausschaute wie ein verschneiter und vereister Berg imWinter, der von jenseits aller Wirklichkeit seinen Be‐trachter anblitzte im grellen Sonnenlicht, bis der esnicht mehr aushielt und die Augen abwandte, weil sieihm wehtaten.

Wo immer er hinsah, Minot erkannte das Land seinerHerkunft nicht mehr, und zwar vor allem mit dem in‐neren Auge und in jener Vertrautheit, die ihn seit seinerKindheit begleitete. Allein die Ortsnamen! Wenn er nuran sie dachte, kamen ihm die Tränen: Berry-au-Bacetwa, sein Schulort, oder Sapigneul, wohin er mitseinem Vater einst gegangen war, um ihre Ziege deckenzu lassen. „Geh da nicht hin, Junge!“, hatte ein Wan‐

13

Page 15: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

derer im Soldatenmantel ihm unterwegs zugerufen,„alles ist dort zu Klump gehauen, die Dörfer, die Höfe,selbst die Hundehütten sind unbewohnbar. Kehr um!“Doch er war weitergegangen, und sogar immerschneller, hatte weder hören noch sehen wollen, son‐dern ein Lied gepfiffen und hinunter gestarrt auf seinenSchatten. Dennoch war ihm auf seiner Fußreise ausSüden die wachsende Zahl der Ruinendörfer rechts undlinks nicht verborgen geblieben, auch wenn er sie mehrahnte als wahrnahm. Sowenig wie er die teils fertigen,teils unfertigen Soldatenfriedhöfe ignorieren konnte,die sich ungeheuerlich gegen den Horizont dehnten.Minot floh auch vor ihnen, ohne zu begreifen, daß erSchritt für Schritt tiefer hineingeriet in die große To‐desbrache, und erst am Ende seines Wegs, erst nach derAnkunft in seiner engeren Heimat faßte das Grauen ihnan und schüttelte ihn durch.

Kann denn Friede sein an einem Ort, wo es aussiehtwie hier?, fragte er sich und wußte keine Antwort. Ergriff nach seinem Rucksack und machte sich auf denWeg zu seinem eigentlichen Ziel, dem Haus seiner El‐tern, ihrem Hof und Garten, und fürchtete sich doch,all das wiederzusehen. Aber Minot hatte es seinerMutter versprochen, ebenso seinen beiden Schwestern,die von der Mutter ihre Friedenskinder genanntwurden, während sie ihn, ihren einzigen Sohn, dasKriegskind nannte. Er hatte diese Benennung ohneSchrecken in sich aufgenommen und nicht mehr preis‐gegeben. Er folgte ihr wie einem Wegweiser und warjetzt hier, um seine Heimat dem Krieg zu entreißen undwieder in Besitz zu nehmen, sie zu retten, zu heilen, zu

14

Page 16: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

pflegen, so wie er es sich in den vergangenen Jahren,zumal seit dem Tod seines Vaters, ausgemalt hatte. Mitdem Gedanken, ein heilendes Kind zu sein, ja, sein zumüssen in einer Welt wie dieser, beschäftigte Minot sichschon länger. Seine Großmutter hatte ihn darauf ge‐bracht, weil es ihm in früheren Jahren öfter gelungenwar, ein krankes Tier wieder gesund zu machen, mitviel Geduld und Sanftmut. Seither wollte er Tierarztwerden, ein Wunsch, der inzwischen jedoch zurückge‐stellt war, weil es ihm nötig erschien, auf Bildung zuverzichten, solange bis daheim alles wieder gut war,denn so lautete seine Herzensformel. Ja, wenn er einKriegskind war und Heilkräfte besaß, dann mußte ersie an seiner leidenden Heimat erproben. Und derzeitwaren Sommerferien. Sonst hätte seine Mutter ihn ver‐mutlich auch gar nicht reisen lassen. Ob er am Ende derFerien zu ihr zurück wollte, wußte Minot noch nicht.

Jetzt hielt er inne und lauschte. Ihm war aufgefallen,daß weit und breit kein Vogel sich hören oder sehenließ. Im Weitergehen schaute er suchend um sich. Waswar aus den Vögeln geworden, als jäh die Schlacht be‐gonnen hatte: in ihren Nestern verbrannt, im Flug ver‐glüht, in Druckwellen zerquetscht? Auch die anderenTiere, kein Element hatte ihnen wohl noch Schutz ge‐boten: Fische und Frösche, bei Explosionen lebendigoder tot aus dem Wasser geschleudert, Mäuse oder Ka‐ninchen, kein Gang, keine Höhle tief genug, um demGas zu entrinnen. Selbst die Ameisen waren vermutlicherst knapp vor dem Erdmittelpunkt wieder in Sicher‐heit gewesen! Ebenso die Würmer, die Schlangen, dieLurche. Und alles, was der Krieg nicht sofort umge‐

15

Page 17: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

bracht hatte, war panisch aus der Kampfzone geflohen.Doch welche Tiere, so fragte Minot sich, mochten nachder Schlacht als erste wieder hierher zurückgekommensein? Wahrscheinlich die Aasfresser, denn ihr Tisch warnun reich und überreich gedeckt. Und natürlich dieStechmücken!

Unversehens stieß der Junge hinter einer niederenKuppe auf ein Blockhaus. Es war die Heldin der Rui‐nen, und ihr Name auf dem schiefen Brett über der Türerheiterte ihn derart, daß er nach all den traurigenTagen auf Wanderschaft sein Lachen wiederfand. Dochdie Kneipe war zugesperrt, selbst ihre Fensterläden. Erstieg umsonst die zwei Stufen hinauf, um an der einfa‐chen schwarzen Türklinke zu rütteln, verursachtedamit aber einen solchen Lärm, daß er die beiden Me‐tallsammler aufstörte, die an der Rückseite des Hausesim Schatten saßen und Mittagspause machten. Siekamen zusammen hervor, schauten sich den Jungen mitSchirmmütze und Wanderrucksack ruhig an, bis einervon ihnen sagte:

„Du bist nicht zufällig der Musikant, der heute Abendin unserem Stammlokal aufspielen soll?“

„Nein!“, rief Minot verdutzt und trat einen Meter zu‐rück.

„Was willst du dann hier?“„Mein Elternhaus besuchen.“„Wo ist dein Elternhaus?“„Da!“, rief Minot, nun nicht mehr ganz so laut, und

zeigte über die Köpfe der Männer hinweg, die in ziem‐lich verdreckten Kleidern vor ihm standen, querfeldein.Diesmal antwortete ihm der andere:

16

Page 18: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

„Da kannst du nicht hin, Sommerfrischler, dortwartet nur der Tod auf dich! Ein Fehltritt, und du fliegstin die Luft. Wo du hinwillst, ist die rote Zone. In derbraucht man für jeden Schritt einen Reiseführer“.

„Was heißt rote Zone?“„Rote Zone heißt laut Regierung: alles kaputt, der

Boden voll mit Sprengstoff, Giftgas, Flammenwerferölund Leichen … Aber sag mal, Junge, du bist doch nochein Kind!?“

„Nein!“, rief Minot ein weiteres Mal.„Weißt du“, kam es freundlich zurück, „wir beherr‐

schen die hiesige Landessprache nicht so gut, deshalbist es besser, wenn wir mit dir zu Gustave gehen.“ Derzweite nickte.

„Wer ist Gustave?“„Ein Bauer, der nicht weit von hier an seinem Haus

baut. Er ist Franzose wie du und eher für dich zuständig,wir sind nur Ausländer, wir können keinen Inländerbeschützen.“

Minot traute diesen Männern nicht.„Und was treibt ihr hier?“, fragte er heftig.„Wir backen Brot!“, sagte der eine, und der andere

lachte.Sie wollten ihn hinter die Heldin locken, doch Minot

folgte nicht. Einer verschwand und erschien kurz dar‐auf wieder, in der Hand ein flaches, rundes Brot. In deranderen Hand hielt er eine offene Weinflasche. Beidesstreckte er Minot entgegen, der sofort zugriff. Er konntegar nicht anders, und biß mit solcher Gier in das feinriechende, wundervoll gewürzte Brot, daß ihm das

17

Page 19: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

Wasser in die Augen schoß. Dann trank er von demWein, als wolle er den Durst von Tagen löschen.

„Siehst du?“, sagte der andere, „wir backen Brot!“Diesmal folgte er ihnen hinter die Hütte und stand

nach wenigen Schritten vor einem Backofen auf Rä‐dern, der bis an die Dachrinne hinaufreichte. Es war derfahrbare Backofen einer deutschen Feldbäckerei, denman bei Kriegsende an diesem Ort zurückgelassenhatte. Schwarz gähnte unten das rußige Ofenloch, ausder offenstehenden Backluke in der Mitte strömte nochfrischer Brotduft, und oben drauf saß ein Kamin mitspitzem Hütchen, dem ein dünner blauer Faden ausRauch entstieg.

„Dieser Ofen tut seine Arbeit in hundert Jahrennoch“, sagte der erste wieder, „nur schade, daß er soschwer ist. Man bräuchte vier Pferde, um ihn vom Fleckzu bewegen. Wir haben aber nur eines!“ Er sei über‐zeugt, daß Madame Berthe ihr Lokal mit voller Absichtneben diesem Backofen plaziert habe und nirgendwosonst. Ja, vielleicht wäre sie gar nicht geblieben ohneihn, den großen Lebensspender von Anfang an.

Der andere Mann winkte ab und schalt ihn einenSchwätzer.

Wer Madame Berthe sei, wollte Minot wissen.Sie versprachen, es ihm unterwegs zu erzählen.Ihr gemeinsamer Gang zog sich fast eine Stunde hin

und führte über schmale, aber gut ausgetretene Pfade„immer tiefer hinein“, wie die beiden sich ausdrückten.Nur wer verrückt sei und unbedingt sterben wolle,weiche in dieser Gegend vom Weg ab, komme ausLeichtfertigkeit ins Stolpern oder erlaube es sich, aus‐

18

Page 20: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

zurutschen. Also langsam! Also vorsichtig! Sie kamennah an Granatlöchern vorbei und gingen zwischen ge‐köpften Bäumen hindurch. Manchmal passierten diedrei auch nicht explodierte Sprengkörper, die ihr me‐tallenes Hinterteil frivol aus dem Boden streckten. Woman hinsah, Tümpel und Kuhlen. Die größeren warentrotz Sommerhitze nicht ausgetrocknet, und an ihrensumpfigen Rändern stank es nach Fäulnis und Verwe‐sung. Zuweilen klaffte ein kreideheller Riß im Boden,der an eine Wunde erinnerte und im Sprung überquertwerden mußte. Von weitem waren Kampfgräben mitSandsäcken und zersplitterten Brustwehren zu sehen.Zwischen zwei Palisadenpfählen meinte Minot ein ein‐geklemmtes Gewehr zu erkennen, das nach wie vorbrav in Feindrichtung zielte. Rostiger Stacheldrahtschlängelte sich flach über dem Boden wie Dornen‐ranken und kreuzte mehrmals ihren Pfad. Wer versuchthätte, dem Drahtgewirr mit Blicken zu folgen, wärewohl nie an ein Ende gelangt.

„Führt so ein Weg auch zu meinem Elternhaus?“,fragte der Junge ungeduldig.

„Wahrscheinlich nicht“, war die kleinlaute Antwort,„wahrscheinlich wird man ihn erst bahnen müssen.“

„Helft ihr mir dabei?“Statt zu antworten, stellten die beiden sich uner‐

wartet vor, grad als wäre dies eine angemessene Ant‐wort. Der Vordermann hieß Jan, war Pole und behaup‐tete, viel älter auszusehen, als er sei. Der Hintermannnannte sich Pablo, ein Spanier und angeblich noch weitunter dreißig. Alle wollten jetzt jung sein, weil siewußten, wie viel Zeit, Kraft und Leben im Krieg ver‐

19

Page 21: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

geudet worden war. Ihr Beruf sei es, so fuhren dieMänner fort, Metalle aller Art zu suchen und zu findenauf den Schlachtfeldern Frankreichs. Und, wenn es sichergebe, Totengebein, das dort ebenfalls in Mengen vor‐zufinden sei. Dann beides abliefern an den dafür ein‐gerichteten Sammelstellen. Und kassieren, aber mit Pie‐tät. Wie zur Bestätigung schüttelte jeder den Leinen‐sack, den er an einem Riemen um den Leib hängen hatteund aus dem ein dumpfes Scheppern drang, wie Holzauf Blech. An Knochen mochte Minot dabei lieber nichtdenken.

Im Duett blökten seine Begleiter noch: „Sei uns will‐kommen, Junge! Willkommen in unserer gefährlichenMitte! Und die Augen immer geradeaus, damit dir janichts passiert, dir, dem edlen Landeskind, das unter dieausländischen Kriegsgewinnler gefallen ist! Frankreichwürde uns nie verzeihen, falls dir ein Unglück wider‐fährt.“ Er mochte es nicht, derart geschwollene und zu‐gleich dreiste Reden hören zu müssen, und die beidenwaren ihm fortan noch weniger geheuer als zuvor.Minot beschloß, eine Weile nichts zu sagen und lieberauf seine Schritte zu achten.

Gustave lebte in einem halb verschütteten Unter‐stand, in dessen Nähe eine Quelle aus dem Bodensprang. Nur ein Pferd lebte bei ihm, angeleint stand esan windgeschützter Stelle unter einem Dach, das auseinem Stück Zeltplane bestand und mit dickenSchnüren an vier Stangen befestigt war. MadameBerthe hatte es einst mitgebracht, doch nach ihremVerschwinden war es von Gustave über brüchige Wegehinausgeführt worden an diesen Platz. Das Tier, ein

20

Page 22: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

ehemaliger Armeewallach mit Fronterfahrung, ver‐fügte über einen sicheren Tritt auch in unsicherem Ge‐lände. Jeder, der es zur Arbeit benötigte, konnte es sichausborgen, mit der Gewißheit, gleichwertigen Ersatzbeschaffen zu müssen, sollte ihm etwas zustoßen.

„Unter gewissen Umständen ist so ein Pferd wert‐voller als ein Mensch“, sagte Pablo. Da keiner ihm zu‐stimmte, pflichtete er sich mit wildem Nicken selberbei.

Minot weigerte sich, Gustave mit dem Vornamen an‐zureden, so wie die anderen es taten, Gustave war zusehr Monsieur für ihn, so wie ein Lehrer, ein Gutsbe‐sitzer, ein Pfarrer.

„Nein, Junge, hier draußen braucht keiner einen Bür‐gernamen, wir sind auf einer Baustelle, und dort duztman sich.“

Nach seinem eigenen Namen gefragt, antwortete ernur:

„Minot.“„Oh“, stutzte Gustave, „und wie heißt du richtig?“„Man hat mich auf einen Allerweltsnamen getauft,

den ich nie mochte. Also bin ich in mich gegangen, umdort nach einem neuen zu suchen, und fand ihn. Allemußten mich von da an bei diesem Namen rufen:Minot!“

„Du weißt, daß Minot eine alte Maßeinheit ist?“„Nein“, sagte der Junge. Es war ihm peinlich, daß er

sich unter Aufbietung all seiner Phantasie einen Namenerfunden hatte, den es bereits gab. Doch schweigendhielt er ihm die Treue. Gustave begriff und ließ dasThema ohne ein weiteres Wort fallen.

21

Page 23: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

Minot fühlte sich geschmeichelt, mehr noch, respekt‐voll behandelt wie ein Erwachsener. Er mußte auf‐passen, seinem Gegenüber nicht zu viel Bewunderungzu zeigen. Denn Gustaves sommerliche Erscheinungleuchtete für ihn immer stärker aus fernen Friedens‐zeiten herüber. Dieser Mann war das Inbild des franzö‐sischen Landmanns, wie Minot es aus seiner Kindheitkannte und verehrte: mit dem kragenlosen weißenHemd über der schwarzen Cordhose, den schwerenknolligen Schuhen, dem roten Schweißtuch um denHals, dem breitkrempigen Sonnenhut aus Stroh, demSchnauzbart und darüber den ernsten Augen mit einemAusdruck von Unerschrockenheit. Und kein Glied anseinem Körper fehlte!

Minot schämte sich für seine platte, kindlich selbst‐gerechte und rohe Sichtweise. Schließlich hatte auch erLa Mare au Diable gelesen, den Teufelsteich, eine weitverbreitete Dorfgeschichte, deren Held, der Bauer Ger‐main, als reichhaltiger Charakter fast ohne Äußerlich‐keiten gezeichnet war, und die in einer völlig unzer‐störten altfranzösischen Landschaft spielte. Doch aufeine süßlich betäubende Art tat es ihm einfach wohl,sich von einem Geist aus der Vorkriegszeit gefangennehmen zu lassen, der sich, grotesk genug, in diese Ge‐spensterlandschaft verirrt hatte.

Minot verspürte Durst und wollte aus der nahenQuelle trinken. Gustave hielt ihn davon ab, das Wassersei verseucht und schillere abwechselnd in allen Farben,es dürfe nur abgekocht getrunken werden, wenn über‐haupt. Er warf dem Jungen seine Feldflasche zu. ZumAnwesen gehöre übrigens noch ein Brunnen, der im

22

Page 24: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

Krieg aber in sich zusammengestürzt sei und von Grundauf neu gegraben werden müsse.

Gustave zog seine Arbeitsschuhe aus und Holzpan‐tinen an. Er machte es sich sozusagen gemütlich, alswäre die ruinierte Natur sein Wohnzimmer. Das gefielMinot, und er fragte:

„Warst du Soldat?“„Ja“, antwortete Gustave, während er sich eine Pfeife

ansteckte, „bei einer Versorgungseinheit, weit vomSchuß.“ Auch die beiden Kupfersucher begannen zurauchen.

Alle vier hockten sie im Kreis herum auf kantigenSteinbrocken und unter zerzausten Kiefern, denen derKrieg gerade so viel Zweige gelassen hatte, daß siedamit Schatten spenden konnten. Die Mittagssonnebrannte nach wie vor stechend heiß.

„Wie du siehst“, sagte Gustave mit einem Lächeln,„gibt es auf meinem Hofgut noch allerhand zu tun.Nichts steht mehr, nicht der Stall, nicht die Scheune,nicht das Haus. Alles wurde so gründlich weggefrästund ausradiert, daß oft nicht einmal mehr der Verlaufder Grundmauern zu erkennen ist. Man bräuchte Bau‐pläne, Landkarten, Kataster, und die gab es auch. Bisdas Amt, in dem sie aufbewahrt wurden, dort drübenim Dorf, unterging im Feuer der schweren Artillerie.Aber vielleicht können die Vorbesitzer mir mit solchenPapieren noch aushelfen.“

„Wie heißen diese Leute?“, fragte Minot.Doch der Name, den Gustave nannte, sagte ihm

nichts.„Sie sind vertrieben worden von hier“, fuhr er fort,

23

Page 25: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

„und kamen zu uns, wo ihre Verwandten leben. Dochnach dem Krieg wollten sie nicht zurück, um von vornanzufangen. Da habe ich ihnen einen Preis gemacht,und sie nahmen an. Er war nicht zu hoch für eine völligdemolierte Heimat. Und außerdem der einzige Preis,den ich, der ewige Kleinpächter, zahlen konnte. Ichwollte immer ein freier Bauer auf eigener Scholle sein.Erst der Krieg hat es mir ermöglicht, erst der Krieg.Endlich meine Parzelle!“

Die beiden Metall- und Knochensammler lachten einlautes, zweistimmiges Ja.

Minot wollte von Gustave wissen: „Wo bist du her?“„Aus der Vendée. Dort lebt noch meine Familie. Wenn

ich den Kampf hier heil überstehe, hole ich sie nach.Dann werden wir Getreide und Kartoffeln anbauen undin die Stadt liefern.“ Ein Schwur, der von allen Zuhörernmit einem langen Schweigen bekräftigt wurde. Gustavezog seinen Hut vom Kopf und wischte sich mit der Handüber die Stirn. Er hoffe auch auf Geld vom Staat, einenZuschuß für den Neuanfang in der roten Zone, Kopf‐prämie für Wagemutige oder Lebensmüde, die hierdraußen mit den Blindgängern auf Zehenspitzen Pas dedeux tanzten.

„Ein bißchen Humor brauchst du dabei schon!“,schloß er.

Mit diesem Bauern konnte Minot über lockere undgroßspurige Sprüche lachen, bei den Metallsuchern warihm das noch nicht gelungen.

Doch er erfuhr in dieser Runde auch, welche Tages‐arbeit Gustave jetzt, im Hochsommer, zu verrichtenhatte: Dieser beeindruckende Mann machte auf seinem

24

Page 26: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

Boden von früh bis spät scharfe Munition ausfindig, diesich teils knapp unter der Erdkrume verbarg und nurdarauf wartete, falsch berührt zu werden. Seine Fundekennzeichnete er mit bunten Stoffresten und meldetesie drüben im Kriegsgefangenenlager. Dessen Mann‐schaft kam im Eilschritt herbei, um abzutragen, dar‐unter so große Stücke, daß sie auf einer Tragbahre fort‐geschafft werden mußten, von vier Mann und auf holp‐rigen, teils abschüssigen Bahnen hinüber zu einem Mi‐nenkrater, so groß wie die Baugrube für eineKathedrale, an dessen tiefster Stelle sie von den Spreng‐trupps der französischen Armee fachmännisch ge‐zündet wurden, falls sie nicht unterwegs bereits vor‐zeitig explodiert waren.

Um sämtliche Felder, Äcker und Wiesen wiederMeter für Meter dem Leben zurückzugewinnen, gingGustave anschließend noch einmal seinen Grundbesitzab, diesmal mit Harke und Rechen, um eine zweiteErnte zu halten. Er ging mit kleinen, kindlich weichenSchritten, denn jede Menge Tod steckte noch in der mitGift und Eisen gedüngten Scholle unter ihm. So kämmteund siebte er Splitter aus dem Erdreich, Splitter vonMinen und Granaten, Splitter in allen Größen undFormen, aber auch Bajonette, Patronen und Patronen‐hülsen, bisweilen sogar Eßbestecke, Gürtelschnallen,Brillengestelle, falsche Zähne oder Blechbüchsen.Lauter Hinterlassenschaften des Kriegs, die er in einemleeren Faß am Feldrand sammelte, um sie nach Gewichtzu verkaufen, damit aus den Altmetallen aller Art schonbald wieder nützliche Dinge werden konnten, zum Bei‐spiel Waffen, wie er höhnisch hinzufügte. Ein Kreislauf,

25

Page 27: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

der wahrscheinlich niemals ende und an dem ganz Eu‐ropa verdiene. Dazu wies er schmunzelnd auf diebeiden Kupfersucher, die neben ihm saßen, sich nichtangesprochen fühlen wollten, für die Jan, der Pole, abertrotzdem antwortete:

„Sicher ist nur, daß unter den Splittern in seinem Faßzum Teil sehr schöne Stücke sind. Fast museumsreif!Wartet’s nur ab, das kommt noch: das Splittermuseum.“

Gustave hielt inne und schaute humorlos drein, esschien, als habe er genug von sich geredet. Er sah Minotan, der schon eine Weile nervös auf seinem harten Sitzherumrutschte, und fragte ihn unvermittelt:

„Und du?“„Ich will es machen wie ein gewisser Gustave und

mein Haus wieder aufbauen!“ Bei diesen hastig gespro‐chenen Worten war Minot hochgesprungen in denStand.

„Wo ist dein Haus?“„Da draußen! Ich werde dein Nachbar sein. Bald!“„Du bist von hier? Hast du deshalb nach dem Namen

meiner Vorgänger gefragt? Ich dachte, du gehörst zuden beiden da, so wie der Lehrling zu den Meistern.“

Jetzt griffen Jan und Pablo ein, sie fuchtelten:„Nein, der Junge ist dein Landsmann und gehört zu

dir!“Die beiden erzählten, was sie von Minot wußten.Gustave gab ihnen recht: Da, wo er her war, konnte

er nicht hin, nicht zu diesem Zeitpunkt und schon garnicht allein, er würde warten und sich geduldenmüssen, bis jemand mit Erfahrung ihn durch dieseWüstenei begleitete, denn noch gebe es nicht einmal

26

Page 28: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

Wege, die so tief hinein in die rote Zone führten, undsie zu bahnen im todgefährlichen Gelände, brauche esZeit und Kraft, sie aber hätten alle für sich zu sorgenund die Zukunft ihrer Familien. „Nur für sie sollten wirunser Leben riskieren, nicht für jedermann.“

„Außerdem“, schrie Pablo mit einem ängstlichenKrächzen in der Stimme, „kann nur ein Einheimischerihn dorthin bringen!“

„Idiot!“, zischte Gustave ihn an, „in der roten Zonegibt es keine Einheimischen, da ist jeder ein Fremder!“Und zu Minot gewandt, sagte er ruhig und gelassen:„Du mußt warten, Junge, sonst nichts.“ Das Lächeln, zudem er schließlich ansetzte, mißlang, und seine Lippenbebten nur ein wenig, als wäre ihm zum Weinen zu‐mute. Dann rief Gustave, wie wenn das Wichtigste ihmjetzt erst einfiele:

„Wo ist eigentlich deine Familie?“Minot schwieg einige Zeit und schien nicht ant‐

worten zu wollen. Dann sagte er in beleidigtem Ton:„Nach der Vertreibung hat das Rote Kreuz uns in dieSchweiz geschafft, zur Zivilinternierung mit tausendanderen Franzosen aus dem Frontgebiet. Zu Ostern erstsind wir zurückgekommen und leben seither bei Ver‐wandten meines Vaters in Troyes, meine Mutter, meinezwei jüngeren Schwestern und … ja, während ich hierbin, um dein erster Nachbar zu werden.“

„Und was ist mit deinem Vater?“„Als Kriegsfreiwilliger gefallen, 1914, an der Marne.“„Bist du von daheim weggelaufen?“„Nein, ich soll herausfinden, ob wir hier wieder leben

27

Page 29: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

können, auf unserem Anwesen zwischen Wald undHeide, oder für immer in der Stadt bleiben müssen.“

„Deine Mutter hat dich an diesen Ort geschickt?“„Sie konnte meine Reise nicht verhindern, also gab

sie mir ihren Segen.“„Weiß sie, wie es hier aussieht?“„Wer weiß das schon!“Gustave schüttelte den Kopf und nickte zugleich, die

beiden Kupfersucher brummten und rollten anerken‐nend die Augen.

Minot schloß mit seiner Herzensformel:„Ich bleibe, bis daheim alles wieder gut ist.“Er klang jetzt nicht mehr beleidigt, sondern trotzig.„Ich liebe meine Heimat, auch wenn sie zerstört ist.“„Aber du mußt warten, Junge!“, belehrte ihn mit

wachsender Ungeduld noch einmal Gustave.„Gut!“, war die Antwort, „und solange wohne ich bei

dir.“„Unmöglich! Ich habe doch selbst keine rechte

Bleibe.“Gustave zeigte auf seinen Bunkereingang, vor dem

eine löcherige Pferdedecke hing. Minot schaute for‐dernd die beiden Metallsammler an:

„Bloß nicht“, sagten sie, „da könntest du über Nachtvon den Ratten gefressen werden. Außerdem wohnenin unserer Höhle auch noch ein paar Knochenmänner,die dir bestimmt Angst machen wollen.“

Minot trat wütend einen Stein ins Unterholz.„Dann suche ich mir selbst einen Bunker!“„Du kannst in der Heldin wohnen“, sagte Gustave,

aber so leise, daß er es wiederholen mußte.

28

Page 30: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

Einer der Kupfersucher stieß einen langgezogenenPfiff der Verwunderung aus.

Gustave erhob sich, um streng und eindringlich fort‐zufahren: „Du wohnst da bis gegen Ende der Ferien. ImHerbst sind wir sowieso alle weg. In unseren Fuchslö‐chern kann nämlich kein Mensch den Winter über‐leben. Also!?“

„Aber ich werde euch jeden Tag mindestens einmalsehen?“

„Worauf du dich verlassen kannst.“„Und ihr sucht mit mir einen Weg zu meinem Hof?“„Wenn du dich geduldest.“Darauf traten sie den Rückweg zur Ausschankhütte

an, deren Schlüssel Gustave bei sich trug. Unter seinerFührung dauerte der Gang durch die Ödnis höchstenshalb so lang wie der Gänsemarsch mit den Kupfersu‐chern zwei Stunden zuvor gedauert hatte. Minot hörtewieder das Geklapper aus den Leinensäcken. Unter‐wegs mußte der kleine Trupp nur einmal Halt machen,und zwar als hinter einem ehemaligen Wäldchen, dasnur noch aus Baumstümpfen, zerfaserten Stämmen undaufragenden Wurzeltellern bestand, ein Sprengkörperdetonierte und eine gewaltige Erdfontäne gegen denHimmel steigen ließ, die Sekunden später wieder pras‐selnd und rauschend zu Boden fiel. Der dabei aufge‐wirbelte Staub hüllte die Wanderer ein, und hustendschrie Gustave:

„Stehenbleiben! Eine Explosion löst oft die nächsteaus.“

Minot sank, gewollt oder ungewollt, auf die Knie undneigte den Kopf wie zum Gebet. Die Metallsammler

29

Page 31: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

standen steif und stumm wie Statuen. Als der Staub sichverzog und eine weitere Explosion ausblieb, setzten dievier ihren Gang mit weichen Knien fort. Und schon baldtauchte im ersten Abendlicht die Heldin mit ihremdunklen Dach aus Teerpappe vor ihnen auf. Gustavezog den Schlüssel hervor und drehte ihn sanft, ja, bei‐nahe andächtig im Schloß. Sie traten ein, die Fensterwurden geöffnet, die Fensterläden aufgestoßen, undauch die Tür blieb weit offen, so daß der gestaute Knei‐penmief hinaus und das Tageslicht herein konnte.

Minot sagte: „In diesem Haus darf ich also wohnen.“Pablo antwortete: „Wir selbst hätten uns das nie ge‐

traut. Stell dir vor, Madame Berthe kehrt zurück, undeiner von uns liegt in ihrem Bett.“

Gustave murrte: „Was weißt denn du von ihremBett!?“

Er bestand auf einer Gedenkminute für die Patronin.Die Heldin war ärmlich, aber eng möbliert. Ein abge‐

wetzter Tresen mit Spülbecken nahm die Hälfte derRückwand ein. Für die Gäste waren in der Mitte davordrei grobe runde Tische wie in Bauernküchen aufge‐stellt, und um jeden Tisch drei oder vier ebensolcheStühle. Auf der einen Seite des Tresens befand sich eineKochnische mit Herd samt silberbronzenem Ofenrohr,das oben zum Dach hinausführte und gleich noch denKamin ersetzte, auf der anderen Seite eine zer‐schrammte Geschirrkommode. An der Längswand zurRechten erstreckte sich, unter einem simslosen Fenster,ein mehrreihiges Regal für Flaschen aller Art. An derWand gegenüber, gleich neben dem einzigen Farbtupferim Raum, einem hellblauen Sofa, ließ ein zweites

30

Page 32: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

Fenster Licht herein. Links davon führte eine schmaleniedrige Tür hinaus in einen flachen Anbau, der alsGeräteschuppen oder Werkzeuglager dienen mochte.Doch hinter dieser Tür lag die Privatunterkunft vonMadame Berthe, ihre Schlafkajüte mit einem Bett ohneBeine, einem Heiligenbildchen an der Wand und einemzweiläufigen Jagdgewehr in der Ecke. Überall warenKleider verstreut, Röcke, Hosen und Hosenträger, auchGummistiefel sowie Hüte für alle Jahreszeiten. Daswinzige Fenster des Zimmers ähnelte einer Schieß‐scharte. Außerdem gab es hier, so wie im ganzen Haus,keinen Strom. Licht spendeten ausschließlich Kerzenund Laternen, was freilich für die gesamte vom Krieggezeichnete Gegend galt, deren wenige elektrische Lei‐tungen aus der Vorkriegszeit zerschossen und nochnicht erneuert waren. Wasser zum Spülen, Kochen undWaschen wurde vor der Hütte in zwei Regentonnengesammelt und eimerweise hereingetragen. In derNähe hatte die Armee einen Wassertank für ihre Sol‐daten aufgestellt, aus dem sich notfalls auch die Zivili‐sten aus der Heldin bedienen durften. Brennholz warreichlich an der Außenwand aufgeschichtet, unterDachpappe, damit es halbwegs trocknen konnte. EinKeller fehlte, ohne entbehrt zu werden. Was kühlbleiben sollte, wurde ins Wasser gestellt oder in denSchatten gelegt. So sahen nach dem modernsten allerKriege die Anfänge einer neuen Zivilisation aus. Minotbetrachtete alles mit Rührung und fragte:

„Was muß denn eine Wirtin oder ein Wirt in solcheiner Schankbude alles können?“

„Backen vor allem“, belehrten ihn die Kupfersucher.

31

Page 33: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

Und Gustave ergänzte mit einem Eifer, der seine Zu‐neigung für Madame Berthe und die Heldin verriet:„Kochen, servieren, freundlich sein. Mit Pferd undFuhrwerk zum Einkaufen fahren in die Stadt. Tag fürTag von morgens bis in die Nacht geöffnet haben. DenLaden sauber halten. Kassieren und Trinkgeld einstrei‐chen! Sich das Geld nicht klauen lassen und auch sonstnichts. Für gute Stimmung sorgen, so wie es nur eineFrau kann, die zu keinem Mann gehört und ein Gewehrbesitzt. Und natürlich überleben in dieser Todeszone.Und anderen beim Überleben helfen!“

Gustave hatte sich heiß geredet, als Minot ihn unter‐brach:

„Und wer sind die Gäste?“„Lauter einsame und todernste Leute. Den Tag ver‐

bringen sie draußen, um zu arbeiten, die Nacht ver‐bringen sie draußen, um zu schlafen. Dazwischen je‐doch wollen sie für einige Stunden unter ihresglei‐chen sein in dieser Kneipe. Um ein wenig zu reden undvielleicht auch hin und wieder zu lachen. Sagen wirso: Seit Jahren hat in Landschaften wie dieser keinHund gebellt und kein Vogel gesungen. Die Naturkann sich einfach nicht mehr freuen an einem solchenOrt. Und die Stille, die über allem liegt, ist dasSchlimmste, diese Schlachtfeldstille danach. Sie zehrtan dir wie Hunger, sie mergelt dich aus wie Fieber, siebohrt in dir wie Angst. Wenn du abends schlafengehst, tust du es oft mit dem Gefühl, vor Schwäche undElend sterben zu müssen, so viel Kraft kostet dich hierjeder einzelne Tag. Aber morgens wachst du wiederauf, unverwüstlich. Warum? Weil du an deine Lieben

32

Page 34: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

gedacht hast und an deine Zukunft mit ihnen, weil esnur um das eine geht: dein und ihr künftiges Glück!Jawohl, es ist allein diese egoistische Haltung, die dicham Leben erhält.“

Gustave fiel sich selbst ins Wort, indem er kräftig indie Hände klatschte. „Was ich eigentlich sagen wollte“,stieß er unter verschämtem Lachen aus, „wir könntenin der Heldin ein wenig Musik gebrauchen!“

„Ich spiele doch Mundharmonika“, sagte treuherzigMinot.

Und zum Beweis riß er seinen Rucksack auf und zogdas Instrument hervor: „Stammt noch aus der Schweiz.“

„Wenn schon keine Frau, dann wenigstens ein Kind“,spöttelte der Spanier Pablo, „aber einen Versuch ist eswert.“

„Jawohl!“ „Eine wunderbare Idee!“ „So soll es sein!“Sie freuten sich dreistimmig und umringten den

Jungen.„Ein neuer Wirt für die Heldin der Ruinen ist ge‐

funden!“„Wir werben um Kunden für ihn überall in der Hölle.“„Wenn er schon da ist, kann er uns auch bewirten.“„Aber nur bis zum Ende der Sommerferien.“„Oder bis Madame Berthe wiederkommt!“

33

Page 35: Die Stunde, in der Europa erwachte - Klöpfer, Narr...Man schrieb das Jahr 1919, ein Jahr wie kein zweites, so weit die Erinnerung reichte, ein Jahr im Niemands‐ land zwischen Krieg

© 2019 · Klöpfer, Narr GmbHDischingerweg 5 · D-72070 Tübingen

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlichgeschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen desUrheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzu‐lässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung undVerarbeitung in elektronischen Systemen.

Lektorat: Dr. Sabine Besenfelder, Tübingen

Internet: www.kloepfer-narr.deeMail: [email protected]

CPI books GmbH, Leck

ISBN 978-3-7496-1004-4 (Print)ISBN 978-3-7496-6004-9 (ePub)

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation inder Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografischeDaten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.