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Verantwortungsvoll seit 1945 Das Magazin des Österreichischen Wirtschaſtsverlags 5 2014 P. b. b., Retouren an PF555, 1008 Wien, Zul.-Nr. GZ 02Z030737 M Postnummer 4 www.wirtschaftsverlag.at Die Guten Nur Profite zu machen reicht nicht mehr aus. Unternehmer sollen jetzt auch verantwortungsvoll handeln. Geht das gut?

Die Wirtschaft 05/14

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Die Wirtschaft, Wirtschaftsverlag, Stefan Böck, Daniel Nutz, Stephan Strzyzowski, KMU, Kurt Mann, Brigitte Ederer

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Verantwortungsvoll seit 1945

Das Magazin des Österreichischen Wirtschaftsverlags

52014

P. b. b., Retouren an PF555, 1008 Wien, Zul.-Nr. GZ 02Z030737 M Postnummer 4 www.wirtschaftsverlag.at

Die GutenNur Profite zu machen reicht nicht mehr aus. Unternehmer sollen jetztauch verantwortungsvoll handeln. Geht das gut?

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Ärzte ohne Grenzen kommt in Krisenländer, wenn Diplomaten diese längst schon verlassen haben. Reinhard Dörf linger und sein Team setzen sich dann für jene Menschen ein, die dringend auf medizinische Hilfe angewiesen sind.

Ist man als Präsident eigentlich noch selbst im Auslandseinsatz?Seit ich 2006 die Präsidentschaft übernommen habe, mache ich keine klassischen Auslandseinsätze mehr, sondern Projektbesuche. Unter anderem führten mich diese nach Mosambik, Honduras, Guatemala, Niger, Myanmar, Libanon, Guinea, Mexiko und Haiti. Mein letzter Ein-satz als sogenannter Field Doctor war 2005 bei der Ernährungskrise im Niger.

Klingt nach einer schwierigen Aufgabe. Womit wurden Sie damals konfrontiert?Mit akut unterernährten Kindern. Dort habe ich wie nie zuvor Kinder auf der Intensivstation sterben gesehen, trotz unserer umfassenden medizinischen Bemühungen. Einen weiteren herausfordernden Ein-satz erlebte ich 1994 in Ruanda. Nach dem Genozid war die Arbeit mit geflüchteten Hutu-Familien in Butare extrem schwierig: aufgrund der mentalen Präsenz der hunderttausenden Opfer und aufgrund des Wis-

sens, dass viele meiner dortigen Patienten an den Tötungswellen betei-ligt gewesen waren.

Worauf muss man sich gefasst machen, wenn man bei Ärzte ohne Grenzen mitmacht?Wir bieten eine Absicherung mit Sozialversicherung und einer Auf-wands entschädigung. Man wird bei uns nicht reich an Geld, son-dern reich an Erfahrungen und Erlebnissen. Man muss mit Erschöp-fung rechnen, wenn alles zu langsam geht, und mit Freude, wenn die Anstrengungen und Mühen Leben retten. Man bekommt extrem posi-tives Feedback von den Patienten und Familien, kommt aber auch in Situationen, die man im europäischen Alltag nicht sieht und die die eigene Sicht und den eigenen Horizont langfristig ändern und prägen.

Wie lässt sich Ihre ehrenamtliche Tätigkeit mit Ihrem Hauptbe-ruf als niedergelassener Arzt verbinden?Sehr gut. Meine Arbeit als Haus- und Familienarzt ist die Grundlage meiner beruflichen Identität, und meine 30-jährige klinische Erfahrung im Umgang mit Patienten und Patientinnen ist sehr hilfreich. Ich wid-me etwa ein Fünftel meiner Zeit für die Leitung des Vorstands und für die Arbeit im Büro von Ärzte ohne Grenzen.

Die Guten

Der Präsident von Ärzte ohne Grenzen im Interview

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IMPRESSUMMedieninhaber, Herausgeber und Verleger: Österreichischer Wirtschaftsverlag GmbH, Grünbergstraße 15/1, A-1120 Wien, T (+43 1) 546 64-0, F (+43 1) 546 64-528, Geschäftsführer: Thomas Zembacher, DVR-NR.: 0368491, Chefredaktion Österreichischer Wirtschaftsverlag Gesamtleitung: Stefan Böck, (sb), T (01) 546 64 – 380 E [email protected], Chefredakteur: Stephan Strzyzowski, (str), T (01) 546 64-381 E [email protected], Chef vom Dienst: Daniel Nutz, (dn), T (01) 546 64-388 E [email protected], Redaktionelle Mitarbeit: Florian Gasser, Alexandra Rotter, Heinz Erdmann, Clemens Rosenkranz, Hannes Offenbacher, Harald Koisser, Gregor Josel, Michael Riedmüller, Fotos: Richard Tanzer, Thinkstock, Anzeigenverkauf: Erhard Witty, T (01) 546 64–283, E [email protected], Nina Grünauer, T (01) 546 64–282, E [email protected], Anzeigenservice: Renate Weber, T (01) 546 64-482, E [email protected], Grafik Design: Antonia Stanek, Sibylle Exel-Rauth, Illustration: Barbara Rettensteiner, Silvia Ungersböck, Hersteller: Berger Ferdinand und Söhne GesmbH, 3580 Horn, www.berger.at, Aboservice: Aboservice Österr. Wirtschaftsverlag, T +43/1/361 70 70-570, F +43/1/361 70 70-9570, E [email protected] • www.die-wirtschaft.at • http://www.facebook.com/diewirtschaft • Aus Gründen der Textökonomie verzichten wir auf geschlechtsspezifische Formulierungen.

Inhalt

Coverschwerpunkt: Die GutenDer Präsident von Ärzte ohne Grenzen im Interview / Vier Fragen zum Wirken seiner Organisation ............................. 3 Die Guten / Profite machen und nebenher die Welt retten .......................................................................................................................................... 8 Harald Koisser macht Mut / Die Lehre der Osterinsel ............................................................................................................................... 14 Ein paar klare Worte, bitte! / Harald Welzer über die Post-Wachstumsgesellschaft .............................................................................. 16 „Wir haben kein Wachstumsziel“ / Oikocredit-Präsident Friedhelm Boschert im Interview ............................................................ 18

Zeit für einen Wechsel? / Wann sich ein Wechsel der Mitarbeitervorsorgekasse lohnt ........................................................................... 20 Persönlich gefragt / Brigitte Ederer erklärt, wie man sich treu bleibt .............................................................................................................. 24Moralisch verwerflich / Warum der Staat ein schlechter Schuldner ist ..................................................................................................... 26

Wie ich Kraft tanke / Großbäcker Kurt Mann geht laufen ................................................................................................................................ 28Handel mit dem Ausland / Fakten zu Importen und Exporten auf einen Blick ........................................................................................ 30Nichts für Feiglinge / Zwei KMU zeigen, wie man heikle Importfragen löst .................................................................................................. 32Offenbachers Asphaltgeschichten / Der Honda Accord Tourer im Test ............................................................................................ 36Lade-Lifestyle für Unternehmer / Pick-ups als Alternative für den Fuhrpark .................................................................................... 37Ein Schreibtisch auf Reisen / Worauf Unternehmer bei der Übersiedelung achten müssen ............................................................... 40Gute Mails schreiben / Eine Anleitung zur perfekten E-Mail ......................................................................................................................... 44Besser als ein Algorithmus / Überlebensstrategien des stationären Buchhandels ............................................................................... 46Geschäftsidee des Monats / Gemüse aus dem Bunker ............................................................................................................................... 49Ein Stück Wien in Lissabon / Zwei Österreicher exportieren Wiener Kaffeekultur ................................................................................ 50 Bewegung von unten / Genossenschaften als Wirtschaftsmodell der Zukunft? .......................................................................................... 52Vergelts Gott! / Vermögenstipps von Altabt Gregor Henckel-Donnersmarck ..................................................................................................... 54Böck macht Schluss / Abziehbilder .................................................................................................................................................................... 58

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Seit einiger Zeit klebt er direkt vor meiner Nase auf meinem PC. Grün, auf-

dringlich, lästig – und er erinnert mich ständig. Dieser runde Aufkleber mit

der Aufschrift „CSR, Oida!“. Woran er mich erinnern soll? Daran, gut zu sein

natürlich. Und gut heißt in diesem Zusammenhang zum Beispiel, beidseitig

auszudrucken. Ähnliche Sticker findet man auch an anderen Stellen bei uns

im Verlag. Sogar auf der Toilette wird man neuerdings daran gemahnt, das

Richtige zu tun. Das ist jetzt eventuell erklärungsbedürftig: Also, am stillen

Örtchen fordert uns ein Pickerl mit der Aufschrift „Nimm nur eines, so groß

sind deine Hände nicht“ dazu auf, sparsam mit den Einwegtüchern umzuge-

hen – der Umwelt zuliebe. Eine wirklich sinnvolle Maßnahme, solange nicht

irgendwann Ähnliches auch für das Klopapier gilt. Selbst die Blumen, die Mit-

arbeiter zum Geburtstag bekommen, sind mittlerweile mit bunten Stickern

versehen. Sie sagen uns, dass diese fair gehandelt wurden. Bestickert werden

auch die Buffets unserer Green-Events. Damit wir die Brötchen mit gutem

Gewissen und im Bewusstsein verdrücken können, dass auch sie so CO2-neu-

tral, nachhaltig und von Grund auf gut sind, wie es bei Brötchen nur mög-

lich ist. Übertroffen werden all die Sticker in puncto Auffälligkeit nur noch

von unseren knallbunten neuen Mistkübeln, die Mülltrennung in Kategorien

erlauben, die zumindest mir davor völlig unbekannt waren.

Warum aber die ganzen Sticker? Wieso dieses beharrliche, mitunter nervige

Hinweisen auf CSR-Maßnahmen? Die Antwort ist einfach: Auch wenn wir

noch so gut sein wollen, vergessen wir ohne ständige Erinnerung nur allzu

rasch darauf. Denn gut zu sein ist manchmal auch unbequem und macht echt

Arbeit. Ich weiß das, weil ich in beinahe jede CSR-Arbeitsgruppe unseres Hau-

ses eingebunden bin. Und auch deswegen, weil ich eigentlich alles andere als

der Prototyp des Ökoschlapfenfundis bin, der morgens automatisch femini-

stisch sensibilisiert aufwacht, um dann über jeden moralischen Zweifel erha-

ben mit linksgedrehtem Biojoghurt durch den Tag zu radeln. Leider! Warum

ich all die Pickerln trotzdem richtig gut leiden kann? Weil sie mir dabei helfen,

zumindest ein paar Mal am Tag das Richtige zu tun. Und wenn man sich schon

damit abgefunden hat, dass man in dieser Inkarnation nicht mehr zur Mutter

Teresa wird, fühlt sich das richtig gut an.

Ihr Stephan Strzyzowski, Chefredakteur

[email protected]

„Was spricht dagegen, etwas Gutes zu tun,

auch wenn keiner zuschaut?“

Nicole Kidman

Gut, besser, Pickerl

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Der Wahnsinn muss ein Ende haben, dachte sich Lisa Muhr und wurde deshalb Unternehmerin. Das ist sieben Jahre her. Gemeinsam mit drei Mitstreitern gründete sie damals das Modelabel „Göttin des Glücks“. Den buchstäblichen Wahnsinn sah sie in den weitverbreiteten Pro-duktionsbedingungen der Textilindustrie, in Ausbeutung von Mensch und Umwelt. Die Frage, die sie sich stellte, lautete: Kann man es anders machen? Die Tatsache, dass Muhr heute im eigenen Flagshipstore nahe der Wiener Einkaufsmeile Mariahilfer Straße steht, gibt die Antwort: Man kann. Im kleinen, aber schicken Geschäft werden – wie über ande-re Handelspartner auch – selbstdesignte Kollektionen von unter fairen Umwelt- und Sozialstandards hergestellten Textilien verkauft. Rund 30.000 Stück sind es im Jahr. Keine Sensationsstory, aber doch eine klei-ne unternehmerische Erfolgsgeschichte. „Wir wollen auch anderen Mut machen, indem wir zeigen: ‚Schaut her, es geht‘“, sagt Muhr, die „Göttin des Glücks“ gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Igor Sapic führt.

Die „Guten“ sind auf dem Vormarsch„Göttin des Glücks“ ist nur ein Beispiel für eine Gattung von Unterneh-men, die in letzter Zeit immer mehr von sich reden machen. Es sind die Geschichten des Schuhherstellers Heini Staudinger, des Schokolatiers Josef Zotter oder des Teeproduzenten Sonnentor, die die Zeitungen fül-len. Sie alle eint sozial, ökologisch und ökonomisch verantwortungs-volles Handeln. Was dahinter steckt, erklären Soziologen und Zeitungs-kommentatoren mit der Suche nach Werten, die gerade seit der Krise unseres Finanz- und Wirtschaftssystems verstärkt auftritt. Die Ham-burger Wochenzeitung „Die Zeit“ wollte unlängst erkannt haben, dass christliche Moralvorstellungen verstärkt ins Management zurückkeh-ren. Die Wirtschaftsredaktion der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ untersuchte den positiven Einfluss der Liebe auf die Marktwirtschaft. Der Konsens dieser Überlegungen: Wirtschaften ist heute mehr als rei-ne Zahlenakrobatik. Kunden und Mitarbeiter passen nicht ins Schema des „Homo oeconomicus“. Und der verantwortungsvolle Umgang mit

Die GutenUnternehmen sind nicht nur dazu da, Profite zu machen. Sie sollen auch verantwortungsvoll handeln. Diese Erkenntnis verändert die Unter­nehmenswelt. Doch lässt sich soziale und öko­logische Nachhaltigkeit mit betriebswirtschaft­lichen Faktoren unter einen Hut bringen? Text: Daniel Nutz

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menschlichen und ökologischen Ressour-cen wird zur Aufgabe der Unternehmen. Die in den frühen 1970er-Jahren aufge-stellte Doktrin des amerikanischen Wirt-schaftswissenschaftlers Milton Friedman, wonach die einzige gesellschaftliche Ver-

antwortung des Unternehmertums darin liege, Profite zu machen, gerät also zunehmend ins Wanken.

Der an der Fachhochschule Krems lehrende Wirtschaftsprofessor Reinhard Altenburger sieht einerseits die steigende Bedeutung der Ökologiebewegung, andererseits den Ruf nach Veränderung seit der Finanzkrise als zentrale Faktoren, welche die Bedeutung von unterneh-merischer Verantwortung erhöhen. „Der Druck aus der Öffentlichkeit auf die Unternehmen wird größer“, erklärt der Professor. Dabei spielt die rasante Verbreitung von Inhalten über Social-Media-Netzwerke eine bedeutende Rolle. Durch das gezielte Anprangern von Missstän-den über Onlinemedien haben Nichtregierungsorganisationen schon so manchen Konzern in die Bredouille gebracht. Ein Beispiel ist die von Greenpeace initiierte Detox-Kampagne gegen Missstände in der Textilindustrie. Viele Konzerne beugen vor, indem sie Programme für Corporate Social Responsibility (CSR), wie unternehmerische Verant-wortung und nachhaltiges Wirtschaften in der BWL-Sprache heißt, gründen. Manche Branchen wie etwa der Lebensmittelhandel spielen hier eine gewisse Vorreiterrolle. Aber letztendlich müsse jede Branche ihren eigenen Zugang zu einem nachhaltigen Unternehmertum finden, sagt Altenburger.

Nachhaltigkeit wird Teil des GeschäftskonzeptsUnternehmerische Verantwortung gegenüber der Gesellschaft ist kei-neswegs etwas Neues. „Das philanthropische Unternehmertum war etwa in den USA im 19. Jahrhundert bereits stark ausgeprägt“, erklärt Altenburger. Der Unterschied zum heutigen Diskurs? Früher ging es

„Der Druck der aus Öffentlichkeit auf die Unternehmen wird größer.“

Reinhard Altenburger, Wirtschaftsprofessor an der FH Krems

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untersuchte, waren etwa die Waldviertler Druckerei Janetschek oder die Murauer Brauerei. Ein Beispiel, wie CSR sogar in der vielgescholtenen Bankenlandschaft funktionieren kann, findet sich bei einer kleinen Regionalbank in Vorarlberg.

Nachhaltige FinanzwirtschaftDass die Welt in Lech am Arlberg anders tickt, weiß jeder, der schon ein-mal dort war. Im Winter tummeln sich hier gutbetuchte Skitouristen,

im Sommer und Herbst ist wenig und im Frühling ist gar nichts los. Bei der ansässigen Raiffeisenbank Lech hat man aus der Vertrauenskri-se der Finanzbranche seine eigenen Schlüsse gezogen. Als erste Bank des Landes erstellte der 30 Mitarbeiter zählende Mittelständler eine soge-nannte Gemeinwohlbilanz. Dabei wird das verantwortungsvolle Han-deln eines Unternehmens in meh-reren Kategorien evaluiert und mit

Kennzahlen versehen. Die Gemeinwohlbilanz reicht weit in die unter-nehmerische Struktur und bewertet ökologische Faktoren sowie Taten für das Gemeinwesen über Mitarbeiterförderung und -beteiligung bis hin zu einer gemeinwohlorientierten Gewinnausschüttung. Kritikern – etwa aus der Wirtschaftskammer – geht jedoch der Einfluss in die unter-nehmerische Souveränität allerdings zu weit.

darum, einen Teil des Gewinns für das Gemeinwohl zu verwenden, egal wie dieser zustande kam. Heute verfolge man den Ansatz, nachhalti-ges Wirtschaften bereits ins Geschäftskonzept zu integrieren. Erfolgs-beispiele, die zeigen, wie aus CSR-Maßnahmen Innovationen werden, hat Altenburger übrigens in einem im vergangenen Jahr erschiene-nen Buch zusammengefasst. Dort zu finden sind Firmen, deren Stra-tegie darin besteht, Nachhaltigkeit über den gesamten Produktzyklus sicher zu stellen. Ein Beispiel ist Palfinger: Der Salzburger Produzent von Hebe-Lösungen fokussiert bei seinen Produkten beispielsweise auf eine möglichst lange Lebensdauer und wenig Verbrauch von Treibstoff und Schmieröl. Entwickelt wird in Abstimmung mit den Kunden. „Der Dialog mit den Stakeholdern zahlt sich oftmals aus, weil der Innovationsprozess offener wird“, erklärt Altenburger. Meistens ste-hen bei seinen Untersuchungen die Bemühungen von Konzernen im Fokus, gibt er zu: „Wenn die US-Supermarktkette Walmart mit zwei Millionen Mitarbeitern etwas umsetzt, sind die Hebel und die Wirkung natürlich enorm.“ Wiewohl seiner Erfahrung nach gerade viele eigen-tümergeführte KMU aus ihrer unternehmerischen DNA heraus verant-wortungsvoll agierten, dies aber oft nicht strukturell und strategisch umsetzten. KMU, die Altenburger bei der strategischen Umsetzung

Die Raiffeisenbank Lech am Arlberg stellt so etwas wie die Speerspitze des nachhaltigen Unternehmertums in der Finanzwirtschaft dar.

„Verantwortung gegenüber der Region sowie der Natur wie auch den Mitarbei-

tern und Geschäftspartnern sei schon immer im Geschäftsgebaren gewesen.“

Martin Jochum, Raiffeisenbank Lech am Arlberg

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Doch der für die Erstellung der Gemeinwohlbilanz der Raiba Lech zuständige Martin Jochum hält argumentativ dagegen: „Die Sache passt sehr gut zu unserem Handeln und schränkt uns nirgends ein. Verant-wortung beginnt bei der Raiba Lech bei umweltfreundlicher Anschaf-fung und endet bei Beratung, bei der wir keine Produkte empfehlen, die auf schnellen Gewinn aus sind“, sagt er. Ein hoher Grad der Verantwor-tung gegenüber der Region sowie der Natur wie auch den Mitarbeitern und Geschäftspartnern sei schon immer im Geschäftsgebaren gewesen, so Jochum weiter. Laut eigenen Angaben habe die Regionalbank durch seine Aktivitäten den Zulauf von Kunden erhöht.

Lohnt sich nachhaltiges Wirtschaften? Verantwortungsvolles Unternehmertum kann also Wettbewerbsvorteile verschaffen, neue Kunden bringen und ein Motor für Innovation sein – das zeigen etwa Studien des Instituts für nachhaltiges Wirtschaften der Wiener Wirtschaftsuniversität. Doch es kann auch zu schlaflosen Nächten führen. Weil dadurch oft höhere Kosten entstehen und man bei Ausschreibungen und Bieterverfahren womöglich den Kürzeren zieht. Folglich gibt es auch Kritiker und Mahner, die nachhaltiges Wirtschaf-ten als vorübergehenden Trend auffassen, der den Unternehmen am Ende nur Sorgen bereite. Nach dem Motto: Wenn schon die staatlichen Regulatoren das Wirtschaften erschweren, soll man sich nicht durch

Welche Dimensionen des verantwortungsvollen Wirtschaftens gibt es?Markt

• Verantwortungsvolles Handeln gegenüber Marktteilnehmern• Steigerung der Produktqualität und Sicherheit• Zeitnahe Begleichung von Forderungen• Faire Preisgestaltung• Ethikbewusstes Marketing

Umwelt

• Schonender Ressourcenverbrauch• Entwicklung umweltschonender Produkte• Öko-Check bei den Zulieferern• Reduktion von Abfall und Emissionen

Mitarbeiter

• Chancengleichheit, Vielfalt und offene Kommunikation• Vereinbarkeit von Beruf und Familie• Faire Entlohnung und Weiterbildungsmöglichkeiten• Verbesserung der Arbeitsbedingungen

Gesellschaft

• Verbesserung der lokalen Infrastruktur• Soziale Integration• Gesellschaftsunterstützende Maßnahmen

Quelle: Metastudie: Nachhaltiges Wirtschaften, Österr. Wirtschaftsverlag, KMU Forschung 2014

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freiwillige Sozial- und Umweltstandards selbst noch mehr einschrän-ken. Könnte es also sein, dass die Anhänger der extrem wirtschaftslibe-ralen Sichtweise Milton Friedmans bald wieder Oberwasser bekommen?

Die Uhr tickt Im Büro der Umweltschutzorganisation WWF in Wien-Ottakring sitzt Thomas Kaissl, der genau das verhindern will. Der Leiter des Programms für Unternehmenskooperationen knallt Papiere mit ungemütlichen Fakten den Tisch. „Die Umweltsituation liegt im Argen. Für die großen Probleme wie Energie- und Ressourcenknappheit und den Klimawandel gibt es nach wie vor keine Lösung“, sagt er. Über Kooperatio-nen mit Großunternehmen versucht sei-ne NGO deshalb, deren Umweltbilanz zu verbessern. Dabei arbeitet man mit Kon-zernen wie Ikea oder aus der Banken- und Versicherungsbranche zusammen. Unter-nehmen, die auf den ersten Blick oft nicht viel mit Nachhaltigkeit zu tun haben. Das stößt auf Kritik. Den Konzer-nen werde durch die WWF-Kooperation beim Greenwashing geholfen, wird bemängelt. Kaissl widerspricht, indem er darauf hinweist, dass mit jedem Partnerunternehmen „robuste und konkrete Umweltziele“ ver-einbart werden und aufgrund der großen Hebelwirkung große positive Effekte für die Umwelt entstünden. Doch ganz selbstkritisch ist auch Kaissl nicht. „Eigentlich gehören Kooperationen mit Konzernen nicht

zur Kernaufgabe unserer Organisation. Wir sehen uns vielmehr in die-se Rolle gedrängt. Weil die Politik nicht handelt.“ Grund zum Handeln gebe es freilich genug. Das zeigen allein schon die Prognosen des jüng-sten Weltklimaberichts, der vor irreparablen Folgen durch die Erder-wärmung warnt. Das Dilemma der politischen Entscheidungsträger ist klar. Die Frage lautet: Wie gut lässt sich ökologische Nachhaltigkeit, die auf Klima- und Ressourcenschonung ausgerichtet ist, mit sozialer und ökonomischer Nachhaltigkeit, die den Wohlstand absichern und

ausbauen soll, überhaupt vereinen? Die aktuelle Diskussion über Abwanderungs-drohungen der ober österreichischen Vor-zeigeunternehmen Voest und RLB Oberö-sterreich wegen der hohen Energiepreise beziehungsweise wegen der Bankenab-gabe zeigt die Problematik deutlich auf. Werden strengere Rahmenbedingungen hinsichtlich der Umwelt- und sozialen Standards eingeführt, drohen Konzerne damit, sich diesen durch Abwanderung

zu entziehen. Letztlich würden nur die weniger flexiblen KMU unter die strengere Gesetzeslage fallen, so die Befürchtung.

Konkrete Förderstrategie fehlt Textilunternehmerin Lisa Muhr spürt den engen Radius ihres unterneh-merischen Handelns täglich. Als in der gesamten Wertschöpfungskette fair produzierendes Unternehmen sind die Margen klein. „Wir wach-

„Für die großen Probleme wie Ressourcenknappheit, Energie

und den Klimawandel gibt es nach wie vor keine Lösung.“

Thomas Kaissl, Leiter der Unternehmenskooperationen beim WWF

Lisa Muhr setzt gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Igor Sapic seit sieben Jahren auf faire Mode, mit der die beiden jährlich rund eine Million Euro umsetzen.

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Zukunftsfähig wirtschaften – langfristig profitierensie wissen es längst: Ohne verantwortungsvolle Unternehmensführung kein Erfolg. Corporate Social Responsibility (CSR) ist in aller Munde. Aber was bringt es Ihrem Unternehmen tatsächlich, CSR in die Unternehmens prozesse zu integrieren? Wo soll man überhaupt beginnen? Und was bedeutet nach­haltiges Wirtschaften im Auslandsgeschäft oder für die Beschaffung von Rohstoffen aus aller Welt?

Die oecD-leitsätze für multinationale unternehmen gehen auf diese fragen ein. Sie decken alle Bereiche unternehmerischen Handelns ab und können als Checkliste verwendet werden,um Verbesserungspotentiale auszuloten. Sie helfen auch dabei, Risiken und potentielle negative Auswirkungen der Geschäftstätigkeit zu erkennen und Maßnahmen zu treffen, um diese zu vermeiden.

Die unternehmensplattform respact – austrian business council for sustainable development hat einen praxisorientierten Leitfaden zur Anwendung der Leitsätze inkl. Selbsttest erarbeitet, der unter www.respact.at/oecdleitsaetze frei verfügbar ist.

Österreichischer nationaler kontaktpunkt für die OECD­Leitsätze für multinationale Unternehmen im Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. Leitung: Dr. Hendrik Zechner, Kontakt: NCP­[email protected], www.oecd­leitsaetze.at respact – austrian business council for sustainable development

Projektleitung: Mag. Theresia Tschol­Alsantali, Kontakt: t.tschol­[email protected], www.respact.at

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sen langsamer, machen auch weniger Profit als manche herkömmliche Hersteller. Wir machen das aber aus Überzeugung, weil wir uns dabei besser fühlen“, sagt Muhr, deren Label das Glück auch im Namen trägt. Doch kann dies allein Anreiz genug sein, um das nachhaltige Unter-nehmertum stärken? Wirtschaftsprofessor Altenburger ortet zwar ein steigendes Verantwortungsgefühl aufseiten der Konsumenten, auf ethisch einwandfreie Produkte und Dienstleistungen zurückzugreifen. Dennoch hält er ein gesetzliches Anreizsystem für nachhaltiges Wirt-schaften für notwendig. Als wichtigen Punkt würde er eine Gewichtung des Themas „Nachhaltigkeit“ bei öffentlichen Aufträgen sehen: „Wenn wir diese Art des Wirtschaftens fördern wollen, müssen wir die gesetzli-chen Rahmenbedingungen verbessern.“ Ob man dabei auf eine schnelle Umsetzung hoffen kann, ist aber zu hinterfragen.

Seit 2011 arbeiten das Sozialministerium, das Wirtschaftsministe-rium und das Lebensministerium an einer Nachhaltigkeitsstrategie für Unternehmen. Während in anderen Ländern bereits konkrete Vorgaben zu sehen sind, spießt es sich bei den Verhandlungen über den sogenann-ten CSR-Aktionsplan zwischen Politik, Interessenvertretern und NGO hierzulande noch.

Warum Unternehmen nachhaltig wirtschaften:• Verantwortungsbewusstsein 31 %

• Mitarbeitermotivation 17 %

• Rankings und Preise 6 %

Offensive Motive gesamt 54 %

• Gesetzliche Regelungen 12 %

• Druck von Medien und Stakeholdern 18 %

• Druck von Kunden und Mitbewerbern 16 %

Defensive Motive gesamt 46 %

Quelle: Grayling Pulse Studie III, 2013

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Die Osterinsel ist die einsamste Insel auf diesem Planeten. Sie liegt allein mitten im Pazifik und ist jedem durch ihre außergewöhnlichen Steinstatuen, die „Moai“ genannt werden, bekannt. Allein in dem gro-ßen Steinbruch im Norden der Insel hat man mehr als 400 halbfertige Moai entdeckt, meist vier Meter hoch und zehn Tonnen schwer. Die größte misst 21 Meter Höhe und wiegt 270 Tonnen. Die Küste der Insel ist gesäumt von solchen Statuen. Es hat eine richtige Massenproduk-tion dieser Skulpturen gegeben. Aber wozu? Und wie war das überhaupt möglich gewesen, wo doch die Insel kahl und unfruchtbar ist?

Diese Fragen stellte sich schon der erste „Entdecker“ der Insel, der niederländische Seefahrer Jacob Roggeveen, der am Ostersonntag des Jahres 1722, daher der Name „Osterinsel“, das Eiland ausmachte. Er fand eine wenig fruchtbare Insel mit Buschbestand und einige undichte Kanus. Nichts womit man massive Kräne für die Steinmetzarbeiten oder hochseetaugliche Schiffe hätte fertigen können. Es gab auch keinen Hinweis auf solche Vorrichtungen. Nicht einmal genug Landwirtschaft schien hier möglich, um die Menschen zu versorgen, die offensichtlich einmal unglaublich emsig im großen Steinbruch gearbeitet hatten, der völlig verwaist war.

Erich von Däniken wusste es natürlich: die Außerirdischen. Die Antwort ist aber banaler und schrecklicher. Heutige Forschungen bele-gen, dass die Insel enorm fruchtbar gewesen sein muss und einen mas-siven Bestand an Palmenwäldern hatte. In Vulkanasche sind Unmengen von Palmsamen gefunden worden. Die Besiedelung der Insel ist um das Jahr 900 nach Christus vom Westen her aus Polynesien erfolgt. Es haben sich Clans gebildet, die ihre Territorien bezogen haben. Und sie haben als Zeichen ihrer Würde Steinstatuen gefertigt und aufgestellt. Die Moai sind über die Jahrhunderte hinweg zu Insignien von Macht

und Ansehen geworden, und es hat, anfangs schleichend, dann immer vehementer, ein aberwitziges „Wettrüsten“ um die prachtvollsten Sta-tuen stattgefunden. Sie stehen wohl an der Küste, schauen aber in das Land hinein auf das Gebiet des jeweiligen Clans. Die Palmwälder wur-den abgeholzt, um Gerüste, Kräne und Transportrollen für die Stein-massen zu fertigen. Als kein Material für Hochseeschiffe mehr da war, begann man damit, landwirtschaftlichen Raubbau zu betreiben, und vernichtete nach und nach fruchtbaren Boden. Radiokarbonmessungen zeigen, dass die Vernichtung der Palmwälder um 1500 abgeschlossen war. Die Bewohner hatten 600 Jahre gebraucht, um ihre Lebensgrundla-gen zu vernichten. Die Gründe waren machtpolitischer Wahn, Ehrgeiz, Eitelkeit und die Unfähigkeit, rechtzeitig zu erkennen, was man tut. Die Insel erlebte eine kurze Kriegsphase und Kannibalismus. Die letzte Wür-de wurde verspielt. Dann war Stille.

Jared Diamond stellt in seinem Buch „Kollaps“ die Frage: Was dach-te der Bewohner, der gerade dabei war, die letzte Palme zu fällen? Viel-leicht: „Wir brauchen Arbeitsplätze!“ Oder: „Die Technik wird unsere Probleme schon lösen; wir werden einen Ersatz für Holz finden.“ Oder: „Wir haben keinen Beweis, dass es nicht doch noch geheime Reserven an Palmen gibt. Wir brauchen mehr Forschung! Der Vorschlag, das Abhol-zen zu verbieten, ist reine Angstmacherei!“ Wenn die Leute wenigstens eine Reserveinsel in Reichweite gehabt hätten. Aber die Insel war so ein-sam wie der Planet Erde im Universum.

Der Autor: Harald Koisser schreibt philosophische Bücher und ist Herausgeber des Mutmacher-Magazins „wirks“.

www.wirks.at, www.koisser.at

Folge 31: Die Lehre der Osterinsel

Jeder kennt die unglaublichen Statuen der Osterinsel. Sie sind Kulturgut. Aber Gut welcher Kultur eigentlich? Wie man heute weiß: einer Kultur des

Größenwahns und politischer Blindheit, ein letales Beispiel mangelnder Nachhaltigkeit.

Harald Koisser macht MutIll

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16 die wirtschaft Nr. 5 | Mai '14

„Das auf Wachstum und Expansion bauende Wirtschaftssystem hat unglaubliche zivilisatorische Fortschritte gebracht. Diese betreffen die materielle Ebene ebenso wie nichtmaterielle Standards wie Rechtsstaat-lichkeit und Demokratie. Daraus resultiert aber ein großes Problem: Wir wirtschaften über ein nachhaltiges Maß hinaus. Das Wachstum überfor-dert die Traglast des Planeten.“

„Die gesamten westlichen Gesellschaften befinden sich schon auf einem sehr hohen wirtschaftlichen Niveau. Wir befinden uns jetzt schon in einer Situation des sehr geringen Wachstums. Außerdem wachsen wir segmentär, die damit verbundenen Segnungen sind sehr zweifelhaft. Ein Beispiel ist das Phänomen hoher Arbeitslosigkeit trotz gleichzeiti-gen Wirtschaftswachstums. Mit Wirtschaftswachstum werden Mythen verbunden. Es liegt nahe, dass man sich mit ihnen vom Glauben an die Segnungen des Wachstums verabschieden muss.“

„Ich weiß nicht, wie eine Gesellschaft, die nicht auf Wachstum aufbaut, genau aussehen soll. Doch selbst wenn man Anhänger des Wachstums-gedankens ist, muss man sich von der Vorstellung des immerwährenden Wachstums trennen. Weil es vor geraumer Zeit anfing, seine eigenen Voraussetzungen zu generieren.“

„Es lohnt sich, auf die Unternehmen hinzusehen, welche sich vom Wachstumsdogma emanzipieren. Man muss sich die Frage stellen: Was passiert, wenn Unternehmen das Gemeinwohl vor den Profit stellen?

Es werden andere wirtschaftliche Ziele verfolgt. Es ist nicht möglich zu sagen, wie diese Modelle skalierbar sind. Es lohnt sich aber, hinzusehen und diese Bausteine zu sammeln. Wirtschaftswissenschaften haben das Thema weitestgehend vernachlässigt.“

„Es gibt nur wenige Ökonomen, die in die Richtung Postwachstum argumentieren. Wenn man böse sein will, kann man sagen, dass sie die Affirmation des ökonomischen Prozesses sind. Die Wissenschaften immunisieren sich hinsichtlich ihrer Glaubensüberzeugung.“

„Bei einem Veränderungsprozess hin zu einer Postwachstumsökonomie kommt den Unternehmen eine immens große Rolle zu. Der Stoffwech-sel des Prozesses wird von den Unternehmern getragen. Dabei darf Nachhaltigkeit kein Beiwagen sein. Heute sind bekanntlich viele zu dem Schluss gekommen, dass alles nachhaltiger werden muss. Es geht aber um die Frage: Wie kommt man von einer strukturellen Nichtnachhaltig-keit zu einer strukturellen Nachhaltigkeit? Das richtet sich direkt an die Produktion und Vermarktung.“

Diesmal zum Thema: Wirtschaft ohne Wachstum

Sein Ansatz ist radikal. Der deutsche Soziologe Harald Welzer propagiert ein Ende des expansionsorientierten Wirtschaftens. Die WIRTSCHAFT traf

den Gründer des Thinktanks „futurzwei“ in Wien und fragte nach.Interview: Daniel Nutz

... ohne Wachstum vor, Herr Welzer?

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„Wir haben kein Wachstumsziel“

Als CEO der Volksbank International war Friedhelm Boschert für das risikoreiche Ostgeschäft zuständig. Heute hilft der Banker Branchenkollegen beim Meditieren und bei der Selbstfindung. Ein Gespräch über Ethik in der Bankenwelt,

Selbstreflexion und seine neue Rolle als Präsident von Oikocredit.Interview: Daniel Nutz

Es ist ein warmer Frühlingstag bei einem Wiener Heurigen. Die Miene von Friedhelm Boschert passt zum freundlichen Wetter. Der 54-jährige ehemalige Vorstandschef der Volksbank-Osteuro-paholding trinkt entspannt einen Apfelsaft. Seit einem Jahr hat der Mann mit dem grau melierten Haar die Rollen getauscht. Er coacht Banker dabei, zu sich selbst zu finden, und steht als frisch-gebackener Präsident des Mikro-Finanzierungsunternehmens Oikocredit für ethisches Investment und Entwicklungshilfe.

Bis 2013 standen Sie als CEO der Volksbank International vor. Heute geben Sie Meditationskurse. Ist das als radikaler Ausstieg aus der Finanzwelt zu werten? Nein. Tatsächlich habe ich mich immer mit Führung auseinanderge-setzt. Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, dass Selbstführung und Selbstreflexion im Topmanagement zu kurz kommen. Führungskräf-

te sind meistens nicht in der Lage zu reflektieren und noch weniger imstande nachzudenken. Auch mir fehlte die Zeit, in mich selbst rein-zuhören. Man verbringt seine Zeit mit Sport anstatt mit Geistestraining. In den vergangenen 30 Jahren haben wir da alle zu sehr nach außen gewandt agiert. Ich will dabei helfen, das zu ändern.

Sie sitzen heute ehemaligen Bankenkollegen als Coach gegenüber. Was wollen Sie Ihnen mitgeben?Stress ist bei vielen ein Thema. Die meisten haben alle Methoden pro-biert, von Zeitmanagement bis Wellness. Aber nichts hilft. An äußeren Faktoren wie Termin- oder Arbeitsdruck kann man ja nichts ändern. Man kann nur die Einstellung zum Stress verändern. Dabei hilft die Meditation. Viele Manager suchen – vielleicht auch unterbewusst – nach Orientierung. Es geht um Selbstreflexion. Im Coaching lernt man, in sich reinzuhören, man findet neue Perspektiven. Das reicht vom Per-sönlichen bis zum Beruflichen.

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die wirtschaft Nr. 5 | Mai '14 19

Wird der moderne Bankmanager also sogar zum Sinnsucher?Meine Erfahrung ist, dass man Führungskräfte in ihrem Handeln und ihren Entscheidungen menschlicher machen kann. Wer sich selbst ver-steht, kann auch zuhören. Dadurch können diese Menschen auch besser auf andere eingehen. Die Art der Führung verändert sich.

Besonders in der Finanzbranche wird mehr Verantwortung ein-gefordert. Verändert sich die Branche tatsächlich?Ich glaube, dass in der Branche noch eine gewisse Schockstarre herrscht. Die Bankenwelt hat ja einen vollständigen Imageverlust erlebt und steht außerdem noch voll unter der Knute der Regulierung. Aus die-sem Schock muss man sich erst einmal herausbewegen. Das geht durch Offenheit, Transparenz, simple Produkte und der Miteinbeziehung der Kunden.

Welche Wege können die Banken dabei gehen?Man kann Kundenhearings machen. Man kann aber auch so weit gehen, Kunden in Produktgestaltungen einzubinden. Es wird künftig Banken geben, die auf diesen Prinzipien aufbauen. Es gibt ja schon Modelle von ethischen Banken. Also: vollständige Partizipation etwa durch ein Genossenschaftsmodell und ein Corporate-Government-Kodex, der Spekulationen verbietet und ethisch einwandfreie Produkte liefert.

Sie haben gerade die Präsidentschaft von Oikocredit Österreich übernommen. Einer Bank, die sich auf die Vergabe von Mikrokre-diten an Unternehmensgründer in Schwellen- und Entwicklungs-ländern konzentriert. Den Schritt von der Volksbank Internatio-nal dorthin müssen Sie uns erklären.Wer meine persönliche Geschichte kennt, wird nicht erstaunt sein.

Friedhelm BoschertIst studierter Volks- und Betriebswirt. Seit den 1980er-Jahren war er in der Banken- und Finanzbranche tätig. Von 2005 bis 2013 war er Vorstandsvorsitzender der Volksbank International und nach deren Übernahme der daraus entstandenen Sber Bank Europe. Boschert ist Lektor an der FH Krems, Honorarkonsul von Bosnien und Herzegowina und seit Mai Österreich-Präsident der ge-nossenschaftliche Finanzierungseinrichtung Oikocredit.

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Schon als Jugendlicher war ich in Entwicklungshilfeprojekten tätig. Insofern war Entwicklungshilfe immer in meinem Fokus. Früher hatte ich mir in meinen Arbeitsverträgen auch immer vier Wochen Freistel-lung für Entwicklungsprojekte zugesichert. In den 1980er-Jahren war ich für die deutsche Entwicklungshilfeagentur tätig. Dort habe ich unter anderen auch den Friedensnobelpreisträger und Gründer der Grameen Bank Muhammad Yunus betreut. Also jenen Mann, durch den Mikro-kredite weltweit bekannt wurden.

Oikocredit hat in den vergangenen fünf Jahren das Anlegervo-lumen verfünffacht. Streben Sie als Präsident nach weiterem Wachstum? Wir haben kein Wachstumsziel. Wenn wir saubere Arbeit machen, werden die Menschen aufmerksam, dass diese Form der Geldanlage eine gute Sache ist. Mir geht es nicht darum, möglichst viel Geld zu lukrieren. Wir messen, ob das Geld auch tatsächlich dazu beiträgt, die Armut zu reduzieren. Wir stellen uns den Fragen: Wie verbessert sich der Gesundheitszustand oder der soziale Stand der Kreditnehmer? Was wir machen, geht weit über ein klassisches Kreditgeschäft hinaus.

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20 die wirtschaft Nr. 5 | Mai '14

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Die Arbeitswelt wird dynamischer. Die Arbeitszeiten werden flexibler. Freelancer, Interimsmanager und Shared Offices prägen die Zukunft.

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Ein gutes Geschäft waren die Betrieblichen Vorsorgekassen bisher nicht. Zumindest nicht für die Anleger. Wie eine Studie der Gewerkschaft der Privatangestellten offenlegt, erwirtschafteten die österreichischen Abfertigungskassen im Zeitraum von 2004 bis 2012 gerade einmal eine Rendite von durchschnittlich 2,7 Prozent per anno. Was auf den ersten Blick noch nach einem kleinen Ertrag in durchwegs eisigen Finanz-marktzeiten aussieht, schmilzt beim näheren Hinsehen dahin. Betrach-tet man die durchschnittliche Inflation im Zeitraum von 2,2 Prozent und die durchschnittlichen Verwaltungskosten von 0,67 Prozent, bleibt für die meisten Menschen ein reales Minus, rechnet Studienautor David Mum vor.

Ein Wechsel kann sich lohnenGewinne gab es auch. Allerdings in erster Linie für die Kassen selbst. Im Jahr 2012 machten die zehn Vorsorgekassen 30 Millionen Euro Gewinn. Die Schlussfolgerung von Studienautor Mum: „Die Kassen verdienen an den im Verhältnis zum Aufwand viel zu hohen Verwaltungsgebühren.“ Dass sich die meisten Vorsorgekassen von ihren Kunden nur unwesent-lich weniger als die vom Gesetzgeber als Höchstmaß angegebenen 0,8 Prozent holen, liegt auch daran, dass es seit der Einführung der Kassen im Zuge der Gesetzesnovelle zur „Abfertigung Neu“ kaum mehr Wett-bewerb gab. An einen Wechsel, der gemeinsam mit dem Betriebsrat beschlossen werden muss, dachten die wenigsten Unternehmen. Dabei lohne es sich jedenfalls, über einen Wechsel nachzudenken, so Mum.

Zeit für einen Wechsel?Vorsorgekassen: Wo die Abfertigungsgelder der Mitarbeiter veranlagt werden,

ist eine heikle Frage, die von Geschäftsführung und Betriebsrat gemeinsam geklärt werden muss. Fakt ist, viel gewechselt wird nicht. Wieso eigentlich?

Text: Daniel Nutz

Denn hinsichtlich der Anlagestrategien und des Ertrags gibt es trotz staatlicher Vorgaben einige Unterschiede. So variiert der Aktienanteil bei den einzelnen Kassen derzeit zwischen 6 Prozent (NÖVK) und 13,5 Prozent (BUAK). Die Jahresperformance von 2013 liegt zwischen 0,82 Prozent (NÖVK) und 4,06 Prozent (Bonus).

Ethische Veranlagung gewinnt an BedeutungDie meisten Vorsorgekassen tragen der Tatsache Rechnung, dass immer mehr Anleger auf das Thema nachhaltiges Investment setzen. Meist erfolgt dies über Ausschlusskriterien. Bis auf die Valida MVK Plus las-sen sich alle Kassen freiwillig auf die ethische Dimension ihrer Anlage-strategie überprüfen. Den Gold-Standard der Prüfungsstelle Ögut errei-chen dabei die VBV, Bonus und Fair-Finance. Letztere lässt sich zusätz-lich auch international prüfen und hat ihr gesamtes Geschäftsfeld auf nachhaltiges Unternehmertum ausgerichtet. Welche Kasse ist also die richtige? Die Frage ist in erster Linie individuell zu beantworten. „Am besten ist es, man lädt sich zwei bis drei Anbieter zu einem Hearing ein und entscheidet dann, ob ein Wechsel sinnvoll ist“, rät David Mum. Das Risiko eines Wechsels ist jedenfalls relativ gering. Da keine Umstiegs-kosten anfallen, kann das veranlagte Vermögen theoretisch jedes Jahr von einer Kassa zur anderen übertragen werden. Zu bedenken ist bloß eine sechsmonatige Kündigungsfrist. Wer mit 2015 wechseln will, muss also bis Ende Juni kündigen. Eine Hilfe bei der Vorauswahl soll folgende Übersicht zu den Anlagestrategien der einzelnen Kassen geben.

APKAnlagestrategie: „Wir verschreiben uns aktive Ansätze und orientieren uns nicht an vorgegebenen Benchmarkgewichtungen. Die Implementierung von Absicherungs-mechanismen stellt eine unabdingbare Managementaufgabe dar.“

Performance 2013: 2,8 %

Performance seit 2003: 3,60 %

Nachhaltigkeitsüberprüfung (nach Ögut): Nein, freiwillige Überprüfung nach „Ethical Standards“ 19+22+59+T

77+14+5+4+T19,09 %Aktien gesamt

21,79 %AbsoluterReturngesamt

59,12 %Anleihen gesamt 90+10+T

Bawag/AllianzAnlagestrategie: „Ziel ist es, Schwankungen zu vermeiden und damit ein stabiles Veranlagungsergebnis zu erwirtschaften, auch in Krisenjahren. Das setzen wir mit geringem Aktienanteil und einem großen HTM-Portfolio mit hohen Bonitäten um.“

Performance 2013: 2,76 %

Performance seit 2003: 4,27 %

Nachhaltigkeitsüberprüfung (nach Ögut): Ja, Silber-Zertifikat

0 % – 10 % Aktien

90 % – 100 % Anleihen

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Die Arbeitswelt wird dynamischer. Die Arbeitszeiten werden flexibler. Freelancer, Interimsmanager und Shared Offices prägen die Zukunft.

Da braucht es auch flexible und moderne Zutrittslösungen, welche wie Xesar und AirKey. Entwickelt und produziert von EVVA in Österreich.

Xesar und AirKey eröffnen neue Welten

BonusAnlagestrategie: „Hohe Erträge mit gutem Gewissen sind das Ziel. Dabei setzen wir auf nachhaltiges Investment und Transparenz.“

Performance 2013: 4,06 %

Performance seit 2003: 5,48 %

Nachhaltigkeitsüberprüfung (nach Ögut): Ja, Gold-Zertifikat 1

+3+13+83+T

77+14+5+4+T 77 %Anleihen

14 %Aktien

5 %Immobilien-fonds

BUAKAnlagestrategie: „Die Veranlagungsstrategie ist darauf angelegt, trotz eines sehr hohen Anteils an Anleihen auch bei steigenden Zinssätzen attraktive Zinserträge für die Anwartschaftsberechtigten erzielen zu können.“

Performance 2013: 3,09 %

Performance seit 2003: 3,75 %

Nachhaltigkeitsüberprüfung (nach Ögut): Ja, Silber-Zertifikat

0 % – 10 % Aktien

13,5 % Aktien

0,7 % Bankguthaben

4 % Cash

2,5 % Alternative Investments

83,3 % Anleihen

Page 22: Die Wirtschaft 05/14

22 die wirtschaft Nr. 5 | Mai '14

83+8+6+3+T48

+28+13+6+4+1+T

42+36+11+3+3+3+2+T

35+30+10+10+10+5+T79+9+6+6+T91+9+T

Fair-FinanceAnlagestrategie: „Unsere Veranlagungsgemeinschaft ist ein gemischtes konser-vatives Portfolio, dessen Anlageuniversum entsprechend der grundsätzlichen Richtlinie nachhaltiger Vermögensveranlagung ausgerichtet ist.“

Performance 2013: 3,33 %

Performance seit 2003: k. A., erst 2010 gegründet

Nachhaltigkeitsüberprüfung (nach Ögut): Ja, Gold-Zertifikat, darüber hinaus Prüfung durch Oekom Research

Valida MVK PlusAnlagestrategie: „Mit dem Geschäftsjahr 2012 erfolgte eine strategische Neuausrichtung. Dabei wurde das Risiko der Veranlagung deutlich reduziert.“

Performance 2013: 3,61 %

Performance seit 2003: 5,1 %

Nachhaltigkeitsüberprüfung (nach Ögut): Nein

VBV – VorsorgekasseAnlagestrategie: „Der hohen Verantwortung gegenüber den Kunden entsprechend, wird das Kundenkapital nachhaltig und mit möglichst geringem Risiko veranlagt. Zukunftsorientiertes Handeln und der Vorsorgegedanke stehen dabei im Mittelpunkt.“

Performance 2013: 2,39 %

Performance seit 2003: 4,26 %

Nachhaltigkeitsüberprüfung (nach Ögut): Ja, Gold-Zertifikat

91 %Anleihen, Cash

35%Geldmarkt

42 %Darlehen und HTM

9 %Aktien

30 %Staatsanleihen

36 %Euro- Rentenfonds

10 %Globale Unter-nehmensanleihen

10 %Aktien

10 %Immobilien-fonds

5 %Globale

Wandelanleihen

10,6 %Aktien

3,5 %Geldmarkt 3,1 %

Alternative Investments

1,7 %Cash

3,1%Immobilien-fonds

Niederösterreichische Vorsorgekasse AGAnlagestrategie: „Das Ziel der Veranlagungspolitik ist es, unter Wahrung von Sicherheit, Liquidität und Risikotragfähigkeit mit besonderer Beachtung der Grund-sätze für eine nachhaltige Veranlagung einen nachhaltigen Ertrag zu erzielen.“

Performance 2013: 0,82 %

Performance seit 2003: 4,36 %

Nachhaltigkeitsüberprüfung (nach Ögut): Nein, für 2014 geplant

Valida Plus (vormals ÖVK)Anlagestrategie: „Bei den festverzinslichen Wertpapieren verzichten wir auf vermeintlich hohe Renditen, die mit höherem Risiko behaftet sind, zugunsten von Papieren mit guter Bonität.“

Performance 2013: 3,19 %

Performance seit 2003: 4,25 %

Nachhaltigkeitsüberprüfung (nach Ögut): Ja, Gold-Zertifikat

Victoria VolksbankenAnlagestrategie: „Die Veranlagung konzentriert sich auf Emittenten mit guter Bonität.“

Performance 2013: 2,82 %

Performance seit 2003: k. A.

Nachhaltigkeitsüberprüfung (nach Ögut): Ja

6 % Offene Immo-bilienfonds

6 % Aktien

6 % Aktien4 % Immobilien1 % Alternative Investments

13 % Staats-anleihen

8 % Aktien

9 % Cash

28,4 % Unternehmens-anleihen

5,5 % Convertibles

3,5 % Immobilien

79 % Anleihen

48,4 % Geldmarkt

83 % Anleihen (Euro)

Page 23: Die Wirtschaft 05/14

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Page 24: Die Wirtschaft 05/14

24 die wirtschaft Nr. 5 | Mai '14

Bleiben, wie man ist: Warum sich Brigitte Ederer heute dumme Fragen zu stellen traut, sie nicht mehr in die Politik zurück will und sich manchmal sogar ganz gern verspotten lässt.

Interview: Stephan Strzyzowski, Illustration: Silvia Ungersböck

Persönlich gefragt

„Am Ende hat man Wunden und Narben“

Politik, Siemens, ÖIAG, ÖBB: Sie haben viele unterschiedliche beruf liche Stationen absolviert. Wo ist es Ihnen leichter gefallen, Sie selbst zu bleiben, wo war es schwieriger?Ich glaube, dass ich immer recht authentisch war. Außer zu Beginn mei-ner Zeit als Staatssekretärin, als es sehr starke mediale Kritik gab. Man hat damals öffentlich diskutiert, wie Bundeskanzler Vranitzky auf so eine junge unerfahrene Frau setzen konnte. Das hat mich sehr irritiert. Ich war nicht sicher, ob ich meiner Linie würde treu bleiben können.

Ist es Ihnen, im Rückblick betrachtet, gelungen? Ja, ich habe aber sehr gelitten. „Die Presse“ hat damals geschrieben, dass ich nicht einmal weiß, wie man Messer und Gabel in der richtigen Reihenfolge verwendet. Das hat mich natürlich gekränkt. Weil ich das mediale Spiel noch nicht beherrscht habe, konnte ich mich zu Beginn wohl auch nicht immer so geben, wie ich wirklich bin. Später ist mir das dann aber recht gut gelungen.

Denken Sie, dass Sie dadurch in Ihre Positionen gekommen sind?Schwer zu sagen. Ich glaube, dass ich ausstrahle, dass ich engagiert bin, etwas verändern will und es nicht um der Position willen mache.

Was ist es denn, das Sie antreibt? Dinge zu verändern und zu gestalten. Ich habe immer überlegt, was ich bei neuen Aufgaben erreichen will und was die Leute sagen sollen, wenn ich wieder rausgehe.

Konnten Sie den Erwartungen gerecht werden?Meinen eigenen nur sehr selten. Ich war immer ein wenig unzufrieden mit mir selbst. Es gab aber etwas, das mir dabei geholfen hat, nicht gebrochen zu werden: Ich hatte nie exi-stenzielle Ängste in meinem Leben, obwohl ich von ganz unten komme.

Warum nicht?Als ich in der Politik begonnen habe, hatte ich mit einem Unternehmer eine Vereinbarung getroffen, dass ich immer bei ihm anfangen kann. Ich bin nicht sicher, ob es wirklich etwas geworden wäre, aber es hat mir eine gewisse Sicherheit gegeben.

Als Siemens-Vorständin haben Sie pro Jahr Mil-lionen verdient. Vielen Menschen steigt so ein Vermögen zu Kopf. Waren Sie nie in Gefahr, die Bodenhaftung zu verlieren?Nein, ich habe so viele Menschen die Karriereleiter hinaufgehen gesehen und so viele wieder hinunter-

fallen, dass ich mir nie Illusionen über meine Bedeutung gemacht habe. Es ist schließlich nicht der Mensch, zu dem dann alle freundlich und unterwürfig sind, es ist die Position. Geld hat mir zudem nie besonders viel bedeutet.

Welche Rolle spielt das persönliche Umfeld, wenn man so stark unter Beobachtung steht? Man sollte zulassen, dass einem die unmittelbare Umgebung einen Spie-gel vorhält. Meine Mitarbeiterin verspottet mich zum Beispiel manchmal ein bisschen, und das ist gut so. Denn eine Umgebung, die einem die Mei-nung sagt, hilft enorm, sich nicht zu wichtig zu nehmen.

Man hat bei vielen Politikern und Topmanagern den Eindruck, dass sie so geschult sind, dass sie überhaupt nicht mehr authen-tisch rüberkommen. Muss das sein?Wenn man ganz klar und einfach spricht, kann man sehr leicht festge-nagelt werden. Manchmal ist die Lage aber nicht so klar oder noch nicht entschieden. Dann ist es schwer, Klartext zu reden.

Ist das auch der Grund dafür, warum Sie nicht mehr in die Politik zurückkehren wollen?Politik ist das Spannendste, was es geben kann. Aber es ist gleichzeitig auch das Kränkendste und das Ver-letzendste. Wenn man diese Kombination schon kennt

und mein Alter hat, tut man sich das nicht mehr an. Es waren genug Verletzungen.

Ihr Mittel zur Heilung?Die Zeit heilt alle Wunden! Und irgend-

wann denkt man sich halt auch: Habt mich doch alle gern!

Fällt Ihnen das heute leichter?Selbstverständlich. Heute ist es

auch leichter für mich, den Mut aufzubringen, meinen Haus-

verstand einzuschalten und ganz naiv nachzufragen, wenn mir etwas komisch

vorkommt. Bestimmt haben sich immer wieder Leute

gedacht: Was ist das für eine blö-de Gans? Doch oft hat sich heraus-

gestellt, dass jene, die hochtrabend herumphilosophiert haben, selbst kei-

ne Ahnung hatten.

Page 25: Die Wirtschaft 05/14

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Page 26: Die Wirtschaft 05/14

26 die wirtschaft Nr. 5 | Mai '14

Ein paar Zahlen mit Signalwirkung: Den Unternehmen in der Europä-ischen Union entsteht durch den Zahlungsverzug im Geschäftsverkehr ein Schaden von rund 340 Milliarden Euro – mehr als das Doppelte des Gesamthaushalts der EU für das Jahr 2012. 57 Prozent aller europä-ischen Unternehmen leiden wegen verspäteter Zahlungen und deren Folgekosten an Liquiditätsengpässen, rund 450.000 Jobs haben damit in Zusammenhang stehende Insolvenzen im EU-Raum bereits gekostet. Einen gewichtigen Anteil daran haben öffentliche Stellen, die sich zu lange mit der Zahlung Zeit lassen. Heimische öffentliche Stellen haben im Vergleich zu ihren Pendants in Süd- und Osteuropa eine relativ hohe Zahlungsmoral, liegen aber hinter jenen von nordischen Staaten deut-lich zurück: In Finnland ist das Geld nach 24 Tagen auf dem Konto. Dramatisch schlechter, verglichen mit dem EU-Durchschnittswert von 61 Tagen, sieht es in Italien, Griechenland oder Spanien aus. In Italien beträgt die Zahlungsdauer der öffentlichen Hand satte 170 Tage.

Staat soll schneller zahlen In Österreich ist man davon meilenweit entfernt: Laut jüngster jährli-cher Umfrage zum Zahlungsverhalten in Österreich des Kreditschutz-verbands von 1870 (KSV) lag das Zahlungsziel der öffentlichen Hand bei 33 Tagen, dazu kamen acht Tage Zahlungsverzug. Zum Vergleich: Bei Zahlungen zwischen Unternehmen waren es 25 beziehungsweise sechs Tage. Die öffentliche Hand soll nun mit gesetzlichem Druck dazu gebracht werden, dieses Niveau um einen Tag zu unterschreiten. Dies ist durchaus zu schaffen, ist doch die öffentliche Hand finanziell bes-ser gestellt als so mancher pünktlichere Firmenschuldner. Es lässt sich noch nicht absehen, ob die Richtlinie wie gewünscht echte Zähne zeigt. Die EU-Kommission will eine neue Zahlungskultur des öffentlichen Sektors herbeiführen. In Österreich herrscht vorerst das Prinzip Hoff-nung. „Praktische Erfahrungen mit der neuen Rechtslage im öffentli-

chen Sektor liegen uns noch nicht vor. Hier sind die Entwicklungen der nächsten Monate abzuwarten“, so Rosemarie Haider-Cselko, Mitglied der Geschäftsführung des Alpenländischen Kreditorenverbands.

Wirkung abwartenAuch der KSV traut sich noch keine Bewertung der Auswirkungen des neuen gesetzlichen Rahmens von 30 Tagen Zahlungsziel für die öffent-liche Hand vorzunehmen. Im Vorjahr hätten nur 8,5 Prozent der für die Zahlungsmoralstudie befragten Firmen angegeben, Zahlungsfristen verändert beziehungsweise darüber verhandelt zu haben. „Wir hätten uns da schon mehr erwartet“, sagt Johannes Eibl, Geschäftsführer der KSV1870 Forderungsmanagement GmbH.

Der Grund für die schlechte Zahlungsmoral der öffentlichen Hand ist derselbe wie jener von Firmen oder Privaten: klamme Finanzen. „Mit Liquiditätsengpässen haben nicht nur Unternehmer zu kämpfen, son-dern davon ist auch die öffentliche Hand betroffen. Bürokratische Hür-den und lange Verwaltungswege verstärken diese Probleme noch“, erläu-tert Haider. Eibl sieht es ähnlich: „Bei größeren Gebietskörperschaften dauert der Freigabeprozess sehr lange, er wandert von Abteilung zu Abteilung. Es braucht viele Unterschriften.“ Noch schonungsloser die Analyse des zuständigen EU-Kommissars für Industrie und Unterneh-men, Antonio Tajani: „Die meisten Zahlungsverzögerung öffentlicher Stellen sind bloß die Konsequenz von schlechter Organisation, schlam-pigen Vorgangsweisen oder gescheitertem Cash-Management.“

Ärgerliche AbhängigkeitEinen anderen Aspekt betont Gerhard Weinhofer, Pressesprecher der Creditreform: „Der öffentliche Sektor kann es sich schlichtweg leisten, später zu zahlen, da niemand dagegen außergerichtlich mittels Inkasso oder gar gerichtlich vorgehen wird. Viele, speziell örtliche Unterneh-

Moralisch verwerflichDie öffentliche Hand ist im Vergleich zu Österreichs Firmen ein schlechter Zahler. Sie braucht trotz besserer Bonität im Schnitt zehn Tage länger als normale Schuldner, um offene Rechnungen zu begleichen.Text: Clemens Rosenkranz

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men sind auf öffentliche Aufträge angewiesen und beißen nicht die sie fütternde Hand.“ Ungeachtet der Ursache der säumigen Zahlungsmo-ral: Das verspätete Eintreffen von Zahlungen kann gerade bei KMU zu großen Liquiditätsproblemen führen, im Worst Case zur Insolvenz. „Im öffentlichen Sektor ist das durchschnittliche Auftragsvolumen höher, demgemäß sind dort die Folgen der Zahlungsverzögerung für die Gläu-biger entsprechend schwerwiegender“, sagt Haider-Cselko vom AKV.

Um sich als KMU abzusichern, raten Experten, schnell Rechnun-gen auszustellen, rasch und nur einmal zu mahnen und dann sofort die Schulden extern per Inkassobüro eintreiben zu lassen. Eine weitere Methode zur Sicherung der Liquidität ist Factoring, also der Verkauf der

Forderung an ein entsprechendes Unternehmen. Damit fällt eine teure Überbrückungs- bzw. Zwischenfinanzierung weg, es bleiben Mittel für Aufträge oder Investitionen frei. „Die Kosten von Factoring sind mar-ginal im Vergleich zu dem, was man dadurch verhindert. Das sind, alle Zinsen und Prämien eingerechnet, maximal zwei bis drei Prozent. Aber wenn ein größerer Kunde umfällt, geht es gleich um mehrere 100.000 Euro“, erklärt Herbert Auer, Vorstand der VB Factoring Bank. Ein Argu-ment, das überzeugen dürfte: In Zeiten knapper Liquidität wird Fac-toring immer populärer, weiß Intermarket-Chef Sebastian Erich: „In Österreich ist das Geschäft massiv im Steigen begriffen. In den vergan-genen zwei Jahren gab es einen Zuwachs von 20 Prozent per anno.“

ZAHLUNGSMORAL: Wie Österreichs KMU mit säumigen Schuldnern umgehenP

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28 die wirtschaft Nr. 5 | Mai '14

Wie ich Kraft tanke

Wenn Großbäcker Kurt Mann müde und gestresst aus der Firma kommt, weiß er genau, wie er seine Batterien wieder auflädt: Er läuft einfach los. Zehn Kilometer und mehr. Tag für Tag, seit mehr als 20 Jahren. Danach fühlt sich der Geschäftsmann immer wie ein neuer Mensch. Beim Laufen könne er einfach gut nachdenken, da sprudelten die Ideen, sagt Mann, während er die Prater-Hauptallee entlangläuft. Und Bedarf an guten Einfällen hatte er ständig. Hat sich doch das 1860 gegründete Unternehmen unter seiner Federführung zu seiner aktu-

ellen Größe mit 78 Filialen entwickelt. Viel Zeit zum Ausruhen fand Mann dabei nicht. Dass er mit nur drei bis vier Stunden Schlaf pro Nacht auskomme, sei schon ein Vorteil gewesen, sagt Mann. Nun droht ihm aber sein Ausgleich abhanden zu kommen, erzählt er und zeigt unglücklich auf sein getaptes Bein. Das Knie will nämlich nicht mehr so recht. Aber aufzuhören und sich zu schonen komme für ihn nicht wirklich infrage, sagt der Unternehmer. – Zum Glück tut es ja nach ein paar Kilometern kaum noch weh.

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Ukraine-Konflikt trifft heimische Unternehmer Durch die politische Krise in der Ukraine sehen sich unzählige österreichische Exporteure mit neuen Gefahren konfrontiert. Wie es in der Region derzeit aussieht, wie es weitergeht und wie sich Unternehmer vor solchen Situationen schützen können – Karolina Offterdinger, Vorstand der OeKB Versicherung im Interview.

Welche Veränderungen bringen die Krimkrise und der politische Machtwechsel in der Ukraine für die Wirt­schaft? Die Wirtschaft in der Ukraine war schon vor der Krimkrise in der Rezession. 2014 muss nun mit weiteren Einbrüchen gerechnet werden. Ganz wesentlich ist dabei der Handel mit Russland, der circa 30 Prozent der Exporte ausmacht und nun besonders betroffen ist.Welche Auswirkungen die Krimkrise auf die Handelsbilanz insgesamt hat, muss man noch abwarten. Problematisch wird auf jeden Fall die Bedienung der ohnehin hohen Auslandsverschuldung. Hilfskredite aus dem Westen sind an strenge Reformauflagen des IWF gebunden, die neben politischen auch zu sozialen Unruhen führen könnten.

Auf welche Auswirkungen müssen sich heimische Unternehmer nun einstellen? Österreichische Unternehmer müssen in erster Linie die Sanktionsbestimmungen mit der Personenliste sowie den Kontensperren prüfen. Problematisch wird zudem der Transit von der Ukraine nach Russland oder der Reexport. Diese Transportwege könnten durch neue Zoll- oder Grenzbe-stimmungen vonseiten Russlands erschwert werden. Durch die Abwertung der ukrainischen Währung wird es auch zu einer deutlichen Verteuerung von Importen in die Ukraine für dortige Auslandsinvestitionen kommen. Auch wirtschafts-politische Unsicherheiten werden verstärkt auftreten. Zum Beispiel ist eine weitere Beschränkung der Devisenbewirt-schaftung denkbar.

Sehen Sie die Gefahr, dass nun Exporteure ihre Forde­rungen nicht mehr einbringlich machen können? Wie steht es um die Rechtssicherheit?Ja, das kann tatsächlich passieren. Die insgesamt steigen-den Insolvenzen und neue Rechtsbestimmungen bringen die Forderungen österreichischer Exporteure in Gefahr. Die Rechtsicherheit war schon vor Krimkrise problematisch. Die Durchsetzung von Rechtstiteln ist kaum möglich – und wenn, dann zeitlich stark verzögert. Das hat sich jetzt natür-lich nicht verbessert.

Wie kann man als Unternehmer für solche Fälle vor­sorgen?Vorsorgen kann ein Unternehmer nur, indem er vorausdenkt und sich auf dem aktuellen Stand hält – über die Wirtschaft und die Politik eines Landes und über die jeweiligen Ge-schäftspartner. Das ist ziemlich viel auf einmal. Hier kommen wir ins Spiel: Schon im Vorfeld beraten wir unsere Kunden über die möglichen Risiken. Wenn dann tatsächlich etwas so Unvorhersehbares eintritt wie die Krimkrise, dann stehen wir unseren Kunden bei.

Kann man mit einer Exportversicherung solche Risiken überhaupt absichern?Ja – aber nur, wenn auch das politische Risiko mitversichert ist. Bei der OeKB Versicherung ist das standardmäßig im Versicherungsumfang enthalten. Hat ein Exporteur das po-litische Risiko nicht in seinem Paket, dann bleibt er auf den Schäden sitzen, die zum Beispiel durch eine Beschränkung der Devisenwirtschaft entstanden sind.

Informieren und Forderungsausfälle vermeiden: Profitieren Sie von unserer Länderexpertise und sichern Sie Ihr Business im Ausland ab. Wir informieren Sie gern über Chancen und Risiken: OeKB Versicherung AG, Tel. (+43 1) 531 27-2664, [email protected]

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„Die Durchsetzung von Rechtstiteln ist kaum möglich.“Karolina Offterdinger, Vorstand der OeKB Versicherung

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AUSSENHANDEL: 130 Mrd.DIENSTLEISTUNGEN: 34,6 Mrd.

Importe: 164,6 Mrd.

Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden

0,2 %

Herstellung von Waren

21,8 %

Energie- versorgung

0,4 %

Wasser-versorgung;

Abwasser- und Abfallentsorgung

0,5 %

Bau

5,9 %

Handel; Instandhaltung und Reparatur

von Kfz

54,0 %

Verkehr und Lagerei

2,5 %

WOHER KOMMEN DIE EXPORTUNTERNEHMEN? Anteil in Prozent

Handel mit dem AuslandEin Überblick darüber, wo die heimischen Exporte hingehen, welche Warengruppen den meisten Umsatz machen und in welchen Branchen die Exportmeister stecken.

DIE TOP-EXPORTPARTNER in Millionen Euro

37.744

8.175

7.062

6.337

5.913

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AUSSENHANDEL: 125,4 Mrd.DIENSTLEISTUNGEN: 52,2 Mrd.

Exporte: 177,7 Mrd.

Beherbergung und

Gastronomie

1,8 %

Information und Kommunikation

3,4 %

Finanz- und Versicherungs-

dienst- leistungen

0,5 %

Grundstücks- und

Wohnungs- wesen

1,1 %

Freiberufliche, wissenschaftliche und technische

Dienst- leistungen

5,6 %

Sonstige wirtschaftliche

Dienst- leistungen

2,2 %

Reparatur von Gebrauchs-

gütern

0,3 %

WOHER KOMMEN DIE EXPORTUNTERNEHMEN? Anteil in Prozent

WIR KAUFEN in Prozent

WIR VERKAUFEN in Prozent

33,1 15,0 11,2 13,0 11,4 6,5 4,5 1,7 0,6 0,3

39,1 22,0 11,2 11,6 5,7 3,1 2,7 1,3 1,2 0,2

MaschinenbauerzeugnisseBearbeitete WarenChemische Erzeugnisse a. n. g.Sonstige FertigwarenNahrungsmittel und lebende TiereRohstoffeMineralbrennstoffe, SchmiermittelGetränke und TabakWaren a. n. g.Tierische und pflanzliche Öle, Fette, Wachse

Quellen: AWO, Statistik Austria, Wifo

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Nichts für FeiglingeImport: Ob Zierfische, Autos oder Spezialitäten: Wer etwas importieren will, muss sich gezwungenermaßen mit Nummern, Codes, Bestimmungen und Ausnahmen

von Bestimmungen beschäftigen und sollte Risiken nicht scheuen. Text: Alexandra Rotter

Jedes Mal, wenn Benno David für sein Aquariengeschäft in Wien Zier-fische aus Peru einfliegen lässt, geht er ein Risiko ein. Denn oft, wenn er die Fische vom Flughafen abholt, gibt es ein Problem mit den Papieren. „Der Import ist eigentlich nicht schwierig. Aber wenn ein roter Stempel gefordert ist, und der Stempel ist aber blau, stehe ich am Flughafen und darf die Fische nicht mitnehmen“, sagt David.

Ungefähr jedes zweite Mal laufe es nicht so, wie es soll – und fast immer gehe es um Kleinigkeiten wie falsch geschriebene Namen oder falsch notierte Stückzahlen. Dauert dann die Klärung des Problems zu lang, sterben Fische. Sie haben durch die Reise ein bis zwei Tage lang kein Futter bekommen. Tote Fische vergiften binnen kürzester Zeit das Wasser, was zum Tod der anderen Fische führen kann. Das finanziel-le Risiko trägt der Unternehmer – nur selten derjenige, der die Papiere nicht ordnungsgemäß ausgefüllt hat.

Bürokratie bei DrittländernPotenzielle Fehlerquellen gibt es beim Importieren aus Drittstaaten, also Ländern außerhalb der EU, zuhauf. Zunächst braucht Benno David eine sogenannte EORI-Nummer. EORI steht für „Economic Operators’ Registration and Identification“ und ist der Nachfolger der Zollnum-mer. Zudem muss die Lieferung Frachtpapiere enthalten. Werden diese mit dem falschen Flugzeug geschickt, was manchmal vorkommt, ist das ebenfalls ein Problem. Meist kommt es laut David aber zu Schwierigkei-ten aufgrund der amtstierärztlichen Untersuchung – die Fische müssen im ersten Eintrittsland der EU begutachtet werden.

Wesentlich lieber sind David Importe aus einem EU-Land: Hier fällt nicht nur viel Bürokratie weg, sondern auch der Zoll. Zudem sind die Lieferpreise nicht so hoch. Aus Peru werden die Fische in Boxen gelie-fert, die je nach Fischgröße fünf bis 600 Fische enthalten. „Unter zehn

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Boxen braucht man nicht anfangen zu importieren, weil die Frachtko-sten viel zu hoch sind“, sagt David. Pro Box koste der Transport zwi-schen 200 und 500 US-Dollar. Daher importiert der Unternehmer Zier-fische zwei- bis dreimal pro Woche aus EU-Ländern, aber nur zirka alle drei Monate aus Südamerika.

EU­Importe einfachAuch für den Oldtimerexperten Franz Steinbacher, der seit Jahrzehnten einen Kfz-Betrieb führt und schon hunderte Autos importiert hat, ist die EU in Sachen Import ein Segen: „Innerhalb der EU ist das heute eine leichte Nummer: Sie suchen um Einfuhrgenehmigung bei der zustän-digen Landesfinanzbehörde an, fahren über die Grenze und haben fak-tisch keine Abgaben.“ Sofern es sich um einen Oldtimer handelt, also ein 30 Jahre altes Auto, das aus einem EU-Land importiert wird, ent- www.das.at

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„Innerhalb der EU ist das heute eine leichte Nummer: Sie suchen um

Einfuhrgenehmigung bei der zuständigen Landesfinanzbehörde an, fahren über die

Grenze und haben faktisch keine Abgaben.“ Oldtimerexperte Franz Steinbacher

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Hilfreiche Websites für ImportfragenRichtliniensammlung des Finanzministeriums https://findok.bmf.gv.at/findok

Weltzollorganisation WCO (World Customs Organisation) www.wcoomd.org

Newsflash „Steuer & Zoll News“ http://ec.europa.eu/taxation_customs/common/newsflash/index_de.htm

fallen außer dem Zoll auch die Normverbrauchsabgabe (NoVA) und die Einfuhrumsatzsteuer. Aus einem Drittland wird es schwieriger. „Bei Drittlandimporten ist der Einfuhrumsatzsteuersatz von zehn Prozent zu zahlen“, sagt Steinbacher. Zudem ist ein Zollvormerkverfahren vorge-schrieben. „Dafür würde ich einen Spediteur empfehlen“, sagt Steinba-cher. Anschließend muss die Einfuhrgenehmigung eingeholt werden.

Jede Zeit hat ihre HürdenDer Nachweis, dass es sich um einen Oldtimer handelt, muss durch ein Gutachten belegt werden. Dazu muss der Importeur in seinem Bundes-land zum Finanzamt gehen und das Fahr-zeug als Oldtimer klassifizieren lassen. Franz Steinbacher ist nicht nur Referent für Oldtimer in der Wirtschaftskammer sowie Sachverständiger, sondern er sitzt auch im Beirat der Approbierten Liste für historische Fahrzeuge, wo er jedes Jahr mitbestimmt, was als Oldtimer gilt und was nicht.

Steinbacher hat schon vor Jahrzehn-ten Autos importiert, unter anderen der Marke Maserati aus Italien. Damals war der Import noch mit anderen Hürden als heute verbunden: So mussten für jeden Import Gegengeschäfte abgewickelt werden: „Wir haben Holz exportiert, um im Gegenzug Autos zu importieren. Das war fast wie in einem Kriminalfilm.“ Zudem sei eine Genehmigung der Nationalbank notwendig gewesen, um Devisen ins Ausland zu überweisen.

Viele Waren – viele RichtlinienWer „nur“ Zierfische oder Oldtimer importiert, hat es vergleichsweise einfach. Er muss sich mit den Bestimmungen für diese Warengruppen vertraut machen und kann dann nach Schema F verfahren. Kompliziert wird es für Unternehmer, die verschiedene Waren importieren, wie etwa Spezialitätenhändler. Schon die Zuordnung eines Produkts zu einer Warengruppe kann in einem Spießrutenlauf enden.

„Ich sage meinen Studenten immer: Du musst wissen, welchen Code dein Produkt hat. Dahinter finden sich die Regularien“, sagt Hans-Joachim Schramm, Assistenzprofessor am Institut für Trans-portwirtschaft und Logistik der Wirtschaftsuniversität Wien. Der vier-stellige Code, der auf der Rechnung vermerkt werden muss, lässt sich mithilfe des Europäischen Zolltarifs Taric herausfinden. „Die Studenten

scheitern regelmäßig an der Datenbank, weil sie sehr kompliziert ist“, sagt Schramm. Dazu kommt, dass das System nicht von allen Ländern genutzt wird – so führt zum Beispiel Russland ein eigenes System.

Regelungen und AusnahmenDie Zuordnung von manchen Produkten scheint eine eigene Wissen-schaft zu sein. Zum Beispiel stellt sich die Frage, ob das Oberteil eines Bikinis, wenn es ohne Unterteil importiert wird, in die Kategorie „Bade-anzüge und Badehosen“ oder „Büstenhalter“ gehört. Wer in diesen Belangen einen Fehler begeht, macht sich strafbar, denn je nach Code

variiert auch der Zollsatz. Einen Unter-schied macht etwa auch bei manchen Lebensmitteln die Verarbeitung: So kön-nen Kakaobohnen laut Schramm zollfrei importiert werden, für Schokolade fallen aber rund 20 Prozent Zoll an. Und als ob das nicht genug wäre, gibt es noch eine Zwischenstufe: Sind die Kakaobohnen geröstet, fallen sechs Prozent Zoll an. Da nimmt es sich schon fast wie ein Segen aus, dass für komplizierte Zuordnun-gen eine verbindliche Zolltarifauskunft

(vZTA) eingeholt werden kann.Außerdem spielt es eine Rolle, aus welchen Ländern Waren impor-

tiert werden. So gibt es unter anderem mit der Türkei, Tunesien und Marokko Präferenzregelungen, durch die der Zoll entfällt. Das Frei-handelsabkommen mit den USA wird derzeit bekanntlich verhandelt. Keine Ausnahmen gibt es bei Importen aus Drittländern immerhin bei der Einfuhrumsatzsteuer. Was es aber gibt, sind Schlupflöcher, durch die Zahlungen zumindest eingeschränkt werden können. So muss etwa bei der sogenannten passiven Veredelung bei Wiedereinfuhr nur der jeweilige Mehrwert bezahlt werden, der durch die Veredelung, etwa die Bemalung eines Produkts, entstanden ist.

Insbesondere für KMU können all diese Vorgaben einen hohen Auf-wand bedeuten. Wer diffizile Waren einführt oder Import im großen Stil betreibt, kann sich jedoch Hilfe von sogenannten AEOs (Authorized Economic Operators) holen. Handelsexperte Schramm rät aber generell dazu, sich selbst mit dem Thema zu beschäftigen: „Die Informationen sind beschaffbar, wenngleich es zeitaufwändig ist.“ So gebe es für KMU besonders in Österreich jede nötige Information im Internet, und das in der Regel kostenlos (siehe Linkliste).

„Ich sage meinen Studenten immer: Du musst wissen, welchen

Code dein Produkt hat. Dahinter finden sich die Regularien.“

Hans-Joachim Schramm, Assistenzprofes-sor am Institut für Transportwirtschaft und

Logistik der Wirtschaftsuniversität Wien

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Liquide bleiben mit FactoringFür kleine und mittlere Unternehmen ist es wichtig, stets Geldmittel zur Verfügung zu haben. Eine Form der Finanzierung ist Factoring, ein immer beliebteres Tool in Österreich und auch weltweit.

Der Begriff Factoring bedeutet Forderungsfinanzierung. Das bedeutet, dass der Unternehmer ein Factoringinstitut in An-spruch nehmen kann, um die Einbringung der Außenstände der Kunden diesem zu überlassen. Die Bank zahlt dem Un-ternehmer bis zu 90 Prozent der Forderungen sofort aus, was wiederum bessere Liquidität und weniger Bürokratieaufwand bedeutet, um diese Außenstände bei den Kunden einzufor-dern. Das obliegt nämlich dem Factoringinstitut, also der Bank. Die restlichen zehn Prozent werden nach Eingang der Außenstände von der Bank an den Unternehmer überwiesen. In Österreich wird Factoring rechtlich als Kaufvertrag einge-stuft, in dem sich der Factor bereiterklärt, die Forderungen sofort mit 90 Prozent zu bevorschussen. Die Zusammenar-beit zwischen dem Anbieter und dem Unternehmer beginnt mit einem Beratungsgespräch, damit sich dieser einerseits das Angebot ansehen kann und andererseits das Factoring-institut den Betrieb kennenlernt. Wird festgestellt, dass diese Finan-zierungsform die richtige für den Unternehmer ist, verschafft sich das Factoringinstitut einen tieferen Einblick in das Unternehmen. Es erfolgt weiters eine Abstimmung über die Details wie Mahnwesen, Bonitätsmonitoring etc.

Die Geschichte des FactoringEigentlich existiert diese Form der Finanzierung schon etwa 4.000 Jahre, denn schon damals wurden Reisen in weitentfernte Handelskolonien von reichen Privatpersonen finanziert. Das Mittelalter war eine Hochzeit des Factoring. Aus dieser Zeit stammt auch der Name. Die Tätigkeit eines „Faktors“ bestand im Verkauf von Waren. Diese Waren bezog man aber von verschiedenen Lieferanten, die Käufer wussten meist gar nicht, von wem das Produkt stammte. Auch damals übernahm der „Faktor“ das Risiko der Vorfinanzierung für die Lieferanten. In Österreich stieg die Beliebtheit der Finanzierungsform rasch. Seit 2000 konnten die Anbieter Zuwächse von 15 bis 20 Prozent pro Jahr verzeichnen. Im Euroraum legte das Facto-ringvolumen im vergangenen Jahr um sechs Prozent zu.

Sicherer Hafen für Ihre LiquiditätAls starker Partner in puncto Factoring steht die Intermarket Bank an Ihrer Seite. Sie zählt zu den führenden Factoring-banken Österreichs und ist seit 1971 sehr erfolgreich am heimischen Markt aktiv. Oberste Priorität haben dabei immer die Kunden und deren Bedürfnisse. Wenn auch Sie Ihren Finanzierungsspielraum mit Factoring vergrößern möchten, kontaktieren Sie uns jetzt – wir freuen uns auf ein persönliches Gespräch.

Vorteile des Factoring• Die Finanzierung passt sich den Umsätzen an• Ausnutzung von Skonti oder Rabatten• Minimieren der Außenstände bzw. Forderungen• Verkürzung der Bilanzsumme• Verbesserung des Ratings• Geringere Kreditabhängigkeit

durch zusätzlichen Finanzierungsbaustein• Unterstützung bei der Expansion• Entlastung des Mahnwesens und

der Debitorenbuchhaltung• Gewährleistung längerer Zahlungsziele für den Kunden• Absicherung von Forderungsausfällen

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Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an Honda denken? Das wird wohl darauf ankommen, welcher Generation Sie angehören. Die einen verbinden mit Honda wohl vor allem Motorsport, den anderen kommt wohl das Bild eines aufgemotzten CR-X, die anderen denken vielleicht mehr an hybride, sparsame Stadtflitzer.

Honda hat in den vergangenen Jahren einen großen strategischen Schwenk gemacht. Sie waren einer der ersten Hersteller, die entschlos-sen in die Entwicklung von Hybridmotoren investiert haben, und waren unter jenen, die die ersten Modelle in Serie und auf die Straße brachten. Von Neuauflagen sportlicher Modelle wie dem NS-X oder dem S2000 war nichts zu hören, und mit dem Rückzug aus der Formel 1 schien es dann wirklich so, als wolle sich Honda als ökologische Marke positio-nieren. Doch mit dem Honda CR-Z, dem ersten kompakten Hybrid-Sportflitzer, gab es ein erstes Lebenszeichen der alten Sportlichkeit. Auch wenn das Nischenprodukt nie die Anerkennung erhielt, die es verdient hätte (der CR-Z war wirklich göttlich zu fahren), so war es ein Vorbote für das, was in Zukunft anrollen wird.

Und der Accord? Der ist in meinen Augen noch immer einer der schönsten Kombis am Markt. Jeder meiner Beifahrer – einschließlich meiner designkritischen Mutter – waren begeistert. Cockpit, Gestal-tung, Karosserieform und Fahrdynamik sind ein Genuss, und gerade mein Testmodel der Type-S-Serie hat mit seinen 180 PS auch genügend Dampf unter der Haube.

Dass er eher selten auf der Straße zu sehen ist, verwundert, wenn man ihn einmal gesteuert hat. In Qualität und Fahrgefühl braucht er

keinen Vergleich mit deutschen Kollegen zu scheuen. Als Bergstraßen liebender Wahltiroler fehlte mir nur der Allrad, um alle meine Ansprü-che zu erfüllen.

Und 2015 bläst Honda zum Angriff: Der Supersportwagen NSX und der Civic Type R (300 PS!) erleben ihren Marktstart. Gleichzeitig feiert Honda seinen Wiedereinstieg in die Formel 1 als Motorenlieferant für das McLaren-Team. Dabei wird Honda seinen Technologievorsprung der Hybridtechnologie gut nutzen können, denn Sparsamkeit ist auch in der Königsklasse angekommen und bringt selbst Traditionsteams in Bedrängnis.

Da kann man schon hoffen, dass Honda auch den Accord in naher Zukunft als verschärfte Type-R-Variante auf den Markt bringt. Vielleicht sogar mit Hybridtechnologie. Das Interesse an sportlichen Familien-kombis, die man auch mal knackig um die Kurve legen kann, scheint ungebrochen.

Honda Accord Tourer 180 Type SMotor: 132 kW (180 PS) mit maximal 380 NmBeschleunigung: 0–100 km/h in 8,7 secVerbrauch auf 100 km: 5,7 l (Mischwert) bei 150 g/km (CO2)Preis ab 41.255 Euro (inkl. NOVA und 20 % MwSt.)Weitere Infos: www.honda.at

Im Test: Honda Accord Tourer I’ll be back!

Offenbachers Asphaltgeschichten

Hannes Offenbacher ist Unternehmer und Neudenker. Er bloggt auf www.bessergehtsimmer.at

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Lade-Lifestyle für Unternehmen

Fuhrpark: Pick­ups sind hierzulande nicht besonders beliebt. Warum eigentlich? Es gibt doch einiges, das für die Wägen mit offener Ladefläche spricht.

Text: Gregor Josel

TOYOTA HILUX

Der Hilux ist ein echter Veteran unter den Nutz-fahrzeugen. Bereits seit 1968 wird er von Toyota gebaut. Damit kann er auf eine umfangreiche Geschichte verweisen, die ihn andererseits auch mit enorm viel Erfahrung in diesem Segment ausstat-tet. Das merkt man auch

beim aktuellen Hilux, der komfortabler ist denn je, natürlich auch mit den umfänglichen Allradqualitäten eines Toyotas ausgestattet. Einstiegspreis ab 22.550 Euro (netto).

DODGE RAM

Der Ram gehört in den USA zum Straßenbild wie hierzulande der VW Golf. Der Ram ist ein US-Fullsize-Pick-up, der nebst allum-fassender Ladekom-petenz auf Wunsch auch den Komfort eines Oberklasse-geländewagen bie-

tet. In Österreich ist der Ram ausschließlich über US-Importeure zu haben und liegt preislich durchschnittlich bei rund 37.000 Euro (netto).

CO2-Emission: 149-113 g/km, Gesamtverbrauch: 4,4-6,6 l/100kmSymbolfoto, Satz und Druckfehler vorbehalten. Aktionspreis cee’d_sw 1,4 MPI Titan inkl. Mwst., Nova.

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Was in vielen anderen Ländern, vor allem in Nord- und Südamerika, aber auch bei unseren östlichen Nachbarn zum mobilen Alltag zählt, setzt sich hierzulande nicht besonders nachhaltig durch: der Pick-up! Verwunderlich, denn gerade ein moderner Pick-up ist die perfekte Sym-biose aus Arbeitstier und vollwertigem Geländewagen, der weder in Sachen Komfort noch Sicherheit geizt und vor allem auch optisch keine Abstriche im Vergleich zu üblichen SUV-Modellen macht. Nebst diesen

Basic-Assets hat der Pick-up für Unternehmer und auch Private finan-ziell zahlreiche Vorteile zu bieten. Mit einer Lkw-Zulassung spart man viel Geld bei der motorbezogenen Versicherungssteuer, und das aktuelle NoVa-Thema kann man mit einem Pick-up ebenfalls außer Acht lassen, denn diese Fahrzeuge sind generell NoVa-befreit. Ob Freizeit, Familie oder Beruf – der Pick-up ist heutzutage also durchaus salonfähig. Wir haben die in Österreich erhältlichen Modelle für Sie zusammengefasst.

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NISSAN NAVARA

Ein alter Bekannter, der bereits seit 1986 am Markt ist. Damals noch als reiner Lastesel entwickelt, hat sich auch der Navara zum waschechten SUV mit Ladefläche gewandelt. Vor allem in der Topversion mit dem bärenstarken V6-Diesel ist der Navara mehr Lifestyler als Transporter. Mit Einzelkabine ist der Navara bereits ab 21.540 Euro (netto) zu haben.

ISUZU D-MAX

Zu den Exoten am Markt zählt der Isuzu D-Max, der seit Mitte 2002 angeboten wird. Im Juli 2012 führte Isuzu die zweite D-Max-Generation ein, dabei wuchs der Radstand auf nunmehr 3.095 Millimeter und die Gesamtlänge auf 5.295 Millimeter. Der neue D-Max wird wie auch alle anderen Pick-ups mit Einzel-, 1,5- und Doppelkabine angeboten und ist ab 18.041,67 Euro (netto) erhältlich.

LANDROVER DEFENDER

Der Pick Up fürs Grobe! Nicht umsonst setzen zahlreiche Expeditionen und Unternehmen die unter härtesten Bedingungen arbeiten müssen seit Jahrzehnten auf den Defender. Er ist das ultimative Gerät für den extra harten Einsatz und im Gelände ungeschlagen. Auf den hohen Komfort anderer, PKW ähnlicherer Pick Up’s muss man - trotz mittlerweile ganz ordentlicher Ausstattung - verzichten, doch eines ist sicher: dieser Pick Up bringt einen sicher an die entlegensten Orte der Welt. Ab 23.500 Euro (netto).

MITSUBISHI L200

Der Zweitälteste im Reigen der Lademeister ist der L200, den Mitsubishi bereits seit 1978 im Programm hat. In der aktuellen Version ist der L200 eine perfekte Symbiose aus Arbeitstier und Pkw, der sich vor keiner noch so schwierigen Aufgabe scheut. Den L200 gibt es in vielen und maßge-schneiderten Varianten, die ab Werk für verschiedene Einsatzgebiete (zum Beispiel Jagd, Wald oder Handwerk) ausgerüstet sind. Der Einstiegspreis liegt bei 19.417 Euro.

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Vier Quadratmeter Ladefläche und das Format eines Kompaktautos: Fiat hat die Doblo-Reihe unlängst um eine Pick-up-Variante erweitert, die kompakte Pkw-Abmessungen mit großer Ladefläche und Nutzlast ver-bindet. Der Doblo Work basiert auf dem Kleintransporter Doblo und ist somit perfekt für das urbane Umfeld geeignet. Ab 16.980 Euro (netto).

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2010 stieg auch Volkswagen in das Segment der Pick-ups ein und präsen-tierte den Amarok. Mittlerweile ist der fesche Germanen-Lader in zahlrei-chen und vor allem auch in Lifestyle-Varianten wie „Canyon“ oder „Dark Label“ zu haben. In Sachen Komfort und Ausstattung ist er eher als Gelän-dewagen mit Ladefläche zu sehen denn als klassisches Nutzfahrzeug. Der Einstiegpreis liegt bei 21.730 Euro (netto).

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40 die wirtschaft Nr. 5 | Mai '14

Ein Schreibtisch auf Reisen Wenn Unternehmen den Standort wechseln, ist perfekte Planung gefragt. Worauf Firmen bei der Übersiedelung achten müssen, und wie professionelle Dienstleister sie dabei entlasten können.Text: Heinz Erdmann

Ob Liverpool, Chicago, Casablanca oder Brisbane. Ob Dornbirn, Villach, Kufstein oder Mödling. Unabhängig von der Stadt und von der Branche stellt eine Übersiedelung gerade für Unternehmer eine Ausnahmesi-tuation dar. Eine Ausnahmesituation, die von Fallen gespickt und von Fehleinschätzungen geprägt ist. „Unternehmen machen beim Umzug immer die gleichen, aber leicht vermeidbaren Fehler. Sie unterschät-zen den Arbeitsaufwand für diese Aktion und ignorieren die simpelsten Regeln“, erklärt Marcus Haas, Geschäftsführer der Office Syncro GmbH, des Trägers von BComplete, einem in Wien ansässigen Netzwerk von Komplettanbietern für Bürolösungen.

Obwohl klar ist, dass ein Firmenumzug nicht zum Daily Business eines Unternehmens gehört, ziehen nur rund zwanzig Prozent für die Logistik, die bei einem Umzug oder Neubezug eines Büros anfällt, Fach-leute heran. Viele vertrauen lieber auf selbstgestrickte Lösungen in der Annahme, dass es einfach irgendwie klappen wird. Die ärgerliche Folge: Häufig entstehen aus mangelnder Planung Fehler, die viel Zeit kosten und die Produktivität des Unternehmens wesentlich senken – also erhebliche Zusatzkosten.

Richtiges Timing und klare Verantwortung Doch weg von Fehleinschätzung, Fallstricken sowie selbstgestrickten Lösungen und hin zum Gegenteil: zu einer Firmenübersiedlung, die rei-bungslos funktioniert. Eine der Grundlagen, um den Bezug eines neuen Büros möglichst rasch und gleichzeitig kostengünstig über die Bühne zu bringen, ist es, innerhalb des Unternehmens frühzeitig eindeutige Verantwortungen festzulegen. Für den Neubezug eines Büros sollte gemeinsam mit dem Umzugsdienstleister ein detaillierter Ablaufplan festgelegt werden, der Zeiten und Verantwortungen definiert. Detail am Rande: Es ist sinnvoll, dass jeder Mitarbeiter für sein Büromaterial selbst verantwortlich zeichnet. Für Bereiche, in denen kein Mitarbei-ter direkt zuordenbar ist wie zum Beispiel Besprechungszimmer oder Küchen, sind ebenfalls Verantwortliche zu bestimmen.

Ehemals klassische Speditionen wie die Johann Weiss GmbH haben sich längst als Komplettanbieter von Firmenübersiedlungen etabliert. Vor dem Umzug analysieren die Experten des in Wiener Neudorf ansäs-sigen Transportunternehmens die Ist-Situation, nehmen den neuen Standort in Augenschein und legen dann ein umfassendes Angebot. Danach erstellen sie den bereits erwähnten, detaillierten Ablaufplan.

Checkliste für den Firmenumzug• Lieferanten und Kunden müssen informiert und bei der Post muss ein Nachsendeantrag gestellt werden.

• Diverse Verträge bedürfen einer Aktualisierung. So muss die Bank über die neue Adresse informiert werden. Der Telefon- und Internetanbieter und die GIS stellen weitere abzuarbeitende Positionen dar. Die Energieversorger müssen frühzeitig kontaktiert werden, um Ablesetermine für Wasser, Gas und Strom zu vereinbaren.

• Um die Transportwege möglichst kurz zu halten, müssen Halteverbotszonen beantragt werden.

• Übersichtliche, deutlich geschriebene Lagepläne der Entladestellen – getrennt nach Stockwerken und Räumen – müssen erstellt werden. Dies er-leichtert den Möbelträgern und Umzugshelfern die Arbeit wesentlich.

• Bei den diversen Geräten wie Druckern, Plottern, Kopierern muss eine ausführliche Datensicherung vorgenommen werden.

• Bei Leasinggeräten ist oftmals im Voraus schrift-lich die Zustimmung der Leasinggesellschaften zum Transport einzuholen.

• Die Verkabelung zwischen den EDV-Geräten sollte von Experten abgenommen werden. PCs, Mo-nitore, Tastaturen und Drucker müssen mit Zielan-gaben gekennzeichnet werden. Auf die Netzwerk-, Strom- und Telefonverkabelung nicht vergessen!

• Gegenstände, die von allen genutzt werden, sind zu kennzeichnen und zu verpacken: Küchenutensi-lien, Schreibwarenvorräte, Archiv, Papier, Pflanzen, Besprechungsräumen, Möbellager etc.

• Es ist ratsam, vor dem Auszug aus dem alten und nach dem Einzug in den neuen Standort einen Extramülltransport zu organisieren. Im alten Büro muss die Frage der Endreinigung geklärt werden.

• Ein bis zwei Mitarbeiter sollten alle leeren Räume noch einmal gründlich durchforsten und vergesse-ne Kleinigkeiten einsammeln.

• Umzüge ziehen häufig Gelegenheitsdiebe an. Alle Beteiligten sind daher zur Vorsicht aufzurufen.

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die wirtschaft Nr. 5 | Mai '14 41

Markus Schwarz, Leitung der Umzugsabteilung „Transportmeister“ bei Johann Weiss, weiß genau, wie viel Zeit man realistischerweise einpla-nen muss: „Die reine Übersiedlungszeit für ein bis zu 100 m2 großes Büro beträgt durchschnittlich zwei Werktage. Für ein Büro von zwi-schen 100 und 200 m2 kalkulieren wir zwei bis drei Werktage. Übrigens beschleunigt es den Umzug nicht, wenn wir möglichst viele Übersiedler einsetzen. Im Gegenteil, sie würden sich dann nur gegenseitig im Weg stehen.“

Knackpunkt VerpackungDie größte Schwachstelle bei der Do-it-yourself-Lösung bildet laut Schwarz meistens der Lkw-Transport. Damit Möbel und sonstige sper-rige Gegenstände auf dem Weg vom alten in den neuen Standort keinen Schaden nehmen, setzt sein Unternehmen auf optimale Verpackungen. Die Spezialisten von Johann Weiss verwenden stoß- und erschütte-rungsfeste Transportverpackungen. Bei besonders empfindlichem und wertvollem Gut kommen maßgeschneiderte Sonderverpackungen zum Einsatz. Um die Betriebsunterbrechung möglichst kurz zu halten, wird standardmäßig die gesamte Hardware in den alten Räumlichkeiten als Letztes eingepackt und im neuen Büro als Erstes wieder ausgepackt.

Bessere Flächeneffizienz erzielenWas muss beim neuen Standort bedacht werden? „Büroflächen werden durch neue Bürokonzepte immer kleiner“, weiß der Office-Consulter Andreas Gnesda. Obwohl er bei seinem letzten Großprojekt – der Über-siedlung der Wirtschaftsuniversität Wien – über Platzmangel nicht kla-gen musste, rät er zu wohlüberlegtem Flächenmanagement. Naturge-mäß sollten die Planungen diesbezüglich schon im Vorfeld des Umzugs abgeschlossen sein. Die Kosten für eine Komplettübersiedelung hängen primär von den Gegebenheiten an der alten und an der neuen Firmen-adresse ab. Ausschlaggebend sind dabei folgende Punkte: In welchen Stockwerken befinden sich die Standorte, sind Lifte vorhanden, wel-che Maße weisen die Portale auf? Entsprechend groß ist die preisliche Spannweite. Stellt sich die Frage, wo die siedlungswilligen Unterneh-mer Kosten einsparen können. Markus Schwarz von Johann Weiss weiß es: „Sie können beispielsweise ihr Archiv selbst verpacken. Allerdings wird der Arbeitsaufwand dafür häufig unterschätzt. Viele planen diese Tätigkeit für Wochenenden ein, um dann an einem Sonntag festzustel-len, dass sie nicht genügend Kartons haben.“ Eine klassische Fehlein-schätzung, die längst nicht mehr Teil der Ausnahmesituation Firmen-umzug sein muss – wenn man professionelle Dienstleister engagiert.

In unseren Logistik-Zentren bündeln wir komplexe Aufgaben und Wünsche zu effizienten Wegen ans Ziel. Durch intelligentes Daten-Management finden wir dabei Lösungen, die neue und bestehende Verbindungen so erfolgreich vernetzen, dass uns mancher Kunde sogar als „Regional Logistics Supplier of the Year“ auszeichnet. Erleben Sie, was unsere Kunden bewegt:

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42 die wirtschaft Nr. 5 | Mai '14

Was ein MBA bringtStatussymbol, Sprungbrett für die höchsten Management­Weihen oder Turbo für den Wert am Arbeitsmarkt: Was ein MBA kostet, was er bringt,

und woran Sie die guten Anbieter erkennen. Text: Mara Leicht

Was waren das für Zeiten, als zwei Drittel aller MBA (Master of Busi-ness Administration) noch vom Unternehmen bezahlt wurden. Ein bisschen verhandeln, die leise Drohung, man könnte sich nach einem neuen Job umschauen – und schon hatte man die Finanzierung in der Tasche. Heute ist das anders. „Höchstes ein Drittel der Kurse geht noch auf Unternehmensrechnung“, weiß Astrid Kleinhanns, Geschäfts-führerin der WU Executive Academy. Die Postgraduate-Schmiede der Wirtschaftsuniversität hat das unangefochten größte wirtschaftsnahe Angebot, die Donau-Universität Krems das breiteste in Österreich.

Geändert haben sich auch die Motive der Lernhungrigen. Von wech-selwillig keine Spur mehr: „Die Bewerber sagen, sie haben viel gearbeitet und wollen jetzt etwas für sich selbst tun. Oder sie wollen im Unterneh-men weiter nach oben kommen und brauchen die Gesamtperspektive.“ Der MBA ist dafür die Paradefortbildung. Schwierig nur, sich aus den vielen Anbietern den richtigen herauszupicken.

Woran erkennt man einen „guten“ Kurs?Zuerst einmal daran, dass eben kein theoretischer Frontalunterricht praktiziert wird. Die Teilnehmer (an der WU sind es bis zu 40 pro Kurs) lösen in der Gruppe konkrete Fallbeispiele. Das hat den Nebeneffekt, dass auch die einsamsten Wölfe dabei Teamarbeit lernen. Die Gruppe gibt ein Feedback, das mehr weiterhilft als jedes Mitarbeitergespräch. Und ganz nebenbei entstehen Freundschaften, die noch lange nach dem Abschluss bei der Lösung realer Probleme hilfreich sind. Dass ein Anbieter nicht auf Abzocke aus ist, lässt sich an der Veranstaltung von möglichst vielen Alumni-Veranstaltungen erkennen. So manches Netz-werk entpuppt sich später als wahre Goldmine.

Wer nach höheren Unternehmensweihen strebt, für den ist ein Kurs mit hohem Finance-Anteil richtig. Der ist zwar (für alle Nicht-Financer) schweißtreibend und anstrengend, lohnt sich aber. Wer Geschäftsführer werden will, muss Bilanzen lesen können.

Ist ein Unternehmen international orientiert, sei dessen Gründer ein englischsprachiger Kurs ans Herz gelegt. Ein Qualitätskriterium ist die globale Vernetzung – wenn etwa Teilnehmer in China, Indien, Russland, Amerika und Österreich virtuell gemeinsam ein Fallbeispiel lösen. Im Rolls-Royce der heimischen MBA, dem Global Executive MBA der Executive Academy, treffen sie auch in der realen Welt zusammen. Was finanziell kräftig zu Buche schlägt: Während ein „billiger“ MBA schon um 10.000 Euro zu haben ist, kostet dieser 42.000 Euro. Da fal-len zusätzliche 10.000 Euro Reisekosten in die genannten Länder kaum mehr ins Gewicht. Immer noch billiger als der weltweite Diamantstan-dard: In den Eliteschmieden Harvard (Massachusetts), Insead (Fontain-bleau) und Iese (Barcelona) schlägt ein MBA mit rund 65.000 Euro zu Buche.

Was bringt’s? Am meisten bringt der MBA einer bestimmten Zielgruppe: Ende 30 bis Anfang 40 Jahre alt, mindestens zwölf Jahre Berufserfahrung und auf dem Sprung zu den höchsten Managementweihen. Ziel ist es meist, einer bisher stetigen, linearen Karriere eine neue Wendung zu geben. Was auch (eine geeignete Position im Unternehmen vorausgesetzt) durchaus gelingt. Wenn nicht, steigt zumindest der Wert am Arbeits-markt. Doch Achtung: Personalberater kennen sich bei den Anbietern und ihren Preisen gut aus und filtern schnell heraus, wem es nur um den raschen Titel ging. Wer den MBA also nur fürs Image anstrebt, muss auch einen prestigeträchtigen – und damit teuren – Anbieter wählen.

Apropos rasch: Die meisten Ausbildungen dauern zwei Jahre. Eine Zeit, in der man sein Privatleben getrost abschreiben kann. Dieser Punkt gehört unbedingt vorab mit Partner und Familie geklärt. Viele Absolventen sind überrascht, wenn man sie, das Diplom in der Hand, nach ihrer wertvollsten Lesson Learned fragt. Kleinhanns fragt Erwar-tung und Erfüllung ihrer Schützlinge vorher und nachher ab. Erkennt-nis: Nachher ist es immer etwas anderes, als man vorher denkt.

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44 die wirtschaft Nr. 5 | Mai '14

Gute Mails schreiben

Tausende E­Mails landen täglich ungelesen im virtuellen Papierkorb. Was tun, damit die eigene Post vom Gegenüber wahrgenommen wird? Rhetorik­Coach

und Mentaltrainer Roman Braun gibt Tipps, wie E­Mails gestaltet sein sollen.Text: Daniel Nutz

Erst überlegen, dann schreiben!Fürs geschriebene gilt das Gleiche wie fürs gesprochene Wort. Der Tipp: einfach und verständlich bleiben. „Hauptsätze verwenden und Neben-sätze vermeiden“, erklärt Roman Braun. Wenn es sein muss, dann sollen Nebensätze nach- oder vorgestellt sein. Schachtelsätze dienen dazu, den Leser Ihrer Nachricht das Leben zu erschweren. Eine lebendige Sprache wird besser rezipiert, das belegen Ergebnisse aus der Gehirnforschung. Darum: Die Nennform und Passiv vermeiden und dafür visuelle Prädi-kate verwenden. Diese bringen Abwechslung für das Gehirn.

„Unsere neue Website wird bald mit Texten, die wir selber formulieren, befüllt werden. Dazu würden wir auch ein Interview mit Ihnen führen wollen.“

„Wir texten gerade Inhalte für unsere neue Website und wollen deswegen ein Interview mit Ihnen veröffentlichen.“

Bei „James Bond“ Regie führen!Eine perfekte Mail soll dem aristotelischen Spannungsbogen folgen. Was ist gemeint? „Lassen sie Ihr Gegenüber mit einer netten Begrüßung ankommen. Bereiten Sie dann einen ersten Höhepunkt vor, und legen Sie dann mit der Story los. Eine gute E-Mail funktioniert wie ein ‚James Bond‘-Film“, sagt Braun. Wichtig: Es ist essenziell, schon mit dem ersten Satz Aufmerksamkeit zu erregen. Der Leser schmunzelt und wird dazu animiert weiterzulesen.

! Direkte Ansprachen und Fragen sind immer gut: „Haben Sie auch die Nase voll von langatmigen, nicht informativen E-Mails? Wir haben die besten Tipps für Sie.“

Vertrauen Sie auf die gute alte Schule!In der Briefkorrespondenz ist es ein Leichtes, dem Schreiben eine per-sönliche Note zu geben: Durch die Wahl des Briefpapiers oder bei per-sönlichen Schreiben durch die Handschrift. „Bei E-Mails zeigen Studien, dass die Schriftfarbe Blau gut ist, weil sie Assoziationen zu Füllfeder und Kugelschreiber herstellt“, sagt Braun. Auch sonst gilt es, sich weiter am guten alten Brief zu orientieren. Anreden im laufenden E-Mail-Verkehr wegzulassen ist für Braun ebenso keine gute Idee. „Anreden erhöhen die Akzeptanz ebenso wie Groß- und Kleinschreibung.“

Sehr geehrter Herr Dr. Müller-Lüdenscheidt, bezüglich Ihrer Beschwerde betreffend der Badewanne ihres Hotelzimmers …

danke für ihre nachricht, bezüglich ihrer beschwerde betreffend der badewanne ihres hotelzimmers….

Seien Sie kein Affe!„Jede offene Aufgabe ist wie ein Klammeraffe. Er sitzt auf jenen, die die Aufgabe zu erfüllen haben. Im Management versuchen Leute die eige-nen Affen anderen anzuhängen“, sagt Braun. Konkret geschieht dies in Unternehmen, indem Probleme via E-Mails weitergeschoben werden. Das Prinzip: Wenn ich mich nicht drum kümmere, soll sich jemand anderer (nicht) drum kümmern.

! Dass meine Mail einfach weitergeschoben wird, vermeide ich, indem ich den Inhalt personalisiere. Ich spreche die adressierte Person direkt mit ihrem Namen an und zeige ihr, „ja, genau dich meine ich“. Mails an die berühmten Office-Adressen zu senden ergibt daher nur wenig Sinn.

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die wirtschaft Nr. 5 | Mai '14 45

Sehr geehrte Frau Magister Furthner,

seriösen Informationen entsprechend weitet die Oberbank ihr

Einfluss- und Wirkungsgebiet innerhalb Österreichs weiter aus. Es

wäre daher durchaus passend, wenn Sie mit DIE WIRTSCHAFT auch

einen Informationspartner an Ihrer Seite hätten, der bei der letzten

LAE deutlich gewonnen hat ( vor Format, vor Wirtschaftsnachrichten,

vor Industrie Magazin usw. ) und auch bei den Top Entscheidern

im Spitzenfeld liegt.

Ein Magazin eben, das auf kompetente, seriöse und leserorientierte

Redaktion Wert legt. Bei der es mehr um praktischen Nutzen als um

weihrauchgestützte Berichterstattung geht. Finanz Entscheider und

betriebswirtschaftlich Verantwortliche gehören vermehrt zu unseren

Abonnenten und Lesern, die Firmengrössen bewegen sich zwischen

8 bis 400 Mitarbeitern ( also etwa 80 % der heimischen Unternehmen

) Bevor ich Ihnen unser Medium in allen Einzelheiten vorstelle und

möglichweise durch Zahlen und Statistiken langweile, darf ich Ihnen

einen persönlichen Termin anbieten. Beri diesem Gespräch könnte

ich Ihnen maßgeschneiderte Lösungsmodelle für Ihre Aufgabenstel

lungen anbieten ( nicht adhoc - ich erlaube mir, diese Modelle auch

mit den Fachleuten aus unserer Redaktion zu besprechen ).

Auch werde ich Ihre Zeit nicht sinnlos vergeuden, sondern zu einem

konstruktiven Gedankenaustausch nützen.

Ihnen den Vormittag zu jeder Zeit anbieten. Andere Möglichkeiten

essantes Gespräch mit Ihnen und werde mich dabei bestmöglich

bemühen, Ihnen ein kompetente Basis für eine Zusammenarbeit

zu schaffen.

Mit besten Grüßen,

Dr. Hannes WALTER

It’s time to say goodbye –Danke Windows XP

„Wer jetzt erst beginnt, sich über eine Ablöse von Windows XP Gedanken zu machen, handelt reichlich spät, aber nicht zu spät. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt endgültig gekommen!“ Walter Berl, Geschäftsführer Berl EDV, Microsoft Partner

Am 8. April 2014 wurde der Support von Windows XP ein-gestellt. Dies kann für Unternehmen gravierende Folgen haben: PCs sind nur unzureichend vor Viren, Spy- und an-derer Malware geschützt. Die daraus resultierenden Gefah-ren reichen vom Datenverlust bis hin zum Totalausfall des PCs. Es wird Zeit für den UmstiegJetzt ist der perfekte Zeitpunkt, einen neuen Windows-8-Pro-PC zu kaufen. Ob Tablets, Laptops oder PCs: Die neuen Modelle sind dünner, leichter, schneller, ausdauern-der und mit den neuesten Sicherheitstechnologien ausge-stattet. Mehr erfahren Sie unter windows.com/endofxp.

Berl EDV, Microsoft-Partner, hat bereits vor rund einem Jahr damit begonnen, für seine Kunden ein Servicepaket unter dem Motto „Abkehr von Windows XP“ zu schnüren und mittels gezielter Kommunikation auf das nahende Sup-port-Ende hinzuweisen. Dabei ging es um optimale Unter-stützung bei der Planung des zeitgerechten Umstiegs auf eine aktuelle Betriebssystemversion. Das beinhaltet neben der Planung der Migration auch die Budgetierung eventu-ell nötiger neuer Hardware. „Denn der klassische Kunde im KMU-Bereich kauft das Betriebssystem mit einem neuen Rechner mit; die wenigsten installieren ein neues Betriebs-system auf bereits ältere Geräte. Der Hardware-Erneue-rungszyklus beträgt hier in etwa fünf Jahre“, so Berl.Neben den sicherheitsrelevanten Aspekten durch das Sup-port-Ende sprechen natürlich auch zahlreiche technische Neuerungen für Windows 8(1), z. B. der Support von USB 3, IPv6, Security, Performance u. v. m. Ein wichtiger Punkt für die Kunden ist auch die Vereinheitlichung der Plattform im Unternehmen, die für die IT viel einfacher zu warten ist als heterogene Systeme. Und last, but not least laufen vie-le Applikationen unterschiedlicher Hersteller in den neuen Versionen nicht mehr auf Windows XP, erklärt Berl weiter. Kundenprofil: Berl EDV mit Sitz in Neunkirchen ist ein klassischer Systemintegrator mit sehr starkem Service-schwerpunkt im Bereich KMU. Berl bietet seit vielen JahrenServiceverträge mit Monitoring der IT seiner Kunden auf Monatsbasis an.

Microsoft Österreich GmbHAm Europlatz 3, 1120 WienTelefon: +43 610 640 • E-Mail: [email protected]/austria

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Klar strukturiert wird gelesen!Aufzählungen, Nummerierungen und Absätze erleichtern das Lesen. Weiß fast jeder, die wenigsten halten sich aber daran. Braun hat einen Tipp: „In jedem Absatz muss die Möglichkeit bestehen, einen Doppel-punkt zu setzen, dem eine Aufzählung folgt.“ Ist das nicht möglich, soll-te der Text nochmal überarbeitet werden.

Zu viel Information bereitet Bauchschmerzen!Gerade im Business bekommt fast jeder mehr E-Mails, als ihm lieb ist. Um nicht auf der Spamliste zu landen, gilt daher: nur relevante Nach-richten versenden! Das gilt auch für interne Mails. In manchen Unter-nehmen ist das Versenden in CC verboten. Und das hat gute Gründe: Niemand will unnötige Informationen bekommen. „Viele Mails im Geschäftsbereich entstehen aus Angst und Unsicherheit“, sagt Braun, „den Verfassern geht es darum, sich abzusichern.“

! Eine Mail sollte vor allem kurz und bündig sein. Geschwa-fel vermeiden – in der Kürze liegt die Würze! Ein Pyrami-denaufbau hilft: das Wichtigste zuerst und dann Hinter-grundinfos und Details. Sachliche und vor allem zeitliche Relevanz und der passende Empfänger sind essenziell. Was erst in zwei Wochen aktuell ist, wird heute niemand lesen.

Roman Braun ist Master-Coach der ICF, NLP-Master-Trai-ner und Bestsellerautor. Er lernte u. a. bei Paul Watzlawick, Bert Hellinger und Viktor Frankl. Braun ist als Coach für Manager und Spitzensportler tätig.

Sehr geehrter Prof. Altenburger,

habe gestern Friedhelm Boschert getroffen und er hat Sie mir als Ex

perte für einen Artikel im Magazin „Die Wirtschaft“ weiterempfohlen.

Worum es geht? Ich will das Thema „Unternehmertum und

Verantwortung“ (also Themenspektrum Nachhaltigkeit - CSR) in der

kommenden Coverstory recherchieren. Grob soll es darum gehen,

folgende Themen zu besprechen:

• Wie ist der Wandel zu mehr unternehmerischer Verantwortung

erklärbar?

• In welchem geschichtlichen Kontext steht Wirtschaftsmoral?

• Echte CSR versus Green Washing?

• Kultureller Unterschied zum anglikanischen Raum. Übernehmen

Unternehmen mehr und mehr Funktionen des Staates?

Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir hier für ein Gespräch (am

besten telefonisch) zur Verfügung stehen könnten. Termin: Ich sage:

je früher desto besser, weil ich Ihre Expertise mit in die Folgerecher

che nehmen möchte. Bis 17. April.

Mit besten Grüßen

Daniel Nutz

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46 die wirtschaft Nr. 5 | Mai '14

Viele kamen, und noch mehr gingen wieder. Heinz Stierle hat schon viele Buchhandlungen auf- und zusperren sehen. Der 74-Jährige ist seit 52 Jahren Buchhändler in Salzburg. Mitten im Zentrum der Mozartstadt, nur einen Steinwurf vom Residenzplatz entfernt, sitzt er in seinem kleinen Buchgeschäft, das seinen Namen trägt. In hel-len Holzregalen stehen Lexika, Kinderbücher, Bildbände oder Belle-tristik. Hier ist man besonders auf Lokales spezialisiert, Bücher aus und über Salzburg. „Ich bin Buchhändler aus Überzeugung“, sagt er. Es bereite ihm Spaß, sonst würde er nicht noch immer jeden Tag im Geschäft stehen. Trotz der Konkurrenz im Internet und großer Handelsketten, mit deren Margen eine kleine Buchhandlung nie mithalten kann, gibt es die Buchhandlung Stierle noch immer – und viele andere auch.

„Ein Raum ohne Bücher ist wie ein Körper ohne Seele“, schrieb bereits Cicero. Was der alte Römer im ersten Jahrhundert vor Chri-stus nicht wissen konnte: Eine Buchhandlung hat inzwischen mit Büchern oft nur noch bedingt zu tun.

Die Einzigartigkeit der KleinenWährend große Buchhandelsketten, in denen sich zwischen Best- und Restsellerangeboten Buddha-Statuen, Glasperlen und Lebensberatungs-bücher breitmachen, zunehmend in wirtschaftliche Schwierigkeiten schlittern, scheint das klassische Buchgeschäft geradezu eine Renais-sance zu feiern. Während Ketten ihren Filialen ein einheitliches Gewand überstülpen, setzen kleine Buchhandlungen auf ihre Einzigartigkeit.

Der stationäre Buchhandel ist es gewohnt, gebeutelt zu werden. Zuerst setzten ihm die großen Ketten zu. Thalia, Morawa, Weltbild oder Hugendubel lockten Kunden mit gigantischen Verkaufsflächen. Doch die Eroberer von damals sind heute die Opfer. Gerade die großen Ketten leiden besonders unter dem Onlinehandel. Ganze Landstriche verloren ihre Buchhandlungen, in manchen Orten oder Wiener Bezirken fand sich kein einziger echter Buchladen mehr.

Doch mittlerweile erleben gerade kleine Buchhandlungen wieder einen Zulauf – wenngleich die Steigerungsraten noch überschaubar sind. Zwar gibt es für Österreich noch keine aktuellen Zahlen, doch

Das preisgekrönte Interieur der Buchhandlung Haymon in Innsbruck lädt zum Verweilen ein.

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die wirtschaft Nr. 5 | Mai '14 47

Besser als ein AlgorithmusDer Buchhandel wurde schon oft totgesagt, setzte ihm doch die Konkurrenz aus dem Internet mächtig zu. Doch mit Innovation, Kreativität und Qualität konnten sich viele Geschäfte bis heute halten.Text: Florian Gasser

der Blick nach Deutschland stimmt optimistisch. Nach jahrelangen Umsatzrückgängen verbuchte der stationäre Buchhandel dort wieder ein kleines Plus und stieg um 0,9 Prozent.

Mit Innovation und SelbstausbeutungDer Buchhandel wurde schon oft totgesagt – und es gibt ihn immer noch. Eine echte Trendumkehr kann Erwin Riedesser, Vorsitzender des Buchhändlerverbands und Inhaber der Wiener Buchhandlung Lepo-rello, aber nicht feststellen. „Der Grund, wieso es dem Einzelhandel schlechter geht, ist das Internet, und das ist nicht im Abmarsch“, sagt Riedesser. Trotzdem sei die Situation gerade in Österreich besser als in Deutschland. „Es machen immer wieder kleine Buchhandlungen auf, die mit der notwendigen Selbstausbeutung auch erfolgreich sind.“

Doch Einsatz allein reicht schon lange nicht mehr. Innovation ist das Zauberwort. Ein Bücherwühltisch mit den Bestsellertiteln ist bestimmt kein Verkaufsargument. Wer in eine Buchhandlung geht, weiß zumeist noch gar nicht, was er kaufen möchte. Der Leser will stö-

bern – und beraten werden. Heinz Stierle ist Spezialist für Reisebücher und kennt sich bei Sprachen aus. Eine seiner Angestellten ist Kennerin von Kinderbüchern. „Das spricht sich herum, manche kommen extra wegen der Beratung hierher und verlangen nach ihr“, erzählt Stierle. „Doch eine gute Beratung ist teuer, man braucht richtige Fachkräfte.“

Gespräche statt Algorithmen„Bei großen Ketten ist fast keiner mehr da, weil die Personaldecke dünn gehalten wird“, sagt Riedesser. „Beim kleinen Buchhandel haben wir genug Stammpersonal. Die Kunden wollen Gespräche führen und sich anders beraten lassen als nur durch einen Algorithmus.“ Buchhändler müssten jetzt erst recht besser, schlauer und klüger sein und über mehr Wissen verfügen als die anderen. „Wenn jemand in eine Buchhandlung geht und dort kein freundliches Wort bekommt, dann wird er das näch-ste Mal eher mit dem Computer arbeiten.“

Als Stierle vor mehr als einem halben Jahrhundert als Buchhändler begonnen hatte, gab es in Salzburg noch 17 Buchläden. Elf sind bis heute

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Page 48: Die Wirtschaft 05/14

Immer ein bisschen anders.

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übrig geblieben. Noch immer muss er sich stets etwas Neues überlegen, immer am Ball bleiben. 65 Prozent der Kundschaft sind Stammgäste, rund ein Viertel Touristen. Gemeinsam entscheidet die Belegschaft, was ins Sortiment aufgenommen wird und was nicht. 11.000 Titel liegen bereit. Paulo Coelho und Stefan Zweig liegen Stierle besonders am Her-zen. Doch manchmal muss er auch über seinen Schatten springen. Tho-mas Bernhard im Regal stehen zu haben gehöre in Salzburg dazu. „Aber der ist überhaupt nicht meins“, sagt Stierle. „Diese Nestbeschmutzung, das mag ich nicht.“

Alternative IdeenImmer wieder warten Buchhandlungen mit neuen Konzepten und inno-vativen Ideen auf. In der Buchhandlung Heyn in Klagenfurt werden die

Kunden bekocht, andere setzen auf außergewöhnliche Architektur wie die Buchhandlung Haymon in Innsbruck, deren Interieur bereits mehr-fach preisgekrönt wurde.

„Ihr Buch hat ein Gesicht“ heißt eine von 39 Wiener Buchhändlern ins Leben gerufene Initiative. Sie wollen damit explizit auf die Quali-tät des Buchhandels aufmerksam machen und argumentieren, dass ein ausgebildeter Buchhändler mehr ist als bloß ein Verkäufer. Die Buch-handlung ist ein Ort des Austauschs, des Dialogs über Literatur. „Ich behaupte nicht, dass das Internet Teufelszeug ist“, sagt Erwin Riedes-ser. Trotzdem würde Riedesser „zum Beispiel lieber in Plattengeschäfte gehen, aber die gibt es kaum mehr. Wein kann man auch im Internet kaufen, aber mir würde es abgehen, wenn es keine Weinhandlungen mehr gäbe.“

„Bei großen Ketten ist fast keiner mehr da, weil die Personaldecke dünn gehalten wird.“

Erwin Riedesser, Vorsitzender des Buchhändlerverbands

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die wirtschaft Nr. 5 | Mai '14 49

Was wir toll finden: Erstens, dass aus einer besoffenen Idee

manchmal tatsächlich etwas werden kann.

Zweitens, dass die Gründer eine günstige Ressource entdeckt haben, an die niemand sonst dachte.

Drittens, dass sie mit ihrer Idee aufzeigen, wie die Lösungsansätze in puncto Lebensmittelproduktion in

Zukunft aussehen könnten. Und dass es auch noch schmeckt.

Was uns überrascht: Dass es in einer extrem artifiziellen Umgebung möglich ist, ein

Produkt herzustellen, das nicht von konventionellem Gemüse unterscheidbar ist. Und zwar ohne gigantischen Energieaufwand.

Was man sich von der Idee abschauen kann:Die Art aus der Box aus denken, seine Idee umzusetzen,

auch wenn alle sagen, dass sie verrückt ist, und dabei auch noch an Gesellschaft, Umwelt und Kosteneffizienz zu denken.

Geschäftsidee des Monats

Die Idee:

Nichts weniger als eine Lebensmittelrevolution verspricht „Growing Underground“ – und diese soll auch noch 30 Meter unter den Straßen Londons stattfinden. Was zunächst einmal seltsam klingt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als durchaus schlaue Idee. Und die sieht so aus: In einer Großstadt wie London Anbauflächen für Grünzeug zu finden und so für kurze Transportwege zu sorgen ist extrem schwierig bis unmöglich. Doch ein paar Stockwerke tiefer sieht die Sache anders aus, wie Richard Ballard und Steven Dring, die Pioniere von Zero Carbon Food, ausgetüftelt haben. Sie konnten von der Stadt London mit viel Überzeugungsarbeit ausgediente Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg pachten und im Süden der Metropole unter der Oberfläche eine unter-irdische Farm errichten. Auf mehr als einem Hektar Fläche produzieren sie dort nun Kräuter, Sprossen und Gemüse. Absolut ohne Kohlenstoff-dioxid auszustoßen, wie sie versichern. Spezielle energiesparende LED-Lampen, kontrollierte Bewässerung und gleichbleibende Temperaturen halten den Energiekonsum auf ein Minimum. Und auch der Strom ist grün: Sämtliche Energie wird aus ökologischen Quellen bezogen.

Die Vorteile:

Für eine Anbaufläche mitten in London zahlen die Underground-Far-mer einen vergleichsweise lächerlichen Betrag, können mit extrem kur-zen Lieferwegen und dadurch günstigen Preisen punkten, benötigen keine Pestizide, können aufgrund der jahreszeitenunabhängigen Bedin-gungen das ganze Jahr alle Sorten liefern, die auch noch toll schmecken sollen. Zudem setzen sie soziale Impulse in der Nachbarschaft und agie-ren nachhaltig durch die energiesparenden Anbaumaßnahmen.

Der Anbieter:

Richard Ballard und Steven Dring sind beide auf Bauernhöfen aufge-wachsen und seit der Schule dicke Freunde. Die Idee zu dem Projekt kam den beiden – wie könnte es anders sein – nach ein paar Bieren in einem Pub. Obwohl die Idee unter Alkoholeinfluss entstanden ist, ist das Konzept voll aufgegangen. Das hochwertige Gemüse wird von Restaurants, Markthändlern und den Londonern selbst gut angenom-men und findet reißenden Absatz.www.growing-underground.com

Ausgefallen, witzig, innovativ: Die WIRTSCHAFT präsentiert in jeder Ausgabe ein neues Businessmodell, das Schule machen

könnte. Die Redaktion freut sich über Tipps und Infos: [email protected].

Gemüse aus dem Bunker

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Ernst Jandl und Helmut Qualtinger blicken mürrisch von der Plakat-wand herunter. Auf der Speisekarte stehen ein kleiner Brauner, Apfel-strudel und Käsekrainer. „Rapid Wien – Lebenssinn“ steht auf einem Sticker hinter der Bar. Neben dem Eingang beim Fenster liegen Zeitun-gen aus, die Stimmung ist gediegen gemütlich. Es ist ein ganz normales Wiener Kaffeehaus, von denen es in der Hauptstadt der Kaffeehauskul-tur viele gibt. Mit dem kleinen Unterschied, dass auf der Karte neben dem kleinen Braunen „Café pingado“ steht, neben Apfelstrudel „Strudel de maçã“ und neben Käsekrainer „Salsicha ligeiramente fumada“, alles in portugiesischer Übersetzung, denn das „Kaffeehaus“, wie es schlicht heißt, findet sich nicht in Wien, sondern in Lissabon.

„Leiwand, leiwand, leiwand“„Ein Wiener Kaffeehaus funktioniert überall, davon waren wir über-zeugt“, sagt Konrad Tretter, der das Lokal 2008 gemeinsam mit Chri-stoph Hubmayer eröffnete. Sie sollten recht behalten. Mittlerweile ist das „Kaffeehaus“ in der Rua Anchieta, mitten in Chiado, dem Zentrum der portugiesischen Hauptstadt, zu einer Lissabonner Institution gewor-den, die in den meisten Reiseführern Beachtung findet. Das Geheimnis des Erfolgs? „Wir waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, sagt der studierte Betriebswirt Hubmayer. Der heute 35-Jährige war schon 2004 für ein Praktikum in Lissabon, seitdem reiste er jedes Jahr mit Tretter nach Portugal, unter anderem der gemeinsamen Passion des Wellenrei-tens willens. In dieser Zeit reifte die Idee, hier ein Geschäft zu eröffnen, ohne genau zu wissen, was es am Ende werden sollte. 2007 entschieden sie sich während eines längeren Aufenthalts für ein Kaffeehaus. „Wir

Ein Stück Wien in Lissabon Zwei Österreicher gingen nach Portugal, um dort höchst erfolgreich

den Charme Wiens zu verbreiten. Ein Besuch in ihrem Kaffeehaus bei Melange, Käsekrainer und im Geiste Rapid Wiens.

Text und Fotos: Michael Riedmüller

haben gesehen, dass es so etwas hier einfach nicht gibt“, erzählt Tretter, der schon vorher in der Gastronomie gearbeitet hatte. Als sie das leer-stehende Lokal in Chiado fanden, war klar, dass sie es machen, deckte der Zufallsfund doch die drei L des Erfolgs im Gastronomiegeschäft ab: Lage, Lage, Lage. Was sie daraus machten, deckt wiederum die drei Wie-ner L ab: „Leiwand, leiwand, leiwand“, wie Tretter mit einem spitzbübi-schen Lächeln erklärt.

Im Sommer 2007 verkauften die beiden Jugendfreunde den größten Teil ihres Hab und Guts auf einem Flohmarkt, den Rest packten sie in einen kleinen Bus und machten sich auf den Weg in den Westen. In Wien gaben sie alles auf, um in Lissabon bei null anzufangen. „Wir waren überzeugt, dass es klappt, aber natürlich ist immer ein Risiko dabei“, sagt Hubmayer, der aus dem niederösterreichischen Kirchberg an der Pielach stammt, heute rückblickend. Aber was für andere vielleicht abschreckend wäre, war für die beiden Motivation, es zu probieren. Die Anfangszeit war alles andere als einfach. Es dauerte fast ein Jahr bis zur Eröffnung. Bei den Umbauarbeiten legten sie aufgrund des gerin-gen Budgets oft selbst Hand an. 90-Stunden-Wochen waren zu Beginn eher die Regel als die Ausnahme. Und auch die portugiesische Bürokra-tie machte ihnen zu schaffen. „Für Bewilligungen mussten wir schon mal ein halbes Jahr warten. Aber man gewöhnt sich schnell daran, dass hier alles etwas langsamer läuft“, erzählt Tretter. Noch dazu betraten sie völliges Neuland. „In Österreich wussten wir, wo man nachsehen muss, wen man fragen kann, um Informationen zu bekommen. Hier mussten wir alles neu entdecken, und das in einer anfangs fremden Sprache“, erinnert sich der 34-Jährige.

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Hart erarbeiteter ErfolgEs sollte sich auszahlen. Die harte Anfangszeit führte schon bald zum Erfolg, der in diesem Ausmaß auch für Tretter und Hubmayer überra-schend kam. Die Lissabonner verlieb-ten sich schnell in das Kaffeehaus, für das die Gründer das Design der Wiener Pendants zum Vorbild nah-men. Die Stühle beispielsweise stam-men aus einem alten leerstehenden Zinshaus in der Wiener Taborstraße, die die beiden „Austriacos“, wie sie hier genannt werden, nach Lissabon verschifften und selbst neu schliffen und lackierten. „Es steckt viel Herz-blut in dem Lokal. Das merken die Gäste auch, und das ist sicher auch ein Grund für den Erfolg“, ist Tret-ter überzeugt. Schon kurz nach der Eröffnung gab es sogar einen richti-gen Hype um das „Kaffeehaus“ inklu-sive Medienberichterstattung. Um die Vermarktung mussten sie sich keine Sorge machen.

Heute ist das Lokal ein Fixpunkt in der Lissabonner Gastronomiesze-ne. Aus anfänglich sechs Angestell-ten sind zwanzig geworden, Hub-mayer und Tretter können es sich leisten, etwas ruhiger zu treten und auch wieder ab und zu auf Heimatur-laub zu fahren. „Anfänglich war das nicht so wichtig, aber mittlerweile brauche ich die regelmäßigen Aus-flüge nach Wien“, sagt Tretter. Früher wäre der Strand Luxus gewesen, heu-te, mit dem Atlantik ums Eck, sind es

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Christoph Hubmayr (l.) und Konrad Tretter nehmen gern einen echten Wiener Kaffee im eigenen Lokal ein.

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Seit der Krise sind die Prinzi-pien der Marktwirtschaft in mehr oder weniger heftige Kritik geraten. Auf einmal ist es fragwürdig, ob Wachs-tum das oberste Ziel ist, das Wirtschaft und Gesellschaft anstreben sollten. Unklar ist plötzlich auch, ob Gewinn-maximierung weiterhin das wichtigste Mantra jedes Unternehmens bleiben sollte. Schließlich herrscht bei vielen Menschen mittlerweile der Ein-druck vor, dass das, was erwirtschaftet wird, nur selten jenen zugute kommt, die dafür hart gearbeitet haben. Nicht zuletzt der Hypo-Skandal erschüttert viele, die nicht verste-hen, warum Gewinne so oft von Einzelnen eingestreift werden, während Verluste von der Gemeinschaft getragen werden.

Da scheint das Konzept der Genossenschaft, bei der gemeinsam erwirtschaftete Gewinne der Gemeinschaft zufallen, als eine logi-sche Alternative zu AGs und GmbHs zu sein. Aber gibt es so etwas wie ein Revival dieser althergebrachten Rechtsform? In Deutschland etwa machen in letzter Zeit einige Genossenschaftsgründungen, besonders im Energiesektor, von sich hören. Und hierzulande will ein Team um Christian Felber, der den Begriff der Gemeinwohlökonomie geprägt hat mit der „Demokratischen Bank“ ein genossenschaftlich geführtes Geldinstitut gründen.

Demokratisches PrinzipJohann Brazda, Professor am Institut für Betriebswirtschafts-lehre der Universität Wien und Experte für Genossenschaf-ten, räumt zunächst mit einem Vorurteil auf: „In Deutsch-land und Österreich sind Genossenschaften ganz normale Unternehmensformen, die sich auf dem Markt genauso

bewähren müssen wie alle ande-ren. Die Privilegien wurden mit der Zeit abgeschafft.“

Ein Beispiel für eine neue Genossenschaft ist promak-ler. Versicherungsmakler Karl Kainerstorfer hat diese vor einem Jahr gemeinsam mit mehr als 30 Kollegen

gegründet. „Genossenschaf-ten leben das demokratische

Prinzip in Reinkultur“, sagt er. Bei promakler stellt die Genos-

senschaft Werkzeuge zur Prämien-berechnung sowie Verwaltungsdienst-

leistungen zur Verfügung. Die Mitglieder haben diese Rechtsform aber nicht gewählt,

um ein Gegenmodell zur aktuellen Wirtschaft zu etablieren. Wichtig war ihnen aber, dass über jenes „Geld,

das übrig bleibt, gemeinsam entschieden wird“. Zuvor war man als GmbH organisiert, wo dieses Prinzip nicht gilt, was letzt-

lich auch zu Streit und zur Neuorganisation geführt hat.

Gewinne erwünschtZwar müssen Gewinne der Genossenschaft wieder inve-stiert oder auf die Mitglieder aufgeteilt werden, doch arbeiten die selbstständigen Makler sehr wohl gewinn-

orientiert. „Gewinne zu machen ist nicht per se unmo-ralisch. Wir sind Unternehmer und leben davon, dass wir

mehr einnehmen als wir ausgeben“, sagt Kainerstorfer, der die Geschäfte von promakler führt. Nachteile hat die Gesell-

schaftsform aus seiner Sicht nicht viele: „Es ist ein großer For-malismus notwendig. Es müssen Vorstandssitzungen und Ver-

sammlungen abgehalten werden, und es muss richtig dazu ein-geladen werden.“ An Formalitäten hat man sich etwa auch bei einer

Satzungsänderung zu halten. Doch dies gewähre, „dass alles gerade und sauber über die Bühne geht“, sagt Kainerstorfer. Die einzige Alter-

Bewegung von untenGenossenschaften: Nicht die Gier Einzelner, sondern Kooperation steht bei ihnen im Vordergrund. Sind sie ein geeignetes Gegen modell für die Wirtschaft von morgen?

Text: Alexandra Rotter

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native wäre ein Verein gewesen, doch: „Eine Genossenschaft ist gedie-gener.“ Dazu gehören etwa auch ein Eintrag ins Firmenbuch, die Einbe-ziehung des Genossenschaftsverbands sowie regelmäßige Revisionen.

Neugründungen registrierter Genossenschaften sind hierzulande selten geworden. So gab es in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehn-ten laut dem Genossenschaftsexperten Johann Brazda rund 15 Neugrün-dungen pro Jahr, davon 85 Prozent im landwirtschaftlichen Bereich. Besonders in Vorarlberg gebe es hier Bewegung. Bei Wohnbaugenossen-schaften bleibt die Situation konstant, und gewerbliche Genossenschaf-ten, zum Beispiel im Bereich von Rohstoffen, rücken immer mehr in den Hintergrund. Die Zahlen sind dennoch imposant: Rund 1.800 Genos-senschaften gibt es in Österreich. Diese haben 3,3 Millionen Mitglieder und beschäftigen 70.000 Mitarbeiter.

Modell der Zukunft?Historisch sind Genossenschaften gegründet worden, weil sich Bürger selbst organisieren wollten, etwa um Begräbnisse gemeinsam zu organi-sieren oder Risikogemeinschaften gegen große Gefahren wie Feuer oder Krankheiten zu bilden. Auch Bauern und Handwerker haben traditio-

nell häufig kooperiert. Als Highlight in der Entstehungsgeschichte gilt die Bewegung im britischen Rochdale 1844, wobei es laut Johann Brazda schon zwanzig Jahre zuvor eine Gründungswelle von Genossenschaften gegeben hat: „Aber Rochdale wurde zum Vorbild für viele andere Grün-dungen in Europa.“ Hochkonjunktur hatten Genossenschaften unter anderem auch während und nach den Weltkriegen.

Heute werden Gründungswellen vor allem von oben ausge-löst, indem Anreize durch Förderungen geschaffen werden. Dass in Deutschland viel gegründet wird, hat laut Brazda nichts mit der Krise zu tun, sondern mit der Änderung des europäischen Genossenschafts-statuts: „Deutschland hat die Gelegenheit für eine umfangreiche Genos-senschaftsreform genutzt. Zum Beispiel sind jetzt nicht mehr sieben, sondern nur noch drei Gründer notwendig.“

In ihrer jetzigen Form, so glauben Experten, sind Genossenschaften nicht das zukunftsfähigste Modell. Viele glauben, dass komplett neue wirtschaftliche Kooperationsformen entstehen müssen, was zum Teil ja schon passiert. Auch Johann Brazda glaubt, dass es lohnt, darüber nachzudenken, „ob wir neue Formen brauchen, um den sozialen Frie-den aufrechtzuerhalten“.

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Vergelts Gott!Bevor ihn der Ruf des Herrn erreicht hat, war Altabt Gregor Henckel­Donnersmarck in der Privatwirtschaft sehr erfolgreich tätig. Weil ihn seine Leidenschaft für Buchhaltung und Unternehmensführung auch im Kloster niemals verlassen hat, gibt er jetzt in einem Buch Vermögenstipps der gottgefälligen Art. Interview: Stephan Strzyzowski, Fotos: Richard Tanzer

Ihr eben erschienener Ratgeber trägt den Titel „Reich werden auf die gute Art“. Was bringt einen Mann Gottes dazu, sich so einem Thema zu widmen?Mir geht es vor allem darum aufzuzeigen, dass es grundsätzlich nicht unmoralisch, sondern sogar Gott wohlgefällig ist, wenn man für seine Arbeit einen Gewinn, ein hohes Gehalt oder einen Bonus erhält. Es ist auch völlig in Ordnung, ein großes Vermögen aufzubauen. Allerdings nur dann, wenn man es nachhaltig, sozial, mit Fairness und einem guten Produkt tut.

Für viele Unternehmen dürfte es aber recht schwierig sein, sich im aktuellen Marktumfeld mit diesen Prinzipien gegen die harte Konkurrenz durchzusetzen.Zugegeben, die Bedingungen, um wertorientiert zu wirtschaften, sind heute eher ungünstig. Da sind Staat und Verbände aufgerufen, entspre-chende Grundlagen zu schaffen. Doch wir können beobachten, dass immer mehr Konsumenten und Unternehmer nach Werten in der Wirt-schaft suchen. Man denke nur an das Thema CSR, das kaum noch aus dem Geschäftsleben wegzudenken ist. Ich bin überzeugt, dass sich ein gottgefälliges, nachhaltiges Unternehmertum auf lange Sicht gesehen auch wirtschaftlich auszahlt.

Woher kommt diese Trendwende? Ich denke, dass jetzt wieder Werte in den Vordergrund treten, die vor 50 oder 60 Jahren ganz selbstverständlich das wirtschaftliche Klima bestimmt haben. Die Aufbaugeneration war von Werten moralisch geprägt und hat auf deren Basis die soziale Marktwirtschaft aufge-baut. Als 1989 der Realsozialismus zu Ende gegangen ist, haben viele im Westen gemeint, dass damit der Kapitalismus gesiegt hätte. Es war aber niemandes Sieg, und schon gar nicht der des Kapitalismus. Doch dem Markt wurde daraufhin extrem vieles erlaubt. Er wurde zur Gott-heit stilisiert, die schon alles regeln würde. Doch der Markt ist nicht heilig, auch wenn er noch so nützlich ist. Man darf ihn nicht sich selbst überlassen. Die Wirtschaftkrise hat uns deutlich vor Augen geführt, was dann passiert, und zu diesem Ruf nach Werten geführt.

Welchen Beitrag kann die Kirche zu dieser Diskussion leisten?Die Kirche hat die Aufgabe, die Menschen auf ihrem Weg in Politik, Kul-tur, Familie und auch in der Wirtschaft zu begleiten und ihnen dabei zu helfen, das Leben lebenswert und moralisch verantwortungsvoll zu gestalten. Schon in der Zeit der industriellen Revolution, die jede Men-ge Fragen im Umgang mit den Arbeitern aufgeworfen hat, hat sich der Papst mit der Arbeiterfrage befasst und aus Sicht der Kirche Ratschläge gegeben. Aber die Kirche hat keine Sachkompetenz über Detailfragen. Sie kann vielmehr Anleitungen geben, nach welchen Prinzipien gehan-delt werden sollte.

Und welche sind das?In der christlichen Soziallehre gilt zum Beispiel das Personalprinzip. Es besagt, dass es um den Menschen selbst geht. Er ist nicht Objekt der Wirtschaft, sondern Subjekt. Darunter fallen auch die Beziehungen zu Kunden, Lieferanten, Regierungen, NGO und Berufsverbänden. Es geht also darum, den Menschen sozial ernst zu nehmen und auch einmal Opfer zu bringen. Dann treten wir für das Solidaritätsprinzip ein, das den Zusammenhalt predigt. Das Subsidiaritätsprinzip meint, dass die kleinere Einheit Vorrang vor der größeren hat, schutzbedürftig ist und ihren eigenen Bereich verantworten soll. Wir plädieren natürlich auch dafür, das Gemeinwohl zu fördern. Nicht zuletzt wird die Kirche auch immer aufseiten der Armen stehen. Sie hat also insgesamt die Maßgabe, aus Werten zu schöpfen und auf Missstände hinzuweisen.

In Ihrem Buchtitel geht es ums Reichwerden. Was gilt denn für jene, die dieses Ziel schon erreicht haben? Nun, ein Großteil des vorhandenen Reichtums ist ererbter Reichtum. Aber egal ob geerbt oder erarbeitet: Man ist dann ganz besonders zur Vermögenskultur verpflichtet.

Was verstehen Sie darunter?Der Begriff meint, dass die Reichen kultiviert mit ihrem Vermögen umgehen sollen. Dabei ist Vermögen natürlich auch im Sinne des Bewirkens zu verstehen. Reichtum soll also Gutes bewirken. Hans Peter

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Haselsteiner, der ein alter Schulfreund von mir ist, engagiert sich zum Beispiel mit dem Jesuitenpater Sporschill sozial und fährt regelmäßig selbst nach Rumänien und Moldawien. Das finde ich toll. Er hat wirt-schaftlich eine ganze Menge erreicht, gibt aber der Gesellschaft auch wieder etwas zurück.

Sie stammen selbst aus einer begüterten, aristokratischen Fami-lie. Wie hat dieser Hintergrund Ihre Sicht auf Vermögenswerte geprägt?Was ich bestimmt aus meiner Familiengeschichte mitgenommen habe, ist der Ansatz, materielle Werte nicht nur für sich selbst zu nützen, son-dern für die folgenden Generationen zu bewahren. Das kommt vermut-lich auch aus dem agrarischen Denken heraus, wo man schon sehr früh nachhaltig gewirtschaftet hat. Es gibt Familien, die mit diesem Prinzip über Jahrhunderte sehr erfolgreich waren. Genauso haben sich auch kirchliche Einrichtungen wie Klöster dieser Strategie bedient.

Wann wird Reichtum aus kirchlicher Sicht zum Laster?In dem Moment, wo der Mensch das Geld anbetet und es für ihn zum Selbstzweck wird. Die Karikatur des Onkel Dagobert, der nur für sein Geld lebt, ist dafür ein Extrembeispiel. In der Realität geht es um Reich-tum, der nicht verwendet wird, um wieder weiteren Reichtum – auch spirituellen Reichtum – zu generieren. Zudem darf man sich selbst nicht mit seinem Reichtum in den Vordergrund stellen.

In Österreich wird immer wieder kritisiert, dass Einkommen viel höher besteuert werden als Vermögen. Wie sieht Ihre Position dazu aus? Ich finde, dass man auch den Aspekt bedenken sollte, dass jemand sein Vermögen anderen auch dann zur Verfügung stellt, wenn er es in Betei-ligungen, Aktien und Anleihen anlegt. Man muss sich aber im Klaren

sein, dass wirtschaftliches Handeln immer mit Risiken verbunden ist. Dabei wäre es wichtig, vom Prinzip „To big to fail“ wegzukommen. Sonst wird es noch mehr Fälle wie die Hypo Alpe Adria geben. Zusammen-gefasst: Wir sollten grundsätzlich Vermögen schützen, Vermögende sollten aber auch einen angemessenen Beitrag zur Finanzierung des Systems leisten! Dabei kann man ruhig auch über eine Progression nachdenken, damit jeder seinen Möglichkeiten entsprechend einzahlt.

Wie sehen Ihre Anlagetipps aus?Ich kann natürlich nicht anders, als das Bankhaus Schelhammer und Schattera zu empfehlen. Dort war ich Aufsichtsratspräsident der Invest-mentgesellschaft. Dieses katholische Bankhaus hat Fonds, die ethisch verantwortbar sind, zum Beispiel alternative Energien. Waffenproduk-tion oder Alkohol sind dagegen zum Beispiel ausgeschlossen.

Nach Ihrem Wechsel von der Wirtschaft zu den Zisterziensern haben Sie ein Armutsgelübte abgelegt. Haben Sie das als Befrei-ung empfunden? In der geistlichen Einstellung ja, in manchen Fragen des täglichen Lebens nein. Es ist schon manchmal lästig, wenn man um alles bitten muss, doch es lehrt Demut. Als Ordensmann bekommt man dann, was man braucht. Allerdings sollte man bescheiden sein. Das Armutsgelüb-te und die Verpflichtung zum Gehorsam befreien einen auf alle Fälle vom Egotrip. Um ein Bild aus der Bibel zu bemühen: In den gebundenen Händen Jesu Christi am Marterpfahl liegt eine große Freiheit.

Was war denn Ihre Motivation für diesen Schritt? Hatten Sie die Nase voll vom Daily Business? Nein, ich war sogar sehr gerne in der Wirtschaft tätig. Ich war zum Bei-spiel ein Buchhaltungsfan. Und ich war auch gern als Geschäftsführer bei Schenker in Spanien tätig. Mein Eintritt war also nicht von Verzweif-lung geprägt. Meinen Beruf, der mir Spaß gemacht hat, aufzugeben war vielmehr ein Opfer für mich.

Wieso haben Sie es dann getan? Ich hatte drei Motive: Ich lebte erstens spirituell unter meinem Niveau, zweitens spürte ich eine Berufung, und drittens war ich ein echter Fan von Papst Paul VI. Er war eine sehr unverstandene Person, und mein Eintritt ins Kloster war ein Akt der Solidarität ihm gegenüber.

Nun sind Sie der Wirtschaft ja auch als Abt im Klosterleben treu geblieben. Konnten Sie hier nach Prinzipien wirtschaften, die

Zur Person:Gregor Henckel-Donnersmarck stammt aus der gräflichen Linie der schlesischen Familie Henckel von Donnersmarck. Er studierte Welthan-del in Wien und war 1970 bis 1977 Manager des Logistikdienstleisters Schenker & Co. 1977 trat er ins Stift Heiligenkreuz ein, als dessen Abt er von 1999 bis 2011 wirkte. Unter seiner Leitung besuchte Papst Benedikt XVI. Heiligenkreuz, zudem stürmten Mönche des Klosters mit ihrem Album „Chant Music for Paradise“ die Hitparaden.

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bei Schenker einfach nicht drin waren? In einem Stift ist man besonders mit Land- und Forstwirtschaft befasst. Da wir ins allgemeine Wirtschaftssystem eingebunden sind, können wir aber auch keine höheren Gehälter zahlen. Die Antwort ist also: Nein! Früher sagte man: Unter dem Krummstab ist gut leben. Wir sind aber nun mit unseren wirtschaftlichen Leistungen mit privatwirtschaftlichen Betrieben vergleichbar und müssen dadurch im Gefüge bleiben. Wir versuchen aber ganz bewusst, soziale Härten zu vermeiden. Wir wollen auch keine Vermögenswerte veräußern, die seit Jahrhunderten im Besitz des Stiftes sind. Wir leiden aber unter den nied-rigen Holzpreisen wie alle anderen auch.

Ist das Gebet ein Mittel, dem man sich auch in wirtschaftlichen Belangen bedienen darf?Ja, vorausgesetzt, man wendet sich nicht mit zu eitlen Anliegen an Gott. Man sagt: Gewissheiten, die im Gebet errungen wurden, wanken nicht. Das gilt auch im allgemein menschlichen Bereich. Wer in Dialog mit Gott tritt und seine Ziele und Wünsche hin-terfragt, wird vielleicht auch von manchem Unterfangen Abstand neh-men. Das kann Opfer bedeuten, da man vielleicht dadurch Verirrungen erkennt und von manchen Vorhaben ablässt.

Welchem Zweck kommen die Ein-nahmen Ihres Buches zugute?Der Anteil, den ich dafür bekom-me, wird natürlich für das Kloster verwendet. Wir haben ja zahlreiche Ausgabenposten: die Seelsorge, die Denkmalpf lege, die Hochschule, Entwicklungsprojekte, wir speisen Bedürftige, bieten Schlafquartiere. Dagegen sind unsere Einnahmequel-len durchaus limitiert. Wenn ich dazu einen kleinen Beitrag leisten kann, freut es mich.

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58 die wirtschaft Nr. 5 | Mai '14

Stefan Böck ist Chefredakteur des Österreichischen Wirtschaftsverlags und nimmt sich kraft seines Amtes heraus, die letzte Seite mit seinen verqueren Gedanken zu füllen. Schreiben Sie ihm: [email protected]

Böck macht Schluss

Regelmäßig bricht kurz vor einem Fußballgroßereignis die Pickerlsammelleidenschaft aus. Kurioser-

weise, denn durchaus zu Recht erschließt sich für viele Menschen der Sinn der Stickeralben nicht

wirklich. Weder sind die darin abgebildeten Fußballer besonders schön anzuschauen, noch handelt

es sich um Bilder, die die Eleganz des Sports zeigen, im Gegenteil: Es handelt sich um Passfotos

schlecht frisierter, wechselweise grimmig oder doof dreinschauender, chronisch überbezahlter Zeit-

genossen, die zu mehr als 80 Prozent komplett unbekannt sind und dies auch bleiben. Oder können

Sie abgesehen von Cristiano Ronaldo weitere zwei oder drei Spieler Portugals beim Namen nennen?

Und wenn Sie es mit Portugal noch schaffen, wie sieht es mit Kamerun aus oder gar mit Südkorea?

Eben. Bei Kindern, der Hauptzielgruppe der Firma Panini, sieht es da etwas anders aus. Ein Stapel mit

mehr als einhundert Panini-Dubletten eines befreundeten Sammlers wird mit einer Frequenz von

zwei bis drei Bildern pro Sekunde durchgesehen. Per Gesichtserkennung wird der gesuchte Sticker

zielsicher aussortiert. Zehnjährige agieren hier auf dem Niveau von industriellen Kamerasystemen.

So gesehen könnte ein Politiker-Panini-Album einen wertvollen Beitrag im Kampf gegen Politikver-

drossenheit leisten. Ich meine, das Europäische Parlament zum Beispiel mit seinen 751 Abgeordne-

ten wäre doch ideal. In Österreich könnte man National- und Bundesrat und die neun Landtage zu

einem schmucken Album zusammenfassen. Auch hier könnte man Politikern, die komplett unbe-

kannt sind und dies auch bleiben, eine Chance geben, sich Zugang zum Gedächtnis der nächsten

Wählergeneration zu verschaffen. Parallelen zum Fußball sind jedenfalls reichlich vorhanden. So ist

auch von den wenigsten Abgeordneten bekannt, wie sie überhaupt ins Team gekommen sind. Sie

verdienen gut, obwohl sie in nicht wenigen Fällen schlecht oder falsch positioniert sind. Wenn etwas

nicht klappt – oder im Extremfall einer Niederlage –, suchen sie die Fehler stets bei den anderen.

Im Falle eines Sieges hingegen lobt man höflich die Teamleistung, solange man selbst den meisten

Applaus abbekommt. Fehlende Kompetenz wird durch versteckte Fouls und beleidigende Sprache

wettgemacht. Die Karriere dauert für die meisten nur wenige Jahre, dann sind sie verbraucht und

werden durch neue, jüngere Spieler ersetzt. Dank fürstlicher Gehälter ist das aber kein Problem für

die Betroffenen, außerdem findet sich meist ein Platzerl im Trainerstab, in der politischen Akademie,

der Regionalliga oder Landespolitik, wie auch immer das dann heißt. Ist man erst mal weg vom Fen-

ster, werden einem die vergeigten Chancen rasch verziehen. Neues Spiel, neue Wahl, neues Album

heißt die Devise. Der Anhang, das Wahlvolk, vergisst die Schmach angesichts neuer Versprechungen.

Es besteht keine Gefahr, dass ein Politiker-Panini-Album daran etwas ändern würde. Der Blick ins

Archiv auf die Versagertruppe von einst erfolgt stets milde und wird nostalgisch verklärt, schließlich

hat man ja damals an sie geglaubt.

Nicht zu unterschätzen ist auch der positive Aspekt der Tauschbörsen. Endlich wären Politiker wie-

der gefragt. Endlich hört man wieder Sätze wie: „Jö, der Spindelegger! Den hab ich so lange gesucht.“

Oder: „Ich hab den Pilz doppelt, bräuchte aber dringend die Glawischnig, dann hätt ich die Grünen

fertig.“ Oder: „Ich hab schon alle Plenarsäle! Cool schau’n die aus! Wenn ich groß bin, will ich da auch

mal sitzen.“ Und besonders unbekannte und schlecht frisierte Hinterbänkler werden produktions-

bedingt zur Blauen Mauritius der Politik, zum Objekt der Begierde einer ganzen Wählergeneration.

Abziehbilder

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