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Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat.
Lernende Organisation – miteinander verantwortlich
Chancengleichheit · Wertschätzung · Unterstützung
Impressum Herausgeber: Diakonie im Braunschweiger Land gemeinnützige GmbH
Gestaltung: typografix-design GmbH, Braunschweig
Bildmaterial: Seite 1, fotolia und iStockfotos Seite 6, Rainer Schmidt, privat Seite 7, Prof. Dr. Georg Kortendieck, Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften Alle anderen Fotos: Diakonie im Braunschweiger Land
Druck: GemeindebriefDruckerei, Groß Oesingen
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Diesen Vers aus dem ersten Petrus-brief* haben wir ausgewählt für den Teil unseres Leitbildes, der sich auf unsere innere Organisa tion und den internen Umgang mitein-ander bezieht. In unserem vierjäh-rigen Prozess der Leitbild reflexion und -implementierung dient der Vers nun planmäßig und program-matisch als Überschrift für unseren dies jährigen Arbeitsbericht.
Um es mit den Worten der „Bibel in gerechter Sprache“ etwas leicht-gängiger und geschlechterübergreifend zu formulieren, sagen wir auch: „Alle sollen einander mit den Begabungen dienen, die sie empfangen haben.“
Wir glauben fest daran, und dies ergibt sich auch aus dem Kontext des Petrus-briefes, dass es sich bei den hier benannten Gaben um solche handelt, die jede und jeder Einzelne von uns von Gott erhalten hat. Man könnte auch sagen, dass sie uns in die Wiege gelegt wurden, ohne dass wir selbst etwas dazu hätten beitragen können. Gleichwohl sind wir dazu aufgefordert, mit unseren Begabungen einander zu „dienen“, sie also zum Wohle aller einzusetzen, sie zu fördern und sie weiter zu entwickeln.
Diese Erkenntnis und Sichtweise helfen uns sehr bei der Bewältigung unserer innerbetrieblichen Aufgaben. Zum Beispiel wenn es darum geht, Chancen-gleichheit, gegenseitige Wertschätzung und Unterstützung und die grund -sätz liche Gleichbehandlung aller Mit-arbeitenden im Arbeitsalltag so gut wie
möglich anzustreben. Es versteht sich von selbst, dass es uns allen mit unseren zugestandenen Stärken und Schwächen nicht immer und nicht zur Gänze gelingt, diesem Anspruch gerecht zu werden. Aber wir erleben allgemein ein stetiges Bestreben für ein gutes Arbeitsklima auf allen Ebenen und erhalten immer wieder sehr positive Rückmeldungen zu unserer inneren Betriebskultur.
Dies wird in der Regel auch von Außen-stehenden und, was uns besonders freut, von den Klient*innen, Besucher*innen und Gästen in unseren Projekten und Beratungsangeboten bemerkt und von ihnen als wohltuend und angenehm zurückgemeldet. Wir dürfen wohl davon ausgehen, dass eine solche Grund haltung auch dazu bei-tragen kann, dass Menschen sich unter-stützt fühlen und sich dadurch leichter aus scheinbar ausweglosen Situationen befreien und ihren Lebensweg erfolg-reich weiter beschreiten können.
Auch bei der Zusammenarbeit mit unseren zahlreichen Kooperations-partner*innen versuchen wir diesen
Geist Gottes wehen und unseren Leit-satz wirken zu lassen. Als Diakonie unserer Landeskirche leisten wir mit unseren Begabungen sehr gerne einen konstruktiven Beitrag zur Unterstützung und Weiterentwicklung unserer kirch-lichen Gemeinschaften, des Gemein-wesens und allgemein einer menschen-freundlichen Gesellschaft in unserem Land und weltweit. Dabei respektieren wir die Ressourcen und Möglichkeiten anderer und vermeiden unnötige Konkurrenzen, um partnerschaftlich das gemeinsame Ziel zu erreichen.
Von diesen Zusammenhängen und von Beispielen unserer Arbeit soll in diesem Arbeitsbericht die Rede sein. Dabei über lassen wir die Bewertung gerne Ihnen, liebe Leser*innen. In diesem Sinn freuen wir uns über Ihr Interesse an unserer Arbeit und be sonders auch über kritische Rückmeldungen und Nachfragen. Sie können sicher sein, dass wir darauf reagieren.
Herzliche Grüße Anke Grewe Norbert Velten
„Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat …“
Anke Grewe, Geschäftsführerin Norbert Velten, Geschäftsführer
* Siehe Seite 26
Das aktuelle Leitbild der Diakonie im Braunschweiger Land wurde 2016 nach einem umfang reichen Prozess verabschiedet und veröffentlicht. Um das neue Leitbild nachhaltig mit Leben zu füllen, hat die Geschäftsführung der Diakonie einen begleitenden „Leitbild- Prozess“ in Gang gesetzt. In vier Jahren soll jährlich ein sogenannter „Leitbildtag“ für die Mit arbeitenden der Diakonie im Braunschweiger Land der Vertiefung und Auseinanderset-zung mit den vier wesentlichen Teilen des Leitbildes dienen. Ausgerichtet und vorbereitet wird der Leitbildtag jeweils vom Team einer Kreisstelle. In diesem Jahr hat das Team der Kreis-stelle Salzgitter den Leitbildtag unter dem Motto „Wir sind Teil einer Ler-nenden Organisation und fühlen uns miteinander dafür verantwortlich“ im Theologischen Zentrum in Braun-schweig ausgerichtet.
Bei der Ausrichtung und Organisation des Leitbildtages 2019 wurde das Team aus Salzgitter erneut maßgeblich von Pastorin Helke Ricker unterstützt. Frau Ricker verantwortet den Arbeits-bereich „Diakonische Profilbildung“ im Diakonischen Werk evangelischer Kirchen in Niedersachsen e. V.
Nach einer kurzen Andacht durch die Beauftragte für Diakonie in Salzgitter und Wolfenbüttel, Frau Petra Behrens- Schröter, war es der Pfarrer, Sportler und Kabarettist Rainer Schmidt aus dem Rheinland, der mit kabarettistischen
Einlagen und persönlichen Erfahrungen erste Impulse und Denkanstöße setzte. Was braucht es um am Leben teil-zuhaben? Welche Mittel, Wege und Fähigkeiten hindern oder nutzen jedem Einzelnen dafür? Und wo ist dabei der Platz der Diakonie und ihrer Mit arbeitenden?
In Kleingruppen und Diskussionen im Plenum wurde den thematischen und inhaltlichen Bezügen der täglichen Arbeit in und für die Diakonie und die Hilfesuchenden nachgespürt. Welche Gaben und Fähigkeiten, welche Quali fikationen und Erfahrungen bringe ich in meine Arbeit ein? Welche nehme ich bei anderen wahr? Was fehlt uns zur Bewältigung der täglichen Herausfor de run gen? Welche Ressourcen stehen uns zur Verfügung? Die knapp 80 Teilnehmenden be-gaben sich in Klein gruppen auf die Suche nach Antworten. Schnell kamen Themen und Fragen aus dem Tagesgeschäft zur Sprache. So wurden unter anderem der teils hohe Zeitdruck, der Umgang mit ständig neuen Ver -ordnungen und Gesetzen, Termine, die große tägliche Themenvielfalt oder auch sprachliche Barrieren benannt. Es wurde aber auch darüber diskutiert, mit welchen Gaben und Strategien diesen Herausforde rungen begegnet wird. Tugenden wie Empathie und Geduld, die Fähigkeit in Netz werken zu
denken und zu handeln und vertrauens-volle Zusammenarbeit mit Kolleg*innen und Kooperationspartner*innen, großes interdisziplinäres Fach wissen und der Themenbereich Weiter bildung wurden hier benannt.
Die Ergebnisse der Gruppenarbeiten wurden abschließend in einem Dankes-blumen-Teppich in der Kirche St. Ulrici Hinter Brüdern festgehalten.
Fazit des Tages:Wir verstehen uns als Mitarbeitende der Diakonie als Teil einer lernenden Organisation und haben viele Ressour-cen, die uns untereinander und der Gemeinschaft dienen. So endete dieser Tag mit Dankbarkeit, sich diesen Fähig-keiten bewusst zu werden und das Leit -bild dazu zu nutzen, sich immer wieder an diese Fähigkeiten zu erinnern.
Die Diakonie im Braunschweiger Land im Leitbildprozess „Diakonie als ,Lernende Organisation‘ bedeutet für uns in unserer Arbeit…“
Petra Behrens-Schröter,Beauftragte für Diakonie
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In diesem Jahr haben wir uns mit einer weiteren Aussage unseres Leitbildes der Diakonie im Braunschweiger Land gGmbH beschäftigt. Was bedeutet es, den Gedanken einer Lernenden Organi sation zu leben und mit Leben zu füllen? Schaffen wir es, Räume zu öffnen, in denen sich jeder mit seinen Begabungen und Fähigkeiten ein-bringen kann?
Jeder Mensch bringt hierfür ganz unter -schiedliche Fähigkeiten und Talente mit. Wie können wir als Diakonie in der Gesellschaft dazu beitragen, mit allen Unterschiedlichkeiten umzugehen, gemeinsam lernen und uns miteinander dafür verantwortlich zu fühlen?
Um sich diesen Fragen zu nähern, haben wir zu unserem Leitbildtag mit 80 Mit-arbeitenden der Diakonie im Braun-schweiger Land gGmbH den Referenten Rainer Schmidt eingeladen. Er ist Theo-loge, Referent und hatte große Erfolge als mehrfacher Tischtennis-Weltmeister bei den Paralympics.
Seine Überzeugung und sein Lebens-motto ist: „So wie ich bin, bin ich für Gott gut“, diese Grundhaltung wurde während des Vortrages deutlich.
Herr Schmidt kämpft dafür, dass man sich nicht vergleicht, sondern so annimmt, wie man ist und seine Ressourcen nach seinen Interessen und Können entwickelt und ausbaut. Jeder ist wertvoll.
Rainer Schmidt ist körperlich auf den ersten Blick stark beeinträchtigt. Durch das Femur-Fibula-Ulna-Synodrom fehlen ihm die Unterarme und ein Bein ist verkürzt. Für ihn ist es wichtig, dass er nicht nach seiner Behinderung be urteilt wird.
Ein weiteres Problem ist die gerechte Beurteilung von Normal und Nicht- Normal. Wie will man sich messen? Einiges geht sehr leicht (zum Beispiel Körper größe), aber wie wollen wir dann bestimmen, was normal ist? Werden wir mit dem Vergleichen von Fähigkeiten wirklich Jedem gerecht?
Er macht uns Mut, indem er von seinem eigenen Erlebnis erzählt: Sein sehnlichster Wunsch war als 12-jähriger Junge Tischtennis zu spielen. Er hatte es jedoch aufgegeben, weil er keinen Erfolg dabei hatte, den Tisch-tennisschläger zu halten und gezielt zu spielen. Er zählte die Punkte bei den Tischtennisspielen seiner Freunde.
Ein Nachbar, der ihn beobachtete, nahm wahr, dass er gerne Tischtennis spielen wollte und hatte die Idee, wenn der Junge den Schläger nicht halten kann, muss sich der Schläger an ihm festhalten.
„Wir sind Teil einer Lernenden Organisation (LO) und fühlen uns miteinander dafür verantwortlich“Leitbildtag 2019
„Eine Gesellschaft wird nicht glücklicher, indem sie Menschen mit besonderen Grenzen – seien sie körperlich bedingt oder durchs Alter – beseitigt (töten), sondern indem die Grenzen beseitigt werden (heilen). Ist dies nicht möglich, so sollten betroffene Menschen be fähigt werden, mit ihrer Grenze zu leben, etwa durch Wertschätzung, Pflege und Begleitung bis zum Tode. So wird unsere Gesellschaft humaner.“
Er macht sich Gedanken zum Thema Abweichung vom Normalen. „Was wir Menschen für normal erachten, ist nicht nur etwas Naturgegebenes, sondern wir selbst sind daran beteiligt, es zu definieren. Es geht nicht nur darum herauszufinden, was normal ist, sondern wir müssen auch definieren, was wir als normal ansehen wollen.“
ZITAT VON
R AINER SCHMIDT:
Er suchte Methoden und Möglich-keiten, den Tischtennisschläger an seinem kurzen Arm festzubinden. Damit konnte Rainer Schmidt das Tischtennisspielen lernen – bis hin zu einem Weltklasse -Tischtennisspieler bei den Paralympics mit unglaublichen Erfolgen.
Was hat zu dieser positiven Erfahrung beigetragen? • Es war ein Nachbar da, der sich
für die Interessen des Jungen interessierte.
• Der Wunsch, Tischtennisspielen zu erlernen, ist ernst genommen worden.
• Es wurde eine Technik über Hilfs -mittel entwickelt, damit die Schwäche aufgehoben und die Funktion Tisch-tennisspielen er möglicht werden
konnte.
Damit sind wir bei unserem Anfangs zitat:
„Dient einander ein jeder mit der Gabe, die er empfangen
hat“. Bei einer Lernenden Organi-sation geht es unter anderem auch darum, Bedingungen und Struk turen zu schaffen, in denen wir unsere Fähig-keiten erkennen, ein bringen, erweitern und weiter geben können.
Es geht darum, von der beurteilenden Haltung in eine wertschätzende und respektvolle Haltung zu kommen, interessiert zu sein und sich einzu-bringen. Lernen heißt, sich und den anderen Menschen wahr zunehmen und zu schauen, wie wir uns ein bringen und gegenseitig unter stützen können. Dabei kann es zu so wun der baren Leistungen wie bei Rainer Schmidt kommen, als Profi- Tischtennisspieler bei den Paralympics.
Wir entdecken in unserer Diakonie die vielen unterschiedlichen Begabungen und Fähig keiten bei der Bewältigung unseres Alltags. Begabungen und Fähig keiten, die uns ent sprechen und uns aus machen und uns als Orga ni -sation und Gesellschaft bereichern.
„Wir sind Teil einer Lernenden Organisation,
ein jeder mit seinen Möglichkeiten.“
FA ZIT:
Der Vortrag von Rainer Schmidt war eine Ermutigung die eigenen Begabungen und die Begabungen des anderen wahrzunehmen und achtsam damit umzugehen. Diese Haltung kann dazu beitragen, dass wir ein ander wahr nehmen und res-pektieren, unabhängig von der Kul-tur, Religion oder des Alters. Rainer Schmidt macht Mut, sich selbst und den anderen zu entdecken.
Um glaubwürdig zu sein, sind wir bestrebt, diese achtsame Haltung in der Diakonie sowohl unter den Mit arbeitenden als auch im Umgang mit den Hilfesuchenden, im Netzwerk mit weiteren Orga nisationen zu leben und zu ent alten.
Mit der Entwicklung des neuen Leit-bildes haben sich die Mitarbeitenden der Diakonie im Braunschweiger Land gGmbH dazu bekannt, Teil einer Lernenden Organisation zu sein. Doch was ist eigentlich eine Lernende Organisation? Ist dieser Begriff noch zeitgemäß oder sind im Zuge der Digitalisierung ganz andere Heraus -forderungen für Akteure der Freien Wohlfahrtspflege relevant? Was bedeutet dieser Begriff für eine kirch liche Organisation, in dem die am stärksten vertretene Gruppe von Mit arbeitenden Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen sind?
Hierüber haben wir mit Prof. Dr. Georg Kortendieck, Volkswirt und Dekan der Fakultät für Soziale Arbeit, sowie mit Frau Angelika Storp, Lehrkraft für besondere Aufgaben, an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissen-schaften in Wolfenbüttel gesprochen.
Diakonie im Braunschweiger Land gGmbH (DiBSL): Herr Prof. Dr. Korten-dieck, die Diakonie im Braunschweiger Land bekennt sich in ihrem Leitbild da-zu, eine Lernende Organi sation sein zu wollen. Was hat es mit diesem Begriff auf sich, was kenn zeichnet eine lernende Organisation, gerade im Bereich der Sozialen Arbeit?
Prof. Dr. Georg Kortendieck (Korten-dieck): Eine Organisation besteht immer aus Menschen und da ist es eher die Frage, ob man überhaupt in einem Zustand des „Nicht-Lernens“ sein kann. Ich glaube, dass Menschen
in jeder Situation lernen. Es ist nur die Frage, ob es der Organisation zu Gute kommt. Menschen lernen auch in einer Organisation, ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Und wenn diese Inte ressen mit denen der Organisation über ein-stimmen, kann es gut sein.
Dipl. Soz.-Arb. Angelika Storp (Storp): Ich würde ergänzen: Lernen ist Ent-wicklung. Eine Organisation kann sich über Introspektion, Selbstreflexion, Hilfe von Außen, Supervision, Coaching durchaus weiterentwickeln. Sie kann aber genauso ein starres Grenzsystem nach außen haben. Dann findet Lernen unter ungünstigen Lernvoraussetzungen statt. Dann lernen Menschen Geheim-nisse zu behalten, sich an Spielregeln, die nicht konstruktiv sind, zu halten. Für mich ist LO eine sich entwickelnde Organisation.
DiBSL: Gibt es da Besonderheiten bei Akteuren aus dem Bereich kirchliche oder freie Wohlfahrtspflege?
Storp: Die Akteure aus dem Bereich der Sozialen Arbeit haben tendenziell eine höhere Lernbereitschaft. Oft sind
die Hierarchien flacher. Ideen über das, was gemeinsame Entwicklung ist, ist meist eine andere. Da sind große Gebilde oder Verwaltungssysteme, etwa Kommunen oder staatliche Träger, meines Erachtens schwerfälliger und müssen mehr Rücksicht nehmen auf ihre verschiedenen Handlungsebenen.
Kortendieck: Ich stimme dem zu, möchte aber ergänzen: Mein Eindruck ist, Wohlfahrtseinrichtungen und kirchliche Einrichtungen tun sich mit Innovationen extrem schwer. Sie ha-ben teilweise ein hohes Widerstands-potenzial, vor allem wenn es um unter-nehmerische oder ökonomische Tätigkeiten geht, aber auch dabei, neue Märkte oder Zielgruppen zu erschließen. Da kommen mir manche dieser Einrichtungen nicht besonders innovativ vor. Das geschieht eher an anderen Stellen.
DiBSL: Liegt das an den Strukturen und Rahmen der Einrichtungen an sich oder an den handelnden Akteuren? Wodurch werden solche Phänomene begünstigt?
Die Diakonie als Lernende Organisation (LO) zwischen Anspruch und Herausforderung
Dipl. Soz.Arb. Angelika Storp Prof. Dr. Georg Kortendieck
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Kortendieck: Beides. Natürlich ziehen die Organisationen auch bestimmte Akteure oder Mitarbeitende an. Aber sie haben auch manchmal ein bestimmtes Klima, mit dem sie eher innovationskritisch sind. Ich glaube, das ist in kirchlichen Systemen ein großes Thema – nicht nur bei der Katholischen Kirche sondern auch in den Evange lischen Kirchen. Natürlich gibt es da auch immer wieder eher junge Kräfte, die Themen von unten anschieben. Aber die Innovationen sehe ich eher woanders. In Deutsch-land ist zum Beispiel die Social-Start-up Szene nicht bei den Wohlfahrtsverbän-den entstanden. Natürlich gibt es eine Diskussion, dass Wohlfahrtsverbände auch Unternehmer sind. Sie sind aber weitgehend nicht Teil dieser Szene. „Systemsprenger“ wie Start-ups stoßen bei den klassischen Einrichtungen eher auf Ablehnung. Das ist aber in anderen öffentlich-recht lichen Sektoren nicht anders.
Storp: Kirchen und Wohlfahrtsverbände müssen allerdings auch bestimmten gesellschaftlichen, sozialen und poli -tischen Verpflichtungen nachkommen. Schwierig wird es, wenn bestimmten Gruppen und Akteuren, wie zum Beispiel ehrenamtlichen Gruppen und Initiativen, zu wenig Beachtung geschenkt wird. Dann nimmt die Bin-dungskraft von Kirche noch mehr ab.
DiBSL: Ist das Konzept einer LO denn noch zeitgemäß oder laufen wir da
einem Trend hinterher, den es nicht mehr gibt? Gibt es neue Erkenntnisse oder Trends, die dieses Konzept ab-lösen oder ganz andere Schwerpunkte für soziale Organisationen?
Kortendieck: Organisation ist immer noch ein beliebtes Schlagwort. LO bedeutet zunächst ganz praktisch, Störungen oder Einflüsse von außen zuzulassen und die Bereitschaft, ein System als solches zu verändern. Immer wenn es neue Mitarbeitende gibt, gibt es eine Veränderung, dann ändert sich das Soziogramm einer Organisation. Es sei denn, ich stelle bewusst Leute ein, die nur das gut finden, was auch ich gut finde. Durch neue Kräfte bekommt man eine permanente Dynamik. Das bedeutet, dass zum Beispiel auch die Teams altersgemischt sein sollten. In sozialen Organisationen hat das durchaus Bedeutung, neben vielen anderen neuen Themen und Fragestellungen.
DiBSL: Neue Themen sind ein gutes Stichwort. Einer der Trends unserer Zeit heißt Digitalisierung. Wie wird das zum Beispiel das Berufsbild des Sozial-arbeiters verändern, wie wird das aber auch die sozialen Akteure verändern? Gibt es da Unterschiede zwischen einzelnen Arbeitsfeldern? Oder zum Beispiel zwischen Stadt und Land? Welche Faktoren spielen da eine Rolle?
Kortendieck: Digitalisierung ist auch bei uns ein Zukunftsthema. Gleichwohl
gibt es aber auch Untersuchungen, die besagen, dass die Digitalisierung in der Sozialen Arbeit kaum Arbeitsplatz- oder Arbeitsmarkteffekte haben wird. Der Dienstleistungsbereich ist nach wie vor auf die „Face-to-face“ Beratung, auf das „Persönliche“ ange wiesen. Digitale Be ratung wird es sicherlich mehr geben, aber das wird die soziale Arbeit garantiert nicht ersetzen. Das ist zum Beispiel in der Industrie, etwa bei VW, ganz anders. Andererseits glaube ich, dass die Digitalisierung auch eher durch junge Menschen vorangebracht wird. Das Arbeitsprozesse digitalisiert werden ist sicherlich der Fall. Wichtig ist es, eine gewisse Offenheit zu haben.
Storp: In drei Jahren werden wir zum Beispiel eine viel stärkere Digitalisie-rung etwa im Antragswesen haben – von Hartz IV- Regelung bis Arbeits-losenmeldung. Derzeit ist es allerdings noch so, dass dies eher für die jüngeren Generationen gilt. Ältere Menschen haben damit noch größere Schwierig-keiten. Im Bereich der Suchtberatung etwa gibt es Pilotprojekte hierzu. Beratungs stellen mit einer als zu hoch empfundenen Schwelle kommen hier stärker in Betracht für digital basierte Angebote. Nichts desto trotz bleibt es dabei: Soziale Arbeit ist reale Begeg-nung zwischen dem Ich und dem Du. Von Familienhilfe über Arbeit mit alten Menschen, mit hochbelasteten Fami-lien – das kann nur in der Begegnung geschehen.
„Nichts desto trotz bleibt es dabei: Soziale Arbeit
ist reale Begegnung zwischen dem Ich und dem Du.“
Kortendieck: Auf der anderen Seite erleben wir derzeit viele verzweifelte Versuche traditioneller Akteure, sich in den Sozialen Medien zu behaupten. Viele scheitern dabei kläglich – etwa beim Umgang der CDU mit dem YouTuber Rezo. Auch die Institutionen der Wohlfahrt der Kirchen scheint mir hier eher schlecht aufgestellt zu sein. Die Kritik von Rezo zu Nachhaltigkeit oder Ungleichheit sind doch Themen, die sich die Wohlfahrt auf die Fahnen schreibt. Aber Sie werden trotzdem überrollt. Es sind andere Akteure, die hier eine Rolle spielen. Oder auch die Kampagne der „Friday for Future“- Bewegung. Die Wohlfahrtsverbände spielen hier keine Rolle oder gehen etwa auf die Straße. Sie hängen sich eventuell mit rein. Es fehlt ihnen da ein Stück weit die Sprachfähigkeit. Das ist ein Problem der Digitalisierung: Wir sind gegenüber einem gewissen Klientel nicht mehr sprachfähig sondern sprachlos.
DiBSL: Geht es hier „nur“ um Sprach- oder auch um Anschlussfähigkeit?
Storp: Ich würde das nicht als An-schlussfähigkeit sehen. Ich halte das nicht für notwendig. Ich beziehe mich auf die Erfahrungen aus der Online-beratung für junge Menschen. Die ist erfolgreich, weil sie niedrigschwellig ist und weil sie nicht gebunden ist an Öffnungszeiten. Wenn dort auf deren Anliegen Menschen aus meinem Alter antworten, dann antworten die und
das ist genauso wirksam, als wenn jemand sich zum Beispiel sprachlich anbiedert und Jugendslang aufsetzt.
Kortendieck: Es geht insgesamt um die Form von Beratungsangeboten bzw. darum, wie ich die organisiere. Das meine ich mit Sprachlosigkeit. Es geht darum, ob ich das so mache wie die letzten 30 oder 40 Jahre oder in einem völlig neuen Setting. Menschen werden zunehmend über Apps oder Online an-gesprochen. Wir brauchen neue Medi-en im Unterricht. Diese Möglichkeiten wahrzunehmen, damit tun sich viele, wohl eher ältere Menschen schwer. Das macht diese Sprachlosigkeit aus. Das ist auch der Vorteil dieser sogenannte Social- Entrepreneurs in der Start-up-Szene. Es hat fast immer was mit Digitalisierung zu tun. Es geht darum Angebote zu schaffen, an denen jeder bislang dran vorbeigeschaut hat.
Gerade die jungen Leute präsentieren da eine Beweglichkeit, die uns ein Stück weit sprachlos macht. Den klas sischen Institutionen sind aller-dings auch ein Stück weit die Hände gebunden etwa aus Datenschutz-gründen. Dann kann ich als Organi-sation sagen: „Ok es geht nicht“ und die Klienten sagen: „Ok, dann machen wirʼs halt ohne Euch.“ Sprachlosigkeit, weil wir uns teilweise selbst im Weg stehen. Es geht nicht darum, dass wir nun alle bei Instagram oder Twitter mitmachen, aber das machen nun mal viele Leute.
DiBSL: Wie werden Studierende der Sozialen Arbeit heute schon durch Ausbildung und Qualifizierung heran-geführt an solche Themen und Ent-wicklungen und an das, was sie in diesem Berufsfeld erwartet?
Storp: In zwei Modulen machen wir Fallseminare. Dabei werden wir unter-stützt von einer Mitarbeiterin eines Jugendamtes. Die bringt aktuelle Fälle aus ihrer Arbeit mit. Dann entwickeln wir eine Werkstatt und arbeiten mit Studierenden daran gemeinsam. Da spielen zum Beispiel die Akteure, die Anbieter von Sozialen Hilfen, die Hier-archien, die Wege die zu gehen und zu beachten sind, die Rechtsvorschriften eine große Rolle.
Dabei fällt auf: Viele studieren hier und gehen dann in Insti tu tionen oder Behörden. Wenn die sich damit nicht beschäftigt haben, wie Organisationen ticken, wie Entscheidungswege laufen, dann haben sie es oft ganz schwer. Deshalb bauen wir das mit ein. Man kann nicht eine Entscheidung treffen über den Verlauf der Beratung einer Familie ohne den Teamleiter, den Ab-teilungsleiter und die Amtsleitung. Und wenn sie das berücksichtigen, dann entwickeln sie ihre Vorschläge für das Hilfeangebot gleich so, dass die das auch annehmen können.
DiBSL: Gibt es denn da auch Rück-schlüsse oder Erfahrungswerte von Studierenden, die dann in ein solches
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EkkePeter Seifert, Prokurist / Beauftragter für Diakonie
System gegangen sind, oder macht es auch einen Unterschied, ob die in öffentlicher Verwaltung oder bei freien Trägern oder bei Social-Start-ups landen?
Storp: Wenn es ihnen gut gelingt, dann sensibilisieren sie dafür und benennen die Größe dieses Themas. Wer zum Beispiel einmal mit der ARGE ver-handelt hat der weiß genau, was er können muss. Wer sich in der Hartz IV- Gesetzgebung nicht auskennt, der braucht keine Beratung dieser Art zu machen.
Kortendieck: Es gibt auch Aussagen von Lehrenden, die sich im Hartz IV- Bereich exzellent auskennen und das sehr bedauern und bemängeln, dass sowohl die Rechtskenntnisse als auch die organisatorischen Kenntnisse eher mau sind. Natürlich gibt es ein An gebot, was Rechtskenntnisse angeht, aber das ist eher unbeliebt und ungeliebt und Organisationen oder wirtschaftliche Zusammenhänge sind ähnlich ungeliebt für Studierende. Man möchte einfach dem Menschen helfen. Das das was mit Organisationen zu tun hat und immer mit Organisationen zu tun hat wird gerne ein Stück weit ausgeblendet. Das heißt jetzt zum Thema auch, wenn ich eine Lernende Organisation habe und lernen will, wie eine Organi-sation auch veränderbar ist, muss ich überhaupt erst mal die Organisation ver stehen.
Ich kann über LO auch nur dann reden, wenn ich diese Basics geschaffen habe. Die öffentliche Verwaltung wurde und wird eher als Gegner angesehen. Wenn ich eine Organisation verändern will, ist es schwierig, den Leuten zu vermit-teln, dass sie sich erst mal auf diese Organisation einlassen müssen: Wie tickt ein Jugendamt? Wie tickt eine Arbeits verwaltung? Um dann zu er-kennen, wie kann ich da ggf. „Grenzen sprengen“, was kann ich anders ma-chen? Im Studium haben wir hierzu noch großen Aufholbedarf, was auch zum Beispiel Social Entrepreneurship betrifft. Wir können es vielleicht projektbezogen lehren.
Storp: Ein Kollege bietet die Veranstal-tung zu „Hartz IV“ im ersten Semester an – zu weit weg. Es wird dann meistens nochmal als „Refreshing-Angebot“ gelehrt. Es ist irre, was da dann auch für Fragen gestellt werden, da wird es dann plötzlich konkret. Da sind wir auch „Lernende“.
DiBSL: Was könnten die Arbeitgeber dazu beitragen, um Hochschul-absolventen an dieses Systeme und Erforder nisse heranzuführen?
Kortendieck: Zum Teil geschieht das schon und hat auch eine lange Traditi-on, etwa durch Praktika wie unser Orientierungspraktikum und vor allem das Anerkennungsjahr. Was ich mir
mehr vorstellen könnte wäre, dass Arbeitgebervertreter-, Abteilungslei-tende bis hin zu Chefs und Chefinnen – bereits im Studium verdeutlichen, was an welcher Stelle wichtig ist. Das geschieht schon bei festlichen Anlässen und Grußworten, aber wir brauchen das viel stärker im Studium.
DiBSL: Frau Storp und Herr Kortendieck haben Sie herzlichen Dank für das Gespräch!
Das Gespräch führte Ekke Seifert für die Diakonie im Braunschweiger Land im Juni 2019 auf dem Campus der Ostalia in Wolfenbüttel.
„Wer sich in der Hartz IV-Gesetzgebung nicht auskennt,
der braucht keine Beratung dieser Art zu machen.“
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Peter-Joseph-Krahe-Str. 11 / 38102 Braunschweig 0531 8892010 0531 8892029
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Stand August 2019 – Diakonie im Braunschweiger Land
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Grundschule HohestiegKimberleySchulz 0175 5701864
Grundschule LammeSonjaGloger 0531 23627826 0175 5701682
Aktion Brückenbau e.V.Koordination,MajaSchultze 0531 8892033
Treffpunkt Bugenhagen-GliesmarodeAn der Bugenhagenkirche 4 Di. 09.00 – 12.00
Treffpunkt Haus der BegegnungDonaustraße 17a Fr. 09.00 – 12.00
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Jasperallee14/38102BraunschweigSt.Pauli/Matthäus/PetraFeldmann 0175 5701701Sprechzeiten: Mo. 14.00–15.00 Do. 11.00 – 12.00
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SchwangerenberatungAnträge Bundesstiftung Mutter und Kind (MuK)Renate Iuzzolino 0531 8892010 [email protected]
GOSLAR
Anträge Bundesstiftung Mutter und Kind (MuK)Ulrike von Raison 05321 393610 [email protected]
MigrationsberatungAleksandra Gryska Gemeindebüro St. StephaniObere Kirchstraße 4 / 38640 Goslar 05321 7096810 [email protected]
Sprachkurs für geflüchtete Frauen(mit Kinderbetreuung)
FreiwilligenAgentur GoslarMarion Bergholz, Monika Dittmann (Ehrenamtliche)Wohldenberger Str. 22 - 23 / 38640 Goslar 05321 394256 [email protected]
KOOPERATIONSPARTNERVerein Leben in der Fremde e.V. Uta Liebau Susanne Ohse 05321 43769 05321 24449 [email protected] [email protected]
MuKiSMuskelkraft und Kulturkompetenz im Stadtteil Goslarsche Straße 32 / 38118 Braunschweig Julia Meyer 0531 42539 0151 72141847
BER ATUNG / ANGEBOTE FÜR MIGR ANTINNEN UND MIGR ANTENARBEITSBEREICHE / ADRESSEN / ANSPRECHPARTNER/INNEN
Braunschweig / VecheldePeter-Joseph-Krahe-Str. 11 / 38102 Braunschweig 0531 8892010
GoslarSchützenallee 6 / 38644 Goslar 05321 393610 [email protected]
ANGEBOTE IM LANDKREIS GOSLAR UND IM LANDKREIS NORTHEIM
BAD HARZBURGHaus der Kirche / Lutherstraße 7 / 38667 Bad Harzburg
MigrationsberatungStefanie Sandau 05322 4639 oder 0151 14291413 [email protected]
Sprachkurs für geflüchtete Frauen(mit Kinderbetreuung)
êntre nous - (unter uns) Initiative BegegnungStefanie Sandau 05322 4639 [email protected]
Kinder Willkommen – KiWi internationalKathrin Filipek 05322 4639 oder 0151 22152113 [email protected]
DiMiDo - Erzählwerkstatt für KinderDelel Belhadj 05322 [email protected]
KOOPERATIONSPARTNERGemeinsam – Flüchtlingshilfe Bad HarzburgHanna Kopischke, Dr. Friedrich Busmann [email protected]
Stand August 2019
Helmstedt
Bad Gandersheim / Seesen
Anträge Bundesstiftung Mutter und Kind (MuK)Kleiderkammer Sabine Stahl 05382 95520 [email protected]
AusfüllhilfenAndree Schröder 05382 95520 [email protected]
Migrationsberatungim Treffpunkt KLARO No. 14 / Stiftsfreiheit 14Katrin Schünemann 05382 9589994 [email protected]
SchwangerenberatungAnträge Bundesstiftung Mutter und Kind (MuK)Petra Sinkemat 05351 538310 [email protected]
Koordinierungsstelle Migration und Teilhabe im Landkreis Helmstedt Sandra Schüler 05351 538310 [email protected]
DiMiDo - Erzählwerkstatt für KinderDorothea Nennewitz 05351 538310 [email protected]
Treffpunkt KLARO No. 14 Treffpunkt mit verschiedenen AngebotenChristina Mörth (Koordinatorin) 05382 9537916 [email protected] Schünemann, 05382 9589994 [email protected]
SEESEN
Anträge Bundesstiftung Mutter und Kind (MuK) Haus der Kirche / Hinter der Kirche 1b / 38723 Seesen Sabine Stahl 05381 942915 / 05382 95520
MigrationsberatungHaus der Kirche / Hinter der Kirche 1b / 38723 Seesen Aleksandra Gryska 05381 942915 / 05321 7096810 [email protected]: Mi. 09.00 – 13:00 und nach Vereinbarung
Haus der Diakonie / Kirchstraße 2 / 38350 Helmstedt
05351 538310 [email protected]
Stiftsfreiheit 1 / 37581 Bad Gandersheim 05382 95520
ANGEBOTE IM LANDKREIS HELMSTEDT
Migrationsberatung / SprachmittlerpoolKifah Adel Haydar, Heike Feddeck, Elke Krämer, Stefan Matwijiszyn, Lina Schönfeld 05351 538310 [email protected]
Migrationsberatung für Erwachsene (MBE) Vassiliki Pavlidou 05351 538310 [email protected]
Jugendmigrationsdienst (JMD)Lina Schönfeld 05351 538310 [email protected]
BER ATUNG / ANGEBOTE FÜR MIGR ANTINNEN UND MIGR ANTENARBEITSBEREICHE / ADRESSEN / ANSPRECHPARTNER/INNEN
HIT - Helmstedter IntegrationstandemCarolin Ohse 05351 538310 [email protected]
Migrationsberatung in KönigslutterHaus Luttermed, Lindenstraße 22 05353 9105934Sprechzeiten nach Vereinbarung
Migrationsberatung in SchöningenKirchengemeinde St. Vincenz, Niedernstraße 47 0151 15966804 Sprechzeiten: Do. 09.00 – 13.00
KOOPERATION MIT KIRCHENGEMEINDENUnterstützerkreis Vorsfelde Amtsstr. 31 / 38448 Wolfsburg-VorsfeldePastorin Beate Stecher 05363 7773
KOOPERATIONEN MIT WEITEREN INITATIVENVerein Flüchtlingshilfe Schöningen e.V.Lisa Schnicke-Heinze (1. Vorsitzende)www.fluechtlingshilfe-schoeningen.de
„Willkommen in Lehre“ e.V.Norbert Winkler und Ina Hoffmann [email protected]
Arbeitskreis Königslutter Bürgermeister Alexander HoppeRathaus Am Markt 1 / 38154 Königslutter am Elm 05353 912101
SalzgitterSt.-Andreas-Weg 2 / 38226 Salzgitter 05341 88880
ANGEBOTE IN DER STADT SALZGIT TER
SchwangerenberatungAnträge Bundesstiftung Mutter und Kind (MuK) Anke Kasten, Anne-Katrin Blacklock-Schröder 05341 88880
Migrationsberatung undMigrationsberatung für Erwachsene (MBE)Mohamad Jomaa, Noura Labanieh, Pia Toplak 05341 88880
Stadtteiltreff NOW / MigrationsberatungMartin-Luther-Platz 1–2 / 38259 Salzgitter-BadGizem Ak 05341 1886732
SeeViertel Treff / MigrationsberatungGoethestr. 35 / 38226 Salzgitter Walaa Ataya, Pia Toplak 0171 814 8999
Start.Punkt.SZ / MigrationsberatungBerliner Straße 202 / 38226 SalzgitterAbdolali Khorshidi, Noura Labanieh 05341 2843886
DiMiDo - Erzählwerkstatt für KinderLiza Schönig 05341 2969339 [email protected]
Diakonie-Treff / Migrationsberatung und MBESchinkelweg 8 / 38228 SalzgitterAnne-Katrin Blacklock-SchröderMarwan Souliman 05341 50746
Internationaler SportvereinAngebote für Migranten - Tanz, Schwimmen für Frauen, Fahrradkurse - Kontakt: Diakonie-Treff 05341 50746
E H A PEuropäischer Hilfsfond für die am stärksten benachteiligten Personen Goethestr. 35 / 38226 Salzgitter Andrada Adams und Olivia Iordache 0171 8148999
KOOPERATION MIT KIRCHENGEMEINDENFlüchtlingsfreundeskreisFriedenskirche / Spitzwegpassage 3038228 SalzgitterPfarrer Martin Schulz 05341 50025
Stand August 2019
BER ATUNG / ANGEBOTE FÜR MIGR ANTINNEN UND MIGR ANTENARBEITSBEREICHE / ADRESSEN / ANSPRECHPARTNER/INNEN
Anträge Bundesstiftung Mutter und Kind (MuK)Martina Grosche, Eleonore Kurzrock 05331 996990 [email protected]
MigrationsberatungEleonore Kurzrock, Anika Müller 05331 996990 [email protected]
ÜbersetzerpoolKoordination: Mohamad Ali El Outa Verwaltung: Marita Meyer 05331 996990 [email protected]
Evangelische Erwachsenenbildung BraunschweigGeschäftsstelleDietrich-Bonhoeffer-Straße 1 / 38300 Wolfenbüttel 05331 802543 [email protected]
Evangelische Jugend in der Ev.-luth. Landeskirche in BraunschweigJugendpolitische Bildungsreferentin Jana IndenbirkenDietrich-Bonhoeffer-Straße 1 / 38300 Wolfenbüttel 05331 802566 Mobil: 0172 5105812 [email protected]
Refugium Flüchtlingshilfe e.V. BraunschweigSteinweg 5 / 38100 Braunschweig 0531 2409800 [email protected]
FÖRDERUNGEN Förderungen der Migrationsberatung und weiterer Projekte.
Jugendmigrationsdienst (JMD) und Migrationsberatung für Erwachsene (MBE) erhalten Mittel des Bundes.
Das Deutsche Hilfswerk fördert die Projekte MuKiS und KLARO No. 14
Wolfenbüttel / Schöppenstedt Harzstraße 1 / 38300 Wolfenbüttel 05331 996990
weitere Kooperationen
ANGEBOTE IN DER STADT UND IM LANDKREIS WOLFENBÜT TEL
Arbeitskreis Migration Leitung: Eleonore Kurzrock 05331 996990 [email protected]
KOOPERATION MIT WEITEREN INITIATIVEN
Männer- und Frauengesprächskreis in Kooperation mit der Ev. Familienbildungsstätte Wolfenbüttel
Ökumenisches Kooperationsprojekt Willkommenscafé im Roncalli-Haus Viola BischoffHarztorwall 2 - Eingang Krumme Straße 05331 86197
Wolfenbütteler Stadtteilnetzwerk Nord-OstAndreas RiekebergRäubergasse 2 a 05331 77370
Schuldnerberatung BadGandersheim&OrtsteileDiakonischesWerkLeine-Solling 05571 924113 Telefonsprechzeit: Mo. 10.00 – 12.00
Kreisstelle Helmstedt
Sozialberatung Sprechzeiten: Mo., Mi., Do., Fr. 09.00 – 12.30 Mo. bis Do. 14.00 – 16.00
Beratung für Schwangere und SchwangerschaftskonfliktberatungSprechzeiten: Mo.,Mi.,Do.,Fr.09.00–12.30 Mo., Di., Mi., Do. 14.00 – 16.00
Migrationsberatung / SprachmittlerpoolMigrationsberatung für Erwachsene (MBE) Jugendmigrationsdienst (JMD) OffeneSprechstunden: Mo. 09.00–11.00 Mi. 14.00 – 16.00TermineaußerhalbderSprechstundennur nach Vereinbarung.
Haus der Diakonie / Kirchstraße 2 / 38350 Helmstedt
05351 538310 05351 538319 [email protected]
Koordinierungsstelle Migration und Teilhabe im Landkreis HelmstedtSprechzeiten nach Vereinbarung
Migrationsberatung in KönigslutterHausLuttermed/Lindenstraße22 05353 9105934SprechzeitennachVereinbarung
Migrationsberatung in SchöningenKirchengemeindeSt.Vincenz/Niedernstraße47 0151 15966804Sprechzeiten: Do. 09.00–13.00
AU S S E N S T E L L E B L A N K E N BU RG
Herzogstr. 16 (Georgenhof) / 38889 Blankenburg 03944 365158 03944 350646 [email protected]
Schuldner- und InsolvenzberatungSprechzeiten: Mo.,Di.,Do. 09.00–12.00 Di. 15.00 – 20.00 Do. 15.00 – 18.00
Ev. Jugend - Jungendzentrum im Georgenhof (JUZ) 03944 980594
S E E S E NHinterderKirche1a/38723Seesen 05381 942915 05382 9552-18 [email protected]
SozialberatungSprechzeit: Fr.10.30–12:30und nach Vereinbarung
MigrationsberatungSprechzeit: Mi. 09.00–13:00 und nach Vereinbarung
Schuldnerberatung siehe Angebote in Goslar
Schuldnerberatung Kreiensen&OrtsteileDiakonischesWerkLeine-SollingWagnerstr. 6 / 37574 Einbeck 05561 1350Telefonsprechzeit: Di. 09.00 – 11.00
A DR ESSEN / ÖFF N U NGSZEI TEN
Stand August 2019 – Diakonie im Braunschweiger Land
Kreisstelle Salzgitter
Öffnungszeiten: Mo., Do., Fr. 09.00 – 12.00 Di. 09.00 – 11.30 u. 16.00 – 18.00
Sozial- und MigrationsberatungGesprächsterminesieheÖffnungszeiten
Beratung für Schwangere und junge Familien/ SchwangerschaftskonfliktberatungGesprächstermine nach Vereinbarung
Nachbarschaftshilfe SZ-Lebenstedt 05341 888817Sprechzeiten: Mo.,Mi.,Fr. 09.00–12.00
Nachbarschaftshilfe SZ-Bad 05341 1899431Sprechzeiten:Mo.09.00–11.00,Fr.09.00–12.00
Ev. Altenhilfeverbund Koordinierungsstelle
Diakonie-Treff, LebensgartenSchinkelweg8/38228Salzgitter 05341 50746 Öffnungszeiten: Mo.bisDo. 08.00–18.00 Fr. 08.00 – 15.00
St.-Andreas-Weg 2 / 38226 Salzgitter 05341 88880 05341 888820
A DR ESSEN / ÖFF N U NGSZEI TEN
GenerationentreffMartin-Luther-Str.22/38226Salzgitter 05341 2849667Öffnungszeiten: Mo.bis Do. 11.00 – 17.00 Fr. 11.00 – 15.00
Begegnungsstätte Start.Punkt.SZBerlinerStraße202/38226Salzgitter 05341 2969339 Öffnungszeiten: Mo.bisDo. 10.00–18.00 Fr. 10.00 – 16.00Beratung: Mo., Do. 10.00 – 15.00, Fr. 10.00 – 12.00
Stadtteiltreff „SeeViertel Treff“Goethestr.35/38226Salzgitter 0171 814 8999Öffnungszeiten: Mo.bisDo. 10.00–18.00 Fr. 10.00 – 16.00
Stadtteiltreff „NOW“ Netz-Ost-WestMartin-Luther-Platz1–2/38259Salzgitter 05341 1886732Öffnungszeiten: Mo.bisDo. 09.00–17.00 Fr. 09.00 – 13.00
Kreisstelle Wolfenbüttel / Schöppenstedt
Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. 09.00 – 12.00 Do. 14.00 – 16.00
SozialberatungSprechzeiten: Do. 10.00–12.00 Do. 14.00 – 16.00 und nach Vereinbarung
Harzstraße 1 / 38300 Wolfenbüttel 05331 996990 05331 996999
Sozialberatung BüroSchöppenstedtAnderKirche1,38170Schöppenstedt 05332 968044 oder 0175 5047149
MigrationsberatungSprechzeiten: Di.undDo. 10.00–12.00 Do. 14.00 – 16.00 und nach VereinbarungÜbersetzerpoolSprechzeiten: Mo.bisDo. 09.00–12.00 Do. 14.00 – 16.00
Petra Behrens-Schröter,Beauftragte für Diakonie
Pia Tremmel,Projektleitung Start.Punkt.SZ
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Der Start.Punkt.SZ besteht seit 2017 und ist ein besonderes Inte grationsprojekt, das die Stadt Salzgitter zusammen mit sieben Kooperationspartnern auf den Weg gebracht hat. Zu den Kooperationspartnern gehören: die Diakonie im Braunschweiger Land – Kreisstelle Salzgitter, die Stadt Salz gitter mit verschiedenen Fachdiensten, das Jobcenter, die Emersion Grundstücksverwaltung – vertreten durch TAGWohnen & Service und die WEVG Salzgitter sowie weitere Wohlfahrtsverbände: AWO, DRK, Caritas.
Dabei bringen die Partner ihre Kompetenzen ein, um den Menschen im Quartier, ob Neuankommende oder Alteingesessene, die rund um die Berliner Straße wohnen, Perspektiven
aufzuzeigen, einen Platz der Begegnung zu schaffen oder einfach Raum zu geben, um ins Gespräch zu kommen.
Die Diakonie hat eine Mitarbeiterin als Projektleitung eingestellt, die über die „Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Soziale Brennpunkte“ gefördert wird und alle Angebote ko ordiniert. Sieben Mitarbeitende von unterschiedlichen Trägern arbeiten Hand in Hand in der neuen Begegnungs stätte im Martin- LutherViertel. Hier stehen die Begleitung, Betreuung und Beratung für Flüchtlinge und Ein hei mische im Mittelpunkt. Im Laufe der Jahre 2017 und 2018 konnten diverse Angebote ihren Platz im Start.Punkt.SZ finden, um die sich Ehrenamtliche und neue Mitarbeitende kümmern.
Der Stadtteiltreff: Start.Punkt.SZ ist ein Projekt, in dem wir uns als Lernende Organi sation wahrnehmen. Nach mittler weile zwei Jahren Start.Punkt.SZ gilt der Grundsatz für uns als goldene Regel: Wir lernen miteinander und von einander! Dies geschieht durch Offenheit, Erklärung und Verständnis – in dieser Reihenfolge.
Zu Beginn des Projektes mit den neuankommenden Bürger*innen hatten wir uns als Team viele Sachen überlegt: gemeinsame Sprachkurse, kulturelle Abende zum Austausch und vieles mehr.
Jedoch sah die Realität schnell anders aus. Der Grundbedarf – die Basis –
Stadtteiltreff Start.Punkt.SZ
Eltern-Kind –Mittagessen im Ferienprogramm
Konzentrations- und Motorik – Spiele während des Ferienprogramms
Ferienaktion im Start.Punkt.SZ mit gemeinsamen Monster-Muffins backen
musste bei unseren Besucher*innen erst einmal abgedeckt werden: vom Job centerantrag über Familien-zusammenführungen und das Verhindern von Abschiebungen bis hin zur Erstaus stattung der Wohnung. Für uns wurde der Grundbedarf zum normalen Alltag. Nach und nach zeigten sich Unter schiede der Kulturen, ob es das Pünktlichkeitsverständnis oder der maßvolle Umgang mit fließendem Wasser war. Mit diesen Unterschieden begann das „Lernen“: das Lernen über die andere Kultur/Religion, das Lernen über die Menschen und vor allem das Lernen über „das Denken, nachzu-denken“. Klischees und Vorurteile abzubauen, kann lediglich erfolgreich umgesetzt werden, wenn man sich durch Ver trauen und Beziehungsarbeit öffnet und genau diese anspricht. Erst mit und vor allem durch diese Ge spräche konnten Angebote und Bedarfe definiert und angepasst werden.
Dies war dann ein weiterer Grundsatz, den wir im Start.Punkt.SZ aufstellten: „Stelle deine Fragen… – und vor allem offen“. Dadurch brechen natürlich auch Diskussionen auf, die meist aber eher in Verständnis mündeten statt in Streit. Viel Diskussion entstand durch den Besuch von neuen Ratsuchenden aus Iran, Irak und Afghanistan in unserem Treff. Plötzlich veränderte sich die bisherige Beratungssituation. Denn durch einen neuen iranischen Kollegen kamen neue Klient*innen, die einen anderen kulturellen Hintergrund mitbrachten, als die bis herigen
Besucher*innen. Dies war ein neuer Zustand und eine neue Heraus-forderung. Für die Mitarbeitenden war es anfangs schwierig, denn alle Gruppen benötigen Hilfe und Beratung. Aufgrund der Geschichten und teils schmerzhaften Erfahrungen der jeweiligen Länder untereinander, brauchte das gegenseitige Aufeinanderzugehen Zeit – und vor allem das gute Beispiel des Miteinanders in unserem Team diente als Vorbild.
Dieses „gelebte Miteinander“ trägt letztendlich dazu bei, dass sich Menschen mit verschiedenen Hintergründen und Herkunftsländern mit einem Lächeln die „Türklinke“ in die Hand geben, sich mit einander unterhalten und auch mal einen Rat austauschen.
Sie lernen, sich in Deutschland neu zu begegnen.
Um das Miteinander zu fördern, haben wir besonders die Elternarbeit angeregt. Während des Ferienprogramms haben wir die Eltern zum gemeinsamen Mittagessen mit den Kindern eingeladen. Da für 40 Leute kein Platz an einem Tisch war, haben wir kurzerhand Decken in den Vorgarten gelegt. Der Kommentar eines Vaters war: „Sitzen wir auf dem Boden? Das ist ja wie bei uns zu Hause.“, als er lachend die Essens platten mit nach draußen nahm.
In diesem Sinne gilt: Lernen können wir nur durch aus probieren, fragen und – gemeinsam leben!
Beate Theermann, Beauftragte für Diakonie
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Alina Wentz, Projektkoordination Familiennetzwerk
Nicht immer gelingt es, eine ursprüngliche Idee – in diesem Fall ein Familienzentrum – sofort in die Tat umzusetzen. Manchmal braucht es Umwege, um ein Ziel zu erreichen. Dann brauchen alle Beteiligten einen neuen Anlauf und den Mut, sich auf unbekanntes Terrain zu begeben.
Von den ersten Etappen auf diesem Weg zu einer neuen Idee erzählt dieser Bericht.
Die Idee eines „Familiennetzwerkes“ entstand bereits 2017. Die Kirchen-gemeinde St. Georg mit dem Evan -gelischen Kindergarten St. Georg,
der Ver ein Generationenverbinden Goslar e. V. und die Kreisstelle der Diakonie waren auf der Suche nach einer Alter native zum Modell eines Familien-zen trums, dass sich nicht realisieren ließ.
Im Juli 2018 startete dann das Projekt Familiennetzwerk im Kirchengemeinde- verband Goslar. Kinder und Familien stehen dabei im Mittelpunkt. Ihre Lebenswelt zu verbessern, Lücken in der Versorgung zu schließen und neuen Ideen einen Raum zu geben, sind die Ziele des Projektes.
Erste Maßnahmen sind die Vernetzung der unterschiedlichen Angebote für Familien der Kirchengemeinden, der sechs evangelischen Kindergärten des Kirchengemeindeverbandes (KGV) und der Diakonie. Diese Angebote sollen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht sowie bei Bedarf ergänzt und ausgebaut werden.
Am 1. Juli 2018 hat Alina Wentz als Koordinatorin ihre Arbeit aufgenommen. Ihr Arbeitsplatz befindet sich in einem Büroraum der Kirchengemeinde St. Stephani. Die Koordinierungsstelle selbst stellt keine direkte Anlaufstelle oder Beratungsstelle mit Sprechzeiten für Familien dar.
Vor der Umsetzung erfolgte eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Angebote, um sichtbar zu machen, was an Angeboten für Kinder, Jugendliche und andere Zielgruppen und Kreise in den Kirchengemeinden des KGV bereits vorhanden ist. Dazu ge
hören zum Beispiel Kleinkindangebote wie Krabbelgruppen, „KliK – Kleine im Kommen“ – ein familienunterstützendes Angebot im U3 Bereich – sowie weitere Angebote für Familien, Alleinstehende und ältere Menschen. Ergänzt wurde diese Bestandsaufnahme um statistische Daten (Anzahl/Altersstruktur der Bewohner*innen der Stadtteile, der Kirchenmitglieder u. a.). Zusätzlich wurden Milieus, die vorhandene Infrastruktur und die Nahversorgung beschrieben und Angebote anderer Träger und Einrichtungen im Sozialraum zusammengestellt. Für acht der insgesamt neun Kirchengemeinden des Kirchengemeindeverbandes entstanden auf diesem Wege Beschreibungen des Sozialraumes. Dadurch haben die Kirchengemeinden ein Ins-trument an die Hand bekommen, um zum Beispiel die Passgenauigkeit von eigenen Angeboten und möglichen Bedarfen zu überprüfen sowie mögliche Ressourcen und Chancen auszuloten.
Der Zugriff auf solche Auswertungen und Überblicke, kann ein guter Wegweiser für neue Ideen sein. So wird bei verschiedenen Angeboten bereits erfolgreich kirchengemeindeübergreifend zusammengearbeitet (Kinderkirche in der Innenstadt, beim Konfirmandenunterricht oder bei der Arbeit mit Jugendgruppen). Zurzeit wird das erarbeitete Material aus den Sozialraumanalysen in den Kirchengemeinden präsentiert.
Aktuell systematisiert die Koordinatorin die familienunterstützenden Angebote
Der Weg ist das Ziel – ein Netzwerk entsteht…
Das Familiennetzwerk Goslar
der einzelnen Kirchengemeinden in einer übersichtlichen Wochenübersicht anhand derer Familien das tägliche Angebot auf einen Blick wahrnehmen können.
Im KGV Goslar befinden sich insgesamt sechs evangelische Kindergärten / Kindertagesstätten. Das Angebot des Familiennetzwerkes besteht zum Beispiel darin, kollegiale Fallbesprechungen in Einzelfällen durchzuführen.
Darüber hinaus kann die Koordinatorin bei der Suche nach Referenten/innen für interne Fortbildungen, bei Elternberatungen und/oder bei der Weitervermittlung zu (diakonischen) Beratungsangeboten unterstützen.
Diese Angebote sollen bedarfsgerecht weiterentwickelt werden. Die Koordina torin stärkt die Netzwerkarbeit vor Ort durch die Teilnahme an Arbeitskreisen und Fort bildungen des Landkreises sowie an themenspezifischen Veranstaltungen auch außerhalb Goslars.
Das Familiennetzwerk startete 2018 mit einer Anschubfinanzierung aus Mitteln der Aktion „Hand in Hand für Norddeutschland“. Für die Dauer von zwei weiteren Jahren bis Ende 2020 haben sich die Kooperationspartner bestehend aus den Kirchengemeinden des KGV und der Diakonie – Stiftung Braunschweiger Land zur gemeinsamen Finanzierung verpflichtet. Eine Fortsetzung des Projektes über den 1. Januar 2021 hinaus wird von den er zielbaren Effekten des Projektes sowie der Akquise von langfristigen Fördergeldern abhängen.
Zusammenfassung und AusblickDie Überlegungen zum Familiennetzwerk liefen parallel zu strukturellen Veränderungsprozesse im Bereich der Kirchengemeinden. Diese mündeten ein in die Gründung eines KGV und zielen ab auf eine stärkere inhaltliche und personelle Vernetzung mehrerer Kirchengemeinden eines Gestaltungsraumes. Für viele Prozesse und deren mögliche Auswirkungen gibt es bislang keine Vorbilder. Das Familiennetzwerk könnte ein erster Schritt auf einem langen Weg zur gemeinsamen Gestaltung kirchlichdiakonischer Arbeit sein.
Im Sinne des Leitbildsatzes „Wir sind Teil einer Lernenden Organisation“ begreifen wir die Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern des Familien
netzwerkes und dem Vorstand des Kirchengemeindeverbandes als einen Baustein, die oben genannten Ziele zu erreichen. Dies beinhaltet gut übereinander in formiert zu sein und die beteiligten Akteure zu kennen, Angebote pass genau zu planen, durchzuführen und gegebenenfalls zu verändern, zusammenzulegen oder auch einzu stellen. Die neuen Strukturen müssen nun mit Inhalten gefüllt und an die Bedarfe der Gemeinde mit glieder, der Bürger*innen der Stadt sowie an die sich ver ändernden gesellschaftlichen Herausforderungen angepasst werden. Dabei wird der Weg das Ziel sein – wir sind sehr gespannt auf eine Zwischenauswertung des Projektes Mitte 2020 und werden darüber berichten.
„Gibtʼs im Himmel auch Spaghetti?“ Ein Projektleitfaden zum Thema Tod & Trauer für Kindertagesstätten (Treuhandstelle für Dauer- grabpflege Hannover)
Auf Initiative und in Kooperation mit der Bürgerstiftung Goslar und Um-gebung setzte sich das Familiennetz-werk dafür ein, die Mitarbeiter*innen der Kindertagesstätten präventiv über den Umgang mit dem Thema Ab-schied, Sterben und Tod zu informie-ren. Ein lohnenswertes Projektthema, das auch Kinder im Kindergartenalter
betrifft. Dazu fanden ein Informations-abend mit Hospizhelferinnen des Hospizvereins Christophorus Haus e.V. als Referentinnen und die Vorstellung des Projektleitfadens statt. Auf Wunsch erhielten die Kindergärten, gefördert durch „Hand in Hand für Nord-deutschland“, Mittel, für kostenlose Fachliteratur (Projektleitfaden/Eltern-leitfäden der Treuhandstelle). Die Koordinatorin des Familiennetzwerkes bot darüber hinaus an, „Kleinteams“ von Mitarbeitenden, die das Projekt in der Kita durchführen möchten, zu bilden und diese zu begleiten.
EIN BEISPIEL AUS DER BISHER IGEN A R BEIT:
Julia Meyer, Projektkoordinatorin
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Das ist das Projekt MuKiS in Braunschweig, das im Oktober 2018 ins Leben gerufen wurde. Es geht um ehrenamtliches Engagement Jugendlicher und junger Erwachsener im Stadtteil des westlichen Ringgebiets. Dadurch sollen junge Menschen ihr Potenzial entfalten, Stärken entdecken, die Menschen in ihrem Umfeld kennen lernen und ihr Quartier zum Positiven verändern.
Bei freiwilligem Engagement ist wichtig, dass es Spaß macht und dass es zu den eigenen Interessen und Begabungen passt. Das bedeutet für den Start meines Projektes mein Gegenüber zuerst kennen zu lernen, bevor ich Angebote zu ehrenamtlichen Tätigkeiten entwickeln kann.
Lernen durch FragenIch habe begonnen Fragen zu stellen: Was interessiert Jugendliche in ihrer Freizeit? Sind sie bereits ehrenamtlich
tätig? Wenn ja, wo und inwiefern? Was fehlt ihnen im Stadtteil? Was würden sie tun, wenn sie all ihre Zeit selbst bestimmen können und nicht zur Schule gehen müssten?
Mit diesen Fragen habe ich eine schriftliche Umfrage erstellt und an die jungen Erwachsenen im Stadtteil gerichtet. Ich war in vielen Jugend-zentren unterwegs und konnte neben aus gefüllten Um fragebögen auch Einblicke in die offene Kinder- und Jugend arbeit mitnehmen.
Ein besonderes Privileg war es, mit der Realschule Sidonien straße zu kooperie-ren. Dort bin ich gemeinsam mit einem Freiwilligen dienstler, der zurzeit sein FSJ in der Braunschweiger Friedens-kirche macht, mit den Schülerinnen und Schülern der 9. und 10. Klasse über das Thema Ehren amt ins Gespräch gekommen. Am Ende der Stunde haben die Jugendlichen die anonyme Umfrage ausgefüllt.
Im Dialog wurde deutlich, wie wenig Bewusstsein über ehrenamtliche Tätigkeiten besteht. Pausenaufsicht beim Kicker-Spielen, Sanitätsdienst in den Pausen und Patenschaften von Schülern für Schüler sind freiwillige Aufgaben, die zum Ehrenamt gehören. Das war einigen jungen Zuhörer*innen gar nicht bewusst. Umso erfreulicher war es, die „Aha-Momente“ auf ihren Gesichtern abzulesen. Zusätzlich zum eigenen Bewusstsein forderten einige Jugendliche mehr Anerkennung für frei williges Engagement. Sie finden, dass in der Gesellschaft das Thema Ehrenamt oft zu kurz kommt.
Im Gespräch mit Initiativen und Einrichtungen im Stadtteil, die ohne freiwillige Helfende nicht funktionieren würden, war hingegen eine große Wertschätzung zu erkennen.
MuKiS – Etwas Neues entsteht
Partner von MuKiS
Förderer von MuKiS
Muskelkraft & Kulturkompetenzim Stadtteil
MuKiS
ÖlperNordstadt
Lehndorf
Weststadt
Broitzem
KGV„Süd-West“ e. V.
Bürger-park
TechnischeUniversität
Gartenstadt
Innenstadt
WIR ...... helfen dir, deine Potentiale zu
entwickeln.... fi nden gemeinsam heraus, was
du gut kannst.... vermitteln dir Tätigkeiten, die dich
interessieren.
DAMIT DU ...... dich ausprobieren kannst.... auf den Beruf vorbereitet wirst.... deine Mitmenschen kennen lernst.... Spaß hast!
Träger: Gefördert durch: Partner:
http://www.diako-nie-im-braunschweiger-land.de/mukis.html
Punkte auf derKarte = BeteiligteEinrichtungen
Mit Kraft
und Herz
sind wir dabei!
Mach mit!
Durch die direkte Zusammenarbeit wird jede helfende Hand gesehen. Gleichzeitig werden immer ehren-amtliche Mit arbeitende in den verschiedenen Projekten gesucht.
Lernen durch DialogBeim Suchen nach Einrichtungen, in denen sich junge Menschen aktiv beteiligen können, fiel seitens der Ini tiativen immer wieder der Satz: „Es muss passen.“ Damit ist gemeint, dass die Jugendlichen ihr Engagement in der Einrichtung zunächst ausprobieren können. Beide Seiten, sowohl die Freiwilligen als auch die Mitarbeitenden in den Projekten, sollen die Möglichkeit haben sich kennen zu lernen.
Erst im gemeinsamen Miteinander wird deutlich, ob die Zusammenarbeit funktioniert und ob die gleichen
Absichten verfolgt werden – kurz: ob es „passt“.
Bei allen Kontakten, die ich knüpfen konnte und bei allen Kooperationen wird klar: es geht nicht alleine. Es braucht den Dialog mit allen Parteien: mit den Engagierten, mit den Interessierten, mit den Einrichtungen und mit Fachleuten aus anderen Projekten. So können zusammen verschiedene Seiten einer Idee beleuchtet und schließlich umgesetzt werden.
Mittlerweile wurde die Umfrage durchgeführt und ausgewertet.
Von 147 Befragten sind rund ein Drittel Mitglieder in einem Verein und engagieren sich dort. Mitglied in der Kirche sind ca. ein Viertel der Befragten, von denen wiederum ein Drittel aktiv tätig ist. Einige Jugendliche engagieren sich in der Schule, ihrer Nachbarschaft und ihrem Bekanntenkreis freiwillig. Insgesamt sind sie offen für neue Ideen und finden Ehrenamt wertvoll und wichtig.
Was von der Umfrage bleibt ist der lebendige Dialog über die Ergebnisse und mögliche Konsequenzen für alle Beteiligten. Durch Fragen und Gespräche wird eine gemeinsame Basis für das verantwortungsvolle Mit ein ander im Stadtteil geschaffen. In der Zusam-
men arbeit wird man ge sehen, man lernt sich kennen und man kann gemeinsam sein Umfeld mit den
eigenen Fähig keiten und Begabungen gestalten. Das ist Muskelkraft und Kulturkompetenz im Stadtteil – „MuKiS“.
Was passiert jetzt?Einmal in der Woche findet im Jugendkeller der St. Jakobi Kirche, in der sich auch das Büro von MuKiS befindet, ein offenes Angebot statt. Dieses richtet sich an alle jungen Leute zwischen 16 und 27 Jahren. Man kann sich bei verschiedenen Aktionen kennen lernen, informieren und austauschen. In naher Zukunft werden Jugendevents geplant, die freiwilliges Engagement thema tisieren und Möglichkeiten dazu aufzeigen.
Sandra Schüler, Projektleiterin
Die Gewinnerinnen des Plakatwettbewerbes Luisa Lo Presti,
Mia Nell Widera, Yentl Hartkopf mit Sandra Schüler
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Mit Unterstützung der Stiftung Braunschweiger Kulturbesitz wurde 2016 eine Stelle zur Koordination und Begleitung des Ehrenamtes und zum Aufbau eines interkulturellen Sprachmittlerpools in der Diakonie Kreisstelle Helmstedt eingerichtet. Eine wesent liche Aufgabe der Ehren amtskoordi natorin war es in den vergangenen Jahren, Projekte mit Ehrenamtlichen zu begleiten, Schulungen für ehren amt liche Kultur und Sprachmittler sowie für die Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe zu organisieren und durchzuführen.
Im Landkreis Helmstedt sind noch immer viele Menschen ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagiert. Das Engagement dieser Menschen ist besonders im ländlichen Raum von großer Bedeutung. Die Ehrenamtlichen sind zu Brückenbauern zwischen den gesellschaftlichen bzw. öffentlichen Institutionen und Geflüchteten geworden. Sie bieten Orientierung in einer teilweise hochkomplexen Gesellschaft und fördern auf diese Weise die gesellschaftliche Teilhabe von neu-zugewanderten Menschen.
In Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe ist jedoch auch die Notwendigkeit der psycho-logischen Unterstützung der ehrenamtlich engagierten Bürger*innen immer deutlicher geworden. Die Erfahrungen, die intensives Engagement mit sich bringen, prägen die Menschen sowohl auf lehrreiche und bereichernde als auch auf verstörende Weise. Die vielfältige und teils sehr intensive Begleitung von Geflüchteten über einen längeren Zeitraum geht mit der Aus einandersetzung mit der eigenen Gesellschaft, der eigenen kulturellen, gesellschaftlichen Anschauungen einher. Diese Begegnung mit dem eigenen bis dahin selbstverständlichen Lebensraum führte in einigen Fällen zu inneren Konflikten. Die Auseinandersetzung mit dem „Fremd-Sein“ der
Geflüchteten und mit dem eigenen „Fremd-Werden“ in der eigenen Gesellschaft erfordert eine Reflexion der Abläufe, die nicht immer alleine gut zu bewältigen sind. Zugleich führen solche Erfahrungen dazu, dass Konflikte zwischen den eigenen Zielen und den Bewegungen in der Gesellschaft manchmal ungelöst bleiben.
Der hohe ethische Anspruch und die hohe Selbsterwartung können bei Ehrenamtlichen zu Überlastung und Selbstüberforderung führen, in deren Folge die eigenen Bedürfnisse der Menschen verloren gehen können. Die Diskrepanz zwischen den eigenen Idealen und der oft ganz anderen Realität markiert einen der Spannungsbögen zwischen dem ehrenamtlichen Engagement und eigenen Bedürfnissen, das beispielsweise ein Unter stützungs angebot in Form von Supervision rahmen und orientieren kann.
Daher wurde den ehrenamtlich Tätigen eine mehrtägige Seminarfreizeit im
Qualifizierte Unterstützung bürgerschaftlichen Engagements
Kloster Drübeck angeboten, die zu einem großen Teil „Entlastende Gespräche“ als eine Form der Super-vision beinhaltete. Ein anderer Teil der Seminarfreizeit waren Impulse zur „Interkulturellen Sensibilisierung“. Im Rahmen der Seminarfreizeit wurde Ehrenamtlichen Raum für Dialog und Selbstreflexion gegebenen, die so ihnen selbst und ihrem Engagement zu Gute kommen. Es kam zum Beispiel zu Tage, dass einige Ehrenamtliche eine Isolierung in ihrem Bekanntenkreis erfahren – ausgelöst offenbar durch Erfahrungen oder Tätigkeiten in ihrem gesellschaft lichem Engagement, die teilweise zu einer Entfremdung führen. So wird das Erleben einer Gemeinschaft an Menschen, die gemeinsame Ziele verfolgen, von besonderer Bedeutung. Die dadurch entstehende Motivation durch Bestätigung und Aufwertung der eigenen Tätigkeit ist nur einer der Vorteile, die durch die gemeinsame Seminarfreizeit im Kloster Drübeck zu erwähnen sind.
Ein weiterer wichtiger Baustein be gleitender Unterstützung und Quali fi zierung war der Beitrag zur
inter kulturellen Arbeit. Über einen Vortrag und praktische Übungen wurden wichtige Impulse gesetzt. Die
Erkenntnis, sich selbst als Kulturwesen zu verstehen, führte bei vielen Ehren -amtlichen zu einem Prozess des Ver stehens, sowohl der eigenen kulturellen Erwartungen, den Erwartungen an Andere und auch des Umgangs mit den damit verbundenen Konfliktsituationen.
Die „Entlastenden Gespräche“ haben zu einer größeren Offenheit der Ehrenamtlichen geführt, sich Unterstützung einzuholen und sich besser zu vernetzen. So konnte im Frühjahr 2019 eine Auftaktveranstaltung in Lucklum der Ehrenamtlichen stattfinden mit dem Thema: „Von wo kommen wir und wo gehen wir hin?“.
Ebenso ist das erwünschte Ergebnis eingetreten, dass Ehrenamt liche nun intensiver das Angebot der Supervision regelmäßig für sich in Anspruch nehmen.
Sandra Schüler beim Vortrag in Lucklum
Das Projekt Interkultureller Sprach-mittlerpool wurde gefördert durch die Stiftung Braunschweigerischer Kulturbesitz.
7 Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. So seid nun besonnen und nüchtern zum Gebet.
8 Vor allen Dingen habt untereinander beharrliche Liebe; denn »Liebe deckt der Sünden Menge zu«.
9 Seid gastfrei untereinander ohne Murren.
10 Und dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes:
11 Wenn jemand redet, rede er‘s als Gottes Wort; wenn jemand dient, tue er‘s aus der Kraft, die Gott gewährt, damit in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesus Christus. Ihm sei Ehre und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
1. PETRUS 4 , 7–11
Unser Leitbild
Ihr seid das Licht der Welt.
Ihr seid das Salz der Erde.
(nach Matthäus 5,14)
(nach Matthäus 5,13)
Unser Leitbild
Wir sind Teil einer lernendenOrganisationundfühlenunsmiteinander dafür verantwortlich.Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat.(nach Petrus 4,10)
Wir respektieren und wertschätzen einander. Wir fördern unsere Kompetenzen und bilden uns fort. Wir setzen unsere Ressourcen verantwortungsvoll ein.Wir achten durch eine gezielte Personalplanung auf die
Chancengleichheit unserer Mitarbeitenden.Wir unterstützen uns in der Wahrnehmung unserer Aufgaben.
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w.d
iako
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brau
nsch
wei
g.de
Wir setzen uns ein für ein würdiges Leben aller Menschen.Suche was dem andern dient. (nach 1. Korinther 10,24)
Wir fördern Eigenkräfte und leisten Hilfe zur Selbsthilfe. Wir beraten, begleiten und unterstützen.Wir nehmen Interessenvertretung wahr und ermöglichen Teilhabe.Wir entwickeln gemeinsam Lösungs ansätze und Perspektiven.
WirsindBotschaf erinnenundBotschaferdiakonischer Arbeit.Lasst euer Licht leuchten vor den Menschen, dass sie eure guten Werke sehen.(nach Matthäus 5,16)
Wir haben Mut zum Querdenken.Wir überzeugen durch unsere Arbeit.Wir sind kompetente Partnerinnen und Partner für Kirche, Politik,
Öffentlichkeit und Wirtschaft.Wir sorgen für aktive Vernetzung im Gemeinwesen.Wir schaffen eine Atmosphäre der Toleranz und Akzeptanz.Wir geben Impulse für ein faires Miteinander in der Gesellschaft.
Diakonie ist gelebte Kirche.Liebe Deinen Nächsten wie dich selbst. (nach Lukas 10,27)
Wir achten die Menschenrechte in Worten und Taten. Wir arbeiten auf der Grundlage des Evangeliums. Wir streben nach sozialer Gerechtigkeit durch Teilen. Wir gehen verantwort ungs bewusst mit der Schöpfung um. Wir halten unsere Tradition lebendig und gestalten Zukunft. Wir gestalten Diakonie im Ehren- und Hauptamt
gemeinsam.
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August 2019
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