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Joseph von Hammer-Purgstall: Erinnerungen und Briefe Version 1 2011.07

Briefe von 1790 bis Ende 1819 – 3 Bände, Graz 2011

Herausgegeben von Walter Höflechner und Alexandra Wagner

Das Gesamtwerk findet sich unter: http://gams.uni-graz.at/hp

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12 ZUR ITALIENISCHEN KORRESPONDENZ DES FREIHERRN JOSEF VON HAMMER-PURGSTALL

Von Thomas Wallnig (1999) [Es handelt sich hier um einen Auszug aus der Diplomarbeit Thomas Wallnig, Die italienische Korrespondenz des Freiherrn Josef von Hammer-Purgstall. Briefe in Text und Kommentar. Ein Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte Italiens während der Restaurationszeit, Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz, Graz 1999. Die mit [...] ausgewiesenen Kürzungen betreffen lediglich Passagen, die im Vorwort dieses Unternehmens ausführlich dargestellt werden und mittlerweile z.T. überholt sind. Irgendwelche textlich-inhaltlichen Veränderungen wurden nicht vorgenommen. Alle Hinweise auf HPs „Erinnerungen“ beziehen sich natürlich auf BACHOFEN-ECHTs Ausgabe.]

1 Einleitung Wenn man nicht alles fassen kann, soll man nicht alles unterlassen Denn stückweises Wissen ist besser als gänzliche Unwissenheit4655

Bei der vorliegenden Arbeit4656 handelt es sich um die kritische Edition in Text, Regest und Kommentar der italienischen Korrespondenz4657 des Freiherren Josef von HAMMER-

4655 Arabisches Sprichwort, ins Deutsche übertragen von HAMMER-PURGSTALL in seinem Werk:

Mahmut Schebisteris Rosenflor des Geheimnisses, Wien 1818, IV. 4656 Zur Geschichte dieser Arbeit das Vorwort der Diplomarbeit von 1999: „Der Ordner mit den Kopien der hier edierten Briefe hat mich während mehr als der Hälfte meines

Studiums begleitet. Professor Höflechner übergab ihn mir Anfang Oktober 1995, kurz vor meiner Abreise nach Italien. Während der folgenden zweieinhalb Jahre, die ich in Pisa, Cuneo, Turin, Salzburg und Wien zubrachte, hinderten mich verschiedene Umstände an der Bearbeitung des Materials. Erst im Frühjahr 1998 begann ich mit der systematischen Transkription.

Die Arbeit entstand so groteils zwischen Juni 1998 und Februar 1999. Das Vorbereitungsjahr des Kurses am Institut für österreichische Geschichtsforschung, an dem ich seit Herbst 1998 teilnehme, hat dabei freilich Energien in Anspruch genommen, die dieser Arbeit zugute gekommen wären. Tatsächlich jedoch versteht sich die Edition als provisorische Arbeitsgrundlage, die im Rahmen der Edition der Korrespondenz HAMMER-PURGSTALLs zu überarbeiten sein wird.

Mein Dank gilt all jenen Menschen, die an meinem Weg teilhatten, meine Bedenken zerstreuten oder verstärkten, meinen Enthusiasmus teilten, meinen Gedanken Gehör schenkten: meiner Lebensgefährtin und wichtigen Gesprächspartnerin Frau Alice BALDACCI, meinen „Meistern im Handwerk”, Herrn Professor HÖFLECHNER, Frau Professor MAZOHL-WALLNIG, die ich das Glück habe, Zeit meines Lebens als begeisterte Förderin und scharfsinnige Kritikerin meiner Erzeugnisse zu wissen, und Herrn Professor FELLNER; meinen „Gefährten im Gesellenstand”, Herrn Magister SCHÜBL und besonders Frau Magistra Gudrun PISCHINGER, deren Bemühungen und Hinweise für mich von groem Wert waren und sind.

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PURGSTALL4658. Sie beinhaltet 131 Briefe von italienischen Gelehrten an HAMMER-PURGSTALL aus den Jahren 1815 bis 18524659.

[...]4660. Die folgenden Seiten einführender Bemerkungen sollen in erster Linie der

Orientierung des Bearbeiters der Korrespondenz dienen, nicht den Anspruch der wissenschaftlichen Durchdringung des Gegenstandes erheben. Es schien mir dabei wichtig, neben allgemeinen biographischen und bibliographischen Angaben zu HAMMER-PURGSTALL, die im ersten Teil der Einleitung behandelt werden sollen, auch auf seine italienischen Korrespondenten, die eigentlichen Protagonisten des Briefwechsels, näher einzugehen, da aus ihren Aussagen Wesentliches zu jener „präunitären” Wissenschaftsgeschichte Italiens erschlossen werden könnte, deren Wahrnehmung – meines Wissens – bis jetzt eher vom Blick auf die Geschichte des Einheitsstaates geprägt gewesen ist4661. Aus diesem Grunde will ich am Ende des zweiten Teils einige Fragestellungen formulieren, die zwar nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Edition stehen, ihrer Bearbeitung jedoch eine Richtung geben könnten.

Wichtig erschien mir auch die Erstellung eines Registers sämtlicher in den Briefen erwähnter, selbständiger und unselbständiger Publikationen, da gerade publizistische und bibliographische Fragen oft im Mittelpunkt der Korrespondenz stehen.

[Weitere Ausführungen behandelt die Organisation des Personenregisters in der Diplomarbeit. Die nachfolgenden Querverweise auf Briefe innerhalb dieser Arbeit beziehen sich

Danken möchte ich auch meiner Familie, die mir durch grozügige Unterstützung die Möglichkeit

gegeben hat, die Konzentration auf das Studium zu einer Frage von persönlicher Disziplin, nicht von ökonomischer Notwendigkeit zu machen.

Danken möchte ich zuletzt auch dem Bibliothekspersonal der Biblioteca di Brera (Mailand), der Biblioteca Marciana (Venedig) und in besonderem Mae der Österreichischen Nationalbibliothek (Wien), für deren „oscure fatiche” mir diese Arbeit geholfen hat, Verständnis und Sympathie zu entwickeln.“

4657 Zur Problematik des Begriffes „italienisch” vgl. Kapitel I.1.3. 4658 Obgleich dieser Titel erst seit der Verleihung des Freiherrnstandes und der Übertragung von

Namen und Wappen derer von PURGSTALL auf HAMMER und seine ehelichen Nachkommen korrekt zu gebrauchen wäre, wird in der Arbeit (bis auf die Biographie) konsequent „HAMMER-PURGSTALL”, im Kommentar abgekürzt „HP”, verwendet.

4659 [Diese Fussnote erläutert das in der Diplomarbeit bezüglich der Birefe angewandte Nummerierungs-system, das aber im teil 2 „Briefe“ nicht beibehalten worden ist.]

4660 Eine solche Überarbeitung wird im Rahmen der von Professor HÖFLECHNER geplanten Gesamtedition der Korrespondenz HAMMER-PURGSTALLs notwendig sein und auch stattfinden.

4661 Auch hier hat mir der zeitliche Druck die Möglichkeit einer wirklich gründlichen Recherche verwehrt. Die verwendete Sekundärliteratur speist sich zum Groteil aus den mir (geographisch) besser zugänglichen österreichischen Bibliotheken. Die von mir rezipierten Forschungsergebnisse aus Italien beschränken sich im Wesentlichen auf die Arbeiten von Marino BERENGO, Marco MERIGGI, Mauro MORETTI (bei dem ich im Studienjahr 1995/96 an der Università degli Studi di Pisa eine Vorlesung über Geschichte und Theorie der italienischen Historiographie gehört habe), sowie zahlreiche Sammelpublikationen der „Congressi di Storia del Risorgimento”, des „Istituto storico italo-germanico di Trento” und des „Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti”.

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auf die nachfolgenden Brieflisten, in denen der Briefschreiber mit einer römischer Ziffer (z.B. ROSSI mit XIII) und der Brief (in chronologischer Abfolge der Ausstellungsdaten) mit einer arabischen Ziffer bezeichnet ist.]

1.1 Bestimmung und historische Einordnung des Gegenstandes

Es kann an dieser Stelle keine quellenkundliche Untersuchung zum Wert des Briefes als Quelle an sich und der Gelehrtenkorrespondenz als Quelle zur Geschichte Österreichs im Vormärz im besonderen angestellt werden4662.

Wichtig ist jedoch, festzuhalten, da eine Korrespondenz wie jene HPs stets in einem breiteren Quellenkontext zu sehen ist, wobei nicht nur die Ebene „privater” Materialien4663 angesprochen ist, sondern auch die rein staatlichen Bereiche4664 sowie die halböffentlichen Sphären von den Akademien4665 bis zu den Salons4666 permanent mitgedacht werden müssen. 4662 In der von Hans WAGNER verfaten Aufzählung der „Quellen zur österreichischen Geschichte

1740-1848” scheint weder der Name HAMMER-PURGSTALL noch das Genre „Korrespondenzen” auf; vgl. Wagner, Hans, Von der Reform zur Restauration. Quellen zur österreichischen Geschichte 1740–1848, in: Die Quellen der Geschichte Österreichs, hrg von Erich Zöllner. Wien 1982, 178–192. Explizite Erwähnung findet die Korrespondenz HPs jedoch – neben seinen von BACHOFEN-ECHT edierten Lebenserinnerungen – in der Vorlesung zur „Österreichischen Quellenkunde” am Institut für Österreichische Geschichtsforschung, die von Professor Heide DIENST gehalten wird.

4663 Beispielsweise jener Teil der von HP zwischen 1841 und 1852 geschriebenen Lebenserinnerungen, die 1940 von Reinhart von BACHOFEN-ECHT publiziert wurden; vgl. Hammer-Purgstall, Josef, Erinnerungen aus meinem Leben. Hrg. von Reinhart Bachofen von Echt. Wien 1940. Einige Teile, besonders solche, die das nicht unproblematische Verhältnis HPs zu Repräsentanten des Staates betraf, wurden dabei nicht berücksichtigt. Diese Informationen verdanke ich Prof. HÖFLECHNER; BACHOFEN-ECHT bemerkt, da ihn die besonders ausführliche Schilderung mancher Episoden und der enorme Umfang des Materials veranlat hätten, den Bestand auf etwa ein Zehntel zu kürzen; vgl. Hammer-Purgstall, Erinnerungen, VII. [Hier ist insoferne eine Berichtigung anzubringen, als der zitierte Text bei BACHOFEN-ECHT lautet: „Die Kürzung beträgt ungefähr ein Zehntel des ursprünglichen Umfanges“.]

4664 Nennenswert sind im Zusammenhang mit der hier bearbeiteten Korrespondenz – entsprechend dem Behördengang – besonders die Akten der Studienhofkommission, der Staatskanzlei, der Vereinigten Hofkanzlei sowie der Polizieihofstelle. Hedwig KADLETZ-SCHÖFFEL hat in ihrem Werk „Metternich und die Wissenschaften” mit zahlreichen dieser enorm umfangreichen Materialien gearbeitet; vgl. Kadletz-Schöffel, Hedwig, Metternich und die Wissenschaften. Vol I–II. Wien 1992. Es ist freilich auch anzunehmen, da sich in den Akten der Gubernien in Mailand und Venedig ergänzende Materialien finden.

4665 Vorrangig gemeint ist hier nicht die Österreichische Akademie der Wissenschaften, deren Gründung auch mitunter Gegenstand der Korrespondenz ist (vgl. Kapitel I.1.1), sondern das „Istituto lombardo di scienze, lettere ed arti”, das „Ateneo veneto”, die „Accademia fisio-medico statistica di Milano” etc., in deren Beständen sich die wohl einschlägigsten Quellen zur italienischen Wissenschaftgeschichte des Vormärz befinden.

4666 Die Salons und Lesegesellschaften sind zwar quellenmäig schwer fabar, waren jedoch nicht nur für die soziale und politische, sondern auch für die wissenschaftliche Entwicklung jener

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Die Nichtbearbeitung dieser Materialien unterscheidet diese Edition unter anderem von einer – ebenfalls wünschenswerten – systematischen Aufarbeitung eines thematisch definierten Bereiches wie etwa der „Wissenschaftsgeschichte Italiens im Vormärz”.

Dennoch enthält gerade die Korrespondenz eine Vielzahl an Informationen aus unterschiedlichen Bereichen, die in verschiedenen Zusammenhängen auswertbar wären4667. Das vordergründige Erkenntnisinteresse dieser Arbeit gilt jedoch der Wissenschaftsgeschichte, weshalb es vornehmlich wissenschaftshistorische Kriterien sind, welche die Auswahl der folgenden Informationen bestimmt haben.

1.1.1 Josef Freiherr von Hammer-Purgstall Josef HAMMER wurde am 9. Juni 1774 in Graz als ältestes von zehn Kindern des gleichnamigen Gubernialrates und Hofkommissärs geboren4668. 1787 kam HAMMER4669 nach Wien, wo er die letzten Gymnasialklassen im Barbarastift absolvierte und 1789 nach einem Vorbereitungsjahr in die Orientalische Akademie eintrat4670, deren

Epoche von groer Bedeutung, wobei etwa in Wien das Gesellschaftswesen eher an Bedeutung verlor (vgl. Kadletz, Metternich 11), während es in Mailand in jener Epoche zu einem wesentlichen Bestandteil des kulturellen Lebens wurde (vgl. Meriggi, Marco, Milano Borghese. Circoli ed élites nell’Ottocento. Venezia 1992).

4667 Von der Post- und Transportgeschichte (vgl. etwa Brief XIII 29a) bis zur Sozial- bzw. Geschlechtergeschichte (vgl. die Geschichte der Scheidung Emilia TAVERNAs in den Briefen XIII 31-36, 38-40 und 44).

4668 Die hier zusammengestellten biographischen Angaben sind bewut knapp gehalten, da sie lediglich der allgemeinen Orientierung dienen. Es sei erlaubt, an dieser Stelle auf die gängigsten Quellen zur Biographie HPs zu verweisen, die weiter unten zum Teil noch im einzelnen betrachtet werden. Eine monographische Biographie existiert nicht, kann aber zum Teil durch die bereits zitierte Autobiographie (Hammer-Purgstall, Erinnerungen) ersetzt werden. Biographische Artikel mit Bibliographien: Allgemeine deutsche Biographie. Vol X, 483–87; Wurzbach, Constant von, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Vol VII, 267–89; Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Vol XXX; Österreich–Lexikon, hrg von Richard Maria Bamberger, Ernst Bruckmüller und Karl Gutkas. Vol I, 467–68. Zudem beinhalten die zahlreichen Diplomarbeiten und Dissertationen über HAMMER–PURGSTALL mehr oder weniger ausführliche Biographien des Gelehrten: Kavalirek, Helga, Infragestellung des klassischen Kulturideals im Werk von Hammer–Purgstall. Diplomarbeit Klagenfurt 1984, 19–22; Koitz–Arko, Gerit, Zur Geistesgeschichte des frühen 19.Jahrhunderts: Die Briefe Karl August Böttingers an Josef Freiherr von HP in Text und Kommentar, Diss Graz 1985, 6–14; König, Herbert, Die Korrespondenz an den steirischen Orientalisten Josef Freiherr von Hammer–Purgstall, Dissertation Graz 1985, 11–16; Krivda, Thomas, Studien über Joseph Freiherr von Hammer–Purgstalls Leben und Wirken, Diplomarbeit Wien 1987, 15–35. An diesen Stellen ist auch jene ältere Literatur verarbeitet, die hier nicht in Betracht gezogen wurde, weil sie keine spezifischen Angaben zum Verhältnis HAMMER-PURGSTALLs zu Italien enthält.

4669 Krivda bemerkt zurecht, da die Benennung „von Hammer” erst seit der Standeserhebung 1791 zutrifft; vgl Krivda, Hammer-Purgstall 32.

4670 Die 1753 gegründete orientalische Akademie in Wien hatte die Aufgabe, in einem fünf- bis sechsjährigen Ausbildungslehrgang Diplomaten auszubilden und auf ihren künftigen Einsatz im Orient vorzubereiten; vgl. Kadletz, Metternich 127.

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Ausbildungslehrgang er 1794 beendete. In Ermangelung einer Anstellung verblieb er jedoch noch bis 1797 an der Akademie, wo er ersten orientalistischen Studien4671 nachging4672.

1797 wurde HP zum Sekretär von Hofkommissär JENISCH ernannt und unternahm im folgenden Jahr mit Appellationspräsident KRUFFT eine Reise nach Triest, Venedig, Tirol und Salzburg4673. 1799 erhielt er eine Anstellung als „Sprachknabe” (Dolmetsch) bei der Internuntiatur an der Hohen Pforte in Istanbul und bereiste an Bord des britischen Schiffes „Tiger” unter Sir Sidney SMITH die Levante und Ägypten. 1802 – nach Aufenthalten in London, Leipzig und Wien – kehrte HP als Legationssekretär des neuen Internuntius Baron STÜRMER nach Istanbul zurück. 1806–1807 war er als „Agent” (Generalkonsul) in Jassy, der Hauptstadt des der Hohen Pforte tributpflichtigen Wahlfürstentums Moldau, tätig.

1807 kehrte HP nach Wien zurück, 1810 unternahm er eine Reise nach Paris, wo er erfolgreich über den Rücktransport der von den Franzosen 1809 aus der Hofbibliothek entfernten Beständen verhandelte. 1811 wurde HP zum Hofdolmetsch und Staatskanzleirat ernannt, ab 1815 war er ständig in der Staatskanzlei tätig4674, 1817 erhielt er den Titel eines Hofrates. Bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand im Jahre 1839, dem eine Auseinandersetzung mit METTERNICH vorausgegangen war, blieb dies

4671 Mir ist die Problematik des Begriffes „Orientalistik” durchaus bewut. Gerade HPs Werk und

Wirken spielten ja eine entscheidende, wenn auch nicht unbedingt eindeutige Rolle bei der Ausbildung des Faches (vgl. etwa die Analyse der Kritik an der orientalistischen Historiographie HPs bei: Kreiser, Klaus, Clio’s poor relation. Betrachtungen zur osmanischen Historiographie von Hammer–Purgstall bis Stanford Shaw. In: Das osmanische Reich und Europa. Hrg. von Gernot Heiss und Grete Klingenstein. Wien 1983). In seinem Schaffen und seiner Selbsteinschätzung existiert freilich noch keine klar umrissene und abgegrenzte „Orientalistik”, sondern vielmehr eine gelehrte Befassung mit verschiedenen Fragen und (zumeist schriftlichen) Materialien aus dem Kulturbereich des Vorderen Orients.

4672 Konkret hatte ihn der in der Staatskanzlei tätige Baron JENISCH zur Mitarbeit an dem „Meninskischen Wörterbuch” angehalten. Es handelte sich dabei um ein arabisch–türkisch–persisch–lateinischen Lexikon, an dem seit 1680 gearbeitet wurde und um deren Fortsetzung und Fertigstellung sich die Orientalische Akademie im Vormärz umsonst bemühte. Auch ein Ersatzprojekt, das französisch–türkische Lexikon von CHABERT, konnte aus Gründen der Finanzierung und der Arbeitskapazität nicht fertiggestellt werden; vgl. Kadletz, Metternich 129–33. Für den „Meninski” exzerpierte HAMMER orientalische Handschriften an der Hofbibliothek sowie die Enzyklopädie des „Hadschi Chalfa”.

4673 Über diese Reise (vgl. auch Kapitel I.1.3) berichtet HP in folgendem Reisebericht: Hammer–Purgstall, Josef, Zeichnungen auf einer Reise von Wien über Triest und Venedig und von da zurück nach Tirol im Jahre 1798. Berlin 1800 (anonym).

4674 HAMMERs Tätigkeit bestand dabei vor allem in der Betreuung der diplomatischen Korrespondenz mit dem Osmanischen Reich. Zur Bedeutung HPs auf politischer Ebene vgl. Heppner, Harald, Hammer–Purgstall und die Orientfrage. In: Österreichische Osthefte XXI (1979) 89–96 sowie ders., Hammer–Purgstall und die österreichische Innenpolitik. In: Domus Austriae. Festgabe Herrmann Wiesflecker, Graz 1983, 210–215.

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HPs Anstellung4675. Trotz der wenig brillianten Karriere im Staatsdienst eröffnete der stete Kontakt mit den Beamten und Vorgesetzten der Obersten Hofstellen HAMMER-PURSTALL die Möglichkeit der direkten Einflunahme auf Entscheidungen von wissenschaftspolitischer Relevanz. In diesem Zusammenhang sind zahlreiche Bitten der italienischen Korrespondenten um Fürsprache in verschiedenen Angelegenheiten zu verstehen4676.

Im Juni 1816 heiratete HAMMER Karoline von HENIKSTEIN4677. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor, von denen vor allem die Söhne Karl4678 und Maximilian4679 sowie die Tochter Eveline4680 in den Briefen Erwähnung fanden. Dabei kam der Krankheit und dem Tod Carolines 18444681 und Maximilians 18464682 sowie der Gefangenschaft des 1848 als österreichischer Offizier in Brescia stationierten Karl4683, besonderes Gewicht zu. Da HP in den Jahren nach 1844 ein doch auffallendes Interesse an den Geschicken der geschiedenen Gräfin Emilia TAVERNA4684 zeigte und ihr etwa zu Weihnachten 1844 Süigkeiten schicken lie, soll in diesem Zusammenhang auch erwähnt werden4685.

4675 Dem recht wechselhaften Verhältnis zwischen HP und METTERNICH widmet KADLETZ ein

eigenes Kapitel (Kadletz, Metternich, 487–502). Insgesamt mu hervorgehoben werden, da METTERNICH – trotz einiger Sympathiebekundungen und Gnadenakte, wie etwa der Förderung der von HP begründeten Zeitschrift „Fundgruben des Orients” oder die Erhebung HPs in den Freiherrenstand 1835 – bewut und systematisch eine weitere Karriere als Diplomat und Beamter blockierte. METTERNICH entschied sich bei allen Vakanzen der Internuntiusstelle in Istanbul stets gegen HP und blockierte auch lange dessen Bemühungen um die Gründung einer Akademie der Wissenschaften in Wien. 1834 hatte METTERNICH HP – nach dessen Auffassung – die Verleihung des Kommandeurkreuzes des Leopoldsordens versprochen. Als diese auch nach mehrmaligem Vorsprechen HPs nicht stattfand, bezeichnete dieser METTERNICH erbost als Lügner, was – neben Zurechtweisungen durch den Staatskanzler und den Kaiser – auch das Ende seiner Beamtenkarriere bedeutete. Für den Rest seines Lebens hielt HP die Position eines Hofrates für auerordentliche Dienste inne.

4676 Vgl. besonders die Kapitel I.2.1 und I.2.2. Zu einem anderen Fall, an dem die Mechanismen der Fürsprache innerhalb der Ämter deutlich werden, vgl. Höflechner, Walter, Joseph Chmel und Joseph von Hammer–Purgstall. In: Festschrift Otmar Pickl, hrg. von Herwig Ebner, Walter Höflechner e.a. Graz 1987, 237–240.

4677 Zu Karoline von HENIKSTEIN (1797–1844) vgl. Wurzbach VIII, 304. 4678 Zu Karl Josef Camillo HAMMER–PURGSTALL (1817–1890) vgl. Hammer–Purgstall, Erinnerungen

576 sowie Brief XIII 40. 4679 Zu Maximilian HAMMER–PURGSTALL (1825–1846) vgl. Hammer–Purgstall, Erinnerungen 576

sowie Brief III 5. 4680 Zu Eveline von BERND, geborene HAMMER–PURGSTALL (1824–1892) vgl. Hammer–Purgstall,

Erinnerungen 576 sowie Brief XIII 43 4681 Vgl. die Briefe XIII 23–26. 4682 Vgl. die Briefe XIII 40a–43. 4683 Vgl. die Briefe XIII 54–60. 4684 Zu Emilia TAVERNA (1819–1899) vgl. Archivio biografico italiano. Serie II, 612, 415. 4685 Vgl. die Briefe XIII 31–36, 38–40, 44.

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Durch die Verfügung seiner langjährigen Freundin, der Gräfin PURGSTALL4686, wurde HAMMER 1835 das Erbe von Herrschaft und Wappen der Grafen von PURGSTALL und 1836 die Erhebung in den Freiherrenstand zugesprochen4687. Bereits 1791 hatte HAMMERs Vater den Titel „Edler von HAMMER” erhalten und war damit in den erbländischen Adelsstand erhoben worden.

Es ist bei dieser knappen Zusammenstellung der Lebensstationen HP bewut nicht auf die mit ihnen verbundenen Umstände4688 und persönlichen Begegnungen4689 sowie die daraus erwachsene Vielzahl an gelehrten und literarischen Werken4690 eingegangen worden. Auseinandersetzungen mit dem Werk HPs existieren bereits, und zwar sowohl aus der Sicht der Orientalistik4691 als auch aus der Sicht der Kulturgeschichte4692.

Kurz eingegangen werden soll jedoch auf die zehnbändige „Geschichte des Osmanischen Reiches”4693. Die darin vorgenommene Aufarbeitung bis dahin unbekannten osmanischen Quellenmaterials haben das Werk eine trotz aller Kritik weit über seine Zeit hinausgehende Bedeutung erlangen lassen4694. Besonders in der Korrespondenz mit dem Venezianer BETTIO4695 spielt das Werk insofern eine Rolle, als BETTIO, der Bibliothekar der Marciana, für HP über Jahre venezianische Werke zur Geschichte des Osmanischen Reiches suchte, kaufte sowie teilweise exzerpierte4696 und auerdem Mittelsmann zwischen HP und Samuele ROMANIN war, der das Werk ins Italienische übersetzte4697.

4686 Zu Johanna Anna CRANSTOUN, Gräfin PURGSTALL (1772–1812) vgl. Wurzbach XXIV, 90–93

sowie Brief XIII 2. 4687 Auf dieses Ereignis nimmt BETTIO in Brief III 27 Bezug. 4688 Der aufbrausende und bisweilen cholerische Charakter HPs gab seinen Lebensgeschicken wohl

mitunter eine recht emotionale Note. 4689 HP war praktisch mit der gesamten geistigen Élite seiner Zeit bekannt, wovon auch seine

Korrespondenz Zeugnis ablegt (vgl. Kapitel I.1.2). 4690 Es sei hier auf die ausführliche Bibliographie bei Wurzbach VII 273–79 und jene in den

Erinnerungen, 571–75 verwiesen. 4691 Vgl. Krivda, Studien. Diese Arbeit wurde zwar am Institut für Geschichte der Universität Wien

betreut und approbiert (Professor HAMANN), der Verfasser war jedoch im Zweitfach Student der Arabistik und Islamkunde (vgl. 3).

4692 Vgl. Kavalirek, Bildungsideal. Die Arbeit wurde von Professor RUMPLER, Institut für Geschichte der Universität Wien, betreut.

4693 Vgl. Kavalirek, Bildungsideal 23–24; Krivda, Studien 99. 4694 Vgl. Kreiser, Clio’s poor relation. 4695 Vgl. Kapitel I.2.2 4696 Vgl. die Briefe III 1, 13, 14, 19, 26. Die aus BETTIOs Recherchen erwachsende Bibliographie

gelehrten und offiziellen Schrifttums des 16., 17. und 18. Jahrhunderts ist ebennso beachtlich wie seine bibliographische Akribie. Es wäre interessant, zu untersuchen, in welcher Form HP die ihm zugesandten Werke auch tatsächlich verwendet hat. Die unsystematische Bibliographie der „Geschichte des Osmanischen Reiches” (Band X), die zwar über 3.000 Titel umfat, jedoch auf keinem kohärenten System basiert und mitunter ungenügende Angaben enthält, ist für die Identifikation und Zuordnung von Werken bedauerlicherweise nicht geeignet.

4697 Vgl. Briefe III 10–13, 20. Zu Samuele ROMANIN (1808–1861) vgl. Kommentar zu III 10 und Wurzbach XXVI, 318–21.

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Nennenswert ist auch HPs Aktivität im wissenschaftsorganisatorischen Bereich. Es sei dabei an sein Bemühen erinnert, die in Gründung begriffene „Deutsche Morgenländische Gesellschaft” nach Wien zu holen, was am Desinteresse der Behörden und am schlechten Ruf des unter der METTERNICHschen Zensur stehenden österreichischen Geisteslebens scheiterte4698. In einer weiteren Initiative des Jahres 1845 versuchten einige Gelehrte4699, darunter auch HP, eine Befreiung gelehrter Schriften vom Zensurproze zu erreichen, was bei METTERNICH jedoch auf Ablehnung stie4700.

Die Frage der Zensur barg auch eines jener zahlreichen Konfliktpotentiale, welche die Geschichte der Entstehung der Akademie der Wissenschaften in Wien begleiten. Ohne auf den ungemein detailliert behandelten Proze hin zur Gründung der Akademie im Jahre 1847 näher eingehen zu wollen4701, mu man doch auf die prominente Rolle hinweisen, die HP in dieser Entwicklung zukam. Nachdem den bereits ins 18. Jahrhundert zurückreichenden Bedürfnissen nach einem wissenschaftlichen Forum4702 in der ersten Phase des Vormärz zumindest im Organ der „Wiener Jahrbüchern der Literatur” in gewisser Weise Rechnung getragen worden war4703, kam es seit den dreiiger Jahren immer wieder zu Anläufen von seiten verschiedener Gelehrter, welche die Errichtung einer Akademie zum Ziel hatten. Aufgrund politischer, individueller und ideologischer Probleme4704 verzögerte sich die Gründung bis zum Mai 1847. Am 27. Juni wurde HAMMER-PURGSTALL zum ersten Präsidenten gewählt.

Die Akademiefrage bildete ein stetes Thema der Korrespondenzen mit Italien, einerseits, weil HP diesen Entwicklungen in seinen Briefen breiten Raum gewidmet

4698 Vgl. Brief XIII 36 und Kadletz, Metternich 187, die darauf hinweist, da viel von der deutschen

Einschätzung der österreichischen Begebenheiten auf Vorurteilen beruhte. 4699 U.a. BAUERNFELD, BAUMGARTNER, ENDLICHER UND ETTINGSHAUSEN. 4700 Vgl. Brief XIII 37 und Kadletz, Metternich 197–203. 4701 Hier sei auf die ausführlichen Schilderungen in den Erinnerungen HPs, auf das Standardwerk

Huber, Alfons, Geschichte der Gründung und der Wirksamkeit der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Wien 1897, die Darlegungen bei Krivda, Studien 110–14 sowie auf das entsprechende Kapitel bei Kadletz („Metternichs Rolle bei der Verwirklichung einer Akademie der Wissenschaften in Österreich”; Kadletz, Metternich 266–319), in dem auch METTERNICHS vermeintlich prinzipiell akademiehemmende Rolle relativiert wird, verwiesen.

4702 Man erinnere sich an die Versuche LEIBNIZ’, die Gründung einer Akademie in Wien herbeizuführen.

4703 Diese Zeitschrift erschien zwischen 1818 und 1849. Sie entwickelte sich – besonders unter der Redaktion DEINHARDSTEINs – zu einem spezialisierten Organ in verschiedenen Fachbereichen, für das u.a. GOETHE, GRIMM, HUMBOLDT sowie HP Artikel verfaten; vgl. Kadletz, Metternich 270–76.

4704 Diese Schwierigkeiten kreisen um die Figur METTERNICHs: seine Konkurrenz zu KOLOWRAT, der 1837 einen Antrag verschiedener Gelehrter unterstützte; sein Bruch mit HP 1839; Überbelastung und Zeitmangel; unterschiedliche Vorstellungen über die institutionellen Merkmale (METTERNICH trat für eine Akademie der Gesamtmonarchie ein).

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haben mag4705, andererseits weil einige Briefpartner durch ihre Einbindung in akademische Institutionen des lombardo-venezianischen Königreiches auch persönliches Interesse an der Wiener Akademie hatten. Der Gedankenaustausch mit Francesco ROSSI4706, Giovanni LABUS4707 und Cesare CANTÙ4708 bildet gleichsam den Hintergrund für HPs mehrmalige Bezugnahme auf die Statuten und Usancen des „Istituto lombardo”4709 im Kontext der Wiener Akademie4710.

HP unternahm auch in den Jahren nach 1810 zahlreiche Reisen, die ihn nach Bayern4711, Italien4712 und seit 1810 fast jährlich in die Steiermark führten, wo er auf Schlo Hainfeld bei der Gräfin PURGSTALL4713 mehrere Monate verbrachte. Er starb am 23. November 1856.

1.1.2 Die Korrespondenz Hammer-Purgstalls Die gesamte passive Korrespondenz HP umfat – hält man sich an das Register am Ende der „Erinnerungen” – 4.838 Briefe von 867 Korrespondenten4714. Die mir von Professor HÖFLECHNER zur Verfügung gestellte chronologische Liste aller Briefe an HP erfat[e 1999] 1535 datierte und 48 undatierte Briefe und verweist zudem auf 861 noch zu transkribierende Stücke4715. Die Differenz erklärt sich aus dem bereits erwähnten

4705 Dies lät sich auch auf Grund der prominenten Stelle, welche dieses Thema in den

Erinnerungen einnimmt, schlieen. 4706 Vgl. Kapitel I.2.1. Das Thema erscheint in den Briefen XIII 8, 12, 14, 16–17, 20, 42–44, 46–52, 60.

[Zur Auflösung dieser Verweise benütze man die nachfolgend gegebene Briefliste]. 4707 Vgl. Kapitel I.2.1. Das Thema erscheint in den Briefen VIII 6–8. Giovanni LABUS wurde 1847

tatsächlich zum Wirklichen Mitglied der Akademie bestellt; vgl. Huber, Akademie 62. 4708 Vgl. Kapitel I.2.1. Das Thema wird in Brief IV 4 angesprochen. Zu CANTÙs Beziehung zur

Akademie vgl. auch XIII 39–40, 44, 46. 4709 Vgl. Kapitel I.2.1. 4710 Festzuhalten ist hierbei HPs Argumentation in der Frage der Kompetenzen des Präsidenten.

Dabei berief er sich 1847 auf die Statuten des Istituto, die ihm ROSSI hatte zukommen lassen (vgl. Brief XIII 22; Hammer–Purgstall, Erinnerungen 372–76). Bei dem Konflikt mit ENDLICHER in der Eröffnungssitzung vom 9. Jänner 1848, in dem es ebenfalls um die Gebundenheit des Präsidenten an die akademische Zensur ging, argumentierte HP mit der Aussage CARLINIs, da in Mailand der Präsident keiner solchen unterworfen sei (vgl. Brief XIII 53 und Hammer–Purgstall, Erinnerungen 379). Es wäre ein interessantes und lohnendes Unterfangen, den Einflu der habsburgischen „Akademien” des Vormärz (Prag, Budapest, Zagreb, Mailand, Venedig) auf die Wiener Akademie zu untersuchen.

4711 1841 unternahm HP gemeinsam mit seiner Gattin eine Reise nach München, wo er auch einen Vortrag an der Akademie hielt; vgl. den Brief XIII 18.

4712 Auf diese Reisen sowie auf die Problematik des Begriffes „Italien” wird in Kapitel I.1.3 eingegangen.

4713 Graf Wenzel Johann Gottfried von PURGSTALL starb 1812. 4714 Diese Summe ergibt sich aus der Liste in: Hammer–Purgstall, Erinnerungen 546–70. 4715 Die in dieser Liste (Stand 19 X 1997) angeführten Zahlen bedürften einer gründlichen

Überarbeitung. Eine solche kann jedoch erst im Rahmen der Gesamtedition erfolgen, da man sonst auch bei der Einarbeitung von Teilergebnissen immer nur zu provisorischen Zahlen kommen würde. Ich habe mich dennoch an dieser Liste orientiert, da sie – sieht man von den undatierten Stücken ab – die mir zugängliche italienische Korrespondenz erfat. Zudem kann

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Tatbestand, da Professor HÖFLECHNER nur einen Bruchteil des Materials fotokopieren konnte und somit eine Auswahl zu treffen hatte.

Im Falle der italienischen Korrespondenz – und nicht nur dort – ergeben sich daraus freilich Lücken, die der vorliegenden Edition den Charakter eines Fragmentes zukommen lassen. In einigen Fällen können so Briefwechsel mit den edierten Korrespondenzen in Zusammenhang gebracht werden. So verweisen verschiedene Stellen bei Giovanni BARACCO auf den napoletanischen Ägyptologen Cataldo JANNELLI4716; verschiedene Passagen bei Pietro BETTIO auf den Ferrareser Bibliothekar Giuseppe ANTONELLI4717 und den Schriftsteller und Bibliothekar Thomas YOUNG4718; eine Bemerkung Cesare CANTÙs auf den Gelehrten Giovanni Battista BOLZA4719; eine Angabe im Brief Jacopo MORELLIs auf den Mailänder Orientalisten Josef HAGER4720; einige Stellen in den Briefen ROSSIS auf den österreichischen Generalkonsul in Ägypten, Giuseppe ACERBI4721, den mailändischen Geographen Adriano BALBI4722, den Bibliothekar Robustiano GIRONI4723, den römischen Archäologen Michelangelo LANCI4724, den Mailänder Genealogen und Politiker Pompeo LITTA4725, den venezianischen Arzt Giacinto NAMIAS4726, den Mailänder Hausbesitzer RODRIGUEZ4727

sie einen Eindruck von den Dimensionen des Soll (etwa 5000 Briefe) und Haben (etwa 2500 Briefe) vermitteln.

4716 Von ihm existieren drei Briefe; vgl. Hammer–Purgstall, Erinnerungen 556. BARACCO nennt JANNELLI in Brief I 1.

4717 Von ihm existieren drei Briefe; vgl. Hammer–Purgstall, Erinnerungen 546. BETTIO nennt ANTONELLI in den Briefen III 6–7 und 8–9.

4718 Von ihm existiert ein Brief; vgl. Hammer–Purgstall, Erinnerungen 570. BETTIO spricht von YOUNG in Brief III 2a; auch SAN QUINTINO nennt YOUNG, nämlich in Brief XIV 1.

4719 Von ihm existiert ein Brief; vgl. Hammer–Purgstall, Erinnerungen 548. CANTÙ nennt BOLZA in Brief IV 1.

4720 Von ihm existieren zehn Briefe; vgl. Hammer–Purgstall, Erinnerungen 555. MORELLI nennt HAGER in Brief X 1.

4721 Von ihm existieren 22 Briefe; vgl. Hammer–Purgstall, Erinnerungen 546. ROSSI nennt ACERBI in den Briefen XIII 5, 13, 45–47 und 52.

4722 Von ihm existieren neun Briefe; vgl. Hammer–Purgstall, Erinnerungen 547. ROSSI nennt BALBI in Brief XIII 5.

4723 Von ihm existieren sechs Briefe; vgl. Hammer–Purgstall, Erinnerungen 554. ROSSI nennt ihn in den Briefen XIII 1, 23 und 28. Auch BETTIO (III 19) und CASTIGLIONI (V 2) nennen GIRONI.

4724 Von ihm existiert ein Brief: vgl. Hammer–Purgstall, Erinnerungen 558. ROSSI nennt LANCI in Brief XIII 51; auch CICOGNA erwähnt LANCI in Brief VII 1.

4725 Von ihm existieren fünf Briefe; vgl. Hammer–Purgstall, Erinnerungen 559. ROSSI, der in engem Kontakt zu LITTA stand und sich bei diesem 1848 für den gefangengenommenen Karl HAMMER–PURGSTALL einsetzte, erwähnt den Grafen in den Briefen XIII 3, 9–10, 13–14, 18, 22, 54–58 und 61. Giovanni LABUS nennt LITTA in Brief VIII 10.

4726 Von ihm existiert ein Brief; vgl. Hammer–Purgstall, Erinnerungen 561. ROSSI nennt NAMIAS, den Arzt des Maximilian HAMMER–PURGSTALL, in Brief XIII 42.

4727 Von ihm existiert ein Brief; vgl. Hammer–Purgstall, Erinnerungen 564. ROSSI nennt RODRIGUEZ, der im Jahre 1838 HPs Hausherr in Mailand gewesen war, in Brief XIII 28.

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sowie den Cremoneser Grafen SORESINA-VIDONI4728. Dazu kommt noch eine Vielzahl dem italienischen Sprach- und Kulturraum mehr oder weniger zuordenbarer Personen, deren Verhältnis zu HP unklar ist4729.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt [1999] liegen nur Teile der greifbaren HAMMERschen Korrespondenz ediert vor. BACHOFEN-ECHT nennt vereinzelte Veröffentlichungen4730 und druckt selbst einige Briefe ab4731. [...4732] Diese beiden Editionen enthalten auch Kommentare, die sich jedoch auf biographische und bibliographische Angaben beschränken. Erwähnt werden sollen an dieser Stelle auch die Transkriptionen, die Gudrun PISCHINGER von zahlreichen Briefen SILVESTRE DE

SACYs angefertigt hat4733. Was die äuere Form der hier edierten Materialien betrifft, so handelt es sich um

meist hochformatige, mitunter querformatige und gefaltete Papierblätter4734, die mit Tinte beschrieben sind. Sie sind zum Groteil gut und vollständig erhalten4735. Es wurde durchwegs in lateinischen Lettern geschrieben, lediglich ROSSI schreibt seine mitunter eingestreuten deutschen Phrasen in (ihm sichtlich schllcht vertrauter) Kurrentschrift4736, wobei diese Handhabung genau jener im deutschen Sprachraum entspricht, wo lateinische oder romanische Wörter durch die Verwendung des lateinischen Alphabets hervorgehoben werden.

Die Briefe ROSSIs enthalten stets zahlreiche Korrekturen, was darauf schlieen lät, da er sie nicht konzipierte. Bei BETTIO ist das fraglich, da zu Brief III 27 ein Konzept erhalten ist und das Schriftbild überhaupt sehr ordentlich wirkt und Verbesserungen selten sind. Auf und in den Briefen BETTIOs sind zudem Eingriffe zu vermerken, die 4728 Von ihm existieren vier Briefe; vgl. Hammer–Purgstall, Erinnerungen 566. ROSSI nennt VIDONI

in den Briefen XIII 1 und 5. 4729 Obgleich die Abgrenzung oft schwerfällt, handelt es sich meines Erachtens um die folgenden

Briefschreiber: ALBANI (1 Brief), ALBARELLI (5), BASTORI DA PARMA (1), BERTOLITTI (4), BIONDELLI (1), CANTÙ Ignazio (5), CHIAVERY (1), LOMBARDINI (1), MALONE (2), MARCHESI (1), MAZZOLDI (1), MAZZUCHELLI (1), MIRABAUCH (1), MIZZOLI (1), PANCALDI (3), PEZZANO (2), PIRONA (5), PRALORMO (1), RIO (1), SALERI (13), SERRA DI TALEO (1), DE LA TOUR (1), TRIVULZIO (8), Kardinal VIDONI (1), VIESSEUX (13).

4730 Es handelt sich um einen Teil der Briefe Erzherzog JOHANNs (ed. Ilwof 1889), zwei Briefe von ZEDLITZ (ed. Schlossar 1897) sowie einen Brief GRILLPARZERs (ed. Sauer und Backmann); vgl. Hammer–Purgstall, Erinnerungen 570.

4731 Es handelt sich um Briefe des Grafen Karl REINHARD, Josef HORMAYRs, PROKESCH–OSTENs, ZEDLITZ’ und CREUZERs; vgl. Hammer–Purgstall, Erinnerungen 472–545.

4732 Diese Kürzung betrifft die Auflistung der in den beiden Dissertationen bearbeiteten Briefe; dieser Inhalt ist in den Vorbemerkungen zu Teil 2 Briefe zu finden.

4733 Frau Magistra PISCHINGER hat mir diese Materialien freundlicherweise zur Verfügung gestellt. 4734 Auf solchen Pliken ist meist auch die Adresse erhalten. 4735 Einzige wirkliche Ausnahme bilden zwei der drei Briefe ROSELLINIs (XII 2–3), deren rechte und

linke Ränder parabelförmige Beschädigungen aufweisen, deren Herkunft unklar ist. Die Unzuordenbarkeit der Beilage von Brief III 1 und die Unvollständigkeit von Brief XIII 11 gehen auf Mängel im Bereich der Kopien zurück.

4736 Vgl. die Briefe XIII 2–3, 6–7, 10, 20, 29b (vollständig in Kurrentschrift), 32 und 33. Auch CICOGNA bedient sich in Brief VII 1 einmal dieser Schrift.

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von HP selbst stammen dürften. Es handelt sich dabei um Rechnungen4737 und um Notizen zu den bibliographischen Angaben BETTIOs4738.

1.1.3 Hammer-Purgstall und Italien Es ist nicht unproblematisch, in einer wissenschaftlichen Arbeit, die sich mit der Zeit der Restauration befat, den Terminus „Italien” zu verwenden. Gerade jene Epoche war nämlich von einer enormen Vielfalt an Inhalten dieses Begriffes gekennzeichnet, die sich erst in der zweiten Jahrhunderthälfte unter dem Druck der Tatsachen auf die historische Rückschau auf die uns heute gängige Bedeutung eingeengt hat. „Italien” ist im Vormärz ebenso der „geographische Begriff” METTERNICHs4739 wie die Republik MAZZINIs, die Konföderation GIOBERTIS und das Königreich KARL ALBERTS VON

SAVOYEN. „Italien” existiert seit 1861 als staatliches Gebilde – war dem an Vorstellungen, Plänen und Erwartungen unmittelbar voranging, ist und bleibt eine Streitfrage. Hier sei lediglich angemerkt, da ROSSI, überzeugter italienischer Patriot, als einziger der Korrespondenten auch tatsächlich den Begriff „Italia” verwendet4740.

Wenn nun der Titel dieser Arbeit von der Edition der „italienische Korrespondenz” HPs spricht, so darf darin nichts anderes als ein rein heuristisches Abgren-zungskriterium gesehen werden. Genau genommen stammen die bearbeiteten Briefe aus dem Königreich Lombardo-Venetien, aus dem Königreich Sardinien-Piemont, aus dem Herzogtum Modena, aus dem Groherzogtum Toskana und aus dem Königreich beider Sizilien. Ein Brief von ROSSI aus dem Sommer 1848 stammt aus dem Tessin. Es ist also nicht wirklich konsequent gewesen, den Kirchenstaat, Triest und Tirol zu ignorieren, auch wenn die dort abgefaten Briefe deutsch sind4741. Das rein sprachliche Kriterium trifft nämlich ebenfalls nicht zu, da – wie erwähnt – ein beträchtlicher Anteil der Korrespondenz in französischer, ein Brief in lateinischer Sprache verfat ist.

HP dürfte „Italien” mehr als kulturellen denn als geographischen oder staatlichen Begriff verstanden haben. Ihn verband mit diesem Kulturbereich sicherlich ein sehr positives, wenn auch kein enthusiastisches Verhältnis, wie es in jener Epoche der GOETHEreisen und der Begeisterung für die römische Antike üblich war. HP hatte sich an deren statt den Orient erschlossen und bezog sein Selbstverständnis aus jener Kultursphäre4742. Treffend ausgedrückt findet sich das Verhältnis im Titel von HPs

4737 HP lie BETTIO Geld zum Ankauf von Büchern zukommen, und BETTIO berichtete regelmäig

über seine Ausgaben und das verbleibende Budget. Die Rechnungen dürften damit in Zusammenhang stehen.

4738 Auf Brief III 16 ist in Marginalnotizen vermerkt, welche der von BETTIO angegebenen Werke an der Hofbibliothek vorhanden sind.

4739 Vgl. Srbik, Heinrich Ritter von, Metternich. Der Staatsmann und der Mensch. München 1925. Vol II, 117.

4740 Vgl. die Briefe XIII 22 und 50. 4741 Es existieren etwa zwei Briefe von FALLMERAYER aus Triest, ein Brief von GERHARD und einer

von TRAHERNE aus Rom sowie ein Brief von Beda WEBER aus Südtirol. 4742 Erinnert sei etwa an das von HP mit einer arabischen Inschrift verzierte Schloportal von

Hainfeld; vgl. Heppner, Hammer-Purgstall 421.

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Reisebeschreibung in Versen aus dem Jahre 1825, den er „Italia in 101 Ständchen, besungen von einem Morgenländer” nannte4743.

Es fällt auf, da HP, der nach seiner Rückkehr aus Jassy 1807 den Orient nicht wiedersah, in seiner zweiten Lebenshälfte Italien immerhin dreimal ausführlich bereiste und dort auch zahlreiche Kontakte pflegte4744, zumal er auch der Sprache kundig war4745. Diese Reisen bilden in gewisser Weise den Hintergrund und die Voraussetzung der Korrespondenzen und sollen hier in Kürze dargestellt werden.

Die Reise des Jahres 1798, die HP in Begleitung des Freiherrn von KRUFFT unternahm4746, führte ihn zum ersten Mal nach Venedig. Er lernte dort Iacopo MORELLI, den damaligen Bibliothekar der Marciana, kennen4747, dem seit 1794 Pietro BETTIO als Kustos zur Seite stand4748. Die Reise ist Gegenstand eines zwei Jahre später erschienenen Reiseberichtes4749, sie hat – wohl aufgrund ihrer Kürze – keine nachhaltigen Konsequenzen nach sich gezogen.

Im Jahre 1825, nach einem Jahrzehnt eher unsteten Briefverkehrs mit Italien4750, unternahm HP seine „Italienische Reise”4751. Sie führte ihn im Gefolge METTERNICHs und der kaiserlichen Familie4752 am 10. Mai nach Mailand, wo er sich mit Unterbrechungen bis zum 24. Juni aufhielt und wo er jene Gelehrten aufsuchte, „deren Bekanntschaft mir wünschenswert erschien”4753 und gleichzeitig den aristokratischen Honoratioren seine Aufwartung machte4754. Diese stete Mischung der Bereiche von Adel und Gelehrsamkeit, die Oszillation zwischen „Crème” und „Zweiter Gesellschaft”4755 soll dabei als Charakteristikum des wissenschaftlichen Betriebes jener Epoche hervorgehoben werden.

4743 Hammer–Purgstall, Josef, Italia in 101 Ständchen besungen von einem Morgenländer.

Darmstadt 1830 (anonym veröffentlicht). 4744 Vgl. Kapitel I.1.2 4745 Er verfate die Briefe an seine italienischen Korrespondenten jedoch nicht selbst, wie der

Schriftbefund der zwei Antwortbriefe an BETTIO (XV 1–2) ergibt. 4746 Vgl. Hammer–Purgstall, Erinnerungen 33, und Kapitel I.1.1 4747 Vgl. X 1 4748 Vgl. Zorzi, Marino, La libreria di San Marco. Libri, lettori, società nella Venezia dei Dogi.

Venezia 1987, 316 4749 Vgl. Hammer-Purgstall, Josef, Zeichnungen auf einer Reise von Wien über Triest und Venedig

und von da zurück nach Tirol im Jahre 1798. Berlin 1800 (anonym). 4750 Die Brieffrequenz zwischen 1815 und 1824 beträgt 1 Brief pro Jahr. 4751 Vgl. BE-Erinnerungen 274. Die Anlehnung an GOETHE ist unverkennbar und wird auch betont.

Zur Reise vgl. BE-Erinnerungen 276–82 sowie Italia. 4752 Vgl. Kadletz, Metternich 179 4753 Es handelte sich um den Historiker BOSSI, den Numismatiker CASTIGLIONI, den Genealogen

LITTA, die Bibliothekare GIRONI, FERRARIO und MAZUCCHELLI; vgl. BE-Erinnerungen 276. 4754 HP erwähnt seine Besuche im Hause TRIVULZIO, bei Erzherzogin MARIE–LUISE sowie Bälle bei

Vizekönig Fürst RAINER, Gouverneur STRASSOLDO, Graf BATTHYANY und METTERNICH; vgl. BE-Erinnerungen 276–78.

4755 Vgl. Kadletz, Metternich 5–9.

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Von Mailand aus unternahm HP anfang Juni eine Reise nach Turin, wo er die Bekanntschaft SAN QUINTINOs machte4756, der ihn durch das ihm als Kustos anvertraute Museo Egizio führte.

Die folgende Reise ging von Mailand über Bologna, Ancona, Terni und Rom nach Neapel, wo sich HP anfang Juli zwei Wochen lang aufhielt. Die zweite Julihälfte verbrachte er in Rom bei Studien in der Vaticana, die ersten zwei Augustwochen in Florenz. Nach einem einwöchigen Aufenthalt in Bologna mit einem Ausflug nach Ravenna trat HP den Rückweg an, der ihn über Ferrara, Parma, Cremona, Mantua, Verona, Venedig und Laibach über Hainfeld am 7. Oktober nach Wien zurückführte.

Mit dieser Reise begann eine erste intensive Phase von Briefwechseln mit Italien4757, die – sieht man vom Fall BETTIO ab – alle ihren Ausgang von der persönlichen Begegnung der Schreiber mit HP nahmen4758. Die Kontaktaufnahme erfolgte dabei zumeist seitens der Italiener, was auch erklärt, warum Antwortschreiben eher unwahrscheinlich sind. Auch der Briefwechsel mit BETTIO intensivierte sich in diesen Jahren, was jedoch aufgrund der inhaltlichen Intensität weniger von äueren Faktoren abhängig gewesen sein dürfte.

Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch die bereits genannte Reisebeschreibung „Italia”, die alle Stationen der Route, einschlielich der Besuche im Museo Egizio4759 oder in der Marciana4760 in Hexametern und Pentametern besingt und somit eine literarisch sehr reizvolle Quelle zu dieser „Italienischen Reise” darstellt. An dieser Stelle müssen auch HPs bibliographische Berichte genannt werden, in denen er seine Bestandsaufnahmen an orientalischen Handschriften in den Bibliotheken von Mailand und Turin veröffentlichte4761.

Ein deutlicher Abfall in der Brieffrequenz ist in den Jahren 1832 bis 1837 zu vermerken4762, der wohl auch mit der Fertigstellung der „Geschichte des Osmanischen Reiches” sowie der „Italia”4763 zusammenhängt.

Erst im Zusammenhang mit der Italienreise HPs im Jahre 1838 setzte wiederum eine Phase regeren Schriftverkehrs ein, die in fast ungeminderter Intensität bis zur Zäsur des Jahres 1848 anhielt4764. Hatte bis 1838 die Korrespondenz mit BETTIO den

4756 Vgl. BE–Erinnerungen 278. 4757 Die Brieffrequenz der Jahre 1825 bis 1831 beträgt 3,28 Briefe pro Jahr. 4758 SAN QUINTINO war HP in Turin, ROSELLINI in Livorno begegnet. Auch dem Brief des

Modeneser Gelehrten Giuseppe BARALDI dürfte die unmittelbare Bekanntschaft mit HP vorausgegangen sein.

4759 Vgl. Hammer–Purgstall, Italia 92–94 4760 Vgl. Hammer–Purgstall, Italia 18–20 4761 Vgl. Hammer–Purgstall, Josef, Catalogo dei codici arabi, persiani e turchi della Biblioteca

Ambrosiana. In: BI XCIV (1839), 22–49 und 322–348; Noticia di dicotto Codici Persiani della Biblioteca della Regia Università di Torino. Torino 1825.

4762 Die Brieffrequenz der Jahre 1831 bis 1837 beträgt 1,71 Briefe pro Jahr. 4763 HP lie sich von und durch Bettio epigraphische und antiquarische Materialien besorgen, die er

in seiner ”Italia” verarbeitete; vgl. etwa die Kommentare zu III 6,9, 11. 4764 Die Brieffrequenz der Jahre 1838 bis 1844 beträgt 7,14 Briefe pro Jahr.

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Schwerpunkt des HAMMERschen Kontaktes mit Italien gebildet, so verlagerte sich nun der Schwerpunkt von Venedig nach Mailand, wo Francesco ROSSI zum wichtigsten Ansprechpartner wurde.

Bereits 1825 hatte HP durch Fürsprache beim Cremoneser Kunsthistoriker Graf VIDONI versucht, ROSSI zu einer Karriere in der Bibliothek Pavia zu verhelfen4765; das erneute Zusammentreffen 1838 und die Frage der Nachbesetzung des Bibliothekarpostens von Brera4766 standen dann am Beginn einer sehr ausführlichen Korrespondenz über 14 Jahre.

HP unternahm auch die Reise von 1838 im Gefolge des Kaiserhofes4767. Er betreute den osmanischen Gesandten RIFAAT PASCHA während der Feierlichkeiten anlälich der Krönung Kaiser FERDINANDs I. zum König von Lombardo-Venetien4768. Der Aufenthalt dauerte vom 19. August bis zum 18. September, wobei HP in dieser Zeit mit LITTA, CASTIGLIONI, CATENA und ROSSI verkehrte und an der Ambrosiana eine Abschrift des dort aufbewahrten Falknerbuches verfertigte4769. Nach einem Aufenthalt in Desenzano bei Giuseppe ACERBI reiste HP zu Ende September über Laibach zurück in die Steiermark.

Möglicherweise war für das Jahr 1841 eine weitere Reise nach Italien geplant gewesen4770; tatsächlich jedoch reiste HP in jenem Jahr – wie bereits berichtet – nach München.

Die letzte und durch die minutiösen Vorbereitungsarbeiten ROSSIs wohl am besten dokumentierte Reise HPs fand im Jahre 1844 statt4771. Anla war der in Mailand abgehaltene Naturforscherkongre4772, der für HP jedoch nach eigenen Angaben von

4765 Vgl. XIII 1. 4766 Vgl. Kapitel I.2.1. In diesem Zusammenhang steht auch das Empfehlungsschreiben

CASTIGLIONIs für ROSSI (V 2). 4767 Zu dieser Reise vgl. BE-Erinnerungen 322–25. 4768 Diese höchst programmatische Zeremonie der Krönung mit der eisernen Krone wurde sehr

prunkvoll inszeniert und sollte identitätsstiftend für das Königreich wirken; vgl. Meriggi, Lombardo-Veneto 137–38.

4769 HP hat diese Hanschrift in seinem „Falknerklee” publiziert. 4770 Dies deutet ROSSI in Brief XIII 17 an. 4771 Zu dieser Reise vgl. BE-Erinnerungen 349–51. 4772 Die von 1839 bis 1847 in verschiedenen Städten veranstalteten „Congressi degli scianziati

italiani“ stellten ein wichtiges Forum für wissenschaftliche Verständigung innerhalb Italiens, aber auch im Ausland (vgl. Engelhardt, Dietrich von, Rapporti scientifici fra Italia e Germania nel XVIII e XIX secolo. In: Annali dell’Istituto storico italo–germanico di Trento XVIII (1992) 457–482) dar und vermittelte auch ein gewisses „Einheitsbewutsein“ bei den Vertretern der italienischen Wissenschaft; vgl. Soppelsa, Maria Luisa, L’Istituto Veneto e il IX. congresso degli scenziati italiani. In: Ingegneria e politica nell’Italia dell’Ottocento: Pietro Paleocapa, hrg vom Istituto Veneto di Scienze Lettere ed Arti. Tagungsband Venedig 1988. Venezia 1990, 91–118. HP schreibt in seinen ”Erinnerungen” (350): „In Mailand lie ich mich sogleich im Palaste Brera zur Versammlung der Naturforscher in die Sektion der Geographen einschreiben, der Sekretär war Cesare CANTÙ, der Bruder Ignazio CANTÙs [...]”. Diese Bemerkung gibt Aufschlu über die Entstehung eines der wichtigsten biographischen Hilfsmittel der vormärzlichen

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untergeordnetem Interesse war. Wichtiger war es ihm, seinem Sohn Maximilian, der ihn auf der Reise begleitete, Mailand und die Lombardei zu zeigen und ihn seinen dortigen Bekannten vorzustellen. Tatsächlich nahmen Vater und Sohn während ihres Aufenthaltes von Anfang August bis Ende September 1844 an einem regen Gesellschaftsleben teil, wobei sie unter anderem mit ROSSI, CATENA, LITTA, CASTIGLIONI, BORROMEO, AMBROSOLI und MANZONI verkehrten. Hatte sie die Anreise kurz nach Venedig geführt4773, so wählten sie für die Rückfahrt die beschwerlichere, jedoch landschaftlich reizvollere Strecke über Lago Maggiore, Etsch- und Pustertal in die Steiermark.

Es folgte noch eine Reise HPs im Sommer 1846 zu seinem sterbenskranken Sohn Maximilian, der seine Tuberkulose in Obermais bei Meran zu kurieren suchte, dort aber am 1. September 1846 starb4774.

In diesem Zusammenhang soll auch von der Gefangenschaft Karls von HAMMER-PURGSTALL berichtet werden. Er diente seit 1845 unter Erzherzog ALBRECHT in Oberitalien und heiratete 1847 in Brescia Carolina LASSOVICH4775. Bei Ausbruch des Krieges im März 1848 erwartete Karoline ein Kind, Karl wurde als österreichischer Offizier gefangengenommen, und HAMMER-PURGSTALL empfahl ROSSI das Schicksal seines Sohnes an. ROSSI, der sich in dieser Lage als überzeugter Patriot deklarierte, unternahm dennoch alles in seiner Macht Stehende, um Karl zu helfen4776; er lie ihm 1050 Gulden geliehenen Geldes zukommen und erreichte, da Karl nicht versetzt wurde. In Freiheit gelangte dieser jedoch erst nach dem Sieg der Österreicher im August 1848.

Zusammenfassend kann gesagt werden, da Italien im Leben HPs keine entscheidende, hinter dem Orient wohl aber eine wichtige Rolle gespielt hat. Neben den erwähnten Publikationen mit explizitem Italienbezug hat HP auch Aufsätze in italienischen Zeitschriften veröffentlicht und war Träger zahlreicher Auszeichnungen sowie Mitglied mehrerer Gelehrter Gesellschaften der Halbinsel4777. Er hat besonders das Königreich Lombardo-Venetien relativ häufig bereist und für dessen wissenschaftsorganisatorische Fragen Interesse gezeigt4778, weshalb behauptet werden kann, da die italienische Wissenschaft und Gelehrsamkeit ebenso Einflu auf Hammer-Purgstall ausgeübt hat, wie er selbst als Teil der italienischen Wissenschaftsgeschichte zu betrachten ist.

Wissenschaftsgeschichte in Italien: Cantù, Ignazio, L’Italia scientifica contemporanea. Milano 1844.

4773 Der letzte Brief BETTIOs (III 32) aus dem Jahre 1845 erwähnt Maximilian. 4774 Vgl. Hammer–Purgstall, Erinnerungen 369. 4775 Vgl. XIII 45 4776 Über diese sehr dramatische Situation berichten die Briefe XIII 54–60; vgl. auch Kapitel I.2.1 4777 Zu eingehenderen Informationen zur Bibliographie und zu den Titeln HAMMER-PURGSTALLs sei

auf Wurzbach VII, 273–88, verwiesen. 4778 HP interessierte sich besonders für das im Jahre 1838 neubegründete „Istituto lombardo” (vgl.

Kapitel I.2.1), was in Zusammenhang mit seinen Bemühungen um die Gründung einer Akademie der Wissenschaften stand.

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1.2 Die einzelnen Briefpartner in ihren kulturellen Umfeldern

Es ist eine auffallende Tatsache, da die historiographische Optik des italienischen Einheitsstaates der Restauration den Charakter eines Vorbereitungsprozesses des Risorgimento zugeschrieben hat4779. Die dabei herausgearbeiteten Kontinuitätslinien verlaufen von der Aufklärung über das Regno Italico, die Unruhen 1820–21, 1831 und 1848 hin zur Bildung des Einheitsstaates; die nach dem Wiener Kongre restaurierten Herrschaften erscheinen in diesem Kontext als Anachronismen von kurzer Dauer.

Dies ist eine durchaus akzeptable Sichtweise, da solche Kontinuitäten zweifellos vorhanden sind. Anzumerken ist jedoch, da gerade im Italien der Jahre 1815 bis 1848 eine Vielzahl an politischen, geistigen und sozialen Entwicklungen stattgefunden haben, deren Heterogenität letztlich zur bis heute wahrnehmbaren Mehrdeutigkeit des Einheitsstaates geführt hat.

Auf der Ebene der geistigen Auseinandersetzung fallen diese Entwicklungen mit einer Phase allgemeinen Umbruchs zusammen, der durch den Übergang von der halböffentlichen Gelehrsamkeit zur institutionalisierten Wissenschaft, von der „République des Lettres” zum ideologisierten Wissen im Dienste des Staates4780 im Laufe des 19. Jahrhunderts gekennzeichnet ist. Gerade die Befassung mit Geschichte bewegte sich dabei in einem Spannungsfeld zwischen dem Zugriff der neuen Oberschichten des bürgerlichen Zeitalters und ihrem Bedürfnis nach einem intellektuellen Diskursmonopol einerseits, sowie dem traditionellen Naheverhältnis der Geschichte zu den Eliten des Ancien Régime, das zum einen mit dem aristokratisch-patrizischen Sammlungswesen als wichtiger Begleiterscheinung der modernen Wissenschaft4781, zum anderen mit der engen Verwebung von politischen und wissenschaftsorganisatorischen Fragen4782 zusammenhing.

Das restaurierte Italien kannte durchaus auch den Unterschied von publizistischer, schriftstellerischer Darstellung und vornehmlich hilfswissenschaftlicher historischer Forschung4783. Da erstere tendenziell eher zum Medium bürgerlicher Kräfte wurde4784, 4779 Als beispielhaft für diese Haltung betrachte ich etwa: Woolf, Stuart, Il Risorgimento italiano.

Vol I–II. Torino 1981. 4780 Vgl. Höflechner, Walter, Die Baumeister des künftigen Glücks. Fragment einer Geschichte des

Hochschulwesens in Österreich vom Ausgang des 19. Jahrhunderts bis in das Jahr 1938. Graz 1988, VII–VIII.

4781 Vgl. Vgl. Krysztof Pomian, Sammlungen – eine historische Typologie. In: Macrocosmos in microcosmo, hrg von Andreas Grote. Opladen 1994, 107–26.

4782 Es wäre interessant und lohnend, die „circoli ed élites” der „Milano borghese” Marco MERIGGIs (Meriggi, Marco, Milano Borghese. Circoli ed élites nell’Ottocento. Venezia 1992) mit den „administrativen Eliten im Königreich Lombardo-Venetien” Brigitte MAZOHL–WALLNIGs (Mazohl–Wallnig, Brigitte, Österreichischer Verwaltungsstaat und administrative Eliten im Königreich Lombardo–Venetien. Mainz, 1993) zusammenzubringen. Schnittpunkt des „bürgerlichen” Vereinswesens und der „aristokratischen” Verwaltung waren nicht selten wissenschaftliche Institutionen und Anlässe, wie etwa die prominente Rolle der Grafen BORROMEO, CASTIGLIONI und LITTA im akademischen Leben Mailands zeigt.

4783 Vgl. etwa die Bemerkung zur Dekadenz der Wissenschaft durch die Zeitungen in Brief XIII 21.

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hat vor allem soziale Gründe, da die Schicht bürgerlicher Intellektueller – von der Partizipation an den aristokratisch, patrizisch oder klerikal geprägten Einrichtungen der Bildung und Gelehrsamkeit – sich im privaten Buchmarkt eine Existenzgrundlage schaffen mute. Der deutsche Statistiker MITTERMAIER schreibt in seinen Betrachtungen über Italien 1844: „In keinem Lande hat der Schriftsteller mit solchen Hindernissen zu kämpfen, als in Italien. Während in anderen Ländern, besonders in Deutschland, der talentvolle Mann sicher ist, schnell einen Verleger für sein Werk und von ihm bedeutendes Honorar zu erhalten, fehlt diese Aussicht dem italienischen Gelehrten“4785.

In diesem Kontext ist beispielsweise auch die Entstehung der 36 Bände umfassenden „Storia universale” des Cesare CANTÙ zu verstehen, die weniger ein wissenschaftliches Unterfangen, sondern in erster Linie ein von Verleger POMBA auf Profit angelegtes Unternehmen war4786. Die Vertreter dieser Art von historischer Schriftstellerei, die sich – das zeigt auch der Fall CANTÙ deutlich – nicht deutlich von der Literatur und der Publizistik abgrenzte4787, tendierten zur Opposition, tatsächlich haben sich 1848 jedoch auch zahlreiche Protagonisten des „offiziellen” akademischen Lebens als italienische Patrioten deklariert4788.

Diese steten Oszillationen zwischen bewuter und unbewuter Partizipation am herrschaftlichen Diskurs, zwischen konservativer Zufriedenheit, Glaube an die Reform von innen, Kollaboration aus sozialen Überlegungen oder aus politischem Druck heraus und offener Opposition, stellen wohl das Hauptproblem bei der Einschätzung der vormärzlichen Wissenschaft in Italien dar. Es ist wohl etwas einseitig, wenn Marino BERENGO schreibt: „Neppure durante i decenni più tesi della Controriforma, neppure con le generazioni di Bruno e Campanella, gli uomini di cultura si erano scostati, con moto così generale e uniforme, dalla vita pubblica.”4789

Auf der anderen Seite kann in der zusammenfassenden Bemerkung Franz SARTORIs über die zeitgenössische Kultur Italiens nur programmatisches Wunschdenken im Sinne der habsburgischen Dynastie gesehen werden: „So bewegt sich in der schönen

4784 Man denke etwa an Zeitschriften wie dia „Antologia” in Florenz und den „Conciliatore” in

Mailand. 4785 Vgl. Mittermaier, Carl Joseph Anton, Italienische Zustände, Heidelberg 1844, 47. 4786 Vgl. Kapitel I.2.1. 4787 CANTÙ veröffentlichte 1838 den Historischen Roman „Margherita Pusterla” und war für

zahlreiche Mailänder Zeitungen tätig; vgl. Dizionario biografico deglio italiani. Vol XVII, 339. 4788 In Mailand springen besonders die Fälle von CASTIGLIONI und LITTA ins Auge. 4789 Berengo, Marino, Intellettuali e organizzazione della cultura nell’età della Restaurzazione. In:

La Restaurazione in Italia. Strutture e ideologie, Tagungsband Cosenza 1974, Roma 1976, 297. Es sei an dieser Stelle auch auf BERENGOs Hauptwerk zu diesem Thema, Intellettuali e librai nella Milano della restaurazione. Torino 1980, verwiesen, das, wie aus den angestellten Überlegungen auch schlüssig erscheint, den Aspekt des intellektuellen Lebens im Spiegel des Buchmarktes beleuchtet. Ein Pendant dazu wäre eine Studie der Gelehrsamkeit im Spiegel der Akademien.

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Halbinsel der wissenschaftliche Geist am wohltäthigsten gefördert in dem österreichischen Oberitalien und geschirmt unter teutschem Einflu.“4790

Die Geschichte der Entwicklung der Wissenschaft im allgemeinen und jene der Geistes- und Geschichtswissenschaft im besonderen im Italien der Restaurationszeit ist sicherlich nicht in dem Mae erforscht, wie dies erforderlich wäre, da sich gerade diese Epoche durch beachtliche wissenschaftliche Errungenschaften auszeichnete4791. Es wäre bei einer solchen Auseinandersetzung wünschenswert, wissenschaftliche Einflu-sphären, wie jene französische, jene deutsche und jene österreichische4792, zu entideologisieren, politische und soziale Spannungsfelder als Triebfedern, nicht jedoch als richtungsgebende Inhalte einer wissenschaftlichen Entwicklung zu sehen, und den Forschungsalltag aus möglichst verschiedenartigen Quellengattungen zu rekon-struieren.

1.2.1 Mailand Das Herzogtum Mailand war nach dem Spanischen Erbfolgekrieg der österreichischen Linie der Habsburger zugesprochen worden und hatte im Laufe des 18. Jahrhunderts eine Phase reger Reformtätigkeit unter MARIA THERESIA und JOSEPH II. erlebt4793. In der napoleonischen Zeit war Mailand als Hauptstadt des oberitalienischen Regno Italico eine zentrale politische Rolle zugekommen, die es nach dem Wiener Kongre wieder einzubüen schien4794.

Die Errichtung des Königreiches Lombardo-Venetien im Jahre 18154795 wies Mailand neben Venedig die zweideutige Rolle eines administrativen Zentrums zu, in

4790 Sartori, Franz, Übersicht der wissenschaftlichen Cultur, Geistesthätigkeit und Literatur des

österreichischen Kaiserthums. Wien 1830, 249. Der Darstellung der zeitgenössischen Kultur Italiens sind die Seiten 240–49 gewidmet.

4791 Im Bereich der Geschichte sei hier exemplarisch auf die Entdeckung der Palimpseste aus Bobbio durch Angelo MAI und die Ausbildung einer paläographischen Schule in Mailand im hilfswissenschaftlichen Bereich, auf die Werke BALBOs, CATTANEOs, MAZZINIs, GIOBERTIs und CANTÙs im Bereich der „allgemeinen Geschichte” verwiesen.

4792 Vgl. Engelhardt, Rapporti scientifici und Weiss, Otto, “La scienza tedesca” e l’Italia nell’Ottocento. In: Annali dell’Istituto storico italo-germanico in Trento IX (1983) 9–85.

4793 Neben der Neustrukturierung des Staats- und Bildungswesen sowie der wirtschaftlichen Strukturen erlebte Mailand im 18. Jahrhundert die Blüte der italienischen Aufklärung; vgl. Furlani, Silvio und Wandruszka, Adam, Austria e Italia. Storia a due voci, Bologna 1974, 51-94.

4794 Die folgenden Darstellungen zur Restauration in Mailand stützen sich auf: Della Peruta, Franco, Milano 1815–1859. In: Le Città capitali degli Stati preunitari. Tagungsband Cagliari 1986. Roma 1988, 113–152, und Bezzolo, Guido, La vita quotidiana a Milano ai tempi di Stendhal. Milano 1991.

4795 Auf dieses recht oft und auf vielfältige Art behandelte Kapitel der italienischen und österreichischen Geschichte soll hier nicht näher eingegangen werden. Verwiesen sei jedoch auf die grundlegenden Werke zum Thema: Mazohl-Wallnig, Brigitte, Österreichischer Verwaltungsstaat und administrative Eliten im Königreich Lombardo-Venetien. Mainz, 1993; Meriggi, Marco, Il Regno Lombardo-Veneto. Torino 1987; sowie Sandonà, Augusto, Il regno lombardo-veneto 1814–1859. La costituzione e l’amministrazione, Milano 1912.

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dem sich zwar die Faktoren lokaler Macht konzentrieren, das jedoch in der Entscheidungsfindung völlig von den Wiener Stellen abhängig war.

Wirtschaftlich setzte sich im Mailand der Restaurationszeit der Aufschwung des 18. Jahrhunderts durch rege Aktivität in den Bereichen Handel und Protoindustrie fort. Die wohlhabende Mittelschicht und das Patriziat konnten so auch die Rahmenbedingungen für ein kulturelles Florieren schaffen, das sich unter anderem in einer für das Italien jener Zeit einzigartigen Produktion an publizistischem und gelehrtem Schrifttum, bemerkenswerten Ergebnissen in Naturwissenschaft und Technik4796 sowie einer Blüte des musikalischen und musikdramatischen Bereiches4797 äuerte.

Francesco Rossi und die Bibliothek Brera Francesco ROSSI4798 stammte aus einer mailändischen Beamtenfamilie4799. Er studierte Recht, wurde später von CASTIGLIONI in den orientalischen Sprachen sowie von CATENA4800 im Hebräischen unterwiesen und unterrichtete Geschichte am Gymnsaium von Cremona.

Nachdem er im Jahre 1825 versucht hatte, an der Bibliothek Pavia Fu zu fassen4801, kam er nach 18304802 an die Bibliothek Brera, deren Vizebibliothekar er bis 1844 und deren Bibliothekar er von da bis zu seinem Lebensende war4803. Seit 1844 wohnte er in der Bibliothekarswohnung im Palazzo di Brera4804.

4796 Hier sei auf den Bau der Eisenbahn Mailand-Monza und der Brücke zwischen Venedig und der

Terraferma in den vierziger Jahren erinnert. Die „Annali” des Istituto gewähren zudem Einsicht in die ungemein vielgestaltigen Forschungen jener Jahre, die oft vom Gubernium in Hinblick auf technische Verbesserungen angeordnet wurden.

4797 Erinnert sei dabei an das Wirken VERDIs (HP sah 1844 an der Scala „Hernani”; vgl. Hammer-Purgstall, Erinnerungen, 350), ROSSINIs und DONIZETTIS als wichtiger Bestandteil der österreichisch-italienischen Kultur des Vormärz; vgl. Österreich und Italien im 19. Jahrhundert. Ausstellungskatalog Wien – Finanzamt. Wien 1987, Nummer 101–06.

4798 Die gedruckten Quellen zu Francesco ROSSI sind überaus spärlich. Die Eintragung im ABI (II 521, 46) ist kurz und zudem teilweise falsch (ROSSI war nicht von 1841 bis 1855 Vizebibliothekar und dann Bibliothekar, sondern erhielt das letztgenannte Amt 1844 nach elfjährigem Dienst als Vizebibliothekar; zudem starb er nicht 1858, sondern 1860). Die hier widergegebenen Tatsachen sind ROSSIs eigenen Angaben, einem Empfehlungsschreiben CASTIGLIONIs (V 2) sowie dem Werk Biblioteca Nazionale Braidense, La Braidense. La cultura del libro e delle biblioteche nella società dell’immagine. Ausstellungskatalog Milano 1991 entnommen.

4799 „Io nato in una famiglia, in cui la professione di impiegato dello Stato era tradizionale, ne ho ereditato gli antecedenti”; vgl. Brief XIII 54. Francescos Vater Giuseppe ROSSI (+ Ende 1839 / Anfang 1840; vgl. XIII 8) besa ein Haus in der Contrada della Croce Rossa; vgl. XIII 29.

4800 Siehe weiter unten. 4801 HP hatte damals Graf VIDONI angehalten, sich für ROSSI einzusetzen; vgl. XIII 1. 4802 ROSSI gibt im Jänner 1844 an, bereits seit 13 Jahren an der Bibliothek tätig zu sein (vgl. Brief XIII

23). 4803 Zur Frage der Berufung 1844 vgl. die Briefe XIII 23, 26, 28–29 und 33. 4804 Vgl. die Briefe XIII 37 und 39.

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Dieser hatte ursprünglich dem dort ansässigen Jesuitenkollegium gehört, das 1773 aufgehoben wurde und dessen Bibliothek den Grundbestand der Braidense bildete4805. Seit 1778 erhielt die im Gegensatz zur Ambrosiana als öffentlich konzipierte Bibliothek ein Pflichtexemplar von allen Verlegern der Lombardei, zwischen 1815 und 1859 auch von jenen Venetiens, wobei 1816 der Versuch scheiterte, die Zusendung von Pflichtexemplaren aus der gesamten Monarchie durchzusetzen. Neben der Bibliothek wurden im Palazzo zudem ein Münzkabinett, ein Observatorium, eine Akademie der Schönen Künste mit ihrer Pinakothek und ein Botanischer Garten untergebracht.

Die Biblioteca Braidense wurde von Bibliothekar Robustiano GIRONI4806 nach dem enzyklopädischen System der Wissenschaften strukturiert4807, was ROSSI in seiner Beschreibung der Bibliothek beibehielt4808. Auf GIRONI folgte 1838 Giulio FERRARIO4809, der aber von seinen Studien eher von der Bibliothek abgelenkt wurde.

Von national-liberaler Gesinnung beseelt4810, setzte sich ROSSI als Bibliothekar im Gegensatz zu seinen Vorgängern für eine möglichst öffentliche Bibliothek ein, was beim Publikum auch regen Zuspruch fand4811. In den Jahren 1844 bis 1848 bemühte er sich zudem, eine Gehaltserhöhung für das Bibliothekspersonal zu erreichen, wobei ihm HPs Fürsprache nützliche Dienste erwiesen haben dürfte4812.

Ebenfalls seit 1844 war ROSSI Mitglied des Istituto lombardo4813, wo er zahlreiche Vorlesungen über italienische Rechtsgeschichte, seinen Forschungsschwerpunkt4814, hielt4815. In früheren Jahren hatte ROSSI ein durchaus beachtenswertes Werk zur Geschichtsforschung verfat4816.

4805 Zur Geschichte der Bibliothek vgl: La Braidense; Näther, Günther, Bibliothekswesen in Italien.

München 1990, 32–33. Eigentlich hatte MARIA THERESIA die Bibliothek bereits 1770 beim Ankauf des reichhaltigen und vielfältigen Nachlasses Carlo PERTUSATIs gestiftet; vgl. La Braidense, 23.

4806 Zu Robustiano GIRONI (1769–1838) vgl. ABI I 493, 329–32, II 286, 305–07, Kommentar zu Brief III 19 und La Braidense 32.

4807 Dieses an Francis BACON orientierte und in den Enyklopädien des 18. Jahrhunderts übernommene System teilt das menschliche Wissen in die Kategorien „Memoria”, „Fantasia” und „Inteletto” ein; vgl. La Braidense, 34.

4808 Vgl. Rossi, Francesco, Cenni storici e descrittivi intorno alla I.R. Biblioteca di Brera. Milano 1841. 4809 Zu Giulio FERRARIO (1767-1847) vgl. ABI I 404, 331, Kommentar zu V 2 sowie La Braidense, 32. 4810 Vgl. besonders die Briefe XIII 54 und 55, die recht authentisch die revolutionäre Diktion

wiedergeben dürften. 4811 In der Zeit zwischen 1833 und 1858 wies die Braidense eine Besucherfrequenz von 115 Personen

pro Tag auf; vgl. La Braidense, 34. 4812 Zu dieser Frage vgl. die Briefe XIII 29b, 45, 47, 49 und 52–53. 4813 Vgl. Biblioteca Italiana e Giornale dell’IR Istituto Lombardo-Veneto, Vol X (1845), 17. 4814 Über seine Arbeiten zur italienischen Rechtsgeschichte berichtet ROSSI in den Briefen XIII 16, 21

und 22. 4815 Aus den Bibliothekskatalog von Brera sind folgende Beiträge erschliebar: Alcune idee sopra le

vicende del diritto nella storia. Milano 1841; Alcune idee sulla istruzione del popolo. Milano 1859; Dell’attuale opportunità e delle condizioni d’una Storia del diritto romano e cenni storici intorno agli antichi italiani siccome notizie preleminarie della storia del diritto italiano primitivo e del susseguente diritto romano. Milano 1853; Intorno al diritto italico primitivo. La

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Zwischen ROSSI und HP dürfte ein recht freundschaftliches Verhältnis im Rahmen der generationalen und institutionellen Hierarchie geherrscht haben. Besonders der Besuch von Vater und Sohn HAMMER-PURGSTALL im Jahre 1844 gab ROSSI Gelegenheit, seiner Verbundenheit spürbar Ausdruck zu verleihen4817. Das Jahr 1848 stellt zweifellos eine Zäsur im Verhältnis der beiden Männer dar, die zwar auf grundlegend verschiedenen Seiten standen, die einander jedoch – im Sinne der vornationalen „Galantuomini”4818 – in jener Situation wichtige Dienste leisten konnten4819.

Die Korrespondenz beginnt 1838 und endet 1852. Sie umfat insgesamt 66 Stücke, von denen 62 datiert sind. Neben den bereits angesprochenen Themen behandeln die Briefe auch die Frage der Akademie, zahlreiche Werke HPs, zu denen ROSSI mitunter Rezensionen verfate4820 und die organisatorischen sowie personellen Fragen des Istituto Lombardo. Besondere Situationen wie etwa die Reise HPs 1844 geben mitunter einen interessanten Einblick in alltagsgeschichtliche Fragen wie die Wohnbedingun-gen4821 oder das Transportwesen4822.

Das “Istituto lombardo-veneto di scienze, lettere ed arti” und die “Biblioteca italiana”. Ottavio Castiglioni und Giovanni Labus METTERNICH, der die italienische Kultur äuerst schätzte, setzte in der ersten Phase der Restauration mit der Reaktivierung des “Istituto” und der Gründung der “Biblioteca

società Etrusca. Milano 1854; La società Sabino-Osca. Milano 1858; La società latina. Milano 1858; Intorno all’opera di A. Thierry. Recits de l’histoire romaine au V siècle. Milano 1860.

4816 Vgl. Rossi, Francesco, Degli Studi storici. Milano 1835. In diesem Werk geht Rossi der Frage nach, ob Geschichte eine „sienza” sei, betrachtet dabei den hilfswswissenschaftlichen Aspekt (critica filologica) ebenso wie den der Geschichtstheorie (critica filosofica, Auseinandersetzung mit VICO, HERDER und COUSIN), um zu dem Schlu zu kommen, da die Geschichte nicht den Parametern der Wissenschaft entspräche und da auch „uomini mediocri” wie er, solche Bemerkungen in die Debatte einbringen könnten.

4817 ROSSI bestellte das Quartier (vgl. Brief XIII 28), gab HP Reiseauskünfte (vgl. XIII 29a) und begleitete HAMMER-PURGSTALL Vater und Sohn stets bei den Gesellschaften in Mailand. Durch regelmäige Grubotschaften an Maximilian (vgl. XIII 30–31, 34, 36–37 und 39–43) wollte ROSSI wohl ein Verhältnis aufbauen, wozu es jedoch durch dessen Tod nicht kam.

4818 Diese bemerkenswerte Argumentation, er, ROSSI, fühle sich zwar als Italiener, wolle aber mit den „uomini onesti” und „galantuomini” wie HP in freundschaftlichem Verhältnis stehen, findet sich in den Briefen XIII 55 und 57.

4819 ROSSI bemühte sich, wie erwähnt, um die Freilassung Karls aus italienischer Gefangenschaft. Bemerkenswert ist dabei der sichtlich recht vertrauliche Umgang ROSSIs mit den höchsten Kreisen der provisorischen Regierung wie CASATI und LITTA (vgl. die Briefe XIII 54–60). HP dürfte hingegen nach 1848 für das berufliche Weiterleben ROSSIs gesorgt haben.

4820 Zu Rossi, Francesco, Falknerklee ec, Il trifolgio del falconiere. Opere tre, tradotte dal turco e dal greco in tedesco da Giuseppe Hammer-Purgstall. In: BI XCVII (1840), 50–55, vgl. XIII 8–10; zu Rossi, Francesco, Mahmud Scebisteris Rosenflor des Geheimnisses. Il Roseto dei Misterj, di Mahmud di Scebister, pubblicato in persiano ed in tedesco da Joseph Hammer-Purgstall, Pest e Lipsia. In: BI XCIII (1839), 214–239 vgl. XIII 2–3, 5–6.

4821 Vgl. XIII 28. 4822 Vgl. XIII 29a.

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italiana” zwei bewute Akte des Wissenschaftsaufbaus im Lombardo-Veneto. Dahinter stand zweifellos die Intention, in Oberitalien eine gezielt staatlich geförderte und damit auch staatlich kontrollierte und dem Staat dienstbare Wissenschaft zu etablieren, die das Abgleiten der Intelligenz in die Opposition verhindern und dem Rest Italiens zum Vorbild gereichen sollte4823.

Wie bereits weiter oben vermerkt, besteht das Dilemma bei der Beschreibung dieser Institutionen mitunter im krassen Gegensatz der Diskurse, die einerseits aus den zeitgenössischen und daher zensurierten Quellen4824, andererseits aus der ebenso einseitigen Optik des Einheitsstaates4825 sprechen.

Das „Imperial-Regio istituto lombardo-veneto di scienze lettere ed arti”4826 geht auf das in der Verfassung der Repubblica Cisalpina 1797 promulgierte und 1802 errichtete „Istituto nazionale italiano” zurück, das in den Jahren 1802 bis 1810 bereits tätig gewesen war. Der Sitz war damals in Bologna, in Mailand, Padua, Venedig und Verona befanden sich untergeordnete Stellen.

1810 wurde der Sitz nach Mailand verlegt, die vier weiteren Sektionen blieben bestehen. Unter der österreichischen Herrschaft beibehalten, entwickelte sich das Istituto zu einem „scopo tecnico-consultivo della luogotenenza”4827. Nach einer Phase intensiver Arbeit bis in die Mitte der zwanziger Jahre verflachte die Institution zunehmend, da die Wirklichen Mitglieder nicht erneuert wurden4828, erst 1838 – in Zusammenhang mit der Krönung FERDINANDs zum lombardo-venezianischen König – wurde das Institut von Grund auf erneuert.

Man schuf damals zwei gleichgestellte Einrichtungen in Mailand und Venedig, wobei die Einteilung der Mitglieder in Wirkliche, Korrespondierende und Ehrenmitgliedern bis heute an der Basis der nach wie vor bestehenden Institution steht. Die beiden Institute hatten die Aufgabe, wissenschaftlich-technische Anfragen der Regierung zu bearbeiten4829, organisatorisch tätig zu sein4830 sowie alle zwei Jahre einen

4823 Vgl. Kadletz, Metternich 179–80. 4824 Gemeint ist vor allem die Biblioteca italiana selbst. 4825 Vgl. etwa Reisinger, Roman, Die „Biblioteca Italiana”. Ein unrühmliches Kapitel der

Rezeptionsgeschichte österreichischer Literatur in Italien? In: Jahrbuch der Universität Salzburg 1987–89 (1991) 245–256.

4826 Zur Geschichte des Istituto vgl: Casolini, Mario, Le istituzioni culturali di Milano. Milano-Roma 1937, 67–75; Gullino, Giuseppe, La nascita dell’Istituto Veneto e la sua attività sino al termine della dominazione austriaca. In: Ingegneria e politica nell’Italia dell’Ottocento: Pietro Paleocapa, hrg vom Istituto Veneto di Scienze Lettere ed Arti. Tagungsband Venedig 1988. Venezia 1990, 67–87; L’Istituto Lombardo di Scienze, Lettere ed Arti. Pubblicazione fatta in occasione dell’inaugurazione della nuova sede. Milano 1959; Memorie dell’I.R. Istituto Lombardo-Veneto. Vol I. Milano 1819, 9ff; Biblioteca italiana e Giornale (BI/G), Vol I (1841) 3–10.

4827 Vgl. Benvenuti, Feliciano, L’Istituto Veneto di scienze, lettere ed arti: centocinquant’anni di storia. In: Ingegneria e politica nell’Italia dell’Ottocento, 21.

4828 Im Jahre 1840 lebten noch vier Wirkliche Mitglieder des alten Istituto. 4829 Das Gubernium wandte sich oft und in den verschiedendsten Bereichen an das Istituto um

wissenschaftliche Stellungnahmen zu Sachfragen, die dann von Mitgliedern bearbeitet wurden.

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„Premio industriale” für technische Errungenschaften zu verleihen4831. Die Gründungsphase des Mailänder Institutes bildet einen der Schwerpunkte von ROSSIs Berichterstattung in den Jahren 1838 bis 18404832.

Zum ersten Präsidenten des Istituto lombardo wurde Graf Ottavio CASTIGLIONI gewählt4833. Er wurde 1785 geboren, verbrachte er die Jahre 1791 bis 1794 in Wien, da sich sein Vater als Deputierter der mailändischen Zentralkongregation in der Hauptstadt aufhielt. In Mailand lernte er bei BUGATI, Präfekt der Ambrosiana, antike und orientalische Sprachen, was ihm bei der Ordnung und Publikation der arabischen Münzen des numismatischen Kabinettes in Brera zugute kam. Von Angelo MAI, dem Entdecker der Bobbieser Palimpseste, konsultiert, befate sich CASTIGLIONI zwischen 1817 und 1839 mit der Edition der gotischen Bibelübersetzung WULFILAs. CASTIGLIONI war ein Förderer und Freund ROSSIs, wie aus seinem Empfehlungsschreiben an HAMMER-PURGSTALL4834 und aus diversen Nennungen des Grafen in den Briefen ROSSIs4835 zu schlieen ist. Er starb 1849.

Vizesekretär und von 1842 bis 1852 Sekretär des Istituto war der Epigraphiker Giovanni LABUS4836. Er erhielt seine philologische und juridische Ausbildung in Brescia, Paris, Leyden und Bologna, arbeitete er in Mailand in der napoleonischen Verwaltung, eher er sich 1816 als Privatgelehrter gänzlich seinen Studien zuwandte. Diese betrafen besonders die römischen Monumente Oberitaliens, zu denen er – nicht zuletzt dank seiner profunden epigraphischen Bildung – eine Vielzahl von Werken verfate.

Als Sekretär des Istituto führte LABUS den offiziellen Schriftverkehr mit HAMMER-PURGSTALL, der seit 1844 Ehrenmitglied war. Die in den Briefen angesprochenen Themen bewegen sich daher im Bereich des Istituto und seiner Aktivitäten und Publikationen, bemerkenswert ist dabei die Frage des Abdrucks von einem Aufsatz HAMMER-PURGSTALLs in den „Annali”4837. Ebenfalls hervorzuheben sind jene Briefe, welche die Ernennung LABUS’ zum Wirklichen Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien betreffen4838.

Unter anderem war das Istituto mit Gutachten zur Eisenbahn Mailand-Monza (vgl. BI/G XII (1875), 26) oder Elektrizität (vgl. BI/G X (1845), 36–37) befat.

4830 Dies zeigte sich etwa im Falle des Congresso degli scienziati italiani im Jahre 1844, der vom Istituto gemeinsam mit der Stadtgemeinde veranstaltet wurde.

4831 Vgl. XIII 17. 4832 Vgl. XIII 2–3, 5, 7–15, 20, 22, 28, 30, 33, 43, 46–47, 49, 51, 61. Es ist dabei immer wieder

festzustellen, da Aussagen ROSSIs über die Turbulenz der Ereignisse nicht wirklich anhand der gedruckten – daher zensierten – „Atti” nachvollziehbar sind. Gerade bei dieser Quelle wäre ein quellenkritischer Vergleich mit ungedruckten Protokollen sehr lohnend.

4833 Vgl. DBI XXII, 137–38. 4834 Vgl. V 2. 4835 Vgl. XIII 1–3, 5, 7–8, 13–14, 18, 20–22, 26–27, 33–34, 53–55. 4836 Vgl. Wurzbach, XIII, 453–56. 4837 Es geht dabei um folgenden Aufsatz: Hammer-Purgstall, Josef, Della famiglia filologica delle

metonimie arabe. In: BI/G IX (1844), 347–56; vgl. VIII 3–4, XIII 30, 33. 4838 Vgl. VIII 6, 8, 10.

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Francesco ROSSI, Ottavio CASTIGLIONI und Giovanni LABUS waren – wie zahlreiche Personen aus dem Umkreis des Istituto – auch als Autoren im Rahmen der „Biblioteca italiana” tätig4839. Diese in Monatsfaszikeln seit 1816 erscheinende Zeitschrift beinhaltete Beiträge aus den verschiedensten Bereichen der exakten und Humanwissenschaften, die jedoch stets für ein breites Publikum gedacht waren und daher kaum den Charakter wissenschaftlicher Spezialliteratur annahmen. Bemerkenswert ist die „parte straniera”, die vornehmlich Rezensionen fremdsprachiger – zumeist österreichischer – Werke enthielt.

Auch die Biblioteca italiana erlebte ihre Blüte am Beginn der Restauration, als Schriftsteller wie MONTI und BREISLAK Beiträge lieferten. Die Redakteure Giuseppe ACERBI und nach ihm Robustiano GIRONI konnten die Linie der Zeitschrift jedoch nicht am Puls der Zeit halten, was 1819 zur Gründung des national ausgerichteten Konkurrenzorgans „Il Conciliatore” führte.

Im Jahre 1840 wurde die Biblioteca mit dem neugeschaffenen Giornale dell’Istituto lombardo zusammengelegt: Der erste Teil, das Giornale, bildete das offizielle Organ des Institutes, in dem Sitzungsberichte sowie gekürzte und vollständige Beiträge der Mitglieder abgedruckt wurden; der zweite Teil, die Biblioteca, blieb bis auf einen gewissen Umfangsverlust unverändert, der sich aus der vordem starken Beteiligung von Institutsmitgliedern an der Biblioteca erklärt. Seit 1847 publizierte das Istituto seine Abhandlungen wieder unabhängig, die Biblioteca hörte damit auf zu existieren.

Das bisher dargestellte Gefüge von Personen und Institutionen stellte trotz seiner Heterogenität ein gewisses Gravitationszentrum des wissenschaftlichen Lebens im Mailand der Restauration dar. Daneben und in Verbindung dazu existierte eine Vielzahl an öffentlichen und halböffentlichen Institutionen, von denen hier nur jene erwähnt werden können, die im Zusammenhang mit der Edition relevant sind4840.

Die Biblioteca Ambrosiana und Bartolomeo Catena Die Biblioteca Ambrosiana wurde 1609 von Kardinal BORROMEO gegründet4841, der sie mit einem Grundbestand von 15.000 Handschriften und Literatur zur Erschlieung derselben ausstattete. In der Folge kam der Ambrosiana immer stärker die Aufgabe der Erweiterung und Erhaltung dieses quantitativ und qualitativ beachtlichen Handschriftenbestandes zu, mit dem um 1700 etwa Ludovico MURATORI arbeitete und der unter anderem die von MAI ausgewerteten Codices und Palimpseste aus Bobbio enthält. Die Bibliothek Brera richtete im Gegensatz dazu seit dem späten 18. Jahrhundert ihr Augenmerk auf den Ankauf neuester Publikationen und

4839 Zur Biblioteca italiana vgl. Bizocchi, Roberto, La „Biblioteca Italiana” e la cultura della

restaurazione (1816–1825). Milano 1979; Bezzola, Guido, La vita quotidiana a Milano ai tempi di Stendhal. Milano 1991, 170–71; Reisinger, Biblioteca italiana.

4840 Für einen umfassenden Überblick sei verwiesen auf Meriggi, Milano borghese. 4841 Zur Geschichte der Biblioteca Ambrosiana vgl. Paredi, Angelo, Storia dell’Ambrosiana. Milano

1981; Näther, Bibliothekswesen 47–48.

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Zeitschriften. Die Ambrosiana war daher eher geeignet für „studiosi auf -us”, wie es Ludwig von BREME formulierte4842.

Bartolomeo CATENA wurde 1787 in Saronno geboren4843 und erhielt seine Ausbildung in der Congregazione degli Oblati. Im mailändischen Seminar dieses Ordens war er als Professor für orientalische Sprachen und Griechisch tätig. Als Präfekt der Biblioteca Ambrosiana verfate er einen Handschriftenkatalog derselben und führte die Edition der „Vence-Bibel” zu Ende. Er starb 1855.

HAMMER-PURGSTALL arbeitete während seines Aufenthaltes in Mailand im Jahre 1838 regelmäig an der Ambrosiana, wo er ein türkisches Falknerbuch kopierte und zudem einen Katalog des orientalischen Handschriftenbestandes anfertigte4844. Die Veröffentlichung dieses „Catalogo” in der Biblioteca Italiana bilden den Inhalt der drei Briefe CATENAs.

Cesare Cantù und die Accademia fisio-medico-statistica di Milano Etwas auerhalb des bisher gezeichneten Kontextes akademischer und institutioneller Gelehrsamkeit stand Cesare CANTÙ, dessen gespanntes Verhältnis zu ROSSI und zur Braidense an sich deutich zutage tritt4845.

CANTÙ wurde 1804 in Brivio (Brianza) geboren und absolvierte seine Gymnasialstudien in Sondrio4846. Seine historische Bildung eignete er sich im Selbststudium an, indem er besonders allgemeinere Geschichtswerke des 18. Jahrhunderts, etwa jene SISMONDIs, GIBBONs und MURATORIs, las. Gleichzeitig begann er – unter dem Eindruck Walter SCOTTs und MANZONIs – literarische Werke historischen Inhaltes zu schreiben4847. Aus diesen, wie auch aus seinen geschichtlichen Forschungen, spricht CANTÙs politisches Credo, jenes eines klerikalen, jedoch überzeugt nationalistischen Konservativismus, der ihn als Verdächtigen 1833/34 ins Gefängnis brachte.

CANTÙs enge Kontakte zu Verlegern und Buchhändlern wie VIEUSSEUX oder POMBA erklären einerseits die Heterogenität und Bandbreite seines Schaffens4848 und andererseits seine Einstellung zur Geschichtswissenschaft, die er im Falle der bereits

4842 Vgl. La Braidense, 28. 4843 Vgl. ABI I 273, 309. 4844 Hammer-Purgstall, Josef, Catalogo dei codici arabi, persiani e turchi della Biblioteca

Ambrosiana. In: BI XCIV (1839), 22–49 und 322–348. 4845 CANTÙ waren in seiner Jugend an der Biblioteca di Brera Bücher verweigert worden, die er sich

an Wochenenden illegal von den Bediensteten an den Wochenenden unter der Hand aushändigen lie; vgl. La Braidense, 33. ROSSI, den HAMMER-PURGSTALL mitunter über CANTÙ zu befragen suchte, blockte diese Fragen mit eher abfälligen Bemerkungen ab; vgl. XIII 39-40, 44, 46.

4846 Zu Cesare CANTÙ vgl. DBI XVIII, 336–44. 4847 Nennenswert sind dabei besonders die Epischen Gedichte „Alarico sulle Alpi”, „Sacderbeg”

sowie der Historische Roman „Margherita Pusterla”. 4848 In den Jahren 1837–1838 publizierte CANTÙ didaktische Werke für Kinder.

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erwähnten „Storia universale” weniger der historischen Auseinandersetzung wegen, als aufgrund wirtschaftlicher Interessen betrieb.

Nach dem Gefängnisaufenthalt wurde CANTÙ mit einer Gnadenpension von seiner Tätigkeit als Gymnasiallehrer suspendiert, 1847 wurde er von der Polizei verwarnt, mute im Jänner 1848 nach Turin flüchten, war im aufständischen Mailand tätig, kehrte jedoch mit der Restauration der Österreicher nach Mailand zurück, wurde gegen den Willen den Mitglieder zum Sekretär des Istituto lombardo bestimmt und arbeitete dann als Kulturberater für Erzherzog MAXIMILIAN.

CANTÙ, der 1895 als anerkannter Historiker und ehemaliger Parlaments-abgeordneter starb, mu HAMMER-PURGSTALL bereits vor dem Einsetzen des Briefkontaktes 1843 – möglicherweise durch seinen Bruder Ignazio4849 – gekannt haben, da die Korrespondenz unvermittelt einsetzt. CANTÙ bittet HAMMER-PURGSTALL darin um ein Durchsehen des neunten Bandes der Weltgeschichte, das nie stattgefunden haben dürfte.

Die weiteren drei Briefe stehen in Zusammenhang mit der „Accademia fisio-medico-statistica di Milano”4850, einem der in den vierziger Jahren recht häufigen gegründeten bürgerlichen Vereine, deren Sekretär CANTÙ war und dessen Korrespondierendes Mitglied HAMMER-PURGSTALL dadurch wurde. Die Accademia wurde 1846 gegründet und war in erster Linie für Ärzte konzipiert, zählte in ihren Reihen jedoch auch „cultori delle scienze [...] economiche, filosofiche ed archeologiche”4851.

Es waren vor allem diese Vereine, die, wie MERIGGI bemerkt, den Weg hin zur Entwicklung einer öffentlichen Meinung wiesen. Ihr Ziel, die „elevazione di un’idea di scienza a valore culturale e civile primario, la determinazione a coltivarla in forma associata allo scopo di ricavarne soluzioni per problemi sociali e produttivi di interesse collettivo”4852, lag nicht weit entfernt von jenem des Istituto und in gewisser Weise auch bei jenem der an ein breites Publikum gerichteten Biblioteca. Diese Parallelen und Verbindungen könnten bei einer Neubetrachtung des Mailänder Geisteslebens des Vormärz interessante Ergebnissen bringen.

1.2.2 Venedig Venedig, das mit der Abdankung des Maggior Consiglio am 12. Mai 1797 aufhörte, Republik zu sein, erlebte in den folgenden Jahrzehnten eine konstante Verschlechterung der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Umstände, die sich erst ab den dreiiger Jahren des 19. Jahrhunderts wieder zu stabilisierten begannen4853.

4849 Es existieren fünf Briefe von Ignazio CANTÙ an HAMMER-PURGSTALL; vgl. BE-Erinnerungen 549. 4850 Zur Accademia vgl. Meriggi, Milano borghese 109–11. 4851 Vgl. Meriggi, Milano borghese 110. 4852 Vgl. Meriggi, Milano borghese 111. 4853 Zur Geschichte Venedigs im Vormärz vgl. Pillinini, Giovanni, Venezia capitale preunitaria. In:

Le capitali degli stati preunitari. Tagungsband Cagliari 1986. Roma 1988, 153-72.

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Diese Phase war gekennzeichnet von einer Orientierungslosigkeit hinsichtlich der Funktion der Stadt, die als „Staat” noch nicht über die Infrastruktur einer mittleren Verwaltungseinheit verfügte, von einem steten Gegensatz zu Mailand, dessen Vorherrschaft man stets fürchtete und während des Regno Italico auch zu spüren bekommen hatte sowie einer Krise der Aristokratie, die sich – ihrer Funktionen beraubt – zurückzog, oft verarmte und nicht in der Lage war, eine Elite innerhalb der neuen Gegebenheiten zu bilden.

Dies hatte immense Auswirkungen für das kulturelle und geistige Leben der Stadt. Während der beiden Herrschaften der Franzosen 1798 und 1806 bis 1814 verlor die Stadt viele ihrer Kunstschätze, die nur zum Teil, wie etwa die konstantinopolitanische Quadriga der Markuskirche, nach Venedig zurückkehrten4854. Die Klosteraufhebungen 1806 und 1810 zerschlugen eine Vielzahl an Bibliotheken und Sammlungen, was davon blieb, mute oft in Ermangelung anderer Existenzgrundlagen veräuert werden. Ähnliches kann von den Sammlungen des Patriziats gesagt werden.

Die Biblioteca Marciana. Iacopo MORELLI und Pietro BETTIO In dieser Situation kam der Biblioteca di San Marco eine besondere Stellung zu4855. Ihre Gründung, die schon von PETRARCA angeregt worden war, steht in Zusammenhang mit einer Schenkung Kardinal BESSARIONs an die Republik im Jahre 1468. Seit 1553 befindet sich die Bibliothek in dem von Jacopo SANSOVINO zu diesem Zweck errichteten Gebäude.

War es zur Zeit der Republik Gesetz, da ein Patrizier das Amt des Bibliothekars auszuüben hatte, so wurde 1797 mit dem Einmarsch der Franzosen der bisherige Kustos Iacopo MORELLI als „bibliotecario nazionale“ mit der Amtsführung betraut. MORELLI wurde 1745 in Venedig geboren und erhielt seine Ausbildung bei den Dominikanern4856. Er wurde in seinem Interesse für die philologischen Studien besonders vom dominikanischen Gelehrten RUBEIS unterstützt, der ihn auch in die wichtigsten Bibliotheken der Stadt einführte. Nur kurz erfüllte er sein Priesteramt, 1779 kam er an die Marciana, die er bis zu seinem Tod 1820 leitete. Sein überaus reichhaltiges Werk enthält vornehmlich Editionen4857, Kataloge4858 und Abhandlungen4859 und brachte ihm einen Ruf von europäischem Rang ein, der ihm

4854 Vgl. Österreich und Italien, Nummer 97. 4855 Zur Geschichte der Marciana vgl. Näther, Bibliothekswesen 34–35; Zorzi, Marciana. 4856 Zu Iacopo MORELLI vgl. BU XXIX, 286–93; zu MORELLI als Bibliothekar gl. Zorzi, Marciana 287–

370. 4857 Stellvertretend seinen hier jene von Werken des ARISTOXENOS, ARISTIDES und CASSIUS DIO

sowie von italienischen Autoren wie Francesco PETRARCA, Pietro BEMBO oder Apostolo ZENO genannt.

4858 Unter „Katalogen” sind Bestandsaufnahmen von Sammlungen zu verstehen. Solche hat MORELLI etwa für das Museo Nani (1776; vgl. weiter unten) und das Museo Pinelli (1787) verfat.

4859 Beispielsweise über die Biblioteca Marciana, die Zeichenkunst im 16. Jahrhundert, über Inkunabeln etc. Insgesamt umfat die Bibliographie, die in der BU wiedergegeben ist, 61 Titel.

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auch als Bibliothekar eine privilegierte Position gegenüber den Behörden und Autoritäten einräumte. Eine dieser Abhandlungen4860 bildet den Gegenstand eines der beide Briefe MORELLIs an HAMMER-PURGSTALL.

Die allgemeine Anerkennung MORELLIs ermöglichte es ihm, in der Zeit der napoleonischen Wirren mehrmals zugunsten der Marciana, der einzigen Institution der Republik, die das Jahr 1797 überlebt hatte, zu intervenieren. Er, der im Jahre 1789 im Auftrage der Republik Inventare mehrerer später aufgelassener Klosterbibliotheken verfertigt hatte und daher die Bestände kannte, führte – so er dazu die Befugnis erhielt – die wertvollsten Stücke der aufgelassenen Sammlungen der Marciana zu. Nicht verhindern konnte er die offizielle und individuelle Bereicherung von Franzosen und Österreichern auf Kosten der Marciana4861 und die von NAPOLEON verfügte Übersiedlung der Bibliothek in den Dogenpalast4862, die zwischen Dezember 1811 und Februar 1812 stattfand und bis zum Beginn dieses Jahrhunderts nicht rückgängig gemacht wurde.

1820 folgte auf MORELLI sein langjähriger Freund und Vizebibliothekar Pietro BETTIO nach. BETTIO wurde 1769 in Venedig geboren, erhielt seine Ausbildung am Seminar San Cipriano di Murano, das er gemeinsam mit Ugo FOSCOLO besuchte und kam 1794 als Vizekustos an die Bibliothek4863. Seine sechsundzwanzigjährige Amtszeit war gekennzeichnet durch den Versuch, das Wirken seines Vorgängers hinsichtlich der Erweiterung der Bibliothek fortzusetzen, was sich jedoch aufgrund der geänderten politischen Situation und der extremen Sparsamkeit des österreichischen Staatsapparates in Wissenschaftsfragen extrem schwierig gestaltete. Der Ankauf von Sammlungen oder Sammlungsteilen, etwa der Bibliothek CICOGNARAs, dem Museo CORRER-PISANI und dem Museo NANI4864, für die Bibliothek schlug meist fehl. Die Verhandlungen über eine Verbesserung des Gehaltes der Bibliotheksbediensteten gingen langsam vor sich4865.

Die von BETTIO eingereichten Pläne zum Umbau von Bibliothek und Dogenpalast wurden in Wien auf eher umständliche Weise bearbeitet und immer wieder nach Venedig zur Revision zurückgeschickt4866. Tatsächlich war BETTIO nicht nur für die Bibliothek, sondern auch für die Antikensammlung4867 und zeitweilig für den gesamten

4860 Morelli, Iacopo, Dissertazione sopra alcuni viaggiatori eruditi veneziani poco noti, publicata per

le nobili nozze Manin-Giovanelli. Venezia 1803. 4861 Es sei hier beispielhaft an die Inbeschlagnahme der Memorie des MANUZZI durch Kommissär

BRUNET (III 24) und die (vorübergehende) Auslagerung der originalen Diarii des SANUTO nach Wien (III 9) erinnert.

4862 Vgl. III 27. 4863 Zu Pietro BETTIO vgl. DBI IX, 757–60; zu BETTIO als Bibliothekar vgl. Zorzi, Marciana 370–83. 4864 Vgl. III 19–20. 4865 Vgl. III 14. 4866 Vgl. III 5, 13–17, 17a–18. 4867 Vgl. III 5.

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Dogenpalast, die Loggietta Sansoviniana und die darin aufbewahrte Bildersammlung verantwortlich4868.

Diese Aktivitäten BETTIOs spiegeln sich in seiner Korrespondenz mit HAMMER-PURGstall, die – nach jener mit Rossi – die ausführlichste der italienischsprachigen Partner ist. Sie umfat 34 Briefe aus den Jahren 1819 bis 1845, die alle ungemein dicht geschrieben sind und viele Informationen enthalten. Wie erwähnt besuchte Hammer-Purgstall Bettio in den Jahren 1825 und 1844, er war möglicherweise an seiner Ernennung zum Bibliothekar nicht ganz unbeteiligt4869 und dürfte den Venezianer als fleiigen und gewissenhaften Forscher geschätzt haben. Es sei an dieser Stelle erlaubt, HAMMER-PURGSTALLs „Italia” zu zitieren, in der er BETTIO ein literarisches Denkmal gesetzt hat:

In der Stifter Geist und seines Meisters MORELLI Reicht BETTIO gern, was ihm der Leser begehrt. Ganz unähnlich hierin manch’ anderem Hüter von Sälen, Der sich als Drache wähnt über die Schätze gesetzt, Der ruhmgeizig für sich bewahrte den Stein und das Büchlein, Dessen, was er nicht kennt, keinem vergönnend Gebrauch4870

Es ist unmöglich, den Inhalt der Briefe BETTIOs kurz widerzugeben, wenn man die ungemein zahlreichen und genau recherchierten Erläuterungen zu Detailfragen der venezianischen Geschichte nicht zu einem Bereich zusammenschliet4871. In diesen Bereich gehört auch die bereits genannte bibliographische Tätigkeit BETTIOs im Namen HAMMER-PURGSTALLs4872, die ihm auch immer wieder Anla gab, von der Auflösung privater Bibliotheken zu berichten4873. Zahlreiche Werke beider Gelehrter, die sie einander zukommen lieen, finden ebenfalls Erwähnung4874.

In eigener Sache wandte sich BETTIO an HAMMER-PURGSTALL in der Causa der ihm von MORELLI nachgelassenen Schriften, die er beim Bankrott seines Bruders veräuerte,

4868 Vgl. III 24, 27. 4869 Vgl. III 1. 4870 Vgl. Hammer-Purgstall, Italia 19. 4871 Stellvertretend für die (im Kommentar genau erfaten) Auskünfte seien hier BETTIOs

Erläuterungen zum Venezianischen Währungssystem (XIII 13), zur Geschichte der Familien NANI und NAVAGERO (III 13) und zum Krieg der Venezianer gegen Mailand 1439 (III 1) genannt.

4872 Es kann hier nicht auf die einzelnen Werke eingegangen werden. Dieser Bereich ist am besten durch das Register der in den Briefen erwähnten Publikationen erschliebar.

4873 Vgl. III 9, 14, 25–26. 4874 Auf das Schaffen HAMMER-PURGSTALLs kann hier nicht eingegangen werden. Von BETTIOs

Werken seien genannt: Bettio, Pietro, Del Palazzo Ducale in Venezia. Lettera discorsiva. Venezia 1837 (III 17a); Intorno ai diarii scritti da Marino Sanuto. Documenti per la prima volta pubblicati da Pietro Bettio. Venezia 1828 (III 13); Natale Conti Storico, poeta latino e greco (III 10); Sulla zoopedia presso i Greci e Romani. In: AV/E I (1827), 145–166 (III 10); Sanuto, Marino, Storia dei veneziani contro Ercole d’Este duca di Ferrara nel 1482–1484, hrg. von Pietro Bettio. Venezia 1829 (III 16).

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um dessen Lebensunterhalt zu sichern4875. Der von BETTIO gewünschte Rückkauf für die Marciana fand erst im Jahre 1877 statt. Ebenfalls um persönliche Fürsprache bat BETTIO in Zusammenhang mit der Nachbesetzung des Postens eines Gymnasialinspektors der venetischen Provinzen nach dem Tode Antonio Maria FILIASIs 1836, was jedoch ebenfalls ohne positives Ergebnis blieb4876.

Unter den zahlreichen Personen, die in der Korrespondenz genannt werden, können nur Einzelfälle herausgegriffen werden. Der Schriftsteller und spätere Erzbischof von Erlau, Ladislaus PYRKER, hielt sich von 1821 bis 1827 als Patriarch in Venedig auf und entwickelte dort sichtlich ein recht inniges Verhältnis zu BETTIO4877. Ebenfalls nennenswert ist der Aufenthalt des deutschen Historikers Leopold RANKE in Venedig im Jahre 1828, wobei der Kontakt mit BETTIO sichtlich keine bleibenden Spuren hinterlassen hat – bei seinem zweitem Aufenthalt 1829 nahm RANKE keinen Kontakt mit BETTIO auf4878.

Das „Ateneo veneto” Betrachtet man das weitere kulturelle Umfeld BETTIOs, so mu kurz das „Ateneo Veneto” erwähnt werden, eine akademische Institution, deren Einrichtung 1810 von NAPOLEON angeordnet worden und 1812 durch die Vereinigung der „Società veneta di medicina” und der „Accademia dei Filareti” ins Leben getreten war4879.

Unter den Mitgliedern der Klasse „arti” befanden sich neben BETTIO, der im Ateneo zahlreiche Vorträge hielt4880, auch MORELLI, der Dialektdichter und Vizebibliothekar der Marciana, Bartolomeo GAMBA4881, der Arzt Giacinto NAMIAS4882 sowie der Historiker Samuele ROMANIN, der HAMMER-PURGSTALLs “Geschichte des Osmanischen Reiches” ins Italienische übertragen hat4883. 1828 wurde HAMMER-PURGSTALL korrespondierendes Mitglied des Ateneo4884.

Emanuele Cicogna und die „Iscrizioni veneziane” Emanuele CICOGNA nimmt mit seinem Werk „Delle iscrizioni veneziane” einen besonderen Rang innerhalb der Publikationen des vormärzlichen Venedig ein4885. Es handelt sich dabei um eine sechsbändige Zusammenstellung eines Groteils des 4875 Vgl. III 13–14, 27. 4876 Vgl. III 27–29. 4877 Zu Ladislaus PYRKER (1772–1847) vgl. Wurzbach XXIV, 115–26, sowie die Briefe 2a–13 und 15. 4878 Zu Leopold RANKE (1795–1886) vgl. ADB XXVII, 242–69, sowie die Briefe III 13, 16 und 19. 4879 Zur Geschichte des Ateneo Veneto vgl. Ateneo Veneto. Indici dei lavori compresi nelle sue

pubblicazioni dal 1812 a tutto il 1900. Venezia 1902. 4880 Vgl. III 10, 12–13, 16, 18. 4881 Zu Bartolomeo GAMBA (1766–1841) vgl. ABI I 452, 190–238, sowie Brief III 24. 4882 Zu Giacinto NAMIAS vgl. ABI I 690, 233–34, sowie Brief XIII 42. 4883 Zu Samuele ROMANIN (1808–1861) vgl. Wurzbach XXVI, 318–21, sowie die Briefe III 10–13, 16–

21 und 32. 4884 Vgl. III 13 4885 Cicogna, Emmanuele, Delle Iscrizioni veneziane. Vol I–VI. Venezia 1824–1853.

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Inschriftenbestandes von Venedig und Murano, wobei die Inschriften nicht nur transkribiert und kommentiert sind, sondern meist auch historisch-antiquarische Informationen über Standort, Auftraggeber und Verfasser gegeben werden, die nicht selten bis in die unmittelbare Zeitgeschichte hereinreichen und damit einen unschätzbaren (und entsprechend vielzitierten) Fundus an Auskünften über das Venedig jener Jahre enthalten. PILLININI nennt CICOGNA recht treffend einen „depositario di opinioni comuni in città”4886.

CICOGNA, geboren 1789 in Venedig, erhielt seine Ausbildung Barnabitenkollegium in Udine4887. Er verfolgte eine – in Ermangelung eines Studientitels nicht sehr brilliante – Karriere am venezianischen Apellationstribunal. Danaben sammelte er eine enorme Menge an Informationen biographischer, bibliographischer, epigraphischer, numismatischer etc. Natur, deren Publikation ihm im Laufe der Jahre, besonders jedoch nach dem Tod seiner Gattin 1849, zum Hauptlebensinhalt wurde. Er starb 1868.

HAMMER-PURGSTALL lie sich von BETTIO regelmäig die neuerschienenen Faszikel der Iscrizioni zuschicken4888. Auf diese Weise in Kontakt mit CICOGNA, hatte HAMMER-PURGSTALL offensichtlich im Jahre 1825 eine finanzielle Unterstützung bei der lithographischen Abbildung einer kufischen Inschrift aus San Pietro in Castello zugesagt4889, die CICOGNA 1842 in seinem einzigen Brief – offensichtlich vergeblich – einklagte.

Gerade in der häufig kritisierten, weil unsystematischen und nicht wirklich selektiven Struktur der „Iscrizioni” spiegelt sich das Bild des vormärzlich-venezianischen Geisteslebens. Es ist das einer minutiösen Liebe für die eigene Geschichte, ein ungemein sorgfältiger Umgang mit ihren Relikten und die Unmöglichkeit, geistig über sie hinauszuwachsen.

1.2.3 Turin

Turin, seit dem 16. Jahrhundert Hauptstadt Savoyens, hatte im 17. und 18. Jahrhundert einen regen Ausbau zur militärischen Festung der Herzöge von Savoyen, seit dem Spanischen Erbfolgekrieg Könige von Sardinien-Piemont, erlebt.4890 Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurde die Stadt durch die Protoindustrialisierung des Umlandes auch zu einem wirtschaftlichen Zentrum, was durch die Öffnung der Stadt 1817 und diverse urbanistische Initiativen seitens der Könige noch verstärkt wurde. Die Phase von der Restauration bis zur Proklamation Turins zur Hauptstadt Italiens 1861 ist geprägt durch einen tendenziellen Aufschwung eines durch Handel und Industrie zu Kapital

4886 Vgl. Pillinini, Venezia 158. 4887 Zu Emmanuele CICOGNA vgl. DBI XXV, 394–97. 4888 Vgl. III 9, 12, 14, 17, 20, 23, 26, 30, 32. 4889 Vgl. auch III 10. 4890 Zur Geschichte Turins im Vormärz vgl. Trainello, Francesco, Torino: La metamorfosi di una

capitale. In: Le capitali degli stati preunitari. Tagungsband Cagliari 1986. Roma 1988, 65–112.

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gekommenen Bürgertums und das allmähliche Zurücktreten der königlichen Initiativen.

Das „Museo Egizio”. Giulio Cordero di San Quintino und Giovanni Baracco Eindeutiges Resultat eines königlichen Planungsgedankens war das „Museo Egizio”4891. Es wurde 1824 von KARL FELIX im Zusammenhang mit dem Ankauf der Sammlung Bernardino DROVETTIs, des aus dem Piemont stammenden, jedoch für Frankreich tätigen Generalkonsuls in Alexandria ins Leben gerufen.

1832 wurde das Museum, bis dahin im Palazzo der Akademie der Wissenschaften untergebracht, mit der Antikensammlung der Universität zusammengelegt und in das bis heute bestehende Gebäude transportiert. Diese Sammlung, nach jener in Kairo die gröte der Welt, veranlate die Regierungen anderer europäischer Länder zum Ankauf analoger Bestände, und zog die renommiertesten Ägyptologen, allen voran CHAMPOLLION, nach Turin.

Mageblich beteiligt an dem Entstehungsproze des Museo Egizio war Giulio CORDERO di SAN QUINTINO4892. Er wurde 1778 in Mondivì geboren, erhielt seine Ausbildung am Collegio dei Somaschi in Fossano, dann im von den Barnabitern geführten Collegio dei Nobili in Turin. 1793 erlangte er das Bakkalaureat beider Rechte an der Universität Turin. Ursprünglich hatte CORDERO den Weg einer kirchlichen Laufbahn eingeschlagen, der Einmarsch der Franzosen und die Abschaffung der Orden brachten ihn jedoch dazu, sich auf ausgedehnte Reisen nach England, Frankreich, Deutschland und in andere Teile Italiens zu begeben, wo er in Sizilen und besonders im Herzogtum Lucca eine neue Heimat fand. In den Jahren 1810 bis 1823 reiste CORDERO viel zwischen Turin, Lucca, Rom sowie Neapel und publizierte dabei Studien meist numismatischen oder kunsthistorischen Charakters4893.

1823 kam ihm der Auftrag zu, die von der piemontesischen Regierung angekaufte Sammlung DROVETTIs bei ihrer Ankunft per Schiff in Livorno zu sichten und zu klassifizieren sowie dann den Transport nach Turin zu organisieren. Dort wurde diese Sammlung zum Grundstock des Museo Egizio, zu deren Kustos CORDERO 1825 bestellt wurde. Es kam dort aus Kompetenzgründen, aber auch aus Fragen persönlicher Eitelkeit zu Konflikten mit CHAMPOLLION, der sich zu Studienzwecken im Museum aufhielt. CORDERO plagiierte in einer Publikation CHAMPOLLIONs Forschungsergebnisse, beide waren uneins in der Frage der richtigen Behandlung noch nicht abgewickelter Papyri. Die Manie der totalen Restaurierung, die CORDERO dazu veranlate, die Objekte

4891 Zur Geschichte des Museo Egizio vgl. Curto, Silvio, Storia del Museo Egizio di Torino. 2.

Auflage, Torino 1974. 4892 Zur Biographie SAN QUINTINOs vgl. ABI I 318, 372–378 und II 158, 87–92, DBI XXVIII, 799–803 4893 Etwa „Della zecca e delle monete degli antichi marchesi di Toscana” (1820), „Sopra alcune

monete lucchesi trovate nell’urna sepolcrale di s. Francesco d’assisi” (1821), aber auch kunsthistorische Werke: „Guida del forestiere per la città ed il contado di Lucca” (1820), „Dei marmi lunesi” (1823) etc.

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der Sammlung anzumalen, brachte schlielich 1832 den Ausschlu aus dem Museum und die Zusammenlegung desselben mit der Antikensammlung unter BARUCCHI.

Die Forschungen CORDEROs wandten sich nun wiederum der Numismatik und der Kunstgeschichte zu, wobei seine Beiträge zur Geschichte der Langobarden in Oberitalien4894 eine gewisse Bedeutung erlangten. Nennenswert ist auch CORDEROs Werk über die Münzen JUSTINIANs II4895. Er starb 1857.

Der Brief an HAMMER-PURGSTALL, den SAN QUINTINO 1825 kennengelernt hatte, ist vor dem Hintergrund der Polemik um die plagiierte Schrift zu verstehen. Er erhoffte sich von seinem Adressaten eine Verteidigung seines Standpunktes im deutschsprachigen Raum, was jedoch wohl ausblieb.

Ebenfalls um eine Einführung in den Bereich der österreichischen und deutschen Wissenschaft ging es Giovanni BARACCO, der sich 1832 auf Empfehlung der Gräfin RZEWUSKA hin an HAMMER-PURGSTALL wandte und um Korrespondenzvermittlung mit den Ägyptologen KOSEGARTEN und SEYFFARTH bat.

BARACCO wurde 1801 in Turin geboren4896. Er studierte Recht, nahm dann das Priesteramt an und wurde im Bereich der katholischen Publizistik tätig. BARACCO war ein enger Vertrauter und später Korrespondent GIOBERTIs und begründete die Zeitschrift „Il Propagatore religioso” sowie eine „Accademia di Sacra Eloquenza”. Bereits seit 1832 mit der Neuordnung der Bestände des Museo Egizio befat, wurde er 1834 Koadjutor, was er bis zu seinem Tod 1858 blieb.

Insgesamt erweckt Turin – auch etwa in den Aussagen BARACCOs – den Eindruck einer wissenschaftlich sicherlich aktiven, jedoch nicht besonders innovativen Atmosphäre, verglichen etwa mit Mailand oder Paris, den beiden Polen, nach denen es sich orientierte. HAMMER-PURGSTALL, der sich nicht wirklich mit Ägyptologie auseinandergesetzt hat, konnten die Turiner Korrespondenten nichts wirklich Interessantes bieten.

1.2.4 Andere Zentren

Es ist bei den verbleibenden Korrespondenten nicht mehr möglich, von einem wissenschaftlichen oder gar kulturellen Ambiente zu sprechen, zu sporadisch – wenn nicht überhaupt einmalig – sind ihre Briefe, zu allgemein die von ihnen mitgeteilten Inhalte.

Wie auch SAN QUINTINO und BARACCO suchten ROSELLINI und MICALI einen Ansprechpartner im deutschsprachigen Raum, der ihnen HAMMER-PURGSTALL, weder Ägyptologe noch Altertumsforscher, nicht sein konnte. Lediglich Salvatore MORSO

4894 Etwa „Dell’italiana architettura durante la dominazione longobarda” (1829), „Sulle monete

battute dai Longobardi in Italia” (1834). 4895 Abgedruckt in den „Memorie della Regia Accademia delle Scienze di Torino” VIII (1846). 4896 Zu Giovanni BARACCO vgl. DBI V, 771–72

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antwortete auf eine Anfrage HAMMER-PURGSTALLs, jene nach einer kufischen Inschrift im palermitanischen Königspalast. Analoges gilt für BARALDI, der HAMMER-PURGSTALL die Transkription einer Inschrift am Dom von Modena sandte.

Die Toskana. Ippolito Rosellini. Giuseppe Micali Der Groherzog von Toskana war 1815 nach Florenz zurückgekehrt, von wo man ihn 1799 vertrieben hatte4897. Die Phase der Restauration zwischen dem Wiener Kongre und dem Beitritt zum Königreich Italien war im wirtschaftlichen und sozialen Bereich gekennzeichnet durch einen Mischung aus Fortschritt und Reaktion, privater Industrialisierung und staatlichen Eingriffen, welche die Toskana einem „grande podere gestito da sani e accorti fattori” gleichen lie4898.

Einen wirklich spürbaren Aufschwung erlebte die Toskana, besonders jedoch Florenz, im Geistesleben. VIEUSSEUX und CAPPONI gaben die „Antologia” heraus, es entbrannte die Debatte zwischen Klassikern und Romantikern, 1839 fand der erste „Congresso degli scienziati italiani” in Pisa statt. In jenen Jahren hielten sich auch MANZONI, LEOPARDI, TROYA und NICOLINI in Florenz auf.

Einer der wichtigsten Teilhaber an diesem Aufschwung war Ippolito ROSELLINI4899. Er wurde 1800 in Pisa als Sohn eines Kaufmannes geboren. Er schlo 1821 ein Theologiestudium ab und ging nach Bologna, um dort bei MEZZOFANTI orientalische Sprachen zu studieren. Nach einer Publikation über die Authentizität der Vokalpunkte im Hebräischen wurde er 1825 zum Professor der orientalischen Sprachen an der Universität Pisa bestellt.

Von den Entdeckungen CHAMPOLLIONs fasziniert, folgte ROSELLINI dem französischen Gelehrten auf seiner Besichtigungsreise verschiedener italienischer Museen und schlielich auch nach Paris. Mit der Unterstützung des toskanischen Groherzogs gelang es ROSELLINI, eine Expedition nach Ägypten und Nubien zu organisieren, die auch von der französischen Regierung mitfinanziert wurde und im Rahmen welcher sich zwischen Mitte 1828 und Ende 1829 insgesamt zwölf Gelehrte unter der Leitung von CHAMPOLLION und ROSELLINI in Afrika aufhielten. Aus diesem Unternehmen ging das Werk „Monuments de l’Egypte et de la Nubie” hervor, das ROSELLINI aufgrund des Todes CHAMPOLLIONs im Jahre 1831 gemeinsam mit dessen Bruder Jean-François CHAMPOLLION-FIGEAC herausgab4900. Daneben schrieb ROSELLINI auch eine koptische Grammatik und ein (nicht vollendetes) Hieroglyphenwörterbuch. 1839 wurde sein Lehrstuhl an der Universitätb Pisa, an der er auch das Amt des Bibliothekars innehatte, in jenen eines Professors der Archäologie verwandelt, lange

4897 Zur Geschichte der Toskana im Vormärz vgl. Spadolini, Giovanni, Firenze capitale preunitaria.

In: Le capitali degli stati preunitari. Tagungsband Cagliari 1986. Roma 1988, 29–44. 4898 Vgl. Spadolini, Firenze 32–33. 4899 Zur Biographie Rosellinis vgl. ABI II 519, 86–87, BU XXXVI, 478–479. 4900 Rosellini, Ippolito, und Champollion-Figeac, Jean-François, Monuments de l’Egypte et de la

Nubie. Paris 1835–1845.

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Phasen der Krankheit zwangen ROSELLINI jedoch wiederholt zur Suspension des Unterrichtes. Er starb 1843.

Festzuhalten ist bei ROSELLINI sowie bei anderen relativ jungen Ägyptologen wie SALVOLINI oder NICOLINI die starke auch emotionale Bindung an CHAMPOLLION. Die damit verbundene wissenschaftliche Solidarität gereichte den Turiner Kustoden SAN

QUINTINO und BARACCO zum Ärgernis. Geschichtsschreibung in einem engeren Sinn betrieb Giuseppe MICALI4901. 1769 in

Livorno geboren, unternahm er in seiner Jugend Reisen nach Deutschland, Italien und Frankreich, ehe er sich nach seiner Rückkehr in die Toskana mit antiken Monumenten auseinanderzusetzen begann.

Sein Hauptwerk, „L’Italia avanti il dominio dei Romani”4902, zeichnet in detailreicher Beschreibung der einzelnen vorrömischen Völkerschaften das Bild einer Gemeinschaft freier und kulturbewuter Ethnien, die von Rom unterjocht wurden. Diese antirömische Einstellung, die bei den Gegnern der Optik der romzentrierten Einheitsstaates auf offene Ohren stie, verhalf dem Werk zu einer beachtlichen Popularität in Italien und im Ausland, wo MICALI etwa mit NIEBUHR in Konflikt geriet.

Die 1810 erstmals publizierte „Storia” erlebte 1831 eine überarbeitete Neuauflage und wurde 1843 durch einen Text- und einen Atlasband unter dem Titel „Monumenti inediti a illustrazione degli antichi popoli italiani” ergänzt. MICALI starb 1844.

Palermo. Salvatore Morso Palermo erlebte – ähnlich wie Venedig – mit der Abschaffung des „Parlamento siciliano” den Verlust jahrhundertealter Autonomie und wurde zum Capoluogo einer der sieben sizilianischen Talschaften degradiert4903. In Ermangelung einer Mittelschicht und angesichts der wirtschaftlichen Krise des Hochadels (unter anderem in Zusammenhang mit der Abschaffung der Grundherrschaft 1812) kam es zu einer sozialen Erstarrung und einer wirtschaftlichen Stagnation.

Demgegenüber stand jedoch ein deutlicher Aufschwung im geistigen Leben der Stadt. Zahlreiche Sizilaner hatten am Kontinent oder gar in Paris studiert und pflegten Kontakte in ganz Europa. Festzuhalten ist dabei, da die Universität von dieser Entwicklung eher ausgenommen war und die Wissenschaft vornehmlich im Bereich der Akademien angesiedelt war.

4901 Zu Giuseppe Micali vgl. Letteratura italiana, hrg von Alberto Asor Rosa. Vol IX: Gli Autori.

Torino 1991, 1191. 4902 Vgl. Letteratura italiana, hrg von Alberto Asor Rosa. Vol III, 2: Forme – Prosa. Torino 1986, 204–

05. 4903 Zur Geschichte Palermos im Vormärz vgl. Cancila, Orazio, Palermo: crisi di una capitale. In: Le

capitali degli stati preunitari. Tagungsband Cagliari 1986. Roma 1988, 285–312.

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Salvatore MORSO4904 wurde 1766 in Palermo geboren, wo er auch Philosophie studierte. 1790 erlangte er die Priesterwürde und begann, sich von Rosario GREGORIO in Griechisch und Paläographie, später in Arabisch unterweisen zu lassen. In Alfonso AIROLDI fand er einen Förderer, der ihn beim Bestreiten seiner Studien finanziell unterstützte, wofür MORSO seine Sammlung betreute.

Seit 1797 hatte MORSO den Lehrstuhl für Arabisch an der Universität Palermo inne. In seinen Studien befate er sich u.a. mit der arabischen Inschrift am palermitanischen Königspalast, deren schlechte Übersetzung TYCHSENs er 1815 durch eine eigene ersetzte. Zudem entwarf er ein Tachygraphiesystem des Italienischen (1813) und eine „Descrizione di Palermo antica” (Vol I–XII, 1827), die ihm auch die Anerkennung HAMMERs und DE SACYs einbrachte. Eine Geschichte der Capella Palatina hat er nicht vollendet. Morso war Mitarbeiter an verschiedenen Zeitschriften („Giornale della Sicilia”) und verfate auch Texte in sizilianischer Mundart.

1813 wurde MORSO Mitglied der palermitanischen Bürgerrates, 1814 Deputierter zur „Camera de’Comuni”, von 1826 bis zu seinem Tod 1828 hatte er auch das Amt des Rektors an der Universität Palermo inne.

Modena. Giuseppe Baraldi Modena kehrte mit der Restauration 1815 zu seiner seit 1598 wahrgenommenen Funktion der Residenzstadt der Este zurück, nachdem es unter NAPOLEON ein Reggio gleichgestellter „Capoluogo di dipartimento” gewesen war4905. FERDINAND IV, auf dessen Hof sich das Leben Modenas im wesentlichen beschränkte, war ein Vertreter eines katholischen Paternalismus. Es investierte bewut nicht in eine industrielle Entwicklung seines Herzogtums, weil er die sozialen Spannungen des Modernisierungsprozesses fürchtete.

Die geistige Entwicklung bewegte sich daher im Rahmen der vorgegebenen Parameter, also Hof und Legitimismus. Eine der herausragendsten Persönlichkeiten war dabei Giuseppe BARALDI4906. Er kam 1778 in Modena zur Welt, wo er auch studierte und das Priesteramt annahm. Sodann unterrichtete er Grammatik und Rhetorik am dortigen Seminar, kam dann an die Universitätsbibliothek und wurde 1808 zum Vizebibliothekar der Biblioteca Estense ernannt.

1822 begründete BARALDI die Zeitschrift „Memorie di Religione, di Morale e di Letteratura”, ein deklariert antiliberales, legitimistisches Organ, das zahlreiche der prominentesten katholischen Denker jener Epoche, wie LAMENNAIS, ROSMINI und VENTURA, zu seinem Umfeld zählte.

4904 Zu diesem Gelehrten finden sich keine Angaben in: BU, EI und PT. An biographischem

Material greifbar ist lediglich: ABI I 693, 101–114 und II 403, 378–79. 4905 Zur Geschichte Modenas im Vormärz vgl. Marcelli, Umberto, Modena capitale 1815–1859. In:

Le capitali degli stati preunitari. Tagungsband Cagliari 1986. Roma 1988, 217–34. 4906 Zu Giuseppe BARALDI vgl. DBI V, 772–74.

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1828 wurde BARALDI zum Pressezensor ernannt, 1831 mute er aufgrund der Unruhen nach Florenz flüchten. Bald nach seiner Rückkehr verstarb er im Frühjahr 1832.

1.2.5 Zusammenfassung Es konnte im Rahmen dieser Einleitung lediglich über jene Personen und Institutionen berichtet werden, die in unmittelbarem Zusammenhang mit den Korrespondenten stehen und in den Briefen explizite Erwähnung finden. Freilich ist das der Punkt, an dem die auswertende Arbeit des Historikers, gelenkt durch Fragestellung und Ersturteil, beginnt, die Selektion zu determinieren.

Dieser Schritt hin zu einer allgemeinen Wissenschaftsgeschichte Italiens zur Zeit der Restauration kann in dieser Arbeit nicht vollzogen werden. Dennoch sollen abschlieend jene Beobachtungen zusammengefat werden, die sich an verschiedenen Stellen aus der Thematik ergeben haben und Ausgangspunkte einer solchen Auseinandersetzung sein könnten.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vollzog sich ein Wandel sowohl im politisch-sozialen, als auch im geistigen und wissenschaftlichen Bereich. Die Entwicklung von der Gelehrtenrepublik hin zur staatlich institutionalisierten Wissenschaft entsprach gleichzeitig einem grundlegenden Wandel der Gesellschaft als Trägerin von Bildung. Obgleich die Bereiche schwer voneinander abzugrenzen sind, existierte doch eine Art von „Gelehrsamkeit”, die eher den materiellen Voraussetzungen (Sammlungen) und Zielsetzungen (Repräsentation) des Ancien Regime entsprach, und im Gegensatz dazu eine “Wissenschaft”, die aufgrund des breiteren Definitionsbedürfnisse ihrer bürgerlichen Träger zum Allgemeinen tendierte.

Die Praxis ist freilich bedeutend heterogener als dieses Bild von Antonymen. Gerade das Wechselspiel von Tradition und Innovation in der Wissenschaft spiegelt auch jenes in der Gesellschaft wider, weshalb beispielsweise die sozialhistorisch-prosopographische Aufarbeitung gelehrter Ambientes Aufschlüsse über die Dialektik von Wissenschaft als Forum sozialer Mobilität und elitärer Selbstdarstellung erlauben würde. Unter diesem Aspekt könnte man auch die Untersuchung der Behördengänge im wissenschaftlichen Bereich, also die Involvierung der herkömmlichen administrativen Behörden wie Gubernium und Vereinigte Hofkanzlei in den Proze der Entscheidungsfindung, oder die Erforschung der Zusammenhänge von akademischer und politischer Macht, etwa am Beispiel der provisorischen Regierungen Mailands und Venedigs 1848, die je einige Akademiker in ihren Reihen zählten, als ergiebig für die Klärung des Zusammenspiels interner und externer Faktoren in der Wissenschaft ansehen.

Interessant erscheinen dabei weniger die Kategorisierungen von Kollaboratoren und Dissidenten, sondern vielmehr die Mechanismen, mit denen solche Diskurse transportiert wurden und werden. Diese Mechanismen treten – wie erwähnt – etwa in den Differenzen zwischen den Sitzungsberichten des Istituto lombardo und einigen

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Darstellungen Rossis sowie umgekehrt in der ideologischen Leugnung der starken Rezeption deutschsprachiger Literatur durch Organe wie die Biblioteca italiana, zutage. Es wäre sicher lohnend, die alten Kataloge der italienischen Bibilotheken auf ihre Bestände an Literatur aus dem deutschsprachigen Raum hin durchzusehen und die Rezensionen dieser Werke nicht nur als Verbeugungen vor dem Polizeistaat zu lesen. Umgekehrt würde eine Gegenüberstellung von Zensurakten mit den zensurierten Werken das oft realitätsferne Mitrauen der österreichischen Behörden greifbarer machen.

Wichtig ist in jedem Fall, möglichst vielgestaltige und verschiedenartige Quellen heranzuziehen, da man sich erst auf die Gegensätze einlassen mu, um zu einem mehrdimensionalen Bild zu gelangen. Dies entspricht auch einem Postulat Engelhardts, der eine Lösung der Wissenschaftsgeschichte von ausschlielich institutions- und sozialgeschichtlichen Betrachtungsweisen wünscht.

Die angesprochenen Fragestellungen sollten eher am Beginn einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung denn am Ende der Einleitung zu einer Edition stehen. Dennoch haben sie gerade hier ihre methodologische Berechtigung, da sie das Wirken des hermeneutischen Zirkels veranschaulichen, als mögliche Interpretationsmodelle vor, neben und hinter dem Material stehen, mit ihm verflieen. Diese Arbeit ist in ihrer Gesamtheit gewissermaen Gerüst und zugleich unsystematisch strukturiertes Baumaterial eines historiographischen Textes. Auch in dieser Konstellation liegt ein ästhetischer Wert.

[Die Kapitel 1.3.1 – 1.3.2 enthalten die Brieflisten, s. die nachfolgenden Scans w.u.]

Editionsrichtlinien Diese Arbeit enthält buchstabengetreue Transkriptionen sowie kommentierte deutsche Regesten der 131 Schriftstücke.

Bei der Transkription wurde stets der Originalwortlaut wiedergegeben und nicht emendiert. Dies hat einige orthographische Unstimmigkeiten (besonders hinsichtlich der Akzente im Französischen) zur Folge, bietet aber dadurch Einsicht in die Sprachbeherrschung der Briefschreiber. Analoges gilt für die Gro- und Kleinschreibung, deren durchwegs inkonsequenter Gebrauch in der Transkription beibehalten wurde.

Abkürzungen im Text wurden kursiv in eckiger Klammer aufgelöst. Fehlender Text unbestimmten Ausmaes ist durch drei Punkte in einer kursiven eckigen Klammer ausgewiesen. Korrekturen und Unterstreichungen sind in den Funoten vermerkt, wobei vorausgesetzt wird, da diese Eingriffe vom Schreiber stammen, anderenfalls finden sich gesonderte Bemerkungen.

Das Regest gibt gekürzt den Inhalt des Briefes wieder. Es wurde darauf geachtet, bei Anspielungen und unklaren Aussagen den Wortlaut des Originaltextes beizu-

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behalten. Alle nicht allgemein voraussetzbaren Begriffe werden im Kommentar erklärt. Bei mehreren Nennungen eines Begriffes wird auf die bei der ersten Nennung erfolgte Darlegung verwiesen, sofern es sich nicht um dynamische Elemente handelt, die als Teilaspekte eines Phänomens erläutert werden müssen. Alle Angaben sind mit bibliographischen Nachweisen versehen. [Es folgen hier die Brieflisten sowie die bibliographischen Angaben aus der Diplomarbeit WALLNIG].

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Das Datum des obigen Briefes 2 Morelli an HP 1819 VI 21 lautet richtig 1819 IV 21 Das Datum des obigen Briefes 3 Bettio an HP 1819 IX 26 lautet richtig 1819 XI 26 Das Datum des obigen Briefes 6 Bettio an HP 1822 X 26 lautet richtig 1822 XII 26 Das Datum des obigen Briefes 9 Bettio an HP 1823 VIII 7 lautet richtig 1823 VIII 17 Das Datum des obigen Briefes 10 Morso an HP 1823 IX 2 lautet richtig 1823 I 2 Das Datum des obigen Briefes 22 Bettio an HP 1828 III 28 lautet richtig 1828 III 24 Das Datum des obigen Briefes 46 Rossi an HP 1839 I 15 lautet richtig 1839 I 25 Das Datum des obigen Briefes 49 Bettio an HP 1829 IV 20 lautet richtig 1839 IV 20

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Das Datum des obigen Briefes 68 Cicogna an HP 1842 VII 30 lautet richtig 1842 XI 30 Das Datum des obigen Briefes 87 Rossi an HP 1844 X 29 lautet richtig 1844 X 27 Das Datum des obigen Briefes 102 Labus an HP 1846 IV 4 lautet richtig 1846 IV 3

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Das Datum des obigen Briefes 3 Bettio an HP 1819 IX 26 lautet richtig 1819 XI 26 Das Datum des obigen Briefes 6 Bettio an HP 1822 X 26 lautet richtig 1822 XII 26 Das Datum des obigen Briefes 9 Bettio an HP 1823 VIII 7 lautet richtig 1823 VIII 17 Das Datum des obigen Briefes 22 Bettio an HP 1828 III 28 lautet richtig 1828 III 24 Das Datum des obigen Briefes 49 Bettio an HP 1829 IV 20 lautet richtig 1839 IV 20

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Das Datum des obigen Briefes 2 Morelli an HP 1819 VI 21 lautet richtig 1819 IV 21 Das Datum des obigen Briefes 46 Rossi an HP 1839 I 15 lautet richtig 1839 I 25 Das Datum des obigen Briefes 68 Cicogna an HP 1842 VII 30 lautet richtig 1842 XI 30 Das Datum des obigen Briefes 102 Labus an HP 1846 IV 4 lautet richtig 1846 IV 3 Das Datum des obigen Briefes 10 Morso an HP 1823 IX 2 lautet richtig 1823 I 2

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Das Datum des obigen Briefes 87 Rossi an HP 1844 X 29 lautet richtig 1844 X 27

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Das obige Datum des Briefes HP an BETTIO 1828 IV 24 muss richtig lauten: 1828 VI 24.

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