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PS zur VO Einführung in die KARTOGRAPHIE Kapitel 8 Topographische Kartographie _________________ Seite 1 von 1 02.12.2008 8 Topographische Kartographie 8.1 Begriffe und Aufgaben der Topographischen Kartographie 8.2 Amtliche topographische Kartenwerke in Österreich 8.3 Topographische Kartographie Karteninhalt Situation Geländedarstellung Schrift 8.4 Karteninterpretation Kartenlesen Kartometrie 8.5 Verwendete Literatur und Links 8.6 Abbildungsverzeichnis 8.1 Begriffe und Aufgaben der Topographischen Kartographie Bollmann, J., Koch G., et al.: Lexikon der Kartographie und Geomatik. Heidelberg, Berlin, Spektrum Akademischer Verlag, 2002. Topographische Kartographie, Teilgebiet der Angewandten Kartographie, das sich mit der Herstellung analoger und digitaler topographischer Karten und deren Fortführung befasst. Mit der Herstellung topographischer Karten werden Grundlagen für die Erschließung eines Landes, für militärische Zwecke, für die Umweltplanung und -gestaltung, für die Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung des Landes sowie für die Herstellung anderer Karten geschaffen. Aufgrund dieser großen Bedeutung ist die Herstellung topographischer Karten gemäß der festgelegten topographischen Maßstabsfolge eine hoheitliche Aufgabe. Topographische Karte, eine Kartenart, in der alle für die Orientierung und Tätigkeit des Menschen im Gelände notwendigen Gegebenheiten der Erdoberfläche bzw. der Landschaft entsprechend dem Kartenmaßstab vollständig und richtig wiedergegeben werden. Siedlungen, Verkehrswege und -objekte, Grenzen, Gewässer, Bodenbedeckung (Situation) und Reliefformen sowie eine Reihe sonstiger zur allgemeinen Orientierung notwendiger oder ausgezeichneter Erscheinungen bilden den Hauptinhalt topographischer Karten, der durch Kartenschrift eingehend erläutert ist.

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PS zur VO Einführung in die KARTOGRAPHIE

Kapitel 8 Topographische Kartographie

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Seite 1 von 1 02.12.2008

8 Topographische Kartographie

8.1 Begriffe und Aufgaben der Topographischen Kartographie

8.2 Amtliche topographische Kartenwerke in Österreich

8.3 Topographische Kartographie

Karteninhalt

Situation

Geländedarstellung

Schrift

8.4 Karteninterpretation Kartenlesen

Kartometrie

8.5 Verwendete Literatur und Links

8.6 Abbildungsverzeichnis

8.1 Begriffe und Aufgaben der Topographischen Kartographie

Bollmann, J., Koch G., et al.: Lexikon der Kartographie und Geomatik. Heidelberg, Berlin, Spektrum Akademischer Verlag, 2002.

Topographische Kartographie, Teilgebiet der Angewandten Kartographie, das sich mit der Herstellung analoger und digitaler topographischer Karten und deren Fortführung befasst. Mit der Herstellung topographischer Karten werden Grundlagen für die Erschließung eines Landes, für militärische Zwecke, für die Umweltplanung und -gestaltung, für die Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung des Landes sowie für die Herstellung anderer Karten geschaffen. Aufgrund dieser großen Bedeutung ist die Herstellung topographischer Karten gemäß der festgelegten topographischen Maßstabsfolge eine hoheitliche Aufgabe. Topographische Karte, eine Kartenart, in der alle für die Orientierung und Tätigkeit des Menschen im Gelände notwendigen Gegebenheiten der Erdoberfläche bzw. der Landschaft entsprechend dem Kartenmaßstab vollständig und richtig wiedergegeben werden. Siedlungen, Verkehrswege und -objekte, Grenzen, Gewässer, Bodenbedeckung (Situation) und Reliefformen sowie eine Reihe sonstiger zur allgemeinen Orientierung notwendiger oder ausgezeichneter Erscheinungen bilden den Hauptinhalt topographischer Karten, der durch Kartenschrift eingehend erläutert ist.

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Hake, G., Grünreich, D., Meng, L.: Kartographie. Berlin - New York, Walter de Gruyter, 2002. S.415-417

Als topographische Karte gilt in einem sehr weiten und allgemeinen Sinne jede "Karte, in der Situation, Gewässer, Geländeformen, Bodenbewachsung und eine Reihe sonstiger zur allgemeinen Orientierung notwendiger oder ausgezeichneter Erscheinungen den Hauptgegenstand bilden und durch Kartenbeschriftung eingehend erläutert sind" (Internationale Kartographische Vereinigung 1973). Eine andere und kürzere Definition spricht von " ... Karten aller Maßstäbe, in denen die Landschaft charakteristisch vereinfacht dargestellt ist" (IfAG 1971). Topographische Karten gibt es in Form amtlicher Kartenwerke in bestimmten Maßstäben, als amtliche und private Stadtkarten sowie von verschiedenen Herstellern als touristische Karten, Übersichtskarten, Erdkarten usw., auch in der Form von Kartenwerken und Atlaskarten. Dabei handelt es sich nur selten um reine topographische Karten; fast immer trifft man auch auf thematische Angaben wie politische Grenzen, Nummern von Fernstraßen, Einwohnerzahlen (z. B. erkennbar an Art und Größe der Ortsnamen) usw. Häufig gibt es bei amtlichen Kartenwerken verschiedene Arten der Ausgabe, z. B. mit farblicher Betonung des Straßennetzes oder mit Darstellung von Radwanderwegen. Gruppierung topographischer Karten Bei einer weitgehend gleich bleibenden Thematik topographischer Karten ergibt sich - im Gegensatz zu den thematischen Karten - lediglich eine Gliederung nach Maßstabsbereichen: 1. Topographische Karten im engeren Sinne sind solche, die das Gelände und die mit ihm

verbundenen Gegenstände in großen und mittleren Maßstäben mit maßstabsbedingter Vollständigkeit und Genauigkeit darstellen. Die Grenze dieses Bereiches liegt etwa beim Maßstab 1:300000, und manche Autoren betrachten überhaupt nur solche Karten als topographische Karten. Deren weitere Einteilung ist meist wie folgt üblich:

a) Topographische Grundkarten oder Plankarten bis etwa 1:10.000 mit vorwiegend

grundrisstreuer Darstellung, b) topographische Spezialkarten etwa zwischen 1:20.000 und 1:75.000 mit weitgehend

grundrissähnlicher Darstellung und stärkerer Farbdifferenzierung, c) topographische Übersichts- oder Generalkarten etwa ab 1:100.000 mit höherem Grad

von Generalisierung. d) Daneben gibt es in zunehmendem Maße die besondere Gruppe der Luft- und

Satellitenbildkarten. 2. Topographische Karten im weiteren Sinne gelten vielfach auch als geographische Karten,

chorographische ("raumbeschreibende") oder physische Karten. Sie stellen die landschaftlichen Raumverhältnisse charakteristisch vereinfacht dar. Solche Karten in Maßstäben kleiner als etwa 1:300.000 sind gekennzeichnet durch den maßstabsbedingten Verzicht auf Detailwiedergabe zugunsten einer gut abgestimmten Darstellung geographischer Zusammenhänge. Zu dieser Gruppe gehören auch die meisten Karten in allgemeinen Atlanten. Mitunter wird auch in dieser Gruppe noch unterteilt in Generalkarten (bis 1:1 Mio.), Regional- und Länderkarten, (bis etwa 1:10 Mio.), Erdteilkarten und Erdkarten (etwa ab 1:10 Mio. und kleiner).

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Gurtner, M.: Karten lesen - Handbuch zu den Landeskarten. Bundesamt für Landestopographie, Schweizer Alpen-Club, 1995. S. 118

Topographische Karten sind geometrisch genaue Abbilder von Geländeabschnitten. Ihr Inhalt soll möglichst vielen Benützern die gewünschten Informationen liefern, sie ist graphisch so bearbeitet, dass diese Bilder gut lesbar sind. Neben der eigentlichen Hauptaufgabe, der Geländedarstellung, sind die Objekte und weitere Elemente (in Gruppen klassiert) dargestellt. Je kleiner der Maßstab, desto stärker muss der Inhalt generalisiert werden. Auch der Benützerkreis ist nicht mehr der gleiche.

8.2 Amtliche topographische Kartenwerke in Österreich

• Überblick - Amtliche topographische Kartenwerke in Österreich www.bev.gv.at

Das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen in Wien gibt die folgenden Kartenwerke heraus: Österreichische Basiskarte 1:5.000 (ÖBK 5) Einfarbiges Orthophoto mit Kartenrahmen und Kombinationsmöglichkeit mit Grundriss-angaben des Katasters, Höhenlinien und Schrift. Format 0,5 x 0,5m2 im Gauß-Krüger-Netz. Bisher nur für kleine Bereiche vorhanden. Österreichische Luftbildkarte 1:10.000 (ÖLK 10) Die Österreichische Luftbildkarte 1:10.000 ist eine auf Orthophotos basierende und karto-graphisch geringfügig bearbeitete Karte. Das Kartenbild zeigt ein auf den Maßstab 1:10.000 entzerrtes Luftbild. Dieses Orthophoto wird mit 1 km-Netzlinien, Rahmenausstattung, Höhenkoten und Beschriftung versehen. Der Blattschnitt erfolgt nach Gauß-Krüger-Netzlinien im Abstand von 5 Kilometern. Einfarbiges Orthophoto mit Kartenrahmen, Höhenpunkten und Schrift im Format 0,5 x 0,5m2 . Für den größten Teil des Staatsgebietes vorhanden, für die übrigen Gebiete liegen Orthophotos 1:5.000 bzw. 1:10.000 vor. Österreichische Karte 1:50.000 (ÖK 50) Die Österreichische Karte 1:50.000 ist das topographische Grundkartenwerk. Seit 1959 als Grundkarte aus Luftbildmessungen und terrestrischen Ergänzungen. Der kartographische Inhalt wird unmittelbar aus Luftbildauswertungen und Erhebungen von Topographen im Gelände erstellt und in regelmäßigen Abständen von 6-8 Jahren flächendeckend und punktuell laufend nachgeführt. Das Kartenwerk besteht aus 213 Blättern. Die Österreichische Karte 1:25.000V entsteht durch Vergrößerung der Österreichischen Karte 1:50.000. Die ÖK50/ÖK25V ist eine Gradabteilungskarte und ihre Kartenränder sind durch Meridiane und Parallelkreise im Abstand von 15´ gegeben. Die winkeltreue Abbildung des Erdellipsoids in die Ebene wird durch die Gauß-Krüger-Projektion erreicht. Jede Karte ist mit Blattnummer und Blattnamen versehen. Die Österreichische Karte 1:50.000 ist flächendeckend für das gesamte Bundesgebiet in verschiedenen Ausführungen verfügbar. Neben der Normalausgabe gibt es eine mit Wegmarkierung, eine mit Straßenaufdruck sowie eine dreifarbige Arbeitskarte.

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Kapitel 8 Topographische Kartographie

Österreichische Karte 1:200.000 (ÖK 200) Seit 1961 als Folgekarte aus der Karte 1:50.000 durch kartographisches Generalisieren abgeleitet und periodisch aktualisiert. 23 Blätter in Gauß-Krüger-Abbildung als Gradabteilungskarten mit 1° x 1° in Länge und Breite (1 Blatt enthält das Gebiet von 16 ganzen Blättern der Karte 1:50.000). 11-14 farbige Ausgabe mit Schummerung. Die Österreichische Karte 1:200.000 ist flächendeckend für das gesamte Bundesgebiet in verschiedenen Ausführungen verfügbar. Die Karte der Österreichischen Bundesländer im Maßstab 1:200.000 bildet jedes Bundesland auf einem eigenen Kartenblatt ab (ausgenommen Niederösterreich). Der kartographische Inhalt und die Aktualität entsprechen jenem der Österreichischen Karte 1:200.000 (ÖK200). Die Karte der Österreichischen Bundesländer 1:200.000 wird flächendeckend für das gesamte Bundesgebiet aufgelegt. Übersichtskarte von Österreich 1:500.000 (ÖK 500) Die Übersichtskarte von Österreich 1:500.000 bildet das gesamte Bundesgebiet auf einem Kartenblatt ab und wird in regelmäßigen Abständen nachgeführt. Die Abbildung erfolgt durch die winkeltreue Lambert´sche Schnittkegelprojektion mit den beiden längentreuen Parallelkreisen in 46° und 49° nördlicher Breite. Neben der topographischen Ausgabe mit Straßenaufdruck gibt es verschiedene Sonderausgaben.

Austrian Map Austrian MAP (AMAP) ist ein digitales, innovatives Produkt des BEV. Es umfasst zwei CD`s (Österreich-Ost und Österreich-West) und beinhaltet geringer aufgelöste Daten der Kartographischen Modelle, die blattschnittfrei das gesamte Bundesgebiet Österreichs abdecken, eingebettet in eine bedienerfreundliche Benutzeroberfläche mit umfangreicher Funktionalität.

Abb.1: Austrian Map online http://www.austrianmap.at/

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Kapitel 8 Topographische Kartographie

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• Umstellung auf Universale Transversale Mercator (UTM) Projektion Eine Vereinheitlichung der amtlichen topographischen Kartenwerke und ihrer geodätischen Grundlagen zum Zweck der Kompatibilität und Interoperabilität in Europa macht folgende Umstellungen notwendig: Das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen stellt die nationalen kartographischen Kartenwerke, Österreichische Karte 1:50.000 und Österreichische Karte 1:200.000 (Bundesländerkarte) vom System der Österreichischen Landesvermessung (Militär Geographisches Institut (MGI)), Bessel-Ellipsoid, Gauß-Krüger-Abbildung) auf das weltweit standardisierte "Universale Transversale Mercator (UTM) System" um. Diese Umstellung erfolgt schrittweise, und zwar im Rahmen der Aktualisierung des Kartographischen Modells 1:50.000 (KM50) im UTM-System. Zugleich wird der international gebräuchliche Blattschnitt von 12´x 20´ für den Maßstab 1:50.000 eingeführt. Im September 2001 erscheinen die ersten beiden neuen Blätter 1:50.000 im UTM-System (Blatt 3227 - Großglockner und Blatt 5203 - Neusiedl am See). Ab dem Jahr 2003 werden jährlich 25-30 Kartenblätter 1:50.000 im neuen System erscheinen, sodass bis zum Jahr 2009 das gesamte Bundesgebiet im neuen System vorliegt. Im Maßstab 1:200.000 werden die Blattschnittkarten durch die Karten der Bundesländer 1:200.000 abgelöst.

• Technische Details zur Umstellung von Gauß-Krüger- auf Universale Transversale Mercator (UTM) – Projektion

Projektions-Systeme: Unter Projektion versteht man die Abbildung des Ellipsoides auf eine Ebene oder eine zu einer Ebene abwickelbare Fläche (Zylinder, Kegel). Gauß-Krüger-Projektion (winkeltreue Zylinderprojektion): Das Bundesgebiet wird in drei 3°-breite Meridianstreifen (1,5° östlich und westlich des Bezugsmeridians) abgebildet. Bezugsmeridiane: 28° (M28), 31° (M31) und 34° (M34) östlich von Ferro. Ferro liegt 17°40’ westlich von Greenwich! Gauß-Krüger-Kordinaten: Der Koordinatenursprung liegt jeweils im Schnittpunkt des Bezugsmeridians mit dem Äquator; - drei getrennte Koordinatensysteme, zur eindeutigen Festlegung eines Punktes ist die Angabe des Meridianstreifens unbedingt notwendig. Bundesmeldenetz (BMN): Zur Vermeidung von negativen y-Koordinaten und um sich die Angabe des Bezugsmeridians zu ersparen, werden in Abhängigkeit vom Bezugsmeridian runde Werte zu den y-Koordinaten des Gauß-Krüger-Systems addiert: Rechtswert: M28 y + 150 000 m M31 y + 450 000 m M34 y + 750 000 m Hochwert: x - 5 000 000 m

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Lambert-Projektion (winkeltreue Kegelprojektion): Längentreue Parallelkreise: 46° und 49° nördliche Breite Koordinatenursprung: PHI = 47° 30' nördl. Breite LAMBDA = 13° 20' östl. Greenwich Additionskonstante zum Koordinatenursprung: dy = 400 000 m dx = 400 000 m UTM-Projektion (winkeltreue Zylinderprojektion): Das Bundesgebiet wird in zwei 6°-breite Meridianstreifen (3° östlich und westlich des Bezugsmeridians) abgebildet. Bezugsmeridiane: 9° (M09) und 15° (M15) östlich von Greenwich. UTM-Koordinaten: Der Koordinatenursprung liegt jeweils im Schnittpunkt des Bezugsmeridians mit dem Äquator - zwei getrennte Koordinatensysteme, zur eindeutigen Festlegung eines Punktes ist die Angabe des Meridianstreifens unbedingt notwendig; zur Vermeidung von negativen y-Koordinaten wird im jeweiligen Koordinatenursprung ein konstanter Wert dy=500.000 m addiert. UTM-Zonen: Die Erde wird in sechzig 6°-breite Meridianstreifen abgebildet; diese nennt man Zonen; Zone 1 liegt zwischen 180° und 174° westl. von Greenwich mit dem Bezugsmeridian 177°; die Nummerierung erfolgt fortlaufend nach Osten bis 60; die Österreich betreffenden Zonen mit den Bezugsmeridianen 9° und 15° östl. Länge sind 32 und 33;

Parameter ÖK50 (GK) ÖK50 (UTM)

GEODÄTISCHES DATUM Militär Geographisches Institut (MGI)

World Geodetic System 1984 (WGS84)

REFERENZELLIPSOID (Halbachsen a / b) Abplattung (engl.: f=flattening)

Bessel-Ellipsoid 6 377 397m / 6 356 079m 1 : 299,1555

Geodetic Reference System 1980 (GRS80) 6 378 137m / 6 356 752m 1 : 298,2528

ABBILDUNGSSYSTEM Gauß-Krüger-Abbildung Universal Transversal Mercator (UTM)

ABBILDUNGSFLÄCHE Berührzylinder Schnittzylinder

MERIDIANSTREIFEN 3 x 3° breite Streifen 2 x 6° breite Streifen

BEZUGSMERIDIANE 28°, 31°, 34° östl. Ferro 9°, 15° östl. Greenwich

TREUEEIGENSCHAFTEN – Winkeltreue – Längentreue

- gesamtes Kartenblatt – Mittelmeridiane

- gesamtes Kartenblatt – 180 km beiderseits der Mittelmeridiane (Mittelmeridiane mit Verjüngungsfaktor 0,9996 abgebildet, Längenverzerrung am Grenzmeridian 1,00015 für ϕ=50°)

HÖHENBEZUG Pegel von Triest Pegel von Triest

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BLATTSCHNITT 15‘ geogr. Länge x 15‘ geogr. Breite

20‘ geogr. Länge x 12‘ geogr. Breite

BLATTNUMMERIERUNG 1 bis 213 durchlaufend nach Zonen und Kolonnen (z.B. 5326)

BLATTNAME Name der größten Siedlung

Name der größten Siedlung

ANZAHL der KARTENBLÄTTER 213 191

ÜBERLAPPUNG Nein Ja

GITTER BMN-Gitter in Schwarz (2x2 km)

UTM-Gitter in Rot (1x1 km)

AUFNAHMEBLÄTTER pro ÖK

Anordnung (Reihe / Spalte)

8 2 / 4

12 3 / 4

DURCHSCHNITTLICHE

KARTENFELDFLÄCHE

ca. 520 km² ca. 560 km²

AUSLANDSANTEIL 25% 25%

8.3 Topographische Kartographie

• Karteninhalt

Hake, G., Grünreich, D., Meng, L.: Kartographie. Berlin - New York, Walter de Gruyter, 2002. S.418

Als Karteninhalt gilt in syntaktischer Hinsicht die Summe der graphischen Darstellungen (Kartenbild) bzw. der dafür stehenden Daten (digitale Modelle), im semantischen Sinne die Gesamtheit der dargestellten Objekte (Kartenthema).

Arnberger, E., Kretschmer, I.: Wesen und Aufgaben der Kartographie – Topographische Karten (Aufnahme; Entwurf Topographischer und Geographischer Karten; Kartenwerke) Teil II/Abbildungen und Index . Wien, Franz Deuticke, 1975. S.235 (= Die Kartographie und ihre Randgebiete – Enzyklopädie, Band I)

Der Inhalt topographischer Karten läßt sich nach vier Darstellungsbereichen zusammenfassen, und zwar:

1. Situationsdarstellung 2. Geländedarstellung 3. Namengut 4. Blattrandausstattung (Elemente zur Lagebestimmung, Meßhilfen und Gestaltung der

Kartenlegende).

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Bollmann, J., Koch G., et al.: Lexikon der Kartographie und Geomatik. Heidelberg, Berlin, Spektrum Akademischer Verlag, 2002.

Karteninhalt, E map content, die Gesamtheit der mit Kartenzeichen und anderen graphischen Gestaltungsmitteln sowie Schrift dargestellten Objekte auf dem Kartenfeld bzw. innerhalb einer Randlinie oder des Kartenrahmens bei Rahmenkarten, innerhalb der dargestellten Fläche bei Inselkarten. Bei Bildschirmkarten wird aufgrund des eingeschränkten Kartenformats der gesamte Karteninhalt oft nur durch Verschieben des Kartenbildes dem Nutzer der Karte sukzessiv zugänglich. Eine besondere Stellung nehmen die geographischen Namen sowie erläuternde Ziffern und Bezeichnungen ein, die entweder zum Karteninhalt selbst gerechnet oder diesem gegenüber gestellt werden. Das Kartennetz bzw. Gitternetz als geodätische Bezugsgrundlage, der Kartenrahmen, der Kartentitel und die Randausstattung werden nicht zum Karteninhalt gezählt. In Abhängigkeit von der Zweckbestimmung der Karte bzw. von den jeweiligen Nutzervorgaben werden an den Karteninhalt bestimmte Anforderungen gestellt. Es sind dies vor allem a) geometrische Genauigkeit (vgl. Kartengenauigkeit), b) geographische Richtigkeit, c) inhaltliche Vollständigkeit, d) inhaltliche Aktualität und e) funktions- und nutzergerechte Gestaltung (Datenvisualisierung). Die erstgenannten drei Anforderungen sind stark vom Maßstab der Karte und vom Generalisierungsgrad abhängig. Von großer praktischer Bedeutung ist die Aktualität des Karteninhalts. Infolge der ständigen Veränderungen, denen alle Geoobjekte unterliegen, ist jede Karte nur für einen bestimmten Zeitpunkt aktuell. Die Aktualität der Karte lässt sich ggf. anhand der Angabe der Jahreszahl für den Stand des Karteninhalts beurteilen. Mitunter können die einzelnen Elemente des Karteninhalts einen unterschiedlichen Aktualitätsgrad aufweisen.

Gurtner, M.: Karten lesen - Handbuch zu den Landeskarten. Bundesamt für Landestopographie, Schweizer Alpen-Club, 1995. S. 119

Man kann eine Karte mit einem Buch vergleichen, in dem die Landschaft sehr ausführlich beschrieben ist. Wer es lesen will, muss die einzelnen Buchstaben (also die Kartenzeichen) kennen and muss sie in den richtigen Zusammenhang bringen können, um zu verstehen, was gemeint ist. Unser Hirn muss also aus dem Gewimmel von farbigen Linien, Punkten und Flächen ein Bild rekonstruieren, das möglichst gut der Wirklichkeit und den gestellten Anforderungen entsprechen soll. Das „Alphabet“ der Karten zu kennen, ist des Benützers erste Pflicht.

• Situation Hake, G., Grünreich, D., Meng, L.: Kartographie. Berlin - New York, Walter de Gruyter, 2002. S.300

Als Situation gilt die Lage der auf der Erdoberfläche vorhandenen und mit ihr verbundenen Gegenstände wie Gebäude, Verkehrswege, Gewässer, Bodenbedeckungen usw. Sie wird nach den Objektumrissen, Mittellinien oder Mittelpunkten als orthogonale Grundriss-projektion in die Bezugsfläche eingemessen und in den durch Abbildung entstehenden Koordinaten (Raumbezugssystem) bzw. in der Kartenebene dargestellt.

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Bollmann, J., Koch G., et al.: Lexikon der Kartographie und Geomatik. Heidelberg, Berlin, Spektrum Akademischer Verlag, 2002.

Situation, insbesondere in topographischen Karten Bezeichnung für die diskreten Inhaltselemente des Kartenbildes. Hierzu gehören die Darstellung der Siedlungen (Siedlungsnetz), der Verkehrswege (Verkehrsnetz) und Leitungen, der Gewässer (Gewässernetz) und der Bodenbedeckung (Vegetation). Lokale und lineare topographische und thematische Einzelobjekte sind gleichfalls Bestandteil der Situation.

Arnberger, E., Kretschmer, I.: Wesen und Aufgaben der Kartographie – Topographische Karten (Aufnahme; Entwurf Topographischer und Geographischer Karten; Kartenwerke) Teil II/Abbildungen und Index . Wien, Franz Deuticke, 1975. S.235 (= Die Kartographie und ihre Randgebiete – Enzyklopädie, Band I)

Unter Situation versteht man den topographischen Karteninhalt mit Ausnahme der Geländedarstellung und des Namengutes, wobei es sich durchwegs um Diskreta handelt. Es sind dies Gewässer, Siedlungen, Verkehrswege, Bodenbedeckung des nicht gebäudeverbauten Raumes und sonstige zusätzliche topographische Angaben. Diese Diskreta umfassen konkrete und abstrakte Objekte punkthaft oder linienhaft reduzierter Natur oder flächenhafter Verbreitung, welche adäquat durch lokale, lineare und flächenhafte Signaturen wiedergegeben werden: Konkrete Objekte:

- Lokale Signaturen: Kapelle, Schloß, Ruine, Schutzhaus, Bohrturm, Mühle, Denkmal, Bildstock, Wegkreuz, Aussichtsturm u. a. m.

- Lineare Signaturen: Bahnlinie, Sessellift, Autobahn, Straße, Fußweg, Einfriedung, Hochspannungsleitung, Kanal, Bach, Fluß u. a. m.

- Flächenhafte Signaturen: Wälder, Grünland, Ackerland, Weingarten (Rebland), Hopfengarten, Obst- und Gemüsegarten, Parkanlage, Moor, Sumpf, Schotterfläche, Gletscher, See u. a. m.

Abstrakte Objekte: - Lokale Signaturen: Punkte zu einzelnen Höhenangaben, Punkte schöner Aussicht,

magnetischer Pol u. a. m. - Lineare Signaturen: Grundstückgrenze, Grenze eines Verwaltungsgebietes, politische

Grenze, Schiabfahrtsroute, Gletscherroute, Schiffahrtsweg u. a. m. - Flächenhafte Signaturen: Truppenübungsplatz, Sperrgebiet, Kennzeichnung

politischer Gebiete u. a. m. Hake, G., Grünreich, D., Meng, L.: Kartographie. Berlin - New York, Walter de Gruyter, 2002. S.419

Siedlungen Die Generalisierung eines Ortsbildes beginnt mit der lagerichtigen Festlegung der wichtigsten Bauwerke, Gewässer und Verkehrswege wie Kirchen, Bahnhöfe, Brücken, große Plätze, Hauptdurchgangsstraßen, Eisenbahnlinien. Vom Ortskern ausgehend folgen abschnittsweise die übrigen Straßen, Hauserblöcke und Einzelhäuser. Typische Formen von Kreuzungen und Abzweigungen sind eher zu betonen als abzuschwächen. Je nach topographischer Situation ist u. U. die äußere Bebauungsgrenze und die daran anschließende Gartenfläche unter Beachtung des sich ebenfalls ändernden Höhenlinienbildes leicht zu verdrängen. Für die notwendige Erhaltung bereits generalisierter Darstellungen lassen sich dazu auch grundrisstreue

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Kapitel 8 Topographische Kartographie

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Darstellungen und Luftbilder zu Rate ziehen. Ähnliches gilt auch bei der Aktualisierung von Karten mit den dabei unvermeidbaren Zwängen und Kompromissen. Hake, G., Grünreich, D., Meng, L.: Kartographie. Berlin - New York, Walter de Gruyter, 2002. S.422

Verkehrswege Im Vergleich zur Darstellung der Siedlungsbereiche weist die Darstellung der Verkehrswege folgende Besonderheiten auf:

- Sie erstreckt sich auch auf die topographisch meist nicht erkennbaren und nicht eindeutig festlegbaren Wasserwege (z. B. für Fähren) auf Binnengewässer und an der Küste.

- Sie erfasst gewöhnlich auch wichtige Verkehrsprojekte (z. B. Autobahnabschnitte), wenn sie in absehbarer Zeit fertig sind.

Hake, G., Grünreich, D., Meng, L.: Kartographie. Berlin - New York, Walter de Gruyter, 2002. S.423, 424

Gewässer Zum Gewässernetz zählen alle dauernd oder zeitweise mit Wasser bedeckten Flächen. Bei kleineren Wasserläufen führen grundrissähnliche Darstellungen mit Doppellinien meist zu einer Verbreiterung; lagetreue Darstellungen stellen die Mittellinien dar. Die Uferlinien von Flüssen, Strömen, Seen und Meeresküsten sind grundrisstreu oder -ähnlich; in mehrfarbigen Karten erscheinen sie in Blau und die von ihnen eingeschlossenen Wasserflächen gewöhnlich im Punktraster dieser Farbe. Wattflächen erhalten meist einen lichteren Punktraster oder bräunlich-grauen Farbton. Richtungspfeile geben die Fließrichtung an. Für die Gewässernamen ist meist eine rückwärtsliegende Schrift üblich. Die mit Gewässern verbundenen Objekte erscheinen grundrissähnlich (z.B. Talsperren, Fähren) oder lagetreu (z.B. Buhnen, Furten) oder als lagetreue Signaturen (z. B. Brunnen, Pegel, Kran). Hake, G., Grünreich, D., Meng, L.: Kartographie. Berlin - New York, Walter de Gruyter, 2002. S. 424

Bodenbedeckung Zur Bodenbedeckung gehören alle flächenhaften topographischen Erscheinungen natürlicher Herkunft (z. B. Urwald, Wüste) oder als Folge menschlichen Wirkens (z. B. Garten). Dagegen ist die Bodennutzung mehr ein thematisches, stets mit menschlichem Eingriff verbundenes Merkmal, das lediglich durch topographische Anzeichen (z. B. Getreide) sichtbar werden kann.

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PS zur VO Einführung in die KARTOGRAPHIE

Kapitel 8 Topographische Kartographie

Abb. 2: Beispiele der Darstellung von Bodenbedeckungen Hake, G., Grünreich, D., Meng, L.: Kartographie. Berlin - New York, Walter de Gruyter, 2002. S. 425

Einzelobjekte Unter diesen Sammelbegriff fallen alle Objekte, die sich wie folgt beschreiben lassen:

- Sie bilden in den anderen Objektgruppen (Siedlung, Verkehr und Transport, Gewässer, Bodenbedeckungen, Gelände) eine herausragende topographische Erscheinung oder sind thematisch von besonderer Bedeutung, and

- Sie lassen sich wegen ihrer geringen, auf den Maßstab bezogenen Ausdehnung nur als Signaturen darstellen und sind daher in der Zeichenerklärung besonders zu erläutern.

Abb. 3: Beispiele der Darstellung lokaler und linearer Einzelobjekte

• Geländedarstellung

Hake, G., Grünreich, D., Meng, L.: Kartographie. Berlin - New York, Walter de Gruyter, 2002. S.300

Das Gelände (Relief) ist die Erdoberfläche als Grenzfläche zwischen der festen Erde (Lithosphäre) einerseits und der Luft (Atmosphäre) bzw. dem Wasser (Hydrosphäre) andererseits. Die Erfassung besteht darin, Höhen- oder Tiefenlinien aus einem Punktfeld oder

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Kapitel 8 Topographische Kartographie

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unmittelbar zu gewinnen und diese zusammen mit weiteren Kleinformen gleichfalls grundrisslich durch Zahlen oder Graphik darzustellen.

Bollmann, J., Koch G., et al.: Lexikon der Kartographie und Geomatik. Heidelberg, Berlin, Spektrum Akademischer Verlag, 2002.

Gelände, E ground terrain, die Gesamtheit der Objekte und Erscheinungen des begehbaren Teils der Erdoberfläche. Das Gelände ist wesentlicher Bestandteil der Geo- und Biosphäre (Georaum) und gehört zur natürlichen Umwelt. In dieser Eigenschaft ist es das Hauptobjekt geodätischer, geographischer, topographischer und kartographischer Arbeiten (kartographische Abbildung, Topographie). Verschiedentlich wird der Begriff Gelände synonym für Relief verwendet, was jedoch nicht der angeführten Definition entspricht. Relief, E relief, 1) die Gesamtheit der kontinentalen und ozeanischen bzw. submarinen Oberflächenformen (Reliefformen) der Erde und der anderen Planeten. Das Relief ist Bestandteil des Geländes. Früher und im Ausland teilweise heute noch, werden Gelände und Relief gleichgesetzt. Die Abbildung des Reliefs mittels Methoden der Reliefdarstellung bildet ein wichtiges Kartenelement sämtlicher topographischen und vieler thematischen Karten. 2) Reliefmodell.

Bollmann, J., Koch G., et al.: Lexikon der Kartographie und Geomatik. Heidelberg, Berlin, Spektrum Akademischer Verlag, 2002.

Reliefdarstellung, Geländedarstellung, E terrain representation, umfasst die kartographische Darstellung der Oberflächenformen (Relief) der Erde und anderer Himmelskörper mittels spezieller graphischer Methoden. Die in Abhängigkeit vom Erforschungs- und Aufnahmestand des Reliefs sowie von den technischen bzw. polygraphischen Möglichkeiten entwickelten Methoden zur graphischen Wiedergabe der dritten Dimension in der Zeichenebene erfüllen unterschiedliche Anforderungen, deren Grenzen mit den beiden Polen Anschaulichkeit und Messbarkeit abgesteckt werden können. Bestimmenden Einfluss auf die Wahl einer Methode haben einerseits Verwendungszweck, Kartenthema und Maßstab, andererseits die sich aus dem vorgesehenen Vervielfältigungsverfahren ergebenden reproduktionstechnischen Bedingungen sowie die Vorstellungen und das Können des jeweiligen Kartographen. Die wichtigsten Methoden sind:

1. Schraffen in ihren unterschiedlichen Formen als Böschungs-, Schatten- und Gebirgsschraffen;

2. Höhenlinien mit ihren verschiedenen Formen der graphischen Abwandlung zur Erzielung plastischer Effekte;

3. Höhenschichten, auch als hypsometrische Darstellung und anfangs als Regionalfarben bezeichnet;

4. Reliefschummerung als Verfahren der Herstellung schattenplastischer Effekte; 5. Methoden der Geländeschrägschnitte (Tanakamethode); 6. Methoden der Reliefwiedergabe in Seitenansicht (Aufrissdarstellung), die das

Kartenbild bis zum Ende des 18. Jhs. beherrschten (Maulwurfshügel) und auf der Grundlage der geomorphologischen Formentypenlehre als physiographische Methode eine Neubelebung erfuhren.

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Kapitel 8 Topographische Kartographie

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Bollmann, J., Koch G., et al.: Lexikon der Kartographie und Geomatik. Heidelberg, Berlin, Spektrum Akademischer Verlag, 2002.

Höhenlinien und Höhenpunkte Höhenlinie Isohypse, Höhenschichtlinie, E contour line, auf Karten eine Linie, die aufeinanderfolgende Punkte gleicher Höhe verbindet. Die Höhenlinie ist innerhalb kleiner Gebiete die Schnittlinie einer horizontalen Ebene mit der Erdoberfläche. Die kartographische Darstellung vieler solcher Schnittlinien liefert eine grundrissliche Abbildung der Reliefformen, in der die Grundrissausdehnung, die Höhe und die Gestaltung der Reliefformen durch Scharung ablesbar und ausmessbar sind. Die Formwirkung kann durch Reliefschummerung oder Grundrisssignaturen graphisch unterstützt werden. Den Höhenlinien ähnliche Darstellungen sind Formlinien und im Meer und in Gewässern Tiefenlinien. In der zweiten Hälfte des 19. Jhs. hat sich die Höhenliniendarstellung als Hauptmethode der Reliefdarstellung in topographischen Karten durchgesetzt und wird seitdem in Form von Höhenliniensystemen allgemein benutzt. Imhof, E.: Gelände und Karte (3. Auflage). Erlenbach-Zürich und Stuttgart, Eugen Rentsch Verlag, 1968. S.89

Um die Geländeformen eindeutig und meßbar festzulegen, fügt man bestimmte Hilfslinien in das Kartenbild ein, erdachte (oder fiktive) Linien, die in der Natur im allgemeinen nicht vorhanden sind. Dies sind die Höhenkurven. Man nennt sie auch Horizontalkurven, Höhenlinien, Schichtlinien, Niveaulinien oder Isohypsen. Entsprechende Linien unter einem Ausgangs- oder Nullhorizont bezeichnet man als Tiefenkurven, Tiefenlinien oder Isobathen. Die Höhenkurve ist das wichtigste kartographische Geländedarstellungselement, das einzige, welches die geometrische Form genau erfassen läßt. Bei günstiger Scharung sind solche Linien auch recht anschaulich. Wir finden sie daher in den meisten neueren topographischen Plänen und Karten großen und mittleren Maßstabs.

Hake, G., Grünreich, D., Meng, L.: Kartographie. Berlin - New York, Walter de Gruyter, 2002. S.427-429

Der Höhenunterschied zwischen benachbarten Höhenlinien wird als Höhenstufe (Schicht-höhe, Höhenlinienintervall) bezeichnet. Ist diese für ein Höhenliniensystem konstant, so spricht man von Äquidistanz. Die durch sie festgelegten Höhenlinien gelten als Haupthöhenlinien. Diese erscheinen gewöhnlich als durchgehende Linien, in bestimmten Abständen (z.B. jede 10. Linie) zur besseren Gliederung des Höhenlinienbildes in größerer Strichbreite. Bezifferte Haupthöhenlinien bezeichnet man als Zähllinien. Der Betrag der Äquidistanz hängt ab vom Kartenmaßstab, von der Geländeneigung, vom Formenschatz und von der Genauigkeit der Höhenmessung. Probleme der Höhenliniendarstellung Trotz vieler Vorzüge weisen die Höhenlinien nicht die Eindeutigkeit auf, die im Grundriss der Situationsdarstellung vorherrscht. Im Flachland ist ihr Verlauf besonders unsicher und daher mit großen Lagefehlern behaftet. Auch ist für die Bereiche zwischen den Höhenlinien die Annahme eines gleichmäßigen Gefälles zunächst nur hypothetisch. Schließlich entsteht eine anschauliche Formwirkung nur bei genügend enger Scharung (formverwandtem Verlauf)

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Kapitel 8 Topographische Kartographie

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benachbarter Linien; in anderen Fällen ist eine räumliche Vorstellung gewöhnlich erst auf dem Wege eines intensiven geistigen Prozesses zu gewinnen. Farbton der Höhenlinien In mehrfarbigen Karten erscheinen die Höhenlinien meist in einem sepia- bis rotbraunen Farbton. Beim Verlauf durch Felsdarstellungen wird häufig auch eine schwarze, in Gletscherbereichen eine blaue Darstellung benutzt. (=Differenzierung nach Bodenart) ÖK 50 - 2 Farben (Braun sowohl für Fels- als auch für erdigen Boden, Blau) CH - 3 Farben (Braun, Blau, Schwarz) Höhenpunkte Diese ergänzen das Höhenlinienbild durch sachgerechte Auswahl aus den Einzelpunkten der topographischen Vermessungen, und zwar mit beigeschriebener Höhenzahl (=Höhenkote) an markanten Stellen, d. h. auf Kuppen und Sätteln, in Mulden und Kesseln sowie an einwandfrei identifizierbaren Örtern der Situation (z. B. Wegekreuzungen und Bahnübergänge). Bollmann, J., Koch G., et al.: Lexikon der Kartographie und Geomatik. Heidelberg, Berlin, Spektrum Akademischer Verlag, 2002.

Höhenschichten, E height layers, hypsometric layers, ein- oder mehrfarbige Flächentonabstufungen, die vorzugsweise in kleinmaßstäbigen Karten zur Reliefdarstellung angewandt werden. Die Flächen zwischen ausgewählten Höhen- bzw. Formlinien werden mit einem Flächenton versehen, wobei die Aufeinanderfolge der Farbtöne nach verschiedenen Prinzipien erfolgen kann. Eine einfarbige Darstellung ist nach dem Grundsatz "je höher, desto dunkler" oder auch in der Umkehrung "je höher, desto heller" möglich. Bei mehrfarbiger Darstellung wurden die in der Frühzeit benutzten kontrastierenden Farbflächen bald durch geordnete Farbreihen ersetzt. Besondere Bedeutung erlangten die von E. von Sydow begründeten Regionalfarben. Das zwischen Grün für Tiefland und Braun für Gebirge liegende Weiß wurde nach und nach durch Gelb und Gelbbraun (für Hügelland) ersetzt und das Braun bis Rotbraun gesteigert, so dass zusammen mit Blau für die Meeresflächen eine Spektralfarbenreihe entstand. Auf nicht voll zutreffenden Voraussetzungen beruht die von K. Peucker entwickelte Farbenplastik (Höhenplastik). Die in sich widersprüchliche Theorie ging von folgenden Thesen aus: 1. helle Farben wirken näher als dunkle Farben (je höher, desto heller), 2. trübe Farben treten gegenüber satten Farben zurück (je höher, desto klarer) und 3. die Farben der spektralen Farbreihe werden wegen ihres von Rot aus zunehmenden Brechungswinkels vom Auge hintereinanderliegend (Rot - nah, Violett - fern) wahrgenommen. Auf einer allgemeinen Seherfahrung fußt die von E. Imhof in kleinmaßstäbigen Karten aller Maßstäbe benutzte luftperspektivische Skala (Luftperspektive). Durch Diffusion der Atmosphäre wirkt die Ferne stets bläulich verschleiert. Bei einer angenommenen Betrachtung aus großer Höhe erscheint deshalb das Tiefland grünlichblau bis blaugrün. Die Skala setzt sich fort über Gelbgrün, Grüngelb und Hellgelb bis Weiß.

Hake, G., Grünreich, D., Meng, L.: Kartographie. Berlin - New York, Walter de Gruyter, 2002. S.430-431

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Kapitel 8 Topographische Kartographie

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Schattierung (Schummerung) Sie hat die Aufgabe, durch Erzeugung von Schatteneffekten die Geländeformen möglichst unmittelbar zu veranschaulichen. Als Gestaltungsmittel eignet sich der echte oder unechte Halbton mit der Variation seines Tonwerts nach bestimmten Regeln: Denkt man sich ein Geländemodell durch eine Lichtquelle beleuchtet, so ergeben sich je nach Flächenneigung und Lichtrichtung unterschiedliche Tonwerte, die in die Kartenfläche zu übertragen sind. Bei der einfachen Böschungsschummerung nach dem Prinzip , je steiler, desto dunkler" ist die plastische Wirkung gering. Die dazu angenommene Senkrechtbeleuchtung entspricht der bei den in älteren Karten dargestellten Böschungsschraffen. Die Schräglichtschummerung nimmt meist eine von links oben kommende Richtung des Lichtes an. Das entspricht wie bei den Schattenschrafen dem üblichen Lichteinfall beim Lesen und Schreiben und zugleich dem aus der Photographie bekannten plastischen Gegenlichteffekt. Um an allen Stellen einen bestmöglichen Formeindruck zu erzielen, kommt man ohne lokale Lichtdrehungen nicht aus. Horizontale Flächen erhalten einen mittleren Tonwert. Die kombinierte Schummerung ist eine Verknüpfung von Böschungsschummerung mit Schräglichtschummerung. Damit ergibt sich für die flachen Bereiche ein relativ heller bis weißer Tonwert. Da aber gerade in den Talebenen die Situationsdarstellung besonders dicht ist, bleibt somit die Voraussetzung für eine gute Lesbarkeit erhalten. Der Einsatz der Schattierung setzte sich durch, als die drucktechnische Vervielfältigung von Halbtönen durch die autotypische Rasterung der Vorlage möglich wurde. Schummerungen eignen sich - bewegtes Gelände vorausgesetzt - in den Maßstäben 1: 25.000 und kleiner zur plastischen Ausgestaltung des Kartenbildes. Wegen ihres Mangels an geometrischer Aussage erscheinen sie in den mittleren Maßstäben (bis etwa 1:500.000) in der Regel in Verbindung mit einer Höhenliniendarstellung. Im Gegensatz zu den Schraffen beeinträchtigen sie die Lesbarkeit des übrigen Karteninhalts kaum. In Karten kleinerer Maßstäbe ist die Schummerung in Verbindung mit einigen Höhenzahlen oft alleiniges Mittel für die Geländedarstellung. Als vereinfachte Gebirgsdarstellung kann sie bis zu kleinsten Maßstäben benutzt werden. Bollmann, J., Koch G., et al.: Lexikon der Kartographie und Geomatik. Heidelberg, Berlin, Spektrum Akademischer Verlag, 2002.

Felsdarstellung Felszeichnung, E rock representation, die Wiedergabe von Felsen, ins-besondere der Felsregionen des Hochgebirges in topographischen Karten sowie in Hochgebirgs-, Relief- und Touristenkarten. Die üblichen Methoden der Reliefdarstellung eignen sich für die steilen, schroffen, scharfkantigen und stark gegliederten Felspartien nicht oder nur bedingt, so dass sich seit der zweiten Hälfte des 19. Jhs. hierfür besondere Darstellungsformen herausgebildet haben. In der Schweiz wurde die Felsschraffe entwickelt und von E. Imhof vervollkommnet. Für sie ist kennzeichnend, dass die Grate und Kanten als sichtbare Gerippelinien des Reliefs betont werden. Mit darin eingefügten Felsschraffuren lässt sich der Charakter der Felsen, d. h. das Vorherrschen von horizontalen oder vertikalen Strukturen, Bändern und Stufen, gut zum Ausdruck bringen. Seitdem es mittels der Photogrammetrie möglich ist, auch im Fels exakte Höhenlinien zu konstruieren, wird angestrebt, diese mit Kanten- und Graddarstellungen zu verbinden. Sehr dichte Felshöhenlinien allein ergeben aber meist nur ein schwer lesbares Liniengewirr. In großen Maßstäben, z. B. in Alpenvereinskarten, ist eine die individuellen Eigenarten zum Ausdruck bringende Felszeichnung möglich.

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Kapitel 8 Topographische Kartographie

Bollmann, J., Koch G., et al.: Lexikon der Kartographie und Geomatik. Heidelberg, Berlin, Spektrum Akademischer Verlag, 2002.

Kleinform, in sich geschlossene, sich deutlich von der Umgebung abhebende Reliefform von wenigen Metern Größe.

Hake, G., Grünreich, D., Meng, L.: Kartographie. Berlin - New York, Walter de Gruyter, 2002. S.431-432

Kleinformen lassen sich zur Ergänzung des Höhenlinienbildes vollständig oder überhaupt erst erkennbar machen. Als Gestaltungsmittel dienen lineare oder flächenhafte Signaturen, in erster Linie Schraffen. Natürliche Kleinformen Gefällewechsel in den Oberflächenformen lassen in der Natur mehr oder weniger scharfe Kanten entstehen. Da diese durch Höhenlinien oft nicht ausreichend erkennbar werden, verwendet man zusätzliche Kantenlinien, meist in der Farbe der Höhenlinien. Neugebauer (1962) unterscheidet je nach Ausprägung im Gelände zwischen scharfen und stumpfen Kanten, gerundeten Übergängen und Negativkanten (am Rande von Talböden). Abrisse, Dolinen, Schutthalden, Dünen, vulkanische Kleinformen usw. werden meist durch Keilschraffen in Fallrichtung dargestellt. Als Formzeichnung gilt eine meist in Schwarz gehaltene Felsdarstellung, wenn die Schraffenkonstruktion nicht nur auf geometrischen Prinzipien beruht, sondern auch auf freieren künstlerischen Strichdarstellungen. Künstliche Kleinformen Die wichtigste künstliche Form ist die Böschung. Keilschraffen liefern dabei die ansprechendste Darstellung, erfordern aber manuell mehr Zeichenaufwand. Man findet daher besonders in Karten großer Maßstäbe die leichter darstellbaren Linearschraffen. Auch zur Darstellung von Kiesgruben, Abraumhalden, Steinbrüchen usw. verwendet man meist die Schraffen. Die Schraffen verlaufen senkrecht zu den Höhenlinien und erscheinen in Karten großer Maßstäbe meist in schwarzer Farbe. Als Teil der Situationsdarstellung sind sie damit auch dann noch erkennbar, wenn die Karte keine Geländedarstellung durch Höhenlinien enthält.

Abb. 4: Natürliche und künstliche Kleinformen

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• Schrift Hake, G., Grünreich, D., Meng, L.: Kartographie. Berlin - New York, Walter de Gruyter, 2002. S.434

Die Schrift ist das erläuternde Element der Karte. Obwohl sie die Situations- und Geländedarstellung teilweise beeinträchtigt, ist sie zu deren Ergänzung unentbehrlich, weil sie bestimmte notwendige Angaben liefert, die sich nicht als Graphik darstellen lassen. In topographischen Karten dient sie der individuellen Benennung durch (1) Eigennamen (Namengut) und Gattungsnamen oder durch (2) Abkürzungen, ferner der Angabe von (3) Zahlenwerten.

Gurtner, M.: Karten lesen - Handbuch zu den Landeskarten. Bundesamt für Landestopographie, Schweizer Alpen-Club, 1995. S. 65

Die Namen sind - auch wenn es auf den ersten Blick nicht offensichtlich ist - ganz wesentliche Bestandteile einer Karte. Sie geben zumeist eindeutige Objekt- und Ortsbezeichnungen an. Erst mit den Namen wird die Karte zum allgemein verständlichen Kommunikationsmittel.

Wilhelmy, H.: Kartographie in Stichworten. Verlag Ferdinand Hirt AG, 1996 (= Hirts Stichwortbücher). S.125

Kartenschrift muß nach Art, Größe, Stärke, Lage, Stellung und Farbe sorgfältig ausgewählt werden, um verwirrendem Schriftschleier zu vermeiden, Gelände- und Situationszeichnung anschaulich zu erhalten und Lesbarkeit und Ästhetik der Karte nicht zu beeinträchtigen. Dadurch zugleich begriffliche Unterscheidungen und quantitative oder qualitative Wertungen möglich.

Kommission Aus- und Weiterbildung, DGfK: Ausbildungsleitfaden Kartograph/ Kartographin, 2000.

Die Schrift ist das wichtigste erläuternde Element in der Karte. Mit Hilfe der Schrift werden abgebildete Naturobjekte und thematische Sachverhalte.

- Identifiziert: z.B. kann in einer Stadtkarte mit Hilfe des Straßennamens eine bestimmte Straße gefunden werden.

- Bewertet: z.B. kann mit verschiedenen Schriftarten und Schriftgrößen die Bedeutung und Größe von Ortschaften ausgedrückt werden.

- Differenziert: z.B. wird eine „Einheits“-Signatur durch Schriftzusatz zu einer Signatur für eine spezielle Anwendung.

Durch die Arealstellung (flächenbezogene Plazierung) lassen sich räumliche Ausdehnungen von Landschaften, Bodenerhebungen und politischen Einheiten ausdrücken.

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Eine Karte ohne Schrift ist eine „stumme“ Karte. Sie vermittelt lediglich die räumliche Beziehung der dargestellten Sachverhalte.

Hake, G., Grünreich, D., Meng, L.: Kartographie. Berlin - New York, Walter de Gruyter, 2002. S.300

Das Namengut (z. B. Namen von Orten, Gewässern, Bergen) und wichtige thematische Merkmale (z. B. Kreisgrenzen) werden in ihrem mehr oder weniger exakten Raumbezug festgelegt.

Skriptum zur Vorlesung Toponymie im SS 2000

Toponymie = Geographische Namenkunde: Die Wissenschaft, die sich mit Eigennamen für topographische Objekte (Toponymen) befasst. Stellung geographischer Namen:

- Amtliche Namen sind durch das Gesetz bzw. eine Verordnung festgelegt. - Halbamtliche Namen sind geographische Namen, die in staatlichen Publikationen

vorkommen, aber nicht so vorgeschrieben sind (z.B. Flurnamen in der ÖK50 sind vom BEV erhoben, ihre Schreibung ist aber nicht zwingend).

- Sonstige Namen sind alle Namen, die im alltäglichen Sprachgebrauch vorkommen, jedoch nicht verschriftlicht worden sind

Kommission Aus- und Weiterbildung, DGfK: Ausbildungsleitfaden Kartograph/ Kartographin, 2000.

Endonyme/Exonyme Unter einem Endonym versteht man einen (geographischen) Namen, der in dem Gebiet verwendet wird, in dem sich das bezeichnete Objekt befindet. Ein in der deutschen Sprache verwendeter geographischer Name, der anders lautet als der Name, der in dem Gebiet gesprochen wird, in dem das betreffende Objekt liegt, nennt man Exonym. Zum Beispiel sind Venedig oder Kopenhagen deutsche Exonyme für die offiziellen einheimischen (endonymischen) Formen Venezia und København.

Für die Wiedergabe (Umschriftung) von Namen aus nichtlateinschriftigen Schriften (Arabisch, Chinesisch, Russisch etc.) können zwei verschiedene Verfahren zur Anwendung kommen:

- Als Transkription bezeichnet man dabei ein Verfahren zur Wiedergabe der ausgangs-sprachlichen Schreib- und Lautform eines Namens mit Mitteln der Orthographie einer anderen, meist andersschriftigen Sprache. […] Die hierbei zustandegekommenen Schreibungen ermöglichen nicht notwendigerweise einen Rückschluss auf die Originalschreibung.

- Im Gegensatz zur Transkription bezweckt die Transliteration eine vollständige Umkehrbarkeit zwischen Ausgangs- und Zielschrift, wozu eine Transliterationstabelle existieren muss. Mit der Tabelle ist die eindeutige Rückübertragung in die originalschriftige Ausgangsform möglich, was für viele Zwecke von großem Vorteil sein kann.

Der Ständige Ausschuss für geographische Namen (StAGN) befasst sich mit der Standard-isierung geographischer Namen im deutschen Sprachraum.

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Kapitel 8 Topographische Kartographie

Abb. 5: Beispiele für Endonyme / Exonyme

8.4 Karteninterpretation

• Kartenlesen Witt, W.: Lexikon der Kartographie. Wien, Franz Deuticke, 1979 (= Die Kartographie und ihre Randgebiete – Enzyklopädie, Band B)

Das Kartenlesen ist in der Regel ein sich wiederholendes Vergleichen der Zeichen in der Karte mit den Erklärungen der Legende. Es muß mit dem Lesen der Legende beginnen. Die Signaturen und Symbole werden nur für kurze Zeit eingeprägt. Eine ausreichende Beschriftung im Kartenfeld stellt die räumliche Orientierung sicher. Stumme Karten erschweren das Verständnis.

Wilhelmy, H.: Kartographie in Stichworten. Verlag Ferdinand Hirt AG, 1996 (= Hirts Stichwortbücher). S. 184

Übungen im Kartenlesen haben Aufgabe, zwischen Karte und Gelände lebendige und zuverlässige Wirklichkeitsbeziehung herzustellen. Wenn Karte zutreffendes Abbild drei-dimensionaler Wirklichkeit ist, muß sich umgekehrt Karte in Wirklichkeit zurückübersetzen lassen. Erforderlich für sinnvoll-zweckmäßige Benutzung der Karte ist tieferes Verständnis

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der Landschaft und ihrer Formen. Dieses nur erreichbar durch intensive Naturbeobachtung und wissenschaftliche Schulung, die aus Anschauung erwächst.

Bollmann, J., Koch G., et al.: Lexikon der Kartographie und Geomatik. Heidelberg, Berlin, Spektrum Akademischer Verlag, 2002.

Kartenlesen, E map reading, beschreibt die Fähigkeit eines Nutzers, die zur Umdeutung des Kartenbildes in Vorstellungen der geographischen Realität nötig sind. Das Lesen einer Karte umfasst demnach die gedankliche Entnahme expliziter Informationen, speziell zur Semantik, und der Lage von Objekten. Im Sinne einer Elementanalyse wird das Kartenlesen von der Komplexanalyse als Vorgang der Karteninterpretation und dem Messen in Karten (Kartometrie) abgegrenzt. Es umfasst die Vorgänge der visuellen Wahrnehmung von Kartenzeichen, des Schätzens und Auszählens von Mengen oder Größen von Objekten und des Vergleichs von Objekten in einer Karte, zwischen unterschiedlichen Karten und Medien oder zwischen einer Karte und der Realität.

Hake, G., Grünreich, D., Meng, L.: Kartographie. Berlin - New York, Walter de Gruyter, 2002. S.384-386

Das Kartenlesen - auch als Karteninterpretation im weiteren Sinne bezeichnet - besteht im 1. Wahrnehmen (Erkennen, Identifizieren), 2. Auszählen, 3. Schätzen, 4. Vergleichen oder 5. Deuten (Interpretieren, Analysieren) von Einzelheiten des Karteninhalts.

Diese einzelnen Tätigkeiten sind in der Praxis des Kartenlesens meist eng miteinander verbunden. Sie beziehen sich auf Art (Qualität) und Menge (Quantität) der Objekte sowie in einer vorwiegend überschlägigen Weise auch auf den Raumbezug (Geometrie). Bei topographischen Karten soll das Lesen der Karte allein zu einer zutreffenden Vorstellung vom Gelände und damit auch zu einer richtigen Geländebeurteilung führen; dies setzt allerdings voraus, dass der Benutzer über Geländekenntnisse verfügt, die ihm solche Vorstellungen ermöglichen. Das Kartenlesen im Gelände dient neben der Schulung derartiger Vorstellungen vor allem der Orientierung. Thematische Karten werden meist für sich, d. h. ohne Vergleich mit dem Objekt gelesen. 1. Das visuelle Wahrnehmen eines Objektes nach Lage und Art (Qualität) ist die erste und stets notwendige Phase jeder Kartenauswertung. Die dabei aus den graphischen Strukturen sich ergebenden Gestalttendenzen führen über das Erkennen von Unterschieden zwischen den einzelnen Darstellungen zur Identifizierung des Objekts. Schnelligkeit und Zuverlässigkeit des Wahmehmens hängen sowohl von der Dichte und Lesbarkeit des Karteninhalts wie auch vom Kartenverständnis des Benutzers ab. 2. Das Auszählen ist im Gegensatz zum Wahrnehmen und Deuten ein quantitativer Prozess. Mit ihm wird für einen bestimmten Bereich die Anzahl von Objekten gleicher Qualität ermittelt (z. B. Gebäude an einem Ort, Orte eines Kreises, Bahnhöfe, Fabriken, Fundorte usw.) Das Ergebnis ist aber nur dann einwandfrei, wenn die Objekte in der Karte

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noch vollständig enthalten sind, also nicht bereits durch eine Auswahlgeneralisierung reduziert wurden. In thematischen Karten erstreckt sich das Auszählen auch auf Darstellungen durch Punkte, Signaturen, Kartodiagramme usw. 3. Das Schätzen ist eine überschlägliche Ermittlung einer Quantität (anstelle des exakten Auszählens) oder einer geometrischen Größe (anstelle des exakten Kartenmessens, einschließlich Größensignaturen usw.). 4. Das Vergleichen bezieht sich hier nur auf seine qualitative bzw. quantitative Seite, da Vergleiche geometrischer Größen (z. B. Flächen) zur Kartometrie gehören. Es gibt vier Fälle des Vergleichens:

- Der Vergleich zwischen Karte und Gelände beruht auf einem fortgesetzten Verfahren des bereits beschriebenen Wahrnehmens. Er dient der Geländeorientierung, aber auch dem Training des Vorstellungsvermögens und dem besseren Verständnis für die Möglichkeiten und Grenzen der Kartengestaltung. Das Zurechtfinden im Gelände wird erleichtert, wenn die Karte richtig orientiert ist.

- Der Vergleich verschiedener Karten desselben Gebietes und gleicher Thematik liefert in ähnlicher Weise Hinweise zur Beurteilung der Kartengraphiken und der äußeren Form der Karten. Werden Karten desselben Gebietes, aber verschiedener Themen miteinander verglichen, so können die Karten Forschungsinstrumente sein, die zu neuen Erkenntnissen über Abhängigkeiten, Korrelationen usw. von Objekten verhelfen.

- Beim Vergleich zwischen Karte und anderem Informationsträger verdeutlicht die Karte die Merkmale des Raumbezugs, während z. B. ein Text stärker auf die Merkmale von Art und Menge des Objekts eingehen kann oder eine Tabelle genaueres Zahlenmaterial liefert.

- Der Vergleich zwischen verschiedenen Objekten innerhalb einer Karte geht schließlich über zum Deuten unter gleichzeitiger Wertung nach bestimmten Gesichtspunkten (z. B. Bedeutungsunterschiede bei Orten, Strassen, Gewässern). Auch das Vergleichen thematischer Größendarstellungen (z. B. gestufte Signaturen, Diagramme) gehört hierher.

5. Das Deuten als Interpretation im engeren Sinne geht als Ergebnis einer intensiven Denkleistung einen wesentlichen Schritt weiter. Es versucht, aus der kartographischen Darstellung auch Aussagen zu gewinnen über die Eigenart der räumlichen Beziehungen, ihre Entwicklungen, Funktionen und Strukturen. Neben dem notwendigen Wahrnehmen kann es sich dazu auch des Auszählens, Schätzens und Vergleichens sowie kartometrischer Methoden bedienen. Eine solche Karteninterpretation ist ihrem Wesen nach eine meist fachbezogene Analyse des Raumes. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse können in einem weiteren Schritt zur Synthese führen, wenn sich ein Raumtyp beschreiben lässt als eine modellartige Einheit aus herausragenden Merkmalen.

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Gurtner, M.: Karten lesen - Handbuch zu den Landeskarten. Bundesamt für Landestopographie, Schweizer Alpen-Club, 1995. S. 123

Die Oberfläche der Erde ist ein kompliziertes Ding mit Falten and Gräben, mit Gräten and Buckeln. Diese dreidimensionale Fläche ist nur mit Tricks auf einer flachen Karte darzustellen. In den Bergregionen sind die Geländeformen das dominierende Element, ihrer Abbildung wird denn auch in der Schweiz seit jeher grosse Beachtung geschenkt. Der Kartenleser soll in der Lage sein, sich anhand der Darstellung auf der Karte ein Bild der Landschaft zu machen.

Gurtner, M.: Karten lesen - Handbuch zu den Landeskarten. Bundesamt für Landestopographie, Schweizer Alpen-Club, 1995. S. 140 - 142

Was finde ich nicht in der Karte von all den Dingen, die ich im Gelände sehe? Wir sehen nichts von den Ackerflächen, von Postautolinien. Wir wissen nicht, wie die Firste in einer Häuserreihe stehen, ob eine Strasse geteert ist, ob ein Postauto darauf fährt, ob der Wald aus Fichten, Föhren oder Laubbäumen besteht, ob ein Wehr begehbar ist, es sind keine Baubaracken eingetragen - und wenn Schnee liegt, sieht sowieso alles ganz anders aus. Es gibt in der Karte auch Linien, die in der Natur nicht zu sehen sind: zum Beispiel die Höhenkurven, der obere Waldrand in den Bergen (wo sich der Wald langsam auflöst), die Grenzen oder das Kilometernetz. Zwischen den Höhenkurven können sich steilere Partien "verstecken". Wer eine gewisse Übung hat, kann aus der Karte auch Informationen herausholen, die nicht direkt vorhanden sind. Man spricht in diesem Falle von Karten-Interpretation. Einige Beispiele:

- Geologie: runde Landschaftsformen weisen auf die Tätigkeit der Gletscher hin, viele Erdschliffe auf unstabilen Untergrund, steile Felswände auf kompakte Gesteine, tiefe Gräben auf weiches Material, verschwindende Bäche auf Kalkuntergrund, der Name Ziegelhütte auf Lehmvorkommen;

- Klima: Reben stehen an bevorzugten Lagen, auch für Obstkulturen braucht es eine gewisse Wärme, wenn hingegen bis in den Sommer Eis and Schnee liegen bleiben, ist es sicher nicht besonders warm; wo es viel regnet, hat es auch viele Bäche;

- Entwicklung: der alte Stadtkern ist meist leicht erkennbar, neue Grossüberbauungen und Einfamilienhausquartiere auch; nach einer Güterzusammenlegung führt ein grosszügiges Wegnetz zu grossen, aussen liegenden Bauernhöfen; neue Industriezonen entstehen in der Nähe der Dörfer;

- Gewerbe: frühere Nutzungen: die Flurnamen und die Bezeichnungen geben oft einen direkten Hinweis: Sagi, Mühle, Chalberweid, Galgenbuck;

- Bewohner: die Namen können auch Hinweise geben auf Bewohner und ihre Probleme: Spanier, Moskau, Biber, Hungerbühl;

- Forst- in einem gut genutzten, meist öffentlichen Waldwirtschaft besteht ein gut unterhaltenes, durchgehendes Wegnetz, wo der Wald vorwiegend im Privateigentum ist, findet man viele kurze Karrwege;

- Religion: Wegkreuze und kleine Kapellen finden sich vor allem in katholischen Gebieten, stehen im Dorf zwei Kirchen nahe beieinander, so kann man annehmen, dass die Religionen gemischt sind, erst recht, wenn ausserhalb noch ein «Isr. Friedhof» angeschrieben ist...

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• Kartometrie

Bollmann, J., Koch G., et al.: Lexikon der Kartographie und Geomatik. Heidelberg, Berlin, Spektrum Akademischer Verlag, 2002.

Kartometrie, E cartometry, Teilgebiet der Kartographie, das sich mit der Messung geometrischer Größen in konventionellen Karten auf Papier und in digitalen Kartenmodellen zum Zwecke ihrer Nutzung befasst. Die konventionelle Kartometrie lehrt Grundsätze, Methoden und Handhabung von Messgeräten und Hilfsmitteln wie Transversalmaßstab, Planzeiger, Transporteur, Stechzirkel, Kurvimeter, Planimeter zur Messung in Karten mit dem Ziel, Koordinaten (Koordinatenbestimmung in Karten), Richtungen und Winkel (Richtungsbestimmung in Karten), Entfernungen und Linienlängen (Längenbestimmung in Karten), Flächeninhalte (Flächenbestimmung in Karten), Geländehöhen und -neigungen (Höhen- und Neigungsbestimmung in Karten) usw. möglichst genau und zuverlässig anzugeben. Die Qualität der Messergebnisse hängt sowohl von der Leistungsfähigkeit der Messgeräte und -verfahren als auch von den Eigenschaften der Karte wie Maßstab, Kartennetzentwurf, Aktualität des Inhalts, topologische Richtigkeit, geometrische Genauigkeit usw. ab, und ist, insbesondere bei kleinmaßstäbigen Karten, begrenzt. Mit dem Aufbau digitaler Datenbestände (digitales Landschaftsmodell, digitaler Karten-modelle, speziell im Rahmen von ATKIS, digitales Höhenmodell, digitales Geländemodell) wird daher die konventionelle Kartometrie mehr und mehr durch die rechnergestützte oder digitale Kartometrie abgelöst. Anstelle der Analogkarte auf Papier kommen Lage- und Höhenkoordinaten zum Einsatz und die bereits als historisch anzusehenden Messgeräte und -hilfsmittel sind durch wohl definierte Rechenformeln unterschiedlicher Approximationsgüte ausgetauscht. Obwohl auch die gespeicherten Koordinaten von Kartenobjekten mit Erfassungsfehlern behaftet sind, liegt der Vorteil doch in der Unabhängigkeit von Blattschnitt, Verzerrungen (Verzerrungstheorie) durch Kartennetzentwurf, Papierveränderungen usw. Historisch gesehen geht die rechnerische Kartometrie auf Gauß zurück (Gauß'sche Flächenformeln, vgl. Flächenbestimmung in Karten).

Hake, G., Grünreich, D., Meng, L.: Kartographie. Berlin - New York, Walter de Gruyter, 2002. S.386-395

Kartometrie bedeutet Messen oder Übertragen geometrischer Größen auf Karten und kartenverwandten Darstellungen. Sie setzt voraus, dass die betroffenen Objekte einwandfrei identifiziert sind und die möglichen Fehlerquellen ausreichend berücksichtigt werden. Fehlerquellen der Kartometrie 1. Verzerrungen des Kartennetzentwurfes. Diese fallen umso größer aus, je kleiner der

Maßstab der Karte und je ausgedehnter die Messung ist. 2. Geometrische Genauigkeit des Karteninhalts. Diese hängt ab

- von der geodätischen Grundlage, - von der Genauigkeit der Einzelerfassung (topographische Vermessung oder

thematische Aufnahme), - vom Ausmaß der Generalisierung und den daraus resultierenden Lagemerkmalen und

schließlich

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- von den kartentechnischen Vorgängen von der Kartierung bis zum Mehrfarbendruck. 3. Einfluss des Papierverzuges

Koordinatenmessung auf Karten Das Ermitteln oder Übertragen von Koordinaten bezieht sich bei Karten großer und mittlerer Maßstäbe in der Regel auf ebene rechtwinklige (geodätische) Koordinaten, in Karten kleiner Maßstäbe meist auf geographische Koordinaten. Solche Koordinaten legen Punkte im Grundriss in absoluter Weise fest. Mit dem zunehmenden Einsatz der einfachen Ortsbestimmung durch Satellitenmessung (GPS-System) ist das Übertragen von Koordinaten in die Karte von wachsender Bedeutung. Längenmessung auf Karten Solche Längenangaben sind im Gegensatz zur absoluten Koordinatenmessung eines Punktes relative Festlegungen zwischen zwei Punkten im Grundriss. 1. Geradlinige Verbindungen

- Man erhält die Horizontal- oder Grundrissentfernung auf großmaßstäbigen Karten zwischen zwei Punkten eines Kartenblattes am einfachsten mit Hilfe eines Anlegemaßstabes. Liegen die Punkte auf zwei verschiedenen Kartenblättern, so ordnet man entweder die beiden Blätter in der richtigen gegenseitigen Lage an und greift dann die Entfernung ab, oder man entnimmt für die bezeichneten Punkte die geodätischen Koordinaten.

- In kleinmaßstäbigen Karten ist neben der Längenverzerrung des Netzentwurfes noch zu berücksichtigen, dass die kürzeste Verbindungslinie zweier Punkte auf der Kugeloberfläche, die Orthodrome, auf den Karten in der Regel nicht geradlinig verläuft.

- Zu den geradlinigen Längenmessungen kann man auch das Bestimmen von Länge, Breite, Durchmesser usw. von Signaturen, Kartodiagrammen u. a. bei thematischen Darstellungen rechnen.

2. Gekrümmt oder geknickt verlaufende Verbindungen - Solche Fälle treten z. B. auf, wenn die Straßenentfernung zwischen zwei Punkten, die

Länge eines Flusslaufes, einer Küstenlinie oder einer Staatsgrenze zu ermitteln ist. Die Verbindung wird entweder in besser messbare Teilstücke zerlegt oder mittels Messrädern kontinuierlich abgefahren.

Winkelmessung auf Karten Es lassen sich zwei arten von Winkel auf einer Karte messen: 1. Horizontalwinkel: Mit ihm lassen sich Richtungen auf einer Karte messen. Zur

Winkelmessung auf Karten kann man auch die Kartenorientierung (das Einnorden mittels Kompass) rechnen.

2. Vertikalwinkel: Lässt sich nur mittelbar aus dem Höhenunterschied und der Horizontalentfernung zwischen zwei Punkten bestimmen. In der Praxis ist vor allem der Böschungswinkel als Maß für die Geländeneigung interessant.

Flächenmessung auf Karten Sie dient der Ermittlung der Flächeninhalte von Grundstücken, politischen Bezirken (Gemeinden, Kreise, Staaten), Bodennutzungen (Wald, Acker, Grünland), Einzugsgebieten von Gewässern, Höhenschichten, geologischen Formationen usw. Ist die zu messende Fläche

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durch gerade Linien begrenzt oder lässt sie sich durch solche ausreichend genau annähern, so kann man sie in leicht zu berechnende geometrische Figuren (Dreieck, Rechteck, Trapez) zerlegen und die Einzelflächen dann zur Gesamtfläche summieren. Häufiger treten aber solche Flächen auf, die von gekrümmten Linien begrenzt sind. Zu ihrer Bestimmung sind in der Praxis der graphischen Flächenbestimmung vorwiegend zwei analoge Verfahren im Gebrauch: die Messung mit einem transparenten Millimetergitter und die mit dem Planimeter.

Höhenermittlung aus Karten Exakte Höhenermittlungen sind nur aus Höhenliniendarstellungen in Karten großer und mittlerer Maßstäbe möglich. Dabei ergibt sich eine absolute Höhenangabe durch Zählung von der allgemeinen Bezugsfläche (z. B. Normalnull) aus, während ein relativer Höhenwert als Differenz zweier Absoluthöhen entsteht (Höhenunterschied). Die absolute Höhe eines Punktes ermittelt man in der Regel durch lineare Interpolation zwischen benachbarten Höhenlinien, in einfachen Fällen kommt man auch mit einer Schätzung aus. Im Bereich ausgezeichneter Geländepunkte (Bergspitzen, Sattel- und Muldenpunkte) und starker Gefällewechsel entspricht eine lineare Interpolation nicht immer den örtlichen Verhältnissen; hier sind ebenfalls nur Abschätzungen.

Gurtner, M.: Karten lesen - Handbuch zu den Landeskarten. Bundesamt für Landestopographie, Schweizer Alpen-Club, 1995. S. 204 - 205

Geschwindigkeiten Für Fussgänger lässt sich die Marschzeit recht gut berechnen, bei anderen Verkehrsmitteln wird die Spanne immer grösser: Das allgemein übliche Mass für die Geschwindigkeit ist Kilometer pro Stunde, abgekürzt km/h. Manchmal verwendet man auch Meter pro Sekunde (z. B. Variometer beim Segelfliegen). In England sind es Meilen pro Stunde (miles per hour = mph) oder Feet per Second und in der Seefahrt Knoten (knots = Seemeilen pro Stunde). Umrechungen: - 1 km/h = 1000 m/3600 s = 0.27 m/s - 1 m/s = 3600 m/3600 s = 3.6 km/h - 1 knot = 1.852 km/h - 1 mph = 1.609 km/h - 1 km/h = 0.622 mph Faustregeln: Geschwindigkeit in km/h geteilt durch 4 ergibt m/sec. Die Geschwindigkeit in km/h entspricht ungefähr der Variometerangabe Feet per Second.

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Abb. 6: Die Spanne der Geschwindigkeiten

8.5 Verwendete Literatur und Links

Arnberger, E.: Thematische Kartographie – Mit einer Kurzeinführung über Automation in der thematischen Kartographie. Braunschweig, Georg Westermann Verlag, 1977 (= Das Geographische Seminar)

Arnberger, E., Kretschmer, I.: Wesen und Aufgaben der Kartographie – Topographische Karten (Aufnahme; Entwurf Topographischer und Geographischer Karten; Kartenwerke) Teil II/Abbildungen und Index . Wien, Franz Deuticke, 1975 (= Die Kartographie und ihre Randgebiete – Enzyklopädie, Band I)

Bollmann, J., Koch G., et al.: Lexikon der Kartographie und Geomatik. Heidelberg, Berlin, Spektrum Akademischer Verlag, 2002.

Gurtner, M.: Karten lesen - Handbuch zu den Landeskarten. Bundesamt für Landestopographie, Schweizer Alpen-Club, 1995.

Hake, G., Grünreich, D., Meng, L.: Kartographie. Berlin - New York, Walter de Gruyter, 2002.

Imhof, E.: Gelände und Karte (3. Auflage). Erlenbach-Zürich und Stuttgart, Eugen Rentsch Verlag, 1968Kommission Aus- und Weiterbildung, DGfK: Ausbildungsleitfaden Kartograph/Kartographin. 2000.

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Kapitel 8 Topographische Kartographie

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Imhof, E.: Thematische Kartographie. Berlin – New York, Walter de Gruyter, 1972 (=Lehrbuch der Allgemeinen Geographie, Band 10)

Skriptum zur Vorlesung Toponymie im SS 2000

Wilhelmy, H.: Kartographie in Stichworten. Verlag Ferdinand Hirt AG, 1996 (= Hirts Stichwortbücher)

Witt, W.: Lexikon der Kartographie. Wien, Franz Deuticke, 1979 (= Die Kartographie und ihre Randgebiete – Enzyklopädie, Band B)

www.bev.gv.at

8.6 Abbildungsverzeichnis

Abb.1: Austrian Map online http://www.austrianmap.at/

Abb. 2: Beispiele der Darstellung von Bodenbedeckungen

aus Hake, G., Grünreich, D., Meng, L.: Kartographie. Berlin - New York, Walter de Gruyter, 2002. S. 425

Abb. 3: Beispiele der Darstellung lokaler und linearer Einzelobjekte

aus Hake, G., Grünreich, D., Meng, L.: Kartographie. Berlin - New York, Walter de Gruyter, 2002. S. 425

Abb. 4: Natürliche und künstliche Kleinformen

aus Hake, G., Grünreich, D., Meng, L.: Kartographie. Berlin - New York, Walter de Gruyter, 2002. S. 432

Abb. 5: Beispiele für Endonyme / Exonyme

aus National Geographic, Deutsche Ausgabe, September 2002.

Abb. 6: Die Spanne der Geschwindigkeiten

aus Gurtner, M.: Karten lesen - Handbuch zu den Landeskarten. Bundesamt für Landestopographie, Schweizer Alpen-Club, 1995.