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Diplomarbeit Resistenzentwicklungen bei Bakterien und therapeutische Strategien dagegen Sind unsere Antibiotika überhaupt noch wirksam? Welche Alternativen bzw. Handlungsmöglichkeiten gibt es bei dem zunehmenden Problem der Resistenzentwicklung? eingereicht von Raffaela Vanessa Hackl zur Erlangung des akademischen Grades Doktorin der gesamten Heilkunde (Dr. med. univ.) an der Medizinischen Universität Graz ausgeführt am Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie unter der Anleitung von Univ.-Prof.i.R. Mag.pharm. Dr. Eckhard Beubler Univ.-Prof. Dr.med.univ. Josef Donnerer Graz, am 14.06.2016

Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

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Page 1: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

Diplomarbeit

Resistenzentwicklungen bei Bakterien und therapeutische Strategien

dagegen

Sind unsere Antibiotika überhaupt noch wirksam? Welche Alternativen bzw.

Handlungsmöglichkeiten gibt es bei dem zunehmenden Problem der

Resistenzentwicklung?

eingereicht von

Raffaela Vanessa Hackl

zur Erlangung des akademischen Grades

Doktorin der gesamten Heilkunde

(Dr. med. univ.)

an der

Medizinischen Universität Graz

ausgeführt am

Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie

unter der Anleitung von

Univ.-Prof.i.R. Mag.pharm. Dr. Eckhard Beubler

Univ.-Prof. Dr.med.univ. Josef Donnerer

Graz, am 14.06.2016

Page 2: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

i

Eidesstattliche Erklärung:

Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde

Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet habe und die den

benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich

gemacht habe.

Graz, am 14.06.2016 Raffaela Hackl eh

Page 3: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

ii

Vorwort

Die vorliegende Diplomarbeit behandelt im Rahmen einer Literaturrecherche

Resistenzentwicklungen bei Bakterien und therapeutische Strategien dagegen.

Sie entstand im Zeitraum von Dezember 2015 bis Juni 2016 am Institut für Experimentelle

und Klinische Pharmakologie.

Antibiotika werden in unserer Gesellschaft in gewisser Weise als „Allheilmittel“

angesehen, doch werden sie in Zukunft überhaupt noch wirksam sein? Die

Resistenzentwicklungen nehmen aus verschiedenen Gründen, die in dieser Diplomarbeit

ausführlich erläutert werden, stetig zu. Gibt es Handlungsmöglichkeiten, um diese zu

stoppen oder wenigstens zu reduzieren? Sind wir bereit unseren Umgang mit Antibiotika

zu verändern?

Da ich als künftige Medizinerin ständig mit Antibiotika konfrontiert sein werde,

beschäftigen mich diese Fragen enorm.

Durch die zunehmende Medienpräsenz von resistenten Erregern, wie beispielsweise

MRSA, kam mir in den Sinn, mich mit dieser Thematik im Rahmen meiner Diplomarbeit

auseinanderzusetzen.

Ich werde versuchen das Gebiet von Grund auf zu erarbeiten. Beginnend mit der

Bakteriologie werde ich zur Antibiotikatherapie überleiten. Danach werden die

Resistenzentwicklungen mit den wichtigsten resistenten Erregern behandelt. Des Weiteren

werden die geläufigsten Substanzen zur Bekämpfung dieser resistenten Keime aufgeführt.

Abschließend wird sich diese Arbeit mit den Ursachen, Gegenmaßnahmen, Prävention und

Strategien im Umgang mit multiresistenten Erregern beschäftigen.

Ziel meiner Diplomarbeit ist es, den lesenden Personen einen guten Überblick über dieses

weitreichende und höchst aktuelle Themengebiet zu geben.

Page 4: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

iii

Danksagungen

An erster Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei meinem Betreuer, Herrn Univ.-Prof.i.R.

Mag.pharm. Dr. Eckhard Beubler bedanken, der mir mit seiner fachlichen Expertise bei der

Erstellung dieser Diplomarbeit immer zur Seite stand, wenn es von Nöten war.

Des Weiteren möchte ich mich auch recht herzlich bei meinem Zweitbetreuer, Herrn

Univ.-Prof. Dr.med.univ. Josef Donnerer bedanken.

Großer Dank gilt selbstverständlich auch meinen Eltern, die mir mein 6-jähriges

Medizinstudium finanzierten und mich stets in meinen Vorhaben unterstützt haben.

Zuletzt möchte ich noch meinen lieben Freunden und Studienkollegen großen Dank

aussprechen, mit denen ich eine tolle Studienzeit in Graz verbringen durfte.

Page 5: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

iv

Zusammenfassung

Grundlagen: Resistenzentwicklungen bei Bakterien sind unbestritten auf dem Vormarsch

in unserer oftmals zu sehr medikamentenorientierten Gesellschaft. Die zunehmende

Unwirksamkeit von antibiotischen Substanzen stellt immer häufiger ein schwerwiegendes

Problem im Gesundheitswesen dar. Die antiinfektive Therapie stößt somit teilweise an ihre

Grenzen oder versagt sogar gänzlich.

Momentan werden zur Therapie resistenter Keime die sogenannten Reserveantibiotika

eingesetzt. Hierbei handelt es sich um Substanzen, die bei banalen Infekten nicht

verschrieben werden, um Resistenzbildungen zu vermeiden. Reserveantibiotika sind im

Kampf gegen resistenztragende Bakterien sozusagen unser letztes Ass im Ärmel.

Material und Methoden: Bei der vorliegenden Diplomarbeit handelt es sich um eine

Literaturübersichtsarbeit. Zur Literaturrecherche wurden Fachliteratur, PubMed sowie

Internetquellen herangezogen um einen systematischen Überblick über das weitreichende

Gebiet der Bakteriologie, Antibiotika, Resistenzmechanismen und therapeutische

Strategien gegen Resistenzen zu bekommen.

Ergebnisse: Da vorhandene Resistenzen nicht mehr rückgängig gemacht werden können,

liegt das Hauptaugenmerk auf der Erforschung neuer Substanzen und der Prävention um

neue Resistenzentwicklungen zu verhindern.

Im Vordergrund stehen der zielgerichtete sowie sparsame Verbrauch von Antibiotika in

Human- und Veterinärmedizin, Landwirtschaft und Tiermast und die konsequente

Einhaltung von Hygienemaßnahmen. Die Erforschung neuer Substanzen läuft, jedoch

gestaltet sie sich problematisch, da neue Angriffspunkte bei Bakterien schwierig zu finden

sind und große Pharmaunternehmen die Antibiotikaforschung häufig als unrentabel

ansehen. Durch „Antibiotic stewardship“ soll die Qualität der Antibiotikatherapie

verbessert werden.

Diskussion: Es bleibt zu hoffen, dass die ergriffenen Präventionsmaßnahmen und die

unternommenen Forschungsanstrengungen Früchte tragen werden, um die Behandelbarkeit

bakterieller Infektionen auch für unsere nachfolgenden Generationen gewährleisten zu

können.

Schlüsselwörter: Antibiotic resistance, MRSA, Methicillin-Resistant Staphylococcus

aureus, Staphylococcus aureus, methicillin resistance, antibiotic stewardship, multidrug

resistant bacteria, vancomycin resistance, VRE, antimicrobial resistance

Page 6: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

v

Abstract

Background: It is incontestable that the increasing emergence of antibiotic-resistant strains

of bacteria is a major threat worldwide. The fact that pathogenic bacteria are able to require

resistance to multiple antimicrobial agents is a huge public health problem, because there

are fewer, or sometimes no, effective antibiotics to therapy infections, caused by these

“superbugs“. Thus, antiinfective therapy is stretched to its limits.

At the moment we have the so-called “drugs of last resort” to treat such infections. They

are reserve antibiotics that are used after all other pharmaceuticals have failed. As a

salvage therapy they seem to be our last ace in the hole.

Materials and methods: This study is a systematic review of specialized literature

concerning the huge topic of bacteriology, antibiotics, mechanisms of resistance and

strategies to fight them. PubMed, medical books and web pages were used to search for

relevant articles.

Results: To control the global problem of the increasing prevalence of antimicrobial-

resistant bacteria, the focus should be given to prevention to inhibit the development of

new resistances and research to find new therapeutics that are not affected by mechanisms

of resistance.

On the one hand, priority has to be given to the sparingly use of antibiotics in human and

veterinary medicine and agriculture, on the other hand to the strict compliance with

hygiene regulations.

Discussion: It is to be hoped that preventive measures and research will be successful to

ensure the treatment of bacterial infections for our next generations.

Key words: Antibiotic resistance, MRSA, Methicillin-Resistant Staphylococcus aureus,

Staphylococcus aureus, methicillin resistance, antibiotic stewardship, multidrug resistant

bacteria, vancomycin resistance, VRE, antimicrobial resistance

Page 7: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

vi

Inhaltsverzeichnis

Vorwort..........................................................................................................................................ii

Danksagungen...........................................................................................................................iii

Zusammenfassung.....................................................................................................................iv

Abstract..........................................................................................................................................v

Inhaltsverzeichnis.....................................................................................................................vi

GlossarundAbkürzungen......................................................................................................ix

Abbildungsverzeichnis............................................................................................................xi

Tabellenverzeichnis...............................................................................................................xii

1 Einleitung...............................................................................................................................11.1 AllgemeineBakteriologie.......................................................................................................1

1.1.1 Genetik....................................................................................................................................................21.1.2 Zytoplasma............................................................................................................................................61.1.3 ZytoplasmatischeMembran...........................................................................................................71.1.4 Zellwand.................................................................................................................................................81.1.5 SystematikderBakterien................................................................................................................9

1.2 GrundlagenderantibiotischenTherapie......................................................................111.2.1 Allgemeines.........................................................................................................................................111.2.2 Wirkungsspektrum..........................................................................................................................131.2.3 LeitsätzederAntibiotikatherapie..............................................................................................131.2.4 EinteilungderSubstanzklassen.................................................................................................151.2.5 Wirkungsmechanismen.................................................................................................................18

2 MaterialundMethoden..................................................................................................19

3 Resistenz..............................................................................................................................203.1 Allgemeines..............................................................................................................................203.2 GeschichtlicheEntwicklung................................................................................................213.3 ArtenderAntibiotikaresistenz.........................................................................................21

3.3.1 PrimäreResistenz(NatürlicheResistenz).............................................................................223.3.2 SekundäreResistenz.......................................................................................................................223.3.3 GenetikderResistenz.....................................................................................................................233.3.4 Kreuzresistenz...................................................................................................................................243.3.5 Parallelresistenz................................................................................................................................25

Page 8: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

vii

3.3.6 Multidrug-Resistenz,Extensively-Drug-Resistenz,Pandrug-Resistenz...................253.4 Resistenzmechanismen.......................................................................................................26

3.4.1 Verringerung oder gänzlicher Verlust der Affinität des Antibiotikums zur

Zielstruktur.........................................................................................................................................................263.4.2 DirekteModifikationendesAntibiotikums...........................................................................273.4.3 Behinderung oder gänzliche Unterdrückung des Durchflusses zum Zielort –

VerhinderungderAufnahme......................................................................................................................283.4.4 ZusammenhangzwischenantimikrobiellerResistenzundVirulenz.........................30

3.5 Resistenzbestimmung..........................................................................................................313.5.1 Allgemeines.........................................................................................................................................313.5.2 Methoden.............................................................................................................................................32

3.5.2.1 MHK–Bestimmung..................................................................................................................................323.5.2.2 Agardiffusionstest....................................................................................................................................33

3.5.3 InterpretationvonResistenzprüfungen.................................................................................343.6 BeispieleresistenterBakterien........................................................................................35

3.6.1 Methicillin-resistenterStaphylococcusaureus(MRSA)..................................................353.6.1.1 Allgemeines,Epidemiologie.................................................................................................................353.6.1.2 HA-MRSA......................................................................................................................................................383.6.1.3 CA-MRSA......................................................................................................................................................383.6.1.4 LA-MRSA.......................................................................................................................................................393.6.1.5 Resistenzmechanismus..........................................................................................................................393.6.1.6 Diagnostik....................................................................................................................................................403.6.1.7 Risikofaktoren............................................................................................................................................413.6.1.8 Dekolonisierung,Therapie...................................................................................................................413.6.1.9 PrimäreSubstanzenzurMRSA-Therapie......................................................................................42

3.6.2 Vancomycin-resistenteEnterokokken(VRE)......................................................................433.6.2.1 Allgemeines,Epidemiologie.................................................................................................................433.6.2.2 Resistenzmechanismus..........................................................................................................................443.6.2.3 Therapie.......................................................................................................................................................44

3.6.3 Extended-Spectrum-Beta-Lactamase-bildende Bakterien (ESBL-bildende

Bakterien)............................................................................................................................................................453.6.3.1 Allgemeines,Resistenzmechanismus..............................................................................................453.6.3.2 Epidemiologie............................................................................................................................................453.6.3.3 Therapie.......................................................................................................................................................46

3.7 Wichtige Substanzen zur Bekämpfung von resistenten Erregern:

Reserveantibiotika...........................................................................................................................463.7.1 Vancomycin.........................................................................................................................................483.7.2 Teicoplanin..........................................................................................................................................48

Page 9: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

viii

3.7.3 Colistin/Polymyxin..........................................................................................................................483.7.4 Tigecyclin.............................................................................................................................................483.7.5 Fosfomycin..........................................................................................................................................493.7.6 Linezolid...............................................................................................................................................493.7.7 Clindamycin........................................................................................................................................493.7.8 Daptomycin.........................................................................................................................................503.7.9 Tobramycin.........................................................................................................................................503.7.10 Imipenem/Cilastatin....................................................................................................................503.7.11 Meropenem.......................................................................................................................................513.7.12 Ciprofloxacin....................................................................................................................................513.7.13 Rifampicin.........................................................................................................................................51

3.8 Ursachen,Prävention,Strategien.....................................................................................513.8.1 Ursachen...............................................................................................................................................513.8.2 Prävention,StrategiengegenResistenzentwicklungen...................................................53

3.8.2.1 HygienemaßnahmenamBeispielvonMRSA...............................................................................543.8.2.2 Problembewusstsein...............................................................................................................................543.8.2.3 Aktionsplan, Schlüsselmaßnahmen zur erfolgreichen Bekämpfung der

Antibiotikaresistenz....................................................................................................................................................553.8.2.4 Antibioticstewardship...........................................................................................................................573.8.2.5 AlternativenzuAntibiotika..................................................................................................................583.8.2.6 NeuentwicklungvonAntibiotika.......................................................................................................59

4 Diskussion...........................................................................................................................61

5 Literaturverzeichnis........................................................................................................63

Page 10: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

ix

Glossar und Abkürzungen

A.baumannii....................................................................................Acinetobacter baumannii

CA-MRSA................................. Community-acquired bzw. Community-associated-MRSA

CLSI....................................................................Clinical and Laboratory Standards Institute

DHFS..............................................................................................................Dihydrofolsäure

ECDC...................................................European Centre for Disease Prevention and Control

E.coli...............................................................................................................Escherichia coli

EMA...........................................................................................European Medicines Agency

EUCAST................................European Commitee for Antimicrobial Susceptibility Testing

FDA........................................................................................Food and Drug-Administration

GAS................................................................................................ Gruppe-A-Streptokokken

GBS................................................................................ β-hämolysierende-B-Streptokokken

GDS................................................................................................ Gruppe-D-Streptokokken

HCA............................................................................. Hospital associated community onset

HA-MRSA..................................... Healthcare-acquired bzw. Healthcare-associated-MRSA

ICD-10....................................................International Classification of Diseases,Version 10

IL-1......................................................................................................................Interleukin-1

IMP .....................................................................................................................Imipenemase

kbp.................................................................................................................Kilo-Basenpaare

K.pneumoniae..................................................................................... Klebsiella pneumoniae

KPC .......................................................................................K.pneumoniae Carbapenemase

LA-MRSA................................................................................. Lifestock-associated-MRSA

LPS.............................................................................................................Lipopolysaccharid

MBK...............................................................................minimale bakterizide Konzentration

MHK..................................................................................... ...minimale Hemmkonzentration

MRE....................................................................................................Multiresistente Erreger

MRSA..............................................................Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus

NCCLS............................................. National Committee for Clinical Laboratory Standards

NMD...............................................................................Neu-Delhi Metallo-Beta-Laktamase

OXA.................................................................................................................... Oxacillinase

PABS..................................................................................................... p-Aminobenzoesäure

P.aeruginosa.....................................................................................Pseudomonas aeruginosa

PBP...............................................................................................Penicillinbindendes Protein

Page 11: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

x

R-Plasmid....................................................................................................Resistenz-Plasmid

S................................................................................................................Svedberg-Einheiten

S.aureus................................................................................................Staphylococcus aureus

S.pyogenes.........................................................................................Streptococcus pyogenes

spp................................................................................................................................Spezies

THFS..........................................................................................................Tetrahydrofolsäure

TNF- α.................................................................................................Tumornekrosefaktor- α

VIM...............................................................Verona integron encoded metallo β-Laktamase

VRE..............................................................................Vancomycin-resistente Enterokokken

Page 12: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

xi

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1a: Aufbau einer Bakterienzelle 2

Abbildung 1b: Elektronenmikroskopische Aufnahme eines grampositiven

Stäbchenbakteriums (Listeria monocytogenes), das sich gerade teilt 2

Abbildung 2: Aufbau bakterieller Zellwände und der darunter liegenden

Zytoplasmamembran 8

Abbildung 3: Übersicht über die humanmedizinisch bedeutsamsten Bakterien

10, 11

Abbildung 4: Angriffspunkte der Antibiotika bei Bakterien 18

Abbildung 5: Resistenzmechanismen 29

Abbildung 6: Agardiffusionstest zur Resistenzbestimmung 33

Abbildung 7: MRSA (rasterelektronenmikroskopische Aufnahme) 35

Abbildung 8: MRSA Nord-Süd-Gefälle 37

Abbildung 9: Vancomycin-resistente Enterokokken 43

Abbildung 10: Einfluss von Antibiotika auf die Umwelt 53

Page 13: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

xii

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Unterschiede zwischen der Organisation des menschlichen (eukaryontischen)

und des bakteriellen (prokaryontischen) Genoms 4

Tabelle 2: Betalaktamantibiotika 15,16

Tabelle 3: Weitere Antibiotikagruppen 16,17

Page 14: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

1

1 Einleitung

1.1 Allgemeine Bakteriologie

Bakterien sind Mikroorganismen und haben einen zellulären (einzelligen) Aufbau.

Bakterienzellen sind jedoch verglichen mit Zellen höherer Lebewesen einfacher

strukturiert.

Bakterien gehören zur Gruppe der sogenannten Prokaryonten. Prokaryonten (griechisch:

Vorkernige) und Eukaryonten (griechisch: Echtkernige) unterscheiden sich jedoch

keineswegs nur durch das Fehlen oder Vorhandensein eines Zellkerns. Es ist nur eines von

vielen Merkmalen, welches diese beiden Gruppen unterscheidet.

Beispielsweise besitzen Bakterien im Vergleich zu eukaryonten Zellen keine

Kernmembran. Des Weiteren sind bei Bakterien Nukleolus, endoplasmatisches Retikulum,

Mitochondrien, Lysosomen, Golgi-Apparat, Chloroplasten und Mikrotubuli nicht

vorhanden.

Im Gegenzug besitzen Bakterien jedoch eine komplexe Zellhülle über die Eukaryonten

nicht verfügen.

Die Größe der meisten Bakterien liegt zwischen 0,2 und 2 µm (bezogen auf den kleineren

Durchmesser). (1,2,3)

Typische Eukaryonten, zu welchen Protisten, Pilze, Pflanzen und Tiere sowie der Mensch

gehören, haben Größen von 10-100 µm, allerdings mit erheblichen Abweichungen. (4)

Page 15: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

2

Abbildung 1a: Aufbau einer Bakterienzelle (nach Kayser FH et al.: Medizinische

Mikrobiologie. Thieme; 2010) (1)

Anmerkung: Hierbei handelt es sich um eine schematische Darstellung. Nicht immer sind

alle hier aufgeführten Merkmale bei einem Bakterium vorhanden.

Abbildung 1b: Elektronenmikroskopische Aufnahme eines grampositiven

Stäbchenbakteriums (Listeria monocytogenes), das sich gerade teilt. (1)

1.1.1 Genetik

Bei Bakterien ist die gesamte genetische Information auf einem einzigen, ringförmigen

Chromosom (Nukleotid) in Form doppelsträngiger DNA gespeichert.

Es gibt wenige Ausnahmen: Ein lineares Chromosom liegt beispielsweise bei Helicobacter

pylori, Borrelia burgdorferi und einigen anderen Bakterien vor. Neisserien können einen

doppelten Chromosomensatz haben.

Bei ringförmigen Chromosomen sind keine Telomere zur Replikation notwendig. (1)

Page 16: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

3

Die DNA-Kette ist relativ kurz. Sie ist nur ca. 1 mm lang und beinhaltet etwa 5x106

Basenpaare mit etwa 5000 Genen.

Das menschliche Genom ist im Vergleich dazu etwa 2 m lang und enthält 3x109

Basenpaare mit etwa 25 000 Genen.

Beim großen menschlichen Genom liegen einige Gene mehrfach vor. Man spricht von der

sogenannten Redundanz. Bakterielle Gene sind üblicherweise singulär, wobei es auch hier

ein paar Ausnahmen gibt.

Bei Ausfall eines singulären Gens ist keine Kompensation möglich, wobei

Punktmutationen bis zu einem gewissen Grad ausgebessert werden können.

Bakterien haben keinen richtigen Zellkern. Stattdessen verfügen sie über ein sogenanntes

Kernäquivalent. Die bakterielle DNA liegt hierbei ohne Kernmembran und ohne Schutz

von Histonen frei im Zytoplasma. (1)

Da die DNA in gestreckter Form viel zu lang für eine Bakterienzelle wäre, muss sie

kompakt verknäuelt werden. Dies geschieht mit Hilfe der enzymatischen Aktivität der

sogenannten Gyrasen. Bei Eukaryonten wird dieser Schritt von der Topoisomerase II

übernommen.

Dieses Enzym unterscheidet sich jedoch so stark von den bakteriellen Gyrasen, sodass

diese selektiv gehemmt werden können. Dies bildet die Grundlage von Gyrasehemmern

als Antiinfektiva. (1)

Auf der Bakterien-DNA sind ausschließlich Exons und keine Introns vorhanden. Das

Genom ist zum größten Teil in sogenannte Operons gegliedert, welche Regulator- und

Strukturgene beinhalten. (1)

Page 17: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

4

Mensch Bakterien

Anzahl an Basenpaaren ca. 3x109 ca. 5x106

Anzahl an Genen ca. 25 000 ca. 5 000

Chromosomensatz diploid haploid

Anzahl an Chromosomen 46 (meist nur) 1

Telomere ja nein

Kopienzahl der Gene doppelt (meist nur) einfach

Struktur linear (meist) zirkulär, auch linear

möglich

Introns sehr viele keine

Histone ja nein

Plasmide nein Häufig, teilweise auch

verschiedene

Zellkernmembran ja nein

Aufbau der Ribosomen 80S-Ribosomen (60S- und

40S-Untereinheiten)

70S-Ribosomen (50S-und

30S-Untereinheiten)

Mitochondrien viele keine

Zytoplasmatische Membran Cholesterin Kein Cholesterin

Starre Zellwand nein Ja, Peptidoglykansacculus

Tabelle 1: Unterschiede zwischen der Organisation des menschlichen (eukaryontischen)

und des bakteriellen (prokaryontischen) Genoms (1)

Zusätzlich zu den originären Genen können Bakterien über fremde Gensequenzen bzw.

ganze Gene oder Gen-Cluster verfügen. (1)

Transposon: Hierbei handelt es sich um ein sogenanntes „springendes“ Gen.

Im Erbmaterial vieler Bakterien gibt es Segmente, die ihren Platz ändern können. Sie sind

in der Lage sich in Nukleotidsequenzen einzuschieben. Es handelt sich hierbei um

sogenannte Insertionssequenzen.

Nach Annäherung zweier Bakterien und deren Konjugation (Zell-zu-Zell-Kontakt) wird

das Transposon von einer Donor-Zelle auf eine Rezeptor-Zelle übertragen. (1,2)

Page 18: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

5

Auf derartigen Genabschnitten können beispielsweise Antibiotikaresistenzen codiert sein.

Durch die gleichzeitige Anwendung mehrerer Antibiotika können sich Transposons, die

Gene für Antibiotikaresistenzen tragen, in einer DNA ansammeln.

Aus diesem Grund verfügen Resistenztransferfaktoren meist über mehrere Resistenzgene.

(1,2)

Bakteriophagen: Als Bakteriophagen werden die Viren der Bakterien bezeichnet. Wie

alle Viren sind sie lediglich genetische Information (in Form von DNA oder RNA), die

von einer Proteinhülle umgeben sind. Sie können sich nicht selbstständig replizieren. Für

ihre Vermehrung sind sie auf den DNA- und Proteinsyntheseapparat einer Bakterienzelle

angewiesen.

Nach Anheftung an das Bakterium und dessen Penetration wird die Phagen-DNA in die

Zelle eingeschleust und kann sich unter Umständen sogar in das Bakteriengenom

integrieren. Diesen Vorgang bezeichnet man als Transduktion.

Neben den eigentlichen viralen Gensequenzen können am Genom von Bakteriophagen

auch zusätzliche Gene lokalisiert sein, welche häufig Informationen für Toxine tragen. Als

Beispiele möchte ich hier das Diphterietoxin von Corynebakterium diphteriae, das

Scharlachtoxin von Streptococcus pyogenes, das Botulinumtoxin von Clostridium

botulinum und das Pantoin-Valentin-Toxin von Staphylococcus aureus erwähnen. Die

Pathogenität des Trägerstammes kann durch diesen Vorgang beeinflusst werden. (1,2)

Transformation: Hierbei handelt es sich um die Aufnahme von freier DNA durch

Bakterien. Dabei wird gereinigte DNA durch physikalische oder chemische Prozesse durch

die Zellwand in die Bakterienzelle übertragen. Die Transformation ist neben der

Konjugation und der Transduktion eine weitere Möglichkeit für Bakterien DNA

untereinander auszutauschen. Sie wurde zum ersten Mal 1928 vom britischen Mediziner

und Bakteriologen Frederick Griffith beobachtet und 1944 vom kanadischen Mediziner

Oswald Theodore Avery wissenschaftlich untersucht und belegt. (1,5)

Plasmide: Die Mehrzahl der Bakterien enthält zusätzlich zur chromosomalen DNA auch

noch zirkuläre, doppelsträngige, extrachromosomale Erbmaterialien, sogenannte Plasmide.

(1,2)

Die Größe und Anzahl der Plasmide pro Bakterium ist sehr variabel. Die kleinsten

bekannten Plasmide umfassen nur etwa 800 Basenpaare, die größten sogar bis zu 300kbp.

Page 19: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

6

Hierbei zu erwähnen ist, dass große Plasmide häufig nur in einer bis zu wenigen Kopien

pro Bakterienzelle vorliegen. Kleine Plasmide können im Gegensatz dazu in bis zu 100, in

wenigen Ausnahmefällen, bis zu 1000 Kopien vorhanden sein.

Häufig tragen Plasmide gewisse Gene, die Bakterien in einer feindlichen Umgebung einen

Selektionsvorteil gegenüber plasmidfreien Bakterien verleihen. (2)

Plasmidgene können kodieren:

Resistenz gegen Antibiotika

Resistenz gegen Schwermetalle

Fähigkeit zur Produktion von Toxinen

Fähigkeit auf ungewöhnlichen chemischen Verbindungen zu wachsen und diese in weiterer

Folge abzubauen

Virulenzeigenschaften um in Wirten bzw. in einer bestimmten Umgebung besser zu

überleben (2)

Wenn eine Bakterienart zu Beginn einer antibiotischen Therapie eine plasmidcodierte

Resistenz gegenüber diesem Antibiotikum besitzt, können durch den Vorgang der

Konjugation auch andere Bakterienarten, die sich im selben Wirt befinden, resistent

werden. (1)

Gene können durch horizontalen Gentransfer harmlosen Bakterien Virulenz verleihen und

sie in tödliche Krankheitserreger verwandeln, beispielsweise E. coli. (4)

Aufgrund von Mutationen müssen einzelne Stämme einer Bakterienart untereinander

bezüglich ihres Erbmaterials nicht völlig identisch sein. (1)

1.1.2 Zytoplasma

Das Zytoplasma einer Bakterienzelle enthält viele in Wasser gelöste Stoffe, RNA und etwa

20 000 Ribosomen. Mitochondrien und Chloroplasten sind jedoch nicht vorhanden. (1,2)

Die Enzyme der biologischen Oxidation sind bei Bakterienzellen Bestandteil der

Zytoplasmamembran. (2)

Page 20: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

7

Die prokaryontischen Ribosomen unterscheiden sich von eukaryontischen Ribosomen

deutlich in ihrem Proteinaufbau. Bakterielle Ribosomen sind kleiner (70S) als Ribosomen

menschlicher Zellen (80S).

Dies hat man sich bei der Wirkungsweise einiger Antibiotika zu Nutze gemacht. Die

selektive Wirkung von beispielsweise Makroliden, Clindamycin, Chloramphenicol,

Tetrazyklinen oder Aminoglykosiden beruht darauf, dass sie die Funktion bestimmter

ribosomaler Proteine der Bakterienzelle hemmen, ohne jedoch die Proteinsynthese des

Wirtes zu stören. (1)

1.1.3 Zytoplasmatische Membran

Eine Phospholipiddoppelschicht bildet die Struktur der Zytoplasmamembran von

Bakterienzellen. Zahlreiche Membranproteine sind in diese Doppelschicht eingelagert. Sie

können die Membran entweder durchqueren (Transportproteine), oder ihr aufgelagert sein.

Wie bereits erwähnt ist die zytoplasmatische Membran für die Energieproduktion von

Bakterien verantwortlich, da sie keine Mitochondrien besitzen. (1,2)

Auch andere Enzymsysteme sind mit der Zytoplasmamembran assoziiert, beispielsweise

Enzyme für die Synthese der für Bakterien wichtigen Zellwand.

Bedeutende Enzyme für die Synthese der Zellwand sind die sogenannten Transpeptidasen.

Sie nehmen Vorstufen auf und befördern sie während des Wachstums und der Vermehrung

an den Ort der Neusynthese der Zellwand.

Diese Transpeptidasen werden auch als Penicillinbindende Proteine (PBP) bezeichnet, da

sie eine sehr hohe Affinität für β-Laktam-Antibiotika aufweisen.

Für die antibakterielle Wirkung der β-Laktam-Antibiotika müssen sie in der Lage sein,

stabile, kovalente Komplexe mit den PBP zu bilden. Dadurch kommt es zu einer

dauerhaften Blockierung der PBP und somit zu einer Hemmung der Transpeptidierung

sowie zu Fehlern in der Zellwandbiosynthese und –morphogenese. Aufgrund dieser Fehler

kommt es zum penicillinbedingten Tod der Bakterien. (1,2)

Die Resistenz gegenüber β-Laktam-Antibiotika kann also neben der Bildung von

sogenannten β-Laktamasen auch dadurch zustande kommen, dass Bakterien veränderte

PBP mit geringerer Affinität gegenüber β-Laktam-Antibiotika bilden. (2)

Page 21: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

8

Durch diesen Mechanismus können beispielsweise MRSA und penicillinresistente

Pneumokokken eine β-Laktam-Resistenz entwickeln. (2)

1.1.4 Zellwand

Fast alle Bakterien schützen ihre Zelle durch eine Zellwand. Sie schließt sich der

Zytoplasmamembran außen an. (1,2)

Bakterien können nach ihrer Gram-Färbung (benannt nach Hans Christian Gram, dänischer

Pharmakologe) in grampositive und gramnegative klassifiziert werden. Die Gram-Färbung

dient zur Darstellung von Bakterien unter dem Lichtmikroskop, wobei grampositive

Bakterien violett, gramnegative rot gefärbt sind.

Das Verhalten bei der Gram-Färbung stellt ein wichtiges taxonomisches Merkmal dar. (6)

Grampositive Bakterien besitzen eine dicke Hülle aus Peptidoglykan (Murein),

gramnegative Bakterien hingegen verfügen lediglich über eine dünne Mureinschicht, der

sich jedoch die äußere Membran anschließt. (1,2)

Abbildung 2: Aufbau bakterieller Zellwände und der darunter liegenden

Zytoplasmamembran (PBP: Penicillinbindendes Protein; LPS: Lipopolysaccharid) (2)

Grampositive Bakterien: Das Murein kann bis zu 40 Schichten dick sein und 30-70 %

des Trockengewichts des Bakteriums ausmachen. Sie verfügen im Gegensatz zu

gramnegativen Bakterien über keine zusätzliche äußere Membran.

Page 22: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

9

Lipoteichonsäure ist ein funktionell bedeutsamer Bestandteil der Zellwand. Sie spielt

sowohl bei der Adhärenz von Bakterienzellen, als auch bei der Komplementaktivierung

zur Induktion einer Entzündungsreaktion eine bedeutende Rolle. (1,2)

Gramnegative Bakterien: Die Zellwand gramnegativer Bakterien zeigt einen

mehrschichtigen Aufbau. Sie besteht aus einer dünnen Mureinschicht und einer äußeren

Membran, welche der Mureinschicht aufgelagert ist.

In der äußeren Membran sind Lipopolysaccharide verankert, welche auch als Endotoxine

bezeichnet werden. Sie werden erst frei, wenn die Bakterienzelle zerfällt. Im Wirt wirkt es

stark toxisch, in erster Linie durch seinen Lipid A-Anteil.

Endotoxine wirken extrem proinflammatorisch. In Makrophagen wird die Produktion von

IL-1 und TNF-α angeregt. Sie sind endogene Pyrogene und für den Fieberanstieg

verantwortlich.

Des Weiteren befinden sich sogenannte Porine in der äußeren Membran gramnegativer

Bakterien. Sie sind bedeutsam für die selektive Permeabilität. (1,2)

Weitere Zellwandbestandteile: Bakterien können Kapseln, Geißeln, Pili, Fimbrien und

Sekretionssysteme besitzen. Außerdem sind manche Bakteriengattungen in der Lage

Sporen zu bilden. (2)

1.1.5 Systematik der Bakterien

Bakterien können in Familien, Gattungen, Spezies und Varietäten eingeteilt werden.

Bakterienspezies stimmen in möglichst vielen stabilen morphologischen, kulturellen,

biochemischen und genetischen Eigenschaften überein. Varietäten einer Spezies können je

nach untersuchter Eigenschaft als Biovare (biologische Gemeinsamkeiten), Pathovare

(pathogenetische Gemeinsamkeiten), Serovare (serologische Gemeinsamkeiten) etc.

bezeichnet werden. (7)

Beispiel:

Familie: Enterobacteriaceae

Gattung: Escherichia

Art (Spezies): E. coli

Varietät: z.B.: Pathovar: EHEC (7)

Page 23: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

10

Die in der folgenden Abbildung aufgelisteten Bakterien wurden nach deren Morphologie,

Gramverhalten sowie der Art ihres Stoffwechsels eingeteilt. (7)

Page 24: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

11

Abbildung 3: Übersicht über die humanmedizinisch bedeutsamsten Bakterien (spp.:

Spezies, GAS: Gruppe-A-Streptokokken, GBS: β-hämolysierende-B-Streptokokken, GDS:

Gruppe-D-Streptokokken) (7)

1.2 Grundlagen der antibiotischen Therapie

1.2.1 Allgemeines

Der Begriff „antimikrobielle Chemotherapie“ beschreibt die Bekämpfung

vermehrungsfähiger, krankheitserregender Mikroorganismen mit selektiv angreifenden

Arzneimitteln.

Chemotherapeutika sind im engeren Sinne antimikrobielle Substanzen, die chemisch-

synthetisch hergestellt werden.

Antibiotika sind laut ihrer ursprünglichen Definition biosynthetisch gewonnene

Naturstoffe, die eine antibakterielle Wirksamkeit besitzen.

Die meisten Antibiotika, die heute auf dem Markt sind, leiten sich von Pilzen und

Bakterien ab, jedoch können mittlerweile einige Antibiotika auch völlig chemisch

synthetisiert werden.

Page 25: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

12

Penicillin G ist das bekannteste natürliche Antibiotikum. 1928 entdeckte Alexander

Fleming, dass Substanzen, die von bestimmten Schimmelpilz-Arten (beispielsweise

Penicillium spp.) produziert werden, antibakterielle Wirkung zeigten. Penicillin G konnte

jedoch erst viele Jahre später in ausreichender Menge gewonnen werden um es als

Medikament einzusetzen. (8,9)

Antibakterielle Substanzen haben die Aufgabe Bakterien abzutöten (Bakterizide) bzw. in

ihrem Wachstum zu hemmen (Bakteriostatika). Der Wirt soll dabei so weit wie möglich

unversehrt bleiben. (9,10)

Antibiotika zählen weltweit zu den häufigsten verschriebenen Medikamenten. In

Österreich bilden sie mit einem Marktanteil von 13% den größten Einzelbereich im

Arzneimittelverbrauch.

In den letzten Jahrzehnten wurden zahlreiche antimikrobielle Stoffe entwickelt. Sie werden

in der Human- und Veterinärmedizin, aber auch in der Produktion tierischer Lebensmittel

genutzt.

Deren Verwendung hat in hohem Maße zur Verbesserung der Gesundheit und somit zu

einer signifikanten Erhöhung der Lebenserwartung beigetragen. Aufgrund einer exzessiven

und unkritischen Verwendung, konnten mit der Zeit jedoch gewisse Mikroorganismen

Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln. (9)

Zu Beginn ist es wichtig das Verhältnis zwischen Makroorganismus (Wirt) und

Mikroorganismus zu verstehen.

Wenn Bakterien Haut oder Schleimhäute besiedeln, hat dies für den Wirt keine

gesundheitlichen Konsequenzen, solange ein Gleichgewicht besteht. Wird dieses

Gleichgewicht jedoch gestört, sei es durch zunehmende Virulenz der Erreger,

Translokation in ein anderes Kompartiment oder durch eine geschwächte Immunabwehr

des Wirts, können fakultativ pathogene Keime eine Infektionskrankheit im

Wirtsorganismus auslösen. (10)

Page 26: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

13

1.2.2 Wirkungsspektrum

Antibiotika können verschiedene Wirkungsspektren haben. Unterschieden werden hierbei

Antibiotika mit schmalem, mittlerem, breitem und sehr breitem Wirkungsspektrum.

Penicillin G wäre beispielsweise ein Schmalspektrum-Antibiotikum. Es eignet sich zur

gezielten antiinfektiösen Therapie mit bekanntem Erreger.

Zur ungezielten Therapie von Infektionen mit einem großen Spektrum an Erregern oder bei

Mischinfektionen eignen sich Antibiotika mit breitem oder sehr breitem

Wirkungsspektrum.

Antibiotika mit mittlerem Wirkungsspektrum wie z.B. Amoxicillin können aufgrund von

Wirkungslücken zur Selektion resistenter Keime führen. (11)

1.2.3 Leitsätze der Antibiotikatherapie

Grundsätzlich sollten Antibiotika so oft wie notwendig und so selten wie möglich zur

Anwendung kommen. Sie wirken nämlich nicht nur gegen pathogene Erreger, sondern

auch gegen die natürliche Bakterienflora unserer Haut und Schleimhäute. (12)

Antibiotika bedürfen einer strengen Indikationsstellung.

Die Anwendung von Antibiotika ist bei banalen Infekten zu vermeiden, weil dadurch die

Selektion resistenter Mikroorganismen im Körper und in der Umgebung der Patientin/des

Patienten vermindert werden kann.

Eine sorgfältige Risiko-Nutzen-Abwägung ist unverzichtbar, da auch unerwünschte

Wirkungen bzw. diverse Interaktionen mit anderen Arzneimitteln auftreten können.

Des Weiteren ist eine gezielte Therapie mit Substanzen, die ein möglichst schmales

Spektrum haben (Auswahl des Antibiotikums nach vorliegendem Antibiogramm)

effektiver und ungefährlicher als eine Behandlung mit einem Breitspektrum-Antibiotikum.

Es ist darauf zu achten, dass eine ausreichend hohe Dosis verabreicht wird. Bei

eingeschränkter Nierenfunktion muss einen Dosisanpassung erfolgen.

Minimale Hemmkonzentration (MHK): niedrigste Antibiotikumkonzentration, ab der eine

bakteriostatische Hemmung des Inokulums eintritt. (unter standardisierten In-vitro-

Bedingungen) (8,13)

Page 27: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

14

Minimale bakterizide Konzentration (MBK): niedrigste Antibiotikumkonzentration, ab der

die Bakterizidie von mindestens 99,9% der inokulierten Bakterien einsetzt. (unter

standardisierten In-vitro-Bedingungen)

Therapiedauer: bis 3-5 Tage nach Entfieberung; Therapiedauer ≥ 7-10 Tage nur begründet.

Antibiotika nicht zu häufig umstellen. Auch die beste Antibiotikakombination erzielt erst

nach 2-3 Tagen eine Entfieberung.

Bei Gabe von Antibiotika mit geringer therapeutischer Breite (z.B. Vancomycin,

Aminoglykoside) sollten Spiegelbestimmungen erfolgen.

Vor Gabe eines Antibiotikums müssen Kontraindikationen (z.B. Allergien) ausgeschlossen

werden.

Meist können Lokalantibiotika durch Antiseptika ersetzt werden (z.B. Betaisodona)

Wenn sich herausstellt, dass die Antibiotikatherapie unnötig ist, sofort absetzen, denn je

länger Antibiotika gegeben werden, umso größer ist die Gefahr von Nebenwirkungen,

Toxizität und Selektion der resistenten Keime. (8,13)

Häufige Fehler bzw. Gründe für Therapieversagen:

Verwendung eines Breitspektrum-Antibiotikums, obwohl ein Schmalspektrum-

Antibiotikum ausreichend wäre

Falsche Dosierungen (zu niedrig)

Zu schneller Wechsel des Therapieregimes

Ungeeignete Applikation: mangelnde enterale Absorption

Intravenöse Therapie, wenn eine orale Therapie gleich effektiv wäre

Schlechte Penetration zum Infektionsort

Keine Umstellung des Antibiotikums, wenn ein Antibiogramm verfügbar ist

Einleiten einer Kombinationstherapie, obwohl ein Antibiotikum ausreichend wäre

Antagonismus von Antibiotikakombinationen

Fehlerhafte Resistenz- bzw. MHK-Bestimmung

Fehlende Kenntnis der aktuellen Resistenzsituation (Gabe des falschen Antibiotikums)

Induzierbare Resistenzmechanismen (13,14)

Page 28: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

15

1.2.4 Einteilung der Substanzklassen

Antibiotika können nach ihrer chemischen Struktur in Substanzklassen eingeteilt werden.

Eine weitere Möglichkeit der Unterteilung bietet die Produktionsart. Sie können in

biosynthetische (Bakterien und Pilze), halbsynthetische (Substitution des

Betalaktamringes) oder vollsynthetische (Chemotherapeutika) Antibiotika unterteilt

werden.

Des Weiteren wird zwischen bakteriostatisch (Hemmung des Bakterienwachstums) und

bakterizid (irreversible Abtötung des Bakteriums) unterschieden.

Antibiotika können aufgrund ihrer Pharmakokinetik und Pharmakodynamik in zwei große

Gruppen unterteilt werden, nämlich konzentrationsabhängige und zeitabhängige

Antibiotika.

Der Pharmakokinetik wird wesentlich vom Applikationsmodus beeinflusst.

Lokale/topische Antibiotika sind bis auf wenige Ausnahmen obsolet, da sie zu einer

Sensibilisierung von Patienten, zu Wundheilungsstörungen sowie zur vorzeitigen

Resistenzentwicklung führen können. (15)

Substanzklassen:

Betalaktamantibiotika:

Gruppe Untergruppe Wichtige Substanzen

Penicilline Benzylpenicillin Penicillin G

Phenoxymethylpenicillin Penicillin V

Aminopenicilline Amoxicillin

Ampicillin

Penicilline mit

β-Laktamase-Hemmer

kombiniert

Amoxicillin/Clavulansäure

Piperacillin/Tazobactam

Ampicillin/Sulbactam

Isoxazolylpenicilline Flucloxacillin

Amidinopenicillin Pivmecillinam

Cephalosporine 1. Generation Cefazolin

2. Generation Cefamandol

Cefuroxim

Page 29: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

16

3.Generation Cefotaxim

Ceftazidim

Ceftriaxon

4.Generation Cefepim

Oralcephalosporine

1.Generation

Cefalexin

Oralcephalosporine

2.Generation

Cefuroxim/Axetil

Oralcephalosporine

3.Generation

Cefixim

Carbapeneme Imipenem/Cilastatin

Meropenem

Monobactame Aztreonam

Tabelle 2: Betalaktamantibiotika (16)

Weitere Antibiotikagruppen:

Gruppe Untergruppe Wichtige Substanzen

MLS-Gruppe Makrolide Azithromycin

Clarithromycin

Erythromycin

Lincosamide Clindamycin

Streptogramine Quinupristin/Dalfopristin

Aminoglykoside Gentamicin

Amikacin

Streptomycin

Tetracyclin-Gruppe Tetracycline, Glycylcycline Doxycyclin

Minocyclin

Tetracyclin

Tigecyclin

Gyrasehemmer

(Chinolone)

Neuere Gyrasehemmer

Gruppe 1

Norfloxacin

Page 30: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

17

Neuere Gyrasehemmer

Gruppe 2

Ofloxacin

Neuere Gyrasehemmer

Gruppe 3

Levofloxacin

Neuere Gyrasehemmer

Gruppe 4

Moxifloxacin

Oxazolidinone Linezolid

Nitroimidazole Metronidazol

Lokalantibiotika Bacitracin

Tyrothricin

Andere Antibiotika Chloramphenicol-Gruppe Chloramphenicol

Polymyxine Colistin

Sulfonamid-Kombinationen Trimethoprim/Sulfamethoxazol

Epoxyd-Antibiotika Fosfomycin

Fusidinsäure Fusidinsäure

Rifamycine Rifaximin

Trimethoprim Trimethoprim

Fidaxomicine Fidaxomicin

Glykopeptid-Antibiotika Vancomycin

Teicoplanin

Lipopeptid-Antibiotika Daptomycin

Ethambutol

Tuberkulostatika Isoniazid (INH)

Pyrazinamid

Tabelle 3: Weitere Antibiotikagruppen (16)

Page 31: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

18

1.2.5 Wirkungsmechanismen

Antibiotika besitzen in Bakterien spezifische Angriffsorte, an denen sie mit den

Mikroorganismen in Wechselwirkung treten. (8)

Zellwandsynthese: β-Laktam-Antibiotika, Glykopeptide, Fosfomycin

Zytoplasmamembran: Colistin, Polymyxin B, Daptomycin

DNA-Replikation: Chinolone, Nitrofurane, Nitroimidazole

RNA-Synthese: Rifampicin

Ribosomale Proteinsynthese:

inhibierend: Chloramphenicol, Streptogramine, Makrolide, Azalide, Ketolide,

Tetracycline, Glycylcycline, Lincomycine, Oxazolidinone

fehlsteuernd: Aminoglykoside

Folsäuremetabolismus: Sulfonamide, Trimethoprim (8)

Abbildung 4: Angriffspunkte der Antibiotika bei Bakterien (PABS: p-Aminobenzoesäure,

DHFS: Dihydrofolsäure, THFS: Tetrahydrofolsäure (8)

Page 32: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

19

2 Material und Methoden

Bei meiner Diplomarbeit handelt es sich um eine Literaturübersichtsarbeit.

Zur Literaturrecherche wurden Fachliteratur, PubMed sowie Internetquellen herangezogen

um einen systematischen Überblick über das weitreichende Gebiet der Bakteriologie,

Antibiotika, Resistenzmechanismen und therapeutische Strategien gegen Resistenzen zu

bekommen.

In der medizinischen Datenbank PubMed wurden zur Literatursuche nur Studien

ausgewählt, die über die Medizinische Universität Graz frei zugänglich waren.

In PubMed wurde nach folgenden Schlüsselwörtern/Keywords gesucht:

Antibiotic resistance, MRSA, Methicillin-Resistant Staphylococcus aureus,

Staphylococcus aureus, methicillin resistance, antibiotic stewardship, multidrug resistant

bacteria, vancomycin resistance, VRE, antimicrobial resistance

Page 33: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

20

3 Resistenz

3.1 Allgemeines

In den vergangenen Jahren sind multiresistente Erreger (MRE) nicht nur zu einem rein

medizinischen Problem geworden, sondern auch zu einem großen gesellschaftlichen

Thema avanciert. Sie stellen ein zunehmendes therapeutisches und sozioökonomisches

Problem im Gesundheitswesen dar. (17)

Antibiotika sind unsere wichtigste Waffe zur Behandlung bakterieller Infektionen. Sie

werden jedoch häufig routinemäßig verschrieben, teilweise sogar dann, wenn keine

Indikation dafür vorliegt.

Immer öfter kommen Antibiotika auch in der Viehzucht und in der Aquakultur zum

Einsatz. Sie werden hier zur Therapie, zur Krankheitsprävention und vor allem zur

Wachstumsförderung der Tiere verwendet. Dies führt zu einem Selektionsdruck sowohl

der kommensalen, als auch der pathogenen Mikroorganismen, welche durch direkten

Kontakt, über die Nahrungskette oder indirekt über Umweltverschmutzung durch

Abwässer auf den Menschen übertragen werden können. Durch den wahllosen Einsatz

dieser wichtigen Medikamentengruppe sind im Laufe der Zeit durch Mutationen oder

Akquisition mobiler genetischer Elemente, die Resistenzgene tragen, Resistenzen

entstanden, weshalb ihre Wirksamkeit stark gefährdet ist. (18,19)

Die Zahl von Infektionen mit resistenten Bakterien steigt. Sie sind sehr schwer zu

behandeln, manchmal sogar unheilbar. Nach Schätzungen der WHO sterben jedes Jahr

allein in der Europäischen Union etwa 25 000 Menschen an schweren Infektionen mit

resistenten Keimen, die in einer Gesundheitseinrichtung erworben wurden (nosokomiale

Infektionen). Die Erforschung neuer, wirksamerer Antibiotika ist jedoch sehr kostspielig

und zeitaufwändig. Des Weiteren entwickeln sich häufig Resistenzen bereits kurze Zeit

nach der Markteinführung eines neuen Antibiotikums. (18)

Page 34: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

21

3.2 Geschichtliche Entwicklung

Die therapeutische Ära der Antibiotika begann mit der Entdeckung des Penicillins durch

Alexander Fleming und seiner Erstbeschreibung 1929. Die moderne Medizin wurde

dadurch entscheidend geprägt und verändert. Parallel dazu begann aber auch die

Geschichte der Resistenzentwicklung von Erregern. Ursächlich dafür sind ihre genetische

Variabilität, multiple Modi des Genaustausches, intrinsische Resistenzmechanismen und

die kurze Generationszeit (rasche Selektion und Mikroevolution).

Erst in den 1940er Jahren konnte Penicillin klinisch zum Einsatz kommen. Für viele

Verwundete des Zweiten Weltkrieges war es die letzte Rettung, jedoch entwickelten sich

relativ rasch Staphylokokken aus, die Penicillinasen bildeten und Penicillin G unwirksam

machten.

1959 wurde die Substanz Methicillin eingeführt. Sie war im Gegensatz zu Penicillin G

stabil gegen Penicillinasen, jedoch traten bereits 1961 die ersten MRSA-Stämme

(Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) auf.

Das Glykopeptid-Antibiotikum Vancomycin wurde in den 1950er Jahren entwickelt und

war lange Zeit ein sogenanntes Reserveantibiotikum. Es war praktisch gegen alle

grampositiven Erreger wirksam, bis schließlich 1986 die ersten Berichte über VRE

(Vancomycin-resistente Enterokokken) erschienen. (17)

3.3 Arten der Antibiotikaresistenz

Die Entwicklung einer Resistenz gegenüber einem Antibiotikum ist ein natürliches

Phänomen. Die Evolution antimikrobieller Substanzen führte zur Entstehung von

Mechanismen, welche die Wirkung dieser Stoffe vermindern oder sogar ganz aufheben. (2)

Grob wird zwischen der primären Resistenz (natürliche Resistenz) und der sekundären

Resistenz (erworbene Resistenz) unterschieden. (20)

Page 35: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

22

3.3.1 Primäre Resistenz (Natürliche Resistenz)

Die Resistenzeigenschaften beruhen auf einer natürlichen Wirkungslücke des

Antibiotikums. (20)

Es gibt kein Antibiotikum oder Chemotherapeutikum, das gegen alle Erreger wirksam ist.

Bei der primären Resistenz handelt es sich also um eine genetische Unempfindlichkeit

eines Erregers gegen ein bestimmtes Antibiotikum.

Ein Teil der Stämme einer Bakterienart (speziesbezogen) ist aufgrund chromosomaler

Resistenz unempfindlich. (21)

Wenn einer Bakterienspezies beispielsweise die Zielstruktur für ein bestimmtes

Antibiotikum fehlt, kann es auch nicht empfindlich sein. (20)

Beispielsweise sind Cephalosporine unwirksam gegen Enterokokken oder Penicillin G

gegen Pseudomonas aeruginosa. (2)

3.3.2 Sekundäre Resistenz

Hierbei handelt es sich um Resistenzeigenschaften, die durch Selektion, Mutation im

eigenen Genom oder horizontalen Gentransfer von anderen Bakterien entstanden sind. (20)

Ein Mikroorganismus war also ursprünglich sensibel für eine Substanz und hat sich die

Resistenzeigenschaften im Laufe der Zeit erst angeeignet. (22)

Ursächlich dafür kann die Selektion resistenter Stämme sein, welche in jeder

Bakterienpopulation, die groß genug ist, in geringer Zahl vorkommen. Des Weiteren

entstehen resistente Bakterien durch den Vorgang der Mutation oder durch Übertragung

von Resistenzgenen, welche durch das Einwirken des Antibiotikums in weiterer Folge

selektioniert werden.

Als Beispiel wäre hier die Induktion von β-Laktamasen unter β–Laktam-

Antibiotikatherapie zu nennen. Klinisch wäre ein Therapieversagen zu beobachten. Daraus

lässt sich folgern, dass die Wahrscheinlichkeit einer Resistenzentwicklung steigt, je öfter

ein bestimmtes Therapeutikum zum Einsatz kommt. (2)

Page 36: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

23

3.3.3 Genetik der Resistenz

Chromosomale Resistenz:

Spontane Chromosomenmutationen finden sich mit einer Häufigkeit von 10-6 - 10-8 in einer

Bakterienpopulation. Sie können durch Punktmutation, Inversion, Insertion, Deletion,

Translokation oder Duplikation entstehen. (2)

Die Mutationen sind von verschiedenen Faktoren abhängig:

Die Häufigkeit und Möglichkeiten der Mutationen sind vom jeweiligen Antibiotikum

abhängig.

Die Häufigkeit von Mutationen ist bei den Bakterienspezies unterschiedlich.

Die Entstehung und Ausbreitung resistenter Keime ist vom Infektionsort abhängig. (Die

Wahrscheinlichkeit steigt, wenn sich die Erreger im Nasen-Rachen-Raum oder Darm

befinden.) (22)

Übertragbare Resistenz:

Die Resistenz entsteht durch die Aufnahme von DNA, welche einen Resistenzfaktor

kodiert. Dies geschieht durch Transformation, Transduktion oder Konjugation. (2)

Bei der Transformation wird vom Mikroorganismus freie DNA aus der Umgebung

aufgenommen. Sie kann nur von wenigen Spezies ausgeführt werden. (z.B. E. coli) und ist

von der Stabilität der freien DNA in der Umwelt abhängig. (20)

Bei der Transduktion wird die DNA, die eine Resistenz kodiert von Bakteriophagen

übertragen. (2)

Bei der Konjugation können Bakterien Plasmid-DNA oder Fragmente des Chromosoms

untereinander austauschen. Dies geschieht mithilfe eines sogenannten Sexpilus.

Plasmide tragen häufig neben der Information für die Resistenz auch die Information für

den Sexpilus. Sie werden Resistenztransferfaktoren genannt.

Page 37: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

24

Diese Form der Übertragung kommt besonders häufig bei gramnegativen Bakterien vor.

Beispielsweise können durch den Vorgang der Konjugation Resistenzen von Salmonellen

gegen Sulfonamide, Chloramphenicol, Tetracycline und Streptomycin auf einen

empfindlichen E-coli-Stamm übertragen werden. Die Konjugation wurde auch zwischen

grampositiven und gramnegativen Bakterien beschrieben. (2,11)

3.3.4 Kreuzresistenz

Hierbei handelt es sich um die Unempfindlichkeit einer Bakterienart gegenüber zwei oder

mehreren Antibiotika, die den gleichen Wirkungsmechanismus oder eine chemisch

ähnliche Struktur besitzen. Aus der Resistenzentwicklung gegen ein Antibiotikum folgt die

Resistenz gegen ein anderes, obwohl es mit dem Wirkstoff vorher nicht in Berührung

gekommen ist. (23)

Beispielsweise kann eine Kreuzresistenz zwischen Penicillinen und Cephalosporinen

(beide zählen zu den Betalaktamantibiotika) bestehen, wenn die Penicillinresistenz durch

eine veränderte Zielstruktur entstanden ist (PBP). (2)

Kreuzresistenz kann sich auf eine Antibiotikagruppe begrenzen (z.B. Aminoglykosid-

modifizierende Enzyme können eine Resistenz gegen mehrere Vertreter der

Aminoglykoside bewirken). (25)

Des Weiteren sind auch Kreuzresistenzen innerhalb der Chinolone bekannt. (26)

Kreuzresistenz kann aber auch aufgrund überlappender Zielstrukturen zwischen

verschiedenen Gruppen auftreten (z.B. zwischen Makroliden und Lincosamiden). (25)

Zu einer schnellen Verbreitung kann es insbesondere dann kommen, wenn die Gene für die

Antibiotikaresistenz auf Plasmiden lokalisiert sind. Dies stellt vor allem in Krankenhäusern

ein großes Problem dar (Hospitalismus). (23)

Page 38: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

25

3.3.5 Parallelresistenz

Gleichzeitig beobachtete Resistenzen gegenüber Vertretern unterschiedlicher

Wirkstoffgruppen beruhen auf unterschiedlichen Resistenzgenen, welche jedoch häufig auf

demselben mobilen genetischen Element (z.B. Plasmid) lokalisiert sind und daher

gemeinsam verbreitet werden. (24)

3.3.6 Multidrug-Resistenz, Extensively-Drug-Resistenz, Pandrug-Resistenz

In der medizinischen Literatur gibt es verschiedene Definitionen für diese drei Begriffe.

Deshalb initiierten das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) und

die Centers for Control and Prevention (CDC) insgesamt drei Kongresse (2008, 2009 und

2011) mit Experten, um das Wirrwarr der Definitionen zu beseitigen und eine

standardisierte internationale Terminologie einzuführen, mit welcher die erworbenen

Resistenzprofile von Staphylococcus aureus, Enterococcus spp., Enterobacteriaceae

(abgesehen von Salmonellen und Shigellen), Pseudomonas aeruginosa, und Acinetobacter

spp. beschrieben werden können. All diese Bakterienspezies sind häufige Auslöser einer

Infektion und sehr anfällig für die Resistenzentwicklung. Die folgenden Definitionen sind

dazu gedacht, epidemiologische Daten international besser vergleichen zu können und den

Informationsaustausch zwischen Medizinern, Gesundheitsbehörden und politischen

Entscheidungsträgern zu erleichtern. (27)

Ein multiresistenter Erreger hat demnach definitionsgemäß eine Unempfindlichkeit

gegenüber mindestens einem Wirkstoff in drei oder mehr Antibiotikagruppen. (27)

Ein Resistenz-Plasmid (R-Plasmid) kann mehrere Antibiotikaresistenzgene tragen.

Beispielsweise verleiht Plasmid R100 Enterobakterien eine Resistenz gegen Sulfonamide,

Fusidinsäure, Tetracyclin, Streptomycin, Spectinomycin und Chloramphenicol. (20)

Der wohl bekannteste multiresistente Erreger ist MRSA, welcher im Folgenden noch

ausführlich thematisiert wird.

Page 39: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

26

Ein extensively-drug-resistenter Erreger besitzt nur mehr eine Empfindlichkeit gegenüber

einer oder zwei Antibiotikagruppen. Gegenüber allen anderen ist er unempfindlich. (27)

Ein pandrug-resistenter Keim hat eine Unempfindlichkeit gegenüber allen Wirkstoffen in

allen Antibiotikagruppen. (27)

3.4 Resistenzmechanismen

Die Entstehung von Resistenzen basiert auf unterschiedlichen Resistenzmechanismen,

welche im Folgenden erläutert werden.

3.4.1 Verringerung oder gänzlicher Verlust der Affinität des Antibiotikums zur

Zielstruktur

Veränderung der Zielstruktur:

Durch Mutation, Modifikation oder Gentransfer kann die Zielstruktur so verändert

werden, dass das Antibiotikum nicht mehr binden kann. (20)

Beispiel 1: β-Laktam-Antibiotika entfalten ihre Wirkung auf Staphylococcus

aureus durch Bildung einer kovalenten Bindung zu PBP. MRSA ist in der Lage

zusätzlich zu den vier normalen PBP ein weiteres, nämlich PBP2a, zu

synthetisieren. Hierbei handelt es sich um eine Transpeptidase, die eine sehr

geringe Affinität zu β-Laktam-Antibiotika besitzt. Durch dieses PBP2a ist der

Methicillin-resistente Staphylococcus aureus also in der Lage Zellwandsynthese

und Umbau trotz Blockade der normalen PBP weiterzuführen. (28)

Beispiel 2: Bei allen Enterokokken ist das PBP5 verändert. Cephalosporine können

deshalb nicht mehr wirken. Man spricht von sogenannten „Enterokokkenlücke“.

(1)

Beispiel 3: E.coli ist dazu in der Lage eine Aminosäure im 30S-Ribosom

auszutauschen, sodass Streptomycin (ein Aminoglykosid) nicht mehr binden kann.

(20)

Page 40: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

27

3.4.2 Direkte Modifikationen des Antibiotikums

a.) Inaktivierung des Antibiotikums durch vom Erreger gebildete Enzyme:

Die enzymatisch katalysierte Modifikation von Antibiotika ist einer der

Hauptmechanismen bei der Resistenzentwicklung. Mittlerweile wurden tausende

Enzyme identifiziert, welche bestimmte Antibiotikaklassen modifizieren und

abbauen können. Zu den betroffenen Antibiotikaklassen gehören: β-Laktame,

Aminoglykoside, die Chloramphenicol-Gruppe und Makrolide. (29)

Des Weiteren gibt es bestimmte Subgruppen von Enzymen, die verschiedene

Antibiotika innerhalb derselben Antibiotikaklasse abbauen können. Beispielsweise

können β-Laktam-Antibiotika wie Penicilline, Cephalosporine, Carbapeneme und

Monobactame von verschiedenen β-Laktamasen hydrolysiert werden. (29)

Gegen gewisse β-Laktamasen sind bereits Inhibitoren verfügbar, die sogenannten

β-Laktamase-Inhibitoren. Sie werden meist als fixe Kombination verabreicht,

beispielsweise Amoxicillin/Clavulansäure, Ampicillin/Sulbactam und

Piperacillin/Tazobactam. Jedoch werden nicht alle β-Laktamasen durch β-

Laktamase-Inhibitoren inhibiert. Ausgenommen sind z.B Carbapenemasen und

AmpC- β-Laktamasen. (1)

Neben β-Laktamasen gibt es auch die sogenannten Extended-Spectrum-β-

Laktamasen (ESBLs). Hierbei handelt es sich um Enzyme, die Penicilline,

Cephalosporine (auch jene mit erweitertem Spektrum wie die der 3. oder 4.

Generation) und Monobactame zerstören können. Der klinische Einsatz von

Carbapenemen ist in den letzten Jahren stark gestiegen, da diese normalerweise

stabil gegenüber ESBLs bleiben. (28,29)

Wenn jedoch von bestimmten Bakterien diverse ESBLs, Carbapenemasen,

inklusive IMP (Imipenemasen), VIM (Verona integron encoded metallo β-

Laktamase), K. pneumoniae Carbapenemase (KPC), Oxacillinase (OXA) und

NMD Enzyme (Neu-Delhi Metallo-Beta-Laktamase) in gramnegativen Bakterien

wie K.pneumoniae, E. coli, P.aeruginosa und A.baumannii getragen werden, kann

es zum Auftreten von Isolaten kommen, die gegen alle β-Laktam-Antibiotika

resistent sind. Dies hat massive Auswirkungen auf die Therapie von schweren

Infektionen, insbesondere bei hospitalisierten Patienten. (28,29)

Page 41: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

28

b.) Inaktivierung des Antibiotikums durch Transfer einer chemischen Gruppe:

Einige bakterielle Enzyme sind in der Lage, chemische Gruppen an vulnerable

Stellen des Antibiotikum-Moleküls hinzuzufügen. Die Antibiotikaresistenz entsteht

dadurch, dass das Antibiotikum aufgrund der sterischen Hinderung nicht mehr an

die Zielstruktur binden kann. Es können zahlreiche verschiedene chemische

Gruppen transferiert werden, z. B. Acyl-, Phosphat- oder Nukleotidylgruppen.

Aminoglykoside sind aufgrund ihrer großen Molekülstruktur besonders

empfindlich für solche Modifikationen. Ihre angreifbaren Stellen sind Hydroxyl-

und Amidgruppen. (29)

Sogenannte Aminoglykosid-modifizierende Enzyme werden beim Transport des

Wirkstoffs durch die Zellwand wirksam. Es kommt dabei zu einer

Phosphorylierung, Acetylierung oder Adenylierung des Aminoglykosids. In Folge

dessen wird das Antibiotikum unwirksam. (1)

3.4.3 Behinderung oder gänzliche Unterdrückung des Durchflusses zum Zielort –

Verhinderung der Aufnahme

Der Zugang des Wirkstoffes zur Zielstruktur kann durch Permeabilitätsschranken und

aktiven Transport versperrt werden. (30)

a.) Permeabilitätsschranke (verminderte Penetration):

Hier beruht die Verhinderung der Aufnahme des Antibiotikums auf einem

Influxmechanismus durch eine Permeabilitätsbarriere der Zellwand oder

Porinkanäle. (30)

Beispiel 1: Penicillin G kann die äußere Membran gramnegativer Bakterien nicht

durchdringen und die Zielstruktur (Peptidoglykangerüst) nicht erreichen. Dies führt

zur natürlichen Resistenz der Bakterien gegenüber Penicillin G. (20,30)

Beispiel 2: Mykobakterien besitzen aufgrund des lipidreichen Zellwandaufbaus

eine natürliche Resistenz gegenüber den meisten Antibiotikaklassen. (30)

Page 42: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

29

Beispiel 3: Ein typischer Resistenzmechanismus bei Pseudomonas aeruginosa ist

der Verschluss von Porinkanälen, die sich in der äußeren Membran befinden. (28)

b.) durch aktiven Efflux: sogenannte Effluxpumpen schleusen das Antibiotikum durch

membran-assoziierte Transportproteine aus der Zelle, sodass die Antibiotika-

Konzentration innerhalb der Zelle immer niedrig genug gehalten werden kann, um

sie nicht zu schädigen. Beispiel: Tetracycline können energieabhängig von

Enterobakterien als Kation-Tetracyclin-Komplex im Austausch gegen ein Proton

aus der Zelle geschleust werden. (20,28)

Abbildung 5: Resistenzmechanismen (Levy/Marshall, 2004) dargestellt an einem

Staphylococcus aureus. High-level Resistenzwege sind mit blauen Pfeilen gekennzeichnet.

Low-level Resistenzwege sind mit grünen Pfeilen gekennzeichnet. (31)

Page 43: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

30

Low-level Resistenz: Hierbei handelt es sich um Mutationen im Bakteriengenom, welche

Resistenzen vermitteln. Sie treten zuerst nur in einem Bakterienstamm auf und können nur

an ihre Nachkommen, aber nicht an andere Bakterien weitergegeben werden. (31)

High-level Resistenz: Diese Resistenz ist „gefährlicher“ als die Low-level Resistenz, da

sich die Gene, welche die Resistenz vermitteln, auf einem mobilen genetischen Element

befinden. Normalerweise handelt es sich bei dem mobilen genetischen Element um ein

Plasmid oder Transposon.

Bei der High-level Resistenz werden genetischen Informationen sehr häufig zwischen

Bakterien ausgetauscht. In Folge dessen kommt es zu einer raschen Verbreitung von

Genen, die für Antibiotika-abbauende oder -modifizierende Enzyme kodieren. (31)

3.4.4 Zusammenhang zwischen antimikrobieller Resistenz und Virulenz

Der Zusammenhang zwischen antimikrobieller Resistenz und bakterieller Virulenz hängt

von vier Hauptfaktoren ab. (32)

1. Manche Bakterienspezies entwickeln schneller Resistenzmechanismen als andere.

Beispielsweise sind P.aeruginosa und A.baumannii sehr schnell in der Lage

Abwehrmechanismen gegen Antibiotika zu entwickeln, S. pyogenes z. B. eher

weniger. Demzufolge wird die Virulenz bei Bakterien der ersten Gruppe mehr von

der Resistenzentwicklung beeinflusst.

2. Spezifische Virulenz- und Resistenzmechanismen der Bakterien

3. Umwelt und ökologische Nische: Externe Stimuli beeinflussen sowohl die

Virulenz, als auch die Resistenz von Keimen.

4. Wirt (Immunsystem): Der Wirt kann die Virulenz des Keims zwar nicht

beeinflussen, jedoch ist bei der Entstehung einer Infektion die Interaktion zwischen

Wirt und Pathogen entscheidend. Deshalb kann auch hier ein Zusammenhang

zwischen dem Resistenzerwerb und der Virulenz festgestellt werden. (32)

Page 44: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

31

3.5 Resistenzbestimmung

3.5.1 Allgemeines

Die Testung der antibiotischen Empfindlichkeit von Krankheitserregern ist unverzichtbar.

Eine möglichst genaue Bestimmung soll Aufschluss darüber geben, mit welchen

Substanzen ein Therapieerfolg am wahrscheinlichsten ist.

Es werden alle pathogenen Keime, bei denen die antibiotische Empfindlichkeit nicht

vorhersehbar ist, auf ihre Resistenz geprüft. (33)

Das Ergebnis der Antibiotika-Resistenzbestimmung von Krankheitserregern nennt man

Antibiogramm. (34)

Die Resistenzbestimmung hat zwei wesentliche Ziele. Einerseits dient sie der Absicherung

der antibakteriellen Chemotherapie, andererseits soll sie rechtzeitig Information über

Auftreten und Verbreitung von Resistenzen geben.

Erworbene Resistenzen werden durch Resistenzbestimmung detektiert, während natürliche

Resistenzen aus der Speziesbestimmung abgeleitet werden. (35)

Als Ausgangsmaterial für Resistenzprüfungen werden Reinkulturen von Erregern

verwendet, welche zuvor aus Patientenproben isoliert worden sind, oder von Laboratorien

eingeschickt wurden. (33)

Da aus Kosten- und Kapazitätsgründen nicht alle Antibiotika getestet werden können,

richten sich die getesteten Antibiotika nach den im jeweiligen Klinikum geführten

Substanzen. Für externe Laboratorien werden gegebenenfalls zusätzliche Antibiotika

getestet. Die Auswahl richtet sich grundsätzlich nach der Eignung zur Therapie.

Da bestimmte Resistenzmechanismen zur Unempfindlichkeit des Bakteriums gegen alle

Präparate einer bestimmten Substanzklasse führen, ist es ausreichend, wenn einzelne

Antibiotika prototypisch getestet werden. (35,36)

Derjenige Wirkstoff, der stellvertretend für alle anderen getestet wird, wird dabei als

„Leitsubstanz“ bezeichnet. (24)

Im Resistenzbefund müssen auch alternative Antibiotika angegeben werden, da der

Patient/die Patientin eine Unverträglichkeit auf das vorliegende Medikament oder starke

Nebenwirkungen haben kann. (37)

Zu berücksichtigen ist, dass verschiedene Institutionen in Europa und den USA

unterschiedliche Richtlinien und Empfehlungen zur Resistenzbestimmung haben.

Page 45: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

32

Die Problematik darin besteht, dass die Grenzwerte bezüglich der Resistenz nicht zu

vergleichen sind.

Seit dem Jahre 2000 werden in Österreich die sogenannten NCCLS-Richtlinien

angewandt, welche vom National Committee for Clinical Laboratory Standards

herausgegeben werden. (37)

3.5.2 Methoden

3.5.2.1 MHK –Bestimmung

Wie bereits im Abschnitt „Leitsätze der Antibiotikatherapie“ erwähnt, ist die minimale

Hemmkonzentration die niedrigste Antibiotikumkonzentration, ab der unter

standardisierten In-vitro-Bedingungen eine bakteriostatische Hemmung des Inokulums

eintritt. (8)

Sie ist also ein Maß für die Empfindlichkeit eines Erregers gegenüber dem jeweiligen

Antibiotikum. (38)

Sie wird in Konzentrationseinheiten von Milligramm Antibiotikum pro Liter (mg/l) oder

Mikrogramm Antibiotikum pro Milliliter (µg/ml) angegeben. Somit ist ein direkter

Vergleich mit erreichbaren Serumkonzentrationen des jeweiligen Antibiotikums möglich.

(33,37)

Im sogenannten Bouillondilutionstest werden Lösungen des Antibiotikums mit

absteigenden Konzentrationen hergestellt. Danach werden sie mit der gleichen

Bakterienanzahl geimpft. Nach einer 24-stündigen Inkubationszeit, ist zu erkennen, dass

sich Bakterien in der Wachstumskontrolle (ohne antibiotische Substanz), sowie bei

niedrigen Antibiotika-Konzentrationen vermehren können und eine Trübung der Lösung

verursachen. Bei hohen Konzentrationen können sich die Bakterien nicht vermehren, die

Lösung bleibt klar. Für jede Substanz und jedes Bakterium gibt es klar definierte

Breakpoints, welche der Bewertung des Testergebnisses dienen. (1)

Eine weitere Möglichkeit die minimale Hemmkonzentration zu bestimmen bietet der

sogenannte Epsilon-Test (E-Test). Hierbei handelt es sich um einen Diffusionstest unter

Verwendung von MHK-Testreihen.

Page 46: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

33

Zahlreiche Studien belegen, dass die Ergebnisse des E-Tests eine hohe Übereinstimmung

mit den MHK-Ergebnissen im Bouillondilutionstest haben. (35,37)

3.5.2.2 Agardiffusionstest

Dieses Verfahren ist am weitesten verbreitet, aufgrund der Komplexität jedoch

fehlerbelasteter als die Bestimmung der MHK. (35)

Eine Agarplatte wird mit einem zu testenden Bakterienstamm beimpft. Danach werden

Blättchen mit Antibiotika auf diese Agarplatte aufgelegt. In Folge dessen diffundiert das

Antibiotikum radial und formt einen ringförmigen Konzentrationsgradienten in den Agar.

Die Bakterien wachsen während der Bebrütung zu einer Art Bakterienrasen zusammen.

Um die Antibiotikaplättchen formen sich je nach Empfindlichkeit der antibiotischen

Substanz kreisförmige Zonen, sogenannte Hemmhöfe. Der Durchmesser jedes Hemmhofes

kann exakt gemessen werden und steht in einem gewissen Verhältnis zur minimalen

Hemmkonzentration. (1,33)

Page 47: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

34

Abbildung 6: Agardiffusionstest zur Resistenzbestimmung

a) empfindlicher Keim: große Hemmhöfe um alle Testblättchen signalisieren eine gute

Antibiotikawirksamkeit (In-vitro)

b) multiresistenter Erreger: nur bei zwei Antibiotika vergleichsweise kleine Hemmhöfe

erkennbar

c) Prinzip des Agardiffusionstests (schematische Darstellung): je größer der Abstand zum

Testplättchen, desto geringer ist die Antibiotikum-Konzentration; großer Hemmhof:

höhere Empfindlichkeit des zu testenden Erregers; S: sensibel, I: Intermediär, R: resistent

(39)

Weitere Methoden: Automatisierte Verfahren (z.B. VITEK), genotypische Verfahren (z.B.

Resistenzgen-Nachweis mittels PCR) (35,37)

3.5.3 Interpretation von Resistenzprüfungen

Die Klassifizierung der Antibiotika-Resistenz erfolgt traditionell in drei Kategorien:

1. Sensibel (S): hohe Wahrscheinlichkeit eines Therapieerfolgs

2. Intermediär (I), mäßig empfindlich: unsichere Wahrscheinlichkeit eines

Therapieerfolgs

3. Resistent (R): geringe Wahrscheinlichkeit eines Therapieerfolgs (33,34)

In der Regel werden die neuesten Empfehlungen des „European Commitee for

Antimicrobial Susceptibility Testing“ (EUCAST) zur Klassifizierung herangezogen. Diese

werden durch die Richtlinien des „Clinical and Laboratory Standards Institute“ (CLSI)

ergänzt. (33)

Page 48: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

35

3.6 Beispiele resistenter Bakterien

3.6.1 Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA)

Abbildung 7: MRSA, rasterelektronenmikroskopische Aufnahme

(WIKIMEDIA COMMONS, JANICE HANEY CARR, CDC) (42)

3.6.1.1 Allgemeines, Epidemiologie

Staphylococcus aureus ist ein ubiquitäres Bakterium. Ca. 20-30% aller Menschen werden

von diesem Keim kolonisiert, die meisten davon sind jedoch asymptomatische Träger.

Dieses fakultativ pathogene Bakterium kann aber auch zahlreiche Infektionen auslösen,

wie beispielsweise Infektionen der Haut und des Weichteilgewebes, Knochen- und

Gelenksinfektionen, Septikämien und das Toxic-Schock-Syndrom. (40)

Das Genom von S.aureus konnte 2001 zum ersten Mal vollständig sequenziert werden. Es

besteht aus einem „Core genome“, einer Art Grundgerüst, welches in allen Stämmen

vorhanden ist. Ein Teil der Gene dieses Grundgerüstes ist hoch konserviert, während der

andere Teil aus sogenannten hypervariablen Genen besteht. Sie weisen strukturelle

Unterschiede auf und haben eine andere Verteilung. Bisher konnten ca. 700 verschiedene

hypervariable Gene beschrieben werden. (17)

Page 49: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

36

MRSA ist ein antibiotisch resistenter Stamm des S.aureus. Sowie S.aureus kann auch

MRSA Menschen besiedeln. Ca. 5-10% der Bevölkerung sind MRSA-Träger.

Bevorzugte Kolonisationsareale sind: Nasenvorhöfe, Rachen, Achselhöhlen, Leiste,

perianal, perineal, Wunden und Hautdefekte, wobei die Nasenvorhöfe das primäre

Reservoir sowohl für S.aureus, als auch für MRSA darstellen. (43,44)

MRSA stellt bezogen auf die Inzidenz und die Schwere der damit verbundenen Infektionen

einer der wichtigsten bakteriellen Pathogene dar. (41)

Die Verbreitung von S.aureus und somit auch von MRSA ist durch die Verbreitung

klonaler Stämme charakterisiert. (17)

1959 wurde die Substanz „Methicillin“ auf den Markt gebracht, da seit der Einführung des

Penicillins in den 1940er Jahren immer mehr S.aureus-Stämme das Enzym β-Laktamase

produzierten und somit gegen Penicillin resistent wurden. Methicillin (und auch Oxacillin)

besitzen nämlich einen β-Laktamase-resistenten β-Laktam-Ring.

In den frühen 1960er Jahren wurden in Großbritannien erstmals MRSA-Stämme

beobachtet. Sogar in Polen gab es eine MRSA-Prävalenz von 10 %, obwohl dort

Methicillin nicht einmal erhältlich war. Dies zeigt das Ausbreitungspotenzial dieses

Erregers. Seit 1975 kam es durch die Ausbreitung weniger MRSA-Klone zu einer

deutlichen Zunahme von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus-Stämmen mit

weltweiter Verbreitung.

Die Prävalenz von MRSA weist eine geographische Regionalität auf. Es ist ein deutliches

Nord-Süd-Gefälle erkennbar. (28,41)

MRSA wird grundsätzlich eher in großen Spitälern mit Intensivstationen beobachtet, als in

kleinen Krankenhäusern, da Schwerstkranke häufig sehr breit mit Antibiotika therapiert

werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass MRSA selektiert werden, ist dadurch viel höher.

(28,41)

Page 50: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

37

Abbildung 8: MRSA Nord-Süd-Gefälle, ECDC, 2012 (72)

MRSA-Stämme konnten aber vor allem in den letzten 30 Jahren auch bei

Patienten/Patientinnen entdeckt werden, die keine Grunderkrankung bzw. keinen Kontakt

zu medizinischen Einrichtungen hatten. Bei ihnen handelt es sich somit nicht um

nosokomiale Infektionen durch MRSA. Des Weiteren können auch Tiere von MRSA

besiedelt, bzw. infiziert werden, wobei vor allem Schweine und Kälber gefährdet sind. (28)

In diesem Zusammenhang haben sich drei Begriffe etabliert:

Healthcare-acquired bzw. Healthcare-associated-MRSA (HA-MRSA)

Community-acquired bzw. Community-associated-MRSA (CA-MRSA)

Lifestock-associated-MRSA (LA-MRSA) (17)

Die Verbreitung von MRSA wird durch unkontrollierte Antibiotikatherapie und mangelnde

Hygiene gefördert. (28)

Page 51: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

38

3.6.1.2 HA-MRSA

Hierbei handelt es sich um MRSA-Stämme, die bei Patienten/Patientinnen bzw. Personen,

welche im medizinischen Bereich tätig sind, gehäuft auftreten. Oftmals kommen sie auch

erst nach der Entlassung im häuslichen Umfeld zum Vorschein, sei es als reine Besiedler,

oder als Erreger von Infektionen. Der Begriff HCA (Hospital associated community onset)

wurde deshalb eingeführt. (17)

Die höchsten HA-MRSA Raten werden aus Nordamerika, Südamerika und Asien berichtet.

Hier liegt die Prävalenz bei über 50%.

China, Australien, afrikanische Länder und manche europäische Länder wie Spanien und

Italien haben mittlere HA-MRSA Raten, die zwischen 25-50% liegen. Die niedrigsten

Raten findet man in nordeuropäischen Ländern. (41)

Die Verbreitung des HA-MRSA erfolgt vorwiegend über Gesundheitseinrichtungen. (28)

3.6.1.3 CA-MRSA

Im Vergleich zum klassischen HA-MRSA, infizieren CA-MRSA-Linien gesunde,

immunkompetente Menschen.

Definitionsgemäß hatten die Patienten/Patientinnen im Jahr vor der CA-MRSA Infektion

noch keine andere MRSA Infektion oder Kolonisation, keinen Krankenhausaufenthalt,

wurden nicht operiert, tragen keinen Dauerkatheter, wurden nicht dialysiert und haben

keine perkutanen Geräte. (17,41)

Dieser Erreger gilt seltener als Besiedler asymptomatischer Träger und wird hauptsächlich

mit Weichteil- und Gewebsinfektionen in Verbindung gebracht. (17)

Die ersten CA-MRSA Isolate wurden Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre in

Australien entdeckt. Am Anfang des 21. Jahrhunderts stieg die Zahl an detektierten CA-

MRSA Isolaten global rapide an.

CA-MRSA wurde in den USA innerhalb kurzer Zeit zu einem der häufigsten Verursacher

ambulant erworbener pyogener Infektionen.

Die Verbreitung von CA-MRSA erfolgt hauptsächlich über soziale Kontakte. (28)

Page 52: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

39

3.6.1.4 LA-MRSA

Hierbei handelt es sich um MRSA-Stämme, die durch Tierkontakt auf den Menschen

übertragen werden können. Mitte 2000 gab es in den Niederlanden eine Häufung von

MRSA-Besiedelungen, die vor allem bei Tieren aus der Schweinemasthaltung und den

Besitzern bzw. Angehörigen solcher Betriebe aufgetreten sind. Danach wurde LA-MRSA

auch in Dänemark, Deutschland und Österreich beschrieben. (17,28)

Neben Mastschweinen sind auch Legehennen, Masttruthähne, Milchkühe und Mastkälber

betroffen.

Im Vergleich zu CA-MRSA haben LA-MRSA ein anderes Pathogenitäts- und

Virulenzprofil. (17)

Aufgrund der enormen Nachfrage, wird immer mehr Viehzucht betrieben. Die Tiere

werden oftmals auf engstem Raum gehalten und mit Wachstumsförderern und Antibiotika

gefüttert. Dadurch können sich Antibiotika-resistente Organismen ausbilden, die in

weiterer Folge auf den Mensch übertragen werden können. Außerdem stellt Fleisch das

häufigste Reservoir für tierische Pathogene dar, welche sich durch die Globalisierung des

Handels auf die ganze Welt ausbreiten können. (45)

Die Verbreitung von LA-MRSA erfolgt deshalb vorwiegend über die Tier- bzw.

Fleischverarbeitungsindustrie. (28)

3.6.1.5 Resistenzmechanismus

MRSA ist in der Lage ein modifiziertes PBP zu exprimieren, nämlich PBP2a. Diese

Transpeptidase zeigt eine sehr geringe Affinität zu Betalaktamantibiotika und behält

dadurch seine zellwandbildende Aktivität.

PBP2a wird vom sogenannten mecA-Gen kodiert, welches sich auf einem mobilen

genetischen Element befindet. Diese Element wird auch „staphylococcal cromosomal

cassette“ (SCCmec) genannt. Hierbei handelt es sich um ein Strukturgen, welches bei

empfindlichen Stämmen nicht vorhanden ist.

Die mec-Region scheint auch eine geeignete Stelle für weitere Resistenzgene zu sein. Aus

diesem Grund sind MRSA-Stämme auch häufig gegen andere Antibiotika resistent.

Beispielsweise sind Stämme mit eingeschränkter Glykopeptidempfindlichkeit

(Vancomycin, Teicoplanin) bekannt. (17,28)

Page 53: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

40

Des Weiteren bestehen auch Ko-Resistenzen. Über 90% der HA-MRSA Stämme besitzen

eine Chinolon-Resistenz, zwei Drittel sind gegen Makrolide und Clindamycin

unempfindlich.

CA-MRSA weist weniger Ko-Resistenzen auf als HA-MRSA. CA-MRSA ist meist

sensibel gegenüber Clindamycin und Cotrimoxazol. (17)

Neben diesem mecA-Gen wurde auch ein sogenanntes mecC-Gen detektiert. Es wurde

erstmals in bovinen MRSA-Isolaten gefunden und weist starke Sequenzunterschiede zu

den bisher bekannten mecA-Clustern auf. Das mecC-Gen wurde bereits von Menschen,

Vieh, und Haustieren isoliert und stellte anfangs eine große diagnostische Herausforderung

dar, weshalb neue Tests entwickelt wurden, die auch mecC detektieren können. (17,28)

3.6.1.6 Diagnostik

Der größte Teil der MRSA-Träger/Trägerinnen weist eine asymptomatische Besiedlung

auf und keine Infektion. Jedoch haben kolonisierte Patienten/Patientinnen ein deutlich

erhöhtes Risiko einer Infektion. Des Weiteren gelten sie als Hauptreservoir für MRSA in

Gesundheitseinrichtungen. Die Übertragung kann sowohl über direkten Kontakt, als auch

über indirekten Kontakt wie Oberflächen von Statten gehen. MRSA kann aufgrund seiner

hohen Tenazität bis zu Wochen und Monate auf unbelebten Oberflächen überleben.

Unter bestimmten Umständen ist ein Screening solcher potenziellen MRSA-

Träger/Trägerinnen erforderlich.

Ein risikoadaptiertes Screening erlaubt in weiterer Folge gezielte hygienische Maßnahmen

zur Infektionsprävention, eine gezielte Dekolonisation und ist außerdem wichtig für die

Erhebung epidemiologischer Daten. In erster Linie wird der kulturelle Nachweis von

MRSA angestrebt, da eine Spezifität von nahezu 100% erzielt werden kann. Ein großer

Nachteil ist jedoch der Zeitaufwand, da die Bebrütungszeit bis zu 48h in Anspruch nimmt.

Daher werden auch molekularbiologische Verfahren eingesetzt, die den Vorteil einer

hohen Sensitivität haben und weniger Zeit in Anspruch nehmen. Sie haben jedoch eine

geringe Spezifität und sind teurer als der kulturelle Nachweis. Außerdem kann nicht

festgestellt werden, ob der Keim noch lebensfähig oder bereits abgestorben ist. Die

Ergebnisse eines molekularbiologischen Nachweises sind deshalb nur als vorläufig zu

betrachten und müssen mit einem kulturellen Nachweis verifiziert werden.

Page 54: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

41

Es sollte mindestens ein Nasenabstrich, eventuell ein Rachenabstrich und gegebenenfalls

ein Abstrich einer Wunde vorgenommen werden. Wenn eine Anamnese bezüglich MRSA

vorliegt, müssen zusätzlich die ehemals positiven Lokalisationen untersucht werden. Um

eine besonders hohe Sensitivität erreichen zu können, müssen sogenannte Abstrichserien

gemacht werden. (17,44)

3.6.1.7 Risikofaktoren

Erhöhtes Risiko einer bestehenden MRSA-Kolonisation bzw. erhöhtes Infektionsrisiko für

den Patienten/die Patientin:

Bekannte MRSA Anamnese

Menschen aus Regionen/Einrichtungen mit hoher MRSA Prävalenz

Dialysepatienten/Dialysepatientinnen

Stationärer Krankenhausaufenthalt länger als 3 Tage in den zurückliegenden 12

Monaten

Menschen, die regelmäßig Kontakt zu MRSA haben (beispielsweise Personen in

der Viehzucht von Schweinen, Rindern, Geflügel)

Menschen mit chronischer Pflegebedürftigkeit

Menschen mit chronischen Hautläsionen

Menschen, die während eines stationären Aufenthalts Kontakt mit MRSA-Trägern

hatten

Antibiotikatherapie in den letzten 6 Monaten

Liegende Katheter (46)

3.6.1.8 Dekolonisierung, Therapie

Dekolonisierung: Ziel der Dekolonisierung ist zum Einen das Infektionsrisiko für den

Träger/die Trägerin zu reduzieren, zum Anderen soll die Transmission auf andere

Menschen im Gesundheitssystem verhindert werden. (17)

Die Kolonisierung von MRSA kann transient, intermittierend oder persistent für Monate

bzw. Jahre sein. Persistente Träger/Trägerinnen stellen eine größere Gefahr für die

Transmission dieses Keims dar.

Page 55: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

42

Die Sanierung besteht darin, MRSA von Haut und Schleimhäuten zu entfernen. Im

Vordergrund stehen topische Antibiotika und Antiseptika.

Die systemische Gabe von Antibiotika ist mit Vorbehalt zu sehen, da sie wiederum zur

Entwicklung von Resistenzen führen kann.

Die Sanierung der Nase erfolgt entweder mit Mupirocin oder alternativ mit einer

Octenidin-hältigen Nasensalbe 3 mal täglich über 5 bis 7 Tage.

Die Sanierung des Mund-Rachen-Raums erfolgt mittels Octenidin-Mundspüllösung, die

der Haare mittels Octenisan Waschlotion und die von Wunden mittels Octenisept.

Darüber hinaus sind supportive Maßnahmen wie Händedesinfektion, Dekontamination der

Umgebung und der Kleidung nötig, um eine erneute Kolonisierung zu vermeiden.

Eine permanente Dekolonisierung bzw. Eradikation von MRSA ist trotz der genannten

Maßnahmen nicht garantiert. Die initiale Dekolonisierungsrate beträgt zwar bis zu 90%,

jedoch kommt es häufig zu einer Rekolonisation, vor allem bei Menschen, die im

Gesundheitswesen tätig sind (bis zu 75%).

In nur ca. 60% gelingt eine permanente Eradikation von MRSA. (17,47)

Therapie: Die Auswahl der Substanz, die gegen MRSA wirksam ist, richtet sich nach

verschiedenen Aspekten.

Auschlaggebend sind Lokalisation der Infektion, Gewebegängigkeit der Substanz,

Verträglichkeit, Interaktionen mit anderen Medikamenten und bei einer Langzeittherapie

die Oralisierbarkeit. (14)

3.6.1.9 Primäre Substanzen zur MRSA-Therapie

Hierbei handelt es sich um sogenannte „Reserveantibiotika“. Erläuterungen zu den

gebräuchlichsten Substanzen finden Sie im Abschnitt „Reserveantibiotika“.

Vancomycin: Therapie der Wahl für schwere MRSA-Infektionen

Tigecyclin

Teicoplanin

Telavancin

Linezolid

Fosfomycin (nur in Kombination)

Page 56: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

43

Rifampicin in Kombination mit Vancomycin

Daptomycin

Ceftarolin

Ceftobiprol (14,48)

3.6.2 Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE)

Abbildung 9: Vancomycin-resistente Enterokokken (49)

3.6.2.1 Allgemeines, Epidemiologie

Enterokokken sind grampositive, kugelförmige Erreger, die hauptsächlich im

Gastrointestinaltrakt von Menschen und Tieren vorkommen. Die klinisch relevantesten

Enterokokkenspezies sind E.faecalis und E.faecium.

Sie können unter anderem Harnwegsinfektionen und Endokarditiden hervorrufen, wobei es

bis zu einer Enterokokkensepsis kommen kann, welche mit einer extrem hohen Mortalität

einhergeht. Enterokokken haben eine natürliche Resistenz gegenüber Clindamycin,

Penicillin G und Cephalosporinen (Enterokokkenlücke). Häufig sind auch erworbene

Resistenzen gegen Erythromycin, Chloramphenicol und Tetracycline. (17,50)

Klinisch bedeutsame VRE wurden erstmals 1988 in Frankreich beschrieben. Beim

überwiegenden Teil der nachgewiesenen VRE handelt es sich um E.faecium-Stämme.

Page 57: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

44

Bisher galten die Glykopeptidantibiotika Vancomycin und Teicoplanin als

Reserveantibiotika für Enterokokkeninfektionen, jedoch kam es in den letzten Jahren zu

einer deutlichen Zunahme von VRE, insbesondere im angloamerikanischen Raum.

Häufig existiert keine einheitliche wirksame Therapie mehr zur Bekämpfung dieser

Erreger. Präventionsmaßnahmen, wie die strikte Einhaltung von Hygienemaßnahmen, sind

daher essentiell. (50)

3.6.2.2 Resistenzmechanismus

Die Resistenz gegenüber Glykopeptiden wird in verschiedene Resistenztypen eingeteilt.

Klinische bedeutsam sind vor allem der VanA-und der VanB-Resistenztyp.

VanA zeigt eine Kreuzresistenz gegenüber Vancomycin und Teicoplanin, bei VanB liegt

eine Resistenz gegenüber Vancomycin, jedoch eine Empfindlichkeit gegenüber

Teicoplanin vor. (17)

Normalerweise bindet das Glykopeptid-Antibiotikum Vancomycin an das D-Alanyl-D-

Alanin Ende von Vorläufern des Peptidoglykans. Somit wird der Aufbau der Zellwand

verhindert. Der Resistenzmechanismus kommt durch eine Strukturveränderung der

Vancomycin-Bindungsstelle zu Stande. Bei den Resistenztypen VanA und VanB wird das

letzte D-Alanin durch ein D-Laktat ausgetauscht, sodass Vancomycin nicht mehr an das

Substrat binden kann. (51)

Im Unterschied zu MRSA ist eine aktive und nachhaltige Dekolonisierung bei

Vancomycin-resistenten Enterokokken nicht möglich. (17)

3.6.2.3 Therapie

Im Wesentlichen stehen für die Behandlung von VRE-Infektionen die Reserveantibiotika

Linezolid, Tigecyclin und Daptomycin zur Verfügung. (14)

Linezolid wird am häufigsten zur Behandlung eingesetzt, für Tigecyclin liegen derzeit

noch wenig klinische Daten vor. (49)

Page 58: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

45

Daptomycin, ein cyclisches Lipopeptid, verfügt über eine sehr schnelle bakterizide

Aktivität gegen ein weites Spektrum grampositiver Erreger. Studien belegen, dass es hoch

wirksam gegen VRE ist. (52)

3.6.3 Extended-Spectrum-Beta-Lactamase-bildende Bakterien (ESBL-bildende

Bakterien)

3.6.3.1 Allgemeines, Resistenzmechanismus

Die Entstehung von ESBL ist ein Phänomen der Multiresistenz gramnegativer Bakterien.

Vor allem Enterobakterien (z.B. E.coli und Klebsiella spp.) und Nonfermenter (z.B.

Pseudomonas aeruginosa und Acinetobacter baumannii) sind davon betroffen. (28, 53,54).

Wie schon erwähnt handelt es sich bei ESBLs um Enzyme, die fast alle β-

Laktamantibiotika zerstören können. Betroffen sind Penicilline, Cephalosporine (auch

jene mit erweitertem Spektrum wie die der 3. oder 4. Generation) und Monobactame.

Carbapeneme bleiben normalerweise stabil.

Häufig zeigen ESBL-bildende Keime auch eine Resistenz gegenüber einigen Chinolonen,

beispielsweise Ciprofloxacin (70-80% Resistenzrate bei ESBL-Bildnern). (28,54)

Bei folgenden Krankheitsbildern muss mit ESBL gerechnet werden: Harnwegsinfekt,

intraabdominelle Infektion, Haut-und Weichteilinfektion, Sepsis. (54)

3.6.3.2 Epidemiologie

Seit Ende der 1990er Jahre, hat sich die Zahl ESBL-bildender Keime deutlich erhöht und

stellt hinsichtlich der Therapie eine große Herausforderung dar. ESBLs können sowohl

innerhalb, als auch außerhalb von Gesundheitseinrichtungen beobachtet werden.

Die Verbreitung ESBL-bildender Keime ist regional unterschiedlich. Österreich liegt mit

einer Prävalenz von 5-10% im europäischen Mittelfeld. In Frankreich, Italien und Portugal

beträgt sie ca. 20-30%, in Skandinavien ist sie deutlich geringer. (vgl. Prävalenz von

MRSA)

Page 59: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

46

Mögliche Gründe sind der hohe Einsatz von β-Laktamantibiotika (vor allem orale

Cephalosporine) mit konsekutiver Selektion der Bakterien, und die Transmission über

Nutztiere, Lebensmittel und Umwelt. (28,54)

3.6.3.3 Therapie

Carbapeneme (Nachteil: relativ teuer)

Pivmecillinam

Fosfomycin-trometamol (bei Harnwegsinfekt oder ESBL-Urosepsis als Monotherapie, bei

kritischen Patienten/Patientinnen in Kombination mit einem Carbapenem)

Nitrofurantoin

Aminoglykoside

β-Laktamantibiotika mit β-Laktamaseinhibitoren (sollten jedoch nicht primär eingesetzt

werden; nur bei klinischem Ansprechen bei gering exprimierenden ESBL-Bildern) (28,54)

3.7 Wichtige Substanzen zur Bekämpfung von resistenten Erregern:

Reserveantibiotika

Wenn unsere „Standard-Antibiotika“ versagen, kommen die sogenannten

Reserveantibiotika zu Einsatz. Um Resistenzbildungen zu vermeiden, werden sie nicht zur

Therapie banaler Infektionen verwendet. Reserveantibiotika sind jedoch nicht „besser“ als

die anderen Antibiotika. Häufig sind sie sogar weniger wirksam und weisen deutlich mehr

Nebenwirkungen auf. Sie stellen jedoch für bestimmte resistente Keime die letzte

Therapiemöglichkeit dar.

Da bereits auch Resistenzen gegen manche Reserveantibiotika existieren, wie

beispielsweise die Vancomycin-Resistenz, ist es unabdingbar, nach neuen Strukturklassen

von Antibiotika zu forschen. Die Regierung industrialisierter Länder sollte dafür den

Zugang auch für private Pharmaunternehmen erleichtern und Anreize für neue

Forschungsarbeiten bieten. (55)

Vor allem nosokomiale Infektionen, die von multidrug-und extensively-drug- resistenten

Keimen verursacht werden, stellen eine zunehmende Bedrohung dar.

Page 60: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

47

Die sogenannten „ESKAPE“ Mikroorganismen sind dabei am häufigsten. Der Ausdruck

„ESKAPE“ entsteht durch die Initialen der jeweiligen Erreger. (56)

E: Enterococcus faecium

S: Staphylococcus aureus

K: Klebsiella pneumoniae

A: Acinetobacter baumannii

P: Pseudomonas aeruginosa

E: Enterobacter spp. (56)

Im Mai 2016 erreichte uns eine erschreckende Meldung aus den USA. In Pennsylvania

wurde erstmals ein multiresistenter E-coli Stamm im Harn einer 49-jährige Patientin, die

an einem Harnwegsinfekt erkrankte, gefunden. Er war resistent gegenüber dem

Reserveantibiotikum Colistin, welches normalerweise gegen besonders gefährliche

multiresistente Keime wirksam ist.

Die Patientin konnte mit einem anderen Reserveantibiotikum zwar erfolgreich behandelt

werden, die Befürchtung liegt aber darin, dass das Colistin-Resistenzgen (mcr-1) auf

Bakterien übertragen werden kann, die bereits über andere Resistenzen verfügen, und es

künftig keine wirksamen Antibiotika gegen entstandene panresistenten Keime mehr geben

wird.

Dr. Tom Frieden (Direktor von „Centers for Disease Control and Prevention) drückte dies

mit folgenden Worten aus: „It is the end of the road for antibiotics unless we act urgently“.

(57,58)

Im Folgenden wird eine Auswahl wichtiger Reserveantibiotika zur Therapie resistenter

Erreger dargestellt.

Glykopeptid-Antibiotika stellen wichtige Reserveantibiotika gegen multiresistente

S.aureus- und Enterokokkenstämme dar. Die Vertreter Vancomycin und Teicoplanin

hemmen den Aufbau der Zellwand bei grampositiven Bakterien.

Wie bereits erwähnt wird durch die spezifische Bindung an D-Alanyl-D-Alanin-Reste die

Peptidoglykan-Synthese blockiert. (8)

Page 61: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

48

3.7.1 Vancomycin

Dieses trizyklische Glykopeptid gilt derzeit als Therapie der Wahl bei schweren MRSA-

Infektionen, jedoch ist sie toxischer und möglicherweise weniger effektiv als

Betalaktamantibiotika bei empfindlichen S.aureus-Stämmen.

Vancomycin hat einen relativ langsamen bakteriziden Effekt gegen Staphylokokken. Des

Weiteren gibt das Auftreten von Vancomycin-Resistenz in MRSA-Stämmen und

Vancomycin-resistenten Enterokokken Anlass zur Sorge. (48)

Der Wirkstoff Avoparcin, welcher eine chemische Ähnlichkeit zu Vancomycin aufweist,

ist zwar heutzutage verboten, wurde jedoch in der Vergangenheit (seit 1975) in der

Tiermast verwendet und begünstigte Resistenzen gegenüber Glykopeptid-Antibiotika. (8)

3.7.2 Teicoplanin

Dieses Antibiotikum wird zur Behandlung von MRSA und in Einzelfällen oder als

Kombinationspartner bei VRE vom VanB-Typ eingesetzt. Im Rahmen der Therapie mit

Teicoplanin wurden Thrombozytopenien, Nierenversagen und Ototoxizität beobachtet. (8)

3.7.3 Colistin/Polymyxin

Colistin ist ein zyklisches Polypeptid und wurde 1947 entdeckt. Es wird von Bacillus

polymyxa produziert. Diese Substanz kam 1958 auf den Markt, wurde jedoch ab den

1970er Jahren nicht mehr verwendet, da Fälle von Nephro- und Neurotoxizität bekannt

wurden. Aufgrund von multiresistenten gramnegativen Erregern wurde es wieder

zugelassen, da es eine gute Wirkung zeigte. In der Regel wird es als Kombinationstherapie

mit einem Carbapenem, Aminoglykosid oder Tigecyclin verabreicht.

Colistin ist ein Kationendetergenz und wirkt bakterizid, da es die Struktur und Funktion

der Zytoplasmamembran und der äußeren Membran gramnegativer Bakterien stört. (14,56)

3.7.4 Tigecyclin

Hierbei handelt es sich um ein Glycylcyclin-Antibiotikum. Es besitzt eine bakteriostatische

Wirkung, die durch die Hemmung der Translation bei der bakteriellen Proteinsynthese zu

Stande kommt. In sehr hohen Dosen wurde auch eine leichte Bakterizidität beobachtet.

Page 62: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

49

Im Vergleich zu Tetracyclinen kann es den aktiven Efflux und ribosomalen Schutz von

Bakterien überwinden. Es kommt bei komplizierten Haut-und Weichteilinfektionen sowie

bei schweren intraabdominellen Infektionen zum Einsatz. Des Weiteren wird es off Label

zur Behandlung ESBL-produzierender Keime und multiresistenter gramnegativer

Bakterien eingesetzt. (14,56)

3.7.5 Fosfomycin

Fosfomycin ist wie Colistin ein „altes“ Antibiotikum, das wiederentdeckt wurde. Es ist ein

Strukturanalog des Phosphoenolpyruvats und wurde 1969 in Spanien entdeckt.

Es inhibiert ein Enzym namens Phosphoenolpyruvat-Transferase und hemmt somit die

Zellwandsynthese. Fosfomycin wirkt vorwiegend bakterizid.

Oral wird es bei Harnwegsinfekten eingesetzt, deren Verursacher multiresistente

gramnegative Erreger sind. Intravenös wird es als Kombinationspartner bei MRSA und

multiresistenten gramnegativen Erregern eingesetzt. (14,56)

3.7.6 Linezolid

Linezolid gehört zur Gruppe der Oxazolidinone und wird zur Therapie von Infektionen,

welche durch grampositive Erreger verursacht wurden, eingesetzt. Es hemmt die

bakterielle Proteinsynthese indem es an die 50S-Untereinheit der bakteriellen Ribosomen

bindet und konsekutiv verhindert, dass ein funktionstüchtiger Initialkomplex zur

Translation gebildet werden kann. Es wird bei nosokomialen sowie ambulant erworbenen

Pneumonien, schweren Haut- und Weichteilinfektionen, MRSA und VRE eingesetzt.

(8,14)

3.7.7 Clindamycin

Clindamycin ist ein Lincosamid-Antibiotikum und wird halbsynthetisch hergestellt. Es

wirkt bakteriostatisch indem es an 50S-Untereinheit der bakteriellen Ribosomen bindet und

somit die Proteinsynthese des Bakteriums gestört wird. Viele MRSA-Stämme sind gegen

Clindamycin resistent, ein paar jedoch sensibel. Bei ihnen kommt Clindamycin als

Kombinationspartner zum Einsatz. (8,14)

Page 63: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

50

3.7.8 Daptomycin

Daptomycin ist ein zyklisches Lipopeptid, welches ausschließlich gegen grampositive

Erreger wirksam ist. Es führt durch die Bindung an die Bakterienmembran zu einer

Depolarisation mit konsekutiver Hemmung der DNA-, RNA- und Proteinsynthese.

Aufgrund dessen wirkt es bakterizid.

Indikationen für dieses Medikament sind komplizierte Haut-und Weichteilinfektionen

S.aureus-Bakteriämie, S.aureus-Endokarditis, MRSA und VRE (bei VRE nur in hoher

Dosierung, kein Medikament erster Wahl). Hervorzuheben ist, dass Daptomycin durch

Surfactant inaktiviert wird und somit unwirksam bei der Therapie einer Pneumonie. (14)

3.7.9 Tobramycin

Tobramycin gehört zur Gruppe der Aminoglykoside. Seine bakterizide Wirkung kommt

durch die Hemmung der bakteriellen Proteinsynthese zu Stande. Es ist sowohl im

grampositiven, als auch im gramnegativen Bereich wirksam, wobei Anaaerobier eine

natürliche Resistenz gegenüber dieser Substanz zeigen. Es wird bei Infektionen, die durch

Pseudomonas aeruginosa hervorgerufen werden, in Kombination mit einem Penicillin,

Cephalosporin, Carbapenem oder Gyrasehemmer gegeben. Weitere Anwendungsgebiete

sind: Peritonitis, Sepsis, komplizierte Harnwegsinfektionen und Kombinationspartner bei

sensiblen MRSA-Stämmen sowie bei multiresistenten gramnegativen Erregern. Es kann

abhängig von der Therapiedosis und der Therapiedauer nephro- und ototoxisch wirken.

(14,59)

3.7.10 Imipenem/Cilastatin

Imipenem ist ein Carbapenem der Gruppe 1. Es hemmt die bakterielle Zellwandsynthese

durch Bindung an PBPs bei grampositiven und gramnegativen Erregern und zeigt eine

bakterizide Wirkung. Cilastatin ist ein reversibler, kompetitiver Hemmer der renalen

Dehydropeptidase-I und der Leukotrien D4 Dipeptidase. Da die Dehydropeptidase-I

Imipenem metabolisiert und inhibiert, wird es zur Wirkungsverstärkung mit Cilastatin

kombiniert. Es wird bei drei multiresistenten Erregern sowie als Kombinationspartner mit

Colistin bei vier multiresistenten Erregern eingesetzt. (14,60)

Page 64: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

51

3.7.11 Meropenem

Meropenem ist wie Imipenem ein Carbapenem der Gruppe 1 und hat daher dieselben

MRE-Indikationen wie Imipenem. (14)

3.7.12 Ciprofloxacin

Ciprofloxacin ist ein Fluorchinolon der Gruppe II. Es hemmt die Enzyme Topoisomerase

II (DNS-Gyrase) und Topoisomerase IV und wirkt bakterizid.

Diese antibiotische Substanz besitzt eine Bioverfügbarkeit von etwa 70% und zeigt eine

sehr gute Wirksamkeit bei resistenten Pseudomonas aeruginosa-Stämmen. Des Weiteren

wird es als Kombinationspartner zur Therapie sensibler MRSA-Stämme verwendet. (8,14)

3.7.13 Rifampicin

Rifampicin gehört zu den Ansamycinen und wird halbsynthetisch hergestellt. Durch

Bindung an die bakterielle RNA-Polymerase hemmt es die bakterielle Proteinsynthese.

Auf proliferierende Keime hat es eine bakterizide Wirkung. Bei ruhenden Keimen zeigt es

deutlich weniger Aktivität.

Rifampicin zeigt eine sehr gute Wirksamkeit gegenüber Mycobacterium tuberculosis,

Staphylokokken, Enterokokken, Streptokokken, Gonokokken, Meningokokken,

Legionellen, Hämophilus influenzae und Chlamydien. Es wird bei allen Formen der

Tuberkulose eingesetzt (Voraussetzung: Erregerempfindlichkeit gegen Rifampicin) und als

Kombinationspartner bei sensiblen MRSA-Infektionen (insbesondere bei Infektionen von

Endoprothesen und Versuch des Erhalts der Prothese, durch verbessertes Eindringen in den

Biofilm). (14,61)

3.8 Ursachen, Prävention, Strategien

3.8.1 Ursachen

Es gibt verschiedene Risikofaktoren für Resistenzentwicklungen, welche grob in Selektion,

Wirtsfaktoren und Verbreitung eingeteilt werden können. (17)

Page 65: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

52

Selektion:

- Übermäßiger Einsatz weniger Antibiotikagruppen

- Unkritischer Einsatz von Breitbandantibiotika

- Subtherapeutische Dosierungen

- Inadäquate Substanzen und Therapiezeiten

Wirtsfaktoren:

- Mehr Risikopatienten /Risikopatientinnen (Alter, Diabetes, Multimorbidität)

- Mehr invasive und immunsuppressive Therapien

Verbreitung:

- Unzureichende Infektionskontrolle und Hygiene

- Intra- und Interspeziestransfer von Resistenzfaktoren (17)

Die Entdeckung von antimikrobiellen Substanzen war zweifelsohne der größte

medizinische Triumph des 20. Jahrhunderts. Durch deren Anwendung, unsachgemäßen

Gebrauch und Zweckentfremdung stehen wir heute vor dem Problem der

Resistenzentwicklungen bei Bakterien mit der konsekutiven Unwirksamkeit vieler

Substanzen.

Es besteht ein Zusammenhang zwischen Resistenzentwicklungen und den erhöhten Einsatz

von Antibiotika sowohl in der Human- und Veterinärmedizin, als auch bei Tiermast und

lebensmittelproduzierenden Tieren. Dadurch wird eine bessere Energieverwertung und

Gewichtszunahme bei den Tieren erreicht, indem die Darmflora verändert wird und

Stoffwechselprozesse angekurbelt werden. Das große Problem dabei ist, dass für diesen

gewünschten Effekt Antibiotika in subtherapeutischen Dosen eingesetzt werden und

Gefahr von Resistenzentwicklungen durch Selektion extrem hoch ist.

In der Tiermast werden Antibiotika häufig als Wachstumsförderer eingesetzt.

Die Verbreitung resistenztragender Keime wird dadurch erleichtert, dass Menschen

heutzutage häufiger in ferne Länder reisen und so die Keime verschleppen können. (17,62)

Page 66: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

53

Die Verbreitung von Resistenzgenen ist sehr komplex. Die Übertragung erfolgt zwischen

Menschen untereinander und zwischen Menschen und Tieren. Über deren Ausscheidungen

können sie schließlich in die Umwelt gelangen (Boden, Wasser, Abwasser, via Dünger:

Nahrungsmittel) und wieder auf Mensch und Tier übertragen werden. Die folgende

Abbildung dient der Verdeutlichung der Komplexität der potentiellen Ausbreitung

resistenztragender Keime. (17)

Abbildung 10: Einfluss von Antibiotika auf die Umwelt (62)

3.8.2 Prävention, Strategien gegen Resistenzentwicklungen

Resistenzentwicklungen bei Bakterien stellen ein globales Problem dar. Es ist notwendig

ihnen international, national und lokal entgegenzuwirken. Da bestehende Resistenzen nicht

mehr rückgängig gemacht werden können, liegt das Hauptaugenmerk auf

Präventionsmaßnahmen.

Page 67: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

54

In diesem Zusammenhang sind vier Punkte besonders wichtig, nämlich die

Gesamtreduktion der Antibiotikaverordnungen, ein rationaler Einsatz dieser

Medikamentengruppe, konsequente Hygienemaßnahmen um die Verschleppung von

resistenztragenden Keimen zu unterbinden und eine intensive Forschungsarbeit zur

Entwicklung neuer antibiotischer Substanzen.

3.8.2.1 Hygienemaßnahmen am Beispiel von MRSA

Wenn Patienten/Patientinnen MRSA–Träger/Trägerinnen oder mit MRSA infiziert sind,

müssen entsprechende Isolierungsmaßnahmen getroffen werden. Im Idealfall sollten sie

einzeln untergebracht werden, es ist jedoch auch möglich mehrere MRSA-positive

Menschen gemeinsam unterzubringen. Man spricht dann von der sogenannten

Kohortenisolierung. Bei Patientenkontakt und Kontakt mit kontaminierten Gegenständen

muss eine hygienische Händedesinfektion erfolgen. Das medizinische Personal hat

entsprechende Schutzkleidung zu tragen (langärmeliger Einmalkittel, Mund-Nasen-Schutz,

Einmalhandschuhe), welche nach Verlassen des kontaminierten Zimmers entsorgt werden

muss. Das kontaminierte Zimmer muss in jedem Fall gekennzeichnet sein und Besucher

müssen im Umgang mit Infizierten geschult werden. (63)

3.8.2.2 Problembewusstsein

In einigen Teilen der Welt hat man bereits erkannt, dass der Kampf gegen

Antibiotikaresistenzen aufgenommen werden muss. Seit Kurzem beginnen auch Länder

wie China und Indien ein größeres Bewusstsein für dieses Problem zu entwickeln, was

aufgrund der Größe der Bevölkerung und dem dort bestehenden Missbrauch von

Antibiotika, von großer internationaler Bedeutung ist.

Das Problem der Antibiotikaresistenzen kann nicht alleine gelöst werden. Eine

internationale Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Wissenschaft und Industrie wird

dazu nötig sein. (64)

Page 68: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

55

3.8.2.3 Aktionsplan, Schlüsselmaßnahmen zur erfolgreichen Bekämpfung der

Antibiotikaresistenz

Aus dem oben genannten Grund veröffentlichte die europäische Kommission am 17.

November 2011 einen 5-Jahres-Aktionsplan zur Abwehr der steigenden Gefahr der

Antibiotikaresistenz. (65)

Laut der EU-Kommission handelt es sich bei der Antibiotikaresistenz um ein europäisches

und weltweit gesellschaftliches Problem, das die Bereiche Human-und Veterinärmedizin,

Tierhaltung, Landwirtschaft, Umwelt und Handel betrifft. Ein ganzheitliches Konzept ist

von Nöten, um dieses Problem zu lösen, bzw. zumindest einzudämmen. (65)

Angemessener Einsatz von Antibiotika: Antibiotika sollten in der Human-und

Veterinärmedizin nur zum Einsatz kommen, wenn es wirklich notwendig ist. Es muss eine

klare Indikation vorhanden sein und die Patienten/Patientinnen werden dazu aufgefordert,

das Medikament sachgemäß einzunehmen (Dosis, Einhalten der Therapiedauer). Ein

umsichtiger Einsatz im Veterinärbereich wird durch enge Zusammenarbeit von der

Tierarzneimittelbranche, Tierärzten und Landwirten gefördert. (65)

Prävention von mikrobiellen Infektionen und deren Ausbreitung: Nosokomiale Infektionen

sollen durch entsprechende Hygienemaßnahmen in Gesundheitseinrichtungen vermieden

werden. (65)

Bei landwirtschaftlichen Nutztieren liegt der Fokus auf Infektionsschutz- und

Infektionsbekämpfung. Hierfür müssen neue strengere Gesetze geschaffen werden. (65)

Entwicklung neuer Antibiotika, Impfstoffe und Diagnoseinstrumente in Human-und

Veterinärmedizin (65)

Eindämmung der Verbreitung von Resistenzen durch Handel und Reiseverkehr durch

internationale Abkommen (65)

Page 69: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

56

Stärkere Überwachung des Antibiotikaverbrauchs und der Resistenzentwicklung in der

Humanmedizin sowie im Veterinärbereich (65)

Förderung von Forschungsprojekten zum besseren Verständnis von

Resistenzentwicklungen und Interaktionen zwischen Wirt und Pathogenen (65)

Kommunikation, Aufklärung und Schulung: Die Öffentlichkeit muss ein stärkeres

Bewusstsein für dieses Problem entwickeln. Aufklärungskampagnen sollen gestartet

werden, um die Menschen für dieses Thema zu sensibilisieren. (65)

Im letzten Jahrzehnt kam es zu einem dramatischen Anstieg an bakteriellen Pathogenen,

welche eine Resistenz gegen zahlreiche antibakterielle Substanzen entwickelten. Im

November 2013 veranstaltete deshalb die sogenannte B-Debate (International Center for

Scientific Debate Barcelona) mit dem Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal) in

Zusammenarbeit mit der European Society of Clinical Microbiology and Infectious

Diseases (ESCMID) und dem Spanish Network for Research in Infectious Diseases

(REIPI) ein Treffen mit zahlreichen Experten, welche die wesentlichen Interessensgruppen

(politische Entscheidungsträger, Gesundheitsbehörden, Pharmaunternehmen etc.)

vertreten. Ziel war es die globale Bedrohung der Antibiotikaresistenzen einzuschätzen und

koordinierte Strategien dagegen zu erarbeiten. (19)

Im Mittelpunkt standen drei große Themengebiete:

Antimikrobielle Resistenz bei Tieren und der Nahrungskette, in der Umwelt und der

Gesellschaft allgemein. Außerdem wurde der Mangel an therapeutischen Optionen

diskutiert.

Zusammenfassend können folgenden Maßnahmen getroffen werden, um das Auftreten und

die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen weltweit zu verhindern bzw. einzudämmen:

Rationale Verwendung von Antibiotika in allen Anwendungsbereichen

Implementierung von Kontrollmaßnahmen im Gesundheitsbereich

Entwicklung von Strategien zur Eindämmung des Risikos durch Umweltbelastung

Entwicklung von schnellen diagnostischen Tests

Förderung der Forschung (19)

Page 70: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

57

Steigerung der generellen Achtsamkeit der Gesellschaft bezüglich des

Antibiotikaverbrauchs und des steigenden Risikos der Resistenzentwicklung (19)

Die Wissenschaftsakademien der G7-Mitgliedsstaaten erarbeiteten 2015 auf Schloss Elmau

vier Empfehlungen zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen:

1.) Forschung und Herstellung von neuen antimikrobiellen Substanze, Impfstoffen und

Diagnostika

2.) Schließung von Wissenslücken bezüglich Infektionskrankheiten

3.) Globales Monitoring von Infektionskrankheiten

4.) Sensibilisierung der Bevölkerung für den verantwortungsvollen Umgang mit

Antibiotika und für die Gefahren von Infektionskrankheiten (66)

Im Februar 2016 fand in Amsterdam zum Thema Antibiotikaresistenzen eine EU-

Ministerkonferenz statt, um die nächsten Schritte zur Resistenzbekämpfung voranzutreiben

und die globalen Vorgaben der WHO umzusetzen. (67)

3.8.2.4 Antibiotic stewardship

Durch „Antibiotic stewardship“ soll die Qualität der Antibiotikatherapie verbessert

werden. Unter diesem Begriff werden alle Maßnahmen zusammengefasst, welche die

Antibiotikaverordnungspraxis sowohl im stationären, als auch im ambulanten Bereich

verbessern. Ein multidisziplinäres „Antibiotic stewardship“ Team besteht aus

Facharzt/Fachärztin, Fachapotheker/in, Krankenhaushygiener/in und Mikrobiologen/in.

(17)

Page 71: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

58

Die Kernstrategien lauten wie folgt:

Lokale Behandlungsleitlinien

Schulung, Fortbildung

Antiinfektiva-Visiten bzw. Verordnungsanalysen

Qualitätsindikatoren

Therapiedauer

Deeskalation

Dosisoptimierung

Oralisierung

Spezielle Regeln für das Management von Patienten/Patientinnen mit

multiresistenten Erregern

Spezielle Regeln bei der Mitteilung mikrobiologischer Befunde

Computerunterstütze Informationstechnologie (z.B. Abfragen des

Antibiotikaverbrauchs assoziiert mit infektiologischen ICD-10-Diagnosen) (17)

3.8.2.5 Alternativen zu Antibiotika

Das Auffinden von neuen nicht-antibiotischen Substanzen ist grundlegend sowohl für die

Prävention, als auch für den Schutz gegen infektiöse Erkrankungen.

Dabei konzentrieren sich Forschungsarbeiten unter anderem auf die Entwicklung von

Impfungen, Phagentherapie, Immunstimulanzien, adjuvanten Medikamenten, Probiotika,

Toxin-Antidote und Kombinationstherapien.

Bisher war die Erforschung von antibakteriellen Impfungen nur mäßig erfolgreich. Der

therapeutische Ansatz ist jedoch vielversprechend, deshalb verdient er noch weitere

intensive Forschungsanstrengungen. (55)

Auch der Einsatz von Probiotika wird zunehmend wichtiger, da die Beeinflussung des

menschlichen Mikrobioms jetzt schon und in Zukunft höchstwahrscheinlich noch mehr

Therapiemöglichkeiten bieten wird.

Beispielsweise werden mittels fäkaler Mikrobiota-Therapie sämtliche Bakterien eines

gesunden Darms in einen erkrankten verpflanzt. Man nutzt dies bei schwer therapierbaren

bakteriellen Darmerkrankungen, die durch Clostridium difficile oder multiresistente

gramnegative Bakterien, z.B. multiresistente Klebsillen, verursacht wurden. (55,17)

Page 72: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

59

Liposomen statt Antibiotika

2014 wurde im Fachmagazin Nature Biotechnology eine Studie veröffentlicht, aus der

neue Hoffnung für den Kampf gegen resistente Bakterien geschöpft werden kann. Das

Forschungsteam um Priv.-Doz. Dr. Babiychuk und Prof. Draeger der Universität Bern

entwickelte spezielle Liposomen, die zur Behandlung bakterieller Infektionen eingesetzt

werden können. Im Tierversuch überlebten Nager eine sonst tödlich verlaufende Sepsis,

ohne dass Antibiotika eingesetzt wurden.

Bei Liposomen handelt es sich um Nanopartikel, die aus Phospholipiddoppelschichten

bestehen. Sie werden bereits in der Onkologie eingesetzt, wo sie als Vesikel für Wirkstoffe

dienen, die zum Zielort gebracht werden sollen.

Diese neu entwickelten Liposomen sind in der Lage bakterielle Toxine einzufangen und zu

neutralisieren, ohne dass Schäden an den Wirtszellen entstehen. Im Versuch wurden

Mäuse mit einer tödlichen Erregerdosis von Streptococcus pneumoniae bzw. S.aureus

infiziert. Die Gruppe, der Liposomen verabreicht wurden, überlebte, die Kontrollgruppe

verstarb 24 bis 33 Stunden nach der Infektion.

Das Besondere an diesem Ansatzpunkt der Infektionsbekämpfung ist, dass Bakterien keine

Resistenzen entwickeln können, da sich die Liposomen nicht gegen das Bakterium selbst,

sondern gegen dessen produzierte Toxine richtet.

Derzeit wird mit CAL02, so der Name des neu entwickelten Medikaments, eine klinische

Studie an Menschen geplant, die an einer schweren durch Streptokokken ausgelösten

Pneumonie erkrankt sind. (68)

3.8.2.6 Neuentwicklung von Antibiotika

Die Forschung an neuen Antibiotika gestaltet sich problematisch, da neue Angriffspunkte

sehr schwer zu finden und die Mechanismen bewährte Strukturen zu modifizieren nahezu

ausgereizt sind.

Die EMA (European Medicines Agency) und die US-amerikanische Food and Drug-

Administration (FDA) haben seit dem Jahr 2000 über zahlreiche Anträge für neue

Substanzen entschieden. Nur vier, der bis Oktober 2012 zugelassenen Medikamente

basieren auf neuen Antibiotika-Klassen, jedoch entfalten sie ihre Wirkung nur bei

grampositiven Erregern. (69)

Page 73: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

60

Diese Substanzen lauten:

Oxazolidinone (Linezolid)

Lipopetide (Daptomycin)

Mutiline (Retapamulin)

Lipiarmycine (Fidaxomicin) (69)

Der Großteil der neu entwickelten Antibiotika befindet sich erst in einer frühen

Entwicklungsphase. (70)

Eine große Problematik ist auch, dass sich große pharmazeutische Unternehmen aufgrund

mangelnder Rentabilität durch hohe Kosten und unsichere Ertragsaussichten aus der

Forschung für Antibiotika weitestgehend zurückgezogen haben. Die Entwicklungskosten

für ein Medikament betragen nämlich etwa eine Milliarde US-Dollar. (71)

Demzufolge müssen finanzielle Anreize für Pharmaunternehmen geschaffen werden.

Abschließend soll nochmals betont werden, dass gesundheitspolitische Weichenstellungen,

koordinierte Forschungsanstrengungen, Sensibilisierung sowie Aufklärung der

Gesellschaft und Schulung des medizinischen Personals zur Eindämmung des globalen

Problems der Resistenzentwicklung unabdingbar sind. Der zielgerichtete sowie sparsame

Verbrauch von Antibiotika in Human- und Veterinärmedizin, Landwirtschaft und Tiermast

und die konsequente Einhaltung von Hygienemaßnahmen sind Grundvoraussetzungen für

die Prävention von Resistenzentwicklung bei Bakterien. (17)

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61

4 Diskussion

Seit der klinischen Einführung von Penicillin in den 1940er Jahren stellen Antibiotika

einen wichtigen Grundpfeiler der modernen Medizin dar und spielen eine

ausschlaggebende Rolle in der Therapie und Prävention infektiöser Krankheiten. (71)

Durch deren übermäßige Anwendung und inadäquaten Gebrauch bzw. Missbrauch stehen

wir heute vor dem Problem der Resistenzentwicklungen bei Bakterien mit der

konsekutiven Unwirksamkeit vieler Substanzen. (17,62)

Die zunehmenden bakteriellen Resistenzentwicklungen gegen antibiotische Substanzen

stellen heutzutage ein globales Problem in unserem Gesundheitssystem dar, welches auf

internationaler Ebene gelöst werden muss.

Eine enge Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Wissenschaft und Industrie wird dazu

von Nöten sein. (64)

Es ist höchste Zeit um endlich zu handeln um noch Schlimmeres zu verhindern und die

bereits entstandenen Schäden einzudämmen.

Im letzten Jahrzehnt konnte ein dramatischer Anstieg an resistenten Keimen beobachtet

werden. (19)

Dieser Umstand hat neben der steigenden Anzahl an Todesfällen auch ökonomische

Konsequenzen. (55)

Durch Antibiotikaresistenzen entstehen nämlich längere Krankenhausaufenthalte, mehr

Todesfälle durch Therapieversagen und deutlich höhere Behandlungskosten. In Europa

erkranken jährlich ca. 400 000 Menschen an einer Infektion, die von multiresistenten

Erregern verursacht wurde. Etwa 25 000 Menschen versterben an den Folgen einer solchen

Infektion. Die europäische Gesundheitsbehörde ECDC (European Centre for Disease

Prevention and Control) schätzt die Gesamtkosten durch Infektionen mit resistenten

Erregern auf ca. 1,5 Milliarden Euro/Jahr. (55,69)

Es besteht ein kausaler Zusammenhang zwischen dem erhöhten Verbrauch von Antibiotika

in Human-und Veterinärmedizin, in der Viehzucht, der fortschreitenden Industrialisierung

und der erhöhten Prävalenz von resistenztragenden Erregern. (62)

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62

Der Erforschung neuer wirksamer Antibiotika läuft, gestaltet sich jedoch schwierig.

Wie das Beispiel der neu entwickelten Liposomen zeigt, wird unter anderem die neue

Strategie verfolgt, Substanzen zu entwickeln, welche sich gegen die vom Bakterium

produzierten Toxine richten und den Angriffspunkt nicht direkt am Bakterium selbst

haben. Der große Vorteil hierbei ist, dass sich keine Resistenzen gegen solche Substanzen

ausbilden können.

Verschiedene Institutionen, wie beispielsweise die europäische Kommission, haben

bereits erste Schritte eingeleitet um der steigenden Gefahr neuer Resistenzentwicklungen

entgegenzutreten. Auch in den Medien wird immer öfter über Antibiotikaresistenzen

berichtet, um die Bevölkerung für diese zunehmende Problematik zu sensibilisieren.

Es bleibt zu hoffen, dass die ergriffenen Präventionsmaßnahmen und die unternommenen

Forschungsanstrengungen Früchte tragen werden, um die Behandelbarkeit bakterieller

Infektionen auch für unsere nachfolgenden Generationen gewährleisten zu können.

Page 76: Diplomarbeit Raffaela Hackl-2

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