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Dobernig; 21.6.2007

Krisensituationen im Umgang mit JugendlichenAkute Krisen in der Betreuung Jugendlicher

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Zeitstruktur und Inhalt

13.00 bis 16.00 incl. Pause ☺

Jugendliche

Arten von Krisen

(Traumatische Krise; Suizidalität; Soziale Krise)

Interventionsmöglichkeiten

Eigene Anteile

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Definition Krise

Eine Krise ist ein inneres Geschehen, das dadurch gekennzeichnet ist, dass eine Person das Gefühl hat, dass ihre Bewältigungsmöglichkeiten erschöpft sind.

Eine Krise kann sich auch in Beziehungen entwickeln in dem Sinne, als die Möglichkeiten der Interaktionspartner erschöpft sind, gemeinsam Probleme zu lösen.

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Die Reaktion auf Krisen ist abhängig von...

Individuellen Verhaltensstilen Alter Entwicklungsstand

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Allgemeines- Krisen sind sowohl in der individuellen

Entwicklung des Einzelnen als auch im Zusammenleben etwas Normales und Selbstverständliches.

- Besonders in sozialpädagogischen Institutionen gehören Krisen zum Alltag. Die betreuten Jugendlichen sind auf Grund ihrer Lebensgeschichte und der aktuellen Lebenssituation krisenanfälliger als viele Altersgenossen.

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Prioritäten richtig setzenIm Krisenfall haben Vorrang:- Schutz der betroffene Menschen- Entlastung und Betreuung der Beteiligten- Organisation der erforderlichen Hilfe- Maßnahmen zur Eindämmung des

Schadens bzw. zur Vermeidung einer Eskalation

- Information der Umgebung

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Jugendliche in Krisen

... zeigen häufig eine Mischung aus erwachsenen und kindlichen Reaktionen

... denken nicht immer so rational wie Erwachsene

...brauchen daher viel emotionale Zuwendung

... lassen sich ablenken

... fühlen sich in Anwesenheit vertrauter Personen sicherer

... reagieren sensibel auf Körperkontakt

... zeigen nach Krisen erhöhtes Risikoverhalten

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Was Jugendlichen hilft

Alltagsroutinen geben Sicherheit Verfügbarkeit von Handlungsmöglichkeiten Jugendliche brauchen mehr Zuwendung

(etwa Erklärungen; Normalisieren der Reaktionen; Ermutigungen; Möglichkeiten zu fragen)

Jugendliche zeigen aber auch Abwehr

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Abwehr respektieren!

Abwehr respektieren als Möglichkeit, mit der Situation klarzukommen.

Nicht zum Sprechen zwingen. Sprechen lassen aber nicht ausfragen. Spiel und Ablenkungsmöglichkeiten

einbauen („Schonraum“). Grenzen respektieren und Zeit geben.

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Probleme von Jugendlichen in der Akutsituation Vertrauen gestört / Vertrauensbruch Bedürfnis nach Sicherheit Probleme mit dem Verstehen Nicht alle Emotionen verfügbar Aggressionen Wut Schuldgefühle bzw. –zuweisungen Schamgefühl

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Wiederermächtigungsmodell

Ziel ist die Wiedergewinnung der Bewältigungskompetenz.

Krisenintervention ist nicht Psychotherapie.

Empathie alleine genügt nicht.

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Arten von Krisen

Traumatische Krise Suizidalität Soziale Krise/Konflikt

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Traumatische Krisen

werden ausgelöst etwa durch: Tod, drohender Tod oder schwere

Verletzung/Erkrankung naher Bezugspersonen Miterleben von Tod, drohendem Tod oder

schwerer Verletzung/Erkrankung anderer Personen

Eigene schwere Verletzung/Erkrankung oder Lebensgefährdung (Misshandlungen, Vergewaltigung, Gewaltverbrechen)

Plötzlicher Verlust vertrauter Menschen und sozialer Sicherheit

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„Klassische“ Krise

Suizidalität:Diese Form der Krise kann aus traumatischen Krisen relativ rasch entstehen.

Soziale Krise:Eskalierende Konflikte, meist im nahen sozialen Umfeld.

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Interventionsschwerpunkte

Traumatische Krise Trauer und Abschied ermöglichen

Suizidalität Stabilisieren

Konflikt De-eskalieren

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Traumatische Ereignisse

Durch eine Überstimulierung aller Sinne so stressbeladen, dass sie unsere gewöhnlichen Bewältigungsstrategien überfordern.

Sie lösen aus: Intensive Angst, extreme Gefühle von

Hilflosigkeit, Kontrollverlust. Emotionalen Schock: Verwirrung und massive

Erschütterungen der kognitiven Funktionen, Affektsteuerung und Körperregulation.

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Phasen der TraumaverarbeitungN

orm

al

Path

olo

gis

ch

Intrusive Gedanken,Bilder und Übererregtheit

Wiederherstellen von Bewältigungsstrategien sowie der Lebens- und Leistungsfähigkeit

Einseitige Bewältigungsstrategien (Alkohol, Drogen, ...)

Verlust der Fähigkeit Schutzmechanismen aufzubauen

Verlust der Fähigkeit den Alltag zu bewältigen

Psychosomatische Reaktionen

Suizidalität

Extremes Vermeidungsverhalten, Unterlassungshandlungen

Zeitweise Überwältigung, Fokussierung, Verlust des Zeitgefühls

ZeitGefühl des vollkommenen Kontrollverlustes

Überflutung mit traumabezogenen Gedanken und Bildern

Aktivierung von Schutzmechanismen

Ereignis

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Formen der Belastungsreaktionen und -Störungen

akute Belastungsreaktion akute Belastungsstörung Posttraumatische

Belastungsstörung

während des Ereignisses und bis zu 24 Std. danach massive Stress-Reaktionen / -Symptome individuelle Bewältigungs- und Abwehrmechanismen sollten danach erkennbar zu greifen beginnen (incl. kognitiver Verarbeitung)

zwischen 24 Std. und 4 Wochen nach dem Ereignis massive Stress-Reaktionen / -Symptome dauern an oder treten immer wieder auf (unverminderte Intensität) individuelle Bewältigungs- und Abwehrmechanismen zeigen keine oder nur unzureichende Wirkung

mehr als 4 Wochen nach dem Ereignis Vermeidung Wiedererleben erhöhte Erregbarkeit (Hyperarousal)

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Folgen von Traumatisierungen PTBS häufig mit anderen Erkrankungen verbunden

(88% der Männer und 78% der Frauen haben komorbide psychische Störungen; Kessler et al, 1995).

Häufige Symptome sind: Depressionen und Angsterkrankungen, körperliche Symptome, Zwänge, Essstörungen, Substanzabhängigkeiten.

- Nach Typ 2 Traumatisierungen häufig: Störungen der Regulation von Affekten und Impulsen; der Wahrnehmung oder des Bewusstseins; der Selbstwahrnehmung; in den Beziehungen zu anderen Menschen; Somatisierung; Veränderung von Lebenseinstellungen.

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Bindung herstellen

Explorieren

Intervenieren

Schritte der Krisenintervention

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Krisenintervention:Bindung herstellen (1) Sicherheit geben/Vertrauen schaffen:

Vorstellung wenn nötig, Gesprächsrahmen schaffen

Wegführen vom belastenden Inhalt/Ort: Überwältigung unterbrechen

Erzählen fördern: Wechsel auf „kognitive“ Ebene

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Krisenintervention:Bindung herstellen (2) Abwehr respektieren:

Respektieren wenn jemand keine Betreuung für sich will, wenn jemand Distanz lieber hat.

Dabei bleiben: Sich nicht aufdrängen, aber so lange dabei

bzw. in der Nähe bleiben bis man den Zustand der Personen abschätzen kann!

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Krisenintervention:Explorieren

Vor allem bei nicht bekannten Ereignissen nötig

Geschichte (behutsam) erfragen

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Krisenintervention:Intervenieren- Rahmen schaffen: äußere Struktur- Struktur in die Ereignisse bringen- Überblick bewahren- Entscheidungen respektieren- Normalisieren- Positive Bewältigung fördern- Informationen weitergeben- Vorausdenken- Sicherstellen von Auffangnetzen- Kommunikation unter den Betroffenen fördern- Soziale Ressourcen nutzbar machen

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Suizidalität Jugendliche als eine Risikogruppe für

Selbstmorde, da sie dazu neigen, ihre Gefühle und Stimmungen auszuagieren, statt darüber zu reden.

Selbstmorde unter Jugendlichen als 2. häufigste Todesursache dieser Altersgruppe (nach Unfalltod); in etwa bei 5% (Wolf, 1985).

Geschlechtsrelation: 1: 3; Mädchen: Jungen. Suizidversuche etwa 10 mal so häufig.

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Selbstgefährdung (2) Katamnestisch (nach 10-15 Jahren)

sind 10% der Jungen und 2.9% der Mädchen an vollenendetem Suizid verstorben (Otto, 1972).

Häufigkeit ernsthafter Suizidabsichten bei Jugendlichen: 27 bis 51%

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Ursachen Todesphantasien in der Pubertät

sind übliche Mechanismen, um mit Kränkungen (v.a. des Selbstwertgefühles) umzugehen.

Bei Risikofaktoren kann es jedoch zu schweren psychischen Krisen und zu Suizidhandlungen als missglücktem Konfliktlösungsversuch kommen.

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Risikofaktoren Störung der familiären Interaktionen Vorliegen einer psychiatrischen

Erkrankung Psychische Traumatisierung in der

Kindheit Körperliche Traumatisierung in der

Kindheit Selbstmordmeldungen im Freundeskreis

oder in den Medien

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Gruppen gefährdeter Jugendlicher Schizophrene bzw. psychotische Jugendliche

Risiko einer Suizidhandlung bei ca. 25% Nach Traumatisierung und depressiver

Entwicklung in depressiv-narzistischer Krise Suizidale Handlungen am Ende eines Prozesses

von Erfahrungen von Isolation, Verlust der Zielperspektive, Gefühlen der Zurückweisung und Mißverstandenwerdens

Jugendliche mit Persönlichkeitsstörungen häufig vom Borderlinetyp. Starke Selbstverletzungstendenzen sowohl

„oberflächlich“ als auch schwere Selbstverletzungen

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Suizid-Interventionen

Nehmen Sie jede Selbsttötungsabsicht ernst! Sprechen Sie bei Verdacht dieses Thema von sich

aus an. Beachten Sie folgende Kriseninterventions-

Checkliste!

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Suizid-Interventionen: Checkliste (1)

Offenes Nachfragen und Ansprechen der Suizidalität (wann, wie, wo, Vorbereitungen).

Nehmen Sie selbst- und fremdgefährdende Aussagen ernst. Versuchen Sie eine persönliche Beziehung aufzubauen. Nehmen Sie sich Zeit und arbeiten Sie sorgfältig und vorsichtig, um

Vertrauen aufzubauen. Richten Sie das Augenmerk auf die momentane Situation und das

momentan bestehende Problem und lassen Sie sich nicht von alten Geschichten ablenken.

Nehmen Sie Gedanken und Gefühle auf, akzeptieren Sie diese, stimmen Sie ihnen aber nicht zu!

Versuchen Sie die Gefühle in Grenzen zu halten. Nicht gegen Suizidalität anreden. Bestimmen Sie die Zugehörigkeit zu Risikogruppen. Kein schneller Trost, kein moralisches Bewerten, keine schnellen

Ratschläge.

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Suizid-Interventionen:Checkliste (2)

Vorsicht: Menschen, die sich selbst gefährden, können auch Sie gefährden. Keine Störung: Lassen Sie so wenig Unterbrechungen wie möglich zu, es

sollte nur ein Helfer die Unterhaltung führen. Erarbeiten Sie mit dem Betroffenen realistische Alternativen zum

Selbstmord. Versprechen Sie nichts, was Sie nicht auch halten können oder über das Sie

keine Kontrolle haben. Nicht weggehen, ohne den weiteren Verlauf genau festzulegen. Versuchen Sie das Einverständnis der Person zu dem weiteren konkreten

Vorgehen zu erhalten. Wenn keine Kooperationsbereitschaft aktive Übernahme der Verantwortung,

stationäre Aufnahme veranlassen. Falls der Suizid durchgeführt wurde, kümmern Sie sich um die Angehörigen.

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Selbstmord eines Elternteils Trauer nach einem Verlust durch Suizid

ist besonders schwer zu bewältigen Scham Schweigen Isolation Schuldgefühl Wut Gedankenkreisen

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Soziale Krisen

Soziale Krisen sind Situationen, in denen eine Gruppe von Personen nicht mehr in der Lage ist, gemeinsame Probleme zu lösen.

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Grundregeln bei sozialen Krisen

Unterbrechen: Sich vorstellen und Grunddaten erheben

Fakten abfragen: Was ist passiert?

Personen zuerst getrennt sprechen lassen Gemeinsam nach einer kurzfristigen

Lösung suchen

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Grundregeln bei sozialen Krisen

Klare Struktur vorgeben: Erklären, dass man nur für die kurzfristige

Problemlösung da ist. Auf Sicherheit Aller achten! Keine Ursachenforschung betreiben:

Exploration beschränkt sich auf die unmittelbare Situation.

Sachliche Ebene betonen: Keine gegenseitigen Beschuldigungen, keine

Involvierung Dritter, Neutralität wahren.

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Kriseninterventionskonzept „Bella“

Interventionskonzept für akute Krisensituationen:

Unmittelbare Hilfe, die sofort einsetzt unmittelbare Ziele

Beziehung aufbauen Erfassen der Situation Linderung von Symptomen Leute einbeziehen, die unterstützen Ansatz zur Problembewältigung

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Kriseninterventionskonzept „Bella“Beziehung aufbauen

Schaffe einen einladenden Anfang Höre aufmerksam und einfühlsam zu vermittle, dass du ihn ernst nimmst und dir seiner

Schwierigkeiten bewusst bist

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Kriseninterventionskonzept „Bella“Erfasse die Situation

Befasse dich: mit den Gründen der Situation mit dem Krisenanlass und den davon unmittelbar

Betroffenen mit der derzeitigen Lebenssituation (auch und vor allem

mit dem Hier und Jetzt) mit möglichen Veränderungen durch die Situation

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Kriseninterventionskonzept „Bella“Linderung der schweren Symptomatik

Gehe auf die emotionelle Situation des Klienten ein: Panik Depression Suizidrisiko

versuche, zu entlasten ordnen zu lassen durch Übungen entspannen falls wirklich notwendig: auch medikamentöse Hilfe

(v.a. bei Suizidgefahr)

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Kriseninterventionskonzept „Bella“Leute einbeziehen, die unterstützen

Versuche, Hilfesysteme des Klienten von ihm selbst einsetzen zu lassen.

Wenn notwendig: auch Hilfesysteme wie z.B. Institutionen.

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Kriseninterventionskonzept „Bella“Ansatz zur Problembewältigung finden

Verhilf dazu, das eigentliche Problem zu definieren Widersprüchlichkeiten zu sehen die gefühlsmäßige und reale Bedeutung des Problems zu

erfassen sich für eine Veränderung zu entscheiden

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Grundprinzip der Gesprächsführung Balance von Überwältigung und

Abwehr/Vermeidung. Man versucht, die Personen in ihrem

Schwanken zwischen beiden Zuständen behutsam zu begleiten.

Extremzustände werden damit abgefangen.

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Umgang mit Überwältigung (1)

Sich zurückhalten Dabeibleiben Aushalten Nicht agieren Hektik vermeiden

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Umgang mit Überwältigung (2)

Kontinuierlich versuchen, ein Gespräch zu beginnen

Struktur ins Gespräch bringen Distanz zum belastenden Inhalt aufbauen Grenzen erkennen

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Umgang mit Vermeidung

Dabeibleiben Langsam zum Thema bringen Geduld haben Schweigen aushalten Grenzen erkennen Evtl. vorsichtig aber hartnäckig

konfrontieren

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Aggressive Jugendliche

soweit möglich: Aggressionen aushalten bzw. ignorieren

klare Grenzen und Instruktionen vorgeben sich nicht auf Diskussionen einlassen Allerdings: Bei aggressiven / gefährlichen

Personen müssen Sie in erster Linie sich selbst schützen

Beachten Sie folgende Kriseninterventions-Checkliste!

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Aggressive Jugendliche: Checkliste (1)Grundsätze: Handeln Sie nicht unüberlegt, hole Hilfe (Polizei) und halte Abstand Die Situation kann sich unvorhersehbar entwickeln Erinnern Sie sich, daß Gewalttätigkeit aus einer Verteidigungshaltung

entspringt Gewalttätigkeiten sind typischerweise zeitlich eng begrenzt, die Zeit

arbeitet für Sie

Umgebung: Schaffen Sie eine ruhige Umgebung, vermindern Sie Reize und

verhindern Sie Störungen von außen Schneiden Sie der Person keine potentiellen Fluchtwege ab und treiben

Sie sie nicht in die Enge Behindern Sie die Polizei nicht in ihrer Arbeit zur Lösung der Situation

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Aggressive Jugendliche: Checkliste (2)Interventionen: Die beste Vorhersage zur Entwicklung der Situation ergibt sich aus der

Analyse früherer Gewalttätigkeiten Strahlen Sie Ruhe aus und geben Sie der Person das Gefühl, keine

Gefahr darzustellen Überstürzen Sie nichts, vermeiden Sie plötzliche Bewegungen und

laute Geräusche Es sollte jeweils nur eine Person sprechen Unterlassen Sie alles, was die Person provozieren, ärgern oder

ängstigen könnte Erkunden Sie die Umstände, die zur momentanen Krise geführt haben Akzeptieren Sie die Gefühle der Person und nehmen Sie sie so an, wie

sie sind Fragen Sie die Person selbst nach einer Lösung für die Situation

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Aggressive Jugendliche: Checkliste (3)

Interventionen (Fortsetzung): Finden Sie heraus, womit Sie hilfreich sein können Werden Sie nicht unnötig laut Alkohol, Drogen und psychische Störungen begünstigen Gewalttaten Fragen Sie nach, ob die Person schon gegessen hat und bieten Sie gegebenenfalls

etwas zu essen oder (nicht alkoholische) Getränke an Zeigen Sie Fürsorge Trennen Sie die an der Auseinandersetzung Beteiligten voneinander Hören Sie nicht auf, (sinnvoll) zu fragen und achten Sie genau auf die Antworten Erfüllen Sie „angebrachte“ Wünsche der Person Eröffnen Sie der bedrängten Person Alternativen Fassen Sie eine aufgebrachte Person nicht an! Nutzen Sie die Möglichkeiten, denen die Person Vertrauen schenkt Bringen Sie der Person Anerkennung für jede Kooperation entgegen Die Behörden sollten so schnell wie möglich die Kontrolle über die Situation übernehmen

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Extreme Reaktionsstile auf Berichte von Traumen (nach Wilson & Lindy, 1994); auch bei Krisen

Abwehr, Abwertung - Abweisender Gesichtsausdruck - Unwillen oder Unfähigkeit, die Geschichte aufzunehmen, zu glauben oder zu verarbeiten - Distanzierung

Folgen - Defensivität: nicht nachfragen - Teilnahme an der „Verschwörung des Schweigens“

Überidentifizierung - Unkontrollierte Affekte - Rächer- oder Rettungsphantasien - Rolle als Leidens- oder Kampfgenosse - „Hochspannung“

Folgen - Grenzverlust - Überbelastung (Burn-out)

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Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig 52

Möglichkeiten in Krisen zu helfenMöglichkeiten in Krisen zu helfen

Man kann aber Opfern die Angst nehmen,...Man kann aber Opfern die Angst nehmen,...- dass man allein ist und niemand die Gefühle

und das innere Chaos verstehen kann.- die Kontrolle über das verbliebene Leben zu

verlieren.- das Erlebte nicht auszuhalten,

zusammenzubrechen.- man kann helfen, anstehende Aufgaben

anzugehen und erste Lösungen zu finden und wieder eine Zukunftsperspektive – wenn auch eine traurige – zu erhalten.

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Ängste in der Krisenintervention

• Angst vor dem Unbekannten „Was kommt auf mich zu?“

• Angst, mit Opfern zu sprechen „Jemanden seelisch wieder zu verletzen“ (Re-

Traumatisierung)• Angst hilflos zu werden

„Was soll ich jetzt nur tun?“• Angst vor körperlichen Reaktionen

... zittrige Stimme, tränende Augen.

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Wo kann man nicht helfenWo kann man nicht helfen

• Niemand kann das erfahrene Leid (Verlust von Angehörigen, körperliche Verletzungen, Zerstörung der Lebensgrundlage...)

ungeschehen machen, kann den Schmerz und die Trauer heilen.

• Niemand kann die Last abnehmen, die Opfer und Hinterblieben zu tragen haben.

• Hilfe auf dieser Ebene führt zum Gefühl als Helfer hilflos und in weiterer Folge auch schuldig zu sein.

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Eigene emotionale Eigene emotionale Beteiligung in der Beteiligung in der KriseninterventionKrisenintervention

Ohne emotionale Beteiligung gelingt es Helfern in der Krisenintervention nicht, eine Bindung herzustellen.

Die eigene emotionale Beteiligung ist in der Krisenintervention deshalb ein wesentliches Werkzeug.

Wenn Helfer dieses „Werkzeug“ nicht beherrschen, richten sie Schaden an bzw. erleiden sie selbst Schaden.

Empathie, Akkuratheit der Personenwahrnehmung oder soziale Sensitivität = das Verstehen und Nachvollziehen (Decodierung) fremden Erlebens.

Bei entsprechender Empathie fühlen sich die Betreuten verstanden und sehen sich so eher in der Lage, offen über sich selbst bzw. das Erlebte zu erzählen.

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Krisensituationen im Umgang mit Jugendlichen; 21.6.2007; Dobernig 56

Emotionale Beteiligung zeigt Emotionale Beteiligung zeigt sich in der sich in der GefühlsansteckungGefühlsansteckung

Gefühle und Affekte werden unbewusst übernommen, also ohne von einer ohne von einer Einsicht kontrolliert zu seinEinsicht kontrolliert zu sein (z.B. Kinder weinen oftmals gleichzeitig).

In der Krisenintervention können Gefühle und Affekte der „Klienten“ bei Helfern so ähnliche Gefühle auslösen.

Helfer fühlen sich dann z.B. hilflos der Situation ausgeliefert, ohnmächtig, wütend ... ohne sich bewusst zu sein, dass sie dieses Gefühl übernommen haben.

Gefühlsansteckung bedeutet nicht nur das unbewusste Übernehmen Gefühlsansteckung bedeutet nicht nur das unbewusste Übernehmen belastender Gefühle, sondern kann bei Helfern zur Angst vor...belastender Gefühle, sondern kann bei Helfern zur Angst vor...

Kontrollverlust. Hilflosigkeit.

führen.führen. Diese Ängste müssen abgewehrt werden.