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Mosambik-Rundbrief Nr. 84 • Juni 2012 Kultur R icardo Rangel gilt als Doyen der mosam- bikanischen Fotografie und als einer der herausragenden Reportagefotografen Afrikas in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhun- derts. Er steht einer Dokumentarfotografie in der Tradition der Magnum-Fotografen nahe. Gegenüber dem portugiesischen Kolonialregime nahm er eine kritische Haltung ein, die zu Kon- flikten mit der Zensur und zu Gefängnisstrafen führten. Nach der Unabhängigkeit leistete er einen wichtigen Beitrag beim Aufbau des neu- en sozialistischen Staates, ohne die Distanz zur Macht zu verlieren. Rangel prägte in leitender journalistischer Funktion und als Lehrer im Cen- tro de Formação Fotográfica (CFF) eine nachfol- gende jüngere Generation von Fotografen und begründete maßgeblich eine Fotografietradition in Mosambik. Das Erbe Ricardo Rangels ist außergewöhn- lich. Sein Lebenswerk als Fotojournalist, freier Fotograf und Direktor des CFF umfasst eine Schaffenszeit von über 50 Jahren. Er gestaltete die Printmedien in Mosambik als Fotograf, Bild- redaktor und Mitbegründer neuer Zeitungen oder Magazine nachhaltig mit und setzte sich für die Fotografie ein. Sein Chef-d'œuvre Pão nosso de cada noite (Our Nightly Bread) (1959–1975) machte ihn ab Mitte der 1990er Jahre dank Ausstellungen und Publikationen international bekannt. Es stellt das pulsierende Nachtleben in Lourenço Marques (Maputo) eindrücklich dar. Anfang der 1980er Jahre hatte er das CFF aufge- baut und leitete es von 1983 bis zu seinem Tod. Das Zentrum mit Schule, Dokumentationsstelle, Studio und Labors ist einzigartig in Afrika, sein Archiv als visuelles Gedächtnis von großer Be- deutung für das Land. Der Film zeigt Aufnahmen von 2003 mit Ri- cardo Rangel, die zur Zeit der Eröffnung der Aus- stellung Iluminando Vidas. Ricardo Rangel & the Next Generation (kuratiert von Bruno Z’Graggen und Grant Lee Neuenburg) in Maputo entstan- den sind. Rangel erzählt eindringlich von seiner Herkunft, seinen Erfahrungen als Fotojournalist in der Kolonialzeit, seiner Liebe zum Jazz und erinnert sich an Schauplätzen von Pão nosso de cada noite (Our Nightly Bread) an damals. Weiter führt er die Filmemacher durch das CFF und ermöglicht einen aufschlussreichen Einblick in die diversen Bereiche des Fotozentrums. Da- zwischen eingestreut sind seine Fotografien und Jazzmusik. Entstanden ist ein dichtes Filmporträt, das einen aussergewöhnlichen Fotografen und eine cha- rismatische Persönlichkeit näher bringt: einen Menschen voller Leidenschaft für Fotografie und Jazz, lebensfroh und humorvoll, eigenwillig und unkorrumpierbar, mit enormer Schaffens- kraft und einem sensiblen Blick auf Menschen in schwierigen Lebensumständen. Mehr Infos zum Film unter www.iluminandovi- das.org. Die DVD kann dort für EUR 30 (inkl. Versandkosten) bestellt werden. Bruno Z’Graggen ist freischaffender Kurator für Fotografie sowie für zeitgenössische Kunst und lebt und arbeitet in Zürich. Er kuratierte zusam- men mit Grant Lee Neuenburg die Ausstellung Iluminando Vidas. Ricardo Rangel & the Next Generation, die 2002 im PhotoforumPasquArt in Biel und 2003 in der Galeria da Associação Moçambicana de Fotografia (AMF) in Maputo gezeigt wurde sowie an acht weiteren Stationen in der Schweiz, Portugal und Afrika. SEM FLASH Das dokumentarische Filmporträt SEM FLASH. Homenagem a Ricardo Rangel (1924–2009) unter der Regie des Ausstellungskurators Bruno Z’Graggen und der Kameraführung des Videoproduzenten Angelo Sansone würdigt essayhaft das Lebenswerk des großen mosambikanischen Fotografen Ricardo Rangel. Von Bruno Z’Graggen Dokumentarfilm über das Schaffen und Leben von Ricardo Rangel (1924–2009) Standbild aus dem Film von Ricardo Rangel. 62

Dokumentarfilm über das Schaffen und Leben von Ricardo ...kkmosambik.de/content/wp-content/uploads/2014/10/RB84_62.pdf · icardo Rangel gilt als Doyen der mosam - bikanischen Fotografie

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  • Mosambik-Rundbrief Nr. 84 • Juni 2012

    Kultur

    R icardo Rangel gilt als Doyen der mosam-bikanischen Fotografie und als einer der herausragenden Reportagefotografen Afrikas in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhun-derts. Er steht einer Dokumentarfotografie in der Tradition der Magnum-Fotografen nahe. Gegenüber dem portugiesischen Kolonialregime nahm er eine kritische Haltung ein, die zu Kon-flikten mit der Zensur und zu Gefängnisstrafen führten. Nach der Unabhängigkeit leistete er einen wichtigen Beitrag beim Aufbau des neu-en sozialistischen Staates, ohne die Distanz zur Macht zu verlieren. Rangel prägte in leitender journalistischer Funktion und als Lehrer im Cen-tro de Formação Fotográfica (CFF) eine nachfol-gende jüngere Generation von Fotografen und begründete maßgeblich eine Fotografietradition in Mosambik.

    Das Erbe Ricardo Rangels ist außergewöhn-lich. Sein Lebenswerk als Fotojournalist, freier Fotograf und Direktor des CFF umfasst eine Schaffenszeit von über 50 Jahren. Er gestaltete die Printmedien in Mosambik als Fotograf, Bild-redaktor und Mitbegründer neuer Zeitungen oder Magazine nachhaltig mit und setzte sich für die Fotografie ein. Sein Chef-d'œuvre Pão nosso

    de cada noite (Our Nightly Bread) (1959–1975) machte ihn ab Mitte der 1990er Jahre dank Ausstellungen und Publikationen international bekannt. Es stellt das pulsierende Nachtleben in Lourenço Marques (Maputo) eindrücklich dar. Anfang der 1980er Jahre hatte er das CFF aufge-baut und leitete es von 1983 bis zu seinem Tod. Das Zentrum mit Schule, Dokumentationsstelle, Studio und Labors ist einzigartig in Afrika, sein Archiv als visuelles Gedächtnis von großer Be-deutung für das Land.

    Der Film zeigt Aufnahmen von 2003 mit Ri-cardo Rangel, die zur Zeit der Eröffnung der Aus-stellung Iluminando Vidas. Ricardo Rangel & the Next Generation (kuratiert von Bruno Z’Graggen und Grant Lee Neuenburg) in Maputo entstan-den sind. Rangel erzählt eindringlich von seiner Herkunft, seinen Erfahrungen als Fotojournalist in der Kolonialzeit, seiner Liebe zum Jazz und erinnert sich an Schauplätzen von Pão nosso de cada noite (Our Nightly Bread) an damals. Weiter führt er die Filmemacher durch das CFF und ermöglicht einen aufschlussreichen Einblick in die diversen Bereiche des Fotozentrums. Da-zwischen eingestreut sind seine Fotografien und Jazzmusik.

    Entstanden ist ein dichtes Filmporträt, das einen aussergewöhnlichen Fotografen und eine cha-rismatische Persönlichkeit näher bringt: einen Menschen voller Leidenschaft für Fotografie und Jazz, lebensfroh und humorvoll, eigenwillig und unkorrumpierbar, mit enormer Schaffens-kraft und einem sensiblen Blick auf Menschen in schwierigen Lebensumständen.

    Mehr Infos zum Film unter www.iluminandovi-das.org. Die DVD kann dort für EUR 30 (inkl. Versandkosten) bestellt werden.

    Bruno Z’Graggen ist freischaffender Kurator für Fotografie sowie für zeitgenössische Kunst und lebt und arbeitet in Zürich. Er kuratierte zusam-men mit Grant Lee Neuenburg die Ausstellung Iluminando Vidas. Ricardo Rangel & the Next Generation, die 2002 im PhotoforumPasquArt in Biel und 2003 in der Galeria da Associação Moçambicana de Fotografia (AMF) in Maputo gezeigt wurde sowie an acht weiteren Stationen in der Schweiz, Portugal und Afrika.

    SEM FLASHDas dokumentarische Filmporträt SEM FLASH. Homenagem a Ricardo Rangel (1924–2009) unter der Regie des Ausstellungskurators Bruno Z’Graggen und der Kameraführung des Videoproduzenten Angelo Sansone würdigt essayhaft das Lebenswerk des großen mosambikanischen Fotografen Ricardo Rangel.

    Von Bruno Z’Graggen

    Dokumentarfilm über das Schaffen und Leben von Ricardo Rangel (1924–2009)

    Standbild aus dem Film von Ricardo Rangel.

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