Dostojewski Auf Deutsch

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  • 8/16/2019 Dostojewski Auf Deutsch

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    DostojewskiDaß du nicht enden kannst, das macht dich groß.

    Goethe, Westöstlicher Divan

    EinklangEs ist schwer und verantwortungsvoll, von Fedor Michailowitsch Dostojewski und seiner 

    Bedeutung für unsere innere Welt würdig u s!rechen, denn dieses Einigen Weite und"ewalt will ein neues Maß.

    Ein umschlossenes Werk, einen Dichter vermeinte erstes #ahen u finden und entdeckt"renenloses, einen $osmos mit eigen kreisenden "estirnen und anderer Musik der %!h&ren.Mutlos wird der %inn, diese Welt jemals restlos u durchdringen' u fremd ist erster Erkenntnisihre Magie, u weit ins (nendliche verw)lkt ihr "edanke, u fremd ihre Botschaft, als daß die%eele unvermittelt aufschauen k)nnte in diesen neuen wie in heimatlichen *immel.Dostojewski ist nichts, wenn nicht von innen erle+t. #ur dort, gan im (ntersten, im Ewigenund (na+&nderlichen unseres %eins, Wurel in Wurel, k)nnen wir uns Dostojewski uver+inden hoffen denn wie fremd scheint &ußerem Blick diese russische -andschaft, die, wiedie %te!!en seiner *eimat, weglose, und wie wenig Welt von unserer Welt #ichtsFreundliches umfriedet dort lie+lich den Blick, selten r&t eine sanfte %tunde ur /ast.M0stische D&mmerung des "efühls, tr&chtig von Bliten, wechselt mit einer frostigen, ofteisigen $larheit des "eistes, statt warmer %onne flammt vom *immel ein geheimnisvoll+lutendes #ordlicht. (rweltlandschaft, m0stische Welt hat man mit Dostojewskis %!h&re+etreten, uralt und jungfr&ulich ugleich, und süßes "rauen schl&gt einem entgegen wie vor  jeder #aheit ewiger Elemente. Bald schon sehnt sich Bewunderung gl&u+ig u verweilen, unddoch warnt eine 1hnung das ergriffene Fler, hier dürfe es nicht heimisch werden für immer,müsse es doch wieder urück in unsere w&rmere, freundlichere, a+er auch engere Welt. 2ugroß ist, s!ürt man +esch&mt, diese erene -andschaft für den t&glichen Blick, u stark, u+eklemmend diese +ald eisige, +ald feurige -uft für den itternden 1tem. (nd die %eele würdefliehen vor der Majest&t solchen "rauens, w&re nicht ü+er dieser uner+ittlich tragischen,entsetlich irdischen -andschaft ein unendlicher *immel der "üte sternenklar ausges!annt,*immel auch unserer Welt, doch h)her ins (nendliche gew)l+t in solchem scharfen geistigenFrost, als in unseren linden 2onen. Erst der +efreundete 1uf+lick aus dieser -andschaft uihrem *immel s!ürt die unendliche 3r)stung dieser unendlichen irdischen 3rauer, und ahnt im"rauen die "r)ße, im Dunkel den "ott.

    #ur solcher 1uf+lick u seinem letten %inne vermag unsere Ehrfurcht vor dem WerkeDostojewskis in eine +rennende -ie+e u verwandeln, nur der innerste Ein+lick in seineEigenheit das 3ief+rüderliche, das 1llmenschliche dieses russischen Menschen uns klarutun. 1+er wie weit und wie la+0rinthisch ist dieser #iederstieg +is um innersten *eren des"ewaltigen machtvoll in seiner Weite, schreckhaft durch seine Ferne, wird dies einige Werkin gleichem Maße geheimnisvoller, als wir von seiner unendlichen Weite in seine unendliche

    3iefe u dringen suchen. Denn ü+erall ist es mit "eheimnis getr&nkt. 4on jeder seiner "estalten führt ein %chacht hina+ in die d&monischen 1+gründe des 5rdischen, hinter jeder Wand seines Werkes, jedem 1ntlit seiner Menschen liegt die ewige #acht und gl&nt dasewige -icht' denn Dostojewski ist durch -e+ens+estimmung und %chicksalsgestaltung allenM0sterien des %eins restlos verschwistert. 2wischen 3od und Wahnsinn, 3raum und +rennendklarer Wirklichkeit steht seine Welt. 6+erall grent sein !ers)nliches 7ro+lem an einunl)s+ares der Menschheit, jede einelne +elichtete Fl&che s!iegelt (nendlichkeit. 1lsMensch, als Dichter, als /usse, als 7olitiker, als 7ro!het' ü+erall strahlt sein Wesen vonewigem %inn. $ein Weg führt an sein Ende, keine Frage +is in den untersten 1+grund seines

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    *erens. #ur Begeisterung darf ihm nahen, und auch sie nur demütig in der Besch&mung,geringer u sein als seine eigene lie+ende Ehrfurcht vor dem M0sterium des Menschen.

    Er sel+st, Dostojewski, hat niemals die *and gerührt, um uns an sich heranuhelfen. Dieanderen Baumeister des "ewaltigen in unserer 2eit offen+arten ihren Willen. Wagner legtene+en sein Werk die !rogrammatische Erl&uterung, die !olemische 4erteidigung, 3olstoi rißalle 3üren seines t&glichen -e+ens auf, jeder #eugier 2utritt, jeder Frage /echenschaft uge+en. Er a+er, Dostojewski, verriet seine 1+sicht nie anders als im vollendeten Werk, die7l&ne ver+rannte er in der "lut der %ch)!fung. %chweigsam und scheu war er ein -e+en lang,kaum das 8ußerliche, das $)r!erliche seiner E9isten ist wingend +eeugt. Freunde +esaß er nur als :üngling, der Mann war einsam' wie 4erminderung seiner -ie+e ur ganenMenschheit schien es ihm, einelnen sich hinuge+en. 1uch seine Briefe verraten nur #otdurftder E9isten, ;ual des gefolterten $)r!ers, alle ha+en sie verschlossene -i!!en, so sehr sie$lage und #otruf sind. 4iele :ahre, seine gane $indheit sind von Dunkel umschattet, undschon heute ist er, dessen Blick manche in unserer 2eit noch +rennen sahen, menschlichetwas gan Fernes und (nsinnliches geworden, eine -egende, ein *eros und ein *eiliger.:enes 2wielicht von Wahrheit und 1hnung, das die erha+enen -e+ens+ilder *omers, Dantesund %hakes!eares umwittert, entirdischt uns auch sein 1ntlit. #icht aus Dokumenten, sonderneinig aus wissender -ie+e l&ßt sich sein %chicksal gestalten.

     1llein also und führerlos muß man hina+ in das *er dieses -a+0rinths u tasten suchen undden Faden 1riadnes, der %eele, vom $n&uel der eigenen -e+ensleidenschaft a+l)sen. Denn jetiefer wir uns in ihn versenken, desto tiefer fühlen wir uns sel+st. #ur wenn wir an unser wahres allmenschliches Wesen hinangelangen, sind wir ihm nah. Wer viel von sich sel+stweiß, weiß auch viel von ihm, der wie kaum einer das lette Maß aller Menschlichkeitgewesen. (nd dieser "ang in sein Werk führt durch alle 7urgatorien der -eidenschaft, durchdie *)lle der -aster, führt ü+er alle %tufen irdischer ;ual' ;ual des Menschen, ;ual der Menschheit, ;ual des $ünstlers und der letten, der grausamsten, der "ottes