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Dr. Brigitte Mathiak
Kapitel 10
Transaktionsverwaltung
Datenbanken, WS/SS 12 Kapitel 10: Transaktionsverwaltung 2
Lernziele
• Begriff und Eigenschaften von Transaktionen
• Mehrbenutzer-Synchronisation Theorie der Serialisierbarkeit Zwei-Phasen-Sperrprotokolle Deadlocks und deren Vermeidung
Datenbanken, WS/SS 12 Kapitel 10: Transaktionsverwaltung 3
Transaktionsverwaltung
Beispiel einer typischen Transaktion in einer Bankanwendung:
1. Lese den Kontostand von A in die Variable a : read(A,a);
2. Reduziere den Kontostand um 50 EUR: a:= a – 50;
3. Schreibe den neuen Kontostand in die Datenbasis: write(A,a);
4. Lese den Kontostand von B in die Variable b: read(B,b);
5. Erhöhe den Kontostand um 50 EUR: b := b + 50;
6. Schreibe den neuen Kontostand in die Datenbasis: write(B, b);
Datenbanken, WS/SS 12 Kapitel 10: Transaktionsverwaltung 4
Fehler bei unkontrolliertem Mehrbenutzerbetrieb
Verlorengegangene Änderungen (lost update)
write(A,a2)
a2 := a2 * 1.03
read(A,a2)
T2
write(B,b1)
b1 := b1 + 300
read(B,b1)
write(A,a1)
a1 := a1 – 300
read(A,a1)
T1
9.
8.
7.
6.
5.
4.
3.
2.
1.
Schritt A B
200 300
206
-100 300
600
Überweisung Zinsen
Datenbanken, WS/SS 12 Kapitel 10: Transaktionsverwaltung 5
Operationen auf Transaktions-Ebene
begin of transaction (BOT): Mit diesem Befehl wird der Beginn einer eine Transaktion darstellende Befehlsfolge gekennzeichnet.
commit: Hierdurch wird die Beendigung der Transaktion eingeleitet. Alle Änderungen der Datenbasis werden durch diesen Befehl festgeschrieben, d.h. sie werden dauerhaft in die Datenbank eingebaut.
abort: Dieser Befehl führt zu einem Selbstabbruch der Transaktion. Das Datenbanksystem muss sicherstellen, dass die Datenbasis wieder in den Zustand zurückgesetzt wird, der vor Beginn der Transaktionsausführung existierte.
In den klassischen Transaktionssystemen:
Datenbanken, WS/SS 12 Kapitel 10: Transaktionsverwaltung 6
Abschluss einer Transaktion
Für den Abschluss einer Transaktion gibt es zwei Möglichkeiten:
1. Den erfolgreichen Abschluss durch ein commit.
2. Den erfolglosen Abschluss durch ein abort.
Datenbanken, WS/SS 12 Kapitel 10: Transaktionsverwaltung 7
Eigenschaften von Transaktionen: ACID
Atomicity (Atomarität)Alles oder nichts !
Consistency Konsistenter DB-Zustand muss in konsistenten Zustand übergehen !
Isolation Jede Transaktion hat die DB „für sich allein“
Durability (Dauerhaftigkeit) Änderungen erfolgreicher Transaktionen dürfen nie verloren gehen
Datenbanken, WS/SS 12 Kapitel 10: Transaktionsverwaltung 8
Transaktionsverwaltung in SQL
commit work
Die in der Transaktion vollzogenen Änderungen werden – falls keine
Konsistenzverletzung oder andere Probleme aufgedeckt werden –
festgeschrieben.
Schlüsselwort work ist optional
rollback work
Alle Änderungen sollen zurückgesetzt werden.
Anders als der commit-Befehl muss das DBMS die „erfolgreiche“
Ausführung eines rollback-Befehls immer garantieren können.
Datenbanken, WS/SS 12 Kapitel 10: Transaktionsverwaltung 9
Transaktionsverwaltung in SQL
Beispielsequenz auf Basis des Universitätsschemas:
INSERT INTO Vorlesungen
values (5275, 'Kernphysik', 3, 2141);
INSERT INTO Professoren
values (2141, 'Meitner', 'C4', 205);
COMMIT
Datenbanken, WS/SS 12 Kapitel 10: Transaktionsverwaltung 10
Fehler bei unkontrolliertem Mehrbenutzerbetrieb
Verlorengegangene Änderungen (lost update)
write(A,a2)
a2 := a2 * 1.03
read(A,a2)
T2
write(B,b1)
b1 := b1 + 300
read(B,b1)
write(A,a1)
a1 := a1 – 300
read(A,a1)
T1
9.
8.
7.
6.
5.
4.
3.
2.
1.
Schritt A B
200 300
206
-100 300
600
Überweisung Zinsen
Datenbanken, WS/SS 12 Kapitel 10: Transaktionsverwaltung 11
Fehler bei unkontrolliertem Mehrbenutzerbetrieb II
Abhängigkeit von nicht freigegebenen Änderungen
read(A,a1)
write(A,a2)
a2 := a2 * 1.03
read(A,a2)
T2
abort
. . .
read(B,b1)
write(A,a1)
a1 := a1 – 300
T1
9.
8.
7.
6.
5.
4.
3.
2.
1.
Schritt
Datenbanken, WS/SS 12 Kapitel 10: Transaktionsverwaltung 12
Fehler bei unkontrolliertem Mehrbenutzerbetrieb III
Phantomproblem
T1 T2
select sum(KontoStand)
from Konten
insert into Konten
values (C,1000,...)
select sum(Kontostand)
from Konten
Datenbanken, WS/SS 12 Kapitel 10: Transaktionsverwaltung 13
Der Datenbank-Scheduler
Transaktions-Manager TM
Scheduler
Recovery-Manager
Puffer-Manager
Daten-Manager
T2 T3T1 Tn......
Datenbank
Datenbanken, WS/SS 12 Kapitel 10: Transaktionsverwaltung 14
Aufgabe des Schedulers
Reihung der Operationen verschiedener Transaktionen, so dass die einzelnen Transaktionen
- Bis zuletzt ohne kaskadierendes Rollback rücksetzbar sind (Atomicity)
- Keine ungültigen Datenzustände erzeugen können (Consistency)
- Die Parallelität zu anderen Transaktionen nicht bemerken (Isolation)
- Committete Änderungen dauerhaft vorliegen (Durability)
Verschiedene Ansätze möglich:
- sperrbasierte Synchronisation (am meisten benutzt)
- Zeitstempel-basierte Synchronisation
- optimistische Synchronisation (bei vorwiegend lesenden Zugriffen)
Pessimistische Synchronisation
Datenbanken, WS/SS 12 Kapitel 10: Transaktionsverwaltung 15
Sperrbasierte Synchronisation
Sichert Serialisierbarkeit zu
Zwei Sperrmodi
S (shared, read lock, Lesesperre):
X (exclusive, write lock, Schreibsperre):
Verträglichkeitsmatrix (auch Kompatibilitätsmatrix genannt)
NL S X
S -
X - -
Datenbanken, WS/SS 12 Kapitel 10: Transaktionsverwaltung 16
Zwei-Phasen-Sperrprotokoll (2PL): Definition
Jedes Objekt, das von einer Transaktion benutzt werden soll, muss vorher entsprechend gesperrt werden.
Eine Transaktion fordert eine Sperre, die sie schon besitzt, nicht erneut an.
Eine Transaktion muss die Sperren anderer Transaktionen auf dem von ihr benötigten Objekt gemäß der Verträglichkeitstabelle beachten. Wenn die Sperre nicht gewährt werden kann, wird die Transaktion in eine entsprechende Warteschlange eingereiht – bis die Sperre gewährt werden kann.
Jede Transaktion durchläuft zwei Phasen:
Eine Wachstumsphase, in der sie Sperren anfordern, aber keine freigeben darf und
eine Schrumpfphase, in der sie ihre bisher erworbenen Sperren freigibt, aber keine weiteren anfordern darf.
Bei EOT (Transaktionsende) muss eine Transaktion alle ihre Sperren zurückgeben.
Datenbanken, WS/SS 12 Kapitel 10: Transaktionsverwaltung 17
Zwei-Phasen Sperrprotokoll: Grafik
#Sperren
ZeitWachstum Schrumpfung
Datenbanken, WS/SS 12 Kapitel 10: Transaktionsverwaltung 18
Verzahnung zweier TAs gemäß 2PL
T1 modifiziert nacheinander die Datenobjekte A und B
(z.B. eine Überweisung)
T2 liest nacheinander dieselben Datenobjekte A und B
(z.B. zur Aufsummierung der beiden Kontostände).
Datenbanken, WS/SS 12 Kapitel 10: Transaktionsverwaltung 19
Verzahnung zweier TAs gemäß 2PL
Schritt T1 T2 Bemerkung
1. BOT
2. lockX(A)
3. read(A)
4. write(A)
5. BOT
6. lockS(A) T2 muss warten
7. lockX(B)
8. read(B)
9. unlockX(A) T2 wecken
10. read(A)
11. lockS(B) T2 muss warten
12. write(B)
13. unlockX(B) T2 wecken
14. read(B)
15. commit
16. unlockS(A)
17. unlockS(B)
18. commit
Datenbanken, WS/SS 12 Kapitel 10: Transaktionsverwaltung 20
Strenges Zwei-Phasen Sperrprotokoll
2PL schließt kaskadierendes Rücksetzen nicht ausErweiterung zum strengen 2PL:
- alle Sperren werden bis EOT gehalten- damit ist kaskadierendes Rücksetzen ausgeschlossen- Verhindert allerdings keine Deadlocks
#Sperren
Zeit
Wachstumsphase
EOT
Datenbanken, WS/SS 12 Kapitel 10: Transaktionsverwaltung 21
Verklemmungen (Deadlocks)
Ein verklemmter Schedule
Schritt T1 T2 Bemerkung
1. BOT
2. lockX(A)
3. BOT
4. lockS(B)
5. read(B)
6. read(A)
7. write(A)
8. lockX(B) T1 muss warten auf T2
9. lockS(A) T2 muss warten auf T1
10. ... ... Deadlock
Datenbanken, WS/SS 12 Kapitel 10: Transaktionsverwaltung 22
Verklemmungen
a: können entdeckt und dann aufgelöst
b: oder gleich vermieden werden.
Beides ist u.U. teuer. Mögliche Techniken:
Ad a:
1. Time-Out (Transaktionen, die zu lange warten, werden
abortet)
2. Zyklenerkennung (Es wird parallel analysiert wer auf wen
wartet
und dann intelligent und gezielt abortet)
Ad b:
3. Preclaiming (Transaktion setzen alle Locks gleich Anfang)
4. Zeitstempel (Man wartet nicht auf jüngere Transaktionen)
Deadlocks sind fatal für die Performance
Datenbanken, WS/SS 12 Kapitel 10: Transaktionsverwaltung 23
Ressourcen
#Transaktionen pro Zeit
Umso mehr Transaktionen pro Zeit stattfinden umso höher ist die
Wahrscheinlichkeit, dass zwei sich gegenseitig locken
Umso aufwändiger ist die Deadlockbehandlung
Umso langsamer wird das System
-> bis zum Stillstand (ungraceful failure)
Transaktionspuffer
Datenbanken, WS/SS 12 Kapitel 10: Transaktionsverwaltung 24
Ressourcen
#Transaktionen pro Zeit
Es werden nicht mehr Transaktionen gleichzeitig ausgeführt als das
System verkraften kann.
Der Preis sind verschiedene Limitierungen:
• Bei Überlast werden zunächst Transaktionen später begonnen,
• dann werden Transaktionen direkt abgewiesen
• Transaktionen, die zu lange dauern, werden abgebrochen
Fazit
Bei Mehrbenutzerbetrieb kann es zu Fehlern kommen
Um das zu vermeiden gibt es Transaktionen
Transaktionen gehorchen dem ACID Prinzip
Diese werden von der Datenbank mit Hilfe von Locks realisiert
Locks können zu Deadlocks führen
Diese müssen erst aufgelöst werden (z.B. mit Zeitstempeln)
Trotzdem ist das schlecht für die Performanz -> die meisten Datenbanken sind daher sehr konservativ
Datenbanken, WS/SS 12 Kapitel 10: Transaktionsverwaltung 25