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Dr. Max Müller's bau-wau-theorie und der Ursprung der sprache. Ein wort zur verständigung an den herausgeber der „vorlesungen über die wissenschaft der sprache“ by Christoph Gottlieb Voigtmann Review by: Johannes Schmidt Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete des Deutschen, Griechischen und Lateinischen, 15. Bd., 3. H. (1866), pp. 235-237 Published by: Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG) Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40844945 . Accessed: 19/05/2014 00:01 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG) is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete des Deutschen, Griechischen und Lateinischen. http://www.jstor.org This content downloaded from 194.29.185.136 on Mon, 19 May 2014 00:01:48 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

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Dr. Max Müller's bau-wau-theorie und der Ursprung der sprache. Ein wort zur verständigungan den herausgeber der „vorlesungen über die wissenschaft der sprache“ by ChristophGottlieb VoigtmannReview by: Johannes SchmidtZeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete des Deutschen, Griechischenund Lateinischen, 15. Bd., 3. H. (1866), pp. 235-237Published by: Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG)Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40844945 .

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do ist skr. da ire, at ire verwandt, mit ir. no, mo skr. niakh, mi, nakh ire, nam inclinare, nah „in its primary sense of „approaching att, nâga a serpent, nâra a river, nau a ship, in all which words the idea of motion lies at the root u. s. w. Es ist freilich nichts leichter als alle worte der spräche in die kate- gorien der bewegung and der rohe einzuzwängen, woraus aber nun und nimmer folgt, dafs auch diese beiden begriffe allen zu gründe liegen. Auf diese solide grundlage baut dann der verf. ganz naiv den scblufs: We therefore connect by analogy the Sanskrit and Greek augments with roots of the same meaning. These are the Sanskrit a-y, to go, the Greek £-a> (¿¡¡ai), (s. 15). Nachdem dies so anumstöslich feststeht, erklärt er auch die prae- sensbildenden suffixe skr. a, na, nu, ja, aja having all the same meaning, being formed from the root a (s. 17). Auch unser got. g a- wird (s. 21) aus skr. g a ire erklärt. Nachdem der verf. einmal blut gekostet hat, ist er unaufhaltbar in seinem grimme und verarbeitet noch eine menge indogermanischer und anderer sprachen, um auch sie an den vortheilen seiner entdeckung theil nehmen zu lassen.

Das sehr summarische verfahren, welches sich über die an- gäbe aller gründe für die aufgestellten bebauptungen hinwegsetzt, sucht er durch die endlose breite seiner sehr erbaulichen reflexio- nen zu stützen, für die auch Lockes essay on human understan- ding zu hulte genommen wird.

Dr. Max Müller's bau-wau-theorie und der Ursprung der spräche. Ein wort zur Verständigung an den herausgeber der „ Vorlesungen über die Wissenschaft der spräche", von dr. Christoph Gottlieb Voigtmann, prof, am herzogl. gymn. Casimirianum zu Coburg. Leipzig 1865. 8. VIII, 173 pp.

Dies buch, dessen pikanter titel gewifs schon die neugier manches beschauers rege gemacht hat, will die Schallnachahmung in höherem mafse als es M. Müller gethan, als einen factor der Sprachbildung nachweisen. „Es wird bewiesen, dafs bestimmte naturlaute neben bestimmten naturgesetzen die einzigen äufsern factoren sind, die für den Ursprung der spräche in betracht kom- men und das dunkle räthsel lösen können". Er charakterisiert sodann seine behandlung der etymologie als „praktisch, thatsäch- lich, naheliegend, tast- und greifbar tt (s.VI). „Während die deut-

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sehen gelehrten immer von „ wurzeln " sprechen und zwar von „abgestorbenen, verloren gegangenen, zu vermuthenden % und damit ganze bände füllen, ist hier die spräche auf eine - und zwar lebendige, sieht- und hörbare, vermutbung und zwei- fei ausscb liefsende - Wurzel oder, genaner gesagt, auf eine ein- heitliche polare d oppel Wurzel zurückgeführt*. Diese pola- ri tat soll in dem buche nachgewiesen werden, leider verliert der verf. nur bei ihrer aufsuchung den pol völlig. Er will mit der schrift zugleich „ eine nölhige reform unserer Wörterbücher anbahnen. Da er eine wurzel annimmt, so ist es naturlich, daf8 er diejenigen welche viele Ursprachen nachweisen der „Über- stürzung" beschuldigt. Schließlich droht er mit einer fortsetzung, macht aber die erfullung der drohung glücklicher weise von der aufnähme dieser promulsis abhängig. Soweit die vorrede.

Was ist nun die gesuchte polare doppelwurzel? Jedes falles ist sie im hühnerstalle zu suchen, eine benennung des hahns, ob aber h ahn oder cock oder kuckuk die lautliche urform ist, wird nicht recht klar. Hr. V. beschuldigt M. Müller (s. 3) dafs er „abgesehen von allen sprachlichen Zeugnissen, wie sie in die- ser arbeit vorgelegt werden sollen, offenbar unbeachtet gelassen, oder doch nicht in gebührende rechnung gezogen hat, wie eng z. b. der hahn (cock) mit unserem religiösen bewufst- sein nicht nur, sondern auch mit unserer ganzen phy- sischen natur und unserem denken und fühlen zusam- menhangt. Das letztere lehrt uns der natur for scher, arzt und anatom, wenn er bei gelegenheit der weiblichen zeugungsorgane von eier8töcken und eiern spricht (folgt ein citat aus Bock buch des gesunden und kranken menschen), oder wenn er uns in unserem hirn einen hahnekainm vorzeigt" etc. Es folgen dann zwei erbauliche gesebichten von der gemahlin des Nero und einer französischen dame, welche eier ausgebrütet haben (s. 5). Der bahn und kuckuk schwingen beim krähen mit dem vorderkörper auf und nieder, „welches schwingen mit dem sin-

gen in naturnothwendigem Zusammenhang steht, denn nur ein schwingender körper tönt"! So hähnert und kräht es denn das ganze buch hindurch. Wir führen zur belustigung des lesera noch einige stellen an. Bei gelegentlichem gebrauche der conjun- ction weil (s. 10) macht der verf. folgende anmerkung: „Wollte bei gelegenheit dieses Wortes der ungläubige leser fra-

gen: ei ist denn weil, wie weile, weilen auch dem gille

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oder gickel, gückel, cock, gaucb entlehnt? so antworte ich getrost: ganz unzweifelhaft, denn es bezeichnet eben das natur- gesetz der ausdehnung neben zusammenziehung, einen 8chlufs ziehen, schlief sen. Eben so kann unser auch nur den gauch, cock zur letzten wurzel haben, denn es vereint, wie engl. eke, franz. aussi und NB. wie die wurzel das aus- dehnen, recken, mehren, hinzufugen, als ich auch, er auch', mit dem zusammenziehen, runden, schliefsen, schlufszie- hen, z. b. wir haben viel ausgegeben, auch ist unsere borse leer; sie ist leer, weil etc.tf

S. 16 aom: „slaw. pjetel und pjeti singen hängen ebenso mit dem pine, pint, pic und deren naturlaut zusammen als mit hahn, ahd. chuoh (?), huhn, got. hanan (?) und cock, cot, gouh, gauch (und deren naturlaut) xoxxt/fw cano, canto zusammenhängt. Es ist cano, canto nur das cock, cot mit auftritt das au, an in gauch = pinc wie champagnisch gau = han. Diesen Wurzelzusammenhang zwischen gickel und pjetel zeigt auch gleich der grofse buntspecht durch sein kik, der mittlere und kleine durch ihr kikkikkik, kikikik, so wie namentlich auch der gröfste der spechte, der 1| fufs lange, mit karmoÍ8Ínrothem Scheitel geschmückte schwarz Specht .... Diese einheit und gegenseitige ergänzung des cock und pinc, pic zeigt deutlich auch das praeterit. cec-in-i (v. cano), wie denn auch die sog. reduplication nur eine natürliche nachahmung der häufigen Wiederholung dieser naturstimmen ist". - Ohe jam satis est!

Nachdem er so 173 Seiten hindurch überall h ahn en gesucht and gefunden hat, heifst es zum Schlüsse: so staunt man (ja wohl!) über fruchtbarkeit, bildsamkeit und den lautwechsel einer wurzel (nämlich der von kuckuk), die Max Müller und andere gelehrte theils völlig ignoriren, theils für „unfruchtbar* ausge- ben und „unfähig, noch aufser dem einen gegenstande, dessen ton sie nachahmen, irgend etwas zu bezeichnen aa II!

Wir stehen keinen augenblick an, hrn. dr. Christoph Gottlieb Voigtmann für einen haupthahn zu erklären.

Jena, im mai 1865. Johannes Schmidt.

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