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34 Frühes Deutsch 20/2010 Interkultureller Streifzug durchs Kalenderjahr der Feste Nathalie Diekow Dreißig Tage Verzicht drei Tage Schlaraffen- land Fastenzeit und Zuckerfest in der Türkei „Şeker Bayramın kutlu olsun!“ So beglückwünschen sich tür- kischsprachige Menschen zum Zuckerfest, welches sie nach einer langen Phase des Verzichts, vor allem auf Lebensmit- tel, feiern. In der türkischen Kultur profitieren insbesonde- re die Kinder von den Genüssen des Zuckerfestes (Türkisch: Şeker Bayramı). Doch eigentlich ist es nach dem Opferfest das zweitwichtigste islamische Fest im Kalender der Muslime. In anderen muslimischen Ländern wird es auch als Ramadan- fest (ürkisch: Ramazan Bayramı) sowie Idu-I-Fitr (Arabisch für Fest des Fastenbrechens) bezeichnet. Die islamischen Feste richten sich nach einem speziellen is- lamischen Kalender (Türkisch: hicri takvim), das heißt, sie bewegen sich langsam rückwärts durch das Sonnenjahr. Das bedeutet, dass das Zuckerfest in jede Jahreszeit fallen kann. Das Zuckerfest schließt den 30 Tage andauernden Monat Ra- madan ab. Während des Ramadans verzichten viele Muslime zwischen Sonnenauf- und -untergang auf jegliche Lebensmit- tel, das heißt, sie essen nicht und trinken auch kein Wasser oder andere Getränke, da es der Koran so vorsieht. Um das Fasten besser zu überstehen, haben sich viele kleine Tricks entwickelt. Beispielsweise trinken viele Türken abends Tee zum Essen, um dadurch den Durst über den Tag zu vermin- dern. Außerdem ist es sinnvoll, keine besonders salzigen oder süßen Speisen zu essen. Fasten – wie und warum? Sinn des Fastens ist, Verzicht zu üben und sich selbst zu kon- trollieren. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Oft wird das Einfühlen in die Situation armer, hungernder Menschen als wesentlicher Grund genannt. Viele sehen auch einen zusätzli- chen gesundheitlichen Vorteil in einer Art Kur für den Magen sowie die Möglichkeit einer seelischen Reinigung. So sollen auch Geschlechtsverkehr und Zigarettenkonsum vermieden werden. Ausgenommen von dieser im Koran verankerten Pflicht des Moslems sind in der Regel Kinder (bis zum Be- ginn der Pubertät), Reisende, Schwangere, Kranke und alte Menschen. Wer nicht die Möglichkeit oder die Voraussetzun- gen zum Fasten hat, spendet Lebensmittel oder Geld dafür in diesem Monat an Bedürftige. Kinder werden an das Fasten meist langsam herangeführt, indem sie zunächst ein paar Tage Das Teetrinken vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang ist eine kleine Zeremonie

Dreißig Tage Verzicht – drei Tage Schlaraffen- land Fasten ... · Gönüller bir, sevgiler ortak, dualar hep aynı. Sevgi kadar güzel bir hayat, Sevgi kadar güzel bir hayat,

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34 Frühes Deutsch 20/2010

Interkultureller Streifzug durchs Kalenderjahr der Feste

Nathalie Diekow

Dreißig Tage Verzicht – drei Tage Schlaraffen-land

Fastenzeit und Zuckerfest in der Türkei „Şeker Bayramın kutlu olsun!“ So beglückwünschen sich tür-kischsprachige Menschen zum Zuckerfest, welches sie nach einer langen Phase des Verzichts, vor allem auf Lebensmit-tel, feiern. In der türkischen Kultur profitieren insbesonde-re die Kinder von den Genüssen des Zuckerfestes (Türkisch: Şeker Bayramı). Doch eigentlich ist es nach dem Opferfest das zweitwichtigste islamische Fest im Kalender der Muslime. In anderen muslimischen Ländern wird es auch als Ramadan-fest (ürkisch: Ramazan Bayramı) sowie Idu-I-Fitr (Arabisch für Fest des Fastenbrechens) bezeichnet.

Die islamischen Feste richten sich nach einem speziellen is-lamischen Kalender (Türkisch: hicri takvim), das heißt, sie bewegen sich langsam rückwärts durch das Sonnenjahr. Das bedeutet, dass das Zuckerfest in jede Jahreszeit fallen kann.

Das Zuckerfest schließt den 30 Tage andauernden Monat Ra-madan ab. Während des Ramadans verzichten viele Muslime zwischen Sonnenauf- und -untergang auf jegliche Lebensmit-tel, das heißt, sie essen nicht und trinken auch kein Wasser oder andere Getränke, da es der Koran so vorsieht. Um das Fasten besser zu überstehen, haben sich viele kleine Tricks entwickelt. Beispielsweise trinken viele Türken abends Tee zum Essen, um dadurch den Durst über den Tag zu vermin-dern. Außerdem ist es sinnvoll, keine besonders salzigen oder süßen Speisen zu essen.

Fasten – wie und warum?

Sinn des Fastens ist, Verzicht zu üben und sich selbst zu kon-trollieren. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Oft wird das Einfühlen in die Situation armer, hungernder Menschen als wesentlicher Grund genannt. Viele sehen auch einen zusätzli-chen gesundheitlichen Vorteil in einer Art Kur für den Magen sowie die Möglichkeit einer seelischen Reinigung. So sollen auch Geschlechtsverkehr und Zigarettenkonsum vermieden werden. Ausgenommen von dieser im Koran verankerten Pflicht des Moslems sind in der Regel Kinder (bis zum Be-ginn der Pubertät), Reisende, Schwangere, Kranke und alte Menschen. Wer nicht die Möglichkeit oder die Voraussetzun-gen zum Fasten hat, spendet Lebensmittel oder Geld dafür in diesem Monat an Bedürftige. Kinder werden an das Fasten meist langsam herangeführt, indem sie zunächst ein paar Tage

Das Teetrinken vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang ist eine kleine Zeremonie

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D a s Fr ü h j a h r : Fe s t a n l ä s s e r u n d u m O s t e r n

fasten und es in den nächsten Jahren weiter ausdehnen. Ein Reim oder Rätsel wie das folgende kann den Kindern das Fas-ten erklären:

Ich hab’ einen Opa, ganz lang, das ist wahr,

der gibt dreißig Trauben in jedem Jahr.

Ess’ ich die weißen, ist’s eine Sünde,

ess’ ich die schwarzen, ist’s eine gute Tat!

(türkisches Volksrätsel)

Gemeint sind in diesem Rätsel die Tage des Ramadans: Die schwarzen Trauben symbolisieren die Nächte, die weißen die Tage.

Iftar – das nächtliche „Fastenbrechen“

Zur Zeit des Ramadans sind die Moscheen mit Schriftbannern aus Licht festlich geschmückt. Bei Sonnenuntergang wird das Fasten gebrochen, indem meist ganze Familien in den Häu-sern oder Restaurants zusammenkommen und gemeinsam zum selben Zeitpunkt beginnen zu essen. Der genaue Mo-ment wird durch den Ruf des Muezzins bekannt gegeben, der für jede Stadt nach geografischer Lage genau in einem speziellen Kalender (türkisch: İftar/Sahur Takvimi) definiert ist. Dieses allabendliche Geschehen wird als İftar bezeichnet und ist natürlich für alle ein besonderer Moment. In den Res-taurants kann man eine ungewohnte Spannung beobachten,

wenn alle Gäste an großen, voll gedeckten Tafeln gemeinsam mit ihren Familien auf den Beginn der Mahlzeit warten. Be-gonnen wird meist mit getrockneten Datteln, Oliven oder anderen Kleinigkeiten, um den Magen schonend an das fol-gende Festmahl zu gewöhnen. Außerdem gibt es ein speziell zu dieser Zeit hergestelltes Fladenbrot (türkisch: Ramazan Pi-desi), welches man kurz vor dem İftar frisch kauft.

Nach der Angabe im Koran „… und esst und trinkt, bis ihr in der Morgendämmerung einen weißen von einem schwarzen Faden unterscheiden könnt!“ (Sure 2, Vers 187) ist es also erlaubt, bis kurz vor Sonnenaufgang zu essen. Die meisten Muslime gehen nach dem abendlichen Fastenbrechen schla-fen und lassen sich um etwa vier Uhr noch einmal vom Ruf des Muezzins wecken, um zu beten und eine weitere, jedoch leichte Mahlzeit einzunehmen. Damit in dieser Zeit wirk-lich jeder geweckt wird, gibt es zusätzlich einen Trommler (türkisch: Ramazan Davulcusu), der durch die Straßen zieht und mit lautem Trommeln die Menschen aus dem Schlaf holt. Mit Tagesanbruch beginnt dann eine erneute Phase des Verzichts. So wird dieser Rhythmus einen ganzen Monat durchgehalten. Während dieses Monats gibt es auch einige religiöse Gedenktage anlässlich der Geburts- und Todestage von verschiedenen Propheten bzw. von deren Verwandten. Außerdem fällt die „Nacht der Offenbarung“ in diesen Mo-nat, in der das göttliche Wort in Form des Korans in die Welt gekommen ist.

In der Fastenzeit nehmen die Familien nach Sonnenuntergang eine magenschonende Mahlzeit ein

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Interkultureller Streifzug durchs Kalenderjahr der Feste

Das Zuckerfest – ein besonderes Fest (vor allem) für Kinder

An den Monat Ramadan schließt der Folgemonat Schawwal an, in dessen erste Tage das Zuckerfest fällt. Dieses beginnt mit der Entrichtung einer Almosensteuer oder Geschenken für Bedürftige, ein gemeinschaftliches Gebet folgt. Die Beson-derheit dabei ist, dass die Ansprache durch den Imam nach dem Gebet stattfindet anstatt wie üblich zuvor. Häufig besu-chen die Muslime nach der Moschee den Friedhof, um der Verstorbenen zu gedenken.

Anschließend wird drei Tage lang ausgiebig gefeiert. Diese Feierlichkeiten fallen meist deutlich fröhlicher und intensiver aus als die zum Opferfest, da mit dem Zuckerfest die schwere Zeit des Fastens ein Ende findet.

Wie feiert man das Zuckerfest?

In der Türkei hat das Fest seinen Namen dadurch erhalten, dass insbesondere die Kinder zu diesem Anlass traditionell Sü-ßigkeiten und andere Kleinigkeiten (heutzutage häufig Geld) geschenkt bekommen. Andere Geschenke, wie beispielsweise in christlichen Kulturen Spielzeuge zu Weihnachten, werden in der Regel nicht verschenkt. Die Kinder gehen von Haus zu Haus und wünschen den Nachbarn ein frohes Zuckerfest, um dann mit einer kleinen Süßigkeit oder etwas Geld weiterzu-ziehen. Im Wesentlichen besuchen sich natürlich die Familien gegenseitig und feiern gemeinsam. Wie zu anderen Festlich-keiten in der ganzen Welt putzt man das Haus auf Hochglanz und kleidet sich zu diesem Anlass besonders festlich. Um ih-ren Respekt auszudrücken, gehen in der Regel die jüngeren Familienmitglieder in die Häuser der älteren, und das Zucker-fest wird zu einem Anlass, auch entfernte Verwandte wie-derzusehen. In traditionelleren Familien ist es zudem üblich, dass die Jüngeren den Älteren zur Begrüßung respektvoll den Handrücken küssen.

Reichhaltiges Angebot an Süßigkeiten nach Ende der Fastenzeit

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Das festliche Essen

Ein deutlicher Schwerpunkt dieser Besuche liegt jedoch auf dem Essen. So wird von vielen Gastgebern darauf bestan-den, dass der Gast eine vollständige Mahlzeit sowie insbe-sondere unzählige Süßigkeiten zu sich nimmt. Dazu zählen vor allem die besonderen türkischen Süßspeisen wie Lokum, Baklava, Engelshaar sowie verschiedenste Bonbons. Lokum, auch Turkish Delight oder Türkischer Honig genannt, ist eine kleine, quadratisch geschnittene Süßigkeit, die im We-sentlichen aus Sirup, Stärke und Zucker besteht und häufig mit Nüssen oder anderen Geschmacksrichtungen versehen wird. Baklava hingegen ist ein in Sirup getränktes Gebäck, dessen wesentlicher Bestandteil Blätterteig bzw. der ver-gleichbare Yufka ist. Hinzu kommt eine Füllung aus Walnüs-sen, Pistazien oder Mandeln. Engelshaar (türkisch: Kadayıf) sind dünne Teigfäden, die in verschiedenen Kombinationen mit Sirup und manchmal auch dil peyniri (ähnlich wie Moz-zarella) im Ofen gebacken werden.

Auch in Deutschland wird das Zucker-fest gefeiert

Natürlich feiern auch viele der türkischstämmigen Menschen in Deutschland das Zuckerfest, und es bildet auch dort einen Höhepunkt des Jahres für die Gläubigen, und insbesondere freuen sich die Kinder auf dieses Ereignis. Viele Schülerinnen und Schüler mit muslimischem Hintergrund sind an zumin-dest einem dieser Tage in Absprache mit den Eltern und der Schule vom Unterricht befreit, um dieses wichtige Fest bege-hen zu können. Denn es hat eine ähnliche Bedeutung für sie wie für deutsche Kinder Weihnachten oder Ostern und wird mit einer vergleichbaren Freude und Spannung erwartet. So kommen die Familien auch zusammen, soweit es möglich ist. An Verwandte, die weiter entfernt wohnen, werden Karten oder heutzutage auch E-Mails mit Glückwünschen versandt. Besonders beliebt sind auch SMS-Sprüche in poetischer Form und mit netten Wünschen.

Typische SMS-Sprüche

Gönüller bir, sevgiler ortak, dualar hep aynı. Sevgi kadar güzel bir hayat, severek ve sevilerek geçireceğin en güzel bayram olması dileğiyle. İyi Bayramlar!

Mögen die Seelen eins, die Liebe gemeinsam (geteilt), die Gebete immer gleich sein. Ein Leben, so schön wie die Liebe, ich hoffe, dass dieser Feiertag der schönste Feiertag für dich ist, indem du liebst und geliebt wirst. Schöne Festtage!

Kalpler vardır sevgiyi paylaşmak için, insanlar vardır dostluğu paylaşmak için ve bayramlar vardır kutlanmak için ramazan bayramınız mübarek olsun.

Herzen gibt es, um die Liebe miteinander zu teilen, Menschen gibt es, um die Freundschaft zu teilen, und Feiertage gibt es, um sie zu feiern. Ihr/Euer Zuckerfest möge gesegnet sein.

Bir avuç dua, bir kucak sevgi, sıcak bir mesaj kapatır mesafeleri, birleştirir gönülleri, kalbin nur, yüzün gülücük, eviniz huzur dolsun. Bayramınız Kutlu Olsun.

Eine Handvoll Gebete, ein Schoß voll Liebe, eine wärmende SMS vermindert die Entfernung, vereint die Seelen. Möge dein Herz voller Glanz, dein Gesicht immer strahlen, euer Heim voller Wohlbefinden sein. Ich gratuliere dir zum Feiertag.

Beyaz bir güvercin gönderiyorum sana, kanatlarında mutluluk, yüreğinde sevgi ve şefkat, kar beyaz tüylerinde sağlık ve gagasında „İYİ BAYRAM-LAR“ temennisi var.

Ich schicke dir eine weiße Taube, auf den Flügeln Freude, im Herzen Liebe und Güte, auf den schneeweißen Federn Gesundheit, und auf ihrem Schnabel ist der Wunsch „Schöne Feiertage“.

Didaktische Umsetzung des Festes

Im Jahr 2010 fällt der Termin des Zuckerfestes auf den 10. Sep-tember und beginnt am Abend des Vortages nach Sonnenun-tergang, sodass sich in dieser Phase auch im Unterricht eine Sequenz zum Thema einbinden ließe. Natürlich kann dies auf vielfältige Weise geschehen. Das Fest wird wie beschrieben re-lativ offen gefeiert, das heißt, es gibt wenig Symbole, Lieder oder Gedichte, wie dies beispielsweise zu Weihnachten oder Ostern der Fall ist. Dennoch gibt es Möglichkeiten, den Schüle-rinnen und Schülern die Bedeutung des Festes näherzubringen:

Ein interkultureller Kalender

Als Projekt lassen sich die Feste dieser Ausgabe gemeinsam in Form eines interkulturellen Kalenders umsetzen. Dafür müssen die Schülerinnen und Schüler zunächst natürlich über die einzelnen Feste informiert werden. Hier bietet sich beispielsweise nach einer Einführung eine Zuordnungsübung an, in der sie Kärtchen mit Symbolen, Namen und Daten der Feste einander zuordnen. Zur weiteren Hilfe kann, je nach Lernstand der Schülerinnen und Schüler, auch zu jedem Fest ein kleiner Informationstext (auch in Form von Minidialogen) eingefügt werden. Die Kinder erraten dann in der Groß- oder Kleingruppe die Feste, und im Plenum bietet sich ein gemein-sames Gespräch darüber an, wenn noch Informationsbedarf besteht. Anschließend lassen sich die Informationen in einem Kalender festhalten: Die Schülerinnen und Schüler erarbei-ten in Gruppen jeweils eine Jahreszeit mit den dazugehörigen Monaten und illustrieren die Feste in Form von beschrifteten Bildern, Dialogen, Fotoromanen, Comics oder Ähnlichem. Zu beachten ist bei der Einbindung des Zuckerfestes natürlich, dass es jedes Jahr an einem anderen Termin stattfindet.

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Rollenspiel zum Zuckerfest

Möchte man eine Unterrichtseinheit nicht zu allen interkul-turellen Festen, sondern speziell zum Zuckerfest erstellen, bieten sich Rollenspiele besonders gut an. Diese können von den Kindern mit Unterstützung erstellt werden in Form eines kleinen Theaterprojekts oder natürlich auch durch die Lehr-person gelenkt oder vorgegeben werden. Eine mögliche Idee wäre hier, dass sich die Kinder folgende Situation vorstellen und dazu ein Rollenspiel einstudieren: Ein Kind aus einem nicht muslimischen Land trifft auf ein türkischstämmiges Kind (im eigenen Land oder in der Türkei) und verbringt mit ihm gemeinsam den Tag des Zuckerfestes. Hier wird es inte-ressant sein, auf mögliche Unverständlichkeiten einzugehen: Was wird das türkische Kind im Vorfeld erklären müssen? Wie läuft der Tag des Zuckerfestes ab? Was wird das ausländi-sche Kind verwunderlich finden? Was wird es möglicherwei-se missverstehen? Die Sequenz kann also beispielsweise auf ein Missverständnis hinauslaufen, das dann auf eine lustige Weise aufgeklärt wird.

Feste gehen (auch) durch den Magen

Außerdem bietet es sich an, einige der vielfältigen türkischen Speisen und Süßspeisen, die zum Zuckerfest, aber auch an anderen Tagen verzehrt werden, mit den Schülerinnen und Schülern gemeinsam nachzukochen. Das besonders typische Baklava sei nur besonders geschickten Köchen empfohlen, doch Lokum eignet sich recht gut. Des Weiteren können das Ramadan Pide (Ramazan Pidesi) oder auch Schafskäseröllchen (Sigara Böreği) als herzhafter Gegenpart zubereitet werden:

Lokum

Man braucht:500 g Zucker 12 Blatt Gelatine 6 Esslöffel Speisestärke ¼ l Kirschsaft 100 g ganze Haselnüsse 150 g Kokosflocken ¼ l Wasser Zunächst wird das Wasser mit dem Zucker gekocht. An-schließend wird die Gelatine in Wasser eingeweicht. Die Stärke wird mit dem Zuckerwasser verrührt. Das Ganze wird auf niedriger Stufe weitergekocht, während der Kirschsaft und die eingeweichte Gelatine hinzukommen. Der Topf wird vom Herd genommen.

Dann wird eine Form (ca. 20 x 30 cm) mit Backpapier aus-gelegt, mit der Masse gefüllt, und man lässt das Ganze ab-kühlen. Nach etwa einer Stunde werden die Nüsse gleich-mäßig hineingesteckt. Wenn die Masse später ganz fest geworden ist, wird sie vorsichtig aus der Form genommen (natürlich wird das Papier abgelöst) und in kleine Würfel geschnitten. Die Würfel werden dann in einer Schale mit Kokosstreuseln gewälzt. Afiyet olsun! (Guten Appetit!)

Ramazan Pidesi

Man braucht:5 Tassen Mehl1 Esslöffel Zucker1 Teelöffel Salz1 Esslöffel Margarine oder Butter1 Esslöffel Trockenhefe1 Tasse Milch1 Eietwas WasserSesam zum Bestreuen

In einer Schüssel Mehl, Zucker, Salz, Margarine, Milch und Hefe zu einem Teig verarbeiten und eine halbe Stunde ru-hen lassen. Anschließend wird der Teig auf ein Backblech gelegt, mit Ei bestrichen und mit Sesam bestreut. Dann wird er im Ofen bei 180 °C gebacken, bis er goldbraun ist. Afiyet olsun! (Guten Appetit!)

Ramadan Pide