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Special | Making of Drummer DVDs DrumHeads!! 4/05 24 Wer als Top-Drummer etwas auf sich hält, wartet mit seiner eigenen Lehr-DVD auf. Söhne-Mannheims-Trommler Ralf Gustke wollte da nicht hintenanstehen und produzier- te sein eigenes Werk namens „World Of Groove“. E iner der führenden Vertreter der mo- dernen Schlagwerker-Generation ist Ralf Gustke. Derzeit unumstritten einer der angesagtesten Drummer in Europa. Er gehörte lange Zeit zur Band-Besetzung von Chaka Khan. Und auch die als schräg und ex- zentrisch geltende Gianna Nannini holte Ralf in ihre Band. Hierzulande ist er durch seine Arbeit für Künstler wie Sabrina Setlur, Edo Zanki, Xavier Naidoo, Glashaus und die Söhne Mannheims bekannt. Für die Produktion von „World Of Groove“ mietete sich das Team um Gustke zunächst im Kangaroo Studio des Zanki-Clans ein. Die technische Leitung lag in den Händen von Xavier Naidoos Licht-, Medien und Bühnendesigner Gunther Hecker sowie Andy Blöcher von mell-O-tron digital audio, der für Editing und Authorizing der DVD verantwortlich zeichnete. Hinter dem Pult bediente kein Geringerer als Edo Zanki selbst die Fader. DrumHeads!!: Welche Idee steckt hinter „World of Groove“? Ralf Gustke: Zum einen war es an der Zeit, mein eigenes Ding zu machen. Zum anderen wollte ich den Startschuss geben für ein Drumkonzept, das mit Musikmachen zu tun hat. Ich versuche, die Dinge, die ich Laufe der Jahre on the road gelernt habe, in kleinen Episoden zu erklären. Ralf Gustke Steckbrief Ralf Gustke geboren am 08.05.1964 lebt in Rhein-Neckar-Kreis trommelt seit 1976 Drummer-Vorbild Steve Gadd andere Vorbilder Andy Newmark, Peter Erskine, Harvey Mason erstes Drumset Sonor Bassdrum und Snare, Landsknecht- trommel als Standtom Lieblings-CD Lyle Mays „Street Dreams“ Lieblingsbeschäftigung Fisch essen findet doof deutsche Radiosender/ Musikauswahl große Stärke Ohren auf Durchzug stellen kleine Schwäche Ohren auf Durchzug stellen The Trip’nHipFusionJungleFunkDrum&BassJazz’nSoul Experience

Drumheads Special

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Page 1: Drumheads Special

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DrumHeads!! 4/05

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Wer als Top-Drummer etwasauf sich hält, wartet mit seiner eigenen Lehr-DVD auf.Söhne-Mannheims-TrommlerRalf Gustke wollte da nichthintenanstehen und produzier-te sein eigenes Werk namens„World Of Groove“.

Einer der führenden Vertreter der mo-

dernen Schlagwerker-Generation ist

Ralf Gustke. Derzeit unumstritten einer

der angesagtesten Drummer in Europa.

Er gehörte lange Zeit zur Band-Besetzung von

Chaka Khan. Und auch die als schräg und ex-

zentrisch geltende Gianna Nannini holte Ralf

in ihre Band. Hierzulande ist er durch seine

Arbeit für Künstler wie Sabrina Setlur,

Edo Zanki, Xavier Naidoo, Glashaus

und die Söhne Mannheims bekannt.

Für die Produktion von „World Of

Groove“ mietete sich das Team um

Gustke zunächst im Kangaroo Studio

des Zanki-Clans ein. Die technische Leitung

lag in den Händen von Xavier Naidoos Licht-,

Medien und Bühnendesigner Gunther Hecker

sowie Andy Blöcher von mell-O-tron digital

audio, der für Editing und Authorizing der

DVD verantwortlich zeichnete. Hinter dem

Pult bediente kein Geringerer als Edo Zanki

selbst die Fader.

DrumHeads!!: Welche Idee steckt hinter

„World of Groove“?

Ralf Gustke: Zum einen war es an der Zeit,

mein eigenes Ding zu machen. Zum anderen

wollte ich den Startschuss geben für ein

Drumkonzept, das mit Musikmachen zu tun

hat. Ich versuche, die Dinge, die ich Laufe

der Jahre on the road gelernt habe, in kleinen

Episoden zu erklären.

Ralf Gustke

Steckbrief Ralf Gustke

geboren am 08.05.1964

lebt in Rhein-Neckar-Kreis

trommelt seit 1976

Drummer-Vorbild Steve Gadd

andere Vorbilder Andy Newmark, PeterErskine, Harvey Mason

erstes Drumset Sonor Bassdrum undSnare, Landsknecht-trommel als Standtom

Lieblings-CD Lyle Mays „Street Dreams“

Lieblingsbeschäftigung Fisch essen

findet doof deutsche Radiosender/Musikauswahl

große Stärke Ohren auf Durchzugstellen

kleine Schwäche Ohren auf Durchzugstellen

The Trip’nHipFusionJungleFunkDrum&BassJazz’nSoul Experience

Page 2: Drumheads Special

DrumHeads!! 4/05

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DH: Wie bereitet man als Drummer ein

solches Projekt vor und auf?

Ralf: Ich hatte die meisten Songs schon

länger als Workshopmaterial am Start,

das war also nichts neues für mich. Ich

musste den Bezug schaffen zwischen

den einzelnen Songs/Grooves und Edu-

cation. Auch die Arbeit in den Studi-

os inspirierte mich zu Kapiteln auf der

DVD. Es gibt einfach viele Aspekte des

Schlagzeugspielens, die mir wichtig er-

scheinen. Das war mit sehr viel Kopf-

arbeit und danach mit Ausprobieren

verbunden.

DH: Mit wie viel Zeitinvestition habt ihr

gerechnet und warum hat es dann viel

länger gedauert?

Ralf: Ich habe so eine Sache noch nie im

Leben gemacht. Ich musste mich um

sehr unterschiedliche Dinge kümmern,

z. B. Bilder der einzelnen Kameras sich-

ten, Ton in Stereo und Surround mi-

schen, Storyboard schreiben, fit sein

beim Aufnehmen usw. Da ich zudem

auch im Studio für diverse Produzenten

arbeite und mit Söhne Mannheims und

anderen Geschichten auf Tour bin, war

die Arbeit an der Drum-DVD zeitlich be-

grenzt. Andy Blöcher und ich arbeiteten

an der DVD, wenn wir Zeit hatten. Das

war wiederum auch ganz gut, weil viele

Ideen für die DVD erst im Laufe der Zeit

entstanden sind.

DH: Der Level auf „World of Groove“ ver-

langt dem Schlagzeuger einen sehr ho-

hen technischen Standard ab. Muss ein

Drummer heutzutage mehr instru-

mentales Können vorweisen um als

Allrounder im Live- und Studio-

alltag zu bestehen als früher?

Ralf: Diese Frage ist schwierig zu be-

antworten. Je nach Musikrichtung

musst du natürlich genau wissen,

was du tust. Was jedoch immer gilt

ist: eine gute Time. Der Sound muss

gut, individuell und ausgewogen

klingen. Dein Drumming sollte frei

von jeglichen Profilneurosen sein.

Du solltest Spaß an dem haben, was

du tust. Du solltest für Dinge offen

Hier wird die Audiospur zu „World Of Groove“

aufgenommen: Regie der Kangaroo Studios

Beim Dreh: Ralf und Joo Kraus (r.) vor den Kameras.

Page 3: Drumheads Special

DrumHeads!! 4/05

26

sein, die du nicht kennst. Hat man einmal

einen Weg für sich gefunden, musikalisch

und zugleich natürlich Schlagzeug zu spie-

len, dann sollte man alles daran setzen dies

so gut als möglich rüber zu bringen. Mit

Spaß an der Sache wird man sich immer

weiter entwickeln. Man bekommt mit der

Zeit einen Überblick über seine Möglich-

keiten und kann sich dann frei entschei-

den, in welche musikalische Richtung man

sich bewegen möchte. Dadurch wie-

derum rücken gewisse Dinge in den

Vordergrund, die einem wichtig sind.

Andere Aspekte des Drumming hin-

gegen erachtet man als weniger be-

deutend. Und daraus entwickeln

sich dann der Stil und das technische

Vermögen. Man wird niemals alles spielen

können. Dabei gilt es seine Fähigkeiten

entsprechend den musikalischen Nei-

gungen optimal auszubauen.

DH: Du benutzt sehr häufig auch E-Drum

Pads und Trigger. Wie wichtig ist es deiner

Meinung nach als zeitgemäßer Drummer

sich mit elektronischer Musik, Sounds

und Sampling zu beschäftigen ?

Ralf: Sehr wichtig. Ein Drummer hat die

Aufgabe den Grundstock der Musik zu lie-

fern. Er ist Groove-Designer. Hier gibt es

keine Grenzen. In meinen Augen sind

Schlagzeuger auch Geräuschemacher. Wir

haben 2005. Die Musikelektronik ermög-

licht dem Instrumentalisten grenzenloses

Arbeiten. Zudem nimmt der Sound in der

Musik einen sehr hohen Stellenwert ein.

Da muss sich auch der Schlagzeuger über

Klänge Gedanken machen, die zur Musik

passen. Groove-Design und Musik sollten

sich optimal ergänzen.

DH: Ist es als viel beschäftigter Schlagzeu-

ger eigentlich schwer sich innerhalb kurzer

Zeit von vertrackten Drum-’n’-Bass-Grooves

auf simples 4-on-the-floor- Drumming

umzustellen ?

Ralf: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.

Ich müsste lügen um zu behaupten, es sei

überhaupt kein Problem. Aber die Tatsa-

che, im Laufe der Zeit viele unterschiedlich

Stilarten gespielt zu haben, die man dank

einer gewissen Spielroutine abrufen kann,

hilft einem dabei, sich komfortabel zwi-

schen den Genres zu bewegen. Mir geht es

dabei um die jeweilige Essenz der Musik.

Ein 4 on the floor muss feist und etwas laid

back gespielt werden. Ein Drum-

’n’-Bass Groove dagegen eher mit

wenig human swing und Tendenz

nach vorne. Ein Shuffle wiederum

lebt vom Swing.

DH: Wie sehr variiert dein Setup

zwischen den unterschiedlichen

Stilarten beziehungsweise Künstlern, für

die du tätig bist?

Ralf: Ich versuche mich immer auf die je-

weilige Musik einzustellen. Bei Söhne

Mannheims spiele ich ein Set, das klang-

lich den modernen Rock-&-Pop-Sound ab-

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Auf seiner Debüt-DVD „World of Groove“ gibt Ralf Gustke

einen beeindruckenden und umfangreichen Einblick in

die Entwicklung und Umsetzung moderner Spieltechni-

ken in Verbindung mit stilgerechten Stimmungen und

Sounds. Dabei ist er sowohl solo mit programmierten

Backings, als auch im Zusammenspiel mit Kosho & Band

(entspricht der Söhne Mannheims Band) sowie im

Power Trio mit Saitenkünstler Markus „Errorhead“

Deml und Bass-Schwergewicht Frank Itt zu erleben.

Die aufwändig gestaltete Doppel-DVD beinhaltet über

vier Stunden Material und verfügt über zahlreiche

Split-Screen-Einblendungen, Feature-Windows,

Overhead-Views sowie Bassdrum- und Hi-Hat-

CloseUps zur genauen Studie der Techniken. Das

ganze ist im Zweikanalton (deutsch/englisch) hör-

bar und lässt sich wahlweise stereo oder im 5.1-

Format anwählen. Umfangreiches Notenmaterial zur DVD findet

man als PDF-File auf der DVD. Daneben gibt es zahlreiche Infos

über die an der Produktion beteiligten Gewerke und Mitmusiker

sowie eine umfangreiche Fotogalerie. Ein rundum stimmiges und

beeindruckendes Werk, dass für Drummer jeder Leistungsklasse

zum Pflichtstudium werden sollte.

Weitere Infos unter www. world-of-groove.de

Gewinnt 2 DVDs „World Of Groove“Ralf Gustke spendiert zwei DrumHeads!!-Lesern je eine seiner

DVDs „World Of Groove“. Wir verlosen die beiden Scheiben (Wert:

je 49 Euro) unter allen, die eine Postkarte an DrumHeads!!,

Kennwort: World Of Groove, Postfach 57, 85230 Bergkirchen oder

eine E-Mail (Betreff: World Of Groove) mit Angabe des vollständi-

gen Absenders an [email protected] senden. Es gelten

die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels auf Seite 14.

Die DVD „World Of Groove“

Ralf Gustke lernte bei

der Produktion von

„World Of Groove“

neue Aufgaben kennen.

Page 4: Drumheads Special

deckt. Bei elektronischer Musik spiele ich

so gut wie keine Toms und habe viele hoch-

frequente Sounds: Samples, Cymbals, Snares.

Bei einer rein akustischen Session achte ich

sehr darauf, ein warm klingendes Set mit

dünnen, leiseren Becken Cymbals zu neh-

men. Auch die Felle auf dem Set variieren

dann natürlich.

DH: Wie wichtig ist für dich die Zusammen-

arbeit mit einem festen Drum Tech ?

Ralf: Also, ohne DrumTech ist das Leben ei-

nes Drummers mit viel Arbeit verbunden.

Du musst dich einfach selbst um alles küm-

mern: Einladen, aufbauen, spielen, abbau-

en, einladen, neue Felle drauf usw. Das

mach ich bei Studiojobs oder Clubgigs

schon noch selbst, aber bei größeren Tou-

ren ist das nicht machbar. Der Drum Tech

ist im Prinzip meine rechte Hand. Er weiß,

wie ich mein Schlgzeug stimme, wie mein

Setup aufzubauen ist. Zudem berät er

mich, was die technische Seite des Schlag-

zeugaufbaus betrifft. Er ist sozusagen mein

technischer Leiter.

DH: Wie gehst du bei rhythmisch komple-

xen Abläufen und Taktarten mit dem Click

um? Kann man da während des Spielens

tatsächlich immer mitzählen?

Ralf: Ich selbst zähle nicht mit. Der Click hat

die Aufgabe mir den Puls zu geben. Da-

durch werde ich nicht langsamer oder

schneller. Bei Songs, bei denen das human

feel eine größere Rolle spielt, verzichte ich

auf Click.

DH: Was sind deine Pläne für die Zukunft .

Wird es eine Fortsetzung von „World of

Groove geben“?

Ralf: Ich versuche bis Ende dieses

Jahres das Buch zur DVD zu schreiben.

Und dieses Mal beeile ich mich auch.

Ich halte „World of Groove“ für ein

sehr ausbaufähiges Konzept. Dazu

gehört auch eine Buchreihe. Es exis-

tiert eine Vielzahl an losen Blättern

mit Aufzeichnungen und Ideen, die erst

noch in das Konzept „World of Groove“ in-

tegriert werden müssen. Außerdem habe

ich angefangen, an einer Solo-CD zu arbei-

ten. Das Album könnte dieses Jahr viel-

leicht fertig werden. Auf jeden Fall würde

ich auch gerne mehr Workshops geben.

� Ray Finkenberger-Lewin

Die 5 goldenen Regeln eines Drumtech

Schlagzeuger und Drumtech Roland Beck arbeitet

seit vielen Jahren an der Seite von Ralf Gustke.

Neben der täglichen Arbeit am Set kümmert

Roland sich um sämtliche Vorbereitungen und

berät Ralf in Sachen Equipment und Materialwahl.

Hier einige Tipps:

• Gehe mit dem Equipment sorgsam um. Als

Drumtech profitierst du, wenn das Equipment (spe-

ziell Verkabelung und Elektronik) seine Dienste tut.

• Sei mehr als ein Dienstleister. Diskutiere deine

Erfahrungswerte bringe sie sinnvoll ein. Weise dei-

nen Künstler auf das eine oder andere hin. Lerne

allerdings auch von und mit ihm.

• Schätze unterschiedliche Situationen richtig ein-

zu und handle dementsprechend. So klingt eine

Venue nie wie die andere. Demzufolge sollte man

z. B. die Mikrofonierung entsprechend anpassen

und somit zweckmäßiger ausrichten.

• TV-Produktionen, Studiosessions oder Live

Situationen erfordern unterschiedliche

Herangehensweisen. Speziell was die Optik

(Sauberkeit/schick machen) und die Stimmung des

Drumkits betrifft. Teile auch den Kameraleuten

mit, was möglich ist und was nicht.

• In Stresssituationen Ruhe auszustrahlen und auf

möglichst alle Pannen vorbereitet zu sein ist ein

wichtiges Gut. Das gibt auch deinem Künstler die

nötige Sicherheit und erbringt dir das Vertrauen

des Künstlers.

Ralf Gustkes Drumtech Roland Beck (l.) mit

Snaredrum-Spezialist Johnny Craviotto