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Wer als Top-Drummer etwasauf sich hält, wartet mit seiner eigenen Lehr-DVD auf.Söhne-Mannheims-TrommlerRalf Gustke wollte da nichthintenanstehen und produzier-te sein eigenes Werk namens„World Of Groove“.
Einer der führenden Vertreter der mo-
dernen Schlagwerker-Generation ist
Ralf Gustke. Derzeit unumstritten einer
der angesagtesten Drummer in Europa.
Er gehörte lange Zeit zur Band-Besetzung von
Chaka Khan. Und auch die als schräg und ex-
zentrisch geltende Gianna Nannini holte Ralf
in ihre Band. Hierzulande ist er durch seine
Arbeit für Künstler wie Sabrina Setlur,
Edo Zanki, Xavier Naidoo, Glashaus
und die Söhne Mannheims bekannt.
Für die Produktion von „World Of
Groove“ mietete sich das Team um
Gustke zunächst im Kangaroo Studio
des Zanki-Clans ein. Die technische Leitung
lag in den Händen von Xavier Naidoos Licht-,
Medien und Bühnendesigner Gunther Hecker
sowie Andy Blöcher von mell-O-tron digital
audio, der für Editing und Authorizing der
DVD verantwortlich zeichnete. Hinter dem
Pult bediente kein Geringerer als Edo Zanki
selbst die Fader.
DrumHeads!!: Welche Idee steckt hinter
„World of Groove“?
Ralf Gustke: Zum einen war es an der Zeit,
mein eigenes Ding zu machen. Zum anderen
wollte ich den Startschuss geben für ein
Drumkonzept, das mit Musikmachen zu tun
hat. Ich versuche, die Dinge, die ich Laufe
der Jahre on the road gelernt habe, in kleinen
Episoden zu erklären.
Ralf Gustke
Steckbrief Ralf Gustke
geboren am 08.05.1964
lebt in Rhein-Neckar-Kreis
trommelt seit 1976
Drummer-Vorbild Steve Gadd
andere Vorbilder Andy Newmark, PeterErskine, Harvey Mason
erstes Drumset Sonor Bassdrum undSnare, Landsknecht-trommel als Standtom
Lieblings-CD Lyle Mays „Street Dreams“
Lieblingsbeschäftigung Fisch essen
findet doof deutsche Radiosender/Musikauswahl
große Stärke Ohren auf Durchzugstellen
kleine Schwäche Ohren auf Durchzugstellen
The Trip’nHipFusionJungleFunkDrum&BassJazz’nSoul Experience
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DH: Wie bereitet man als Drummer ein
solches Projekt vor und auf?
Ralf: Ich hatte die meisten Songs schon
länger als Workshopmaterial am Start,
das war also nichts neues für mich. Ich
musste den Bezug schaffen zwischen
den einzelnen Songs/Grooves und Edu-
cation. Auch die Arbeit in den Studi-
os inspirierte mich zu Kapiteln auf der
DVD. Es gibt einfach viele Aspekte des
Schlagzeugspielens, die mir wichtig er-
scheinen. Das war mit sehr viel Kopf-
arbeit und danach mit Ausprobieren
verbunden.
DH: Mit wie viel Zeitinvestition habt ihr
gerechnet und warum hat es dann viel
länger gedauert?
Ralf: Ich habe so eine Sache noch nie im
Leben gemacht. Ich musste mich um
sehr unterschiedliche Dinge kümmern,
z. B. Bilder der einzelnen Kameras sich-
ten, Ton in Stereo und Surround mi-
schen, Storyboard schreiben, fit sein
beim Aufnehmen usw. Da ich zudem
auch im Studio für diverse Produzenten
arbeite und mit Söhne Mannheims und
anderen Geschichten auf Tour bin, war
die Arbeit an der Drum-DVD zeitlich be-
grenzt. Andy Blöcher und ich arbeiteten
an der DVD, wenn wir Zeit hatten. Das
war wiederum auch ganz gut, weil viele
Ideen für die DVD erst im Laufe der Zeit
entstanden sind.
DH: Der Level auf „World of Groove“ ver-
langt dem Schlagzeuger einen sehr ho-
hen technischen Standard ab. Muss ein
Drummer heutzutage mehr instru-
mentales Können vorweisen um als
Allrounder im Live- und Studio-
alltag zu bestehen als früher?
Ralf: Diese Frage ist schwierig zu be-
antworten. Je nach Musikrichtung
musst du natürlich genau wissen,
was du tust. Was jedoch immer gilt
ist: eine gute Time. Der Sound muss
gut, individuell und ausgewogen
klingen. Dein Drumming sollte frei
von jeglichen Profilneurosen sein.
Du solltest Spaß an dem haben, was
du tust. Du solltest für Dinge offen
Hier wird die Audiospur zu „World Of Groove“
aufgenommen: Regie der Kangaroo Studios
Beim Dreh: Ralf und Joo Kraus (r.) vor den Kameras.
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sein, die du nicht kennst. Hat man einmal
einen Weg für sich gefunden, musikalisch
und zugleich natürlich Schlagzeug zu spie-
len, dann sollte man alles daran setzen dies
so gut als möglich rüber zu bringen. Mit
Spaß an der Sache wird man sich immer
weiter entwickeln. Man bekommt mit der
Zeit einen Überblick über seine Möglich-
keiten und kann sich dann frei entschei-
den, in welche musikalische Richtung man
sich bewegen möchte. Dadurch wie-
derum rücken gewisse Dinge in den
Vordergrund, die einem wichtig sind.
Andere Aspekte des Drumming hin-
gegen erachtet man als weniger be-
deutend. Und daraus entwickeln
sich dann der Stil und das technische
Vermögen. Man wird niemals alles spielen
können. Dabei gilt es seine Fähigkeiten
entsprechend den musikalischen Nei-
gungen optimal auszubauen.
DH: Du benutzt sehr häufig auch E-Drum
Pads und Trigger. Wie wichtig ist es deiner
Meinung nach als zeitgemäßer Drummer
sich mit elektronischer Musik, Sounds
und Sampling zu beschäftigen ?
Ralf: Sehr wichtig. Ein Drummer hat die
Aufgabe den Grundstock der Musik zu lie-
fern. Er ist Groove-Designer. Hier gibt es
keine Grenzen. In meinen Augen sind
Schlagzeuger auch Geräuschemacher. Wir
haben 2005. Die Musikelektronik ermög-
licht dem Instrumentalisten grenzenloses
Arbeiten. Zudem nimmt der Sound in der
Musik einen sehr hohen Stellenwert ein.
Da muss sich auch der Schlagzeuger über
Klänge Gedanken machen, die zur Musik
passen. Groove-Design und Musik sollten
sich optimal ergänzen.
DH: Ist es als viel beschäftigter Schlagzeu-
ger eigentlich schwer sich innerhalb kurzer
Zeit von vertrackten Drum-’n’-Bass-Grooves
auf simples 4-on-the-floor- Drumming
umzustellen ?
Ralf: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.
Ich müsste lügen um zu behaupten, es sei
überhaupt kein Problem. Aber die Tatsa-
che, im Laufe der Zeit viele unterschiedlich
Stilarten gespielt zu haben, die man dank
einer gewissen Spielroutine abrufen kann,
hilft einem dabei, sich komfortabel zwi-
schen den Genres zu bewegen. Mir geht es
dabei um die jeweilige Essenz der Musik.
Ein 4 on the floor muss feist und etwas laid
back gespielt werden. Ein Drum-
’n’-Bass Groove dagegen eher mit
wenig human swing und Tendenz
nach vorne. Ein Shuffle wiederum
lebt vom Swing.
DH: Wie sehr variiert dein Setup
zwischen den unterschiedlichen
Stilarten beziehungsweise Künstlern, für
die du tätig bist?
Ralf: Ich versuche mich immer auf die je-
weilige Musik einzustellen. Bei Söhne
Mannheims spiele ich ein Set, das klang-
lich den modernen Rock-&-Pop-Sound ab-
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Auf seiner Debüt-DVD „World of Groove“ gibt Ralf Gustke
einen beeindruckenden und umfangreichen Einblick in
die Entwicklung und Umsetzung moderner Spieltechni-
ken in Verbindung mit stilgerechten Stimmungen und
Sounds. Dabei ist er sowohl solo mit programmierten
Backings, als auch im Zusammenspiel mit Kosho & Band
(entspricht der Söhne Mannheims Band) sowie im
Power Trio mit Saitenkünstler Markus „Errorhead“
Deml und Bass-Schwergewicht Frank Itt zu erleben.
Die aufwändig gestaltete Doppel-DVD beinhaltet über
vier Stunden Material und verfügt über zahlreiche
Split-Screen-Einblendungen, Feature-Windows,
Overhead-Views sowie Bassdrum- und Hi-Hat-
CloseUps zur genauen Studie der Techniken. Das
ganze ist im Zweikanalton (deutsch/englisch) hör-
bar und lässt sich wahlweise stereo oder im 5.1-
Format anwählen. Umfangreiches Notenmaterial zur DVD findet
man als PDF-File auf der DVD. Daneben gibt es zahlreiche Infos
über die an der Produktion beteiligten Gewerke und Mitmusiker
sowie eine umfangreiche Fotogalerie. Ein rundum stimmiges und
beeindruckendes Werk, dass für Drummer jeder Leistungsklasse
zum Pflichtstudium werden sollte.
Weitere Infos unter www. world-of-groove.de
Gewinnt 2 DVDs „World Of Groove“Ralf Gustke spendiert zwei DrumHeads!!-Lesern je eine seiner
DVDs „World Of Groove“. Wir verlosen die beiden Scheiben (Wert:
je 49 Euro) unter allen, die eine Postkarte an DrumHeads!!,
Kennwort: World Of Groove, Postfach 57, 85230 Bergkirchen oder
eine E-Mail (Betreff: World Of Groove) mit Angabe des vollständi-
gen Absenders an [email protected] senden. Es gelten
die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels auf Seite 14.
Die DVD „World Of Groove“
Ralf Gustke lernte bei
der Produktion von
„World Of Groove“
neue Aufgaben kennen.
deckt. Bei elektronischer Musik spiele ich
so gut wie keine Toms und habe viele hoch-
frequente Sounds: Samples, Cymbals, Snares.
Bei einer rein akustischen Session achte ich
sehr darauf, ein warm klingendes Set mit
dünnen, leiseren Becken Cymbals zu neh-
men. Auch die Felle auf dem Set variieren
dann natürlich.
DH: Wie wichtig ist für dich die Zusammen-
arbeit mit einem festen Drum Tech ?
Ralf: Also, ohne DrumTech ist das Leben ei-
nes Drummers mit viel Arbeit verbunden.
Du musst dich einfach selbst um alles küm-
mern: Einladen, aufbauen, spielen, abbau-
en, einladen, neue Felle drauf usw. Das
mach ich bei Studiojobs oder Clubgigs
schon noch selbst, aber bei größeren Tou-
ren ist das nicht machbar. Der Drum Tech
ist im Prinzip meine rechte Hand. Er weiß,
wie ich mein Schlgzeug stimme, wie mein
Setup aufzubauen ist. Zudem berät er
mich, was die technische Seite des Schlag-
zeugaufbaus betrifft. Er ist sozusagen mein
technischer Leiter.
DH: Wie gehst du bei rhythmisch komple-
xen Abläufen und Taktarten mit dem Click
um? Kann man da während des Spielens
tatsächlich immer mitzählen?
Ralf: Ich selbst zähle nicht mit. Der Click hat
die Aufgabe mir den Puls zu geben. Da-
durch werde ich nicht langsamer oder
schneller. Bei Songs, bei denen das human
feel eine größere Rolle spielt, verzichte ich
auf Click.
DH: Was sind deine Pläne für die Zukunft .
Wird es eine Fortsetzung von „World of
Groove geben“?
Ralf: Ich versuche bis Ende dieses
Jahres das Buch zur DVD zu schreiben.
Und dieses Mal beeile ich mich auch.
Ich halte „World of Groove“ für ein
sehr ausbaufähiges Konzept. Dazu
gehört auch eine Buchreihe. Es exis-
tiert eine Vielzahl an losen Blättern
mit Aufzeichnungen und Ideen, die erst
noch in das Konzept „World of Groove“ in-
tegriert werden müssen. Außerdem habe
ich angefangen, an einer Solo-CD zu arbei-
ten. Das Album könnte dieses Jahr viel-
leicht fertig werden. Auf jeden Fall würde
ich auch gerne mehr Workshops geben.
� Ray Finkenberger-Lewin
Die 5 goldenen Regeln eines Drumtech
Schlagzeuger und Drumtech Roland Beck arbeitet
seit vielen Jahren an der Seite von Ralf Gustke.
Neben der täglichen Arbeit am Set kümmert
Roland sich um sämtliche Vorbereitungen und
berät Ralf in Sachen Equipment und Materialwahl.
Hier einige Tipps:
• Gehe mit dem Equipment sorgsam um. Als
Drumtech profitierst du, wenn das Equipment (spe-
ziell Verkabelung und Elektronik) seine Dienste tut.
• Sei mehr als ein Dienstleister. Diskutiere deine
Erfahrungswerte bringe sie sinnvoll ein. Weise dei-
nen Künstler auf das eine oder andere hin. Lerne
allerdings auch von und mit ihm.
• Schätze unterschiedliche Situationen richtig ein-
zu und handle dementsprechend. So klingt eine
Venue nie wie die andere. Demzufolge sollte man
z. B. die Mikrofonierung entsprechend anpassen
und somit zweckmäßiger ausrichten.
• TV-Produktionen, Studiosessions oder Live
Situationen erfordern unterschiedliche
Herangehensweisen. Speziell was die Optik
(Sauberkeit/schick machen) und die Stimmung des
Drumkits betrifft. Teile auch den Kameraleuten
mit, was möglich ist und was nicht.
• In Stresssituationen Ruhe auszustrahlen und auf
möglichst alle Pannen vorbereitet zu sein ist ein
wichtiges Gut. Das gibt auch deinem Künstler die
nötige Sicherheit und erbringt dir das Vertrauen
des Künstlers.
Ralf Gustkes Drumtech Roland Beck (l.) mit
Snaredrum-Spezialist Johnny Craviotto