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8/16/2019 Dt. Ärztebl. 89, Heft 20, 15. Mai 1992
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Zu dem Beitrag „Ärztinnen
Verzichten rztinnen
Der Medizinbetrieb ist
esamtärzte-
die Frage ob er
Wegen dieser Benachteili-
ellen, nicht
usw.,
besetzt. Für den
Rest der Bewerberinnen blei-
ben vielleicht zehn neu zu be-
setzende Stellen übrig. Wenn
Ärztinnen bei der Einstellung
mit ihren Kollegen gleich be-
handelt würden, wären es et-
wa 200 Stellen.
Meistens schreibt man Le-
serbriefe, weil man selbst be-
troffen ist, dies gilt auch für
mich. In den letzten drei Jah-
ren habe ich bundesweit (alte
Bundesländer) mehr als 500
Bewerbungen geschrieben,
Ergebnis zirka zehn Vorstel-
lungen, zwei versprochene
Stellen, zwischenzeitlich wur-
den sie anderweitig besetzt,
jeweils mit einem Kollegen.
Als Mann hätte ich keinerlei
Probleme, angestellt zu wer-
den. Es ist oft genug gesche-
hen, daß ein objektiv schlech-
ter qualifizierter Kollege,
wenn wir uns gleichzeitig um
eine Stelle bewarben, sie be-
kam und ich nicht einmal ei-
nen Vorstellungstermin, aber
dafür mit wendender Post die
Bewerbungsunterlagen zu-
rück.
Frauen dürfen auf Grund
ihres Geschlechts nicht be-
nachteiligt werden, so sagt
das Grundgesetz, und so ver-
langen es unsere Standesre-
geln. Papier ist geduldig, in
der täglichen Praxis kümmert
es wenige. Quotierungen für
die Einstellung sind sicher
keine glückliche Lösung die-
ses Problems, aber wenn sich
die Einstellung der Klinik-
chefs gegenüber den Ärztin-
nen nicht ändert, wird nichts
anderes übrig bleiben.
Man(n) bedenke, daß viele
Klinikchefs schon eine Quo-
tenregelung eingeführt ha-
ben, nämlich eine 100-Pro-
zent-Quote für unsere männ-
lichen Kollegen.
Dr. med. Karin Honecker-
Köddermann Friedrich-
Ebert-Straße 44, W-7410
Reutlingen
Die Redaktion veröf-
fentlicht keine anonymen
Zuschriften. In besonde-
ren Fällen werden Briefe
ohne Namensnennung
publiziert — aber nur
dann, wenn der Absender
bekannt ist DÄ
RECHNUNGEN
Gedanken zur gegenseitigen
Rechnungsstellung unter Kollegen:
Ein degenerierter
Berufsstand?
Mit Schreiben vom März
1992 teilt die Vereinte Kran-
kenversicherung-AG ihren
Mitgliedern mit, daß auch die
Kosten bei der Ärzte-Grup-
pen-Krankenversicherung da-
voneilen.
Fazit: Beitragserhöhung
bis zum Teil fast 50 Prozent.
„Gestiegene Behandlungs-
häufigkeit und -intensität ne-
ben Pflegesätzen, Hilfsmit-
teln und Medikamenten"
werden als Gründe für die
Kostensteigerung auf diesem
Nebenmarkt des Gesund-
heitswesens angeschuldigt.
Leider ist es wahr, daß die
Unsitte sich gegenseitig
Rechnungen zu stellen, land-
auf, landab eingerissen ist, ja,
sogar vor einigen Jahren an
gleicher Stelle von Kollegen
propagiert wurde. Jetzt haben
wir also damit den Versiche-
rungen das Alibi der Bei-
tragserhöhungen . geliefert
und sind damit in unserem
Anspruchsdenken in nichts
besser als unsere Bevölke-
rung, der wir mit Recht die
Selbstbeteiligung an den
Krankheitskosten anraten
und selbst aber nicht vorle-
ben.
Trotz Mehr- und Umver-
teilung der Arbeit (AiP-Sy-
stem und „Ärzteberg" und
hohe Ärzte-Arbeitslosenzahl)
bei gleichbleibender, ja sin-
kender B evölkerungszahl
sind wir und unsere Familien
also kränker (erhöhte Be-
handlungshäufigkeit und -in-
tensität) und besonders auf
dem ambulanten und medika-
mentösen Sektor bedürftiger
geworden.
Die ganze Laborflöte, ein-
mal Röntgen ganzer Mensch,
Koloskopie und weitere Spe-
zialuntersuchungen, mög-
lichst mit Kontrolle bei bana-
lem grippalem Infekt, CT und
Frischzellenkur bei Husten
der Ehefrau, muß das sein,
Herr Kollege?, Frau Profes-
sor?, sind wir wirklich fach-
lich und körperlich schon so
degeneriert, daß einer dem
anderen nicht helfen kann,
sondern nur fähig ist, die
Hand aufzuhalten? „Die Kas-
se zahlt es ja " Klar, sie ge-
winnt sogar mit daran.
Also zurück m arsch
marsch zur ehrenvollen und
honorarfreien Kollegenbe-
handlung und runter mit den
Versicherungsbeiträgen
Dr. med. Wolfgang Carl6,
Alte Pressecker Straße 11,
W-8652 Stadtsteinach
SPRACHLICHES
Zu dem Leserbrief „Ergän-
zung" von Prof. Dr. W. Geinitz in
Heft 12/1992 in dem er die
Schreibweise von I.
H
Schultz kor-
rigiert:
Beide Schreibweisen
richtig
Professor W. Geinitz be-
mängelt die Schreibweise „I.
H. Schultz" von Professor R.
Suchenwirth für den Begrün-
der des autogenen Trainings,
es müsse „J. H. Schultz" hei-
ßen.
Mir scheint, daß beide
recht haben Zwar lautet der
volle Name Johannes Hein-
rich Schultz, aber auf Wunsch
von Schultz selber hat sich die
Abkürzung „I. H. Schultz"
eingebürgert.
Schultz lebte und wirkte in
Berlin und wurde von seinen
Schülern scherzhaft als der
„Gott des autogenen Trai-
nings" bezeichnet. Das soll er
sich gern gefallen lassen ha-
ben, nur wollte er es nicht in
der Berliner Version „Jott"
hören und war allergisch da-
gegen, „J. H. Schultz" tituliert
zu werden.
Dies erfuhr ich aus erster
Hand von der gerade verstor-
benen Präsidentin der Deut-
schen Gesellschaft für Ge-
sundheitsvorsorge, Frau Dr.
Gisela Eberlein, die langjäh-
rigen Kontakt zu Schultz
hatte.
Frau Dr. Eberlein nahm
den Wunsch von Schultz so
ernst, daß sie nie anders als
per „I. H. Schultz" von ihm
sprach.
Taalke Walter, Cornelius-
straße 46, W-4000 Düsseldorf
-1810 (10) Dt. Ärztebl. 89, Heft 20, 15. Mai 1992