Dt. Ärztebl. 89, Heft 20, 15. Mai 1992

Embed Size (px)

Citation preview

  • 8/16/2019 Dt. Ärztebl. 89, Heft 20, 15. Mai 1992

    1/1

    Zu dem Beitrag „Ärztinnen

    Verzichten rztinnen

    Der Medizinbetrieb ist

    esamtärzte-

    die Frage ob er

    Wegen dieser Benachteili-

    ellen, nicht

    usw.,

    besetzt. Für den

    Rest der Bewerberinnen blei-

    ben vielleicht zehn neu zu be-

    setzende Stellen übrig. Wenn

    Ärztinnen bei der Einstellung

    mit ihren Kollegen gleich be-

    handelt würden, wären es et-

    wa 200 Stellen.

    Meistens schreibt man Le-

    serbriefe, weil man selbst be-

    troffen ist, dies gilt auch für

    mich. In den letzten drei Jah-

    ren habe ich bundesweit (alte

    Bundesländer) mehr als 500

    Bewerbungen geschrieben,

    Ergebnis zirka zehn Vorstel-

    lungen, zwei versprochene

    Stellen, zwischenzeitlich wur-

    den sie anderweitig besetzt,

    jeweils mit einem Kollegen.

    Als Mann hätte ich keinerlei

    Probleme, angestellt zu wer-

    den. Es ist oft genug gesche-

    hen, daß ein objektiv schlech-

    ter qualifizierter Kollege,

    wenn wir uns gleichzeitig um

    eine Stelle bewarben, sie be-

    kam und ich nicht einmal ei-

    nen Vorstellungstermin, aber

    dafür mit wendender Post die

    Bewerbungsunterlagen zu-

    rück.

    Frauen dürfen auf Grund

    ihres Geschlechts nicht be-

    nachteiligt werden, so sagt

    das Grundgesetz, und so ver-

    langen es unsere Standesre-

    geln. Papier ist geduldig, in

    der täglichen Praxis kümmert

    es wenige. Quotierungen für

    die Einstellung sind sicher

    keine glückliche Lösung die-

    ses Problems, aber wenn sich

    die Einstellung der Klinik-

    chefs gegenüber den Ärztin-

    nen nicht ändert, wird nichts

    anderes übrig bleiben.

    Man(n) bedenke, daß viele

    Klinikchefs schon eine Quo-

    tenregelung eingeführt ha-

    ben, nämlich eine 100-Pro-

    zent-Quote für unsere männ-

    lichen Kollegen.

    Dr. med. Karin Honecker-

    Köddermann Friedrich-

    Ebert-Straße 44, W-7410

    Reutlingen

    Die Redaktion veröf-

    fentlicht keine anonymen

    Zuschriften. In besonde-

    ren Fällen werden Briefe

    ohne Namensnennung

    publiziert — aber nur

    dann, wenn der Absender

    bekannt ist DÄ

    RECHNUNGEN

    Gedanken zur gegenseitigen

    Rechnungsstellung unter Kollegen:

    Ein degenerierter

    Berufsstand?

    Mit Schreiben vom März

    1992 teilt die Vereinte Kran-

    kenversicherung-AG ihren

    Mitgliedern mit, daß auch die

    Kosten bei der Ärzte-Grup-

    pen-Krankenversicherung da-

    voneilen.

    Fazit: Beitragserhöhung

    bis zum Teil fast 50 Prozent.

    „Gestiegene Behandlungs-

    häufigkeit und -intensität ne-

    ben Pflegesätzen, Hilfsmit-

    teln und Medikamenten"

    werden als Gründe für die

    Kostensteigerung auf diesem

    Nebenmarkt des Gesund-

    heitswesens angeschuldigt.

    Leider ist es wahr, daß die

    Unsitte sich gegenseitig

    Rechnungen zu stellen, land-

    auf, landab eingerissen ist, ja,

    sogar vor einigen Jahren an

    gleicher Stelle von Kollegen

    propagiert wurde. Jetzt haben

    wir also damit den Versiche-

    rungen das Alibi der Bei-

    tragserhöhungen . geliefert

    und sind damit in unserem

    Anspruchsdenken in nichts

    besser als unsere Bevölke-

    rung, der wir mit Recht die

    Selbstbeteiligung an den

    Krankheitskosten anraten

    und selbst aber nicht vorle-

    ben.

    Trotz Mehr- und Umver-

    teilung der Arbeit (AiP-Sy-

    stem und „Ärzteberg" und

    hohe Ärzte-Arbeitslosenzahl)

    bei gleichbleibender, ja sin-

    kender B evölkerungszahl

    sind wir und unsere Familien

    also kränker (erhöhte Be-

    handlungshäufigkeit und -in-

    tensität) und besonders auf

    dem ambulanten und medika-

    mentösen Sektor bedürftiger

    geworden.

    Die ganze Laborflöte, ein-

    mal Röntgen ganzer Mensch,

    Koloskopie und weitere Spe-

    zialuntersuchungen, mög-

    lichst mit Kontrolle bei bana-

    lem grippalem Infekt, CT und

    Frischzellenkur bei Husten

    der Ehefrau, muß das sein,

    Herr Kollege?, Frau Profes-

    sor?, sind wir wirklich fach-

    lich und körperlich schon so

    degeneriert, daß einer dem

    anderen nicht helfen kann,

    sondern nur fähig ist, die

    Hand aufzuhalten? „Die Kas-

    se zahlt es ja " Klar, sie ge-

    winnt sogar mit daran.

    Also zurück m arsch

    marsch zur ehrenvollen und

    honorarfreien Kollegenbe-

    handlung und runter mit den

    Versicherungsbeiträgen

    Dr. med. Wolfgang Carl6,

    Alte Pressecker Straße 11,

    W-8652 Stadtsteinach

    SPRACHLICHES

    Zu dem Leserbrief „Ergän-

    zung" von Prof. Dr. W. Geinitz in

    Heft 12/1992 in dem er die

    Schreibweise von I.

    H

    Schultz kor-

    rigiert:

    Beide Schreibweisen

    richtig

    Professor W. Geinitz be-

    mängelt die Schreibweise „I.

    H. Schultz" von Professor R.

    Suchenwirth für den Begrün-

    der des autogenen Trainings,

    es müsse „J. H. Schultz" hei-

    ßen.

    Mir scheint, daß beide

    recht haben Zwar lautet der

    volle Name Johannes Hein-

    rich Schultz, aber auf Wunsch

    von Schultz selber hat sich die

    Abkürzung „I. H. Schultz"

    eingebürgert.

    Schultz lebte und wirkte in

    Berlin und wurde von seinen

    Schülern scherzhaft als der

    „Gott des autogenen Trai-

    nings" bezeichnet. Das soll er

    sich gern gefallen lassen ha-

    ben, nur wollte er es nicht in

    der Berliner Version „Jott"

    hören und war allergisch da-

    gegen, „J. H. Schultz" tituliert

    zu werden.

    Dies erfuhr ich aus erster

    Hand von der gerade verstor-

    benen Präsidentin der Deut-

    schen Gesellschaft für Ge-

    sundheitsvorsorge, Frau Dr.

    Gisela Eberlein, die langjäh-

    rigen Kontakt zu Schultz

    hatte.

    Frau Dr. Eberlein nahm

    den Wunsch von Schultz so

    ernst, daß sie nie anders als

    per „I. H. Schultz" von ihm

    sprach.

    Taalke Walter, Cornelius-

    straße 46, W-4000 Düsseldorf

    -1810 (10) Dt. Ärztebl. 89, Heft 20, 15. Mai 1992