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1 welt 1/2012 Faszination Vogelzug: ohne Landkarte und GPS 1/2012 Das Magazin der Deutschen Umwelthilfe und des Global Nature Fund welt www.duh.de; www.globalnature.org Giftmüll-Skandal in Sachsen Titicaca See auf dem Rückzug Kommunen für Biodiversität

DUHwelt 1/2012

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Faszination Vogelzug: ohne Landkarte und GPS - Giftmüll-Skandal in Sachsen - Kommunen für Biodiversität - Titicaca See auf dem Rückzug

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1welt 1/2012

Faszination Vogelzug: ohne Landkarte und GPS

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Das Magazin der Deutschen Umwelthilfe und des Global Nature Fund

weltwww.duh.de; www.globalnature.org

Giftmüll-Skandal in Sachsen

Titicaca See auf dem Rückzug

Kommunen für Biodiversität

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Prof. Dr. Harald Kächele Bundesvorsitzender Deutsche Umwelthilfe e.V.

Das warme Frühstück – der gesunde Start in den TagDieses warme Frühstück gibt Energie, sättigt besonders lange und sorgt für ein wohliges Gefühl im Bauch.

Bio-Pionier seit 1974

Wir machen Bio aus Liebe.

Ruck, zuck fertig in nur 2-5 Minuten - ohne Kochen!

Schnell ein

warmes Frühstück

zaubern!

Erhältlich in Ihrem

Bio-Fachgeschäft

FrühstücksbreiGuten MorgenGuten Morgen

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Auf ein Wort

Prof. Dr. Harald Kächele Bundesvorsitzender Deutsche Umwelthilfe e.V.

Liebe Leserin, lieber Leser,

funktioniert doch gar nicht so schlecht, unser Staat, könnte man meinen, wenn

man die Nachrichten aus aller Welt verfolgt. Und doch, ein wenig Wunschden-

ken ist schon dabei.

Als vor einem Jahr in Japan ein gewaltiges Erdbeben das Restrisiko in eine reale

Katastrophe verwandelte, reagierte die Politik in Deutschland entschlossen. Die

Laufzeitverlängerung deutscher Atommeiler – gerade erst gegen die Mehrheit

der Bevölkerung durchgedrückt – war vom Tisch und Wochen später der Aus-

stieg aus der Atomkraft beschlossen. Das klingt doch sehr handlungsfähig. Aber

wenn es um die praktische Umsetzung der beschlossenen Energiewende geht,

zeigt sich wieder das andere Bild: eine zerstrittene Politik, die sich über den

Tag zu retten versucht und der die Kraft fehlt, langfristige Weichenstellungen

rechtzeitig durchzusetzen. Auf Seite 29 dieser DUHwelt finden Sie unsere Ana-

lyse, wie sich die Bundesregierung beim Thema Energiewende selbst blockiert.

In Sachsen hat der Rechtsstaat auch nicht gut funktioniert, bei der Überwa-

chung einer Anlage zur Behandlung hochgiftiger Abfälle hat das zuständige

Landratsamt sogar vollständig versagt. Erst als die DUH betroffenen Anwohnern

zur Hilfe kam, setzte sich widerwillig auch die staatliche Aufsicht in Bewegung.

Ausführlicher Bericht ab Seite 16.

Bei der staatlichen Überwachung von Umweltvorschriften hapert es an vielen

Stellen. Der Output an Gesetzen und Verordnungen ist beeindruckend, die per-

sonellen Kapazitäten für die öffentliche Kontrolle sind es nicht. Da erstaunt es

nicht, dass beispielsweise die seit vielen Jahren vorgeschriebene Kennzeichnung

des Energieverbrauchs von Pkw von öffentlicher Seite praktisch gar nicht kon-

trolliert wird. So ist es vor allem eine Folge der Arbeit der Deutschen Umwelthilfe,

dass mittlerweile die Kennzeichnung in den allermeisten Fällen korrekt erfolgt.

Es geht voran. In kleinen Schritten.

Ihr

Das warme Frühstück – der gesunde Start in den TagDieses warme Frühstück gibt Energie, sättigt besonders lange und sorgt für ein wohliges Gefühl im Bauch.

Bio-Pionier seit 1974

Wir machen Bio aus Liebe.

Ruck, zuck fertig in nur 2-5 Minuten - ohne Kochen!

Schnell ein

warmes Frühstück

zaubern!

Erhältlich in Ihrem

Bio-Fachgeschäft

FrühstücksbreiGuten MorgenGuten Morgen

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INHALT

Fleißig weggeschautio ist nur der Name. Alles andere rund um S.D.R. Biotec ist hochgiftig. Denn das Unternehmen hantierte

in Sachsen jahrelang mit gefährlichem Sondermüll. Die Aufsichtsbehörden schauten weg.

Faszination Vogelzugb Schwalbe oder Kranich, Gartengrasmücke oder Schwarzstorch – sie alle leisten Erstaunliches, ja sogar

Rätselhaftes. Wer dem Phänomen des alljährlichen Vogelzugs nachgeht, findet mehr Fragen als Antworten. Faszinierend.

scHauPLatz6 In Tropfenform

aKtueLL 8 Umweltzonenschilder allein genügen nicht

8 Geplante Mietrechtsreform bringt kaum etwas für den Klimaschutz

8 Impressum

9 Edeka-Kunden helfen beim Handy-Recycling

9 DUH im Schloss Bellevue

9 Leserbriefe

10 Teile der Kyritz-Ruppiner Heide sind Nationales Naturerbe

10 DUH stoppt Umweltschwindel beim VfB Stuttgart

10 Naturschutztage 2012 am Bodensee

10 zeo2 wechselt den Verlag

tHemen12 Das Wunder des Vogelzugs

12 Frühlingsgezwitscher

15 Check-in für den großen Flug

16 Das Märchen vom sauberen Müll

18 Gefährliche Abfälle in Deutschland

19 Bessere Anlagenüberwachung

Eine Frage an DUH-Mitarbeiterin Maria Elander

magazin

n NatUrscHUtz

n ENErGiE

n VErkEHr

n krEislaUFwirtscHaFt UND MEHrwEGscHUtz

n NacHHaltiGE ENtwicklUNG

20 nGemeinsam Deutschlands Seen schützen

21 nFlussbadetag als freundliche Herausforderung

22 nNeue Publikation: Ökologischer Hochwasser- und Auenschutz

22 nDie Zukunft der Region Soonwald-Nahe

23 nNachwuchssorgen bei Solitäreichen

Die DUH initiiert Pflanzaktionen an der Mittleren Elbe.

23 nParadies für Pioniere

im lausitzer seenland entsteht eine Naturlandschaft auf ehemaligen Bergbauflächen.

saubere Luft auf sparflammeie Beharrlichkeit der DUH führte vor einigen Jahren dazu, dass München als erste deutsche Stadt eine

Umweltzone einrichten musste. Doch herrscht hier immer noch „dicke Luft“, ebenso wie in vielen anderen deutschen Umweltzonen.

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INHALT

24 nEuropa hat fünf neue Hauptstädte der Biodiversität

24 nWettbewerb für Kommunen: Städtebau und Stadtnatur

24 nUmweltgerechtigkeit: DUH-Publikation und neue Internetseite

25 n Lebenswert und attraktiv

städte und Gemeinden gründen das „Bündnis für biologische Vielfalt“

26 nVom Modellprojekt zum Tagesgeschäft

klimaschutz in die tägliche arbeit von kommunen integrieren

27 nDUH Nord schult Obstbaum-Paten

28 nStadtwerke als ein Motor für die Energiewende

28 nSolarLokal – Die Sonne nutzen

29 nMinister Rösler im Sondereinsatz gegen die eigenen Beschlüsse

30 nStandpunkt: Tote Bäume als Kronzeugen

carel Mohn von der European climate Foundation über klimaskeptiker

31 DUH-Markt

32 n Kyocera-Umweltpreis: Innovationsgeist und Praxisnähe

32 nLascher Grenzwert für moderne Benziner

32 n Energiesparlampen und Bauschaumdosen getrennt sammeln!

34 Unser Lebensstil ist alles andere als nachhaltig

interview mit Ernst Ulrich von weizsäcker

36 nÖkogemüse in Afrika

37 nWenn Erde und Klima schwanken

Der Hand in Hand-Fonds hilft in Osttibet

38 nTiticaca See ist „Bedrohter See des Jahres 2012“

38 nLiving Lakes erhält wiederholt UNESCO-Auszeichnung

39 nÖffentliche Gelder nur für öffentliche Güter!

Umweltorganisationen nehmen stellung zur Fischereipolitik

39 Ausschreibung UmweltMedienpreis 2012

unBeKannte tierart40 Überlebenskünstler im Stachelkleid

wie leben und lieben igel?

menscHen Für natur42 DUH-Naturreisen: Natur schenkt Glücksmomente

42 Bildnachweis

DuH intern43 Deutsche Umwelthilfe mit neuer Doppelspitze

gemüse kann mehr als gesunder GNF und Partnerorganisationen tragen den Ökogemüseanbau in ostafrikanische Dörfer. Die

Arbeit ist zwar mühevoll, aber die Ergebnisse sind vielversprechend.

energiewende bleibt steckenie Regierung blockiert sich selbst. Ein Jahr nach dem Eil-Atomausstieg befinden sich die Minister

Rösler und Röttgen im Stellungskampf um die Energiewende.

Der Wettläuferer Igel ist ein vergnügtes, schlaues Tier, lebt mit Weib und Kindern zusammen und bestellt einen Rübenacker.

Eine Flasche Branntwein und einen Golddukaten soll ihm der Wettlauf mit dem Hasen eingebracht haben. In der DUHwelt liest sich das ganz anders.

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SCHAUPLATZ

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SCHAUPLATZ

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Inkonsequent

AKTUELL

imPressum

Keine Potentiale verschenken!

zeitschrift für mitglieder und Förderer der Deutschen umwelthilfe e.V. und des global nature Fund

n Herausgeber: Deutsche Umwelthilfe e.V., Fritz-reichle-ring 4, 78315 radolfzell, tel.: 07732 9995-0, Fax: 07732 999577, www.duh.de, E-Mail: [email protected] n V.i.s.d.P.: rainer Baake, Jürgen resch nredaktion: annette Bernauer (ab), Melanie Fessler (mf), christine Göcke (cg), Michael Hadamczik (mha), Jutta kochendörfer (jk) n autoren: Erika Blank (eb), Gabi Fiedler (gf), thomas Fischer (tf), Uwe Frie-del (uf), Udo Gattenlöhner (ug), tobias Herbst (th), Patrick Huth (ph), Dagmar israel (di), stefan Jehle, Elke Jumpertz (ej), carel Mohn, silvia rochow (sr), Gerd rosenkranz (gr), Bettina schmidt (bs), sven schulz (svs), silke wissel (sw), Nina wolff (nw), albert wotke (aw) ngestaltung: claudia kunitzsch nDruck: wachter GmbH & co. kG, Bönnigheim nanzeigen: Michael Hadamczik; es gilt die anzeigenpreisliste 2012 nVerlag und Vetrieb: DUH Umweltschutz-service GmbH, Fritz-reichle-ring 4, 78315 radolfzell ngedruckt auf 100 % recycling-Papier

nHeftpreis: 1,50 Euro nspendenkonto: Bank für sozialwirtschaft Köln (BLz 370 205 00) 8 190 002

Deutsche Umwelthilfe und Global Nature Fund werden von zahlreichen Förderern finanziell unterstützt. Die Artikel der DUHwelt geben nicht in jedem Fall die Meinung der Förderer wieder.

n Die Mehrheit der deut-schen Städte verhindert den Erfolg ihrer Umweltzonen. Zu diesem Ergebnis kommt die DUH erneut aufgrund einer eigenen Untersuchung vom Januar 2012. Eine vorige Be-fragungsaktion im Juni 2011 hatte ähnliche Rückmeldun-gen ergeben.

Nur vier von insgesamt 47 be-fragten Städten kontrollieren die Einfahrbeschränkungen effektiv – die Mehrzahl über-prüft unzureichend bis gar nicht. Berlin, Bremen, Han-nover und Leipzig erhielten

auf, dessen 19 Umweltzonen alle die schlechteste Bewer-tung bekamen. „Manch einer scheint anzunehmen, mit dem Aufstellen der Umweltzonen-schilder sei es getan. Offen-sichtlich haben viele Städte und Kommunen noch immer nicht verstanden, dass es um die Gesundheit ihrer Bürger geht“, so Bundesgeschäftsfüh-rer Jürgen Resch.

Die bayerische Landeshaupt-stadt München erstellte zwar einen Luftreinhalteplan für ihr Stadtgebiet und richtete eine Umweltzone ein, die gelten-den Grenzwerte gesundheits-schädlicher und klimawirksa-mer Luftschadstoffe werden aber nach wie vor regelmäßig überschritten. Allein 2011 ver-zeichnete die Messstation in der Landshuter Allee 48 Über-schreitungstage für Feinstaub. Aus diesem Grund hat die DUH vor dem Verwaltungs-gericht München Klage gegen den Freistaat eingereicht, der für die Weiterentwicklung des Luftreinhalteplans verantwort-lich ist.

Auch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer torpediert die Luftreinhaltepolitik von Städ-ten und Regionen: Er will das Strafpunktesystem in Flensburg reformieren und die einzige umwelt- und gesundheitsbe-zogene Regelung – den Punkt bei unrechtmäßiger Einfahrt in die Umweltzone – ersatzlos streichen. (cg) o

nDie DUH kritisiert an dem vom Bundesjustizministerium Ende 2011 vorgelegten Ge-setzentwurf insbesondere, dass keine effektiven Anreize für Vermieter zur energetischen Modernisierung von Mietob-jekten geschaffen werden.

Sollte der vorgelegte Ge-setzentwurf geltendes Recht werden, droht vielmehr eine Verschiebung des Mietrechts zulasten der Mieter, ohne dass maßgebliche Klimaschutzver-besserungen im Gebäudebe-reich angeschoben werden. Damit würde die Bundesre-

geplante mietrechtsreform bringt kaum etwas für den Klimaschutz

gierung ein weiteres Mal eine Chance zur Umsetzung der Energiewende vertun. Denn im Gebäudebereich besteht ein hohes Einspar- und Kli-maschutzpotential. Mehr als die Hälfte der 40 Millionen Wohnungen in Deutschland sind vermietet und rund 40 Prozent des nationalen Ener-gieverbrauchs sind auf den Gebäudesektor mit Heizung und Warmwasseraufbereitung zurückzuführen.

Die DUH fordert, die ener-getische Beschaffenheit einer Wohnung endlich als Merkmal

für die ortsübliche Vergleichs-miete festzulegen und Mieter-höhungen an die Vorausset-zung zu knüpfen, dass es beim Mieter durch die energetische Sanierungsmaßnahme tatsäch-lich zu einer Einsparung von Nebenkosten kommt.

Nach Überzeugung der DUH können die Klimaziele der Bundesregierung nicht erreicht werden, wenn es in den nächs-ten Jahren nicht zu einer er-heblichen Beschleunigung der energetischen Sanierung in einer qualitativ hochwertigen Umsetzung kommt. (ab) o

für ihre effektive Kontrolle des fließenden wie stehen-den Verkehrs von der DUH

eine „Grüne Karte“. Beson-ders negativ fiel das grün-rot regierte Baden-Württemberg

umweltzonenschilder allein genügen nicht

Bitte beachten Sie die Beilage des ökom verlags.

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Zu Gast beim Bundespräsidenten

Gut für die Umwelt

AKTUELL

Leserbriefe

(Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Form abzudrucken. Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Deutschen Umwelthilfe wieder.)

nzu ihrem artikel (schweigen im walde, red.): (…) Bei der

sicherlich nicht völlig unberechtigten kritik an der waldstrategie

(…) frage ich mich dennoch, ob ihre sicht nicht zu sehr den

Eindruck eines Feindbildes erweckt. Eine steigerung der Holz-

nutzung stellen sie gleich mit einer nachteiligen wirkung beim

artenschutz und beim klimaschutz. Die nachhaltige Forstwirt-

schaft wird (…) als Gefahr für die Biodiversität dargestellt. ihre

lösung ist sehr einfach gestrickt: Nationalparke und regelungs-

und Verbotsszenarien, also neue staatsbürokratie. ich finde:

Gerade im wald bzw. mit den waldorganisationen sollten wir

allianzen schmieden und keine Gräben öffnen. (…) ich würde

es begrüßen, wenn in der DUHwelt (…) der Nutzen geregelter

Forstwirtschaft (…) und der sinn von Naturparken in unserer

kulturlandschaft gewürdigt und nicht nur Nationalparke und

Großschutzprojekte als (…) Heilsbringer für den arten- und

lebensraumschutz gepredigt würden. (…)

Werner Platteder, Naturpark Augsburg - Westliche Wälder e.V.

n(zu dem artikel: Fänger des frischen Fischs, red.): „(…) Das

Foto des sägerweibchens, das gerade eine rutte frisst, ist vom

aussagewert (…) interessant, aber solche reißerischen Bilder

finde ich eher bei Hetzartikeln zu fressenden Vogelarten. (…)

Das Bild (auf s. 41, red.) zeigt keinen pullus, der flatternd die

Bruthöhle verlässt, sondern ein weibchen, das vom Brutplatz

abfliegt. (…) (Für, red.) aufnahmen von Gänsesägern am

Brutplatz benötigt man (…) eine ausnahmegenehmigung der

(…) Naturschutzbehörde. ich bitte sie, weitere Nestaufnahmen

(…) (…) zu vermeiden.

Hans-Joachim Fünfstück, Garmisch-Partenkirchen

nAm 5. und 6. Juni steht der Park von Schloss Bellevue ganz im Zeichen der Um-welt. Zum vierten Mal laden die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) und das Bun-despräsidialamt gemeinsam zur „Woche der Umwelt“ nach Berlin ein. Deutsche Umwelthilfe, Rapunzel Na-turkost und Bodensee-Stiftung präsentieren sich dort mit Aus-stellungsbeiträgen. Die DUH informiert mit einem Stand so-wie bei Fachforen über diver-se Themenfelder: Mobilität, Kreislaufwirtschaft, Erneuer-bare Energien, Kommunaler Umweltschutz und Verbrau-cherrecht. Außerdem sind Handy-Besitzer willkommen,

DuH im schloss Bellevuedie ausrangierte Altgeräte am Infostand abgeben und damit einen praktischen Beitrag zum Ressourcen- und Klimaschutz leisten. Der Erlös kommt DUH-Projekten zugute.

Gemeinsam mit Rapunzel Na-turkost laden wir Gäste auch herzlich in unser Umwelt-café ein: Genießen Sie eine nachhaltig angebaute und fair gehandelte Kaffeespezialität. Gesprächsstoff bietet dort der Hand in Hand-Fonds von Ra-punzel und DUH, der weltweit ökologisch verantwortliche Projekte unterstützt. (eb, jk) o

informationen und anmeldung:

www.woche-der-umwelt.de

n Der Lebensmittelhandel Edeka Südwest unterstützt mit seinem Kundenmagazin die Althandy-Rücknahme-Aktion der DUH. Leser finden dort einen Bericht über die um-weltverträgliche und ressour-censchonende Entsorgung von alten Mobiltelefonen.

Edeka weist auf die Internet-seite www.handysfuerdieum-welt.de von Telekom Deutsch-land und DUH hin und will den Sammelappell in einer

edeka-Kunden helfen beim Handy-recycling

späteren Ausgabe des Maga-zins wiederholen. Seit Mai 2011 haben Althandybesitzer rund 2.200 Geräte im Wert von mehr als 10.000 Euro über die Plattform www.handys- fuerdieumwelt.de verkauft, eine sinnvolle Ergänzung zu den herkömmlichen Wegen des Handy-Recyclings.

Ein Teil der Altgeräteverkäu-fer spendete den Erlös an die DUH. So flossen über 3.000 Euro in Umweltprojekte. (jk) o

zur DuHwelt 4/2011 erreichten

uns folgende zuschriften:

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AKTUELL

Friedliche Landschaft

nDie Heinz Sielmann Stiftung wird einen Teil des ehemaligen Truppenübungsplatzes Kyritz-Ruppiner Heide, auch bekannt als „Bombodrom“, zur Natur-landschaft entwickeln und be-wirtschaften.

Voraussetzung für das Enga-gement der Stiftung ist der Beschluss des Haushaltsaus-schusses des Bundestags vom Dezember 2011, 4.000 Hektar des 12.500 Hektar großen Are-als in das Nationale Naturerbe aufzunehmen.

Die Stiftung will die offene Heidelandschaft wiederher-stellen und sanften Tourismus ermöglichen. In dem gesperr-ten Militärgebiet haben sich viele seltene Pflanzen und Tie-

teile der Kyritz-ruppiner Heide sind nationales naturerbe

re – darunter Wölfe (Foto) und Fischadler – angesiedelt. Das Gebiet soll zunächst – auch unter Mitarbeit von Wisenten und Wildpferden – entbuscht werden. Zuvor muss der Boden des Bombodroms von großen Mengen alter Munition gesäu-bert werden. Die Kosten für die Räumung trägt der Bund.

Der Haushaltsausschuss hat im Dezember insgesamt 25.000 Hektar naturschutzfachlich besonders wertvolle Bundesflä-chen in das Nationale Naturerbe aufgenommen. Er folgte mit sei-nem Beschluss einem Vorschlag, der von Naturschutzorganisatio-nen, darunter die DUH, ausge-arbeitet worden war.

Insgesamt besitzt Deutschland nun 125.000 Hektar Nationa-les Naturerbe. Dies sind Bun-desflächen, die von der Priva-tisierung ausgenommen und den Ländern oder Stiftungen und Verbänden für die lang-fristige Pflege zur Verfügung gestellt werden. (cg) o

n Der VfB Stuttgart e.V. hat sich dazu verpflichtet, seine in der Mercedes-Benz-Arena verwendeten Einwegbecher für Softgetränke nicht weiter als „ökologisch verträglich“ zu bewerben. Gegenüber der DUH unterzeichnete der Fuß-ballverein im Februar eine ent-sprechende Unterlassungser-klärung. Der VfB Stuttgart hatte seit Beginn der Rückrunde ver-sucht, seinen Fans die Umstel-lung von umweltfreundlichen Mehrweg- auf unökologische Einwegbecher schmackhaft zu machen und dem Weg-werfprodukt ein grünes Image angedichtet.

Eine vergleichende Ökobilanz verschiedener Bechersysteme belegt jedoch das Gegenteil, weshalb die DUH den Erstli-gisten wegen Verbrauchertäu-schung abgemahnt hatte.

Einen ökologisch verträglichen Einwegbecher gibt es nicht. Egal, ob aus so genanntem Bioplastik oder erdölbasierten Kunststoffen. Plastik-Einweg-becher verursachen doppelt so große Umweltbelastungen wie Mehrwegbecher. Die Aussa-gen des VfB Stuttgart über die vermeintliche Umweltverträg-lichkeit der neu eingeführten Einwegbecher sind ein Wer-beschwindel.

Trotz der eingestandenen Ver-brauchertäuschung will der VfB Stuttgart weiterhin Soft-drinks in umweltbelastenden Wegwerfbechern ausschen-ken. Die DUH hat deshalb den Stuttgarter Oberbürgermeister Wolfgang Schuster aufgefor-dert, den ausschließlichen Einsatz von Mehrwegbechern in der Mercedes-Benz-Arena durchzusetzen. (tf) o

Rote Karte

DuH stoppt umweltschwindel beim VfB stuttgart

n Die diesjährigen Natur-schutztage in Radolfzell haben mit 1200 Teilnehmern einen Besucherrekord verbucht. Hö-hepunkt der Veranstaltung war der Vortrag von Ministerprä-

Viel zu tun

naturschutztage 2012 am Bodensee

sident Winfried Kretschmann (Foto). Er versprach Rücken-wind für den Naturschutz in Baden-Württemberg. Die neue Landesregierung habe Nach-haltigkeit zu einer prioritären Querschnittsaufgabe gemacht. Mit seinem Programmangebot ist dem BUND Landesverband eine gute Mischung aus Süd-west- und Deutschland-The-men gelungen. Umweltrecht allein hilft wenig, wenn der Vollzug der Gesetze lückenhaft ist. Dies war die Kernaussage des Beitrags von Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH. Die DUH kontrolliert den Gesetzesvollzug stichpro-benartig, die Kontrolle sei aber Aufgabe des Staates. (cg) o

Umgezogen

nDas Umweltmagazin zeo2, das die Deutsche Umwelthilfe im Mai 2008 gestartet hat, wird zukünftig von der taz verlegt. Ab April erscheint die Zeit-schrift in neuer Verantwortung und in neuem Gewand – wei-terhin vierteljährlich am Kiosk und im Abonnement.

Die DUH bleibt wie bisher Her-ausgeberin des Magazins. (cg) o

zeo2 wechselt den Verlag

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11welt 1/2012

13.–15. Juni 2012

Die weltweit größte

Fachmesse der Solarwirtschaft

Messe München

www.intersolar.de

2.200 Aussteller

170.000 m2 Ausstellungsfläche

80.000+ Besucher

AZISE2012_Master 1.1._end:v1 08.03.12 12:06 Seite 1

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12 welt 1/2012

THEMEN

Das Wunder

des Vogelzugsmit den ersten warmen tagen kehren viele Vögel pünktlich aus ihren überwinterungsgebieten

zurück. trotz einiger naturschutzerfolge sind viele arten weiterhin bedroht.

Die Deutsche umwelthilfe kämpft seit ihrer gründung für den schutz der Vogelwelt.

Frühlingsgezwitscher

standvogel: Kohlmeise

Im Sommer Insektenfresser,

im Winter Vegetarier. Bestände

leiden unter schneereichen

Wintern, zu wenig Bruthöhlen.

Kurzstreckenzieher:

Feldlerche

Pestizidbelastung im

Lebensraum. Rückgang um

50 bis 70 Prozent in Europa.

rote Liste – gefährdet!

Langstreckenzieher:

mehlschwalbe

Vorwarnstufe Rote Liste.

Verlust von Brutmöglichkeiten,

zu wenig Insektennahrung.

n von Annette Bernauer und Albert Wotke

schmalfrontzieher: Kranich

Keilförmige Flugformation in

festgelegten Flugkorridoren,

besucht über Generationen

immer dieselben Rast- und

Sammelplätze, steigende

Bestandszahlen dank hohem

Schutzstatus und Lebens-

raumverbesserungen.

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13welt 1/2012

THEMEN

Direkt über unser Köpfen – oftmals unbemerkt – vollzieht sich ein Jahrtausende altes Naturschauspiel: Zug-vögel kehren in ihre Brutgebiete zurück. Sie haben zum Teil Tausende von Reise-kilometern gemacht und tauchen nun auf – am gleichen Nest, am gleichen Dach oder am gleichen Schlafbaum. Es ist ein wahres Wunder. Sie nutzen einen inneren Magnetkompass, orientieren sich an den Sternen und auch an Wegmarken. Doch

trotz jahrzehntelanger Forschung sind die letzten Geheimnisse des Vogelzugs noch immer ungelöst. Mannigfaltig sind die Gefahren auf ihrem Weg: Bejagung, Nah-rungsmangel und Lebensraumzerstörung in den Überwinterungsgebieten. Aber auch bei uns schwinden immer noch die Lebensräume vieler Arten. Wo ver-kündet heute die einst so häufige Lerche im Feld den Frühling? Erinnern Sie sich an die noch vor 20 Jahren allgegenwärtigen Kiebitzschwärme während der Zugzeit?

el Dorado am Bodensee

Ein besonders imposantes Schauspiel des Vogelzugs lässt sich alljährlich am Bodensee beobachten. Genau hier – in Radolfzell – wurde vor 37 Jahren die Deutsche Umwelthilfe gegründet und noch immer arbeitet dort die Hälfte aller Mitarbeiter. Der große See am Nordrand der Alpen liegt im Zentrum des ostatlanti-schen Zugwegs. Wie auf einem internati-onalen Airport treffen sich hier die Flug-

linien zahlreicher Vogelarten. Wenn die Tage länger werden, sind die Wintergäste wie Prachttaucher und Singschwäne aus Sibirien abflugbereit. Gleichzeitig fliegen die ersten erschöpften Afrika-Rückkehrer nach ihrer Alpenüberquerung heran. Wenn sich dann das Wetter plötzlich verschlechtert und ergiebige Wolken sich am Alpenrand stauen, verschieben alle gefiederten Weltenbummler die Weiter-reise erst mal, und es können große Vo-gelansammlungen beobachtet werden.

In der Bodenseeregion ist aber auch er-kennbar, dass viele Vogelarten ihre Rei-segewohnheiten aufgrund des Klimawan-dels geändert haben. Mönchsgrasmücken und Zilpzalpe verbringen immer weniger Zeit im Süden, Stare überwintern hierzu-lande immer häufiger. Mehlschwalben kommen sehr viel früher aus den Win-terquartieren zurück, und Mittelmeerbe-wohner wie der bunte Bienenfresser ha-ben den Sprung über die Alpen geschafft und brüten in der Rheinebene. Rund 260

teilzieher: Buchfink

Nur die Weibchen ziehen

in den Süden, Brutvögel

aus Skandinavien und

Sibirien überwintern in

Mitteleuropa. Anpas-

sungsfähig und häufig

vorkommend.

tagzieher: Weißstorch

Große Segelflugstrecken

mithilfe von Tagesther-

mik. Leichte Bestands-

erholung in Deutschland

dank intensiver Schutz-

projekte.

rote Liste – gefährdet!

Vorstandsmitglied DuH Dr. thomas schaefer, Ornithologe und naturschützer

„Ob unsere Enkel auch noch ziehende Kraniche beobachten dürfen, entscheiden wir heute,

indem wir wirkungsvoll Klimawandel und Artenverlust

stoppen.“

s

über 400 Bienenfresserpaare brüten in Deutschland.

nonnengänse vor containerschiff.

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14 welt 1/2012

THEMEN

Vogelarten brüten in Deutschland, doch viele werden immer seltener. Andere, wie der Schwarzstorch, drohten in Deutsch-land auszusterben und nur dank starken Naturschutzengagements konnte es ge-lingen, sie zu retten.

geheimnisse des Vogelzugs entschlüsselt

Eine Voraussetzung für solche Erfolge hat unter anderem die Zugvogelforschung der Vogelwarte Radolfzell geliefert, die 1945 von Rossitten auf der Kurischen Nehrung in Ostpreußen flüchtend, hier am Bodensee mit Koffern voller Berin-gungsdaten eine neue Bleibe fand. Die Forscher des Traditionsinstituts erbrach-ten mit Vogelberingung, jahrelanger Do-kumentation von Beobachtungen und Vogelfunden Erstaunliches über die Leis-tungen und das Verhalten von Zugvögeln zu Tage. Eine Rauchschwalbe beispiels-weise sucht jedes Jahr dasselbe kleine Nest in einem ganz bestimmten Kuhstall in Deutschland auf und ist zielsicher wie-derkehrend in ihrem Winterquartier im Kongo im selben kleinen Papyrusdickicht anzutreffen – eine faszinierende Naviga-tionsleistung ohne Landkarte und GPS. Daran wird deutlich, dass der Schutz un-serer „heimischen“ Vögel nur gemeinsam und über Grenzen hinweg gelingen kann.

rettet die Vögel

Deshalb gründete Prof. Gerhard Thiel-cke, Mitarbeiter der Vogelwarte, mit an-deren Gleichgesinnten im Jahr 1975 die Deutsche Umwelthilfe und den BUND. Gemeinsam mit Horst Stern, Frederic Vester und Rudolf L. Schreiber initiier-te Prof. Thielcke 1977 die Kampagne

„Rettet die Vögel – wir brauchen sie“, die erste bundesweit erfolgreiche Na-turschutzkampagne in den deutschen Medien. Auch das gleichnamige Buch war ein großer Erfolg und hielt sich wochenlang in der Spiegel-Bestseller-liste. Prof. Thielcke konfrontierte die Öffentlichkeit mit den dramatischen Entwicklungen des Artensterbens und forderte einen Gesinnungswandel in

nachtzieher: zilpzalp

Wegen Fressfeinden nachts

unterwegs, zahlreiche

Opfer durch illegale Fang-

netze auf Malta, Sardinien,

Zypern.

Vagabundenvogel:

Bergfink

Tritt invasionsartig mit

Schwärmen von bis zu vier

Millionen Vögeln auf, wenn

der nordische Lebensraum

– insbesondere in schneerei-

chen Wintern nicht genug

Nahrung bietet.

der Naturschutzpolitik. Als vielbeachtete Kampagne förderte sie Projekte mit Le-bensraumverbesserungen für Zugvögel und vernetzte sich international mit Na-turschutzorganisationen.

Vögel als Frühwarnsystem

Die Arbeit der Vogelwarte hat sich seit dieser Zeit stark gewandelt. Das interna-tional besetzte Forscherteam des Max-Planck-Instituts für Ornithologie befasst sich heute mit sehr viel weitreichenderen Fragen von Tierwanderungen, Klimawan-del und dadurch verursachte Ausbreitung von Krankheiten und Parasiten. In der internationalen Datenbank für Wildtier-bewegungen „MoveBank“ können zum Beispiel tägliche Bewegungsmuster von besenderten Weißstörchen abgebildet, mit historischen Zuginformationen verglichen und mit anderen Forschern ausgetauscht werden. Mithilfe von Minisendern und

im anflug auf das Winterquartier am westlichen Bodensee erkennen zugvögel die naturparadiese sofort.

schreiadler in not – Die DuH setzt sich für das überleben

der letzten 100 Brutpaare in Deutschland ein.

Schreiadler sind extrem störungsempfindlich und oft brüten

sie nur alle zwei Jahre. Sie legen dabei zwei Eier, aber meist

überlebt nur das kräftigere Junge. Es gilt, die Nahrungsbe-

dingungen zu verbessern und mit strenger Überwachung die

versteckten Horste zu schützen. Große Schutzgebiete und aus-

dauernde Naturschutzbemühungen sind die einzige Chance,

die der Schreiadler in Deutschland hat.

in milden Wintern bleiben die stare in Deutschland.

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15welt 1/2012

THEMEN

Satelliten können Zugwege live verfolgt werden, und die mitgelieferten Daten geben Auskunft darüber, ob der markierte Vogel gerade fliegt, ruht, frisst und ob seine Vitalfunktionen in Ordnung sind.

Ab 2014 plant die Vogelwarte die Ins-tallation des Programmes ICARUS auf der Raumstation ISS und verspricht sich wertvolle Erkenntnisse über Tierwande-rungen. Mithilfe eines neuartigen Mini-GPS-Systems können auch sehr kleine Tiere während ihrer gesamten Lebens-zeit beobachtet werden. Reaktionen auf Krankheiten und Epidemien, Umweltzer-störungen, Naturereignisse wie Stürme und Erdbeben würden sich in der Da-tenbank abbilden. Damit wäre ein global zugängliches Werkzeug geschaffen, das uns Vögel als Bioindikatoren besser ver-ständlich macht.

Die DuH hilft seit vielen Jahren Kranichen und enten im

brandenburgischen rhinluch

n über 40.000 Kraniche, dazu mehr als 50.000 nordische gänse und enten

rasten jeden Herbst in den Wiesen und Feuchtgebieten des rhinluchs, unweit

der Linumer teiche in Brandenburg. Das Luch ist die niederung der Flüsse

rhin und Havel. es ist der größte rastplatz der königlichen großvögel im

mitteleuropäischen Binnenland und liegt etwa 50 Kilometer nordwestlich

von Berlin. Die Kraniche finden hier beste Bedingungen für den zwischen-

halt bei ihrem Flug von den skandinavischen und baltischen Brutplätzen in

die spanischen Winterquartiere. auch wenn die Äcker bereits abgeerntet

sind, ist der tisch für die Vögel reichlich gedeckt (siehe Foto). ausgedehnte,

gut überschaubare Wiesen sind hervorragende sammlungsorte und feuchte

senken sichere schlafplätze. im sommer finden auch zahlreiche störche auf

den feuchten Wiesen und in den flachen tümpeln des rhinluchs genügend

nahrung für ihre Jungen.

Doch zu viele Vögel konzentrieren sich auf engem raum, weil andernorts

die zwischenrastplätze ausgetrocknet und verschwunden sind. Deshalb war

es notwendig, unmittelbar angrenzend weitere überstaute Flächen zu schaf-

fen. Dank der unterstützung der Deutschen umwelthilfe und ihrer spender

konnten wichtige grundstücke für den Kranichschutz gewonnen werden. Die

naturschutzpartner vor Ort leisten seit Jahren unermüdliche überzeugungs-

arbeit, um eine „kranich-gerechte“ Bewirtschaftung zu erreichen. Besucher-

lenkung ist besonders wichtig, damit sich die Vögel möglichst ungestört die

energiereserven für den großen Flug anfressen können. (aw)

check-in für dengroßen Flug

Die DuH ist international aktiv

Seit ihrer Gründung unterstützte die DUH zahlreiche Naturschutzinitiativen, die Vögeln und ihren Rast- und Brutge-bieten zugutekommen. Daneben mischt sich die DUH direkt in die Umweltpoli-tik ein und fordert eine Gesetzgebung, welche die Erhaltung von Biodiversität zur internationalen Chefsache macht. Gerade jetzt, wo mit der UN-Dekade der Biologischen Vielfalt erneut zu ge-meinsamen Anstrengungen aufgerufen wird, darf Deutschland nicht zurückfal-len. Sämtliche Ressorts, Ministerien und Wirtschaftssektoren gehören in diese Ziele eingebunden. Die Naturschutz-Netzwerke der DUH zeigen auf, wie der Schutz von Kranichrastplätzen im bran-denburgischen Rhinluch, von Schwarz-storchbrutgebieten in feuchten Wäldern oder Schreiadlerbrutplätzen in Nord-ostvorpommern vorangetrieben werden kann. Der Schutz von Lebensräumen, für den die DUH sich einsetzt, ist nicht nur für das Überleben von Zugvögeln wichtig, sondern entscheidet über die Lebensqualität künftiger Generationen. o

Weißwangengänse sparen Kräfte beim Fliegen in Keilformation.

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16 welt 1/2012

THEMEN

n von Thomas Fischer

Inmitten einer malerischen Landschaft am Rande Nordwest-Sach-sens liegt der 400-Seelen-Ort Pohritzsch, geprägt von Obstanlagen und Apfel-bäumen. In dieser Idylle siedelte sich nach der Wende das Abfallunternehmen S.D.R. Biotec an. Die Firma wollte hier hochgiftige Abfälle in ungefährliche Stof-fe umwandeln.

Ausgerechnet dort, wo Lebensmittel er-zeugt werden, genehmigten sächsische Behörden den Bau einer Anlage zur Ver-arbeitung hochgiftiger Abfälle, nämlich Filteraschen aus Müllverbrennungsanla-gen oder Schlacken aus der Aluminium-industrie. Es ist nicht nur dieser Umstand,

Das Märchen vom sauberen MüllHochgiftigen sondermüll versprach die Firma s.D.r. Biotec in weitgehend ungefährliches

Deponiegut zu verwandeln, das kostengünstig auf oberirdischen Deponien gelagert werden

könne. im regierungspräsidium Leipzig wollte man den Versprechungen glauben, denn sie

verhießen investitionen, arbeitsplätze, steuereinnahmen. nach über zehn Jahren Betrug und

selbstbetrug ließ die DuH die Blase platzen.

der bis heute Kopfschütteln bei Anwoh-nern und Umweltschützern auslöst. Mit dem Antrag, eine identische Abfallbe-handlungsanlage zu genehmigen, war S.D.R. Biotec zuvor bereits im fränki-schen Markt Taschendorf abgeblitzt. Ein dort vom Gemeinderat in Auftrag gege-benes Gutachten des TÜV-Süd bestätigte die Zweifel an der Verfahrenstechnik. Schädliche Umweltauswirkungen und sonstige Gefahren für Anwohner – so das Gutachten – konnten nicht ausgeschlos-sen werden.

In Sachsen gab es jedoch keine Beden-ken. Es störte auch niemand aus der Behörde, dass die S.D.R. Biotec seit

der Genehmigung im Jahr 1999 keine Nachweise zur Ungefährlichkeit der verarbeiteten Abfälle vorgelegt hatte. Vermeintliche Expertisen zur Ungefähr-lichkeit der Outputmaterialien wurden erst zehn Jahre nach der Betriebsgeneh-migung und auch nur auf Drängen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) vom Anlagenbetreiber erstellt.

totalversagen bei der anlagenüberwachung

1999 hatte die S.D.R. Biotec noch mit einem Durchsatz von 40.000 Tonnen begonnen. Es wurden rasch mehr. Die Anlage in Pohritzsch entwickelte sich

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17welt 1/2012

innerhalb weniger Jahre zu einem „Ma-gneten“ für gefährliche Abfälle und hat bis Anfang 2011 mehr als eine Million Tonnen gefährliche Stoffe verarbeitet. Selbst aus Weißrussland, der Ukraine, Rumänien und Ungarn karrten Lkw Son-derabfälle nach Pohritzsch. Nach der Be-handlung in der Pohritzscher Wunderfa-brik musste der bearbeitete Sondermüll erneut auf Lkw geladen und zu den für die Endlagerung vorgesehenen Deponien transportiert werden.

Erst 2005 regte sich Protest. Zunächst beschwerten sich Anwohner in Briefen über den anschwellenden Lastwagenver-kehr. Schnell klagten sie auch über den Staub, den die Laster verloren. Als Ende 2007 große Staubsäulen vom Gelände der S.D.R. Biotec aufstiegen, ging es nicht mehr nur um verlorene Lkw-Ladungen, sondern um das, was sich auf dem Fir-mengelände selbst abspielte. Immerhin verarbeitete das Unternehmen Abfälle, in denen Blei, Arsen und Dioxine ent-halten waren.

Doch die Behörden verwiesen stets auf regelmäßige Kontrollen und einen angeb-lich ordnungsgemäßen Anlagenbetrieb. Die Pohritzscher Bürger ließ die Obrig-keit mit ihren Sorgen jahrelang allein. Schließlich wandten sie sich 2008 hilfe-suchend an die Deutsche Umwelthilfe, die sich der Sache annahm. Sie erhielt vom damaligen sächsischen Umweltmi-nister Roland Wöller (CDU) die Auskunft, es gebe keine Anwohnerbeschwerden.

Blei und cadmium in Luft und Boden

Derart dreiste Lügen forderten DUH und Anwohner geradezu heraus, genauer hinzuschauen. Die DUH vermutete von Anfang an eine Schadstoffbelastung der Stäube auf dem Betriebsgelände, die die Lastwagen in der Landschaft und auf Stra-ßen verteilten. Staubmessungen lehnte das Landratsamt Nordsachsen jedoch ab. Erst auf öffentlichen Druck der DUH wur-den sie schließlich doch durchgeführt. Das Ergebnis: Innerhalb von nur einem Monat waren die für ein ganzes Jahr fest-gelegten Richtwerte für Blei und Cad-mium in der Luft überschritten worden.

Um das Ausmaß der Beeinträchtigung festzustellen, forderte die DUH daraufhin Bodenanalysen. Die Behörden lehnten wiederum ab. Also gab die DUH selbst Bodenuntersuchungen in Auftrag. Sie be-stätigten die Befürchtungen und förderten

deutlich überhöhte Blei- und Cadmium-werte zu Tage. Die daraufhin veranlass-ten Bodenmessungen der Behörden be-stätigten die Werte der DUH. Trotzdem ging die Überwachungsbehörde weiter von einem ordnungsgemäßen Betrieb aus, da regelmäßige Kontrollen keine Unregelmäßigkeiten ergeben hätten.

zweifelhafte Verfahren und dubiose methoden

Doch Hinweise auf Unregelmäßigkeiten gab es durchaus. Nach Recherchen der DUH bei mehreren Deponiebetreibern gab es zahlreiche Zurückweisungen und Lieferstopps von Materialien der S.D.R. Biotec. So war in einigen Fällen mit blo-ßem Auge erkennbar, dass der angeliefer-te Abfall nicht mit der Deklaration über-einstimmte. Analysen ergaben zudem unzulässig hohe Schwermetallgehalte. Die Zweifel an der Abfallbehandlung wuchsen immer weiter, doch das Land-ratsamt Nordsachsen schwieg beharrlich.

Als in Pohritzscher Vorgärten hohe Cad-miumbelastungen festgestellt wurden, empfahl das Landratsamt den Anwoh-nern, auf Dünger für Gartenpflanzen zu verzichten. Diese Möglichkeit der An-reicherung von Schwermetallen hielt die Behörde für wahrscheinlicher als durch das Vorbeifahren von bis zu einhundert Lastwagen mit Giftmüll am Tag. Dabei lagen den Behörden längst Fotos von unbeplanten Lkw und auf der Straße verteilten Stäuben aus deren Reifenpro-filen vor.

S.D.R. Biotec praktizierte zweifelhafte Verarbeitungsverfahren, um gefährliche Abfälle oberirdisch ablagern zu können. Doch selbst diese Verfahren waren den Geschäftsführern offenbar noch zu teuer. Die Leipziger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Firma, weil vermutet wird, dass jahrelang gefährliche Abfälle illegal mit ungefährlichen Stoffen vermischt wur-den. Nach der Verdünnung könnte ein

abfallbehandlung in direkter nachbarschaft zum Obstanbau.

Bis zu hundert Lkw pro tag verteilten kontaminierte stäube rund um Pohritzsch.

Leipzig

SACHSEN

SACHSEN-ANHALT

THÜRINGEN

BRANDENBURGUPohritzschhritzscHalle(Saale)

Elsstter

Spree

s

THEMEN

Leipzig

SACHSEN

SACHSEN-ANHALT

THÜRINGEN

BRANDENBURGUPohritzschhritzscHalle(Saale)

Elsstter

Spree

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18 welt 1/2012

THEMEN

Großteil der gepanschten Abfälle auf oberirdischen und völlig ungeeigneten Deponien abgelagert worden sein.

Dass dies mehr als zehn Jahre funktio-nierte, ist nur zu erklären, weil alle Betei-ligten von der vermutlich illegalen Abfall-entsorgung profitierten: Die Abfallerzeu-ger wurden günstig ihren Sondermüll los, die S.D.R. Biotec behandelte die Abfälle nachlässig und sparte so Geld, der Land-kreis profitierte von den Einnahmen der kommunalen Unternehmenssteuer und die überdimensionierten ostdeutschen Deponien kamen günstig an Füllmaterial. Verlierer ist – neben den Anwohnern, die jahrelang den giftigen Stäuben von der Anlage ausgesetzt waren – die Umwelt, denn die immer noch giftigen Abfälle der S.D.R. Biotec wurden auf ungeeigneten Deponien abgelagert und schaffen so die Probleme von morgen.

Erst als die DUH dem Landratsamt Nord-sachsen belegen konnte, Kenntnis über fehlende Nachweise zur Ungefährlichkeit der behandelten Abfälle der S.D.R. Biotec

zu haben, sah sich das Amt zum Handeln gezwungen. Dann ging alles ganz schnell: Das Betriebsgelände, belieferte Deponien und Wohnungen wurden durchsucht, die Betriebsgenehmigung wurde nicht mehr erneuert, und die Staatsanwaltschaft Leip-zig leitete Ermittlungsverfahren gegen die verantwortlichen Geschäftsführer der S.D.R. Biotec ein.

Heute ist die Anlage verwaist, die Ge-schäftsführer warten auf ihr Verfahren. S.D.R. Biotec ist insolvent und noch ist nicht klar, wer für die Hinterlassenschaf-ten der Firma aufkommen muss.

Wohnen und sonderabfallbehandlung lagen in Pohritzsch nahe beisammen.

Die DuH ließ Bodenproben aus Pohritzsch untersuchen. zum Vorschein kamen über-höhte Blei- und cadmiumwerte.

In Deutschland fallen jährlich etwa 450.000 Tonnen giftiger Filterstäu-be an. Wissenschaftler favorisieren als dauerhaft sicheren Entsorgungsweg die unterirdische Ablagerung in trockenem Salzgestein. Doch das kostet bis zu 120 Euro pro Tonne. Eine mit 60 Euro pro Tonne deutlich billigere, aber gleichzei-tig hochumstrittene Entsorgungsmetho-

gefährliche abfälle in Deutschlandde ist die von S.D.R. Biotec propagierte Schadstofffixierung oder Stabilisierung von gefährlichen Abfällen. Bei der Schad-stofffixierung (Immobilisierung) sollen giftige Stoffe eingekapselt werden, so dass sie nicht mehr wasserlöslich sind. Die Stabilisierung soll giftige Eigenschaf-ten zerstören, so dass gefährliche Abfälle oberirdisch abgelagert werden können.

Jedoch lassen sich nur einzelne Stoffe in Abfallgemischen stabilisieren, während andere weiterhin giftig bleiben. Auch eine Einkapselung ist kein geeigneter Entsor-gungsweg, da es durch geo-chemische Pro-zesse langfristig wieder zu einer Freisetzung der Schadstoffe kommt. Eine oberirdische Ablagerung ist deshalb keine akzeptable Alternative zur Deponierung unter Tage.

Der Betrieb bei s.D.r. Biotec steht heute still.

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19welt 1/2012

THEMEN

Was muss sich für

eine bessere anlagen-

überwachung ändern?

Die Anlagenüber-

wachung und die konse-

quente Verfolgung von

Umweltdelikten müssen

die notwendige Priorität

bei den Kontrollbehör-

den erhalten. Eine klare

Abgrenzung von Aufga-

ben ist unumgänglich.

Dazu gehört neben ausreichend

personellen Kapazitäten auch die

Rückendeckung von Vorgesetzten

und Amtsleitung. Im Sinne des Vor-

sorgeprinzips müssen die Behörden

geringes interesse von Behörden an der aufdeckung von umweltdelikten

Die zuständigen Behörden sind nicht im-mer an einer Aufdeckung von Umweltde-likten interessiert. Zum einen könnte dies eigene Versäumnisse ans Licht bringen, zum anderen entstehen regelmäßig er-hebliche Kosten für die Standortsanie-rung. Nach der Entlarvung illegaler Ab-fallbehandlung und -ablagerung müssen die Sanierungskosten zumeist von den Landkreisen getragen werden, da die Entsorgungsunternehmen gezielt in die Insolvenz gehen und für entstandenen Schaden nicht aufkommen.

Häufung von abfalldelikten in Ostdeutschland

In Ostdeutschland, insbesondere im Län-derdreieck Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, scheint Abfallkriminalität an der Tagesordnung zu sein. Prominen-teste Beispiele sind der Skandal um die Tongrube Vehlitz in Sachsen-Anhalt, in Sachsen verschwundene Müllimporte aus Neapel oder der vermutlich illegale Betrieb der Abfallbehandlungsanlage für Sonderabfälle durch die S.D.R. Biotec. Ursache für die Häufung der Abfallde-likte in Ostdeutschland sind günstige Tatgelegenheiten.

Mit dem Auslaufen von Ausnahmege-nehmigungen im Jahr 2005 musste in Ostdeutschland eine Vielzahl alter DDR-Deponien geschlossen werden. Im Zuge von Rekultivierungsmaßnahmen boten sich Tatgelegenheiten, Abfälle illegal als Einbaustoffe zu verwenden. Nicht nur

deshalb siedelten sich Abfallverwerter dort an, sondern auch, weil sie in den strukturschwachen Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit mit offenen Armen emp-fangen wurden.

Mit der Behördenstrukturreform im Jahr 2008 übertrugen die Länder Sachsen und Thüringen zahlreiche Verantwortlichkei-ten von den mittleren Behörden auf die Landkreise. Eine Fehlentscheidung, denn die Landratsämter besitzen kaum Erfah-rung bei der Anlagenüberwachung, sind zumeist personell unterbesetzt und re-agieren deshalb auf Probleme mit Ableh-nung und Informationsblockaden. Zudem

geraten sie in Interessenkonflikte, wenn Unternehmen, die kommunale Steuerein-nahmen sprudeln lassen, gleichzeitig die Umwelt belasten.

In Sachsen führte die jahrelange Allein-herrschaft der CDU und eine faktisch nicht vorhandene Opposition zu Strukturen, welche die Vertuschung von Umwelt-problemen zusätzlich begünstigten. o

nnnEINE FRAGE...

maria elander, DuH-Bereichsleiterin Kreislaufwirtschaft

Im Oktober 2011 berichtete die Wochen-zeitung „Die ZEIT“ über die Recherchen der Deutschen Umwelthilfe. Sie titelte „Das Märchen vom sauberen Müll“ und berichte-te ausführlich über den Skandal.

eine thüringer Firma hantiert sorglos mit schadstoffhaltigen abfällen und schreddert diese entgegen der Vorschriften im Freien. gefährliche abfälle müssen in geschlossenen Hallen verarbeitet werden, damit keine belasteten stäube in die umwelt gelangen.

unzulässig zwischengelagert: aufge-rissene säcke mit gefährlichen Filter- stäuben aus der aluminiumindustrie.

sorgfältig und regelmäßig

den ordnungsgemäßen

Betrieb kontrollieren und

bei Unregelmäßigkeiten

unverzüglich eingreifen.

Behörden sollten ihre

Pflicht zum Schutz der

Bürger und Umwelt aktiv

in die Hand nehmen, an-

statt auf Eigenkontrollen

der Betreiber zu setzen.

Festgestellte Verstöße ge-

gen Betriebsgenehmigungen müssen

spürbar sanktioniert werden. Zudem

muss auch die Informationspolitik der

Überwachungsbehörden transparen-

ter werden.

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20 welt 1/2012

THEMEN

Chiemsee, Bodensee, Schwe-riner See, Steinhuder Meer so-wie sechs weitere Seen sind

Mitglieder im Netzwerk. Hinter den Seen stehen Organisationen, wie zum Beispiel die Bodensee-Stiftung oder der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. Gemeinsam mit dem GNF wollen sie unsere Seen als einzigartige Lebens-räume mit hoher Artenvielfalt erhalten. Fachliche Unterstützung bekommt das Netzwerk unter anderem vom Deutschen Olympischen Sportbund und der Vereini-gung Deutscher Gewässerschutz.

Der Global Nature Fund hat das Netz-werk ins Leben gerufen. Udo Gattenlöh-ner, GNF-Geschäftsführer erklärt, warum eine Zusammenarbeit der Interessenver-treter so wichtig ist: „Seen und Feucht-gebiete gehören aus Naturschutzsicht zu den wichtigsten und am stärksten bedrohten Lebensräumen in Deutsch-land. Sie sind aber auch Wirtschaftsräu-me und Urlaubsparadiese für die ganze Familie. Das Netzwerk Lebendige Seen Deutschland versucht eine Balance zwi-schen diesen vielfältigen Ansprüchen zu schaffen. Das wollen wir mit Erfahrungs-

nLIVING LAKES

gemeinsam Deutschlands seen schützen

austausch und Wissenstransfer zwischen den Seenregionen erreichen.“ Die Mit-gliedsorganisationen kämpfen an ihren Seen oft mit den gleichen Schwierigkeiten wie Wasserverschmutzung und Nutzungs-druck an den Ufern. Gemeinsam haben sie deshalb schon Aktionstage für Kinder und Erwachsene rund um die Themen

Gewässer- und Abwasserbelastung, bio-logische Lebensmittel, Lebensraum See, saubere Energie und nachhaltige Stadtent-wicklung organisiert. Seit 2010 informiert eine Wanderausstellung über den Zustand der deutschen Seen.

Partnerschaften für den Seenschutz

Erfahrungen mit der Netzwerkarbeit hat der GNF seit der Gründung von Living Lakes im Jahr 1998. Über 98 Partnerseen gibt es derzeit weltweit. Seit einigen Jah-ren bilden sich immer mehr überregionale oder nationale Netzwerke. Es gibt sie be-reits in China, Lateinamerika und Kanada.

2009 wurde das Netzwerk Lebendige Seen Deutschland gegründet. Zweimal im Jahr treffen sich die Netzwerkpartner und tauschen sich zu aktuellen Themen des Seen- und Naturschutzes wie die Re-naturierung von Schilf, Flachwasser- und Uferzonen an Seen oder Touristen als Zielgruppe für Umweltbildungsmaßnah-men aus.

seen und Feuchtgebiete sind bedrohte lebensräume – auch hierzulande.

Naturschützer aus ganz Deutschland haben sich deshalb im Netzwerk

lebendige seen Deutschland des Global Nature Fund (GNF) zusammenge-

schlossen. Voneinander lernen und sich austauschen ist ihr ziel.

MAGAZIN

naturkundliches Keschern macht spaß – junge Forscher am mitgliedsee Dümmer.

9

1

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3

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1

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BODENSEECHIEMSEEDÜMMERLAUSITZER SEENMINDELSEEOBERSCHWÄBISCHE SEENPLAUER SEEGROSSER PLöNER SEESCHWERINER SEEN STECHLINSEESTEINHUDER MEER

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SEENPARTNER

KANDIDATEN

1

2

3

AMMERSEESTARNBERGER SEEUCKERMÄRKISCHE SEENLANDSCHAfT

im netzwerk Lebendige seen Deutschland sind derzeit 11 mitgliedsseen und drei Kandidaten.

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21welt 1/2012

nlEBENDiGE FlüssE

Flussbadetag als freundliche Herausforderungwieder einmal sollen möglichst

viele Menschen in seen und Flüsse

springen und damit zeigen, dass

Gewässerschutz wichtig ist. Das ist

die idee hinter dem europäischen

Flussbadetag „Big Jump“.

it der diesjährigen Aktion am 17. Juni möchten wir die Was-

serbehörden freundlich herausfordern“, erklärt DUH-Mitarbeiterin Ines Wittig. Denn die EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) wird im Mittelpunkt der Fluss-badetage stehen.

„m

sLandwirtschaft zur Nachhaltigkeit motivieren

Aktuell haben die Mitglieder eine Pres-semitteilung zur gewässerschonenden Landwirtschaft herausgegeben. Trotz gesetzlicher Regelungen fließen nach wie vor zu viele Nährstoffe in unsere Seen. „Eine Zusammenarbeit von Land-wirten, Naturschutzorganisationen und Wasserwirtschaftsbehörden ist notwen-dig, um neue, ganzheitliche Konzepte zur Gewässerentlastung zu entwickeln“, fasst Udo Gattenlöhner den Anspruch des Netzwerks zusammen. „Auch die Einbin-dung von Verbraucher- und Tourismus-verbänden sowie der Landesämter für Umweltschutz sind wichtige Schritte für den Gewässerschutz.“ Ein umfangreicher Austausch mit den beteiligten Akteuren an den Seen, die Sensibilisierung der Landwirte für eine gewässerschonende Bewirtschaftung ihrer Flächen sowie die Entwicklung gemeinsamer Strategien für mehr Nachhaltigkeit in der Landwirt-schaft stehen noch auf der Agenda der Netzwerkpartner. (sr) o

internet:

www.globalnature.org/netzwerk-Deutschland/

Förderer:

BODENSEECHIEMSEEDÜMMERLAUSITZER SEENMINDELSEEOBERSCHWÄBISCHE SEENPLAUER SEEGROSSER PLöNER SEESCHWERINER SEEN STECHLINSEESTEINHUDER MEER

MAGAZIN

SEENPARTNER

KANDIDATEN

naturnahe exkursionen für Kinder werden an allen seen im netzwerk durchgeführt. so auch am chiemsee (auch Bild unten).

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MAGAZIN

Förderer des netzwerks „Lebendige Flüsse“:

Jugendliche aus ganz Deutschland sind aufgerufen, sich an der deutschlandweiten Kampagne „Big Jump Challenge“ zu betei-ligen. Als Projektgruppe oder Klasse sollen Schülerinnen und Schüler im Alter von 14 bis 21 Jahren Aktionen organisieren, um öffentliche Aufmerksamkeit für die Ziele der WRRL zu schaffen, und zwar am Bei-spiel eines heimischen Sees oder Flusses. Ideen rund um Kunst, Sport, Politik, Musik oder Spaß sind willkommen!

Schulen können über die Internetseite ein Unterrichtsmodul zur WRRL anfor-dern. Big Jump ist eine Initiative des Eu-ropäischen Flussnetzwerkes. Partner aus Wissenschaft, Sozialunternehmen und Umweltorganisationen, darunter DUH-und GNF, rufen zur Big Jump Challenge in Deutschland auf.

Abschließend werden die Länderbehör-den an ihre Aufgaben erinnert, über die Umsetzung der WRRL an jedem Fluss und See zu informieren. Eine freundli-che Herausforderung für die Behörden! Die Ergebnisse der Abfrage werden die Projektpartner auf eine Online-Plattform stellen und im Herbst 2012 dem Bundes-tag überreichen. (jk) o

informationen und anmeldung im internet: www.bigjump2012.net

nNatUrscHUtz

Die zukunft der region soonwald-naheBürger, lokale Verbände und die

rheinland-pfälzische landesregierung

diskutieren die Einrichtung eines

Nationalparks im Hunsrück.

ainer Lauf, Vorsitzender des Regio-nalbündnis Soonwald-Nahe, möchte

einen offenen, von Sachargumenten ge-stützten Meinungsbildungsprozess gestal-ten: „Uns ist dabei nicht nur der Natur-schutzgedanke wichtig, sondern wir fragen auch nach den Zukunftsperspektiven für unseren ländlichen Raum. Wie werden sich die Dorfstrukturen in den nächsten Jahr-zehnten entwickeln? Welche Auswirkun-gen haben rückläufige Einwohnerzahlen auf öffentliche Leistungen wie Wasser- und Abwasserversorgung, Kindergärten und wie können Infrastrukturprojekte wie schnelle Internetanbindung und Straßeninstandhal-tung finanziert werden?“ Lauf möchte von der Landesregierung im Detail erfahren, was die Bürger von einem Nationalpark er-warten können. Die Vertreter des Regional-bündnisses können sich gut vorstellen, dass bei gemeinsamen Anstrengungen wichtige regionale Entwicklunsgimpulse entstehen und die Bevölkerung das großräumige Na-turschutzprojekt so besser annehmen wird.

Trotz offener Fragen bezüglich National-park ruht für das Regionalbündnis die praktische Naturschutzarbeit keineswegs. Noch kurz vor der Frostperiode pflanzte das Forstamt Bad Sobernheim in Koope-ration mit Regionalbündnis und weiteren Naturschutzaktiven zwanzig junge Eschen, die nun einen Auenwald an der südlichen Nahe erweitern. Im Frühjahr wird dort ein vier Kilometer langer Naturerlebnispfad eingeweiht. Die DUH unterstützt die Na-turschutzprojekte an der Lebendigen Nahe seit vielen Jahren. (jk) o

neue Publikation

Ökologischer Hochwasser- und auenschutz

Die Veröffentlichung lädt dazu ein,

von guten Beispielen zu lernen.

Nach jedem Jahrhunderthochwas-

ser wird gefordert, den Flüssen mehr

Raum zu geben: ehemalige Auen zu

renaturieren und Deiche zurück zu

verlegen. Wie schwierig es ist, die-

se hehren Ziele in die Tat umzuset-

zen, weiß jeder, der in solchen Vor-

haben tätig ist. Die Interessen des

Hochwasserschutzes, der Land- und

Forstwirtschaft, von Schifffahrt und

Tourismus müssen mit dem Natur-

schutz in Einklang gebracht werden,

die Flächeneigentümer überzeugt

und die Finanzierung sichergestellt

werden. Das alles erfordert einen

langen Atem, und nicht selten ge-

hen von der Idee bis zur Umsetzung

Jahrzehnte ins Land.

Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe

unter Federführung der DUH sam-

melte und analysierte im Auftrag

des Bundesamtes für Naturschutz

Auenschutz-Projekte und zeigt die

Erfolgsfaktoren der „guten Praxis“

auf. Die Ergebnisse sind in Buchform

erschienen.

Bestellhinweis: Damm, c., Dister, e., Fahlke, n., Foll-ner, K., König, F., Korte, e., Lehmann, B., müller, K., schuler, J., Weber, a. & Wotke, a. (2011): auenschutz – Hochwasserschutz – Wasserkraftnut-zung: Beispiele für eine ökologisch vorbildliche Praxis. naturschutz und Biologische Vielfalt, Heft 112: 321 seiten, 24.- euro isBn 978-3-7843-4012-8

zu bestellen im Buchhandel oder im internet:

www.buchweltshop.de/bundesamt-fuer-naturschutz.html

r

naheaue bei Bad sobernheim.

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23welt 1/2012

nlaUsitzEr sEENlaND

Paradies für PioniereNach zehn Jahren ist die staatliche

Förderung für das lausitzer seenland

ausgelaufen. Die DUH hatte dieses

„Mammutprojekt“ initiiert.

iel des Projekts war die Sicherung des ökologischen Potentials. Seit

dem Ende des Braunkohleabbaus kämpft die Lausitz gegen Arbeitslosigkeit, Sozi-alabbau und Entvölkerung. Was der Ta-gebau als Landschaft zurückließ, waren vegetationsfreie Rohböden und die größ-te Renaturierungsbaustelle Deutschlands.

Es flossen Fördermittel des Bundesmi-nisteriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, des Bundesamtes für

Naturschutz und des Freistaates Sachsen an die Lausitzer

Seenland gGmbH, die die DUH

und das

Naturschutzinstitut Dresden (NSI) für die Projektträgerschaft gegründet hatten. Die erste Umsetzungsphase wurde er-folgreich abgeschlossen mit der Vorlage eines Pflege- und Entwicklungsplanes, der Konzept und Kompass für die Zu-kunft sein soll. Die naturschutzfachli-chen Untersuchungen des NSI lieferten die wissenschaftlichen Grundlagen und die DUH warb um Unterstützung in der Bevölkerung mit ihrer Netzwerkarbeit.

Vom Braunkohlerevier zur Naturlandschaft

Für die Umsetzung traten ab 2005 der Landkreis Bautzen und kommunale Zweckverbände als Projektgesellschafter an die Stelle der DUH. In einem Kern-gebiet von 5.844 Hektar wurden Natur-entwicklungszonen gestaltet und vom Naturschutzinstitut Dresden fachlich be-gleitet. Daraus entstanden Tagebauseen als Rast- und Brutplätze für Wasservögel, steppenartige Offenlandbiotope für Prze-walski-Urwildpferde und Heckrinder.

In der Weitläufigkeit und Ungestörtheit dieser Landschaft fühlen sich seltene Tiere wie Wiedehopf, Ziegenmelker und Italienische Ödlandschrecke wohl. Sogar ein Wolfsrudel hat hier schon Welpen großgezogen und durchstreift das Gebiet. Zunehmend entdecken auch Touristen die Gegend als Reiseziel. (ab) o

er älteste Baum ist schätzungswei-se 650 Jahre alt, er ist ein Relikt

der Hartholzauen. Die alten Stieleichen (Quercus robur) sind nicht nur eine be-sondere Augenweide und von kultur-historischer Bedeutung, sondern sind Inselbiotope, die eine überraschende Artenvielfalt beheimaten. Aufgrund ihres Alters sind viele dieser markanten Eichen naturgemäß in einem schlechten Zustand und geschädigt.

Wer heute 200 Jahre vorausblickt und solche Eichen nachpflanzt, schafft wert-volle Lebensräume, die von bis zu 500 verschiedenen Tierarten aufgesucht wer-den. Bemerkenswert ist der Eichen-Held-bock, ein holzbewohnender Großkäfer, der hier seinen mitteleuropäischen Ver-breitungsschwerpunkt hat. Für Vögel wie den Mittelspecht, Wendehals und Eichel-häher sind die mächtigen Baumkronen ein willkommener Aufenthaltsort, wenn sie die weite parkähnliche Landschaft durchstreifen.

Um neue Solitäreichen heranzuziehen, bedarf es einer sorgfältigen Gehölzauf-zucht und einer 10 bis 15 Jahre andau-ernden Pflege und Überwachung. Setz-linge aus einheimischen Eicheln sind den Klima- und Bodenverhältnissen am

nlEBENDiGE FlüssE

nachwuchssorgen bei solitäreichen alte Einzelbäume sind markante Blickpunkte in der landschaft der Mittelelbe

und im Dessau-wörlitzer Gartenreich. Doch viele von ihnen sind überaltert.

D

besten angepasst. In verschiedenen von der DUH initiierten Pflanzaktionen wer-den Eichenquartiere mit sieben bis neun Bäumchen gesetzt und mit einem Schutz-gatter gesichert. Um die Chance zu erhö-hen, dass sich aus der Baumgruppe ein mächtiger Solitär herausbildet, müssen jährlich die unteren Äste beschnitten, die kleinen Bäumchen freigeschnitten und gegebenenfalls Reparaturen am Gatter gemacht werden.

Spender der DUH können „BaumHel-den“ werden: Mit ihrer Unterstützung pflanzen und hegen die DUH und ihre Partner an der Elbe weitere Eichen, um dieses Naturerbe zu sichern. (ab) o

z

Lebenslauf einer eiche.

abgestorbene Baumriesen brauchen nachfolger.

MAGAZIN

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24 welt 1/2012

neue DuH-Publikation

ünf europäische Städte und Gemein-den wurden in Brüssel mit dem Titel

„Europäische Hauptstadt der Biodiversität 2011“ ausgezeichnet. Die Gewinner der nationalen Wettbewerbe in Deutschland, Frankreich, Spanien, Ungarn und der Slowakei setzten sich gegen 385 Mit-bewerber durch. Rund 1.500 Vertreter der Kommunen in den fünf Partnerlän-dern nutzten zudem das Angebot, sich in Workshops über vorbildliche Maß-nahmen und Strategien zum Schutz der Biodiversität auszutauschen. Die DUH koordinierte das Projekt und stützte sich dabei auf Umweltorganisationen in den beteiligen Ländern.

umweltgerechtigkeit

nNeu erschienen

ist die 36-seitige

Broschüre „Um-

weltgerechtigkeit

& Biologische Viel-

falt: Stadtnatur und

ihre soziale Dimen-

sion in Umweltbildung und Stadtent-

wicklung“. 13 Autoren wirkten mit,

darunter Wissenschaftler, Politiker,

Architekten und Kommunalvertreter.

Kostenlos zu bestellen bei:

Deutsche Umwelthilfe e.V., Uwe Friedel, E-Mail: [email protected]

Förderer:

Ab sofort dokumentiert die DUH

ihre Aktivitäten zum Thema Um-

weltschutz und soziale Gerechtig-

keit im Internet. Hier finden sich

Fakten, Literaturhinweise, Links

und die oben genannte Broschüre

als pdf-Datei. (ej) o

neue internetseite:

www.umweltgerechtigkeit- kommunen.de

nWETTBEWERB FÜR KOMMUNEN

städtebau und stadtnatur

m April dieses Jahres startet

der Projektwett-bewerb „Lebens-

werte Stadt – Natur und städtisches Leben ohne Widerspruch“. Kommunen können stadtplanerische Projekte einreichen, die urbane Naturräume fördern und dabei die Bevölkerung – also die späteren Nut-zer – aktiv einbeziehen. Die DUH und die Stiftung „Lebendige Stadt“ richten den Wettbewerb gemeinsam aus. Dank der Stiftung gibt es Preisgelder von insgesamt 30.000 Euro zu gewinnen. (sw) o

ab april im internet:

www.duh.de/lebenswertestadt.html

nNATURSCHUTZ IN KOMMUNEN europa hat fünf neue Haupt-städte der BiodiversitätDUH-wettbewerbe fordern städte und Gemeinden bereits seit über zwanzig

Jahren auf, ihre Maßnahmen im Umwelt- und Naturschutz zu bilanzieren.

Hannover (520.000 Einwohner), der deutsche Gewinner, gestaltet das Wohn- und Arbeitsumfeld mit viel Stadtgrün und hat mehrere Bildungseinrichtungen zum Thema Biodiversität. Das südfranzösi-sche Montpellier (250.000 Einwohner) wurde für seinen Aktionsplan für Biodi-versität und sein internationales Enga-gement geehrt. Das ungarische Szentes (29.400 Einwohner) punktete mit der naturnahen Bewirtschaftung des Flusses Kurca sowie mit dem Schutz heimischer Tiere der Agrarlandschaft. Kremnica in der Slowakei (5.500 Einwohner) über-zeugte als Gastgeber des Umweltfilm-festivals „Envirofilm” und mit umfassen-den Artenschutzmaßnahmen. Das im Nordwesten Spaniens gelegene Puebla de Sanabria (1.600 Einwohner) baut ein weltweit bedeutendes Informations- und Forschungszentrum über den Iberischen Wolf auf.

Der Kommissar für Umwelt der Euro-päischen Kommission, Janez Potocnik, wies bei der Auszeichnungsfeier auf die EU-Biodiversitätsziele bis zum Jahr 2020 hin: „Wir müssen europäische Städte und Gemeinden motivieren, dass sie ihrer Schlüsselrolle im Management von bio-logischer Vielfalt nachkommen.“ (uf) o

Förderer:

BIODIVERSITY

EUR

OPE

ANCAPITALSof

MAGAZIN

ehemals monotone Betonplätze werden in montpellier mit Bäumen, sträuchern und Kräutern gestaltet.

F

Lebenswerte Stadt

Lebenswerte Stadt

Lebenswerte Stadt

Lebenswerte Stadt

Förderer:

i

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25welt 1/2012

echzig engagierte Kommunen aus ganz Deutschland haben sich im

Februar zu einem Bündnis zusammen-geschlossen. Sie gründeten den Verein „Kommunen für biologische Vielfalt“ und wählten den Heidelberger Oberbürger-meister Dr. Eckard Würzner zum Vor-standsvorsitzenden. Ein Fachkongress bot dafür den Rahmen. Das Bündnis-Ziel ist der Schutz und die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt.

Der Verein will Einfluss nehmen auf Ge-setze, Fördertitel und Normen von EU- oder Bundesebene, die entscheidende Rahmenbedingungen für den Schutz der Biodiversität in Kommunen sind. Praxis-erfolge von engagierten Kommunen wird das Bündnis über Broschüren und Pres-searbeit in deren eigener Bürgerschaft und Verwaltung sowie überregional sichtbar machen. Auch Fortbildungsan-gebote stehen auf der Agenda.

Visionen für Natur und Vielfalt

Die Bündnis-Kommunen wollen gemein-sam konkrete Projekte umsetzen und viele Nachahmer finden. Sie orientieren sich an den in der „Nationalen Strate-gie zur biologischen Vielfalt“ genannten Visionen: In der Stadt der Zukunft kann jeder Stadtbewohner öffentliches Grün mit vielfaltigen Qualitäten und Funkti-onen fußläufig erreichen. Stadttypische gefährdete Arten wie Fledermäuse, Weg-warte und Mauerfarne finden Lebens-raumnischen. Es gibt deutlich mehr Hof-, Dach- und Fassadengrün. Dank eines guten Zusammenspiels von Kommunen, Bund und Ländern liegen Verkehrstrassen gebündelt in der Landschaft.

Große Herausforderungen

Die DUH hat das Bündnis mit initiiert, von Beginn an inhaltlich und organisato-risch begleitet und kann dessen Etablie-rung noch bis ins Jahr 2014 unterstützen.

Neue Impulse für die Naturschutzarbeit vor Ort gab im Februar ein zweitägiger Fachkongress über biologische Vielfalt,

den die DUH und die Stadt Frankfurt am Main gemeinsam veranstalteten. Der Einladung folgten über 250 Vertreter aus Städten und Gemeinden sowie führende Fachkräfte aus Wissenschaft und Technik. In den Räumen des Senckenberg-Natur-kundemuseums diskutierten sie, wie sich Biodiversität erhalten und gestalten lässt. Hier wurde deutlich, dass Städte und Gemeinden vor großen Herausforde-rungen stehen: Sie müssen ihr Handeln in Planung, Verwaltung und Politik darauf lenken, urbane Räume sowie kommunale Flächen in der Landschaft im Einklang mit Biodiversitäts- und Klimaschutzzielen zu entwickeln. Bürgerinnen und Bürger sollen immer an solchen Entwicklungen partizipieren.

Städte, die Biodiversität erhalten, sind lebenswert und attraktiv. Denn Stadtnatur wirkt sich auf die Luftqualität oder das Stadtklima aus und belebt das unmittel-bare Wohn- und Arbeitsumfeld der Men-schen. Öffentliche Grünflächen sowie Naherholungsräume sind ein bedeuten-der Standortfaktor für die Attraktivität ei-ner Stadt. Kommunen können zudem im Außenbereich mit naturnahen Wäldern

nBIODIVERSITäT

Lebenswert und attraktivstädte und Gemeinden gründeten jüngst ein Bündnis, um sich gemeinsam

einer aufgabe zu stellen: dem schutz und der nachhaltigen Nutzung von

biologischer Vielfalt.

s

Bündniskommunen (Stand 7. Februar 2012)

Gemeinde Ahnatal - Gemeinde Aidlingen - Stadt Apolda - Stadt Augsburg - Stadt

Bad Honnef - Stadt Bad Saulgau - Stadt Bad Wörishofen - Stadt Bielefeld - Stadt

Bonn - Stadt Bremerhaven - Stadt Bretten - Stadt Dortmund - Stadt Eckernförde

Gemeinde Eichenau - Gemeinde Eichstetten am Kaiserstuhl - Gemeinde Engels-

kirchen - Stadt Ennepetal - Stadt Esslingen - Stadt Frankfurt am Main - Stadt

Freiburg - Stadt Friedrichshafen - Gemeinde Gochsheim - Landkreis Göttingen

Gemeinde Großenlüder - Stadt Gütersloh - Stadt Hallstadt - Gemeinde Ham-

brücken - Landeshauptstadt Hannover - Stadt Heidelberg - Stadt Heidenheim

Landeshauptstadt Kiel - Stadt Kirchhain - Stadt Krefeld - Stadt Landshut - Stadt

Leer - Stadt Löhne - Hansestadt Lübeck - Landeshauptstadt Mainz - Stadt Meera-

ne - Gemeinde Nettersheim - Stadt Neu‐Anspach - Gemeinde Neubiberg - Stadt

Neuss - Stadt Nürtingen - Gemeinde Obersulm - Stadt Osnabrück - Stadt Preetz

Stadt Radolfzell - Gemeinde Ratekau - Stadt Regensburg - Stadt Rendsburg -

Stadt Riedstadt - Stadt Rotenburg (Wümme) - Stadt Schwabach - Gemeinde

Schwebheim - Stadt Troisdorf - Gemeinde Waldsolms - Gemeinde Weissach im

Tal - Stadt Wernigerode - Gemeinde Wieck am Darß

Der frisch gewählte Vereinsvorstand der „Kommunen für biologische Vielfalt“

und Flussläufen oder der Unterstützung extensiver landwirtschaftlicher Nutzun-gen die Lebensraum- und Artenvielfalt fördern.

Dieses Projekt wird vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesmi-nisteriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gefördert. (th, jk) o

Kontakt:

Deutsche umwelthilfe e.V. tobias Herbst [email protected], telefon 07732 9995-55

Förderer:

MAGAZIN

Page 26: DUHwelt 1/2012

26 welt 1/2012

MAGAZIN

m kommunalen Klimaschutz ver-schieben sich die Prioritäten: Bisher

standen häufig Modellprojekte im Mit-telpunkt. In Zukunft geht es um das so genannte „Mainstreaming“, das heißt die Integration von Klimaschutz in das Tagesgeschäft. So wie man längst den effizienten Umgang mit Steuergeldern in allen Belangen einer Gemeinde an-strebt, muss man auch den Klimaschutz als Querschnittaufgabe wahrnehmen.

Mit Management-Training zu weniger Treibhausgasen

In dem Nachhaltigkeitsprojekt CHAMP hat die Bodensee-Stiftung in Zusammen-arbeit mit ICLEI, einem internationalen Städte- und Gemeindenetzwerk, inte-grierende Management-Ansätze entwi-ckelt. Über eine Internet-Plattform und Workshops erhalten Städte, Gemeinden und Landkreise Informationsangebote bis hin zu Management-Schulungen. Die kommunalen Mitarbeiter und Entscheider erlernen ein Instrumentarium, dessen Vo-kabular dem von Unternehmern gleicht: Von einer Stärken-Schwächen-Analyse ausgehend müssen konkrete Klima-schutz-Ziele benannt werden. Auf dieser Basis entstehen ein Maßnahmen- und ein Finanzplan. Damit man während der Umsetzung korrigierend eingreifen kann, werden Controlling und Erfahrungsaus-tausch von Beginn an mitgeplant.

Die komplexe Aufgabe des Klimaschut-zes verteilt sich somit von den Schultern persönlich engagierter Bürgermeister, Amtsleiter oder Umweltbeauftragter auf möglichst viele Mitarbeiter und Abteilungen. Das schafft Sicherheit für bereits erreichte Ergebnisse, die durch Wahlen oder Arbeitsplatzwechsel ge-fährdet würden. „Mainstreaming“ war eines der zentralen Themen der CHAMP-

Abschlusskonferenz im Dezember 2011. Die Beiträge dieser Online-Konferenz sind im Internet einsehbar unter www.climatechampions.eu. (svs) o

Weitere informationen über das Projekt cHamP und die Partner in verschiede-nen europäischen Ländern unter:

www.localmanagement.eu

Förderer:

nNACHHALTIGE ENTWICKLUNG

Vom modellprojekt zum tagesgeschäft klimaschutz ist mittlerweile ein wichtiges ziel jeder kommune. Doch nicht

überall gelingt es, dieses fachübergreifende thema in den täglichen

Verwaltungsabläufen und der lokalpolitischen Diskussion angemessen

zu berücksichtigen. Das EU-geförderte Projekt cHaMP entwickelt dafür

trainingsstrukturen.

Klimaschutz am Wohnort

Wer als Bürger einschätzen möch-

te, ob seine Heimatstadt den Kli-

maschutz schon ins tagesgeschäft

integriert, sollte folgende Fragen

stellen:

n Sind Klimaschutzziele eindeu-

tig definiert? Ist der momentane

Ausstoß an Treibhausgasen

bekannt und beziffert?

nSind Maßnahmen auf dem Weg

zur Erreichung der Ziele klar

beschrieben? Ebenso Zuständig-

keiten und Ressourcen?

nWerden Erfolgskontrollen der

Maßnahmen durchgeführt?

Ziele fortgeschrieben?

nIst die Partizipation aller

Abteilungen und Gremien

innerhalb der Kommune sowie

externer Interessengruppen

gewährleistet?

n Gibt es Informationen über den

gesamten Prozess der

Erstellung und Fortschreibung

der Klimaschutzpolitik und die

Umsetzung der Maßnahmen?

Sind Erfolgskontrollen öffent-

lich zugänglich?

i

Der Freiburger stadtteil Vauban setzt auf nahwärme, niedrigenergiebauweise und viele autofreie straßen.

trainieren für nachhaltigkeit: Wichtiger teil von cHamP waren trainingsworkshops.

Page 27: DUHwelt 1/2012

27welt 1/2012

Weitere Themen in der neuen Ausgabe:Die verlorenen Mädchen: Im Umfeld von Atomanlagen werden signifikant mehr Jungen als Mädchen geboren. Die auffälligsten Befunde kommen aus Gorleben. Die Piraten und die Umwelt: Auf dem Öko-Dampfer der Nachhaltigkeit agieren die Aktivisten der neuen Partei wie Leichtmatrosen. Der größte Eiswürfel der Welt: Der Franzose Georges Mougin will einen Millionen Tonnen schweren Eisberg nach Nordafrika transportieren. Fukushima ein Jahr danach: Zahlen, Daten, Fakten zum nuklearen Trümmerfeld. Stänkern gegen die Energiewende: Über die heimlichen Verhinderer in der schwarz-gelben Koalition. Eine Analyse von Gerd Rosenkranz. Alle Macht den Drähten: Eine Landkommune bei Kassel hat den größten Fuhrpark von Elektroautos und -rädern in der Garage stehen.

Widerrufsrecht: Das Abonnement kann innerhalb von 14 Tagen bei der Bestelladresse widerrufen werden. Es genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs. Ich bestätige dies mit meiner zweiten Unterschrift. Datum, Unterschrift

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DUHwelt 1/2012

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eigenUMWELTBILDUNG

DuH nord schult Obstbaum-Paten

öglichst viele Obstbäume in Schu-len und Kindergärten zu pflanzen,

deren langfristige Pflege zu gewährleisten und Themen rund um den Obstbaum in den Unterricht oder Kindergartenalltag zu integrieren, das sind die Ziele eines neuen Umweltbildungsprojektes des DUH-Regionalverbandes Nord.

m

eine Pflanzaktion ist ein unvergessliches erlebnis für schülerinnen und schüler.

Insgesamt 25 alte, regionaltypische Obst-sorten pflanzen Kinder und Projektbe-treuer als Einzelbäume oder als kleine Streuobstwiesen im Raum Hannover. „Streuobstwiesen gehören zu den stark gefährdeten Biotoptypen in Niedersach-sen und sind wichtige Lebensräume für seltene Tierarten wie den Steinkauz. Das Projekt motiviert die Kinder für praktische Naturschutzarbeit und bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte zu biologischer Vielfalt, ökologischem Landbau und nachhaltiger Ernährung“, erklärt die Projektleiterin Gabi Fiedler. Sie organi-siert Projekttage und bildet Eltern, Lehr-kräfte, Erzieherinnen oder ältere Schüler und Schülerinnen zu Obstbaum-Paten aus: angefangen vom Baumschnittkurs bis hin zur Ernte und Verwertung des Obstes. Außerdem erhalten Schulen und Kindergärten eine Mappe mit Unter-richtsmaterialien und Projektideen. Die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung, das Unternehmen Fielmann und die Lan-deshauptstadt Hannover unterstützen das Projekt. (di) o

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28 welt 1/2012

MAGAZIN

nSOLARLOKAL Die sonne nutzen Manchen Gemeinden gelingt es,

einen hohen anteil ihres strom-

verbrauchs solar zu erzeugen. Eine

Frageaktion von solarlokal zeigt,

dass vor allem kleine Gemeinden in

Photovoltaik-anlagen investieren.

it der Initiative 25-Prozent-So-larstromkommune ermittelt die

Kampagne SolarLokal, welchen Anteil ihres Stromverbrauchs Städte und Ge-meinden aus eigenen Photovoltaik-Anla-gen decken. SolarLokal hat Kommunen nach Daten zum Gesamtstromverbrauch und den Anteilen an solar produziertem Strom gefragt. 75 der angeschriebenen 400 Kommunen haben ihre Zahlen für das Jahr 2010 genannt.

Gut investiert

Spitzenreiter ist demnach die Gemeinde Loiching aus Niederbayern, die mit 3.400 Einwohnern und einem Stromverbrauch von fast 14 Millionen Kilowattstunden (kWh) pro Jahr über 12 Millionen kWh solarelektrisch erzeugt hat. Dies ent-spricht einem Anteil von 89 Prozent.

Auch größere Gemeinden und Städte beschreiten den Weg der erneuerbaren Energien: So erreicht Ahlen in Nord-rhein-Westfalen mit 53.000 Einwohnern mehr als drei Prozent Solarstromanteil und Riedstadt in Hessen mit 21.500 Einwohnern nutzt sogar neun Prozent Solarstrom. Wangen im Allgäu kommt mit knapp 28.000 Einwohnern auf über elf Prozent. Lokale Wertschöpfung durch das Handwerk, regionale Finanzierung durch örtliche Banken und der Beitrag zum Klimaschutz sind in den Kommunen die wichtigsten Argumente für Investitio-nen in Photovoltaik-Anlagen.

Im Jahr 2012 wird SolarLokal die Kom-munen erneut befragen und die Zahlen veröffentlichen. (cg) o

internet: www.solarlokal.de

m

ie DUH fragte Stadt- und Gemein-dewerke nach der Höhe der Strom-

erzeugung in eigenen Kraftwerken und nach Beteiligungen an Stromerzeugungs-anlagen anderer Betreiber. 27 Stadtwer-ke antworteten. Sie haben im Jahr 2010 über 600 GWh Strom aus erneuerbaren Energien produziert – das entspricht dem Stromverbrauch von etwa 130.000 Privat-haushalten. An der Produktion des grünen Stroms verdienen die Städte und Gemein-den als Eigentümerinnen der Stadtwerke.

Einige Stadtwerke setzen fast ausschließ-lich auf regenerative Energien, beispiels-weise das Rheinland-Pfälzische Gemein-dewerk Enkenbach-Alsenborn. 92 Prozent des erzeugten Stroms stammen dort aus erneuerbaren Quellen, vor allem aus ei-nem Holzhackschnitzelheizkraftwerk und einer Solarfreiflächenanlage, die flächen-schonend auf einem ehemaligen Militär-flughafen errichtet wurde.

Die Technischen Werke Schussental mit Sitz in Ravensburg erzeugen sogar nahezu 100 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren. 2011 investierten sie 25 Millionen Euro in die regenerative Stromerzeugung. Das Geld floss vor allem in Windparks, sowohl auf der nahegelegenen Schwäbischen Alb als auch in Offshore Windparks in Nord- und Ostsee.

Die Stadtwerke Schwäbisch Hall setzen sich ambitionierte Ziele für die Region: Bis 2030 soll der gesamte Strombedarf aus

nERNEUERBARE ENERGIEN

stadtwerke als ein motor für die energiewendestadtwerke erzeugen schon heute bis zu 100 Prozent strom aus

regenerativen Quellen. Dabei profitieren sie wesentlich vom Erneuerbare-

Energien-Gesetz (EEG).

regenerativen Energien gedeckt werden, bis 2035 dann auch der Wärmebedarf.

Spitzenreiter hinsichtlich der absoluten Menge an erzeugtem Ökostrom sind die Stadtwerke Pforzheim. Mit fast 180.000 MWh im Jahr 2010 stellen sie viele deut-lich größere Stadtwerke in den Schatten.

Die DUH fragt weiter

Bis zum 15. Juni ruft die DUH Stadtwerke zur Teilnahme an einem weiteren, um-fangreicheren Wettbewerb auf: „Vorreiter der Energiewende – Stadtwerke und er-neuerbare Energien“. Es geht unter ande-rem um den erneuerbaren Wärmemarkt sowie um Strategien, innovative Konzepte und Geschäftsmodelle der Energieeffizi-enz und -einsparung. Wie Stadtwerke zur Verwirklichung der Energiewende beitra-gen können, erläutert die DUH in einem Hintergrundpapier. (uf) o

Hintergrundpapier und Wettbewerbsun-terlagen im internet: www.duh.de/stadt-werkewettbewerb.html

Förderer:

Der solarpark Borna (sachsen) entstand auf einem ehemaligen truppenübungsplatz. Die module sehen wie eine Wasserfläche aus. Die stadtwerke schwäbisch Hall haben hier investiert.

D

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29welt 1/2012

MAGAZIN

s war kurz vor Weihnachten 2011. Mit zweimonatiger Verspätung

genehmigte die Bundesnetzagentur (BNetzA) den so genannten Szenario-rahmen. Der ist wichtig, weil er die Grundlage bildet für das Stromnetz der Energiewendezeit. In dem Papier haben die Betreiber der großen Strom-übertragungsnetze – eng angelehnt an regierungsamtliche Zielvorgaben – die Entwicklung unserer fossilen und erneu-erbaren Kraftwerkskapazitäten bis 2022 und 2032 ermittelt. Der Zahlenspiegel soll die Basis bilden für den Um- und Ausbauplan unserer Stromnetze im Rah-men der Energiewende.

Ausdrücklich lobte Matthias Kurth, der inzwischen abgelöste Präsident der Netz-agentur, den gesellschaftlichen Konsul-tationsprozess, der die Verabschiedung des Szenariorahmens gegenüber dem ursprünglichen Entwurf der Netzbetrei-ber wesentlich verbessert habe. Aufgrund der Interventionen der DUH und anderer Verbände, von Fachleuten und Unterneh-men sei, so Kurth, am Ende „eine verläss-

liche Grundlage für die anschließende Erarbeitung des Netzentwicklungsplans gelegt“ worden.

Nicht alle waren dieser Meinung. Insbe-sondere nicht Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), dem die BNetzA unterstellt ist. Rösler stellte die Prognose schon wieder in Frage, als die noch keine vier Wochen genehmigt war. Im seinem so genannten Leitszenario geht der Sze-nariorahmen für 2022 von einer Solar-stromkapazität von 54.000 Megawatt aus. Damit liegt er nicht einmal höher als der „Nationale Aktionsplan für erneuer-bare Energien“, den die Bundesregierung im August 2010 – noch vor Fukushima und vor der Rücknahme der Laufzeit-verlängerung – an die EU-Kommission gemeldet hatte.

Energiewende? Höchstens mit angezogener Handbremse.

Quasi im Handstreich brachte Rösler im Januar ein neues Ziel ins Gespräch: 20.000 Megawatt weniger Photovoltaik-

Leistung sollte in Deutschland installiert werden, das entspricht etwa der Leistung aller 17 deutschen Atomkraftwerke vor Fukushima. 34.000 Megawatt bis 2020, statt 54.000 Megawatt bis 2022. Energie-wende? Mit Rösler höchstens mit ange-zogener Handbremse. Der FDP-Minister erhielt dennoch Beifall für seinen Affront gegen die Arbeit der eigenen Fachbehör-de – von allen, die die Energiewende schon immer bekämpft hatten. Am Ende einigte sich Rösler mit Umweltminister Röttgen auf einen Zubau, der voraus-sichtlich um etwa 10.000 Megawatt unter dem Leitszenario der Netzagentur liegt. Eine verlässliche Energiepolitik sieht an-ders aus.

Die Steilvorlage für den Vorschlag einer brutalen Deckelung des Photovoltaik-Zubaus hatte dem FDP-Vorsitzenden übrigens eine Jahresendrallye geliefert, die die im Jahr 2011 neu installierte Solarstromkapazität auf einen Rekord von mehr als 7.000 Megawatt getrie-ben hatte. Auslöser für den Boom: Ers-tens ein 15-prozentiger Abschlag auf die Solarstromvergütung für nach dem Jahreswechsel errichtete Photovoltaik-Anlagen. Zweitens eine von den Spitzen der schwarz-gelben Bundestagsfraktio-nen im Herbst 2011 entfachte unselige Diskussion über drastische zusätzliche Kürzungen der Solarförderung im Jahr 2012.

Leider ist Röslers Sondereinsatz gegen den Sonnenstrom kein Ausrutscher, sondern offensichtlich Teil eines von der FDP und vom Wirtschaftsflügel der Unionsfraktion inszenierten Roll-Backs der Energiewende. Abgeordnete, die im Sommer 2011 auf Weisung der Kanzlerin für die Energiewende gestimmt hatten, sind nun Tag für Tag im Einsatz für die alte Energiewirtschaft – und gegen ihre eigenen Beschlüsse.

Rösler und Röttgen ziehen Oettingers EU-Effizienzrichtlinie den Zahn

Das gilt auch für die entscheidende Frage einer effizienten Energienutzung. Hier einigten sich die Minister Rösler und Röttgen nach monatelanger gegen-seitiger Blockade auf eine einheitliche Position – zu Lasten von EU-Kommissar Günther Oettinger, der mit seinem Vor-schlag einer EU-Richtlinie erstmals Ener-gieeffizienz in allen EU-Mitgliedstaaten verpflichtend machen wollte.

nENERGIEWENDE

minister rösler im sondereinsatz gegen die eigenen BeschlüsseUnter dem Eindruck der kernschmelzen von Fukushima vollzog die schwarz-

gelbe koalition im sommer 2011 eine spektakuläre wende ihrer Energiepo-

litik. Einige bereuen das. Ganz vorn der Bundeswirtschaftsminister.

e

s

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30 welt 1/2012

MAGAZIN

Die Bundesregierung will genau dies nun nicht und „beraubt die Energieeffizienz-richtlinie des entscheidenden Elements“, wie das Öko-Institut fast schon resignie-rend analysiert. Nach Jahrzehnten frucht-loser Diskussionen sollte die Richtlinie unter anderem Energieunternehmen dazu verpflichten, in Zukunft nicht mehr nur mit dem Verkauf von Energie Geld zu verdienen, sondern auch mit deren Ein-sparung.

Pikant an der deutschen Haltung: Die Effizienzrichtlinie soll sicherstellen, dass das EU-Effizienzziel von 20 Prozent bis 2020 nicht in immer weitere Ferne rückt. Gegen großen Widerstand anderer Mit-gliedstaaten durchgesetzt hatte das Ziel Angela Merkel. Während der deutschen EU-Präsidentschaft 2007. (gr) o

Das Waldsterben ist ungemein populär in Deutschland. Insbesondere dient es

als rhetori sches Beweismittel, um zu beto-nen, man solle bei der Prognose ökologi scher Risiken und Gefahren doch bitteschön nicht übertreiben. Bekanntermaßen habe das Wald-sterben ja gar nicht stattgefunden.

Nur leider ist schon die Aussage völlig falsch, es habe überhaupt kein Waldsterben gegeben. Genauso falsch ist allerdings die ebenfalls ver-breitete Vorstellung, die Waldschäden wür-den zu einer flächendeckenden Versteppung führen. Doch auch wenn die Empirie wenig hergibt: Das rhetorische Konstrukt „Warnun-gen vor ökologi schen Megakrisen sind - siehe Waldsterben - generell nicht glaubwürdig“ – es erfreut sich allergrößter Beliebtheit. Und vom Waldsterben ist es nur ein kleiner Schritt zum Klimawan del und zur Behauptung: „Seht ihr, es gibt doch gar keinen Klimawandel“.

Wer die Kommen tarforen im Internet zu Nachrichten und Ana-lysen über Klimapolitik verfolgt, kann eine interessante Feststel-lung machen.: Dort entfalten sich mit großer Vehemenz und hoher Emotionalität die kühnsten Verschwörungstheorien. Ganz

Die Österreich-Legende

Als deutsche Stromversorger im Eiswinter 2012 dem Nachbarn im Westen, mit

seinen fast 80 Prozent Atomstrom, aus akuter Stromnot halfen, verdienten

sie bestens daran. Schlecht gedämmte Häuser, elektrisch beheizt, machten

bei Extremkälte den Strom knapp – 55 Atomkraftwerke hin oder her. Eben zu

diesem Zeitpunkt beschworen Regierungspolitiker die Stromlücke, die hierzu-

lande wegen des Atomausstiegs immer näher rücke. Deutschland, meldeten

mehrere Zeitungen und der Bundesverband der Elektrizitäts- und Wasserwirt-

schaft (BDEW) im Januar, sei nur mit Hilfe österreichischer Reservekraftwerke

vor einem Blackout bewahrt worden. Eine Falschmeldung, wie die DUH wenig

später aufdeckte. Tatsächlich waren exakt zu der Zeit als sich der Netzbetreiber

Tennet den Strom aus Österreich holte, mehrere große Kraftwerke in Bayern

und Südhessen mit einer Gesamtleistung von über 1.000 Megawatt gar nicht

angefahren worden. Der Strom aus Österreich war billiger. Kühle Betriebs-

wirtschaft, nicht Stromknappheit hatte zum Einsatz der in das deutsche Netz

integrierten österreichischen Kraftwerke geführt. (gr)

offenbar gibt es in Teilen der Öffentlichkeit ein starkes Verlangen, die schlechten Nachrich-ten von der Klimafront zu leugnen und als Machwerk forschungsgeldgei ler und publici-tyhungriger Wissenschaftler zu interpretieren.

Und doch könnte alles noch viel schlimmer sein. Ungeachtet auch hierzulande durchaus verbreiteter Wissenschaftsfeindlich keit sind wir von amerikanischen Verhältnissen weit ent-fernt. Wäh rend praktisch alle republikanischen Präsidentschaftsbewerber die Befunde der glo-balen Wissenschaftscommunity schlichtweg für irrelevant erklären, gilt in Deutschland ein ganz anderer politischer Konsens: „Jeder Mensch hat ein Recht auf seine eigene Mei-nung, aber nicht auf seine eigenen Fakten.“ Und was den Klima wandel betrifft, sind die Fakten in den zentralen Punkten eindeutig und wissen schaftlich unumstritten.

Dieser politische Konsens jedoch ist nicht naturgegeben. Weshalb für die ökologi sche Debatte als Faust-regel gelten sollte: Halten wir uns an die Fakten – und seien wir zurückhaltend, was Katastrophenszenarien und dramatische Progno sen betrifft.

tote Bäume als Kronzeugen

nnnSTANDPUNKT

wissenschaftler und klimaschützer sehen sich immer wieder klimaskeptikern gegenüber, die den Einfluss des

Menschen auf die globale Erwärmung bestreiten: Für Nüchternheit und augenmaß in der klimadebatte plädiert

carel Mohn. Er ist kommunikationsdirektor der European climate Foundation und verantwortet das

informationsportal www.klimafakten.de.

„Jeder Mensch hat ein

Recht auf seine eigene

Meinung, aber nicht auf

seine eigenen Fakten.“

Page 31: DUHwelt 1/2012

31welt 1/2012

Informationsblätter:Die sechsseitigen Informationsblätter behandeln die wichtigsten Themen des Natur- und Umweltschutzes. Stückpreis 0,50 Euro, bei größeren Abnahmemengen Rabatt auf Anfrage.

DUHmarkt

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Unter StromUlla Gahn, Pendo Verlag, 2008, broschiert, 200 Seiten; Während andere noch über das Klima debattie-ren, ergreift Ulla Gahn die Initiative und organi-siert Stromwechselpartys bei denen sie alle nötigen Informationen vermittelt. Ein Buch, das Mut macht und zum Mitmachen einlädt.

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Mythen der AtomkraftGerd Rosenkranz Wie uns die Energielobby hinters Licht führt, oekom-Verlag, 110 Seiten, erschienen: März 2010

E 8,95 Bestell-Nr: 2075

Atlas der Globalisierung spezial. Klima Le Monde diplomatique (Hrsg.), broschiert, 96 Seiten, über 100 farbige Karten und Schaubilder, taz Verlag, 2008

E 10,00 Bestell-Nr: 2047

„Dieser Atlas ist einzigartig. Er zeigt die globalen Wirkungen unseres Handelns, und er zeigt, wie wir anders leben, produzieren und transportieren können. Wer aktiv sein will, findet hier seine Pflichtlektüre. Gleich morgen früh.“(Renate Künast, Bündnis 90/Die Grünen)

KlimaProf. Dr. Mojib Latif, Fischer Verlag, 2004, Sachbuch, 130 Seiten; Eine bündige Darstellung der wissenschaftlichen Grundlagen der Klima forschung und der Prognosen für die Entwicklung des Klimas im 21. Jahrhundert.E 8,95 Bestell-Nr: 2045

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1/2012

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Page 32: DUHwelt 1/2012

32 welt 1/2012

MAGAZIN

nKREISLAUFWIRTSCHAFT

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kundeninformation.

ie Mehrzahl deutscher Baumärkte informiert Kunden nicht ausreichend

über Rückgabemöglichkeiten von entleer-ten, schadstoffhaltigen Bauschaumdosen und alten Energiesparlampen. Die Ergeb-nisse ihrer Testbesuche bei 96 deutschen Baumarktfilialen bewertet die DUH mit dem aus der Hotellerie bekannten Fünf-Sterne-System. Die meisten Märk-te erreichten aufgrund des mangelhaften Services nur zwei Sterne. Besonders gut schnitten die Baumarktketten Hela Pro-fizentrum (Gesamtnote „Top-Kunden-service“, fünf Sterne) sowie Globus und Max Bahr (jeweils Gesamtnote „Solider Kundenservice“, vier Sterne) ab. Bei der Rücknahme von Energiesparlampen punktete Bauhaus mit Sammelboxen in allen besuchten Filialen.

Alte Energiesparlampen und Leuchtstoff-röhren enthalten technisch bedingt kleine Mengen Quecksilber. Gebrauchte PUR-Schaumdosen enthalten noch gesund-heitsschädliche Reststoffe in Form von Polyurethan-Prepolymer und Treibmittel. Deshalb müssen sie getrennt gesammelt und anschließend umweltgerecht ent-sorgt werden. Hierbei kommt dem Han-del mit Kundeninformation, professio-neller Beratung und Rücknahme-Service eine besondere Bedeutung zu. (tf) o

internet:

testergebnisse und checkliste zur selbst-einschätzung für Baumärkte: www.duh.de/service_check_baumaerkte.html

ür Pkw mit Benzindirekteinspritzung bleibt das EU-weite Verschmut-

zungsprivileg bis 2017 bestehen. Denn der Technische Ausschuss „Kraftfahrzeu-ge“ der EU-Kommission (TCMV) hat ei-nen dementsprechenden Beschluss für die zukünftigen Abgasnormen Euro 6 gefasst. Benzindirekteinspritzer dürfen demnach bis zu sechs Billionen Teilchen pro Ki-lometer ausstoßen. Das sind zehnmal mehr ultrafeine Partikel als der derzeitige Grenzwert für Dieselfahrzeuge erlaubt.

Im vergangenen Jahr ließ die DUH ge-meinsam mit dem Verkehrsclub Deutsch-land moderne Benziner testen: Die aus-gestoßene Partikelanzahl lag bis zu vier-zehnmal über der geltenden Norm für

er Drucker- und Kopierer-Hersteller Kyocera will mit seinem Umweltpreis

Innovationen fördern, die Beispielcharak-ter für andere Unternehmen haben. Die Expertenjury besteht aus dem ehemaligen Bundesumweltminister Prof. Klaus Töpfer sowie Vertretern von Wirtschaftsverbän-den, Umweltinstituten und der Deutschen Umwelthilfe.

Der mit 100.000 Euro dotierte Umweltpreis wurde Ende Januar in Stuttgart verliehen. Die Wülfrather Grenol GmbH erreichte den ersten Platz mit ihrem katalyse-ge-steuerten Hochdruckreaktor. Dieser folgt

D

D

dem Prinzip eines „Riesendampftopfes“, in dem Biomasse aus landwirtschaftlichen Abfällen, also CO2-neutraler Grundstoff, in einem computerkalkulierten Eilprozess zu Kohle umgewandelt wird. Das hieraus entstandene Material kann als Baustoff sowie bei der Bodenoptimierung einge-setzt werden. Die isocal HeizKühlsysteme GmbH sowie die österreichische Helioz Research & Development GmbH erlangten den zweiten und dritten Platz.

Die DUH und Kyocera verbindet eine über zwanzig Jahre währende Partnerschaft für den Umwelt- und Naturschutz. (jk) o

nKLIMASCHUTZ

innovationsgeist und PraxisnäheDer kyocera-Umweltpreis fördert innovative technologien, die den

klimaschutz voranbringen.

Diesel-Pkw. „Durch den laschen Grenz-wert werden noch mehrere Jahre Benziner mit Direkteinspritzung neu zugelassen, die gesundheitsgefährdende Abgase aus-stoßen. Deshalb raten wir Verbrauchern, zukünftig nur Benzindirekteinspritzer zu kaufen, die mit einer entsprechenden Ab-gasreinigungstechnik ausgestattet sind“, kommentiert DUH-Verkehrsexpertin Do-rothee Saar den Beschluss des TCMV.

Deutsche Hersteller, die für sich Technolo-gieführerschaft reklamieren, sollten einen höheren Standard in die Tat umsetzen und vorzeitig saubere Benzindirekteinspritzer auf den Markt bringen, zumal die Mehr-kosten nur bei 40 bis 100 Euro pro Pkw liegen. (ph) o

F

nVERKEHR Lascher grenzwert für moderne Benziner

auszeichnungsfeier für den dritten Kyocera-umweltpreis.

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33welt 1/2012

Seien Sie smart und machen Sie’s wie Larry Hagman – setzen Sie aufsolaren Eigenstrom als unabhängige Energiequelle. Für eine saubere, sichere Zukunft. SolarWorld bietet Ihnen eine Fülle cleverer Solarstromlösungen, damit Sie in Zukunft Ihren Strom selbst erzeugen können. Das wird vom Gesetzgeber belohnt – mit der für 20 Jahre gesicherten Vergütung und der gezielten Förderung für solaren Eigenstrom. Informieren Sie sich! www.solarworld.de

Schauspieler Larry Hagman, Ölbaron aus der weltbekannten 80er-Jahre-Serie „Dallas“, besitzt eine der größten, privaten Solarstromanlagen der USA.

Page 34: DUHwelt 1/2012

34 welt 1/2012

Herr Weizsäcker, sie sind ex-perte für nachhaltigkeit. zu ihren bekanntesten Büchern gehören „erdpolitik“ und „Faktor Vier“. Dabei wollten sie mit einem halbierten naturverbrauch dop-pelten Wohlstand erreichen. Das Buch „Faktor Vier“ war ein erfolg, bei der umsetzung der Forderun-gen hakte es. Warum?

Technologisch lagen wir richtig. In der Praxis regiert aber nicht die Technik, sondern die Ökonomie. Und die Ökonomie hat in genau dieser Zeit das Signal erhalten, Energie und Rohstoffe sind spottbillig. Wozu diese dann effizienter einsetzen? Erst fünf Jahre nach der Publikation des Buches begannen sich Wirtschaft und Technik – aufgrund plötzlich ansteigender Energiepreise – wie-der ernsthaft für Energieeffizienz zu interessieren. Und daher ist in-zwischen, was wir in „Faktor Vier“ beschrieben haben, beispielsweise das Passivhaus, architektonischer Mainstream geworden. Das war vor dem Jahr 2000 völlig undenk-bar, weil es eine Investition ohne Rendite darstellte.

ihr neueres Werk „Faktor Fünf“ nennen sie „Formel für nachhal-tiges Wachstum“. Was bedeutet „nachhaltiger Lebensstil“?

Das ist eine Riesenfrage, die kann man nicht in ein paar Sätzen beantworten. Nachhaltig heißt ja im Grunde, dass auch unsere Enkel und Enkelsenkel noch gut leben können. Und das unter der theoretischen Annahme, dass sich alle sieben Milliar-den Menschen auf der Erde so verhalten wie wir. Wenn man das mathematisch berechnet, kommt heraus, dass unser deutscher Lebensstil alles andere als nachhaltig ist. Daran kann Kommunal-, Landes- oder Bundespolitik nur ganz wenig ändern.

unser Lebensstil ist alles andere als nachhaltig

Für Ernst Ulrich von weizsäcker ist die Vereinbarkeit von Ökologie und Ökonomie das kernanliegen.

stefan Jehle, freier Journalist, sprach mit dem international bekannten Naturwissenschaftler über Nachhaltigkeit

und Flächenverbrauch.

Wo kann man da ansetzen?

Man kann den so genannten „carbon footprint“, den CO2- Fuß-abdruck, ausrechnen: Nehmen wir die Besorgnisse über Klimaverän-derung, dann darf dieser nicht größer sein, als sagen wir mal, ein Hektar pro Person. Das kann man also auf Hektar umrechnen, wenn wir überlegen, wie viel Wald bräuchten wir, um das CO2 wie-der zu absorbieren. Dann rechnet man aus, bei einem Deutschen ist der CO2-Fußabdruck eher in der Gegend von etwa zwei Hektar. Und das ist zu viel. Also müssten wir reduzieren. Das könnte man langsam einführen. Das wäre eine bundespolitische und eine EU-po-litische Aufgabe und man müsste versuchen, ein Anreizsystem auf-zubauen, nach welchem man nur dann profitabel wirtschaften kann, wenn der nachhaltige Fußabdruck eingehalten wird.

Wäre die ausweisung von schutz-gebieten eine solche Form von nachhaltigkeit?

Schutzgebiete sind die heute verfügbaren Hilfsmaßnahmen, die natürlich wunderbar sind, wenn man sie durchsetzen kann. Natio-nalparke sind Naturschutzflächen, die immer nur dort eingerichtet werden, wo im Moment keine

oder eine nur sehr geringe Wirtschaftsaktivität stattfindet. Ei-nen Nationalpark Ruhrgebiet könnte man sich politisch absolut nicht vorstellen. Dagegen kommen Wattenmeer, Bayerischer Wald oder Nordschwarzwald in Frage. Also Orte, wo 2000 Jahre lang keine großen Siedlungen entstanden sind. Deswegen ist dort überwiegend auch noch Natur. Dies unter Schutz zu stellen, ist eine konfliktminimierende Maßnahme zugunsten der Natur.

INTERVIEW

„In der Praxis regiert nicht

die Technik, sondern die Ökonomie.“

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35welt 1/2012

sie waren von 2002 bis 2005 Vorsitzender des umweltaus-schusses im Deutschen Bundestag. immer wieder sind die großen Flächenverbrauchswerte the-ma: Hat sich da heute etwas verbessert, sehen sie Fortschritte?

Im Umweltausschuss kam das Thema insofern vor, als nach dem Jahr 2000 zum ersten Mal eine Nachhaltig-keitsstrategie mit – nach meiner Erinne-rung – zwanzig verschiedenen Punkten besprochen wurde. Dabei war ein wich-tiger Aspekt die angestrebte deutliche Reduktion der Flächenüberbauung von damals 120 Hektar am Tag herunter auf 30 Hektar. Das war einer der relativ we-nigen Punkte, wo sich der Umweltaus-schuss explizit auch mit der Raumordnung befasste. Ich glaube aber zu wissen, dass sich da bis heute nicht viel gebessert hat. Und dass der Flächenverbrauch immer noch rasant ist.

in dieser zeit wurde ja auch das Bundesnaturschutzgesetz novelliert...

Das schwierigste Thema war – schon seit Jahrzehnten – das Thema Landwirtschaft. Die so genannte Landwirtschaftsklausel im Naturschutzgesetz war für uns aus dem Umweltausschuss eine Art von Ironie. Da wurde – ohne weitere Qualifizierung – behauptet, dass die ordnungsgemäße Landwirtschaft kei-ne Störung im Sinne des Naturschutzge-setzes sei, was ja angesichts der Biodiver-sitätsverluste im agrarischen Raum eine ziemliche Ironie war.

Wurde das im neu aufgelegten Bundesnaturschutzgesetz verändert?

Der damalige Bundesumweltminister Jürgen Trittin hat-te allergrößte Mühe, diesen offenkundigen Unsinn zu über-winden, weil die Agrarseite natürlich gegen jede Form von Veränderungen war. Und der Landwirtschaftsausschuss war ja mitzeichnungsberechtigt. Da gab es wenig Bewegung, und am Ende hat man einen Formelkompromiss gefunden. Gleichwohl wurde die Novelle des Na-turschutzgesetzes als positiv gewertet, nicht nur vom Minister.

es ist demnach aber inhaltlich eine Bau-stelle mit den bestehenden Problemen geblieben...

In Bezug auf den tatsächlichen Flä-chennutzungskonflikt ist es weiterhin eine Baustelle. Das gilt aber nicht nur in Deutschland, das ist weltweit so. Im Moment ist ja weltweit ein großes Thema das so genannte „land grab-

„Man müsste ein Anreizsystem aufbauen,

nach welchem man nur dann profitabel wirtschaften kann,

wenn der nachhaltige Fußabdruck eingehalten

wird.“

„Atomenergie und fossile Energieträger müssen

die Kosten übernehmen, die sie der Gesellschaft via Klimaveränderungen oder

Strahlengefährdung aufbürden.“

„Die so genannte Landwirtschaftsklausel…

eine ziemliche Ironie.“

n ernst ulrich michael Freiherr von

Weizsäcker (geb. 1939) ist Naturwissen-

schaftler und Experte für Nachhaltigkeit. Er ist

sohn des Physikers und Philosophen carl Fried-

rich von weizsäcker und Neffe des ehemaligen

Bundespräsidenten richard von weizsäcker. in

den Jahren 1991 bis 2000 amtierte er als Präsi-

dent des wuppertal institut für klima, Umwelt,

Energie. Von 1998 bis 2005 war weizsäcker

Mitglied des Deutschen Bundestages für die

sPD. 2008 verlieh ihm die Deutsche Bundesstiftung Umwelt den mit

500.000 Euro dotierten Umweltpreis. Ernst Ulrich von weizsäcker lebt

in Emmendingen (südbaden).

INTERVIEW

bing“, wo angeblich untergenutzte Flächen aufgekauft werden, um darauf zum Beispiel Biotreibstoffe anzubauen. Das geht fast

immer stark zu Lasten des Naturschutzes und häufig zu Lasten der lokalen Bevöl-kerung.

zurück zu den energiefragen: Deutsch-land setzt inzwischen sehr stark auf re-generative energien. muss solartechnik auch weiterhin subventioniert werden?

Der massive Einstieg in die Nut-zung von Wind- und Sonnenenergie ist in Deutschland dank des Erneuerbare-Ener-gien-Gesetzes (EEG) von 1999 erfolgt, dem ich damals als Abgeordneter mit Freude zugestimmt habe. Es hat Deutsch-

land und danach mindestens weitere 50 Länder, darunter China, ins Solarzeitalter katapultiert. Aber es war von vorneherein die Idee, dass nach etwa 30 Jahren Subventionierung die erneuer-baren Energien selbsttragend werden sollen. Allerdings müssen gleichzeitig Atomenergie und fossile Energieträger die Kosten übernehmen, die sie der Gesellschaft via Klimaveränderungen oder Strahlengefährdung aufbürden.

als eine art urvater der Öko-Bewegung, wie sie gelegentlich genannt wurden, werben sie seit über 35 Jahren für einen rücksichtsvolleren umgang mit der natur. sie sind dem-nächst 73 Jahre alt. Haben sie keine spur von resignation?

Nein, natürlich nicht. Ich sehe, wie junge Leute sich engagieren. Ich bin Co-Präsident eines von den Vereinten Nati-

onen eingerichteten Internationalen Ressourcen-Panels und merke, dass man dort auch wieder Neuland betritt und gute Arbeit machen kann zum Nutzen künftiger Generationen.

Also anpacken lohnt sich auf jeden Fall. o

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36 welt 1/2012

MAGAZIN

Am Ufer des Viktoriasees, dem zweitgrößten See der Welt, liegt im Gwassi-Distrikt

in Kenia das Tonga Jungeninternat. Die Schule nimmt an einem 2010 gestarteten GNF-Projekt teil: Auf dem Schulgelände des Jungeninternats haben die Schüler mit ihrem Lehrer Daniel Owich einen 2.400 Quadratmeter großen Gemüsegar-ten angelegt. Die Ökogemüse-Initiative hilft den Schülern, ihre Ernährung zu si-chern und führt sie gleichzeitig an Natur- und Umweltschutzthemen heran.

Owich ist seit vielen Jahren als Lehrer an der Tongaschule tätig und koordiniert das Projekt. „Durch das angebaute Ge-müse konnten wir die Selbstversorgung der Schule deutlich verbessern. Der Ge-müseanbau ist Teil des Unterrichts und die Schüler sind mit großer Begeisterung dabei“, erklärt er.

In der Schule wurden außerdem zehn Wildbienenkörbe aufgestellt. Die Schü-ler haben sie gemeinsam mit einem Im-ker gebaut. Notwendiges Zubehör wie Königinnenkorb, Bienenwachs, Hand-schuhe oder Kopfschutznetz wurden im Rahmen des Projektes angeschafft. Der Honig wird auf den regionalen Märkten verkauft.

Ein zweites Einkommen

In Hawing, einem Dorf im Siaya Distrikt, haben sich 15 Witwen in der Yaw-Pachi Frauengruppe zusammengeschlossen. Bisher stammte ihr geringes Einkommen aus der Herstellung von Papyrus-Fußmat-ten. Seit die Yaw-Pachi-Frauen Gemüse anbauen, verfügen sie über ein höheres Einkommen. Das gepachtete Land haben die Frauen in der ersten Projektphase mit Süßkartoffeln, Paprika, Zwiebeln, Kuhbohnen, Gemüsekohl und regiona-len Gemüsearten wie dem Nachtschat-tengewächs Managu oder Sukuma Wiki, einer Art Grünkohl, bestellt.

Damaris Oluoko, Vorsitzende der Frau-engruppe, berichtet von den Schwierig-keiten der ersten Monate. „Direkt nach der Einsaat überfluteten starke Regenfälle etliche Felder. Ziegen fraßen einen Teil der Ernte. Mittlerweile halten Dornen-hecken die Tiere von den Feldern fern.“ Trotz solcher Anfangsschwierigkeiten fie-len die ersten Ernten gut aus. Im Durch-schnitt kann die Frauengruppe durch den Verkauf des Gemüses fast 400 Euro zusätzlich pro Monat verdienen. Im Ver-gleich: Eine Matte, die ein bis zwei Tage Arbeit erfordert, erlöst etwa 100 kenia-nische Schilling, das entspricht 90 Cent. Die Frauen sind nun unabhängiger vom Papyrus, bei dem es wegen Buschfeuern oder der Trockenzeit oft zu Engpässen kam. Außerdem werden jetzt häufiger die Schonzeiten in der Papyrusernte ein-gehalten.

nNACHHALTIGE ENTWICKLUNG Ökogemüse in afrikain kenia, ruanda und Uganda leben zahlreiche Menschen in bitterer armut

und leiden unter einer schlechten Ernährungssituation. Ein GNF-Pilotprojekt

eröffnet schulen und Gemeinden in Ostafrika wege aus der Not.

Vorbild für weitere Länder

In Ruanda arbeitet der GNF mit der Rwanda Environmental Conservation Organization in den Dörfern Murinja und Nyabigugu am Kagera Fluss. In Uganda koordiniert die Kikandwa Environmental Association die Aktivitäten im Dorf Lu-bajja an den Ufern des Wamala Sees, ei-nem etwa 250 Quadratkilometer großen Süßwassersee in Zentraluganda.

s

v.l.n.r.: Vorsitzende der Frauengruppe Damaris Oluoko, sekretärin susan anyango, schatzmeisterin Dorcas Otieno

Papyrus wächst an sumpfigen standorten.

schulgarten mit gemüse.

s. 37

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37welt 1/2012

nHAND IN HAND-FONDS Wenn erde und Klima schwankenDer klimawandel beutelt Osttibet. Ernteeinbußen und krankheiten belasten

die Menschen. Dann erschütterte auch noch ein Erdbeben die region Yushu.

H

AND IN HAND-FONDS

Deutsche Umwelthilfe & Rapunzel Natu

rkos

t

Der Hand in Hand-Fonds fördert soziale und ökologische Projekte in entwick-lungs- und schwellenländern. Der Fonds ist eine gemeinsame initiative des naturkostherstellers rapunzel naturkost und der Deutschen umwelthilfe.

internet: www.duh.de/hand_in_hand_fonds.html

MAGAZIN

ie Region Yushu liegt im Himala-ya auf 4.500 Metern Höhe. Hier

leben Bauern und Nomaden, die Ge-treide anbauen und Yaks züchten. Die asiatischen Hochlandrinder liefern den Familien Wolle, Milch, Fleisch und Dung als Brennmaterial für die Kochstellen. Doch die Tiere finden immer weniger Nahrung. Schwere Erkrankungen wie Mangelernährung, Hepatitis und Tuber-kulose breiten sich unter den Menschen aus. „Deutlich verringerte Niederschläge im Sommer und Temperaturen bis Minus 40 Grad im Winter machen uns zu schaf-fen“, sagt der Arzt Ngawang. Bereits seit 2009 arbeitet die deutsche Kinderhilfsor-ganisation Aktion Lebensträume e.V. in der Region. Sie hat dort unter anderem eine kleine Krankenstation errichtet.

Erdbeben sind im Himalaya häufig. Ein Beben der Stärke 7,1 zerstörte im April 2010 in Yushu die einfachen Behausun-gen der Menschen und Teile der Kran-kenstation. Sie musste dringend renoviert werden, um die zahlreichen Erdbeben-opfer zu versorgen. Viele Familien und auch Mönche, die obdachlos geworden waren, fanden hier eine Zuflucht. Sie suchten vor den extremen Minustem-peraturen und einem heraufziehenden Sandsturm Schutz in der Station.

Hilfe duldet keinen Aufschub

Mit den Fördermitteln aus dem Hand in Hand-Fonds sanierte der Lebensträume-Verein in kurzer Zeit die Krankenstation und richtete sogar weitere Behandlungs-räume ein. Zusätzlich hat der Verein ein Kleinpferd angeschafft, so gelangt Nga-wang nun besser zu Notfalleinsätzen in der schwer zugänglichen Gebirgsregion.

Die Nomaden können dank der Unterstüt-zung auch Yaks und Schafe wieder nach-züchten und damit ihre Lebensgrundlage nachhaltig sichern. Die Lebensträume-Helfer planen, mit Hand in Hand-Geldern ein Kinder- und Kulturhaus zu bauen. Sie werden Fortbildungen zum ökologischen Landbau und anderen Themen anbieten. Handwerkstraditionen wie das Gerben von Leder, das Verarbeiten von Filz und das Herstellen von Kräutermedizin sol-len wieder aufleben. Ein neuer Brunnen wird die Menschen bald mit sauberem Trinkwasser versorgen, eine Kläranlage soll hinzukommen. (cg, eb) o

Das Projekt löst nicht die Ernährungs-probleme aller Menschen in den Regio-nen, der Ansatz stößt bei den regionalen Behörden aber auf sehr positive Reso-nanz. Es bietet den ärmsten Menschen die Möglichkeit einer kleinräumigen Selbstversorgerlandwirtschaft. Dr. God-frey Ogonda, Projektleiter der koordinie-renden Organisation Osienala, berichtet, dass die Erfolge den Menschen Mut und Selbstvertrauen geben. Der Projektansatz macht Schule und wird von anderen Fa-milien in den Regionen kopiert.

Gefördert wird das Vorhaben von der Stif-tung Ursula Merz mit Sitz in Berlin. (ug) o

n Ostafrika stellt ein Schwerpunkt-

gebiet in der Projektarbeit des GNF

dar. Im sogenannten ostafrikani-

schen Grabenbruch liegen die größ-

ten und wichtigsten Seen des afrika-

nischen Kontinents. Um den Natur-

und Umweltschutz an den Seen zu

fördern, hat der GNF vor drei Jahren

das Living Lakes Netzwerk Ostafrika

gegründet. Mitglieder im Netzwerk

sind Umweltschutzorganisationen

aus den Ländern Kenia, Uganda,

Tansania, Burundi und Ruanda. Zu

den Partnerseen gehören die be-

rühmten Seen Viktoria und Tangan-

jika, aber auch Seen wie Nabugabo,

Wamala, Bogoria, Chala, Kanyaboli,

Jipe und Kivu.

Vierbeiner statt notarztwagen.

D

Der arzt versorgt erdbebenopfer.

Die Frauen stellen Papyrusmatten her und erzielen daraus ein geringes einkommen.

Papyrus wächst an sumpfigen standorten.

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38 welt 1/2012

MAGAZIN

Erste dramatische Auswir-kungen des Klimawandels machen sich in der Grenz-

region von Bolivien und Peru am Titi-caca See bemerkbar. Die Regenzeit hat sich von ursprünglich sechs auf nur drei Monate verkürzt. Der Wasserstand sinkt immer weiter. Gleichzeitig wird dem See für die Trinkwassernutzung, die Bewäs-serung der Felder oder für die Industrie mehr und mehr Wasser entnommen.

Die Bevölkerung in der Region ist in den letzten Jahren rasant gewachsen. Das verursacht einen höheren Verbrauch an Nahrungsmitteln, Wasser und Land. Auch das Aufkommen an Müll und Ab-wasser steigt. Lange haben die Anrai-nergemeinden der Selbstreinigungskraft des Sees vertraut und ihre Abwässer nur

unzureichend geklärt in den See geleitet. Ein Irrtum mit Folgen: Durch den unge-bremsten Nährstoffeintrag breitet sich heute ein stetig wachsender Teppich aus Wasserlinsen aus.

Hoffnung für den See

Die bolivianische Naturschutzorganisati-on Trópico arbeitet mit dem GNF seit De-zember 2011 an einem Projekt gegen die Auswirkungen des Klimawandels am Titi-caca See. In einer Umweltbildungskam-pagne wird die einheimische Bevölke-rung zum Beispiel mit einer Filmwoche, einem Fotowettbewerb und der Veröf-fentlichung verschiedener Informations-materialien über den Klimawandel und seine Folgen für ihre Lebensgrundlagen informiert. Außerdem entwickelt Trópico gemeinsam mit der Stadtverwaltung von La Paz ein Klimaschutzkonzept für die Millionenstadt. Erfahrungen aus Europa dienen dabei als Vorbild.

Der GNF, die peruanische Umweltorga-nisation Centro de Desarrollo Ambiental y Social und Trópico fordern effektive Schutzmaßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität am See, damit der höchstgelegene schiffbare See in seiner Schönheit erhalten bleibt. (bs) o

internet:

www.globalnature.org/Bedrohter-see2012

Förderer des Projekts ist die stiftung ursula merz.

Living Lakes-Förderer:

nLIVING LAKES

Wiederholt ausgezeichnet

Die Deutsche UNESCO-Kommission hat Living Lakes als Projekt der UN-Dekade

„Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet. Über 1.400 Projekte und Initiativen, die Kindern und Erwachsenen Ansätze für eine nachhaltige Entwick-lung vermitteln, wurden bisher offiziell ausgezeichnet. Living Lakes ist eines von nur 14 Projekten, welches die Auszeichnung be-reits zum vierten Mal in Folge erhält. GNF-Präsidiumsmitglied Prof. Harald Kächele nahm die Auszeichnung in Berlin entgegen. (sr) o

nLIVING LAKES

titicaca see ist „Bedrohter see des Jahres 2012“Die atemberaubende kulisse des zweitgrößten sees in südamerika kann

nicht über gravierende Umweltbelastungen hinwegtäuschen. Mit der

Ernennung zum „Bedrohten see des Jahres“ will der Global Nature Fund

(GNF) weltweit auf die fortschreitende zerstörung des größten trink-

wasserspeichers in südamerika aufmerksam machen.

Die indigene Bevölkerungsgruppe urus lebt auf schwimmenden inseln (großes Bild). Kleines Bild: Wasserlinsen breiten sich zunehmend aus.

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39welt 1/2012

MAGAZIN

ie DUH fordert die Bundesregie-rung auf, für eine deutliche Nach-

besserung am EU-Kommissionsvorschlag zur Reform der Fischereipolitik zu sor-gen. Im Rahmen der europaweiten, in Deutschland von der DUH koordinierten Kampagne OCEAN 2012 und im Schul-terschluss mit weiteren Umweltverbän-den legte sie eine Stellungnahme vor, die dafür eintritt, dass öffentliche Gelder, die sich letztendlich aus den Steuergeldern der Bürger speisen, auch nur im Sinne des öffentlichen Interesses eingesetzt werden. Die natürlichen Ressourcen und die Ar-tenvielfalt des Meeres sind ein solches Allgemeingut, für das wir generations-übergreifend Verantwortung tragen.

Nachhaltiger Wandel

Die derzeitige Subventionspraxis der EU hingegen hält einen Sektor über Wasser, der mit seinen Fangkapazitäten und -me-thoden für die Überfischung und Schä-digung der marinen Lebenswelt maß-geblich verantwortlich ist. Der geplante Europäische Meeres- und Fischereifonds wird für den Zeitraum 2014-2020 rund 6,5 Milliarden Euro zur Verfügung haben, um in einer reformierten Gemeinsamen

Keine subventionen mehr für überfischung? Künftig soll die Verwendung von naturschonendem Fanggerät gefördert werden, meinen naturschützer.

nMEERESNATURSCHUTZ Öffentliche gelder nur für öffentliche güter! EU-subventionen müssen als stellschraube in richtung nachhaltiger

Fischerei eingesetzt werden. Umweltorganisationen legen stellungnahme vor.

Fischereipolitik (GFP) den Übergang zu einer nachhaltigen Fischerei zu bewerk-stelligen und wird voraussichtlich 2013 in Kraft treten.

Um die beabsichtigte Lenkungswirkung zu erzielen, ist es nach Meinung der Um-weltorganisationen jedoch notwendig, mehr Gelder für die Datenerhebung und Überwachung einzustellen und Beihilfen nur Fangflotten zukommen zu lassen, de-ren Fangkapazitäten in einem ökologisch vertretbaren Verhältnis zu den Fangmög-lichkeiten stehen. Beifang muss zukünftig angelandet werden. Dies begrüßen die Meeresschützer, kritisieren jedoch die vorgesehene Finanzhilfe für die Vermark-tung von unerwünschtem Beifang. Statt-dessen sollte die Erprobung selektiver Fanggeräte bezuschusst werden.

Positiv bewerten die DUH und ihre Part-ner, dass keine Beihilfen mehr für neue Häfen oder den Austausch von Motoren bereitgestellt werden und dass die Ver-gabe von Fördergeldern sowohl an Mit-gliedstaaten als auch Fischereibetreiber von der Einhaltung der Vorschriften der Gemeinsamen Fischereipolitik abhängig sein soll. (nw) o

DAusschreibung

Die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) vergibt 2012 zum 17. Mal den

Preisbedingungen Der Preis wird an Journalisten, Filmer,

Redakteure, Umweltgruppen, Autoren und Verleger in den Kategorien Printmedien

(Zeitung, Zeitschrift, Buch), Hörfunk, Fernsehen und Neue Medien verliehen, die in beispielhafter Weise:

n das Bewusstsein für Umweltgefahren schärfen, n umweltbezogene Fragestellungen lösungsorientiert darstellen, n Umwelt- und Naturthemen publikumsgerecht vermitteln, n Handlungsanreize für den Umwelt-, Natur- und Artenschutz schaffen, n Pionierleistungen im Bereich des Umwelt-, Natur- und Artenschutzes bekannt machen und zur Nachahmung anregen.

Preisvorschläge Vorschläge können von Einzelpersonen, Gruppen oder Institutionen eingereicht werden. Eine Eigenbewerbung ist nicht

zulässig.

Nominierungen sind bis zum 31. Juli 2012 möglich.

Preisverleihung Über die Vergabe des Preises entscheidet der Bundesvorstand der DUH. Der Preis wird in einer öffentlichen Veranstaltung

verliehen. Die Ehrung wird bundesweit bekannt gemacht.

Wir danken der Deutschen Telekom für die Unterstützung.

Ansprechpartner für weitere Informationen: Deutsche Umwelthilfe e.V. Erika Blank, Jürgen Resch

Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell Tel. 07732 99 95-90, Fax -77 [email protected]; www.duh.de

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UmweltMedienpreis

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40 welt 1/2012

n von Melanie Fessler

B

überlebenskünstler im

Stachelkleid

Bei den ersten warmen Sonnenstrahlen im Frühling verlässt der Igel sein Winterquartier und streckt sei-ne Schnauze ins Licht. Seit dem späten Herbst hat er

geschlafen und rund 30 Prozent seines Körpergewichts dabei verloren. Nun will er nur noch fressen, bevor er in ein neues Igeljahr aufbricht und sich eine Partnerin sucht.

Igel sind Einzelgänger. Nur zur Paarungszeit zwischen Mai und August sucht der Igelmann die Gesellschaft. Hat er ein Weib-chen gefunden, umkreist er es zunächst ausdauernd. Manchmal versucht das Weibchen ihn stundenlang abzuwehren, mit seinen Stirnstacheln schubst es den Brautwerber wieder und wieder weg. Gibt es ihm endlich nach, legt das Weibchen seine Sta-cheln eng an den Körper. Nach der Paarung kümmert sich das

Igelmännchen nicht weiter, und das Weibchen muss die Jungen alleine großziehen.

Nach etwa 35 Tagen bringt die Igelin vier bis fünf Junge zur Welt. Sie sind noch blind und taub und wiegen nur rund 20 Gramm. Bei ihrer Geburt haben die Jungigel bereits weiche, weiße Erstlingsstacheln. Sie liegen unter der Rückenhaut, damit sie die Mutter auf dem Geburtsweg nicht verletzen. Etwa sechs Wochen lang säugt das Weibchen seine Jungen. Nach rund drei Wochen bekommen die kleinen Igel Milchzähne und begeben sich das erste Mal auf Nahrungssuche. Von der Mutter werden sie dabei nicht begleitet, so dass sie sich auf ihren angeborenen Instinkt verlassen müssen. Nach sechs Wochen gehen die Igel dann allmählich ihren eigenen Weg.

zur stachligen Kugel gerollt

Igel sind wegen ihrer Stacheln unverwechselbar. So schützen sich die Tiere wie mit einer Ritterrüstung vor Fressfeinden. Das Stachelkleid reicht dem Igel von der Stirn bis zum Schwanz, nur sein Bauchfell ist ohne Spitzen. Die nadelspitzen Stacheln sitzen in der Hautmuskulatur. Jeder Stachel wird durch einen eigenen einzelnen Muskel bewegt, angelegt oder aufgerichtet. Das Einrollen und das Aufrichten der Stacheln bei Gefahr erfolgt in weniger als einer einzigen Sekunde. Mehrere Stunden kann er so ausharren und dem Feind trotzen. Wenige sind es, die es mit den spitzen Stacheln aufnehmen: Uhu, Dachs, Fuchs und Marder gehören dazu.

Trifft ein Igel auf einen ihm unbekannten Gegenstand, beriecht und bekaut er ihn ausgiebig. Dabei bildet sich ein weißlicher

Fünf tage altes igel-Baby. Die igel oben sind acht Wochen alt.

Unbekannt sind die bei uns heimischen Braunbrustigel ganz und gar nicht. Fast jedermann ist schon einmal ei-

nem igel begegnet. Doch wie leben und lieben diese tiere eigentlich?

Unbekannte Tierart

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41welt 1/2012

Unbekannte Tierart

Steckbrief Braunbrustigel (Erinaceus europaeus)

Verwandtschaft

Der in Deutschland lebende Braunbrustigel zählt wie Maulwürfe

und Spitzmäuse zur Ordnung der Insektenfresser. Stammesge-

schichtlich lässt sich der Igel bis ins Paläozän, vor ca. 65,5 Millionen

Jahren, zurückverfolgen.

Verbreitung

Igel kommen in Europa, Afrika und zum Teil in Asien vor. In

Amerika und Australien gibt es sie nicht. In Westeuropa ist der

Braunbrustigel die am weitesten verbreitete Art, im Osten Europas

ist der Weißbrustigel der häufigere Vertreter.

aussehen

Ausgewachsene Igel werden bis

zu 30 Zentimeter lang und ha-

ben ein durchschnittliches Kör-

pergewicht von 1.000 Gramm.

Männchen und Weibchen lassen

sich nur durch Lage und Form

der Geschlechtsorgane unter-

scheiden. Erwachsene Igel haben

bis zu 8.000 braun und beige gebänderte Stacheln, die im Laufe

eines Igellebens ausbleichen und gelblicher werden. An seiner

langen beweglichen Schnauze hat der Igel Tasthaare. Seine Zäh-

ne sind spitz und scharf und perfekt an seine fast ausschließlich

tierische Ernährung angepasst.

Lautäußerung und sinnesorgane

Bei Gefahr faucht und schnauft der Igel. Manchmal hört man auch

seine lauten Angst- und Schmerzschreie. Nahrung und Partner

finden Igel überwiegend durch ihren hervorragenden Geruchs-

sinn. Auch das Gehör ist gut ausgebildet, Igel hören bis in den

Ultraschallbereich hinein. Sehen können sie trotz ihrer relativ

großen Augen kaum.

gefährdung und schutz

Neben wenigen Fressfeinden wie Uhu, Fuchs und Marder ist

die größte Bedrohung für den Igel der Mensch. Der Tod durch

Überfahren ist häufig, Monokulturen dezimieren das Nahrungs-

angebot, und in eintönigen Landschaften finden Igel keinen Un-

terschlupf. Im Hausgarten werden Rasenmäher, Schwimmbäder,

Giftköder oder Feuer zur Gefahr. Naturnahe Gärten mit zahlrei-

chen Unterschlupf- und Nistangeboten sowie einer reichhaltigen

Nahrungspalette sind dagegen für Igel attraktiv. Auf den Einsatz

von Chemie zur Schädlingsbekämpfung und zur Düngung sollte

verzichtet werden. Igel gehören zu den durch das Bundesnatur-

schutzgesetz besonders geschützten Wildtierarten.

Schaum, den Beobach-ter oft fälschlicherweise für Tollwut halten. Der Schleim wird in das so genannte Jacobsonsche Organ transportiert, ein zusätzliches Sinnesorgan zwischen Rachen- und Nasenhöh-le. Später spuckt das Tier den weißen Speichel wieder aus oder schmiert ihn unter Verrenkungen in sein Stachelkleid. Da Igel schlecht se-hen, dominiert bei der Partnerwahl und der Nahrungssuche der Geruchssinn.

Vor allem in der Däm-merung und in der Nacht sind Igel aktiv und suchen Futter. Sie lieben Insekten, Regen-würmer, Schnecken, Spinnen, junge Mäuse und kleine Frösche. Für den Gärtner ist der Igel deshalb eine wertvolle Hilfe beim Bekämpfen uner-wünschter Schnecken im Gemüsebeet. In naturfernen Gärten können jedoch Giftkö-der und Schneckenkorn zur Gefahr für die Tie-re werden. Sehr viele Igel kommen auch im Straßenverkehr um. In ausgeräumten Land-schaften finden sie kei-ne Nahrung und keinen Schutz, oft folgen sie deshalb dem Menschen in seine Siedlungen. Findet er dort geschütz-te Hecken und Gebüsche für seine Nester und ausreichend Nahrung, bleibt der Igel gern in der Nähe des Menschen.

Das Jahr des igels geht zu ende

Später im Jahr ist der Igel auch tagsüber anzutreffen. Dann bereitet er sich schon auf seinen Winterschlaf vor und frisst sich eine dicke Speckschicht an. Ab Oktober begibt er sich zur Ruhe, zuerst die Männchen, dann die Weibchen und zuletzt die Jungigel, die länger brauchen, um ihr Winterschlafgewicht zu erreichen. In seinem festen, wärmeisolierten Nest aus Blättern

und Reisig verschläft der Igel nun den nahrungs-armen Winter, bis die Frühlingssonne

ihn wieder weckt. o

auch unter den igeln gibt es albinos.

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Menschen für Natur

nBildnachweis: titelseite: s. Ernst/Naturfoto-Online; s. 3: a. Busch; s. 4: Gtü/Pixelio (o), l. Gerken/Natur-foto-Online (m), Bürgerverein sauberes Delitzscher land e.V. (u); s. 5: First solar (o), U. Gattenlöhner/GNF (m), O. Hahn/hahn-film (u.); s. 6: V. wehrhahn/Pixelio; s. 7: t. schubert/Pixelio (li.o.), G. winter/Pixelio (li.m.), a. E. arnold/Pixelio (li.u.), a. skeide/Pixelio (re.o.), k. F. Domnik/Pixelio (re.m.), P. Böni/Pixelio (re.u.); s. 8: D. kostner/wikimedia/cc; s. 10: M. Mecnarowski/photomecan.eu/wikimedia/GNU (o), M. Hahn (u); s. 12: H.-J. schaffhäuser/Naturfoto-Online (o), O. Hahn/hahn-film (kohlmeise, Mehlschwalbe, kranich), D. Pettersson/wikimedia/cc (Feldlerche); s. 13: O. Hahn/hahn-film (Vögel), M. Fessler/DUH (l); s. 14: stanko Petek/www.luftbild.com (o), U. kunze/Pixelio (star), aleph/wikimedia/cc (zilpzalp), O. Hahn/hahn-film (Bergfink), P. wernicke (seeadler); s. 15: U. walz/Naturfoto-Online (l), aquila Naturreisen (r); s. 16/17: Bürgerverein sauberes Delitzscher land e.V.; s. 18: Bürgerverein sauberes Delitzscher land e.V. (o,u), DUH (m); s. 19: Bürgerinitiative Bad klosterlausitz (o,m), B. Dietl (u); s. 20/21: GNF-archiv, seenpartner Dümmer und chiemsee; s. 22: regionalbündnis soonwald-Nahe; s. 23: a. Bernauer (Foto u. illustration o.), O. Hahn/hahn-film (u); s. 24: stadt kremnica (o), stadt Montpellier (u); s. 25: s. wissel/DUH; s. 26: s. schulz; s. 27: G. Fiedler/DUH; s. 28: H. reich /solar invest aG; s. 29: B. Pedersen dpa/lbn; s. 30: G. Baumbach; s. 32: kyocera (l), DUH (r); s. 34: s. Jehle; s. 36: U. Gattenlöhner/GNF; s. 37: U. Gattenlöhner/GNF (l), rapunzel Naturkost (r); s. 38: cEDas; s.39: c. arnold/OcEaN2012; s. 40/41: O. Hahn/hahn-film; s. 42: w. Buchhorn/Naturfoto-Online (l), P. Heinrich/Pixelio (m), s. Ernst/Naturfoto-Online (r); s. 43: Heinz sielmann stiftung (o), r. Eckhoff (u)

GlücksmomenteNatur schenkt

naturerlebnis Bergstraße: 2. bis 5. Juni 2012

Das warme Klima am Rand des Oden-waldes ist charakteristisch für diese Re-gion. Rund um Bensheim gibt es etliche Naturschutzgebiete, die auf Trockenrasen seltene Orchideen hervorbringen und Vögel wie Wiedehopf und Heidelerche beheimaten. Der nahe Rhein hingegen mit Altarmen und Teichen ist ein El Do-rado für Drosselrohrsänger, Blaukehlchen und Schwarzhalstaucher. Hier sind die vielfältigen Lebensräume einer traditi-onsreichen Kulturlandschaft erlebbar, um die sich engagierte Naturschützer vor Ort kümmern. Reiseleitung durch Albatros Tours Bensheim, Jürgen Schneider.

1.tag: Ankunft, Exkursion ins NSG Bie-densand mit Beobachtung der Kormoran-kolonie; nachmittags Viernheimer Heide

2.tag: Trockenrasen und Orchideen am Rand des Odenwalds

3.tag: Teichexkursion: seltene Brutvögel im NSG Wagbachniederung

4.tag: Rüdesheim, Naturbeobachtungen im Weinberg, Stadtbummel, Abreise

425 Euro pro Person im DZ, EZ-Zuschlag 95 Euro, maximal 14 Personen.

nationalparke der Ostsee: 29. september bis 3. Oktober 2012

Die Nationalparke der Vorpommerschen Boddenlandschaft und der Insel Rügen sind bekannt für ihre außerordentlichen Naturschätze: steile Kliffe, stille Buch-ten, ausgedehnte Wälder und versteckte Moore. Seeadler durchstreifen das Gebiet und bis zu 50.000 Kraniche rasten hier auf ihrer Herbstwanderung. Dachs, Biber und Fischotter sind alteingesessene Be-wohner dieser großräumigen Naturland-schaft, die immer wieder wunderbare Blicke auf die Ostsee freigibt. Die Biolo-gin und „Adlerfrau“ Geranda Olsthoorn vermittelt mit Aquila-Naturreisen Freude

DUH-Naturreisen stellen Naturkostbarkeiten Deutschlands vor und geben Einblicke in die Naturschutzarbeit.

Das Programm bietet Beobachtungserlebnisse in freier Natur, Gespräche mit aktiven Naturschützern und

Begegnungen mit DUH-Mitarbeitern.

an Outdoor-Beobachtungen und fördert bei Touristen das Bewusstsein für den Naturschutz. (ab)

1.tag: Ankunft in Stralsund, Einführungs-vortrag über Natur und Landschaft sowie über naturverträgliches Beobachtungs-verhalten

2.tag: Küstenwanderung mit Sichtung von Wasservögeln und Seeadlern, Kra-nich-Informationszentrum, Einflug der Kraniche bei Sonnenuntergang

3.tag: Insel Rügen mit Kreidefelsen, Wanderung am Feuerstein-Strand und durch Buchenwälder

4.tag: Stralsund, Besuch des Deutschen Meeresmuseums mit Führung, anschlie-ßend Stadtbummel

5.tag: Abreise

320 Euro pro Person im DZ, EZ–Zuschlag 80 Euro, maximal 14 Personen. o

Weitere informationen und Detailprogramm:

annette Bernauer initiative „menschen für natur“ DuH Bundesgeschäftsstelle Fritz-reichle-ring 4 78315 radolfzell tel. 07732 9995-60 e-mail: [email protected]

Beutelmeise

an der Ostsee

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43welt 1/2012

DUH intern

Der Vorstand der Deutschen Um-welthilfe hat seinen stellvertretenden Vorsitzenden und den bisherigen Vor-standssprecher der Heinz Sielmann Stif-tung, Michael Spielmann (51), zum neu-en Bundesgeschäftsführer berufen. Die Entscheidung war notwendig geworden, weil der seit 2006 amtierende bisherige Geschäftsführer Rainer Baake eine neue Aufgabe bei der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation an-nimmt. Dort wird Baake ab April 2012 als Direktor einer Initiative vorstehen, die die Energiewende in Deutschland vor-anbringen soll („Agora Energiewende“). Voraussichtlich ab Juli 2012 wird Spiel-mann gemeinsam mit dem langjährigen Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch die neue Doppelspitze der DUH bilden.

Vor seinem Engagement bei der Heinz Sielmann Stiftung war der Diplom-Po-litologe und studierte Volkswirtschaftler Michael Spielmann viele Jahre in füh-renden Positionen des BUND tätig, von 1993 bis 1998 als Geschäftsführer des Landesverbands Thüringen und von 2001 bis 2008 in gleicher Position beim Lan-desverband Baden-Württemberg. Bereits seit der Jahrtausendwende ist Spielmann der DUH als ehrenamtliches Mitglied des Vorstands und stellvertretender Vor-sitzender eng verbunden.

an erfolge anknüpfen

„Der Vorstand und die bisherige Ge-schäftsführung freuen sich sehr, einen der erfahrensten Naturschützer und Kenner der Energie- und Naturschutz-politik in Deutschland nun noch fester an die DUH binden zu können“, sagte der DUH-Bundesvorsitzende Prof. Ha-rald Kächele nach der Vorstandsent-scheidung. Er sei zuversichtlich, dass Spielmann nahtlos anknüpfen werde an die großen Erfolge, die die DUH als schnell wachsende Umweltorga-nisation in den vergangenen Jahren habe feiern können. Kächele: „Ich bin sicher, das politische Gewicht der DUH

wird mit der neuen Doppelspitze Jürgen Resch und Michael Spielmann weiter-hin zunehmen“.

Die DUH hat sich insbesondere in der Energie- und Klimapolitik unter Rainer Baake, früher Staatssekretär im Bundes-umweltministerium (BMU), zu einem der kompetentesten Ideengeber in der Politik von BUND und Ländern entwickelt.Kä-chele: „Rainer Baake hat für die DUH fast sechs Jahre lang Großes geleistet, nicht nur auf seinem Paradegebiet, der Energie- und Klimapolitik, sondern insbesondere

Deutsche umwelthilfe ab Juli mit neuer Doppelspitze

Michael spielmann folgt rainer Baake und bildet gemeinsam mit Jürgen resch

die neue Bundesgeschäftsführung.

auch bei der Strukturierung und Führung eines über viele Jahre rasant wachsenden Stabs kompetenter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“

Kächele und der langjährige Geschäfts-führer Jürgen Resch sprachen Baake den Dank des Vorstands und der Mit-arbeiterschaft für seine Arbeit aus. Sie seien überzeugt, dass der gemeinsame engagierte Einsatz für Energiewende und Klimaschutz, Umwelt und Natur auch in Zukunft erfolgreich weiter-gehe. (gr) o

als Kenner der Verbändeszene und langjähriger naturschutzfachmann wird michael spielmann in die DuH-geschäftsführung eintreten.

rainer Baake bleibt dem thema energiewende treu.

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Deutsche Umwelthilfe e.V. Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell Fax: 07732-9995-77

Sie können auch über unsere Internetseite Mitglied im Förderkreises werden:

www.duh.deSpendenkonto: 81 90 002 BLZ 370 205 00Bank für Sozialwirtschaft Köln

Ja!

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Mein monatlicher Beitrag: E 20,-- E 10,-- E 5,-- E

Ich werde Mitglied im Förderkreis und unterstütze damit die Arbeit der Deutschen Umwelthilfe zum Schutz von Natur und Umwelt.

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uns für biologische Vielfalt ein.

Natur braucht Freunde

Tel. 07732-9995-60 E-Mail: [email protected]

Ihre Ansprechpartnerin: Annette Bernauer

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