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DVD Selbstverteidigung Komplett Skript

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Unterrichtsmaterial zur DVD Selbstverteidigung komplett mit Wing / Tsun und Freistil, von und mit Sifu Erwin L. Kastl.www.kampfsport-selbstverteidigung-dvd.de

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Selbstverteidigung komplett Vorher – Der Kampf – Nachher Vorher: Wachsamkeit und Target Hardening durch selbstbewusstes Auftreten, gesunder Menschenverstand heisst gefährliche Plätze meiden, nicht an gefährlichen Plätzen trinken, nicht an Autos im Streit gehen, bei drohender Gefahr den Ort verlassen, auch bei Kampfvermeidung sofort den Ort verlassen wegen Racheaktionen oder Verstärkung.

Genetisch angelegt gibt es im Menschen nur Kämpfen, Flüchten oder tot stellen. WT ist aggressive Vorwärtsverteidigung.

Unmittelbar vor dem Kampf: In einer Selbstverteidigungssituation gibt es im Wesentlichen FÜNF Strategien, die im Umgang mit einer Gefahr, die von Menschen ausgeht, vorhanden sind.

Fast jeder denkt beim Wort Selbstverteidigung nur an Kampf. Bei einem umfassenden Verständnis des Begriffes Selbstverteidigung im Sinne von Selbsterhaltung und Überleben um jeden Preis gibt es aber weit mehr Möglichkeiten, die Gefahr zu meistern. Es geht nicht ums Kämpfen, sondern ums möglichst unversehrt Überleben, auch von Personen, für die man verantwortlich ist.

1. Die erste Strategie ist Nachgeben. Manche Dinge sind es einfach nicht wert, dafür zu kämpfen. Z. B. „Hau ab du Depp“ Wenn ich durch Weggehen das Problem lösen kann, mache ich das eben.

2. Die zweite Strategie ist Flüchen. Sich entfernen oder auch davonlaufen so schnell wie nur möglich und so weit wie nur möglich, bis man zuverlässig in Sicherheit ist. Lieber ein paar Sekunden feige als ein Leben lang tot.

3. Die dritte Strategie ist Deeskalation. Man versucht (Im Regelfall) den Angreifer zu beruhigen, man spricht mit ihm, beschwichtigt ihn und so weiter. Man entschärft die Situation.

4. Die vierte Strategie nenne ich mal: „Schneid abkaufen“. Sie ist im Regelfall die erfolgreichste für die Kampfvermeidung. Man macht dem Angreifer klar, dass er sich das falsche Opfer ausgesucht hat. Vorraussetzung dafür ist ein extrem selbstbewusstes und auch körpersprachlich glaubwürdiges Auftreten. Z. B. „Mit mir legst die besser net o“.

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Wurde von Ullrich Rauch schon mehrfach erfolgreich verwendet. Oder: „Wenn du ein Problem hast, können wir gleich rausgehen auf den Parkplatz und die Sache klären“. Noch mehr Beispiele bringen. Zusammen mit der Körperhaltung und der Wachsamkeit spielt auch die Stimmlage eine wichtige Rolle. Die Stimme soll dem Gegner ausdrücken, dass auch von uns Gefahr ausgeht und dass wir dazu bereit sind, uns im Notfall zu verteidigen. Was den Gegner auch abschrecken kann, ist zum Beispiel das stellen einer Frage, wie „Was wollen Sie von mir?“. Oder: Sie wollen also wirklich mit mir kämpfen. Dies kann zu einer schnellen Abwendung und Verunsicherung des Angreifers führen. Je selbstsicherer man dem Gegner gegenüber tritt, desto schneller kann der Gegner in die Flucht geschlagen werden. Das Gesetz des Dschungels. Grösser oder kleiner.

5. Die fünfte Strategie erst ist Kämpfen. Sie ist nur eine der Strategien, aber die Schlüsselfähigkeit, um die anderen 4 Strategien erfolgreich einsetzen zu können. Je sicherer ich bin, den tatsächlichen Kampf zu gewinnen, desto ruhiger und selbstsicherer bin ich, desto besser kann ich überlegen, und andere Strategien in Betracht ziehen.

Selbstverteidigung muss umfassend verstanden werden. Sie beginnt mit allgemeiner Wachsamkeit und Vorsicht , Target Hardening, Kenntnis der 5 Strategien der Selbstverteidigung und endet mit Kämpfen. Kämpfen ist erst das letzte Mittel, wenn alles andere versagt hat. Dennoch ist die Fähigkeit, sich durch den Einsatz von Gewalt zu verteidigen, der Schlüsselfaktor. Sie erst ermöglicht das Selbstvertrauen und die Ruhe, auch die anderen Strategien zu erwägen. Wer alles versucht hat, um den Kampf zu vermeiden, ist dann auch moralisch im Recht, wenn er den Angreifer verletzen muss.

Ein vermiedener Kampf ist ein gewonnener Kampf. Selbstverteidigung heisst ich will möglichst unversehrt nach Hause kommen, unabhängig davon, was mit dem Angreifer geschieht. Hier ist ein grosser Unterschied zum Sportwettkampf.

Aus einem e-book eine amerikanischen SV-Lehrers habe ich noch folgende Punkte, ich fand sie ganz interessant, eigentlich nichts wirklich neues für mich, aber ein paar Dinge werden doch sehr gut auf den Punkt gebracht. Ich habe die Punkte frei übersetzt. Du mussst damit rechnen, bei der Verteidigung verletzt werden. Du und nur du bist deine erste Verteidigungslinie Die Polizei kann dich nicht schützen Du bist der Schwächere, Angreifer suchen sich nur Gegner oder besser Opfer aus, die sie sicher besiegen können, bzw. von denen Sie annehmen, sie besiegen zu können. Es wird dann passieren, wenn du es am wenigsten erwartest Im Gegensatz zu dem was du gelernt hast, musst du bereit und willens sein, einen anderen zu verletzten

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Unter Umständen ist das Gesetz nicht auf deiner Seite Du musst die Entfernung zum Angreifer kontrollieren und seine Fähigkeit, dich zu erreichen Du musst die Erwartungen und Vorstellungen des Angreifers kontrollieren Denke nicht zu sehr an deine Technik Es geht nicht um gewinnen oder verlieren, es geht darum, gesund nach Hause zu kommen Wenn er dich nicht treffen kann, kann er dich nicht verletzen Wenn er dich nicht verletzen kann, kann er dich nicht besiegen Du kannst kein Messer zu einer Schiesserei mitnehmen und hoffen, zu gewinnen. Die Brutalität, Hinterlist und Gemeinheit des Strassenschlägers lässt sich nur mit den selben Mitteln überwinden. Die Faust kennt keine Höflichkeit. Das ist kein Betrug und nichts Unfaires, wenn du die gleichen Mittel wie dein Angreifer benutzt, du veränderst nur die Umstände und Bedingungen zu deinen Gunsten. Das Überleben eines Angriffes hängt von drei wichtigen Dingen ab: Was du getan hast, um dich angemessen und optimal vorzubereiten. Was du während des Angriffes gemacht hast. Wie du mit den Folgen, die sich aus deiner Verteidigung und den Massnahmen, die du ergriffen hast, um dich vor der Gefahr zu schützen, umgehtst. Bedenke: Du bist entweder das, was du gewählt hast zu sein, oder das, was du den Umständen erlaubt hast, aus dir zu machen. Opfer oder Überlebender Die Wahl liegt bei dir

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Der Kampf: Verteidigungen aus dem Zaun: Normaler Zaun mit Bewegen mit friedlichen Worten aber aggressiver Körperhaltung. Langer Zaun. Neutraler Zaun. Zaun mit Umdrehen gegen Strassenräuber, Neutraler Zaun einseitig beim bedrohten Vorbeigehen. Sparring ist keine Vorbereitung auf den tatsächlich immer stattfindenden Ritualkampf. Schlagkraft kurz mit kleiner oder grosser Pratze demonstrieren, Falling Step, Spring Punch, ist eigene DVD, aber auch ein leichter Schlag auf die Nasenspitze genügt oft. Wir machen aus Sicherheitsgründen immer Overkill. Zum K. O. Schlagen auf Russel Stutely hinweisen. In der Selbstverteidigung gibt es keine Silbermedallie für den Zweiten. Erster Platz heisst, ich kann aus eigener Kraft nach Hause gehen, zweiter Platz ist ein Bett im Krankenhaus. Oft gilt es auch, andere zu beschützen. Verteidigung nur gegen ungedeckte Bedrohung, nicht gegen Kampfstellung. Vorher Streitgespräch, am Anfang aber weglassen. Sicherheit geht immer vor. Wir wollen uns nicht verletzen. Gegen Angriffe aus langer Distanz auch Tritt, wenn die Zeit reicht. Grundidee ist auf das erste Zucken mit einem Angriff zu reagieren. Die Schreckreaktion wird nach vorne gerichtet, bei unklarer Situation mit Doppelschlag. Bei der kleinsten Unsicherheit müssen die Hände oben sein, als absolute Notlösung nach hinten ausweichen Faust oder Handfläche? Richtiges Verhalten des Bad Gay Gegen Schwinger rechts, dabei Geometrie und Kraft der Positionen erklären. Fauststoss zum Bauch, Geraden Fauststoss zum Kopf (dabei Unterscheidung ob Zaun offen oder geschlossen, eventuell lässt Angreifer Arm stehen), Schwinger links, geraden Fauststoss links (2 Möglichkeiten), Tritt zu den Genitalien, Kopfstoss mit Hände wegschlagen, Ringerangriff, Verschiedene Takedowns zeigen (Fussfeger, Kopfzugwurf von hinten, Schulterdrehwurf von vorne) Complete Combat Scenario, Verzierung, Checking The Area Techniken aus dem langen Zaun: Wichtig : auf die Brust sehen, psychologisch schlecht aber taktisch unentbehrlich. Sich selbst wegschubsen und im Kreis gehen. Gegen Schwinger rechts, Fauststoss zum Bauch, Geraden Fauststoss zum Kopf rechts, Schwinger links, geraden Fauststoss links, Tritt zu den Genitalien, Ringerangriff, gegen alle Arten von Arm wegschlagen oder am Arm ziehen. Neutraler Zaun macht die Verteidigungen wie langer Zaun, Beispiele zeigen. Neutraler Zaun im Vorbeigehen

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Etwas anspuchsvoller: 2 Faustösse von Linksausleger, links rechts , rechter dabei innen (Pak) oder aussen (Bong oder Tan) Tan sehr selten. Das gibt es nicht gegen Rechtsausleger Fauststoss mit links und tiefem Ellbogen – Bong, auch mit Boxhandschuhen üben und zeigen. Zum Üben macht man drei verschiedene Fauststösse links: Schwinger, gerade eng aussen, Gerade innen Nach Schwingerabwehr drückt Angreifer durch -Bong Schubsen, auch Notlösung zeigen, selber breit schubsen Handbefreiung Stufe 2 Gegen festhalten an der Jacke, falls geschlafen, darf nicht passieren. Wurfabwehr: Aggressive Hände, Double Leg Takedown, BJJ Angriff Handbefreiungen Handbefreiung Hände unten gegen superstarken Gegner mit Kwan Sao Gegen Schwitzkasten Gegen Festhalten von vorne und hinten, gegen festhalten von hinten Bein einhaken und nach hinten werfen, oder auch Schwungholen mit Beinen und werfen, Gegen Würgen von hinten, Chinesische Krawatte, Doppelnelson, Festhalten von hinten mit halbem Nelson, Festhalten seitlich mit Arm eingeklemmt Schwingerabwehr aus Lat Sao wie 4. SG Praxistext: Angreifer mit Boxhandschuhen für Verteidigung, Pratzentraining für Schlagkraft und Kampfbeendigung

Nachher: Taktischer Rückzug, auch wenn kein Kampf stattgefunden hat, Polizei rufen wenn man am Tatort bekannt ist. Wenn möglich Zeugen feststellen. Sich selbst keine Vorwürfe machen, man hat getan, was man für richtig hielt, Barmherzigkeit mit dem Angreifer ist Grausamkeit zu dir selbst. Die Faust kennt keine Höflichkeit.

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Angst vor dem Kampf Angstüberwindung ist ein wichtiges Thema. Darüber gibt es von Geoff Thompson ein gutes Buch, sogar in Deutsch. Es heisst Angst. Schubsen, Anschreien, Schimpfen und Beleidigen sollte durchaus im Training zumindest gelegentlich geübt werden. Aber auch das härteste Training kann die Realität nicht wirklich ersetzen. Aber eine gute Annäherung daran ist möglich. Den Angreifer einzuschüchtern ist am ehesten als Methode der Kampfvermeidung geeignet. Dazu gehört eben durchaus auch anschreien oder zumindest laut sprechen. Denke daran, dass die Angst, die du fühlst, dich nicht daran hindert, das Richtige zu tun. Nämlich dich zu verteidigen. Das klappt auch mit Angst. Die Angst kannst du nicht überwinden, du kannst nur lernen, damit umzugehen. Sie lässt sich aber gut kontrollieren, wenn du dir bewusst macht, das das, was du jetzt gleich machen wirst, etwas ist, was du sehr intensiv geübt hast und dem du richtig gut bist. Seit Jahren übst du intensiv, dich zu verteidigen und den Angreifer zu neutralisieren. Und das so realistisch wie nur irgendwie möglich. Soldaten werden auch in den Einsatz geschickt, ohne vorher jemanden getötet zu haben. Sie sind aber so gut vorbereitet, dass es trotzdem klappt. Du bist auch gut vorbereitet, so hoffe ich zumindest. Wenn du dir da noch unsicher bist, musst du rausfinden warum, und das Problem beheben. Weisst du, warum viele Kämpfer, auch in den MMA Turnieren, vor dem Kampf von einem Bein auf andere springen, oder sich auf ander Art sehr unruhig bewegen. Sie machen es, damit man nicht sieht, wie die Beine zittern. Vereinfacht könnte man das Angst nennen, oder es würde nach aussen wie Angst aussehen. Tatsächlich sind sie so voller Energie, dass Sie gar nicht wissen, wohin damit. Diese Energie wird vom Adrenalin geliefert. Ihre körperliche Leistugnsbereitschaft ist erhöht, sie sind weniger schmerzempfindlich als sonst. Beides gute Vorraussetzungen zum Kämpfen. Nicht aber zum Rumstehen und warten. Würde man jetzt mit Ihnen sprechen, könnte man alle Merkmale, die mit dem Adrenalinschub einhergehen, feststellen. In Sportlerkreisen bekannt sind auch die gelben Flecken auf dem Schanzentisch von Sprungschanzen fürs Schispringen. Und dabei handelt es sich nicht um Farbe. Das als Angst zu bezeichnen, ist eben diese unzulässige und irreführende Vereinfachung.

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Bei meinen Vollkontaktkämpfen im Kickboxen musste ich vorher immer auf die Toilette. Eine sehr gute Schutzmassnahme meines Körpers vor inneren Verletzungen, oder zumindest geeignet, die Folgen zu mildern. Nur die volle Blase kann platzen. Auch der leere Darm belastet weniger und verbreitet bei Verletzungen weniger Gifte im Körper. Train hard, fight easy - Hartes Training, leichter Kampf Train easy, fight hard - Leichtes Training, harter Kampf It?s Your choice - Es ist deine Entscheidung

Notwehr, die strafrechtlicheSeite der Selbstverteid igung !!!!!!!!!Extra Aufnehmen!!!!! Von meinem Schüler Dr. jur. Thomas Eidam. Herzliche n Dank Thomas! Die folgenden Hinweise zur Rechtslage behandeln das Thema nicht erschöpfend und sollen nur deutlich machen, daß man sich nicht alles gefallen lassen muß, aber auch nicht alles erlaubt ist. Grundsätzlich wird bestraft, wer einen anderen vorsätzlich oder fahrlässig körperlich verletzt oder gar tötet. Auch Freiheitsberaubung (z. B. durch längeres Festhalten des Gegners) oder Sachbeschädigung (z. B. bei zerrissener Kleidung) sind grundsätzlich strafbar. Ausnahmsweise wird nicht bestraft, wer eine "durch Notwehr gebotene" Tat begeht. "Notwehr ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden" (§32 StGB). Folgende Voraussetzungen sind zu beachten: Der Angriff kann auf das Leben, den Körper, die Gesundheit, die Bewegungsfreiheit, das Eigentum, den Besitz oder ein anderes Rechtsgut, z. B. die persönliche Ehre oder das Recht am eigenen Bild abzielen. Der Angriff kann gegen Dich, Deinen Begleiter oder einen Fremden und sogar gegen einen Abwesenden (z. B. Aufbrechen eines geparkten Autos) gerichtet sein. Er kann mit oder ohne Waffe erfolgen und von einem oder mehreren Menschen ausgehen. Bloße Belästigung ist kein Angriff. Gegenwärtig ist nicht nur der Angriff, der bereits begonnen hat (z. B. wenn der Angreifer zuschlägt), sondern auch der unmittelbar bevorstehende Angriff (z. B. wenn die Angreifer ihr Opfer einkreisen; wenn der Angreifer zum Schlag ausholt; wenn der Angreifer zur Waffe greift). Auch der noch nicht abgeschlossene Angriff ist gegenwärtig (z. B. wenn der Räuber mit der Handtasche davonläuft). Gegen einen endgültig abgeschlossenen Angriff gibt es keine Notwehr (z. B. wenn sich der Schläger eindeutig zurückzieht, oder wenn er bereits kampfunfähig ist), bloße Vergeltungsmaßnahmen sind keine Notwehr und strafbar. Angriffe, d. h. Verletzungen fremder Rechtsgüter, sind in aller Regel rechtswidrig. Wichtigste Ausnahme: wenn ein Polizeibeamter einen Tatverdächtigen festnimmt, ist dieser Angriff auf die Bewegungsfreiheit nicht rechtswidrig, selbst wenn der Festgenommene unschuldig ist. Verteidigung ist die Abwehr eines gegenwärtigen, rechtswidrigen Angriffs. Zur Verteidigung zählt nicht nur die reine Abwehr von Schlägen (z. B. durch Pak Sao), sondern auch der Gegenangriff (z. B. der Fauststoß), der einem unmittelbar bevorstehenden ersten oder weiteren

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Schlag des Angreifers zuvorkommen soll. Zur rechtmäßigen Notwehr gehört auch der Wille, sich oder einen anderen zu verteidigen. Es macht nichts, wenn neben dem Verteidigungswillen auch Wut und Vergeltungsstreben eine Rolle spielen; allerdings kann sich nicht mehr auf Notwehr berufen, wer hauptsächlich aus Wut, Haß oder Rache zuschlägt. Rechtmäßig ist nur die Verteidigung, die zur Abwehr eines gegenwärtigen, rechtswidrigen Angriffs erforderlich, d. h. notwendig ist. Welche Verteidigungsmaßnahmen und ggf. Verletzungen des Angreifers erforderlich sind, hängt von allen Umständen des Einzelfalls im Augenblick des Angriffs ab, also vor allem von Größe, Gewicht, Stärke, Bewaffnung, Aggressivität und Fähigkeiten des Angreifers, von der Anzahl der Angreifer und von den eigenen Verteidigungsmöglichkeiten bzw. (falls ein anderer angegriffen wird) von den Fähigkeiten des Angegriffenen. Die jeweilige Kampflage bestimmt Art und Maß der Notwehr. Wenn der Angriff durch einen leichten Tritt oder Fauststoß sicher abgewehrt werden kann, darf der Angreifer nicht krankenhausreif geschlagen werden! Wenn mehrere wirksame Verteidigungsmittel zur Auswahl stehen, muß dasjenige gewählt werden, das den Angreifer am wenigsten verletzt. Der Angegriffene braucht aber kein eigenes Verletzungsrisiko einzugehen, um den Angreifer zu schonen, sondern darf auf "Nummer sicher" gehen. Vor allem wenn man, was oft der Fall sein wird, gar nicht die Zeit hat, die Kampflage eingehend zu prüfen, und wenn man die kämpferischen Fähigkeiten des Angreifers nicht zuverlässig einschätzen kann, darf man sich für eine sichere, erfolgversprechende Verteidigungshandlung entscheiden. Die Erforderlichkeit der Verteidigung hängt nicht davon ab, daß das angegriffene Rechtsgut (z.B. ein Geldbeutel) mehr wert ist als das durch die Verteidigung verletzte Rechtsgut des Angreifers (z. B. seine Gesundheit); allerdings darf auch kein unerträgliches Mißverhältnis bestehen, z. B. darf man einen Räuber, der einem 5,--DM weggenommen hat, auch dann nicht töten, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, um sein Geld zurückzubekommen. Auf Notwehr kann man sich nur berufen, wenn die Notwehr geboten ist, um den Angriff abzuwehren. Hinter diesem Wort stecken folgende Einschränkungen: Bei Angriffen von Geisteskranken, Kindern oder total Betrunkenen kann es im Einzelfall zumutbar sein, dem Angriff auszuweichen und auf Gegenwehr zu verzichten (Beispiel: Ein Betrunkener, der kaum noch stehen kann und niemanden ernsthaft verletzen kann, holt zum Schlag aus). Wer einen Angriff (z. B. durch eine schwere Beleidigung des Angreifers) provoziert hat, muß dem Angriff möglichst ausweichen und darf sich nur sehr zurückhaltend verteidigen; wer einen Angriff nur deshalb provoziert, um den Angreifer "in Notwehr" zusammenschlagen zu können, kann sich überhaupt nicht mehr auf Notwehr berufen. Bei einem unerträglichem Mißverhältnis zwischen dem angegriffenen Rechtsgut (z. B. 5,--DM) und dem durch die Verteidigungshandlung bedrohten Rechtsgut (z. B. dem Leben des Räubers) ist Notwehr ebenfalls nicht geboten. Zum Abschluß noch folgende Hinweise: - Es ist wohl nicht erfolgversprechend und auch nicht erforderlich, den Angreifer auf die eigenen Kampfkunstkenntnisse hinzuweisen. - Wenn der Angreifer in Notwehr verletzt und geschädigt worden ist, kann er vom Angegriffenen keinen Schadensersatz z. B. für Arztkosten, Verdienstausfall oder zerrissenen Kleidung verlangen (vgl. §227 BGB). - Wenn der Verteidiger aus Verwirrung, Furcht oder Schrecken zu weit geht und die Grenzen der Notwehr überschreitet, wird er nicht bestraft (§33 StGB, sog. Privileg des Angsthasen). - Wenn der Angreifer nach dem Kampf ärztliche Hilfe braucht und es möglich und zumutbar ist, einen Arzt zu rufen, muß das geschehen, aber nicht unbedingt durch den Angegriffenen selbst.

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- Anders als nach einem Verkehrsunfall muß man nach einer Schlägerei nicht warten, um die Feststellung der Personalien zu ermöglichen; gegenüber Polizeibeamten muß man die Personalien auf Anforderung angeben. Wer nach der Selbstverteidigung weggeht, erspart sich vielleicht eine Menge Zeit und Ärger und verringert das Risiko, daß der Angreifer im Laufe eines Strafverfahrens Namen und Anschrift erfährt und für Racheakte nutzt. - Bei einer Vernehmung (als Zeuge und/oder als Beschuldigter) sollte man jedenfalls klarstellen, daß der andere angegriffen hat und daß man sich dagegen gewehrt bzw. (bei einem Angriff auf einen Dritten) den Angegriffenen verteidigt hat. Inwieweit man ohne Rechtsanwalt darüberhinausgehende detaillierte Angaben machen sollte, hängt vom Einzelfall ab. Oft kann ein Laie gar nicht einschätzen, wie seine in der ersten Aufregung gemachten Angaben später juristisch gewürdigt werden. Recht haben und Recht bekommen ist nicht immer das Gleiche. Für die Polizei, die Staatsanwaltschaft und - falls es zu einer Anklage kommt - für das Strafgericht ist es oft schwierig, den genauen Tathergang zu rekonstruieren. Zeugen können voreingenommen sein oder den Vorfall nur teilweise mitbekommen, z. B. den Angriff gar nicht gesehen haben. Auf jeden Fall solltest Du folgendes beherzigen:

Einen Kampf zu vermeiden ist nicht feige, sondern klug.