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Land um den Ebersberger Forst Beiträge zur Geschichte und Kultur Jahrbuch des Historischen Vereins für den Landkreis Ebersberg e.V. 2 (1999)

Ebersberger Geschichte

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Beiträge zur Geschichte und Kultur von EbersbergHerausgeber: Jahrbuch des Historischen Vereins für den Landkreis Ebersberg e.V.

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  • Land umden Ebersberger ForstBeitrge zur Geschichte und Kultur

    Jahrbuch des Historischen Vereins fr den Landkreis Ebersberg e.V.

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    Verlag Lutz Garnies, Neukeferloh/Mnchen

    ISBN 3-926 163-20-8

    2 (1999)

  • Land um den Ebersberger ForstBeitrge zur Geschichte und Kultur

    Jahrbuch des Historischen Vereins fr den Landkreis Ebersberg e.V.

    2 (1999)

  • LandLand uumm den den Ebersberger Ebersberger ForstForstBeitrge zur Geschichte und Kultur

    Jahrbuch des Historischen Vereins fr den Landkreis Ebersberg e.V.

    2 (1999)

  • 5Inhalt

    Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

    Aufstze

    Theo VennemannGrundfragen der Ortsnamenforschung, dargestellt an den Beispielen Ebersberg und Yssingeaux sowie weiteren bayerischen und europischen rtlichkeitsnamen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

    Brigitte SchliewenDie Apostel von Loitersdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

    Hermann BehamDer Meister von Rabenden und der Landkreis Ebersberg . . . . . . . . . . . . . . 36

    Stefan BreitEin Sautreiber verklagt den Herzog von Bayern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

    Antje M. BerberichDr. Desiderius Beck Ein Sohn Ebersbergs grndet das erste Moorbad Bayerns: Bad Aibling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79

    Berthold SchferDer Ebersberger Raum in einer volkskundlichen Befragung aus dem Jahre 1908 Die Marktgemeinde Schwaben . . . . . . . . . . . . . . . . 95

    Rudolf GererWolfgang Koller Schulmann und Heimatdichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

    Mitteilungen und Notizen

    Hans RothSakrale Zeichen in der Landschaft. Kreuze Bildstcke Kapellen . . . . . . . . 121Bernhard SchferLorenz Wagner Marktschreiber und Chronist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127

    Hinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135

    Neues heimatkundliches Schrifttum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135Wichtige Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137

    Vereinschronik 1999 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138

    Mitarbeiter dieses Bandes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142

    4

    Umschlagvorderseite: Figur der Heiligen Anna selbdritt aus der Kirche in Berghofen (siehe S. 39).

    Umschlaginnenseite: Portrt des in Ebersberg geborenen Mediziners Dr. Desiderius Beck (siehe S. 88).

    Umschlagrckseite: Statue des Apostels Andreas aus der Kirche in Loitersdorf (siehe S. 31).

    Impressum

    Herausgeber: Historischer Verein fr den Landkreis Ebersberg e.V.Tegernauer Strae 15, 83553 Frauenneuharting

    Redaktion: Bernhard Schfer

    Copyright: 2000 Historischer Verein fr den Landkreis Ebersberg e.V.

    Druck: Eder & Poehlmann, Neukeferloh/Mnchen

    Verlag: Grafische Konzeption, Satz und ReprosVerlag Lutz Garnies, Neukeferloh/Mnchen

    ISBN 3-926 163-20-8

  • 7des nordstlichen Ebersberger Raumesauf der anderen Seite bezglich derWaldnutzungsrechte in der Ebersber-ger Gmain entzndete und der diestreitenden Parteien letztlich bis vor dasReichskammergericht fhrte, zeichnetin eindrucksvoller Weise Stefan Breitnach.

    Einen gebrtigen Ebersberger, derwegen seines segensreichen beruf-lichen Wirkens Berhmtheit erlangensollte, stellt Antje M. Berberich vor: Dr.Desiderius Beck. Der Sohn Karl Theo-dor Becks, des Herrschaftspflegers desMalteser-Gropriorats Ebersberg, grn-dete als Amtsarzt in Aibling an seinemDienstsitz das erste Moorbad Bayerns.

    In Fortsetzung der im 1. Band desJahrbuches begonnenen Edition derauf eine 1908 gestartete volkskundlicheUmfrage des Vereins fr Volkskunst undVolkskunde hin eingegangenen Ant-worten aus dem Bezirk Ebersberg, stelltBerthold Schfer diesmal die von demLehrer Ignaz Peslmller verfassten Mit-teilungen aus dem Markt Schwabenvor.

    Rudolf Gerer entwirft in seinem Bei-trag ein facettenreiches Lebensbild desfrheren Ebersberger Schulrates Wolf-gang Koller. Der 1974 verstorbene P-dagoge, der vielen Landkreisbewoh-nern noch gut in Erinnerung ist, er-scheint dabei nicht nur als Schulmann,sondern darber hinaus auch als Hei-matforscher, Heimatdichter und Kunst-freund.

    Die Klein- und Flurdenkmler geltenals die Stiefkinder der Denkmalpfle-ge. Das Bewutsein fr diese heute oftgefhrdeten geschichtlichen und kultu-rellen Kleinode in der Landschaft zu

    wecken, ist das Anliegen Hans Roths,der in seinen Ausfhrungen ihre Her-kunft, Bedeutung, Entwicklung undGestaltung skizziert.

    Die Verffentlichung einer Chronikdes Marktes Grafing aus dem 19. Jahr-hundert gab schlielich Anlass, einmaldem Leben und Wirken ihres Verfassers,des Marktschreibers Lorenz Wagner,nachzuspren.

    Unter der Rubrik Hinweise findensich wieder eine Aufstellung neuen hei-matkundlichen Schrifttums sowie eineganze Reihe wichtiger geschichtlicherund kultureller Termine des laufendenJahres.

    Die Vereinschronik gewhrt einenRckblick auf die Aktivitten des Histo-rischen Vereins im vergangenen Jahrund gibt neben einer Aufstellung derZusammensetzung der Vorstandschafteine Liste smtlicher Mitglieder wieder.

    Allen Freunden der Geschichte undKultur im Landkreis Ebersberg wnscheich im Namen der gesamten Vorstand-schaft anregende Stunden bei der Lek-tre dieses neuen Bandes des Landesum den Ebersberger Forst.

    Bernhard Schfer1. Vorsitzender

    6

    Vorwort

    Liebe Leserin, lieber Leser,

    als sich die Vorstandschaft des Histo-rischen Vereins fr den Landkreis Ebers-berg e.V. vor nunmehr nahezu zweiJahren in ihrer ersten Sitzung nach derGrndung des Vereins dazu entschloss,ein vereinseigenes Jahrbuch herauszu-geben, war damit ein wortinhaltlicherAnspruch erhoben, dem es erst einmalin der Wirklichkeit zu entsprechen galt.Tatschlich gelang es dann aber, be-reits ein Jahr spter den ersten Banddes Jahrbuches, das den Titel Land umden Ebersberger Forst. Beitrge zur Ge-schichte und Kultur tragen sollte, derffentlichkeit zu bergeben. Wennjetzt, dem gesteckten Zeitplan entspre-chend, der zweite, im Umfang nichtunwesentlich gewachsene Band desJahrbuches vorliegt, so darf dies fraglosals Rechtfertigung der seinerzeit getrof-fenen Entscheidung gewertet, gleich-zeitig aber auch als positiver Anspornfr die Zukunft verstanden werden.

    Den Reigen der inhaltlich in viele ver-schiedene Richtungen ausgreifendenBeitrge dieses Bandes erffnet TheoVennemann, der in seinen differenzier-ten und behutsamen Ausfhrungenneue Wege der Ortsnamenforschungbeschreitet und dabei unter anderemden herkmmlichen Herleitungen derNamen der partnerschaftlich miteinan-der verbundenen Stdte Ebersberg und

    Yssingeaux bislang noch nicht ins Kal-kl gezogene Deutungen gegenber-stellt.

    Brigitte Schliewen begibt sich in ih-rem Aufsatz auf die spannende Suchenach der Knstlerwerkstatt, in der diebeiden sptgotischen Apostelfigurender Sankt-Andreas-Kirche in Loitersdorfentstanden sein knnten. Trotz der Un-gunst der Quellenlage gelingt es ihr aufGrund scharfsinniger Analyse der weni-gen verbliebenen Anhaltspunkte undeingehender Kunstwerksvergleichemgliche Bezge zu einer bekanntenKnstlerwerkstatt des ausgehendenMittelalters herzustellen.

    Der Meister von Rabenden ist in derKunstgeschichte Bayerns seit langemeine feste, wenngleich nach wie vor na-mentlich unbekannte Gre. DenNiederschlag seines Wirkens im Ebers-berger Raum vollstndig zu erfassen, istdas Ziel der Abhandlung Hermann Be-hams. Bei seiner grndlichen Bestands-aufnahme gelangt der Autor zu bemer-kenswerten berlegungen, die derknftigen Kunstgeschichtsforschungneue Aspekte und Perspektiven in Be-zug auf den anonymen Knstler erff-nen.

    Einen Rechtsstreit, der sich zu Beginndes 17. Jahrhunderts zwischen dembayerischen Herzog Maximilian undden Jesuiten des Klosters Ebersberg aufder einen Seite und zwlf Gemeinden

  • bergomum, quod apri montem valet(,nach einem Eber, den er dort fand,Eburobergomum, was Berg des Ebersbedeutet). So heit es auch bereits a.1043: Aprimons (... abbatis Aprimontis,des Abtes von A.), wo lateinisch aper= deutsch Eber. Diese Deutung drftesogar bereits der Namenform Ebere-sperch des 9. Jahrhunderts zugrundeliegen. Denn die Form des NamenteilsEber- (statt Ebar-/Epar- wie im BelegEparesperc von 1011) von Eberesperchlsst sich am besten als Indiz einer sol-chen Deutung verstehen; im Althoch-deutschen hie das Wort fr den Ebernmlich nicht ebar, sondern ebur / eber.

    Im Wappen erscheint der schwarzeEber erstmals im 15. Jahrhundert (v.Reitzenstein). (Abb. 1) Nach den Chro-niken ist der Eber tatschlich schon im13. Jahrhundert als Konventsiegel desKlosters anzutreffen.4 Die Eber-Deu-tung (der Ortsgrndungssage und desWappens) ist bei v. Reitzenstein (1991)zurecht abgelehnt.

    Ebersberg ,Berg des Eberhard

    Zur Deutung schreibt v. Reitzenstein(1991) ferner das Folgende: 934 fin-det sich [bei Abt Williram] die Nach-

    richt ... comitis Eberhardi, qui primus erat institutor Eberespergensis monasterii(,... des Grafen Eberhardus, welcher dererste Grnder des Klosters Ebersbergwar). ... Wie aus dem Beleg von 934hervorgeht, liegt dem Bestimmungs-wort der Personenname Eberhard zu-grunde, wobei bei der Namenbildungdessen zweiter Bestandteil weggefallenist. Der Autor akzeptiert die Eberhard-Deutung.

    Ich sehe fr die Eberhard-Deutungdie folgenden Probleme: 1. Wenn dieStadt nach einem Eberhard benanntwurde, sollte sie Eberhardsberg heien.2. Der Name Ebersberg ist lter als dasKloster, so dass der Eberhard von a.934 den Namen Ebersberg keineswegsbegrndet, sondern allenfalls auf dasKloster bertragen haben kann; von ei-nem ersten Namengeber Eberhard istjedenfalls nichts bekannt.

    Wenn zwischen den Namen Ebers-berg und Eberhard berhaupt eine Ver-bindung besteht, dann sollte sie dieumgekehrte sein. Fragen wir nmlich,wer Graf Eber-hard war. Er war: 1. Erbevon Eber-s-berg (dieser wichtigen Be-sitzung des Grafengeschlechts vonSempt) und 2. Enkel des bedeutendenGrafen Sigi-hard. Wie liee sich dasbesser ausdrcken als im Namen Eber-hard?

    Ebers- in Ebersberg = Ebers- in Ebersburg?

    Im Historischen Atlas von Bayern heites: Nach Meinung Strmers haben dieEbersberger den Namen ihrer neuenBurg und ihres Hausklosters von einerKnigsburg in der Ostmark bernom-men, der Eparesburg, die wohl mit

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    Mein Vortrag gilt der Deutung desSiedlungsnamens Ebersberg und einigerweiterer Ortsnamen, darunter Yssin-geaux. Ich sttze mich auf einen Artikel(Vennemann 1999), in den insbeson-dere die neue Deutung des NamensEbersberg aufgenommen ist, die zuvorin den Ebersberger Zeitungen erschie-nen war (vgl. Hamel und Vennemann1998, Vennemann 1998a). Es wirdnicht unbemerkt bleiben, dass meineAusfhrungen mindestens soviele Fra-gen aufwerfen, wie sie beantworten.

    Ebersberg: Frheste Bezeugungen

    Die frhesten Bezeugungen Ebers-bergs kann man in verschiedenen Stan-dardwerken nachlesen; ich folge hierhauptschlich v. Reitzensteins bequemzugnglichem Lexikon (1991, S. 112,s.v. Ebersberg) sowie Puchners Histori-schem Ortsnamenbuch (1951, S. 18-20,Nr. 74 Ebersberg).

    In der Chronik des Klosters Ebersbergvon Abt Williram, 11. Jahrhundert zum9. Jahrhundert, steht: oppidum, quod

    Eberesperch vocatur ,die Stadt, die Ebe-resperch genannt wird. Der Name istbezogen auf die von Graf Sigihart vonSempt erbaute Burg Ebersberg, diesein Enkel Eberhart 933 mit Wall undGraben umgeben lt (Puchner). Die-ser Eberhart grndet 934 auch die Kir-che und das Kanonikerstift. Weitere Da-ten sind: a. 970 Weihe der Kirche inEberesperc; um 1005/07 bergabe desKlosters an die Benediktiner; a. 1011Eparesperc2; a. 1024-1039 heutigeSchreibung Ebersberg; a. 1043 (Kopiedes 12. Jahrhunderts) Aprimons (... ab-batis Aprimontis ,des Abtes von A.), mitlateinisch aper ,Eber (= deutsch Eber)3

    und lateinisch mons ,Berg.

    Ebersberg ,Berg des Ebers Zunchst erinnere ich an die traditio-

    nellen Deutungen des Namens Ebers-berg, wie sie sich bei v. Reitzenstein(1991) finden. Nach der Klostersagehat ein Eber dem Grafen Sigihart bei ei-ner Jagd den Ort des spteren Klostersgezeigt. Aventinus schreibt a. 1519-21: ... ab apro, quem ibi invenit, Eburo-

    Grundfragen der Ortsnamenforschung,dargestellt an den Beispielen Ebersberg und

    Yssingeaux sowie weiteren bayerischen und europischen

    rtlichkeitsnamen1

    Theo Vennemann

    Aufstze

    Abb. 1: Das Wappen der Stadt Ebersberg.

  • Moskau liegt an der Moskva,

    Rom liegt am Rumon dies ein alterName des Tibers,

    Regensburg liegt am Regen,

    Isen liegt an der Isen,

    Schamhaupten liegt am Schambach(genauer: an der Quelle des Scham-bachs, deshalb -haupten),

    Visselhvede (in Niedersachsen) liegtentsprechend an der Quelle der Vissel(niederdeutsch -hvede = -haupten), Maisach liegt an der Maisach, Ebrach (Franken) liegt an der (dorti-gen) Ebrach, und auch das bairische Ebrach liegt ander Ebrach, nmlich von Ebersberg ausetwa zehn Kilometer flussabwrts.

    Die obigen Beispiele sind aus Hun-derten beinahe zufllig ausgewhlt.Der hiernach zu unterbreitende Vor-schlag (zuerst mndlich von ElisabethHamel, Ebersberg, vorgetragen) kannnur lauten, dass auch Ebersberg nachseinem Fluss, der Ebrach, benannt ist.

    Vom Namen der Ebrachzum Namen Ebersbergs

    Die lteste bezeugte Form des Fluss-namens von a. 845, amnis Eparaha,zeigt uns, wie wir uns das Verhltnisder beiden Namen vorzustellen haben.Das Flsslein hie vor der Ankunft derBaiern +Ebara, nach ihm die Siedlungebenso. Der Flussname +Ebara wurdemit -aha ,Bach zu Ebrach einge-deutscht bzw. bajuwarisiert (vgl. a. 845Epar-aha), der Siedlungsname +Ebaramit -berg zu Ebersberg (vgl. noch a.1011 neben Eberesperch etc. die FormEparesperc); schematisch:

    +Ebara + -aha ,Bach +Ebaraha (be-legt: Eparaha)

    > Ebrach (eigentlich: Eberbach) +Ebara + -berg ,Berg +Ebaresberg(belegt: Eparesberg)

    > Ebersberg

    Bei der Eindeutschung des Siedlungs-namens +Ebara drfte bereits die Deu-tung mittels des althochdeutschenEber-Wortes eine Rolle gespielt haben;denn so erklrt sich nicht nur die FormEber- statt Ebar-, sondern auch die Ver-wendung der Genitivform Eberes ,(des)Ebers in Eberesperch. Zu erwarten wrerein lautgeschichtlich Eberberg.

    Zwei Siedlungsnamen nachdemselben Fluss?

    Man mag hier fragen, ob es die Er-scheinung, dass zwei Siedlungen nachein und demselben Fluss benannt sind,wie es hier fr Ebrach und Ebersbergmit Bezug auf die Ebrach angenommenwird, berhaupt gibt. Die Antwort kannnur ein entschiedenes Ja sein. Ich gebezur Illustrierung ein einziges, besondersdeutliches Beispiel. An der Paar, dierechts des Lechs durch Mering, Kissingund Aichach zur Donau fliet, liegenzwei Drfer namens Paar und dazu einDorf namens Baar. Da Paar, a. 1171-1203 (Kopie von 1209/10) ... apudParram (,bei der Parra), a. 1295 Parr,1451 an der Paar (v. Reitzenstein 1991,S. 296, s.v. Paar), als +Barra (mit bairi-scher Verschrfung des anlautenden +b-) zu rekonstruieren ist, haben wir mitPaar/Paar/Baar eigentlich dreimal den-selben Namen am selben kleinen Fluss,sogar ohne jeglichen unterscheidendenZusatz.

    1110

    Ybbs, gegenber von Persenbeug, zuidentifizieren ist. Diese Burg war einHauptaktionszentrum der Wilhelminer,deren frhe Verwandte und sptereHaupterben die Ebersberger waren.5

    Als Namenerklrung aufgefasst, ent-sprche diese Ansicht dem Schema derErklrung des Unbekannten aus demnoch Unbekannteren, ignotum per ig-notius. Denn erstens ist Eparesburg umnichts leichter zu verstehen als Epare-sperc; und zweitens wei man offenbarvon der Eparesburg noch nicht einmalmit Gewissheit, wo sie stand, so dass ei-ne Erklrung ihres Namens mangelsKenntnis ihrer Topographie prinzipiellausgeschlossen ist. Besser hlt man sichdeshalb an Ebersberg selbst, von demwenigstens gewiss ist, wo und wie esliegt.6

    Was macht Ortsnameninteressant?

    Mein Hauptinteresse an den Orts-namen gilt nicht in erster Linie diesenselbst, sondern dem, was wir durch sieber die Vorgeschichte lernen knnen.Rolf Bergmann, Professor in Bamberg,schrieb mir am 27. Mai 1992 in einemBrief ber die Flussnamen: Es ist ja ge-wi, dass die Hydronymie das ltesteeuropische Sprachmaterial berhauptberliefert, und es ist in der Tat jedewissenschaftliche Mhe wert, dieseberlieferung sprachhistorisch unddarberhinaus allgemeingeschichtlichauszuwerten. Wenn ich in diesem Zi-tat statt Hydronymie, d.i. die Ge-samtheit der Flussnamen, Topony-mie lese, also die Ortsnamen oderrtlichkeitsnamen im Allgemeinen, un-ter Einschluss der Siedlungsnamen,

    Bergnamen usw., dann formuliert dieseBriefstelle das Forschungsprogramm, indessen Rahmen auch dieser Vortrag an-gesiedelt ist.

    Zu der im Zitat angesprochenensprachhistorischen und allgemeinge-schichtlichen Auswertung gehrt auchdie Einbettung in den geographischenZusammenhang der jeweiligen rtlich-keit. Ferner gehren dazu Rekurrenzenvon Namen und geographischen Ei-genschaften. Insbesondere gilt in derOrtsnamenkunde die Regel, dass manOrtsnamen nicht ohne Kenntnis der hi-storischen Topographie, des Erschei-nungsbildes jetzt und vor allem zurmglichen Zeit der Namengebung, be-treiben darf.

    Ebersberg die neue Deutung

    Schauen wir auf die Karte der Umge-bung von Ebersberg, so sehen wir, dassdie Stadt an der Ebrach liegt, einemZufluss der Attel aus dem EggelburgerSee, auf den a. 1582 auch als EbrachseeBezug genommen wurde. Die Ebrachist a. 845 als amnis Eparaha ,der FlussEparaha bezeugt. Auch hier ist das -p-fr -b- lediglich Resultat der bairischenSchrfung; es knnte ebenso Ebarahastehen. Die jetzige Schreibung des Na-mens, Ebrach, findet sich denn auchbereits 1383.

    Der Flussname ist, wie das ungemeinhufig ist, zugleich als Siedlungsnameverwendet, nmlich im Namen Ebrachs(ehemaliger Landkreis Wasserburg), im12. Jahrhundert curia ... Ebra.7 DiesesBenennungsverfahren ist in der Tat sogewhnlich, dass sich eine Beweisfh-rung beinahe erbrigt:

  • Avrainville, S.-et-O.: a. 1070 Evrinivilla.Alle: germanischer Mnnername Ev-rin plus lateinisch villa.

    Avrecourt, H.-Marne: a. 1222 Avrecort.

    Avricourt, M.-et-M.: a. 1127 Avricorth.

    Avricourt, Mos.

    Avricourt, Oise: a. 977 Avricurtis.Alle: vom germanischen Mnnerna-me Ebur, Eber, der mit lateinischAper (lat. aper ,Eber) verwechseltwerden konnte, plus lateinisch cor-tem ,domaine.

    Avrolles, Yonne: 4. Jh. Eburobriga, 9. Jh. Evrola; von gallisch eburos,[franzs.] if, d.i. ,Eibe, plus briga,Berg; mit dem Diminutivsuffix -ola.

    Eberbach, B.-Rh. (canton Seltz, can-ton Woerth); germanischer Mn-nername Ebur (zu deutsch Eber,sanglier).

    Ebersheim, B.-Rh.: a. 861-862 Ebo-resheim; wie Eberbach, doch mitgermanisch heim ,village.

    bron, Char: a. 868 [?] Ebredonus, a.1302 de Ebreone; gallischer Mn-nername Eburos plus gallisch du-num ,Festung.

    Embrun, cant. H.-Alpes: 1. Jh. Ebro-dounum; alte Hauptstadt der Catiri-ges. Variante von Averdon (s.o.).

    vergnicourt, Aisne: a. 1071 Ebernei-cortis; Zusammensetzung mit demalten Dorfnamen *Evergni; germani-scher Mnnername Eburni mit Suf-fix -iacum, plus lat. cortem ,domai-ne.

    vran, canton C.-du-N.: wahrschein-lich Variante von Ebron (ebur-oneoder Eburo-dunum), siehe vron.

    vron, canton May.: a. 989 Ebron;gallischer Mnnername Eburos. Un-klare Termination; vgl. aber auchvrune.

    1312

    Weitere Eber-Namen inDeutschland

    Es gibt mehrere mittels Eber- gebilde-te Fluss- und Siedlungsnamen inDeutschland. Berger (1999) schreibt zuEberbach, Stadt am Neckar im Oden-wald:

    Der Name 1330 Eberbach purch undstat, 1227 castrum (= die Burg) Eber-bach, 1196 Eberbach ist mit ahd.eber, ebur ,mnnliches Wildschweingebildet und eigtl. ein Gewsser-name ( -bach), vgl. den Ort Erbach(Rheingau), um 1060 Eberbach, unddie mit dem GW [Grundwort] -achgebildeten Flussnamen Ebrach (beiWasserburg am Inn, BY [Bayern], 845Eparaha), Rauhe Ebrach (l. [links] zurRegnitz, 1297 Ebrach) und ReicheEbrach (l. zur Regnitz, 1069 Ebera).

    Die hier genannte Ebrach bei Wasser-burg am Inn ist identisch mit der Ebers-berger Ebrach. Eine weitere Parallelebildet der Markt Ebrach im oberfrnki-schen Landkreis Bamberg, frher Ebera,Eberaha usw. Hierzu schreibt v. Reitzen-stein (1991, S. 113, s.v. Ebrach), einGewssername liege zugrunde. AlsDeutung gibt er an: ,flieendes Wasser,an dem sich Eber aufhalten. Darinfolgt er sptmittelalterlichen Namen-deutern: Deren bersetzung lautete:apri vel aprorum insulam (,Au des Ebersoder der Eber). Und ihre Erklrunglautete: propter copiam aprorum illicolym existencium (,wegen der Mengeder Eber, die sich dort einst aufhiel-ten).

    Auch den Namen des Marktes Burg-ebrach, ebenfalls im oberfrnkischenLandkreis Bamberg, zuerst als Ebaraha

    bezeugt, deutet v. Reitzenstein mit Be-zug auf den Fluss Ebrach, an dem derOrt liegt. Insofern muss es als Rtsel er-scheinen, warum er Ebersberg nichtgleichfalls auf die Ebrach bezieht, sowenig wie brigens Berger (1999). Bei-de verletzen hiermit die schon genann-te methodische Grundregel der Ortsna-menkunde, dass man Ortsnamen nichtohne Kenntnis der historischen Topo-graphie, des Erscheinungsbildes jetztund vor allem zur mglichen Zeit derNamengebung, betreiben darf, sowiedes Erfahrungssatzes, dass Siedlungs-namen hufig mit Flussnamen iden-tisch sind bzw. auf ihnen aufbauen, in-dem sie von ihnen abgeleitet oder mitihnen zusammengesetzt sind.8

    Zur Verbreitung der Eber-Namen

    Besser als die Aufzhlung von Paralle-len verdeutlichen Karten die Verbrei-tung der Eber-Namen. Freilich mussman im Gedchtnis behalten, dassnoch lngst nicht alle Namen systema-tisch erfasst oder gar berprft sind. Eshandelt sich also um einige Eber-Na-men in zwei Lndern, Deutschland undFrankreich. (Abb. 2 u. 3)

    Um die groe Zahl der Eber-Namenauch in einem anderen europischenLand zu verdeutlichen, habe ich einfranzsisches Namenwerk (Dauzat[1978]) entsprechend exzerpiert:

    Averdon, L.-et-C.: 11. Jh. vicaria Ever-dunum; gallischer Mnnername Ebu-ros plus gallisch dunum ,Festung.Vgl. in der Schweiz Yverdon.

    Avrainville, H.-Marne: 12. Jh. Evreinvilla.

    Avrainville, M.-et-M.: a. 1359 Avarinvilla.

    Abb. 2: Die Fluss- und Siedlungsnamen mitEber- in Deutschland.

    Abb. 3: Die Fluss- und Siedlungsnamen mitEber- in Frankreich

  • einer neueren, sondern der uralt in derRegion heimischen Sprache, dem Ba-skischen: Ibarolle ,kleines Tal.

    Eine ausfhrliche Europakarte wrdezahlreiche weitere Eber-Namen darstel-len. Die hier wiedergegebene zeigtimmerhin das rmerzeitliche Ebora-cum, das heutige York in Nordengland.(Abb. 4)

    deutsch seien. Das wre sogar hchstunwahrscheinlich, denn die heutedeutschsprachigen Regionen sindberwiegend erst seit anderthalb Jahr-tausenden deutschsprachig besiedelt,nachdem sie vorher seit dem Ende derletzten Eiszeit, also schon mindestensweitere sieben bis achttausend Jahrevon Menschen in Besitz genommenwaren, die natrlich alle aufflligen Ob-jekte der Landschaft zur gemeinsamenOrientierung benannt hatten. Ausdemselben Grund darf man nicht an-nehmen, die lteren Ortsnamen seienrmisch oder keltisch. Vielmehr mssenwir damit rechnen, dass sie einer nochfrheren, und zwar zeitlich vor den be-zeugten indogermanischen Sprachenliegenden Schicht angehren. Diesenennt man alteuropisch. Ich habe sie(1993, 1994) als mit dem Baskischenverwandt identifiziert und nenne sie mit dem lateinischen Namen fr dieBasken vaskonisch.

    Nun trifft es sich, dass im Baskischenibara (d.i. ibar-a) ,das Tal, die Fluss-mndung bedeutet. Es ist eine Varian-te von bask. ibai ,Fluss (Agud und To-var 1992, s.v. ibai). Die zahllosen Ib-/Ip-Flsse und Ib-/Ip-Bche Europas knn-ten wohl auf dieselbe Wurzel zurckge-hen. Der Name des spanischen FlussesEbro, lateinisch Iberus, wird ohnehinmithilfe von bask. ibar erklrt (NietoBallester 1997, s.v. Ebro).

    Noch genauer scheint das vaskoni-sche Etymon ibar im Namen des Flus-ses Ibar im Kossovo bewahrt. Zu die-sem schreibt mir Iva Gojmerac (Zagrebund Mnchen) am 17. Februar 2000:Seine 6 Quellen befinden sich auf ei-nem Berg westlich von Kosovska Mitro-

    1514

    vrune, Vende: 14. Jh. Ebreduna. [Dieswird nicht nher erlutert, wre abersicherlich im zweiten Kompositions-glied zu gallisch dunum ,Festung zustellen.]

    vrange, Mos.: a. 963 Ebiringon; ger-manischer Mnnername Ebero plusSuffix -ing-.

    vrecy, canton Calv.: a. 1198 Ever-ceium; germanischer MnnernameEboric plus Suffix -iacum.

    vreux, chef-lieu dp. Eure: gegen 400civitas Ebroicorum. Hauptstadt derEburovices. Von gallisch eburos,wahrscheinlich Name einer totemi-schen Pflanze. Dieser Ort der Ebro-ciens, der auch Mediolanion (11. Jh.)hie, befand sich bei Vieil-vreux, Eu-re, a. 1195 Veteres Ebroicae.

    vricourt, Oise: gegen 750 Ebraldocur-te; germanischer Mnnername Ebro-ald plus lat. cortem ,domaine.

    vry, Yonne: a. 1157 Evriacum.

    vry-les-Chteaux, S.-et-M.: 12. Jh.Everiacum.

    vry-Petit-Bourg, S.-et-O.: 11. Jh. Avri-acum, 158 de Everiaco.

    Ivrey, Jura.

    Ivry-en-Montagne, C.-dOr: a. 1169de Yvreio, a. 1199 Yvriacum.

    Ivry-la-Bataille, Eure: a. 1085 castrumIbreicense, Ebrense, Ivreicense, a. 1118Ivriacum.

    Ivry-le-Temple, Oise: a. 1209 Evria-cum.

    Ivry-sur-Seine, canton Seine: a. 996 inIvriaco.

    Yvrac, Gir.

    Yvrac-et-Malleyrand, Char.

    Yvr-lvque, Sarthe: a. 802 Eviriaco.

    Yvr-le Polin, Sarthe: gegen 1143 deEbriaco. Alle: gallo-rmischer MnnernameEburius plus suffix -acum.

    Eyvirat, Dord.: 13. Jh. Eyviracum, 1281Ebiracam; von *Eburiacum, ohne Syn-kope des u.

    Ivergny, P.-de-C.: 12. Jh. Iverni, a. 1284Ivrigni.

    Ivergny, Weiler, P.-de-C. (Gennes-I.:Ende 11. Jh. Everni, a. 1138 Yvrenni).

    Iverny, S.-et-M.: a. 1228 Yvernyacum. Alle: germanischer Mnnername Ibu-rin, Eburin plus suffix -iacum.

    Ivors, Oise: a. 1219 Ivortium; gallischeburo ,if, d.i. ,Eibe, plus vor-lateini-sches Suffix -ortium.

    Ibarolle, B.-Pyr: a 1168 Yvarola; Dimi-nutivbildung zu baskisch ibar ,valle,d.i. ,Tal. Longnon zufolge: ,la forgede la valle, d.i. ,Talschmiede.

    Man beachte die Vielzahl der Deu-tungen. Es fllt auf, dass Deutungenmittels des Eber-Begriffs rar sind, sichnmlich auf die deutschsprachigen Re-gionen Frankreichs beschrnken. Dasist verstndlich; auf Franzsisch heitder Eber sanglier. Da zeigt sich klar, wiedie Deutungen abhngig sind von derheute oder in berschauter geschicht-licher Zeit am Ort gesprochenen Spra-che. Sie haben also mit der ursprng-lichen Namengebung nichts zu tunund sind insofern alle falsch. BeachtenSie brigens das letzte der zitierten Bei-spiele: In den Pyrenen erhalten wirnach langer Liste erstmals eine sinnvol-le, nmlich topographisch orientierteNamendeutung, aber eben nicht aus

    Abb. 4: Die Fluss- und Siedlungsnamen mitEber- in Europa.

    Zur Deutung des Namen-teils Eber-

    Die Hufigkeit der Eber-Namen zeigt,dass +Ebara in Ebrach, Ebersberg etc. einNaturname von sehr allgemeiner Be-deutung ist. Denn es ist eine Regel derOrtsnamenforschung: Die ursprngli-che Bedeutung eines Ortsnamens istumso allgemeiner, je verbreiteter derName ist. Insbesondere lehrte Krahe(1964), dass Flussnamen vorzugsweisevon Wrtern fr ,Fluss, ,Bach, ,Wasserusw. abgeleitet werden sollten. DieserRegel folge ich.

    Doch darf man nicht annehmen,dass unsere Flussnamen smtlich

  • einer Tafel bei Kranj.11 Auf einem Schildvor einer Brcke kurz vor (bzw. nach)der Grenze zu Kroatien, unmittelbarsdlich von Ilirska Bistrica, steht RekaReka ,Fluss Fluss. Dass brigens eineStadt nach einem Fluss heien kann,sogar nach einem Fluss namens ,Fluss,zeigt auch Rijeka in Kroatien, die Ha-fenstadt an der Adria: kroat. rijeka istdasselbe Wort wie slowen. reka, bedeu-tet also ,Fluss.12

    Wieso Vaskonisch? Die Beiziehung des Baskischen zur Er-

    klrung eines bayerischen Ortsnamensmag zunchst verwundern. Die Karteder Sprachen in der Umgebung Mittel-europas zeigt, dass das Baskischeimmerhin die nchstgelegene nicht-indogermanische Nachbarsprache ist,wenn man nmlich das Ungarische,Estnische, Finnische und Lappische zu-sammen mit den anderen uralischenSprachen fr die ltere Zeit weiter nachOsten zurckverlegt. (Abb. 5)

    Das Gebiet des Baskischen ist klein,weswegen vielleicht noch niemand

    sich hat vorstellen mgen, dass es einstfast ganz Europa umfasste. Doch wis-sen wir, dass die Sprache noch in frh-geschichtlicher Zeit eine viel grereVerbreitung hatte, indem noch in derRmerzeit Aquitanien also ein bedeu-tender Teil Sdfrankreichs baskisch-sprachig war (Trask 1997, S. 398-402).Noch heute zeigen sich in AquitanienSprachgrenzen (Isoglossen), die dasFranzsisch der Region mit dem Baski-schen verbinden (Rohlfs 1977, S. 252,Carte I); und die Ortsnamen sind zu ei-nem groen Teil als baskisch erkennbar(Rohlfs 1977, S. 31, Karte). Und ob-wohl die genauen Grenzen unbekanntsind, rekonstruieren die Fachleute dasrmerzeitliche baskische Territoriumsdlich der Pyrenen als grer denndas heutige und rekonstruieren denSchrumpfungsprozess in Jahrhundert-schritten (s. bersichten in EcheniqueElizondo 1987). Auch die OrtsnamenNordspaniens beweisen, dass die Va-sconia sich frher wesentlich weiternach Westen, Sden und Osten er-streckte (Garvens 1964).

    Von der Extension der Vasconia invorgeschichtlicher Zeit gibt uns die Alt-europische Hydronymie, das ist dasSystem der alteuropischen Flussna-men, eine Vorstellung. Von diesermeinte Krahe (1964), dass sie indoger-manisch sei. Ich meine in vielen Schrif-ten (z.B. 1993, 1994, 1995, 1999) ge-zeigt zu haben, dass sie vaskonisch ist.Karten fr die Verbreitung der alteuro-pischen Flussnamen bieten also zu-gleich ein Bild der Ausdehnung der vas-konischen Sprachen in vorgeschicht-licher Zeit. Aus Karten bei Tovar (1977,S. 36, 38, 39) sind hier die Al-, Sal- und

    1716

    vica. Bis zur genannten Stadt fliet derIbar in stlicher Richtung; bei der Stadtmacht er eine Kurve und fliet weiter innrdlicher Richtung. Der Ibar mndetin die Zapadna Morava (dt. WestlicheMorava; es gibt auch eine Morava undeine Sdliche Morava). In den Artikelnzur Balkantoponymie kommt der Na-me des Ibars seltsamerweise selten vor,auch wenn alle anderen Flsse des be-treffenden Gebiets behandelt werden.Ich nehme an, da die Ursache darinzu suchen ist, da der Name erst seitdem Mittelalter bezeugt ist, und zwarals Name eines Gebietes (oder eineradministrativen Einheit?) innerhalb desserbischen Knigreichs. Ab dem 16.Jahrhundert erscheint der Name regel-mig in der heutigen Form. Slavischist der Name hchstwahrscheinlichnicht, man kann nicht einmal eine ver-nnftige Volksetymologie dafr finden.(Vielleicht deshalb die mangelnden Er-klrungen.) ... Man mu hinzufgen,da gerade die Gegend um KosovskaMitrovica eine AET9-Gegend wie ausdem Bilderbuch ist: Das macht IhreDeutung des Ibar-Namens umso wahr-scheinlicher.

    Eine weitere Ableitung des baski-schen Flusswortes ibai/ibar im Baski-schen lautet ibaso und bedeutet wiede-rum ,Fluss. Sie mag sich im unerklrtenNamen der schon erwhnten Ybbs ver-bergen (zur Donau, 979 Ibisa).

    Weitere Forschung muss zeigen, obsich die Herleitungsbasis +Ebara derEber-Flussnamen mit ihren Eber-Siedlungen weiter als ein vaskonischerName mit der Bedeutung ,der Flussbegrnden lsst. Als ,Berg am Flusswre das ursprngliche Ebersberg je-

    denfalls treffend beschrieben und be-nannt.10

    Nachgedanke zur Deutungdes Namenteils Eber-

    An dieser Stelle knnte man sich fra-gen: Wenn -ach ,Fluss, Bach bedeutet,was ja unzweifelhaft ist, kann dannEber- ebenfalls ,Fluss bedeuten? Be-deutet dann Ebrach als Ebr-ach nicht,Flussbach, oder gar ,Flussfluss oder,Bachbach? So seltsam es auf den er-sten Blick erscheinen mag: Die Antwortlautet: Ja, doch ist dies unproblema-tisch.

    1. Fr die Bajuwaren war +Ibara, daszu +Ebara geworden war oder in ihremMund zu +Ebara wurde, nicht ein Wortmit der Bedeutung ,Fluss (man sprachin der Region, nachdem sie zeitweiligkeltisch und rmisch war, schon lngstnicht mehr Vaskonisch), sondern einunverstndlicher Name, dem sie zurVerdeutlichung aus ihrer eigenen Spra-che den Ausgang -ach hinzufgten,denn das war die Ebrach ja: eine Ache,ein Bach. Das Entsprechende gilt bri-gens auch fr Namen wie Urach/Au-rach und Isebeke/Eisbach, wo die vasko-nischen Namenteile Ur-/Auer- und Is-/Eis- ebenfalls ursprnglich soviel wie,Wasser, Fluss, Bach bedeuten. Einneuzeitliches Beispiel fr diese erklren-de Kopfhinzufgung ist der von deramerikanischen Besatzung nach demZweiten Weltkrieg an der Autobahn-ausfahrt so genannte Lake Chiemsee.

    2. Tatschlich kommt aber die Be-zeichnung des Typs Flussfluss durch-aus vor. In Slowenien stehen vor denBrcken Schilder mit den Namen derFlsse, z.B. Reka Kokra ,Fluss Kokra auf

    Abb. 5: Die Vlker Europas und des Mittel-meerraumes, deren Sprachen nicht der indo-germanischen Sprachgruppe angehren.

  • Chiemsee. Man beachte auch, wie inden Namen auf der Karte mehrfach alsKopf -tal (auch -dal, -del) in den Arn-Namen vorkommen; Arn-tal (usw.) istnatrlich genau die deutsche Entspre-chung zu franz. Val dAran.

    Is-/Eis-NamenIch erwhnte bereits die Is- und Eis-

    Namen. Sie sind, wie die Karte, die frei-lich nur eine schmale Auswahl enthlt,zeigt, in ganz Europa verbreitet. Rder(1997) bespricht ber hundert Vor-kommnisse und stellt fest, dass sie sichinsbesondere zu den Pyrenen hindrngen; die Autorin hat seither weite-re aufgefunden. (Abb. 8)

    ,Delphin, das als iz- ,Wasser, Meer + urde ,Schwein genau so gebildet istwie mittelhochdeutsch merswn ,Delp-hin, d.i. mer ,Meer + swn ,Schwein.Solche Metaphern (vgl. auch deutschSeehund, Seelwe, See-Elefant usw.) bil-det das Baskische in reicher Zahl, z.B.auch mit ur ,Wasser:

    ur-txakur Wasser-Hund, ,Otter(txakur ,Hund) ur-xahal Wasser-Kalb, ,Seehund(xahal ,Kalb) ur-otso Wasser-Wolf, ,Hecht (otso,Wolf)

    ur-oilo Wasser-Huhn, ,Eisvogel (oi-lo ,Huhn) ur-xoxo Wasser-mselchen, ,Eis-vogel ur-xorigorri Wasser-Rotvogel, ,Eis-vogel ur-zori Wasser-Vogel, ,Eisvogel

    Es steht zu vermuten, dass auch imNamen des Eisvogels das vaskonischeElement +is- (bask. iz-) ,Wasser (etc.)steckt. Der Eisvogel hie im Althoch-deutschen sarno (arno ,Adler) und imAltenglischen searn (earn ,Adler). Ob-wohl der Eisvogel im Baskischen heuteanders heit, knnte er doch in ltererZeit izarrano (= iz- ,Wasser + arrano,Adler) geheien haben, so dass wirhier ein vaskonisches Lehnwort im Ger-manischen htten.15

    YssingeauxVielleicht gehrt der Name der Part-

    nerstadt von Ebersberg, Yssingeaux, zudiesem vaskonischen Wasserwort. Dau-zat [1978] zufolge ist der Ort zuerst a.985 in der Form de Issinguaudo be-zeugt. Es stecke der germanische

    1918

    Var-Namen in einer Graphik zu-sammengefasst. (Abb. 6)

    men Arno, teils von der altgermani-schen Bezeichnung des Adlers, ahd. ar-no etc., abgeleitet.13 Ich habe fr meh-rere dieser Orte die Topographie stu-diert und festgestellt, dass sie alle durcheine ausgeprgte Tal-Lage bestimmtsind.

    Nun gibt es zu der Arno- und Adler-Deutung eine berhmte Ausnahme,das Val dAran, ein Pyrenental. Hier, sonahe dem heutigen Baskenland, ist sichalle Welt einig, dass das baskische Wortfr ,Tal darin steckt. ,Tal ist auf Ba-skisch aran, mit Artikel arana. Frz. le val(auch la valle, lateinisch vallis, valles)bedeutet ebenfalls ,das Tal.

    Der Name Val dAran ist ein Beispielfr die hufige Erscheinung, dass einhinzugefgter Kopf (dies der gramma-tische Terminus), wie Val in Val dAran,dasselbe ausdrckt wie der Namen-kern. Wir kennen das bereits vonEbrach (= Ebr-ach), wenn nmlich dieDeutung stimmt, dass der Eber-Be-standteil bereits dasselbe besagt wieder hinzugefgte Kopf -ach, nmlich,Fluss; und wir kennen es aus neuererZeit von dem schon genannten Lake

    Abb 6: Die Verbreitung der Al-, Sal- und Var-Namen.

    Ich bin der Ansicht, dass wir der ur-sprnglichen vaskonischen Besiede-lung unseres Kontinents nrdlich derGebirge der Pyrenen und der Al-pen nicht nur unsere AlteuropischeHydronymie, sondern generell unse-re Alteuropische Toponymie ver-danken. Zum Teil sind die Siedlungs-namen ja ohnehin nicht von den Fluss-namen zu trennen, da sie hufig aufdiesen basieren, wie ja auch im BeispielEbersberg / Ebrach.

    Ar(e)n-Namen Zum Teil sind Siedlungsnamen frei-

    lich auch unabhngig von Flussnamengebildet. Dazu ein Beispiel, mit dem ichmich in jngerer Zeit befasst habe, zu-letzt im Artikel von 1999. Es handeltsich um die Ar(e)n-Namen, von deneneinige auf der Karte dargestellt sind.(Abb. 7)

    Diese werden ohne jede Anschauungder rtlichkeiten teils vom Mnner-Na-

    Abb. 7: Die Arn-Namen in Europa.

    Abb. 8: Die Verbreitung der Is- und Eis-Namenin Europa.

    Diese Namen enthalten das baski-sche Element iz- (z steht fr scharfes [s]wie in deutsch hie), das nur in zu-sammengesetzten Wrtern vorkommtund dort ,Wasser, Gewsser (Fluss,Bach, Meer) bedeutet, z.B. bask. izotz,Frost, Eis < iz- ,Wasser +hotz ,kalt.14 Essteckt auch in Tiernamen wie izurde

  • 985 aufgeschrieben wurde. Das passtauch nicht gut zusammen. Die Frage,ob denn eine Beiziehung von Hhnen und ausgerechnet von fnf Hhnen zur Erklrung des Siedlungsnamensberhaupt sinnvoll sei, stellt sich danngar nicht mehr.

    Ein Ziel der wissenschaftlichen Na-menkunde muss es sein, solche naivenDeutungsversuche, die ohne sprachge-schichtliche Kenntnisse und oft auchohne Bercksichtigung der topographi-schen Gegebenheiten, statt dessennach dem bloen Anklang an Wrterder zufllig bekannten Sprachen Fanta-sielsungen produzieren, ein fr alle-mal zu berwinden. Das soll nicht be-deuten, dass man auch die Stadtwap-pen zu verndern vorschlgt, etwa denEber vertreibt und die Hhne ver-scheucht. Im Gegenteil: Diese Wappensind ja selbst ein Stck Tradition ge-worden und verdienen alle Pflege. Es istdies wie mit dem Weihnachtsmann:Die wenigsten Erwachsenen glaubenan ihn; aber will man ihn deswegen ab-schaffen? Man darf eben nur nicht mei-nen, dass man mit Hilfe der Wappenetwas beweisen knne.

    EisolzriedIst es realistisch, ein aus dem Baski-

    schen alde ,Hang, Seite erschliebaresvaskonisches Wort gleicher Form undBedeutung in einem franzsischenSiedlungsnamen anzusetzen, eben inYssingeaux? Ich meine Ja.

    In deutschen Ortsnamen sind Namen auf -old-, denen, wo belegt,eine ltere Form auf -ald- entspricht,ungemein hufig; sie werden in derRegel mit deutschen Personenen-

    namen erklrt, in denen -old- auf -waldzurckgeht.

    Ich whle ein Beispiel, in welchemdas Vorderglied wie ein deutscher Per-sonenname ausschaut, aber eben aucheine vaskonische Interpretation erlaubt:Eisolzried, den Namen eines Dorfes inder Gemeinde Bergkirchen, LandkreisDachau, a. 1140 (Kopie von a. 1175)Isoltesriet, a. 1259-1266 Eisolsride, 1372Eysoltsried (v. Reitzenstein 1991, S. 122,s.v. Eisolzried, jeweils mit Fundstellen).17

    Wie andere vor ihm glaubt v. Reit-zenstein, im Vorderglied des Siedlungs-namens stecke der PersonennameIsolt. Gemeint ist offenbar Isolt, denndas anlautende im Beleg Isoltesrietsteht fr langes , wie sich aus dernachmaligen Diphthongierung zu eizweifelsfrei ergibt, und auch der be-kannte Name der Tristansage, etwaGottfrieds , hat ein langes : I sot.Natrlich kommt ein Zusammenhangmit dem Namen der literarischen Figurnicht in Betracht. Wallner (1924, S.100, Nr. 1208) schreibt ausdrcklich,ein Zusammenhang mit der Isolde deshfischen Epos sei abzulehnen.18 In-dem er sich lediglich auf den Nachweisdes Namens bei Frstemann (1900, S.972) bezieht und auf Wallner (1924, S.100) hinweist, gibt v. Reitzenstein zuverstehen, dass er seinen Personenna-men nicht in dieser Richtung aufgefasstsehen mchte. Er weist aber nicht, wieman es billig erwarten darf, eine ge-schichtliche Person nach, die in einereinschlgigen Beziehung zu Eisolzriedstnde, etwa als Dorfgrnder bzw.Dorfgrnderin bezeugt wre. Sein Hin-weis zielt also ins Leere und ist deshalbwertlos. Dasselbe gilt fr Plsterls Deu-

    2120

    Mnnername Isingaud darin; mgli-cherweise dachte man an die zahlrei-chen germanischen Mnnernamen mit-wald, denn lteres -ald- erscheint imFranzsischen regelmig als -aud-.

    Nun gibt es viele Grnde, diesesSpiel, fr unverstandene Ortsnameneinfach Personennamen anzusetzen,gleich ob es sie gibt oder nicht und un-abhngig davon, ob eine einschlgigePersnlichkeit des betreffenden Na-mens bekannt ist, nicht mitzuspielen.Auch formal passt zu einer Rekonstruk-tion mit -wald die palatale Aussprachedes -g- nicht. Deswegen mchte ich zubedenken geben, ob man Yssingeauxals Issinguaud- nicht unter Bercksichti-gung der offenbar mglichen Rekon-struktion in der Form +Isingaud- auf ei-ne Zusammensetzung +Is-ing- + ald- zu-rckfhren sollte. +Is-ing- (vielleicht l-ter +Is-in-ic-a, +Is-in-i-a o..) knnte da-bei ein alter, auf +is- (bask. iz- ,Wasser,Gewsser) aufgebauter Bachnamesein, und ald- knnte in bask. alde,Hang, Seite (als eine Art Suffix -aldeauch ,in der Nhe von, bei) seine Fort-setzung haben.16 Der Ort wre dem-nach mit Bezug auf seine Lage als +Is-ing- + alde Bach-Hang anschaulichund wie Kundige mir versichern zu-treffend beschrieben. Wie der Zufall eswill, htte der Name dieser Stadt, soaufgefasst, sogar eine gewisse kon-struktionelle und semantische hnlich-keit mit dem der Partnerstadt, Ebers-berg Fluss-Berg.

    Ich glaube immerhin deutlich ge-macht zu haben, dass die namenkund-liche Analyse von Yssingeaux der Fort-setzung bedarf und ein interessantesErgebnis verspricht, interessanter und

    vor allem plausibler als der Hinweis aufeinen lautlich anklingenden germani-schen Personennamen.

    Dem Vernehmen nach und dasWappen der Stadt besttigt es erklrtman sich den Namen Yssingeaux amOrt aus dem heutigen (!) Franzsischals ,Ici cinq coqs (d.i. ,Hier fnf Hh-ne). (Abb. 9) Dies ist eine waschechte

    Volksetymologie, wissenschaftlich sowenig haltbar wie die Deutung des Na-mens Ebersberg als ,Berg des Ebers, janoch weniger, denn sie ist noch naiver:Schon die Schreibung ici, ab dem 11.Jahrhundert kontinuierlich bezeugt, be-weist eindeutig, dass das Iss- (a. 985 deIssinguaudo) von Yssingeaux mit ici,hier (aus lat. ecce hc ,Schau! Hierentwickelt) nichts zu tun hat (vgl. Ga-millscheg 1969, s.vv. i-, ici). Das Wortcoq ist im Franzsischen brigens erstseit dem 12. Jahrhundert belegt (Ga-millscheg 1969, s.v. coq), whrendYssingeaux als de Issinguaudo schon a.

    Abb. 9: Das Wappen der Stadt Yssingeaux.

  • vier(-mal) zwanzig [und] zehn, d.i.,90. Sie ist nicht indogermanisch; dieIndogermanen haben von Hause ausdas Dezimalsystem. ber ihre Herkunftin den indogermanischen Sprachen Eu-ropas gibt es verschiedene Ansichten.Nach meiner Auffassung gibt es eineeinzige plausible Lsung: Es handeltsich um eine Entlehnung aus dem vas-konischen Substrat. Das Baskische be-wahrt diese ererbte Zhlweise vllig in-takt bis heute:

    Baskische Kardinalzahlen (King 1994,S. 414)

    1 bat 10 hamar2 bi 20 hogei3 hiru 30 hogeitahamar

    (= hogei eta hamar,20 und 10)

    4 lau 40 berrogei (= 2 x 20) 5 bost 50 berrogeitahamar

    (= 2 x 20 und 10) 6 sei 60 hirurogei (= 3 x 20) 7 zazpi 70 hirurogeitahamar

    (= 3 x 20 und 10) 8 zortzi 80 laurogei (= 4 x 20) 9 bederatzi 90 laurogeitahamar

    (= 4 x 20 und 10)22

    10 hamar 100 ehun

    Zur vorgeschichtlichen Vaskonisierung Europas

    Fragt man sich, wie denn ganz Euro-pa nrdlich der Gebirge einheitlich vas-konisch hat werden knnen, so ist dieAntwort einfach genug.

    Nach der letzten Eiszeit vor ca. zehn-tausend Jahren ist das menschenleereEuropa nrdlich der Gebirge von seinersdlichsten Region aus in Besitz ge-

    nommen worden. Diese war Sdfrank-reich, und Sdfrankreich war vasko-nisch, wie ja zum groen Teil sogarnoch zur Rmerzeit. (Abb. 11)

    2322

    tung Rodung des Isolt (Liebhard undPlsterl 1992, S. 39).

    Aus den ltesten Belegen lsst sichdurch Abzug neuer Kopfteile, Berck-sichtigung des spteren Diphthongs eiund der althochdeutschen Lautent-wicklung von d zu t der NamenkernIsold- gewinnen. Bedenkt man, dasstoponymisches -old- in aller Regel auflteres -ald- zurckgeht, erreicht manein noch lteres Isald-. In Is- und -ald-zerlegt, lsst sich dieser Namenkern alsvaskonisches Kompositum aus +is-,Wasser, Gewsser (wie in Eisbach, auslterem +Isa, d.i. vaskon. +Is-a, mitdemselben vaskonischen Wasserwortwie bask. iz-) und vaskon. +ald- ,Hang(wie bask. alde ,Hang, Seite) auf-fassen.19 Bei dieser Deutung, +Is + ald-,Flusshang, beschreibt der NameI sold-, spter eingedeutscht alsIsoltesried usw., den Ort Eisolzried hin-sichtlich seiner Lage an der Maisachsehr gut: Sdlich der Maisach erstrecktsich flach und weit das BergkirchnerMoos, auf dem Nordufer, wo die Land-schaft sogleich ansteigt, liegt am HangEisolzried.20

    Vaskonische Strukturent-lehnungen

    Man kann indes nicht nur vaskoni-sche Wortsubstanz in Lehnwrtern21

    und Lehnnamen, sondern auch vas-konischen Struktureinfluss in den west-licheren der indogermanischen Spra-chen feststellen. Schon 1994 habe ichauf den Anfangsakzent der drei west-lichsten indogermanischen Sprachenhingewiesen, des Germanischen, Itali-schen und Keltischen. Ihn erklre ich

    aus dem Substrat, das uns die Alteuro-pischen Toponymie geschenkt hat.Tatschlich ist von namhaften Vaskoni-sten die Auffassung vertreten worden,dass auch das Urbaskische Anfangsak-zent hatte. Heute freilich ist das im Ba-skischen nicht mehr der Fall. Allerdingsgilt auch in den germanischen, itali-schen und keltischen Sprachen schonlngst nicht mehr durchgngig derInitialakzent.

    Eine Struktureigenschaft, die sich rest-haft in Europa und als Neuerung in eini-gen der westlicheren indogermanischenSprachen findet, ist die Zwanzigerzh-lung, das Vigesimalsystem. (Abb. 10)

    Diese Zhlweise ist bei uns wohl ambekanntesten von den Resten, die unsbeim Erlernen des Franzsischen ver-wundern: quatre-vingt vier(-mal)zwanzig, d.i. ,80; quatre-vingt dix

    Abb. 10: bersicht ber die Vigesimalitt.

    Abb. 11: Die linguistisch-vaskonische Expan-sion nach der letzten Eiszeit.

    Ich selbst traue der Linguistik mehrals anderen Wissenschaften, und ichhalte die Sache aus linguistischer Sichtfr erledigt. Doch gibt es und gab esschon immer Zeitgenossen, sogarLinguisten, die mehr Vertrauen in an-dere Wissenschaften haben als in dieLinguistik. Frher waren diese diePsychologie, die Biologie, die Compu-terwissenschaften und andere, heuteist es die Genetik.

    So ist es in gewissem Sinn erfreulich,dass die Genetiker dieselbe Lehreentwickelt haben wie ich, aber ebenmit ihren eigenen Methoden. Als ichdie genetische Karte zur Expansion inEuropa sah, erschrak ich nahezu, dennich glaubte meine eigene linguistischeKarte zu sehen. (Abb. 12)

    Die Genetiker meinen inzwischenalso auch, dass Europa vom Baskenlandaus wiederbesiedelt wurde, dass die

  • Blutgruppe Null in Europa (nach Mou-rant 1954). (Abb. 16)

    Sie zeigt, wie sich diese Blutgruppeam Westrand des Kontinents und ins-besondere auch im Baskenland amdichtesten findet. Auch dies kann als ei-ne Einmischung der Blutgruppe Avon Osten her begrndet werden.Feiner noch gestaltet sich das Bild,

    2524

    Abb. 13: Die prozentuale Verteilung des Rhesusfaktors negativ.

    alten Vaskonen ihre Gene nach ganzEuropa, sogar bis nach Lappland trans-portiert haben. Mir kann das natrlichnur recht sein.

    Die folgende Graphik, die die pro-zentuale Verteilung des Rhesusfaktorsnegativ (Rh minus) bildlich darstellt,sieht im getnten Teil aus wie eine Kar-te der alteuropischen Flussnamen.(Abb. 13)

    Tatschlich aber stellt sie die europ-ische Bevlkerung nach ihrer Verdn-nung durch die indogermanischenAckerbauern dar, die ich schematischwie in der nchsten Graphik auffasse,wo die Erste Ausbreitung der Indo-germanen, die agrarische Expansionnach Europa hinein, dargestellt ist.(Abb. 14)

    Die folgende Graphik zeigt die spte-re Zweite Ausbreitung der Indoger-manen, die militrische Expansion ausEuropa heraus, die sie vom dritten biszum ersten Jahrtausend v. Chr. imOsten bis nach Indien und China undim Westen bis nach Spanien und auf dieBritischen Inseln gefhrt hat. (Abb. 15)

    Abb. 14: Die agrarische Expansion der Indo-germanen nach Europa hinein.

    Abb. 15: Die militrische Expansion der Indo-germanen aus Europa heraus.

    Abb. 12: Die genetische Expansion der Vasko-nen in Europa.

    Mehr zur Genetik Europas ber genetische Faktoren steht mir

    von Berufs wegen kein Urteil zu. Manbemerke deshalb, wie ich mich hiergnzlich auf Zitate verlasse. So auch beider schematischen Darstellung der

    wenn wir nach Bayern hinein-zoo-men und die kleinrumige Kartierungder Blutgruppenstruktur der registrier-ten Blutspender in Bayern betrachten.23

    (Abb. 17)Diese zeigt, dass sdlich der Donau

    die Blutgruppe Null, nrdlich der Do-nau die Blutgruppe A am hufigsten ist.Ist dies bereits bemerkenswert, so sinddie Details der Karte ein Grund zur Ver-wunderung: Ist sdlich der Donau dieBlutgruppe Null sowieso am hufig-sten, nimmt sie in Alpennhe noch ein-mal deutlich zu; und nrdlich der Do-nau, wo generell die Blutgruppe A amhufigsten ist, verdichtet sich die Blut-gruppe Null in den bergigen Regionen,z.B. der Rhn. Dies lsst sich m.E. nurso deuten, dass die Blutgruppe Null dieder bayerischen Urbevlkerung ist, diedurch Zuwanderer, die stets das besteLand fr den Ackerbau suchten, ber-lagert wurde und in typischen Rck-zugsgebieten ihre genetischen Merk-

    male am wenig-sten vermischtbewahrte. Nullist die dominan-te Blutgruppedes Baskenlan-des.

    Aber das sindfeine Unterschie-de. Im Grunde istEuropa genetischziemlich einheit-lich. Das zeigt dieletzte Graphik.(Abb. 18)

    Dass eine ge-netische Land-karte nicht soAbb. 16: Die Blutgruppe Null in Europa.

  • 9 Die Abkrzung AET steht fr Alteuropische Topo-nymie (s.u.).

    10 Im Anschluss an die Diskussion, die meinem Vor-trag folgte, wies ein Teilnehmer darauf hin, dass dieEbrach frher ihren Lauf nher an der Stadt, nm-lich unmittelbar am Fu des Stadtbergs hatte. Dasmag jenen willkommen sein, die aufgrund des heu-tigen Erscheinungsbildes vermuteten, dass derStadtberg zu weit von der Ebrach entfernt sei, alsdass der Name der Stadt auf sie zu beziehen wre.

    11 Unfern liegen brigens die Stdte Kokra und Kokri-ca, deren Namen offenbar vom Flussnamen abge-leitet sind. Zum Flussnamen selbst knnten einigeder Namen gehren, die Bahlow (1985) unter Ko-cher behandelt.

    12 Das slavische Wort reka ,Fluss drfte brigens,worauf mich Iva Gojmerac (Zagreb und Mnchen)aufmerksam macht, ebenfalls vaskonischen Ur-sprungs sein. Es findet sich jedenfalls auch in eini-gen romanischen Sprachen und sogar im Baski-schen, dort allerdings mit lautlichen Problemen als erreka ,Bach (Agud und Tovar 1991, s.v. erreka1). Man erwartet fr vaskon. +reka eher bask. eka;und tatschlich gibt es im Baskenland einen Eka,der baskischen Enzyklopedie zufolge ein barrancoafluente del rio Irati por su margen izquierda(auch diesen Hinweis verdanke ich Iva Gojmerac),also wohl ein linker Nebenfluss des Irati; dieser istbrigens seinerseits ein rechter Nebenfluss des Ara-gn, der in den Ebro mndet. Im deutschsprachi-gen Raum knnten die zahlreichen Namen, dieBahlow (1985) unter Reckum (vielleicht auch Recht,Rechtebe, Rechtenbach), Reichenbach, Richen, Rich-rath, Riechheim, des weiteren Regensburg, Riegel behandelt und die bisher nicht befriedigend erklrtwaren, hierhergehren.

    13 Dieses ist, nebenbei bemerkt, vermutlich ein vasko-nisches Lehnwort; das baskische Wort fr den Ad-ler ist arrano.

    14 Dieses Wort liegt mglicherweise unserem Eis-Wortzugrunde, urgerm. + sa- n. ,Eis, das sonst keinegute Etymologie besitzt; vgl. Vennemann 1997. Zubask. izotz gehren des Weiteren bask. izozte,Frost, izozko ,gefroren, frostig, izoztela ,Eis, izoz-truma ,Eiszapfen, izotzil ,Januar.

    15 Diesen Vorschlag habe ich zuerst in Vennemann1996 unterbreitet.

    16 Von diesem alde heit es brigens bei Agud undTovar (1989, s.v. alde), dass es hufig als zweitesKompositionsglied vorkomme. Daher rhrt natr-lich das oben erwhnte Absinken zu einem Suffix.

    17 Vgl. auch den Eintrag Ysolteshusen bei Frstemann1913, I, S. 1599.

    18 Wallner bietet brigens die folgenden Belege (mitFundstellen): a. 1215 Ysoltzriet, a. 1219 Isoldesriet.

    19 Im Baskenland gibt es brigens sdlich von Bilbaoeinen Rio Izalde. Sicherlich ist dies vaskon. +is-alde,wenn auch die Benennungsweise nicht unmittelbarklar ist. Immerhin gibt es auch im deutschsprachi-

    gen Raum Flussnamen auf +-ald-, z.B. die Namender Nagold und der Singold (Bahlow 1985, s.v. Nagold). Mit passendem Vorderglied eignete sich+alde offenbar zur Bildung von Gewsserbezeich-nungen, vgl. mit bask. ur ,Wasser: +ur + alde >uhalde, ugalde ,Flussumgebung, Flut, Fluss (de Azkue 1984, S. 1080, 1083).

    20 Autopsie am 18. Februar 2000. Von der Landstra-e, die zwischen Hang und Fluss verluft, gehtrechtwinklig am stlichen Dorfrand die Feldberg-strae (!) den Hang hinauf nach Deutenhausen ab.Von dieser wiederum geht eine kleine Strae na-mens Am Hang ab. Schner kann es der Na-menkundler nicht antreffen. Weniger schn trifft esdie Huslebauer; die Hanglage macht ihnen zuschaffen, wie mir ein Einheimischer von seinemRohbau aus mit bitterem Lachen besttigte.

    21 Vgl. zu diesen u.a. Vennemann 1995. 22 Fr 60, 70, 80 und 90 kommen daneben explizite-

    re Formen vor, z.B. fr 90 lauretan hogei eta hamarvier-mal zwanzig und zehn.

    23 Hier folge ich meiner Darstellung in Vennemann1998b.

    24 Diese Graphik sttzt sich auf eine kolorierte Karte,die Dr. Michael Heim vom Bayerischen Rundfunkaufgrund der nach Millionen zhlenden Blutgrup-pendaten der Blutkonservensammelstelle in Nrn-berg angefertigt hat. Hier werden alle Konservennicht nur nach biologisch-genetischen Eigenschaf-ten, sondern auch nach der Herkunftsgemeinde re-gistriert, damit im Katastrophenfall die passendenKonserven an den Katastrophenort geschickt wer-den knnen.

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    2726

    auszuschauen braucht wie die europi-sche, zeigt das sibirische Gegenstckoben rechts am Rand. Dazu gibt es ei-nen kleinen Spritzer in Lappland, des-sen Bevlkerung sie spricht eine urali-

    sche Sprache, das Lappische, besser:Saami zum Teil in vorgeschichtlicherZeit aus dem Osten eingewandert ist.Aber im Groen und Ganzen sind wiralle ungefhr dieselbe Mischung eben die alten nacheiszeitlichen Vasko-nen, graduell von Osten her indoger-manisiert. Daran werden auch weitereZuwanderungen, wie wir sie gerade injngster Zeit erleben, wenig ndern.

    Anmerkungen

    1 Vortrag, gehalten im Rathaussaal der Stadt Ebers-berg am 25. November 1999 auf Einladung des Hi-storischen Vereins fr den Landkreis Ebersberg. Ichdanke dem Historischen Verein und seinem Vorsit-zenden, Herrn Bernhard Schfer, fr die Einladungund Herrn Brgermeister Walter Brilmayer fr diebernahme einer Schirmherrschaft durch Bereit-stellung des Saales und persnliche Anwesenheitbeim Vortrag, schlielich Frau Elisabeth Hamel(Ebersberg) fr die Herstellung der Graphiken.

    2 Mit bairischer Schrfung des -b- zu -p- in Eberes-/Epares- wie auch in -perch und -perc.

    3 Bei lat. aper, deutsch Eber handelt es sich um einsehr altes Lehnwort aus einer vorgeschichtlichensemitischen Sprache, vgl. noch arabisch ifr ,Eber.

    4 Den Hinweis hierauf und auf Volkert 1972, S. 39,44-46 verdanke ich Herrn Markus Krammer, Kreis-heimatpfleger fr den Landkreis Ebersberg.

    5 Mayr 1989, S. 105-106.6 In der Diskussion im Anschluss an den Vortrag

    schlug Markus Krammer (s.o. Anm. 4) eine Verbin-dung dieser Erklrung mit der Eber-Sage vor. Daich beide Teile dieses neuen Vorschlags fr verfehlthalte, bringt uns nach meiner Ansicht auch ihreVerbindung der Wahrheit nicht nher.

    7 Vgl. zum Vorstehenden Puchner 1951, S. 20, Nr.75 Ebrach.

    8 Berger und v. Reitzenstein sind aber nicht die einzi-gen, die diese methodische Regel nicht beherzigenund ihre Deutungen lieber weit herziehen als ein-fach auf den Fluss zu verweisen. Ein Beispiel, dasmir bei meiner Exkursion am 18. Februar 2000 (s.u.Anm. 20) auffiel, ist das Kirchdorf Webling (Land-kreis Dachau), a. 1140 Wewelingen. Dieses stellt derMitautor Gerhard Hanke der Hauptautoren Lieb-hard und Plsterl (1992, S. 53) zu wabern,schwankender Wiesengrund und scheint dabeidie einfache Tatsache zu bersehen, dass Weblingam Webelsbach liegt.

    Abb. 18: Verteilung der mtDNS-Gruppen in Eu-ropa.

    Abb. 17: Verteilung der Blutgruppe Null inBayern24.

  • 28 29

    Die sptgotischen Heiligenfiguren inin der Loitersdorfer Kirche St. Andreas(Gemeinde Aling)1 sind bereits in derkunsthistorischen Forschung des 19.und 20. Jahrhunderts registriert wor-den. Das Urteil ber sie reichte jedochvon unbedeutend2 bis zu derb3

    und veranschaulicht damit in bezeich-nender Weise, wie selbst bildvergleichs-geschulte Kunsthistorikeraugen modi-schen Trends erliegen knnen. Natr-lich passte die im vorigen Jahrhundertvon Nazarenertum und Historismus be-einflusste retrospektive Vorstellung ei-ner vermeintlich mrchenversponne-nen Welt der Gotik schlecht zu der inWahrheit zwischen Kontemplation undkrassem Realismus angesiedelten Aus-druckswelt des ausgehenden Mittelal-ters, eben jener Epoche, in der die Loi-tersdorfer Holzfiguren entstanden.

    Von vermutlich zwei sptgotischenAltren, deren Schreine heute verschol-len sind, blieben in Loitersdorf als trau-riges Relikt allein vier Holzbildwerke.Die auerordentlich qualittvolle 0,82Meter groe Skulptur der auf einerBank sitzenden Gottesmutter mit ihremlebhaft zappelnden Kind auf demScho4 gehrt mit dem stark unter-schnittenen und raumbildenden Fal-tenwerk ihres Gewandes und mit ihrermdchenhaften Physiognomie zumStilkreis der Marienleben-Reliefs der Al-tre von Heiligenstadt (1480), Gelbers-

    dorf (1482), Jenkofen (1500) undLandau / Isar.5 Ob die modisch mit ei-ner Hrnerhaube dargestellte 1,05 Me-ter groe Figur der Maria Magdalenaeinst zum gleichen Marienaltar gehr-te, bleibt unsicher, da stilistische Unter-schiede auf eine andere Hand hindeu-ten.6 Gegenstand dieses Beitrages sindjedoch die beiden 0,74 Meter groen,sehr restaurierungsbedrftigen Holz-bildwerke der Apostel Johannes undAndreas.

    Der jugendlich langgelockte Evange-list trgt unter goldenem Mantel, des-sen rotes Poliment stark durchscheint,eine gegrtete blaue Tunika. In der Lin-ken hlt er den Giftkelch, den ihm derPriester des Artemis-Tempels reichte,seine rechte Hand ist zum rettendenKreuzzeichen erhoben. Aus seinemschmalen Gesicht mit spitzem Kinnund auffllig langem Nasenrcken flltder Blick hinunter auf den Kelch, dersinnfllig auf den Kelch in den Hndendes Engels am lberg verweist.

    Der Evangelist steht barfig in na-hezu 180 Grad verdrehter, tnzerischerFustellung auf angeschnitztem, gr-nem Sockel. Neben der verschrnktenBewegung7, jener uns heute in religi-sem Kontext so unmotiviert erschei-nenden tnzerischen Drehung der F-e, gehrt die Gewandgestaltung derJohannesskulptur zu den auffallendenStilmerkmalen des Schnitzwerkes. Der

    Die Apostel von LoitersdorfBrigitte Schliewen

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    Bildnachweis

    American Journal of Human Genetics, Chicago: Abb. 12.

    Luigi Luca Cavalli-Sforza, Princeton: Abb. 13.

    Elisabeth Hamel, Ebersberg: Abb. 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8,10, 17, 18.

    Arthur E. Mourant, Oxford: Abb. 16.

    Theo Vennemann, Mnchen, Abb. 11, 14.

    Verlag Lutz Garnies, Neukeferloh/Mnchen: Abb. 1, 9.

  • schuhten Apostels Andreas mit der Jo-hannesstatue berein. Er hlt als Zei-chen seines Martyriums das Gabelkreuzin der rechten Hand und in der linkendas Evangelienbuch, auf das sein nach dem Vorbild sptantiker Prophe-tendarstellungen ausgezehrtes Ge-sicht mit der ausgeprgt langen Naseunter zottigen Haaren hinabsieht. Einenahezu identische Darstellung diesesasketischen Aposteltypus begegnet unsin der 1,24 Meter hohen HolzskulpturJohannes des Tufers in der Kirche St.Martin in Pastetten / Landkreis Erding(um 1490)9 und in einer 1,23 Metergroen polychromierten, leider nur

    fragmentarisch und ohne kennzeich-nende Attribute erhaltenen Heiligenfi-gur aus der Mnchener Frauenkirche(um 1500)10. (Abb. 3 u. 4)

    Nach ihren stilistischen Merkmalenwerden die Bildwerke des Weihenste-phaner Erzengels und des nicht nherbestimmbaren Apostels aus der Mn-chener Frauenkirche als Arbeiten desMeisters der Blutenburger Apostel 12,der Pastettener Johannes der Tufer da-gegen als Skulptur des Schnitzers undBauingenieurs Erasmus Grasser disku-tiert13. Die unterschiedliche Zuordnungbeleuchtet die Zuschreibungsproble-matik, wenn es um Werke der beiden

    3130

    Mantel bauscht sich um den linkenArm und wird zusammen mit demKelch von der linken Hand gehalten.Dadurch entsteht eine ohrmuschelarti-ge Stoffdraperie, die in bewegtemKontrast zur umgeschlagenen rechten,brettartig in langer Linie herabhngen-den Mantelseite steht. Diese Mantelge-staltung passt geschwisterlich zu der ei-ner 1,68 Meter groen, farbig gefas-sten Holzskulptur des Erzengels Mi-chael vom Hochaltar aus der Kirche desehemaligen Benediktinerklosters Wei-henstephan (1489)8, dessen liturgischeGewandung mit Albe (Tunika), Stola(Insignie in Bandform), Amikt (Schul-

    tertuch) und Pluviale (Chormantel) sichallerdings durch kostbarere Details(Saumfransen, Goldauflage, Inschrif-tenbordren) vom Loitersdorfer Johan-nes unterscheidet. Das gleiche Antlitzmit dem gedankenverlorenen Blick un-ter dem Lockenhaar, die gleiche rum-lich-phantasievolle Manteldrapierung,die bis in die Fuwlbung gleiche ber-kreuzte Beinstellung lassen die Johan-nesfigur wie einen kleinen Bruder desjugendlich schnen WeihenstephanerErzengels erscheinen. (Abb. 1 u. 2)

    In Gesichtsform, Gewandbehand-lung und Bewegung stimmt die Figurdes vollbrtigen und ebenfalls unbe-

    Abb. 1 u. 2: Die Figuren des Johannes Evangelist von Loitersdorf (links) und des Erzengels Michaelvon Weihenstephan (rechts) lassen in ihrer Gestaltung eine nahe Verwandtschaft erkennen.

    Abb. 3 u. 4: Die Statuen des Apostels Andreas von Loitersdorf (links) und eines unbekanntenHeiligen aus der Mnchener Frauenkirche (rechts) erscheinen nahezu identisch.

  • augenfllig verwandt.21 Grasser hatalso offensichtlich zu verschiedenenZeiten fr das Kloster Ebersberg ge-arbeitet.

    Im Gegensatz zu Erasmus Grasserfhrt keine archivalisch abgesicherteSpur im Ebersberger Raum oder demKloster benachbarten Gebiet zu einerbiographischen Spur des Meisters derBlutenburger Apostel. Mit Hilfe der Stil-kritik ergeben sich jedoch konkreteHinweise auf eine Gruppe von Arbeitendes Anonymus in diesem Gebiet. Al-brecht Miller erkannte 1983 eine zwil-lingshafte Verwandtschaft zwischenden zwlf 1,25-1,29 Meter groenApostelskulpturen der BlutenburgerSchlosskirche (nach 1490), denen derMeister seinen Notnamen verdankt,und den beiden 1,58-1,60 Meter gro-en Johannesfiguren im (neugoti-schen) Altarschrein der Erdinger Johan-neskirche;22 eine Familienhnlichkeit,die auch die allerdings kleineren Loi-tersdorfer Apostel deutlich kennzeich-net: Denn auch sie besitzen die glei-chen spitzen Gesichtszge23 mit demversonnenen Blick. Ihr Mantel bauschtsich ebenfalls hhlenbildend um einenArm und setzt mit dieser raumschaffen-den Bewegung einen Kontrapunkt zurbrettartig herabfallenden Stoffbahn desanderen Mantelendes. Nicht zuletztstimmen alle Apostel in ihrer ver-schrnkten Beinstellung berein. Nachdiesen sich deckenden Stilkriterien kn-nen die beiden Loitersdorfer Figurennur aus der Werkstatt des BlutenburgerMeisters stammen. Ob sie eigenhndigvon ihm oder nach seinen Vorlagen ge-schnitzt wurden, ist nicht zu erweisen.Der Faltengestaltung ihrer Gewnder

    nach drften sie spter als der Weihen-stephaner Erzengel (1489), aber nochvor dem namenlosen Apostel aus derFrauenkirche in Mnchen (um 1500)entstanden sein.

    Johannes benennt Andreas in seinemEvangelium als den ersten unter zweiJngern, die dem Ruf Jesu folgten (Jo-hannes 1, 35-40). Die Verbindung vonberichtendem Evangelisten und Andre-as, dem ersten Jnger Jesu, lsst in Loi-tersdorf an einen ursprnglich mit zweiHeiligenfiguren ausgestatteten, dieAussendung der Apostel thematisieren-den Altar denken. Auch die Darstellungbeider Jnger mit nackten Fennimmt Bezug auf den Bibeltext, dennnach Lukas 10, 3-4 heit es in der Auf-forderung Christi, das Evangelium in al-ler Welt zu verknden: Geht! Ich sen-de euch wie Schafe mitten unter dieWlfe. Nehmt keinen Geldbeutel mit,keine Vorratstasche und keine Schuhe![...]. Die von den Blutenburgern berdie Erdinger bis zu den LoitersdorferAposteln gestaltete Barfigkeit ist eindeutlicher ikonographischer Hinweisauf die Werktreue des BlutenburgerMeisters, der sich eng an den Evange-lientext hielt. Zu einer solchen Vertraut-heit mit der Bibel fgt sich die Tatsa-che, dass alle uns bekannten Werke desBlutenburger Schnitzers religisen The-men verpflichtet sind im Gegensatzzu Erasmus Grasser, der mit seinenMnchener Moriskentnzern bereitsprofane, karikaturhaft berzeichneteMenschentypen schnitzte. Der stetsernste und in sich versunkene Ausdruckder Heiligenfiguren des BlutenburgerMeisters lsst den Einfluss der Devotiomoderna erkennen, jener stillen Frm-

    3332

    sptgotischen Schnitzer geht. Vom Blu-tenburger Meister sind weder Namenoch biographische Daten bekannt ein Schicksal, das er mit vielen Berufs-genossen seiner Zeit teilt , von Gras-ser sind dagegen Name, Herkunft undArbeiten zum groen Teil ab 1474 zuerschlieen oder archivalisch doku-mentiert.14 Im Aresinger-Epitaph von1482 in Mnchen, St. Peter, besitzenwir sogar eine signierte und datierteBildhauerarbeit von ihm. Die Grassercharakterisierende verblffende Wand-lungsfhigkeit, die von karikierenderMenschendarstellung bei den Mnche-ner Moriskentnzern seiner Frhphase(1480) bis zu den stumm Klagendender monumentalen Beweinungsgruppeim Freisinger Dom (1492) reicht, ver-anschaulicht das Dilemma einer stilisti-schen Abgrenzung seines ruhiger ge-wordenen spten uvres zu der sichkaum verndernden kontemplativenBildnerei des nachdenklichen Bluten-burger Meisters. Grundstzlich darfman aber wohl zwischen einem grble-risch-introvertierten Temperament deslteren Blutenburger Meisters und ei-ner eher extrovertierten Knstlerper-snlichkeit Erasmus Grassers unter-scheiden.

    Die Frage ist, in welcher Werkstattder genannten sptgotischen Schnitzerdie beiden Loitersdorfer Apostelfigurengearbeitet wurden. Eine grndliche Re-staurierung, die die Figuren von denuerst groben und entstellendenFarbberfassungen befreien und kon-krete Hinweise zum ursprnglichen Zu-stand liefern knnte, steht noch aus. InErfahrung zu bringen war lediglich eineallgemeine Kirchenrestaurierung im

    Jahr 1830,15 die sich nach Auskunft ei-ner Votivtafel durch einen vorausge-henden Blitzeinschlag erklrt, der dieLoitersdorfer Kirche 1828 getroffenhatte. 1984 erfolgte eine Auenreno-vierung,16 die zum Anlass genommenwurde, wenigstens die Madonnen-skulptur zu konservieren.17

    Fr die Hand Erasmus Grassers kannseine urkundlich zu belegende Prsenzim Ebersberger Klostergebiet und des-sen benachbarten Klstern sprechen.Nach einer Ebersberger Urkunde von1499 hatte Grasser Besitzanrechte inOberneuching / Landkreis Erding, wieaus dem Text der Verkaufsurkundeeines Sedelhofes hervorgeht: auge-nommen fnff pfund pfening soErasem grassem umb ainhundert pfundpfening und acht gulden reinisch (ge-hren).18 In Kloster Altenhohenau fun-gierte er am 19. Mai 1511 als Sie-gelbittzeuge in der Funktion einesBrunnmeisters zu Mnchen.19 Ar-beiten Grassers tauchen auch im Ebersberger Kloster selbst und dessenverstreuten Besitz auf. In den Figurender heiligen Sebastian und Ulrich, dieheute in der Sebastianskapelle derEbersberger Pfarrkirche verwahrt wer-den, sieht Kornelius Otto Arbeiten von der Hand Grassers und datiert siein die Zeit um 1485.20 Die monu-mentale Dreifaltigkeits-Skulptur in derKirche St. Michael in Mitterdarching /Landkreis Miesbach, das seit dem 11. Jahrhundert zum Besitz des Bene-diktinerklosters gehrte, ist der wohlum 1495 gearbeiteten Gnadenstuhl-Gruppe in der heutigen Pfarrkirche inSchliersee in Physiognomie, Haar- undGewandgestaltung sowie Bewegung

  • Anmerkungen

    1 Nach der Conradinischen Matrikel gehrte die Loi-tersdorfer Kirche 1315 als eine von sechs Filialkirchenzur damaligen Pfarrei Holzen. Siehe Mayer, Anton /Westermayer, Georg: Statistische Beschreibung desErzbisthums Mnchen-Freising , III. Bd., Regensburg1884, S. 226.

    2 Riehl, Berthold: Loitersdorf, in: Bezold, Gustav von /Riehl, Berthold / Hager, Georg: Die Kunstdenkmaledes Regierungsbezirkes Oberbayern, 2. T., Stadt Mn-chen, Bezirksmter Erding, Ebersberg, Miesbach, Ro-senheim, Traunstein, Wasserburg, (Die Kunstdenkma-le des Knigreiches Bayern I/2), Mnchen 1902, S.1376-1377, S. 1377.

    3 Dehio, Georg / Gall, Ernst: Handbuch der deutschenKunstdenkmler, Bayern IV: Mnchen und Ober-bayern, Mnchen Berlin 1990, S. 607. Der Dehiovon 1964 erwhnt nur die Figuren der Muttergottesund der Maria Magdalena.

    4 Maangabe nach Riehl (wie Anm. 2), S. 1377.5 Abbildungen siehe bei Schliewen, Brigitte: Studien zur

    Schnitzkunst vor Leinberger im Gebiet von Ebersberg die Madonnen von Frauenreuth und Loitersdorf, in:Schultes, Lothar (Hg.): Der Meister des KefermarkterAltars. Die Ergebnisse des Linzer Symposions, (Studienzur Kulturgeschichte von Obersterreich 1), Linz1993, S. 93-101 und Ramisch, Hans: Zur MnchnerPlastik und Skulptur im spten Mittelalter, in: Steiner,Peter / Hahn, Sylvia (Red.): Mnchner Gotik im Frei-singer Dizesanmuseum, (Dizesanmuseum in Frei-sing. Kataloge und Schriften 21), Regensburg 1999,S. 25-67, S. 50, Abb. 28.

    6 Dem Grenverhltnis nach knnte die stehende Ma-ria Magdalena ohne weiteres der sitzenden Madonnazugeordnet werden.

    7 Pinder, Wilhelm: Die deutsche Plastik des ausgehen-den Mittelalters, in: Handbuch der Kunstwissenschaft,Wildpark Potsdam 1929, S. 379.

    8 Heute: Dizesanmuseum Freising, Inv. Nr. P 32.9 Siehe Liedke, Volker: Die Figur des Heiligen Johannes

    des Tufers in Pastetten. Ein bislang unbekanntesWerk des Mnchner Bildschnitzers Erasmus Grasser,in: Ars Bavarica 15/16 (1980), S. 16-19, S. 17-18,Abb. 1-3.

    10 Heute als Leihgabe im Dizesanmuseum Freising, Inv.Nr. M 530.

    11 Siehe Otto, Kornelius: Erasmus Grasser und der Mei-ster des Blutenburger Apostelzyklus. Studien zurMnchner Plastik des spten 15. Jahrhunderts, (Mi-scellanea Bavarica Monacensia 150), Mnchen 1988,S. 158-160.

    12 Siehe Steiner / Hahn (wie Anm. 5), S. 146.13 Siehe Liedke (wie Anm. 9), S. 17-18.

    14 Siehe hierzu Halm, Philipp Maria: Erasmus Grasser,Augsburg 1928 u. Otto (wie Anm. 11), S. 8-141.

    15 Siehe Mayer / Westermayer (wie Anm. 1), S. 264.16 Siehe Dehio / Gall (wie Anm. 3), S. 607.17 Die Sicherung mit Teilergnzung (zwei Finger) wurde

    von der Restauratorin Marie Rose Kratzsch, Mnchen,Schellingstrae 96, ausgefhrt. Siehe hierzu Berichtim Pfarramt Frauenneuharting.

    18 Bayerisches Hauptstaatsarchiv (BayHStA), KU Ebers-berg 1131 vom 25.07.1499.

    19 Siehe Mitterwieser, Alois: Geschichte der Benediktin-erabtei Attel am Inn, o. O. 1920, Nr. 550.

    20 Siehe Otto (wie Anm. 11), S. 129 u. Anm. 250. Indem betreffenden Ebersberger Rechnungsbuch wirdallerdings sein Name nicht genannt, sondern nur pau-schal mit dem maler einer tafel abgerechnet. SieheBayHStA, KL Ebersberg 23 12.

    21 Siehe ebd., S. 103-105 u. Abb. 27.22 Siehe Miller, Albrecht: Der Blutenburger Apostelzyklus

    und sein Meister, in: Erichsen, Johannes (Hg.): Bluten-burg. Beitrge zur Geschichte von Schlo und Hof-mark Menzing, Mnchen 1983, S. 213-230.

    23 Ebd., S. 215.24 Siehe Mayr, Gottfried: Ebersberg Gericht Schwaben,

    (Historischer Atlas von Bayern / Teil Altbayern I/48),Mnchen 1989, S. 140.

    25 Siehe BayHStA, Kurbaiern Geh. Landesarchiv 1192,fol. 16 v.

    26 Siehe Liedke, Volker: Die Mnchner Tafelmalerei undSchnitzkunst der Sptgotik (I), in: Ars Bavarica 17/18(1980), S. 58-61.

    27 Siehe Miller (wie Anm. 22), S. 227-230.28 Siehe Ramisch, Hans: Die Meister der mittelalterlichen

    Chorgesthle von Tegernsee und Reichenbach, in:Jahrbuch der bayerischen Denkmalpflege 29 (1975),S. 79-96, S. 79-81.

    29 Siehe Otto (wie Anm. 11), S. 204-206.

    Bildnachweis

    Brigitte Schliewen, Vaterstetten: Abb. 1, 3.

    Dizesanmuseum Freising: Abb. 2, 4.

    3534

    migkeit, von der die im 14. Jahrhundertgegrndete religise Erneuerungsbe-wegung des Hollnders Geert Grootegetragen wurde. In einem sanften,aber revolutionierenden Umdenkungs-prozess strebten seine Anhnger nacheinem Leben in Demut, um so, wieThomas von Kempen in seinem be-rhmten Buch schrieb, Christus nach-folgen zu knnen. Die Wirkung diesesBuches schuf ein neues Bewusstsein,das mitbestimmend fr viele gesell-schaftliche Vernderungen im 15. Jahr-hundert wurde. Auch die von denEbersberger bten in ihrem Konventnach Krften gefrderte Melker Reform(1426-1441) war zustzlich motiviertdurch offenkundig gewordene Miss-stnde in vielen bayerischen Klstern ein sptes geistiges Kind der Devotiomoderna.

    ber die Stiftung sptgotischer Alt-re in Loitersdorf schweigen sich dieQuellen aus. Das Feuerstttenbuch von1554 nennt unter den Grundherren inLoitersdorf drei Klster (Tegernsee,Beyharting, Dietramszell). Auerdemverfgte dort neben den Gotteshu-sern Rosenheim, Schnau und Ramers-dorf auch der bayerische Herzog berGrundbesitz.24 Noch 1580 bewirtschaf-tete unter anderem Jrg Mair einen Hofin Loitersdorf so dem Herrn Pfleger zuAibling zugehrig,25 also demnach Besitz eines hohen herzoglichen Be-amten war. Setzt man hnliche Besitz-verhltnisse schon Ende des 15. Jahr-hunderts und die Bildwerke zur origina-len Ausstattung der Loitersdorfer An-dreaskirche gehrend voraus, drfteder Stifter hfischen Kreisen zuzurech-nen sein.

    Den Namen des Meisters der Bluten-burger Apostel doch noch zu finden,haben bis heute zahlreiche Forschernicht aufgegeben: Volker Liedke bringtihn mit dem Mnchener Maler Erhartlgast in Verbindung.26 Albrecht Millerglaubt an eine Ausbildung bei demSteinmetz Hans Beierlein in Augs-burg.27 Kornelius Otto hlt, die Vermu-tung Hans Ramischs wieder aufgrei-fend,28 versuchsweise Markus Haldner,den Sohn Hans Haldners, der das Mn-chener Kaisergrab schuf, fr die hinterdem Notnamen Meister der Bluten-burger Apostel stehende Persnlich-keit.29 Solange der Name eines Bildhau-ers, Schnitzers oder Malers nicht archi-valisch belegt, seine Werke nicht durchzustzliche Daten begrndet zu er-schlieen sind oder durch eine Signatursicher zugeordnet werden knnen, be-wegen sich Namenszuweisungen aufdem seifigen Weg der Spekulation.Wichtiger erscheint die Aufgabe, zu-knftig das noch nicht vollstndig er-schienene Spektrum der Werke des Blu-tenburger Meisters wenn mglich in ihrem ursprnglichen Zusammen-hang zu erfassen und fr die interes-sierten Menschen des 21. Jahrhundertswieder lesbar zu machen; denn erstdann erschliet sich dem heutigen Be-trachter die Botschaft der sptgoti-schen Bilder und Bildwerke.

  • 3736

    Von den meisten Heiligenfiguren inden Kirchen unseres Landkreises ken-nen wir weder den Namen des Schnit-zers, noch der Werkstatt, noch lassensich ber die Zuordnung zu einer be-stimmten Stilrichtung hinaus bezg-lich der Meister berhaupt geeigneteAussagen treffen. Vier Knstlergestaltenragen aus dieser Landschaft hervor.Drei davon haben ihren eigenen Na-men, einer hat nur eine Bezeichnung,die von einem seiner Werke abgeleitetist. Es ist sicher kein Zufall, dass die na-mentlich bekannten Josef Gtsch, Chri-stian Jorhann der ltere und JohannBaptist Straub zugleich die geschicht-lich jngeren Meister des spten bisfrhen Rokokos sind, whrend der Vier-te als Meister der ausgehenden Gotikwohl ungefhr 250 Jahre frher lebte.Von Gtsch, Jorhann und Straub ken-nen wir die wesentlichen Daten ihrerBiografie und die Sttten ihres Wir-kens.1 Nicht so von dem Vierten: vonihm kennen wir nur ein erst in unsererZeit verfasstes Verzeichnis seiner Werkeund ihrer Standorte und damit den Le-bensraum, in dem er wirkte, und derLandkreis Ebersberg liegt mitten darin.2

    Whrend fr Straub mit der Dreifal-tigkeitskirche in Grafing, fr Jorhannmit der Kirche in Landsham, fr Gtschmit den Kirchen von Glonn und Stein-

    hring, bereits alle Standorte im Land-kreis angefhrt sind, ergibt sich fr denVierten, seine Werkstatt und seineSchule ein Katalog von 13 Orten imLandkreis und seiner unmittelbarenUmgebung. Der Knstler, von dem hierdie Rede ist, heit seit seiner Entde-ckung, das heit seit er als Schnitzer ei-ner Mehrzahl bedeutender Altaraus-stattungen erkannt ist, der Meister vonRabenden oder prziser: der Meisterdes Hochaltares von Rabenden.

    Rabenden liegt von uns aus hinterObing an der B 304. Die Kirche liegthinter einem Gasthaus unmittelbar ander Bundesstrae, hat uerlich eineeinfache, aber im Innern sehr anspre-chende gotische Architektur und ne-ben anderem figrlichen Schmuckeben diesen Hochaltar. Er hat nicht nurden Namen gebracht, von ihm darfvielmehr auch, nach Kenntnis eines vielumfangreicheren Werkes, unter Ge-sichtspunkten der Qualitt ausgegan-gen werden, wenn vom Meister vonRabenden zu reden ist. Es handelt sichum einen gotischen Flgelaltar, dersich geffnet und geschlossen in nahe-zu gleichem ueren Umriss darstellt.Die zu ffnenden Flgel sind innen undauen bemalt und verdecken geffnetmit ihrer inneren Bemalung die sonstsichtbaren, ebenfalls bemalten Stand-

    Der Meister von Rabenden und der Landkreis Ebersberg

    Hermann Beham

    Abb. 1: Die Apostelgruppe des Hochaltares von Rabenden aus der Hand des namentlichunbekannten Meisters.

  • Elendskirchen und im Norden um Haarund Siggenhofen.

    Im Landkreis selbst handelt es sichum 15 Plastiken in den Kirchen vonOberpframmern (4), Haslach (4), Plie-ning (2), Weiterskirchen (2), Berghofen(1), Berganger (1) und Meiletskirchen(1). Aus dem Landkreis stammen zweiAltre (Schloss Elkofen und Landsham)und fnf Plastiken (Purfing 3, Haslach2) und in unmittelbarer Nachbarschaftfinden sich neun Arbeiten (Ostermn-chen 2, Thal 2, Schnau 2, Elendskir-chen 1, Haar 1, Siggenhofen 1).6

    Nachdem am Anfang dieser Darstel-lung der Hochaltar von Rabenden alseigenhndiges Werk des Meistersstand, nhern wir uns fr den Landkreiswohl am besten ber die Schul- undWerkstattarbeiten dem einzigen eigen-hndigen Werk, das wir in der Darstel-lung des Gekreuzigten in der HaslacherKirche besitzen.

    Werke aus der Schule des Meisters

    Um Schularbeiten handelt es sich zu-nchst bei den beiden Darstellungendes Gekreuzigten in der Kirche in Ober-pframmern. Bemerkenswert ist vor al-lem die hnlichkeit des Vortragekreuzesmit dem Gekreuzigten in der Kreuzi-gungsgruppe der Kapelle am Ortsein-gang von Kloster Schftlarn, die eben-falls als Schulwerk einzustufen ist.7 Dasgrere der beiden OberpframmernerKreuze bezeichnete Heinrich Kastner alsder Leinbergerschule zugeschrieben.8

    Es ist auch bereits in den Kunstdenk-malen von 1902 erwhnt und dabeizeitlich wohl richtig als um 1520 einge-

    stuft,9 da es zwischen 1515 und 1520entstanden sein drfte. Die Kunst-denkmale: Arbeit mit groer Bravourund charakteristischem Naturalismus,jedoch ohne tiefes Empfinden ausge-fhrt. Heutige Fassung wohl Barock,mit spterer berarbeitung. 1932 wardieses Kreuz tatschlich auf einer Lein-bergerausstellung in Landshut zu se-hen.10 Die Frage: Leinbergerschuleoder Schule des Meisters von Raben-den?, drfen wir wohl denKunsthistorikern berlassen,unter denen diese Frageumstritten ist. Einen Einflussder Leinbergerschulesehen Georg Dehiound Ernst Gall zumBeispiel auch frdie Kreuzigungs-gruppe, die heuteden Hochaltarin Emmeringschmckt.11

    Der gemein-same Nen-ner er-schlietsich vonhier auskaum. Er-wgun-gen zudieserFragefhrenaberwohl zu

    3938

    flgel des Altares. Dieser ist im brigenklar gegliedert in Antependium, Men-sa, Predella, Retabel und Gesprenge.Inmitten des Retabels liegt der Schrein,den ein Kielbogen abschliet, der beigeffnetem Altar hlftig nach auengespiegelt wird. Von der Predella undvom Gesprenge zum Retabel hin wer-den die Formen der Umrahmungenund Geranke verspielter und zierlicher.Das hchste Gesprenge ist beinaheschlicht gotisch und das Ebenma derGliederung und der ueren Form desRetabels weist bereits hinber zu denwaagrechten Elementen der Renaissan-ce. (Abb. 1)

    Fr unser Thema knnen wir die Ma-lerei des Altars beiseite lassen undebenso die ungeklrte Frage, wer ihrMeister ist. Wenn vom Meister von Ra-benden im Landkreis Ebersberg die Re-de ist, geht es nur um Plastik und nieum Malerei. Der bildliche Schmuckoder besser der Inhalt des Altares hatzwei Themen: die Kreuzigungsgruppeim Gesprenge und die drei Apostel Ju-das Thaddus rechts, Simon links undden Kirchenpatron Jakobus den lterenin der Mitte.

    Von diesen Figuren ist Ma zu neh-men fr die Werke, die dem Meistervon Rabenden, seiner Werkstatt oderseiner Schule auch in unserem Land-kreis zugeschrieben werden. Mit denStichworten Werkstatt und Schule sindwir noch einmal bei der Anonymittdes Meisters, bei der Frage nach sei-nem Wirkungsort, ja nach seinem mg-lichen Namen. Zu beidem hat es Kon-kretisierungsversuche gegeben,3 aufdie hier zunchst nur bezglich desStandortes der Werkstatt eingegangen

    werden soll. Die errterten Meisterna-men knnen dabei nur Verwirrung stif-ten, wenn sie nicht zu belegen sind.Die Errterung mglicher Werkstttenerbringt dagegen wenigstens einerumliche Abgrenzung. Als mglicherSitz der Werkstatt werden die OrteWasserburg, Mhldorf, Rosenheim undneuerdings auch Mnchen errtert.4

    Das Verbreitungsgebiet der Werkereicht von Hall in Tirol bis Unterlaich-ling nrdlich von Mallersdorf und vonKempfenhausen am Starnberger Seebis nach Rabenden, dem zugleich st-lichsten Standort.5 Der Landkreis Ebers-berg liegt wie gesagt mitten darin:Markt Schwaben, Grafing und Ebers-berg wurden als Sitz der Werkstatt abernie errtert.

    Wenn man den Meister von Raben-den mit dem Landkreis Ebersberg inVerbindung bringt, muss man unter-scheiden zwischen dem Bestand anArbeiten, die sich noch im Landkreisbefinden und solchen, die, aus demLandkreis kommend, an andere Standorte gelangt sind. Es geht vor al-lem um Arbeiten aus dem Schloss El-kofen, Purfing und Haslach, die in dasBayerische Nationalmuseum bezie-hungsweise in das Dizesanmuseumnach Freising gelangt sind. In jngsterZeit ist auch erkannt worden, dass derHochaltar der Kirche in Mrlbach imLandkreis Starnberg aus dem Landkreis,und zwar aus der Vorluferkirche derheutigen Kirche in Landsham stammt.Daneben gibt es da noch einige Stand-orte nahe der Landkreisgrenze, dieman nicht gerne auslsst, wenn manschon dabei ist. Es geht im Sden umOstermnchen, Thal, Schnau und

    Abb. 2: Die Heilige Anna selbdritt von Berg-hofen die Arbeit eines Schlers des Mei-sters von Rabenden.

  • bernahmen aus der Vorluferin der1642 errichteten Kirche handeln. Dieheutige Fassung der Figur ist barock,ebenso wie die der Darstellung des Hei-ligen Jakobus des lteren in der glei-chen Kirche, die ebenfalls als Schular-beit einzustufen ist und zusammen mitder Anna selbdritt aus dem Schrein ei-nes sptgotischen Altares stammenknnte, wie er in der frheren Kirchegestanden haben kann.

    Drei Plastiken aus der Schule desMeisters von Rabenden standen frherauch in der St. Lorenz-Kirche in Pur-fing. Es handelt sich um einen HeiligenChristopherus, einen Heiligen Sylvesterund eine Heilige Margaret, die heutedas Dizesanmuseum in Freising ver-wahrt. (Abb. 3) Bis 1965 zierten sie denwohl barocken nrdlichen Seitenaltarder Kirche.17 Noch frher drften siegemeinsam den Inhalt des Schreins ei-nes sptgotischen Altares gebildet ha-ben. Die Einstu-fung der Arbei-ten als Schulwer-ke liegt an derGrenze. Es knn-te sich auchnoch um Werk-stattarbeitenhandeln. In denKunstdenk-malen von1902 sind sieals um 1520gefertigt, er-whnt.18

    Die Reihe derSchularbeitenknapp jenseitsder Landkreis-

    grenze knnen wir mit einer Darstel-lung erffnen, die noch bis 1928 zumLandkreis gehrte.19 Es handelt sich umden Heiligen Sebastian in der Kirche St.Johannes und Paulus von Siggenhofen,das heute zu Ottenhofen im LandkreisErding gehrt. (Abb. 4) Die Kunst-denkmale von 1902 erwhnen diePlastik als auf dem linken Seitenaltarstehend und merken an: der Mantelim Wurf sehr manieriert, die Stellunggeziert.20 Die wenig bewegte Linien-fhrung am linken und vor allem amrechten Mantelrand, die Bearbeitungder Haartracht und die Darstellun