Eggert, Wolfgang - Erst Manhattan, Dann Berlin

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    Wolfgang Eggert

    Erst Manhattan- Dann Berlin

    Messianisten Netzwerke

    treiben zum Weltenende

    | Chronos Medien

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    Gescannt von c0y0teSeitenkonkordant.

    Dieses e-Buch ist eine Privatkopieund nicht zum Verkauf bestimmt!

    Wolfgang Eggert

    ERST MANHATTAN DANN BERLINMessianisten-Netzwerke treiben zum Weltenende

    Chronos Medien Postfach 450108 80901 MnchenTel.: 089-26215774 www.chronos-medien.de

    ISBN: 3-935845-09-X

    2005. Alle Rechte, einschlielich derjenigen des auszugsweisen Abdruckssowie der elektronischen Wiedergabe, vorbehalten. Der Verlag dankt Herrn Dr.Wolfgang Sellner fr Lektorat und Korrektur

    printed in germany

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    inhalt

    der okkulte hintergrund eines propheten 16 Sektie-rer zwischen vorgestern und bermorgen 18 demSchicksal die bahn ebnen: der tempelbergfundamenta-lismus 22 vollendete tatsachen am tempelberg 26 kooks siedler-bewegung gush emunim 29 einsammelnder verlorenen stmme 31 der erste irakkrieg 34

    fundamentalistische geschichts-schreibung: das rabin-attentat 38 rabins armageddon-erben 46 zwei intifa-das 49 konkrete Vorbereitungen 51 republikanischeendzeitideologie 55 der einflu des heiligen landes 57 christlicher messianismus im weien haus 62 infremden diensten: die israel-lobby in den usa 72 die(un)kontrollierte gesellschaft: polit-logen 82 das reichvon nietzsche 87 der fisch stinkt vom kopf luba-witsch 91 die chabad-sekte ohne maske 99 die trmevon rom: war 9/11 ein biblischer angriff ? 110 doku-menteneinschub 126 kabbalistische kriegsprophezei-ungen 140 die strippenzieher hinter dem irakkrieg 142 der erlogene krieg 146 science fiction double fea-ture? 148 terror provozieren und dann bekmpfen,krieg im herzen westeuropas 157 deutsch-

    amerikanische geschichts-analogien 162 prophetischepoesie 167 eine mystische endzeit-internationale 170 spiels noch einmal, sam! 173 waffen des jngstengerichts 176 der bibel-code und der geplante dritteweltkrieg 180 explosives zndeln 184 die vision unddie erklrung dahinter 188 drohender holocaust inisrael. die antisemitische komponente 190 iran als an-

    fang vom ende 197 rckzug auf den feldherrenhgel200 beiwort israel shamir 206 beiwort allan c.brownfeld 212

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    Einfhrende Danksagung

    Das vorliegende Buch kam trotzdem es vorwiegend aktuelle

    Ereignisse beleuchtet im Ergebnis einer 15 Jahre dauerndenForschung zustande. Obwohl diese Arbeit zurckgezogen undfast autodidaktisch vonstatten ging wre es unbillig, den Leserin die Lektre zu entlassen, ohne zuvor verschiedenen Seiten dientige Referenz zu erweisen.

    Zum einen wre im privaten ohne meine Familie und vor allemohne meine Partnerin das produktive Schaffen sicher so nichtmglich gewesen. Zum anderen habe ich im fachlichen Bereich

    das in Mnchen beheimatete Institut fr Zeitgeschichte zu er- whnen, welches ber die Jahre hinweg einen schier uner-schpflichen Quell der Information geboten hat.

    Als besonders erfreulicher Umstand soll jedoch an dieser Stelleder Dialog mit zahlreichen Vertretern des israelischen und ame-rikanischen Judentums gewrdigt sein, den die Recherche mitsich brachte. Trotz oder vielleicht sogar gerade wegen der the-matischen Sensibilitt, ergaben sich von dieser Seite die frucht-

    barsten Korrespondenzen: Der trotzkistische BrgerrechtlerLennie Brenner durchforstete sein gewi nicht armes Lebens- werk nach hilfreichen Artikeln. Der Russe Israel Shamirstellte aus Jaffa seine Studien zur Kabbala zur Verfgung. AllanC. Brownfeld, Direktor des engagierten American Council for Judaism, spendete ein Essay ber den Religisen Zionismus.Prof. Saul Landau von der California State Uni studierte dasBuch kurz vor der Fertigstellung und retournierte seine schrift-liche Empfehlung.

    Zustimmung allgemeinerer Art und Bestrkung wurde von ver-schiedener Seite ausgesprochen. So schrieb der Historiker (Prof.cm./Boston Univ.) Howard Zinn, mit Noam Chomsky einer derbedeutensten Streiter gegen Bushs amerikanisches Jahrhun-dert: In Zeiten, da imperialen Fanatikern, die das amerikani-sche Volk von einem Krieg in den nchsten strzen, die Obhutber die US-Regierung bertragen ist, ist es sehr wichtig, denideologischen und religisen Extremismus aufzudecken, der

    diesen Fanatismus speist.

    Der Auslandskorrespondent und TV-Produzent Danny Schech-ter soll an dieser Stelle das letzte Wort haben. Auf die Frage, ob

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    er einen geeigneten Buchklappentext verfassen knne, ber-sandte der zweifache Emmygewinner mir die folgenden Zeilen:

    Wir haben oft gehrt, da, wenn wir die Lektionen derGeschichte nicht verstehen, wir verurteilt sind sie zuwiederholen.

    Lebt man in einer Welt, die auf Fakten grndet, dannverkrpert Glaube einen Sinn fr die verbindende Ver-nunft wie auch einen Sinn fr das verbindende Wohl.In einer Welt, die durch Unterhaltungsbestimmte Sze-narien und biblischen Fundamentalismus erfllt ist,sucht eine neue Glaubensbewegte Perspektive zuneh-mend Zuflucht in endzeitliche Spekulationen, die siedurch eine Politik der Polarisierung, der Teilung unddes Extremismus beschleunigen will. Im Antrieb, eineneue Welt zu suchen wird so jene bedroht, auf der wirleben.

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    An Stelle eines Vorworts

    Mein Name ist Michael Samuel. Ich bin emeritierter Judaistik-Professor an der Concordia Universitt von Montreal und ichhabe eine Frage an Sie:

    Was wrden Sie tun, wenn ein rassistischer Kult versuchenwrde, sein Hauptquartier in Ihrer Nachbarschaft zu errichten?Was, wenn dieser Kult gerade auf junge Menschen zielte, unddiese lehren wrde, alle Christen und Muslime wren

    1. von Geburt an bse, satanische Kreaturen (soda alle nicht-jdischen Babies als kleine Dmonen gelten);

    2. nicht besser als Wrmer;

    3. nicht einmal lebende Wesen, sondern bereits tot;

    4. zwangsweise zu bekehren oder durch den Messias zu unter-jochen

    5. und da es ihre heilige Pflicht ist, die Ankunft dieses Messi-as zu beschleunigen, um die zwangsweise Bekehrung oder Un-terjochung von Nichtjuden so schnell wie mglich zu erreichen.

    Lesen Sie nachfolgend drei typische rassistische Passagen ausder Likute Amarim oder Tanya, dem Grundlagenwerk derChabad-Lubawitsch-Sekte. Das ist einer der bevorzugten Texte,welche die Gruppe fr ihre Schulungen, ihr sogenanntes Ou-treach-Programm verwendet. Bitte beachten Sie, da ich ihreeigene, offiziell sanktionierte Englisch-bersetzung (herausgege-ben von der im Kultbesitz befindlichen Kehot Publication Socie-ty, New York London, 1973) heranziehe. Bereits im ersten Ka-pitel des Werkes steht geschrieben:

    Die Seelen der Vlker dieser Welt (also alle Christen, Musli-me, Buddhisten usw.) stammen jedoch von den anderen, un-reinen 'kelipot' (bsen Krften), die absolut nichts gutes bein-halten. (Seite 5)

    Des weiteren lesen wir:

    Indessen sind die 'kelipot' (bsen Krfte) in zwei Stufen unter-teilt, eine tiefere und eine hhere. Die tiefere Stufe besteht aus

    drei 'kelipot', die allesamt unrein sind und bse, absolut nichtsgutes enthaltend. Aus ihnen rhren und stammen die Seelenvon allen Vlkern dieser Welt (also alle Christen, Muslimeusw.), so auch ihre Krper, und auch die Seelen aller lebenden

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    Kreaturen, die unrein und zum Konsum ungeeignet sind.(Kapitel 6, Seite 25)

    So wirft Chabad-Lubawitsch Nichtjuden mit Schweinen, Schlan-gen, Wrmern und allen anderen Kreaturen, die unrein undzum Konsum ungeeignet sind in einen Topf.

    Der dritte Textabschnitt lt absolut keine Zweifel ber denRassismus und religisen Fanatismus der Sekte:

    Um die Sache noch mehr aufzuhellen, ist es ntig die Bedeu-tung des Verses 'Die Kerze des Herrn ist die Seele der Men-schen' zu klren. Das bedeutet, da die Seelen von Juden die 'Menschen' genannt werden bildlich gesprochen mit derKerzenflamme verglichen werden knnen, die ihrer Natur ent-sprechend immer nach oben tendiert Nun ist das ein gene-relles Prinzip in dem gesamten Reich der Heiligkeit Dies

    steht in direktem Gegensatz zu den sogenannten 'kelipah' (b-sen Krften) und der 'sitra achara' (die andere, bse Seite), wodie Seelen der Nichtjuden herstammen Deshalb werden sie(die Nichtjuden) als 'tot' bezeichnet (Kapitel 19, Seite 77und 79)

    Dieser Text macht klar, da fr Chabad-Lubawitsch nur Judenals Menschen (Menschen genannt) gelten. Sie lehren, daNichtjuden unter-menschliche Kreaturen sind, die sogar kaumdie Bestimmung lebender Wesen erfllen (werden sie als 'tot'

    bezeichnet).Dies sind nur einige der rassistischen Lehren des fanatisch-messianischen Kults namens Chabad-Lubawitsch. DiesemKult, der sich als authentisches Judentum verkauft, sind vonPremier Lucien Bouchards Regierung in Quebec fast 1 MillionDollar in Aussicht gestellt worden, damit er in Cote St.Luc/Montreal sein neues Missions-Haus errichten kann.

    Warum soll Sie das interessieren? Weil Chabad-Lubawitsch

    nicht nur unser Problem ist, es drfte genauso Ihres sein. Eshandelt sich hier um eine extrem mchtige, weltweite Organisa-tion. Ihr Einflu hat bis heute die Medien eingeschchtert, die aus Angst als Antisemiten gebrandmarkt zu werden sichscheuen den nachweislichen Rassismus der Sekte an die ffent-lichkeit zu bringen. Wir brauchen dringlichst Ihre Hilfe, um die-se Nachrichtensperre zu durchbrechen.

    Chabad-Lubawitsch fngt junge Menschen ein, die sich auf der

    Suche nach dem Sinn und religiser Identitt befinden. Die Sek-te missioniert aggressiv und verbreitet ihren religisen Fanatis-mus ber den gesamten Erdball, gerade auch auf Hochschulge-

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    lnden. Es ist gut mglich, da Chabad-Lubawitsch bereits inihrer Stadt ist.

    Wenn Sie Fotokopien der o.g. Zitate, die wrtlich aus dem Cha-bad-Lubawitsch-Textbuch entnommen sind, beziehen wollen, sosenden Sie mir bitte Ihre Postadresse.

    Wenn Sie per e-mail mehr ber den Ha erfahren mchten, denChabad-Lubawitsch predigt, insbesondere ber die theoreti-schen (kabbalistischen) Untermauerungen ihres metaphysi-schen Rassismus, so schreiben Sie mir bitte unter:

    Michael Samuel6867 Kildare RoadMontreal, Quebec,Canada, H4W 1C1Email: [email protected] 1

    1Prof. em. Samuels entschied sich, diesen Appell im Internet zu posten. Er wirddort von mehreren Netzseiten in englischer Sprache verbreitet.

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    Oh, I am the little Jew who wrote theBible. You dont know me from thewind You never will, you never did. Imsaying this to the nations.

    The Jewish Book News Interview mit Leonard Cohen, 1994

    First we take ManhattanThen we take Berlin

    Sie verurteilten mich zu 20 Jahren der LangeweileWegen des Versuchs, das System von innen heraus zu verndern

    Jetzt komme ich, ich komme um sie zu belohnenZuerst packen wir Manhattan, dann packen wir Berlin

    Ich werde geleitet durch ein Zeichen am HimmelIch werde geleitet durch das Geburtsmal auf meiner HautIch werde geleitet durch die Schnheit unserer WaffenErst packen wir Manhattan, dann packen wir Berlin

    Ich wrde wirklich gern mit dir zusammenleben, SchtzchenIch mag deinen Krper, deine Seele und deine KleidungDoch siehst du diese Trennlinie

    die sich durch die Bahnstation ziehtIch habe Dir gesagt, ich habe Dir gesagt, ich habe Dir gesagt,da ich einer von denen bin

    Ach, was hast Du mich als Verlierer geliebt,aber jetzt frchtest Du, da ich gewinnen knnteDu weit, wie Du mich stoppen knntest,aber Du hast nicht das Zeug dazuWie viele Nchte habe ich dafr gebetet, da mein Werk

    beginneZuerst packen wir Manhattan, dann packen wir Berlin

    WiederholtIch wrde wirklich gern mit Dir zusammenleben WiederholtIch werde geleitet durch ein Zeichen am Himmel (Auslassung)

    Erinnere Dich an mich, ich pflegte fr die Musik zu lebenErinnere Dich an mich, ich brachte Deine Lebensmittel heim

    Nun ist es Vater(s)tag und jeder ist verwundetZuerst packen wir Manhattan, dann packen wir Berlin

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    DER OKKULTE HINTERGRUND EINES PROPHETEN

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    Leonard Cohens Song kam geradezu leicht daher, als er erstmalsverffentlicht wurde. Niemand wre ernsthaft auf die Idee gekom-men, diesen Blitz am heiteren Himmel der 80er Jahren mit einerterroristischen Bedrohung in Verbindung zu bringen. Auch dieMusikindustrie betrachtete die Reime als ebenso spannende wiegelungene Wortspielereien und beschlo ihrerseits, noch einendraufzusetzen: 1992 erschien eine CD unter dem Titel Leonard

    Cohen Takes Manhattan was auf deutsch mehrdeutig, aber docheher mit einem Augenzwinkern als Leonard Cohen erobert Man-hattan zu bersetzen ist.

    Zehn Jahre spter gingen die Uhren anders: Die letzten Trmmer-nebel ber dem zusammengestrzten World Trade Center hattensich kaum gelichtet, da wurde Cohens Lied auch schon von smtli-chen amerikanischen Rundfunksendern auf den Index gesetzt unddurfte fr Monate nicht mehr gespielt werden. Zu stark war der

    Eindruck, da der Text das Blickfeld eines jener High-Tech-Terroristen wiedergab, die sich gerade mit als Waffen entfremdetenPassagierflugzeugen in die Zwillingstrme des Welthandelszen-trums gebohrt hatten.

    Tatschlich wurde der Komponist nach den Ereignissen von NewYork befragt, ob er hier frhzeitig die 9/11-Katatstrophe und dieihr zugrundeliegende Extremismusthematik vor Augen gehabt ha-be. Cohen antwortete positiv (First We Take Manhatten might be

    understood as an examination of the mind of the extremist)1

    undrumte damit ein, da er sich als Prophet bettigt hatte.

    Im Prinzip war das nichts Neues fr den amerikanischen Poeten,der im Laufe seiner Karriere immer wieder endzeitliche Fragenaufwarf. Jahre hindurch hatte er das Ende, die nahende Apokalyp-se vorausgesagt. Mit Fall des eisernen Vorhanges erreichte diesePassion in zwei seiner besten Alben, Im Your Man (1988) undThe Future (1992), ihren Hhepunkt. In dieser Zeit schrieb er

    First we take Manhattan. In dieser Zeit sagte er trotz der mit En-thusiasmus verkndeten Beendigung des Kalten Krieges eine mr-

    1Tramscript from Leonard Cohens Premiere Online Web Chat, 16. Oktober 2001,http://www.leonardcohen.com/transcript.html

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    17derische Verschrfung der politischen Weltlage voraus. Um damiteinhergehend in Democracy is Coming to the USA die ebenfallsheute stattfindende Entliberalisierung der Vereinigten Staaten an-zukndigen.

    All diese erstaunliche Klarsicht liegt eingebettet in tiefes mosaisch-

    religises Empfinden. Und sie fgt sich in ein scharf umrissenesmessianisches Erkennen, in dem die heiligen (prophetischen) B-cher (am Schluteil der Tage) weit geffnet sind. Es ist indes keingewhnlicher jdischer Zugang, der Leonard Cohens biblisch-astrologische Weltsicht ausmacht. Denn weniger die Thora inspi-rierte den Dichter, als eine ebenso mysterise wie sektiererischeGeheimlehre: die zahlenmagische Kabbala.

    Cohen selbst steht dazu. Auf seiner Internet-Seite findet sich die

    Auslassung von Elliot Wolfson, Professor fr jdische Mystik ander New York University, da er an der McGill-Hochschule eineVorlesung zum Thema Das erstrahlende Neue Jerusalem: Die Lie-der von Leonard Cohen nach einem kabbalistischen Schlsselhalten werde. Er verbindet die Ankndigung mit der direkten Fragean seinen Protagonisten, ob dieser den Kabbalismus oder die Leh-ren seiner Traditionshalter den Chassidismus studiert habe.Cohen gibt sich bescheiden, aber seine Antwort ist klar: Ich bintief beeindruckt wurden, durch das was ich las, und durch meine

    Gesprche mit noch lebenden chassidischen Meistern.2

    2Transcript from Leonard Cohens Premiere Online Web Chat, 16. Oktober 2001, http://www. leo-nardcohen.com/transcript.html

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    SEKTIERER ZWISCHEN VORGESTERN UNDBERMORGEN

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    In wohl keiner zweiten Glaubensgemeinschaft liegt die religiseProphetie so stark verankert wie im Judentum. Keine zweite unterden Weltreligionen ist in vergleichbarer Eindeutigkeit auf eine nochausstehende himmlische Erlsung ausgerichtet: Am Ende der Ta-ge, so durchzieht es das Schrifttum der Israeliten, kommt der Mes-sias. Er wird Jerusalem zu seiner Heimstatt machen. Er wird dasauserwhlte Volk endgltig aus dem Exil zusammenfhren. Er

    wird unter den Staaten der Welt Frieden schaffen. So predigen esdie Rabbiner in aller Welt seit Jahrtausenden. Die Synagoge istzum Warten angehalten. Es ist ein Warten, in dem sich Ehrfurchtund Beklemmung die Hand reichen. Mge er kommen, beten vieleKinder Mose ber ihren Heiland. Aber mgen wir es selbst nichterleben. Denn die Geschichte seiner Niederkunft wird mit Unmen-gen an Blut geschrieben, welches aus dem Geburtswehen des Mes-sias ausstrmt.

    Soweit die konventionelle Sicht des Judentums, welche der Gefolg-schaft eine passive Haltung vorgibt. Frei nach dem Wort DerHimmel wirds schon richten. Doch an genau diesem Punkt ist einmageblicher Teil der Chassidengemeinde bereit, einen ketzeri-schen Sonderweg zu beschreiten. Diese Kreise wollen in den ber-lieferungen des Judaismus zwei Messiasse entdecken. Der soge-nannte Messias ben David sei himmlischen, der Messias ben Jo-seph dagegen irdischen Ursprungs. Whrend sich der ungreifbar-gttliche Erlser mit den Vorstellungen und berlieferungen der

    Synagoge deckt, ist die zweite Gestalt scheinbar neu. Ihr so dieexplosive Auslegung falle die Aufgabe anheim, den Geburtsprozeben Davids in Gang zu bringen, indem sie die im Bibelschrifttumprophezeiten Endzeitszenarien in die Tat umsetze.

    Das Wort Gottes msse dabei als Auftrag zur Tat verstanden wer-den. Und natrlich hat der aktivistisch gepolte Chassidismus kei-nen Zweifel, da ihm selbst die Rolle dieses geheimnisumwobenenVollstreckers Gottes zukommt. Als Handlungsanweisung dient

    ihm dabei die vor Jahrtausenden niedergelegte Zukunftsschau desJudaismus. So arbeiten bis in die jngste Zeit hinein chassidischeGelehrte an den Prophetien der Bibel. Sie suchen die offenen, diehalbverschlsselten, die allegorischen Ausblicke, analysieren und

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    19dekodieren diese mit Hilfe von Kabbala, Astrologie sowie altberlie-ferter Buchstaben-/Zahlenschlssel, um sie anschlieend in eineZeitachse einzupassen. Und geben ihre Erkenntnisse dann an poli-tische Aktivisten weiter, die daraus vollendete Tatsachen zu schaf-fen haben. Wie die biblischen Shne Issachars, welche um die ge-heime Lehre der Buchstabenentschlsselung wussten, soda siedie Zeiten vorhersagen konnten und voraussagen konnten, wasIsrael zu tun aufgetragen war.3

    Wohlgemerkt: Diese Gruppe ist nicht mit dem jdischen Volk zuidentifizieren. Und auch nicht mit der jdischen Religion. Es isteine kruden Geheimlehren frnende Sekte, die das eigentliche We-sen des Judentums mit Fen tritt. Das ist ein nicht zu vernach-lssigender Unterschied. Dies zumal die Ttigkeit dieser okkultenFanatiker dem Judentum als Volk fast immer nur geschadet hat.

    Patriotische Liebe zum eigenen Volk ist den aktivistischen Chassi-den nmlich vllig fremd. Stets ordneten sie das Schicksal des j-dischen Volkes der Bedeutung der Prophezeiungen unter.

    So beklatschte einer ihrer beiden wichtigsten Exponenten, der Sohndes ersten israelischen Chefrabbis Zvi Jehudah Kook, gar den Ho-locaust als himmlische Chirurgie. Als ein tiefes, verstecktes, gtt-liches Heilverfahren, das darauf abzielt, uns von der Unreinheit desExils zu befreien. So wie beide Weltkriege sei auch der Holocaust

    eine Erschtterung, die Vernichtung einer verfaulten Kultur (jenerdes Exils) im Dienst der nationalen Wiedergeburt und der Erfllungder Vision des geoffenbarten Endes.4 Ins gleiche Horn blies derKook zumindest gleichgestellte und von der Lubawitscher- bzw.Chabad-Sekte als lebender Messias verehrte Rabbiner (Rebbe)Schneerson. Gefragt, wie der Holocaust habe geschehen knnen,wenn der Gott Israels die Welt regierte, sagte er, es habe einen fau-len Ast im Judentum gegeben, der abgesgt werden mute.5

    Das erschreckende: Die weltfremden Ideen von Kook und Schneer-son stehen keineswegs fr sich allein: Weil es dem Chassidismusfrh gelungen war, auch das Mainstream-Judentum mit einemengmaschigen Netz zu berziehen. Weil ihr Politkult ber geheim-dienstartige Strukturen verfgt. Und weil sich hinter dem Feigen-blatt religiser Frmmigkeit eine Arbeitsweise verbirgt, die nur mitjener der berchtigten Loge P2 verglichen werden kann.

    3Bibel, 1. Chronik 12:324Shlomo Aviner (Hrsg.), Sihot ha-Rav Zvi Yehudah, Keshet 1980, Seite 11. AviezerRavitzky Aviezer, Messianism, Zionism And Jewish Religious Radicalism, Chicago: Uni-versity of Chicago Press 1996, Seite 109 sowie FN 117 auf Seite 2715Yoram Kaniok, Gott schtze uns vor den Religisen! Israel am Scheideweg, Die Zeit, 14.August 1997

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    20Eine hohe Aktivitt geht dabei von dem vielleicht diesseitigsten An-laufzentrum des Kults, der Chabad (Lubawitscher)-Bewegung aus,einer Bekehrungssekte, aber von spezieller Ausrichtung. Ihr Ziel istes, alle Juden ob Reformjuden, Konservative oder Orthodoxe hyperjdisch zu machen. In diesem Sinne wird krftig missioniert,allerdings in einem sonderbaren Sinn: Anders als herkmmlicheSekten betreiben die Lubawitscher nmlich nicht den vollkomme-nen bertritt der Neugeworbenen, sondern sie belassen die Missio-nierten in ihrer bisherigen Umgebung, auf da sie dort im altenGewand fr die Sekte weiterwirken. Das verdunkelt die Sichtbarkeitnach innen wie auen und erhht die Verbreitungseffizienz.

    Die Jewish Virtual Library wei zu berichten:

    Die Infrastruktur der Lubawitscher Bewegung ist seit dem Tod desRebben (1994) noch einmal um 30 Prozent gewachsen und hat sich

    als jdischer 'Global Player' etabliert. ber 3700 Verbindungsemis-sre arbeiten weltweit in ber 100 Lndern. Seit 1995 wurden mehrals 400 shlichim (Emissre) auf neue Posten verteilt und ber 500neue Chabad-Institutionen sind errichtet worden, womit die Ge-samtanzahl nun nahezu bei 2600 Institutionen (Seminare, Tages-camps, Schulen etc.) weltweit liegt.6

    Die Sekte ist damit die grte jdische Institution weltweit.

    Jerusalem Post sieht in der Chabad-Sekte

    eine starke Macht, eine Bewegung von monumentaler Bedeu-tung. Chabad ist, fahrt Israels wichtigste Tageszeitung fort, eineOrganisation, die weltweit ber immense Geldmittel verfugt (alleinedas Budget fr Ruland betrgt 20 Millionen im Jahr). Seine Rab-biner beherrschen jdische Gemeinden in einer berraschend ho-hen Zahl von Lndern.7

    Das gilt vor allem fr Israel. Die Verbindung des Chassidismus mitder israelischen Nationalbewegung, dem Zionismus, ist eng. DerUS-israelische Geschichts-Professor Robert Wolfe schreibt in sei-

    nem Essay Zionismus als Judaismus:Wenn es ein Unterscheidungsmerkmal unter Juden gab, dann be-stand das darin, da ein Teil von ihnen passiv auf die Ankunft desMessias wartete, whrend andere das Ende durch Aktionen erzwin-gen wollten, die darauf abgestellt waren, die Sammlung der Exilier-ten ohne himmlische Intervention herbeizufhren. Seit dem 13.

    Jahrhundert wurden jene, die das Ende erzwingenwollten mit denGeheimlehren der Kabbala identifiziert. Und im Zentrum der Kabba-

    6http://www.us-israel.org/jsource/Judaism/Lubavitch_and_Chabad.html7Jacob Neusner, A Messianism That Some Call Heresy,Jerusalem Post, 19. Oktober2001

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    21la befand sich ein Text, der als Buch Zohar bekannt ist, und wel-cher lehrte, da die Religion der Juden nur im Land Israel ihre volleGre entfalten knne.

    Die Ziele der weltlichen Zionisten waren im Grunde genommendie gleichen wie jene der religisen Zionisten: Einen jdischen Staatund eine jdische Gesellschaft im Land Israel zu schaffen, der so-

    wohl das jdische Volk eingliedern als auch der brigen Welt alsLeuchtturm dienen konnte. Das war das Programm des Zohar, so

    wie es das Programm Ben Gurions war, und Ben Gurion hat wie-derholt sein Programm in Schriften und Reden als 'messianisch' be-schrieben.8

    8Prof. Robert Wolfe, Zionism As Judaism, pnews.org/art/8art/ZIO.shtml sowiewww.jewishmag.com/89mag/zionism/zionism.htm

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    DEM SCHICKSAL DIE BAHN EBNENDER TEMPELBERGFUNDAMENTALISMUS

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    Der vielleicht zentralste Ausrichtungspunkt der Fullfill-Prophecy-Aktivisten dreht sich um den Tempel des mythischen JudenknigsSalomo.

    Seit aus Kreisen der Bushadministration der Beginn des DrittenWeltkrieges (gegen den Terror) verkndet wurde, blickt das Erl-sungslager mit Hochspannung auf die alttestamentarischen Stt-ten Jerusalems. Grund: Fr die letzten Tage, in denen der apoka-lyptische Kampf der Supermchte Gog und Magog anhebt, erwartet

    man hier die Errichtung des dritten Tempels an vermeintlich histo-rischer Sttte, auf dem Tempelberg dort, wo heute mit der 1300 Jahre alten Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom (von hier ausstieg Mohammed nach muslimischer Tradition in den Himmel auf)zentrale Heiligtmer des Islam ihren Platz haben. Die sollen nunweichen.

    Diese bis auf den heutigen Tag brisante Aspiration wurde mit Er-folg frh in die jdische National Staatsbewegung transportiert: Soerklrte nach der Errichtung des Zionstaates im Jahre 1948 derisraelische Oberrabbiner sofort, mit der Sammlung der Exiliertenhabe das Zeitalter der Erfllung begonnen. Um dann anzufgen,da nicht Tel Aviv die Hauptstadt sein werde, sondern Jerusalem,denn dort stand Salomos Tempel, und die gesamte jdische Ju-gend ist bereit, ihr Leben zu opfern, um den Ort ihres heiligenTempels zu erobern. Das war nicht weniger als eine Aufforderungan die politischen Instanzen des Staates, entsprechende Taten fol-gen zu lassen. Womit die typisch israelische Vermischung politi-

    scher und geistlicher Interessen anhebt:Der erste israelische Ministerprsident David Ben Gurion etwa galtgemeinhin als ebenso pragmatischer wie diesseitig orientierterMensch. Trotzdemversprach er 1948 Wir werden historische Ver-geltung an Assyrien (Irak), Aram (Syrien) und gypten ausben9und berfiel 1956 im tiefsten Frieden gypten, um auf dem Hhe-punkt des Sieges das Dritte Knigreich der biblischen Prophezei-ung auszurufen. Und trotzdemsagte er Israel ist sinnlos ohne Je-

    rusalem und Jerusalem ist sinnlos ohne den Tempel.10

    Im Dezem-9Israel Shamir, Der Schatten von Zog (Exegese eines Besson-Films), http://www.israelshamir.net/english/shadowofzog.html10Wolfgang Eggert, Im Namen Gottes. Israels Geheimvatikan Vollstrecker biblischer

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    23ber 1948 legte der Staatsgrnder anllich seiner Ernennung zumEhrenbrger des damals noch geteilten Jerusalem in einer Dank-ansprache ganz im Sinne der alttestamentarischen Vorlage nach:Jerusalem ist nicht nur die Hauptstadt Israels und des Weltjuden-tums, sie wird nach den Worten der Propheten auch die geistigeHauptstadt der ganzen Welt werden.11

    Der Zeitpunkt zur Einlsung dieses Wortes war gekommen, als1967 der fnfzigste Jahrestag der britischen Balfour-Deklarationins Land rckte. Jenem Jubilumstag, an dem die Briten auf demHhepunkt des ersten Weltkrieges gelobt hatten, fr die Errichtungeiner jdischen Heimstatt in Palstina zu kmpfen. Jetzt, da dieerste Hlfte des messianischen Countdowns abgelaufen war,meldeten sich einmal mehr die Kabbalagelehrten zur aktuellen La-ge zu Wort. Allen voran der Thora-Weise Schabatai Schiloh, der

    sein Hirtenwort auf das Buch Daniel und das zahlenmagischeGrundlagenwerk Sohar grndete. 1517, so Schiloh, begann inJerusalem die Herrschaft der Osmanen, die nach acht Jubeljahren,das sind 400 Jahre, enden sollte, was dann auch durch die Briten1917 geschah. Dem sollte ein weiteres Jubeljahr (50) Niemandszeitfolgen und danach sollte Jerusalem wieder dem Volk Israel zufal-len, siehe 1967.12

    Die berwiegende Mehrzahl der Talmudgelehrten folgte diesem

    Standpunkt. Und aus ihrem Blickwinkel hatten nun Taten zu fol-gen. Deutlich zum Ausdruck brachte das der Sohn des ersten israe-lischen Chefrabbis, Zvi Jehudah Kook, als er im Mai des Jahres amisraelischen Unabhngigkeitstag unter seinen mystischen Chassi-den der Talmudschule Merkaz HaRav eine kriegerische Predigthielt. Sie tpfelte in der klaren Feststellung, da der geteilte Krperdes Heiligen Landes bald wieder eins werde und da die Juden er-neut in der Lage sein wrden, an den arabisch kontrollierten Stt-ten von Ost-Jerusalem, Hebron, Nablus und Jericho zu beten.13

    Vier Wochen darauf besetzten israelische Truppen tatschlich indem von Tel Aviv vom Zaun gebrochenen Sechs-Tage-Krieg dieGolanhhen, den Gazastreifen, das Westjordanland, die Sinaihalb-insel und den arabischen Ostteil Jerusalems. Es war dieser punkt-genau prophezeite Waffengang, welcher Kooks Lehre ber einen

    Prophetie. Mnchen: Chronos-Medien 2001, Band 3, Seite 42711Reuter-dpa-AP Meldung vom 14. Dezember 1949

    12Nachrichten aus Israel, Monatsschrift, herausgegeben durch den Verein fr Bibelstudium inIsrael Beth-Shalom, CH-8330 Pfffikon ZH, August 198013Alan Mittleman,Jdischer Fundamentalismus: Religion, Politik und die Transformation des Zionis-mus, http://www.kas.de/publikationen/1996/ai/09.html. Die Originalversion dieses Aufsatzeswurde am 11. Juli 1996 als Vortrag vor der Konrad-Adenauer-Stiftung gehalten.

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    24beginnenden endzeitlichen Proze neue Kraft gab und in ganz Isra-el die Flamme des Messianismus zum Flchenbrand ausweitete.ber alle Parteigrenzen hinweg bis hinein in das Lager der schrf-sten Skularisten schwappte ein nicht mehr fr mglich gehaltenerFeuersturm religisen Eifertums, der erkennen lie, wie stark sichMilitr, Gesellschaft und die Politik des Heiligen Landes noch im-mer an der Bibel inspirierten. Der oberste Feldgeistliche IsraelsRabbi Shlomo Goren, welcher nicht lange zuvor die Mglichkeiteines weltlichen jdischen Staates vertreten hatte, der sich nichtam messianischen Proze beteiligt, nderte jetzt seine Meinung,indem er feststellte, da die erste Stufe der messianischen Visionvor unseren Augen Gestalt annimmt.14 Goren erlebte wenige Jahrespter seine Kr zum Chefrabbi seines Vaterlands, das Rabbi Kookals Mentor des Gewaltstreiches damals schon zum Werdenden

    Knigreich Israel erklrte.Am 7. Juni 1967 hatte die israelische Armee auch die Altstadt vonJerusalem besetzt. Triumphierend hissten die siegreichen israeli-schen Soldaten die Flagge mit dem Davidstern ber dem Felsendomauf dem Tempelberg. Doch schon zwei Tage spter ordnete GeneralMoshe Dayan15 als oberster Truppenfhrer an, da das geschichts-trchtige Bauwerk an die Araber zurckzugeben wre. Heute mut-maen Freunde wie Gegner Dayans, fr den berraschenden Schritt

    seien Vernunftgrnde mageblich gewesen. Es hat jedoch den An-schein, da okkulte Motive den Ausschlag gegeben haben drften.

    Bald nachdem der Sechstagekrieg vorbei war, sorgte das Chefrab-binat dafr, da vor den Zugngen zum Tempel Schilder ange-bracht wurden, auf denen darauf hingewiesen wurde, da Judendas Betreten des Berges verboten sei. Bis zur Aufnahme bestimm-ter, fr den jngsten Tag vorgesehener Weihen, betrachtete dasKonzilium das Judentum als rituell unrein. Es bestand die Gefahr,da ein solcher Mensch versehentlich jenen Platz betrat, auf demvor Urzeiten das Allerheiligste gestanden hatte ein Frevel, der vonder Hand Gottes mit dem Tode bestraft wird. Somit war der Tem-pelberg aus theologischer Perspektive eine verbotene Zone.

    In diesem Sinne erklrte der israelische Minister fr religise Ange-legenheiten, Zerah Wahrhaftig, der Tempelberg sei zwar seit derZeit Knig Davids (l000 v. Chr.) im Besitz Israels gewesen, mansolle gegenwrtig aber keine weiteren Schritte zu seiner Rcker-14Toral ha-mo'adim,Tel Aviv 1964, Seite 563 sowie Ha-Tzofeh vom 14. Shevat 5735(1975). Beides nach Ravitzky, Messianism, Seite 26615Die Jerusalem Post zitierte ihn am 30. August 1967 mit den Worten: Wenn man dieBibel sein Eigentum nennen kann und wenn man sich selbst als Volk der Bibel betrach-ten darf, dann sollte man auch ber das gesamte biblischen Land herrschen.

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    25oberung unternehmen, da allein der Messias den Dritten Tempelerrichten knne.16 Diese Position wurde von vielen Juden gebilligtund bediente gerade das passivistische Lager der Ultraorthodoxen.

    Doch trotz dieses Gebots gibt es verschiedene jdische Fundamen-talistengruppen, die berzeugt sind, da die Zeit zum Bau eines

    neuen Tempels gekommen ist. Ihr auf der Hand liegendes (interes-santerweise aber die Macht eines himmlischenMessias leugnendes)Argument ist, da der Dritte Tempel solange nicht gebaut werdenknne, solange auf dem Berg ein muslimisches Bauwerk stehe.

    16Lawrence Wright, Forcing The End,The New Yorker Magazine, 20. Juli 1998

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    VOLLENDETE TATSACHEN AM TEMPELBERG

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    Wenn man voraussetzt, textete die Time vom 30. Juni 1967unter dem programmatischen Titel Should the Temple be Rebu-ilt?,

    da Israel den Wall in Hnden hat, welcher eine der wenigen erhal-tenen Ruinen des Jdischen Zweiten Tempels darstellt, so ist damitdie Zeit fr die Errichtung eines Dritten Tempels gekommen Sogro ist Israels Euphorie heute, da manche Juden gengend theo-logischen Grund sehen, solchen Wiederaufbau zu diskutieren. Sie

    grnden ihre Argumentation auf die Behauptung, da Israel bereitsin seine 'Messianische ra' eingetreten sei Der Historiker IsraelEldad sagt: 'Wir stehen dort, wo David stand, als er Jerusalem befrei-te. Von da an bis zur Errichtung des Tempels durch Salomo vergingnur eine Generation. Genauso wird es uns geschehen.' Und was istmit dem Moslem-Heiligtum? Antwortet Eldad: 'Das ist allerdings ei-ne offene Frage. Wer wei? Vielleicht wird es ein Erdbeben geben?'

    Nun hiee es, die Bodenstndigkeit der chassidischen Krakegrndlich zu verkennen, wenn man ernsthaft glauben wrde, diese

    habe tatschlich jemals auf eine Art Natur-Wunder gewartet. ImGegenteil: Anfang 1969 bestellte die israelische Regierung im Aus-land genau abgemessene Steine fr den neuen Tempel. Seine bei-den, im Alten Testament genannten massiven Bronzesulen trafenebenfalls in Palstina ein. Dann erfolgte am 21. August 1969 derBrandanschlag auf die Al-Aksa-Moschee.

    Wieweit hchste Regierungsstellen in die Aktion eingebunden wa-ren, ist nicht bekannt. Da es sich um ein von langer Hand ge-

    plantes, abgekartetes Spiel handelte, steht allemal fest. So stelltesich heraus, da die Feuerwehr erst nach Stunden eintraf, damehrere Feuer gelegt worden waren, da hochbrennbare explosiv-hnliche Stoffe, die nur eine groe Organisation liefern und vorbe-reiten konnte, verwandt worden waren, da der angebliche Van derLubbe, der Australier Rohan, gar nicht durch das weiter entfernteNordtor eingedrungen war, sondern durch das von Israelis bewach-te Moors-Tor. Eine Untersuchung der Brandursache durch Neutra-

    le wurde von den Israelis bezeichnenderweise abgelehnt, der'Brandstifter' widerrief mitten im Proze seine 'Gestndnisse' undwiederholte sie dann auftragsgem einige Tage spter aus seinerEichmannkabine heraus. Kein Mensch in Jerusalem glaubte ihmauch nur ein einziges Wort

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    27Auch in jngerer Zeit fuhren selbsternannte Handlanger des Herrndarin fort, ganz konkret Plne zur Zerstrung der auf dem Tempel-berg gelegenen Al-Aksa Moschee auszuhecken. Im gewissen Sinnewar das ein politischer Schachzug, der das Abkommen von CampDavid sabotieren sollte. Aber in einem anderen Sinn war es einmystischer Versuch, die 'Krfte der Unreinheit' stillzulegen, dieSchale Ishmaels, von der Quelle ihrer Lebenskraft auf dem heili-gen Berg abzuschneiden. Fr einige, indessen, war es zugleich einapokalyptischer Schritt, eine historische Wende in Gang zu setzen,durch das Heraufbeschwren eines katastrophalen Krieges dieHand des Messias zu bewegen.17

    Allerdings blieben diese Umtriebe nicht ohne Widerspruch. Schlie-lich gingen sogar fhrende Figuren im Erlsungslager durch diemglicherweise zu frh anberaumte Verschwrung alarmiert in

    die Offensive und beeilten sich, diese als Perversion zu verdammen.Wir haben es hier mit einer messianischen Sekte zu tun, die da-nach trachtet die Erlsung des jdischen Volkes durch die Machtder Waffen zu verwirklichen, wetterte Rabbi Zvi Tau. Sie vertretendie offensichtlich gtzendienerische Idee, da sie durch die Spren-gung der Moscheen den Herrn des Universums zwingen knnen,Israel zu erlsen. Es ist dies das Denken engstirniger, oberflchli-cher Studenten der Kabbala, die mit all ihren Beschrnkungen

    durch Neugierde in einen heiligen Bereich gelangen und groe Zer-strung verursachen.18 Dieser Standpunkt Taus gibt eindeutig dieim Judentum vorherrschende Meinung zum Thema wieder.

    Doch ebenso klar ist, da es eben diese Fraktion aktivistischerKabbalisten tatschlich gibt, und da sie seit langem genau dasbetreiben, was Tau wohl nur zum Teil angreift: Sie versuchen,die Erlsung des jdischen Volkes respektive die Erfllung bibli-scher Prophetie durch die Macht der wenn ntig: bewaffneten Aktion zu erreichen.

    Was wir wollen, lesen wir in einem Aufruf aus dem messianisti-schen Umfeld, sind Glubige, die aus dem Glauben an Gott sichzur Tat erheben Es ist dieser Glaube, der ihn (den Aktivisten)von dem Moment, in dem er zu handeln beginnt, begleitet, der ihmdie Kraft gibt, in historische und politische Ereignisse einzugreifen.Der Glubige wei, da der Segen des Herrn auf jedem Schritt sei-

    17Yohanan Rudick, Eretz ge'ulah,Jerusalem 1989, Seite 185 sowie D. C. Rapoport,Messianism And Terror, Center Magazine 19(1986), Seite 30-39. Ravitzky, Messianism,Seite 13418Haggai Segal, Dear Brothers; The West Bank Jewish Underground. Woodmere/N.Y.:Beit Shamai Publications 1988, Originaltitel Ahim yekarim, Seite 216 sowie Ravitzky,Messianism, Seite 134

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    28nes Wegs bei ihm ist.19 Das ist deutlich. Und ebenso unverstelltwie die Worte von Rabbi Yaakov Filber, Kopf der Kookschen Merkaz HaRav Junior Jeschiva: ber und neben unserem Schaf-fen ist eine gttliche Macht, die ber allem schwebt und uns zumVorantreiben zwingt, in bereinstimmung mit dem gttlichen Plan,der vollen Erfllung entgegen.20

    19Dan Tor, Fortfahren, das Ende zu erzwingen(hebrisch), Nekudah , Nr. 96/1986,Seite 28. Ravitzky, Messianism, Seite 13020Yaakov Filber, Unsere Zeit, wie sie in den Quellen dargestellt ist(hebrisch), MorashahNr. 1/1971, Seite 31, 37, 70. Ravitzky, Messianism, Seite 132

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    KOOKS SIEDLERBEWEGUNG GUSH EMUNIM

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    Wir sehen hier ein logisches, organisches Ergebnis der Lehren vonRabbi Zvi Jehudah Kook. Das deterministische Element ist in de-ren historischer Entwicklung unbersehbar. Tatschlich wareneinige der Tempelbergaktivisten als extremistische Siedler ganzklar dem Kookschen Ideenstrang des Chassidismus zuzuordnen.

    Der israelische Brgerrechtler Israel Shahak erklrt diese gefhr-lich weit in die Neuzeit reichende Zndschnur von ihren messiani-schen Wurzeln aus:

    Die Rabbis, die seine Jeschiva (Talmudschule) in Jerusalem Mer-kaz HaRav absolviert hatten und hingebungsvolle Anhnger seinerLehren geblieben waren, begrndeten eine jdische Sekte mit einemscharf umrissenen politischen Plan. Anfang 1974, praktisch unmit-telbar nach dem Schock des Krieges vom Oktober 1973 und einekurze Zeit bevor der Waffenstillstands-Vertrag mit Syrien unter-zeichnet wurde, grndeten Rabbi Kooks Anhnger mit dem Segenund unter der geistigen Anleitung ihres Fhrers die Gush Emunim,den 'Block der Getreuen'. Die Ziele der Gush Emunim waren es, in

    den besetzten Gebieten neue jdische Siedlungen zu initiieren undbereits bestehende jdische Siedlungen auszubauen

    Nach dem Tod des jngeren Kook ging die spirituelle Fhrung derGush Emunim auf einen halbgeheimen rabbinischen Rat ber, derber ein mysterises Auswahlverfahren aus dem Kreis der hervorra-gendsten Kook-Schler zusammengestellt wird. Diese Rabbis habenfortfahrend politische Beschlsse getroffen, die sie von ihrer sehr ei-genen Auslegung der jdischen Mystik allgemein als Kabbala be-kannt ableiten. Die Schriften von Rabbi Kook dem lteren dienen

    als die heiligen Texte und sind vielleicht absichtlich noch verdunkel-ter als andere kabbalistische Schriften. Grndliche Kenntnis dertalmudischen und kabbalistischen Literatur, einschlielich moder-ner Auslegungen beider, und eine spezielle Ausbildung sind Voraus-setzung zum Verstndnis der Kookschen Schriften.21

    Nun ist der liberale Shahak nicht gerade als Parteignger desChassidismus zu bezeichnen. Nichtsdestoweniger haben seineWorte Gewicht in Israel, und sie werden durch unbedachte Aussa-

    gen besttigt, die aus messianistischen Kreisen stammen. RabbiDavid Samson beispielsweise, Anhnger von Zvi Yehuda Kook und

    21Israel Shahak/Norton Mezvinsky, Jewish Fundamentalism In Israel, London: PlutoPress 1999, Seite 55 und 57

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    30einer der fhrenden Biographen sowie Frderer der Kabbalalehrendes lteren Kook, gibt zu, da sich die von den Kooks gegrndetenMerkaz HaRav Jeschiva-Netzwerke direkt ins Herz der Siedlerbe-wegung Gush Emunim und in die Sekte der Tempelberggetreuenerstreckten.

    Die gesamten Siedlungen in Judea, Samaria und auf dem Golangehen durchwegs auf die Merkaz HaRav zurck, fhrt Samson aus.Die Fhrer der Gush Emunim sind alle die Schler von Rabbi ZviYehuda, und wann immer sie eine grere politische Entscheidungzu treffen haben, tun sie dies in seinem Ezimmer, whrend sie anseinem Tisch sitzen.22

    Doch der Arm des Messianismus reicht weit ber die besetztenGebiete hinaus: Den Armageddonfanatikern ist es gelungen, sichtief in den politischen Geschften Israels zu verwurzeln. Lngst

    schon gibt die Sekte in den kleinen rechtsreligisen Parteien desLandes den Ton an. Und da diese im Parlamentsleben oft dasZnglein an der Waage bilden, findet man aktivmessianistischeVertreter auch in den wechselnden Regierungen. Im Militr. Undim Geheimdienst.

    Selbst die Linke steht unter Endzeitkuratel: Der Einflu der Gushauf die Arbeiterpartei kann gar nicht hoch genug veranschlagtwerden. Sie brdeten ihren Willen mehreren aufeinanderfolgenden

    Linkskabinetten auf und fhrten in wichtigen Fragen die Hand derRegierung, offenbart Amnon Rubenstein, der als skularistischerAbgeordneter seit 1977 der Knesset angehrt.23 Shahak und Mez-vinsky urteilen wohl zu recht, wenn sie schreiben: Gush EmunimsEinflu auf smtliche israelischen Regierungen und politischenFhrer verschiedener parteilicher berzeugung ist in der Vergan-genheit bedeutsam gewesen.24

    So mag sich erklren, warum auch weitrumigere politische Ablu-

    fe, die den engen Rahmen Israels sprengen, eine prophetischeHandschrift tragen.

    22Temple Mount Fanatics Foment A New Thirty Years Warin: Who Is Sparking A Reli-gious War In The Middle East And How To Stop It, Executive Intelligence Review(EIR) Special Report, hrsgg. Ende 2000 von Jeffrey Steinberg. Der Artikel erschien in derAusgabe 3. November 2000 des Executive Intelligence Review23Amnon Rubenstein, The Zionist Dream Revisited. New York: Schocken 1984, Seite104, 106. Orig.: The influence of the Gush upon Labor [Zionism] cannot be overesti-mated. They imposed their will upon successive Labor cabinets and forced the govern-ment's hand on critical issues24Shahak/Mezvinsky, Jewish Fundamentalism Seite 72

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    EINSAMMELN DER VERLORENEN STMME

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    Ein anschauliches Beispiel fr eine biblische Fernsteuerung TelAvivs ist die lange im geheimen betriebene Aktivitt, mittels dererseit Jahrzehnten jdische Minderheiten in aller Welt heim nachIsrael geholt werden. Diese eigenartigen Kommandounternehmengingen durchweg in Erfllung religiser und nicht staatlicher Notwendigkeiten vonstatten.

    Zwischen Juni 1949 und September 1950 wurde so im Rahmender Operation Fliegender Teppich die gesamte jdische Bevlke-

    rung des Yemen 45.000 Menschen in den neugegrndeten Zi-onstaat verpflanzt. Britische und amerikanische Transportflugzeu-ge unternahmen insgesamt 380 Flge von Aden in einer gehei-men Operation, die man erst Monate nach ihrer Beendigung ffent-lich machte. Den Yeminiten sagten die Verantwortlichen, da dieLuftbrcke eine alte messianische Prophezeiung erflle. Wie imBuch Jesaja angekndigt, wrden sie wie Adler auf Flgeln insHeilige (in ein himmlisches) Land zurckkehren.25

    Rabbi Goldstein, Sprecher der zionismuskritischen Neturei Karta-Bewegung, verriet in einem Vortrag:

    Wir haben eine Textstelle in der Torah, die besagt, da Gott an-kndigte, uns auf den Flgeln von Adlern ins Heilige Land zu brin-gen, wenn die Zeit dafr gekommen sei. Die Yeminiten hatten nochnie in ihrem Leben ein Flugzeug gesehen. Und pltzlich hie esberall, da die Adlerflgel gekommen seien. Der Messias sei da.

    Tatschlich hatten die Zionisten den Passus des Bibelverses in altenhebrischen Lettern auf die Flugzeuge geschrieben dieses sind die

    Flgel des Adlers.26

    Nach erfolgreicher Abwicklung der Aktion tauchte die Geisterflottedann im Irak auf, wo von Sommer 1950 bis Dezember 1951 Ope-ration Esra und Nehemia auf dem Plan stand die grte Luft-evakuierung, die jemals stattgefunden hat. In 2000 Flgen wurden120.000 Juden Richtung Israel ausgeflogen. Allerdings musstenachgeholfen werden, bis da die Menschen ihre Heimat im Sinneder biblischen Vorhersehung auch wirklich aufzugeben bereit wa-

    25Joseph B. Schechtman, On Wings Of Eagles: The Plight, Exodus And Homecoming OfOriental Jewry, New York: Thomas Yoseloff 1961, Seite 5526Rabbi Yosef Goldstein, Judaism And Zionism(Vortrag), 23. Dezember 2001,http://www.inminds.co.uk/rabbi-goldstein-judasim-and-zionism.html

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    32ren. Der selbst in Bagdad gebrtige israelische Autor Naim Giladideckte 1992 in seinem Buch Ben Gurions Scandals: How the Ha-ganah and the Mossad Eliminated Jews auf, da es im Irak 1950zur terroristischen Taktik des Mossad gehrte, Handgranaten indie von Juden frequentierten Straencafes zu werfen und Synago-gen zu bombardieren wofr (der Geheimdienstfunktionr) BenPorat und die Zionisten dann die Irakis verantwortlich machten.Der Trick funktionierte, und die Juden flohen nach dem neu ge-grndeten Staat Israel.

    Ebenfalls Gewalt war vonnten, als es darum ging, die verlorenenSchfchen in gypten auf den Weg zu schicken. 12.000 Seelensammelte die Operation Goshen bis 1953, noch einmal die glei-che Anzahl setzte dann 1956 der israelische Generalstab im Zugeder Invasion gyptens in seine Frachtflugzeuge.

    Die letzte grere Umsiedlungsaktion zielte Jahrzehnte spter aufdie torahglubigen Falsahas in thiopien nachdem das Chefrab-binat grnes Licht gegeben hatte. Da man keine klare Gewiheitber die ethnische Herkunft des Stammes hatte, kam es anfng-lich zu Auseinandersetzungen darber, ob diese Menschen ber-haupt authentische Juden seien. Schlielich verkndete im Jah-re 1972 Israels Sephardischer Chefrabbi Ovadia Yossef:

    Ich bin zu der Meinung gekommen, da die Falsahas Juden sind,

    die vor einer drohenden Absorbierung und Assimilierung bewahrt werden mssen. Wir sind dazu verpflichtet, ihre Einwanderungnach Israel voranzutreiben und sie im Geist der heiligen Torah zuunterrichten, auf da sie unsere Partner beim Aufbau des HeiligenLandes werden.27

    Als der Ashkenasische Chefrabbi Shlomo Goren diese Bewertung1975 untersttzte, ordnete die Knesset noch im gleichen Jahr dieFalsahas dem sogenannten Rckkehrergesetz zu, nach dem je-dem Juden weltweit automatisch das israelische Staatsrecht zu-fllt. Die Initiative zur praktischen Umsetzung ging dann vom da-maligen Premierminister Menachem Begin aus, einem Chabad-Anhnger, der mehrfach in den USA den Sektenguru Schneersonbesuchte, um sich beraten zu lassen. Nachdem Begin die diploma-tischen Beziehungen zu thiopien intensiviert hatte, wurden in denJahren 1977 bis 1984 schtzungsweise 8.000 thiopische Judennach Israel umgesiedelt. Die durch den Geheimdienst Mossaddurchgefhrte Operation Moses war eine verdeckte Aktion.

    Ebenso wie die Operation Joshua, durch welche 1985 achthun-

    27Israel Association for Ethiopian Jews (IAEJ), Jerusalem 2005, www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/Judaism/ejhist.html

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    33dert Falsahas von Sudanesischem Boden aus nach Israel ausgeflo-gen wurden. Der amerikanische Geheimdienst CIA sponsorte dieMission, als die Israelis auf Schwierigkeiten stieen, weil die thio-pische Regierung den Bevlkerungs-Exodus stoppen wollte. Keingeringerer als der damalige Vizeprsident George W. Bush hatteseine brillianten Beziehungen zur Agency spielen lassen, um denVlkerrechtsbruch am Ende doch noch auf den Weg zu bringen.

    Whrend der nachfolgenden fnf Jahre gelangte dann die thiopi-sche Unternehmung zum Stillstand. Staatschef Mengistu HaileMariam widersetzte sich erfolgreich der Fortfhrung des Coups.Bis er im Mai l991 durch einen von Washington und Tel Aviv un-tersttzten Separatistenputsch abgesetzt wurde. Am Rande derUnruhen lancierte man die Operation Salomo, durch die es ge-lang noch einmal 40.000 Juden aus thiopien nach Israel auszu-

    fliegen.Damit war dem Willen Gottes nach den prophetischen Worten Je-sajas Genge getan. Der hatte 2700 Jahre vor der israelischenSammelkampagne in Vers 11.11 geschrieben:

    Und es soll geschehen an jenem Tag, da Jahwe wieder seine Handdarbieten wird, ein zweites Mal, um den berrest seines Volkes zuerwerben, der brigbleiben wird dem Irak, aus gypten, aus thio-pien und von den Inseln des Meeres. Und er wird gewi ein Signal

    fr die Nationen erheben und die Versprengten Israels sammelnund die Zerstreuten Judas wird er von den vier uersten Endender Erde zusammenbringen.

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    DER ERSTE IRAKKRIEG

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    Einen kaum vertarnten Einblick in die aktuellen Wechselbeziehun-gen zwischen Bibelschrifttum und politischen Entscheidungen gabvor wenigen Jahren eine Handvoll jdisch-amerikanischer Kabbali-sten, die angeblich per Zufall auf Verschlsselungssysteme in derBibel gestoen waren, mittels derer man knftige Ereignisse zeit-genau bestimmen konnte. Im Grunde postulieren diese Bibel-Code-Forscher, etwas entdeckt zu haben, was schon sehr lange in

    chassidischen Kreisen bekannt war bzw. betrieben wurde. Einfachgesagt: Sie bernahmen Althergebrachtes und wrzten es mit einerPrise Zauber und Computertechnologie, um das einfache Volk voneiner gttlichen Autorenschaft des Bibelplans zu berzeugen.Doch das ist nicht das bedeutsame, das interessante, was uns imFerneren beschftigen soll.

    Es ist vielmehr der Fakt, da wir bei genauerem Hinsehen aus demMunde dieser Mnner erfahren, da sich fhrende Vertreter des

    Staates das Wort Gottes von messianistischen Sektierern ausle-gen lassen. Und da sie der Bibel auf diesem Wege einen versteck-ten Zeitplan zu entnehmen trachten, dem sie dann Folge leisten.

    So schreibt der amerikanische Religionswissenschaftler Dr. JeffreySatinover ber die Zeit vor Ausbruch des Golfkrieges von 1991, alses dem milliardenschweren Fundamentalistenlager um RabbiSchneerson gerade gelungen war, in Tel Aviv eine rechtsgerichteteHardlinerregierung an die Macht zu hieven:

    Tatschlich haben mehr als nur einer der Bibelcode-Erforscherenge Beziehungen zu den kryptologischen Diensten des renom-mierten israelischen Geheimdienstes Mossad und auch zu anderenGeheimorganisationen Um dann vielsagend fortzufahren: Magsein, da der Mossad in das alles verwickelt ist 28

    Wir erfahren, da Mossad-Leute, Militrs und kabbalistische Fun-damentalisten vor Beginn des Golf-Krieges aus prophetischemSchrifttum die sich entwickelnde Situation am Golf ermittelten.Da sie Einzel-Ereignisse bis hin zu Raketenangriffen diskutier-

    28Jeffrey Satinover, Die verborgene Botschaft der Bibel Der Code der Bibel entschls-selt, Mnchen: Goldmann Verlag 1997, Seite 247

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    35ten. Geschehnisse, die dann auch wirklich eingehalten wurden.Also eintraten.

    Da der ins Auge gefate Krieg nicht zuletzt auf Drngen Israelsausgetragen wurde, wute damals jeder halbwegs informierte Ge-heimdienstler, gleich welcher Nationalitt, ebenso die Kaste der

    leitenden Politiker.29

    Die Vlker wuten davon nichts, und sie soll-ten davon auch kein Wort erfahren. Gerade in den arabischenLndern htte das bekanntwerden einer Zion-Connection inStundenfrist smtliche den USA zugewandten Regime der Regionzur revolutionsreife destabilisiert. Damit aber wren auch Bushseniors militrische Brckenkpfe in Saudi-Arabien und letztlichder Feldzug als solcher aufs Spiel gesetzt worden. Aus diesemGrunde mute dringend verhindert werden, da Israel in egal wel-cher Form an der Invasion des Irak teilnahm. Das Land mute sich

    militrisch vllig passiv verhalten, selbst bei einem eventuellenRaketenangriff des Irak. Es gelang dem Pentagon schlielich, TelAviv von diese Logik zu berzeugen.

    Satinover schreibt hierzu:

    Trotz alledem beugte sich Israel aber dem Druck, nicht zurckzu-schlagen, falls Hussein seine Scud-Raketen abscho Angesichtsdieses beispiellosen Stands der Dinge war eine ganz bestimmte Ge-heimdienstinformation notwendig, die hchste praktische Bedeu-

    tung besa: An welchem Tag genau wrde der erste Angriff erfol-gen? Wenn dies zu eruieren mglich wre oder auch nur eine Listemehrerer mglicher Daten , dann brauchte man die Bevlkerung,statt sie im Dauerstre zu halten, lediglich fr diesen Zeitpunktoder diese Daten in hchste Alarmbereitschaft zu versetzen. Damitalso zu unserer wenn auch nicht verifizierbaren Geschichte. Be-stimmte ungenannte Code-Forscher trafen sich mit Mossad-Leutenund diskutierten Mglichkeiten, wie sich der Termin des erstenScud-Raketenangriffs herausfinden lie. Kodierungen, die sich auf

    die sich entwickelnde Situation am Golf bezogen, waren bereits er-mittelt Die Wissenschaftler schlugen schlielich folgende Mg-lichkeit vor Sie wuten, wo die Codes, die sich auf die Situationam Persischen Golf bezogen, zu finden waren. Mossad und Militrhatten mit den konventionellen Techniken des Sammelns von In-formationen und strategischen berlegungen bereits eine Liste mg-licher Angriffstermine erstellt Ein Datum von den dreien lag na-trlich am allernchsten: nmlich der dritte Tag des Shevat 5751,also Freitag, der 18. Januar 1991. Und an ebendiesem Tag ereignetesich dann auch wirklich der erste Scud-Angriff.

    Und der Harvardabsolvent fhrt fort:

    29Victor Ostrovsky, The Other Side Of Deception. New York: HarperCollins Publishers1994/1995, Seite 252-254

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    Obwohl es nicht zur Verbreitung und Verwendung gedacht war,habe ich selbst doch ein Dokument eingesehen, das eindeutig kon-statiert, da 'das Datum' der dritte Shevat, der Tag, an dem dieersten Scud-Raketen auf Israel abgeschossen wurden und einschlu-gen 'schon herausgefunden wurde, bevor der Krieg begann'. DerInhalt dieses Dokuments wurde spter in einem per Tonband aufge-

    zeichneten Interview mit einem der Hauptbeteiligten besttigt.30Wunder o Wunder? Natrlich nicht! Dafr war das Eintreffen derProphezeiung von den Regisseuren in Jerusalem zu einfach zumanipulieren. Es mute damals schlielich jedem Kind einleuch-ten, da der am Ende um Beilegung des Konflikts bemhte Sad-dam keinesfalls vordem Angriff der Amerikaner gegen den Juden-staat vorgehen wrde. Andererseits konnte man davon ausgehen,da er in der Absicht, die anderen arabischen Staaten baldmg-

    lichst nachder Invasion der amerikanischen bermacht hinter denFahnen des Irak zu einen, seine Offensive zeitlich mit dem Vorge-hen Washingtons koppeln wrde. Israel war also in den erstenStunden nach Aufnahme der Kriegshandlungen durch die Ameri-kaner am gefhrdetsten. Demnach brauchten die biblischen Au-guren nur sicherzustellen, da Washington seine erste Bombar-dierungswelle kurz vor dem in der Weissagung fixierten Tagdurchfhrte. Und so kam es dann auch. Am 17. Januar 1991 be-gannen die Vereinigten Staaten das Unternehmen Desert Storm.

    Stunden spter am 18. Januar gegen 2 Uhr nachts (Ortszeit) gingen acht Scud-Raketen auf israelischen Boden nieder.31

    Da praktisch die gesamte NATO gegen den Irak kmpfte und dieformal noch bestehende Sowjetunion ihren Bndnisversprechun-gen nicht nachkam, war dem Gemetzel am Golf keine allzu langeDauer beschieden. Das angebliche Ziel, die Welt und den Gegnervon der Schreckensgestalt Husseins zu befreien, wurde indes nieso ernst verfolgt, wie man es den Massen vor ihren Fernsehschir-

    men Glauben machte. Der unaufhaltsam vorwrtsmarschierendeUS-General Schwarzkopf mu bereits erste Einquartierungsma-nahmen fr das eroberte Bagdad getroffen haben, als ihn wie ausheiterem Himmel die Rckzugsorder aus Washington erreichte. Siewar ebenso politisch unverstndlich wie militrisch sinnlos.

    Zufall? Bestimmung? Die Hand Gottes? Sicher ist: Das okkulteEstablishment hatte wohl aus kabbalistischen Grnden bereits

    30Jeffrey Satinover, Die verborgene Botschaft der Bibel Der Code der Bibel entschls-selt, Mnchen: Goldmann Verlag 1997, Seite 247ff.31Michael Drosnin, Der Bibel Code, Mnchen: Wilhelm Heyne Verlag 1997, Seite 18f.Gerchten zufolge, schossen die Israelis und Amerikaner die Raketen von saudischemBoden aus selbst ab.

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    37im voraus beschlossen, da ausgerechnet am jdischen Shnefei-ertag Purim der Familienkrieg Bush gegen Saddam ein vorlufigesEnde haben sollte, um dann 12 Jahre spter exakt am gleichenTag wiederaufgenommen zu werden.

    Gab es auch hier eine fernlenkende Regie? Der in Syd-

    ney/Australien wirkende Rabbi Yossie Braun berliefert, da dieIkone des Chassidismus, der Lubawitscher Rebbe, im privatenKreis ein ganz spezielles Datum benannte, an dem der Krieg been-det werde. Und da er mit dieser gewagten Prognose Recht behal-ten sollte.32 Dem Major der US-Armee Yaakov Goldstein hatte derGuru gar bereits im November 1990gesagt, da der bevorstehendeGolfkrieg an Purim zu Ende sein werde.33

    Zu viele Zuflle fr einen rein amerikanischen Krieg, befindet derrussisch-israelische Journalist Israel Shamir.34 Die Frage, wiestark der Einflu jdisch-fundamentalistischer Kreise auf einevermeintlich allein von eigenen Interessen bestimmte Supermacht wie die USA sein kann, ist damit aufgeworfen und soll in einemspteren Kapitel nher beleuchtet werden.

    32Sendung The Spirit OfThings, Beitrag Prophecy Now, produziert von Rachel Kohn .im24. September 2000 auf Radio National, the Australian Broadcasting Corporation's

    national radio network of ideas33Living with Moshiach (Wchentliches Infoorgan der Chabad-Bewegung), New York, 6.Februar 199834Israel Shamir, 'The Dark Secret Of Jewish Power Is Out'- Midas Ears,www.israelshamir.net, 14. Mrz 2003

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    FUNDAMENTALISTISCHE GESCHICHTSSCHREIBUNG:DAS RABIN-ATTENTAT

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    Der erste amerikanische Feldzug gegen den Irak war 1991 im W-stensand steckengeblieben. Dafr sorgte derselbe Krieg unbe-merkt von den meisten politischen Beobachtern anderenorts frBewegung. Der Grund: George Bush senior hatte den Einsatz sei-ner Truppen nur mit Zustimmung der Anrainerstaaten durchfh-ren knnen. Und diese lieen sich den innenpolitisch imageschdi-

    genden Brudermord teuer bezahlen: Neben barer Mnze, R-stungsgtern und diversen diplomatischen Aufwertungen setztenes die arabischen Staatschefs dabei durch, da sich das WeieHaus verpflichtete, im Anschlu an den Waffengang Israel zu einerLsung der Palstinafrage zu bewegen. Tatschlich gelang es Wa-shington, einen Dialog zwischen Israel, Jordanien, Syrien, Libanonund den Palstinensern zustande zu bringen.

    Die Fhrungsetage des Chassidismus verfolgte diese Vorgnge mit

    Misstrauen. Geradezu heilige Wut versprhte der Rabbiner vonLubawitsch, Menachem Schneerson, neben Kook der wichtigsteKopf der jdischen Okkultbewegung. Ihm war eine Politik, die anseinen Leuten bzw. gleichbedeutend, der Bibel vorbeizulaufendrohte, von jeher Greuel.

    Das bekam auch die israelische Regierung zu spren, als diese imJanuar 1992 Transportminister Moshe Katzav zu Konsultationenins Chabad-Hauptquartier nach New York entsandte. Der mchtige

    Sektenchef, dessen genealogische Wurzeln bis zu Knig David zu-rcklaufen sollen, empfing Katzav, der heute das Amt des Staats-prsidenten inne hat, wie einen ungezogenen Schuljungen.

    Ich habe immer fr eine Regierung Shamir gekmpft, erffneteSchneerson die Unterhaltung, so wie ich alles in meiner Macht ste-hende getan habe, damit eine Regierung mit Shamir an der Spitzezur Macht gelangen konnte. Sollte diese allerdings die gegenwrtigeRichtung der (den Nahostfrieden suchenden, W.E.) Gesprche fort-setzen, dann werde ich an vorderster Front mit all meiner Kraft und

    Macht gegen Shamir kmpfen, so da seine Regierung fallen wird Minister Moshe Katzav erwiderte darauf: Der Rebbe Shlita (ein ver-ehrender Ausdruck, W.E) ist derjenige, der die gegenwrtige Reg-ierung eingerichtet hat. Wir hoffen auf den fortgesetzten Segen

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    39durch den Rebben fr diese Administration. Dadurch wrde der Re-gierung zustzliche Heiligung zuteil werden.35

    Doch Shamir mute auf Druck der Amerikaner weiterverhandeln.Und so blieb auch das Heil des Rebben von dem, wie der SPIE-GEL wiederholt schreibt36, ein Wort Parlamentskrisen auslsenkonnten aus. Vier Monate, nachdem der Lubawitscher damit ge-droht hatte, die Regierung Shamir zu demontieren, brach selbigewie ein Haufen morscher Knochen in sich zusammen.

    Unmittelbar darauf, im Juni 1992, verlor der konservative Likud-Block die Knesset-Wahlen gegen die sozialdemokratische Arbeiter-partei. Yitzhak Rabin wurde Premier, Schimon Peres Auenmini-ster. Neben US-Prsident Clinton und Palstinenserfhrer JassirArafat waren diese beiden Mnner die Schrittmacher eines Nahost-Friedensprozesses, welcher im September 1993 in Oslo zum Ab-schlu gelangte. Unergrndliche und mchtige Krfte erschtternund erneuern diese Welt, entschlpfte es einem nachdenklichenBill Clinton bei dessen Amtseinfhrungsansprache am 20. Januar1993. Vorstellbar, da der US-Prsident dabei Schneersons rhri-ge Politsekte mit im Blickfeld hatte.

    Rabbi Zvi Homnick, ein Mann aus diesem Lager, ist jedenfalls voneiner Guru-Connection whrend der damaligen Vorgnge ber-zeugt. Der Chabad-Jugendstreetworker von New York schreibt, aufden Ausgang des Treffens Schneerson-Katzav zurckblickend:

    Dann sagte der Rebbe etwas erstaunliches. Wenn Land weg gege-ben werden mu, so soll das durch eine weltliche, nicht durch eine

    jdische Regierung geschehen. Kurz danach strzte die RegierungShamir. Wir konnten erleben, da die Ratifizierung des Oslo II Ab-kommens in der Knesset keine jdische Mehrheit fand. Oslo II kamnur zustande, weil es im Hohen Haus fnf arabische Parlaments-mitglieder gab, die allesamt mit ja stimmten. Nur dieses nichtjdi-

    sche berhangmandat ermglichte den Landabtritt an die Palsti-nenser. Es war daher tatschlich eine nichtjdische Regierung,die die entscheidende Stimme abgab.

    Ungeachtet seiner dunklen Vorausschau unterstrich der Rebbe aberimmer wieder, da diese unglcklichen Ereignisse auf keinen Falleine Bremsung oder einen Stillstand des messianischen Prozessesnach sich zgen. Im Gegenteil sind sie mit diesem unlsbar verbun-den. Die Versuche der Welt, den Anspruch des jdischen Volkes aufihr Land zu untergraben beschleunigt nur jene Umstnde (die End-

    35Prophetic Words Of The Lubavitcher Rebbe To The (Then) Israeli Transportation Minister,Moshe Katzav, Emes News, 7. Oktober 200136Matthias Matussek, Was, wenn der Messias stirbt?, Der Spiegel 18/1992 sowie Nach-ruf in Der Spiegel, 20. Juni 1994

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    40zeitwehen, W.E.), durch die es erlst werden wird.37

    Auch die Jewish Press, das Hausblatt der Lubawitscher-Bewegung, ordnete den Nahost-Friedensprozess in die Zeitachseder endzeitlichen Bibelprophetie ein. Hier textete David Horowitzunter dem Titel AT The United Nations zur Unterzeichnung des

    Friedensvertrages zwischen Israel und der PLO im September1993:

    Haben wir es hier mit einem Messianischen Ereignis zu tun? Ichglaube, da es tatschlich ein solches gewesen ist: Ein Schauspiel,das man nur einmal im Leben geboten bekommt Was sich da inder US-Hauptstadt am Montag den 13. September oder 27 Elul5753 zugetragen hat, lie die Erde stillstehen, ein unmglicher, un-glaublicher Vorgang, ein Vorspiel zu etwas noch unglaublicherem,zutiefst biblischen Das ist wirklich das Entznden einer Znd-

    schnur, eine Art erster Schritt in einem von Geburtswehen gekenn-zeichneten messianischen Prophetieproze, dessen Samen in denbiblischen Zeiten von Abraham, Ismael, Isaak, Esau und Jakob ge-st wurden Diese in den Augen aufrechter Zionfreunde verrte-rische Handlung von Peres und Rabin, ist ein Wunder, da sie ohneZweifel zur prophetischen Erfllung des letzten Konflikts hinleiten

    wird, so wie er in Sacharja 14 und Hesekiel 38-39 geschildertwird.38

    Und wirklich, wie vorausgesagt war der Friedensschlu Anla des

    schrfsten Kampfes, den das Heilige Land und davon ausgehendder Nahe Osten seit der Grndung Israels erlebt hat. Zum erstenMal in seiner Geschichte prsentierte sich die jdische Nation in-nerlich derart gespalten, da das Aufbranden eines Brgerkriegsfr mglich gehalten wurde.

    ber allem stand das mglicherweise schon prophetisch empfun-dene Bemhen der Friedensgegner, sowohl die Araber als auch dieim Lande lebenden Juden zu radikalisieren. Schon das erste

    Selbstmordattentat setzte klar auf eine Schwchung des palsti-nensischen Verhandlungs-Flgels um Arafat: Am 25. Februar 1994drang der amerikanisch-israelische Terrorist Baruch Goldstein indie al-Ibrahimi Moschee von Hebron ein und ttete dort einige Dut-zend moslemische Glubige beim Gebet und dann sich selbst.Goldstein war ein personeller Eckpfeiler der erb- und familiendy-nastisch geprgten Lubawitscher-Sekte. Seine Vorfahren mtterli-cherseits, wusste dieJewish Week zu berichten, gehen acht Ge-37Rabbi Zvi Homnick, The Signs Of Redemption Are All Around Us, Oktober 2000

    www.geocities.com/m_lock_2000/Redemption.htm38Dorothy Dart, Update Of The Political Economic New Age New World Order Fulfill-ment of Biblical Prophecy, Endtime Ministries Seminar-30. April 1994.

    www.despatch.cth.com.au/Transcripts/Dart_nafta_gatt.html

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    41nerationen zurck zu Baal Hatanya dem Grnder der Lubawit-scher-Dynastie.39

    Dem beispiellosen Massaker folgten in den nchsten Monaten er- wartungs- und wohl auch planungsgem mehrere Selbstmord-anschlge von Hamas und dem Islamischen Dschihad. Am Ende

    der Gewaltkette stand der Kampf aller gegen alle. Rabbi Benny Al-lon, ein Anfhrer der rechtsradikalen Bewegung Su Artzenu (Dasist unser Land) beschuldigte Rabin, Israel in einen Brgerkrieg zufhren. Und er drohte: Unter uns gibt es viele Baruch Goldsteins.Ich bin davon berzeugt, da bei der jetzigen Stimmung ein neuerGoldstein aufstehen und dieses Mal vierzig Linke tten wird.40

    Just in dieser aufgeladenen Atmosphre will der jdisch-amerikanische Kabbalist Michael Drosnin einen verschlsseltenBibelhinweis entdeckt haben, demzufolge das Schicksal fr denamtierenden Premierminister ein gewaltsames Ende plante. DerMord, so der Ex-Reporter von Washington Post und Wall StreetJournal, sei an verschiedenen Stellen beschrieben einschlielichdes hebrischen Tatjahres 5756, was nach dem christlichen Ka-lender den Zeitbereich vom September 1995 bis September 1996abdeckte. Umgehend begab sich der findige Schriftgelehrte nachIsrael, um wie er schreibt Rabin zu warnen. Am 1. September1994 traf Drosnin in Jerusalem ein. Einige Tage spter konferierte

    er an der Seite des israelischen Code-Knackers Elijahu Rips mitdem fhrenden Wissenschaftler des Verteidigungsministeriums,General Isaac Ben-Israel. Gemeinsam, so wird berliefert, forschtedie Gruppe im Bibelcode nach Einzelheiten des prophezeiten Mor-des.

    Wurde das Schicksal Rabins daraufhin aus religisen Motiven her-aus zur Staatsrson erklrt? Segnete man den Mord ab? bertruggar die Administration selbst von oben herab das Handlungsprin-

    zip von skularen Instanzen zurck auf die Geistlichkeit?Sicher ist:

    In direktem Gefolge des Jerusalemer Okkult-Gipfels verkn-deten mehrere chassidistische Rabbiner religise Genehmi-gungen, Rabin zu ermorden. Diese Rabbiner, die sich in Isra-el, den USA und in anderen Staaten fanden, belebten damitzwei veraltete Konzepte din rodef(die Pflicht einen Juden zu

    39Manfred R. Lehmann, One Year LaterPurim Hebron 1994 RememberedJewish Week,24. Februar 199540Hans-Georg Seidel, Das Umfeld des Rabin-Mordes, Neue Solidaritt (Wiesbaden), 27.November 2002

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    42tten, der das Leben und den Besitz eines anderen Juden inGefahr bringt) und din moser (die Pflicht einen Juden zu eli-minieren, der beabsichtigt, einen anderen Juden nichtjdi-scher Amtsgewalt auszuliefern). Durch den Abtritt der Hoheitber Teile des biblischen Landes von Israel an die Palstinen-sischen Autoritten, so argumentierten die Rabbis, war derChef der israelischen Regierung ein moser(Kollaborateur) ge- worden. Folgerichtig erklrte, als Israels Orthodoxer Kabi-nettssekretr Samuel Hollander 1995 New York besuchte, ei-ne Gruppe amerikanischer Rabbis dem verblfften Gast, dasein Chef ein rodefund mosersei.

    Avraham Hecht, der als Rabbi der groen Sharei Zion Syn-agoge in New York 2000 Gemeindemitglieder und als Prsi-dent der Rabbinical Alliance of America 540 Kollegen fhrte,

    warb fr diesen seltsamen Atavismus in einem offenen Briefan Kollegen. Der Schneerson-nahe Gottesmann, sagte in ei-nem Interview mit dem New York Magazin vom 9. Oktober1995: Rabin ist nicht lnger ein Jude Nach dem jdischenGesetz ist jede Person, die vorstzlich, bewut und absicht-lich menschliche Krper oder menschliches Eigentum odermenschlichen Besitz des jdischen Volkes an ein fremdesVolk ausliefert einer Snde schuldig, auf der die Todesstrafesteht. Ich sage mit (dem jdischen Rechtsgelehrten des 12. Jahrhunderts) Maimonides: Wer ihn ttet, tut eine guteTat.41

    1995 wurde die ultra-orthodoxe Wochenzeitung Hashavna(Die Woche) von ihrem Herausgeber Asher Zuckerman zu ei-ner brutalen Rufmordkampagne gegen Rabin genutzt. Dortfand sich der Premierminister regelmig als Kapo, Anti-semit und Pathologischer Lgner geschmht. Das Magazin,das von annhernd 20 Prozent der Ultra-Orthodoxen Ge-

    meinde gelesen wird, brachte sogar eine Sammlung von Bei-trgen zu der Frage, ob Rabin es verdiene, zu sterben, undwelche passenden Mittel es zu seiner Ermordung gebe.42

    Ebenfalls Anfang Oktober versammelten sich vor dem Wohn-haus des israelischen Regierungschefs einige fundamentali-stische Geistliche, um das Pulsa Denura zu beten, ein bi-blisch-schwarzmagisches Ttungsritual. Gott mge den Ver-

    41Ein Treibhaus fr Mrder, Der Spiegel, 13. November 1995 sowie Allan C. Brownfeld,Extremism In Israel Is Fueled By A Growing Ultra-Orthodox Movement In The U.S., Wash-ington Report, Januar/Februar 200142Allan C. Brownfeld. Fear Of Ultra-Orthodox Violence Threatens Israeli Political Process,Withdrawel Prospects,The Washington Report on Middle East Affairs, Oktober 2004

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    43fluchten sterben lassen, flehte Rabbi Awigdor Askin vor Jiz-chak Rabins Trschwelle.43 Dann wurde die Verdammungber den Ministerprsidenten gesprochen: Und ber Yitz-hak, Sohn von Rosa, bekannt als Rabin, haben wir die Er-mchtigung, den Engeln der Zerstrung zu gebieten, ihrSchwert gegen ihn zu richten und ihn zu tten, weil er dasLand Israel an unsere Feinde abgab, den Shnen Ismaels.Der ausfhrende Rabbiner gab bekannt, da der Fluch ge-whnlich innerhalb von 30 Tagen seine Wirksamkeit erziele.44Am 4.11.95, genau einen Monat spter, war Rabin tot.

    Als der Ministerprsident am 4. November 1995 eine groangelegteDemonstrationsveranstaltung zugunsten des Friedensprozessesbesuchte, wurde er nur wenige Meter neben dem Rednerpult durchmehrere Kugeln niedergestreckt, die der radikal-orthodoxe JudeJigal Amir von hinten auf ihn abgegeben hatte Die Frau des Er-mordeten, Lea Rabin, sollte spter in der englischen Ausgabe ihresErinnerungsbuchs Ich gehe weiter auf seinem Weg schreiben, ihrMann sei Opfer einer intellektuellen Verschwrung gewesen, zuderen hartem Kern Extremisten und Rabbis gehrten, die zuHandlungen inspirierten, welche zu dem Mord fhrten.

    Der Attentter war weder selbstvergessen, noch verrckt oder gei-stig zurckgeblieben. Als Sohn eines Rabbiners und ausgezeichne-

    ter Student der religis ausgerichteten Universitt von Bar Ilan beiTel Aviv wuchs Amir in der Welt der Talmuds auf. Er pflegte Bezie-hungen zu extremistischen Siedlern und Geistlichen. Rabbi BennyAllon, der das Goldstein-Attentat in innerisraelischen Dimensionenangedroht hatte, war der Onkel von Jigal Amirs Freundin MargalitHarshefi, die 1998 zu eineinhalb Jahren Gefngnis verurteilt wur-de, weil sie nichts tat, um den Mordanschlag zu verhindern. Amir wiederum rechtfertigte sein Vorgehen fast mit dem Originalwort-

    laut, durch den die chassidischen Extremisten ihr Opfer als Rodefverurteilt hatten. Whrend der Untersuchungshaft erklrte er demRichter: Nach rabbinischem Recht mu jeder Jude gettet werden,wenn er Volk und Land dem Feind aushndigt.45 Der Befehl zutten sei von Gott gekommen.46 Bei einer Vernehmung durch denShin Beth uerte Amir: Wo eine religise Pflicht ist, gibt es keinProblem mit der Moral. Htte ich an der Einnahme von Eretz Israel

    43

    Ein Treibhaus fr Mrder, Der Spiegel, 13. November 199544Bericht von Peter Hirschberg im Jerusalem Report-Magazin, 16. November 199545Wolfgang Marienfeld: Fundamentalismus im Nahost-KonfliktHannover: Niederschsi-sche Landeszentrale fr politische Bildung, 200246Le Monde (AFP), 8. November 1995

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    44in biblischen Zeiten teilgenommen, htte ich auch Suglinge undKinder, wie im Buch Josua beschrieben, gettet.47

    144 Tage nach dem Schreckenstag sprach das Tel Aviver Bezirks-gericht das Urteil ber den Schtzen. Es lautete auf lebenslangeEinzelhaft plus 6 Jahre. Indes blieben sehr viele Fragen offen, die

    den Schlu nahe legen, da staatliche Stellen und gar Rabin selbstin die Vorgnge des 4. November eingebunden waren.

    Auf jeden Fall beschuldigten Angehrige Rabins den israelischenSicherheitsapparat offen der Kumpanei mit dem Tter. Was nahelag, denn erst das eklatante Versagen von Polizei und Agenten-schaft machte die Ausfhrung des Attentats mglich. Seit Wochenhatte hchste Alarmbereitschaft bezglich der Gefhrdung Rabinsund anderer Regierungsmitglieder bestanden. In der offiziellen Bei-setzungsrede sagte der neue Ministerprsident Shimon Peres, dasein Vorgnger nur Tage vor dem Anschlag eine Morddrohung er-halten habe. Trotz alledem aber gelang es dem Attentter dessenPerson und Verbindungen zu rechtsextremistischen Kreisen denisraelischen Sicherheitsdiensten bekannt waren ungehindert inden abgesperrten Sicherheitsbereich einzudringen und aus nch-ster Nhe drei Mal auf Rabin zu schieen.

    Der Fall knnte sogar noch weit mehr hergeben. Denn es gibt eineReihe von Merkwrdigkeiten, die eine ganz neue Spur erahnen las-

    sen. Israels fhrender Enthllungsjournalist Barry Chamish ver-weist insbesondere auf

    das Ergebnis der Tests von Jigal Amirs Hnden, die man eine halbeStunde nachdem er Yitzhak Rabin erschossen haben soll, durch-fhrte. Inspektor Arieh Moshe vom Israel Police Crime Laboratory(Kriminologisches Labor der Israelischen Polizei) nahm einen Fero-print Test an Amirs Hnden vor, um die Menge an haftengebliebe-nem Schiepulver festzustellen und dessen Zusammensetzung mit

    jenem der Patronenhlsen abzugleichen. Er fand heraus, 'da die

    Ergebnisse der Tests nichtssagend waren'. Auf den Hnden Amirsbefand sich berhaupt kein Schiepulver. Das aber ist ein Ding derUnmglichkeit, wenn er wirklich Rabin mit echten Patronen er-schossen hat.48

    Chamishs Betonung echter Kugeln folgt einem tieferen Sinn: DieAnklage richtete damals, Jigal Amir habe in vollem Bewutseinder Konsequenzen den Regierungschef gettet. Amirs Anwalt Jo-nathan Ray Goldberg, berliefert das ISRAEL JAHRBUCH 1997,

    47Hans-Georg Seidel. Das Umfeld des Rabin Mordes, Neue Solidaritt (Wiesbaden), 27.November 200248Barry Chamish. War Of Gog And Magog Coming, Barry Chamish Newsletter,BarryChamisli.com, 13. September 2001

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    45ist jedoch anderer Meinung und meint, da sein Mandant ausmehreren Grnden nicht Rabins Mrder sein kann: 'Amir', erklrteer, 'gibt zwar zu, der Mrder zu sein, weil er annimmt, er habe Rabinermordet. Ein Ballistikspezialist der Anwaltschaft behauptet dage-gen, da die zwei Kugeln, die in Rabin eingedrungen sind, ausReichweite Null abgeschossen wurden, Amir aber stand ber einen

    Meter hinter Rabin.'Ferner betrug der ballistische Schuwinkel 45Grad und kann daher nicht von Amir stammen, der mit 90 Grad aufRabin zielte. Die selbstgebastelten Hellopoint-Patronen in Amirs Pi-stole htten dazu laut Spezialisten eine grere Wunde verursacht.'Daher wurde am Tatort auch keine Blutlache entdeckt', erklrteGoldberg. Darauf deuten auch die Aussagen der Sicherheitsleutehin, die von einer Spielzeugpistole reden. Fragen, die eine Konspira-tion vermuten lassen, sind aber wegen der Involvierung des Gene-ralsicherheitsdienstes kaum lsbar.

    'Israels Sicherheitsdienst simulierte den Anschlag auf Rabin, umden rechten Bevlkerungsblock zu diskreditieren', behauptet dieenglische Zeitung Observer. 'Rabins Leibwchtern wurde vorhermitgeteilt, da sie an diesem Abend ein Manver mit Platzpatronenerleben werden, was erklrt, da sie, als Amir geschossen hatte, rie-fen, Es sind nur Platzpatronen'. 24 Stunden nach dem Gerichtsurteilverffentlichte die Shamgar-Kommission ihren 250seitigen Untersu-chungsbericht ber den Mord an Rabin. Davon durften 117 Seitennicht verffentlicht werden. Gerade jener Teil, der eine Verschw-rung vermuten lt, blieb als 'streng geheim' unter Verschlu.49

    Gab es ein Prophetie-Komplott, Rabin von der Bildflche ver-schwinden zu lassen, das bis in die hchsten Kreise reichte? Mi-chael Drosnin, der Rabins Tod aus der Bibel dechiffriert haben willund in dieser Angelegenheit Israel bereiste, gibt hierzu eine Erkl-rung: Er schreibt, da er wenige Tage nach dem Attentat im No-vember 1995 ein Telefongesprch mit General Jacob Amidror, demstellvertretenden Leiter des militrischen Geheimdienstes Israelsgefhrt habe, um dann wrtlich fortzufahren: Wie sich heraus-

    stellte, war Amidror religis. Er war nicht nur bereit, die Echtheitdes Codes anzuerkennen, er betrachtete ihn sogar als Wort Got-tes. Das Wort Gottes, bleibt anzufgen, ist einem Chassiden Be-fehl.

    49Ludwig Schneider und Nachrichten aus Israel/nai, Israel-Jahrbuch 1997,Jerusalem1996, Seite 47. Siehe ferner David Hoffman, The Oklahoma City Bombing And The Poli-tics Of Terror, Venice/CA: Feral House 1998 sowie Uri Dan / Dennis Eisenberg, A StateCrime: The Assassination Of RabinParis: Belfond, 1996

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    RABINS ARMAGEDDON-ERBEN

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    Rabin mag einer der letzten Politiker Israels gewesen sein, der frein Land kmpfte, welches sich vom chassidischen Proze unab-hngig machen und in die Vlkerfamilie eingliedern konnte. Seineproklamierte Vision, in der die religiszionistischen Juden nichtber die weltlichen siegen sollten (d. h. die Orthodoxie ber denStaat), mag dem Premier ber die prophetische Bestimmung hin-aus zum Verhngnis geworden sein. Allein, Rabins Scheitern hattegrere Folgen, denn mit ihm verschwand das skulare Israel an

    sichvon der Bildflche. So unfabar es scheinen mag: Rabins poli-tische Erben entstammen dem religis-ideologischen Umfeld seinerMrder.

    Wie weit ins Irrationale die politische Landschaft nach dem TodeRabins gerckt ist, zeigt das Beispiel von Rabbi Yejuda Amital, ei-nem prominenten Gush Emunim-Fhrer, der im November 1995als Minister ohne Portefeuille von Ministerprsident Shimon Peresin die israelische Regierang aufgenommen wurde. Der neue Pre-mier bezeichnete den Rabbi gegenber dem um den Oslo-Friedensproze frchtenden Ausland als Gemigten. Was einbezeichnendes Schlaglicht auf Peres wirft, denn Amital vertrat einekrude Gedankenwelt, die den Mord an seinem Vorgnger erst mg-lich gemacht hatte.

    So sah Amital wie alle im Kabbalaglauben verhafteten Gushies indem arabischen Vergeltungsfeldzug des Jahres 1973, einen letztenVersuch der Nichtjuden, den messianistischen Erlsungsproze zustoppen. Ganz offen schrieb er in seinem Artikel ber die Bedeu-

    tung des Yom Kippur Krieges:Der Krieg brach aus vor dem Hintergrund der Neubelebung desKnigreichs Israel, welches in seinem metaphysischen (und nichtblo symbolischen) Zustand ein Zeichen fr den Abstieg der westli-chen Welt darstellt Die Nichtjuden kmpfen wie rituell Unsauberefr ihr nacktes berleben als Nichtjuden. Der Frevel kmpft umsein berleben. Er wei, da es in den Kriegen Gottes keinen Platzfr Satan gibt, fr den Geist der Entweihung, oder fr die ber-bleibsel der westlichen Kultur, deren Vertreter bei uns die skula-

    ren Juden sind und waren.Der israelische Politologe Tal, welcher den Atavismus Amitals ausdessen eigenen Ausfhrungen interpretiert, hebt heraus, da diemoderne skulare Welt nach dieser Einstellung

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    um ihr berleben kmpft, und daher ist unser Krieg gegen die Un-reinheit der westlichen Kultur und gegen den Rationalismus als sol-chen gerichtet. Daraus folgt, da die westliche Kultur ausgerottet

    werden mu, denn jedwede Fremdartigkeit zieht uns strker zumFremden, und das Fremde verursacht Entfremdung, wie das bei je-nen zu sehen ist, die immer noch die westliche Kultur bewundern

    und die bemht sind, den Judaismus mit einer rationalistisch-empirischen und demokratischen Kultur zu verbinden.50

    Wenig spter spielte die Lubawitscher-Sekte in Koalition mit demultrareligisen und ebenfalls finanziell starken Lager des RabbiSchach eine Schlsselrolle beim Wahlsieg des mehrfachen Schneer-son-Pilgers Benjamin Netanjahu und damit endgltigen Durch-marsch des Likud51, ein Ereignis welches der sonst dem Endzeitla-ger gar nicht so verschlossen gegenberstehende Peres auf die grif-

    fige Formel Der Sieg der Juden ber die Israelis brachte.So haben die Nationalreligisen den Marsch durch die Instanzennicht nur ideologisch sondern auch in personagewonnen. Anhngerder chassidischen Sekte bilden heute das Rckgrat des Staates:

    Wir wissen, da Moshe Katzav lange bevor er ins Prsidentenpalaisberufen wurde (von wo er heute die rabbinischen Dachgesellschaf-ten zur Bildung eines endzeitlichen Sanhedrin aufruft)52, als Re-prsentant der politischen Rechten den Fhrer der Lubawitscher-

    Sekte in Eretz Israel willkommen hie.Und wir erfahren aus der Chefetage dieses pseudoreligisen Wahn-sinns, da der ehemalige Premier und derzeitige Auenminister

    hchstselbst die Schriften Rabbi Kooks mit einigen der wichtigstenRabbis in Merkaz HaRav studiert, auf einer regelmigen Basis Bibi Netanjahu ist sehr stark dahin ausgerichtet. Er war in derMerkaz HaRav am Jerusalem-Tag (1996) und es scheint, da seineBeziehung zu Rabbi Kook sehr ernsthaft ist. Der Justizminister, dener ernannte, nicht ob irgendeiner Koalitionsvereinbarung, sondern

    einfach, weil er diesen am meisten favorisierte, ist ein Anhnger vonRabbi Kooks Philosophie, in der er sehr bewandert ist.53

    50Uriel Tal, Political Theology And The Third Reich (hebr.),Tel-Aviv University Press, 198951Allan Brownfeld, Book Review: Jewish Fundamentalism In Israel, Washington Reporton Middle East Affairs, Mrz 200052President Calls For Sanhedrin Type Body, Arutz Sheva, 16. Oktober 2001: PresidentMoshe Katzav has called for the establishment of a Sanhedrin-type body that will deal

    with all the halakhic [Jewish legal] issues of our day. At a ceremony marking the dedica-tion of a synagogue in the President's Home last week, Katzav said, I call upon therabbis of all streams of Judaism the Chief Rabbis, the Council of Torah Sages, theCouncil of Torah Giants, and well-known rabbinic figures in Israel and the Diaspora toestablish an umbrella body, like a Sanhedrin 53Steinberg, Temple Mount

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    48Soweit in entwaffnender Offenheit der fhrende Kook-Jnger undBiograph Rabbi David Samson.

    Rabbi Samson enthllt ferner, da auch Netanjahus derzeitigerChef, Ministerprsident Ariel Scharon eine enge persnliche Zu-sammenarbeit mit Kook entwickelt habe; speziell mit Stapellauf der

    illegalen Siedlungen, die im Verfolg des Sechs-Tage- und desYom-Kippur-Krieges in der Westbank und anderen Teilen der be-setzten Gebiete errichtet wurden. Unmittelbar nach dem Yom Kip-pur Krieg, erinnert sich Samson, besuchte Scharon zusammenmit Rabbi Zvi Yehudah Kook die erste illegale Siedlung SeineBeziehungen zur Merkaz HaRav liefen ber die Gush Emunim.54Wie Netanjahu so ist auch Scharon des hufigeren die Anlaufstellefr Geldsammlungen gewesen, welche die ApokalypseergebenenFreunde der Ateret Cohanim regelmig im Zentrum des Chassi-

    dismus, in New York, durchfhren. Scharon diente als Schleusefr Millionen von Dollars, die an die Gush Emunim flossen.55

    Auch die Fhrungsetage des Geheimdienstlich-Militrischen Kom-plexes ist zu einem hohen Anteil mit Funktionren besetzt, die einechassidische Ausbildung absolviert haben.

    Die Kollaboration der chassidischen Sektierer mit einem nurscheinbar skularen Zionstaat hat also zur Jahrtausendwendeihren historischen Gipfelpunkt erreicht. Immer strker prsentiert

    sich die israelische Politik in einem messianistischen Gewand, im-mer hufiger beteiligt sich die offizielle Politik an geschichtlichenProvokationen, die zuvor von der datumsversessenen kabbalisti-schen Unterwelt angestoen wurden. Auch und vor allem im Nah-umfeld des Tempelbergs.

    54Steinberg, Temple Mount 55Steinberg, Temple Mount

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    ZWEI INTIFADAS

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    In der Frhe des 8. Oktober 1990 begaben sich Mitglieder derchassidischen Sekte Temple Mount Faithful Getreue des Tem-pelberges auf den Jerusalemer Tempelberg zur islamischen Al-Aksa-Moschee und suchten dort Streit mit den Palstinensern. Dieisraelische Polizei tat anders als bei hnlichen Anlssen zuvor diesmal nichts, um die Provokation im Vorfeld zu verhindern. Erstals die Auseinandersetzung mit gegenseitigen Steinwrfen so rich-

    tig in Gang gekommen war, rckten israelische Sicherheitskrftean und beendeten die Unruhen, indem sie ein Blutbad unter denPalstinensern anrichteten. Das Entsetzen war ungeteilt: Selbstder fhrende militrische Kommentator Zeev Schiff beklagte am10. Oktober 1990 in der israelischen Zeitung Haaretz diese ge-zielte Provokation. Was folgte war die inzwischen so genannte er-ste Intifada.

    Die zweite Intifada wurde dann fast auf den Tag genau 10 Jahre

    spter entfacht, als israelische Autoritten Likudchef Ariel Scharongenehmigten, die den Muslimen heiligen Sttten auf dem Tempel-berg zu betreten. Zu einem berflu stellte man dem wegen seinerRolle bei den Mas