Ehler Diss

Embed Size (px)

Citation preview

WohlfahrtseektederGeld-undFiskalpolitikbei asymmetrischemPreissetzungsverhalten:FesterversusFlexiblerWechselkursINAUGURALDISSERTATIONzurErlangungdesGradeseinesDoktorsderWirtschaftswissenschaft(Dr.rer.pol.)desFachbereichsWirtschaftswissenschaftderFernUniversitatinHagenvorgelegtvonDipl.VolkswirtJ urgenEhlerJuli2005IIITag der m undlichen Pr ufung: 08. Februar 2006Erstgutachter: Univ.-Prof. Dr. Helmut WagnerZweitgutachter: Univ.-Prof. Dr. Alfred EndresIVInhaltsverzeichnisAbbildungsverzeichnis IXTabellenverzeichnis XISymbolverzeichnis XIIIAbk urzungsverzeichnis XV1 Einleitung 12 DasMundell-FlemingundObstfeld-RogoModell 72.1 Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72.2 Das Mundell-Fleming Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72.2.1 Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72.2.2 Modell des kleinen Landes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82.2.3 Expansive Geld- und Fiskalpolitik . . . . . . . . . . . . . . . 102.2.4Ubertragungen aus dem Ausland . . . . . . . . . . . . . . . . 122.2.5 Zwei-Lander-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142.2.6 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192.3 Das Obstfeld-Rogo Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202.3.1 Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202.3.2 Das Redux-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212.3.3 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242.4 Literatur uberblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263 DasModell 353.1 Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 353.2 Producers currency pricing versus pricing to market . . . . . . . . . 363.3 Grundlegende Modellannahmen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39VI Inhaltsverzeichnis3.3.1 Haushalte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 413.3.2 Unternehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453.3.3 Staat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 483.3.4 Loglineare Approximation um das 0-steady-state . . . . . . . 503.4 Modellrahmen bei festem Wechselkurs . . . . . . . . . . . . . . . . . 523.4.1 Bilaterale Wechselkursanbindung . . . . . . . . . . . . . . . . 533.4.2 Einseitige Wechselkursanbindung - Currency Board . . . . . . 574 FlexiblerWechselkurs 614.1 Geldpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 624.1.1 Einf uhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 624.1.2 Das langfristige Gleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . 634.1.3 Kurzfristige Eekte einer expansiven Geldpolitik . . . . . . . 674.1.4 Wohlfahrtsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 764.2 Fiskalpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 924.2.1 Einf uhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 924.2.2 Das langfristige Gleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . 934.2.3 Kurzfristige Eekte einer expansiven Fiskalpolitik . . . . . . 964.2.4 Wohlfahrtsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1004.3 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1135 FesterWechselkurs 1155.1 Geld- und Fiskalpolitik bei bilateraler Wechselkursanbindung . . . . 1165.1.1 Einf uhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1165.1.2 Geldpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1175.1.3 Fiskalpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1265.2 Geld- und Fiskalpolitik bei einem Currency Board . . . . . . . . . . 1345.2.1 Einf uhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1345.2.2 Geldpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1345.2.3 Fiskalpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1425.3 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1496 StochastischesModell 1516.1 Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1516.2 Die Modellannahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1536.2.1 Praferenzen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1536.2.2 Staatsbudget . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155Inhaltsverzeichnis VII6.2.3 Produktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1556.2.4 Optimale Konsumentscheidungen der Haushalte . . . . . . . 1566.2.5 Optimale Preissetzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1586.3 Losung des Modells . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1616.3.1 Approximation um das steady state . . . . . . . . . . . . . . 1616.3.2 Die optimale Geldpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1646.4 Flexibler Wechselkurs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1656.5 Fester Wechselkurs und Vergleich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1686.6 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1707 Festoderexibel:DieWahl desWechselkursregime 1717.1 Stabilitatspolitik und Schocks . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1717.1.1 Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1717.1.2 Stabilisierungspolitische Moglichkeiten der Geld- und Fiskal-politik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1727.1.3 Wohlfahrtswirkungen externer und interner Schocks . . . . . 1767.2 Exkurs: Glaubw urdigkeit, Konvergenzprozess und Wahrungskrisen . 1837.2.1 Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1837.2.2 Anker f ur die Geldpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1857.2.3 Integrations- und Konvergenzprozess. . . . . . . . . . . . . . 1887.2.4 Finanz- und Wahrungskrisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1937.3 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1998 Schluss 201Anhang 205A.1 Mathematischer Anhang. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205A.1.1 Grundlagen des Modells . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205A.1.2 Logarithmierung um das 0-steady-state . . . . . . . . . . . . 212A.1.3 Langfristiges Gleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216A.1.4 Kurzfristige Betrachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217A.1.5 Wohlfahrt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221A.2 Der Beitrittsprozess der neuen Mitgliedstaaten . . . . . . . . . . . . 225A.2.1 Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225A.2.2 Rahmenbedingungen der Geld- und Fiskalpolitik . . . . . . . 229Literaturverzeichnis 240VIII InhaltsverzeichnisAbbildungsverzeichnis2.1 Das Mundell-Fleming Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102.2 Expansive Geldpolitik im Mundell-Fleming Modell . . . . . . . . . . 112.3 Expansive Fiskalpolitik im Mundell-Fleming Modell . . . . . . . . . 122.4 Externe Zinssenkung im Mundell-Fleming Modell . . . . . . . . . . . 132.5 Externer Nachfrageschock im Mundell-Fleming Modell . . . . . . . . 132.6 Expansive Geldpolitik bei exiblen Wechselkursen (Zwei-Lander-Modell) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162.7 Expansive Geldpolitik bei festen Wechselkursen (Zwei-Lander-Modell) 162.8 ExpansiveFiskalpolitikbei exiblenWechselkursen(Zwei-Lander-Modell) - Aufwertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172.9 Expansive Fiskalpolitik bei festen Wechselkursen (Zwei-Lander-Modell) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184.1 Geldpolitik Land G - Wohlfahrtsanderung Land G (exibler W.) . . 814.2 Geldpolitik Land G - Wohlfahrtsanderung Land K (exibler W.) . . 814.3 Geldpolitik Land K - Wohlfahrtsanderung Land K (exibler W.) . . 864.4 Geldpolitik Land K - Wohlfahrtsanderung Land G (exibler W.) . . 864.5 Fiskalpolitik Land G - Wohlfahrtsanderung Land G (exibler W.) . 1034.6 Fiskalpolitik Land G - Wohlfahrtsanderung Land K (exibler W.) . 1034.7 Direkte Wohlfahrtswirkungen der Staatsausgaben - Land G. . . . . 1044.8 Fiskalpolitik Land G - Leistungsbilanz Land G (exibler Wechselkurs)1054.9 Fiskalpolitik Land K - Wohlfahrtsanderung Land K (exibler W.) . 1084.10Fiskalpolitik Land K - Wohlfahrtsanderung Land G (exibler W.) . 1084.11Direkte Wohlfahrtswirkungen der Staatsausgaben - Land K. . . . . 1094.12Fiskalpolitik Land K - Leistungsbilanz Land K (exibler Wechselkurs)1095.1 Geldpolitik Inland - Wohlfahrt Inland (bilaterale Anbindung) . . . . 1245.2 Geldpolitik Inland - Wohlfahrt Ausland (bilaterale Anbindung) . . . 124X Abbildungsverzeichnis5.3 Fiskalpolitik Inland - Wohlfahrt Inland (bilaterale Anbindung) . . . 1325.4 Fiskalpolitik Inland - Wohlfahrt Ausland (bilaterale Anbindung) . . 1325.5 Geldpolitik Inland - Wohlfahrt Inland (Currency Board) . . . . . . . 1405.6 Geldpolitik Inland - Wohlfahrt Ausland (Currency Board) . . . . . . 1405.7 Fiskalpolitik Inland - Wohlfahrt Inland (Currency Board) . . . . . . 1475.8 Fiskalpolitik Inland - Wohlfahrt Ausland (Currency Board) . . . . . 1476.1 Wohlfahrtswirkungen stochastischer Schocks bei festen u. exiblen W.1697.1 Geldpolitik bei unterschiedlichen Wechselkursregimen . . . . . . . . 1737.2 Fiskalpolitik bei unterschiedlichen Wechselkursregimen. . . . . . . . 1747.3 Handelsverechtungen der neuen Mitgliedslander mit der EU . . . . 1787.4 Wohlfahrtseekte Geldpolitik des groeren Landes bei unterschiedli-chen Wechselkursregimen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1797.5 Wohlfahrtseekte Fiskalpolitik des groeren Landes f ur das kleinereLand bei unterschiedlichen Wechselkursregimen. . . . . . . . . . . . 1807.6 Inationsraten der NMS-8. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1877.7 BIP pro Kopf und reales Wirtschaftswachstum der NMS-8. . . . . . 1897.8 Arbeitslosenquote und Arbeitsproduktivitat in den NMS-8 . . . . . . 1907.9 Realer Wechselkurs der NMS-8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1927.10Finanzierungssaldo und Staatsdezit der NMS-8 . . . . . . . . . . . 198Tabellenverzeichnis2.1 Eekte einer expansiven Geld- und Fiskalpolitik im Mundell-Flemingund Obstfeld-Rogo Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254.1 Notwendige Gleichungen zur Herleitung der Wohlfahrtsveranderung 774.2 Expansive Geldpolitik des groeren Landes bei exiblem Wechselkurs 834.3 Expansive Geldpolitik des kleineren Landes bei exiblem Wechselkurs 884.4 Geldpolitik bei exiblem Wechselkurs eines sehr groen Landes . . . 904.5 Notwendige Gleichungen zur Herleitung der Wohlfahrtsveranderung 1014.6 Expansive Fiskalpolitik des groeren Landes bei exiblem Wechselkurs1064.7 Expansive Fiskalpolitik kleineres Land bei exiblem Wechselkurs . . 1104.8 Expansive Fiskalpolitik eines sehr groen Landes bei exiblem Wech-selkurs. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1125.1 Geldpolitik bei bilateraler Wechselkursanbindung. . . . . . . . . . . 1255.2 Fiskalpolitik bei bilateraler Wechselkursanbindung . . . . . . . . . . 1335.3 Geldpolitik bei einem Currency Board . . . . . . . . . . . . . . . . . 1425.4 Fiskalpolitik bei einem Currency Board . . . . . . . . . . . . . . . . 1487.1 Wirkungen einer expansiven Geld- und Fiskalpolitik . . . . . . . . . 1767.2 Wirkungen einer externen expansiven Geld- und Fiskalpolitik . . . . 1827.3 Zeitplan der neuen Mitgliedstaaten f ur die Euro-Einf uhrung. . . . . 1857.4 Auslandische Forderungen an Banken der NMS . . . . . . . . . . . . 196A.1 Konsum und Arbeitseinsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223A.2 Meilensteine der EU-Erweiterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226A.3 Die Anfange der EWU. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227A.4 Die drei Stufen der EWU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228A.5 Maastricht-Kriterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230A.6 Konvergenzkriterien der NMS-8. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231XII TabellenverzeichnisA.7 Anforderungen aus derUbernahme des acquis communautaire . . . . 233A.8 Der Wechselkursmechanismus (WKM) II . . . . . . . . . . . . . . . . 236A.9Uberblick uber die Wechselkursregime . . . . . . . . . . . . . . . . . 238A.10 Geld- und wechselkurspolitische Strategien der neuen Mitgliedstaa-ten und der Beitrittslander . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239SymbolverzeichnisBtWertpapierbestandCt(z) Gesamtkonsum des HaushaltszDtheimische Komponente des GeldangebotsEtnominaler WechselkursE Erwartungswertgt(z) Staatsnachfrage nach dem GutzGtStaatsausgabenht(z) geleistete Arbeitsstunden des Haushaltszitnominaler ZinssatzI InvestitionenL Geldnachfragem Anteil der Weltbevolkerung im Auslandm = 1 nMtGeldangebotn Anteil der Weltbevolkerung im InlandNX realer Auenbeitragpt(z) Preis des heimischen Gutesz im Inlandpt(z) Preis f ur das auslandische Gutzim AuslandPtPreisniveauqt(z) Preis des auslandischen Gutes zimInland in inlandischerWahrungrtrealer ZinssatzRtWahrungsreservenTtSteuern bzw. TransferzahlungenU Nutzen eines reprasentativen Haushaltsvt(z) im Inland f ur das Ausland produzierte Gutzvt(z) im Ausland f ur das Inland produzierte GutzWtNominallohnXIV Symbolverzeichnisxt(z) im Inland f ur das Inland produzierte Gutzxt(z) im Ausland f ur das Ausland produzierte Gutzyt(z) Gesamtproduktion des Gutsz im Inlandyt(z) Gesamtproduktion des Gutszim AuslandY Output, Einkommenz Index der Individuen (und G uter), 0 < z< 1t(z) Gewinn des Unternehmensztnominaler Preis eines nominalen Wertpapiers Substitutionselastizitat zwischen den G utern ( > 1) realer WechselkursEPPtot terms of trade1

Konsumelastizitat der Geldnachfrage, , Parameter der Nutzenfunktion Produktivitatsschock2Varianzweitere Erklarungen:XVariablen, die das Ausland betreenXwweltweit aggregierte VariableXtrelative Abweichung einer Variable vom steady state WertXt=XtX0X0Abk urzungsverzeichnisBIP BruttoinlandsproduktBIS Bank for International SettlementsBMF Bundesministerium der Finanzenc. p. ceteris paribusCEEC Central and Eastern European CountriesCES Constant Elasticity of SubstitutionCESifo Center for Economic Studie beimInstitut f ur Wirtschaftsfor-schungDIW Deutsches Institut f ur WirtschaftsforschungEcon Economic and Financial Council (Rat Wirtschaft und Finanzen)ECU European Currency UnitEEAG European Economic Advisory Group (am CESifo)EKGS Europaische Gemeinschaft f ur Kohle und StahlESRC Economic and Social Research CouncilESZB Europaisches System der ZentralbankenEU Europaische UnionEURATO Europaische AtomgemeinschaftEU-12 MitgliederderEWU(Belgien, Deutschland, Frankreich, Nieder-lande, Italien, Spanien, Portugal, Irland, Luxemburg,Osterreich,Finnland, Griechenland)EU-15 Mitglieder der EWU und Grobritannien, Danemark und Schwe-denEWI Europaisches WahrungsinstitutEWS Europaisches WahrungssystemEWU Europaische WahrungsunionEZB Europaische ZentralbankGBP Britisches PfundHVPI Harmonisierter VerbraucherpreisindexXVI Abk urzungsverzeichnisIWF Internationaler WahrungsfondLCP Local currency pricingNMS Neue Mitgliedstaaten der EU (Polen, Tschechische Republik, Un-garn, Slowakei, Slowenien, Lettland, Estland, Litauen, Malta, Zy-pern)NMS-8 Neue ost- und mitteleuropaische Mitgliedstaaten (NMS ohne Mal-ta und Zypern)NOEM New Open Economy MacroeconomicsOECD Organisation for Economic Co-operation and DevelopmentPCP Producers currency pricingPTM Pricing to marketSUERF Societe Universitaire Europeenne de Recherches Financi`eresUSD US-DollarWKM II Wechselkursmechanismus IIWWU Wirtschafts- und Wahrungsunionsog. so genannte1 EinleitungDieWahl desoptimalenWechselkursregimesisteinederklassischenFragendermonetaren Auenwirtschaftstheorie. Und doch ist diese Frage seit einiger Zeit wie-der verstarkt in den Mittelpunkt der internationalen Makrookonomie ger uckt. Zweihierf urwesentlicheGr undebildendieAusgangspunktedieserArbeit: ErstensdieindenletztenJahrenvollzogeneWeiterentwicklungder MakrookonomieoenerVolkswirtschaften durch dieNew Open Economy Macroeconomics (NOEM)undzweitens der Integrationsprozess der ost- und mitteleuropaischen Staaten auf ihremWeg in die Europaische Wahrungsunion. F ur die Zeit vom Beitritt zur EuropaischenUnion bis zurUbernahme des Euros haben die neuen Mitgliedstaaten der EU u. a.zu entscheiden, welches f ur sie wahrend dieserUbergangsphase das richtige Wech-selkursregime ist.Die Diskussion um das richtige Wechselkursregime hat in der internationalen Ma-krookonomie eine lange Tradition. Hierbei spielte lange Zeit das Mundell-FlemingModell eine herausragende Rolle. Wichtige Ergebnisse dieses Modells sind, dass beiexiblenWechselkurseneineexpansiveGeldpolitikimInlandzueinerErhohungdesinlandischenSozialproduktsundzueinerVerringerungdesauslandischenSo-zialprodukts(beggar-thy-neighbour)f uhrt. EineexpansiveFiskalpolitikerhohtnachdemModellsowohldasinlandischealsauchdasauslandischeSozialprodukt(prosper-thy-neighbour). Inzwischen werden diese Ergebnisse hinterfragt, da dasMundell-FlemingModell einigeSchwachenaufweist, beispielsweisefehlteinemi-krookonomische Fundierung. Eine explizite Analyse wirtschaftspolitischer Entschei-dungen (Geld- und Fiskalpolitik) im Hinblick auf ihre Wohlfahrtswirkungen auf dieHaushalte ist somit mit dem Mundell-Fleming Modell nicht moglich. Ebenfalls nichtmoglich ist eine Modellierung bestimmter Verhaltensweisen einzelner Akteure.HiersetztdievonObstfeldundRogoinduzierteWeiterentwicklungderMa-krookonomie oener Volkswirtschaften an. Die NOEM bildet ein InstrumentariummitdessenHilfemehrerePunkteaufgegrienwerdenkonnen,diebeiderDiskus-sionumexibleversus festeWechselkurseeineentscheidendeRollespielenundbisher nicht ber ucksichtigt wurden bzw. nicht ber ucksichtigt werden konnten. Der2 1 EinleitungwichtigsteVorteil desvonObstfeldundRogoentwickeltenModells(dessoge-nanntenRedux Modells) ist die mikrookonomische Fundierung. Mit dieser Neue-rung bieten die Modelle der NOEM einige grundlegend neue Einsichten in die Wir-kungsweise geld- und skalpolitischer Manahmen. Vor allem ist es nun moglich dieWohlfahrtswirkungen der Geld- und Fiskalpolitik auf der Basis einer Nutzenfunkti-on abzuleiten. Auerdem kann auf Grund der mikrookonomischen Fundierung dasPreissetzungsverhaltenderUnternehmen, dasimweiterenVerlauf dervorliegen-den Arbeit eine wichtige Rolle spielen wird, modelliert werden. Insofern haben dieModellederNOEMgegen uberdemMundell-FlemingModell groeVorteileunderlauben eine Neubewertung stabilisierungspolitischer Manahmen.Aber auch das von Obstfeld und Rogo vorgestellte Modell hat, und hier schlietsich der zweite Aspekt der Arbeit an, gerade im Hinblick auf die Situation der neuenMitgliedstaaten einen gravierenden Nachteil. Das Obstfeld-Rogo Modell betrach-tet zwei Lander und geht von der Annahme aus, dass in beiden Landern das Preis-setzungsverhalten identisch ist. Dies ist im Hinblick auf die unterschiedliche Groeder Europaischen (Wahrungs-)Union auf der einen und den neuen Mitgliedstaatenauf der anderen Seite eine fragliche Annahme.Warum spielt die unterschiedliche Groe der Lander eine Rolle? Die Antwort be-ruht auf dem so genanntenexchange rate pass-through. Verschiedene empirischeUntersuchungen haben gezeigt, dass der Grad des exchange rate pass-through auchvon der Groe des Landes abhangt.1Der exchange rate pass-through gibt an, wiestark sich Wechselkursbewegungen auf das Preisniveau niederschlagen. Daher hatdas Ausma des exchange rate pass-through entscheidenden Einuss auf die Wirk-samkeit der Geldpolitik und auf die Transmissionswirkungen externer Schocks. EinZiel dieser Arbeit ist es, den Einuss dieses stylized fact auf die Wohlfahrtswirkun-genderGeld-undFiskalpolitikundaufdenTransmissionsmechanismusexternerSchocks zuuntersuchen. Modelltheoretischlasst sicheinunterschiedlichstarkerGraddes exchangeratepass-throughfolgendermaenfassen: Wiestarkder ex-change rate pass-through in einem Land ist, hangt vom Preissetzungsverhalten derUnternehmen des anderen Landes ab.21Inzwischengibt es eine Reihe vonStudien, die das Ausmades exchange rate pass-throughgeschatzthaben. Sohabenz. B. CampaundGoldberg(2002)gezeigt, dassvondenOECD-Landerndie USAdengeringstenGradanexchange rate pass-throughaufweisen, wahrendkleinere europaische Lander typischerweise durch einen hoheren exchange rate pass-through ge-kennzeichnet sind. Andere Untersuchungen haben laut Engel (2002b) ergeben, dass der Konsu-mentenpreis in der kurzen Frist in reicheren Landern weniger von nominalen Wechselkursande-rungen betroen ist, vgl. Engel (1999), Obstfeld und Taylor (1997) und Parsley und Wei (2001).2SointerpretierenEngel undRogers (2001) undParsleyundWei (2001) ihreempirischenEr-gebnisse uberdasPreissetzungsverhalten.NebendemPreissetzungsverhaltengibtesabereine3Legen beispielsweise die inlandischen Unternehmen den Preis ihres Exportgutesin ihrer eigenen Wahrung fest (producers currency pricing, PCP) f uhren Wech-selkursbewegungen dazu, dass sich der Preis, den der auslandische Konsument f urdiesesGutinseinerWahrungzuentrichtenhat,andert.WirdderPreisdagegenvondeminlandischenUnternehmeninderWahrungdesKonsumentenfestgelegt(pricing to market, PTM), so f uhren Wechselkursbewegungen aus der Sicht desauslandischen Konsumenten zu keinen Preisveranderungen. Das Preissetzungsver-halten hat auf diese Weise fundamentale Implikationen f ur die Wirkungsweise sta-bilisierungspolitischer Manahmen und der Fahigkeit des Wechselkurses, reale undmonetareSchocksaufzufangen. DiesemProblemwerdendieModellederNOEMauf Grund ihrer mikrookonomischen Fundierung gerecht, da sie explizit die Model-lierung des Preissetzungsverhaltens der Unternehmen erlauben.BisherwurdeindermodelltheoretischenLiteraturzumeistangenommen, dassinnerhalb eines Zwei-Lander-Modells der Grad des exchange rate pass-through f urbeide Lander identisch ist. Diese Annahme ist aber insbesondere dann nicht plau-sibel, wenndieLander innerhalbdes Zwei-Lander-Modells eineunterschiedlicherelative Groe aufweisen und kleinere Lander hauger einen hoheren Grad an ex-changeratepass-throughaufweisenalsgroereLander. F urdasModell hatdieszur Folge, dass das Preissetzungsverhalten asymmetrisch formuliert werden muss.In dieser Arbeit wird ein Modell entwickelt, dass diesen zentralen Aspekt beinhal-tet. Es handelt sich dabei um ein Zwei-Lander-Modell mit einemgroeren Landund einemkleineren Land mit der Annahme eines asymmetrischen Preissetzungs-verhaltens.3DaskonkreteZiel derArbeitistes, auf derBasiseinesmikrookonomischfun-diertenModellsdieAuswirkungengeld-undskalpolitischerManahmenbeiun-terschiedlichen Wechselkursregimen zu beurteilen. Dabei werden die Wohlfahrtsef-fekte der Geld- und Fiskalpolitik sowohl des kleineren als auch des groeren Landesuntersucht. Folgende Fragen stehen im Vordergrund:Welche Wirkungsmoglichkeiten hat die eigene Geld- und Fiskalpolitik bei e-xiblen bzw. bei festen Wechselkursen?Kann durch eine expansive Geldpolitik und der daraus resultierenden Abwer-tung der heimischen Wahrung die Leistungsbilanz beeinusst werden (beggar-Reihe weiterer Erklarungenf ur exchange rate pass-through, beispielsweise uber Transport-undDistributionskosten,Zwischeng uter,nichthandelbareG uteroderDienstleistungen.EinenUberblickhier uberbietenz.B.Engel(2002b)undDevereuxundYetman(2002).3DerBegrikleineresLandwirdimweiterenVerlaufderArbeitnaherspeziziert.4 1 Einleitungthy-neighbour versus beggar-thyself)?Welche Rolle spielt das Wechselkursregime bei der Ubertragung realer Schocks(inFormeiner expansivenFiskalpolitik) undmonetarer Schocks (inFormeiner expansiven Geldpolitik) von einem Land auf das andere?WelchewahrungspolitischeStrategieistbei internundexternauftretendenstochastischen Schocks die geeignetere: exibler oder fester Wechselkurs?ImHinblickaufdieneuenMitgliedstaatenderEuropaischenUnionkonnendieAntworten auf diese Fragen dazu beitragen, die Vor- und Nachteile eines exiblenbzw. eines festen Wechselkurses gegen uber der Europaischen Wahrungsunion besserabzuwagen. Gleichzeitig ergibt sich hieraus auch ein Beitrag f ur die Diskussion uberden Zeitpunkt des Beitritts zur Wahrungsunion.4W urden die Ergebnisse des Mo-dells ein festes Wechselkursregime favorisieren, so ware das aus diesem Blickwinkelein Argument f ur einen fr uheren Beitritt zur Wahrungsunion, da die Mitgliedschaftin der Wahrungsunion als die starkste Form der Wechselkursanbindung angesehenwerden kann. W urden die Modellergebnisse die Wahl eines exiblen Wechselkursesnahe legen, so ware dies ein Argument f ur einen spateren Beitritt.5Die Diskussion uber das geeignete Wechselkursregime wird nicht nur f ur die neu-en Mitgliedstaaten gef uhrt. Gerade in den letzten Jahren geriet die Frage nach demrichtigen Wechselkursregime vor allem f ur Entwicklungs- und Schwellenlander wie-derindenBlickpunktderinternationalenMakrookonomie.DieseArbeitistnichtnur f ur die neuen Mitgliedstaaten relevant, sondern auch f ur andere Staaten. Insbe-sondere, wenn es sich dabei um kleinere Lander handelt, die vor der Frage stehen,ob sie ihre Wahrung gegen uber einem groeren Land anbinden wollen oder nicht.DieSituationderost-undmitteleuropaischenStaatenstelltinsofernnureinBei-spiel dar, auf das sich das Modell anwenden lasst. Das in dieser Arbeit prasentierteModell ermoglicht auf Grund der mikrookonomischen Fundierung und der Ber uck-sichtigung des asymmetrischen Preissetzungsverhaltens eine tiefer gehende Analy-sederWirkungsweisenundFolgenwirtschaftspolitischerEntscheidungen(Geld-,Fiskal- und Wechselkurspolitik) als dies mit dem herkommlichen Mundell-Fleming4Die Frage, ob die neuen Mitgliedstaaten der EU der Wahrungsunion uberhaupt beitreten wollen,stelltsichnicht, denndazuhabensiesichmitdemBeitrittzurEUundderUbernahmedesacquiscommunautaireverpichtet.EinenahereErlauterungndetsichimAnhang.5Selbstverstandlich spielen noch eine Reihe anderer Gr unde bei der Wahl des Wechselkursregimesund des Beitrittstermins eine Rolle, doch die in dieser Arbeit aufgeworfenen Fragen bilden einenwichtigenBestandteildieserDiskussion.5Modell moglichware. AusdiesemGrundistesauchgeeignet, allgemeinbei derWahl nach dem richtigen Wechselkursregime wichtige Hinweise zu liefern.Engel (2002b), S. 32, stelltfest:Thenewopeneconomymacroeconomicshasgiven us a structured way to think about the issues that are important when con-sidering the desirability of oating exchange rates versus currency union.Die Entwicklung des Modells mit seinen Variationen sowie die Prasentation undInterpretation der Modellergebnisse nimmt in dieser Arbeit den groten Raum ein.Abschlieend werden die modelltheoretisch gewonnenen Erkenntnisse auf die Situa-tion der neuen Mitgliedstaaten angewendet. Im Einzelnen gliedert sich die Arbeitin folgende Kapitel. Nachdem im ersten Kapitel die Problemstellung und das Zielder Arbeit vorgestellt wurden, wird in Kapitel 2 einUberblick uber das lange ZeitvorherrschendeModell deroenenVolkswirtschaft,dasMundell-FlemingModell,gegeben. ZusatzlichzudemweitverbreitetenFall deskleinenLandeswirdauchdas Zwei-Lander-Modell prasentiert. Auerdem wird das von Obstfeld und Rogoentwickelte so genannteRedux-Modell kurz skizziert. Die Aussagen dieser beidenModellekonnendannalsReferenzgroenf urdieweiterenModellergebnisseange-sehen werden. Imdritten Kapitelwerden diemodelltheoretischen Grundlagenf urden weiteren Verlauf der Arbeit gelegt. Das vierte Kapitel widmet sich der Modell-variante mit einem exiblen Wechselkurs, wahrend im f unften Kapitel ein Regimefester Wechselkurseunterstellt wird. Kapital 6befasst sichmit einer stochasti-schen Variante des Modells. In Kapitel 7 erfolgt die Diskussion uber das optimaleWechselkursregimef urdieneuenMitgliedstaatenderEU. Dabei werdensowohldieErgebnisseder modelltheoretischenAnalysedieser Arbeit auf dieseaktuellewirtschaftspolitische Fragestellung angewendet, als auch andere Argumente aus derDiskussion um feste versus exible Wechselkurse ber ucksichtigt. Eine abschlieendeZusammenfassung der Arbeit erfolgt in Kapitel 8.6 1 Einleitung2 DasMundell-FlemingundObstfeld-RogoModell2.1 EinleitungDasMundell-FlemingModell giltseitJahrenalseinesdereinussreichstenMo-delle in der internationalen Makrookonomie. Mit Hilfe des Modells lassen sich dieFolgen der Geld- und Fiskalpolitik sowohl bei exiblen als auch bei festen Wechsel-kursen analysieren. Dieses grundlegende Modell wird im folgenden Abschnitt kurzvorgestellt und dient ebenso wie das in Abschnitt 2.3 prasentierte Obstfeld-RogoModell als Referenzgroe f ur das Modell, das im weiteren Verlauf der Arbeit ent-wickelt wird.2.2 DasMundell-FlemingModell2.2.1 EinleitungZu Beginn der 1960er-Jahre entwickelten J. Marcus Fleming und Robert A. Mundellunabhangig voneinander ein Keynesianisches Modell einer oenen VolkswirtschaftumdieBedeutungvoninternationalenKapitalbewegungenunddieUnterschiedezwischenVolkswirtschaftenmiteinemexiblenundeinemxenWechselkurszuanalysieren (Boughton, 2002; Mundell, 2001).1Mit Hilfe des Mundell-FlemingModells wirdimFolgendendie Wirksamkeitder Stabilisierungspolitik f ur eine oene Volkswirtschaft in verschiedenen Wechsel-kurssystemen untersucht. Unter Stabilisierungspolitik werden hier diejenigen wirt-schaftspolitischen (geld- und skalpolitischen) Manahmen verstanden, die mit dem1Mundell(1960,1961b,a,1963)entwickelteseineAnalysenineinerSerievonAufsatzen.Fleming(1962) veroentlichte seine Analyse fester vs. exibler Wechselkursregime 1962. Der BegriMundell-FlemingModellwurde, soBoughton(2002), vonDornbusch(1976a,b)bzw. Dorn-buschundKrugman(1976)eingef uhrt.8 2 DasMundell-FlemingundObstfeld-RogoModellZiel ergrien werden, das gesamtwirtschaftliche Zielb undel zu verwirklichen.2Die-seZielebestehenu.a.inVollbeschaftigung,Preisniveaustabilitatundauenwirt-schaftlichem Gleichgewicht. Preisniveaustabilitat wird angenommen und auenwirt-schaftlichesGleichgewichtwirdbei exiblenWechselkursen uberdieMarktkrafteerreichtundmussdahernurbei festenWechselkursendurchstabilisierungspoli-tischeManahmengezieltangestrebtwerden. DaherstehtimFolgendendasZielVollbeschaftigung, das, da der Arbeitsmarkt nicht explizit modelliert wird, indirekt uber das Sozialprodukt erfasst wird.Zunachst erfolgt die Analyse f ur ein kleines Land. Damit konnen die Auswirkun-gen der wirtschaftspolitischen Manahmen auf das Ausland vernachlassigt werden.Denn das Kennzeichen einer kleinen oenen Volkswirtschaft ist, dass die okonomi-schenGroendeskleinenLandesvonderinternationalenWirtschaftsentwicklungbeeinusstwerden,aberdaskleineLandselbstbzw.dieEntwicklungoderAnde-rung seiner okonomischen Groen ohne Auswirkungen auf die internationale Wirt-schaftsentwicklung bleiben (siehe Wagner, 2003). Im Anschluss wird ein Modell mitzwei ahnlich groen Landern betrachtet. Hierbei haben Geld- und Fiskalpolitik Ein-uss auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung im Ausland, woraus sich wiederumR uckwirkungen auf das Inland ergeben.2.2.2 Modell deskleinenLandesDas Mundell-Fleming Modell geht in seiner einfachen Version von inexiblenLohnen und G uterpreisen aus. Es wird angenommen, dass das G uterangebot voll-kommen elastisch aufAnderungen der Nachfrage reagiert. Die Produktionsfaktorensind nicht vollstandig ausgelastet.Das Gleichgewicht auf dem G utermarkt ist gegeben durch:(2.1) Y= C(Y ) +I(i) +G+NX(Y, Y, ), CY, NXY , NX> 0 > Ii, NXY.Hierbei bezeichnet C(Y ) die einkommensabhangige Konsumfunktion, I(i) reprasen-tiert die zinsabhangige Investitionsg uternachfrage, G die staatliche G uternachfrageundNXstellt den realen Auenbeitrag dar, der invers vom inlandischen Einkom-menundpositivvomrealenWechselkurs undvomauslandischenEinkommenYabhangt. EswirdeinenormaleReaktiondesAuenbeitragsauf Veranderun-gen des realen Wechselkurses angenommen. D. h., eine Abwertung der heimischen2Vgl. Jarchow und R uhmann (2000), S. 171. Der Begri Stabilisierungspolitik umfasst ein wesent-lichbreiteresSpektrumalsgeld-undskalpolitischeManahmen. Einenausf uhrlichenUber-blickbietetz.B.Wagner(2004).2.2 DasMundell-FlemingModell 9Wahrung erhoht den inlandischen Auenbeitrag. Mit E als nominalem Wechselkurs(deniert als Inlandswahrung pro Einheit Auslandswahrung) und Pbzw. P als in-und auslandischem Preisniveau, gilt f ur den realen Wechselkurs:(2.2) =EPP.Da unvollstandig substituierbare G uter angenommen werden, muss die Kaufkraft-paritatenbedingung( =1)nichterf ulltsein. HinsichtlichderFinanzaktivawirdjedochvoneinervollstandigenSubstituierbarkeitundvonvollkommenerKapital-mobilitat ausgegangen. Daher wird die ungedeckte Zinsparitat als erf ullt betrachtet.UnterderAnnahmestatischerWechselkursanderungserwartungenimpliziertdiesdieUbereinstimmung des inlandischen Zinssatzes mit dem Welt-Zinsniveau,(2.3) i = i.Dies entspricht bei statischenWechselkurserwartungender ungedecktenZinspa-ritat.DerinlandischeGeldmarktistimGleichgewicht,wenndierealeGeldnachfragedem Realwert der angebotenen Geldmenge entspricht:(2.4)MP= L(i, Y ), Li< 0 < LY.Die reale Geldnachfrage hangt positiv vom Einkommen und negativ vom Zins ab.DamitergebensichalsendogeneVariablendasEinkommenY , derZinssatziund der reale Wechselkurs . Die vierte endogene Groe wird durch das betrachteteWechselkurssystem bestimmt. Zwei Falle sind moglich. Bei exiblen WechselkursenwirddernominaleWechselkursEannahmegemadurchAngebotundNachfrageamDevisenmarktbestimmt. IndiesemFall istalsoEdieviertemodellendogeneGroe.BeifestenWechselkursenistEjedochaufeinexogenesNiveaufestgelegt.In diesem Fall wird die GeldmengeMzur vierten modellendogenen Groe, da dieNotenbankbei DevisenmarktungleichgewichtendurchAn-bzw. Verkauf vonDe-visenreservenintervenierenmuss. VeranderungenvonDevisenreservenf uhrenbeifesten Wechselkursen direkt zu proportionalen Veranderungen der GeldmengeM.EineSterilisationvonAnderungender Wahrungsreservenist bei G ultigkeit derZinsparitat nicht moglich.InAbbildung2.1wirddas Geldmarktgleichgewicht durchdieLM-Kurve, dasG utermarktgleichgewicht durchdie IS-Kurve unddie Zinsparitatenbedingungen10 2 DasMundell-FlemingundObstfeld-RogoModellLMISZBiYi*Abbildung 2.1: Das Mundell-Fleming Modelldurch die horizontal verlaufende ZB-Kurve ausgedr uckt.Die ZB-Kurve beschreibt die Kombinationen von Einkommen und Zins, bei derdie Zahlungsbilanz ausgeglichen ist (ZB = 0).32.2.3 ExpansiveGeld-undFiskalpolitikGeldpolitikEine Erhohung der Geldmenge bei einem exiblen Wechselkurs verschiebt die LM-Kurve von LM nach LM (Abbildung 2.2). Bei der urspr unglichen Kombination vonZins und Einkommen entsteht einUberschussangebot am Geldmarkt. Dieses kannnurdurcheinhoheresEinkommenausgeglichenwerden. DashohereEinkommenwirderreicht, weil eineexpansiveGeldpolitikzueinertendenziellenZinssenkungf uhrt. Dies induziert einen Kapitalabuss und somit eine Abwertung der heimischenWahrung. DerAnstiegdesWechselkursesf uhrtwiederumzueinemgestiegenenAuenbeitrag. Dadurch steigt das inlandische Einkommen und die IS-Kurve bewegtsich nach rechts. Im neuen Schnittpunkt B liegt dann das neue Gleichgewicht. EineexpansiveGeldpolitikhatbei einemexiblenWechselkurseinenpositivenEektauf das Einkommen.3BeieinemunvollkommenenKapitalmarktw urdederVerlaufderZB-KurveeinenpositivenVer-lauf aufweisen. DenneinAnstiegdes Zinssatzes w urdevermehrteKapitalzu ussenachsichziehenundsomitdasAngebotanDevisenerhohen.Diesm usstedurcheinenAnstiegdesEin-kommensausgeglichenwerden, denndiesw urde ubersteigendeImporteeinehohereDevisen-nachfragegenerieren.2.2 DasMundell-FlemingModell 11LM ISiYLM ISZB i*Y0Y1(a)flexiblerWechselkurs(b)festerWechselkursLM ISiYLMZB i*Y Y0 2= Y1DE>0DM>0A A BAbbildung 2.2: Expansive Geldpolitik im Mundell-Fleming ModellBei festen Wechselkursen ist die GeldmengeMeine endogene Groe. Betrachtetman jedoch die angebotene Geldmenge von der Entstehungsseite, so kann diese alsSumme aus der inlandische Komponente der GeldmengeDund den Wahrungsre-servenR notiert werden, alsoM=D + R. Die urspr ungliche Rechtsverschiebungder LM-Kurve ergibt sich, wenn die Notenbank etwa durch Kauf inlandische Wert-papiere D erhoht. Die gleich starke Reduktion von R lasst dann allerdings M wiederauf das Ausgangsniveau sinken. D. h., eine Verschiebung der LM-Kurve auf LM in-duziert zwar eine anfangliche Zinssenkung, aber der hohere Kapitalabuss hat einehohere Devisennachfrage zur Folge, die die Zentralbank bei einem festen Wechsel-kursbedienenmuss.DadurchverringertsichdieGeldmengewiederunddieLM-Kurve kehrt in ihre urspr ungliche Lage nach A zur uck. Eine expansive Geldpolitikhat somit bei einem festen Wechselkurs keine Wirkung auf das Einkommen.FiskalpolitikEine hohere Staatsnachfrage verschiebt in Abbildung 2.3 die IS-Kurve nach IS. Beieinem exiblen Wechselkurs f uhrt die beginnende Zinssteigerungstendenz uber dievermehrtenKapitalzu ussezueinerAufwertungderinlandischenWahrung.Diesf uhrt uber den R uckgang des Auenbeitrags zu einem vollstandigen crowding outder Staatsausgaben. Die IS-Kurve kehrt daher in ihr urspr ungliches Gleichgewicht12 2 DasMundell-FlemingundObstfeld-RogoModellLM ISiYISZB i*Y0Y1(a)flexiblerWechselkurs(b)festerWechselkursLM ISiYLMZB i*Y Y0 2=Y1DE0DG>0DM>0ISAABAbbildung 2.3: Expansive Fiskalpolitik im Mundell-Fleming ModellnachAzur uck. Bei einemexiblenWechselkurshateineexpansiveFiskalpolitikkeine Auswirkung auf das inlandische Einkommen.Bei einem festen Wechselkurs f uhrt der Kapitalzuuss zu einemUberschussange-bot an Devisen, das durch die Zentralbank ausgeglichen werden muss. Dies hat einenAnstiegderGeldmengezurFolgeunddieLM-Kurveverschiebtsichnachrechts.In Punkt B stellt sich ein neues Gleichgewicht ein. Eine expansive Fiskalpolitik hatsomit eine positive Wirkung auf das inlandische Einkommen.2.2.4UbertragungenausdemAuslandDas Mundell-Fleming Modell dient nicht nur dazu, die Moglichkeiten der inlandi-schen Wirtschaftspolitik bei festen bzw. exiblen Wechselkursen zu analysieren, eskann auch dazu verwendet werden, die Absorptionsfahigkeit des exiblen Wechsel-kurses hinsichtlich externer Schocks zu beleuchten.Eine Senkung des auslandischen Zinssatzes hat c. p. eine Verschiebung der ZB-Kurve nach unten zur Folge. Der tendenziell hohere Zinssatz im Inland f uhrt sofortzu einem Kapitalzustrom. Daraufhin nimmt die Devisennachfrage ab, und die hei-mischeWahrungwertetauf.DieslasstdenAuenbeitragunddamitdasinlandi-scheEinkommensinken. ImFalleeinesZinsschocksvonauenkannderexibleWechselkurs den Schock nicht absorbieren. Bei einem festen Wechselkurs muss dieZentralbankdas ubersch ussigeDevisenangebotausdemMarktnehmen, dadurch2.2 DasMundell-FlemingModell 13steigt im Inland das Geldangebot. In diesem Fall lasst der gesunkene Zinssatz dieInvestitionsnachfrage steigen, das Einkommen erhoht sich.LMISiYISZB i *0Y0Y1(a)flexiblerWechselkurs(b)festerWechselkursiYY0Y1DE0ABi *1 ZBLMISZB i *0ABi *1 ZBLMAbbildung 2.4: Externe Zinssenkung im Mundell-Fleming ModellAlsweitererSchockausdemAuslandwirdeinAnstiegdesauslandischenEin-kommens betrachtet, wobei der Zinssatz im Ausland konstant bleibt.LM ISiYISZB i*Y0Y1(a)flexiblerWechselkurs(b)festerWechselkursLM ISiYLMZB i*Y Y0 2=Y1DE0DM>0ISAABDY*>0Abbildung 2.5: Externer Nachfrageschock im Mundell-Fleming Modell14 2 DasMundell-FlemingundObstfeld-RogoModellDurch das hohere Einkommen im Ausland steigen dessen Importe bzw. die Ex-porte des Inlandes. Dies f uhrt zu einer Aufwertung der Inlandswahrung und die Ex-portnachfrage geht wieder zur uck. Die IS-Kurve verschiebt sich nach links zur uck.Es stellt sich das urspr ungliche Gleichgewicht ein.Im Falle eines Festkurssystems reagiert die Zentralbank auf dasUberschussange-bot an Devisen und erhoht dadurch die Geldmenge.Ob der exible Wechselkurs in der Lage ist, einen externen Schock zu absorbieren,hangt also von der Art des Schocks ab. Liegt ein monetarer Schock vor, im obigenFall eineAnderungdesZinssatzes, f uhrteinexiblerWechselkursnichtzueinerAbsorbierung des Schocks. Im Gegensatz dazu reduziert ein exibler Wechselkursinnerhalb des Mundell-Fleming Modells die Anfalligkeit der inlandischen Wirtschaftgegen uber externen realen Schocks.2.2.5 Zwei-Lander-ModellHat das Inland eine ausreichende Groe, so haben geld- und skalpolitische Ma-nahmen Auswirkungen auf das Ausland. Dies hat wiederum R uckwirkungen auf dasInland zur Folge. F ur die Analyse wird vollkommene Kapitalmobilitat unterstellt.Dies hat zur Folge, dass die erwarteten Ertrage der in- und auslandischen Wertpa-piere ubereinstimmen. Da von Wechselkursanderungserwartungen abgesehen wird,entsprichtderErtragauseinemauslandischemWertpapierdemAuslandszinssatzund es gilt somit die Zinsparitat:(2.5) i = i.G utermarkt-undGeldmarktgleichgewichtimInlandwerdenweiterhindurchfol-gende Gleichungen determiniert:Y= C(Y ) +I(i) +G+NX(Y, Y, ), CY, NXY , NX> 0 > Ii, NXY, (2.6)MP= L(i, Y ), Li< 0 < LY. (2.7)F ur das Ausland gelten die Gleichgewichtsbedingungen analog zum Inland:Y = C(Y) +I(i) +G 1NX(Y, Y, ), (2.8)MP= L(i, Y), Li< 0 < LY , (2.9)=EPP. (2.10)2.2 DasMundell-FlemingModell 15In einem Zwei-Lander-Modell addieren sich die nominalen Auenbeitrage, in glei-chenWahrungseinheitengerechnet, zunull. MitanderenWorten: DerrealeAu-enbeitragdesInlandesentsprichtdemnegativen,ininlandischenG utereinheitenumgerechneten, AuenbeitragdesAuslandes. IndiesemModell sindbei exiblenWechselkursen die Variableni,i,E,Yundendogen.Werden feste Wechselkurs unterstellt, so wird die in- und auslandische Geldmen-ge endogen bestimmt. Das Geldangebot M= D+R bzw. M = D+R wird nichtmehrdurchdieZentralbankbestimmt, sondern uberdieModellzusammenhange.In diesem Fall addieren sich die Devisenbestande der Notenbanken zu einem kon-stanten Gesamtbestand an WahrungsreservenRwausgedr uckt in Inlandswahrunggilt also:R +E R = Rw.GeldpolitikIm Falle einer expansiven Geldpolitik durch das Inland lost der sinkende ZinssatzKapitalexporte in das Ausland aus. Bei exiblen Wechselkursen wertet die inlandi-sche Wahrung ab, daher steigt der Auenbeitrag.4Dies wiederum f uhrt zu einemR uckgang des inlandischen Einkommens und somit zu einem sinkenden Zins. Ande-rerseits steigt in beiden Landern auf Grund des gesunkenen Zinssatzes die Investi-tionsnachfrage. Auerdem steigt die Nachfrage aus dem Inland nach auslandischenProdukten. ImAuslandwirkenmehrereEekteaufdasEinkommen. Dergesun-kene Zins und die gestiegene G uternachfrage aus dem Inland wirken dem Anstiegdes Wechselkurses entgegen. Letztendlich aber sinkt das auslandische Einkommen(beggar-thy-neighbour). In Abbildung 2.6 wird das neue Gleichgewicht durch denPunkt B gekennzeichnet. Im Inland dagegen verstarken sich der gesunkene Zins unddie Abwertung. Allerdings geht der Auenbeitrag durch das gesunkene auslandischeEinkommenetwaszur uckundsomitauchdasinlandischeEinkommen.Dochins-gesamt steigt das inlandische Einkommen (prosper-thyself). Grasch gesehen liegtdasneueGleichgewichtinPunktB. DieZinsparitatistimGleichgewichtwiederhergestellt, in beiden Landern ist der Zins gesunken.Bei festen Wechselkursen bewirkt eine Ausweitung der heimischen Komponente uber das hohere Geldangebot eine Zinssenkung. Die dadurch ausgelosten Kapital-exporte f uhren zu einem Abuss der Wahrungsreserven vom Inland in das Ausland.4F urdieAusgangssituationwirdunterstellt,dassderAuenbeitraggleichnullist.16 2 DasMundell-FlemingundObstfeld-RogoModellLMISiYY*0Y1LM*IS*Y*i*Y0 Y*1DE0ABDM>0DE>0IS*LMDY*0AISBDY>0ABDD>0IS*LMDY*>0DR0DE0ABDG>0DE0DG>0DR*0ABAbbildung 2.9: Expansive Fiskalpolitik bei festen Wechselkursen (Zwei-Lander-Modell)Im Folgenden wird unterstellt, dass die Wahrungsreserven im Inland zunehmen,das die skalpolitische Manahme durchgef uhrt und somit die Zinssteigerung aus-gelosthat. IndiesemFall steigtimInlanddasGeldangebotunddieLM-Kurveverschiebt sich nach rechts. Im Ausland dagegen nehmen die Wahrungsreserven ab2.2 DasMundell-FlemingModell 19unddasGeldangebotsinkt,dieLM-Kurvewandertnachlinks.Daraufhinsteigtder Zinssatz im Ausland weiter an. Nun kommt es darauf an, wie stark die Inves-titionenaufsteigendeZinsenreagieren.GehtdieInvestitionsnachfragesehrstarkzur uck,kannderexpansiveEekt uberdiegestiegenenExporte uberkompensiertwerden und das Einkommen im Ausland sinkt. Bei einer weniger starken Reaktionbleibt ein positiver Einkommenseekt im Ausland (vgl. Abbildung 2.9). Festzuhal-ten ist, dass im Falle fester Wechselkurse das Einkommen im Inland steigt, wahrendes im Ausland steigen, fallen oder auch konstant bleiben kann.2.2.6 ZusammenfassungAus demvorgestelltenMundell-FlemingModell kannals Fazit gezogenwerden,dass die Wirkungsweise stabilisierungspolitischer Manahmen, d. h. der Geld- undFiskalpolitik, einerseits vom Wechselkursregime und andererseits aber auch von derGroe der Lander abhangig ist.Sind das Inland sehr klein und der Wechselkurs exibel, hat eine expansive Geld-politik des Inlandes einen positiven Eekt auf das inlandische Einkommen. Inner-halb eines Festkurssystems dagegen zeigt die Geldpolitik keine Wirkung.5Bei derFiskalpolitik verhalt es sich umgekehrt: Diese ist bei einem festen Wechselkurs wirk-sam, nicht aber bei einem exiblen Wechselkurs. Ob Schocks aus dem Ausland mitHilfeeinesexiblenWechselkursesabsorbiertwerdenkonnen, hangtvonderArtdes Schocks ab.Dies gilt aber nur f ur den Fall eines kleinen Landes. In einem Zwei-Lander-Modellund bei exiblen Wechselkursen erfahrt das Inland durch eine expansive Geldpolitikeinen Anstieg des Einkommens, bei gleichzeitig sinkendem Einkommen im Ausland(beggar-thy-neighbour). ImFalleeinerexpansivenFiskalpolitikhingegensteigensowohlimInlandalsauchimAuslanddasEinkommen.IneinemFestkurssystemf uhrteineexpansiveGeldpolitikimInlandinbeidenLandernzueinemhoherenEinkommen. Eine expansive Fiskalpolitik hat im Inland einen Einkommensanstiegzur Folge, die Reaktion im Ausland ist aber nicht eindeutig. Das Einkommen kannsteigen, fallen oder auf dem Ausgangsniveau verharren.5Das indiesemAbschnitt skizzierte Mundell-Fleming Modell lasst sichauf verschiedene Artverandern.BeispielsweisekonntedieAnnahmedesperfektenKapitalmarktesaufgehobenwer-den, dadurchw urdedieZB-Kurvenichthorizontal verlaufen, sonderneinepositiveSteigungaufweisen. DiezentralenErgebnissew urdensichdadurchabernichtwesentlichandern. Zwarhatte dann beispielsweise eine expansive Geldpolitik im Falle eines Festkurssystems eine positi-ve Auswirkung auf das inlandische Einkommen, diese w urde aber immer noch geringer ausfallenalsbeieinemexiblenWechselkurs.20 2 DasMundell-FlemingundObstfeld-RogoModell2.3 DasObstfeld-RogoModell2.3.1 EinleitungNachdem die zentralen Ergebnisse des Mundell-Fleming Modells vorgestellt wurden,wirdindiesemAbschnittdaszweiteReferenzmodell, dassogenannteObstfeld-Rogo Modell, skizziert. Auerdem ist dieses Modell auch Ausgangspunkt f ur dieModelle, die in Kapitel 3 entwickelt und prasentiert werden.Die Arbeit vonObstfeldundRogo(1995a, 1996) bildete denBeginneinerneuenKlassemakrookonomischerModelleoenerVolkswirtschaften.6DieModel-lederNewOpenEconomyMacroeconomics(NOEM)haben, wieschonmehr-facherwahnt, gegen uber demMundell-FlemingModell einigeVorteile. Siesindvollstandig mikrookonomisch fundiert. Die Modelle erlauben daher eine detaillierteAnalyse, wiesichPolitikmanahmenaufdasArbeit-Freizeit-Verhalten, dasKon-sumverhalten eines reprasentativen Wirtschaftssubjektes und den Gewinn eines re-prasentativen Unternehmens unter der Annahme der Nutzenmaximierung auswir-ken. Zweitensm ussenkeinead-hocgetroenenWohlfahrtskriterienherangezogenwerden um die Ezienz wirtschaftspolitischer Entscheidungen zu bewerten. Denndie NOEM ermoglicht auf der Grundlage der Nutzenmaximierung des reprasenta-tiven Wirtschaftssubjektes eine genaue Wohlfahrtsanalyse.7Die Modelle erlauben weiterhin die Ber ucksichtigung vor ubergehender Rigi-ditaten in Form von kurzfristigen Preisstarrheiten. Weiteres Kernelement der Mo-delleistdieAnnahme, dassesMarktunvollkommenheiteninFormeinesunvoll-standigenWettbewerbsgibt, sei esauf demG uter- oderauf demArbeitsmarkt.Liegt z. B. unvollstandiger Wettbewerb auf dem G utermarkt vor, so generiert diesf ur die Unternehmen Monopolmacht. Daher ist ein weiteres Kennzeichen der Model-le, dass die Unternehmen innerhalb einer monopolistischen Konkurrenz agieren. Dadie Unternehmen explizit den Preis festlegen konnen, liegt dieser uber den Grenz-kosten und der Output wird in der kurzen Frist durch die Nachfrage determiniert.Die monopolistische Konkurrenz hat ebenfalls zur Folge, dass der gleichgewichtigeOutputunterhalbseinessozialenOptimumsliegt.DieseStorungkanndurcheineaktive Geldpolitik zumindest in der kurzen Frist vor ubergehend behoben werden.6Wobei ObstfeldundRogof ur ihr sogenanntesRedux-Modell auf verschiedene ElementevorherigerVeroentlichungenzur uckgreifenkonnten; zunennensindhierbeispielsweiseBlan-chard und Kiyotaki (1987), Ball und Romer (1989), Calvo und Vegh (1993), Romer (1993) undSvenssonundvanWijnbergen(1989).7EineUbersicht uberdieseneueModellrichtungbietenbeispielsweiseSarno(2001),Lane(2001),BowmanundDoyle(2003)sowieFujikiundOtani(2002).2.3 DasObstfeld-RogoModell 212.3.2 DasRedux-ModellModellannahmenIndiesemAbschnittwirddasModellvonObstfeldundRogo(1995a,1996)mitden wesentlichen Kernelementen kurz vorgestellt. Es werden dabei nur einige Aus-gangsgleichungen erlautert, da es an dieser Stelle nicht das Ziel ist, das kompletteModell zu prasentieren, sondern die wichtigsten Ergebnisse uber die Wohlfahrtsef-fekte der Geld- und Fiskalpolitik. Diese dienen daraufhin ebenso wie die Ergebnissedes Mundell-Fleming Modells als Referenzgroe f ur die Ergebnisse der Modelle inden nachfolgenden Kapiteln.8Bei dem von Obstfeld und Rogo als Redux-Modell bezeichneten Modell handeltessichumeinZwei-LanderModell. JedesLandwirdvoneinemKontinuumanKonsumenten-ProduzentenHaushaltenbewohnt. JederHaushaltproduziertaus-schlielich mit Arbeit ein heterogenes Gut z. Im Inland leben [0, n] und im Auslandleben (n, 1] Haushalte. Alle Haushalte haben identische Praferenzen.Die Nutzenfunktion f ur den reprasentativen inlandischen Haushalt lautet:(2.11) Ut =

j=0t+j_ln Ct+j +1 _Mt+jPt+j_1 12h2t+j(z)_,mit , >0, 0 0 dY> 0 dY> 0 dY< 0dU> 0dC> 0 dC = 0 dC> 0 dC> 0 dC> 0 dC> 0Ausland dY< 0 dY> 0 dY< 0 dY> 0dU> 0dC< 0 dC> 0 dC> 0 dC< 0Expansive FiskalpolitikInland dY= 0 dY> 0 dY> 0 dY> 0 dY> 0 dY> 0dU< 0dC< 0 dC> 0 dC> 0 dC> 0 dC< 0 dC< 0Ausland dY> 0 dY0 dY> 0 dY> 0dU> 0dC> 0 dC0 dC> 0 dC> 0Die Tabelle 2.1 zeigt die unterschiedlichen Reaktionen im In- und Ausland noch-mals auf einen Blick.13Ein direkter Vergleich der Wohlfahrtswirkungen im Mundell-FlemingundimObstfeld-RogoModellistnichtmoglich.DemMundell-FlemingModell liegtkeineindividuelleNutzenfunktionzuGrunde, daherkanndieWohl-fahrtswirkungnicht explizit bestimmt werden. Als Indikator f ur eine steigendeWohlfahrt konnen ein hoherer OutputYund ein steigender Konsum Cherangezo-gen werden. Im Mundell-Fleming Modell wird ein hoherer Output eher mit einemR uckgangderArbeitslosigkeitgleichgesetztalsmiteinemAnstiegderArbeitsbe-lastung (und damit negativer Wohlfahrtswirkung). Im Obstfeld-Rogo Modell be-deutethingegeneinhohererOutputeinehohereArbeitsbelastungundverringertdie Wohlfahrt. Es ist daher wichtig, neben den Groen Output und Konsum (derauch im Obstfeld-Rogo Modell die Wohlfahrt erhoht), die Wohlfahrtseekte dar-zustellen.13DaindererstenArbeitvonObstfeldundRogodieVariantemiteinemRegimefesterWech-26 2 DasMundell-FlemingundObstfeld-RogoModell2.4 Literatur uberblickEsgibteineganzeReihevonFragestellungenmitdenensichdieMakrookonomieoener Volkswirtschaften seit Jahren, wenn nicht gar seit Jahrzehnten beschaftigen.Eine Vielzahl dieser Fragestellungen lassen sich mit Hilfe der New Open EconomyMacroeconomics unter neuen Blickwinkeln diskutieren.ImFolgendenwerdeneinigewichtigeArbeitenvorgestellt, diederneuenMa-krookonomie oener Volkswirtschaften zuzurechnen sind und sich mit Hilfe unter-schiedlicherVariationendesurspr unglichenRedux-ModellsverschiedenenProble-menannahern.14DadieLiteraturimBereichderNOEMindenletztenJahreneinensehrgroenUmfangangenommenhat, istesratsam, sichandieserStelleauf die Studien zu beschranken, die in einem Zusammenhang mit der FragestellungdieserArbeit stehen. Dabei handelt essichdurchwegumdynamischeGleichge-wichtsmodellemitmikrookonomischfundiertenVerhaltensfunktionen,dieaufdasObstfeld-RogoModellberuhen.DesWeiterenistallenModellenderNOEMge-mein, dass vor ubergehende Rigiditaten existieren und dass die Moglichkeit vorhan-den ist, die wirtschaftspolitischen Entscheidungen anhand der Wohlfahrtswirkungenauf die Haushalte zu uberpr ufen. Das urspr ungliche Obstfeld-Rogo Modell wurdein mehrfacher Hinsicht modiziert.Ein zentraler Aspekt der oenen Volkswirtschaften ist der Transmissionsmecha-nismus von Schocks aus einem Land auf seine Nachbarn (Tille, 2001). Die Transmis-sionsmechanismen werden u.a. uber den exchange rate pass-through bestimmt. Eineweitere Rolle spielen nicht handelbare G uter. Ein weiteres Blickfeld der NOEM istdie Wahl des optimalen Wechselkursregimes. Und eine der aktuellsten Richtungenbeschaftigt sich mit der Problematik der Politikkoordinierung.Wohlfahrts-undTransmissionswirkungenmonetarerSchocksF urmonetareSchocksspielteskeinegroeRolle, obG uterpreisrigiditatenoderFaktorpreisrigiditaten in Form von Lohnrigiditaten angenommen werden (vgl. z. B.Hau, 2000; Obstfeld und Rogo, 2000b). Sofern die Preise mit Hilfe eines konstan-ten mark-up auf die Lohnkosten bestimmt werden, sind auch die Preise kurzfristigtrage und die Rigiditaten auf dem Faktormarkt haben eine ahnliche Transmissions-wirkung wie unter der Annahme von G uterpreisrigiditaten.selkursenichtbehandeltwordenist,wirdandieserStelleaufdieseVarianteauchnichteinge-gangen.HierseiaufdasKapitel5verwiesen.14EinenUberblick uber die verschiedenen Modellvarianten bieten beispielsweise Bowman und Doy-le(2003),Sarno(2001),Lane(2001)undEngel(2002b)sowieObstfeld(2002).2.4 Literatur uberblick 27EineexpansiveGeldpolitikf uhrtimRedux-Modell zugleichgerichtetenWohl-fahrtssteigerungen in beiden Landern. Dieses Ergebnis beruht u. a. auf der Annah-me, dass die Substitutionselastizitat zwischen den G utern beider Lander identischmit der Substitutionselastizitat zwischen unterschiedlichen inlandischen G utern ist.MitderEinf uhrungeineshomebiaswirddieseAnnahmeaufgehoben. Warnock(1998)f uhrtinseinemModell einenhomebiasein, indemerheimischenG uterninderKonsumfunktioneingroeresGewichtzubilligtalsauslandischenG utern.Hierausergibtsich, dassinlandischeSchockseinengroerenWohlfahrtseektf urdas Inland als f ur das Ausland haben. Auerdem kommt es zu einem overshootingdes Wechselkurses. Obstfeld und Rogo (2000b, 2002) belegen, dass die Ber ucksich-tigung nicht handelbarer G uter ahnliche Eekte hervorrufen wie die Einf uhrung ei-nes home bias. Im Vergleich zu dem Redux-Modell erhoht sich durch die Einf uhrungnicht handelbarer G uter die Wechselkursvolatilitat. Gema Hau (2000) erhoht eingroerer Anteil an nicht handelbaren G utern die Wechselkursbewegungen, da dasGeldmarktgleichgewicht uber kurzfristige Preisanpassungen von weniger handelba-renG uternhergestelltwird. DiehoheWechselkursvolatilitatimModell gehtmiteiner hohen Volatilitat der relativen Preise zwischen den importierten G utern undden heimischen G utern einher.WeitereStudienstammenbeispielsweisevonCorsettiundPesenti(2001),Cha-ri etal. (2000)undTille(2001). Tille(2001)zeigtz. B., dasseineunerwarteteErhohungderGeldmengedieheimischeWohlfahrtinRelationzurauslandischenWohlfahrt starker erhoht, wenndieSubstitutionselastizitat zwischendenheimi-schenundauslandischenG uterngroeristalszwischendenheimischenG uternbzw. zwischendenauslandischenG utern. IstderUnterschiedgrogenug, f uhrteine heimische Geldmengenerhohungzueinembeggar-thy-neighbour Eekt, dieauslandische Wohlfahrt wird absolut geringer.15Ein weiterer wichtiger Punkt, der f ur die Wohlfahrtswirkung der Geldpolitik ei-neentscheidendeRollespielt, istdasPreissetzungsverhalten. EineAnnahmedesRedux-Modells besagt, dass das Gesetz des einheitlichen Preises jederzeit gilt. Ei-ne Reihe von Autoren heben diese Annahme auf, indem sie trage Preise f ur jedesLand in dessen Wahrung unterstellen. Werden noch identische (CES) Praferenzenzwischen den L andern angenommen, setzen die Firmen in beiden Landern den op-15Corsetti undPesenti (2001)gebenebenfallsdieAnnahmeeineridentischenSubstitutionselas-tizitatauf. SiesetzendieSubstitutionselastizitatzwischendenG uternausunterschiedlichenLanderngleicheins.DevereuxundEngel(1998)undObstfeldundRogo(1998)treeneben-fallsdieAnnahmeeinerSubstitutionselastizitatvoneins, allerdingsinnerhalbeinesstochasti-schenModellrahmens.28 2 DasMundell-FlemingundObstfeld-RogoModelltimalen Preis uber einen konstanten mark-up uber den Grenzkosten in heimischerundauslandischerWahrungfest. SomitgiltexantedasGesetzdeseinheitlichenPreises. KommtesaberzueinemSchock, sinddiePreiseinderjeweiligenLan-deswahrungtrageundeineBewegungdes Wechselkurses f uhrt zueiner ex-postAbweichung vom Gesetz des einheitlichen Preises. Insofern f uhrt pricing to market(PTM) zu einer Trennung des heimischen und auslandischen Preisniveaus.Betts undDevereux(2000) zeigen, dass durchdie Annahme vonPTMsichdie Transmissionsmechanismen der Geld- und Fiskalpolitik gegen uber dem Redux-Modell verandern. Je hoher der Grad des PTM ist, desto weniger bewegen sich derin- undauslandischeKonsumparallel zueinander, wahrenddieKorrelationzwi-schenin-undauslandischemOutputweiterzunimmt. Diesf uhrtdazu, dasseineexpansive Geldpolitik zu einem beggar-thy-neighbour f uhrt.16Corsetti und Pesenti (2001) haben eine weitere wichtige Modikation des Modellsvorgenommen. Sie f uhren eine Cobb-Douglas Konsumfunktion ein. Eine Substitu-tionselastizitat von eins zwischen in- und auslandischen G utern bedeutet, dass dieGesamtausgaben der Haushalte f ur den Konsum konstant bleiben. D. h., steigt derPreis f ur auslandische G uter, geht die Nachfrage nach auslandischen G utern inso-weitzur uck, alsdassdieGesamtausgabenf urdieauslandischenG uterkonstantbleiben. Es ergebensichkeineLeistungsbilanzanderungen. Schocks habendannkeinen langfristigen Eekt. Auf dieser Basis zeigt das Modell, dass eine unerwarte-te Abwertung des Wechselkurses anstatt zu einem beggar-thy-neighbour zu einembeggar-thyself f uhren kann. Selbst wenn spezische Modellannahmen dazu f uhren(vollstandigerKapitalmarkt), dasseineexpansiveGeldpolitikkeineLeistungsbi-lanzeekte generieren, haben diese realwirtschaftliche Folgen. Denn weiterhin gibtes Verzerrungen auf Grund trager Preise und der monopolistischen Marktmacht derUnternehmen. DieszeigenArbeitenvonBettsundDevereux(2001), Chari etal.(2002), DevereuxundEngel (2003) oderEngel (2002b), dieeinenvollstandigenKapitalmarkt annehmen.Wohlfahrts-undTransmissionswirkungenskalischerSchocksEine explizite Betrachtung der Wohlfahrts- und Transmissionswirkungen einer ex-pansivenFiskalpolitikwurdebisher inder Literatur kaumvorgenommen(sieheGanelli, 2005), obwohl Obstfeld und Rogo (1995a, 1996) die Wohlfahrtswirkungeninnerhalb des Redux-Modells untersucht haben. Laut Obstfeld und Rogo (1995a,16Eineausf uhrlichereBetrachtungdesPreissetzungsverhaltensndetinKapitel 3.1statt. InderLiteraturwirdf urPTMauchderBegriLocalCurrencyPricing,LCPverwendet.2.4 Literatur uberblick 291996)protierendieauslandischenHaushaltevoneinerinlandischenexpansivenFiskalpolitik, wahrend die inlandischen Haushalte eine Verringerung der Wohlfahrterfahren. Denn die inlandischen Haushalte haben eine hohere Steuerlast zu tragenum die Staatsausgaben zu nanzieren.Ein wichtiger Punkt bei der Betrachtung der Fiskalpolitik spielt die Substitutio-nalitatzwischenprivatenundoentlichenG utern.17SindprivateundoentlicheG uter perfekte Substitute, das wird von Ganelli (2003) unterstellt, impliziert dieseinen direkten Crowding-Out Eekt. Der Konsum fallt sowohl im In- als auch imAusland. Im Hinblick auf den Output kommt es kurzfristig zu einem spillover-Eekt.Der Output steigt in beiden Landern. Wird ein home-bias der Staatsnachfrage un-terstellt,soisteinetemporareexpansiveFiskalpolitikquasineutral.MitanderenWorten, welche Wirkung eine Fiskalpolitik hat, hangt stark davon ab, ob die Staats-nachfragezwischenin-undauslandischenG uternkeinenUnterschiedmachtoderob der Staat inlandische G uter bevorzugt.18DasbereitsangesprocheneModell vonCorsetti undPesenti (2001)zeigt, dassder positive Eekt eines hoheren Outputs durch einen R uckgang der terms of tra-de uberlagert werden kann. Eine unerwartete Fiskalpolitik f uhrt in diesem Modelllangfristig immer zu einem beggar-thy-neighbour.Caselli (2001) prasentiert eineVersiondes Obstfeld-RogoModell mit festenWechselkursen und analysiert die Transmissionsmechanismen eines skalpolitischenSchocks. Die Wohlfahrtswirkungen der Fiskalpolitik hangen im starken Mae davonabobdas Land, das einebilateraleWechselkursanbindungeingeht oder alleinef ur die Aufrechterhaltung der Wechselkursanbindung verantwortlich ist (einseitigeAnbindung). So w urde beispielsweise eine kontraktive Fiskalpolitik im Vergleich zueiner bilateralen Anbindung zu einer Abnahme des realen Zinssatzes f uhren. Diesw urde den privaten Konsum stimulieren und den R uckgang des weltweiten Outputsauf Grund der Reduzierung der Staatsnachfrage begrenzen.Die bisher genanntenModelle unterstelleninder Regel einenausgeglichenenStaatshaushalt. NeuereStudienwiedievonGanelli (2005) weichenhiervonab.Dies hat teilweise ganz andere Implikationen als im Obstfeld-Rogo Modell. Einedurch Schulden nanzierte Steuersenkung generiert einen kurzfristigen relativen An-stieg des inlandischen Konsums. Dies erhoht die relative Geldnachfrage im Inland,eskommtzueinerAufwertungderinlandischenWahrungundzueinerrelativenVerringerungdesOutputs. DieVerringerungderAuslandsaktiva, diedurchdiese17InKapitel4wirddaraufnochausf uhrlichereingegangen.18SiehebeispielsweiseauchBettsundDevereux(2001)oderPierdzioch(2005).30 2 DasMundell-FlemingundObstfeld-RogoModellPolitik hervorgerufen wird, impliziert, dass der langfristige Wechselkurseekt ent-gegen gesetzt ist. Die Wohlfahrt der inlandischen Haushalte steigt auf Grund einerSteuersenkungimInlandineinemhoherenMaealsdieWohlfahrtderauslandi-schen Haushalte.FlexiblerversusfesterWechselkursDieWahl desoptimalenWechselkurssystemswirdweiterhinsehrkontroversdis-kutiert. Eines der Hauptargumente f ur exible Wechselkurse lautet, dass Wechsel-kursexibilitat bei tragen Preisen notwendig ist um Anpassungen des realen Wech-selkurses zuzulassen.19Denn landerspezische Schocks erfordern Anpassungen derrelativen Preise. Allerdings wird oft f ur kleine oene Volkswirtschaften die Anbin-dung des Wechselkurses empfohlen, da eine geringere Volatilitat des Wechselkursesden Handel erhohen w urde.20MitHilfederNOEMkonnenweitereArgumenteindieseDebatteeingebrachtwerden. EinedererstenArbeitenauf diesemGebietstammtvonDevereuxundEngel (1998). Sie f uhren einen Vergleich zwischen einem festen und einem exiblenWechselkursdurch. Dabei ber ucksichtigensie, dassdasWechselkursregimenichtnur einen Einuss auf die Volatilitat von Konsum und Output hat, sondern auchauf deren erwartetes Niveau. Welches Wechselkursregime eine hohere Wohlfahrt ge-neriert, hangt vom Preissetzungsverhalten ab. Wenn die Produzenten den Preis inihrer eigenen Wahrung festlegen, ist die Wahl des Wechselkursregimes nicht eindeu-tig. Ein exibler Wechselkurs verringert zwar die Varianz des Konsums starker alseinfesterWechselkurs, aberdieWechselkursvolatilitatf uhrtzueinemgeringerendurchschnittlichen Konsumniveau. Eine eindeutige Empfehlung lasst sich dagegenbeiPTMgeben.DannimplizierteinexiblerWechselkurshohereWohlfahrtswir-kungenalseinfesterWechselkurs, dadieserdemheimischenKonsumgegen uberexterne Schocks abschirmt.ObstfeldundRogo(1998) argumentieren, dass das AuftretenstochastischerSchocksdieUnternehmendazuveranlassen,beiihrerPreisfestlegungeineRisiko-pramiezuber ucksichtigen. DadurchwerdenauchdererwarteteOutputunddieerwartetenHandelsstromebeeinusst.HoherePreiseaufGrundderRisikopramieverringerndieProduktion,erhohenaberdietermsoftrade.DaherhatUnsicher-19Friedman(1953),Mundell(1963).20NeuereempirischeStudienzeigen,dasseseinensignikantenZusammenhangzwischenderAn-bindungderWahrunganeineAnkerwahrungunddembilateralenHandel derbeidenLandergibt (siehe beispielsweise Klein und Shambaugh, 2004). Eine weiter angelegte empirische Studie uberdieVorteilefesterundexiblerWechselkursestammtvonHusainetal.(2005).2.4 Literatur uberblick 31heit unmittelbar Auswirkungen auf die Wohlfahrt. Ein Resultat ist, dass das Inlandund dasAuslanddengleichen Anreizhaben,einoptimalesWechselkursregime zuschaen, denn die Unsicherheit bez uglich der Geldpolitik hat einen symmetrischenEekt auf die Wohlfahrt in beiden Landern.In einem anderen Paper zeigen Devereux und Engel (2003), dass bei auftretendenrealen Schocks Wechselkursexibilitat dann w unschenswert ist, wenn das Gesetz deseinheitlichen Preises gilt. Wenn aber der Konsumentenpreis nicht von Wechselkurs-schwankungen beeinusst wird, so ware ein fester Wechselkurs vorzuziehen. Dennwenn Wechselkursbewegungen keineAnderungen der relativen Preise bewirken undkeinen Einuss auf die internationale Nachfrage haben, es also zu keinen expendi-tureswitchingEektenkommt, ndet auchkeineAbfederunggegen uber realenSchocks statt.21EinweiteresArgumentgegenexibleWechselkursewirdvonDevereux(2005)hervorgebracht. Devereux (2005) stellte ein Modell vor, indem die Preisexibilitatendogen durch gewinnmaximierende Unternehmen bestimmt wird. Ein fester Wech-selkurskanndenoptimalenGradderPreisexibilitatbeeinussen,indemdieVo-latilitat der nominalen Nachfrage, denen sich die preissetzenden Unternehmen ge-gen uberstehen,beeinusstwird.Devereuxzeigt,dasseineeinseitigeAnbindung,wiebeispielsweiseeinCurrencyBoard, dieinternePreisexibilitat steigert. Aufder anderen Seite kann bei einer bilateralen Anbindung, wie einer Wahrungsunion,die Preisexibilitat sogar unterhalb der Preisexibilitat bei exiblen Wechselkursenliegen. Der endogene Anstieg der Preisexibilitat innerhalb einer unilateralen An-bindung kann gro genug sein, so dass die Volatilitat des Outputs nicht hoher istals bei exiblen Wechselkursen.PolitikkoordinierungEine klassische Frage der internationalen Makrookonomie lautet, ob Wohlfahrtsge-winne uber eine internationale Koordinierung geldpolitischer Manahmen zu erzie-len sind. In einer interdependenten Welt, in der Politikmanahmen des einen LandesR uckwirkungenaufandereLanderhaben, konnenWohlfahrtsgewinnedurcheineKoordinierungderGeldpolitikentstehen. SolautetzumindestdieTheseeinigerklassischerVertreterdieserForschungsrichtung, z. B. Hamada(1976), Canzoneri21Sutherland (2004) und Senay und Sutherland (2004) argumentieren, dass ein fester WechselkurssuperiorimHinblickaufdieWohlfahrtseinkann,wennWechselkursbewegungeneinenstarkenexpenditureswitchingEekt zur Folgehabenkonnen. Dies ist beispielsweisedannder Fall,wenn die Substitutionselastizitat zwischen dem heimischen und den auslandischen G utern sehrhochist.32 2 DasMundell-FlemingundObstfeld-RogoModellundHenderson(1991)undOudizundSachs(1984). DerenwichtigsteSchlussfol-gerung ist, dass internationale Politikkoordinierung als Antwort auf symmetrischeund asymmetrische Schocks die Wohlfahrt erhoht. Eine nationale Geldpolitik schatspillover Eekte, die bei einer Koordinierung vermieden werden konnten, indem dieExternalitaten internalisiert werden (vgl. Wagner, 2004).Dieser Sichtweise wird durch einige neuere Studien widersprochen. Obstfeld undRogo (2002) argumentieren, dass der Nutzen einer Politikkoordinierung unter be-stimmtenBedingungenauchtheoretischgleichnull istoderimbestenFall unterallgemeineren Bedingungen quantitativ vernachlassigbar ist. Lander sollten nur ei-ne nach innen gerichtete Politik betreiben. Diese Aussage hat eine heftige Debatteausgelost.IndemModellvonCorsettiundPesenti(2005)kommtesnurdannzuGewin-nen durch eine Politikkoordinierung, wenn Wechselkursanderungen sich partiell aufdiePreisedurchschlagen.Beieinemvollstandigenpass-throughentstehenindemverwendetenModell keineWohlfahrtsgewinne. InteressanterweisekommtesaberauchdannnichtzuGewinnen,wenn uberhauptkeinpass-throughvorhandenist.Corsetti undPesenti (2005)umschreibendasProblemfolgendermaen: Wechsel-kursbewegungen stellen ein Instrument f ur eine Anpassung relativer Preise dar. Indiesem Fall ist eine nach innen bezogene Politik, die das Ziel hat, die inlandischenPreise zu stabilisieren und den Output-gap zu minimieren, eine vern unftige Strate-gie, unabhangig vom Oenheitsgrad der Volkswirtschaft. Es sollten keine Versucheunternommenwerden, WechselkursbewegungenunddieVariabilitatderImport-preise zu verringern.Aber wenn die terms of trade uktuieren kann dies eine Ursache f ur eine Desta-bilisierungsein.DannsolltedieinlandischeGeldpolitikaufWechselkursbewegun-gen reagieren. Auch Canzoneri et al. (2002) zeigen, dass eine PolitikkoordinierungdurchausvonVorteil seinkann. Sieunterstellen, dassverschiedeneSektorenun-terschiedlich auf Schocks reagieren. Begr undet wird dies beispielsweise damit, dasssich die Produktivitat des handelbaren Sektors und des nicht handelbaren Sektorsvoneinander unterscheiden (Balassa-Samuelson Eekt).DagegenkonnenindemModell vonBenigno(2002)WohlfahrtsgewinnedurchdieUbertragungderGeldpolitikaufeine supranationaleBehorde entstehen. Eineoptimale Koordinierung f uhrt in diesem Modell zu einer nicht antizipierten Geld-mengenerhohung, die gro genug ist, das Outputniveau in beiden Volkswirtschaftenzu erhohen.2.4 Literatur uberblick 33WahrungsunionImHinblickaufeineWahrungsunionwirdseitMundell(1961c)oftargumentiert,dass Lander, die eine Wahrungsunion eingehen wollen, einen Optimalen Wahrungs-raum bilden sollten.22Inzwischen gibt es auch aus dem Bereich der NOEM einigeStudien hierzu.Allerdings wird ebenfalls argumentiert, dass sich nach einer Einf uhrung einer ge-meinsamenWahrungdieBedingungeneinesoptimalenWahrungsraumsimnach-hinein erf ullen (siehe Frankel und Rose, 1998). Diese Sichtweise untermauern Cor-setti undPesenti (2002). Ihrer Ansicht nachkanneineWahrungsunionsichalseinesichselbsterf ullendeoptimalegeldpolitischeStrategieerweisen, sogardann,wenndiegemeinsameWahrungdierealeokonomischeIntegrationunddenintra-industriellen Handel fordert. In dem Modell von Corsetti und Pesenti (2002) wahlendie Unternehmen f ur den exchange rate pass-through den optimalen Grad auf derBasisdererwartetenGeldpolitik. DieZentralbankdagegennimmtdenexchangeratepass-throughalsgegebenanundwahlthieraufhindieoptimaleGeldpolitik.Dabei entstehen zwei Gleichgewichte, wobei jedes f ur sich ein sich selbst erf ullendesoptimales Wahrungsregime bildet. Im ersten Gleichgewicht setzen die Unternehmenden Preis in heimischer Wahrung fest; der Preis der Exportg uter wird uber das Ge-setz des einheitlichen Preises gebildet. Eine optimale Geldpolitik zielt dann auf deninlandischenOutput-gap,undeinexiblerWechselkursermoglichtdieAllokationwiebei exiblenPreisen. ImzweitenGleichgewichtsetzendieUnternehmendenPreis in der jeweiligen Wahrung des Konsumenten fest. Dann ist eine Wahrungsu-nion die optimale geldpolitische Strategie f ur die beteiligten Lander.23Dass eine Wahrungsunion eine wohlfahrtsoptimierende Strategie darstellen kann,belegt auchBenigno(2004). WeisendiebeidenRegionendengleichenGradannominalen Rigiditaten auf, hat diese eine vollige Isolierung der terms of trade vonderGeldpolitikzurFolge. Dannistesoptimal, diegewichtetedurchschnittlicheInationsrate als Inationsziel zu verwenden.2422Es gibt zudiesemThemaeineVielzahl vonVeroentlichungen, beispielsweiseKenen(1969),McKinnon(1963)Alesinaetal.(2002),Buiter(2000),Melitz(1996)undHorvath(2003)sowieAlesinaundBarro(2002).23EinenVergleichder Aussagender herkommlichenTheorienmit denErgebnissender neuerenTheorierichtungbietetbeispielsweiseCanzonerietal.(2002).24ObeineWahrungsunioninsbesonderef urkleinereLandersinnvollist,wurdeebenfallsmitHilfeeinigerNOEM-Modelleuntersucht. SohabenbeispielsweiseParradoundVelasco(2002)ver-sucht,dieoptimaleWechselkurs-undGeldpolitikf urkleineLanderzubestimmen.34 2 DasMundell-FlemingundObstfeld-RogoModell3 DasModell3.1 EinleitungDie Diskussion um die Vor- und Nachteile eines exiblen Wechselkurses und einer ei-genstandigen Geldpolitik beruhte bisher im Wesentlichen auf dem Mundell-FlemingModell. Allerdings wurde schon darauf hingewiesen, dass das Mundell-Fleming Mo-dell einigeSchwachenaufweist. SofehlteinemikrookonomischeFundierung, dasPreissetzungsverhaltenderUnternehmenkannnichtmoduliertwerdenundeser-folgt keine Wohlfahrtsanalyse auf der Basis individueller Nutzenfunktionen.EinenAusweghieraus schufenObstfeldundRogomit der EntwicklungderModelle derNew Open Economy Macroeconomics (NOEM). Die Vorteile dieserModelle gegen uber dem Mundell-Fleming Modell wurden bereits genannt: Die mi-krookonomische Fundierung erlaubt eine detaillierte Analyse, wie sich Politikma-nahmen auf das Arbeit-Freizeit-Verhalten, das Konsumverhalten eines reprasenta-tivenWirtschaftssubjektesunddenGewinneinesreprasentativenUnternehmensunterderAnnahmederNutzenundGewinnmaximierungauswirken. Esm ussenkeine ad-hoc getroenen Wohlfahrtskriterien herangezogen werden um die Ezienzwirtschaftspolitischer Entscheidungen zu bewerten. Des Weiteren kann das Preisset-zungsverhalten der Unternehmen explizit modelliert werden. Und wie das Mundell-FlemingModell erlaubtdieNOEMdieEinbeziehungkurzfristigstarrerPreiseindie Analyse.Doch auch das Obstfeld-Rogo Modell weist f ur bestimmte Konstellationen nochSchwachen auf. Insbesondere das symmetrische Preissetzungsverhalten ist im Hin-blick auf bestimmte Situation nicht angemessen. Konkret lasst sich dies anhand derProblematik beschreiben, der die neuen Mitgliedstaaten der EU gegen uber stehen.Ohnenunnaher auf denBeitrittsprozess eingehenzuwollen(dies wirdGegen-standvonKapitel 7sein) ist einewichtigeFrage, obundwelcheWirkungeineeigenstandigeGeldpolitikf urdieneuenMitgliedstaatenhat. UmdieseFragestel-lungzuuntersuchenmussindemModell ber ucksichtigtwerden, dassessichbeiden neuen Mitgliedstaaten im Vergleich zur EU um kleinere bis sehr kleine Lander36 3 DasModellhandelt. Ein Kennzeichen kleinerer oener Volkswirtschaften ist, dass das Ausmades exchange rate pass-through hoher ist als in groeren Volkswirtschaften.AuerdemgibtesbishernurwenigeArbeiten, dieexpliziteinfestesWechsel-kursregime f ur das Obstfeld-Rogo Modell formuliert und die daraus resultierendenImplikationen f ur die Geld- und Fiskalpolitik untersucht haben. Erst in letzter Zeitwird sich diesem Thema verstarkt zugewendet. Zu nennen sind hier beispielsweiseDevereux und Engel (1998, 1999, 2003), Devereux (2004) und Duarte (2004) sowieCorsettiundPesenti (2002).EinErgebnisist,dassesinsbesonderevom Preisset-zungsverhaltenabhangt, obeinRegimeexibleroderfesterWechselkursevorzu-ziehenist.WerdendiePreiseinderWahrungderKauferfestgelegt,soimplizierteineoptimaleGeldpolitik,dassdernominaleWechselkursnichtauflanderspezi-sche Schocks reagieren sollte. Mit anderen Worten: In diesem Fall ware ein Regimefester Wechselkurse vorteilhaft.1Aber die Ergebnisse lassen sich nicht eins zu einsauf das folgende Modell ubertragen, da sich das Preissetzungsverhalten innerhalbder Lander unterscheidet.2Der nachste Abschnitt befasst sich ausf uhrlich mit dem Preissetzungsverhalten,das eine zentrale Rolle in den anschlieend dargestellten Modellvarianten einnimmt.Indendarauf folgendenAbschnittenwerdendieGrundlagenf ureinModell miteinem exiblen Wechselkurs und f ur eine Modellvariante mit einem festen Wechsel-kursregime gelegt.3.2 ProducerscurrencypricingversuspricingtomarketImRedux-Modell wirddieAnnahmegetroen, dassdasGesetzdeseinheitlichenPreises f ur alle handelbaren G uter gilt. Dies steht in unmittelbaren Zusammenhangzu der Annahme, dass die Unternehmen den Preis f ur ihre Exportg uter in eigenerWahrungfestlegen. AberdieswirdvoneinerReihevonAutoren, beispielsweiseEngel (1999, 2000), Devereux und Engel (1998, 2000), Devereux et al. (2003) oderBergin und Feenstra (2001), in Frage gestellt. Sie unterstellen, dass zumindest einTeil der Unternehmen den Preis in der Wahrung des Konsumenten festlegen, pri-cingtomarket(PTM). IndiesenStudienspieltPTMeinezentraleRollebei der1SieheDuarte(2004),DevereuxundEngel(2003)undCorsettiundPesenti(2002).2BeianderenArbeitenstehtdabeiabermehrimMittelpunkt,wieeineoptimaleGeldpolitikin-nerhalb einer Wahrungsunion aussehen sollte. So hat beispielsweise Benigno (2004) festgestellt,dass, soferndieRegionendengleichenGradanRigiditatenaufweisen, dieGeldpolitikeinemInationsziel folgensollte. DieInationsratederWahrungsunionwirddabei ausdemgewich-tetenDurchschnittderregionalenInationsratengebildet.UnterscheidensichdieRigiditaten,mussderRegionmitdenhoherenRigiditateneinhoheresGewichtbeigemessenwerden.3.2 Producerscurrencypricingversuspricingtomarket 37Bestimmung von Wechselkursen und internationalen makrookonomischen Fluktua-tionen. ZentralesArgument ist hierbei, dassPTMdenpass-throughvonWech-selkursbewegungenaufPreisereduziert. DadurchwirdderexpenditureswitchingEekt verringert. Dies wiederum kann eine hohere Wechselkursvolatilitat hervorru-fen. Begr undet wird dies damit, dass nun der Wechselkurs einen geringeren Einussauf den Konsum hat und eine groere Wechselkursbewegung benotigt wird um denGeldmarktinsGleichgewichtzubringen. DieserhohtdieMoglichkeiteinesover-shooting.Ein weiterer Punkt ist, dass die Korrelation zwischen inlandischem und auslandi-schem Output zunimmt. Denn eine hohere inlandische Nachfrage erhoht auch dieNachfrage nach auslandischen G utern, da der Relativpreis in heimischer Wahrungx ist. Bei vollstandigem PTM f uhrt dies zu einer allzeit ausgeglichenen Leistungs-bilanz. Auerdem kann im Gegensatz zum Redux-Modell eine expansive Geldpolitikzu einem beggar-thy-neighbour f uhren.Das Ausma des exchange rate pass-through ist in den letzten Jahren von mehrereStudien f ur einzelne Landern geschatzt worden. Der exchange rate pass-through gibtan, wie stark sich Wechselkursschwankungen auf das heimische Preisniveau nieder-schlagen. Ist der pass-through gleich null, so haben Wechselkursanderungen keinedirekte Auswirkung auf das heimische Preisniveau. Werden die importierten G utervon den auslandischen Anbietern auf der Basis der heimischen Wahrung festgelegt,andert sich f ur den inlandischen Konsumenten der Preis in seiner Wahrung bei Be-wegungendesWechselkursesnicht.Istderpass-throughgleicheins,dannandernsichdiePreisef urimportierteG uterininlandischerWahrungeinszueinsent-sprechend den Wechselkursanderungen. Die Hohe des exchange rate pass-throughin einem Land stellt also einen Indikator daf ur dar, ob die Unternehmen des Aus-landes den Preis ihrer Exportg uter in ihrer eigenen Wahrung festlegen, producerscurrency pricing (PCP), oder in der Wahrung der Konsumenten festlegen, pricingto market (PTM).DieseArbeitenhabengezeigt,dassinIndustrielandernderexchange ratepass-throughgeringeristalsinEmergingMarkets. Choudhri undHakura(2001)undauchDevereuxundYetman(2002)habenfestgestellt, dassinLandernmiteinerhohen Inationsrate der pass-through sehr hoch ist. Devereux et al. (2004) habengezeigt, dassLandermit einergeringerenVolatilitatdesGeldmengenwachstumseinen relativ geringeren Grad an exchange rate pass-through aufweisen als LandermiteinerhoherenVolatilitatderGeldmenge. F urdieCEEC-4konntenCoricelliet al. (2003) einen starken pass-through des Wechselkurses auf die inlandische In-38 3 DasModellation nachweisen. Im Gegensatz zu den Emerging Market Landern ist der Einussdes Wechselkurses auf die inlandische Ination in Landern wie Deutschland, Frank-reich und den USA eher gering, so McCarthy (1999). Dagegen ist der pass-throughinLandernmiteinemhoherenImportanteil, wiedenNiederlandenundBelgien,starker. AuchEngel (2002a)kommtzudemSchluss, dassderKonsumentenpreisin reicheren Landern kurzfristig weniger durch Wechselkursbewegungen beeinusstwird.InzwischengibteseineReihevonErklarungsansatzenf urdasunterschiedlichePreissetzungsverhalten. Eine theoretische Erklarung bietet z. B. Aizenman (2004).Erf uhrtdiePreissetzungauf Transport-undFinanzierungskostenzur uck. Dem-nachistinLandernpricingtomarketzubeobachten, indenenTransportkostenund Finanzierungskosten eher gering sind. In diesen Landern wird die Importwarerelativ weit im voraus gekauft, Wechselkursanderungen schlagen sich nicht nieder.ImentgegengesetztenFall wirddieWaresozusagenjust-in-timezudemimMo-ment herrschenden realen Wechselkurs gekauft. Somit f uhrenAnderungen des rea-lenWechselkurseszuAnderungenderImportpreise.BacchettaundvanWincoop(2002a) erklaren das Preissetzungsverhalten mit dem Wettbewerbsdruck. Je starkerder Wettbewerb auf dem G utermarkt ist, desto eher wird der Preis in der Wahrungdes Konsumenten festgesetzt. Ein weiterer Erklarungsansatz von Bacchetta und vanWincoop (2002b) beinhaltet ein Modell mit Zwischeng utern und nicht handelbarenG utern. In diesem Modell verwenden die Produzenten der Konsumg uter nur impor-tierte Zwischeng uter. Als Resultat stellt sich heraus, dass die Produzenten f ur dieEndproduktedenPreiseherinderWahrungdesKonsumentenfestsetzenalsdieProduzentenderZwischeng uter. DieswirdmitderKonkurrenzderProduzentenderEndproduktemitdenProduzentendernichthandelbarenG utererklart. DieProduzenten der Zwischeng uter konkurrieren dagegen nur untereinander. In diesemKontext spielt die Rolle des Sektors der nicht handelbaren G uter eine entscheidendeRolle. Ist der Sektor f ur nicht handelbare G uter gro genug, wird sich sehr wahr-scheinlich ein Gleichgewicht einstellen, bei dem die Produzenten der EndproduktediePreiseinderWahrungdesKonsumentenfestsetzen,wahrenddieExporteuredie Preise f ur die Zwischeng uter in ihre eigene Wahrung festlegen. D. h., es herrschtein vollstandiger pass-through in den Importpreisen und kein pass-through in denKonsumentenpreisen.33Choudhrietal.(2002)untersuchendieverschiedenenErklarungsansatzeempirisch.NachderenErgebnissenliefernModellemit TransportkosteneineguteErklarungf ur denexchangeratepass-through.AuerdemseienModellemittragerLohnanpassungbessergeeignetalsModellemitexiblerLohnanpassung.3.3 GrundlegendeModellannahmen 39In den meisten Arbeiten wird entweder PTM oder PCP unterstellt, aber fast im-mer wird ein symmetrisches Preissetzungsverhalten beider Landern angenommen.4EinGrundmaginder besserenHandhabbarkeit solcher Modelleliegen. Trotz-dem kann nicht ignoriert werden, dass gerade dann, wenn Lander unterschiedlicherGroe angenommen werden, in dem einen Land ein anderes Preissetzungsverhaltenherrscht als in dem anderen. Um diese L ucke zu schlieen wird im folgenden Modelldie wichtige Annahme eines asymmetrischen Preissetzungsverhaltens getroen.3.3 GrundlegendeModellannahmenDas in dieser Arbeit vorgestellte Modell weicht insbesondere in den folgenden Punk-ten von den meisten der bisher in der Literatur diskutierten Modelle ab.EswerdenexpliziteingroeresundeinkleineresLandunterstellt. Damitein-hergehtdieAnnahmeeinesasymmetrischenPreissetzungsverhaltensderbeidenLander. Ein wichtiger Grund f ur diese beiden Annahmen resultiert aus dem wirt-schaftspolitischenTeil dieser Arbeit: ImVergleichzur EUhandelt sichbei denneuenMitgliedstaatenumkleinerebissehrkleineLanderundderexchangeratepass-through ist in der EU deutlich geringer als in den neuen Mitgliedslandern.Es erfolgt ein Vergleich zwischen einem Regime exibler und einem Regime festerWechselkurse. Genauer gesagt: Es werden die Wohlfahrtswirkungen wirtschaftspo-litischerEntscheidungenbeiexiblemundbeifestemWechselkurs,undzwarins-besondere f ur das kleinere Land, verglichen.Neben den Auswirkungen der Geldpolitik erfolgt eine explizite Betrachtung derFiskalpolitik.Als Ausgangspunkt dient das von Obstfeld und Rogo (1995a, 1996) prasentiertedynamische Gleichgewichtsmodell. Die Welt besteht aus zwei Landern unterschied-licherGroe, dasInlandunddasAusland. DasInlandsei dasgroereLandundwirdalsLandGbezeichnetunddasAuslandsei daskleinereLand, dieseswirdals Land K bezeichnet.5Die Weltbevolkerung besteht aus den in Land G lebenden4InderneuerenLiteraturwerdendieModelledahingehendvariiert, dasssowohl PCPalsauchPTMineinemLandzugelassenwird.EinAnteilderFirmensetztdiePreisegemademPCP,derandereTeilgemaPTM.AllerdingsistinbeidenLanderndieAufteilungidentisch,sodassdasPreissetzungsverhaltenwiederumsymmetrischist.5DieDenitionf urdaskleinereLandistnichtidentischmitdersonst ublichenDenitionf ureinkleines Land. Einkleines Landist im Allgemeinen dadurch kennzeichnet, dass die Ent-wicklungoderAnderungseinerokonomischenGroenohneAuswirkungaufdieinternationaleWirtschaftsentwicklungbleibt (sieheWagner, 2003). ImGegensatzdazuhat indiesemMo-dell daskleinereLanddurchauseinengewissenEinussaufdieWirtschaftsentwicklungdesgroerenLandes. Es wirdauchder Grenzfall deskleinenLandes betrachtet, dessenwirt-40 3 DasModellHaushaltenz [0, n] unddeninLandKlebendenHaushaltenz (n, 1].6DieVariablen des Auslandes (Land K) werden durch einen Stern gekennzeichnet. DerWechselkursE wird deniert als Wahrung Land G zu Wahrung Land K, d. h., einAnstieg vonEist aus der Sicht des groeren Landes G gleichbedeutend mit einerAbwertung.AlleHaushaltehabenidentischePraferenzenundkonsumiereneinaushetero-genen in- und auslandischen G utern bestehendes G uterb undel. Jedes dieser G uterwird ausschlielich von einem auf dieses Gut spezialisierten Unternehmen nur mitHilfevonArbeitskrafthergestellt.AufGrundderheterogenenG uterbesitzendieUnternehmeneinegewisseMonopolmacht, d. h., dieUnternehmenagiereninner-halbeinermonopolistischenKonkurrenz.PhysischesKapitalistnichtvorhanden.Der zu Beginn der Periode 1 auftretende Schock in Form einer Geld- oder Fiskal-politik wird von den Wirtschaftssubjekten nicht erwartet.Bei dem Modell handelt es sich um ein mehrperiodiges Modell. Das Modell startetvon einem Ausgangsgleichgewicht, der Periode 0. Grundsatzlich wird dann zwischender kurzen Frist (Periode t) und der langen Frist (Periode t+1) unterschieden. Inner-halb der kurzen Frist sind die Preise trage, d. h., es erfolgen keine Preisanpassungen.In der langen Frist sind die Preise dagegen exibel. Es wird angenommen, dass einmoglicherpermanenterSchocksichzuBeginnderPeriodetereignet. Diesf uhrtzu kurzfristigen Anpassungsprozessen, ohne dass sich, wie gesagt, Preisreaktionenergeben. Erst wenn langfristig die Preise exibel sind, stellt sich das neue Gleichge-wicht ein. In diesem intertemporalen Ansatz hangt das Angebot in der kurzen FristaufGrundderstarrenPreisevonderNachfrageab,langfristigwirddasAngebotdurch die Arbeit-Freizeit-Wahl der Haushalte determiniert.Auf der Grundlage dieser Spezikationen lassen sich f ur die Haushalte, die Un-ternehmenunddenStaatModellgleichungenaufstellen, auf derenBasisdieOp-timalitatsbedingungen der Individuen abgeleitet werden. Aus diesen Bedingungender ersten Ordnung wird zunachst ein symmetrisches steady state hergeleitet. Dannwird das Modell um das steady state linearisiert. Ausgehend von dem steady statewerden dann in den folgenden Kapitel die Auswirkungen einer unerwarteten Geld-und Fiskalpolitik f ur beide Lander untersucht. Das in diesem Abschnitt entwickel-te Modell wird im Laufe der Arbeit auch als Ausgangsmodell bezeichnet, es dientdann als Vergleichsmastab f ur die weiteren Modellvarianten.schaftspolitischeAktivitatenkeineAuswirkungenaufdasAuslandhat.6Die relative Groe der beiden Lander dr uckt sich durch die Annahme aus, dass die EinwohnerzahlvonLandKm = 1 nkleineristalsdieEinwohnerzahlvonLandG:m < n.Bein = m =12warenbeideLandergleichgro.3.3 GrundlegendeModellannahmen 413.3.1 HaushalteDerreprasentativeHaushaltmaximiertseinenNutzen,indemergleichzeitig uberseinenKonsum,seineGeldnachfrageunddiezuleistendeArbeitentscheidet.DieGeldhaltung wirkt sich uber die Transaktionskostenersparnisse positiv auf den Nut-zen aus. Es wird angenommen, dass hierbei f ur die Haushalte nur der Realwert ihrereigenen Wahrung eine Rolle spielt. Ebenfalls positiv gehen die Staatsausgaben indie Nutzenfunktion ein. Dagegen verringert ein hoherer Arbeitseinsatz den Nutzen.Ein hoherer Output f uhrt somit auf der einen Seite zu einem Nutzenzuwachs uberden hoheren Konsum, auf der anderen Seite aber uber den hoheren Arbeitseinsatzzu einem Nutzenr uckgang. Die Nutzenfunktion eines reprasentativen Haushalts inder Periodet lautet:(3.1) Ut =

j=0t+j_ln Ct+j +1 _Mt+jPt+j_1+ln Gt+j 12h2t+j(z)_,mit>1und >0unddemDiskontierungsfaktor0 1 nurum(1+)(1)2b < (1 )b. Die Begr undung ist, dass die inlandischen Wirtschafts-subjekteauf GrunddeshoherenZinseinkommensArbeitinFreizeitumwandeln.DiesimplizierteinenR uckgangdesOutputs.Erkennenlasstsichdasanhandderfolgenden Gleichung (4.18).Um die Reaktion des langfristigen Outputs herzuleiten wird Gleichung (4.14) vonGleichung (4.13) abgezogen. So wird die unterschiedliche Entwicklung des Outputsin Abhangigkeit vom Leistungsbilanzsaldo deutlich:(4.18) y(z) y(z) = (1 )(1 n)2b.F ur das Ausland ergibt sich aus dieser Gleichung eine wichtige Implikation. Ein aus6Dies wird durch eine kleine Umformung deutlich: Im langfristigen Gleichgewicht gilt = =11+i.Darausfolgt(1 )b = i11+ib,wobei11+ibderKurswertdesgesamtenWertpapierbestandesinderWahrungdesLandesGdarstellt, i11+ibstelltsomitdieZahlungendesAuslandesandasInlanddar.66 4 FlexiblerWechselkursder Sicht des Auslandes negativer Leistungsbilanzsaldo impliziert, dass das AuslandlangfristigZinszahlungenzuleistenhat, daherwirdeslangfristigeinenhoherenOutput erzielen und damit gegen uber dem Inland und dem fr uheren 0-steady-statemehr arbeiten m ussen. Mit anderen Worten: Kommt es zu einer Veranderung desVermogensbestandesaufGrundeinesLeistungsbilanzdezit,ermoglichendiedar-aus resultierenden Zinszahlungen eine Umschichtung der Arbeit vom Inland in dasAusland und auf der anderen Seite eine Umschichtung des Konsums vom Auslandin das Inland. Dies zeigen die Gleichungen (4.17) und (4.18).Wird Gleichung (4.17) nach b aufgelost und in Gleichung (4.18) eingesetzt, ergibtsich:(4.19) y(z) y(z) = 1 +_ C C_.Der relative Preis der Exporte in Einheiten der Importe wird alsterms of tra-debezeichnet. Um die gleichgewichtige langfristigeAnderung der terms of tradeherzuleiten wird Gleichung (4.16) von Gleichung (4.15) abgezogen:7 p(z) E p(z) =1 (1 n)2b =11 +_ C C_. (4.20)Der langfristige Transfer von Vermogen zwischen den Landern hat zur Folge, dassdie terms of trade aus der Sicht des Inlandes steigen. Der gesunkene Arbeitseinsatzim Inland reduziert das Angebot an inlandischen G utern, wahrend im Ausland derArbeitseinsatzundsomitdasAngebotanG uternsteigt. Diesf uhrtzurelativenPreissteigerungenderinlandischenG uterngegen uberdenG uterndesAuslandes.D. h., eine relative Erhohung der inlandischen Geldmenge induziert einen relativenAnstieg des inlandischen Outputs. Dies f uhrt wiederum zuAnderungen der termsof trade im langfristigen Gleichgewicht.Auerdem konnen die inlan