Ein Beitrag zur Aufhellung yon Brandstiftungsmotivenl. Von

Dozent Dr. h~bil. W. Speeht, Breslau.

tKit 1 Textabbildung.

Der elementaren Erkenntnis, die Person des Brandstifters neben dem objektiven Befund ~us dem Motiv zu erfassen, steht oft die Schwie- rigkeit gegenfiber, d~s Tatmotiv Ms solehes zun/iehst klar zu erweisen.

Das Motiv einer Brandstiftung, die unter Zuhilfenahme des Elektro- motors vors~tzlich ausgefiihrt worden war, blieb vbrerst ungeld/~rt. Bern brandbetroffenen Landwirt X. konnte nicht nachgewiesen werden, dab er etw~ aus wirtschaftlicher Notlage die Seheune ~ngezfindet haben kSnnte. Wenngleieh der Tatort in einem ehedem brandverseuchten Gebiet Thfiringens lag, liel~en die Art der Brandeinleitung und besondere Brandpr/~parationen die T/itersehaft eines AuBenstehenden yon vorn- herein unwahrscheinlieh erscheinen. Es wurde versucht, durch ~ber- priifung der Sippschaft X. und der seiner Ehefrau, geb. A., eine Orien- tierung fiber die Vorgeschichte des Brandfalles und das Motiv zu er- halten. Wi~hrend die Generation des X. wie auch dessen Eltern im Rahmen der Problemstellung unbelastet erschienen, war die Sippe der Ehefrau A. - - soweit aktenmiiBig erfaBbar - - seit dem Jahre 1893 yon 5 Brandschs betroffen worden. Glieder der Sippe A. waren, ob- wohl Ms alteinsgssig, arbeitsam und verm6gend bekannt, jewefls der Ti~tersehaft dringend verd~chtig, wenngleich nicht restlos fiberfiihr- bar gewesen.

Die sehematisierte Ubersieht li~Bt die Brandserie (1893, 1913, 1930, 1931) erkennen, mit der die Generationsfolge A. belastet erscheint und die ira Jahre 1937 erstmMig auf die dutch Einheirat verwandte Sippe X. fibergreift. Abgesehen yon der Brandstiftung im Jahre 1893, die mittels Sehwefel durchgefiihrt worden war, wurde als Ursaehe aller iibrigen Bri~nde jewefls der Elektromotor erwiesen. Kenntnisse fiber Zfind- mSglichkeiten auf elektrisehem Wege waren offenbar durch entferntere Verwandte der Sippe A. erworben worden, bei denen sowohl ira Jahre 1931 wie 1932 ebenfalls Bri~nde dureh den Elektromotor verursaeht waren. Lag der Serie sonaeh einmM analoge Brandstiftungstechnik zugrunde, so war weiterhin als bemerkenswert zu erkennen, dab die Briinde jewefls zu einer Zeit auskamen, zu der eine neue Generation herangewaehsen nnd heiratsf~thig geworden war. Weder der b~uliehe

1 In Anlehnung an eine Demonstration, vorgewiesen auf der 28. T~gung der Deutschen Gesellsch~ft fiir gerichtliche, soziale Medizin und KriminMistik, Bad Ischl, 1939.

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oder rgumliche Zustand der brandbetroffenen Grundstiieke noch wirt- sehaftliche Notlage vermoehten die Reihe der Br~ndstiftungen zu moti- vieren. Die erarbeiteten Gesiehtslounkte liel~en vielmehr mit hin- reiehender Sieherheit erkennen, dal~ die Glieder der Silope A. Brand- stiftungen in dem Bestreben durehfiihrten, der Folgegeneration zeit- gems und ansehnliehere Geb~ude zu iibergeben.

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Abb. 1.

Sonach mag einleuchten, dal~ in der aufgezeigten Brandserie der Sippe A. als treibendes Moment offenbar ausgelor~gte, von Generation zu Generation iibertragene Ehrsncht vorherrschte. Gestiitzt wird die Ableitung dieses Motives durch die J~uSerung der Ehefrau X. im Brand- full 1937, der zufolge ihre, seit Jahren schon bei den GroBeltern unter- gebruchten Kinder nicht eher in das v~terliche Anwesen zurfickk~men, als bis daselbt eine neue ,,Hoftraite" stiinde.

Zusammenge]a[3t. Wenn sich auch zur Ergriindung des Motivs fiir eine Br~ndstiftung keine allgemein giiltigen l%geln aufstellen lassen, so kSnnen doch aus Gesetzm~l~igkeiten, die sieh bei der fJberpri~fung yon Brandserien innerhalb einer Generationsfolge ergeben, zuns nlcht hervortretende, aber nunmehr wegweisende Gesichtspunkte fiir die Aufhellung des wahren Br~ndstiftungsmotivs erarbeitet werden.