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Eulenspiegel 2015_005 Ein besonders in der Farbwirkung höchst gelungenes Bild Zur Geschichte von Carl Emil Doeplers Wandgemälde im ehemaligen Bayerischen Nationalmuseum Irene Dütsch „Niemand war froher als ich, eine Bestellung auf ein Bild zu erhalten, dessen Gegenstand der Geschichte angehört…“ Betrachtet man im Museum ein Exponat, so erhält man dazu einige Informationen zum Künstler und seinem Kunstwerk. Man erfährt, was es darstellt, in welcher Technik und wann es entstanden ist, vielleicht noch, wie es kunsthistorisch und historisch einzuordnen ist. Aber nur selten erfährt man etwas über den eigentlichen Entstehungs-Prozeß, also wie der Künstler gearbeitet hat, wie er selbst seine Arbeit erlebte, was in ihm vorgegangen ist, was er fühlte. Bereits verstorbene Künstler haben ihre diesbezüglichen „Geheimnisse“ meist mit ins Grab genommen. Es sei denn, sie haben Aufzeichnungen oder anderweitige Erinnerungen hinterlassen. Wie beispielsweise der Maler, Buch- und Zeitschriften-Illustra- tor und Kostümbildner Carl Emil Doepler d. Ä. (1824-1905). In seiner Autobiographie „75 Jahre Leben Schaffen Streben“ hat er die „Hauptmomente“ seines Lebens anschaulich und informativ festgehalten hat. 1 Seine Lebenserinnerungen sind eine unerschöpfliche Fundgrube, aus der wir bereits mehrfach berichteten. 2 Der Besuch einer Ausstellung im Museum Fünf Kontinente (bis 2014 Staatliches Mu- seum für Völkerkunde, bzw. ehemals Baye- risches Nationalmuseum) in München war der Auslöser für den folgenden Beitrag, der in die Frühgeschichte des Museums zu- rückführt und diese, dank Doeplers Auf- zeichnungen, mit wertvollen Hinweisen er- gänzt… (Abb. 1) Museum Fünf Kontinente (Mai 2015) 1 „75 Jahre Leben Schaffen Streben. Eines Malersmannes letzte Skizze von Carl Emil Doepler dem Älteren“, Berlin und Leipzig 1900 (künftig Doepler 1900 zitiert) 2 Siehe Eulenspiegel: 2011_008 „Fahr ma auf Minga mit `m Floß“ … und noch ein bisserl darüber hinaus … ( http://www.eule-soc.com/?rub=2&rubid=1&prevrub=2&lan=0&aktsite=0&entid=256 ) – 2012_003 Seltsamer Brauch mit merkwürdigen Gestalten - „Dös sann die Quatembermandeln“ (http://www.eu - le-soc.com/?rub=2&rubid=1&prevrub=2&lan=0&aktsite=0&entid=264 ) – 2013_005 Bayreuther Kostüm-Geschichten der Nibelungen - Lob und Streit rund um den Ring und immer noch kein Ende (http://www.eule-soc.com/?rub=2&rubid=1&prevrub=2&lan=0&aktsite=0&entid=288 ) – 2014_003 Ein Pfarrer auf Abwegen ( http://www.eule-soc.com/?rub=2&rubid=1&prevrub=2&lan=0&aktsite=0&entid=296 ) Seite 1 von 12

Ein besonders in der Farbwirkung höchst gelungenes Bildeule-soc.com/upload/1/307/file/Eulenspiegel_2015_005_Doepler_eBNM.pdfhaben, denn dort fanden nur die besten einen Platz, wie

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  • Eulenspiegel 2015_005

    Ein besonders in der Farbwirkung höchst gelungenes BildZur Geschichte von Carl Emil Doeplers Wandgemälde

    im ehemaligen Bayerischen NationalmuseumIrene Dütsch

    „Niemand war froher als ich, eine Bestellung auf ein Bild zu erhalten, dessen Gegenstand der Geschichte angehört…“

    Betrachtet man im Museum ein Exponat, so erhält man dazu einige Informationen zum Künstler und seinem Kunstwerk. Man erfährt, was es darstellt, in welcher Technik und wann es entstanden ist, vielleicht noch, wie es kunsthistorisch und historisch einzuordnen ist. Aber nur selten erfährt man etwas über den eigentlichen Entstehungs-Prozeß, also wie der Künstler gearbeitet hat, wie er selbst seine Arbeit erlebte, was in ihm vorgegangen ist, was er fühlte. Bereits verstorbene Künstler haben ihre diesbezüglichen „Geheimnisse“ meist mit ins Grab genommen. Es sei denn, sie haben Aufzeichnungen oder anderweitige Erinnerungen hinterlassen. Wie beispielsweise der Maler, Buch- und Zeitschriften-Illustrator und Kostümbildner Carl Emil Doepler d. Ä. (1824-1905). In seiner Autobiographie „75 Jahre Leben Schaffen Streben“ hat er die „Hauptmomente“ seines Lebens anschaulich und informativ festgehalten hat.1 Seine Lebenserinnerungen sind eine unerschöpfliche Fundgrube, aus der wir bereits mehrfach berichteten.2

    Der Besuch einer Ausstellung im Museum Fünf Kontinente (bis 2014 Staatliches Museum für Völkerkunde, bzw. ehemals Bayerisches Nationalmuseum) in München war der Auslöser für den folgenden Beitrag, der in die Frühgeschichte des Museums zurückführt und diese, dank Doeplers Aufzeichnungen, mit wertvollen Hinweisen ergänzt…

    (Abb. 1)Museum Fünf Kontinente (Mai 2015)

    1 „75 Jahre Leben Schaffen Streben. Eines Malersmannes letzte Skizze von Carl Emil Doepler dem Älteren“, Berlin und Leipzig 1900 (künftig Doepler 1900 zitiert)

    2 Siehe Eulenspiegel: 2011_008 „Fahr ma auf Minga mit `m Floß“ … und noch ein bisserl darüber hinaus …( http://www.eule-soc.com/?rub=2&rubid=1&prevrub=2&lan=0&aktsite=0&entid=256 ) – 2012_003 Seltsamer Brauch mit merkwürdigen Gestalten - „Dös sann die Quatembermandeln“ (http://www.eule-soc.com/?rub=2&rubid=1&prevrub=2&lan=0&aktsite=0&entid=264 ) – 2013_005 Bayreuther Kostüm-Geschichten der Nibelungen - Lob und Streit rund um den Ring und immer noch kein Ende (http://www.eule-soc.com/?rub=2&rubid=1&prevrub=2&lan=0&aktsite=0&entid=288 ) – 2014_003 Ein Pfarrer auf Abwegen ( http://www.eule-soc.com/?rub=2&rubid=1&prevrub=2&lan=0&aktsite=0&entid=296 )

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  • Eulenspiegel 2015_005

    Doepler kommt nach München

    Als Doepler – aus Amerika kommend – am 24. Juli 18553 nach sechsjähriger Abwesenheit zum zweiten Mal in München eintraf4, stellte er fest, daß in der Stadt manches anders geworden war. Dies galt insbesondere in künstlerischer Hinsicht: der Maler Karl von Piloty (1826–1886) war Professor an der Akademie der Künste geworden, Wilhelm von Kaulbach (1805–1874) war dort Direktor, Moritz von Schwind (1804-1871) war nach München berufen worden, und König Max II. hatte Großes vor, wie die Planungen für ein Wittelsbacher Museum zeigten. In dem künftigen Museum – es hatte bei Doeplers Ankunft bereits den Namen Bayerisches Nationalmuseum5 – sollten historisch oder kunsthistorisch interessante Objekte Bayerns gezeigt werden. Dafür kam alles in Frage, „was zur Charakterisierung der vergangenen Jahrhunderte, des geistigen und materiellen Volkslebens, der herrschenden Zeitrichtungen insbesondere aus Kunst und Gewerbe dient.“

    Die Räume im ersten Stock des Museums (dessen Bau 1859 in der Maximiliansstraße begann) sollten mit 150 Wandgemälden aus über 1000 Jahre Geschichte geschmückt werden, „welche die bedeutsamsten Momente der Geschichte Bayerns, des Herrscherhauses wie des Volkes, in Zeiten des Glückes und der Wohlfahrt, wie in ernsten, schicksalsschweren Langen veranschaulichen sollten.“6 Die Münchner Künstler konnten also mit lukrativen Aufträgen rechnen. Auch Doepler, der von „zahllose[n] Bestellungen auf grosse historische Bilder, welche „al fresco“ ausgeführt werden sollten, erfahren hatte, rechnete sich dabei gute Chancen aus.7 Gehörte doch die Verarbeitung historischer Themen zu seinem Spezialgebiet.

    Vorerst jedoch war er anderweitig beschäftigt, denn er hatte Arbeiten für mehrere Zeitungen und Illustrierte auszuführen. Auch die Fertigung von etwa 500 Zeichnungen für das Kochbuch von Johann Rottenhöfer (Leibkoch Sr. Majestät des Königs Max II.) nahm ihn voll in Anspruch. Gefragt war er auch bei der Organisation von Festen, u.a. gehörte dazu das „Rubensfest“ im Fasching 1857 oder der historische Festzug anl. der 700-Jahr-Feier Münchens 1858. Zudem begann Doepler –, der sich in New York als „designer on wood“ und erfolgreicher Illustrator bereits einen Namen gemacht hatte8, sich aber dennoch als „Autodidakt“ bezeichnete –, nun auch an ein „ernstes Figurenstudium“ zu gehen. Am 25.10.1859 trat er für kurze Zeit in die Königliche Akademie der Künste in die „Schule Piloty“ ein.9

    3 Münchener Tages-Anzeiger, 4. Jg., Nr. 205 vom Dienstag, 24. Juli 1855, S. 1235.4 Doepler war 1845 erstmals nach München gekommen, wo er bis 1849 lebte. Hier hatte er „viel“ gelernt von „Meis

    ter Kreling“ (d.i. der Maler, Zeichner und Bildhauer August Kreling, 1819-1876, der 1853 Leiter der Nürnberger Kunstgewerbeschule wurde); vielseitige künstlerische Anregungen, die ihm später nützlich waren, erhielt er auch von Julius Schnorr von Carolsfeld (1794-1872).

    5 Doepler verwendete in seiner Autobiographie ausschließlich den Begriff „Wittelsbacher Museum“.6 Zur Geschichte des „Wittelsbacher Museums“, das seit 1855 „Bayerisches Nationalmuseum hieß, siehe beispiels

    weise „Führer durch das Bayerische Nationalmuseum in München“, 5. Auslage, München 1903, S. 7-28. – Zu den letztlich 143 ausgeführten Wandbildern siehe Erna-Maria Wagner „Der Bilderzyklus im ehemaligen Bayerischen Nationalmuseum“, München 2004 (künftig Wagner 2004 zitiert).

    7 Doepler 1900, S. 258. 8 Doepler 1900, S. 299, S. 212. Doepler konnte, wie er schreibt, „in Amerika grossen Einfluss auf die damalige Ent

    wicklung des Holzschnittes ausüben, was mir den grossen Vorteil gewährte, viele meiner Zeichnungen in die besten Hände gelangen zu lassen, und der ganzen Illustration eine neue Richtung zu geben.“ In den Vereinigten Staaten lebte er mit seiner Familie von 1849 bis 1855.

    9 Matrikeldatenbank der Akademie der Bildenden Künste in München, 01620 Emil Doepler, Matrikelbuch 1841-1884, http://matrikel.adbk.de/05ordner/mb_1841-1884/jahr_1859/matrikel-01620, abgerufen am 22.12.2011.

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    http://matrikel.adbk.de/05ordner/mb_1841-1884/jahr_1859/matrikel-01620

  • Eulenspiegel 2015_005

    Sein Wunsch, bei Piloty zu lernen, erfüllte sich durch die Vermittlung des Historien- und Genremalers Arthur Georg Freiherr von Ramberg (1819-1875).10 Fortan arbeitete er vormittags in Pilotys Schüleratelier in der Königlichen Akademie der Künstler, wo er auf u.a. auf den jungen Hans Makart (1840-1884), sowie Alexander von Liezen-Mayer (1839-1898) und Alexander Wagner (1838-1919)11 traf. Gelegentlich arbeitete er auch im oberen Stockwerk der Akademie, „mit Lenbach Schulter an Schulter“.

    „Eine für Bayern eminent wichtige Begebenheit“

    In Pilotys Atelier beschäftigte sich Doepler im Sommer 1860 mit den Studien zu den Entwürfen für drei von König Max II. erhaltene Aufträge für das „Wittelsbacher Museum“.12 Zur Ausführung kommen sollte schließlich ein Wandgemälde, das den Titel „Herzogin Maria Anna bestimmt den Herzog Karl von Zweibrücken den Verzicht auf die bayerischen Lande zu Gunsten Oesterreichs zu verweigern 1778“ trägt.13

    Die beiden „Hauptakteure“ …

    (Abb. 2) Herzog Karl von Zweibrücken

    (Künstler nicht bekannt)

    (Abb. 3)Herzogin Maria Anna (nach einem

    Ölgemälde von G. Desmarées)

    10 Doepler 1900, S. 269. Doepler dürfte erfreut gewesen sein, eine Einladung in Pilotys Schüleratelier bekommen zu haben, denn dort fanden nur die besten einen Platz, wie man von Pilotys ungarischem Schüler Pál Szinyei Merse (1845-1920) erfährt: „… da Pilotys Klasse die hervorragendste in ganz Deutschland ist, [daher] wollen enorm viele junge Künstler dorthin. Der Professor hat also eine große Auswahl an Studenten und er nimmt nur die allerbesten“. Siehe Szilvia Rád „Das Leben und Werk des aus Ungarn stammenden Malers und Kunstprofessors Sándor (Alexander) von Wagner (1838-1919), mit besonderer Berücksichtigung seiner Münchner Jahre“, Dissertation Würzburg 2014, S. 107 (künftig Rád 2014 zitiert)

    11 Zu Wagner siehe Szilvia Rád „Das Leben und Werk des aus Ungarn stammenden Malers und Kunstprofessors Sándor (Alexander) von Wagner (1838-1919), mit besonderer Berücksichtigung seiner Münchner Jahre“, Dissertation Würzburg 2014 (künftig Rád 2014 zitiert).

    12 Von den drei allerdings nicht näher bezeichneten Aufträgen für das Museum (siehe Doepler 1900, S. 269) ist nur der im Folgenden besprochene („Herzogin Maria Anna …“) zur Ausführung gelangt. Offen ist, inwieweit Doeplers Arbeiten von den von König Max II. vorgenommenen Änderungen, bzw. Streichungen betroffen war. Siehe dazu Wagner 2004, S. 9 ff (insbesondere S. 11, Doeplers Arbeit „Herzogin …“ betreffend). Zur eigentlichen Auftragserteilung machte Doepler keine näheren Angaben.

    13 Titel laut Karl von Spruner „Die Wandbilder des Bayerischen National-Museums“, Band 3, München 1868, Nr. 100 mit Abbildung des Wandgemäldes (künftig Spruner 1868 zitiert).

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  • Eulenspiegel 2015_005

    Doepler selbst bezeichnete es als „Die Herzogin Maria Anna bewegt den Kurfürsten Carl Theodor, seine Verzichtleistung auf die pfalzbairischen Lande nicht zu geben“14 und verkürzte für sich den „langatmigen Titel“ zu „Carl Theodor-Bild“.15 Hier ist Doepler in seiner Erinnerung allerdings ein Irrtum in Form einer Verwechslung unterlaufen. Denn es war nicht Kurfürst Carl Theodor, sondern Herzog Karl von Zweibrücken, der die Zustimmung zu jenem Vertrag verweigerte, mit dem Bayern zugunsten Österreichs zerstückelt worden wäre. Daß Bayern seine Eigenständigkeit behielt, ist maßgeblich der Herzogin Maria Anna (1722-1790) mit ihrem sicheren politischen Gespür und resoluten Eingreifen zu verdanken. Die entscheidende Zusammenkunft in der Nacht des 6. Februar 1778 in der Herzog-Max-Burg hat Doepler auf dem Gemälde festgehalten.16

    Das Thema war nach Doeplers Meinung allerdings wenig dazu geeignet, um eine dramatisch bewegte Szene zu gestalten.17 Er beabsichtigte, dafür zwei Teile zu fertigen, die er wie folgt beschrieb18: Im Vordergrund den Kurfürsten, unschlüssig an einem reich verzierten Rokokotische sitzend, vor ihm die Herzogin Maria Anna mit prächtiger gelbseidener Toilette angetan, in den Kurfürst dringend, während Graf Görtz, den rechten Arm auf ein Portefeuille und den Tisch gestützt, aufmerksam den Kurfürsten betrachtet, hinter dem Grafen Görtz der preussische Gesandte, eine Militärfigur.“ Auf dem zweiten Teil „wollte ich vier bis fünf Personen von Wichtigkeit anbringen“. Beide Skizzen reichte er beim König ein. Seine Majestät wünschte jedoch ausdrücklich, „die ganze Szene in ein rundes Zimmer des jetzigen Kadettenhauses[19] zu verlegen und zwar alle Figuren zusammen um den Tisch versammelt, an welchem der Kurfürst sitzt.“20 Doepler arbeitete die Komposition entsprechend um und hatte nun das Richtige getroffen. Auch ihm selbst gefiel der runde Salon aus dem Kadettenhaus mit einem „malerischen, schönen Hintergrund im Rokokogeschmack“. Sein „Meister, Professor Piloty“ war ebenfalls mit der Arbeit einverstanden. Doepler war „unsagbar glücklich, das erste Stadium erreicht zu haben“: „Niemand war froher als ich, eine Bestellung auf ein Bild zu erhalten, dessen Gegenstand der Geschichte angehörte, und sah nun den Anfang gemacht zu einer glänzenden Carriere, ich, der ich als Autodidakt bisher nur schüchtern mich weiter zu tasten gesucht hatte.“

    Letzte Klippe glücklich umschifft

    Dem König sagte die Arbeit zu – nun galt es nur noch die letzte Hürde zu nehmen, denn die Arbeiten waren auf Befehl Sr. Majestät noch dem „allmächtigen Direktor der Akademie,

    14 Doepler 1900, S. 281. 15 Doepler 1900, S. 329.16 Ausführlich beschrieben bei Spruner 1868, Nr. 100. – Horst Wolfram Geißler hat das Thema 1931 in seinem Roman

    „Die Dame mit dem Samtvisier“ verarbeitet. 17 Doepler 1900, S. 281.18 Doepler hat nicht angegeben, welche geschichtliche Quelle(n) er für seine Vorstellungen benutzte. Es ist allerdings

    davon auszugehen, daß er neben vorgegebenen Informationen auch selbst eigene Recherchen zum Thema anstellte. Denn er war es gewohnt, sich für auszuführende Arbeiten entsprechend vorzubereiten, d.h. an Ort und Stelle, in Bibliotheken, Antiquariaten etc. historisches Material zu sammeln. Auch besaß er eine umfangreiche Bibliothek. – Ob zu Doeplers Wandbild Studien, Skizzen, Entwürfe, ggf. auch ein Personenschema … existieren, wäre noch zu prüfen.

    19 Laut Wagner 2004, S. 93 erinnert das höfische Milieu in Doeplers Wandbild an Menzels Sanssouci-Bilder. – Erst durch Doeplers Autobiographie läßt sich der dargestellte Raum genau bezeichnen.

    20 Doepler 1900, S. 281f.

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    Wilhelm von Kaulbach, zur Begutachtung vorzulegen.21 Doepler machte sich auf den Weg – sicherheitshalber nachmittags, da Kaulbach zu dieser Zeit besser gelaunt war als vormittags. Doepler legte seine Zeichnung, wie Kaulbach es „besonders wünschte, auf den Boden.“ Kaulbach war sehr angetan und lobte die Arbeit („Sehr brav, das kann ein schönes Bild geben“), aber nur so lange, bis Doepler in seiner Freude darüber herausplatzte, daß „mein Meister, Professor Piloty, meiner Arbeit auch freundlich gegenüberstehe“. Da war es aus mit Kaulbachs Wohlwollen und er begann, die Arbeit so heftig zu kritisieren, daß Doepler schließlich reichlich deprimiert fragte: „Dann werde ich wohl, Herr Direktor, Ihr placet zur Ausführung meines Bildes kaum erhalten?“ Aber Kaulbach beruhigte ihn: „Nein, mein lieber Freund, so war das nicht gemeint, malen Sie nur Ihr Bild ganz ruhig nach dieser Skizze, ich freue mich darauf, es im Laufe der Zeit ausgeführt zu sehen! Waren Sie schon bei dem General, wie heisst er doch[22], der die historischen Momente auszusuchen hat, und hat er Ihre Komposition gesehen?“ Doepler konnte es bejahen und hatte damit auch „diese letzte Klippe glücklich umschifft“.23 Und er hatte daraus gelernt, sich in Zukunft diplomatischer zu verhalten. Piloty, dem er den Vorfall berichtete, lachte herzlich: „Lieber Doepler, die abfällige zweite Kritik Ihrer Komposition galt vornehmlich mir, halten Sie sich nur strikte an die erste und malen Sie das Bild nur so, wie Sie es im Sinne haben.“

    Doepler verläßt München

    Daraus wurde vorerst jedoch nichts, denn das Jahr 1860 brachte für Doepler eine Berufs- und damit einhergehend eine Ortsveränderung. Er hatte einen Ruf nach Weimar als Kostümzeichner des Hoftheaters erhalten. Diesem folgte er mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Zwar hatte er in München gute Fortkommens-Möglichkeiten, insbesondere als Piloty-Schüler. Hart kam es ihm an, seinen „hochverehrten Meister und Lehrer Carl Piloty so früh verlassen“ zu müssen. Denn Pilotys Einfluß hatte sich auf sein Schaffen „schon in erfreulichster Weise offenbart“. Dann aber siegte doch seine Liebe zum Theater sowie die „übergroße Vorliebe für das Kostüm-Studium aller Zeiten“. Einige Piloty-Schüler gaben für Doepler einen Abschiedsabend. Gegen Ende des Jahres 1860 verließ er „Isar-Athen“.24 Vielfältige Aufgaben – im Mai 1863 war er zudem Professor an der Kunstschule geworden25 – ließen ihm in den folgenden Jahren nur wenig Zeit, an seinem großen Karton für das Münchner Freskobild weiter zu arbeiten, obwohl daran noch viel zu machen war.26 Doch 1864 sollte endlich alles fertig werden. Doepler hatte viel gearbeitet, um den Karton entsprechend der Zeichnung auszuführen, die er Kaulbach vorgelegt hatte. Bei einer Größe von 11 zu 11 Fuß (in etwa 3,30 m x 3,30 m) war dafür viel zu tun.27 „Die große Fläche mußte in Kohlezeichnung fixiert werden, was mit einer eigens zu diesem Zwecke konstruierten grossen Spritze geschah und eine schwierige Aufgabe war.“

    21 Hierzu und im Folgenden siehe Doepler 1900, S. 282f. 22 Gemeint ist damit Carl von Spruner (1803-1892), Offizier und Flügeladjutant, Historiker und Geograph. 23 Diese Vorgehensweise (d.h. Einreichen der Skizze beim König, Zustimmung von Piloty, Vorlage bei Kaulbach und

    Spruner) entspricht im Wesentlichen dem, was der Maler und Piloty-Schüler Carl von Häberlin (1832-1911) über die Arbeit an seinem Wandbild seinen Eltern in mehreren Briefen mitgeteilt hat. Siehe Wagner 2003, S. 14-22.

    24 Doepler 1900, S. 295f. 25 Doepler 1900, S. 319. 26 Doepler 1900, S. 318, S. 329-332. 27 Laut Häberlin sollten die Figuren lebensgroß sein, der Karton sollte 10‘ (Fuß) hoch sein, die Breite im Verhältnis

    zum Sujet. Siehe Wagner 2004, S. 15.

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  • Eulenspiegel 2015_005

    Im Urlaub beginnt die Arbeit

    Doepler bekam drei Monate Urlaub28 und reiste (vermutlich im Juni 1864) nach München. Das Angebot seines Lehrers Piloty, restliche Arbeiten an seinem Werk in dessen Atelier auszuführen, nahm er gerne an, stellte seinen Karton dort auf und fertigte eine größere Farbskizze zur Freske an. Nachdem Piloty weder am Karton noch an der Farbskizze Änderungswünsche hatte, nachdem Karton und Skizze auch „behördlich angenommen“ waren, konnte Doepler an die Ausführung des Bildes im ersten Stock des Nationalmuseums gehen. Vorgesehen war dafür im Ostflügel die einzige noch freie Fläche an der Westwand des V. Saales (sh. Abb. 4), der dem Thema „Pfalz-Neuburg und Sulzbach“ gewidmet war.29 Doeplers Karton war auf starkes Pauspapier übergepaust – die Arbeiten auf der zugewiesenen Wand konnten beginnen. Dazu wurde „mir die erste Tagesarbeit in der obersten Ecke links mit dem Fresko-Mörtel angelegt“.

    (Abb. 4)Detail aus dem Grundriß der Historischen Galerie im ehemaligen Bayerischen Nationalmuseum München – Nr. 97 markiert den Standort von Doeplers Wandgemälde.

    Der Künstler mußte zügig und hoch konzentriert arbeiten, denn die täglich vorgrundierte Fläche von etwa 5 Quadrat Fuss mußte „in einem Tag untermalt, übermalt und vollständig fertig gemalt werden inkl. etwaiger Lazuren“. Ging etwas schief, mußte der Grund wieder weggeschlagen und neuer Mörtel aufgetragen werden. Aber das passierte Doepler nur einmal.30 Die Arbeit auf dem hohen Gerüst, das ihm am Ende fast noch zum Verhängnis werden sollte, empfand Doepler als „äusserst anstrengend“.31 Sein Arbeitstag begann morgens um 7 Uhr und endete abends um 7 Uhr, unterbrochen von einer 1 ½ stündigen „Tischzeit“, die er zusammen mit den Maler-Kollegen im „Grünen Baum“ verbrachte. Daß es dabei recht unterhaltsam und feuchtfröhlich zuging, zeigt die folgende Begebenheit.32

    28 Die für die Ausführung veranschlagte Zeit von drei Monaten entspricht auch der von Häberlin am 20. September 1861 erwähnten: „… Ich habe unterdessen gesehen, wie fabelhaft schnell es mit den Freskobildern mit einem gut gezeichneten Carton geht. Alle, die bis jetzt angefangen, haben ihr Bildchen in 2 – 3 Monaten fertig gemacht und dafür 1000fl bekommen.“ Zit. n. Wagner 2004, S. 17.

    29 Wandbild Nr. 97. – Als Doepler eintraf, waren die Wände bereits mit vier von August Palme (1808-1897) in den Jahren 1861, 1962 und 1863 gefertigten Wandgemälden geschmückt. Siehe Wagner 2004, S, 207, Nr. 98 bis 101 mit Abb. einiger noch vorhandener Kartons (Abb. 31, 37, 57).

    30 Doepler 1900, S. 330. – Ähnlich hat auch Häberlin seine Arbeit beschrieben. Siehe Wagner 2004, S. 18f.31 Auch der Piloty-Schüler Häberlin klagte über die beschwerliche Arbeit. Am 15. August 1862 schrieb er: „… Einige

    Tage Unwohlsein wegen zu großer Anstrengung verhinderte mich, das Bild so schnell fertig zu machen, als ich gehofft“. Zit. n. Wagner 2004, S. 19.

    32 Doepler 1900, S. 331. – Häberlin hat 1862 festgehalten: „Wir essen zu 10, die jetzt unten malen, alle zusammen in der Nähe, das ist lustig. Wenn es schön ist, im Freien. Jeder, der anfängt, muß einige Maß Bier bezahlen, ebenso wenn er seinen hauptkopf gemalt hat und schließlich, wenn er fertig ist.“ Siehe Wagner 2004, S. 18.

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  • Eulenspiegel 2015_005

    Robe der Herzogin wird zum Schimmel erklärt

    Man hatte nämlich ausgemacht, daß jeder, in dessen Bild ein Schimmel den Mittelpunkt bildete, eine Runde Bier spendieren mußte. Allerdings hatte nicht jeder Künstler in seinem Werk für das Wittelsbacher Museum einen Schimmel – damit es aber doch gerecht zuging, mußte man sich ersatzweise etwas anderes einfallen lassen. Kurzerhand wurde also das für das Gemälde bedeutsamste Objekt zum Schimmel erklärt. In Doeplers Wandbild war es das prächtig gelbseidene Atlaskleid der Herzogin Maria Anna. Damit war dann auch Doepler an der Reihe, die anderen mit einem „Satze guten Bieres mit obligaten belegten Stullen und Schnäpsen“ freizuhalten.

    Doepler fällt der Herzogin zu Füßen

    Während seiner Arbeit erhielt Doepler häufig Besuch. Dazu zählten u.a. der Landschaftsmaler Friedrich Preller (1833-1901) und Richard Schöne (1840-1922), „jetzt [seit 1880-1905 Anm. d. Verf.] allmächtiger Generaldirektor der Berliner Museen“. Fertig war das Wandgemälde am 30.09.1864.33 Bezahlt wurde es vermutlich – wie auch die übrigen – mit 1600 fl.34

    Endlich war es soweit, daß Doepler selbst einmal einen ungehinderten Blick auf sein Werk werfen konnte. Dafür „räumte ich die dort stehenden Stufen von meinem Gerüst, […], ich hatte nur noch ein grosses vierstufiges Postament hinunterzuwerfen, der Fussboden war noch nicht reguliert, rückte es an den Rand des Gerüstes, verlor dabei das Gleichgewicht und stürzte dem Postament nach und gerade so, dass ich mit der Brust auf die mir zugewendete Spitze fallen mußte.“ Für einen Moment schwebte er in Todesgefahr, hatte dann aber doch noch Glück im Unglück, denn geistesgegenwärtig hatte er sich leicht gedreht und sich deshalb nur die rechte Hand verstaucht.

    Ob das wohl die „Strafe“ für den Schimmel war?

    Mit einem Essen im Hotel „Max Emanuel“ nahm Doepler Abschied von den Kollegen der Piloty-Schule, wo er sich im Kreise der dort tätigen oder verkehrenden Künstler (Makart, Liezen-Mayer, Rudolf Seitz, Gabriel Max, Alexander Wagner) sehr wohl gefühlt hatte.

    33 Das bei 2004, S. 207, Nr. 97 angegebene Datum bezieht sich auf die Schlußzahlung nach Fertigstellung des Gemäldes.– Die Doepler betreffenden Archivalien wurden noch nicht gesichtet.

    34 Wagner 2004, S. 14 und S. 15. Der Betrag setzte sich, wie auch Häberlin seinen Eltern berichtete, zusammen aus 200 fl. (für eine ausgeführte Zeichnung), 400 fl. (für den Carton) und 1000 fl. für die Ausführung des Bildes. – Doepler selbst machte dazu in seiner Autobiographie keine Angaben.

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  • Eulenspiegel 2015_005

    (Abb. 5)Die in der Münchner Kunst- und Verlagsanstalt Carl Otto Hayd verlegte (nicht gelaufene) Postkarte zeigt Doeplers Wandgemälde im ehemaligen Bayer. Nationalmuseum München.Dem Wunsch König Max II. entsprechend verlegte Doepler das Geschehen in der Nacht des 6. Februar 1778 in ein rundes Zimmer des Kadettenhauses.

    Die drei Hauptpersonen sind: in der Bildmitte an einem „reich verzierten Rokokotische sitzend“ der „unschlüssige“ Herzog Karl von Zweibrücken, links stehend Herzogin Maria Anna in „prächtiger gelbseidener Toilette“, rechts stehend der von Friedrich II. von Preußen abgesandte Graf Eustach von Görtz, „aufmerksam“ den Herzog betrachtend.

    Für eine Figur seines Wandgemäldes porträtierte Doepler den „vorzüglichen“ Shakespeare-Darsteller Otto Lehfeld.

    Zur Eröffnungsfeier des Bayerischen Nationalmuseums am 12. Oktober 1867 ist Doepler vermutlich nicht nach München gekommen, denn sein Arbeitspensum war in diesem Jahr besonders groß; u.a. galt es, mehrere „Lebende Bilder“ zu gestalten, etliche Künstlerfeste auszurichten (dazu gehörte beispielsweise das Fest zum 800-jährigen Jubiläum der Wartburg) u.a.m.

    (Abb. 6)Das Treppenhaus im k. Bairischen Nationalmuseum zu

    München – 1868 (nach einer Zeichnung v. J. Naue)

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    Ein Held auf Doeplers Wandgemälde

    Im darauffolgenden Jahr erschien Spruners vier-bändige Prachtausgabe „Die Wandbilder des Bayerischen National-Museums“ mit Reproduktionen aller 143 Wandgemälde. Doeplers Arbeit ist darin lobend erwähnt:

    „Das besonders in der Farbwirkung höchst gelungene Bild ist von Doepler. Die Herzogin, Herzog Karl und die übrigen Anwesenden sind Porträts.“

    Zu den Porträtierten machte Spruner keine näheren Ausführungen. Das Porträt der Herzogin ist dem Gemälde von George Desmarées nachempfunden.35

    (Abb. 7)Modell für eine Figur in Doeplers Wandgemälde: der Schauspieler Otto Lehfeld

    (hier auf einem Foto von 1877?)

    Dank Doeplers Autobiographie ist uns noch ein weiterer Name bekannt.36 Denn als Doepler in Weimar an seinem „Carl Theodor Carton“ arbeitete, besuchte ihn der Schauspieler Otto Lehmann (1827-1885)37 in seinem Atelier, um ihm „zu einer Figur“ Modell zu stehen. Welche Figur das war, weiß man nicht, aber Lehfeld „rief in seiner enthusiastischen Weise aus: Lieber Doepler! Es ist schön, über alles schön, Sie sind mir nächst Gott der grösste Künstler der Welt!“ Lehmann hatte mit begeistertem Augenaufschlag gesprochen, Doepler die Hand gedrückt und war „dramatisch“ abgegangen – „wie ein Held.“

    Und heute?

    Von den einst 143 monumentalen, von 51 Künstlern gefertigten Wandbildern der historischen Geschichtsgalerie, die sich auf 27 Säle im West- und Ostflügel des Nationalmuseums verteilten, ist heute nicht mehr viel zu sehen. Deren wechselvolles Schicksal hat Erna-Maria Wagner in ihrer Dissertation ausführlich besprochen.38 Luftangriffe im Zweiten

    35 Wagner 2004, S. 69, S. 83f, S. 92f, Abb. 21. Lt. Wagner stellt Doeplers Arbeit, die dem Themenkreis „Staatsakte, Zeremonien und staatspolitisch wichtige Ereignisse“ zugeordnet ist, eine „für Bayern eminent wichtige Begebenheit“ dar.

    36 Doepler 1900, S. 305. 37 Siehe Lehfeldt, Otto, in: Das Digitale Shakespeare Memorial Album. Herausgegeben von Christa Jansohn. URI:

    http://www.shakespearealbum.de/uri/gnd/116861606. (Zugriff am 07.06.2015). – Lehfeld galt als vorzüglicher Shakespeare-Darsteller und wurde namentlich in Rollen wie König Lear, Macbeth, Richard III., Shylock, Coriolan, Othello allgemein bewundert. Siehe auch Lier, Hermann Arthur, „Lehfeld, Otto“, in: Allgemeine Deutsche Biographie(1906), S. [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd116861606.html (Zugriff am 08.05.2015)

    38 Siehe Wagner 2004, S. 32-38, sowie Abb. 2 bis 4.

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    http://www.deutsche-biographie.de/pnd116861606.html

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    Weltkrieg und ein wenig sorgfältiger Umgang haben erhebliche Schäden angerichtet, so daß man 1950 letztlich sogar mit dem Gedanken der völligen Beseitigung spielte. Diese wurde jedoch abgelehnt, denn eine „spätere Zeit würde vielleicht größeres Interesse dafür zeigen“. 1992 bis 1996 wurden die 38 noch sichtbaren Wandgemälde im Ostflügel (Nr. 91 – 127 plus 136) gereinigt und erneut (wie schon in früheren Zeiten immer wieder) verdeckt.

    Nur ein einziger Raum ist heute nach umfassender Restaurierung der Fresken mit deren Einbindung in die ornamental gestaltete Wandfläche39 im ursprünglichen Zustand anzusehen. Dabei haben die „Fachleute des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege ganze Arbeit geleistet“, wie Szilvia Rád deren Arbeit lobte.40 Als ich mir im Mai 2015 die Myanmar-Ausstellung ansah, stand ich überwältigt inmitten des Saales, in dem als Kontrast zu den historischen Wandbildern Arbeiten zeitgenössischer Künstler aus Myanmar gezeigt werden (Abb. 8).

    (Abb. 8)Impression aus der Myanmar-Ausstellung. An den Wänden sind drei restaurierte historische Wandbil

    der zu erkennen…

    V. l. n. r.: …41

    Nr. 127„Der Kapuziner-Guardian Pater Bernhard überreicht auf der Brücke zu Aschaffenburg dem Könige Gustav Adolph 1631 die Schlüssel der Stadt und erhält deren Schonung, von Alexander v. Wagner (2.9.1862)

    Nr. 126 Die Kronacher vertheidigen gegen schwedische und weimarische Truppen 1634 heldenmüthig ihre Stadt, von Eduard Schwoiser (19.5.1863)

    Nr. 125 (hier angeschnitten)Fürstbischof Franz Ludwig von Würzburg hält bei der zweiten Jubiläumsfeierder Universität 1782 in eigener Person die Eröffnungsrede, von Hugo Barthelme (4.8.1862)

    39 Zur Ausstattung – die Wandbilder waren mit Stuckrahmen und geometrisch gestalteten Bordüren begrenzt – siehe Wagner 2004, S. 23.

    40 Es handelt sich um den X. Saal mit den Gemälden Nr. 122 bis 127. Siehe Wagner 2004, S. 38 und insbesondere Rád 2014, S. 146-147; Abb. 73, 73 a und 73 b zeigen Wagners Wandgemälde „Einzug Gustav Adolfs in Aschaffenburg“ nach und vor der Restaurierung (kompletter Titel des Wandbildes siehe Wagner 2004, S. 209, Nr. 127).

    41 Titel und Nr. siehe Wagner 2004, S. 209, Nr. 127, Nr. 126, 125. Das in Klammern gesetzte Datum steht für die Schlußzahlung nach Fertigstellung des Wandbildes.

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    Zu den in diesem Saal restaurierten Wandgemälden zählen auch die beiden an der ge-genüber liegenden Ostwand, die man sich einmal „in natura“ ansehen sollte:

    (Abb. 9)Detail aus einer in der Kunst- und Verlagsanstalt

    Carl Otto Hayd, München verlegten Postkarte

    Der berühmte Nürnberger Patrizier Martin Behaim unternimmt 1484 im Dienste der Krone Portugals

    seine wichtigen Entdeckungsreisen an der Westküste von Afrika, von Wilhelm Hauschild (10.12.1863)42

    (Abb. 10)Detail aus einer in der Kunst- und Verlagsanstalt Carl Otto Hayd, München verlegten Postkarte

    Des alten Nürnbergs Blüthezeit am Ende des XV. und im Anfange des XVI. Jahrhunderts,

    von Max Adamo (8.8.1862)43

    Die übrigen noch vorhandenen Bilder sind während der laufenden Myanmar-Ausstellung (verlängert bis September 2015) mit einer eigens geschaffenen Wandbespannung verhängt44 – dazu gehört auch Doeplers Wandbild. Vorerst kann man es also nur in schwarz-weiß abgebildet sehen in der Fachliteratur oder auf der oben gezeigten, in der Münchner Kunst- und Verlagsanstalt Carl Otto Hayd verlegten Postkarte45 (Abb. 5)

    Ich hoffe, mich eines Tages selbst einmal von Doeplers „besonders in der Farbwirkung höchst gelungene[m] Bild“ überzeugen zu können.

    ***

    Erding, im Juni 2015, © EULE e.V., Am Bahnhof 1, D-85435 Erding

    42 Titel und Nr. siehe Wagner 2004, S. 209, Nr. 122. 43 Titel und Nr. siehe Wagner 2004, S. 209, Nr. 123. 44 Entwickelt von Die Werft München, Ausstellungsgestaltung / Innenarchitektur, die auch die Myanmar-Ausstellung

    gestaltete. Siehe „Neues Gewand fürs Völkerkundemuseum“, http://www.diewerft.com/d-aktuelles.php (Zugriff am 09.06.2015).

    45 Die Postkarte trägt die Nummer 3264. Möglicherweise ist bei Hayd der komplette Geschichtszyklus verlegt worden, denn es sind bereits mehrere Postkarten bekannt geworden (dazu gehören auch die Abb. 9 und 10).

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    Bildnachweis:

    Abb. 1, 5, 8, 9, 10: PrivatbesitzAbb. 2: Entnommen aus: Mathieu Schwann „Illustrierte Geschichte von Bayern“,

    Bd. 3, Stuttgart ca. 1894, S. 669Abb. 3: Entnommen aus: Karl Spengler „Hinter Münchner Haustüren“, München

    1964, S. 59Abb. 4 Entnommen aus: Erna-Maria Wagner „Der Bilderzyklus im ehemaligen

    Bayerischen Nationalmuseum“, München 2004, Anlage III (Figur 3), S. 200 (Detail)

    Abb. 6: Entnommen aus: Hanns Glöckle „Das waren Zeiten. München im Spiegel der Bildreportagen von einst. 1848-1900“, Bayerland, Dachau 1983, S. 37

    Abb. 7: Das Foto befindet sich im Shakespeare-Album. Siehe Lehfeldt, Otto, in: Das Digitale Shakespeare Memorial Album. Herausgegeben von Christa Jansohn. URI: http://www.shakespearealbum.de/uri/gnd/116861606. (Zugriff am 07.06.2015) Dieser Text steht unter folgender Lizenz: CC BY-ND 3.0 DE. Wiedergabe der Albumdigitalisate mit freundlicher Genehmigung der Library of Birmingham.

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