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2011 Dr. Schmitt-Kaufhold 1 Ein beständiges Experimentieren: Der Essay

Ein beständiges Experimentieren: Der Essay

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Ein beständiges Experimentieren: Der Essay. Verfassen eines Essays auf der Grundlage vorgelegter Materialien. Bearbeiten Sie [unter Berücksichtigung der vorgelegten Materialien] folgende Aufgabe: „Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich.“ (Christa Wolf). - PowerPoint PPT Presentation

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Ein beständiges Experimentieren: Der Essay

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Verfassen eines Essays auf der Grundlage vorgelegter Materialien

Bearbeiten Sie [unter Berücksichtigung der vorgelegten

Materialien] folgende Aufgabe:

„Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich.“ (Christa Wolf).

Schreiben Sie unter diesem Titel einen Essay zur Bedeutung des Lesens.

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KompetenzaufbauWas kann ein Schüler, der einen Essay schreiben kann?

Textdossier

Lesekompetenz: Unterschiedliche Textarten erschließen

Argumentierendes SchreibenSachlichkeit

• Interpretation• Texterörterung

Literarisches Schreiben Subjektivität

• Gestaltendes Schreiben • Kreatives Schreiben

Essay

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Der Essay und andere schulische Schreibformen

Texte erschließen • Analytische Interpretation

– Kurzgeschichte– Roman (Agnes)– Roman (Homo faber)– Drama (Dantons Tod)– Lyrik (Liebeslyrik)

• Sachtext• Textdossier Essay

Adressatenbezogenes Schreiben / Argumentieren / Erörtern

• Textinterpretation• Texterörterung• Essay

Freies Schreiben / Lit. Schreiben• Gestaltendes Schreiben• Essay

Langfristige Vorbereitung

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Die SchreibformenZwei-Jahresplanung

Sep - Dez Texte erschließen (Lesekompetenz, AT)

Argumentieren (mdl. – Praktische Rhetorik)

Dez - Feb Argumentierendes Schreiben

Interpretationsaufsatz Gestaltendes Schreiben

März - Mai Texterörterung Teilkompetenzen

Juni - Juli Freie Erörterung

Sep - Dez Essay

Dez - Feb Interpretationsaufsatz / Erörterung / Essay

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Definition: Der Essay

Was? Thema aus Kultur, Politik und Gesellschaft, …

Wie? frei und argumentierend, subjektiv in Betrachtungs- und Schreibweise

Gestaltung? keine verbindlichen Normen, fragmentarisch

Kriterien der Bewertung? - Sprachliche Originalität - Strukturiertheit - gedankliche Authentizität - Schlüssigkeit - Differenziertheit

Offenheit in Inhalt und Form: Denkprozess

Ziel: den Leser zur eigenen Meinungsbildung anregen

Chance: ein Text in individueller Tonlage verfassen (eigene Erfahrungen und Wertungen)

Gefahr: Schüler verfehlen das strenge, systematische Argumentieren

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Chance für Jugendliche

• Reflexion der eigenen Position• Subjektivität und analytische Distanz bewusst

wahrnehmen• Unterschiedliche Tonlagen und Formen imitieren und

testen können• Stärkere sprachliche Sensibilisierung (Stil)

Der schulische Essay: Die begrifflich-argumentierende Darstellung nicht

aufgeben! Aber: szenisch-narrativer Elemente und assoziativer

Verknüpfungen zulassen

Analyse und Reflexion – Emotion Zwei Handlungsrichtungen:

1. Inhalt

2. Absicht

Interesse und Kenntnisse (z.B. Lebenswelt)

Engagement der Schüler (z.B. Emotion)

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Essay / Lernweg (S. 357 / S. 424)

Nähe zur Erörterung

Thema• von Anfang an klar ersichtlich

• wie ein roter Faden durch den gesamten Essay

Klare Position des Verfassers

Aber: Eigenständige Form• Keine logisch-entwickelte

Gliederung • Assoziative Gedankenführung, • Abschweifungen • Umkreisen eines

Gegenstandes• Wechsel der Perspektiven • Einseitiger Standpunkt • Verschiedene

Denkmöglichkeiten • Absichtsvoller Subjektivismus

(Beispiele, Stil)• Anschaulichkeit, Beispiele

• Kompetenzentwicklung durch Aufgabenformate

• Erlernen durch Anlehnung an Vorbilder

• Übungen: freies, kreatives Schreiben (Curriculum)

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Phasen des Schreibprozesses (S. 425)

I. Sammeln• Texte aspektorientiert lesen: markieren, exzerpieren • Eigene Ideen zum Thema notieren • Stoffsammlung anlegen

II. Planen• Auswählen / Eingrenzen des Themas( Absicht des

Verfassers festlegen) • Eventuell Gliederung erstellen (Alternative: assoziatives

Schreiben. Der „rote Faden“ wird später überprüft.)

III. Verfassen • Formulieren

IV. Überarbeiten • Schwächen identifizieren, korrigieren, Alternativen finden

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II. Der rote Faden – Die Gliederung

Viele Möglichkeiten: - vom Allgemeinen zum Besonderen - vom Besonderen zum Allgemeinen - nach Gefühlsintensität- nach Chronologie- nach Kausalitäten - nach Aktualität - auf eine Pointe hin (zuspitzende Entfaltung)

Erörterung

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III. Schreiben Anforderungen

Voraussetzungen: • Mut zum subjektiven Urteil • Eine gewisse Unbefangenheit • Neugier, Skepsis, Kritikfähigkeit

• Eine Problemstellung formulieren können • Den möglichen Adressaten berücksichtigen • Sprachlich kreativ und originell sein • Inhaltlich und stilistisch eigenständig formulieren

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Essay – Methodik u. Unterrichtspraxis

1. Essayistische Texte lesen und analysieren Kriterien entwickeln

2. Textdossier auswerten gedanklich durchdringen

3. Ideen entwickeln (z.B. Perspektivenwechsel)4. Einen eigenen Standpunkt gewinnen: „Egal, was du

denkst, denk das Gegenteil!“

5. Wechsel von Emotion u. Ratio: Assoziationsspiel

6. Literarisches Schreiben üben (sinnl. Wahrnehmung: Schreiben vor Ort)

7. Gestalterische Mittel erproben: Umschreiben, Analyse von Schülertexten, Einsetzübungen, …

8. Kreative Schreibspiele

Hilfen: Übungen im Gestaltenden Schreiben (Curriculum)

Texträtsel/Kreatives Schreibspiel:

Tod am FensterEin Mann schaute aus dem Fenster und beobachtete eine hübsche Frau, die gerade an seinem Haus vorbei ging. Kurz danach war er tot. Was ist passiert?

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Möglichkeiten des Übens

• Kleine Portionen: Teilkompetenzen anbahnen

• Gegentexte (Essay) verfassen

• Einen Kommentar, eine Reportage, … schreiben

• Übungen zur Logik

• Übungen zur Struktur (Aufsatzgliederung)

• Stilistische Übungen

• Dialog mit dem Leser (z.B. Interview, Brief, ..)

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Unterrichtspraxis: Gegentexte verfassen

Vom Fleischbedecken des Papalagi [papalangi]

Es ist nun klar, dass durch dies alles der Leib des Papalagi weiß und bleich wird, ohne die Farbe der Freude. Aber so liebt es der Weiße. Ja die Frauen, zumal die Mädchen, sind ängstlich darauf bedacht, ihre Haut zu schützen, dass sie nie im großen Lichte rot werde, und halten zur Abwehr, sobald sie in die Sonne gehen, ein großes Dach über sich. Als ob die bleiche Farbe des Mondes köstlicher sei als die Farbe der Sonne. Aber der Papalagi liebt es, in allen Dingen sich eine Weisheit und ein Gesetz nach seiner Weise zu machen. Weil seine eigene Nase spitz ist wie der Zahn des Haies, ist sie auch schön, und die unsere, die ewig rund bleibt und ohne Widerstand, erklärt er für häßlich, für unschön, während wir doch genau das Gegenteil sagen.

Der PapalagiEin Südseehäuptling erlebt unsere Zivilisation

ArbeitsauftragMarkiere die Kernpunkte der Kritik im Text. Entwickle Gegenpositionen mit Argumenten und Beispielen zu diesem Text. (Stichpunkte)

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Der eigene, persönliche Stil

Rhetorische Mittel (Analyse literarischer Texte / kreative Schreibübungen)• Subjektiver Stil – Ich-Bezug• Abschweifungen• Seitenhiebe • Umgangssprachliche Redewendungen • Ellipsen • Interjektionen • direkte Rede • Paradoxie• Ironie• Zuspitzung der Aussage • Provokation des Lesers

Der Essay – Eine Attacke?

• Funktionalität in Bezug auf das Thema

• Forderung: Ethischen Standards genügen!

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III. SchreibenVorübung

Adressatenbezogenes Schreibenz.B. Eine Rezension verfassen

Kompetenzentwicklung: - Bewertungskriterien erkennen ( eigene Haltung entwickeln)

- Argumentationsschwerpunkte notieren (Position)

- Aufbau und Stil untersuchen (Kommunikativer Kontext / sprachliche Mittel)

- Eine eigene Rezension, schreiben (erproben)

- Eine Reportage verfassen (üben)

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Schülerbeispiel: Stilübung „Lächeln“Ein freundliches Lächeln (Schreiben zu Reizwörtern)

„Du machst das schon”, sagt sie, streichelt dir die Wange und macht dir so Mut. Du fühlst dich stark, voller Vertrauen in dich selbst. Ein Wohlgefühl breitet sich in dir aus, es gefällt dir, weil es dir das Gefühl gibt, da wendet sich dir jemand zu. Diese Geste verleiht dir Stärke, weil du weißt, das schaffst du wirklich – sie traut dir etwas zu.So ein Lächeln mit einem warmen Blick ist wunderbar. So eines braucht man ab und zu, wenn man im Schlamassel sitzt. So eines ist enorm wichtig.„Na, wie geht’s, mein Schatz?” Plötzlich steht sie hinter dir, grinst dich an, kneift dich – freundschaftlich? in die Wange, linst auf deine Arbeit. Du zuckst zusammen, bist verunsichert, machst dich klein. Grölendes Gelächter. Die anderen amüsieren sich über deine Reaktion. Blöde Sprüche werden gerissen: „Na, ertappt, was?” So ein Lächeln kann in Ordnung sein, muss aber nicht. Es kann einen vielleicht auch ärgern, weil es einen zum Gespött macht, weil es einen stört, so im Mittelpunkt zu stehen. Oder aber, was die bessere Lösung wäre: So ein Lächeln erfreut einen ganz einfach. Prinzipien: Wiederholung, Variation, Gegensatz

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Versuch, versuch alles. Und wenn es gar nichts

geworden ist, dann sag, es sei ein Essay.

Kurt Tucholsky