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Ein kluger Kopf aus Arpinum Geboren wurde M. ____________________ Cicero im Jahr ______ v.Chr. in dem kleinen Städtchen ___________________, das ca. 100 km südlich von Rom lag. Von dort stammte auch der Feldherr und Staatsmann C. ______________________ (156-86 v.Chr.), der aufgrund seiner militärischen Erfolge, seiner mehrfachen Wieder- wahl zum Consul (insgesamt war er bekanntlich ___x Consul!) und seines Titels als "Dritter Gründer Roms" der erste berühmte Vertreter dieses Volskerstädtchens war. Die Familie selbst führte ihren Familiennamen (_________________________) auf ihre Abstammung von dem römischen König Servius Tullius zurück. Von dem Beinamen (________________________) hieß es, dass einer der Vorfahren eine Warze in Form einer ___________________________ (cicer) auf der Nasenspitze gehabt habe. Dank ihres Wohlstandes gehörte die Familie als ______________________ der zweit- höchsten Gesellschaftsschicht an, nicht aber der eigentlichen Nobilität. Um seinem Sohn __________________, dessen außerordentliche Begabung sich früh abzeichnete, und dem vier Jahre jüngeren Sohn __________________ die bestmögliche Ausbildung und somit die Chance auf eine politische Karriere zu geben, siedelte die Familie nach Rom um. Die Ausbildung adeliger junger Römer ruhte damals auf drei Säulen, zum Ersten auf der griechisch geprägten, theoretischen Ausbildung in den artes liberales, zu denen u.a. die Rhetorik und die Literatur gehörten, zum Zweiten auf der traditionell römischen, praxis- orientierten Ausbildung auf dem ___________________________, wo die großen Pro- zesse stattfanden und man sich erfahrenen Politikern, Rednern und Rechtsgelehrten anschloss, um durch Abschauen möglichst viel zu lernen, zum Dritten auf der Ausbil- dung sportlich-militärischer Eigenschaften durch entsprechendes Training auf dem ____________________________. Während sich der junge Cicero im letztgenannten Bereich alles an- dere als wohlfühlte und ihn nach Möglichkeit mied, stürzte er sich mit Feuereifer auf die ersten beiden Bereiche, so dass er (laut Plu- tarch) bereits als Schüler eine Berühmtheit war. Zu seinen Lehrern in den artes liberales gehörte neben den Philosophen Phaidros, Diodotos und Philon von Larissa eben jener Dichter Archias, der Cicero in Literatur un- terrichtete und für den er sich in seiner 63 v.Chr. gehaltenen Verteidigungsrede später so vehement einsetzen sollte. 11/12 gN Cicero pro Archia poeta - Einstieg Sm 1 Auf den Unterricht in der Philologie folgte der in der Rhetorik, der natürlich auf der theo- retischen Ebene ausschließlich in ___________________________ Sprache stattfand. Der Anteil an praktischen Redeübungen war sehr hoch. Cicero schloss sich zunächst dem Juristen Q. Mucius Scaevola an, begleitete ihn auf das Forum oder war zugegen, wenn er in seinem Haus einem prozessierenden Römer Rechtsbeistand gab. Einige Jahre lernte er auch noch bei den beiden besten Rednern jener Zeit: ___________________ (140-91 v.Chr.) und _____________________ (143- 87 v.Chr.). Beiden hat er in seinem Dialog de oratore ein ehrendes Andenken gesetzt. Cicero war 18 Jahre alt, als der Bürgerkrieg zwischen C. ____________________ (156- 86 v.Chr.) und L. Cornelius ____________________ (138-78 v.Chr.) mit voller Wucht ausbrach. Auslöser war bekanntermaßen der von beiden beanspruchte Oberbefehl ge- gen _____________________________, den König von Pontos, der Rom mit der sog. Vesper von Ephesos 88 v.Chr. den Krieg erklärt hatte. Cicero verhielt sich in dieser ge- fährlichen Zeit, in der sich u.a. auch das Gerichtswesen in einem desolaten Zustand be- fand, ruhig und verfasste erste Schriften zum Thema Rhetorik. Der erste große Knaller ___________________, der aus dem Bürgerkrieg als Sieger hervorgegangen war, ließ sich zum Diktator ernennen und versuchte mit Gewalt, die Strukturen der alten Republik wiederherzustellen. Dazu gehörte auch die Wiedereröffnung der Gerichtshöfe. Diese waren zwar nicht frei von dem Klima der Angst, das der Dikator durch seine _________ _____________________ (Todeslisten) schuf, doch beweisen die Ausgänge der beiden Prozesse, in denen Cicero jeweils einen Angeklagten erfolgreich verteidigte, dass es durchaus eine funktionierende Rechtsprechung gab. Die zweite dieser Reden, gehalten 80 v.Chr., war insofern besonders gefährlich, da der Verteidiger indirekt Sullas System der Proskriptionen angriff. Was war geschehen? Sextus ____________________, ein sehr reicher Grundbesitzer aus Ameria, war ermordet worden. Sein Name wurde nachträglich auf eine Proskrip- tionsliste gesetzt, und Sullas Freigelassener Chrysogonus, führend in der Durchsetzung der Proskriptionen, erwarb bei der in solchen Fällen anstehenden Auktion die wertvollen Ländereien des Roscius zu einem Spottpreis. Der Sohn des Ermordeten, der sein Erbe beanspruchte, wurde des Vatermordes angeklagt, um ihn aus dem Weg zu räumen. Da Chrysogonus ein mächtiger Günstling Sullas war, wagte keiner der etablierten Anwälte, Roscius jun. zu verteidigen. 11/12 gN Cicero pro Archia poeta - Einstieg Sm 2

Ein kluger Kopf aus Arpinum¼hrung_schmutte.pdfaus Ameria, war ermordet worden. Sein Name wurde nachträglich auf eine Proskrip- tionsliste gesetzt, und Sullas Freigelassener Chrysogonus,

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Page 1: Ein kluger Kopf aus Arpinum¼hrung_schmutte.pdfaus Ameria, war ermordet worden. Sein Name wurde nachträglich auf eine Proskrip- tionsliste gesetzt, und Sullas Freigelassener Chrysogonus,

Ein kluger Kopf aus Arpinum

Geboren wurde M. ____________________ Cicero im Jahr ______ v.Chr. in dem kleinen Städtchen ___________________, das ca. 100 km südlich von Rom lag. Von dort stammte auch der Feldherr und Staatsmann C. ______________________ (156-86 v.Chr.), der aufgrund seiner militärischen Erfolge, seiner mehrfachen Wieder-wahl zum Consul (insgesamt war er bekanntlich ___x Consul!) und seines Titels als "Dritter Gründer Roms" der erste berühmte Vertreter dieses Volskerstädtchens war.Die Familie selbst führte ihren Familiennamen (_________________________) auf ihre Abstammung von dem römischen König Servius Tullius zurück. Von dem Beinamen (________________________) hieß es, dass einer der Vorfahren eine Warze in Form einer ___________________________ (cicer) auf der Nasenspitze gehabt habe. Dank ihres Wohlstandes gehörte die Familie als ______________________ der zweit-höchsten Gesellschaftsschicht an, nicht aber der eigentlichen Nobilität. Um seinem Sohn __________________, dessen außerordentliche Begabung sich früh abzeichnete, und dem vier Jahre jüngeren Sohn __________________ die bestmögliche Ausbildung und somit die Chance auf eine politische Karriere zu geben, siedelte die Familie nach Rom um. Die Ausbildung adeliger junger Römer ruhte damals auf drei Säulen, zum Ersten auf der griechisch geprägten, theoretischen Ausbildung in den artes liberales, zu denen u.a. die Rhetorik und die Literatur gehörten, zum Zweiten auf der traditionell römischen, praxis-orientierten Ausbildung auf dem ___________________________, wo die großen Pro-zesse stattfanden und man sich erfahrenen Politikern, Rednern und Rechtsgelehrten anschloss, um durch Abschauen möglichst viel zu lernen, zum Dritten auf der Ausbil-dung sportlich-militärischer Eigenschaften durch entsprechendes Training auf dem ____________________________.

Während sich der junge Cicero im letztgenannten Bereich alles an-dere als wohlfühlte und ihn nach Möglichkeit mied, stürzte er sich mit Feuereifer auf die ersten beiden Bereiche, so dass er (laut Plu-tarch) bereits als Schüler eine Berühmtheit war. Zu seinen Lehrern in den artes liberales gehörte neben den Philosophen Phaidros,

Diodotos und Philon von Larissa eben jener Dichter Archias, der Cicero in Literatur un-terrichtete und für den er sich in seiner 63 v.Chr. gehaltenen Verteidigungsrede später so vehement einsetzen sollte.

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Auf den Unterricht in der Philologie folgte der in der Rhetorik, der natürlich auf der theo-retischen Ebene ausschließlich in ___________________________ Sprache stattfand.Der Anteil an praktischen Redeübungen war sehr hoch.Cicero schloss sich zunächst dem Juristen Q. Mucius Scaevola an, begleitete ihn auf das Forum oder war zugegen, wenn er in seinem Haus einem prozessierenden Römer Rechtsbeistand gab. Einige Jahre lernte er auch noch bei den beiden besten Rednern jener Zeit: ___________________ (140-91 v.Chr.) und _____________________ (143-87 v.Chr.). Beiden hat er in seinem Dialog de oratore ein ehrendes Andenken gesetzt.Cicero war 18 Jahre alt, als der Bürgerkrieg zwischen C. ____________________ (156-86 v.Chr.) und L. Cornelius ____________________ (138-78 v.Chr.) mit voller Wucht ausbrach. Auslöser war bekanntermaßen der von beiden beanspruchte Oberbefehl ge-gen _____________________________, den König von Pontos, der Rom mit der sog. Vesper von Ephesos 88 v.Chr. den Krieg erklärt hatte. Cicero verhielt sich in dieser ge-fährlichen Zeit, in der sich u.a. auch das Gerichtswesen in einem desolaten Zustand be-fand, ruhig und verfasste erste Schriften zum Thema Rhetorik.

Der erste große Knaller

___________________, der aus dem Bürgerkrieg als Sieger hervorgegangen war, ließ sich zum Diktator ernennen und versuchte mit Gewalt, die Strukturen der alten Republik wiederherzustellen. Dazu gehörte auch die Wiedereröffnung der Gerichtshöfe. Diese waren zwar nicht frei von dem Klima der Angst, das der Dikator durch seine _________ _____________________ (Todeslisten) schuf, doch beweisen die Ausgänge der beiden Prozesse, in denen Cicero jeweils einen Angeklagten erfolgreich verteidigte, dass es durchaus eine funktionierende Rechtsprechung gab. Die zweite dieser Reden, gehalten 80 v.Chr., war insofern besonders gefährlich, da der Verteidiger indirekt Sullas System der Proskriptionen angriff. Was war geschehen? Sextus ____________________, ein sehr reicher Grundbesitzer aus Ameria, war ermordet worden. Sein Name wurde nachträglich auf eine Proskrip- tionsliste gesetzt, und Sullas Freigelassener Chrysogonus, führend in der Durchsetzung der Proskriptionen, erwarb bei der in solchen Fällen anstehenden Auktion die wertvollen Ländereien des Roscius zu einem Spottpreis. Der Sohn des Ermordeten, der sein Erbe beanspruchte, wurde des Vatermordes angeklagt, um ihn aus dem Weg zu räumen. Da Chrysogonus ein mächtiger Günstling Sullas war, wagte keiner der etablierten Anwälte, Roscius jun. zu verteidigen.

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Cicero hingegen ergriff die Chance, sich seine ersten Sporen zu verdienen: Seine Stra-tegie bestand darin, das System der Proskriptionen zwar anzugreifen, die Schuld jedoch allein auf Chrysogonus zu schieben und Sulla selbst als Opfer von dessen hinterhältigen Machenschaften darzustellen. Seine Zeitgenossen beeindruckte wohl ebenso wie die Nachwelt neben dem advokatischen Geschick der persönliche Mut, den Cicero in dieser blutigen Zeit (und wahrscheinlich in Anwesenheit Sullas!) bewies:

Vestrum nemo est, quin intellegat popu-lum Romanum, qui quondam in hostes lenissimus existimabatur, hoc tempore domestica crudelitate laborare. Hanc tol-lite ex civitate, iudices! Hanc pati nolite diutius in hac re publica versari! Quae non modo id habet in se mali, quod tot civis atrocissime sustulit, verum etiam homini-bus lenissimis ademit misericordiam con-suetudine incommodorum. Nam cum om-nibus horis aliquid atrociter fieri videmus aut audimus, etiam qui natura mitissimi sumus, adsiduitate molestiarum sensum omnem humanitatis ex animis amittimus.

Jeder von euch weiß, dass das röm. Volk, das einst in dem Ruf stand, äußerst milde seinen Feinden gegenüber zu sein, jetzt an Grausamkeit im Innern krankt. Entfernt diese aus der Bürgerschaft, ihr Richter! Duldet nicht länger ihre Anwesenheit in diesem Staat! Diese beinhaltet nicht nur das Übel, dass sie so viele Bürger in grässlichster Weise beseitigt hat, sondern dass sie auch den gutmütigsten Men-schen durch Gewöhnung an die Scheuß-lichkeiten das Mitgefühl genommen hat. Denn wenn wir zu jeder Stunde sehen und hören, dass irgendetwas Grässliches geschieht, dann verlieren wir, auch wenn wir die von Natur aus sehr gutmütig sind, wegen der ständigen Wiederholung des Niederdrückenden jegliches Gefühl für humanitas (Menschlichkeit).

(Ende der Rede pro Roscio Amerino)

Mit dieser ersten großen Rede erreichte Cicero den Freispruch seines Mandanten und die erste Stufe auf seiner Karriereleiter als Anwalt.

Auszeit und erstes Amt

Im folgenden Jahr begab sich Cicero auf eine Studienreise (79-77 v.Chr.). Ob eine über-strapazierte Stimme des mittlerweile sehr gefragten Anwalts der Grund dafür war oder ob Cicero dem unberechenbaren Diktator doch nicht traute und es wegen seiner auf-müpfigen Rede vorzog, dessen Aufmerksamkeit nicht erneut auf sich zu lenken, ist nicht bekannt. Jedenfalls nahm er sich eine Auszeit von zwei Jahren, in denen er bei den be-kanntesten Rhetoriklehrern Griechenlands, Kleinasiens und auf Rhodos seine Technik und seinen Stil verbesserte.Nach seiner Rückkehr widmete er sich wieder seiner Anwaltstätigkeit. Das Netz von Be-ziehungen und Bekanntschaften wurde dichter, so dass Cicero trotz seiner ungünstigen

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Startbedingung als ________________________ ("Emporkömmling") im Sommer 76 in das erste Amt der politischen Laufbahn (____________________________________) gewählt wurde: Er wurde _____________________ in __________________________ auf _________________________. Zudem war mit diesem Amt die Aufnahme in den Senat verbunden. Über seine Rückkehr nach Rom im Anschluss an die einjährige Quaestur berichtet er in einer späteren Rede (pro Plancio) voller Selbstironie:

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1 ! Itaque hac spe e provincia decedebam, ut mihi populum Romanum ultro omnia 2 ! delaturum putarem. At ego cum Puteolos forte venissem, cum plurimi et 3 ! lautissimi in eis locis solent esse, concidi paene, cum ex me quidam quaesisset, 4 ! quo die Roma exissem et numquidnam esset novi. Cui cum respondissem me 5 ! e provincia decedere, 'etiam, me hercule,' inquit, 'ut opinor, ex Africa.'6 ! Huic ego iam stomachans fastidiose 'immo ex Sicilia,' inquam. Tum quidam, 7 ! quasi qui omnia sciret: 'Quid? Tu nescis,' inquit, 'hunc quaestorem Syracusis 8 ! fuisse?' 9 ! Quid multa? Destiti stomachari et me unum ex eis feci, qui ad aquas venissent.10 ! Sed ea res, haud scio an plus mihi profuerit quam si mihi tum essent omnes11 ! gratulati. Nam postea, quam sensi populi Romani aures hebetiores, oculos autem12 ! esse acres atque acutos, destiti, quid de me audituri essent homines, cogitare;13 ! feci, ut postea cotidie praesentem me viderent, habitavi in oculis, pressi forum;14 ! neminem a congressu meo neque ianitor meus neque somnus absterruit. ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! !

Übersetzungshilfen:1! ultro (Adv.)! - von selbst, unaufgefordert, aus freien Stücken2! deferre! - übertragen, anvertrauen! Puteolos! - nach Puteoli ! cum! - (hier:) zu der Zeit, in der 3! lautus 3! - vornehm, fein! concidi paene! - ich wäre fast zusammengebrochen, mich hätte fast der Schlag getroffen! quaesisset! - (= quaesivisset)5! etiam! - (hier:) ach ja, natürlich6! fastidiosus 3! - widerwillig, entrüstet7! Syracusis! - in Syrakus (Tipp: Syrakus liegt im Osten Siziliens, Lilybaeum aber im ! ! äußersten Westen)9! Quid multa?! - (= Quid multa dicam?)! unus ex eis, qui ad aquas venissent! ! - ein Kurgast (wörtl.: einer von denen, die ans Wasser gekommen waren)11! sentire 4! - (hier:) einsehen, durchschauen, erkennen! hebes, etis ! - schwach, taub12! audituri essent! - (hier mit Indikativ Präsens zu übersetzen)13! facere 3M! - (hier:) dafür sorgen ! premere 3! - (hier:) immer wieder aufsuchen14! congressus meus! - (hier:) ein Besuch bei mir, ein Treffen mit mir! absterrere 2! - abhalten

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Der Durchbruch

Zu diesem Zeitpunkt, v.a. nach der kalten Dusche in Puteoli, ahnte Cicero nicht, welche Folgen seine gewissenhafte und redliche Quaestur auf Sizilien für ihn und seine Karriere haben sollte; denn die Sizilianer wandten sich einige Jahre später an ihn und baten ihn um Hilfe in einem Prozess gegen den berüchtigten C. _____________________, der drei Jahre lang, von 73-71 v.Chr. die Provinz auf das Schlimmste drangsaliert hatte. Es handelte sich um einen ___________________________________ (Rückforderung erpresster Gelder), und obwohl Verres von dem berühmten Redner ____________________ verteidigt wurde, gelang es Cicero innerhalb kürzester Zeit, derart belastendes Material zu sammeln, dass Verres nach der actio prima _________________________________________________________________. Nach dem siegreichen Abschluss dieses Prozesses galt Cicero unbestritten als der beste Anwalt Roms. Es folgten weitere Auftritte, mal mehr, mal weniger spektakulär, und Ciceros Karriere nahm ihren Weg: im Jahr 69 wurde er ________________, im Jahr 66 ______________ und im Jahr 63 ____________________, für einen homo novus das Ziel aller Träume. Zeitlebens war Cicero (mit Recht) stolz darauf, dass er all diese Ämter des cursus hono-rum _______________________ (zum frühstmöglichen Zeitpunkt) angetreten hatte.

Das Consulat

Das Consulatsjahr 63 war (im zweiten Teil) vom Kampf gegen einen Mann geprägt, ge-gen den Cicero vier Reden hielt: L. Sergius _____________________________, der ei-ne Verschwörung (_________________________) gegen den Staat angezettelt hatte. Cicero triumphierte, wie es zunächst schien, und sonnte sich im Ruhm eines erfolgrei-chen Consuls, dann eines geehrten Consulars. Als solcher hielt er 62 v.Chr. die Rede für seinen ehemaligen Lehrer, den Dichter Archias.

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Archias

Fast alles, was wir über das Leben und die Person des Archias wissen, stammt aus Ci-ceros Rede pro Archia poeta.Archias stammte aus ___________________________ in Syrien. Selbstverständlich er-hielt er als Sohn einer vornehmen Familie die damals übliche Bildung in den artes libera-les und war so erfolgreich, dass er bereits in jungen Jahren Vortragsreisen in Kleinasien, Griechenland und Unteritalien unternahm. Er war dabei anscheinend so beeindruckend, dass ihn die unteritalischen Städte Ta-rent, Locri, Rhegium und Neapel mit der Verleihung ihres Bürgerrechts ehrten (nicht zu verwechseln mit dem römi-schen Bürgerrecht!). Diese Städte wa-ren von den Griechen im 8./7. Jh. ge-gründet worden und hatten ihren vor-wiegend griechischen Charakter beibe-halten, obwohl sie im 4./3. Jh. dem Röm. Reich einverleibt worden waren.102 v.Chr. kam Archias im Alter von ca. 20 Jahren nach Rom. Er fand Aufnahme bei der reichen und kunstliebenden Fa-milie der Luculler und wurde Lehrer der Söhne Lucius und Marcus.

In den späten neunziger Jahren unternahm Archias mit M. Lucullus eine Reise nach Sizili-en. Ziel dieser Reise war wohl, Entlastungs-material für L. Lucullus sen. zu sammeln, der

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L. Licinius Lucullus (118-57 v.Chr.)

- stammte aus der plebejischen gens Licinia- Consul 74 v.Chr.- erfolgreicher Feldherr im Krieg gegen Mithridates (ab 74 v.Chr.)- Feinschmecker und Lebemann, bekannt für seinen Reichtum und seine grandiosen Gastmähler (da- her auch das Adjektiv "lukullisch")- importierte u.a. Kirsche, Pfirsich und Fasan nach Westeuropa

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nach seiner Statthalterschaft auf Sizilien (103 v.Chr.) wegen Unterschlagung öffentlicher Gelder angeklagt worden war; er lebte (wahrscheinlich) seitdem in der Stadt Heraclea in Unteritalien im Exil. Dorthin kamen auch M. Lucullus und Archias. Nach einem öffentli-chen Vortrag seiner Dichtkunst verlieh ihm Heraclea das Bürgerrecht der Stadt. Die Auszeichnung von Heraclea war weitaus wertvoller als die der "Griechenstädte" Ta-rent, Locri, Rhegium und Neapel, da Heraclea einen besonderen Verbündetenstatus mit Rom genoss. Nach Beendigung des sog. _____________________________________ (91-89 v.Chr.), in welchem die Italiker um Rechtsgleichheit mit Rom gekämpft hatten, wurde die Lex Plautia Papiria verabschiedet, nach der allen Bürgern der mit Rom föde-rierten Städte das römische Bürgerrecht zugestanden wurden, sofern sie z. Zt. der Ein-bringung des Gesetzes ihren Wohnsitz in Italien und sich binnen sechzig Tagen nach Verabschiedung des Gesetzes bei einem röm. Praetor gemeldet hatten. Da das auf Ar-chias zutraf, erreichte er auf dem Umweg über das Bürgerrecht von Heraclea einen Sta-tus als römischer Bürger (____________________________________). Der Sitte ent-sprechend nahm er auch ein röm. Namen an und nannte sich nach der Familie seiner Gönner fortan Aulus Licinius Archias.

Die Anklage

Ca. 30 Jahre später, im Jahr 65 v.Chr., wurde in Rom jedoch die lex Papia verabschie-det, die die Verurteilung und Ausweisung von Personen vorsah, die sich das röm. Bür-gerrecht erschlichen oder widerrechtlich angemaßt hatten. In diesem Zusammenhang wurde auch Archias angeklagt.Warum der Dichter plötzlich ins Fadenkreuz geriet, kann nur vermutet werden. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es im Grunde nicht um seine Person ging, sondern um die Familie der Luculler: L. Lucullus war 74 v.Chr. Consul geworden und hatte die Füh-rung im Krieg gegen _____________________________ von Pontos übernommen. Trotz sehr großer Erfolge wurde er nach fünf Jahren vom Senat zurückgerufen und durch ______________________ ersetzt. Schließlich wurde ihm 63 v.Chr. ein Triumph-zug bewilligt, was seinen Gegenspieler, dessen Ruhm dadurch geschmälert wurde, wahrscheinlich sehr geärgert hat. Zudem hatte Archias, der Lucullus in all diesen Jahren begleitet hatte, ein Epos über den Mithridatischen Krieg verfasst, in dem u.a. natürlich die Taten seines Gönners hervorgehoben wurden. Die Vermutung liegt nahe, dass die Anklage des Archias Teil des persönlichen Rachefeldzuges des Pompeius gegen Lucul-lus war.

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Die Rede pro Archia poetaDer Aufbau einer Gerichtsrede war eigentlich streng geregelt:

Die im Jahr 62 v. Chr. gehaltene Rede entspricht insofern nicht ganz diesem Schema, da der größte Teil von ihr extra causam ist, d.h. sich nicht direkt mit dem Delikt befasst. Cicero spricht statt dessen von der wichtigen Rolle der Bildung (__________________) in der römischen Gesellschaft und von den diesbezüglichen Verdiensten des Archias.

Quellen: - Siebenborn, Elmar: M. Tullius Cicero: Pro Archia poeta oratio. Stuttgart: Klett, 1990.! - Stroh, Wilfried: Cicero - Redner, Staatsmann, Philosoph. München: Beck, 2008.

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partes orationis! ! - Redeteile

1. prooemium/exordium! - Einleitung! ! ! ! Am Anfang geht es darum, die Richter aufmerksam, aufnahmewillig! ! ! ! und wohlwollend zum machen (attentum, docilem, benevolentem! ! ! ! parare); auch der Bescheidenheitstopos - der Redner weist auf das! ! ! ! geringe Maß seiner Fähigkeiten hin - hat seinen Platz. ! ! ! ! Das Ende des Prooemiums kann bereits eine Übersicht über die ! ! ! ! Gliederungselemente der Rede (partitio) sowie eine Angabe des! ! ! ! Beweisziels (propositio) bilden.

2. narratio! ! ! - (subjektive) Schilderung des Sachverhaltes! ! ! ! Die Darstellung soll kurz, klar und glaubwürdig sein.

3. partitio! ! ! - Ankündigung/Gliederung der Beweise, Präzisierung des Sachver-! ! ! ! halts

4. argumentatio! ! - Beweisführung! ! ! ! Sie dient der sachlichen Überzeugung der Richter durch Argu-! ! ! ! mente, muss aber nicht frei von Emotionen sein.

a) confirmatio! ! - Darlegung der eigenen Beweismittel

b) refutatio! ! - Widerlegung der gegnerischen Argumente

5. peroratio/conclusio! - Schlussteil! ! ! ! Sie dient der kurzen und übersichtlichen Zusammenfassung der ! ! ! ! Beweismittel und der sprachlichen Abrundung. Oft enthält sie einen ! ! ! ! emotionalen Aspekt, der die Richter im Sinne des Redners und der ! ! ! ! von ihm vertretenen Partei bewegen soll (movere).