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239 EIN NEUES PRINZIP DER ABSORPTION VON GASEN UND DK""""""~PFEN.-BESTIMMUNG KLEINSTER MENGEN FLfJCHTIGER BROMIDE. Von FRIEDRICH L. HAHN. Escuela Polit~cnica, Quito-Ecuador. (Eingelangt am 28. April 1936.) Sollen in GasstrSmen kleine Mengen von bestimmten Gasen oder leicht fliichtigen D~impfen ermittelt werden, so leitet man sie im allgemeinen durch Absorptionsapparate, die mehr oder weniger kompliziert und mehr oder weniger wirksam sein kSnnen. Einfacher kann es vielfach sein, dem Gasstrom ein leicht kondensierbares LSsungsmittel in Dampfform beizumischen, und zwar in solcher Menge, dalt es bei der darauf folgenden Kondensation in einem gew5hnlichen Kiihler den zu bestimmenden Stoff vSllig mit nieder- reii~t. Ich habe yon diesem Prinzip schon einmal Gebrauch ge- macht, bei der Bestimmung chlorentwickelnder Stoffe, wo Tetra- chlorkohlenstoff als Treibgas fiir das entwickelte Chlor und zu- gleich zum Binden des freiwerdenden Jods benutzt wurde ~, und es schien mir wichtig, weitere AnwendungsmSglichkeiten zu prfifen, weil man yon dem Verfahren folgende Vorteile erwarten konnte: Die Apparaturen werden sehr einfach und handlich. -- Man mul~ zur vollstiindigen Absorption mit sehr geringen Mengen LSsungs- mittel auskommen kiinnen und, falls der absorbierte Stoff mall analytisch oder durch Farb- oder Triibungsmessung oder iihnliche Verfahren bestimmt werden soll, entsteht ein weiterer VorteiI in der gleichen Richtung dadurch, dal~ das Ubersptilen in die Arbeits- gef~il~e wegf~llt; das Kondensat kann unmittelbar in diesen auf- gefangen werden. Dieser Umstand ermiiglicht es auch, das Kon- densat in einzelnen getrennten Anteilen aufzufangen und miihelos 1 FR. L. HAHN, B. 63, 579 (1930).

Ein neues Prinzip der Absorption von Gasen und Dämpfen. — Bestimmung kleinster Mengen flüchtiger Bromide

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EIN NEUES PRINZIP DER ABSORPTION VON GASEN

UND DK""""""~PFEN.- BESTIMMUNG KLEINSTER MENGEN

FLfJCHTIGER BROMIDE.

Von

FRIEDRICH L. HAHN. Escuela Polit~cnica, Quito-Ecuador.

(Eingelangt am 28. April 1936.)

Sollen in GasstrSmen kleine Mengen von bestimmten Gasen oder leicht fliichtigen D~impfen ermittelt werden, so leitet man sie im allgemeinen durch Absorptionsapparate, die mehr oder weniger kompliziert und mehr oder weniger wirksam sein kSnnen. Einfacher kann es vielfach sein, dem Gasstrom ein leicht kondensierbares LSsungsmittel in Dampfform beizumischen, und zwar in solcher Menge, dalt es bei der darauf folgenden Kondensation in einem gew5hnlichen Kiihler den zu bestimmenden Stoff vSllig mit nieder- reii~t. Ich habe yon diesem Prinzip schon einmal Gebrauch ge- macht, bei der Bestimmung chlorentwickelnder Stoffe, wo Tetra- chlorkohlenstoff als Treibgas fiir das entwickelte Chlor und zu- gleich zum Binden des freiwerdenden Jods benutzt wurde ~, und es schien mir wichtig, weitere AnwendungsmSglichkeiten zu prfifen, weil man yon dem Verfahren folgende Vorteile erwarten konnte: Die Apparaturen werden sehr einfach und handlich. - - Man mul~ zur vollstiindigen Absorption mit sehr geringen Mengen LSsungs- mittel auskommen kiinnen und, falls der absorbierte Stoff mal l analytisch oder durch Farb- oder Triibungsmessung oder iihnliche Verfahren bestimmt werden soll, entsteht ein weiterer VorteiI in der gleichen Richtung dadurch, dal~ das Ubersptilen in die Arbeits- gef~il~e wegf~llt; das Kondensat kann unmittelbar in diesen auf- gefangen werden. Dieser Umstand ermiiglicht es auch, das Kon- densat in einzelnen getrennten Anteilen aufzufangen und miihelos

1 FR. L. HAHN, B. 63, 579 (1930).

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das zeitliche Fortschreiten in der Bildung des zu bestimmenden $toffes zu verfolgen, ein Vorteil, der stets dann stark ins Gewicht fallen wird, wenn sich die Bildungsreaktion noch in der Erprobung befindet. - - Schlielllich aber wird man bier mit der Verwendung reiner L6sungsmittel auskommen in F~illen, wo die Absorptions- apparate mit LSsungen yon Chemikalien beschickt werden miissen, ,~elche die zu absorbierenden Stoffe chemisch binden. Dail es vi@l- fach yon Vorteil sein kann, wenn bei der Absorption ein Uberschull yon Natronlauge, Soda, starken S/iuren oder dergleichen vermieden wird, ist ohne weiteres klar. - - Im folgenden sei fiber einen wei- teren Fail berichtet, bei dem sich das angegebene Prinzip vorztig- lich bew~hrt hat.

Zur Bearbeitung pharmakologischer Probleme sollten in physio- logischen Substraten k]einste Mengen gelSsten oder adsorbierten, ~edenfalls also abtreibbaren Brom~thyls bestimmt werden. Da sehr ausgedehnte Versuchsreihen erforderlich waren, mullte hierfiir ein rasches und einfaches Verfahren gesucht werden; folgender Arbeifis- gang schien aussichtsreieh.

Das Halogenalkyl wird aus dem erw/irmten Material dutch einen Luftstrom ausgetrieben und rnit etwas Wasserdampf in ein glii- hendes Quarzrohr geleitet; in diesem wird das Brom als Brorn- wasserstoff abgespalten. In dem nun folgenden Kiihler nimmt das kondensierte Wasser den Bromwasserstoff vSllig auf, und in dem abflieilenden Destillat kann nach dem yon mir angegebenen Ver- fahren ~ das Brom kolorimetrisch bestimmt werden. Der Erfolg entsprach durchaus den Erwartungen.

ibb. 1 zeigt den verwendeten Apparat. An den Normalschliff bei 1% kSnnen beliebi{ viele W~igerohre der gezeichneten Form angesetzt werden. Fiir die Rohre sind iibergeschliffene VersehluIl- kappen vorhanden; so ist es mSglich, eine ganze Reihe yon Stoff- proben abzuw~gen (z. B. verschiedene Teile desselben narkoti- sierten Gehirns), sie rasch einzufrieren (Kohlensaureschnee + Ace- ton; Eisschrank gentigt nicht, um eine Veranderung auszuschlie- l~en) und nach beliebiger Aufbewahrung der Reihe nach zu ana- lysieren. Das am Apparat befestigte Rohr kann im Wasserbad erw~rmt werden; alle Schliffe sind durch Federn gesichert. Der bei

o FR. L. HAHN, Mikrochemie 17, 222 (1935).

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E eingeleitete Luftstrom nimmt weiterhin in kleinen Tr5pfchen das Wasser mit, das aus dem Trichter T zufliefit 3; es verdampft im Anfang des Quarzrohres Q. Der mittlere Teil von U wird durch einen kr/iftigen Schnittbrenner und in einem tibergestiilpten Asbest- k/istchen auf gute Rotglut erhitzt. Der Ktihler K, der Uber- sichtlichkeit halber geradlinig gezeichnet, in Wirklichkeit ein Schlangenkiihler, hat ein so enges Innenrohr, dal~ die verdichteten

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Abb. 1.

Wassertropfen den Querschnitt vSllig ausftillen; es bildet sich also eJne Kette yon wasser- und gasgefiillten Abschnitten, die den Ktihler hinabl~uft. Dadurch wird sicher vermieden, dal~ irgendwo LSsungstropfen h/ingen blieben. Das Kondensat wird in unter- gestellten ProberShrchen aufgefangen.

s Vorteilhaft wird das Trichterrohr bei U dutch ein Sttick Kapillarsc]ilauch mit Klemmschraube unterbrochen, so dal~ man damit den Wasserzut r i t t regeln kann, w~ihrend der Schliffhahn nur zum vSlligen An- uad Abstellen dient. Eben- so verf~hrt man mit dem Lufte int r i t t bei E.

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Zu Beginn des Versuehes setzt man ein leeres Rohr an R, erhi tzt Q und regelt den Wasserzuflufi ein; bei unsern Versuchen konden- sierten sich etwa 0,5 ccm ie Minute. Nun schliel~t man H, se tz t bei R das gefallte Rohr an und 5ffnet H wieder. Je nach der Ar t des Materials und der etwa vorhandenen Menge flachtigen Stoffes leitet man entweder zunAchst in der K~lte Luft durch und erhitzt R spAter allm~hlich oder man erhitzt es sogleich im Wasserbad, zuletzt iedenfalls einige Zeit im siedenden. Das Kondensat kann iaan anteilweise auf Bromid prafen, wenn man den zeitlichen Ver- lauf untersuchen will, oder insgesamt, wenn man die Zeit der voll- sttLndigen Austreibung schon kennt. Handelt es sich um besonders

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Abb. 2. Bestimmung kleinster Mengen yon BromAthyl.

Vorhanden insgesamt 90 y C~HsBr. Kbndensierte Wassermenge: Etwa 0,5 cm 3 je Min.

kleine Brom-Mengen, dann wird man zweckm~l~ig das Kondensat mit einem TrSpfchen Natronlauge versetzen, um es zuniichst weit- gehend zu konzentrieren.

Die ersten Teile des Kondensats rochen meist deutlich nach Acetaldehyd; erfreulicher Weise behinderten die organischen Neben- produkte in keiner Weise die kolorimetrische Brom-Bestimmung; es war also nicht nStig, Q mit einem Kontakt zu fallen, um eine vollsttindige Verbrennung zu erreichen.

Um das Verfahren zu erproben, wurde R mit etwa 5 ccm Wasser und bekannten Mengen an Brom~thyl beschickt; dieses wurde in Form einer alkoholischen LSsung yon etwa 100 ~, cm -3 zugesetzt.

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Abb. 2 gibt fiir einen der Eichversuche den zeitlichen Gang der im Kondensat wiedergefundenen Brom-Mengen an.

In der gleichen Weise wurden bekannte Halogenid-Mengen zu organischen Substratea gegeben und abgetrieben; bei 5--100 ~, Bromid auf 0,5--1 g Blur oder Gehirn wurden regelmil~ig 95--96~ wiedergefunden, bei noch kleineren Halogenid-Mengen etwa 90%. Nach Versuchen, die die Herren M. TIFFENEAU und BROUN nach meiner Abreise yon Paris durchgefiihrt haben, lassen sich Propyl- and Isopropylbromid genau so bestimmen. In der gleichen Weise wurden einige Mikrogramm Kthylbromid im Hirn von narkoti- sierten Miusen mfihelos nachgewiesen und bestimmt.

Es ist klar, dab bei vSlliger Erhaltung des Prinzips das Ver- fahren manchen Abwandlungen im einzelnen und verschiedenartig- sten Anwendungen zug~nglich ist; leider wird es mir in der nach- sten Zeit kaum mSglich sein, reich an ihrer Erprobung zu betei- ligen.

Die Versuche wurden im Laboratoire de Pharmacologie der Ecole de M~dicine der Universit~t Paris durchgefiihrt; Herrn Prof. M. TIFFENEAC danke ich fiir die gew~hrte Gastfreundschaft, Frau KAMKE fiir sorgfiltige und gewandte Hilfe.

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