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134 verschiedene Definitionen gibt es für „Industrie 4.0“, hat der Branchenverband Bitkom festgestellt. Wer hat bisher nachgezählt (oder nur grob geschätzt), wie eigentlich „Integrale Planung“ und „BIM“ definiert sind? Die Zahl dürfte kaum geringer ausfallen … Es wird ein neues Denken geben. EIN von Eckhard Martin E SSAY

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134 verschiedene Definitionen gibt es für „Industrie 4.0“, hat der Branchenverband Bitkom festgestellt. Wer hat bisher nachgezählt (oder nur grob geschätzt), wie eigentlich „Integrale Planung“ und „BIM“ definiert sind? Die Zahl dürfte kaum geringer ausfallen …

Es wird ein neues Denken geben.

einvon eckhard Martinessay

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Früher war alles besser? Der Spruch mag zwar mit schöner Regelmäßigkeit wiederholt werden, an seinem eher sinnfreien Inhalt ändert das jedoch nichts. Was hingegen zweifellos stimmt: Früher war vieles anders. Auch und gerade auf dem Bau. Die Muskelkraft, die durch Maschinen ersetzt wurde. Die handwerkliche Arbeit vor Ort, die mit der Vorfertigung von Bauteilen im Sinne von Gropius während der Bauhaus-Ära erstmals viel von ihrer Bedeutung verlor. Oder die architektoni-sche Freiheit der Form – der über die uniforme, reihenweise Wohnraumschaffung in Reihenhaussiedlungen in den 50ern und 60ern genauso ihre Grenze aufgezeigt wurde wie durch den überbordenden Gestaltungszwang, den manche Bebau-ungspläne ausüben.

Welche Auswirkungen die Digitalisierung der Welt in den kommenden Jahren auf die Baubranche im Allgemeinen, auf Architekten und TGA-Fachplaner im Speziellen haben wird, das dürfte in seiner Tragweite jedoch ohne Vorbild sein – und katapultiert uns paradoxerweise formal zwar in ein neues Zeit-alter. Zugleich gliedert es sich inhaltlich aber unmittelbar in die Tradition der Baumeister des 19. Jahrhunderts ein, die vom Ent-wurf über die Auslegung und die Rohbauphase alle Stufen ar-chitektonischen Schaffens und der HOAI bis hin zum letzten gesetzten Ziegel in Personalunion abdeckten …

Es hat Tragweite

Die Industrie hat es der TGA-Branche (wieder einmal?) vor-gemacht. „Industrie 4.0“ heißt das magische Zauberwort. Das Schlagwort, das heute auf keiner Unternehmens-Jubiläums-

feier und keinem Produktionshallen-Richtfest fehlen darf – und das Wundertüten gleich doch von jedem mit eigenem Inhalt gefüllt wird. „Industrie 4.0“, das war einst als industriepoli-tischer Weckruf gedacht, damit Deutschland nicht die Digitali-sierung der Fertigung verschlafe. Daraus geworden ist: Sen-sorik, Vernetzung, „Maschinen-Intelligenz“, „atmende“ oder „smarte“ Fabriken, Fabriken der Zukunft, die „gläserne“ Fer-tigung mit deterministischem Steuerungsansatz statt erprob-tem Zentralismus, und über allem schwebt oder droht (je nach Sichtweise) „Big Data“.

Zusammengefasst: viele Worte, viel Inhalt, aber wenig strukturierte Übersicht. Vor allem: nur bedingt belastbarer Kundennutzen. Mehr Effi zienz? Ja, wenn zuvor die Sachinves-titionen getätigt und die komplett umgewälzten Prozesse sich eingeschliffen haben. Die Effi zienz – mag dann gegeben sein, wenn nicht schon der nächste Entwicklungsschritt dräuen und die Effi zienz nicht gleichzeitig zumindest einen gewissen Ren-tabilitätstest bestehen müsste.

Mehr Transparenz? Wird ebenso erreicht. Jedes Produkt, je-des Teilchen dafür, jeder Schritt dahin ist nachvollziehbar, über-wacht, protokolliert, in der Cloud (oder wo auch immer) doku-mentiert – so die Idealvorstellung. Mit dem Vorteil schnellerer Rückverfolgung bei Mängeln, beispielsweise. Oder künftiger Optimierungsmöglichkeiten, wenn die Rückmeldungen der Komponenten tatsächlich erfasst und verarbeitet werden. Ob es wirklich so ist oder stattdessen nur Fehleranfälligkeit und Datenwust erzeugt werden, muss die Praxis der kommenden Jahre beweisen. Oder, zurück zur Transparenz, der direkte Dia-

INHALTEDITION NOVEMBER 2015

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8 Nutzen der Integralen Planung

12 Quergedacht. Integral gedacht?

22BIM – in erster Linie ein niederländisches Phänomen

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log mit der Maschine, um den Fertigungsprozess zu optimie-ren – für mehr Effi zienz (siehe oben), was dann einem sich permanent selbst optimierenden Zirkelbezug ganz nahe käme …

Was das alles mit der Baubranche im Allgemeinen und der TGA im Besonderen zu tun hat? Eine ganze Menge, denn die zentralen Gedanken hinter der „Industrie 4.0“ schlagen jetzt aus der sach- und produktbezogenen Bedürfnisbe-friedigung auf die zentralen Säulen des originären Seins, auf das zutiefst individuelle Wohnen und Leben durch: das Haus, die Wohnung, das Zimmer; das Licht, die Wärme, die Frischluft, der Ausblick – die Abhängigkeiten zwischen diesen Orten und ihren Aggregatzuständen, zugleich dem Sein und dem Bewusstsein des Einzelnen innerhalb dieser existenzialistischen Räume und ihrer Begrenzungen wird durch die Digitalisierung des Bauens der Zufälligkeit (und damit auch der ihr zugleich innewohnenden Beliebigkeit) ent-hoben und in ein vernetztes Ganzheitliches überführt, das ge-regelt und geprüft, gesteuert und verifi ziert, aufgezeichnet und nachvollzogen, ja sogar verglichen und bewertet werden kann.

Es wird notwendig

Auf dem Weg dahin sind wir schon viele Schritte gegangen.

Aus ausstattungstechnischer Sicht waren vielleicht die Be-wegungsmelder, um Licht oder Alarm zu schalten, der Anfang. Raumthermostate oder -regler mit Präsenzerkennung setzen

sich derzeit in der Breite durch. Genauso wie über den lokalen Router und WLAN weitergeleitete drahtlose Störmeldungen. Per App steuerbare Leuchtmittel sind der neueste Clou für die Masse. Das Niveau (der Technik, nicht der Masse!): überwie-gend unidirektional, mehr Signal als Steuerung, unterschied-lichste Protokolle, wenig Vernetzung.

Aus bautechnischer Sicht waren wohl die Bemühungen, den Primärenergiebedarf von Gebäuden zu decke(l)n, einer der ers-ten Schritte. Große Fenster als Sonnenfallen wirkten auf die Ar-beit der Architekten ein, die entsprechende Innenraumgestal-tung als Folge fast zwangsläufi g nach sich ziehend.

Dann: die Gebäudegeometrie. Die EnEV war die Steilvorlage für eine möglichst reduzierte Umfassungsfl äche; spätestens das EEWärmeG verschränkte Architektur mit Haustechnik; und die ideologisch aufgeladene Forderung für mehr Nachhaltigkeit beim Bauen (Stichwort: graue Energie) tat auf einer parallel ver-laufenden Überzeugungsschiene ihr Übriges.

Die markanten Stichworte fallen und fi elen nicht in dieser Reihenfolge. Aber sie sind da, im öffentlichen Diskurs, und sie befruchten sich gegenseitig.

Es werden Wechselbeziehungen und Abhängigkeiten ge-schaffen, denen sich das gewohnt arbeitsteilige analoge Wirt-schaften auf der Wertschöpfungsstrecke aus architektonischem Entwurf und TGA-verantworteter Auslegung, handwerklicher Realisierung und letztlich auch Betriebsweise während der Nut-zungsphase zwingend anpassen muss.

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24Der Floskeln sind genug gewechselt?!

3OElektronische Produkt-datenkataloge für die TGA

38 Idee und Praxis – Building Information Modeling

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Wobei „anpassen“ fast schon ein Euphemismus ist: das „gewohnt arbeitsteilige analoge Wirtschaften auf der Wert-schöpfungsstrecke“ wird durch Anpassung allein nicht über-leben.

Der Zwang zur Veränderung sollte besser mit „Revolution statt Evolution“ überschrieben werden, denn letztlich steht heute das zentrale Wesensmerkmal des arbeitsteiligen Wirt-schaftens, eben die Arbeitsteiligkeit, nicht mehr nur auf dem Prüfstand, sondern vor dem Aus.

Die Frage nach dem Warum dahinter ist über die ge-schilderte Abhängigkeit und Wechselbeziehungen bereits beantwortet:

Nicht die Funktionalität, der Wirkkreis des im jeweiligen Prozessschritt Verantwortlichen determiniert die Aufgabe und ihre Lösung, sondern deren vielschichtige Einbettung in das Projekt und dessen natürlich sinnvollerweise vorab zu defi nierende Zweckbestimmung. Dafür bedarf es jedoch zweier grundlegender Voraussetzungen:

• einer projektorientierten Teamarbeit und

• einem durchgängigen Informations-(hier: Daten)fluss, der die Gesamtheit des Projektes über die komplette Prozesskette hinweg mit ihren extrem unterschiedlichen Anforderungen abbildet, ohne gleichzeitig durch seine Kleinteiligkeit die einzelnen Wertschöpfungsstufen zu überfordern.

Kurz: Wir sprechen von

• Integraler Planung und von

• Building Information Modeling (BIM).

Das eine bildet die Wirkzusammenhänge des gewerkeüber-greifenden Entwerfens, Planens und Realisierens ab. Das andere beschreibt die Methodik in der Umsetzung, die – und jetzt schließt sich der Kreis – ohne eine konsequente Digitalisierung sämtlicher Prozessschritte nicht zu leisten sein wird.

Das neue Selbstverständnis des Architekten, des Fachplaners, zu Ende gedacht auch das des Fachhandwerkers, defi niert sich also nicht mehr über CAD und Produktinformationen im Data-norm-Format, sondern über die Freiheit grenzenlosen Denkens, das in einer durchgängig auf allen Ebenen nutzbaren Software seine Entsprechung fi ndet.

So einen Kulturwandel hat es schon einmal gegeben, in jüngerer Zeit, und im Kleineren. Als Rechenschieber und Zei-chenbrett durch PC und Planungsprogramme abgelöst wur-den. Die neue Kulturrevolution – und auch das entspricht dem Kern des digitalen Wesens – wird allerdings physisch nicht so greifbar werden. Sondern stattdessen ihre Wirkmacht in Bits und Bytes, in lesbaren – oder eben in einfach nicht mehr brauchbaren! – Datensätzen entfalten und derart zur alles durchdringenden, alles vereinnahmenden Kraft werden, die (neben allen Risiken) zu völlig neuen Gestaltungsmöglichkei-ten führt.

54Intelligente Gebäude setzen Integrale Planung voraus

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44 Lebenszyklus-Betrachtung von Gebäuden

Digitalisierung der Bauwirtschaft schreitet voran 5O

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Die Risiken sind in diesem Kontext im Übrigen bewusst eingeklammert, denn sie sind zum einen immanenter Be-standteil jeder technischen Revolution. Genauso, wie sie je-den gesellschaftskulturellen Umwandlungsprozess begleiten. Und auf dem Bau, in der TGA-Planung wird sich in den kom-menden Jahren beides parallel vollziehen. Zum anderen sind viele dieser vermeintlichen oder tatsächlichen Risiken aktuell eher irrational-diffus erlebt denn fachlich-sachlich belegt.

Allein schon vor dem Hintergrund, dass weder die Integrale Planung noch das Building Information Modeling zumindest in unseren Breitengraden bisher über ein gewisses Wunsch-denken mit Vortragsstatus wirklich hinaus gekommen ist. Womit die Bestrebungen auf den unterschiedlichsten Ebenen – normativer Natur beispielsweise, wie beim VDI, oder vom Lobbyismus getragen, wie bei der Bundesingenieurskam-mer als Mitbegründerin von „planen-bauen 4.0“ – an dieser Stelle wahrlich nicht geschmälert werden sollen! Eher im Gegenteil: Es gilt Respekt auszudrücken vor jenen, die sich der Sisyphusarbeit stellen und gegen alle Widerstände versu-chen, die notwendigen Standards im Geiste wie in der Form zu entwickeln, die für die Durchsetzung der Integralen Pla-nung und des BIMs als Umsetzungsmethodik künftig unver-zichtbar sind.

Aber zurück zu den Risiken. Es gibt sie, ohne den ungeklär-ten status operandi bemühen zu müssen. Und sie lassen sich bereits perspektivisch quantifi zieren. Nämlich über den abge-koppelten Prozentsatz derer, die sich wahlweise dem neuen gedanklichen Ansatz verweigern oder der Digitalisierung ihres

Tagesgeschäftes oder übelsterweise beidem. Sie werden zu den „digitalen Wende-Verlierern“ gehören, zweifelsohne. Im Gegensatz zur Kultur-Revolution vom Zeichenbrett zum PC im Planerbüro der 70er-Jahre werden sie es diesmal aber wohl erst merken, wenn es zu spät ist – denn die Dynamik, mit der sich hier aktuell die Marktveränderungen vollziehen, hat zumindest in der jüngeren Zeit und in unserer Branche ebenfalls kaum ein Vorbild. Bemühte Analogien sind vielleicht der Siegeszug des Internets oder die Marktdurchdringung des mobilen Telefonie-rens. Wer kennt heute noch einen Fernschreiber; wer schlurft zum abendlichen Telefonieren noch in die gelbe Zelle am Stra-ßenrand?

Was allerdings anders sein wird, ist die Schichtung der Verlierer. Nicht einzelne Berufsgruppen werden es sein, son-dern – auch hier dem originären Wesen der digitalisierten Pro-zesse folgend – es gehören alle zu den „Hochrisiko-Patien-ten“, die vom Planungs- und Bauprozess nach BIM auch nur ansatzweise betroffen sind. Der dem Zeichenblatt verschrie-bene Architekt sowieso, denn er müsste die Initialzündung liefern. Der fachbereichsorientierte TGA-Fachplaner oder Fassadenplaner nicht weniger, denn ihm wird die Schnittstelle zur Gebäudeintegration ebenso fehlen wie zu den Betriebs- und Nutzungsbedingungen. Und der Auftraggeber, Betreiber, Nutzer am Ende des Tages ohnehin, denn er wird eine Zeche zahlen müssen, die er so nicht bestellt hat – die ihm aber über fehlende Normen-Konformität, über mangelhafte Energie-effi zienz oder schlicht über ein zu wenig an Wohnkomfort entweder fi nanziell oder emotional dauerhaft ein schlechtes Gefühl bereitet.

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Solartechnik macht Kunden zu Produzenten

62Prüfstand zur Betriebsoptimierung von Gebäuden

72Kosten für IT-Klimatisierung transparent ermitteln

Nachhaltiges Bauen schafft Qualitäten

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Es wirft Fragen auf

Entwerfen 5.1? Planen 2.7? Bauen 4.0? Denken 0.0? Seit es auch für den mittelmäßig interessierten Durchschnittsuser er-kennbar unterschiedliche Software-Versionen gibt, hat sich im gesamten Sprachraum bekanntlich die Durchnummerierung für noch so kleine intellektuelle Entwicklungsschritte durchge-setzt, sobald sie den Mainstream bedienen. Es war nur eine Frage der Zeit (und überschaubarer Kreativitätsleistungen), dass diese Nomenklatura auf die verschiedensten Anwen-dungsbereiche adaptiert wurde. Substanziell hat das zwar nichts gebracht, aber es war plakativ. Hipp. Modern. Leicht verdauliche Kost. Phrasierte Begriffl ichkeiten, die sich in jedem Gespräch gut einstreuen lassen und den Knalleffekt des Infor-miertseins krachen lassen, ohne hinterfragt zu werden.

Dass gerade diese Phrasierung aber perspektivisch zu ei-nem Risiko werden kann – es sei an dieser Stelle nicht uner-wähnt. Denn bei der Integralen Planung, bei BIM geht es nicht nur um neu gedachte Zusammenarbeit über Gewerkegrenzen hinweg und damit um eine neue, alles überbrückende Soft-ware, die alle Tage je nach Bedarf upgedatet werden kann. Sondern es geht auch darum, dass auf der durchgeschliffenen Wertschöpfungskette künftig kreative und intellektuelle Leis-tungen erbracht werden, deren reale und virtuelle Besitzstän-de völlig ungeklärt sind. Der mit „Big Data“ hinterlegte Ent-wurf des Architekten – wie weit ist er seiner; wie weit bleibt er es? Wer hat das Urheberrecht; wer das der Weiterver-wertung? Und ab wann fängt die negative Beeinfl ussung, die Veränderung an – denn die künftigen Vernetzungen sind

unabdingbar mit dem Automatismus der Wechselseitigkeit hinterlegt?

Muss – werfen wir das Thema ganz weit – in einer digitali-sierten Welt nicht ohnehin die Frage des Besitzens und des Nutzens konsequenterweise unbedingt auch im gewerblichen Raum vom Produkt gelöst auf Prozesse und Abläufe abgebil-det werden? Beim eBook, bei der gestreamten Musik und den Videos aus derselben Quelle haben wir diese Tendenz ja schon – künftig auch beim Bauen? Wird der bei allen Verwerfungen im Ergebnis doch immer gradlinige Planungs- und Entschei-dungs- und Realisierungs- und Nutzungsprozess künftig nicht dauerhaft seiner Eindeutigkeit beraubt? Damit auf verschie-denen Ebenen interpretierbar, letztlich sogar nicht mehr ein-klagbar, weil ein virtuelles Kollektiv möglicherweise sogar kei-ne Verantwortung für das am Ende in Holz und Beton, in Kupferrohr und Aluminiumprofi le überführte Projekte über-nehmen kann?

Es sind also sogar erkenntnistheoretische Fragen, die hier be-rührt werden. Fragen, auf die es – Stand heute – noch keine Antworten gibt; zumindest keine befriedigenden. Die aber ebenfalls in den Diskurs geführt und in eben diesem behandelt werden müssen, denn latent tragen sie zu dem mannigfaltigen Unbehagen bei, mit dem manche Protagonisten auf Integrale Planung und BIM als Reizworte reagieren.

Die Diskussion ist hiermit eröffnet – und die Fachbeiträge auf den kommenden Seiten sollen als Anregung dazu dienen, sie auch zu führen. ■

88Mittelstand goes BIM

Notwendigkeit einer guten Software wird häufi g unterschätzt! 928O Nachhaltiges Bauen –

mehr als nur Energieeffi zienz

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