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24. Band, ] 15. Juli 1912.J J. T i t I m a n s, S t o r e h'sche Reaktion. 61 der einzige Beurteilungsfaktor ist. Man k~nn ~ueh aus den anderen AnMysenwerten insbesondere aus Sgure und zuckerfreiem Extrakt Schlfisse dahin ziehen, ob ein gespritete~' Most vorliegt oder nieht. Von besonderem Werte ist auch die Zungenprobe. Es ist bei einiger Ubung durchaus nicht sehwer schon hierdurch festzustellen, ob ein gespriteter Most oder ein vergorenes Er- zeugnis in Frage kommt. Dr. Groi~e-Bohle: Bei der Sache setbst m/is~n wir aueh die Absieht des Gesetzgebers in Betracht ziehen. Ich glaube, es war lficht~ seine Absicht, die Einfuhr dieser Weine zu ver- bieten. Der Vorsitzende: Es hat sich niemand mehr zum Wort gemeldet. Ieh sehliel~e deshMb .die Diskussion. Jedenfalls h~ben die Verhandlungen gezeigt, dM3 Herr Prof. Fresenius in seinem Vortrag ein Thema er6rtert hat, das das gr61~te Interesse seitens der N~hrungsmittel- ehemiker erheiseht. Wit haben nieht die Absieht geh~bt, die Frage beziiglich der Einfuhrf~hig- keit dieser Weine heute zu einer Entseheidung zu bringen. Wit h~ben nur in eine Ausspraehe d~riiber treten wollen, und ieh glaube, dab diese der Kommission, die uns im n~chsten Jahre fiber die Untersuchungsmethoden und Beurteilung der Stil~weine Bericht erstatten soil, wert- voile AnhMtspunkte gegeben h~t. Wir gehen nunmehr in unserer Tagesordnung weiter und ich erteile das Wort Herrn Dr. Tillra an s. Eine bequeme Ausfiihrungsart der S t or c h'schen Reaktion. Yon Dr. J. Tillmans. Mittei|ang aus der Chemiseh-hygienischen Abteilung (Abteilungsvorsteher: Dr. J. Tillmans) des St~dtischen Hygieniscben Ins~ituts in Frankfurt a. M. (Direktor: Prof. Dr. M. 1Nei~er). Die von St or ch 1) angegebene Reaktion zum ~achweis yon ungekoehter Milch in gekochter Milch leidet bekanntlich an dem ~echnischen Mange], daI~ die vorge- schriebenen, sehr verdiinnten L5sungen wenig haltbar sind. Aus diesem Grunde hat Utz ~) im Jahre 1902 die L5sungen zu umgehen versucht, indem el" das yon ihm verwendete p-Phenylendiamin (Ursol D) in fester Form anzuwenden sich bemfihte. Da U t z der Ansicht war, da~ bef der Reaktion, urn keine T~iuschungen aufkommen zu lassen, die geringe Menge p-Phenylendiamin angewende~ werden miisse, wic sie in den dfinnen L5sungeu enthalten ist, so liel3 er Tabletten mit einem indifferenten Stoff (Milchzucker), yon denen jede gerade die betreffende Menge p-Phenylendiamin enthielt, herstellen. Im folgenden Jahre versuehte U tz ~) in derselben Weise das Wasserstoffsuperoxyd dutch einen festen Stoff zu ersetzen. Er schlug verschiedene KSrper vor, unter ihnen auch eine Mischung yon Bariumsuperoxyd mit Kalium- bisulfat. Auch hier glaubte Utz die Wasserstoffsuperoxydmenge, wie sie in den dfinnen L5sungen angewandt wird, nicht fiberschreiten zu dfirfen; er wandte deshalb diese Mischung ebenfalls in Tablettenform an. Siegfeld ~) hat die yon Utz vorgeschlagenen Ersatzmittel nachgeprfift mid gefunden, dal3 die Mischung yon Bariumsup.eroxyd und Kaliumbisulfat nicht brauchbar win', was nach Siegfeld's Ansieht auf der Siiurewirkuug auf das Enzym beruht. i) 40. Berich~ d. Laboratoriums f. laudwirtschaftL Versuche der KgI. tier~rztl, u. land- wirtschafll. Hochschnl~ Kopenhagen 1898. ~) Chem.-Zig. 1902, 26, 1121. a) Chem.-Ztg. 1903, 27, 300. ~) Zeitschr. angew. Chem. 1903, 16, 770.

Eine bequeme Ausführungsart der Storch'schen Reaktion

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24. Band, ] 15. Juli 1912.J J. T i t I m a n s, S t o r e h'sche Reaktion. 61

der einzige Beurteilungsfaktor ist. Man k~nn ~ueh aus den anderen AnMysenwerten insbesondere aus Sgure und zuckerfreiem Extrakt Schlfisse dahin ziehen, ob ein gespritete~' Most vorliegt oder nieht. Von besonderem Werte ist auch die Zungenprobe. Es ist bei einiger Ubung durchaus nicht sehwer schon hierdurch festzustellen, ob ein gespriteter Most oder ein vergorenes Er- zeugnis in Frage kommt.

Dr. Groi~e-Bohle: Bei der Sache setbst m/is~n wir aueh die Absieht des Gesetzgebers in Betracht ziehen. Ich glaube, es war lficht~ seine Absicht, die Einfuhr dieser Weine zu ver- bieten.

Der Vors i tzende: Es hat sich niemand mehr zum Wort gemeldet. Ieh sehliel~e deshMb .die Diskussion. Jedenfalls h~ben die Verhandlungen gezeigt, dM3 Herr Prof. Fresenius in seinem Vortrag ein Thema er6rtert hat, das das gr61~te Interesse seitens der N~hrungsmittel- ehemiker erheiseht. Wit haben nieht die Absieht geh~bt, die Frage beziiglich der Einfuhrf~hig- keit dieser Weine heute zu einer Entseheidung zu bringen. Wit h~ben nur in eine Ausspraehe d~riiber treten wollen, und ieh glaube, dab diese der Kommission, die uns im n~chsten Jahre fiber die Untersuchungsmethoden und Beurteilung der Stil~weine Bericht erstatten soil, wert- voile AnhMtspunkte gegeben h~t.

Wir gehen nunmehr in unserer Tagesordnung weiter und ich erteile das Wort Herrn Dr. T i l l r a an s.

Eine bequeme Ausfi ihrungsart der S t or c h'schen Reaktion. Yon

Dr. J. Tillmans.

M i t t e i | a n g aus der C h e m i s e h - h y g i e n i s c h e n A b t e i l u n g (Abteilungsvorsteher: Dr. J. T i l lmans ) des S t ~ d t i s c h e n H y g i e n i s c b e n I n s ~ i t u t s in F r a n k f u r t a. M.

(Direktor: Prof. Dr. M. 1Nei~er).

Die von S t or ch 1) angegebene Reaktion zum ~achweis yon ungekoehter Milch in gekochter Milch leidet bekanntlich an dem ~echnischen Mange], daI~ die vorge- schriebenen, sehr verdiinnten L5sungen wenig haltbar sind. Aus diesem Grunde hat U t z ~) im Jahre 1902 die L5sungen zu umgehen versucht, indem el" das yon ihm verwendete p-Phenylendiamin (Ursol D) in fester Form anzuwenden sich bemfihte. Da U t z der Ansicht war, da~ bef der Reaktion, urn keine T~iuschungen aufkommen zu lassen, die geringe Menge p-Phenylendiamin angewende~ werden miisse, wic sie in den dfinnen L5sungeu enthalten ist, so liel3 er Tabletten mit einem indifferenten Stoff (Milchzucker), yon denen jede gerade die betreffende Menge p-Phenylendiamin enthielt, herstellen. Im folgenden Jahre versuehte U tz ~) in derselben Weise das Wasserstoffsuperoxyd dutch einen festen Stoff zu ersetzen. Er schlug verschiedene KSrper vor, unter ihnen auch eine Mischung yon Bariumsuperoxyd mit Kalium- bisulfat. Auch hier glaubte U t z die Wasserstoffsuperoxydmenge, wie sie in den dfinnen L5sungen angewandt wird, nicht fiberschreiten zu dfirfen; er wandte deshalb diese Mischung ebenfalls in Tablettenform an.

S i e g f e l d ~) hat die yon U t z vorgeschlagenen Ersatzmittel nachgeprfift mid gefunden, dal3 die Mischung yon Bariumsup.eroxyd und Kaliumbisulfat nicht brauchbar win', was nach S i e g f e l d ' s Ansieht auf der Siiurewirkuug auf das Enzym beruht.

i) 40. Berich~ d. Laboratoriums f. laudwirtschaftL Versuche der KgI. tier~rztl, u. land- wirtschafll. Hochschnl~ Kopenhagen 1898.

~) Chem.-Zig. 1902, 26, 1121. a) Chem.-Ztg. 1903, 27, 300. ~) Zeitschr. angew. Chem. 1903, 16, 770.

FZeitschr. L Untersuchung: 62 11. Hauptversammlung Deutscher Nahrungsmitteichemiker. l d. i~ahr.- u. GenulimitleK

S i e g f e l d finder ferner, da~ man unbedenklich das :l~5°/0-ige Wasserstoffsuperoxy4 ffir die Ausffihrung der Reaktion anwenden kann.

Aug unserer Hauptversammlung im Jahre 1907 in Frankfurt hat G r o s s e - B o h le 1) mitgeteilt, da~ man nach seinen Befunden bellebige Mengen festes lo-Phenylen- diamin anwenden kSnne (1 Messerspi|ze yell). Ferner h~lt G r o s s e - B o h l e die An- wendung des stiirkeren 3°/o-igen Wasserstoffsuperoxyds ffir unbedenklich.

Ffir die Vorpriifung der Milch erschien es uns wichtlg, eine mSglichst elnfache Reaktion zu besitzen, die man auch unbedenklich yon Laien ausf[ihren lassen kann. Zu dem Zweck versuchten wir ebenfalls, das Wasserstoffsuperoxyd dutch einen festen KSrper zu ersetzen.

Es erschien uns nicht unwahrscheinlich, dab bet Anwendung yon Bariumsuper- oxyd die in der Milch stets vorhandene geringe S~iuremenge ausreichen kSnnte, die fiir die Ausffihrung der Reaktion n5tigen Mengen yon Wasserstoffsuperoxyd frei zu machen. Bet n~herer Prfifung erwies sich das in der Tat als richtig. Es ist also bet An- wendung yon Bariumsuperoxyd, um Wasserstoffsuperoxyd zu erhalten, nicht notwendig, gleichzeitig ein saueres Salz anzuwenden, wie U tz es getan hat, sondern man kann das Freimachen des Wasserstoffsuperoxyds der in der Milch stets vorhandenen Milchsiiure bezw. den saueren Salzen fiberlassen. Ebenso ist es aueh nach unseren Befunder~ gleichgfiltig, welche Mengen yon p-Phenylendiamin man ~nwendet. Ob dieser Wider- spruch mk den Befunden yon U t z vielleicht daher rfihrt, da~ dieser KSrper jetzt in reinerer Form geliefert wird als friiher, vermag ich nicht zu entscheiden.

Die Ausffihrung der Reaktion mit festem p-Phenylendiamin und Bariumsuper- oxyd gestaltet s~ch au~erordentlieh einfach. Ich mSchte Ihnen die Ausfiihrung der Reaktion zeigen. Ich glebe in zwei Bechergl~ser je 10--20 cem ungekochte bezw. gekechte Milch ein. Aus diesen zwei Streugli~sern, wie sie ~tir Pfeffer und Salz be- nutzt werden, yon denen das eine p-Phenylendiamin, das andere Bariumsuperoxyd enthalt, streue ich nun in dis Milch jedesmal eine Prise ein. Beim Umschiittelu f~irbt sich dann dls ungekoehte Milch in wenigen Sekunden fiber Grfin tiefblau~ w~ihrend die gekochte Milch farblos bleibt. Von p-Phenylendiamin kann man, wenn die Ffi.rbung nicht sofort intensiv wird, eine oder zwei Prisen nachgeben, dagegeI~ nimmt man am besten nut eine Prise Bariumsuperoxyd.

Bet Anwendung yon viel Bariumsuperoxyd entsteht n~imlich anstatt des blauen ein roter Farbstoff. Es rtihrt das daher, da~ dann durch das viele Bariumsuperoxyd eine alkalisehe Reaktion in der Milch auftritt. Der betreffende Farbstoff ist abet in alkalischer L6sung bekanntlich rot. Ich kann Ihnen das in der Weise demon- strieren, daI] ich noehmals zu dem Inhalt des Gl~schens, das den blauen Farbstoff enth~ilt, mehrere Prlsen Bariumsuperoxyd aufstreue, l~ach einigem Umschfitteln vex- wandelt sich dann der blaue Farbstoff in ein helles Rot. Betrachtet man also aueh eine auftretende rote Farbung als Reaktion, so kann man auch so viel Bariumsuper- oxyd einstreuen, wie man Will. Verwendet man iedoch eine Prise auf 10--20 cm Milch, so wird der Farbstbff immer blau.

Da das p-Phenylendiamin dazu neigt, an der Wand zu kleben und sich schwer streuen li~I~t, so mischen wir es mit dem gleiehen Votumen reinen Seesandes. Es l ~ t sieh dann gut aus dem Streuglas ausschfitteln. Bel Anwendung des ~esten p-Phenylendiamins ist es gleichgfiltig, ob man die freie Base oder das Chlorhydrat verwendet. Parallelversuche ergaben dieselbe Wirkung. Wit verwenden deshalb

5) Diese Zeitschrift 1907, 14, 78.

24. :Band. ] 15. Juli1912.J J, T i I lmans , Storch'sche Reaktion. 63

p-Phenylendiamin pur. M e r c k , bei Bariumsuperoxyd wenden wir Barium peroxy- datum hydricum pur. M e t ck an.

Auf die Dauer tritt a11erdings auch bei gekochter Milch nach und nach eine Oxydation ein. Die ersten erkennbaren Spuren einer beginnenden Blauf~irbung treten etwa 10 Minuten bis 1/4 Stunde nach erfolgtem Zusatz ein. Nach 1 Stunde ist die Farbung immer noeh ebcn erst erkennbar. Ganz anders bei ungekochter Milch. Die Reaktion tritt hier stets sofort ein. Wie Sie soeben gesehen haben, ist sehon nach einigen Sekunden eine tiefblaue F/irbung vorhanden. Es ist also ausgeschlossen, dag diese innerhalb weniger Sekunden entstehende Farbung mit den Spuren vor~ Farbstoff, wie sic auch in gekochter Miieh nach langer Zeit entstehen, verwechselt~ werden kSnnte.

Wir haben auch versueht, um die Saehe noeh weiter zu vereinfaehen, das Bariumsuperoxyd mit dem p-Phenylendiamin zu mischen, um so nur ein Streuglas notwendig zu haben. Es hat sich abcr herausgestellt, dab derartige Gemische sich (lurch eine vor sieh gehende Oxydation des p-Phenylendiamins nach und naeh duukel fi~rl~en und an Wirksamkeit einbtigen. Man bteibt also am besten bei zwei Streu- gliisern, was ja auch die Handlichkeit des Verfahrens nicht nennenswert beeintr/ichtigen dfirfte. Die Haltbarkeit der getrennt in den Streugl~isehen aufbewahrten Pulver lii$~ niehts zu wfinsehen iibrig. Unsere in diesen G1/ischen vorhandenen Pulver sind schon fast 1/~ Jahr alt und haben ihre Wirksamkeit unver~indert beibehalten.

Bei Misehungen yon ungekochter und gekochter Milch ist noch bei einem Gehalt an ungekoehter Milch yon 5°/o naeh 1 his 2 Minuten eine sehr deutliche, unver- kennbare Blauf~rbung vorhanden. Auch bei einem Gehalt der Mischung yon 2°/~ ungekochter Milch ist nach wenigen Minuten eine schwache Blaufiirbung zu bemerken.

Versuehe mit ungekoehter, gesS~uerter Milch ergaben, da[g die Reaktion mi~ festem p-Phenylendiamin und Bariumsuperoxyd erst bei hohen Siiuregraden (etwa 50 °) negativ wird. Ferner ergab sieh in l~bereinstimmung mit den Beobachtungen anderer Autoren fiber die Peroxydase, da$ ein Erhitzen auf 80 °, eine Minute lang, die Re- aktion negativ werden lieg, dab dagegen ein 5 Minuten langes Erhitzen auf 700 nieht genii~e, die Reaktion merklieh abzuschwiiehen.

Ieh hoffe, dag diese einfaehe Ausfiihrungsart der S t o r c h ' s c h e n Reaktion manchem yon lhnen willkommen sein wird. Da jegliche Behandlung der Milch, ieg- liehes Abmessen oder Pipettieren wegf~llt, so dfirfte diese Art der Ausfiihrung der Reaktion nieh~ nur im Laboratorium gute Dienste zu leisten vermSgen; sie eignet sich vielmehr auch besonders zur Vorpriifung der Milch an Oft und Stelle dureh Polizei- beamte, Laboratoriumsdiener und /ihnliehe mit der Vorpriifung der Nahrungsmittel betraute, nicht wissensehaftlieh vorgebildete Personen.

I ) e r V o r s i t z e n d e : Ieh danke Herrn Dr. T i l l m a n s fiir seinenVorlrag und frage die Versammlung, ob sie eine Debatte wfinscht.

Diskussion:

Dr. GroBe-Bohle: Ieh mSchte den }~errn Reierenten fragen, wie empfindlich die Re- aktion ist..

Dr. Tillmans: Bei etwa 2~o ungekoehter Milch trat eine ~Bl~ufiirbung ein, bei 5 ~/o eine ziemlieh krgftige Blaufgrbung.

[Zoitsehr. f. Un{ersuehung 134 11. Hauptversammlung Deutseher Nahrungsmittelchemiker. I.d. /~ahr.- u. Oenullmittol.

Der V o r s i t z e n d e : Wfinseht noch einer der Herren das Wort? Das ist nicht der Fal l Wir gehen nunmehr zum ]etzten Punkt unserer heutigen Tagesordnung fiber: Z w e i t e B e r a t u n g des A b s c h n i t t e s T r i n k b r a n n t w e i n e . ~ Referenten fiber die letzen Vereinbarungen mit den Interessenten sind die Hen'en K. yon B u c h k a und A. J u c k e n a c k , yon denen der erstere leider verhindert ist, heute hier anwesend ~u sein.

Die Beurteilung der Trinkbranntweine.

Beriehterstatter: Reg.-Rat Prof. Dr. A. Juckenack-Berlin.

M. H.I Herr Geheimer Oberreglerungsrat Prof. Dr. K. v. B u e h k a , der die bier interessierenden Beurteilungsfragen seit der vori£brigen Versammtung in Kommis- sionssitzungen unter Zuziehung aller Interessentenkreise grfindlich hat durchberaten lassen und ihnen fortgesetzt besondere Beachtung geschenkt hat, ist Ieider diensdich ~rerhindert, an den heutigen Beratungen teilnehmen zu kSnnen. Er hat reich daher gestern abend vor seiner Abreise gebeten, Ihnen einen kurzen ~berblick fiber den bisherigen Verlauf der Angelegenheit zu geben.

Zunfichst mSchte ich hervorheben, dal~ infolge unserer Stellungnahme zur Beur- teilung der Trinkbranntweine in Interessentenkreisen Vorwiirfe gegen uns erhoben und Verd~ichtigungen uns gegenfiber ausgesprochen worden sind, die v o l l s t i i n d i g u n b e g r f i n d et sind und hier kurz zur Sprache gebracht werden mfissen.

Besonders verletzend - - ieh will keinen schiirferen Ausdruck gebrauchen, irotz- dem er am Platze sein w f i r d e - ist die Verd~ichtigung, dab wlr uns auf Veran- lassung yon tIerrn Geheimrat Prof. Dr. D e l b r i i c k dazu hergKben, der Spiritus- zentrale Vorspanndienste zu leisten! Die ganze bisherige Entwickelung der Freien Vereinigung Deutseher :Nahrungsmittelchemiker bfirgt daffir, dal~ wit keiner Interessenten- gruppe Vorspanndienste leisten. Wir suchen als unabh~ngige Sachverstiindige lediglich der Allgemeinheit, dem 5ffentliehen Wohle zu dienen und die Gesetze im Sinne des Gesetzgebers aaszulegen. Welehe Entwiekelung hat die Frage der Beurteilung der Trinkbranntweine tats~ichlieh genommen? Ganz unabhKngig yon unserer Vereinigung hat sieh Herr Geheimrat D e 1 b r ii c k sehon vor li~ngerer Zeit - - allerdings ohne Erfolg - - an die zusfiind!gen Reichs~tmter mit dem Ersuchen gewendet, eine reiehsgesetzliche Regelung der Materie vorzubereiten und helbeizufiihren. Inzwisehen wurden in Inter- essentenkreisen Verhandlungen eingeleitet, die bezweckten, eine Konvention zwischen den Spiritusproduzenten, der Spirltuszentrale und den Spiritusverbrauchern zustande zu bringen, die Vergfinstigungen ffir die Destillationsbetriebe als GroBabnehmer und daffir die Schaffung yon Mindestgrenzen ffir den Alkoholgehalt der Trinkbralmtweine vorsah. Gleichzeitig, aber ganz unabh~ingig von diesen Bestrebungen, wurde in unseren Kreisen fiber die Zunahme der Verw~sserung der Trinkbranntweine geklagt und die Frage er5rtert, ob es nicht zweckm~il~ig sei, das Kapite[ ,,Trinkbranntwein" unserer alten ,,Vereinbarungen" neu zu beraten, da wit bekanntlich fortgesetzt neue Kapitel vornehmea und zwar in der Reihenfolge, die uns jeweilig nach Gage der im Verkehr beobachteten Verh~iltnisse zweckmiii~ig erscheint. Und wenn man z.B. in Berlin die Beobachtung macht, dal~ unter Namen wie ,,Nordh~iuser", ,,Sehlesischer" u. s. w Gemische an das Publikum abgegeben werden, die noch weniger als 20 Vol.-°/o, ja gelegent- lich nur 12 bis 13 VoI.-°/o Alkohol enthalten, so ist es wahrlich ffir uns hSchste Zeit,