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 1 | 3 Ihn en wu rde d ie Ob hut f ür di e Ki nde r ent zog en. (3 Bilder) ! " Von Claudia Blumer Inlandredaktorin @claudia_blumer 06:48 Artikel zum Thema  Va ter der vermissten Mädchen festgenommen Ein Aargauer Vater, der mutmasslich seine zwei Töchter entführte, wurde an seinem  Wohnort verhaftet. Zuvor teilte er mit, wohin er seine Kinder gebracht hatte. Mehr... 27.07.2015 Die Redaktion auf Twitter Stets informiert und aktuell. Folgen Sie uns auf dem Kurznachrichtendienst. Blog «Eine Fremdplatzie rung f ällt die Behörde nicht einfach so» Im Fall der in Sisseln von den Eltern «entführten» Kinder stellen sich einige Fragen. Es ist ein spezieller Fall von Kindesentführung, der sich am Wochenende im Kanton  Aargau ereignet hat. Für einmal waren es die Eltern selber, die sich a bgesprochen und gemeinsam ihre Kinder aus dem Heim genommen haben, in dem diese platziert  worden waren. Ein 46-jähriger Schweizer aus Sisseln AG und seine 29-jährige philippinischst ämmige Frau haben ihre beiden fremdplatzierten Töchter (2 und 6 Jahre alt) am Samstagabend nicht wie vereinbart ins Heim zurückgebracht. Seither sind die Frau und die Töchter verschwunden, der Mann wurde gestern an seinem  Wohnort in Siss eln abgeholt. Nun wir d wegen «Entziehen v on Minderjährigen» gegen die Eltern ermittelt – ein Strafgesetzartikel , der erst letztes Jahr angepasst  wurde. Neu kann auc h eine Behörde de n Strafantrag stell en, wenn die Kinder  widerrechtlich a us dem Heim genommen werden, in dem sie platziert waren. So geschah es im Aargauer Fall: Das Familiengericht Laufenburg, das im September 2014 dem Ehepaar das Obhutsrecht entzogen hatte, stellte gestern bei der Staatsanwaltsch aft in Solothurn einen Strafantrag. Solothurn ist zuständig, weil die Kinder im solothurnischen Trimbach platziert worden waren. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die Eltern und klärt ab, wo sich Mutter und Kinder befinden. Den Vater hat sie gestern einvernommen. Was mit ihm nun geschieht, ob er in Untersuchungshaft genommen wird oder nach Hause gehen kann,  war nicht zu erfahre n. Die Kinder und die Mutter seien am Samstag auf die Philippinen geflogen und gut angekommen, berichtete der Vater mehreren Medien und via Facebook. Zudem machte er den Kindesschutzbehörden Vorwürfe. Diese seien «unprofessionell und unmenschlich», sagte er zu «20 Minuten online». Die Kinder seien ihm und seiner Frau wegen «Kleinigkeiten» weggenomme n worden, «Mentalitätsunterschieden». Auf den Philippinen schaue die ganze Verwandtschaft zu den Kindern, seine Frau sei mit dem hiesigen System überfordert gewesen. Eine Nachbarin pflichtete ihm bei: Sie kritisierte auf Tele M1 das «System», das sich  verbessern und vermehrt mit den E ltern zusammenarbeite n müsse, statt i hnen die «Eine Fr emdplatzie rung f äl lt die Behör de n icht e infach s o» - . .. ht tp:/ /www .t agesanze iger .ch/ sc hwei z/ st andard/e ine- fr emdplatz... 1 von 3 28.07.15 09:43

«Eine Fremdplatzierung fällt die Behörde nicht einfach so» - Schweiz: Standard - tagesanzeiger.ch

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  • 1 | 3 Ihnen wurde die Obhut fr die Kinder entzogen. (3 Bilder) - .

    Von Claudia BlumerInlandredaktorin@claudia_blumer 06:48

    Artikel zum Thema

    Vater der vermisstenMdchen festgenommen

    Ein Aargauer Vater, der mutmasslich seinezwei Tchter entfhrte, wurde an seinemWohnort verhaftet. Zuvor teilte er mit, wohiner seine Kinder gebracht hatte. Mehr...27.07.2015

    Die Redaktion auf Twitter

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    Blog

    Eine Fremdplatzierung fllt die Behrdenicht einfach soIm Fall der in Sisseln von den Eltern entfhrten Kinder stellen sich einige Fragen.

    Es ist ein spezieller Fall von Kindesentfhrung, der sich am Wochenende im KantonAargau ereignet hat. Fr einmal waren es die Eltern selber, die sich abgesprochenund gemeinsam ihre Kinder aus dem Heim genommen haben, in dem diese platziertworden waren.

    Ein 46-jhriger Schweizer aus Sisseln AG und seine 29-jhrigephilippinischstmmige Frau haben ihre beiden fremdplatzierten Tchter (2 und 6Jahre alt) am Samstagabend nicht wie vereinbart ins Heim zurckgebracht. Seithersind die Frau und die Tchter verschwunden, der Mann wurde gestern an seinemWohnort in Sisseln abgeholt. Nun wird wegen Entziehen von Minderjhrigengegen die Eltern ermittelt ein Strafgesetzartikel, der erst letztes Jahr angepasstwurde. Neu kann auch eine Behrde den Strafantrag stellen, wenn die Kinderwiderrechtlich aus dem Heim genommen werden, in dem sie platziert waren. Sogeschah es im Aargauer Fall: Das Familiengericht Laufenburg, das im September2014 dem Ehepaar das Obhutsrecht entzogen hatte, stellte gestern bei derStaatsanwaltschaft in Solothurn einen Strafantrag. Solothurn ist zustndig, weil dieKinder im solothurnischen Trimbach platziert worden waren.

    Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die Eltern und klrt ab, wo sich Mutterund Kinder befinden. Den Vater hat sie gestern einvernommen. Was mit ihm nungeschieht, ob er in Untersuchungshaft genommen wird oder nach Hause gehen kann,war nicht zu erfahren. Die Kinder und die Mutter seien am Samstag auf diePhilippinen geflogen und gut angekommen, berichtete der Vater mehreren Medienund via Facebook.

    Zudem machte er den Kindesschutzbehrden Vorwrfe. Diese seien unprofessionellund unmenschlich, sagte er zu 20 Minuten online. Die Kinder seien ihm undseiner Frau wegen Kleinigkeiten weggenommen worden,Mentalittsunterschieden. Auf den Philippinen schaue die ganze Verwandtschaftzu den Kindern, seine Frau sei mit dem hiesigen System berfordert gewesen. EineNachbarin pflichtete ihm bei: Sie kritisierte auf Tele M1 das System, das sichverbessern und vermehrt mit den Eltern zusammenarbeiten msse, statt ihnen die

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  • Kinder wegzunehmen.

    Muss sich das System verbessern? Kindesschutzexperte Christoph Hfeli sieht esanders. Die Hrden fr Fremdplatzierungen sind sehr hoch, sagt er. Das zeigtendie Zahlen: 2012 sind 1115 Fremdplatzierungen verfgt worden bei insgesamt 16 868Kindesschutzmassnahmen. In Normalfall geschehe eine Fremdplatzierung auchnicht sofort, sondern nach langen Abklrungen inklusive Beratung und Mediation.Nur in Ausnahmefllen, wenn das Kindeswohl akut gefhrdet sei, wrden Kinder denEltern sofort weggenommen.

    Was heisst Vernachlssigung?

    Trotzdem: Kindeswohlgefhrdung ist ein unbestimmter Rechtsbegriff undschwierig zu definieren, sagt Hfeli. Whrend die Kriterien psychische undphysische Misshandlung, sexuelle bergriffe oder Autonomiekonflikte nocheinfacher zuzuordnen seien, werde es bei der Vernachlssigung schwieriger. Wobeginnt Vernachlssigung? Medien zitieren Nachbarn der Familie aus Sisseln, dieerzhlen, die Kinder seien oft unbeaufsichtigt gewesen. Vernachlssigung bedeute jenach Alter des Kindes etwas anderes, sagt Hfeli: Bei einem kleineren Schulkindetwa, wenn es morgens allein aufstehen und zur Schule gehen msse und mittagsniemand da sei. Bei Suglingen und Kleinkindern sei es Vernachlssigung, wenn siezwei Stunden allein seien.

    Auch Jrg Caflisch, ehemaliger Leiter der Jugend- und Familienberatung Dietikonund SP-Grossrat im Aargau, verteidigt die Behrden. Eine Fremdplatzierung flltdie Behrde nicht einfach so. Bei einer ersten Gefhrdungsmeldung bleibe es in derRegel bei einem Gesprchs, man gebe Tipps und Anweisungen. Anders beiwiederholten Gefhrdungsmeldungen: Alarmzeichen sind ttlicheAuseinandersetzungen, allenfalls mit Verletzten und begleitet von Polizeieinstzen,sowie Drogen oder wenn Kinder wiederholt unbeaufsichtigt sind. DieKindesschutzbehrde erffne den Eltern eine Massnahme persnlich und erklre sie,sagt Caflisch. Die Behrde sagt den Eltern auch, was es braucht, um dieMassnahmen rckgngig zu machen.

    Bei den Rekursmglichkeiten sieht die Aargauer SP-Nationalrtin Yvonne FeriHandlungsbedarf: Es bruchte eine Art niederschwellig zugngliche Ombudsstellefr Betroffene, sagt sie. Zwar knnen diese heute schon rekurrieren, im KantonAargau beim Obergericht, im Kanton Zrich beim Bezirksrat. Doch oft seien dieLeute bezglich ihrer rechtlichen Mglichkeiten schlecht bewandert und scheutenden Rechtsweg. So haben auch die Eltern im aktuellen Fall den Gerichtsentscheidakzeptiert obwohl sie mit der Massnahme offensichtlich nicht einverstandenwaren.

    Psse blieben bei der Familie

    Stattdessen haben sie einen anderen Weg gewhlt. Der Vater erzhlte gestern inInterviews, wie er die Behrden in die Irre gefhrt habe mit dem Wohnwagen, den erim Raum Zrich an einer Tankstelle stehen liess. Auch htten sie das Flugticketretour gelst, damit niemand Verdacht schpfe. Die Reisepsse schliesslich habe dieFamilie immer noch besessen: Sie hatten sie uns damals wegnehmen wollen, abersie haben es vergessen, sagte er zu 20 Minuten.

    Ein Fehler? Er knne das nicht beurteilen, sagt Hfeli. Nur so viel: Den Pass nimmtman einer Familie ab, wenn die Gefahr von Kindesentfhrung besteht. Dies ist vorallem bei binationalen Ehen der Fall und wenn Vater und Mutter im Clinch sind.Beides trifft auf den Aargauer Fall zu. Doch solche Entfhrungsflle seien usserstselten, sagt Hfeli. Er habe in zehn Jahren Sozialarbeit keinen vergleichbaren Fallerlebt.

    Sozialarbeiter Caflisch sagt, die Psse wrden den Familien sehr selten entzogen.Das ist ein Misstrauensvotum, und man will ja gegenseitiges Vertrauen frdern.Die Aargauer Gerichte sagten gestern nichts dazu. (Tagesanzeiger.ch/Newsnet)

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  • (Erstellt: 28.07.2015, 06:55 Uhr)

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