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YES e.V. YES e.V. Eine Kurzfassung über das Yezidentum Yezidi-European Society / Civaka Êzîdî-Ewrupeyî

Eine Kurzfassung über das Yezidentumyezidi-european-society.de/images/file/Broschuere_YES.pdf · gel Tausî-Melek den Auftrag gegeben, die Erde zu schaffen und sie für die Lebewesen,

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Yezidi-European Society / Civaka Êzîdî-EwrupeyîYES e.V.

YES e.V.

Eine Kurzfassung über das

Yezidentum

Yezidi-European Society / Civaka Êzîdî-Ewrupeyî

Yezidi-European Society / Civaka Êzîdî-EwrupeyîYES e.V.

Die Yezidi-European Society (YES e.V.) wurde im September 2007 von einem dut-zend Intellektueller gegründet und sieht die Integration der Yeziden, auf der Basis einer europaweiten Kräftebündelung aller yezidischen Akteure und Intellektuellen, als einen ihrer zentralen Aufgaben an. Zum anderen möchten wir die Partizipation der yezidischen Gemeinde fördern und die yezidische Kultur bei ihrer Ausübung für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Anhaltspunkt dafür sehen wir uns als eine „Brücke“ zwischen der yezidischen Gemeinde und der Aufnahmegesellschaft und sowie der Politik. Wir vertreten hierfür die Standpunkte und Interessen der yezidischen Gemeinde. Gleichzeitig wollen wir die vertretbaren Erwartungen und Prinzipien eines gesellschaftlichen Zusammenlebens der Aufnahmegesellschaft in den Kreis der yezidischen Mitmenschen transportieren. Wir möchten die Positionen, Normen und Interessen zwischen der Aufnahmegesellschaft und den Yeziden vermitteln. Unserer Überzeugung nach, muss die Integration gestaltet wer-den. Die Gesellschaft braucht dafür Menschen, die Verantwortung übernehmen und die wiederum Mut zur Veränderung zeigen. Nicht nur Mut alleine, sondern auch Entwicklung von Kompetenzen ist von Bedeutung. Wir sehen die Partizipation von Zuwanderern an der Aufnahmegesellschaft als Schlüssel für eine erfolgreiche Integration. Partizipation bedeu-tet für uns vor allem eine gleichberechtigte Teilhabe am Bildungssystem und dem Arbeits-markt. Als auch die Mitwirkung in der Bürgergesellschaft und in der Politik. Partizipation ist die Voraussetzung für die Akzeptanz der grundlegenden Rechts- und Wertegrundlagen in Deutschland. Dafür muss die Politik die Rahmenbedienungen schaffen. Die Mehrheits-gesellschaft kann das Ganze beschleunigen oder verzögern. Für uns ist die Integration dann gelungen, wenn die Menschen nicht nach ihrem Aussehen, ihrer Religion und Her-kunft, sondern als Individuum beurteilt werden. Das gilt für alle Bereiche des Lebens.

Integration bedeutet für uns ein wechselseitiger Prozess, das friedliche Zusammenleben der Menschen mit unterschiedlichen Kulturen in diesem Land zu ermöglichen und zu fördern. Die Grundlage der Rechtsordnung ist die Verfassung.

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Vorwort

Die yezidische Religion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 03

Das Charshemba Sor-Fest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 04

Das Lalish-Fest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 05

Das Ezid-Fest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 05

Weitere wichtige religiöse Feste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 05

Yeziden in verschiedenen Ländern neu beheimatet . . . . . . . . . . . . Seite 06

Pfauen-Symbolik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 07

Religiöse Gebete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 08

Aus dem Gebet „Mein Herr“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 09

Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 10

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Inhaltsverzeichnis

Yezidi-European Society / Civaka Êzîdî-EwrupeyîYES e.V.

Yezidi-European Society / Civaka Êzîdî-EwrupeyîYES e.V.

Die yezidische Religion

Die yezidische Religion ist eine monotheistische Religion. Die Wurzeln liegen weit vor der Entstehung von Christentum und Judentum.Nach yezidischem Glauben ist Gott allmächtig und erschuf die Welt. Die yezidische Vorstellung ist, dass neben Gott keine zweite Kraft existieren kann, die ohne seine Für-sprache, ohne sein Dazutun etwas Böses verrichten kann. Deshalb existiert auch nicht die Gestalt des Bösen. Damit einhergehend ist auch die Vorstellung, dass das Leben für einen Yeziden nicht mit dem Tod endet, sondern es wird nach einer Seelenwanderung ein neuer Zustand erreicht. Der neue Zustand ist abhängig von den Taten im vorherigen Leben. In diesem Zusammen-hang spielen der „Jenseitsbruder“ (birayê achretê) für einen Mann, sowie die „Jenseits-schwester“ (khuchka akhretê) für eine Frau eine wichtige Rolle. Unter den Mitgliedern der Glaubensgemeinschaft sucht man sich zu Lebzeiten einen Bruder oder eine Schwester für das Jenseits aus. Diese Wahlgeschwister übernehmen im Jenseits gegenseitig die mora-lische Mitverantwortung für ihre Taten und in der Totenzeremonie „begleiten“ sie den Verstorbenen auf dem Weg zur neuen Bestimmung. Nach den Yezidischen Vorstellungen bestand die Verbindung der Jenseitsgeschwister bereits im vorherigen Leben und wird auch im künftigen Leben weiter bestehen.

Der Mensch ist in erster Linie selbst verantwortlich für sein Wirken. Aus yezidischer Sicht hat Gott dem Menschen die Möglichkeit gegeben, zu sehen, zu hören und zu denken. Er hat ihm den Verstand gegeben und damit die Möglichkeit, für sich den richtigen Weg zu gehen. Zentrale Bedeutung hat der Engel Tausî Melek, der durch einen Pfau symbolisiert wird. Nach der Schöpfungsgeschichte hat Gott „Tausi-Melek“ mit sechs weiteren Engeln aus seinem Licht erschaffen. Er hat die Allmächtigkeit Gottes gehuldigt und wurde von Gott zum Oberhaupt der sieben Engel erkoren. Er nimmt eine Art Stellvertreter-Funktion Got-tes ein. Man wird als Yezide in das yezidische Gesellschaftssystem hinein geboren; daher gibt es keine Möglichkeit, zum Yezidentum zu konvertieren. Dies schließt aus, dass Yeziden missionarisch tätig werden und Angehörige anderer Religionen bekehren. Es gibt keinen religiösen Fanatismus, der von der Überlegenheit der eigenen Religion über andere Glau-bensvorstellungen ausgeht. Aber, wenn jemand nach den Sitten und Gebräuche des yezi-dischen Glaubens leben möchte und sich dazu bekennt, kann keiner ihr/ihn das verbieten.Die Yeziden sind einer doppelten Verfolgung ausgesetzt. Einerseits erleiden sie seit Jahr-hunderten religiös motivierte Verfolgung. Fanatische Muslime vertreten die Auffassung, dass die Yeziden keiner nach Schari‘a-Kriterien rechtmässigen (Buch-) Religion ange-hören und deshalb zwangsweise bekehrt oder umgebracht werden müssen. Andererseits werden sie aufgrund ihrer kurdischen Ethnie benachteiligt.

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Die yezidische Religion Das Charshemba Sor-Fest

(kurdisch: Cejna Çarşemba Sor) Die Yeziden feiern das Religiöse Neujahrfest zu Ehren von Tausî-Melek.Das Charshemba Sor (zu deutsch Roter Mittwoch) ist das Yezidische Neujahrfest, das am Mittwoch im April eines jeden Jahres beginnend mit dem 14.04 gefeiert wird. An diesem Mittwoch im April, so glauben die Yeziden, hat Gott, der Allmächtige, dem En-gel Tausî-Melek den Auftrag gegeben, die Erde zu schaffen und sie für die Lebewesen, Menschen, Tiere und Pflanzen bewohnbar zu machen. Jedes Jahr kommt Tausî-Melek an diesem Tag zur Erde, um denjenigen Menschen, die an ihn glauben und ihn vereh-ren, Gesundheit, Schutz und Wohlstand zu geben. Aus diesen Gründen ist der Monat April bei den Yeziden ein heiliger Monat. In diesem Monat darf kein Haus gebaut, keine Hochzeit gefeiert und die Erde nicht umgegraben werden.Die Yeziden richten an diesem Tag ihre Hauseingänge mit prächtigem Blumenschmuck her und färben oder bemalen Hühnereier bunt. Rot-Weiße Bänder werden zusammenge-rollt meistens als Armreif getragen.Viele Familien treffen sich im freien auf einer Wiese zum gemeinsamen Picknick und Tanz.Gott schuf den Erzengel Tausî-Melek als erstes Geschöpf und vor den anderen sechs Erzengeln. Er befahl ihm, sich niemand anderem außer Ihm zu unterwerfen. Erst dann schuf Er die anderen sechs Erzengeln und befahl Ihnen, Ihm Erde zu holen, um den Urmenschen Adam zu schöpfen. Er schuf Adam und blies Ihm eine Seele ein. Anschlie-ßend forderte er alle Engel auf, sich vor Adam niederzuwerfen. Die sechs Erzengel taten es, nur Tausî-Melek tat es nicht. Als Gott Ihn nach dem Grund seiner ablehnenden Haltung fragte, darauf antwortete Er: „Wie soll ich mich jemand anderem außer Dir niederwerfen. Ich stamme aus Deinen Strahlen, Adam aus Erde (Asche). Übrigens habe ich Deinen Befehl nicht vergessen.“Dies war eine Prüfung von Gott und der Allmächtige belohnte Ihn dafür. Er ließ Ihn als Führer der Engel krönen und sandte Ihn als seinen Vertreter auf Erde. Deshalb glauben die Yeziden, Tausî-Melek Vertreter Gottes auf Erde sei, in dem Er einmal im Jahr zu den Menschen herabsteigt und zwar, wie am Anfang erwähnt, am ersten Mittwoch im Monat April.Die sieben Erzengeln heißen: Jibrail (Cibraîl), Asrail (Azraîl ), Mikayil (Mîkaîl), Der-dail (Derdayîl), Shemqail (Şemqayîl), Asasil (Azazîl) und Asrafil (Asrafîl). Jibrael ist Tausî-Melek

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Yezidi-European Society / Civaka Êzîdî-EwrupeyîYES e.V.

Yezidi-European Society / Civaka Êzîdî-EwrupeyîYES e.V.(kurdisch: Cimayîya Şêx Adî)

Das Religiöse Zentrum „Lalisch“ der Yeziden befindet sich im Nordirak. Das liegt zwi-schen Duhok und Moussul. Die Yeziden haben keinen Propheten. Sie bezeichnen jedoch Shekh Adi (11. Jahrhundert) als Wegweiser oder Reformer ihrer über 4 000 Jahre alten Religion. Zu seinen Ehren findet an dieser Pilgerstätte (06. – 13. Oktober) das Lalish-Fest (kurdisch: Cimayîya Şêx Adî) statt.

(kurdisch: Cejna Êzîd) Der Ursprung der Feier ist sehr alt und bezieht sich auf die Verehrung der Sonne. Auch im Yezidentum nimmt die Sonne einen hohen Stellenwert an und wird als das sichtbare Symbol Gottes verstanden. Im Ur - Yezidentum wurde die Sonne gar als Gottheit angebe-tet (deswegen die Bezeichung der Yeziden „Rojperest oder Shemsanî- Sonnenanbeter“). Nicht ohne Grund fällt daher der wichtigste Feiertag der Yeziden in die Sonnenwende. Weil die Tage zu der Sonnenwende immer kürzer werden und damit die Sonne immer we-niger zu sehen ist, fasten die Yeziden. Mit dem Feiertag wurde also ursprünglich das Ende der kurzen Tage gefeiert. Es ist das Fest zu Ehren Gottes.

Das Batizmî-Fest Fest zu Ehren Pîr AlîsÇilê Zivistanê Abschlussfest der 40-tägigen Fastentage des Winters Xidir Elyas Fest zu Ehren Khidir Elyas Xidir Nebî Fest zu Ehren Khidir Nebis Çilê Havînê Abschlussfest der 40-tägigen Fastentage des Sommers Cejna Şêşims Fest zu Ehren SheshimsCejna Xwedana Fest zu Ehren der Familien-Khudan (Schutzpatron)

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Das Lalish-Fest

Das Ezid-Fest

Yezidi-European Society / Civaka Êzîdî-EwrupeyîYES e.V.

Weitere religiöse Feste

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Weitere religiöse Feste

Yezidi-European Society / Civaka Êzîdî-EwrupeyîYES e.V.Yeziden in verschiedenen Ländern neu beheimatet

Ehemals Ursprungsreligion der Kurden, stellen die Yeziden heute eine religiöse Min-derheit unter den mehrheitlich im Verlauf der Jahrhunderte zum Islam konvertierten Kurden dar. Die Zahl der Yeziden weltweit wird auf ca. 2 Millionen geschätzt. Ihre Siedlungsgebiete befinden sich innerhalb der Verbreitungsgebiete der Kurden, die sich heute auf die Länder Irak, Syrien, Türkei und Iran verteilen. Die Mehrheit der Yeziden lebt im Irak (ca. 800.000). Weiterhin leben Yeziden auch noch in den ehemaligen Sow-jetrepubliken Armenien, Georgien sowie Russland. Fast alle Yeziden aus der Türkei und die Mehrheit der syrischen Yeziden sowie zahlreiche aus dem Irak, Georgien und Arme-nien leben in Westeuropa, überwiegend in Deutschland. (Da es noch keine Studie über die Zahl der Yeziden hier gibt, weiß man nicht genau, wie viele Yeziden in Deutschland leben. Aber, man geht davon aus, dass nach den Muslimen, die Yeziden die zweitgrößte Religionsgruppe ausmachen).

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Neue Heimat

Yezidi-European Society / Civaka Êzîdî-EwrupeyîYES e.V.Auch bei den Yeziden wird durchweg angenommen, dass das Symbol Tausî-Meleks

der Pfau ist. Einige Außenstehende glauben, dass die Yeziden diesen Vogel als Gottheit verehren. Andere vermuten, dass die Yeziden sogar einen Engel verehren, der Engel Pfau heißen soll. In der Mythologie der Yeziden spielt die Gestalt des Pfaus zweifelsohne eine wesentliche Rolle. Dieser Vogel symbolisiert aber weder Tausî-Melek noch wird er als Gottheit verehrt. Vielmehr wird er als Symbol des Sonnengottes Scheschems aus der Zeit der alten Völker Mesopotamiens übernommen. In der Entstehungsphase der yezidischen Religion wurde die Sonne als Gottheit verehrt, heute wird die Sonne als das sichtbare Zeichen Gottes im Himmel verehrt. Fast in jedem yezidischen Gebet taucht diese Verehrung und Verherrlichung auf. Wie die alten Ägypter den Adler als Symbol der Sonne genommen haben, haben die Kur-den den Vogel Pfau genommen. Vielleicht war seine prächtige Farbenvielfalt ausschlagge-bend. Tausî-Melek ist der Stellvertreter des Allmächtigen und die einzige Beziehung der Menschen zu Gott. Die Farbenpracht des Pfaus hat im übrigen in zahlreichen Traditionen des Nahen und Fer-nen Ostens ihren Niederschlag gefunden. Der Pfau gehört zu den schönsten Tieren dieser Welt. Er steht für Schönheit und Anmut. Die Tatsache, dass die yezidische Religion durch einen Pfau symbolisiert wird, ist charakteristisch. Besonders im Vergleich mit der Symbo-lik anderer Religionsgemeinschaften zeigt sich die friedliche und lebensfrohe Einstellung der Yeziden.

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Pfauen-Symbolik

Yezidi-European Society / Civaka Êzîdî-EwrupeyîYES e.V.Unter den Völkern des Nahen Osten waren die Yeziden alleine an Massakern ausgesetzt.

Bevor der Islam mit dem Schwert in Mesopotamien verbreitet wurde, war das Gebiet hauptsächlich von Yeziden bewohnt. Es heißt, die Yeziden glaubten als erstes Volk an einen Gott. Doch diese durften ihre Religion nicht frei leben. Alle ihre Gebete haben sie heimlich ausgeübt. In den mündlich überlieferten Gebeten, Psalmen, religiösen Liedern und Lobeshym-nen der Yeziden wird deutlich, dass der Glaube an Tausî-Melek im Mittelpunkt ihrer Religion steht. Vielleicht kann man eines Tages eine schriftlich fixierte Theologie um Tausî-Melek bilden.Im yezidischen Glaubensbekenntnis heißt es: Schech Hadi ist barmherzig und gnädig, der Heilige Schechssin ist unser Beschützer und berühmt, Scheschims (Sonnengott) ist das Licht der Welt, ich nehme meinen Glauben an, im Namen Gottes und des von Tausî-Melek.

Schech Hadi ist der Herrscher, Schechubekir ist mein Schutzherr, Sheshims ist meine Leuchte, ich spreche meine Glaubensbekenntnis im Namen des Herrn und des von Tausî-Melek...Im Abendgebet heißt es u.a.: O mein Herr, sei uns gnädig dem Gedenken an den Engel Tausî-Melek zuliebe, dem der vierzehn Sphären... Wenn man den Würdenträgern, die diese Psalme und Gebete von Generation zu Ge-neration erstaunlicherweise mit geringen Veränderungen überliefert haben, bei ihren Gebeten genauer zuhört, dann stellt man fest, dass sie beim Lobpreisen den Herrn (Gott) und Tausî-Melek nicht etwa im Plural (Mehrzahl) - sie sind zwei - aussprechen, sondern im Singular (Einzahl). Man sagt beispielsweise O Allmächtiger und Tausi-Melek, sei uns gnädig. Vielleicht glauben sie daran, dass Tausi-Melek nicht etwa ein Engel Gottes, sondern ein weiterer Name oder weitere Bezeichnung Gottes ist. In einem anderen Gebet heißt es:Wir beten den Gott an, der Tausend und einen Namen hat. Von diesen 1001 Namen liegt uns einer von ihnen besonders am Herzen, nämlich Xwedê. Der Buchstabe „X“ im Kurdischen entspricht lautmäßig den beiden Konsonanten „ch“ und wie im Wort Buch in der deutschen Schrift. Übrigens stammt diese Bezeichnung aus der Familie der indogermanischen Sprachen. Im Deutschen heißt der Herr Gott, die alten Germanen nannten ihn Godo, die heutigen Holländer Khod (Kh spricht man wie ch im Wort Buch), die Perser und Inder Khoda.

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Religiöse Gebete

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Aus dem Gebet „Mein Herr“ Mein Herr ist gnädig und barmherzig. Er befahl es die Erde und deren vier Ecken (Himmelsrichtungen) zu gestalten und zu formen.Mein Herr hat die Weltschöpfung vollendet. Er hat sie mit einer Atmosphäre (Abgrenzung) und einem Laufweg (einer Laufbahn) aus-gestattet und die Kinder Adams (die Menschen) darin angesiedelt.Mein Herr ist der Allmächtige im Himmel (das Geheimnis des Himmels). Er ist der Schöpfer des Tages, der Nacht und der Zeit. Alles Gute stammt (kommt) von ihm.Mein Herr ist der Gott der Engel.Er ist der Gott der sieben Engel, durch seine Allmächtigkeit.Er ist der Gott von den sieben Engel, die uns gottesfürchtig machen.Mein Herr hat das Dasein (Erde, Leben) aus der weißen Perle geformt und gestaltet. Übergab es den sieben Engeln für immer und ewig und hat Tausî-Melek zu dessen Führer (Fürsprecher) gekrönt.Mein Herr ist der Gott Adams. Er ist unendlich gütig.Zu jeder Zeit, in jedem Zeitraum, in jeder Epoche.

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Aus dem Gebet

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Die yezidische Religion kennt - anders als der Islam und das Christentum - nicht die Vorstellung von einem Widersacher gegenüber dem göttlichen Willen. Die Vorstellung der Existenz einer bösen Kraft ist bei den Yeziden nicht vorhanden. Vielmehr ist Gott einzig, allmächtig und allwissend. Nach yezidischer Vorstellung kann keine zweite Kraft neben Gott existieren, die ohne sein Dazutun etwas verrichten kann. Die Aussprache des Wortes des Bösen wäre gleichbedeutend mit der Akzeptanz der Existenz dieser bösen Kraft und stellt eine Gotteslästerung dar. Der Begriff wird von Yeziden daher nicht ausgesprochen. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass die Yeziden keine Paradies-Höllen-Theorie haben. Yeziden glauben an Seelenwanderung (kurdisch: kirasguhertin = Wiedergeburt).Der Mensch ist in erster Linie selbst verantwortlich für sein Wirken. Aus yezidischer Sicht hat Gott dem Menschen die Möglichkeit gegeben, zu sehen, zu hören und zu den-ken. Er hat ihm den Verstand gegeben und damit die Möglichkeit, für sich den richtigen Weg zu gehen.Tausî-Melek steht für die Anerkennung der Allmacht Gottes. Er wurde von Gott zum obersten der sieben Engel erkoren und steht somit im Mittelpunkt des yezidischen Glaubens. Nach der Schöpfungsgeschichte der Yeziden ist Tausî-Melek an der gesamten Schöp-fung, an dem göttlichen Plan aktiv beteiligt.

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Zusammenfassung

Yezidi-European Society / Civaka Êzîdî-EwrupeyîYES e.V.Kontakt: YES e.V.

Yezidi-European Society / Civaka Êzîdî-Ewrupeyî Anschrift: c/o Nesrettin Akay, Tuchstr. 8, 33699 BielefeldTel: 0177/1912701, E-Mail: [email protected] Website: http://www.yezidi-european-society.de