43
Eine qualitative Forschung Mittels der dokumentarischen Methode zum Thema (Cyber)mobbing (Zur Erlangung von 4 Creditpoints) Autor: Felix Gröschel Matrikelnummer: 188182 E-Mail: [email protected] Telefon: 0170.2323976 Studiengang: Master Medienbildung. Audiovisuelle Kultur und Kommunikation Seminar: Interviews führen und auswerten Dozent: Dr. Biermann

Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

  • Upload
    others

  • View
    4

  • Download
    1

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

Eine qualitative Forschung Mittels der dokumentarischenMethode zum Thema (Cyber)mobbing

(Zur Erlangung von 4 Creditpoints)

Autor: Felix Gröschel

Matrikelnummer: 188182

E-Mail: [email protected]

Telefon: 0170.2323976

Studiengang: Master Medienbildung. Audiovisuelle Kultur und Kommunikation

Seminar: Interviews führen und auswerten

Dozent: Dr. Biermann

Page 2: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

Gliederung

1. Einleitung

2. Das Vorgehen

2.1 Vorplanung und Durchführung

2.2 Auswahl der Informanten

3. Das Leitfadeninterview

3.1 theoretisches Grundgerüst

3.2 Problemstellungen und Schwierigkeiten bei der Durchführung

4. Fallbeschreibung Cybermobbing

5. Die dokumentarischen Methode – Eine Analyse

6. Fazit

7. Quellenverzeichnis

8. Anlagen

8.1 Transkription des Interview

8.2 Leitfadeninterview

Page 3: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

1.Einleitung

In dieser Hausarbeit wird eine qualitative Forschung zum Thema Cybermobbing

vorgenommen. Ziel war es, neben der reflektierenden Präsentation der eigenen

praktischen Anwendung der Forschungsmethode, die Einstellung des Infor-

manten zum Thema Cybermobbing zu erarbeiten. Eine Vielzahl von konstru-

ierten Teilfragen lief auf die zentrale Fragestellung hinaus, wie sehr Cyber-

mobbing unter den jungen Erwachsenen vertreten ist und inwieweit

Cybermobbing als zentrale Gefahr in unserer Gesellschaft angesehen wird.

Neben einer Erarbeitung der konkreten Forschungsergebnisse, hat diese

Ausarbeitung es zum Ziel, die qualitativen Forschungsmethoden in Anwendung

zu bringen und das eigene Vorgehen zu reflektieren und zu bewerten.

Für die Frage nach der Einstellung des befragten Informanten wurde ein

bestimmter Personenkreis in Betracht gezogen, von dem schlussendlich eine

Person rekrutiert wurde und die es in Form einer reaktiven Datenerhebung zu

interviewen galt. Im zweiten Kapitel dieser Arbeit ist in diesem Zusammenhang

genauer eruiert, nach welchen Maßstäben der Informant ausgewählt wurde

und warum. Dieses Kapitel skizziert grob das eigene Vorgehen. Anschließend

ist im dritten Kapitel kurz gerechtfertigt, warum die Methodik des Leitfaden-

interviews als am ergiebigsten für die eigene Zielstellung anzusehen ist.

Ergänzend hierzu erfolgt auch eine eigene kritische Betrachtung des geführten

Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber

auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine kurze Fall-

beschreibung zum Thema Cybermobbing ist im vierten Kapitel festgehalten,

ehe die Interviews nach der dokumentarischen Methode im fünften Kapitel

analysiert werden. Die Arbeit schließt mit einem Fazit, in dem die Kern-

aussagen zum Habitus der befragten Person festgehalten und Rückschlüsse auf

den erarbeiteten Orientierungsrahmen jenes befragten Informanten gezogen

werden, unter Bezugnahme auf die zentralen Fragestellungen.

1

Page 4: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

2.Das Vorgehen

In diesem Kapitel erfolgt eine kurze Skizzierung der eigenen Vorgehensweise.

Die Ambition dieser Arbeit wird somit gerahmt und kurz vorgestellt. Darüber

hinaus ist in Vorbereitung auf das nächste Kapitel die Auswahl des Informanten

erklärt.

2.1 Vorplanung und Durchführung

Da diese Arbeit in Rahmen der universitären Seminarveranstaltung „Interviews

führen und auswerten“ entstand, wurde ein Großteil der Planung im Seminar

und unter Anleitung des Dozenten geführt. Daher möchte diese Arbeit nur auf

ein paar wenige Aspekte der Vorplanung eingehen.

Als schwierig gestaltete sich das Zusammenfinden in Gruppen heraus, welches

unter Berücksichtigung gemeinsamer Forschungsinteressen zu erfolgen hatte.

Nach einer Einigung auf das grobe Forschungsthema des Cybermobbings,

begann der Versuch der thematischen Eingrenzung und Konkretisierung der

Fragestellung. Auf Basis von gemeinsamen Recherchen hinsichtlich des zu

erarbeiteten Forschungsgegenstands, erfolgte eine Einigung auf zwei zentrale

Fragen: Wie sehr ist Cybermobbing unter den jungen Erwachsenen vertreten

und inwieweit wird Cybermobbing als zentrale Gefahr in unserer Gesellschaft

gedeutet. Da die reaktive Form der Datenerhebung, in Gestalt des Interviews,

aufgrund der Thematik des Seminars bereits im Vorfeld feststand, musste sich

im Anschluss nur noch auf das 'wie' der Interviewführung und auf eine

Aufteilung der Arbeit festgelegt werden. So einigten wir uns auf eine

gemeinsame Erstellung des Leitfadeninterviews, aber auf ein eigenständiges

Rekrutieren der Informanten – wobei wir im Vorfeld bestimmte Auswahl-

kriterien festlegten. Darüber hinaus war sowohl die Durchführung als auch

Auswertung des jeweiligen Interviews eigenständig zu absolvieren. Die er-

hobenen Daten könnten später weiter ausgewertet und aufeinander bezogen

werden. Insgesamt wurden drei Interviews geführt mit unterschiedlichen

2

Page 5: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

Informanten. Diese Arbeit hat den Anspruch lediglich die Auswertung eines

einzelnen Interviews durchzuführen und die erhobenen Daten, wenn nötig,

weiterzuleiten.

2.2 Auswahl der Informanten

Wie schon in der Einleitung angesprochen, wollten wir uns bei der

Datenerhebung auf junge Erwachsene konzentrieren. Somit wurde das Alter

unserer Informanten auf 20 – 25 Jahren beschränkt. Es war für uns wichtig

gewesen, auf eine Personengruppe zu beziehen, welche den digitalen Wandel

„bewusst“ miterlebt hat und daher vielleicht eher den Anspruch erfüllt, die

digitale Welt von der „Offline“- Variante abzugrenzen und Erfahrungsberichte

zwischen beiden Möglichkeiten, aber auch den fließenden Übergängen

zwischen ihnen, mitzuteilen. Erwachsene unter 20 Jahren wären unserer

Auffassung nach in eine digitale Welt „reingeboren“ und hätten weniger einen

Übergang miterlebt, bzw. wären befähigt gewesen eine Abgrenzung vorzu-

nehmen. Das Alter hätte zwar auch nach oben angepasst werden können, aber

die Beschränkung auf das Alter 25 sollte eine Offenheit gegenüber den sozialen

Medien eher garantieren, wenngleich dies nicht immer der Fall sein muss, als

bei älteren Generationen um die 30 Jahre herum.

Des Weiteren war es von Bedeutung, die Informanten aus unterschiedlichen

Hintergründen heraus zu rekrutieren und dabei aber so offen wie möglich zu

bleiben. So wollten wir mindestens einen Studenten interviewen und eine

Persönlichkeit, die sich bereits im Berufsleben befindet. Außerdem sollten beide

Geschlechter vertreten sein.

Der Informant, dessen Interview in dieser Arbeit zur Analyse gestellt wird,

kommt aus dem universitären Hintergrund, ist männlich und war zu dem

Zeitpunkt noch 25 Jahre alt.

Da der Interviewer und Interviewte miteinander befreundet sind, sind die

erhobenen Daten sicherlich auch aus diesem Kontext heraus zu bewerten. Zum

einen hat es den Vorteil, dass eine Vertrauensbasis und angenehme Situation

des Interviews einfach zu schaffen ist, schließt aber auch die Möglichkeit mit

3

Page 6: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

ein, dass der Interviewte eventuell in seinen Antwortmöglichkeiten beschränkt

ist, da er den Interviewer mehr als Freund und weniger als neutrale Person

sieht - folglich vielleicht in manchen Antworten gehemmt ist und eine gewisse

Selektion vornimmt bei den Sachverhalten die er schildert und denkt. Dies gilt

es zu berücksichtigen.

Das Rekrutieren eines Freundes bot sich aber insofern an, als dass die

Bereitwilligkeit sich interviewen zu lassen aus freundschaftlichen Motiven eher

Erfüllung findet, als bei einem Fremden. Darüber hinaus geht es bei dem

Interview primär um Mobbing und dem Phänomen Mobbing in der digitalen

Welt. Dafür ist es von Nöten, ausschließen zu können, dass die interviewte

Person absolut keine Erfahrung hat in der digitalen Welt. Aufgrund der mir zur

Verfügung stehenden Hintergrundinformationen, konnte dieser Missstand

ausgeschlossen werden.

Die Wahl des Interviewten war also eher eine von Nützlichkeit und

Pragmatismus geprägte Entscheidung. Weitere spezielle Anforderungen an den

Informanten existierten nicht, da die Interviewführung nicht zu sehr gerahmt

werden sollte, um eventuelle Erkenntnisse nicht im Vorfeld zu negieren.

4

Page 7: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

3.Das Leitfadeninterview

Da das Interview primärer Teil der geleisteten Forschungsarbeit ist, bietet es

sich an im Vorfeld einige Gedanken dazu zu verlieren. Sowohl die theoretische

Grundlage eines Leitfadeninterviews soll präsentiert werden, als auch eine

reflektierende Selbstkritik zu den Schwierigkeiten bei der Durchführung.

3.1 Theorien des Leitfadeninterviews

Die Möglichkeiten ein Interview zu führen und auszuwerten sind in der

qualitativen Sozialforschung vielfältig. Zu den gängigen Methoden gehört das

narrative Interview, das fokussierte Interview und das problemzentrierte

Interview.1 Wir einigten uns in der Vorbereitungs- und Planungsphase auf die

Datenerhebung mittels eines fokussierten Interviews. Dieses ist in der Regel

durch einen vorher entworfenen Leitfaden teilstrukturiert. Es ist gekenn-

zeichnet durch die Prinzipien der Reichweite, Spezifität und Tiefe. Das Leit-

fadeninterview dient der Analyse von Lebenswelten und spezifischen Themen.

Es wird vor allem in der Medien- und Wirkungsforschung angewendet. 2

Wir entschieden uns für die Methode des Leitfadeninterviews, da hier die

gängigen Grundprinzipien jenem Verfahren unserem Ziel dienlich erschienen.

Es war uns wichtig, den Interviewten seine eigenen Relevanzen entwickeln und

formulieren zu lassen. Daher wollten wir so wenig wie möglich direkt ver-

fahren. Im Zentrum stand für uns das, was die Informanten eigenständig als

Rekonstruktion ihres thematischen Wissensbestandes anbieten.

Eine situative Flexibilität war aber insofern wichtig, als dass das Interview eine

interaktive Struktur aufweisen sollte. Außerdem hatten wir eine klare thema-

tische Eingrenzung und bestimmte Themen, die angesprochen werden

mussten. Sollte also der Interviewte, trotz aller Freiheit beim Reden, nicht auf1 Siehe auf BSCW-Server „Handout für Leitfadeninterview“: https ://wase.urz.uni-

magdeburg.de/bscw/bscw.cgi/506686?op=preview&back_url=461489 Seite 1

2 Przyborski, Aglaja/ Wohlrab-Sahr, Monika: Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch; Oldenbourg Verlag; München 2010 S.147

5

Page 8: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

den gewünschten Gesprächsbereich eingehen, so bestand jederzeit die Mö-

glichkeit zu intervenieren und mittels der entworfenen Leitfadenfragen das

Gespräch in die 'richtige' Richtung zu lenken.3

Bei der anschließenden Auswertung musste jedoch festgestellt werden, dass

das in dem Rahmen dieser Arbeit geführte Interview einige Grundgedanken

nicht gut umsetzte.

Ziel des Interviews ist es, Äußerungen aus dem Informanten zu entlocken, die

auf Ereignisse, Erfahrungen oder Handlungen und Wissen suggerieren die

durch das Interview selbst erst eine gedankliche Repräsentation finden.4

Für unser Leitfadeninterview stellten wir uns die Fragen, was wir von dem

Interviewten überhaupt in Erfahrung bringen möchten und wonach wir zu

fragen haben, um es zu erfahren. Letztendes diente der Leitfaden aber eher

einer Checkliste, die im Notfall in Betrachtung gezogen wurde, um keine

Aspekte der zu erforschenden Thematik außen vor zu lassen.5 Damit der

Informant freiwillig mit Informationen dient und eine gewisse Freizügigkeit

beim Interview anbietet, ist es wichtig eine vertrauensvolle und entspannte

Atmosphäre zu schaffen, was aufgrund der privaten Bindung zwischen

Interviewer und Interviewten kein Hindernis darstellte.

Ein entscheidender Punkt ist, dass man in kein Frage-Antwort-Spiel verfällt und

die Formulierung sowie Reihenfolge der Fragen sich am Gesprächsverlauf

orientieren. Hierbei ist es wichtig, die Motivation und Interessen der befragten

Person im Fokus zu halten. Offenheit, Spezifität, Kontextualität und Relevanz

sollten charakteristisch sein für das Leitfadeninterviews.6

Die Interviewart sollte durch einen neutralen Stil gekennzeichnet sein. Eine

gezielte Fragestellung mittels offener Fragen sollte dabei den Freiraum

3 Vgl. Qualitative Sozialforschung. S. 144

4 Siehe auf BSCW-Server „Handout für Leitfadeninterview“: http s://wase.urz.uni-magdeburg.de/bscw/bscw.cgi/506686?op=preview&back_url=461489 Seite 1f

5 Vgl. Qualitative Sozialforschung. S. 144

6 Vgl. Qualitative Sozialforschung. S. 142

6

Page 9: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

anbieten. Außerdem musste das Interview eine im Vorfeld durchdachte

Struktur besitzen, von der aber im Interview abgesehen werden kann, insofern

das Thema nicht gänzlich aus den Augen verloren geht. Die Fragen im

Konkreten waren offen, verständlich aber indirekt zielgerichtet. Wichtig war es,

für die Relevanzen und Präferenzen des Befragten offen zu sein, da hier in der

Regel die meisten Informationen zu finden sind. Vermeintliche Umwege in den

Ausführungen durften also nicht zu schnell abgeblockt werden, konnten aber

mit Hilfe der Fragen aus dem Leitfaden und durch das Stellen von Nachfragen

auch notfalls korrigiert werden.7

Somit ist das Interview in jedem Fall ein zielgerichtetes Interview, obgleich

auch nicht antizipierte Fragen und Antworten entdeckt werden sollten und es

additiv hierzu eine offene Struktur anbietet.

Das fokussierte, neutrale und zielgerichtete Leitfadeninterview wurde nach

diesen Idealen in der Gruppe gemeinsam entworfen. Die Anwendung erfolgte

aber wie bereits angeführt eigenständig. Im Anschluss erfolgt eine kurze

Reflexion des in dieser Arbeit durchgeführten Interviews.

7 Siehe auf BSCW-Server „Handout für Leitfadeninterview“: https://wase.urz.uni-magde burg.de/bscw/bscw.cgi/506686?op=preview&bac k_url=461489 Seite 3f

7

Page 10: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

3.2 Problemstellungen und Schwierigkeiten bei der Durchführung

Es stellte sich bereits als schwierig heraus, Fragen für den Leitfaden zu

entwickeln, die in ihrer Formulierung komplett frei sind von jeder Suggestion

auf eine Antwort. Diese dann auch in der Interviewführung so offen wie

möglich zu formulieren, ist nicht immer erfüllt worden.

Es ist rückblickend betrachtet sehr deutlich geworden, dass je offener die Frage

formuliert wurde, desto mehr Aussagen als Antwort kamen. Als Erkenntnis

kann verbucht werden, das konkrete und zielgerichtete Fragen zwar auf das

eigentliche Thema hinlenken, aber die Antwortmöglichkeiten von Beginn an

stark eingrenzen und dies rückwirkend nur schwerlich korrigiert werden kann.

In dem Moment, wo eine konkrete Frage gestellt wird und diese bereits in

Verdacht steht tendenziös zu sein, wird auch die dementsprechende Antwort

ausfallen und dieser Themenblock kann im Anschluss kaum noch in einem

offenen Gespräch eruiert werden. Bei der späteren Interviewauswertung wird

dieser Aspekt das ein oder andere Mal ersichtlich werden.

Die in der theoretischen Betrachtung des Leitfadeninterviews angeführte

Ambition, während des Interviews auf die Interessen und Wünsche des

Interviewpartners besonders eingehen zu wollen, wurde resümierend be-

trachtet weniger umgesetzt. Zu sehr war der Blick auf die Leitfragen und den

anvisierten Themenbereich gerichtet. Demgegenüber steht aber der Missstand,

dass das Thema Cybermobbing im Interview eher sekundärer Natur war.

Tatsächlich stand Mobbing als weitläufiger Begriff im Vordergrund. Hier wurde

erst in der Nachbetrachtung deutlich, dass die eigene Schwerpunktsetzung

nicht immer eingehalten wurde – trotz Leitfaden.

Es ist sehr schwierig im Gesprächsverlauf so offen wie möglich zu sein und die

Antworten ohne konkretes erfragen zu erlangen, sondern aus dem Gesprächs-

interesse des Informanten heraus zu gewinnen. Ein geschulterer Blick und ein

gewisses Maß an Übung bei der Durchführung von Leitfadeninterviews,

könnten diesen Missstand aber wohl schnell beseitigen.

Ansonsten scheint eher das Gespür für das Gespräch wenig vorhanden

gewesen zu sein: Ein Empfinden für das korrekte Antizipieren des Gesprächs

8

Page 11: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

und das gleichzeitige Wahren des Gesprächsschwerpunktes, stellte eine

Schwierigkeit aber dringend nötige Kompetenz dar.

Nicht weniger elementar ist es, dass Gespräch nicht wie ein Frage-Antwort-

Spiel wirken zu lassen. Dafür ist es wichtig nicht zu sehr auf den Leitfaden

fixiert zu sein. Die Lösung vom Leitfaden stellt hierbei weniger das Problem

dar, sondern vielmehr das (und trotzdem themenbezogene) Eingehen auf die

außerplanmäßigen Exkurse des Informanten, um dem Interview den ehrlichen

Charakter eines Gespräches zu geben.

Mit einer guten Vorbereitung des Informanten auf das, was auf ihn zukommt,

kann jedoch der Interviewer manche Probleme im Vorfeld beseitigen. So war

es in diesem Interview dem Informanten bewusst, um welches Thema es grob

gehen wird. Auch war dieser in der Rolle des Interviewpartners bereits geübt

und versuchte wohl diese Funktion besonders gut auszufüllen. Das hatte den

Vorteil, dass inhaltliche Exkurse eigentlich nicht oft vorkamen, dafür sind

„versteckte“ Informationen, die den Informanten vielleicht selbst nicht so

bewusst sind und bei Exkursen zum Vorschein hätten kommen können, eher

selten aufgetreten.

Vom Vorteil war es, dass der Interviewpartner von redseliger Natur ist, stets

versucht ist sich klar und wissenschaftlich auszudrücken und ein offenes und

weitestgehend neutrales Interesse am Thema hatte. Daher existierte eine gute

Ausgangsbasis, die am Ende auch garantierte ein Interview geführt zu haben,

was trotz aller Schwierigkeiten, Fehler und Probleme ergebnisreich war.

Als zukünftige Orientierung bleibt hängen, dass der Leitfaden selbst vielleicht

weniger direkte Fragen beinhalten sollte, sondern vielmehr grobe Themen-

schwerpunkte besitzen müsste, die dann wahlweise in eigenen Worten zur

Frage gestellt werden sollten. Das Ausformulieren von einer Reihe von Fragen

führt dazu, dass diese häufig auch konkret gestellt wurden und eine Offenheit

dem Gespräch gegenüber vermissen ließen.

9

Page 12: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

4. Fallbeschreibung Cybermobbing

„Als Cybermobbing, Internetmobbing oder Cyberbullying gelten verschiedene

Formen der Belästigung, Nötigung oder Diffamierung anderer Menschen unter

Zuhilfenahme elektronischer Kommunikationsmittel.“8 So lautet eine Definition

von Cybermobbing, die wir als Forschungsgruppe im Vorfeld als Ausgangslage

verwendeten. Bezüglich der Abgrenzung vom normalen Mobbing heißt es

weiter: „Mobbing-Opfer erfahren dabei permanente Schikanen in Chatrooms

oder sozialen Netzwerken wie Facebook oder YouTube. […] Die Täter bedienen

sich teilweise der Mittel des klassischen Mobbings und stellen die Taten

beispielsweise mittels Filmsequenzen oder als Fotos ins Internet. Die

Handlungen können verbal, physisch oder seltener auch nonverbal vonstatten-

gehen.“9

Außerdem ist interessant, welche Aspekte erfüllt sein müssen, um von Mobbing

sprechen zu können: „Wiederholung: Die Angriffe müssen wiederholt über

einen längeren Zeitraum auftreten. Verletzende Absicht: Der Täter handelt

gezielt, um dem Opfer Schaden zuzufügen. Kräfteungleichgewicht: Zwischen

Täter und Opfer besteht ein ungleiches Kräfteverhältnis, wobei es irrelevant ist,

ob dieses Kräfteungleichgewicht tatsächlich besteht oder ob das Opfer dieses

lediglich als solches wahrnimmt. Hilflosigkeit: Das Opfer fühlt sich dem Täter

hilflos ausgeliefert, wobei auch hier unerheblich ist, ob diese Hilflosigkeit

tatsächlich besteht oder ob das Opfer diese nur als solche wahrnimmt.“10

Zusammenfassend ist zu konstatieren, dass das klassische Mobbing zu

Cybermobbing übergeht, wenn „[…] unter Zuhilfenahme elektronischer

Kommunikationsmittel [gemoppt wird]“. 11

8 http://www.cybermobbing-hilfe.de/#was-ist-cybermobbing letzter Abruf 30.06.2016/ 13.02Uhr

9 http://www.cybermobbing-hilfe.de/#was-ist-cybermobbing letzter Abruf 30.06.2016/ 13.02Uhr

10 http://www.cybermobbing-hilfe.de/#was-ist-cyb ermobbing 30.06.2016/ 13.02Uhr

11 http://www.cybermobbing-hilfe.de/#vom-mobbing-zum-cybermobbing 30.06.2016/13.03Uhr

10

Page 13: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

Diese Arbeit hat den Anspruch, den Kenntnisstand des Informanten zu erfragen

und herauszufinden, welche konkrete Erfahrung der Interviewte gemacht hat

und welche er bereit ist mitzuteilen. Dem Thema des Cybermobbing sollte sich

in einer Weise angenährt werden, mit der ermittelt werden kann, wie sehr

Cybermobbing unter den jungen Erwachsenen selbst vertreten ist und

inwieweit Cybermobbing als zentrale Gefahr in unserer Gesellschaft

wahrgenommen wird. Dies kann unmöglich unabhängig vom Stand der

Aufklärung zu diesem Themenbereich von statten gehen.

Eine Vielzahl von Aspekten zu diesem Schwerpunkt waren uns bei der

Leitfragenerstellung wichtig: Was ist Mobbing und wie grenzt es sich vom

Cybermobbing ab? Wer sind die Opfer und Täter und wer ist für die jeweilige

Rolle besonders gefährdet? Welche Erscheinungsformen sind bekannt? Wichtig

bei dieser Frage war es uns, auch eine Differenzierung von Mobbing unter

Kindern und Jugendlichen sowie Mobbing unter Erwachsenen vorzunehmen.

Die Frage nach den Symptomen und Folgen war Gegenstand unseres

Interesses, wie auch der Stand der Aufklärung bezüglich der Rechtslage in

Deutschland. Motive und mögliche Gegenmaßnahmen standen additiv dazu im

Fokus. Im Anschluss zu dem Gegenstand der Gegenmaßnahmen war die

Prävention, also Chancen der Vorsorge, besonders in diesem Interview ein

essentieller Schwerpunkt. Die Forschungsgruppe bezieht hierbei primär das

eigene Wissen von einer aufklärenden Internetseite12, welche in kommerzieller

Unterstützung der HypoChart GmbH gefördert wird.

Von besonderer Relevanz für das Interview war also auch das 'wie' der

Antworten des Informanten, in der Hoffnung, themenbezogene Position-

ierungen sowie Erfahrungen aufzuspüren.

12 http://www.cybermobbing-hilfe.de 30.06.2016/13.03Uhr

11

Page 14: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

5. Die dokumentarischen Methode – Eine Analyse

Das Interview begann mit einer kurzen Begrüßung und einer kleinen Vor-

stellung der Rahmenbedingungen des Interviews. Am Anfang wurde versucht,

sich dem eigentlichen Thema des Mobbings in Cyberspace unauffällig

anzunähern. Hierzu wurden Fragen zur Mediennutzung gestellt, um in

Erfahrung zu bringen wie sehr der Informant in der „Cyberwelt“ unterwegs ist

und seine Antworten dementsprechend überhaupt von Wert sein können.

Würde er keine digitalen Medien nutzen oder nur sehr reduziert, könnte er

auch nur wenige Erfahrungsberichte zum Cybermobbing mitteilen. Dies ergibt

durchaus Sinn, wenn schlussendlich der Habitus beleuchtet werden soll.

Eine Auffälligkeit findet sich bei der Reaktion auf die erste Frage, ob er (der

Interviewte) einen typischen Tag unter Verwendung von Medien beschreiben

könnte. Hierauf kam die Reaktion, ob jetzt „Medien allgemein oder bezüglich

des Internets“13 gemeint seien. Es fand also, ohne dass in der Frage dies

angesprochen wurde, eine Differenzierung von offline und online Medien statt,

was an späterer Stelle durchaus von Interesse ist. Im Anschluss bezog sich die

Beschreibung des Alltags trotzdem ausschließlich auf die Onlinemedien, obwohl

auf die Nachfrage mit „Medien Allgemein“ geantwortet wurde. Das Interesse

des Interviewten lag also primär auf das Nutzerverhalten hinsichtlich der

Onlinemedien. Dies bestätigt sich auch in seinen Ausführungen, in denen er

darüber spricht, dass er eigentlich den ganzen Tag „online“ ist.14 Auch wird im

ersten Satz betont, dass „es halt für [ihn] auch [...] das primäre“ Medium ist.15

Es konnte also früh festgehalten werden, dass der Informant im Cyberraum oft

unterwegs ist und sicherlich einige Erfahrung gesammelt hat.

Bezüglich der Mediennutzung teilte er auch mit, dass er zwar hauptsächlich im

Internet dauerhaft unterwegs ist um informiert zu bleiben, er aber auch immer

13 Siehe Anhang zu Interview: S.1 Passage 6

14 Siehe Anhang zu Interview: S.1 Passage 8

15 Siehe Anhang zu Interview: S.1 Passage 9

12

Page 15: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

erreichbar sein möchte: „jederzeit halt auch […] kommunikativ äh zur

Verfügung zu stehen“.16 Sein beschriebener Alltag bestätigt also die Eigen-

aussage, es sei das primäre „Nachrichtenkommunikationszentrum“.17 Was er

genau mit „es“ meint kann nur vermutet werden. Wahrscheinlich meint er das

Internet im Allgemeinen.

Da Mobbing nicht selten ein kommunikativer Prozess ist, schien es von

Interesse zu sein, mehr auf die kommunikative Funktion der Medien ein-

zugehen. Mit dem Ziel, herauszufinden, wie denn mit Freunden um Bekannten

kommuniziert wird. Dies sollte der Idee dienlich sein, anschließend auf

Nachteile eingehen zu können, in der Hoffnung, der Informant würde von

alleine auf das Thema Mobbing zu sprechen kommen.

Leider nahm der Interviewer in der einleitenden Frage nach dem Spektrum an

verwendeten Kommunikationsmitteln die Antwort „soziale Medien“ bereits

vorweg, da sie in der Frage schon enthalten ist.18 Nach einer längeren Pause

beginnt der Informant mit den sozialen Medien als Kommunikationsmittel,

vielleicht aber nicht der Präferenz wegen, sondern weil es eben in der Frage

zuvor bereits Erwähnung fand. Die Pause am Anfang diente hier eher als

Überlegungspause und könnte so interpretiert werden, dass er jetzt nicht

sofort wusste was er antworten soll. Am Ende seiner Antwort bezieht sich der

Informant wieder auf die sozialen Medien als Kommunikationsmittel und stellt

dabei auch gleich einen Vorteil heraus: Es sei einfacher, wenn man längere

Texte verfassen müsste. Ansonsten jedoch sei der direkte Weg via Handy zur

Kommunikation bevorzugt.19 Interessant ist, dass der Ton mitschwingt, die

sozialen Medien seien tendenziell nicht favorisiert. Dafür finden diese in den

Ausführungen des Informanten jedoch überdurchschnittlich viel Beachtung -

vielleicht aber auch nur, weil sie in der Frage schon vorkamen. Genau

16 Siehe Anhang zu Interview: S.1 Passage 9

17 Siehe Anhang zu Interview: S.1 Passage 9

18 Siehe Anhang zu Interview: S.2 Passage 20

19 Siehe Anhang zu Interview: S.2 Passage 21

13

Page 16: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

verifizieren lässt sich das rückführend leider nicht mehr. Additiv dazu betont

der Informant auf Nachfrage, dass er: „[...] quasi außerhalb von Facebook äh

eher der äh (2) na der stille Mitleser“ ist.20

In der weiteren Interviewführung wurde sich viel über die Vor- und Nachteile

unterhalten, was anscheinend das Interesse des Informanten geweckt hat.

Besonders die Aspekte der universellen Verknüpfung, die Möglichkeiten der

Kommunikation und Informationsverschaffung sowie die Verbreitung von

Informationen scheinen für den Interviewten von hoher Relevanz zu sein.21

Allerdings verknüpft er dies auch mit den Nachteilen. So betont er besonders

(„Ja:: natürlich [...]“22), dass der vereinfachte Informationserwerb kritische

Herausforderungen mit sich bringt. Vor allem aber hat der Themenschwerpunkt

der Kommunikation für ihn viel Gewicht:

„Auf der Gegenseite äh:: (4) das ist jetzt bei mir im Leben oder bei meinem

Freundeskreis nicht so oft zu beobachten äh allerdings äh kriegt man das ja

auch häufig eben über äh Nachrichten et cetera mit das das Privatleben äh

durchaus davon beeinträchtigt sein kann das halt Menschen halt lieber auf die

virtuelle Kommunikation zurückgreifen als auf die (.) äh auf die persönliche

Kommunikation auch wenn es gar nicht notwendig ist oder das es

peri=persönliche Leben darunter leidet indem (.) halt (.) obwohl man sich äh

persönlich äh sie dann auch äh man im virtuellen Raum tätig ist und so die

direkte Kommunikation auch stark leidet.“23

Es könnte informativ sein, dass für ihm das Niveau der Kommunikation,

aufgrund der vermehrten Kommunikation im virtuellen Raum, stark abge-

nommen hat. Dies verweist zum einen auf den Themenschwerpunkt der Arbeit

'virtuelles Mobbing vs. Reales Mobbing', da der Informant anscheinend gerne

20 Siehe Anhang zu Interview: S.3 Passage 25 -

21 Siehe Anhang zu Interview: S.3 Passage 25 - 27

22 Siehe Anhang zu Interview: S.3 Passage 27

23 Siehe Anhang zu Interview: S.3 Passage 28

14

Page 17: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

Unterscheidungen vornimmt von 'offline' und 'online', zum Anderen kommt

aber auch erstmals eine persönlichere Note ins Spiel, wonach er jetzt den

eigenen Freundeskreis miteinbezieht. Auch ist die Aussage, dass manchmal

das „persönliche Leben darunter leidet“24 nicht ganz unerheblich für das

weitere Vorgehen in der Arbeit. Auf weitere sehr deutliche Nachfragen zum

Thema Mobbing oder Streitereien in sozialen Netzwerken konnte der Informant

leider nicht reagieren, da für ihn ausschließlich die Kommunikation als solche,

ob direkt oder indirekt, von Bedeutung ist.

Zum Beispiel konnten die Fragen des Interviewers: „Haben sie in irgendeiner

Art und Weise selbst bereits [direkte] negative Erfahrung zum Beispiel über

soziale Medien erlebt oder im Freundeskreis beobachtet, dass jemand einen

negativen Effekt aufgrund von sozialen Medien empfangen hat, sei es zum

Beispiel via eines Gespräches oder [...] innerhalb der Kommentarfunktion oder

aber auch im normalen sozialen Leben dass sich das dort irgendwie abgefärbt

hat?“ und die Nachfrage „Also es geht gar nicht [...] um das Niveau der

Kommunikation ob das irgendwie abgenommen hat oder abgeschwächt hat,

sondern ganz einfach um das Empfinden der Menschen ob sie vielleicht [...]

ganz allgemein und generell gedacht vielleicht ein [...] Nachteil für ihre

Persönlichkeit hatten aufgrund dessen, dass sie soziale Medien genutzt haben

oder vielleicht ein negatives Feedback bekommen haben et cetera?“ überhaupt

nicht in ihren Sinngehalt erfasst werden. Es gilt an dieser Stelle zu beachten,

dass der Informant wusste, dass das Interview Cybermobbing zum Thema hat.

Warum also antwortet er, indem er auf das eigene Nutzerverhalten mit seinem

Handy eingeht und dass er zu sehr am „Handy klebt“?25

Offensichtlich wollte der Informant unbedingt darüber weitersprechen. Daher

erschien es von Nöten, durch eine der Leitfragen auf das eigentliche Thema

Mobbing direkt zu sprechen kommen, da der Informant diesen Themenbereich

mysteriöser Weise nicht im Blick hatte.

24Siehe Anhang zu Interview: S.3 Passage 28

25Siehe Anhang zu Interview: S.4 Passage 32

15

Page 18: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

Vielleicht interessiert ihn das Thema so wenig oder spielt in seinem Alltag eine

so geringe Rolle, dass die tendenziösen Fragen nicht in diesem Sinne erfasst

werden konnten.

Auf die deutlichere Frage, ob er denn schon mal erlebt hätte, wie und ob

jemand im Internet angegriffen oder beleidigt wurde, reagierte der Informant

nahezu ekstatisch: „ja:::::: nicht nur einmal Also das ist ja grade äh

momentan äh nicht selten zu erleben äh angesichts der ganzen äh politischen

Themen und da erlebt man das natürlich sehr häufig ja doch ja.“26 Der

Informant gesteht anschließend auch ein, selbst schon mal Objekt von

persönlichen Angriffen gewesen zu sein. „Ja::: auch ich äh wurde in Zuge

politischer Debatten äh (.) äh oder politischer Betätigungsfelder halt auch äh

schon etlich angegriffen ja“.27 Das betonte „ja:::“ und das „etlich“ am Ende der

Passage macht deutlich, dass der Informant wohl durchaus Erfahrung mit

persönlichen Angriffen gemacht hat und suggeriert auch einen gewissen

Wunsch darüber zu reden – was eine gute Gelegenheit ist, sich darüber dem

Begriff Mobbing anzunähern.

Anschließend bestätigte der Gesprächspartner auch, dass er dies unter

gewissen definitorischen Umständen als Mobbing bezeichnen würde. Die Frage

nach der genauen Definition bleibt an dieser Stelle vorerst noch offen und soll

es auch bleiben, da der Informant sich im Laufe des Gesprächs selbstständig

einen Mobbingbegriff machen soll.

Für den Informanten sind hauptsächlich politische Debatten wichtig und er

gesteht sich ein, primär darüber manchmal eine „[...]sagen wir mal aggressive

Art und Weise“28 der Artikulation zu bemächtigen. Der Informant gesteht

zumindest ein, durchaus ab und zu ein überdurchschnittlich „aggressives“

Verhalten an den Tag zu legen, wenn sensible Themen (zum Beispiel Flücht-

26Siehe Anhang zu Interview: S.4 Passage 34

27Siehe Anhang zu Interview: S.4 Passage 36

28Siehe Anhang zu Interview: S.4 Passage 42

16

Page 19: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

lingspolitik) in sozialen Medien Gesprächsthema sind. Auch könnte es „[...]

dann:: je nach Auffassung vielleicht sogar als Mobbing gewertet werden[...]“.29

Ohne direkt auf die Folgen von Mobbing im Speziellen eingehen zu wollen,

fragte ich zuerst, welche Folgen „solche Handlungsweisen“30, also die

aggressive Art Dinge anzusprechen, auf den Gegenüber haben könnte. Als

erstes wird hierbei mit dem Aspekt der Isolation geantwortet, der sicherlich

auch in Hinblick auf die Thematik des Mobbings von Bedeutung ist. Schwerer

verständlich ist die darauf folgende Ergänzung, nämlich, dass die hinter dem

Mobbing stehenden Argumente nicht zugänglich seien, weil die Art und Weise

der Vermittlung „kontraproduktiv“ sei.31 Welche und ob Argumente hinter dem

Mobbing stehen könnten bleibt wohl ungeklärt. Diese Antwort liegt aber

sicherlich auch daran, dass Mobbing bisher ziemlich nah an einem

Streitgespräch orientiert war und dementsprechend vielleicht beim Inter-

viewten eine Art Verwirrung vorherrschte, die sich auch am Ende seiner

Ausführungen wiedererkennen lässt, da er mehrere Pausen einlegt und häufig

Wortfüller wie „äh“ verwendet. 32 Die Differenzierung von einem Streitgespräch

und Mobbing könnte noch zu Verwirrungen sorgen, die allerdings für die

weitere Annäherung an das Thema Cybermobbing produktiv ist.

Im weiteren Gespräch wird statt der Begrifflichkeit 'Streitgespräch' das Wort

Mobbing bewusst eingesetzt. So wird die Frage gestellt, ob Mobbing virtuell

stärker ausgeprägt ist als Mobbing in der 'Realität'. Bei der Antwort geht es

jetzt weniger darum, ob Argumente durchgebracht werden können, wie

anfänglich noch bei der induktiven Verwendung des Verständnisses von einem

Streitgespräch als Mobbing. Bei der Beantwortung wird vom Interviewten

konstatiert, dass aufgrund der Anonymität eine Empathielosigkeit möglich ist

29 Siehe Anhang zu Interview: S.5 Passage 42

30 Siehe Anhang zu Interview: S.5 Passage 43

31Siehe Anhang zu Interview: S.5 Passage 44

32Siehe Anhang zu Interview: S.5 Passage 44

17

Page 20: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

und dadurch eine Enthemmung eintreten kann.33 Der Informant scheint sich

selbstständig dem Begriff Mobbing anzunähern und es besteht nun langsam die

Möglichkeit, den Wissenstand und die Erfahrungen zum Thema Mobbing

genauer zu erkunden. Auch war er in seiner Antwort bezüglich der Ent-

hemmung aufgrund der Anonymität und der fehlenden Möglichkeit zur

Empathie (aufgrund der Distanz im virtuellen Raum) nah an dem offiziellen

Kenntnisstand.34

Im weiteren Verlauf gibt sich der Informant ein wenig unsicher, wenn er betont

kein Experte zu sein, häufig seine Aussagen relativiert und dabei sehr viele

kleine Pausen lässt und Wortfüller benutzt.35 Dies wird zum Beispiel deutlich

bei der Frage, ob für das Opfer virtuelles Mobbing schlimmer sei. Festzuhalten

ist hierbei, dass der Informant glaubt im virtuellen Raum würden Dinge

schneller als Mobbing wahrgenommen werden, es aber schlussendlich keinen

Unterschied in der Schwere des Empfindens machen würde. Außerdem hält er

fest, dass sowas „Typsache“ ist und jeder Mobbing unterschiedlich wahrnimmt.

Besonders die Aspekte des 'Empfinden' und 'Wahrnehmen' scheinen ihm

wichtig zu sein. Dies bestätigt sich im weiteren Verlauf.

So zum Beispiel bei der Unterscheidung des Alters. Der Interviewpartner ist

der Meinung, dass bei Kindern oder Jugendlichen mehr gemobbt wird, als bei

Erwachsenen.36 Diese Aussage beginnt mit einem langgezogenen 'ja', einer

deutlichen und lauten Aussprache sowie einer etwas längeren Pause nach dem

'Ja'. Hier ist der Informant sich sicher in seiner Meinung, die lautet, dass

Kinder Mobbing eher als solches 'wahrnehmen'. Wieder spielt das Empfinden

eine besondere Rolle. So sagt er auch, dass dies vielleicht mit der Reife und

Persönlichkeitsbildung zu tun habe, die sei „noch nicht so ausgeprägt“.37 Es ist

33Siehe Anhang zu Interview: S.5 Passage 46

34 Zum Kenntnisstand siehe Kapitel 4: Fallbeschreibung

35Siehe Anhang zu Interview: S.5 Passage 48

36Siehe Anhang zu Interview: S.5 Passage 50

37Siehe Anhang zu Interview: S.5 Passage 50

18

Page 21: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

interessant, dass der Informant sich dem Thema Mobbing vor allem über die

individuelle Wahrnehmung der potentiellen Opfer und Täter annimmt.

Auf Nachfrage wird dieser Gedanke weiter ausformuliert: „[...] Ja also wie

gesagt [...] Ich denke halt dass das was mit den Charakter zu tun hat [...]

Viele Menschen nehmen vielleicht Mobbing schneller wahr als andere [...] sind

meine ich empfänglicher [also sensibler ...] und Erwachsene sind da halt schon

[...] eben halt erwachsener [...] Kinder und Jugendliche probieren ja eher noch

Grenzen aus und provozieren schneller [...] Und ja::: nehmen wenn sie Opfer

davon sind das auch intensiver wahr [...] weil die haben ja noch nicht so viel

Erfahrung damit denke ich Da spielt dann beides eine gleiche Rolle vermute ich

[...] Vielleicht sind Erwachsene auch über[sensibilisiert] und nehmen

Streitereien oder [...] Gemeinheiten gar nicht mehr so sehr wahr.“38 Eine

Auffälligkeit ist die Unsicherheit in der Antwort. Es sind sehr viele Pausen,

kurze wie auch lange Unterbrechungen, und Wortfindungsprobleme wieder-

zufinden. Da der Informant hierzu aber eine längere Ausführung gibt, scheint

es weniger eine Unsicherheit in der Meinung zu sein, als vielmehr eine

Problematik im Ausdrücken der eigenen Meinung zum Thema. Was vielleicht

daran liegt, diese Gedanken noch nie wirklich gefasst oder ausformuliert zu

haben. Der Informant lässt sich zwischen den verschiedenen Gedankengängen

Überlegungszeit und betont sogar die Begründung einer Meinung ganz

besonders: “(2) Und äh ja::: nehmen wenn“.39

Die bereits bekannten Gedanken wurden nun ergänzt durch die Idee der

Risikobereitschaft der Kinder, die noch Grenzen ausprobieren wollen und daher

eher provozieren. Außerdem seien sie sensibler, als Erwachsene. Erwachsene

hingegen könnten bereits übersensibilisiert sein und sind deswegen gegenüber

dem Mobbing nicht mehr so empfänglich. Der Informant macht mehr und mehr

deutlich, dass Mobbing für ihn vor allem eine individuelle Einstellungssache ist.

Man könnte ihm unterstellen, die Thematik zu verharmlosen, wenn er Kindern

und Jugendlichen lediglich eine gewisse Coolness im Umgang abspricht und

38Siehe Anhang zu Interview: S.5f Passage 52

39 Siehe Anhang zu Interview: S.5f Passage 52

19

Page 22: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

dass diese die Dinge zu schnell persönlich nehmen. 40 Diese Antwort war auch

wohlüberlegt, da ihr eine längere Pause vorhergeht.

Nach dem etwas provozierenden Einwand, dass Mobbing ja extremer sei als

das bloße Ärgern unter Kindern, stellt sich nun die Frage nach der genauen

Definition vom Mobbing um herauszufinden ab wann Mobbing für den Infor-

manten Mobbing ist und wie er es abgrenzen würde. Offensichtlich wechselt

der Interviewte in seinen Ausführungen bisher in verschiedenen Graden der

Schwere hin und her. Er wünscht sich selbst dringend eine genaue Beant-

wortung der Frage, was Mobbing sei - anschließend stellt er auch eigenständig

die Frage danach.41

Bei seinem Überlegungen stellt der Interviewte fest, dass Mobbing schon etwas

Schlimmeres sei als nur ein bisschen zu streiten. Den Grund sieht er aber

hierfür in der Kontinuität, die nötig ist, um Mobbing als Mobbing zu bezeichnen.

Nur wenn eine Person immer wiederkehrend geärgert wird, ist es Mobbing. Und

deswegen sei es auch was Schlimmeres, der Wiederkehr wegen. Auch ist die

Anzahl der Personen die ärgert unerheblich für die Definition von Mobbing. Mit

den Aspekten der Kontinuität und der Unerheblichkeit der Anzahl der Täter,

spricht der Informant zwei wesentliche Merkmale von Mobbing an. Des

Weiteren suggeriert er auf einen dritten wichtigen Aspekt, der in Kapitel 4

angesprochen wurde und auch in den gesamten Ausführungen des Inter-

viewten wiederzufinden ist: Den des Empfindens der Opferschaft: „wobei auch

hier unerheblich ist, ob diese Hilflosigkeit tatsächlich besteht oder ob das Opfer

diese nur als solche wahrnimmt.“ 42 Man kann also vorerst festhalten, dass der

Befragte durchaus ein aufgeklärtes Bild von der Thematik Mobbing hat,

wenngleich doch einige Überlegungen anfänglich verharmlosend oder unüber-

legt wirkten.

Nun war eine Basis gelegt, um weitere und bereits angesprochene Fragen

genauer zu ergründen. Die Frage, ob Kinder oder Erwachsene eher zum

40Siehe Anhang zu Interview: S.6 Passage 54

41Siehe Anhang zu Interview: S.6 Passage 56

42 Auszug aus Kapitel 4 bezüglich der Definitionsmerkmale von Mobbing

20

Page 23: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

Mobbing neigen, wird unter der nun reflektierten Definition von Mobbing

nochmal zur Diskussion gestellt. Dies wird vom Interviewer leider in

Verbindung mit mehreren Fragen gebracht (was sind häufige Lokalitäten von

Mobbing, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene), was die Beantwortung

vielleicht ein wenig schwieriger machte.43

Zu Beginn der Ausführungen bestätigt der Befragte noch einmal, dass Kinder

oder Jugendliche eher zu Mobbing neigen als Erwachsene aus den bereits

bekannten Gründen. Als der Interviewte jedoch auf die zweite Frage, nach den

Orten des Mobbings, eingeht, relativiert er seine Äußerung. So ist er der

Meinung, dass Erwachsene vielleicht doch häufiger und heftiger mobben als er

dachte. Eventuell sogar mehr als Kinder: „wenn ich so drüber nachdenke (2)

Vielleicht sogar öfter als bei Kindern in der Schule (3) Vielleicht sogar äh

heftiger“.44 Der Grund hierfür ist die Motivation. Wo es bei Kindern nach

eigener Aussage auf mangelnde Reife und dem bewussten Übertreten von

Grenzen zurückgeht, so könne die Motivation bei Erwachsenen, besonders im

Berufsleben, ernsterer Natur sein, weil sie Jemanden rausekeln wollen. Dies

wird mit einer energischeren Betonung bei der Einleitung dieses Gedankens

nochmal deutlicher. Auch die Pausen lassen vermuten, dass hier dem Befragten

erhellende und weiterführende Gedanken kamen.

Hervorzuheben ist auch, dass er der Meinung ist, dass Kinder eher im Internet

zu Mobbing neigen als es bei Erwachsenen der Fall ist. Ebenfalls mobben

Kinder an mehreren Orten. 45

Die Laune während dieser Passage scheint beim Interviewten sehr gut zu sein,

da er viel lacht und schmunzelt. Eventuell führt er sich von der Thematik des

Mobbings bei Erwachsenen überhaupt nicht berührt, vielleicht aufgrund

mangelnder Erfahrung in diesem Bereich. Dies kann aber vorerst nur vermutet

werden.

43Siehe Anhang zu Interview: S.6 Passage 59

44Siehe Anhang zu Interview: S.6f Passage 60

45Siehe Anhang zu Interview: S.6 Passage 60

21

Page 24: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

Da der Informant von sich aus erneut auf die Frage der Motivation des

Mobbings einging, als er konstatierte, bei Erwachsenen könne die Schwere des

Mobbing heftiger sein, bot es sich an hier nochmal genauer drauf einzugehen.

Wenngleich der Befragte mit einem längeren Zögern am Anfang seiner Aussage

und dem Einwand kein Psychologe zu sein, die Unsicherheit deutlich macht, so

führt er die Hauptmotivation des Mobbers auf ein mangelndes Selbst-

bewusstsein zurück. Diese suchen seiner Meinung folgend nach Selbst-

bestätigung, indem sie Schwächere mobben.46 An dieser Stelle konstatiert er

auch, dass die vermeintlich Schwächeren aufgrund ihrer Schwäche den

Mobbern somit auch in die Karten spielen, da diese bewusst nach Schwächeren

suchen. Er betont in seiner Wortwahl aber stets, dass es sich um Vermutungen

handelt. Eine gewisse Lockerheit und Unsicherheit ist in dieser Beantwortung

immer herauszulesen. In seinem letzten Satz, betont er nochmal die Wechsel-

seitigkeit zwischen dem Charakter des Opfers und dem des Täters. In seinen

ganzen bisherigen Ausführungen spielt die Emotionalität und das Empfinden

eine herausragende Rolle.

Die letzte Frage des Interviews beschäftigte sich mit den Präventions-

möglichkeiten. Hierauf geht der Befragte zuerst auf die mögliche Prävention

von Tätern ein. Allerdings tut er sich schwer bei den Maßnahmen, wie man

verhindern könnte Mobbingtäter zu werden. Salopp führt er die einfache Idee

an, dass man „[...] einfach aufhören [sollte] ein Arschloch äh zu sein.“47 Dies

führt er indirekt auf eine charakterliche Schwäche der Täter zurück, da er das

aktive Mobbing als „armselig“ bezeichnet und der Meinung ist, dass dies einen

selbst auch nicht glücklich machen würde, andere „runterzubuttern“.48 Hier

liest sich wieder die Motivation des Täters heraus, zu mobben um sich selbst

besser zu fühlen, woraus der Informant die präventive Maßnahme ableitet,

verstehen zu müssen, dass dies einen nicht glücklich machen würde. In

gewisser Weise ist seine Lösung Selbstreflexion. Der Informant tut sich sehr

46Siehe Anhang zu Interview: S. 7 Passage 62

47Siehe Anhang zu Interview: S. 7 Passage 66

48Siehe Anhang zu Interview: S. 7 Passage 66

22

Page 25: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

schwer eine präventive Maßnahme direkt zu benennen, was sich darin wieder-

finden lässt, dass er den Interviewer zum einen unterbricht und zum anderen

dabei lautstark betont, dass er es auch nicht weiß: “Ich weiß auch nicht warum

man […] mobben sollte“49 Allerdings schnitt er an, dass die Lösung eine Frage

der Motivation ist. Reflektiert der potentieller Täter seine Motivation, nämlich

das eigene Unglücklichsein, so müsse er von alleine aufhören zu mobben.

Ansonsten sei er eben ein unglückliches „Arschloch“.

Da der Interviewte sich mit der Prävention der Täter schwer tat, wird im

Weiteren auf die Prävention von Mobbingopfern eingegangen. Auch hier betont

er nochmals kein Experte zu sein und bezeichnet diese Frage als „100.000 Euro

Frage“, was zeigt, dass dies für ihn die entscheidende Frage bei der Mobbing-

thematik ist. 50 Das Selbstbewusstsein der Proagonisten wird vom Informanten

stark betont. Zum einen wird man erst gar nicht Opfer, da potentielle Täter

kein Interesse daran hätten einen selbstbewussten Menschen zu moppen und

zum anderen könnte man im Falle des Mobbings damit viel besser umgehen,

wenn man Selbstbewusstsein zeigt. In dieser Meinung ist sich der

Interviewpartner sehr sicher, was deutlich wird in seiner Formulierung: „das ist

super wichtig äh (.) weil dann [...]“51 Er betont selbst, dass es wichtig sei und

lässt seine folgende Begründung auch in seiner Aussprache sehr stark

erscheinen, indem er lauter wird und zusätzlich deutlich sowie schnell spricht.

Das lässt vermuten, dass diese Vorstellung gut durchdacht ist und keine

Unsicherheit in der Meinung vorhanden ist. Die lange Pause vor der

abschließenden Aussage „Ja ich denke Selbstbewusstsein hilft am aller

meisten“52 lässt vermuten, dass er hier nochmal kurz inne hielt um drüber

nachzudenken, dann aber die Meinung resümierend wiederholt.

Auf die Nachfrage, was man denn tun könnte wenn das nicht hilft, sagt der

Befragte, dass man trotzdem drüber stehen sollte oder den Mobber „[...]was

49Siehe Anhang zu Interview: S. 7 Passage 68

50Siehe Anhang zu Interview: S. 8 Passage 70

51Siehe Anhang zu Interview: S. 8 Passage 70

52 Siehe Anhang zu Interview: S. 8 Passage 70

23

Page 26: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

aufs Maul [geben]“ müsse. Er betont erst, dass der Gewaltaufruf nur Spaß

gewesen sei, revidiert dann aber schmunzelnd, dass ein „[...] bisschen

Wahrheit [...] schon dran [ist]“.53 Er fühlte sich wohl ertappt dabei eine

weniger „intellektuelle“ Lösung vorgebracht zu haben, erweckt aber den

Anschein trotzdem der Meinung zu sein, dass Gegengewalt durchaus auch

hilfreich sein könnte. Führt dies aber nicht weiter aus. Im weiteren Verlauf

konstatiert er, dass man schon auch „zu härteren Mitteln greifen“ müsse und

vielleicht die Polizei einschalten sollte, weil es ja auch kriminell werden könnte.

Auch die rechtliche Frage des Mobbings scheint somit in den Gedanken des

Interviewpartners vorhanden zu sein, womit er so ziemlich alle Bereiche, die

für die Mobbingthematik von Interesse waren, von sich aus zumindest ange-

schnitten hat. Die letzten Passagen des Interviews beschäftigen sich mit der

Herausbildung von harten Notsituationen, in denen das Mobbingopfer nicht

sozial eingebunden ist und nahezu keine Möglichkeit besitzt sich als Opfer

selbstständig zu befreien. In diesem Fall hofft der Befragte auf Institutionen

und Instanzen, an die man sich wenden könnte, erweckt dies bezüglich aber

den Eindruck aufgrund der immer wiederkehrenden Unsicherheit in den

Aussagen, keine weiterführende Kenntnis darüber zu besitzen. Er wünscht sich

viel mehr, dass es sowas gibt. 54

Das Interview endet mit einer freundlichen Verabschiedung in gemeinsamer

guten aber erschöpften Laune.

53 Siehe Anhang zu Interview: S. 8 Passage 72

54 Siehe Anhang zu Interview: S. 8 Passage 74-76

24

Page 27: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

6. Fazit

Mit dem Gegenstand des Mobbings bzw. Cybermobbings wurde dem Informant

ein Thema dargeboten, was nicht zwingend seinem Interessensfeld entspricht.

Dies wurde an vielen Stellen ersichtlich. Zum Beispiel in den vielen

Äußerungen, dass er kein Experte sei, es nicht genau wüsste (als Beant-

wortung auf eine Frage) oder aber den vielen Denkpausen oder Wortfindungs-

problemen, die in vielen Interviewstellen offensichtlich werden. Aber obwohl

der Informant hier mit einem Thema konfrontiert wurde, welches definitiv nicht

seinem Fachbereich anschneidet, so kann trotzdem konstatiert werden, dass

eine Vielzahl an Wissensbeständen offengelegt wurde, die in Kapitel 4 bezü-

glich der Fallbeschreibung als Fachwissen zum Thema Mobbing vorgestellt

wurden.

Es kann darüber hinaus vermutet werden, dass der Informant selbst keine

direkten Erfahrungen mit dem Thema mobben gemacht hat. So hält er zwar

fest, dass in Laufe politischer Diskussion im Internet schon eine raue Gangart

angewendet wird und ihm dies missfällt, obwohl er sich selbiges auch

eingesteht. Aber zum Ende hin des Interviews wird die Stimmung immer

lockerer, er witzelt mehr und lacht häufiger. Obwohl der Gesprächsinhalt immer

ernster wird, so wirkt es, als sei in ihn keine direkte Betroffenheit zu

beobachten. Dies bestätigen auch seine Aussagen.

Am Einprägsamsten jedoch ist die häufige Bezugnahme des Informanten auf

das individuelle Empfinden, die Berücksichtigung der Emotionalität und dem

Faktor des Wahrnehmens. Der Interviewte hat sich den Themen in einer

ziemlich aufgeklärten Art und Weise angenähert, wenngleich er an manchen

Stellen vielleicht ein wenig die Ernsthaftigkeit vermissen ließ. Für ihn ist

Mobbing eine Einstellungssache. Es ist vor allem eine gesellschaftliche Erschei-

nung, die vor allem auf charakterliche Dispositionen zurückzuführen sei. Dies

sowohl beim Opfer, das aufgrund mangelnden Selbstbewusstseins empfäng-

licher sei, als auch beim Täter, der aus ähnlichen Motiven heraus zum Mobben

greift. Dementsprechend zieht er auch präventive Gegenmaßnahmen auf das

Charakteristikum zurück.

25

Page 28: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

In eine ähnliche Richtung gehen auch die sozialpädagogischen Maßnahmen, die

eine Stärkung des Individuums, sowohl Opfer als auch Täter, in den Fokus

stellen.

Es gab eine Vielzahl an Äußerungen des Informanten, der repräsentativ für

junge Erwachsene stehen soll, die darauf zurückschließen lassen, dass zumin-

dest dieser Vertreter gut informiert ist über Mobbing und Cybermobbing. Es

kann dies bezüglich als Ergebnis festgehalten werden, dass Mobbing und

Cybermobbing bei diesen jungen Erwachsenen ein geistig präsentes Thema ist,

da er gut informiert scheint bzw. selbstständig das Thema durchdacht hat. Ob

dieser Informant Mobbing jedoch als zentrale Gefahr in unserer Gesellschaft

bewertet, kann abschließend nicht beantworten werden. Er war sich unsicher

bei der Klärung der Frage, ob Mobbing mehr bei Erwachsenen oder bei Kindern

vorkommt. Er kennt auch keine Fälle, die davon betroffen sein könnten. Es

kann also zumindest vermutet werden, dass er Mobbing intuitiv eher weniger

als zentrale Gefahr sieht, da er keine bewussten Erfahrungen damit gemacht

hat in seinem Umfeld. Zumindest ist er sich aber dessen Bewusst, dass es

durchaus Fälle gibt, für die es eine zentrale Bedeutung und Gefahr hat. So

wünscht er sich helfende Institutionen und empfindet ein stückweites Mitleid

für Opfer – zeigt also Empathie.

Eine spezielle Abgrenzung von Cybermobbing und Mobbing wurde nicht

vorgenommen. Das Interview handelte primär über Mobbing als solches. Das

ist darauf zurückzuführen, dass der Interviewte mitteilte eher stiller Mitleser

zu sein und in sozialen Medien höchstens zu politischen Themen sich äußerst.

Hier beruhen seine Erfahrungen eher auf Streitgespräche, nicht auf Mobbing.

Also musste sich dem Thema auf theoretischer Ebene angenommen werden.

Was hinsichtlich des ‚normalen‘ Mobbings festgehalten werden konnte, kann

aber auch in vielerlei Hinsicht auf das Cybermobbing angewendet werden.

Da der Interviewte Respekt zeigte vor der Thematik - dies wird bemerkbar bei

seiner Vorsicht bezüglich der eigenen Bekanntgabe, er sei kein Experte oder

wisse es auch nicht – sieht er Mobbing als gesellschaftliche Erscheinung, die

von gewisser Bedeutung ist. Der Informant ist ganz offensichtlich ein

emotional-denkender Mensch. Ein Großteil seiner Antworten und Reaktionen

26

Page 29: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

beinhalteten Referenzen zur Wahrnehmung, Empfindung, persönliche Deutung

und Empathiefähigkeiten zwischen den Konfliktparteien beim Mobbing. Außer-

dem wird er selbst im Laufe des Interviews ein wenig emotionaler, wenn er

Gewalt als Lösung andeutet.

Es ist rückblickend betrachtet für die Auswertung ein wenig Schade, dass keine

direkte persönliche Betroffenheit zu erkennen ist und dem Informanten keine

Mobbingfälle so wirklich bekannt sind. Daher mutet das Interview eher so an,

als dass eine Laie zum Thema Mobbing befragt wurde, ohne das diese

Erfahrung mit dem Thema hat. So konnte zumindest der Wissensstand erfolg-

reich überprüft werden.

27

Page 30: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

7. Quellenverzeichnis

Literaturquellen

– Przyborski, Aglaja/ Wohlrab-Sahr, Monika: Qualitative Sozialforschung.

Ein Arbeitsbuch; Oldenbourg Verlag; München 2010

– Biermann, Ralf: auf BSCW-Server „Handout für Leitfadeninterview“

– Moser, Heinz/ Sesinek, Werner/ Hipfl, Brigitte: Jahrbuch

Medienpädagogik 7; VS Verlag; Wiesbaden 2008

Internetquellen

– http://www.cybermobbing-hilfe.de letzter Aufruf: 30.06.2016/ 13.02 Uhr

28

Page 31: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

8. Anlagen

8.1 Transkription des Interviews:

1 Interview (Cyber)Mobbing

2 Interviewer: Ja Herr *** (.) dann vielen Dank, dass sie sich heute Zeit genommen haben für dieses Leitfadeninterview (2) ähm das Interview soll ungefähr ca. 30 Minuten gehen (. )u:::nd die Daten werden dann anschließend nach dem Interview gelöscht da brauchen sie sich dann keine Sorgen machen. das Thema ist die Internetnutzung bezüglich Chancen und Risiken (2) u::nd (2) wenns jetzt keine weiteren Fragen erstmal zu dem Interview haben würde ich dann auch direkt beginnen.

3 Person 1: ((kopfnicken))

4 Interviewer: top

5 Interviewer: die erste Frage wäre, wie es, wie sieht es bei ihnen, also wie sieht bei ihnen ein typischer Tag aus (.) mit der Nutzung und Anwendung von Medien (.) und ob sie diesen Tag ein wenig beschreiben könnten, also ein allgemeiner Tag bei ihnen

6 Person 1: (ähm::) jetzt Medien allgemein oder (jetzt) bezüglich des Internets

7 Interviewer: Medien Allgemein

8 Person 1: öh:: ja, ist ne gute Frage, also ich bin eigentlich die ganze Zeit ähm mehr oder weniger (.) auf gewisse Art und Weise online, also sei es jetzt über Smartphones oder ö::hm (.) wenn ich PC einfach anstelle und nebenbei laufen lasse (.)

9 ((tief Luft holend)) weil es halt für mich auch äh das primäre (3) Medien oder vorallem Nachrichtenkommunikationszentrum ist äh (.) u::nd so stehe ich im Endeffekt quasi auf und äh; eine der ersten Taten ist dann halt nach den üblichen äh @Hygenievorschriften@((beide schmunzelnd)) @dass@ man sich halt äh dass man halt den PC anstellt und halt erstmal schaut was ist in der Welt los äh:: (.) (oder) was interessantes passiert ° et cetera° ja und so bleibt das halt auch mehr oder weniger den ganzen Tag dass äh (.) auf einer gewissen Art und Weise PC oder äh:: das Internet auf Standby bleibt um halt ähm jederzeit halt auch mit nicht nur kommunikativ äh zur Verfügung zu stehen, sondern halt auch äh informiert zu bleiben

29

Page 32: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

10 Interviewer: Also würden sie schon sagen, dass der Computer währenddessen sie zu Hause sind fast die ganze Zeit an ist und sie auch stetig online sind

11 Person 1: Ja:: das auf jeden Fall

12 Interviewer: okay (.) nutzen sie zum Beispiel auch noch das Internet via Smartphone oder bezieht sich das ausschließlich auf die Nutzung mit dem Computer

13 Person 1: Ja nee wenn ich unterwegs bin ist es logischer Weise das Smartphone das mehr oder weniger die Rolle äh übernimmt ist jetzt nicht so dass ich da dementsprechendäh (.) die ganze Zeit davor hänge wie auch nicht zu Hause ist ist halt einfach die ganze Zeit mehr oder weniger auf Standby wenn ich denn das Bedürfnis habe äh jetzt irgendwas zu recherchieren oder °mich° informieren oder halt äh falls ich kontaktiert werde dass ich dann halt äh aktiv äh eingreife aber äh (.) ist jetzt nicht so dass ich die ganze Zeit mehr oder weniger davor hocke es ist halt einfach quasi die ganze Zeit an und(läuft) nebenbei halt "mhm** (an) (.) so wie halt vielleicht sonst das Radio die ganze Zeit laufen würde läuft bei mir halt die ganze Zeit äh Internet äh (.) über entweder Smartphone"mhm** oder Pc ja

14 Interviewer: Also beziehen sie ein Großteil ihrer Informationen aus der Internetnutzung viaComputer und Smartphone wenn ich das richtig zusammenfasse

15 Person 1: ja::: das auf jeden Fall wenn nicht sogar nahezu alle zumindest was äh die Information alla´ Nachrichten et cetera angeht ja

16 Interviewer: okay ähm wozu nutzen sie das Internet sonst noch außer zum Informationserwerb über das Tagesgeschehen oder (.) et cetera pp

17 Person 1: (4) Ja das lässt sich weiter unter dem Konglomerat äh Informations=äh=erwerbzusammenfassen aber halt äh sei jetzt halt äh:: quasi der Unterhaltung we:gen also (.) wenn ich mir irgendwelche Dokumenationen angucke oder Serien Filme °et cetera° pp (.) ((luft holend)) äh:: natürlich auch über=äh spielen und (so) wenn Kommunikation mit anderen Menschen treten (.) ähm aber halt ähm genauso halt für die Arbeit (2) ähm (3) das dort mal recherchiert wird et cetera //mhm//

18 Interviewer: Ich würde jetzt etwas mehr gerne auf den Bereich der sozialen Medien eingehen weil sie eben schon meinten mit Freunden zu kommunizieren (.) äh oder auch allgemein kommunizieren oder aus dem Spiel et cetera (2) ((husten)) (.) Auf was müsstensie denn alles an einem Tag verzichten wenn sie kein Internet hätten wie würden da bei ihnen ein Tag aussehen (.) wenn sie kein Internet hätten

19 Person 1: Ich würde mich @zusammenkauern in der Ecke und leiden@ äh:: ja nein äh ich denke so ähh (.) so ein Tag ja das wäre natürlich mehr als machbar dann würde ich

30

Page 33: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

mich halt äh:: wie gesagt mehr mit den offline Medien beschäftigen alla` äh:: (2) Bücher oder halt äh kann man am PC die ganzen Sachen offline machen es würde aber äh lediglich der die Verbindung in die Außenwelt fehlen ((schmunzeln des Interviewer)) also das ja eigentlich das einzige wa=ähh der einzige Punkt der denn da halt äh hervorstich äh(.) obwohl natürlich grade der Unterhaltungspunkt bei mir glaub ich sehr stark rein=ähm(.)"mhm** =drücken weil ich dann halt eben nichts hätte (2) weil ich auch kein Fernseher nix niente nada habe wo ich dann halt mich (2) mit Serien oder Filmen et cetera äh: ablenken könnte äh da würde ich dann (°wirklich°) wohl auf die ganz klassischen Unterhaltungen äh zurückgreifen alla´ Bücher und Co

20 Interviewer: Okay (5) Wie kommunizieren sie mit Freunden und Bekannten (.) also natürlich zum einen über soziale Netzwerke aber wie sieht das im Speziellen bei ihnen aus

21 Person 1: (3) ja:: zum einen ähm über soziale Netzwerke aber primär eigentlich also zumindest wenn es darum geht äh sich jetzt äh zu verabreden um dann halt den direkten @(.)@ kommunikativen Weg@ zu gehen äh dann doch schon eher das Handy äh:: halt SMS äh Whatsapp und sowas äh::(2) äh:: ja ansonsten (.) natürlich auch soziale Medien äh alla´ Facebook und Co aber da=allerdings dort halt auch wirklich eher (.) punktuell undäh um sich zu verabreden für andere Termine eben weil (.) Ich gehe mal davon aus dass es bei anderen Leuten genauso ist wie bei mir keine Lust hat übers Handy und sonst wie äh:: ellenlange Texte zu schreiben über das Handy ja

22 Interviewer: hm (.) Sie haben schon als soziales Medium Facebook angesprochen welche weiteren sozialen Netzwerke oder Messenger beziehungsweise Foren in denen sie in Austausch treten sind sie denn noch aktiv? Gibt es denn noch weitere die über Facebook hinaus gehen (3) oder in denen sie mal aktiv waren?

23 Person 1: hmnja einen richtigen Austausch wohl weniger Ich bin dann quasi außerhalb von Facebook äh eher der äh (2) na der stille Mitleser Also da gibt es natürlich noch einige andere Medien äh zu den klassischen sozialen Netzwerken benutz ich sonst keine mehr äh äh::: aber (Foren) et cetera benutz ich einige äh aber äh da lese ich quasi nur mitund äh schreibe weniger

24 Interviewer: ah okay (4) ähm um jetzt vielleicht den nächsten Plot ein wenig aufzumachen nämlich die Vor und Nachteile der sozialen Medien um bei den sozialen Medien zu bleiben (1) Welche Vorteile bringen meine=ihrer Meinung nach die sozialen Medien für sich mit ganz allgemein betrachtet unabhängig dessen ob sie diese Vor(.)teile direkt nutzen oder (.) nicht nutzen

25 Person 1: äh na vor allem die universa=äh::=universelle Verknüpfung von Menschen auf der ganzen Erde äh (.) äh allgemein dass es halt ähm (3) Ja das es mehr oder weniger zusonem Standardkommunikationsmittel geworden ist (so dass) mehr oder weniger jeder

31

Page 34: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

dort irgendwie äh involviert ist und man (2) so halt auf einer Plattform mehr oder weniger alle Menschen äh die hier in meinem Leben wichtig sind äh (.) verbunden hat äh und (.) so halt auch in Kontakt treten kann (.) und halt auch dementsprechend immer weiter informiert ist was halt äh betreffende Person machen oder wie man mit betreffenden Personen äh in Kontakt treten kann

26 Interviewer: hm (2) Gibt es denn auch diverse Nachteile die (in=die) sie (.) bei der Nutzung von sozialen Medien bereits beobachtet haben

27 Person 1: Ja:: natürlich also zum einen äh ist natürlich der=au eben genannte große Vorteil auch ein großer Nachteil weil äh (.) die Monopolisierung von äh Informationen natürlich halt auch immer das große Risiko birgt äh dass das halt auch äh schnell ausgenutzt werden kann wie das der Fall bei Facebook ja auch wunderbar zeigt äh (.) ä:::h=ist natürlich immer schwer=schwierig grade trotzdem in privater Hand ist äh (.) äh::

28 Person 1: Auf der Gegenseite äh:: (4) das ist jetzt bei mir im Leben oder bei meinem Freundeskreis nicht so oft zu beobachten äh allerdings äh kriegt man das ja auch häufig eben über äh Nachrichten et cetera mit das dass Privatleben äh durchaus davon beeinträchtigt sein kann das halt Menschen halt lieber auf die virtuelle Kommunikation zurückgreifen als auf die (.) äh auf die persönliche Kommunikation auch wenn es gar nicht notwendig ist oder das es peri=persönliche Leben darunter leidet indem (.) halt (.) obwohl man sich äh persönlich äh sie dann auch äh man im virtuellen Raum tätig ist und so die direkte Kommunikation auch stark leidet

29 Interviewer: Haben sie in irgendeiner Art und Weise selbst bereits (2) direkt=direkte negative Erfahrung zum Beispiel über soziale Medien erlebt oder im Freundeskreis beobachtet dass jemand (.) einen negativen Effekt aufgrund von sozialen Medien empfangen hat sei es zum Beispiel via eines Gespräches oder äh innerhalb der Kommentarfunktion oder aber auch im normalen sozialen Leben dass sich das dort irgendwie abgefärbt hat

30 Person 1: Inwiefern dass die Kommu=äh dass die direkte Kommunikation gelitten hat unter äh:: oder allgemein äh ((Interviewer unterbricht))

31 Interviewer: Also es geht gar nicht äh um das Niveau der Kommunikation ob das irgendwie abgenommen hat oder abgeschwächt hat sondern ganz einfach um das Empfinden der Menschen ob sie vielleicht (.) ganz allgemein und generell gedacht vielleicht ein (.) Nachteil für ihre Persönlichkeit hatten (2) aufgrund dessen dass sie soziale Medien genutzt haben oder vielleicht ein negatives Feedback bekommen haben et cetera

32 Person 1: Wäre mir jetzt primär nicht aufgefallen Also mir wurde (2) zwar schon mehrmals vorgehalten dass ((schmunzeln)) äh ich in meinem Fall gerne mal am Handy

32

Page 35: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

klebe äh wenn äh (2) ähm vielleicht ein direktes Gespräch äh angebrachter wäre was dann aber bei mir meist darauf zurückzuführen ist äh das grade Fußball ist und äh ((beideschmunzeln)) und ich unbedingt wissen will wie es steht äh Was dann vielleicht auch natürlich auch äh ein Nachteil ist in der Tat ja der ständigen Informations=äh=bereitschaft (.) Äh aber so ansonsten ist es mir zumindest in meinem Freundeskreis oder (1) Bekanntenkreis noch nicht wirklich aufgefallen nein

33 Interviewer: okay ((räuspern)) Haben sie denn schonmal erlebt wie jemand online angegriffen oder beleidigt ( ) wurde

34 Person 1: ja:::::: nicht nur einmal Also das ist ja grade äh momentan äh nicht selten zu erleben äh angesichts der ganzen äh politischen Themen und da erlebt man das natürlichsehr häufig ja doch ja

35 Interviewer: Und (wurden) sie explizit schonmal äh bei sowas angegriffen

36 Person 1: Ja::: auch ich äh wurde in Zuge politischer Debatten äh (.) äh oder politischer Betätigungsfelder halt auch äh schon etlich angegriffen ja

37 Interviewer: hm Würden sie sagen dass es für sie vielleicht schon in den Bereich des Mobbings gehen würde eventuell wenn so ein Streitgespräch wenn es denn ein Streitgespräch zum Beispiel ist äh entstanden ist und wie haben sie dies wahrgenommen

38 Person 1: (6) ja:: das ist schwer zu sagen äh weil ich jetzt nicht genau weiß was äh wie man den Begriff Mobbing genau äh äh definieren sollte //mhm// äh:: A::ber ich würde schon sagen dass (.) bei der alltäglichen Gebrauchsweise des Begriffs Mobbing äh dass man das äh:: durchaus bejahen kann auf jeden Fall

39 Interviewer: Also sie würden sagen sie haben das auch bereits erlebt ((Person 1 sagt ja ja))(1) dass Leute gemoppt wurden Sie persönlich auch (1) ((Person 1 wird in der Antwort unterbrochen)) Haben Sie es empfunden zumindest

40 Person 1: (7) Auf einer gewissen Art und Weise schon ja

41 Interviewer: (1) mhm Haben sie selbst auch schonmal so gehandelt dass sich andere eventuell angegriffen (1) gefühlt haben könnten und könnten sie die Situation wenn dem so ist so beschreiben wo sie selbst so eventuell also vermuten könnten dass sie gehandelt haben

42 Person 1: ja:: bestimmt also ich weiß nicht äh es wie äh das kommt ja darauf wie man dasäh:: wie man den Begriff hier äh definiert äh aber:: eine gewisse äh: sagen wir mal aggressive Art und Weise äh Dinge anzusprechen oder zu thematisieren würde ich mir auf jeden Fall zuschreiben und äh (1) im Falle von äh politischen Debatten zum Beispiel

33

Page 36: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

äh wenns halt darum geht äh dass jemand seine Meinung äußerst bezüglich äh:: (4) zum Beispiel Asul=äh=Asylsuchende et cetera und diese äh dann meiner Meinung nach sehr äh in dem populistischen Bereich fällt dann äh:: greif ich auch durchaus schon zu aggressiver Wortwahl äh (2) die dann:: je nach Auffassung ( ) vielleicht sogar als Mobbing gewertet werden könnten ja

43 Interviewer: mhm (3) Was denken sie welche negativen Folgen solche Handlungsweisen wie sie sie eben äh beschrieben haben für schlechte Erfahrungen oder (.) Gefühlsregungen in einer Person wecken könnten also welche negativen Folgen könnte das spezifisch auf die Person die dann quasi (.) Ziel des Angriffs mehr oder weniger ist ähmehr oder weniger ist äh haben

44 Person 1: (.) hm:: Dass die Person sich vielleicht äh isoliert fühlt äh: Das die Person nicht äh zugänglich für die eigentlichen ähm hinter dem vielleicht (.) wohlmöglichen hinter dem Mobbing stehenden Argumente äh:: äh nicht zugänglich ist eben weil die Art und Weise wie selbige vermittelt werden äh halt äh: (.) kontraproduktiv und äh beleidigend ist äh (3) ja (2)

45 Interviewer: hm (3) Würden sie sagen dass Mobbing so ganz als allgemeiner Begriff real stärker ausgeprägt ist oder dass es eher (durch) den Wandel der häufigen Internetnutzung (oder der) häufigen Nutzung von sozialen Medien sogar virtuell bereits stärker ausgeprägt ist und warum

46 Person 1: Also die Häufigkeit ist äh:: im virtuellen Raum glaub ich äh weit höher (2) weil äh (.) die Anonymität des äh jeweiligen der halt mobbt äh oder auch eben nicht die die äh direkte Auseinandersetzung (2) mit dem zu mobbenden äh Subjekt quasi äh nicht gegeben ist und so halt äh eine gewisse Emphatielosigkeit äh (.) einfach äh (.) möglich istäh weil man halt äh die (.) ist ja mehr oder weniger ist halt virtuell und ist halt äh so die klassische Situation äh man sieht nicht den Gegenüber und äh halt die Reaktion Also vielleicht enthemmt das ja schnell

47 Interviewer: Äh wie sieht es denn aus (.) glauben sie daher dass virtuelles Mobbing (.) äh für den Gemobbten schlimmer ist also in der Wahrnehmung

48 Person 1: Naja also äh: ich bin ja da was das angeht auch kein Experte so aber ich denkedass es leichter zu Mobbing wird Also dass die Gemobbten äh:: äh: also: halt schneller sofühlen dass sie gemobbt werden (2) Ja::: also ich denke so in der Schwere macht das keinen Unterschied oder ist halt äh: (.) also Typsache (.) jeder nimmt ja Mobbing anders wahr denk ich ja ( ) Ja aus der Sicht der Opfer macht es äh glaub ich wenig Unterschiedäh ob man virtuell oder eben real (.) in echt quasi gemobbt wird Kann aber bei jedem anders sein

49 Interviewer: Denken sie dass Mobbing Alterssache ist (.) Also sowohl jung als auch alt

34

Page 37: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

mobben und äh gemobbt werden?

50 Person 1: Ja::: denke ich schon (3) Ich denke äh dass in jungen Alter also bei Jugendlichen oder Kindern mehr gemobbt wird oder die das schneller als Mobbing wahrnehmen als es bei Erwachsenen der Fall ist Das hat vielleicht was mit der Reife zu tun und äh (2) äh:: mit der Persönlichkeitsbildung Die ist bei jungen Menschen meine ich halt (.) noch nicht so ausgeprägt

51 Interviewer: Warum (.) Können sie das ausführlicher beschreiben?

52 Person1: (2) hm:: Ja also wie gesagt ähm Ich denke halt dass das was mit den Charakter zu tun hat (.) Viele Menschen nehmen vielleicht mobbing schneller wahr als andere (2) sind meine ich äh empfänglicher (.) äh: also sensib=sensibler äh vielleicht (2) ähm und Erwachsene sind da halt schon äh (2) ja ich weiß nicht äh äh:: eben halt erwachsener ja (4) Kinder und Jugendliche probieren ja eher noch Grenzen aus und provozieren schneller (2) Und äh ja::: nehmen wenn sie Opfer davon sind das auch intensiver wahr (.) äh (2) weil die haben ja noch nicht soviel Erfahrung damit denke ich Da spielt dann beides eine gleiche Rolle vermute ich (2) Vielleicht sind Erwachsene auch über=äh=sensibilisiert und nehmen Streitereien oder äh (.) Gemeinheiten gar nicht mehr so sehr äh wahr

53 Interviewer: (3) Okay (.) Dann finden sie also dass Kinder oder eben Jugendliche eher aktiv mobben und äh (.) mit höherer Wahrscheinlichkeit Mobbingopfer werden weil äh:: sie noch nicht die Erfahrung haben damit umzugehen? Habe ich das so richtig verstanden?

54 Person 1: Äh ja genau (4) Ich denke mal dass da die nötige äh:: (2) ich weiß nicht (.) coolness fehlt oder so Junge Menschen neigen doch immer dazu zu schnell sich angegriffen zu fühlen weil sie noch unreif sind und das vielleicht äh (.) alles so halt noch gar nicht einordnen können und viele Dinge äh ja halt zu schnell persönlich nehmen

55 Interviewer: hm (2) Aber Mobbing ist ja eigentlich schon eher was extremes was über daseigentliche Ärgern unter Kindern hinaus geht oder?

56 Person 1: Ja Deswegen meine ich ja ist es wichtig wie (es) äh man also äh den BegriffMobbing denn definiert

57 Interviewer: Wie würden Sie denn Mobbing definieren?

58 Person 1: (2) Na:: äh wenn eine Person oder äh mehrere Personen eine andere Personärgert äh:: (2) ähm also mit einer gewissen immer=wiederkehr=Wiederkehrung Also äh::(2) Mit einer gewissen Kontinuität immer die selbe Person ärgert und ja (.) das funktioniertauch nur wenn die Person äh das also (.) äh als ärgern wahrnimmt und sich eben halt äh

35

Page 38: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

gemobbt also geärgert fühlt Also stimmt schon Mobbing ist ein bisschen was äh größeresals nur bisschen streiten (2) aber auch nur glaube ich der Kontinuität wegen (2) also wennman die selbe Person immer und wieder provo=äh=provoziert ja

59 Interviewer: (2) hm okay U::nd sie denken das kommt beiErwachsenen nicht vor? (2) Also äh weil sie ja vorhin meinten dassdas bei Kindern äh mehr vorkommt (.) Und wo glauben sie kommt dasalles am äh ehesten vor? Bei Kindern in der Schule oder im

Internet und wo bei Erwachsenen? Auf Arbeit vielleicht?

60 Person 1: (1) hm ja:::: Das sind jetzt schon viele Fragen ((lacht)) aufeinmal Naja also daskommt bei Erwachsenen äh bestimmt auch vor Aber äh:: bei weniger Erwachsenen alsbei Kindern und ähm Jugendlichen (.) Das denke ich schon ja (.) Ja und warum habe ichja schon erklärt weil die ja charakterlich meistens schon mehr gefestigt sind und sichvielleicht eher zu verteidigen wissen oder äh Präv=äh(.)also ähm präventiv dagegenarbeiten äh können (2) Zumindest hoffe ich das ((schmunzelt)) (2) Ja::: und die andereFrage war glaube ich äh wo sowas vorkommt Ja also bei Kindern bestimmt überall ähZum Beispiel in der Schule oder beim Sport et cetera ähm Aber ja (.) wohl auch doll imInternet und so (3) Und bei Erwachsenen bestimmt auf Arbeit Ich weiß nicht woErwachsene noch gemobbt werden können (3) Aus Erfahrung weiß ich äh ja ((lacht))dass man als Erwachsener ja nicht mehr so viele Hobbys äh:: ähm hat äh sondern ((lachtwieder)) nur noch Arbeitet ((Interviewer lacht laut)) Ja und äh ich denke auf Arbeit kommtdas aber bestimmt äh oft vor äh: wenn ich so drüber nachdenke (2) Vielleicht sogar öfterals bei Kindern in der Schule (3) Vielleicht sogar äh heftiger wenn äh (.) also wenn zumBeispiel jemand rausgeekelt werden soll et cetera (.) Das kommt bei Erwachsenen ganzsicher mehr vor und da sind äh viele bestimmt auch gemeiner als Kinder (.) Äh alsovielleicht weil es da ja schon um mehr geht (4) ((schmunzelt)) jetzt wiederspreche ich mirselbst grade ein wenig oder?

61 Interviewer: (.) Hm:: ich denke nicht unbedingt Ist ja nicht sowichtig (2) Die Frage der äh Motivation die sie grade äh::aufgemacht haben also mit dem rausekeln und so äh ähm (.) also istinteressant und würde ich und da würde ich gerne mehr draufeingehen (2) Was denken Sie denn was die Motivation zum Mobbing

sein könnte und äh vor allem wie man sich vor schützen könnte?

62 Person 1: Ö:::hm (2) joa::r ja weiß ich auch nicht was da äh dieMotivation ist Also ich bin ja kein Psychologe oder so (.) äh aberich denke so äh: äh dass das also=hat bestimmt viel mit ähSelbstbestätigung zu tun äh wenn man halt mobbt et cetera (.) Alsoweil man sich ja bestimmt abheben möchte und äh eben für wasbesseres hält oder so und deswegen den anderen klein machen möchtevielleicht (2) Ich denke Leute die mobben äh haben bestimmt

36

Page 39: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

Probleme mit äh:: (.) mit sich selbst und brauchen das irgendwie(bestimmt) um sich selbst besser zu fühlen et cetera (2) ja ichweiß auch nicht so genau aber äh man sagt ja auch immer dass nurSchwächere et cetera gemobbt werden oder äh eben potentiellere äh(.) Opfer wären (.) Das äh:: äh spielt den Mobbern dann ja äh indie Karten (2) ((lacht)) das spielen quasi sowohl Opfer und Täterwechselseitig ähm äh: (2) äh zusammen (.) und was war die andere

Frage?

63 Interviewer: Wie man das äh (2) präventiv verhindern könnte

64 Person 1: Achso ja für die Opfer oder Täter?

65 Interviewer: Ja zum Beispiel auch für die Täter (.) wäre auch äh interessant

66 Person 1: ((lacht)) ja einfach aufhören ein Arschloch äh zu sein (2) Ja also ist ja aucharmselig und sich äh selbst nicht geholfen äh wenn man es nötig hat andererunterzu=äh=runterzubuttern um sich selbst besser zu fühlen (.) Also das ist ja keineLösung um äh (2) ähm äh: ja ich weiß auch nicht (.) um selber glücklich zu werden etcetera (.) Man lebt ja viel glücklicher glaube ich wenn man äh: äh (.) so was nicht nötighat und äh einfach nett zu allen ist oder? ((schmunzelt))

67 Interviewer: Absolut (2) äh:: ((wird unterbrochen))

68 Person 1: Ich weiß auch nicht warum man äh:: mobben sollte deswegen kann ich auchnicht sagen wie man das äh präventiv verhindern sollte (2) Äh:: Man muss ja auch ähdazu bereit sein (.) Und jemand der mobbt wird ja äh eigentlich in der Regel nicht sodamit aufhören oder äh sich fragen wie könnte ich jetzt damit aufhören oder verhindernäh (.) also dass ich andere ständig ärgere (.) Das ja irgendwie komisch (.) Weil äh wennman das nicht will macht man es ja einfach nicht und lässt es sein

69 Interviewer: ja das stimmt (.) hmm (2) ja genau und wie kann man als äh Opfer ähverhindern ähm gemobbt zu werden? (.) Also sowohl präventiv als auch äh also wennman schon gemobbt wird (.) just in den Moment meine ich

70 Person 1: ja::: das ist glaube ich die äh ähm 100.000 Euro Frage ((schmunzelt)) (.) ich binkein Experte dafür Aber ich denke äh Selbstbewusstsein spielt eine ganz besondere Rolle(2) Wenn du selbstbewusst bist wird dich auch keiner als potenti=äh=potenielles Opferwahrnehmen (.) Dann kommste bestimmt nicht in die Situation (.) also äh nicht so schnellmeine ich (4) und wenn du schon gemobbt wirst dann äh hilft dir auch Selbstbewusstseinweiter weil du dann ja äh äh:: (2) quasi das nicht so schmerzhaft nimmst und dann ebenäh quasi drüberstehst et cetera (.) das ist super wichtig äh (.) weil dann hören die aucheher auf weil es denen dann auch kein spaß macht dich zu ärgern (4) Ja ich denke

37

Page 40: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

Selbstbewusstsein hilft am aller meisten

71 Interviewer: Und wenn das nicht hilft?

72 Person 1: (.) ja ich weiß auch nicht äh::: (2) dann sollte man äh trotzdem ähdro=ähm=drüber stehen (3) Ansonsten hat der Typ auch einfach äh was aufs Maulverdient ((beide schmunzelt)) (.) nee: also das war jetzt äh spaßig gemeint (.) äh alsobisschen Wahrheit ist schon dran ((schmunzelt wieder)) (2) äh:: Aber was ich damit meineist eigentlich äh:: das man dann äh zu härten Mittel greifen muss und äh vielleicht andereLeute einbeziehen muss (.) äh ja

73 Interviewer: Zum Beispiel? Also was für Mittel?

74 Person 1: Naja äh:: im schlimmsten Fall äh ähm die Polizei allamieren weil also weil ähdann wird es ja vielleicht auch schon äh also ein bisschen kriminell oder? ((Interviewernickt)) äh (.) äh (2) und ja ansonsten Freunde und Familie äh et cetera ähm können dabestimmt helfen oder äh sollten dabei helfen können zumindest denk ich ja (3) istnatürlich äh (.) ist natürlich richtig doof wenn man äh äh::: (2) sozial nicht so eingebundenist und da keine äh Instan=ähm=Instanzen hat denen man sich äh ähm (.) äh:anvertrauen kann ja

75 Interviewer: (2) Und wenn das wegfällt?

76 Person 1: (3) äh: Ja weiß ich auch nicht (.) dann ist schon kacke ((schmunzelt)) (2) neeim ernst also ich hoffe es gibt Institutionen die äh da einen weiterhelfen können (2) In derSchule der Lehrer oder auf Arbeit äh der Chef et cetera (2) äh jo:: wenn das auch nichthilft weiß ich auch nicht (4) Vielleicht äh: also bestimmt wird es das geben äh ähm (.) ähzu einen Verein et cetera zu gehen der äh quasi einen dann helfen und äh beraten kann

77 Interviewer: Haben sie sonst noch Fragen oder äh Ideen was sie denken äh also wo siesagen meinen äh das wäre noch eine gute Frage oder äh (.) dass ihnen irgendwie quasinoch wichtig wäre?

78 Person 1: (3) Nö (.) eigentlich nicht

79 Interviewer: (2) Dann vielen Dank für das Interview und dass sie sich die Zeit genommenhaben (.) Dann wünsche ich ihnen noch einen schönen Tag

80 Person 1: Jo:: kein Ding Gerne Dir auch ((schmunzelt))

38

Page 41: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

8.2 Leitfaden-Interview

Leitfaden-Interview zum Thema Cybermobbing

Warm-Up:

kurze persönliche Vorstellung

Interviewart und -dauer, Aufnahme, Datenverwertung, Thema: Internetnutzung (Risiken)

Vorstellung des Gegenüber

Frage: Wie sieht bei Ihnen ein typischer Tag mit (Anwesenheit/ Nutzung von) Medien aus?

Beschreiben Sie den Tag!

Fragenkatalog:

Internetnutzung

Wozu nutzen Sie das Internet?

Auf was müssten Sie an einem Tag ohne Internet alles verzichten? Beschreiben Sie den Tag!

Wie kommunizieren Sie mit Freunden und Bekannten?

Welche sozialen Netzwerke, Foren, Messenger nutzen Sie?

Wie wichtig ist online Kommunikation für Sie und warum?

Vor- und Nachteile Social Media

Welche Vorteile bringen soziale Netzwerke mit sich?

Haben Sie bereits schlechte Erfahrungen in sozialen Netzwerken gemacht? Was ist passiert?

Haben Sie erlebt, wie jemand online angegriffen oder beleidigt wurde? Beschreiben Sie was

passiert ist!

Haben Sie selbst schon mal online so gehandelt, dass sich andere angegriffen gefühlt

39

Page 42: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

haben? Beschreiben Sie die Situation!

Welche weiteren schlechten Erfahrungen in sozialen Netzwerken wären denkbar? Welche

Nachteile gibt es?

Welche negativen Folgen haben die schlechten Erfahrungen für die jeweilige Person?

Wie sicher ist man in sozialen Netzwerken vor solchen schlechten Erfahrungen? Warum?

Denken Sie Mobbing ist real oder virtuell stärker ausgeprägt? Warum?

Denken Sie Mobbing ist real oder virtuell schlimmer aus der Sicht der Opfer? Warum?

Cybermobbing Einschätzung

Was würden Sie alles als Cybermobbing auffassen? Wo fängt es an?

Beschreiben Sie, wie sie das Thema Cybermobbing im Laufe Ihres Lebens erlebt und

mitbekommen haben!

Beschreiben Sie eine typische Person, die im Internet mobbt! (Geschlecht, Alter, Herkunft

etc.)

Beschreiben Sie eine typische Person, die im Internet gemobbt wird! (s.o.)

Warum wird diese Person gemobbt? Beschreiben Sie eine mögliche Situation!

Wie verbreitet ist das Problem Cybermobbing aktuell in der Jugend?

Wird dem Thema genug Aufmerksamkeit geschenkt? Wer macht was dagegen?

Wie sehr haben Sie sich bisher mit dem Thema auseinandergesetzt? Auf welche Weise?

(Uni, Arbeit, privat)

Umgang mit Cybermobbing

Wie haben Sie auf die Situation, in der Sie schlechte Erfahrungen gesammelt haben/

gemobbt wurden, reagiert?

40

Page 43: Eine qualitative Forschung Mittels der …...Interviews, welche auf die Qualität der Fragen und Antworten eingeht, aber auch den Ablauf des Interviews kritisch rekonstruiert. Eine

Wie haben Sie auf die Situation, in der jemand anderes gemobbt wurde, reagiert?

Wie haben Sie sich als Beobachter/ Gemobbter/Mobbender gefühlt?

Hat Cybermobbing irgendetwas in Ihrem Leben oder an Ihnen verändert? Beschreiben Sie!

Kennen Sie jemanden, an dem Cybermobbing etwas verändert oder bewirkt hat? Was hat

es verändert oder bewirkt? Wie war die Person vorher?

Wie könnte man sich als Gemobbter zur Wehr setzen?

Wie würden Sie selbst eine Cybermobbing Situation schlichten? Beschreiben Sie!

Was könnte man allgemein verbessern oder tun, um Cybermobbing zu verhindern?

Ausklang:

Das waren jetzt viele Fragen, die Sie mit Ihrem Expertenwissen beantwortet haben.

Welche Fragen über Cybermobbing hätten Sie in Ihrem eigenen Interview noch gern

gestellt?

Gibt es irgendetwas, das Ihnen dazu noch einfällt?

41