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· · Eine unbeachtete Chronik Österreichs aus der Zeit Kaiser Friedrichs III. Von Paul Uiblein. Die Handschrift Katalognummer 209, Standortnummer 145, der Bi- bliothek des Benediktinerklosters Unserer Lieben Frau zu den Schotten in Wien enthält unter anderem eine in deutscher Sprache abgefaßte Chronik aus der Zeit Kaiser Friedrichs III., die bisher nur in der von Nagl und Zeidler herausgegebenen Deutsch-österreichischen Literaturgeschichte er- wähnt wurde 1 ), was wohl der Mitarbeit Albert Hübls an diesem Werke zu verdanken sein wird 2 ). Hübl hat die Handschrift auch im Handschriftenkata- log des Schottenstiftes eingehend beschrieben 3 ). Daraus seien die wichtigsten Angaben hier wiederholt bzw. ergänzt. Die genannte Handschrift besteht aus 346 gezählten Papierblättern und einem ungezählten Papierblatt 4 ). Die Blätter sind etwa 22 cm hoch und 14,5 cm breit. Die Holzdeckel (23,4 cm hoch, 15 cm breit) des Einbandes sind mit dunkelbraunem Leder überzogen; dieses zeigt verschiedene Stempel in Blindpressung (u. a. auch den oft verwendeten Stempel „maria"). Nach Hübl ist die ganze Handschrift von vier verschiedenen Händen geschrieben, doch ist die Scheidung der Hände nicht immer einwandfrei zu treffen. Der Kodex wurde im dritten Viertel des 15. Jahrhunderts geschrieben. Unsere Chronik findet sich auf den letzten Blättern (fol. 338 v —345 r ) des Kodex·. Auf den ersten Blick scheint sie von zwei verschiedenen Händen geschrieben zu sein. Die erste Hand (A) zeigt breiteren Ductus, die zweite Hand (B), welche nur die untere Hälfte von f. 342 v (mit Nachrichten zu dem schon von Hand A begonnenen Jahr 1462), einen Teil von f. 343 v sowie 1 ) Jacob Willibald Nagl-Jakob Zeidler, Deutsch-Österreichische Literatur- geschichte i (1899) 321 (mit der Angabe: Cod. 313 der Bibliothek des Schottenstiftes in Wien). 2 ) Zu Hübl vgl. österreichisches biographisches Lexikon 1815—1950 2 (1959) 447. *) Albertus Hübl, Catalogue codicum manu scriptorum qui in bibliotheca mona- sterii B.M.V. ad Scotos Vindobonae servantur (1899) 225 ff. Hier sei auch Hw. Herrn Stiftsbibliothekar Prof. P. Coelestin Rapf für die Ermöglichung der Benützung der Stiftsbibliothek verbindlichst gedankt. «) Lagenordnung: III (f. 1—5, daa 1. ungezählte Blatt fehlt) + 14 VI (f. 6—173) + VII (f. 174—187) + 6 VI (f. 188—259) + V (f. 260—269) + VIII (f. 270—285) + IV (f. 286—293) + VIII (f. 294—309) + V (f. 310—319) + IX (f. 320—335, 2 Blätter fehlen) + 1 (f. 336) + V (f. 337—346) + 1 aufgeklebtes Blatt. Brought to you by | New York University Elmer Holmes Bobst Library Authenticated Download Date | 10/22/14 3:38 AM

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Page 1: Eine unbeachtete Chronik Österreichs aus der Zeit Kaiser Friedrichs III

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Eine unbeachtete Chronik Österreichs aus der Zeit Kaiser Friedrichs III.

Von Paul Uiblein.

Die Handschrift Katalognummer 209, Standortnummer 145, der Bi-bliothek des Benediktinerklosters Unserer Lieben Frau zu den Schotten in Wien enthält unter anderem eine in deutscher Sprache abgefaßte Chronik aus der Zeit Kaiser Friedrichs III., die bisher nur in der von Nagl und Zeidler herausgegebenen Deutsch-österreichischen Literaturgeschichte er-wähnt wurde1), was wohl der Mitarbeit Albert Hübls an diesem Werke zu verdanken sein wird2). Hübl hat die Handschrift auch im Handschriftenkata-log des Schottenstiftes eingehend beschrieben3). Daraus seien die wichtigsten Angaben hier wiederholt bzw. ergänzt.

Die genannte Handschrift besteht aus 346 gezählten Papierblättern und einem ungezählten Papierblatt4). Die Blätter sind etwa 22 cm hoch und 14,5 cm breit. Die Holzdeckel (23,4 cm hoch, 15 cm breit) des Einbandes sind mit dunkelbraunem Leder überzogen; dieses zeigt verschiedene Stempel in Blindpressung (u. a. auch den oft verwendeten Stempel „maria"). Nach Hübl ist die ganze Handschrift von vier verschiedenen Händen geschrieben, doch ist die Scheidung der Hände nicht immer einwandfrei zu treffen. Der Kodex wurde im dritten Viertel des 15. Jahrhunderts geschrieben.

Unsere Chronik findet sich auf den letzten Blättern (fol. 338v—345r) des Kodex·. Auf den ersten Blick scheint sie von zwei verschiedenen Händen geschrieben zu sein. Die erste Hand (A) zeigt breiteren Ductus, die zweite Hand (B), welche nur die untere Hälfte von f. 342v (mit Nachrichten zu dem schon von Hand A begonnenen Jahr 1462), einen Teil von f. 343v sowie

1) Jacob Willibald Nagl-Jakob Zeidler, Deutsch-Österreichische Literatur-geschichte i (1899) 321 (mit der Angabe: Cod. 313 der Bibliothek des Schottenstiftes in Wien).

2) Zu Hübl vgl. österreichisches biographisches Lexikon 1815—1950 2 (1959) 447. *) Albertus Hübl, Catalogue codicum manu scriptorum qui in bibliotheca mona-

sterii B.M.V. ad Scotos Vindobonae servantur (1899) 225 ff. Hier sei auch Hw. Herrn Stiftsbibliothekar Prof. P. Coelestin Rapf für die Ermöglichung der Benützung der Stiftsbibliothek verbindlichst gedankt.

«) Lagenordnung: III (f. 1—5, daa 1. ungezählte Blatt fehlt) + 14 VI (f. 6—173) + VII (f. 174—187) + 6 VI (f. 188—259) + V (f. 260—269) + VIII (f. 270—285) + IV (f. 286—293) + VIII (f. 294—309) + V (f. 310—319) + IX (f. 320—335, 2 Blätter fehlen) + 1 (f. 336) + V (f. 337—346) + 1 aufgeklebtes Blatt.

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Eine Chronik Österreichs aus der Zeit Friedrichs III. 387

f. 344r—345r (den ganzen Text zum Jahre 1467 mit Ausnahme der ersten zwölf Worte bis „Linncz")5) geschrieben hat, unterscheidet sich vor allem durch engere Buchstabenfolge und geringeren Zeilenabstand. In den Buch-stabenformen zeigen sich aber kaum Unterschiede zwischen den beiden Händen, ebensowenig in der Schreibung der deutschen Wörter, so daß die Möglichkeit, daß dieser ganze Text von einer einzigen Hand geschrieben ist, erwogen werden muß, und die engere Schrift von Β durch spätere Einfügung bzw. Nachtrag des betreffenden Textes erklärt werden könnte. Ein Schrei-bervermerk ist nicht vorhanden, doch ist bei der Gleichmäßigkeit von Hand A, welche auch noch die Erzählung zum Jahre 1467 einleitet, anzunehmen, daß der ganze Text ohne zeitliche Unterbrechung (mit Ausnahme der Nach-träge von B) geschrieben wurde, also nicht vor 1467. Eine genauere Zeit-bestimmung ist auf Grund der Schrift natürlich nicht möglich, auch die stark verbreiteten Wasserzeichen der Lage, in welche die Chronik eingetra-gen wurde (Waage im Kreis), erlauben keine genauere Datierung, doch weisen auch sie auf das siebente oder achte Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts6).

Unsere Chronik setzt zunächst mit kurzen annalistischen, nur zum Teil chronologisch geordneten Notizen ein. Gleich nach der ersten Notiz über Berthold von Regensburg (zu 1250) folgt die am weitesten zeitlich zurück-liegende Notiz über die Gründung des Kartäuserordens (zu 1086). Es folgen weitere Notizen bis zum Jahre 1440. Mehrere dieser Nachrichten finden sich mit ähnlichem Wortlaut in den Annalen Hermanns von Altaich, so daß sie vielleicht auf annalistische Aufzeichnungen, denen vor allem Hermanns Annalen zugrunde lagen, zurückzuführen sind. Ausführlichere Nachrichten finden sich dann zu den Jahren 1446, 1450—52, 1455—57, 1461/62, die umfangreichste Nachricht steht am Schluß zum Jahre 1467. Zwischen den Nachrichten von 1462 und 1467 stehen wieder chronologisch ungeordnet kurze Notizen zu den Jahren 1365, 1386, 1393, 1420—22, 1424, 1450, 1452, 1458 und 1463. Mit Ausnahme einiger lateinischer annalistischer Notizen (zu 1208, 1216, 1230, 1252, 1365, 1386, 1415, 1424, 1439, 1457) sowie einiger lateinischer Tagesbezeichnungen ist der ganze Text in deut-scher Sprache abgefaßt.

Frau Professor Dr. Maria Hornung, deren Güte ich die philologische Untersuchimg des Textes verdanke, stellte dazu folgendes fest: „Zweifellos ist der Text als bairisch anzusprechen, das geht aus den vielen anlautenden p, ferner aus den ai für mhd. ei, aus anlautendem b für w, sowie aus ver-schiedenen, den Wortschatz betreffenden Kriterien hervor. Etwas schwerer ist es, den Text innerhalb des bairisch-österreichischen Raumes zu lokali-sieren. Doch habe ich immerhin an einigen Stellen Merkmale gefunden, die auf Niederösterreich hinweisen könnten; so die Schreibung grass für groß und die Schreibung darff für Dorf sowie die Schreibung tachter für Tochter. Von diesen wenigen Stellen ausgehend, läßt sich zwar kein endgültiges Urteil

5) Unten S. 410. ·) Charles Moïse Briquet, Les Filigranes nr. 2472 (nachgewiesen 1464—73)

sowie nr. 2491 (nachgewiesen 1468, 1471—75, 1478).

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388 Paul Uible in

abgeben, doch liegt die Vermutung ziemlich nahe, daß der Schreiber des Textes aus dem mittelbairischen Baum kommt und im besonderen nieder-österreichischer Provenienz gewesen sein dürfte."

Bezüglich des Autors gibt der Text selbst nur einen schon von Hübl angemerkten Hinweis : es wird berichtet, daß nach den Weihnachten 1450 „ich (also der Verfasser) mit meinem herren herrn Hansen von Zegkarnn ritter" sowie mit Nikolaus von Liechtenstein von Murau und Kaspar von Tschernembl von Rom in das Königreich Neapel geritten sei7). Der Ver-fasser war also ein Gefolgsmann des Ritters Hans von Zegkarnn. Dieser Ritter scheint identisch zu sein mit jenem Hans Sechker, der in der Liste der Begleiter Friedrichs III. auf seiner Aachener Krönungsreise genannt ist8). Die heute in London befindliche Handschrift, welche den von See-müller edierten Bericht der Krönungsreise überliefert, gehörte im 16. Jahr-hundert wohl dem Hans Jakob Segger von Dietach, wahrscheinlich einem Nachkommen des Hans Sechker, der in Oberösterreich beheimatet war9). Doch sind die Segger wohl erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts aus Schwa-ben (der Gegend um Füssen) nach Oberösterreich eingewandert10). Mögli-cherweise waren Hans von Zegkarnn (Sechker), Nikolaus von Liechtenstein und Kaspar von Tschernembl im Gefolge des Bruders Friedrichs III., Her-zog Albrechts VI., vor Weihnachten 1450 nach Rom gekommen und dann nach Neapel weitergereist, während der Herzog von Rom wieder heim-kehrte11).

Zur Bestimmung des Autors der Chronik hilft allerdings der Name Sechkers nicht weiter. Vor dem Chroniktext (f. 338T—345r) sind in dem Kodex noch drei Seiten (f. 337r—338r) von der gleichen Hand A wie die Chronik geschrieben. Auf f. 337r steht zunächst eine Notiz über die Kur-fürsten:

Das sind die syben kurfürsten des heyligen römischen reichs. Drey erczbischoff : der von Mayncz, kanczler in Germania, der von Tryer, kanczler

in Gallia, der von Cöllnn, kanczler in Ytalia. Die vir layen fursten: der margraf von Pranburg, obrister kamrer des reichs, der

phalczgraf bey Bein, drugksäzz, der herczog von Sachsen, obrister marschalk, der tregt das swert, der kunig von Behem, obrister weinschenkch.

Daran schließt sich eine Notiz über einen Knochen eines im Jahre 1442 gefangenen Wales, ein Geschenk des Herzogs von Geldern12) an Fried-rich III., welcher ihn in Wiener Neustadt, wohl in der Burg, verwahrte :

') Siehe unten 397. ·) Joseph Seemüller, Friedrichs III. Aachener Krönungsreise. MIÖG 17

(1896) 662. ") Vgl. Seemüller a. a. 0 . 587. Alphons Lhotsky , Quellenkunde zur mittelalter-

lichen Geschichte Österreichs. MIÖG Erg.-Bd. 19 (1963) 346. 10) Johann Georg Adam Freiherr v. Hoheneck, Die löblichen Herren Stände

von Herren- und Bitterstand in dem Ertz-Hertzogthum Oesterreich ob der Ennß, 3. Teil (Passau 1747) 679. ") Siehe unten 397 Anm. 31.

12) Herzog Arnold von Geldern, * ca. 1410, f 1473. Vgl. über ihn Pieter Johann Blok, Geschichte der Niederlande 2 (1905) 281 ff., 403ff. Wybe Jappe Alberte, Geschiedenes van Gelderland ('s-Gravenhage 1966), s. Begister.

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Eine Chronik Österreichs aus der Zeit Friedrichs I I I . 389

Das vischpain, das unser allergnedigister herr, der r(omische) kayser, in der Neun-etat hat, ist von einem waldvisch ( ! ) , hat im der herczog von Geller geschenkcht, und hat das pain oben vom hirnn huncz hin fur auf den snabel nach der lenng 19 schuech15), twerchs über VI schuech, und an der etat der see am häring vanng, da er gefangen ist worden, hat er dannoch 32 schuch wasser gehabt, dez im zewenig gewesen ist, und ist daselbs erstikcht von dem umbslahen und zahlen in dem muer und leiten in der vassten anno im XLII. jar.

Auf f. 337v folgt ein Bericht über einen im Herbst (nach dem 29. Sep-tember) 1464 in der Nordsee gefangenen riesigen Wal. Als Verfasser des Berichtes, der zur angegebenen Zeit am Hof des Herzogs Arnold von Gel-dern in Arnheim weilte, nennt sich Sebastian Gruber :

Nota alle ich Sebastian Grueber anno 1464. jar im herbst nach Michahelis u ) an des herczogen hof von Geller16) zw Arnam in der stat pin gebesen kam demselben herczogen ein prief aus seins pruder lannt von Egemont1") von der see des häringvang, daz sich ein walvisch het vergangen, und alls im das wasser oder mer entlauffen was, ward er uberwunten mit puchsen, schüssen und anderm gewalt. Der hat an der leng gehabt XI klaftern1 ') und nach der dikch VIII klaftern, der swancz prait I I I klaftern, und hat gehabt an dem untern tail der kew XL zend und oben kain zand, aber in dem obern tail ob yedem zand ein loch, darin die undern zend giengen, so er den mund zuetet, und ist yeder zand zwayer twerchen schuch weit von ein ander gestanden, alls die ochsen-hörner, und hat gehabt oben auf dem haubt ein loch, so er das maul auftet in dem wasser, und am widerzutuen nött er das wasser durch daz selb loch aus über sich in die hoch ein stram einer härunng tunnen dikch und wol alls eins grossen maspawms hoch, den stram sach man durch dye sprüdern alls durch einen dikchen nebel.

Auf f. 338r folgen noch Angaben über die Entfernung von Sonne, Mond und Planeten sowie u. a. Berechnungen über das Erdalter, bei denen be-merkenswert ist, daß sich dieselben auf das Jahr 1449 beziehen.

lata sunt miliaria18) de uno planetarum ad alium: A terra usque ad lunam sunt 4655 miliaria, sed a luna ad Mercurium sunt 8812 miliaria, a Mercurio ad Venerem sunt 8812 miliaria, a Venere usque ad solem 23437 miliaria, de sole usque ad Martern 31025 miliaria, de Marte usque ad Iovem 7092, de love usque ad Saturnum tottidem 7092, a Saturno ad firmamentum sunt 4000. Summa 94925, facit LXXXXIIII M und XXV1 ' ) miliaria.

Rotunditas terre umb die wellt ist 20400 meil. Quantitas dyametri terre twerchs durch die wellt ist 6500 meyl.

Orosius ad Augustinum. A mundi creacione usque ad Urbem conditam 4484, et ab Urbe condita fluxerunt usque ad nativitatem Cristi anni 715. Colliguntur ita: ab origine mundi usque ad adventum Christi fluxerunt anni 519920).

la) 1 Schuh: etwa 30 cm. ") 29. Sept. 1464. 16) Herzog Arnold, siehe oben Anm. 12. ") Wilhelm von Egmond, vgl. Alberts a.a.O. 103, 114 ff., 120 f., 124. ") 1 Klafter: etwa 1,7 m. 19) 1 Meile: etwa 1600 m. ") Es fehlt das römische Zahlzeichen CM. 20) Vgl. Pauli Orosii Historiarum adversus paganos libri VII, ree. Carolus Zange-

m e i s t e r (Corpus Scriptorum ecclesiasticorum latinorum 5, 1882; Bibliotheca Teubne-riana, 1889) lib. I c. 1 : „Sunt autem ab Adam . . . usque ad Ninum . . . anni I I I LCXXXIIII, . . . a Nino autem . . . usque ad nativitatem Christi . . . colliguntur anni I I XV . . . " Das ergibt zusammen wie oben 5199 Jahre. Dagegen zählt Orosius von der Gründung Roms bis zu Christi Geburt 752 Jahre (lib. VII c. 3) und nicht 715 Jahre, wie in unserem Text angegeben wird.

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390 Paul Uible in

Die wellt ist gestanden hiincz vel usque ad annum 1449 6649 jar. Under dem kayser Claudio sind die purger zw Rom geczelt 380000. Bom ist gestanden 2164 jar usque 1449.

Für die Kenntnis des Verfassers unserer Chronik wäre es wichtig, den Schreiber des Textes zu kennen. Denn die Notiz Sebastian Grubers über den Wal von 1464 kann ja auch nur kopiert sein und somit über die Abfassung der von der gleichen Hand geschriebenen Chronik gar nichts aussagen. Ist hingegen nachzuweisen, daß Gruber den von ihm verfaßten Bericht über den Wal in die vorliegende Handschrift auch eigenhändig eingetragen hat, dann muß er auch die Chronik geschrieben haben und die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß er auch deren Verfasser ist. Nun finden sich im vorliegenden Kodex auf f. 237r bis 281r von der Hand B, welche Teile der Chronik, viel-leicht aber den ganzen Text auf f. 337r—345r geschrieben hat, eingetragene aristotelische Schriften in deutscher Übersetzimg21) und am Schluß dersel-ben ein Schreibervermerk in slowenischer Sprache in glagolitischen Buchsta-ben mit der Jahreszahl 1462ffl), aus dem hervorgeht, daß der Schreiber dieser Texte Sebastian Gruber wai, der also auch mindestens Teile der Chronik (Hand B), vielleicht aber den ganzen Text f. 337r—345r mit dem sicher von ihm verfaßten Bericht über den Wal von 1464 geschrieben hat und wahr-scheinlich auch der Verfasser der ganzen Chronik ist. Seine allerdings un-genügende Kenntnis der Glagoliza und slowenischen Sprache beweist uns, daß er sich wohl längere Zeit in slowenischen Gebieten aufgehalten haben muß. Vielleicht ist seine im Jahre 1464 in Geldern bezeugte Anwesenheit die Ursache, daß in der Chronik — mit Ausnahme einer kurzen Notiz zum Jahre 1463 — Angaben über die Ereignisse der Jahre 1463—66 in Öster-reich fehlen. All dies spricht auch dafür, daß die Chronik noch eher in den späten 1460er Jahren, als erst in den 1470er Jahren geschrieben wurde23).

Die selbständigen, wenn auch meist sehr knappen Nachrichten unserer Chronik setzen mit dem Jahre 1446 ein. 1450 war unser Chronist in Rom und zog dann zu Beginn des Jahres 1451 nach Neapel. Auch war er, so wie Niko-

") Vgl. Hübl, Catalogue 228. sa) Der Vermerk in Glagoliza lautet :

O . E . D .

B U D i TTOELA TBOIGA ( d e i n Wille g e s c h e h e )

ZEBASTIAN J R V B E R

M A M A MA MAMILA

ZEBASTIAN GRVBER

1462 ALE χι (oder ALESTI)

Gruber setzt hier immer unrichtig u für ν und umgekehrt. Das letzte Wort dürfte den Tag (17. Juli) bezeichnen. Hübl, Catalogue 228, gibt (mit Druckfehler f. 381 statt 281) nur das Jahr 1462 an, den Vermerk in Glagoliza erwähnt er nicht. Für Hilfe bei der Auf-lösung des Vermerks ist Herrn Prof. Dr. Bernhard Bischoff (München) und Herrn Prof. Dr. Josef Hamm (Wien) ergebenst zu danken.

2S) Darauf deutet ein weiterer Vermerk auf f. 2 9 3 „ 1 4 6 6 , 1467", vgl. Hübl, Catalogue 229.

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Eine Chronik Österreichs aus der Zeit Friedriche III. 391

laus von Liechtenstein und Kaspar Tschernembl, mit denen er schon 1450/51 in Rom und Neapel war, Teilnehmer am Krönungszuge Friedrichs III. 1451/52; insbesondere aus Neapel berichtet er, wenn auch sehr knapp, so doch wohl selbständig. Einige sonst nicht bekannte Nachrichten bringt unser Chronist auch zu den Kämpfen des Kaisers mit seinen Widersachern in der Steiermark 1455/56, eine genauere Nachricht bezieht sich auf die An-kunft Herzog Albrechts VI. in Wien 1462 zur Belagerung des Kaisers in der Burg. Am ausführlichsten ist sein Bericht zum Jahre 1467: die Ereignisse beim Kampf um Steyr werden uns zwar in anderen Quellen genauer berichtet, die Verstimmung zwischen Friedrich III. und Eleonore nach dem Tode ihres jüngsten Sohnes Johann sowie die Krankheit der Kaiserin in ihren letzten Monaten werden aber in keiner bisher bekannt gewordenen Quelle erwähnt. Sind die Berichte der vorliegenden chronikalischen Aufzeichnun-gen auch nicht umfangreich und eingehend und liegen für die meisten der darin erwähnten Begebenheiten ausführlichere Parallelberichte in anderen Quellen vor, so stellt unsere Chronik — mit Ausnahme der frühen annali-stischen Notizen — jedenfalls keine Kompilation dar; vielmehr scheint unmittelbares Erleben der Ereignisse den Großteil der knappen Aufzeich-nungen veranlaßt zu haben, für manches mögen auch heute verlorene „Zeitungen" die Quelle abgegeben haben. Der Verfasser war wohl ein Laie und vielleicht zunächst Knappe des Hans Sechker ; seine Vertrautheit mit dem Kriegshandwerk wird auch durch die sachkundige artilleristische Nomen-klatur zum Jahre 1462 nahegelegt. Auch stilistisch können diese Aufzeich-nungen etwa mit den allerdings ausführlicheren Nachrichten verglichen werden, die Andreas der Crabatt von Lapitz, der als Knappe des steirischen Herrn von Wildhausen den Romzug Friedrichs III. mitmachte, in seiner Chronik hinterlassen hat84).

Die folgende Edition des Textes wurde getreu nach der Handschrift gestaltet. Von einer weitergehenden Normalisierung der Schreibung wurde abgesehen, da die Eigentümlichkeiten der Schreibimg — ebenso wie Buch-stabenformen und Ductus der Schrift — zur Feststellung der Identität des Schreibers dienlich sein können. Normalisiert wurde bloß die Groß- und Kleinschreibung der Anfangsbuchstaben der Wörter. Ebenso wurde das vom Schreiber fast immer am Wortanfang geschriebene ν und das immer im Wortinneren verwendete u in der Edition nach dem vokalischen oder konsonantischen Gebrauch wiedergegeben, und zwar, wie dies bei der Edition spätmittelalterlicher erzählender Quellen üblich ist, auch in den Eigennamen. Dagegen wurden w (statt u) und y (statt ij belassen. Das Um-lautzeichen (waagrechter Strich über dem Vokal) wurde durch die üblichen Punkte ersetzt. Die Abkürzungen wurden aufgelöst, nur bei starken Kür-zungen wurden die aufgelösten Wortteile, falls ihre Schreibung nicht ganz sicher war, in runde Klammern gesetzt. Ergänzungen stehen in eckigen Klammern.

M) Vgl. Lhotsky, Quellenkunde 358.

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392 Paul Uiblein

T e x t der Chronik.

[f. 338*] Anno 1250a) hat pruder Perchtol gepredigt1). Anno 1086b) erhub sich Kartuser orden2). Anno 1208 ordo Minorum esse cepit3). Anno 1216 ordo Predicatorum esse cepit4). Anno 1156°) macht kayser Fridr(ich)a) das margraftum Oster (reich)

zw einem herczogtum5). Anno eodem ward das herczogtum Pehem zw einem kunigkr(eich)

gemacht anno 1156e). Anno Domini 1193e) ward kunig f) Richardus von Engelant von her-

czog Leupolten von Oster(reich) gefangen7). а) 50 (in 1260) über durchgestrichenem 38. b) zwischen 10 und 86 (in 1086)

5 durchgestrichen. c) 1151 Es. verschrieben statt 1156, wie die folgende Angabe Anno eodem . . . anno 1156 beweist. d) danach 2 Hs. e) 1123 Hs. <) da-nach Ruether durchgestrichen.

!) Vgl. z. B. Hermannus Altahensis, Annales (MGH SS XVII 395): „1250. Hiie diebus quidam frater Berhtoldus de ordine Minorum fratrum de domo Ratisponensi tantam gratiam habuit predicandi, ut sepe ad eum audiendum plus quam 60 milia hominum convenirent." Über Berthold v. Regensburg vgl. Neue deutsche Biographie 2 (1955) 164 f. Lexikon f. Theologie u. Kirche» 2 (1958) 267 f.

2) Vgl. Flores temporum (MGH SS XXIV 246) : „1086 . . . Ordo Cartusiensium incepit." Über den Gründer des Kartäuserordens, den hl. Bruno, vgl. Lexikon f. Theo-logie u. Kirche2 2 (1958) 730 u. 5 (1960) 1381.

*) Vgl. etwa Cronica s. Petri Erfordiensis moderna (Mon. Erphesfurtensia ed. Oswaldus Holder-Egger, MGH SS rer. Germ, in us. scholarum [42] 1899) 207 ad annum 1208: „Hoc anno cepit ordo Minorum fratrum."

4) Der Dominikanerorden wurde am 22. XII . 1416 von Papst Honorius III . be-stätigt. Vgl. Hermannus Altahensis, Annales (MGH SS XVII 387): „1216 . . . Ordo Predicatorum inicium sumit." Ähnlich z. B. Annales s. Rudberti Salisburgenses (MGH. SS. I X 780).

б) Vgl. Erich Zöllner, Geschichte Österreichs (»1966) 70 f. Heinrich Fichtenau, Von der Mark zum Herzogtum (»Österreich Archiv 1965). Heinrich Appelt, Die Er-hebung Österreichs zum Herzogtum, Blätter f. deutsche Landesgeschichte 95 (1959) 25—66. Die letzte Ausgabe des Privilegium minus im Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich IV/1, unter Mitarbeit von Heide Dienet bearbeitet von Heinrich Fichtenau (1968) 147—151 nr. 803.

·) Vgl. Hermannus Altahensis, Annales I.e. 383: (1156!) „Eodem anno Ladizlaus dux Boemie mutato ab imperatore dignitatis nomine in regem Boemorum preficitur." Die Königswürde wurde dem böhmischen Herzog Wladislaw nicht 1156, sondern 1158 verliehen. Vgl. zuletzt Percy Ernst Schramm, Böhmen und das Regnum. Die Ver-leihungen der Königswürde an die Herzöge von Böhmen (1085/86, 1158,1198—1203). Adel und Kirche. Gerd Teilenbach zum 65. Geburtstag. . . dargebracht (1968) 346—364, bes. 356—362.

') Richard Löwenherz wurde im Dez. 1192 in Erdberg bei Wien erkannt und von Herzog Leopold V. gefangengenommen. Vgl. Steven Runciman, A History of the Crusades 3 (Cambridge 1954) 74. Adolf Waas, Geschichte d. Kreuzzüge 1 (1956) 216. Georg Jur i tsch, Geschichte d. Babenberger u. ihrer Länder (1894) 324 ff. Albert Schreiber, Drei Beiträge zur Geschichte der deutschen Gefangenschaft des Königs Richard Löwenherz. Historische Vierteljahrschrift 26 (1931), bes. 274 ff., sowie zuletzt König Richard I. Löwenherz u. England (1189—99). Dürnstein (Schriftleitung Fritz Dworschaku. Willi S eh wengler) (1966) mit derS. 34 f. angeführten Literatur.

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Eine Chronik Österreichs aus der Zeit Friedrichs III . 393

Anno 1230 Leupoldus dux Austrie obit β) et Bohemi Austriam va-sta verunt8).

Anno 1252 Bela rex Ungarie Austriam et Moraviam devastavit9) et eodem anno Ottakarus rex Boemie factus est dux Austrie10).

Anno 1433 ward kayser Sigmund kunig zu Hungern und Pehem gekrönt von babst Eugenio zw romischem kayser11).

Anno 1437 starb kayser Sigmund zw Znaim in Merhernn mit guter vernuft loblich in die concepcionis Marie12).

Anno 1438 ward herczog Albrecht von Oster(reich) erweit zw romi-schem kunig ze Wienn13).

Anno 1438 Wartholomei ist derselb kunig Albrecht vor dem Täber gelegen in Peham14).

Anno 1439 obith) rex Albertus im Langen dorff in Hungern in die Simo-nis et lude15). [ f . 339r] Anno 1415 est natus Fridericus imperator 3US, filius Arnesti archiducis Austrie, in die sancti Mathei appostoli16).

β) so Hs. ») so Hs.

e) Vgl. etwa Hermannus Altahensis, Annales I.e. 391: „1230 . . . Liupoldus dux Austrie aput S. Germanum obiit . . . Rex Bohemie Austriam in manu valida intrans, magnam partem terre ν asta vit."

*) Vgl. Herrn. Altah. I.e. 395: „1253 . . . Volens itaque cum Heinrico filio suo occurrere Bele regi Ungarie, qui tune sicut priori anno (also 1252) cum valido exercitu Cumanorum et Ungarorum Austriam et Moraviam intraverat, a munitionibus et mili-tibus superioris Austrie prepeditur."

10) Vgl. Herrn. Altah. I.e. 395: „Nam priori anno (1252) dominus Premizzel qui et Otaker, filius Wenzezlai regis Boemorum, Austriam et Styriam sibi adtra-x e r a t , . . . "

") Die Kaiserkrönung fand am 31. Mai 1433 statt. Vgl. Deutsohe Reichstagsakten 10 (1906), hrsg. v. Hermann H e r r e , 822 ff. Regesta Imperii XI. Die Urkunden Kaiser Sigmunds (1410—37), verzeichnet von Wilhelm A l t m a n n , 2 (1897—1900) 234 nr. 9427.

12) Kaiser Siegmund starb wohl am 9. Dez. 1437, nicht am 8. Dez., wie hier ange-geben wird, vgl. Altmann, Regesta 432 nr. 12222 a. Doch gibt auch Eberhart Win-decke, Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Zeitalters Kaiser Sigmunds, hrsg. v. Wilhelm A l t m a n n (1893) 439, als Todestag den 8. Dez., hingegen S. 447 den 9. Dez. an.

13) Herzog Albrecht V. wurde am 18. März 1438 nicht in Wien, sondern in Frank-furt a. Main zum römischen König gewählt, die Annahme der Wahl erfolgte dann am 29. April 1438 in St. Stephan in Wien. Vgl. Wilhelm W o s t r y , König Albrecht II. (1437—39) 1 (1906) 60 ff., 79 f. Deutsche Reichstagsakten 13, hrsg. v. Gustav B e c k m a n n (1925) 72 ff., 109. Heinz Qu i r in in Neue deutsche Biographie 1 (1953) 154 f.

") 24. August. Nach Wostry a.a.O. 1, 160—165, währte der Kampf bei Tabor vom 11. Aug. bis 15. Sept. 1438.

u ) Albrecht starb zu Neszmely (Langendorf) zwischen Gran und Raab nicht am 28. Okt., wie hier angegeben, sondern am 27. Okt. 1439, vgl. Wostry 2, 141.

") 21. Sept. 1415. Vgl. Joseph Chmel , Geschichte Kaiser Friedrichs IV. und seines Sohnes Maximilian I. 1 (1840) 1. Alphons L h o t s k y in Neue deutsche Biogra-phie 5 (1961) 484—487.

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394 Paul Uiblein

Anno 1440 ward derselb herczog Fridr(ich), herczog Ernsts sun, von Ostr(eich) erweit zw romischem kunig17) und loblich gekrönt zw unser liben fraun zw Ach an sand Iohanns tag zw sunbenten18).

Anno 1440 ward kunig Lassla geporen zw Gomornn in Hungern, kunig Albr(echts) sun, in die kathedra1) Petri appostoli19).

Anno 1446 nach dem und der kunig Bladislaus von Polan in der Turkey in den streit erslagen ward20) zach der Huni Janusch, cubernator dez kunigkr(eichs) Ungern, mit grosser macht Hungern, Walachen, Sirven, Räczen, Kunen, Turgken, Zigeynernn und andern in das land Oster (reich), alls zw Martini, und lag im land alls pey vir wochen, und verderbten das land underhalb dez walds und an der hungrischen gräniczen jamerlich mit raub und prant allenthalben21). [ f . 339v] Anno 1450 hielt der heylig vater der pabst Nicolaus der V. das heylig loblich gnadenreich jar zw Rom22), und an den end desselben jars

') so Ha.

" ) Herzog Friedrich V. wurde am 2. Febr. 1440 in Frankfurt zum römischen König gewählt, vgl. Deutsche Reichstagsakten 15, hrsg. v. Hermann Herre (1914) 111 ff., bes. 145 ff. Vgl. auch Friedrichs eigenhändige Eintragung in sein Notizbuch, zuletzt bei Alphons Lhotsky, AEIOV. Die „Devise" Kaiser Friedrichs III. und sein Notizbuch. MIÖG 60 (1952) 178.

" ) Die Krönung Friedrichs in Aachen erfolgte nicht am 24. Juni, sondern am 17. Juni 1442 (nicht 1440); vgl. Deutsche Reichstagsakten 16, hrsg. v. Hermann Herre und Ludwig Quidde (1928) 147 ff.

" ) 22. Febr. 1440. Vgl. etwa Kleine Chronik von Österreich (1368—1458), hrsg. v. Hartmann J . Zeibig in AÖG 9 (1853) 366: „A.d. 1440 in festo kathedre sancti Petri natus est in quodam castro dicto Gummarn in Ungaria Ladislaus filius regis Alberti." Vgl. auch Hermann Markgraf in Allgemeine deutsche Biographie 17 (1883) 504 ff.

20) In der Schlacht bei Varna am 10. Nov. 1444. Vgl. dazu die bei Karl u. Mathilde Uhlirz, Handbuch der Geschichte Österreich-Ungarns 1 (21963) 437, angeführte Literatur.

21) Über diesen Einfall des Johannes Hunyadi vgl. Continuatio Claustroneobur-gensis V (MGH. SS. I X 741) mit den Zeitangaben: „ . . . et hoc fuit factum circa festum Martini (11. Nov. 1446). Et post hec manserunt in terra usque post natalem Domini, et nemo opposuit se ipsis . . " ; weiters die Berichte bei Thomas Ebendorfer, Cronica Austrie, hrsg. ν. Alphons Lhotsky (MGH SS rer.Germ. N.S. XIII , 1967) 385 f., mit einem einst schon von Paul Lehmann aus einer heute schwedischen Handschrift edierten ausführlicheren Bericht Ebendorfers auf S. 386 Anm. 1; Thomas Ebendorfer, Chronica regum Romanorum, hrsg. v. Alfred Francis Pribram (MIÖG Erg.-Bd. 3, 1890, 138); Wolfgangus de Styra, Itinerarium (Hieronymus Pez, Scriptores rerum Austriacarum 2, Lipsiae 1725, 449 f.); Martin von Leibitz, Senatorium (Pez, 2, 633) sowie die Dokumente aus dem Kopeibuch der Stadt Wien bei Adam Kollar, Analecta monumentorum omnis aevi Vindobonensia 2 (Vindob. 1762) 1246 ff. Vgl. auch Chmel, Geschichte Kaiser Friedrichs IV. 2 (1843) 563—571; Max Vanesa in Geschichte der Stadt Wien II/2 (1905) 530 f.; ders., Geschichte Nieder- und Oberösterreichs 2 (1927) 306; Karl Schalk, Aus der Zeit des österreichischen Faustrechtes 1440—63 (Abhandlungen zur Geschichte und Quellenkunde der Stadt Wien 3, 1919) 59—67.

22) Über das Jubeljahr 1450 vgl. Ludwig Freiherr von Pastor, Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters l12 (1955) 433 ff. Pio Paschini in Gli Anni Santi (1934) 53 ff., bes. 58—60.

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Page 10: Eine unbeachtete Chronik Österreichs aus der Zeit Kaiser Friedrichs III

Eine Chronik Österreichs aus der Zeit Friedrichs III . 395

am quatember sambstag23) nach der vesper, alls man die Fronica24) zw Sand Peter geweist het, gie das selb volkch grosser menig über die Teyffer prugken, yeder gen seiner herberg, und das ander volkch der pillgreim, die kirchvert waren gangen, wolten nach der complet an den undergang der sunen auch die Fronica sehen, dieselben auch mit grosen hawfen und menig desvolkchsstiezzenin der enng der gassen und auf der Teyf er prugken gegen und an ein ander, und alls das geschray gross ward von dem swaren ge-dranngk zw peder seyt hinder sich zw weichen, wolten die hindern auch sehen yeder, was daz geschray wer, und drangen ye mer zwe, daz sich das volkch enczwischen über fieth erhueb ayner auf den andern, und stigen neben auf die mewr der Teyferprugken, und habt sich ainer an den andern, so wart es dem obern zw swär, und viellen dann herab auf dazk) volkch und enhalb hinab auf die Teyfer, etlich zw tod, ettlich lam, ettlich ertrunkchen; auch macht solichen schaden ein legat, [f. 340r] der mocht weder hinder sich, noch fur sich gebeichen, und wurden X pherd auch erdrukcht und alls pey III01) person, fraun und man. Also machten die Romer und dez babst solder und diener der Engelpurg ein Ordnung, daz man das volkch schied und zw ainczig durchgelazen, daz wert ver und lanng in die nacht25). Darnach in

k) verbessert aus der. l) danach die restlichen 3 cm der Zeile (Raum, für 12 Buch-staben) leer gelassen.

23) 19. Dez. 1450. 24) Vgl. Karl P e a r s o n , Die Fronika, ein Beitrag zur Geschichte des Christus-

bildes im Mittelalter (1887). E. v. D o b s c h ü t z , Das Schweißtuch der Veronica. Monatsschrift f. Gottesdienst u. kirchliche Kunst 14 (1910) 181—186; H. Lec l e r cq , Véronique, in Dictionnaire d'archéologie chrétienne et de liturgie 15/2 (1953) 2962 ff.

M) Unsere Quelle gibt das richtige Datum der in ganz Italien und Europa beach-teten Katastrophe auf der Engelsbrücke. Vgl. dazu Pastor 1, 457—460 sowie Paschini 58 ff. Pastor 1, 457 Anm. 1, nennt fünf Augenzeugenberichte: Paolo dello Mastro, Diario e memorie delle cose accadute in Roma (1422—82), ed. Francesco I so ld i (Rerum Ital. Scriptores n. ed. 24/2, 1910—12, 94 f., irrig zum 18. Dez.); Niccola della Tuccia, Cronache di Viterbo e di altre città, ed. Ignazio Ciampi (Documenti di storia italiana pubblicati a cura della R. Deputazione sugli studi di storia patria per le Provincie di Toscana, dell'Umbria e delle Marche 5, Firenze 1872, 214 f., unrichtig zum 24. Dez.); Annales Laurentii Bonincontrii (Ludovicus Antonius M u r a t o r i u s , Rerum Italicarum Scriptores 21, 1732, 155); zwei weitere Augenzeugenberichte, die kurze Depesche des mailändischen Gesandten Vincenzo Amidano an Francesco Sforza vom 21. Dez. 1450 aus Rom sowie das Schreiben des Giovanni Inghirami an Giovanni de' Medici vom 27. Dez. 1450, hat Pastor im Anhang S. 828 f. nr. 35 und 36 herausgegeben. Ein weiterer Augenzeugenbericht liegt vor in der Chronik des Burkhard Z ink (Chro-niken der deutschen Städte 5, 1866, 196), da er auf Grund der Angaben von Augen-zeugen, der reichen Kaufherren Thomas öhen und Bartlme Jenisch, berichtet; auch Zink spricht wie unsere Quelle von über 300 Toten (Ertrunkenen). Ein Augenzeugen-bericht liegt ohne Zweifel auch in unserer Chronik vor. Über die Anzahl der Toten auf Grund der verschiedenen Berichte (etwa 172 oder 176, dazu aber noch eine unbekannte Zahl von Ertrunkenen) vgl. Pastor 458 Anm. 2. Nach der Chronik des Hektor Mülich (Chroniken der deutschen Städte 22, 1892, 105) waren unter 260 Toten nur fünf Deutsche. Der auch in unserer Quelle genannte Legat, dem am Unglück große Schuld zugemessen wurde, wurde in manchen Quellen schon bald mit dem Kardinal Pietro Barbo, dem späteren Papst Paul II., identifiziert; vgl. Pastor 1, 457 Anm. 3.

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Page 11: Eine unbeachtete Chronik Österreichs aus der Zeit Kaiser Friedrichs III

396 Paul U i b l e i n

dem LI. jar liez der pabst die hochmuewr auf der Teyferprugken abprechen und stet nun ein gesimbsmaur darauf und m) liezz an der stat pey der Teyfer-prugken zwo kappellen paun zw ewiger gedachtnuzz der toten pilgreim, die da verschaiden waren26).

Es was auch zw derselben zeit da herczog Albrecht von Österreich), kunig Fridr(ichs) dez romischen pruder27), auch margraf Hanns von Bran-denburg28) und vil ander fursten und grossmachtig herren. Und an der hey-ligen weichnacht nacht zw der metten under der krist messn) legt man her-czog Albr(echt) einalbnin, umbral, strängen und stol29) an seins pruder dez romischen kunigs stat und ein0) cardinal gurt im ein kostlich verguldet swert umb und [setzt imp) ein herczoglichen huet auf von harmpalgen30), und der herczog sanng f f . 340 v] die leczen dez ewangely bis auf die humiley. Nach denselben weichnechten schieden die fursten und pilgreim von dann, yder wider in sein haimwesen31).

m) danach lez durchgestrichen. n) under der krist mess durchgestrichen, die Tilgung durch Unterstreichen jedoch wieder beseitigt. °) danach 1 Hs. p) SO oder ähnlich muß hier ergänzt werden.

2e) Zur Errichtung der beiden Gedenkkapellen vgl. etwa die Berichte von Janozzo Manetti, Vita Nicolai V. (Muratori, Rer. Ital. Script. 3/2, 1734, 924). Vgl. auch Pastor 460 mit Anm. 1. Als Maßnahme zur Verhinderung der Wiederholung eines solchen Un-glücks berichtet Manetti a .a .O.: „E t ne simile infortunium posthac accidere valeret, aream magnam, pluribus tabernis domibusque ad solum dirutis, ibidem [pontifex] effecit, quo catervae hominum in plateae latitudinem egrederentur."

" ) Vgl. über ihn Otto B r u n n e r in Neue deutsche Biographie 1 (1953) 170. Über die irrige Angabe einiger italienischer Chronisten, auch Albrechts Bruder Friedrich I I I . habe im heiligen Jahr Rom besucht, vgl. Pastor l1 2 438 Anm. 1 und 448 Anm. 4. Daß er aber diese Absicht hatte, beweist der glaubwürdige Bericht der Historia Florentina, ed. Gino S c a r a m e l l a , Rer. Ital. Script., n.ed. 26/1, 1906—15, 161 f., wonach Fried-rich I I I . zu Ende des Jahres 1449 Gesandte nach Italien abordnete, um sein Kommen mit 500 Pferden zur Kaiserkrönung und zum Jubiläum anzuzeigen und Geleitbriefe zu erhalten — wobei er auch von den Florentinern Geleit für ein Jahr erhalten habe —, jedoch schon im Jänner 1450 sagen ließ, daß er nicht kommen könne, aber später zu kommen beabsichtige und neuerlich Geleit verlangen werde.

se) Über den Romaufenthalt des Markgrafen Johann (der Alchimist) von Branden-burg im heiligen Jahr vgl. auch Aeneae Silvii episcopi Senensis, qui postea Pius papa I I . fuit, Historia rerum Friderici I I I . imperatorie, ed. K o l l a r , Analecta monumentorum omnia aevi Vindobonensia 2, 347.

*·) Albe, Humerale, Cingulum und Stola. 80) Hermelinbalg. s l) Vgl. Pius II . papa, Commentarti rerum memorabilium (Frankfurt 1614) 17 :

„Hinc ad summum pontificem reversus [Aeneas kam von Neapel, wo am 10. Dez. 1450 die Heiratsvereinbarung zwischen Friedrich I I I . und Eleonore von Portugal getroffen worden war, vgl. unten S. 397 Anm. 36] circa finem iubilaei in consistorio publico contractum coniugium manifestavit, sequenti anno caesarem ad coronationem ventu-rum dixit, concilium quod Galli petebant in Francia dissuaeit, praesente Alberto Aus-triae duci imperatorie germano, qui nativitatis dominice nocte apostolico gladio donatus fuit, quamvis duci Clivensi antea promisse, dicente Pontífice promissionem suam, nisi dignior advenisset, intelligendam fuisse . . . " Unserem Augenzeugenbericht ist also zu entnehmen, daß Herzog Albrecht nicht nur ein geweihtes Schwert, sondern auch einen geweihten (Herzogs-)Hut erhielt. Vgl. dazu auch Heinrich M o d e r n , Geweihte

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Page 12: Eine unbeachtete Chronik Österreichs aus der Zeit Kaiser Friedrichs III

Eine Chronik Österreichs aus der Zeit Friedrichs III. 397

[14]51. Und nach denselben veyrtagen rait ich32) mit meinem herrnn hernn Hansen von Zegkarnn ritter33), hernn Nielasen von Lichtnstain von Mueraw34), hernn Casparnn von Tschernemel3®) hinein in daz kunigkreich Nappels zw kunig Alphunso, kunigen zw Aragoni38).

Darnach in dem 52. jar zoch kunig Fridrich37) ails mit drein tausen-

Schwerter und Hüte in den kunsthistorischen Sammlungen des allerhöchsten Kaiser-hauses, Jahrbuch d. kunsthistorischen Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses 22 (1901) 127 ff., mit der älteren Literatur und zuletzt Elisabeth Corn ides , Rose und Schwert im päpstlichen Zeremoniell (Wiener Dissertationen aus dem Gebiete der Ge-schichte 9, 1967) 93 f., die sich hier allerdings auf keine Quelle, sondern nur auf Literatur (Müntz) stützt. Die Anwesenheit Albrechts zu dieser Zeit in Rom wird auch erwähnt in der Vita fr. Ioannis de Capistrano des Fr. Nicolaus de Fara (Acta Sanctorum Octo-bris, Tom. X, Bruxellis 1861, 439). Herzog Albrecht kehrte danach bald wieder in die Heimat zurück, schon am 13. Jänner 1451 wurde er in Rimini von Sigismondo Mala-testa, der kurz zuvor in einen unliebsamen Vorfall verwickelt gewesen sein soll, vgl. Pastor I l t 456, empfangen und reiste am 15. Januar von dort wieder ab, vgl. Cronaca Malatestiana del sec. XV (1416—52), ed. Aldo Francesco Massè ra , Rerum Ital. Script., n. ed. 15/2 (1922—24) 134 f.

8S) Also der Verfasser dieser Chronik, wahrscheinlich Sebastian Gruber, s. oben390. ») Vgl. über ihn oben S. 388. M) Vgl. Jakob F a l k e , Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein 1 (1868)

247 ff. Nikolaus von Liechtenstein wurde wahrscheinlich 1443 mündig, heiratete 1444 Anna von Stubenberg und ist zuletzt 1495 genannt, vermutlich nicht lange danach gestorben. Er nahm auch am Krönungezug Friedrichs I I I . 1452 teil, vgl. Ordinatio ingressus Friderici imperatorie in Urbem bei Pez 2, 565 f. sowie Speierische Chronik bei Franz Joseph Mone, Quellensammlung der badischen Landesgeschichte 1 (1848) 389,392. Vgl. auch Felix Zub in Beiträge zur Kunde steiermärkischer Geschichts-quellen 32 (1902) 38—46.

S5) Vgl. Hans S t u r m b e r g e r , Georg Erasmus Tschernembl (Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs 3,1953) 24 f. über Jörg von Tschernembl und seinen Bruder Kaspar. Auch Kaspar nahm am Krönungszug 1452 teil, vgl. Ordinatio ingressus bei Pez 2, 561, 567.

a$) Über diesen Zug zu König Alfons von Neapel-Aragón scheint sonst nicht be-richtet zu werden; wahrscheinlich steht er im Zusammenhang mit der Heiratsverab-redung zwischen Friedrich I I I . und Eleonore von Portugal, die nicht lange vorher, am 10. Dez. 1451, Enea Silvio Piccolomini an der Spitze der Gesandtschaft Fried-richs I I I . mit König Alfons in Neapel abgeschlossen hatte, vgl. Joseph Chmel , Materialien zur österr. Geschichte 1 (1837) 332 ff. nr. 161.

37) Der Auszug Friedrichs I I I . erfolgte schon am 25. November 1451, vgl. die Autobiographie des Andreas Crabatt von Lapitz bei Johann Wilhelm Graf W u r m -b r a n d - S t u p p a c h , Collectanea genealogico-historica ex archivo inclytorum Austriae Inferioris Statuum ut et aliis privatis scriniis documentisque originalibus excerpta (Viennae 1705) 64 sowie Des Andreas Lapiz Zug nach Rom 1451 und andere denk-würdige Geschichten, Archiv f. Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst 17 (1826) 521 (mit falscher Jahreszahl 1450), und zwar wohl von Wiener Neustadt aus, wo der König noch am lO.November 1451 bezeugt ist, vgl. Joseph Chmel , Regestachronologico-diplo-matica Friderici I I I . Romanorum imperatorie (regis IV.) (1840) nr. 2733; auch Enea Silvio (bei Kollar I I 345) sagt, daß der Italienzug des Kaisers von Wiener Neustadt seinen Ausgang genommen habe. Niccola della Tuccia, Cronache di Viterbo ed. Ciampi I.e. gibt S. 215 bzw. 219 den 30. bzw. 29. Nov. 1451 als Datum der Abreise aus Wiener Neustadt an. Am 30. Nov. war Friedrich jedoch schon in Graz, vgl. Chmel, Regesta nr. 2738. Ungenau ist die Angabe bei Ebendorfer, Cronica Austrie 413, Friedrich sei um den 28. Okt. 1451 von Wiener Neustadt nach Graz gezogen; die Annahme des

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398 Paul U ib le in

ten38) mit dez reichs hilf kostlich hinin gen Rom und fürt kunig Lazzla, kunig von Hungern, mit im39), und alls er zw der Hohen sin lag in der stat40) rait er seinem gemahel fra wen Leonora, kunigin zw Portigal41), engegen, die Herausgebers Lhotsky a. a. O. Anm. 3, Friedrich sei schon am 22. Okt. in Graz nachzu-weisen, ist irrig. In der Chronica regum Romanorum ed. Pribram 143 gibt Ebendorfer an, der König sei nach dem 11. Nov. 1451 von Graz nach Rom abgereist, richtiger sagt Ebendorfer ebendort S. 145 sowie Cronica Austrie 397 und 415, die Abreise aus Graz sei am 20. Dez. 1451 erfolgt. Dagegen nimmt Victor B a y e r , Die Historia Friderici I I I . imperatorie des Enea Silvio de' Piccolomini (1872) 118 Anm. 8 an, da der König bereits am 21. Dez. in Knittelfeld gewesen sei, er aber nach dem Bericht des Enea Silvio (Kollar 221) vorher auch in Adriach und Leoben Station gemacht habe, daß der Auf-bruch schon am 18. Dez. von Graz aus erfolgt sei; zwar war Enea schon vor dem König nach Italien abgereist, doch zeige er sich über das Itinerar des Königs sehr gut unter-richtet, so daß hier seinen Angaben wohl zu trauen sei. Am 1. Jan. 1452 überschritt der König bei Pontebba die Grenze zum venetianischen Territorium und betrat damit Italien, vgl. Enea Silvio ed. Kollar 231 f. Vgl. auch Pastor I12 496; Johannes M a r t e n s , Die letzte Kaiserkrönung in Rom (1900) 36 ff. — Berichtet Andreas Lapitz oft nur recht kursorisch über den Romzug Friedrichs III . , so hat ihn ein anderer Begleiter des Kaisers, Kaspar Enenkel von Albrechtsberg, recht ausführlich geschildert; über die Fassungen dieses Berichts vgl. Die Chroniken der deutschen Städte 22 (1892) 307; Martens a. a. O. 20 f., 52 ff., 70, 81 f. ; Lhotsky, Quellenkunde 362 sowie zuletzt Uiblein in Repertorium Fontium Historiae Medii Aevi 4 (im Druck). Über die Krönungsreise Friedrichs I I I . vgl. künftig Deutsche Reichstagsakten 18.

8e) Die Zahl der Teilnehmer am Krönungszug dürfte 2000 nicht viel überschritten haben, die Teilnehmer aus dem Reich waren nicht sehr zahlreich. Vgl. Chmel, Ge-schichte Kaiser Friedrichs IV. 2, 670 ; Bayer a. a. O. 96, 130 ; Martens a. a. O. 28 ; Pastor I12 496. Daß den Italienern der Romzug Friedrichs nicht immer so glänzend erschien, wie dies auch unsere Chronik angibt, zeigt etwa Corpus Chronicorum Bononiensium, ed. Albano Sorbe l l i , Rer. Ital. Script, n. ed. 18/1, vol. IV (1924—40) 180: „Et era cum lui lo re d'Ungaria de la età de anni 12, et lo ducha de Striche suo fratello cum molti signuri et cavalieri de loro paese, li quali erano tucti bene a cavallo, ma erano tucti mal vestiti. . ." Vgl. auch die bei Heinz Qu i r in , König Friedrich II I . in Siena (1452). Schriftenreihe der Hist. Kommission bei der Bayer. Akademie der Wissen-schaften, Schrift 5: Aus Reichstagen des 15. u. 16. Jahrhunderts (1958) 51 Anm. 59 angeführten Äußerungen von Italienern über Friedrich und seinen Romzug.

a") Die Annahme Enea Silvios (Kollar 223), Friedrich habe sich Ladislaus erst in St. Veit a. d. Glan (Kärnten) nachkommen lassen, ist wohl irrig, wie der Bericht Ebendorfers, Cronica Austrie 413, 415, der von Graz bis Villach den König begleitet hatte, beweist. Über die Stimmung Ladislaus' vgl. Andreas Lapitz (Archiv f. Geschichte usw. 17, 522) : „König Ladislaus war dreyzehn jähre alt und nicht wohlgemuther als ein mann von siebenzig . . . "

40) Friedrich II I . kam am 7. Febr. 1452 nach Siena, vgl. Quirin a. a. O. 60. 41) Über Eleonore von Portugal vgl. Ernst B i r k , D. Leonor von Portugal, Ge-

mahlin Kaiser Friedrichs des Dritten. 1434—1467. Almanach d. ksl. Akademie d. Wissenschaften zu Wien 9 (1859) 155 ff. Luciano Corde i ro , Portuguezes fóra de Portugal. Uma Sobrinha do Infante imperatriz de Allemanha e rainha da Hungria. (Trabalho commemorativo de V. centenario do Infante Dom Henrique, Lisboa 1894), wo im Anhang S. 159—177 vier Briefe des Begleiters Eleonores, Lopo d'Almeida, an Eleonores Bruder König Alfons V. von Portugal, vom 29. Febr., 22. März, 18. April und 26. Mai 1452 herausgegeben sind, die interessante, die anderen Quellen ergänzende Nachrichten über die Reise Eleonores enthalten. Franz v. K r o n e s , Leonor von Portu-gal, Gemahlin Kaiser Friedrichs III . , des steirischen Habsburgers (1436—1467), Mit-teilungen des histor. Vereins f. Steiermark 49 (1902) 53—120. Antonia Z ie r l , Kaiserin Eleonore und ihr Kreis. Eine Biographie (1436—1467) (ungedr. Dies., Wien

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Eine Chronik Österreichs aus der Zeit Friedrichs III . 399

kam von Pisa dar und was wol 16 wochen auf dem mer gebesen42), und zoch mit ir hin in gen Rom43) und lagen mit dem volkch über nacht zw veld vor der etat44), und zoch machtikchl(ich) und kostlich durch daz tor pey der Engelpurgk hinin46), und sein pruder herczog Albrecht was haubtman46), und unser heylig vater der pabsti) krönt kunig Fridr(ich) und sein gemahel zw kayserlichen wirdik(eit), vor zw mitervasten am phincztag mit der stahlein [ f . 341r] krön47) und am suntag Letare mit der heyligen kayser Kareis krön48).

") danach deß durchgestrichen.

1966). Dies., Kaiserin Eleonore, Gemahlin Friedrichs I I I . (Friedrich III . , Kaiser-residenz Wiener Neustadt, Ausstellung 1966, 144—153). Eleonore landete nicht wie vereinbart im sienesischen Hafen Talamone, sondern in Livorno (am 2. Febr. 1452). Sie kam am frühen Nachmittag des 24. Febr. 1452 nach Siena, wo ihr Friedrich mit der Bürgerschaft auf die Wiese vor der Porta Camollia entgegenritt, an welchem Platz eine Gedenksäule mit Inschrift errichtet wurde; vgl. Quirin 41 f., 53 ff., 61 ff.

42) Nach Nikolaus Lanckmann von Falkenstein, Historia desponsationis et coro-nationis Friderici I I I . et coniugis ipsius Eleonorae (Pez I I 587), erfolgte Eleonores Abfahrt von Portugal mit neun Schiffen am 12. Nov. 1451, die Ankunft in Livorno (Pisa) am 2. Febr. 1452; am 7. Febr. kam die ksl. Gesandtschaft zu ihr, Eleonore befand sich damals wohl noch im Hafen (Pez I I 594); folglich dauerte die Seereise etwa 83 bzw. 88 Tage, also nur 12 bis 13 Wochen; nach Enea Silvio, Kollar 254, war Eleonore 104 Tage auf dem Schiff, das wären etwa 15 Wochen.

4S) Friedrich reiste am 28. Febr. 1452, Eleonore am 29. Febr. von Siena ab, in Viterbo weilte Friedrich vom 3. bis 6. März, Eleonore vom 6. bis 7. März, vgl. Niccola della Tuccia ed. Ciampi 56 f., 216 ff., am 8. März abends kamen sie vor Rom an, vgl. Martens a. a. 0 . 49 ff.

" ) Friedrich übernachtete im Hause des Florentiners Tommaso Spinelli, Eleonore im gegenüberliegenden Hause des Francesco della Decca, vgl. Paolo dello Mastro, Memoriale ed. Isoldi, 1. c. 95. Über das Lager vor Rom vgl. etwa Lanckmann (Pez I I 596) : „ante urbem Romanam . . . cum omni populo in campis castra metati sunt, tento-ria erigentes et ibidem in campis pernoctantes . . . "

" ) Über den Einzug durch die Porta di Castello S. Angelo am 9. März 1452 vgl. Martens 52—57; Pastor I12 503 f. Über die Quellen für die Krönungstage vgl. Martens 80—84.

4β) Vgl. Lanckmann (Pez I I 596) : „ . . . per ill. principem dom. Albertum ducem Austrie etc., qui erat totius populi supremus capitaneus, fuit ordinacio facta"; vgl. auch Ebendorfer, Chronica regum Romanorum 117: „ordinante illustrissimo domino duce Alberto a vertice usque ad talos armato, duce Austrie . . . "

4') Unsere Chronik gibt das richtige Datum der Königskrönung, nämlich den 16. März 1452, das durch die Bulle Nikolaus' V. von diesem Tag feststeht, vgl. Chmel, Regesta, Anhang CXV nr. 95. Einige Quellen geben demgegenüber unrichtige Daten, so Enea Silvio (Kollar 287) den 15. März, Ebendorfer, Chron. regum Roman. 145 und 154 den 12. bzw. 19. März, doch mit dem richtigen Wochentag (Donnerstag). Vgl. auch Pastor I l a 505 f. Anm. 5; Martens 58—62; dieser zeigt auch S. 61 f., daß bei dieser Krönung nicht die Krone von Monza, sondern wahrscheinlich eine eigens zu diesem Zwecke angefertigte Krone verwendet wurde. Über die politischen Hintergründe dieser Krönung siehe Quirin a.a.O. 78 f. Zum Krönungstag vgl. noch Franz W a s n e r , Tor der Geschichte. Beiträge zum päpstlichen Zeremonienwesen im 15. Jahrhundert. Archivum Historiae Pontificiae 6 (1968) 142, 152. Am gleichen Tag fand auch die Ver-mählung Friedrichs mit Eleonore statt, vgl. Martens a. a. O. Lanckmann (Pez I I 597) berichtet nur von der Vermählung, nicht aber von der Königskrönung an diesem Tage.

4e) Die Kaiserkrönung fand am 19. März 1452 (Sonntag Laetare) statt, vgl. die

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400 Paul U ib le in

Darnach zoch er mit seinem gemahel und praut von Rom hinin gen Nappls49) zw dem kunig Alphunsusr) von Aragoni50), da ward im und allen grass er beweist, und kam dar an dem sambstag vigilia palmarum51). Am antlas phincztag,korfreytag und ostertag hez derselb kunig ein kostlich spil der ostern zurichten62), am erchtag in osterveirtagen83) waren alls pey C stikernn auf der pan über ein zawn von mer rören. Am phincztag fürt sy der kunig durch einen holen perg an ein gejaid pey einem see54).

r) Alphunsue von Hand Β über der Zeile nachgetragen.

Bulle Nikolaus' V. bei Chmel, Regesta, Anhang CXVI nr. 96. Vgl. Martens 63—68; Pastor I 506 Anm. 2; Waener a.a.O. 143, 154. Unrichtig geben das Krönungsdatum Enea Silvio (Kollar 290, nämlich am Tag nach der Königskrönung, das wäre nach Enea der 16. März), Stefano Infessura, Diario della città di Roma, ed. Oreste T o m m a s i n i , Fonti per la storia d'Italia 5 (1890) 52 (18. März) und Ebendorfer, Cronica Austrie 397 (20. März) und Chronica regum Romanorum 145 (15. März) und 155 (22. März), doch mit der richtigen Sonntageangabe.

" ) Die Abreise des Kaisers und der Kaiserin nach Neapel erfolgte nach Lanck-mann (Pez I I 598) am 25. März 1452, wahrscheinlich reiste der Kaiser aber schon am 24. März ab, vgl. Martens 72; Pastor I 509 Anm. 1. Die verschiedene Datumsangabe ist wohl auf die spätere Abreise der Kaiserin, in deren Begleitung sich Lanckmann befand, zurückzuführen. König Ladislaus wurde in Rom zurückgelassen, vielleicht, wie schon Johannes C u s p i n i a n u s , De caesaribus atque imperatoribus Romanis (Franco-furti 1601) 407, und wohl auch Ebendorfer vermuteten, weil auch König Alfons den Titel eines Könige von Ungarn führte.

50) Über Alfonso il Magnanimo vgl. zuletzt Ruggero Mosca t i in Dizionario bio-grafico degli Italiani 2 (Roma 1960) 323—331.

" ) 1. Aprii 1452. Über den Aufenthalt Friedriche I I I . in Neapel vgl. auch Riccardo F i l a n g i e r i , Castel Nuovo, reggia Angioina ed Aragonese di Napoli (Napoli 1934) 18, 252, 254 f.

" ) 6., 7. und 9. April. Vgl. Lanckmann (Pez I I 599), der von einem großen Passionsspiel am Ostermontag (10. April) im Kloster (S. Chiara) berichtet. Vgl. auch Bartholomaeus Facius, De rebus gestis ab Alphoneo I . Neapolitanorum rege usque ad obitum Nicolai V. papae a. 1455 commentariorum libri X. Raccolta di tutt i i più rino-mati scrittori dell'istoria generale del Regno di Napoli 4 (Napoli 1769) 229: „Ludos in primis Christianoe magno apparatu (quibus sacra mysteria obitus ac resurrectionis Christi Dei nostri referebantur, in quibus ceremoniis sese semper magnificentissimum praebuit) in Clarae Tempio augustissimo ac máximo, iisdem spectantibus, per noctem edidit, tanta hominum frequentia, ut nonnulli inter turbam prope enecti fuerint." Vgl. auch Enea Silvio (Kollar 299), der die Passionsspiele zum Karfreitag ansetzt, sowie auch die bei Pastor I 509 Anm. 3 angeführte Literatur.

" ) 11. April 1452. " ) 13. April 1452. Vgl. Lanckmann (Pez I I 599) : „Altera autem die dom. impera-

tor, eius sponsa, dom. rex Arragonie, principes, utriusque eexus nobiles ac magnus populus per unum foramen cuiusdam alti et magni montis de die cum luminibus, lucer-nis etc. facibus equitando venerunt ad latum, spatiosum ac amaenum campum et sylvam", mit ausführlichem Bericht über die Jagd auf zahlreiche wilde Tiere; da Lanckmann vorher vom Ostermontag spricht, scheint er mit „altera die" den 11. April zu meinen, wenn dieser Ausdruck nicht imbestimmt zu verstehen ist. Ausführ-lich berichtet dazu auch Facius a.a.O. 229 f., der auch den Ort genauer angibt: „Locus est Neapoli ad quatuor millia passuum proximus, quem vulgo Liatrones vocant; nos unum e Phlegraeis Campis ab ardore nuncupandum putamus; in eo loco planities est admodum profunda atque in orbem sita, duo fere millia passuum ambiens, et ibidem modicum stagnum, ac scatentes passim sulphure aquae aegris salutaree. Est autem hio

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Eine Chronik Österreichs aus der Zeit Friedrichs I I I . 401

Darnach liez er die pherd über land gen wider gen Rom66) und schikcht die kayserin durch daz kungkreich Pullen auf dem mer gen Venedi68), und der kayser fuer auf ainer kaiein gen Rom67). Und alls er wider gen Furrer kam, macht er den margkesen zw einem herczogen zw Moden68), und in den phingstveyrtagen kam im der herczog und die Venedier kostlich engegen auf dem mer ge varen mit manigerlay frewdenspil69). [ f . 341v] Alls er nu mit seinem gemahel in die Newstat kam80) schikcht er campus uno ac perpetuo monte excelso circumseptus, circa quem atrum nemus; ac denique est suapte nature talis, ut ne in reliqua quidam Italia ullus venatibus aeque aptus locus exis t imetur . . . " Es handelt sich hier um den See von Agnano zwischen Neapel und Pozzuoli, zu dem man von Neapel aus durch die Grotta antica gelangte. Vgl. Dizionario corografico dell'Italia 1 (Milano 1869) 110 f. Über die riesigen Kosten der Festlichkeiten für das Kaiserpaar (angeblich 150.000 Dukaten) vgl. etwa Eberhard G o t h e i n , Die Renaissance in Süditalien" (Schriften zur Kulturgeschichte d. Renais-sance, Reformation und Gegenreformation 1, 1924) 148.

u ) Die Abreise des Kaisers aus Neapel wurde durch Nachrichten über einen Fluchtversuch König Ladislaus' veranlaßt und erfolgte wohl am 19. oder 20. April 1452 zu See, vgl. Lanckmann (Pez I I 600): „ . . . et in galeis per mare cum suis principibus Romam venit." Daß der Kaiser die Pferde zu Land nach Rom schickte, gab wojil zu dem Irrtum einiger Autoren Anlaß, welche annahmen, daß auch die Rückreise des Kaisers zu Land erfolgt wäre, vgl. etwa Facius a.a.O. 230.

56) Über die Reise der Kaiserin berichtet am ausführlichsten ihr Begleiter Lanck-mann (Pez I I 601—603). Danach reiste sie am 25. April von Neapel ab und erreichte zu Land am 3. Mai Manfredonia, wallfahrte am 5. Mai zum Monte Gargano und schiffte sich am 18. Mai in Manfredonia nach Venedig ein. Am 25. Mai kam sie in Venedig an und blieb drei Tage bei S. Niccolò di Lido, wo sie am 28. oder 29. Mai vom Dogen (und dessen Gemahlin) feierlich empfangen wurde, vgl. Marino Sañudo, Le Vite dei dogi ed. Muratori, Rer. Ital. Script. 22 (1733) 1143—1145.

" ) Der Kaiser kam am 22. April in Rom an, er landete bei San Paolo, siehe den Augenzeugenbericht des Paolo dello Mastro a.a.O. 96; Pastor I 510 Anm. 1. Friedrich verließ Rom am 26. April, vgl. Pastor I 510; Martens 75. Nach Paolo dello Mastro, Memoriale 96, war der Kaiser allerdings bis 27. April in Rom.

5β) Der Kaiser kam am 10. Mai nach Ferrara und erhob am 18. Mai in feierlicher Zeremonie den Markgrafen Borso d'Esté zum Herzog von Modena und Reggio und Grafen von Rovigo; vgl. etwa Enea Silvio beiKollar330—333; Diario Ferrarese 1409—1502 di autori incerti, ed. Giuseppe P a r d i , Rer. Ital. Script, η. ed. 24/7 (1928—33) 34—36; Fr. Iohannes Ferrariensis, Ex Annalium libris marchionum Estensium Excerpta (—1454), ed. Luigi S imeoni , Rer. Ital. Script, n. ed. 20/2 (1920—36) 39 f.; dieser berichtet auch von dem kostbaren Geschenk, das Borso dem Kaiser verehrte: „ei com-muni hominum aestimatione monile quoddam Septem gemmis ornatum precii XL milia ducatorum, quod maiores sui magni faciebant, dono dedit" (ebd. 40); vgl. dazu auch L h o t s k y , Festschrift des kunsthistorischen Museums 1/1 (1941—45) 60, wonach sein Wert auch mit 21.000 fl. angegeben wurde.

" ) Der Kaiser betrat am 21. Mai 1452 wieder venetianisches Territorium, die Kaiserin kam dann am 28. Mai, siehe oben Anm. 56. Über ihren Empfang durch den Dogen Francesco Foscari (1423—57) und die Venetianer vgl. Marino Sañudo, Le Vite dei Dogi a.a.O. 1143 ff.; Enea Silvio bei Kollar 336—339. Ihre Abreise aus Venedig erfolgte am 1. Juni 1452 getrennt, Eleonore fuhr zunächst auf dem Sile bis Treviso, vgl. Sañudo 1144. Vgl. auch Martens 76 f.

eo) Lanckmann meldet die Ankunft der Kaiserin und des Königs Ladislaus in Wiener Neustadt zum 19. Juni 1452 (Pez I I 603); Andreas v. Lapitz berichtet, daß die Rückkehr des Kaisers nach der Sonnenwende 1452 (11. oder 21. Juni) erfolgt sei (Archiv f. Geschichte a.a.O. 522). Enea Silvio (Kollar 348) gibt kein Datum an. Franz

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402 Paul U ib l e in

die kayserin wider auf die Steyrmarch gen Lewben61), und die Österreicher mit den von Wienn, auch der von Cili graf Ulr(ich)B), her Ulrich Eyczinger waren obrist haubtlewt62), slugen sich zw veld fur die Newstat und notten in, das er in seinen vettern kunig Lazzla herausgab83), und flirten in gen

8) danach der von Sternberg durchgestrichen. P a l a c k y , Die Geschichte Böhmens IV/1 (1857) 304, gibt nach einer Tetschener Quelle für Friedrichs Rückkehr den 20., für Leonores und Ladislaus' Rückkunft den 22. Juni an; vgl. Martens 77 Anm. 3. Urkundlich ist Friedrich erst am 27. Juni 1452 in Wiener Neustadt nachweisbar, vgl. Otto B r u n n e r in Jahrbuch f. Landeskunde v. Nieder-österreich N.F. 22 (1929) 438 (Urkunde im Horner Archiv). Unrichtig sind die Angaben Ebendorfers: Chron. regum Romanorum 145 meldet er die Rückkehr des Kaisers um den 8. Juni, ebd. 156 zum 7. Juni, in Cronica Austrie 416 „infra octavas Corporis Chri-sti", also zwischen 9. und 15. Juni. Doch urkundet Friedrich noch am 11. Juni 1452 in St.Veit a. d. Glan (Kärnten), vgl. Fürst Eduard Maria L i c h n o w s k y , Geschichte des Hauses Habsburg 6 (1842), Verzeichnis der Urkunden nr. 1668. Martens 84 weist auf einen Ausspruch Ebendorfers hin, aus dem hervorgeht, daß dieser selbst schon das Gefühl der Gedächtnisschwäche hatte.

el) Vgl. Lanckmann (Pez I I 603) : „In eadem civitate sie moram et quietem non diu simul habuerunt propter hostiles incursus a Wienna et Austria. Et domina augusta quasi in fuga secessit a dom. imperatore ad partes Stirie ad Lewbm, quousque imperialis maiestas eam vocaret." Danach dürfte die Kaiserin erst knapp vor der Belagerung der Burg, die erst mit der Ankunft der Österreicher und Wiener am 27. Aug. 1452 einsetzte (siehe die folgende Anmerkung), nach Leoben geflohen sein; wahrscheinlich wird sie noch am 20. Aug. 1452, als ihr der Kaiser Morgengabe und Wiederlage auf verschiedene Herrschaften versicherte (Lichnowsky 6, Reg. nr. 1692 f.), in Wiener Neustadt gewesen sein, wenn auch ihre Anwesenheit dabei nicht notwendig war. Die zwei portugiesischen Prokuratoren Lopo d'Almeida und Dr. Juan Fernando de Silveira sind am 13. Sep-tember in Leoben bezeugt (Joseph V a l e n t i n e l l i , Diplomatarium Portusnaonense, FRA 11/24, 1865, 270 f. nr. 228), Leonore ist auch noch am 10. Okt. 1452 in Leoben genannt (Chmel, Regesta nr. 2953). Vgl. zum vorstehenden Zierl, Kaiserin Eleonore und ihr Kreis 117 ff. In Leoben wohnte die Kaiserin sicher im sogenannten Dümmers-torffer-Haus in der Nordwestecke der Altstadt, welches Erzherzog Ernst im Jahre 1418 gekauft hatte und das später auch als die landesfürstliche Burg bezeichnet wurde; vgl. Maja L o e h r , Leoben. Werden und Wesen einer Stadt (1934) 48 ff. 1454 vergabte der Kaiser den Hof an Hans Ungnad, doch sollte er Kaiser und Kaiserin jederzeit zur Herberge zur Verfügung stehen, vgl. Ernst B i rk , Urkunden-Auszüge zur Geschichte Kaiser Friedrichs I I I . in den Jahren 1452—1467. AÖG 10 (1853) 9 nr. 66.

ea) Die Ankunft der Österreicher und Wiener mit Ulrich Eizinger und Graf Ulrich von Cilli vor Wiener Neustadt meldet Lanckmann zum 27. Aug. (Pez I I 603) ; vgl. auch Bayer a.a.O. 180. Die Größe des feindlichen Heeres bezifferte Enea Silvio (Kollar 382) mit 12.000 Mann Fußvolk und 4000 Reitern, doch erhielt es noch starken Zuzug; ähnlich gibt die Zeitung aus Österreich (FRA 11/20 nr. 37) die Stärke mit 16.000 Mann an, während Ebendorfer, Cronica Austrie 416 f., mit der Angabe von 24.000 Mann, darunter bei 4000 Wienern, wohl stark übertreibt. Über die Belagerung berichtet ausführlich Enea Silvio (Kollar 380—386). Vgl. auch die Cillier Chronik bei Franz K r ones , Ritter von Marchland, Die Freien v. Sanneck und ihre Chronik als Grafen von Cilli (1883), 2. Teil, 111: „Sich besamet auch graff Ulrich v. Cilli mit den seinen, (er) und ein ritter, genandt herr Ulrich von Eyczing, wurden zu haubtleuten des gantzen volgks g e m a c h t . . . " S. auch S c h a l k , Faustrecht 124 ff. Josef M a y e r , Geschichte von Wiener Neustadt 1/2 (1926) 10 f.

ω ) Die Auslieferung Ladislaus' erfolgte am 4. Sept. 1452 bei der Spinnerin am Kreuz vor Wiener Neustadt, vgl. Enea Silvio (Kollar 394 f.). Vgl. auch Schalk, Faust-recht 125 f.

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Eine Chronik Österreichs aus der Zeit Friedrichs III. 403

Wienn64), und ward der gut kunig so lang umbgefurt gen Peham und gen Hungern65), und alls er zw Rriehisch Weyssnburg was, da der streit bas beschehen von pruder Hansen Capistrano mit den Turgken, die nu fluchtig waren worden66), ward derselb graf Ulrich von Cili erslagen67) von wayda

·*) Der Einzug Ladislaus' in Wien erfolgte am 6. Sept., vgl. Ebendorfer, Cronica Austrie 417 mit Anm. 3 und 4; Schalk, Faustrecht 126, danach auch Karl G u t k a s in MIÖG 74 (1966) 94 geben als Datum des Einzugs unrichtig den 13. Sept. an auf Grund eines Versehens in Ebendorfers Text. Vgl. auch den Bericht des Enea Silvio, Kollar 396. Der Empfang durch die Universität in Wien fand allerdings erst am 15. Sept. statt, wie Ebendorfers im Autograph erhaltene Begrüßungsrede beweist; vgl. Alphons L h o t s k y , Thomas Ebendorfer. Ein österreichischer Geschichtsschreiber, Theologe und Diplomat des 15. Jahrhunderts. Schriften der MGH 15 (1957) 92 nr. 189. Vgl. Vanesa in Geschichte der Stadt Wien II/2 (1905) 536. Ders., Geschichte Nieder- und Oberösterreichs 2 (1927) 316 mit Anm. 2.

•®) Die erste kurze Reise führte Ladislaus zum ungarischen Landtag nach Preß-burg, wo er vom 24. Jan. bis 7. Febr. 1453 nachzuweisen ist. Vom 10. Febr. 1453 an ist er wieder in Wien. Er begab sich wohl am 6. Juli nach Mähren, vgl. Adolf B a c h m a n n , Geschichte Böhmens 2 (1905) 438, und ist vom 16. bis 27. Juli in Brünn, am 30. Juli in Znaim, ab 12. Aug. wieder in Wien nachzuweisen. In der Zeit vom 27. Aug. bis 16. Sept. 1453 ist Ladislaus in Preßburg. Wahrscheinlich in der zweiten Oktoberwoche reiste Ladislaus von Wien über Iglau nach Böhmen, zog am 24. Okt. in Prag ein und wurde am 28. Okt. 1453 zum König gekrönt. Vgl. Deutsche Reichstagsakten 19/1, hrsg. v. Helmut Weigel und Henny Grüne i s en (1969) 508 f. Anm. 4, 534 Anm. 1, 536 mit Anm. 1, 538 Anm. 4, 547 ff. In Prag blieb Ladislaus bis in den Nov. 1454. Nach län-gerem Aufenthalt in Breslau (von 5. Dez. 1454 bis 2. Febr. 1455, vgl. Lichnowsky 6 nr. 1933 f., 1940, 1943 f., 1946 f., 1949 f., 1953 f.) kehrte er erst am 16. Febr. 1455 nach Wien zurück, vgl. Ebendorfer Cronica Austrie 425. Auf diese Reise bezieht sich die Klage der Österreicher gegen Ulrich Eizinger, daß er Ladislaus in das Königreich Böhmen verführt habe, und wohl auch der vorwurfsvolle Ton unserer Chronik. Am 22. Jan. 1456 reiste Ladislaus (über Lassee und Preßburg) nach Ungarn, vgl. Kleine Chronik von Österreich 1368—1458, hrsg. v. Ze ib ig in AÖG 9 (1953) 367, und ist nach mehrmonatigem Aufenthalt in Ofen (dort urkundet er noch am 6. und 22. Mai 1456, am 21. Juni 1456 schon in Preßburg, vgl. Lichnowsky 6, Reg. nr. 2114— 2117, 2121; Quellen zur Geschichte der Stadt Wien II/2 (1900) nr. 3668a), vom 25. Juli bis 25. Aug. 1456 wieder in Wien anzutreffen, vgl. Lichnowsky 6, Reg. nr. 2127, 2138. Am 25. Aug. 1456 zog Ladislaus wieder nach Ungarn gegen die Türken und kehrte erst am 4. Juni 1457 nach Wien zurück, vgl. die Anonyme deutsche Chronik Österreichs für die Jahre 1454—67 bei Heinrich Christian Frh. v. S e n c k e n b e r g , Selecta iuris et historiarum tum anecdota, tum iam edita, sed rariora 5 (Leipzig 1737) 15 u. 32, sowie bei Adrianus R a u c h , Rerum Austriacarum Historia (Vindob. 1794) 9 u. 18; Lichnow-sky 6 nr. 2142 ff., 8 S. DXXX nr. 2140b ff. Das letztemal verließ Ladislaus Wien am 26. Sept. 1457 zur Reise nach Prag, vgl. Anonyme Chronik bei Senckenberg 35, bei Rauch 20.

ββ) Gemeint ist die Schlacht am 21./22.Juli 1456; die Türken flüchteten am 23. Juli. Vgl. Johannes H o f e r , Der Sieger von Belgrad 1456. Histor. Jahrbuch 51 (1931) 163 ff. Ders., Johannes Kapistran 2 (neue, bearb. Ausgabe 1965) 398 ff. Franz B a b i n g e r , Der Quellenwert der Berichte über den Entsatz von Belgrad am 21./22. Juli 1456. Bayer. Akademie d. Wissenschaften, phil.-hist. Kl., Sitzungsberichte, Jg. 1957, H. 6 (1957).

e7) Die Ermordung Ulrichs von Cilli durch Ladislaus Hunyadi, den Sohn Johann Hunyadis, erfolgte am 10. (oder 9.) Nov. 1456 in Belgrad; vgl. dazu unter anderem die unmittelbar nach der Ermordung verfaßten Briefe des Königs Ladislaus an die Stadt Breslau vom 10. Nov. 1456 und des Hubmeisters Konrad Hölzler an Rüdiger von Star-hemberg vom 13. Nov. 1456, FRA 11/20 (1860) 103 ff., nr. 103 f.

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404 Paul U ib l e in

Yilazzla, dez Huniänusch sun, und andern Ungern, des der kunig, herczog Ott vom Rein88) und allez volkch der krewczer betruebt wurden, und zugen an alle auzrichtung von dann und stürben der krewczer vil unden in Un-gern69). Das ist beschehen 1456, und vor1) demselben jar (14)55 zoch mit gunst des kunigs der graf von Posing, der von Elderbach, her Hainrich von Lichtnstain, Grafnegker, Pamkircher, mitsambt andern dez r(omischen) kayser abgesagten veinten, ails mit VI oder VII M kriegslewtten zw ross und fuezzen, und lagen [ f . 342r] in der Steyrmarch70) und notten das volkch mit raub und prant zw huldigung zw dem Straden, da sy ein kirchen unser frauen zw einem taber gemacht heten71), und prenten die varstat var der prugken zw Gräcz ab im 1455. jar72). Und darnach in dem 56. jar, als der

*) un(d) vor über durchgestrichenem in; es bleibt eine kleine Unstimmigkeit, da jetzt nachher 1455 folgt.

") Herzog Otto ist wohl der Sohn des Pfalzgrafen Otto I. von Moosbach (1390 bis 1461) Otto II. (t 1490). Vgl. Wille in Allgemeine deutsche Biographie 24 (1887) 712 f.

" ) Vgl. Anonymi Mellicensis Breve Chronicon Austrie (Pez I I 464) : „Cruce signati ex Ungaria sine aliquo fructu ad propria redierunt, multisM eorum occisis, aliis et pleris-que uno et singulari morbo in via et in domo morientibus." Vgl. auch die Anonyme Chronik 1454—1467 bei Senckenberg 14, Bauch 9: „Dieselben kreutzer tetn den armen lewtn in Ungern an irem vich und friichten mercklichenn schaden darumb der kreutzer von den Ungern haimlich vil wurden erslagen" ; vgl. auch Sencken-berg 24 f., Rauch 14: „Und als die kreutzer khomen in ir haymbesen, do stürben sy am maisten all, und gar wenig peliben aus in, darumb sy g o t t . . . s t raff t . . . von irs pösen lebens wegen, das sy gefürt hetten " Vgl. auch die Cillier Chronik hrsg. v. Krones a. a. O. 127.

">) Vgl. Chmel, Reg. nr. 3440 (14. Okt. 1455); Ebendorfer, Cronica Austrie 427; ders., Chronica reg. Roman. 162; Falke, Geschichte d. Hauses Liechtenstein 1, 474; Schalk, Faustrecht 133; CVP 7596 f. 9 r : Johann Graf v. Pösing, Heinrich v. Liechten-stein v. Nikolsburg, Berthold v. Ellerbach, Ulrich v. Grafeneck und Andreas Baum-kircher teilen mit, daß sie mit dem ungar. Herrn Schech Lassla in Fehde geraten sind; Kaiser Friedrich II I . habe sich zu ihrem Feind geschlagen und ihnen absagen lassen (5. Dez. 1455).

71) Straden, Bez. Radkersburg, Steiermark. Otto L a m p r e c h t , Die Pfarre Merin-Straden im Mittelalter. Ein Beitrag zur steirischen Kirchengeschichte (Aus Archiv und Chronik. Blätter f. Seckauer Diözesangeschichte 1, 1948, 9—19, 54—60, 129—134), erwähnt dieses Ereignis nicht.

'•) Fritz P o p e l k a , Geschichte der Stadt Graz 1 (1928) 65, spricht nur von einem Einfall der Ungarn im Sommer 1456, bei dem auch Graz bedroht wurde, erwähnt aber das hier genannte Ereignis von 1455 nicht. Dagegen wissen wir aus einem Brief Kaiser Friedrichs I I I . an die Stände in Österreich vom 24. Dez. 1455 aus Graz, daß einige österreichische Ritter die Vorstadt von Wiener Neustadt niedergebrannt haben, und zwar erfolgte dies vor der Geburt seines Sohnes Christoph, also vor dem 16. Nov. 1455, vgl. Quellen zur Geschichte der Stadt Wien 1/8 (1914) nr. 16060; Zierl, (Dissertation) 123. Burkhard S e u f f e r t - Gottfriede Kog le r , Die ältesten steirischen Landtagsakten 1396—1519, 2 (Quellen zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Steiermark 4, 1958) 10, vermuten für Okt. 1455 einen Rüstungslandtag; am 27. Sept. 1455 befahl der Kaiser dem Abt von Admont, binnen acht Tagen mit seinen Leuten nach Graz zu kommen, um mit dem Kaiser zu Feld zu ziehen. Der Kaiser befand sich im ganzen Jahr 1454 sowie im Jahre 1455 bis zum 3. Okt. in Wiener Neustadt, vom 7. Okt. 1455 bis 6. Mai 1456 ist er in Graz nachzuweisen, danach vom 19. Mai bis 20. Dez. 1456 wieder in Wiener Neustadt; vgl. Chmel, Regesta, sowie Lichnowsky 6, Verzeichnis d.

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Eine Chronik Österreichs aus der Zeit Friedrichs III . 405

streyt umb sunbenten zw Kriechischen Weyssnburg was geschehen73), er-schain ein come[t]74), und darnach über ein jar schain er aber in dem 57. jar7S) ; der hat wol bedeut jamer und not, wann in demselben jar wurden des römi-schen) kayser hof gesind ζ w Zili ubervallen und vil gevangen7e) von Janen Wita-wecz ") mit seinen hellffernn, die heten ir absag gen Gracz geschikcht, das man zw Zili unbebart was 78).Dezaelbenjarszoch kunig Lazla von Wienf n]u) hinin gen Beham gen Prag79), der schikcht den pischof von Passaw, hern Rugern

u) von Wienn von gleicher Hand nachgetragen.

Urkunden, und Ernst B i r k , Urkunden-Auszüge zur Geschichte Kaiser Friedrichs I I I . in den Jahren 1452—1467. AÖG 10 (1853) 190 ff.

,8) Sultan Mehmed erschien am 13. Juni 1456 vor Belgrad, die Belagerung begann Ende Juni; vgl. Franz B a b i n g e r , Mehmed der Eroberer und seine Zeit (1953) 146 f., sowie oben S. 403 Anm. 66.

") Über den Halleyschen Kometen von 1456 berichten auch in Österreich zahl-reiche Quellen, so unter anderen die Annales Mellicenses (MGH SS I X 519), ausführ-licher die Anonyme Chronik 1454—1467 ed. Senckenberg 9, ed. Bauch 6, sowie Eben-dorfer, Cronica Austrie 429—431. Vgl. Alphons L h o t s k y und Konradin F e r r a r i -d 'Occh ieppo , Zwei Gutachten Georgs von Peuerbach über Kometen (1456 und 1457). MIÖG 68 (1960) 266 ff. Konradin F e r r a r i d 'Occh ieppo , Weitere Dokumente zu Peuerbachs Gutachten über den Kometen von 1456 nebst Bemerkungen über den Chronikbericht zum Sommerkometen 1457. österr. Akademie d. Wissenschaften, math.-naturwiss. Kl., Sitzungsberichte 169 (1961) 162 ff. Vgl. auch Lhotsky, Quellen-kunde 355.

75) Vgl. Ebendorfer, Cronica Austrie 439—441. Auch dieser Kometenbericht dürfte auf Peuerbach zurückgehen, vgl. Lhotsky-Ferrari a. a. O. 276 f. und Ferrari a.a.O. 159 ff. Ernst Z i n n e r , Leben und Wirken des Johannes Müller von Königsberg (1938) 40, meinte allerdings, daß Peuerbach den Kometen von 1457 nicht beobachtet haben dürfte, da Ebendorfer für diesen Kometen die gleichen Angaben wie Regio-montanus mache.

") Kaiser Friedrich I I I . ist vom 24. März bis 27. April in Cilli bezeugt und blieb noch bis zum 25. Mai in Cilli, vgl. Chmel, Regesta nr. 3550, 3553; Birk, Urkunden-auszüge zur Geschichte Kaiser Friedrichs I I I . a.a.O. 202 f. Albert v. M u c h a r , Geschichte des Herzogthums Steiermark VII (1864) 432. Der Überfall erfolgte am 30. April 1457. Während sich der Kaiser noch rechtzeitig in die Burg Oberhaus bei Cilli begeben hatte, vgl. den Brief Markgraf Bernhards v. Baden v. 2. Mai 1457, ed. Ernst B i rk in AÖG 11 (1853) 147 f., wurden von seinem Gefolge Bischof Ulrich Sonnenberger von Gurk, Hans und Georg Ungnad, ein Stubenberg, der Bandenführer Ledwenko und viele Edelleute durch mehrere Tage in der Burg Kreppin gefangenge-halten und dann gegen Kaution freigelassen. Vgl. Ebendorfer, Chronica regum Roma-norum 164 f.; Anonyme Chronik, ed. Senckenberg 30 f., ed. Rauch 17 f.; Cillier-chronik a.a.O. 138 f.

" ) Über Jan Witowec vgl. Franz v. K r o n e s in Allgemeine Deutsche Biographie 43 (1898) 564—568.

") Vgl. Anonyme Chronik 1454—1467, ed. Senckenberg 31, ed. Rauch 18: „Doch was die sag, wie der egenant Witowitz, des kaisers aufgenomener ratt und diener die zeit und er die tat t tet gewesen war, und davon hett man nicht sargnus gehabt. Er hett aber abgesagt, und dieselb(e) absag hett er geschickt gen Gretz, die so paid dem kaiser nicht mocht zuepracht werden etc."

") Er reiste am 19. Sept. 1457 von Wien ab, vgl. Anonyme Chronik, ed. Senckenberg 35, ed. Rauch 20; ungenau Ebendorfer, Cronica Austrie 445: „circa Sep-tembris medium . . .", und ritt am 29. Sept. in Prag ein, vgl. Copey-Buch der gemainen stat Wienn 1454—1464, ed. Hartmann J . Zeib ig , FRA II/7 (1853) 125.

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406 Paul Uib le in

von Starchnberg, den von Sternberg mitsambt andern hungrischen, peha-mischen und oster(reichischen) landhernn und rittern und kneghten von Prag aus gen Frankchreich80) zw dem kunig81) umb sein tachter82), und alls die ambasiatenv), kung Lazla rät, in den grosten freuden waren, kam ein laydige potschaft, kunig Lazla war zw Prag gestarben83), und ward das seigerät der pivild84) erwirdiklich begangen mit gocz dinst und gelewtt aller glogken85). [f. 342v] 0 Jorsigk von Bodiwrät, gubernator desw) kunigkr(eichs) Pehem, wie hatx) die verbaysung der kunikchreich und land deins hernn dich erhebt zw kunigkleicher wirdikait, daz du mit deinen vaigen lissten hast betrogen babst, den kayser, ander kunig und fursten, die mit geschunden äugen an dir sind geplendet, dein mayster, der Rokchenzan, wais villeicht wol die ursach seins eilenden tods.

Anno 1457 obity) Ladislaus rex in die dementis in Praga, filius predicti Alberti88).

T) danach der durchgestrichen. w) danach loblichen durchgestrichen. x) danach dich durchgestrichen. y) so Hs.

80) Von den hier genannten Gesandten waren Bischof Ulrich Nußdorfer von Passau und Rüdiger von Starhemberg zusammen mit Oswald Eizinger und dem Dr. decr. und Lic. leg. Nicolaus de Lucemburg Vertreter Österreichs, während die Böhmen von Zdenko von Sternberg geführt wurden; sie traten die Reise am 10. Okt. 1457 an. Vgl. Ladislaus' Bestellungsbrief für seine Gesandten vom 6. Okt. 1457 ed. Chmel in AÖG 1 (1848/49), 5. Heft, S. 105—107; Ebendorfer, Cronica Austrie 442,445, der sich über die Zusammensetzung der Gesandtschaft ausgezeichnet unterrichtet zeigt. Vgl. unter anderen auch Anonyme Chronik, ed. Senckenberg 35f., ed. Rauch 23f. ; Enea Silvio ed. Kollar 469 f., sowie den langen Bericht über Hin- und Rückreise der Botschaft in Copey-Buch der stat Wienn a. a. 0.125—129. Vgl. auch Schalk, Faustrecht 252 f.

81) Karl VII., König v. Frankreich seit 1429, • 22. Febr. 1403, t 22. Juli 1461. Vgl. M. P r é v o s t in Dictionnaire de Biographie française 8 (1959) 526 ff.

82) Magdalena. Nach Ladislaus' Tod wurde sie die Gemahlin des Gaston de Foix (t 1486). Vgl. auch kurz Ebendorfer, Chronica regum Romanorum 162.

85) Vgl. auch Anonyme Chronik, ed. Senckenberg 49 f., ed. Rauch 24 : „Und als die vorgenanten sanndtpoten mit dem kunig von Franckreich die heyrat beslossen heten, do kam pottschafft, wie der obgenant durchleuchtig fuerst kunig Lassla mit dem tod verschaiden wer. . . ." Die Nachricht vom Tode Ladislaus' kam erst am 24. Dez. 1457 nach Tours, wo sich die Gesandtschaft aufhielt, vgl. Copey-Buch 127.

") Begräbnis, Totenfeier. 86) Über den Totengottesdienst in Tours vgl. Anon. Chronik ed. Senckenberg 50,

ed. Rauch 24 sowie Copey-Buch 127f.; über jenen zu Wien vgl. Joseph Chmel , Materialien zur österr. Geschichte 2 (1838) 138 nr. CXVI, auch in Quellen z. Geschichte d. Stadt Wien 1/7 (1823) 410 nr. 15600; Schalk, Faustrecht 258: „Item am montag vor sand Nielas tag (5. Dez.) hat die briesterschaft zu Wienn unserm gnedigisten herrn dem künig mit dem gotsdienst begangen." Ebendorfer hielt am 6. Dez. 1457 in Wien eine Leichenrede, vgl. Lhotsky, Thomas Ebendorfer 92 nr. 193.

8β) Ladislaus starb am 23. Nov. 1457 in Prag. Bald wurde Georg von Podëbrad verdächtigt, den König vergiftet zu haben, vgl. dazu Franz P a l a c k y , Zeugenverhör über den Tod König Ladislaw's von Ungarn und Böhmen im Jahre 1457. Abhand-lungen d. kgl. böhm. Gesellschaft d. Wissenschaften, V. Folge, IX. Band, 8. Abhand-lung (1856); Erhard K a n t n e r , Die Ermordung König Ladislaus' (1906); Vaclav No-

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Eine Chronik Österreichs aus der Zeit Friedrichs III. 407

Anno 1461 ist herczog Albrecht, kayser Fridr(ichs) pruder, vor Wienn gelegen87).

Anno 1462 in die animarum ist derselb herczog Albrecht gen Wienn ingeritenundist auz dem lant ob der Enns hinabgevaren mit 23 scheffen2)88). Und die von Wienn namen in auf für iren landczfursten und herrnn89) wider seinen pruder kayser Fridrichen den dritten, vor dem sy mit gewallt lagen vor der purkch ze Wienn, darinn er was mitsamt seinem frumen gemahel fraun Leonora, die ein kunigin waz von Portigal, mitsambt irem sun herczog Maximilian und ails mit V|Ca) personen mitsabt dem fraunzymer80), und heten an den zwain seyten der stat halben6) grosser haubtpüchsen und ett-lich virtelpuchsen, schermm und terraspuchsen, und an allen vir seyten mit hakenpüchsen und andern in die purkch geschossen an alle erparmung91).

z) Der folgende Abschnitt ist von Hand Β geschrieben. a) bedeutet 550. b) danach Raum von 12 mm (vier Buchstaben) leer gelassen.

v o t n y , Über den Tod König Ladislaus Posthumus. Sitzungsberichte d. böhm. Ge-sellschaft d. Wissenschaften, phil.-hist. Kl. 1906 (1907). Karl Uh l i r z in Geschichte d. Stadt Wien I (1897) 439; Vanesa , Geschichte Nieder- und Oberösterreichs 2, 326 Anm. 1. Schalk, Faustrecht 254 ff. Johannes Rokycana wird als Mittäter in einigen Klageliedern sowie von Enea Silvio, Historia Friderici und Historia Bohemiae, ge-nannt, vgl. Palacky a.a.O. 23, 28, 34. Selbst Kaiser Friedrich II I . wurde der Schuld am Tode des Könige verdächtigt, vgl. etwa den Deutschen Auszug aus Stainreuters Österr. Chronik von den 95 Herrschaften in CVP 3447 f. 147r: „ . . . und derselbig Gorschik und der kaysser und etleich mer wurnn hoch verdacht, sy schulten schuldig sein an dem jüngling künig Lassla." Georg von Podëbrad wurde am 2. März 1458 zum König von Böhmen gewählt.

" ) Juli/Aug. 1461, vgl. Anonyme Chronik ed. Senckenberg 131—135, ed. Rauch 65—67; Ebendorfer, Cronica Austrie 526 ff. Vgl. auch Vanesa in Geschichte der Stadt Wien II/2, 548 f. Schrauf, Faustrecht 180 ff., bes. 186—189.

88) Vgl. Anonyme Chronik, ed. Senckenberg 178, ed. Rauch 90; Wolfgang von Steyr, Itinerarium, ed. Pez I I 453, sowie kurz Ebendorfer, Cronica Austrie 555. Nach Vanesa in Geschichte d. Stadt Wien II/2, 555, kam der Herzog mit 600 Reitern nach Wien. Vgl. auch Schalk, Faustrecht 324. Über die Anzahl der Schiffe wird in den anderen Quellen nicht berichtet.

89) Vgl. Michael Beheim's Buch von den Wienern 1462—1465, zum ersten Male nach der Heidelberger und Wiener Handschrift hrsg. v. Theodor Georg v. K a r a j a n (1843) 113: „Den kaiser sy verschmehten und namen herezag Albrehten, den sy auff-wurffen zu he rn . . . " (auch bei Schalk, Faustrecht 326). Vgl. auch Ebendorfer, Cronica Austrie 555 : „ . . . rogatus a communitate Wiennensi in propria persona suam presen-ciam exhibuit dom. dux Albertus non ut regens Austrie, sed ut unus de Austria et ut eius expectans legittimus heres, ne pereat funditus, uti fortuna minatur adversa." Den Eid auf Albrecht bzw. auf die zwischen Albrecht und dem Kaiser beschlossene Ver-schreibung leisteten die Wiener erst am 26. Dez. 1462, vgl. Anonyme Chronik, ed. Senckenberg 186, ed. Rauch 94. Vgl. auch Wolfgangus de Styra, Itinerarium I.e. 453: „ . . . ipsumque Albertum mox in eorum prineipem libenti animo et gaudenter Wyen-nenses atque barones tunc Wyennae existentes, qui contra caesarem fuerunt, assumunt."

eo) Über die Belagerung der Burg vgl. Vanesa in Geschichte der Stadt Wien II/2, 554—556; in der Burg waren über 200 Mann Besatzung, dazu noch mehr Waffen-unfähige, namentlich Frauen aus dem Gefolge der Kaiserin. Nach Wolfgang von Steyr Itinerarium (Pez I I 452) waren 350 Familaren eingeschlossen. Vgl. auch Schalk, Faust-recht 321 ff.

" ) Vgl. in Geschichte der Stadt Wien I I / l , 298, auch 326 f., 328; Karl U h l i r z ,

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408 Paul U ib le in

Also rait her Andre Paumkircher von Släming, des kayser rat und diener92), und pracht mit hers kraft in kullter zeit den kunig Jorgen von Peham heraus gen Kornneunburg in die stat83), der schikt her über die Tunaw seinen sun herczog Victorin94) zu des kaysers volkch98), die dem kayser zw hill waren körnen auz der Steyrmarkch und Ostr(eich), und stürmten den zaun der vorstat von Sand Ulrich hinein®) und verluren den zu drein malen und namen grosen schaden94), und der kunig macht·1) den kayser mit täding ledig aus der purkch, dar er mit den sein VII wochen verflossen warn97).

c) hier Verweiszeichen zu einer von gleicher Hand geschriebenen, z. T. beschnittenen Notiz am, Blattrand: [ . . .Jeandelsp [. . .]z sand [. . . ] Pet(er)n [. . .]ig. d) über durch-gestrichenem pracht.

Der Wiener Bürger Wehr und Waffen. Berichte und Mitteilungen des Altertumsver-eins 27 (1891) 131 ff., 28 (1892) 27 ff. Vgl. auch Michael Beheim, Buch von den Wienern 76, 78,85,98,107. Herzog Albrecht brachte am 2. Nov. 1462 noch „zwo gross piichsen, die man von stund legt für die pürckh, und damit gewaltiklichen arbaitt" (Anonyme Chronik, ed. Senckenberg 178, ed. Rauch 90; erwähnt auch bei Michael Beheim 107).

*2) Andreas Baumkircher erscheint seit 22. Nov. 1447 als Pfleger von Schlaining (Szalonák) im westungarischen Komitat Eisenburg, was er aber wohl schon vorher ge-worden ist, vgl. Franz K r o n e s , Die Baumkircher, AÖG 91 (1902) 584. Baumkircher kam am 29. Okt. 1462 zu König Georg von Podëbrad nach Prag, vgl. FRA 11/20,283 nr. 288.

M) König Georg brach am 8. Nov. 1462 auf, vgl. FRA 11/20, 283 nr. 288, und kam am 14. Nov. nach Korneuburg, vgl. Anon. Chronik, ed. Senckenberg 181, ed. Rauch 91. Michael BeheimS. 158 bezifferte die Truppen König Georgs mit 22.000 Mann.

M) Georgs Sohn, Viktorin von Podëbrad, Herzog v. Münsterberg und Graf v. Glatz, wurde noch am 30. Okt. 1462 von König Georg dem Kaiser zu Hilfe gesandt, vgl. FRA 11/20, 282 f. nr. 288. Bachmann, Geschichte Böhmens 2, 548 f.

86) Die Kaiserlichen unter Jan Witowec kamen am 13. Nov. vor Wien an, vgl. Anonyme Chronik, ed. Senckenberg 180, ed. Rauch 91.

'*) Der Sturm bei St. Ulrich begann nach Johann Hinderbach, Hystoria eiusdem (Friderici) expeditionis et belli, ed. Kollar, Analecta I I 644, am 19. Nov., etwa 200 Kaiserliche wurden getötet, viele gefangen; am 20. Nov. zogen sie von Gumpendorf nach Himberg und Umgebung ab, vgl. Anonyme Chronik, ed. Senckenberg 181 f., ed. Rauch 91. Vgl. auch den genauen Bericht bei Beheim 165 ff. Wolfgang von Steyr (Pez I I 453) spricht von gegen 300 Toten. Vgl. auch Ebendorfer, Cronica Austrie 561 f., Chronica regum Romanorum 198 f. Schalk, Faustrecht 328.

") Der Schiedsspruch König Georgs von Böhmen vom 2. Dez. 1462, gedruckt bei Franz K u r z , Österreich unter Kaiser Friedrich IV. 2 (1812) 232—236, auch bei Tho-mas Ebendorfer, Cronica Austrie 563—567. Der Kaiser verließ die Wiener Burg am 4. Dez. und zog mit seinem Gefolge zu König Georg nach Korneuburg, vgl. etwa Be-heim, Buch v. den Wienern 188 f. ; Anonyme Chronik ed. Senckenberg 183, ed. Rauch 93. Seit der Absage der Stadt Wien am 5. Okt., vgl. Anonyme Chronik, ed. Sencken-berg 169—177, ed. Rauch 85—89, nach Beheim S. 77 am 6. Okt., der auch den Beginn derBelagerungzum2. Okt. ansetzt (a.a. 0.72 ff.), waren somit fast neun Wochen bis zum Abzug des Kaisers verstrichen. Nach dem Bericht des Wolfgang von Steyr (Pez I I 452) begann allerdings die Belagerung erst 8 bis 10 Tage nach der von ihm zum 4. Okt. berichteten Absage der Wiener, das wäre um den 12. bis 15. Okt.; er stimmt so mit Ebendorfer überein, der in der Chronica regum Romanorum 197 „circa finem Octobris anno 1462" berichtet, daß damals die Belagerung der Burg schon 12 Tage lang ange-dauert hatte, also etwa auch seit der Mitte des Monats Oktober; Ebendorfer gibt auch an, daß die Belagerung vom 30. Nov. an gemildert worden sei. Somit trifft die Angabe einer siebenwöchigen Belagerung in unserer Chronik ungefähr zu. Der Absagebrief der Wiener vom 5. Okt. 1462 bei Chmel, Materialien 2, 268 f. nr. CCIX.

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Eine Chronik Österreichs aus der Zeit Friedrichs III. 409

[f. 343r7e) Anno 1450 starb her Reinprecht von Waise an sand Gerdrauten tag9 8).

Anno 1421 wurden all juden in Osterreich aufgehebt mit leib und gut und gefangen, und vii, die di tauf nicht wolten enphachen, wurden ver-prennt").

Anno 1421 ist man vor Jewspicz gelegen100). Anno 1365 obit') dux Rudolfus dominica post Iacobi101). 13868) feria 2 a post Margarete obith ) dux Lewpoldus frater eius102). 1424 sabato ante Viti obit1) dux Arnestus pater domini Friderici impe-

ratorie103). Anno 1452 lag man vor der Neunstat über kunig Lazzla104). Anno 1420 ist kayser Sigmund mit seinem aydem herczog Albrecht von

Osterreich mitsambt andern vil des reiche fursten und hernn var Prag gelegen106). [f. 343 v] Anno 1463 an freytag nach ostern hat man zw Wienn enthaubt die purger heran Oswald Reicholf, Odenakcher, Sebastian Ziegelhawser, Purkch-awser, Holderbekchk), und hernn Augustin ritter, und den purgermayster [Wolfgang]1) Holczer gevirtailt106).

e) Den folgenden Text schrieb wieder Hand A. ') so Hs. e) 1387 Hs. b) so Hs. ') so Hs. k) danach 2 Hs. ') Raum von 25 mm, (etwa 8 Buchstaben) ausgespart, so zu ergänzen.

") 17. März 1450. Über Reinprecht IV. von Wallsee vgl. Max D o b l i n g e r , Die Herren von Walsee. Ein Beitrag zur österr. Adelsgeschichte. AÖG 95 (1906) 435—456, 565 f. Doblinger gibt S. 454 den 10. März 1450 als Todesdatum an (ohne Quellenan-gabe), das Lilienfelder Nekrolog bezeichnet den 3. März als Todestag („in die Kune-gundis regine", vgl. MGH.Necrol. V378), der Grabstein den 18. März, vgl. Doblinger 565.

") Die Gefangennahme der Juden in Österreich erfolgte auf Befehl Herzog Albrechts V. schon am 23. Mai 1420, die Hinrichtung vieler Juden am 12. März 1421. Über diese angeblich durch Schändung von nach Ostern 1420 in der Laurentiuskirche zu Enns gekauften Hostien veranlaßte Judenverfolgung vgl. am besten — mit Anfüh-rung aller einschlägigen Quellen — Johann Evangelist S eher er , Die Rechtsverhält-nisse der Juden in den deutsch-österreichischen Ländern (Beiträge zur Geschichte des Judenrechtes im Mittelalter 1,1901), bes. 411—415. Vgl. auch unten S. 410 Anm. 109.

10(>) Jaispitz, nördlich Znaim. Vgl. Anonymi Viennensis Breve Chronicon Austri-acum ad a. 1421 (Pez I I 550) : „Item am suntag vor Simonis et Iudae (26. Okt. 1421) ward Jeyspiz gewunen und gar nider geprochen." Vgl. Berthold B r e t h o l z in AÖG 80 (1894) 294 sowie Ferdinand S t ö l l e r , Österreich im Kriege gegen die Hussiten (1420— 1436). Jahrbuch f. Landeskunde v. Niederösterreich, N. F. 22 (1929) 16.

101) Herzog Rudolf IV. starb am 27. Juli 1365 in Mailand. 102) Herzog Leopold I I I . von Österreich fiel am 9. Juli 1386 (nicht 1387 wie in

unserer Chronik) bei Sempach. los) Herzog Ernst starb am 10. Juni 1424 in Bruck a. d. Mur; vgl. etwa die eigen-

händige Eintragung seines Sohnes Friedrich II I . in sein Notizbuch, zuletzt bei L h o t -sky in MIÖG 60 (1952) 177 nr. 7.

1M) Siehe oben S. 402. 106) Vgl. etwa Franz P a l a c k y , Geschichte von Böhmen III/2, (1951) 122 ff.;

Bachmann, Geschichte Böhmens 2, 261 ff. loe) Über die Hinrichtung des Ritters Augustin Tristram sowie der Wiener Bürger

Oswald Reicholf, Hans Oednacker, Sebastian Ziegelhauser, Hans Purkhauser, Georg

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410 Paul U ib l e in

Aimo 1458 nam herczog Albrecht, des kayser pruder, das land ob der Enns fur seinen dritten tail ein, das im von kunig Lazla anerstarben was107).

Anno 1393 ist der zirnnheld gewesen, der saur wein108). Anno 1422 m ) an sand Gregorien tag in der vassten wurden juden ver-

prent in Österreich hora quasi 6 a n ) 1 0 9 ) . Anno 1467 in die Fabiani et Sebastiani kam kayser Pridr(ich) gen

Linncz °)110) von Gräcz aus der Steyrmarch111) geczogen mit sambt seiner swester sun herczog Albrechten von Sachsen112), der hat zw gemahel künig Jörsiken von Behem und margraven zw Merhernn tachter113). Derselb künig nam auf zw raten und dienernn des romischen kaysers und des lancz Oster-reich under halb und oberhalb der Enns landcz veyntt®) mit nam Jörgen vom Stain, ein swab, phleger zw Steyr114), hernn Wilhalbem von Puechaim116),

m) über 22 (in 1422) vielleicht von anderer Hand übergeschrieben 20. n) hora quasi 6" wohl von anderer Hand nachgetragen. °) Der folgende Text ist vom, Hand Β geschrieben. p) verbessert aus veynd.

Hol(d)erbeck (Hallerbeck) und Wolfgang Holzer am 15. April 1463 vgl. nur Vanesa in Geschichte d. Stadt Wien II/2, 560 f. sowie Schalk, Faustrecht 364—368.

I0 ') Vgl. Heinrich Ritter v. Ze ißbe rg , Der österr. Erbfolgestreit nach dem Tode König Ladislaus', AÖG 58 (1879), bes. 67 ff., sowie Vanesa, Geschichte Nieder- und Oberösterreichs 2, 344.

loe) Die Quellen berichten darüber zum Jahre 1392; vgl. etwa Wiener Annalen, ed. Josef Seemül l e r , MGH. Deutsche Chroniken VI (1909) 236: „Item der wein verfur so gar, das nicht der zehent ward, den man vor geben het, und ward gar arkg, das man des nyemer gedacht, und hies der Czyrenehelt"; sowie Alphons L h o t s k y , Die oberösterr. Fassung der sog. Wiener Annalen. Mitteilungen des Oberösterr. Landes-archivs 2 (1952) 15 f. u. 22; Annales Mellicenses, MGH SS IX 514.

loe) Die gefangenen Juden wurden am 12. März 1421 (nicht 1422, wie unsere Chronik hat) auf der Wiese bei Erdberg dem Feuertod überliefert, vgl. Scherer a. a. 0.414.

l l°) 20. Jan. 1467. Der Kaiser hatte für 6. Jan. 1467 einen Landtag nach Linz ausgeschrieben, da er aber erst am 20. Jan. 1467 in Linz eintraf, wurde dieser Landtag auf den 15. Febr. verschoben; vgl. Anonyme Chronik 1454—1467, ed. Senckenberg 324, ed. Rauch 166 f. Vgl. auch Vanesa, Geschichte Nieder- und Oberösterreichs 2, 477 f.

m ) Der Kaiser ist vom 20. Aug. 1466 bis 9. Jan. 1467 — vielleicht mit kurzen Unterbrechungen — immer in Graz nachzuweisen, vgl. Chmel, Regesta nr. 4605—4862; Lichnowsky 7, Regesten nr. 1073ff.; Ernst B i rk , Urkundenauszüge zur Geschichte Kaiser Friedrichs I I I . in den Jahren 1452—1467. AÖG 10 (1853) 434 ff.

l la) Herzog Albrecht von Sachsen, * 1443, f 1500. Vgl. über ihn Hellmuth Röss l e r in Neue deutsche Biographie 1 (1953) 174 f. Er war der Sohn von Kaiser Friedrichs Schwester Margaretha, * 1416, f 1486, die im Jahre 1431 den Kurfürsten Friedrich II . von Sachsen (f 1464) geheiratet hatte.

" ' ) Herzog Albrecht von Sachsen hatte 1459 die Tochter Georgs von Podëbrad, Sidonie, * 1449, f 1510, geheiratet; vgl. Neue deutsche Biographie a. a. O.

114) Georg von Stein, aus Schwaben (Konstanz), war zunächst Kleriker. Er nahm schon 1452 als Protonotar am Romzug Friedrichs I I I . teil, vgl. etwa Ordinatio ingressus Friderici imperatorie III . in Urbem (Pez I I 564). Er war enger Vertrauter, Rat und Kanzler Herzog Albrechts VI. v. Österreich, doch wurde er auch der Ver-giftung des Herzogs beschuldigt, vgl. Hanns Hierzmanns, Thürhüthers Herzog Al-brechts VI. v. Österreich, Bericht über Krankheit und Tod seines Herren 1463 und 1464, in Kleinere Quellen zur Geschichte Österreichs, hrsg. v. Theodor Georg v. K a r a j a n (1859) 31 f., 36, 40 f., 43, 47. Herzog Albrecht hatte ihm am 16. März 1463

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Eine Chronik Österreichs aus der Zeit Friedrichs I I I . 411

hernn Steffan Eyczinger11®), die das land bekriegten117), darumb [ f . 344r] kayser Fridrich seins zwgs geirrt ward zw denselben weichnachten gen Rom, und must in daz land ob der Enns durch der irrung willen118), und schikcht von Lincz aus seinem ohaim herczog Albrechten von Sachsen mit dez kaysers hofgesind gen Steyr und namen ein zw des kayser handen die etatlle). In derselben wochen in der vassten kam Jorg vom Stain mit seinen sold-

für geliehene 14000 fl. ung. und Dukaten Schloß und Stadt Steyr mit allem Zubehör verpfändet, vgl. Lichnowsky 7 nr. 756. Nach seiner Vertreibung aus Steyr 1468 war er in diplomatischen Missionen für Georg v. Podëbrad tätig, u. a. führte er 1469 Ver-handlungen mit Karl d. Kühnen v. Burgund für dessen römische Königswahl. Schon 1471 begegnet er als Ra t des Königs Matthias Corvinus, für den er später bis 1490 in Schlesien und Lausitz wirkte. Vgl. nur Hermann M a r k g r a f in Allgemeine Deutsche Biographie 35 (1893) 608—613; Adolf B a c h m a n n , Deutsche Reichsgeschichte im Zeitalter Friedrich I I I . und Max I . 1—2 (1884—1894), s. Register.

115) Im Jahre 1466, einige Zeit nach der Geburt des jüngsten Sohnes Friedrichs I I I . , Johann, (8. August), verübten Wilhelms von Puchheim Diener auf Rauhenstein bei Baden einen Überfall auf den Zug der Kaiserin Eleonore, welche daher die Burg belagern und nach der Einnahme Puchheims Knechte nach Wiener Neustadt ins Gefängnis führen ließ, wo sie bis zur Bereinigung der Angelegenheit zu verbleiben hatten, vgl. Anon. Chronik 1454—1467, ed. Senckenberg 314 f., ed. Rauch 161 f. ; daher rührt wohl die Teilnahme Wilhelms von Puchheim am Kampf gegen den Kaiser.

l u ) Stephan Eizinger war der jüngere Bruder Ulrich und Oswald Eizingers. Über den Frieden, den der Kaiser mit ihm im Febr. 1467 Schloß vgl. FRAII/20,434 nr. 376 (der Kaiser trat ihm Schloß und Stadt Dürnstein ab).

" ' ) Vgl. Anon. Chronik, ed. Senckenberg 324, ed. Rauch 166: „ . . . das sich her Jorg vom Stain mit dem von Puechaim verpunden und sich mit dem gesloss Steyr an den kunig von Pehem het geslagen und sein diener was warden, der im volkh schickt und rucken hielt , . . ." Schon am 8. Dez. 1466 hatte der Kaiser die Gebrüder Bernhard, Ulrich, Siegmund, Albrecht und Wolfgang von Schaunberg aufgefordert, zusammen mit den Landleuten von Österreich ob der Enns zu trachten, den von Jörg von Stein begonnenen Krieg beizulegen, auch hatte König Georg von Böhmen schon im Dezember dem Kaiser Fehde angekündigt, vgl. Lichnowsky 7 nr. 1125 f.

u e ) Die Absicht eines Romzuges Friedrichs I I I . für 1466/67 geht auch aus der den am 8. Februar 1467 in Linz eingetroffenen Räten Georgs von Podëbrad durch den Gurker Bischof Ulrich Sonnenberger erteilten Antwort des Kaisers hervor, vgl. Anon. Chronik 1454—1467, ed. Senckenberg 330, ed. Rauch 170 : „ . . . auch seiner kaiserlichen genaden veint aufnem zu dienern, den ruckh halt, dadurch das lannd Osterreich noch teglich beschedigt wirt, mit namen hern Stephan Eytzinger, Wilhalm von Puechaim und herrn Jörgen vom Stain. Er hab auch sein kaiserlich gnad durch solichs geirrt des zugs yetz hinein gen Rom . . ." Vgl. das Ersuchen des Papstes an die Stadt Florenz v. 20. Jan. 1466, dem Kaiser einen Geileitbrief auszustellen, sowie den Geleitbrief des venetianischen Dogen vom 6. Jan . 1467. Lichnowsky 7, Reg. nr. 1025 u. 1131. Über die Versuche des Kaisers seit 1465, den im Jahre 1462 gelobten Romzug durchzuführen sowie den schließlich 1468/69 zustande gekommenen Romzug vgl. Bachmann, Deutsche Reichsgeschichte 2, 172 ff. sowie Pastor, Geschichte der Päpste 2 ( l s 1955) 420 ff.

"») Nach Anon. Chronik 1454—1467, ed. Senckenberg 324 f., ed. Rauch 167, war Herzog Albrecht v. Sachsen mit dem Kaiser am 20. Jan. 1467 nach Linz gekommen und vom Kaiser zusammen mit Graf Wolfgang v. Schaumburg, Reinprecht v. Wallsee und Georg v. Volkersdorf mit 400 Pferden nach Steyr gesandt worden, wo er von den Bür-gern den Eid verlangte. Vgl. zu den Kämpfen um Steyr auch Valentin P r e u e n h u e -b e r s Annales Styrenses (Nürnberg 1740) 118 ff. ; Vanesa, Geschichte Nieder- und Ober-österreichs 2, 477 ff.; Josef O f n e r , Die Eisenstadt Steyr (1956) 40 f.

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412 Paul U ib le in

nernn, des von Puechaim hillff, zw ross und fuess120), und stürmten dys) vorstat und gewunen erst am 12. sturmm Steirdarf121). Also hueb sich der von Sachsen mit ettlichen hernn, ritern und knechten und landlewtten auz der stat fluchtig gen Wells122) und die in der sta[t] von hofleuten waren peliben liez dier vom Sta[in] mit tading mit irem gerät gen Lincz sicher reytten, und die in der varstat ze Steyrdarff warden gevangen und ettlich leybloss, und der vom Stain nott die purger, das sy im musten sweren123), und bekriet das land mit mort, raub und prannt124).

In derselben vassten kamen dem kayser mär gen Lincz1), wie sein sun herczog Johans gestarben war8)125) und nam im1) ummut und Unwillen zw

q) danach β durchgestrichen. T) gen Lincz nachgetragen. ') danach 3 cm Raum (11—12 Buchstaben) am Zeilenende leer gelassen. ') danach und durchge-strichen.

12°) Georg von Stein befand sich zur Zeit der Einnahme Steyrs durch Herzog Al-brecht von Sachsen im Markt Asparn (wohl an der Zaya) „und was besambt mit vil Behemen"; vgl. Anonyme Chronik 1454—1467, ed Senckenberg 325, ed. Rauch 167. Da Steyr schon am 30. Jan. 1467 durch Georg von Stein eingenommen wurde, siehe unten Anm. 122, die Fastenzeit aber erst am 11. Febr. 1467 (Aschermittwoch) begann, ist die Angabe unserer Chronik, Georg von Stein sei in einer Fastenwoche nach Steyr gekommen, ungenau.

l a l) Die Anonyme Chronik ed. Senckenberg 326, ed. Rauch 167, berichtet, daß am Tage nach dem Abzüge Herzog Albrechts von Sachsen „zuhannt des morgens kam der vom Stain mit XI hunderten ze rossen und ze fuezzen und stürmt das Steirdorf, davor verlas er süben stürm, und den achten gewan er, und der Pehem wurden gewundt und erslagen an dem stürm wol auf zwaihundert".

m ) Nach dem Bericht der anonymen Chronik a. a. 0 . verließ Herzog Albrecht v. Sachsen zusammen mit anderen Herren, also wohl auch Graf Wolfgang v. Schaunburg und Reinprecht v. Wallsee, am Tage vor dem Sturm auf Steyrdorf die Stadt und ließ dort Georg von Volkersdorf zurück. Da Friedrich II I . am 31. Jan. 1467 an Hans von Starhemberg schrieb, daß die Kaiserlichen Steyr am 30. Jan. räumen mußten und Herzog Albrecht v. Sachsen nach Wels gezogen sei, vgl. Chmel, Regesta nr. 4891, muß der Herzog Steyr spätestens am 29. Jan. verlassen haben.

123) Vgl. Anonyme Chronik ed. Senckenberg 326, ed. Rauch 168: „ . . . und ain taidung beschach zwischen dem von Volkenstorff und dem von Stain. Darauf rawmbt der von Volkensdorf die kirichen und rait von dann und der vom Stain kom also wider under die herschaft Steir."

1M) Vgl. Anonyme Chronik ed. Senckenberg 327, ed. Rauch 168: „Darnach zu-hannt griffen an dieselben vom Stain und vonPuchaim das land ob der Enne mit raub, prannt und huldigung der lewtt und beschedigten das auf das al lerhöchst . . ." Erst im Herbst 1467 wurde der kaiserliche Feldhauptmann Ulrich von Grafeneck in die Stadt Steyr eingelassen, das Schloß wurde erst 1468 erobert; vgl. Preuenhuber a. a. 0 . 121 f. sowie Vanesa, Geschichte Nieder- und Oberösterreichs 2, 480 ff.

m ) Der jüngste Sohn des Kaisers, Johann, war am 8. (vgl. Anon. Chronik, ed. Senckenberg 310, ed. Rauch 159) oder 9. Aug. 1466 in Wiener Neustadt geboren worden, vgl. Lanckmann ed. Pez I I 606; sein Todestag wird in der Anonymen Chronik mit 9. Febr., bei Lanckmann mit 15. Febr. 1467 angegeben, die Inschrift auf der Grabplatte im Neukloster zu Wiener Neustadt nennt den 10. Febr. 1467 als Sterbetag: „Anno 1467 die Scholastice virginis obiit dux Iohannes Friderici Rom. imp. Austrie et Styrie ducis et d. Leonore sue conthoralis filius, hic sepultus", vgl. Mayer, Geschichte von Wiener Neustadt 1/2, Anm. 4. Der Kaiser befand sich von Aug. 1466 bis Anf. Jan. 1467 in Graz, siehe oben S. 410 Anm. 111, wo er auch den Besuch des Schwagers George

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Eine Chronik Österreichs aus der Zeit Friedrichs III. 413

seine[m] gemahel der kayserin, darumb das sy dem kind z[w] amen gehabt het mit ein ander gesaugt12®), und vo[r] unmut zoch die kayserin von der Neunstat gen Grä[cz] zw irem sun herczog Maximilian und irer tachter frauelein Kunigunden127), und het hoffnung, der kayser wurd von Lincz ee gen Gräcz komen, denn in die Newstat, und alls der kayser in der nächsten wochen nach ostern gen Prugk an die Muer kam128), wollt er nit zw ir gen Gräcz und zoch in die Newstat und liezz die frum kayserin betrübte ze Gräcz und war langst gernn hie vor pey im gebesen und dorft an seinen willen heraus nicht und ward kluglei[ch] [f. 344v] und schlecht ausgehallten mit irem hof durch hern Kristoffen Morsperger, des k(aysers) rat und an-ballt zw Gräcz129), wann er gar ein karger man was. Also schikt ir kayserlich

von Podëbrad, Zdenko Leo von Roimital, mit Gefolge empfing, die 14 Tage lang beim Kaiser blieben und danach zur Kaiserin nach Wiener Neustadt ritten, wo sie acht Tage verweilten und zwar wohl erst im Spätherbst oder Winter, da von Schlittenfahrten berichtet wird; vgl. Des böhmischen Herrn Leo's von Rozmital Bitter-, Hof- und Pilgerreise durch die Abendlande 1465—1467, hrsg. v. Johann Andreas Schmeller. Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart VII/1 (1844) 194 f.

" ·) Dies wird sonst nirgends berichtet; vgl. aber eine einschlägige Äußerung bei Johannes Cuspinianus, Austria (Francofurti 1601) 52: „. . . quoties Fridericus impera-tor . . . recordabatur trium illorum liberorum, Christophori, Ioannis et Helenae, ita deiecti fuit animi, ut tremerei prae ira: sic indignatus uxori, quod haec causa fuisset mortis suorum filiorum, quos pascere volebat more Portugalensium, aromatibus ac speciebus aromaticis: cum infantes sint lacticiniis, quae sunt prima illorum alimenta, nutriendi. Et ideo cum etiam Kunegundis, altera eius filia, in pueritia aegrotare inciperet, iussit in suum cubiculum deferri, et nostratibus alimentis eam pavit ac nutrivit. . ."

l2') Wann die Kaiserin nach Graz kam ist nicht bekannt, es muß dies aber vor der Ankunft des Kaisers in Bruck a. d. Mur, also vor April 1467, gewesen sein. Aus Graz datiert ist nur ein Schreiben der Kaiserin vom 17. Juli 1467 an die Stadt Straß-burg betr. Übergabe des Nachlasses des verstorbenen kaiserlichen Dieners Johann Pranntner an den Grazer Bürger Ulrich Meixner, vgl. Lichnowsky 7, Reg. nr. 1183.

12β) Ostersonntag fiel auf den 29. März 1467, gemeint ist also die Woche vom 29. März bis 5. April. Am 22. März ist der Kaiser noch in Gmunden, am 26. März in Aussee, am 4. April schon in Wiener Neustadt, wo er — mit kleinen Unterbrechungen — bis Jänner/Febr. 1468 blieb, vgl. Chmel, Reg. nr. 4948 ff. Da von Aussee bis Bruck mindestens drei Tage, vielleicht vier Tage Reisezeit gerechnet werden muß, kann der Kaiser nur zwischen 29. März und 2. April, am ehesten zw. 30. März und 1. April 1467 in Bruck gewesen sein.

m ) Christoph Morsperger soll als einer der kaiserlichen Kämmerer einer der Urheber der schlechten Münze von 1460 gewesen sein, vgl. Anon. Chronik 1454—1467, ed. Senckenberg 92 f., Rauch 45 f. 1462 war er mit dem Kaiser in der belagerten Wiener Burg, vgl. Beheim, Buch von den Wienern 60, 67, 132. Er wurde kaiserlicher Rat, vielleicht erst im Nov. 1468 Burggraf von Graz (Schloßberg), und blieb dies mindestens bis Febr. 1478, vgl. Fritz Popelka, Geschichte der Stadt Graz 1, 310. 1469 erscheint er als Einnehmer d. Landschaft Steiermark, 1475 und 1478 als steirischer Landsehreiber (vor ihm ist bis 1458 Ulrich Einbacher genannt), vgl. Arnold Luschin v. Ebengreuth, Materialien zur Geschichte des Behördenwesens u. d. Verwaltung in Steiermark 1 : Das Landschreiberamt. Veröffentlichungen d. hist. Landeskommission f. Steiermark 8 (1898) 7 ff. Burkhard Seuffert, Drei Register aus den Jahren 1478— 1519 (1934) 93, 99. Seuffert u. Kogler, Die ältesten steirischen Landtagsakten 2, s. Register. Georg v. Stein bezeichnete 1464 Christoph v. Mörsberg als seinen „lieben Schwager", vgl. Preuenhueber, Annales Styrenses 116. Über die Grazer Burg (Schloß-

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414 Paul U ib l e in

gnad iren hofmayster hern Hansen von Pellndarf180) zw dem kayser irem gemahel zw sand Jacobstag131) in die Newstat und schikt mit im seins hof-gesindcz gen Gracz nach ir, dez sy gar fro was, das ir der kayser wegert. Also kam sy heraus geriten und gevaren in die Newstat am sambstag vor Bartholomei an sand Thimotheustag132) mit irem sun herczog Maximilian, der nu was sider des antlas tag in der marterbochen im[. . . u ) ] jarv)133), und rayt vor ir in einem grünen pairischen gwant, und ir k(ayserlich) gnad rait auf einem sanft trabnden phert in swarczem gwant, und ir tachter freuel . . . w ) fürt man in einer rospar, die was nu sider . . ,x)134). Der kuft ir kayser-lichen gnaden und kindern sych manikchl(ich) in der Neunstat und in dem ganczen land Ostreich erfreut. Also rayt unser allergnedigister herr kayser Fridrichy) ir und seinen kindern engegen pis zw dem Kerpach, ein halb meyl von der Neunstat2)1 3 6). Es riten auch mit im margraf Karel sein swager, der des kayser swester het, fraun . . .a) zw einem gemahel139), und

u) danach Raum von 1 cm (etwa vier Buchstaben) leer gelassen. v) danach Raum von fast 2 cm am Zeilenende leer gelassen. w) danach Raum von über 2 cm (8—9 Buchstaben) ausgespart. *) danach 75 mm Raum (28—30 Buchstaben) am Zeilenende leer gelassen. y) danach irer durchgestrichen. z) danach und durchgestrichen. "•) danach 5 cm Raum (20 Buchstaben) ausgespart.

berg) und deren Verwaltung s. Popelka a. a. 0 . 268 ff. In diese Zeit ihres Grazer Auf-enthaltes fällt der Befehl des Kaisers an die Verweser des Salzamtes von Aussee v. 19. Mai 1467, der Kaiserin „zu notturft irs hofs" 200 Pfund Pfennige zu bezahlen, vgl. Chmel, Reg. nr. 4994. Auch nach dem Tode der Kaiserin mußte Friedrich an ver-schiedene in Eleonores Diensten gestandene Frauen ausständige Besoldungen aus dem Salzamt Aussee anweisen, insbesondere erhielt der Hubmeister zu Graz Urban Dyepers-kircher am 13. Nov. 1468 eine Quittung über 18 Pfund 58 d, 106 Viertel Weizen, 151 Viertel Korn und 13 Fuder Wein, „die er weilent der R. kaiserin, hertzogn Maximilian und der jungn frawn (also Katharina) zu irs hofs notturftn des 1467 jars ausgericht hat" ; vgl. Chmel, Reg. nr. 5200, 5360, 5372, 5417, 5424, 5431, 6100 u. 5515 sowie Zierl, Kaiserin Eleonore und ihr Kreis 212 f.

lso) Hans von Pellendorf war auch kaiserlicher Rat, vgl. etwa Anon. Chronik 1454—1467, ed. Senckenberg 269, ed. Rauch 138 (zu 1464); Lichnowsky 7 nr. 990, und Chmel, Reg. nr. 4200 (zu 1465); vgl. auch Ebendorfer, Cronica Austrie 501 (zu 1460). Seine Frau, Eis Pelndorfferein, wird als Hofmeisterin der Kaiserin genannt, vgl. Be-heim, Buch von den Wienern 56; ihr Mann hier auch gen. 337. Vgl. auch Zierl a. a. O. 205 f. Über Pellendorfers Haus in der Wiener Herrengasse vgl. Quellen zur Geschichte der Stadt Wien II/2, nr. 3527.

U1) 25. Juli 1467. "*) 22. August 1467. 133) Maximilian wurde am 22. März 1459 geboren, vgl. etwa Lanckmann ed. Pez

2, 605. Der Verfasser unserer Chronik hält aber anscheinend den 26. März (im Jahre 1467 der Gründonnerstag) für Maximilians Geburtstag. Maximilian stand am 22. Au-gust 1467 im 9. Lebensjahr.

1M) Kunigunde wurde am 16. März 1465 geboren, vgl. etwa Lanckmann (Pez I I 606), sie stand somit im 3. Lebensjahr.

186) Über den Kehrbach vgl. Mayer, Geschichte von Wiener Neustadt 1/1, 63-— 65, 70.

1M) Markgraf Karl I. von Baden, * 1427, f 24. Febr. 1475, hatte im Jahre 1447 die Schwester Friedrichs III . , Katharina, * 1420, f 11. Sept. 1493, geheiratet. Vgl. Kleinschmidt in Allgemeine deutsche Biographie 15 (1882) 228 ff.

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Eine Chronik Österreichs aus der Zeit Friedrichs III . 415

sein pruder margraf . . .b)137), ped margrafen von Niderpaden, und fürten sy mit frewden in die Newstat.

Nu was ir kayserlich gnad in dem selben sumer zw Gracz in grosser krankaitt®) in gocz panden und rechten gebesen und plode heraus kam, also das ir rosnvarbe mynikchleiche complex sich verkert het in plaich. Nu maint sy sich mit irs gemahels, zu dem sy grosse lieb het, ergeczen irer plodikait und rait mit seinem willen in das wildpad zw Paden am nächsten mitichen dar-nach138), alls syin die Newstat kommen was, und welayb da pis an den achten tag139). In der zeit iren k(ayserlichen) gnaden die von Wienn grosse er erpu-ten mitd) manngerlay schankunng und enphalchen sich iren k(ayserlichen) gnaden mit aller gehorsam und diemutigen gepet und hillfreich sein in gnad zw erberben gegen unsern allerg(nedigisten) herrnn, den r(omischen) k(ayser), des sy sich gar gnedikchl(ich) erpoten het ze tun, darauf die von Wien [ f . 345r] grossen trost haben gehabt140). Also wart layder ir gnad in dem pad noch krenkcher und liez sich darnach am achten tag141) in einer rospar wider in die Newstat faren und schikcht vor ir einen poten zw dem kayser und liez sein g(naden) pitten, das er nicht gegen ir hinaus rit engegen auf das Stai[n]veld142), wann sy war zw krankch und mocht nit absten gegen im. Aber die margrafen und alles hofgesind riten gegen ir und rannt ζ wen vor der stat mit scharffen spi[e]ssen under tartschen iren k(ayserlichen) g(naden) und junkchfraun zw geffallen], des sy klainen lust het, wann alle leypliche frewd was mit ubergenng ir(er) krankait in ir erloschen143).

b) danach 25 mm, Raum (10 Buchstaben) ausgespart. c) danach gebesen durchgestrichen. d) danach sch durchgestrichen.

l ") Von den drei noch lebenden Brüdern Markgraf Karls: Johann, seit 1465 Erzbischof v. Trier, Georg, seit 1459 Bischof v. Metz, und Markus, 1465—1468 Verwe-ser des Bistums Lüttich, ist hier wohl Markus gemeint.

138) 26. August 1467. 18e) Der Aufenthalt der Kaiserin in Baden dauerte also wohl bis zum 2. Sept. 1467. 14°) Die Abbitte der Stadt Wien für ihre Untaten gegen Kaiser, Kaiserin und

Herzog Maximilian war zwar schon am 25. April 1465 in Wiener Neustadt erfolgt, vgl. Anonyme Chronik ed. Senckenberg 303—305, ed. Bauch 156 f. ; vgl. auch Vanesa, Geschichte d. Stadt Wien II/2, 564. Anläßlich des oben erwähnten Badener Aufent-haltes der Kaiserin wird es wohl gewesen sein, daß die Stadt Wien für die Kaiserin im Jahre 1467 als Geschenk vier Ochsen nach Baden treiben ließ, vgl. Johann Evangelist Sch lage r , Wiener Skizzen aus dem Mittelalter, Neue Folge 1 (1839) 100 (auf Grund der Wiener Kammeramtsrechnungen).

" · ) Also wohl am 2. Sept. 1467. 142) Ebene um Wiener Neustadt. 143 ) Die Kaiserin starb schon am folgenden Tag, 3. Sept. 1467. Über den Todestag,

mit Richtigstellung von Irrtümern, vgl. Robert Ritter v. S r b i k , Maximilian I. und Gregor Reisch. AÖG 122, 2. Heft (1961) 95 Anm. 210. Über die Todesursache der Kaiserin findet sich bei Joseph Grünbeck, Historia Friderici IV. et Maximiliani I., hrsg. von Joseph Chmel , Der österreichische Geschichtsforscher 1 (1838) 68 die Angabe: nimia (ut quidam coniectati sunt) abstinencia et aliquali naturali stomachi vicio, florida in etate e vita excessit . . ." Vgl. dazu auch Srbik a. a. 0 . 78.

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