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602 Eine verbesserte Methode zur Bestimmung der Kohlen- s ure nach dem Volume von Dr. Frigz Fuehs. Aus dem chemischenLaboratorium des Prof. v. Barth an derk. k. Univer- sitiit in Wien. (Vorgelegt in der Sitzung am 4. Juli 1889 0 Die volumetrische Bestimmung der Kohlensiiure naeh den jetzt gebr~tuehliehen ):[ethoden leidet an dem Fehler, dass ein Theil tier entwickelten Kohlensi~ure yon der (Salz-) S~ure absorbirt wird. Die Bestimmung dieses Fehlers st~sst insoferne auf grosse Schwierigkeiten, als die Absorption eines Gases in einer Fltissig- keit nebst andern Factoren wesentlieh yon der Beschaffen- heit tier Gasschichte abhiingt, welche sich Uber der F1 ti s s i gk ei t b e fin d e t. Letztere ist nun bei allen jetzt gebriiuch- lichen Methoden ein Gemiseh yon Kohlens~ure und Luft, das seine Zusammensetzung fortw~hrend ~ndert, so dass sieh der Einfiuss diesel" Fehlerquelle theoretisch gar nieht berechnen nnd auch experimentell nut" innerhalb welter Grenzen (und unvoll- kommen) bestimmen l~sst. Ich habe, um diese FehlerqNelle zu vermeiden, das Prin cip der tibersgttigten LSsungen in Anwendang gebraeht. Die saure LSsung, welche zur Entwicklung dient, ist mit Kohlensiiure gesi~ttigt, die Gasschicht tiber der Fliissigkeit ist ebenfalls reine Kohlensi~ure, so dass die Absorption iiberschtissiger Koh|ens~ure durch die Fltissigkeit yon vornherein als ausgeschlossen erscheint. Der Apparat, den ich zur Bestimmung verwende, ist mit kleinen Abgnderangen derselbe, den ich zm" Bestimmung der Basicitlit yon S~uren bentitze; nut" das Gasentwicklungsrohr B ist entsprechend tier gr6sseren Menge des entwickelten Gases grtisser dimensionirt and entsprechend geformt. Ieh kann desshalb auf die Tafel, welche der Abhandlung Monatsh. f. Chem. 1888, pag. 1132 beigegeben ist~ verweisen.

Eine verbesserte Methode zur Bestimmung der Kohlensäure nach dem Volume

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Eine verbesserte Methode zur Bestimmung der Kohlen- s ure nach dem Volume

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Dr. Frigz Fuehs.

Aus dem chemischen Laboratorium des Prof. v. Barth an derk. k. Univer- sitiit in Wien.

(Vorgelegt in der Sitzung am 4. Juli 1889 0

Die volumetrische Bestimmung der Kohlensiiure naeh den jetzt gebr~tuehliehen ):[ethoden leidet an dem Fehler, dass ein Theil tier entwickelten Kohlensi~ure yon der (Salz-) S~ure absorbirt wird. Die Bestimmung dieses Fehlers st~sst insoferne auf grosse Schwierigkeiten, als die Absorption eines Gases in einer Fltissig- keit nebst andern Factoren w e s e n t l i e h yon der B e s c h a f f e n - he i t tier G a s s c h i c h t e abhi ingt , w e l c h e s ich Uber de r F1 ti s s i gk ei t b e fin d e t. Letztere ist nun bei allen jetzt gebriiuch- lichen Methoden ein Gemiseh yon Kohlens~ure und Luft, das seine Zusammensetzung f o r t w ~ h r e n d ~nder t , so dass sieh der Einfiuss diesel" Fehlerquelle theoretisch gar nieht berechnen nnd auch experimentell nut" innerhalb welter Grenzen (und unvoll- kommen) bestimmen l~sst.

Ich habe, um diese FehlerqNelle zu vermeiden, das Pr in cip d e r t i b e r s g t t i g t e n L S s u n g e n in Anwendang gebraeht.

Die saure LSsung, welche zur Entwicklung dient, ist mit Kohlensiiure gesi~ttigt, die G a s s c h i c h t tiber der F l i i s s i g k e i t is t e b e n f a l l s re ine Kohlensi~ure, so dass die Absorption iiberschtissiger Koh|ens~ure durch die Fltissigkeit yon vornherein als ausgeschlossen erscheint.

Der Apparat, den ich zur Bestimmung verwende, ist mit kleinen Abgnderangen derselbe, den ich zm" Bestimmung der Basicitlit yon S~uren bentitze; nut" das Gasentwicklungsrohr B ist entsprechend tier gr6sseren Menge des entwickelten Gases grtisser dimensionirt and entsprechend geformt.

Ieh kann desshalb auf die Tafel, welche der Abhandlung Monatsh. f. Chem. 1888, pag. 1132 beigegeben ist~ verweisen.

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Kohlensgure naeh dem Volume. 603

Gang tier Analyse.

Man fUllt das Fli~schchen A mit verdiinnter Salzs~ure (1 : 1 bis 1 : 3) und leitet einige Zeit Kohlens~ure ein. Man kann statt Kohlensi~ure cinzuleiten, etwas doppelt kohlensaures lqatron in die LSsung werfen und so die Kohlensi~m'e im Apparate selbst entwiekcln. Man versehlicsst sodann mit einem Kork und li~sst das Fl~sehchen einige Zeit (elne u an dem 0rtc stchcn~ wo man die Bestimmung vornehmen will.

Es wird sodann dureh das Gasentwicklungsrohr B circa fiinf Minuten lang ein Strom trockener Luft durchgeleitet.

Die fein zcrriebene Snbstanz (circa 0"2g bis 0"3g) wird in dem Fliischchen gewogen und in den Kautschukst(ipseI yon unten eingefiihrt (so dass Glasstab und Fl~sehchen einander be- rUhren).

Man ve;schliesst (l~isst einige Minuten stehen, bis sich die dutch das Anfassen erw~rmten Ste|len abgekiihlt haben)~ senkt den Apparat, bis das Capillarrohr unter den Wasserspiegel kSmmt~ sttilpt die geftfllte MessrShre darUber und beginnt mit dem Ver- suche; dnrch Hinabdrticken des Glasstabes wird das Fliisehchen mit Substanz zum Hinabfallen gebracht.

Man bringt auf gleiehes ~iveau nnd ]lest die gefundenen Kubikcentimeter ab.

Bereehnung:

v (b - w) G = 760 (1 + 0"00366 t) 0"001"966,

G ~--- Gewieht der gefundenen Kohlensiiure, V ~--- abgelesenes Volum, b ~ Barometerstand, w = die der Temperatur t entsprechende Tension des

Wasserdampfes.

0"001.966 g Gewicht eines Kubikeentimeters Kohlens~ure bei 0 ~ C. und 760ram Druck.

Belege: I. 0.1913 g Calciumearbot~at cntwickelten bei cinem Druck

b z 743"9 mm und einer Temperatur t = 22"5 ~ C. an Kohlen- 49*

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s~ure V_--49 c m e ; gefunden 44"2 ~ Kohlensiture (berechnet 44 %).

II. 0 " 2 2 1 7 g Calcinmcarbonat entwickelten bei einem Drucke b ~--- 750.6 m m and einer Temperatnr t ~--- 18 ~ C. an Kohlen- sitnre V -~- 55 c m ~ gefunden 44" 2 ~ Kohlens~ture.

III. 0"2058 g Calciumcarbonat entwickelten bei einem Druck b = 750" 6 m m und einer Temperatnr t ~--- 18"5 ~ C. an Kohlen- s~Lure V ~ 51 c m ~ gefnnden 44" 07 ~ Kohlens~ure.

IV. 0" 1930 g Calciumcarbonat entwickelten bei einem Druek b = 753.9 und einer Temperatur t = 17 ~ C. an Kohlens~ture V ~ 47"3 c m ~ gefunden 44- 1 ~ Kohlens~nre.

V. 0" 1832 g Bariumcarbonat entwiekelten bei einem Druck b ~-745"9mm und einer Temperatnr t ~ 2 2 ~ C. an Kohlen- s~ure V~-- 25.5 c m ~ g'efunden 24" 17~ Kohlensi~ure (berechnet

24.3 ~ ). Will man einen zweiten, dritten nnd weitere u

maehen, so hat man nur niithig vor jedem fblgenden Versuehe das Gasentwicklungsrohr Bmi t friseher Luft zu fUllen.

In der Bereehnung" kommt nut die Tension des Wasser- dampfes vor, die aus einer Tabelle zu entnehmen ist. Ieh habe, um jedwede Tabelle zu vermeiden, statt eines trockenen Luft- stromes einen mit Wasserdampf sehon gesRttigten, dutch das Rohr B geleitet nnd lege zn diesem Zweeke eine Waschflasehe mit Wasser (oder ganz verdtinnter KMilauge)vor. Das Wasser, das zu diesem Yersuehe verwendet wird~ soll womSglich Zimmer- temperatur haben.

In der Berechnung entfitllt'dann die Tension des Wasser- dampfes.

Man kann die Ablesungen am Barometer und Thermometer vermeiden, wenn man eine Vorbestimmung mit Snbstanz yon be- kanntem Kohlens~uregehalt macht und die gefundenen Kubik- centimeter bei den folgenden Versuchen verg]eichsweise in Rechnung zieht.

Der Apparat wird yon J. Rohrbeck's Nachfolgern in Wien ver- fer~igt.