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(Aus der Landesheilanstalt Pfafferode bei Miihlhausen [Th.] [Direktor: Obermedizinalrat Dr. Kolb].) Eine weitere Verbesserung meiner Markseheidenfiirbemethode am Gefrierschnitt. Von Obermedizinalrat Dr. Kurt Schroeder. Mit 2 Textabbfldungen. (Eingegangen am 21. April 1939.) Zur F~rbung der Maxkscheiden standen uns ]ange Zeit nur Methoden zur Verffigung, die an chromiertem und in Celloidin eingebettetem Material anwendbar waren. So gro• auch die Bedeutung dieser Methoden fiir die normale Anatomie ist, ihr Wert ffir die Histopathologie ist dagegen geringer, da es bei der Untersuchung krankhafter Ver~nderungen des Nervensystems in der Regel notwendig ist, eine Anzahl Untersuchungs- methoden anzuwenden, die nur an Formalin-Geffierschnitten gelingen. Daher war es ein groBes Verdienst yon Spielmeyer, dal~ er eine Mark- scheidenf~rbemethode ffir Geffierschnitte angegeben h~t. Es ist jedoch allen Histopathologen bekannt, da~ der Spielmeyerschen Methode gewisse Ms anhaften. So schSn und klar wie bei der Weigertschen Mark- scheidenmethode am chromierten und in Celloidin eingebetteten Mate- rial kommen die Fasern nicht oder jedenfalls nicht immer zur Darstellung, da sie meist blasser gefi~rbt sind und der Untergrund nicht so hell ist. An manchem Material f~llt die Fs bei der Spielmeyerschen Methode ganz gut aus, in anderen F~llen sind die Ergebnisse weniger befriedigend. Bisweilen sind die feinsten Fasern nicht mit gef~rbt. Man kann sich yon dem Unterschied dieser beiden Methoden leicht fiberzeugen, wenn man ein in Formalin geh~rtetes Rindenstiick teilt und die eine H~lfte nach Weigerts, die andere nach Spielmeyers Methode weiterbehandelt, wobei darauf zu achten ist, dab die zu vergleichenden Schnitte mSglichst dicht beieinander liegen. Dann ergibt sich, dab in den nach Weigert gef~rbten Schnitten ein viel reicheres Netz feinster Fasern sichtbar ist als in den nach Spielmeyers Methode behandelten Schnitten. Es war daher mein Bestreben, eine Markscheidenf~rbemethode am Geffierschnitt zu finden, bei der ebenso schSne Bilder entstehen wie bei der Weigertschen Methode, ein Verfahren also, bei dem auch die feinsten Markfasern auf ganz hellem Grunde zur Darstellung kommen, und bei der die Ergebnisse stets gleichm~ig gute sind. Bereits vor 9 Jahren habe ich eine solche Methode verSffentlicht 1 und bald darauf einer Publikation 2 eine Ab- 1 Schroeder, K.: Arch. f. Psychiatr. 91, 523 (1930). -- ~ Schroeder, K. J. Psychol. u. Neur. 43, 183 (1931).

Eine weitere Verbesserung meiner Markscheidenfärbemethode am Gefrierschnitt

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Page 1: Eine weitere Verbesserung meiner Markscheidenfärbemethode am Gefrierschnitt

(Aus der Landesheilanstalt Pfafferode bei Miihlhausen [Th.] [Direktor: Obermedizinalrat Dr. Kolb].)

Eine weitere Verbesserung meiner Markseheidenfiirbemethode am Gefrierschnitt.

Von Obermedizinalrat Dr. Kurt Schroeder.

Mit 2 Textabbfldungen.

(Eingegangen am 21. April 1939.)

Zur F~rbung der Maxkscheiden standen uns ]ange Zeit nur Methoden zur Verffigung, die an chromiertem und in Celloidin eingebettetem Material anwendbar waren. So gro• auch die Bedeutung dieser Methoden fiir die normale Anatomie ist, ihr Wert ffir die Histopathologie ist dagegen geringer, da es bei der Untersuchung krankhafter Ver~nderungen des Nervensystems in der Regel notwendig ist, eine Anzahl Untersuchungs- methoden anzuwenden, die nur an Formalin-Geffierschnitten gelingen. Daher war es ein groBes Verdienst yon Spielmeyer, dal~ er eine Mark- scheidenf~rbemethode ffir Geffierschnitte angegeben h~t. Es ist jedoch allen Histopathologen bekannt, da~ der Spielmeyerschen Methode gewisse Ms anhaften. So schSn und klar wie bei der Weigertschen Mark- scheidenmethode am chromierten und in Celloidin eingebetteten Mate- rial kommen die Fasern nicht oder jedenfalls nicht immer zur Darstellung, da sie meist blasser gefi~rbt sind und der Untergrund nicht so hell ist. An manchem Material f~llt die Fs bei der Spielmeyerschen Methode ganz gut aus, in anderen F~llen sind die Ergebnisse weniger befriedigend. Bisweilen sind die feinsten Fasern nicht mit gef~rbt. Man kann sich yon dem Unterschied dieser beiden Methoden leicht fiberzeugen, wenn man ein in Formalin geh~rtetes Rindenstiick teilt und die eine H~lfte nach Weigerts, die andere nach Spielmeyers Methode weiterbehandelt, wobei darauf zu achten ist, dab die zu vergleichenden Schnitte mSglichst dicht beieinander liegen. Dann ergibt sich, dab in den nach Weigert gef~rbten Schnitten ein viel reicheres Netz feinster Fasern sichtbar ist als in den nach Spielmeyers Methode behandelten Schnitten. Es war daher mein Bestreben, eine Markscheidenf~rbemethode am Geffierschnitt zu finden, bei der ebenso schSne Bilder entstehen wie bei der Weigertschen Methode, ein Verfahren also, bei dem auch die feinsten Markfasern auf ganz hellem Grunde zur Darstellung kommen, und bei der die Ergebnisse stets g le ichm~ig gute sind. Bereits vor 9 Jahren habe ich eine solche Methode verSffentlicht 1 und bald darauf einer Publikation 2 eine Ab-

1 Schroeder, K.: Arch. f. Psychiatr. 91, 523 (1930). - - ~ Schroeder, K. J. Psychol. u. Neur. 43, 183 (1931).

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bildung nach einem mit dieser Methode hergestellten Pr~parat beigegeben. In der folgenden Zeit ist diese Methode von namhaften Forschern giinstig beurteilt worden insbesondere yon Fiin/geld 1 der seine Erfahrungen folgendermaBen zusammenfaBte: ,,Von neueren Methoden hat sich die von Schroeder angegebene Markscheidenf~rbung hervorragend bew~hrt." Aueh diese Arbeit enthMt mehrere Abbildungen, die nach solchen Pra- paraten hergestellt sind. Ein Nachteil meiner damals angegebenen Methode war indessen, dab sie infolge der Kollodinierung der Schnitte etwas umstandlich war. Auch ergab sich, dab sehr grol~e Gefrierschnitte leicht brtiehig wurden. Ieh war daher bestrebt, die Methode so zu ver- bessern, dab diese M/~ngel beseitigt wurden. Es kam vor allem darauf an, eine Beizung zu linden, in der die Schnitte nicht briiehig werden, auch wenn man sie bei 370 ehromiert, was im Interesse der Beschleuni- gung des Verfahrens wiinsehenswert ist. Dies wurde erreicht durch An- wendung einer Beize, die aus einem Tell Schnellbeize und zwei Teilen Miillersche Fliissigkeit besteht. Da die Schnitte in dieser Beize ihre Weich- heir behalten und nicht briichig werden, so konnte nun auch die um- st~ndliche Kollodinierung wegfallen. An der Farbung und Differenzierung etwas zu ~ndern, dazu lag kein AnlaB vor.

Die Methode ist nunmehr die folgende: Formalinfixierung. Gefrierschnitte von 20--30/, . Beizung einen Tag

bei 37 ~ in folgender Beize: MiiUersche Fliissigkeit 2 Teile, Schnellbeize 1 Teil.

Die Schnitte miissen in der Fliissigkeit faltenlos ausgebreitet liegen. Zweimal kurz absptilen in Aq. dest., dann ohne l~ngeres Verweilen in Wasser gleich in die Farbl6sung. Farbung in gekochter H~matoxylin- 15sung bei 370 12 Stunden oder langer : l0 % ige alkoholische Hamatoxylin- 16sung yon beliebigem Alter 3 eem, Aq. dest. 100 cem, 5 Min. kochen lassen. Nach dem Abkiihlen werden 3 ccm Lithion carbonicum solut. conc. zugefiigt und die durch das Kochen etwas eingedickte LSsung wieder auf 100 ccm aufgef(illt. Innerhalb der ersten Viertelstunde soll die Farbl6sung mit den Schnitten leicht bewegt werden, bis sich darin keine Wolken mehr bilden. Man erkennt das leieht, wenn die Sehale von unten beleuchtet wird.

Nach der Farbung: Mehrmals abspiilen in Aq. dest., worin die Schnitte auch stundenlang eventuell bis zum n~chsten Tag liegen bleiben k6nnen. Differenzierung: Kalium permangan. 1/4% etwa 1/2 Min. zwei- mal Aq. dest., etwa 1 Min. : Oxals/~ure 1,0, Kalium sulfurosum 1,0, Aq. dest. 200,0.

Es ist zweckmgBig, l%ige LSsungen yon Oxals~Lure und Kalium sulfurosum vorr~tig zu halten, und vor dem Gebrauch gleiche Teile zu mischen. Ws des Verweilens in dieser L6sung miissen die Schnitte

1 Fiin/geld: J. Psychol. u. Neur. 46, 1 (1933).

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leicht bewegt werden. Nach etwa einer 1/4 bis 1/2 Min. soll die Differen- zierungsfliissigkeit gewechselt werden. Mehrmals Aq. dest.

Dann Wiederholung der Differenzierung mit ktirzeren Zeiten, bis die graue Substanz ganz hell ist. 1/4 Stunde Lithionwasser: Lithion carboni- cum Solut, conc. 1,0, Aq. font. 100,0.

Leitungswasser mehrere Stunden, womSglich einen Tag, mehrmals weehseln. Alkohol 70 % bis absol., Carbolxylol, mehrmals Xylol, Kanada- balsam. Die H/~matoxylinlSsung kann nicht wieder benutzt werden.

Abb. 1. Rinde der Calcarinagegend. Markscheidenfarbung des Verfassers. ~bersichtsbild.

Die Schnitte sind wenig empfindlich. Kleine Schnitte kSnnen mit einem Glashaken von einer Fliissigkeit zur andern gebracht werden. Bei grol]en Schnitten empfiehlt es sich, den Transport mit Spatel und Pinsel vorzunehmen. Sollten die Schnitte die l~eigung haben, an die Ober- fl/~che zu schwimmen, was bei Rfickenmarkschnitten bisweilen vor- kommt, so mfissen sie mit einem Pinsel untergetaucht werden.

Das Alter der H/~matoxylinlSsung spielt keine Rolle. Eine frisch hergestellte l0 %ige alkoholische H/~matoxylinl5sung gibt genau dieselben Resultate, wie eine alte ausgereifte. Der Reifungsprozel~ des H/~matoxy- lins vollzieht sich beim Kochen in ganz kurzer Zeit. Auf diese gekochte H~matoxylinlSsung mSchte ich deshalb noch besonders hinweisen, weil man mit ihr bei allen Markscheidenf/~rbungen, also aueh bei Celloidin-

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meiner Markscheidenf/~rbemethode am Gefrierschnitt. 591

schnitten, die allerbesten Ergebnisse erzielt. Eine t~berfi~rbung der Schnitte ist ausgeschlossen. Sie kSnnen also auch 1/~nger, etwa einen Tag, in der Farbl5sung bleiben, ohne dal~ dann die Differenzierung l~nger dauert. Ferner kSnnen sie zwischen der F/irbung und der Differen- zierung stundenlang eventuell bis zum n~chsten Tag in Wasser liegen

Abb . 2 T a n g e n t i a l f a s e r s c h i c h t u n 4 s u p r a r a d i a r e s F a s e r w e r k desse lben S c h n i t t e s wie Abb . 1 bei 1 9 2 f a c h e r V e r g r S g e r u n g . M a r k s c h e i d e n f a r b u n g des V e r f a s s e r s .

bleiben. Die F~rbung der Maxkfasern ist gegeniiber derDifferenzierung auBerordentlieh resistent, so dab keine Gefahr der l~berdifferenzierung besteht. Man kann also die Differenzierung unbedenklich solange fort- setzen, bis der Untergrund ganz hell ist.

Die beigefiigten Abbildungen, fiir deren Anfertigung ich Herrn Prof. Scholz zu besonderem Danke verpflichtet bin, zeigen die Leistungsfi~hig- keit der Methode. Auf eine Gegenfiberstellung mit Spielmeyer-Pr~paraten habe ich verzichtet, da der Unterschied sehr verschieden ist, bald grSl~er,

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592 Kurt Schroeder: Eine weitere Verbesserung

bald weniger eindrucksvoll. Auch mSchte ich nicht, dal~ die Spielmeyer- sche Methode durch eine Gegeniiberstellung besonders unterschiedlieher Pr/ipaxate in ungfinstigerem Lichte erscheint, als sie es verdient.

Sondervorschrift fiir Gelatine-Gefrierschnitte. Es kommt mitunter vor, dal~ ein sehr brfichiges Material zu verax-

beiten ist (Erweichungsherde, frische Herde yon multipler Sklerose usw.) und an den aufeinanderfolgenden Schnitten neben der Maxkscheiden- methode auch andere Methoden, vor allem Fettf/~rbungen, angewandt werden sollen. In solchen F~llen ist es erforderlich, die Gelatineeinbet- tung anzuwenden, die in den neueren Ausgaben der Werke fiber die pathologisch-histologischen Untersuchungsmethoden (Schmorl, Spiel- meyer) beschrieben ist. Herrn Prof. Scholz bin ich ffir die Anregung sehr dankbax, eine Sondervorschrift ffir Gelatine-Gefrierschnitte auszu- axbeiten. Dieses Problem zu 15sen, wax indessen nicht leicht, da sich die Gelatine stark mitf/~rbt und bei der Entf/irbung die feinen Fasern leicht mitentf~rbt werden. Grol~e Versuchsreihen ffihrten schlieBlich zu einem Verfahren, bei dem sich Gelatine und Untergrund vollkommen ent- f/~rben, ohne dal~ die Markfasern gesch/~digt werden, und zwax gelang das auf folgende Weise:

Formalinfixierung. Gelatineeinbettung. Gefrierschnitte yon 20~u. Chromierung in Miillerscher Fltissigkeit 5 Tage bei 37 ~ Die Schnitte mfissen in der Flfissigkeit ausgebreitet liegen. Zweimal kurzes Abspfilen in Aq. dest., dann ohne l~ngeres Verweilen in Wasser F/~rbung in der oben angegebenen gekochten H/~matoxylinlSsung bei 370 einen Tag lang.

Nach der F/~rbung mehrmals abspfilen in Aq. dest., worin die Schnitte auch stundenlang eventuell bis zum n/~chsten Tag liegen bleiben kSnnen. Differenzierung in st~rkeren LSsungen: Kalium permangan. 1%, zweimal Aq. dest., Oxals/~ure 2%, Kalium sulfurosum 2%, zu gleichen Teilen.

Es ist zweckm/~Big, die beiden LSsungen getrennt vorr/itig zu halten und erst vor dem Gebrauch zu mischen.

W/~hrend des Verweilens in dieser LSsung sollen die Schnitte leicht bewegt werden. Nach etwa einer 1/4 bis 1/2 Min. soll die Differenzierung~- flfissigkeit gewechselt werden. Zweimal Aq. dest. Die Zeit der Differen- zierung ist verschieden. Man beginne mit einer 1/4 bis 1/2 Min, Kalium- permanganatlSsung. In der S/s kSnnen die Schnitte etwas l~nger bleiben. Dann wiederhole man den Differenzierungsvorgang noch einmal oder 5fter eventuell mit etwas l~ngeren Zeiten, bis die graue Substanz ganz hell ist. Aq. font. 1/4 bis 1/2 Stunde Lithionwasser: Lithion carbonicum Sol. eonc. 1,0, Aq. font. 100,0.

Leitungswasser mehrere Stunden, womSglich einen Tag, mehrmals wechseln. Alkohol 70 % bis absol., Carbolxylol, mehrmals Xylol, Kanada-

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balsam. Die Differenzierung muB sehr vorsichtig geschehen, da bei Gelatineschnitten die Gefahr der l~berdifferenzierung und der Entf~xbung der feinen Markfasern groB ist. Die Schnitte diirfen daher nur solange in den Differenzierungsflfissigkeiten bleiben, als zur EntfKrbung der Gelatine und des Untergrundes gerade notwendig ist.

Anmerkung der Schri/tleitung :

Die vorstehende Methode ist als ein wesentlicher Fortschritt in der MarkscheidenfKrbung am Gefrierschnitt zu bezeichnen. Ich habe sie an meinem Insti tut ausprobiert ; sie gelingt leicht und sicher und gibt vor- ziigliche Resultate. Die etwas umst~ndlichere Prozedur und die etwas gr613ere Kostspieligkeit gegeniiber der Spielmeyerschen Methode machen sich besonders dann bezahlt, wenn es sich um die Darstellung feinster Markfasergeflechte und die Herstellung von PrKparaten zur mikrophoto- graphischen Reproduktion handelt. Wit wenden die Schroedersche Me- thode neben der Spielmeyerschen jetzt regelm~Big an. Scholz.

Z. f. d. g. N e u r . u. P s y c h . 166. 3 9