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Einf¨ uhrung in die Volkswirtschaftslehre (Modul BW26.1) PD Dr. M. Pasche Friedrich-Schiller-Universit¨ at Jena Creative Commons 3.0 license – 2011/2018 (ausgenommen zitierte Quellen) Fehlermeldungen bitte an [email protected] S.1

Einf uhrung in die Volkswirtschaftslehre€¦ · 11.Wachstum, Innovation und wirtschaftlicher Wandel ... die Kapitel 1-10 bezieht, sowie einen Wahlteil mit Aufgaben aus den Kapiteln

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  • Einführung in die Volkswirtschaftslehre

    (Modul BW26.1)

    PD Dr. M. Pasche

    Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Creative Commons 3.0 license – 2011/2018 (ausgenommen zitierte Quellen)

    Fehlermeldungen bitte an [email protected]

    S.1

  • Gliederung:

    1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation

    2. Markt, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung

    3. Konsum und Produktion

    4. Märkte und Preisbildung

    5. Gleichgewicht, Effizienz und Wohlfahrt

    6. Marktversagen und Begründungen von Wirtschaftspolitik

    7. Grundbegriffe der Makroökonomik

    8. Geld, Inflation und Geldpolitik

    9. Ökonomische Theorie der Politik

    10. Internationale Arbeitsteilung und Handel

    11. Wachstum, Innovation und wirtschaftlicher Wandel

    12. Strategisches Verhalten

    13. Empirische und experimentelle Wirtschaftsforschung

    S.2

  • I Es werden zu jedem Kapitel die Bezüge zur Basisliteratursowie ggf. weiterführende Literaturquellen angegeben.

    I Zu jedem Kapitel gibt es eine Reihe von Übungsaufgaben, diein der begleitenden Übung und in den Tutorien behandeltwerden.

    I Die Klausur wird aufgrund der großen Teilnehmerzahl teilweiseaus Multiple-Choice-Fragen bestehen.

    I In der Klausur wird es einen Pflichtteil geben, welcher sich aufdie Kapitel 1-10 bezieht, sowie einen Wahlteil mit Aufgabenaus den Kapiteln 11-13. In letzterem sind Fragen zu einemdieser Kapitel zu beantworten.

    S.3

  • moodle.uni-jena.de

    I Zu diesem Kurs gibt es einen Moodle-Raum, in dem alleMaterialien, alte Klausuren, interessante Links, kleineSelbsttests, Foren für Fragen usw. zu finden sind (noch imAufbau begriffen!).

    I Wer in Friedolin zu diesem Modul angemeldet ist, hatautomatisch auch Zugang zu diesem Moodle-Raum, d.h. Siemüssen sich lediglich bei moodle mit dem URZ-Logineinloggen.

    S.4

  • Basisliteratur:

    I Bofinger, P. (2007), Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 2.Aufl., München: Pearson

    I Hanusch, H., Kuhn, T., Cantner, U. (2000),Volkswirtschaftslehre 1, 5. Aufl., Berlin: Springer

    I Komlos, J. (2015), Ökonomisches Denken nach dem Crash:Einführung in eine realitätsbasierte Volkswirtschaftslehre,Marburg: Metropolis.

    I Mankiw, N.G. (2012), Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 5.Auflage, Stuttgart: Schäffer-Poeschel [Vorbemerkungen undKapitel I + II mit kritischer Distanz lesen!]

    Weitere Literaturhinweise sind in der Foliensammlung zu finden.

    Die Foliensammlung selbst ist sehr ausführlich um Mitschreiben zu

    ersparen und das Nacharbeiten zu erleichtern.

    S.5

  • Ablaufplan im Wintersemester 2018/2019:(Zahlen = Kapitel, Ü = Übung)

    KW Mi Do

    42 1 1

    43 2 –∗∗)

    44 –∗) 345 3 4

    46 4 Ü47 5 648 6 7

    49 7 Ü50 7 Ü51 8 Ü02 8 9

    03 10 Ü04 10 Ü05 11 12

    06 13 Ü

    I Der Kurs umfasst 4 LVS, davon 3 LVS Vorlesungund 1 LVS Übung.

    I Die Termine für die Tutorien (freiwillig) finden Siein Friedolin.

    *) Reformationstag**) Feierliche Immatrikulation (Dies Academicus)

    S.6

  • No-screen-policy:

    I Wenn der Besuch der Vorlesung etwas bringen soll, so ist einwichtiger Erfolgsfaktor die Aufmerksamkeit.

    I Handys, Tablets, Notebooks sind ein Aufmerksamkeitskiller!Neurowissenschaftler und viele Didaktiker und Pädagogenwarnen vor dem (übermäßigen) Gebrauch dieser Geräte imUnterricht. Die aktive und aufmerksame Teilnahme undMitarbeit nimmt sonst stark ab; die eigenen“Multitasking-Fähigkeiten” werden stark überschätzt.

    I Die Nutzung dieser Geräte lenkt zudem auchKommiliton*inn*en ab (sog. “externer Effekt”, Kapitel 6).

    ⇒ Daher lassen Sie bitte all diese Geräte in Ihrer Tasche undschalten Sie diese stumm.

    S.7

  • Eine allgemeine Bemerkung:

    I Es gibt eine Menge – gerechtfertigte, aber auch wenigergerechtfertigte – Kritik an der Volkswirtschaftslehre alsFachdisziplin:

    I Nur abstrakte Modelle, zu unrealistische Annahmen, zu wenigPraxisbezug, zu abgehoben von der Realität (Finanzkrise 2008nicht vorhergesehen)

    I Kein Pluralismus, nur “Mainstream”-Denken (“neoliberaleDoktrin”), keine Bezüge zu anderen Disziplinen

    ⇒ Auseinandersetzung mit diesen Vorwürfen und Begründungder Vorgehensweise in diesem Einführungskurs in einemgesonderten Dokument.

    “Vertraue denen, die nach der Wahrheit suchen, undmisstraue denen, die sie gefunden haben.” (André Gide)

    S.8

    http://www.makro.uni-jena.de/wmakmedia/lehre/VWL/pluralismus.pdf

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation

    Gliederung:

    1.1 Knappheit und ökonomisches Prinzip

    1.2 Alternativkosten und komparative Vorteile

    1.3 Allokationsmechanismen

    1.4 Norm und Tausch – Gesellschaft und Individuum

    1.5 Problembereiche der Volkswirtschaftslehre

    Literatur:

    * Weise, P. et al. (2005), Neue Mikroökonomie. 5. Aufl., Heidelberg:Physica [Kapitel 2]

    I Hanusch, H., Kuhn, T., Cantner, U. (2000), Volkswirtschaftslehre 1, 5.Aufl., Berlin: Springer [Kapitel 1-2]

    I Bofinger, P. (2007), Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 2. Aufl.,München: Pearson [Kapitel 3]

    I Mankiw, N.G. (1999), Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, Stuttgart:Schäffer-Poeschel [Kapitel 1-3]

    S.9

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.1 Knappheit und ökonomisches Prinzip

    Ziele, Wünsche, Bedürfnisse

    Bedürfnisbefriedigungsmöglichkeiten, Mittel, Güter

    ⇒ Knappheit ist stets relative Knappheit: Mittel sind insofernund in dem Maß knapp, als sie nicht alle Bedürfnissevollständig befriedigen können.

    Kernproblem:

    Zwang zur Aufteilung der knappen Mittel,Zwang zur Wahl von Alternativen,Verwendungskonkurrenz knapper Güter

    S.10

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.1 Knappheit und ökonomisches Prinzip

    Knappe Mittel = ökonomische Güter:

    Alles, was direkt oder indirekt der Bedürfnisbefriedigung dienen kann.

    I Weit gefasster Güterbegriff:

    Konsumprodukte, Kapitalgüter, Arbeitskraft, Intelligenz, Zeit,saubere Umwelt, Reputation, Zuwendung, Posten, innereSicherheit etc.

    I Knappe Mittel können vorhanden sein oder müssen erstproduziert werden.

    I Knappheit kann sich auf die Quantität, die Qualität, den Ortund den Zeitpunkt beziehen, wo eine Differenz zwischenBedürfnis und Mittel festgestellt wird.

    S.11

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.1 Knappheit und ökonomisches Prinzip

    Sind immaterielle Güter “frei” (nicht knapp)?

    I Bei immateriellen Gütern liegt zwar keineVerwendungskonkurrenz vor (z.B. Musik, Ideen, Wissen).

    I Jedoch müssen meistens Ressourcen eingesetzt werden, umdiese Güter zu erzeugen – die damit anderen Verwendungenentzogen werden.

    S.12

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.1 Knappheit und ökonomisches Prinzip

    I Die Mehrzahl der Ökonomen vertritt den methodologischenStandpunkt, dass es die Individuen sind, welche bewerten,was als “Gut” zu sehen ist und in welchem Maß diese dieeigenen Bedürfnisse befriedigen.

    I Experimentelle Ökomomik: Kennen Menschen überhaupt ihreeigenen Präferenzen? Handeln sie gemäß ihrer Präferenzen?Sind Präferenzen “gegeben” oder bilden sie sich erst imZusammenhang mit dem Entscheidungsproblem?

    I Umstritten ist die Auffassung, dass in bestimmten FällenIndividuen ihre eigenen Präferenzen oder Zielvorstellungennicht richtig einschätzen können, bzw. der Staat diePräferenzen “korrigieren” sollte.

    Bsp.: Drogenkonsum, mangelnde Voraussicht bei derAltersvorsorge

    ⇒ meritorische Güter ⇒ PaternalismusS.13

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.1 Knappheit und ökonomisches Prinzip

    Ökonomisches Problem

    liegt vor, wenn Mittel knapp sind, d.h. auf unterschiedlicheVerwendungsmöglichkeiten aufgeteilt werden müssen.

    Die Ökonomik (Volkswirtschaftslehre) untersucht zum einen

    a) wie Entscheidungsträger unter bestimmten institutionellenBedingungen ökonomische Entscheidungen treffen, und wiediese Entscheidungen koordiniert werden (positive Theorie),

    b) wie nach bestimmten Kriterien optimale ökonomischeEntscheidungen aussehen bzw. wie die institutionellenBedingungen aussehen sollten, damit die koordiniertenEntscheidungen zu einem optimalen Ergebnis führen(normative Theorie).

    S.14

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.1 Knappheit und ökonomisches Prinzip

    Ökonomisches Prinzip: (normative Theorie)

    I Maximalprinzip: Die gegebenen eingesetzten Mittel sollenzum höchstmöglichen Zielerreichungsgrad führen.

    I Minimalprinzip: Ein vorgegebenes Zielniveau soll mitmöglichst geringem Mitteleinsatz erreicht werden.

    Allgemein steht dahinter der Optimierungsgedanke: Maximiere(minimiere) eine Zielfunktion (Kostenfunktion) unterNebenbedingungen ⇒ mathematisches Kalkül!

    Ökonomik:

    Denken in Alternativen! Abwägung sämtlicher Konsequenzenalternativer Mittelverwendungen!

    S.15

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.1 Knappheit und ökonomisches Prinzip

    Beispiel: Bildung als ökonomisches Gut:

    * Eingesetzte physische Ressourcen wie Gebäude, Bücher, Computer⇒ gehen anderen Verwendungsmöglichkeiten verloren.

    * Eingesetzte Arbeitskraft und Humankapital (Dozenten)⇒ gehen anderen Verwendungsmöglichkeiten verloren.

    * Verwendete Zeit zum Studieren

    ⇒ geht anderen Verwendungsmöglichkeiten verloren.I Zwang zu gesellschaftlichen Entscheidungen über Art und

    Umfang des Angebots des knappen Gutes “Bildungsleistung”.

    I Zwang zur Entscheidung, wer unter welchen BedingungenZugang zu welchen Bildungsleistungen bekommt.

    S.16

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.1 Knappheit und ökonomisches Prinzip

    Beispiel: Gesundheit als ökonomisches Gut:

    * Eingesetzte physische Ressourcen wie Krankenhäuser, Medikamente⇒ gehen anderen Verwendungsmöglichkeiten verloren.

    * Eingesetzte Arbeitskraft und Humankapital (Ärzte, Pfleger), Zeit fürArztbesuche, Kuren etc.

    ⇒ gehen anderen Verwendungsmöglichkeiten verloren.I Sollen Gesundheitsleistungen auf einem freien Markt

    angeboten und nachgefragt werden?

    I Umfassendes “Recht auf Gesundheitsleistungen” bedeutet,dass man bei knappen Ressourcen bereit sein muss, aufalternative Ressourcenverwendungen zu verzichten.

    I Problem von Rationierungen: Wer erhält z.B. knappeTransplantate?

    S.17

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.1 Knappheit und ökonomisches Prinzip

    I Man kann sich ein “Recht auf Gesundheitsleistungen” odereinen “freien Zugang zu Bildung für jedermann” wünschen –der Ökonom macht darauf aufmerksam, dass dann aber unterKnappheitsbedingungen zwangsläufig geklärt werden muss:Wem sollen welche Ressourcen weggenommen werden?

    I Individuelle Wertentscheidungen ⇒ umsetzen in kollektiveEntscheidungen (z.B. mittels demokratischer Wahlen)

    I Entscheidungen über die Mechanismen, mit denenKnappheitsprobleme gelöst werden können, z.B.:Pflicht-Krankenversicherung für alle? Studiengebühren?

    I Kriterien wie Effizienz und Gerechtigkeit

    S.18

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.2 Alternativkosten und komparative Vorteile

    I Knappheit bedeutet Zwang zur Abwägung zwischenAlternativen, d.h. die Verwendungsmöglichkeiten der Güterkonkurrieren miteinander!

    Alternativkosten = Opportunitätskosten:

    entgangener Nutzen der nächstbesten Alternative (Opportunität).

    I Wahl der besten Alternative = Wahl der Alternative mit dengeringsten Alternativkosten.

    S.19

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.2 Alternativkosten und komparative Vorteile

    Opportunitätskosten (Beispiele):

    I Sowohl bei der Urlaubsreise als auch beimGebrauchtwagenkauf übersteigt der Nutzen die Kosten. DasBudget reicht aber nur für eines von beiden. Die Familie fährtin den Urlaub: Der Nettonutzen des Urlaubs ist höher als derentgangene Nettonutzen des Autos.

    I Die Zeit, die man für das Lesen eines Kapitels einesVWL-Buches verbringt, geht für den Spaziergang mit derFreundin verloren.

    I Das Studium verursacht nicht nur direkte Kosten, sondernauch Opportunitätskosten entgangener Freizeit und/oderentgangenen Einkommens, wenn man stattdessen arbeitenwürde.

    S.20

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.2 Alternativkosten und komparative Vorteile

    Ein Beispiel:

    I Auf der einsamen Insel betreibt Robinson Ackerbau undFischfang. Er benötigt 5 Stunden um 1 kg Fisch zu fangen,und 20 Stunden um 1 kg Gemüse zu produzieren.

    I Dies sind jeweils die Opportunitätskosten der entgangenenFreizeit, was wir aber nicht weiter problematisieren. Sein“Arbeitstag” beträgt 16 Stunden (knappe Ressource), die erauf Fischfang und Gemüseanbau aufteilen kann.

    I Um 1 kg mehr Gemüse erzeugen zu können, muss er also auf4 kg Fisch verzichten (Opportunitätskosten), da er dafür 20Stunden Arbeitszeit “umschichten” muss.

    5[h/kg F ]

    20[h/kg G ]=

    1

    4

    [kg G ]

    [kg F ]

    I Grafisch: Transformationskurve.S.21

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.2 Alternativkosten und komparative Vorteile

    Zeit

    Gemüse

    Fisch

    Zeit

    16

    16Zeitrestriktion

    16/20

    16/5

    Transformationskurve

    Steigung =Opportunitätskosten

    S.22

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.2 Alternativkosten und komparative Vorteile

    I Für viele technische Zusammenhänge gibt es einenabnehmenden Grenzertrag, d.h. zunehmender Mitteleinsatzsteigert den Ertrag in abnehmendem Maße.

    I Beispiel: Robinson benötigt 5 Stunden um 1 kg Fisch zufangen. Für das nächste kg Fisch benötigt er aber schon 6Stunden, da die Fischdichte geringer geworden ist.

    I Unterstellt man einen abnehmenden Grenzertrag, so verläuftdie Transformationskurve konkav zum Ursprung: Jedeszusätzliche kg an Fisch verursacht dann steigendeOpportunitätskosten, also einen anwachsenden Verzicht aufGemüse!

    S.23

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.2 Alternativkosten und komparative Vorteile

    Zeit

    Gemüse

    Fisch

    Zeit

    Zeitrestriktion

    Transformationskurve

    unterschiedlicheOpportunitätskosten

    S.24

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.2 Alternativkosten und komparative Vorteile

    Spezialisierung und Tausch:

    I Leben mehrere Individuen zusammen, so ist es in der Regelsinnvoll, wenn sie ihre ökonomischen Handlungenkoordinieren.

    I Sie können nicht nur abwägen, wie sie ihre Arbeitszeiteinteilen um die Güter herzustellen, die sie selbst brauchen.Sie können sich spezialisieren und die Güter tauschen.

    ⇒ ermöglicht Spezialisierungs- und Tauschvorteile!⇒ zentrales Thema in der Volkswirtschaftslehre

    S.25

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.2 Alternativkosten und komparative Vorteile

    Beispiel (Zahlen aus Mankiw (1999), Kapitel 3):

    Stunden pro 1 Pfund Pfund in 40 StundenFleisch Kartoffeln Fleisch Kartoffeln

    Ackerbauer 20 10 2 4Viehzüchter 1 8 40 5

    I Beachten Sie, dass der Viehzüchter in beiden Bereichenproduktiver ist!

    I In der Ausgangssituation (Autarkie) produzieren beide jeweilsfür ihren eigenen Konsum und wählen eine50:50-Zeiteinteilung (Annahme).

    S.26

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.2 Alternativkosten und komparative Vorteile

    Autarkiefall:

    Kartoffeln

    Fleisch

    4

    2

    Ackerbauer

    Kartoffeln

    Fleisch

    5

    40

    Viehzüchter

    2

    1

    Produktion = Konsum

    2.5

    20

    Produktion = Konsum

    S.27

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.2 Alternativkosten und komparative Vorteile

    Warum ist Arbeitsteilung vorteilhaft?

    I Die Opportunitätskosten 1 Pfundes Kartoffeln sind beim Viehzüchter8 Pfund Fleisch, beim Ackerbauer betragen sie nur 1/2 Pfund. Beieiner Spezialisierung auf Kartoffeln entstehen dem Ackerbauern alsoweniger Einbußen (in Einheiten von Fleisch) als dem Viehzüchter.

    ⇒ Der Ackerbauer hat somit einen komparativen Vorteil beiKartoffeln, der Viehzüchter hat einen komparativen Vorteil bei derFleischproduktion.

    I Beide spezialisieren sich auf das Gut, bei dem ihre Opportunitäts-kosten geringer sind. Obwohl der Ackerbauer seine Produktion“nur” verdoppelt und davon 1 Pfund abgeben muss, ermöglicht diesdem Viehzüchter, seine erheblichen Produktivitätsvorteile bei derFleischproduktion auszunutzen.

    ⇒ Dadurch steigt die Gesamtmenge an Kartoffeln und Fleisch undes ist eine Frage von Präferenzen und Verhandlungsstärke, welchesAustauschverhältnis sich einstellt (hier: 1 Pfund Kartoffeln gegen 3Pfund Fleisch)

    S.28

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.2 Alternativkosten und komparative Vorteile

    Ohne Handel Mit HandelProd. = Konsum Produktion Handel Konsum Gewinn

    Ackerbauer 1 F 0 F +3 F 3 F 2 F2 K 4 K -1 K 3 K 1 K

    Viehzüchter 20 F 24 F -3 F 21 F 1 F2,5 K 2 K +1 K 3 K 0,5 K

    (F=Fleisch, K=Kartoffeln in Pfund)

    S.29

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.2 Alternativkosten und komparative Vorteile

    Kartoffeln

    Fleisch

    4

    2

    Ackerbauer

    Kartoffeln

    Fleisch

    5

    40

    Viehzüchter

    2

    1

    Produktion = Konsum

    2.5

    20

    Produktion = Konsum

    (schwarz = Autarkie)

    (rot = Spezialisierung und Handel)

    4Produktion

    2

    24

    Produktion

    3

    3

    Konsum3

    21

    Konsum

    S.30

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.2 Alternativkosten und komparative Vorteile

    I Größeres Güterbündel durch Arbeitsteilung. KeineArbeitsteilung ⇒ Verstoß gegen das ökonomische Prinzip!

    I Wie es die Individuen schaffen, ihre Handlungen auf dieseWeise zu koordinieren, und zu welchem Austausch-verhältnis sie kommen, ist noch nicht erklärt.

    I Das Beispiel macht deutlich, dass es bei der Ökonomik umKonflikt, Kooperation und Koordination geht.

    Menschen müssen kooperieren und ihre Entscheidungenkoordinieren, um zu einer kollektiv rationalen Lösung desKnappheitsproblems zu kommen. Gleichzeitig herrscht aberauch ein Interessenkonflikt z.B. bei der Verteilung derHandelsgewinne.

    S.31

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.2 Alternativkosten und komparative Vorteile

    I Eine ökonomisch rationale Lösung des Knappheitsproblemssetzt Kenntnis der Opportunitätskosten voraus. Diese istbestimmt durch

    I sich ggf. ändernde Bedürfnisse (Präferenzen)I sich ggf. ändernde Ressourcen und Technologien (Mittel)

    I Zentrales Problem in einer Volkswirtschaft: Wie entsteht dasWissen um die sich ändernden Knappheitsverhältnisse, undwie gelangen die Individuen an dieses Wissen?

    ⇒ Informationsfunktion des Preissystems ⇒ Kapitel 2

    S.32

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.3 Allokationsmechanismen

    I Robinson auf seiner Insel kann allein über die Verwendungseiner knappen Ressourcen und seiner Zeit entscheiden.

    I In einer arbeitsteiligen Gesellschaft muss es jedochMechanismen geben, welche die knappen Ressourcen inverschiedene Verwendungsmöglichkeiten lenken, und die dieknappen Güter auf die Individuen aufteilen.

    Allokation:

    Aufteilung knapper Mittel auf alternative, miteinanderkonkurrierende Verwendungsmöglichkeiten.

    Allokationsmechanismen

    entscheiden nach bestimmten Kriterien, wer unter welchenBedingungen Zugang zu den Mitteln bekommt und wer nicht.

    S.33

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.3 Allokationsmechanismen

    Mögliche Allokationsmechanismen:

    I Auktionen, Ausschreibungen, (Wettbewerbs-) Märkte,Verhandlungen

    I Abstimmungen, Wahlen

    I Befehl, Bürokratie, Zwang

    I Gewalt, Plünderung, Raub

    I Ethik, Fürsorge, Fairness, Sitte, Ehre

    I Clans, Cliquen, Kartelle, Vererbung

    I Geschlecht, Nationalität, soziale Klasse, Reihenfolge

    I Los, Würfel, Lotterie

    Die Volkswirtschaftslehre interessiert sich für die Funktionsweisevon Allokationsmechanismen, deren Anreizwirkung auf dasVerhalten, und deren Ergebnisse (z.B. Effizienz).

    S.34

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.3 Allokationsmechanismen

    I Da in Marktwirtschaften Markt und Wettbewerb einezentrale Rolle spielen, konzentrieren sich die Lehrbücher fastausschließlich auf deren Analyse.

    I Märkte funktionieren nicht voraussetzungslos! Sie hängenvom Rechtssystem, der Politik, den sozialen und kulturellenGegebenheiten ab (“Institutionen”).

    I Die Gesellschaft insgesamt begegnet dem Knappheitsproblemmit einer spezifischen Mischung unterschiedlicherAllokationsmechanismen.

    S.35

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.4 Norm und Tausch – Gesellschaft und Individuum

    Stilisierte Grundformen von Allokationsmechanismen:Norm und Tausch

    I Norm: Formelle und informelle Normen beschränken dieHandlungsmöglichkeiten. Ökonomische Entscheidungenwerden durch sie koordiniert. In der Regel basiert dieKoordinationswirkung auf möglichen Sanktionen beiNormverletzung.

    Beispiele: Rechtsnormen, moralische Fairnessnormen,Handelsbräuche, religiöse Tabus.

    I Tausch: Tauschhandlungen sind freiwillig und werden i.d.R.nur bei wechselseitigem Vorteil vollzogen, d.h. eine Leistungmuss durch eine Gegenleistung kompensiert werden.

    S.36

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.4 Norm und Tausch – Gesellschaft und Individuum

    I Zusammenspiel kollektiver Mechanismen (Normen bzw.Institutionen) und individueller freier Entscheidungen(Markt).

    I Verschiedene Allokationsmechanismen führen zuunterschiedlichen Anreizwirkungen; jede Veränderung derAllokationsmechanismen verändert die Handlungsanreize.

    I Beispiele aus sehr unterschiedlichen Bereichen:I Zugang zu DrogenI Ausschreibung öffentlicher AufträgeI Eingriffe in die Preisbildung (z.B. Mietpreisbremse)I Einführung von VolksentscheidenI Regulierung von Schattenbanken

    S.37

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.4 Norm und Tausch – Gesellschaft und Individuum

    Allokationsmechanismen und ihre Ergebnisse:

    I Effizienz: Gibt es Allokationen, bei denen geringereOpportunitätskosten entstanden wären? Kann die Effizienzdurch Wahl anderer Normen oder durch die Wahl einesanderen Mischungsverhältnisses von Norm- undTauschkoordination verbessert werden?

    I Gerechtigkeit: Nach Ablauf aller wechselseitig vorteilhaftenTauschhandlungen liegt eine bestimmte Verteilung vor. Istdiese “gerecht”? Wonach bemisst sich das? KönnenGerechtigkeitsvorstellungen sinnvoll am Ergebnis anknüpfen?

    S.38

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.4 Norm und Tausch – Gesellschaft und Individuum

    I Gesellschaften entscheiden über die spezifische Mischungvon Allokationsregeln und konstituieren so eineWirtschaftsordnung (siehe Kapitel 2).

    I Welche Dinge sollen individuell entschieden und über Märktekoordiniert werden? Wo sollen kollektive Mechanismen dasMarktergebnis verändern? Welche Aktivitäten sollengrundsätzlich nicht privat koordiniert, sondern durch Normengesteuert werden?

    I Kulturelle und moralische Normen beeinflussen ebenfallsHandlungen und deren Koordination.

    S.39

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.5 Problembereiche der Volkswirtschaftslehre

    Mikroökonomik (micros = klein):(Kapitel 1, 3, 4, 5, 6, 10, 12)

    I Erklärung einzelwirtschaftlichen Verhaltens und dessenKoordination

    I Theorie des Haushalts, Theorie der Unternehmung, Theorieder Märkte

    I Spezialfelder: Industrieökonomik, Arbeitsmarktökonomik,Versicherungsökonomik, Informationsökonomik, Umwelt- undRessourcenökonomik,.....

    S.40

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.5 Problembereiche der Volkswirtschaftslehre

    Makroökonomik (macros = groß):(Kapitel 7, 8, 11)

    I Betrachtung von Aggregaten wie Konsum, Einkommen,Preisniveau, Beschäftigung, Zinsniveau, Geldmenge usw. undderen gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge

    I Erklärung von Konjunktur, Wachstum, Inflation,Arbeitslosigkeit usw.

    I Spezialfelder: Konjunkturtheorie, Wachstumstheorie,Geldtheorie,...

    I “Mikrofundierung der Makroökonomik”?

    S.41

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.5 Problembereiche der Volkswirtschaftslehre

    Finanzwissenschaft und Theorie der Wirtschaftspolitik:(Kapitel 2, 5, 6, 8)

    I Begründung von Staatstätigkeit

    I Gestaltung der Einnahmenseite des Budgets (Steuertheorie)

    I Gestaltung der Ausgabenseite des Budgets (Fiskalpolitik)

    I Soziale Sicherung

    I Ordnungs- und Wettbewerbspolitik

    I Geldpolitik

    I Staatsverschuldung

    I Weitere Politikfelder (Konjunktur-, Wachstums-,Arbeitsmarkt-, Umweltpolitik usw.)

    S.42

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.5 Problembereiche der Volkswirtschaftslehre

    Public Choice, Institutionenökonomik:(Kapitel 9)

    I Einfluss des Designs institutioneller Regeln auf daseinzelwirtschaftliche Verhalten

    I Theorie von Organisationen (z.B. Firmen)

    I Theorie der Verfassung und des Rechts

    I Theorie demokratischer Wahlen und des Politikerverhaltens

    I Theorie wirtschaftlicher Interessengruppen (Lobbying)

    I Theorie der Verwaltung/Bürokratie

    S.43

  • 1. Knappheit, Alternativkosten und Allokation1.5 Problembereiche der Volkswirtschaftslehre

    Ökonometrie, experimentelle Wirtschaftsforschung:(Kapitel 13)

    I Systematische Überprüfung von Theorien oder Hypothesenanhand statistischer Felddaten oder experimentell gewonnenerErgebnisse.

    I Schätzung quantitativer Zusammenhänge

    I Induktive Gewinnung neuer Hypothesen.

    S.44

  • 2. Markt, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung

    Gliederung:

    2.1 Handlungsanreize von Individuen

    2.2 Die Rolle von Wettbewerb und Markt

    2.3 Institutionelle Rahmenbedingungen

    2.4 Regulierende Eingriffe und Umverteilung

    2.5 Wettbewerb und Demokratie

    Literatur:I Donges, J.B., Freytag, A. (2004), Allgemeine Wirtschaftspolitik. 2. Aufl.

    Stuttgart: Lucius & Lucius [Kapitel I.5]

    I Mankiw, N.G. (1999), Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, Stuttgart:Schäffer-Poeschel [Kapitel 1-3]

    I Bofinger, P. (2007), Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 2. Aufl.,München: Pearson [Kapitel 4]

    I Kurz, H.D. (Hrsg.) (2008), Klassiker des ökonomischen Denkens Bd 1+2.C.H. Beck

    S.45

  • 2. Markt, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung2.1 Handlungsanreize von Individuen

    Zentrale Annahme:

    Ökonomisches Handeln wird durch Anreize gesteuert

    Bedürfnisse + knappe Mittel + Allokationsmechanismen⇒ Handlungsanreize

    I Der Inhalt individueller Bedürfnisse ist zunächst unerheblich.Ökonomen gehen oft davon aus, dass Individuen nur ameigenen Wohl interessiert sind (Egoismus).

    I Experimentelle und empirische Forschung zeigen, dass diesnicht immer und nicht uneingeschränkt der Fall ist.

    I Vom methodologischen Standpunkt aus ist nur wichtig, dasswir von individuellen Nutzenvorstellungen ausgehen, nichtwelche Vorstellungen dies sind.

    S.46

  • 2. Markt, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung2.1 Handlungsanreize von Individuen

    Adam Smith (1723-1790) (“Wealth of Nations”, 1776):

    I Menschen folgen weitgehend ihrenpersönlichen Eigeninteressen, sindaber durch moralische Normendiszipliniert (“The Theory of MoralSentiments”, 1759)

    I Sie sind auf Kooperation angewiesen.Aber man kann nicht darauf setzen,dass sie nur aufgrund von Wohlwollenkooperieren.

    I Kooperation findet statt, weil sie imEigeninteresse liegt!

    S.47

  • 2. Markt, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung2.1 Handlungsanreize von Individuen

    I Durch Wettbewerb und Tausch auf Märkten, bei denenjeder sein individuelles Interesse verfolgt, wird letztlich dasproduziert und angeboten, was dem Wohl jedes Einzelnendient und damit der Gesamtheit.

    I Koordination erfordert keinen zentralen Planer!

    I Schaffung eines Ordnungszustandes ohne obrigkeitlichePlanung und Anweisung nur durch individuelles Handelnaufgrund (moralisch disziplinierten) Eigennutz.

    ⇒ Wohlergehen und Fortschritt durch Abwesenheit von Zwangund durch individuelle freie Entscheidungen.

    Klassischer Liberalismus

    (Adam Smith, John Locke, Immanuel Kant, David Ricardo u.a.)

    S.48

  • 2. Markt, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung2.2 Die Rolle von Wettbewerb und Markt

    Wettbewerb als Instrument zur Aufdeckungvon Knappheitsverhältnissen:

    I Nachfrager kennen ihre Bedürfnisse und somitZahlungsbereitschaft (Tauschbereitschaft - Wieviel bin ichbereit für eine Einheit des Gutes herzugeben?)

    I Anbieter kennen die Produktionskosten (Wieviel Mittelmussten eingesetzt werden um eine Einheit des Gutesherzustellen?)

    I Freiwilliger Tausch kommt nur bei wechselseitigerVorteilhaftigkeit zustande.

    I Bildung von (relativen) Tauschverhältnissen oder inGeldwirtschaften von (relativen) Geldpreisen alsKnappheitsindikatoren.

    I Relativpreise zeigen Gewinnmöglichkeiten auf. Die Ressourcenfließen dorthin, wo die höchsten Gewinnmöglichkeiten sind,d.h. wo die Knappheit am größten ist.

    S.49

  • 2. Markt, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung2.2 Die Rolle von Wettbewerb und Markt

    F.A. von Hayek (1899-1992)

    I “Wettbewerb als Entdeckungsverfahren”

    I In komplexen großen Gesellschaften istdas Wissen über Bedürfnisse undProduktionsmöglichkeiten über Millionenvon Individuen verteilt.

    c©Mises Institute

    ⇒ Es besteht somit ein zentrales Informationsproblemdarüber, was die ökonomisch bestmögliche Verwendungknapper Mittel sein könnte. Es gibt keine Institution mitüberlegenem Wissen.

    ⇒ Die massiven Probleme bzw. das Scheitern vonZentralverwaltungswirtschaften wird auf diesesInformationsproblem zurückgeführt.

    S.50

  • 2. Markt, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung2.2 Die Rolle von Wettbewerb und Markt

    (Fortsetzung:)

    I System der relativen Preise auf Märkten löst diesesInformationsproblem auf eine selbstorganisierende Art undWeise.

    ⇒ Es entsteht eine spontane Ordnung, d.h. einOrdnungszustand ohne zentralen Planer.

    I Grundvoraussetzungen, die eine solche spontane Ordnungermöglichen, sind grundlegende Freiheitsrechte sowieVerfügungsrechte an Gütern und Produktionsmitteln.

    I Dies ist an die Voraussetzung verknüpft, dass jeder Akteur dieHandlungskonsequenzen verantwortet.

    S.51

  • 2. Markt, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung2.2 Die Rolle von Wettbewerb und Markt

    I Wettbewerb hat eine disziplinierende Wirkung: Wird nichtproduziert, was gewünscht ist, sinken Preise undGewinnmöglichkeiten. Dies bewirkt eine Re-Allokation derknappen Mittel ⇒ setzt voraus, dass Nachfrager zwischenverschiedenen Anbietern frei wählen können.

    I Wettbewerb ermöglicht zwar vorübergehende Gewinne, aberjede Form übermäßiger Gewinne und von Marktmachtunterliegen bei funktionierendem Wettbewerb einer Erosion.Markt als “Entmachtungsinstrument”.

    I Die Funktionsfähigkeit des Marktes wird in der Praxis durchNeigung bedroht, sich dem Wettbewerbsdruck zu entziehen,z.B. durch Marktabschottung und Kartellbildung.

    S.52

  • 2. Markt, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung2.2 Die Rolle von Wettbewerb und Markt

    I Es ist daher nach v. Hayek Aufgabe des Staates, allgemeineRegeln so festzulegen, dass der Wettbewerb funktionsfähigbleibt.

    I Oft sind es aber gerade staatliche Eingriffe wieProtektionismus, Beeinflussung der Regeln durchLobbygruppen, künstliche Markteintrittsbarrieren usw., die dieFunktionsfähigkeit des Wettbewerbs behindern und dauerhafteungerechtfertigte Gewinne möglich machen.

    F.A. von Hayek (1976), Individualismus und wirtschaftliche Ordnung. 2.

    Aufl., Salzburg.

    S.53

  • 2. Markt, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung2.2 Die Rolle von Wettbewerb und Markt

    Einwände: (siehe ausführlich Kapitel 6)

    I Gerade v. Hayeks Arguments, dass Millionen vonInformationen über die Individuen verstreut sind, führt zuInformationsasymmetrien, die die Funktionsfähigkeit desMarktes eher in Frage stellen.

    I Frehiet ⇒ Verantwortung der Entscheidungskonsequenzen ⇒setzt Kenntnis der Entscheidungskonsequenzen voraus ⇒diese sind höchst unvollständig im Preissystem widergespiegelt⇒ Warum also sollte die spontane marktliche Ordnung derAusdruck höchster individueller Freiheit sein?

    I Österreichische Schule: Tendenz zur Immunisierung gegenüberempirischer Überprüfung.

    S.54

  • 2. Markt, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung2.2 Die Rolle von Wettbewerb und Markt

    J.A. Schumpeter (1883-1950)

    I “Wettbewerb als Prozess schöpferischerZerstörung”

    I Menschen sind nicht nur eigennutz-orientiert, sie sind auch neugierig undkreativ.

    I Typus des “Unternehmers”: intrinsischesInteresse an innovativen Lösungen undderen unternehmerischer Umsetzung.

    c©Universität Freiburg,

    Volkswirtschaftliches Institut

    ⇒ Neue Ideen (neue oder bessere Produkte, neue oder bessereProduktionsverfahren) müssen sich im Wettbewerb bewähren.

    ⇒ Darin zeigt sich eine dynamische Funktion des Wettbewerbsals Entdeckungsverfahren: Suche nach neuen innovativenProdukten und Verfahren; Innovationsfunktion.

    S.55

  • 2. Markt, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung2.2 Die Rolle von Wettbewerb und Markt

    I Bewähren sich Innovationen, so ändern sie die relativenPreise, und bestehende Produkte und Verfahren werden vomMarkt verdrängt (Strukturwandel).

    I Die Gewinne des Pionierunternehmens locken Nachahmer aufden Markt. Produktvarianten und inkrementelleVerbesserungen entstehen. Die Pioniergewinne desInnovators erodieren.

    I Schumpeter dachte an den Pionierunternehmer, der neu inden Markt eintritt, und dem sein Unternehmen selbst gehört.

    I Er erkannte aber, dass heute viele Innovationen durchetablierte (Groß-)Unternehmen erfolgen, bei denenEigentümer, Management und Entwickler getrennte Gruppensind.

    Schumpeter, J.A. (1942), Kapitalismus, Sozialismus und

    Demokratie. München.

    S.56

  • 2. Markt, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung2.3 Institutionelle Rahmenbedingungen

    Die Rolle von Institutionen:

    I Institutionen: formelle und informelle Spielregeln, welche dieHandlungsmöglichkeiten definieren und somit auch dieHandlungsfreiheit begrenzen. Vor allem: Recht.

    I Institutionen werden durch kollektive Mechanismen erzeugt(z.B. Gesetzgebung) und strukturieren die sozialeInteraktion der Individuen, machen diese voraussehbarer,verlässlicher.

    I Sie sind damit auch Voraussetzung für die Existenz privaterMärkte (z.B. Eigentums- und Vertragsrecht).

    I Organisationen 6= Institutionen. Organisation (z.B.Parteien, Bürokratien, Verbände) sind die “Spieler”,Institutionen die Spielregeln.

    S.57

  • 2. Markt, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung2.3 Institutionelle Rahmenbedingungen

    I Staat soll auf Einhaltung der Regeln achten, staatlichesHandeln ist aber auch selbst an Regeln gebunden.

    I Korruption, Rechtsbeugung, mangelnde Duchsetzbarkeit vonRecht, aber auch: Erosion informeller Normen führen zuschwachen Institutionen ⇒ Markt, aber auch Demokratie,werden als Allokationsmechanismen beeinträchtigt(Ineffizienz).

    I Ähnliches gilt auch für “rent seeking”, d.h. die Beeinflussungvon Spielregeln durch organisierte Interessengruppen zu derenGunsten.

    I Einhaltung allgemeiner fairer Spielregeln und damitverbunden: Chancengleichheit wird als zentrales Kriterium vonGerechtigkeit verstanden.

    S.58

  • 2. Markt, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung2.3 Institutionelle Rahmenbedingungen

    W. Eucken (1891-1950):

    Eucken, W. (1949), Die Grundlagen derNationalökonomie, Springer: Berlin,

    neu aufgelegt 1989)

    Geboren in Jena; studierte u.a. an der FSU.

    c©Walter Eucken Institut

    I Die Politik soll darauf gerichtet sein, wirtschaftlicheMachtpositionen aufzulösen bzw. zu begrenzen (sofern derWettbewerb dieses nicht schon selbst tut; Wettbewerb alsEntmachtungsinstrument).

    I Die Politik sollte auf die Gestaltung der Ordnungsformen derWirtschaft gerichtet sein, nicht auf die Lenkung desWirtschaftsprozesses.

    I Liberalismus als anti-totalitäres Programm, auchMachtanspruch der Politik ist zu begrenzen.

    S.59

  • 2. Markt, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung2.3 Institutionelle Rahmenbedingungen

    Konstituierende Prinzipien einer Wettbewerbsordnung:

    1. Wirtschaftsverfassungsrechtliches Grundprinzip:Schaffung eines funktionsfähigen Preissystems durchwettbewerbliche Märkte (Preise als Knappheitsindikatoren)

    2. Währungspolitische Stabilität: Währungsverfassung, welcheGeldwertstabilität sichert.

    3. Prinzip der offenen Märkte: Ermöglichung von freiemMarktein- und austritt (ansonsten entsteht Marktmacht)

    4. Prinzip des Privateigentums (insbesondere auch anProduktionsmitteln): Tausch auf Märkten ist im GrundeTausch von Verfügungsrechten am getauschten Gut. DieseRechte müssen definiert und den Individuen zugeordnet sein.

    S.60

  • 2. Markt, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung2.3 Institutionelle Rahmenbedingungen

    5. Prinzip der Vertragsfreiheit: Grundvoraussetzung fürTauschhandlungen. Jedoch darf die Freiheit nicht dazugenutzt werden, Verträge zu schließen, welche dieVertragsfreiheit Dritter beschränken (z.B. Kartell).

    6. Haftungsprinzip: Jede Nutzung knapper Ressourcen undTausch am Markt kann Gewinne bringen - oder aber auchVerluste. Ökonomische Entscheidungen sind daher stetsrisikobehaftet. Derjenige, der profitiert, soll auch haften(Eigenverantwortung).

    7. Konstanz der Wirtschaftspolitik: Politik soll berechenbarund glaubwürdig sein.

    S.61

  • 2. Markt, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung2.4 Regulierende Eingriffe und Umverteilung

    I Konstituierende Prinzipien begründen Wettbewerbsordnung,von der man “funktionierende Märkte” erwartet.

    I Bereiche, wo der Markt aus prinzipiellen Gründen Problemehat, zu einer optimalen Allokation der Ressourcen zu kommen(siehe Kapitel 6):

    I Entstehung von Marktmacht (z.B. Monopolen)I Externe Effekte und öffentliche GüterI Probleme aufgrund Informationsasymmetrien

    I Hier sind neben den konstituierenden auch regulierendePrinzipien notwendig.

    I Die Regulierungen sind so auszugestalten, dass sie möglichstwenig in die individuelle Freiheit eingreifen, sondern dieAnreizstruktur der Individuen in gewünschter Weise verändern.

    S.62

  • 2. Markt, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung2.4 Regulierende Eingriffe und Umverteilung

    Problem der “sozialen Gerechtigkeit” – Position v. Hayeks:

    I Akzeptiert man allgemeine faire Handlungsregeln, dann ist esproblematisch, wenn man das Ergebnis freiwilliger Handlungengemäß dieser Spielregeln nicht akzeptiert.

    I Ungerecht und unfair kann nur das Verhalten einzelner Individuensein. Es charakterisiert nicht den erreichten Gesamtzustand.

    I Fasst man das Ergebnis (z.B. Einkommensverteilung) als ungerechtund somit als korrekturbedürftig auf, muss man dafürobjektivierbare Kriterien angeben.

    I Die Korrektur durch den Staat erfolgt durch Eingriffe in dieHandlungsfreiheit. Je stärker die Details des Ergebnisses durchstaatliche Eingriffe determiniert werden, desto weniger entfaltet sichder Wettbewerb als Entdeckungsverfahren.

    ⇒ “Sozialismus” als Gegenmodell einer freiheitlichenWettbewerbsordnung.

    S.63

  • 2. Markt, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung2.4 Regulierende Eingriffe und Umverteilung

    Einwand:

    I Sofern Menschen Präferenzen bezüglich der Verteilung haben,kann man “Effizienz” und “Verteilung” nicht logischvoneinander trennen!

    I Wechselseitig vorteilhafte Tauschakte und deren“Entdeckung” durch den Markt können zu Verteilung führen,die nicht präferiert wird.

    I Eine allgemeine Regel der Umverteilung kann den individuellenPräferenzen entsprechen – selbst dann, wenn man im Einzelfalleinen materiellen Nachteil hat ⇒ Kapitel 6.5 (John Rawls)

    S.64

  • 2. Markt, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung2.4 Regulierende Eingriffe und Umverteilung

    Divergierende Auffassungen:

    I Während liberale Ökonomen der sog. “Chicagoer Schule”(z.B. M. Friedman) und der “Österreichischen Schule”(z.B. F.A. von Hayek) jegliche staatliche Aktivität jenseits derordnungsökonomischen Funktionen, also Interventionen in denWirtschaftsprozess, ablehnen....

    I ... befürworten einige Vertreter der “Freiburger Schule”(z.B. W. Röpke, A. Müller-Armack) gewisse institutionalisierteEinkommensumverteilungen wie etwa die progressiveEinkommenssteuer und soziale Sicherungssysteme.

    I Die “Freiburger Schule” wird auch mit dem Begriff des“Ordoliberalismus” verbunden. Alle drei Schulen,insbesondere die letztgenannte, werden theoriegeschichtlichwegen ihres Rückgriffs auf den klassischen Liberalismus auchals “neoliberal” bezeichnet.

    S.65

  • 2. Markt, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung2.4 Regulierende Eingriffe und Umverteilung

    Zusammenfassend kann man die wirtschaftspolitische Konzeptiondes Ordoliberalismus charakterisieren durch:

    I die genannten konstituierenden Prinzipien, die einenleistungsfähigen Wettbewerb als soziales, dezentralesEntdeckungs- und Koordinationsverfahren gewährleisten,

    I die regulierenden Prinzipien für staatliche Eingriffe dort, woder Markt Probleme hat, seine Funktionen zu erfüllen,

    I das regulierende Prinzip einer Umverteilung von Einkommenund Vermögen, die jedoch die Leistungsanreize aufrecht erhält.

    S.66

  • 2. Markt, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung2.4 Regulierende Eingriffe und Umverteilung

    I Über Art und Ausmaß von Umverteilung entscheidengesellschaftliche Wertmaßstäbe bezüglich “sozialerGerechtigkeit”, die sich verändern können, und derenAusformung sich in Form von demokratischen Wahlenniederschlagen.

    I Da der Ordoliberalismus regulierende Prinzipien des Staatesinklusive bestimmter Formen der Umverteilung akzeptiert, ister Grundlage des Konzepts der “Sozialen Marktwirschaft”(A. Müller-Armack – war u.a. Berater L. Erhards).

    ⇒ Die Form des Wirtschaftssystems und die Form des politischenSystems sind nicht unabhängig voneinander.

    S.67

  • 2. Markt, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung2.5 Wettbewerb und Demokratie

    I In einer Demokratie sind an Wiederwahl interessierte Politikerdurch die Präferenzen der Wähler diszipliniert.

    I Ihre Macht wird durch die Möglichkeit der Abwahl begrenzt.

    I Ähnlich der Informationsfunktion von Preisen werden dieVorstellungen von Bürgern durch Mehrheiten ausgedrückt

    ⇒ politischer Wettbewerb (Kapitel 9)

    S.68

  • 2. Markt, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung2.5 Wettbewerb und Demokratie

    I Politischer Wettbewerb kann nur bei freien (gleichen,geheimen,...) Wahlen sowie freier Meinungsbildung (z.B.Presse) und Gleichbehandlung politischer Wettbewerberfunktionieren.

    I Mangelnder politischer Wettbewerb sowie Korruptionschränken die Legitimität und Steuerungsfähigkeitdemokratischer Systeme ein.

    S.69

  • 3. Konsum und Produktion

    Gliederung:

    3.1 Angebot und Nachfrage – Überblick3.2 Produktion – die Unternehmung

    3.2.1 Produktionstechnologie3.2.2 Kostenminimierung3.2.3 Gewinnmaximierung und Angebot3.2.4 Faktornachfrage

    3.3 Konsum – der Haushalt3.3.1 Präferenzen und Nutzenfunktion3.3.2 Einkommensrestriktion und Nachfrage3.3.3 Arbeitsangebot3.3.4 Ersparnisbildung

    Literatur:I Hanusch, H., Kuhn, T., Cantner, U. (2000), Volkswirtschaftslehre 1, 5.

    Aufl., Berlin: Springer [Kapitel 3, 6, 7]

    I Mankiw, N.G. (1999), Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, Stuttgart:Schäffer-Poeschel [Kapitel 4, 13, 14, 21]

    I Bofinger, P. (2007), Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 2. Aufl.,München: Pearson [Kapitel 6, 7]

    S.70

  • 3. Konsum und Produktion3.1 Angebot und Nachfrage – Überblick

    I Der “Markt” als (abstrakter) Ort des Zusammentreffens vonAngebot und Nachfrage zu Tauschzwecken

    I Märkte für Konsumgüter und DienstleistungenI Märkte für Kapitalgüter und ZwischenprodukteI Märkte für den Faktor ArbeitI Märkte für finanzielle Ressourcen (Kredite, Aktien,

    Schuldverschreibungen,...)

    I Akteure: Unternehmen, private Haushalte, Staat

    I Wir konzentrieren uns im folgenden auf– Gütermärkte (hier: Konsumgüter) und– Faktormärkte (hier: Arbeit)

    S.71

  • 3. Konsum und Produktion3.1 Angebot und Nachfrage – Überblick

    Faktormarkt Gütermarkt

    Anbieter Haushalt Unternehmen

    Nachfrager Unternehmen Haushalt

    I Wir gehen von dem “repräsentativen” Unternehmen bzw.Haushalt aus, d.h. wir vernachlässigen die Heterogenität unddie Wechselwirkungen einzelner Haushalte untereinander, undbetrachten nur ein “durchschnittliches” Verhalten.

    ⇒ Problematische Fiktion, die es einem jedoch erlaubt, vomVerhalten eines einzelnen Haushalts (Unternehmens) auf dasAggregat des Haushaltssektors (Unternehmenssektors)schließen zu können.

    S.72

  • 3. Konsum und Produktion3.2 Produktion – die Unternehmung

    Güterpreise

    Gewinnmaximierung

    Minimalkosten

    Technologie

    Erlös Angebot

    Faktornachfrage

    Faktorpreise

    Quelle: nach Hanusch, Kuhn, Cantner (2000)

    Annahme: Unternehmen maximieren ihren Gewinn. Dies impliziert, das

    Produkt technisch effizient und zu minimalen Kosten zu produzieren.

    S.73

  • 3. Konsum und Produktion3.2 Produktion – die Unternehmung3.2.1 Produktionstechnologie

    Produktion:

    Transformation von Inputs (Arbeitsleistung, Kapitalgüter,Vorprodukte) in einen Output (Endprodukt).

    Produktionsfunktion:

    Gibt an, welcher Output x bei gegebenen Inputleistungen (v1, v2)technisch effizient hergestellt werden kann (ökonomischesMaximalprinzip):

    x = f (v1, v2)

    Typen von Produktionsfunktionen:

    I limitational (Inputfaktoren müssen in einem bestimmten Verhältniszueinander eingesetzt werden)

    I substitutional (Inputfaktoren können sich gegenseitig ganz oderteilweise ersetzen)

    S.74

  • 3. Konsum und Produktion3.2 Produktion – die Unternehmung3.2.1 Produktionstechnologie

    Grafische Darstellung: “Ertragsgebirge”

    1 2 3 4 5 0

    1

    2

    0

    2

    v1

    v2

    x

    24

    0

    1

    20

    2

    v1 v2

    x

    2

    40

    0.51

    1.52

    0

    2

    v1v2

    x

    2

    40 0.5 1

    1.5 2

    0

    2

    v1

    v2

    x

    24 0 0.5 1 1.5 2

    0

    1

    2

    3

    v1v2

    x

    Beispiel:Cobb-Douglas-Funktion(substitutional)

    x = va1 vb2

    mit 0 < a, b < 1

    S.75

  • 3. Konsum und Produktion3.2 Produktion – die Unternehmung3.2.1 Produktionstechnologie

    Partielle Faktorvariation:

    (Variation eines Inputfaktors unter Konstanthaltung aller übrigen)

    I Grafisch: Schnitt durch das Ertragsgebirge

    I bei limitationalen Produktionsfunktionen: Output ändert sichnicht (⇒ Warum?).

    I bei substitutionalen Produktionsfunktionen: Output ändertsich; Annahme: sinkender Grenzertrag (“Ertragsgesetz”).

    ∂f (vi , vj )

    ∂vi> 0,

    ∂2f (vi , vj )

    ∂v2i< 0, i , j = 1, 2, i 6= j

    S.76

  • 3. Konsum und Produktion3.2 Produktion – die Unternehmung3.2.1 Produktionstechnologie

    x

    v1

    x = f (v1, v̄2)

    Partielle Produktionsfunktion

    (Variation von v1 bei gegebenem v̄2)

    Steigung = Grenzertrag an der Stelle v∗1

    v∗1

    S.77

  • 3. Konsum und Produktion3.2 Produktion – die Unternehmung3.2.1 Produktionstechnologie

    Isoquantendarstellung:(iso = gleich, quantum = Menge)

    I Alle Kombinationen von Inputfaktoren, die zu derselbenOutputmenge führen

    I Formal: f (v1, v2) = x̄ (implizite Funktion)

    I Ertragsgebirge “von oben” betrachtet: Höhenlinien

    I Je weiter entfernt vom Ursprung, desto höher der Output

    S.78

  • 3. Konsum und Produktion3.2 Produktion – die Unternehmung3.2.1 Produktionstechnologie

    Isoquantendarstellung:

    v2

    v1

    x̄ = 10x̄ = 12x̄ = 14

    substitutional

    v2

    v1

    x̄ = 10x̄ = 12x̄ = 14

    limitational

    S.79

  • 3. Konsum und Produktion3.2 Produktion – die Unternehmung3.2.1 Produktionstechnologie

    Niveauvariation der Produktionsfaktoren:

    I Wie verändert sich die Outputmenge, wenn alleProduktionsfaktoren gleichmäßig variiert werden?

    I steigende Skalenerträge (Output steigt überproportional)I konstante Skalenerträge (Output steigt proportional)I sinkende Skalenerträge (Output steigt unterproportional)

    I Hat Einfluss auf den Verlauf der Kostenfunktion.

    I Wird in BM Mikroökonomik vertieft.

    S.80

  • 3. Konsum und Produktion3.2 Produktion – die Unternehmung3.2.2 Kostenminimierung

    I Wir wissen jetzt, wie der Output mit unterschiedlichenInputfaktoren technisch effizient produziert werden kann.

    I Aber welche Kombination von Inputfaktoren sollte gewähltwerden um einen bestimmten Output x̄ zu erhalten?

    I Wir unterstellen, dass die Preise q1, q2 der Inputfaktorengegeben sind, d.h. nicht vom Unternehmen bestimmt werden.

    I Kosten:

    C = v1q1 + v2q2

    ⇒ v1 =C

    q1− q2

    q1v2

    S.81

  • 3. Konsum und Produktion3.2 Produktion – die Unternehmung3.2.2 Kostenminimierung

    I Iso-Kostenfunktion mit C/q1 bzw. C/q2 als Achsen-abschnitten und dem Faktorpreisverhältnis als Steigung.

    I Je höher die Kosten C , desto weiter weg vom Ursprung.v2

    v1

    Cq2

    Cq1

    Steigung: q1/q2

    S.82

  • 3. Konsum und Produktion3.2 Produktion – die Unternehmung3.2.2 Kostenminimierung

    I Wir wissen: Jeder Punkt auf einer gegebenen Isoquante(= jede Inputfaktorkombination) führt zu unterschiedlichenKosten.

    I Kalkül: Verschiebe die Iso-Kostenfunktion soweit in RichtungUrsprung, bis sie nur noch einen Tangentialpunkt mit dergewünschten Isoquante hat.

    I Formal: Minimiere die Kosten unter der Nebenbedingung, dassdie durch die Isoquante gegebene Outputmenge x̄ hergestelltwerden kann.

    S.83

  • 3. Konsum und Produktion3.2 Produktion – die Unternehmung3.2.2 Kostenminimierung

    v2

    v1

    x̄ = 10

    C/q2

    Cq1

    C̃/q2

    C̃q1

    Cmin/q2

    C min

    q1

    v∗2

    v∗1

    (v∗1 , v∗2 ) ist die

    Minimalkostenkombination

    S.84

  • 3. Konsum und Produktion3.2 Produktion – die Unternehmung3.2.2 Kostenminimierung

    Kosten in Abhängigkeit von der gewählten Outputmenge:

    v2

    v1

    x̄ = 5

    C1v1

    x̄ = 7

    C2v1

    x̄ = 9

    C3v1

    Expansionspfad

    C

    x5

    C1

    7

    C2

    9

    C3

    Kostenfunktion

    S.85

  • 3. Konsum und Produktion3.2 Produktion – die Unternehmung3.2.2 Kostenminimierung

    Kostenfunktion:

    Die Kostenfunktion C (x) ordnet jedem gewünschten Outputniveaux die minimalen Kosten zu, die durch die optimale Wahl derInputfaktoren entstehen.

    Verlauf der Kostenfunktion hängt von der Technologie ab, z.B.:

    I Steigende Skalenerträge: unterproportionale Kostenzunahme

    I Sinkende Skalenerträge: überproportionale Kostenzunahme

    I Konstante Skalenerträge: proportionale Kostenzunahme

    S.86

  • 3. Konsum und Produktion3.2 Produktion – die Unternehmung3.2.2 Kostenminimierung

    C(x)

    x

    Konstante SE C(x)

    x

    Steigende SE

    C(x)

    x

    Sinkende SE C(x)

    x

    Variable SE

    S.87

  • 3. Konsum und Produktion3.2 Produktion – die Unternehmung3.2.2 Kostenminimierung

    Durchschnitts- und Grenzkosten in der langen Frist:

    I Durchschnittskosten = Kosten pro Stück:

    AC (x) =C (x)

    xI Grenzkosten = Kosten der letzten (marginalen) Einheit:

    MC (x) = C ′(x) =dC (x)

    dxI In der kurzen Frist geht man davon aus, dass einige

    Inputfaktoren (z.B. Gebäude) unveränderbar sind, also bei der“Niveauvariation” und Berechnung der Minimalkosten-kombination herausgenommen werden müssen. Die Kostendieser Inputs sind dann Fixkosten F .

    C (x) = Cv (x) + F

    S.88

  • 3. Konsum und Produktion3.2 Produktion – die Unternehmung3.2.2 Kostenminimierung

    Durchschnitts- und Grenzkostenverläufe (lange Frist = ohne Fixkosten):

    AC(x)MC(x)

    x

    AC = MC

    Konstante SE AC(x)MC(x)

    x

    ACMC

    Steigende SE

    AC(x)MC(x)

    x

    ACMC

    Sinkende SE AC(x)MC(x)

    x

    ACMC

    Variable SE

    S.89

  • 3. Konsum und Produktion3.2 Produktion – die Unternehmung3.2.3 Gewinnmaximierung und Angebot

    I Wir wissen jetzt, wie das Unternehmen technisch effizient undunter minimalen Kosten produziert.

    I Produzierte Angebotsmenge und der Verkaufspreis sollen sogestaltet werden, dass der Gewinn maximiert wird(Verhaltensannahme!).

    I Das hängt von der Marktform ab (dazu Näheres in Kapitel 4).Wir gehen hier von vollkommener Konkurrenz aus, d.h. derMarktpreis p wird durch den Wettbewerb so bestimmt, dassein einzelnes Unternehmen darauf keinen Einfluss hat(“Preisnehmer”). Es muss folglich die Angebotsmengegewinnmaximierend anpassen.

    S.90

  • 3. Konsum und Produktion3.2 Produktion – die Unternehmung3.2.3 Gewinnmaximierung und Angebot

    I Gewinn = Erlös - Kosten

    π(x) = p · x − C (x)

    I Die Bedingung 1. Ordnung für ein Gewinnmaximum ist, dassdie erste Ableitung Null wird:

    π′(x) = p − C ′(x) = 0⇒ p = C ′(x)

    I Die Bedingung 2. Ordnung für ein Maximum fordert:

    d2π(x)

    dx2< 0 ⇐⇒ d

    2C (x)

    dx2> 0

    d.h. das Gewinnmaximum muss im Bereich steigenderGrenzkosten liegen.

    I Wird im BM Mikroökonomik ausführlich diskutiert.S.91

  • 3. Konsum und Produktion3.2 Produktion – die Unternehmung3.2.3 Gewinnmaximierung und Angebot

    I Die Angebotsfunktion xA = xA(p) hat einen steigendenVerlauf, d.h. das Angebot wächst mit steigendem Preis.

    ⇒ Preiselastizität des Angebots.

    p

    xA(p)

    “normaler” Verlauf

    p

    xA(p)

    völlig preiselastisch

    p

    xA(p)

    völlig preisunelastisch

    S.92

  • 3. Konsum und Produktion3.2 Produktion – die Unternehmung3.2.4 Faktornachfrage

    I Die Minimalkostenkombination entscheidet über denoptimalen Faktoreinsatz bei gegebenen Faktorpreisen undgegebener Outputmenge.

    I Das Gewinnmaximum entscheidet über die optimaleOutputmenge (Angebotsmenge) bei gegebenem Güterpreis.

    I Damit wird im Gewinnmaximum implizit auch über denoptimalen Faktoreinsatz, d.h. die Faktornachfrageentschieden!

    S.93

  • 3. Konsum und Produktion3.2 Produktion – die Unternehmung3.2.4 Faktornachfrage

    I Vereinfachung: Kapital K und Arbeit L als Inputfaktoren mitden Faktorpreisen Zinssatz r und Lohnsatz w :

    C = rK + wL

    I Angenommen, der Kapitalstock sei kurzfristig gegeben:K = K̄ . Entscheidung nur über Arbeitseinsatz L.

    I Gewinnmaximierung über L:

    π = p · f (K̄ , L)− wL− r K̄∂π

    ∂L= p · ∂f

    ∂L− w = 0

    ⇒ p · ∂f∂L

    = w (Wertgrenzprodukt = Nominallohnsatz)

    bzw.∂f

    ∂L=

    w

    p(Grenzprodukt = Reallohnsatz)

    S.94

  • 3. Konsum und Produktion3.2 Produktion – die Unternehmung3.2.4 Faktornachfrage

    Da wir typischerweise ein abnehmendes Grenzprodukt unterstellen(Ertragsgesetz), nimmt die Arbeitsnachfrage mit steigendemReallohnsatz ab.

    wp =

    ∂f (L,K̄)∂L

    L

    LD(w/p)

    Arbeitsnachfrage

    S.95

  • 3. Konsum und Produktion3.2 Produktion – die Unternehmung3.2.4 Faktornachfrage

    Problem:

    I Die Idee, dass die Faktoren nach ihrem Wertgrenzproduktentlohnt werden, setzt eine substitutionaleProduktionsfunktion mit “schönen” Eigenschaften voraus. Beilimitationalen Produktionsfunktionen ist das Grenzproduktjedoch stets Null.

    I Während Arbeit physisch z.B. in Stunden gemessen wird,müsseen Kapitalgüter mit ihren Preisen bewertet werden umsie zu einem aggregierten Kapitalstock zusammenzufassen.Dann aber ist das “physische Grenzprodukt” stets vom Preisfür Kapital abhängig, der ja wiederum durch dieGrenzproduktivität bestimmt werden soll (logisches Problem,sog. “Cambridge-Kontroverse”).

    S.96

  • 3. Konsum und Produktion3.3 Konsum – der Haushalt

    Prääferenzen

    Nutzenmaximierung

    Freizeit

    Faktorausstattung

    Faktorangebot

    Konsumnachfrage

    Ersparis Einkommen

    GüterpreiseFaktorpreise

    Quelle: nach Hanusch, Kuhn, Cantner (2000)

    Annahme: Haushalte maximieren ihren Nutzen

    S.97

  • 3. Konsum und Produktion3.3 Konsum – der Haushalt3.3.1 Präferenzen und Nutzenfunktion

    I Haushalte bzw. die darin lebenden Individuen habenBedürfnisse und bewerten verschiedene Güterbündel gemäßihren eigenen Vorstellungen.

    I Wir sprechen von Präferenzen (prä-ferre = vor-ziehen), daeine Wahlhandlung, bei der Güterbündel A dem GüterbündelB vorgezogen wird, die Nutzenbewertung des Individuumsdeutlich macht.

    ⇒ Wie kann man rationale Entscheidungen bei subjektivenPräferenzen theoretisch darstellen?

    Zu beachten: Wir betrachten hier nur Konsumgüter. Präferenzen können aberüber beliebige Zustände bzw. Handlungsfolgen definiert werden.

    Frank, R.H., Cartwright, E. (2013), Microeconomics and Behaviour, New York:

    McGraw-HillS.98

  • 3. Konsum und Produktion3.3 Konsum – der Haushalt3.3.1 Präferenzen und Nutzenfunktion

    I Präferenzen als sog. binäre Relationen

    I Seien zwei Güterbündel (Alternativen) A und B aus derAlternativenmenge M gegeben.

    I A wird gegenüber B schwach präferiert: A � BI A wird gegenüber B streng präferiert: A � BI A und B werden gleich bewertet: A ∼ B

    Gelegentlich wird auch “R” für � und “P” für � sowie “I” für ∼ verwendet.

    S.99

  • 3. Konsum und Produktion3.3 Konsum – der Haushalt3.3.1 Präferenzen und Nutzenfunktion

    Eine Präferenzordnung ist durch folgende Axiomegekennzeichnet:

    I Vollständigkeit

    x � y ∨ y � x für alle x , y ∈ M

    I Transitivität

    x � y ∧ y � z ⇒ x � z für alle x , y , z ∈ M

    (Wenn x mind. so gut wie y und y mind. so gut wie z , dannist auch x mind. so gut wie z)

    (ggf. noch weitere Axiome)

    S.100

  • 3. Konsum und Produktion3.3 Konsum – der Haushalt3.3.1 Präferenzen und Nutzenfunktion

    I Diese Axiome erscheinen (auf den ersten Blick) intuitivplausibel.

    I Sie sind wichtig für eine normative Theorie rationalerEntscheidungen zwischen Alternativen.

    I Fraglich ist, ob sich reale Individuen in ihrem Wahlverhaltentatsächlich dadurch charakterisieren lassen.

    Wozu definiert man eine Präferenzordnung?

    I Man kann zeigen, dass sich bei Gültigkeit der Axiome dasWahlverhalten durch die Maximierung einer Nutzenfunktionu charakterisieren lässt.

    S.101

  • 3. Konsum und Produktion3.3 Konsum – der Haushalt3.3.1 Präferenzen und Nutzenfunktion

    I Existenz einer ordinalen Nutzenfunktion mit der Eigenschaft

    u(x) ≥ u(y) ⇐⇒ x � y , x , y ∈ M

    I Die Nutzenfunktion ist eindeutig definiert bis auf eineordnungserhaltende Transformation.

    I Das bedeutet, dass der absolute Nutzenwert u(x) keineAussagekraft hat, er ist nur als Indexwert zu verstehen, dereinen Vergleich mit dem Nutzen von y ermöglicht.

    I Wahl der besten Alternative = Maximierung des Nutzens

    S.102

  • 3. Konsum und Produktion3.3 Konsum – der Haushalt3.3.1 Präferenzen und Nutzenfunktion

    I Ökonomen treffen für die Nutzenfunktion oft folgende(bequeme) Annahmen:

    I Stetigkeit bzw. stetige Differenzierbarkeit (kardinaleNutzenfunktion).

    I Nichtsättigung: Je mehr von etwas konsumiert wird, destobesser, d.h. positiver Grenznutzen.

    I Abnehmender Grenznutzen: Der Nutzenzuwachs nimmt mitjeder weiteren Einheit ab.

    I Güter sind teilweise substituierbar, d.h. quantitativunterschiedlich zusammengesetzte Güterbündel können als“gleichwertig” empfunden werden.

    I Für die grafische Darstellung einer Nutzenfunktion im2-Güter-Fall gilt dasselbe wie bei einer substitutionalenProduktionsfunktion.

    S.103

  • 3. Konsum und Produktion3.3 Konsum – der Haushalt3.3.1 Präferenzen und Nutzenfunktion

    Nutzenfunktion und Indifferenzkurve:

    2

    40

    0.51

    1.52

    0

    2

    x1 x2

    u

    x2

    x1

    ū = u1ū = u2ū = u3

    S.104

  • 3. Konsum und Produktion3.3 Konsum – der Haushalt3.3.1 Präferenzen und Nutzenfunktion

    Indifferenzkurve:

    Menge aller Güterkombinationen, die denselben Nutzen stiften,d.h. zwischen denen der Haushalt indifferent ist, d.h. ū = u(x1, x2).

    Eigenschaften:

    I Je weiter vom Ursprung entfernt, desto höher dasNutzenniveau.

    I Indifferenzkurven können sich nicht schneiden! (Warum?)

    I Steigung = Grenzrate der Substitution gibtTauschbereitschaft an.

    S.105

  • 3. Konsum und Produktion3.3 Konsum – der Haushalt3.3.2 Einkommensrestriktion und Nachfrage

    Einwände aus Experimenteller Ökonomik (Beispiele):

    I Verletzungen der Transitivitätsannahme:

    Dann ist die Existenz einer Nutzenfunktion nichtgewährleistet, und das Verhalten kann nicht alsNutzenmaximierung charakterisiert werden.

    I Endowment-Effekt:

    Indifferenzkurven sind nicht gegeben, sondern hängen von derAnfangsausstattung ab. Damit hängt die Tauschbereitschaftdavon ab, was man momentan besitzt.Beispiel: Wenn man 1 Einheit A besitzt, ist man bereit, diese gegen2 Einheiten B zu tauschen. Besitzt man 1 Einheit B, ist mandagegen bereit, diese gegen 2 Einheiten A zu tauschen

    ⇒ Indifferenzkurven schneiden sich.

    S.106

  • 3. Konsum und Produktion3.3 Konsum – der Haushalt3.3.2 Einkommensrestriktion und Nachfrage

    Nutzenmaximierung des Haushalts:

    I Knappheit drückt sich beim Haushalt durch ein begrenztesBudget E aus (= der Teil des Einkommens, der für Konsumausgegeben werden soll).

    I Die Güterpreise p1, p2 sind am Markt gegeben.

    I Maximiere den Nutzen unter der gegebenenBudgetbeschränkung:

    max u(x1, x2) unter N.B. p1x1 + p2x2 = E

    S.107

  • 3. Konsum und Produktion3.3 Konsum – der Haushalt3.3.2 Einkommensrestriktion und Nachfrage

    I Die Budgetrestriktion lässt sich schreiben als

    x1 =E

    p1− p2

    p1x2

    I Kalkül: Wähle ein Güterbündel auf der Restriktion, bei demdie Indifferenzkurve maximal weit vom Ursprung entfernt ist!

    I Die Lösung des Nutzenmaximierungsproblems(“Haushaltsoptimum”) ist ganz analog zur Minimalkosten-kombination die Tangente von Indifferenzkurve undBudgetrestriktion (siehe Grafik).

    S.108

  • 3. Konsum und Produktion3.3 Konsum – der Haushalt3.3.2 Einkommensrestriktion und Nachfrage

    x2

    x1

    Ep2

    Ep1

    ūmax

    x∗2

    x∗1

    Haushaltsoptimum

    S.109

  • 3. Konsum und Produktion3.3 Konsum – der Haushalt3.3.2 Einkommensrestriktion und Nachfrage

    Was passiert bei Einkommensänderungen?

    I Budgetrestriktion verschiebt sich

    ⇒ neue Tangentiallösung bestimmen⇒ Konsumexpansionspfad

    I Trägt man die jeweiligen optimalen Nachfragemengen gegendas Budget ab, so erhält man sog. Engel-Kurven.

    S.110

  • 3. Konsum und Produktion3.3 Konsum – der Haushalt3.3.2 Einkommensrestriktion und Nachfrage

    x2

    x1

    E/p2

    Ep1

    E ′/p2

    E ′

    p1

    E ′′/p2

    E ′′

    p1

    Konsumexpansionspfad

    x1

    E

    Engel-Kurve

    S.111

  • 3. Konsum und Produktion3.3 Konsum – der Haushalt3.3.2 Einkommensrestriktion und Nachfrage

    Was passiert bei Variation eines Preises (p1)?

    I Budgetgerade dreht sich

    ⇒ neue Tangentiallösung bestimmen⇒ mehr oder weniger komplizierte Wirkung auf die Nachfrage

    nach beiden Gütern

    I Trägt man die optimale Nachfragemenge x1 gegen den Preisp1 ab, so erhält man die Nachfragefunktion x1(p1).

    I Diese ist im allgemeinen fallend! (math. jedoch nichtzwingend)

    I Achtung: Es wird hier implizit vorausgesetzt, dass der Haushalt

    davon ausgehen kann, bei den gegebenen Preisen seine optimale

    Nachfrage auch realisieren, und über das Budget im

    Planungszeitraum tatsächlich verfügen zu können! Wie würde er

    sich verhalten, wenn er davon nicht ausgehen kann?

    S.112

  • 3. Konsum und Produktion3.3 Konsum – der Haushalt3.3.2 Einkommensrestriktion und Nachfrage

    x2

    x1

    E/p2

    Ep1

    x1

    E/p2

    Ep′1

    x ′1

    E/p2

    Ep′′1

    x ′′1

    x1

    p1

    x1

    p1

    x ′1

    p′1

    x ′′1

    p′′1

    Nachfragekurve

    S.113

  • 3. Konsum und Produktion3.3 Konsum – der Haushalt3.3.2 Einkommensrestriktion und Nachfrage

    Substitutions- und Einkommenseffekt:

    I Substitutionseffekt: Steigt Preis p1, so wird tendenziell dasrelativ teurer gewordene Gut x1 durch das relativ billigergewordene Gut x2 substituiert. Diese Wirkungsrichtung isteindeutig.

    I Einkommenseffekt: Durch die Preissteigerung sinkt jedochinsgesamt die Kaufkraft des Budgets. Aufgrund diesesEinkommenseffektes ändert sich die Nachfrage nach einemGut in nicht-eindeutiger Weise:

    I Superiore Güter: geringeres (höheres) Einkommen⇒ geringere (höhere) Nachfrage

    I Absolut inferiore Güter: geringeres (höheres) Einkommen⇒ höhere (geringere) Nachfrage

    S.114

  • 3. Konsum und Produktion3.3 Konsum – der Haushalt3.3.2 Einkommensrestriktion und Nachfrage

    I Gesamteffekt: Durch das Zusammenspiel von Substitutions-und Einkommenseffekt ist der Gesamteffekt ebenfalls nichteindeutig.

    I Wir unterstellen ein normales Gut: geringerer (höherer) Preis⇒ höhere (geringere) Nachfrage = fallende Nachfragekurve

    Was passiert mit der Nachfrage nach x1, wenn der Preis p2 desanderen Gutes steigt?

    I Komplementärgüter: die Nachfrage geht zurück.

    I Substitutionsgüter: die Nachfrage steigt.

    S.115

  • 3. Konsum und Produktion3.3 Konsum – der Haushalt3.3.3 Arbeitsangebot

    I Haushalte bieten den Faktor “Arbeit” an.

    I Aufgrund unterschiedlicher Ausbildung und Fähigkeitsniveausist Arbeit ein inhomogenes Gut⇒ wird im folgenden vernachlässigt!

    I Der einzelne Haushalt mag vor der Wahl stehen, nur eine volle(Vollzeit) oder eine halbe Stelle (Teilzeit) anzunehmen oderabzulehnen. Im Aggregat über viele Haushalte stellen wir unsaber vor, dass man die Arbeitszeit stetig variieren kann.

    I Wir vernachlässigen im Folgenden das Vermögen, und folglichauch Einkünfte aus Vermögen sowie das Sparen und“Entsparen” (dazu später mehr).

    S.116

  • 3. Konsum und Produktion3.3 Konsum – der Haushalt3.3.3 Arbeitsangebot

    I Arbeitsleidhypothese: Man arbeitet ausschließlich um einEinkommen zu erzielen, die Arbeit selbst hat keineneigenständigen nutzenstiftenden Wert (kritische Annahme!)

    I Der Nutzen des Haushaltes resultiert nicht nur aus demKonsum, sondern auch aus der Freizeit: u = u(x ,F ).

    I Das Einkommen ist das Arbeitseinkommen: E = wLI Dieses Einkommen wird für Konsum ausgegeben E = px

    (hier: x = Güterbündel, p = Preisniveau)I Das Zeitbudget ist begrenzt: T = F + L

    ⇒ Kombination der Budget- und der Zeitrestriktion:

    px = wL = w(T − F )

    ⇒ x = wpT − w

    pF

    S.117

  • 3. Konsum und Produktion3.3 Konsum – der Haushalt3.3.3 Arbeitsangebot

    Konsum x

    Freizeit F

    wp T

    T

    Steigung wp

    ū(x ,F )

    Freizeit F Arbeit L

    S.118

  • 3. Konsum und Produktion3.3 Konsum – der Haushalt3.3.3 Arbeitsangebot

    I Das Maximierungsproblem:

    maxx ,F

    u(x ,F ) unter N.B. x =w

    pT − w

    pF

    führt wiederum zu einer Tangentiallösung (siehe Grafik).

    I Bei einer Erhöhung des Reallohnsatzes haben wir wieder einenSubstitutions- und einen Einkommenseffekt:Opportunitätskosten der Freizeit steigen (arbeite mehr!).Konsummöglichkeiten sind gestiegen (arbeite weniger!).Typischerweise wird unterstellt, dass der Substitutionseffektstärker ist ⇒ ansteigende Arbeitsangebotsfunktion.

    S.119

  • 3. Konsum und Produktion3.3 Konsum – der Haushalt3.3.3 Arbeitsangebot

    wp

    L

    Arbeitsangebot

    Zwischenfazit:

    I Dieses sog. Arbeits-Freizeit-Kalkül bestimmt die Pläne desHaushaltes zur Allokation der knappen Zeit auf Freizeit undKonsummöglichkeiten.

    I Das Haushaltsoptimum bestimmt, wie das Einkommen aufunterschiedliche Güter aufgeteilt wird.

    S.120

  • 3. Konsum und Produktion3.3 Konsum – der Haushalt3.3.4 Ersparnisbildung

    Warum gibt es überhaupt Kapitalgüter, die in der Produktioneingesetzt werden?

    I Diese Güter mussten in der Vergangenheit unter Einsatz vonProduktionsfaktoren hergestellt werden.

    I Das Gesamteinkommen in einer Periode entspricht dem Wertaller hergestellten Güter und Leistungen in dieser Periode.

    I Wenn also Güter hergestellt wurden, die nicht dem Konsumdienen, deren Herstellung aber zu Einkommen geführt hat,dann wird offenbar nicht das gesamte Einkommen für Konsumausgegeben. Es gilt:

    Einkommen = Konsum + Ersparnis

    I Kapital entsteht bei Konsumverzicht!

    S.121

  • 3. Konsum und Produktion3.3 Konsum – der Haushalt3.3.4 Ersparnisbildung

    Warum überhaupt Konsumverzicht?

    I Produktionsseite: Konsumverzicht heute= Akkumulation von Kapital= Erweiterung der Produktionsmöglichkeiten= höhere Konsummöglichkeiten morgen

    I Konsumseite: Konsumverzicht heute= Zinseinkommen für zusätzlichen Konsum morgen

    I Aber: Nutzen aus Konsum morgen wird aufgrund einerangenommenen Gegenwartspräferenz abdiskontiert.Verhältnis von Diskontfaktor und Zinssatz entscheidet überdas Ausmaß der Ersparnisbildung.

    ⇒ Intertemporales Kalkül

    S.122

  • 3. Konsum und Produktion3.3 Konsum – der Haushalt3.3.4 Ersparnisbildung

    Zusammenfassung:

    Zeit

    Einkommen Freizeit

    Arbeits-Freizeit-Kalkül:

    Konsum Sparen

    Konsum-Spar-Entscheidung:

    Gut 1 Gut 2... Gut n

    Haushaltsoptimum:

    S.123

  • 4. Märkte und Preisbildung

    Gliederung:

    4.1 Marktformen4.2 Vollkommene Konkurrenz

    4.2.2 Angebot und Nachfrage4.2.3 Gleichgewicht und Parameteränderungen

    4.3 Unvollkommene Konkurrenz4.3.1 Monopol4.3.2 Oligopol4.3.3 Monopolistische Konkurrenz

    4.4 Arbeitsmarkt

    4.5 Kapitalmärkte

    Literatur:I Hanusch, H., Kuhn, T., Cantner, U. (2000), Volkswirtschaftslehre 1, 5.

    Aufl., Berlin: Springer [Kapitel 3, 8, 9]

    I Mankiw, N.G. (1999), Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, Stuttgart:Schäffer-Poeschel [Kapitel 14-18]

    I Bofinger, P. (2007), Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 2. Aufl.,München: Pearson [Kapitel 8, 9, 10]

    S.124

  • 4. Märkte und Preisbildung4.1 Marktformen

    Märkte lassen sich (u.a.) nach zwei Merkmalen charakterisieren:

    1) Anzahl der Anbieter und Nachfrager:

    I Gibt es “sehr viele” Anbieter (Nachfrager), dann hat derEinzelne keinen signifikanten Einfluss auf das Marktergebnis.Er kann durch sein Verhalten nicht das Verhalten der anderenMarktteilnehmer beeinflussen, d.h. es gibt keine strategischeInterdependenz.

    I Gibt es “wenige” Anbieter (Nachfrager), so liegt eine gewisseMarktmacht vor, und die Entscheidungen hängen auch davonab, was die anderen Marktteilnehmer tun.

    I Bei einem Anbieter (Nachfrager) kann dieser allein einenPunkt auf der Nachfragekurve (Angebotskurve) bestimmen.

    S.125

  • 4. Märkte und Preisbildung4.1 Marktformen

    ein wenige vieleAnbieter Anbieter Anbieter

    ein Nachfrager bilaterales Monopol beschränktes Monopson(Verhandlung) Monopson

    wenige Nachfrager beschränktes bilaterales OligopsonMonopol Oligopol

    viele Nachfrager Monopol Oligopol Polypol

    S.126

  • 4. Märkte und Preisbildung4.1 Marktformen

    2) Homogenität oder Heterogenität der Güter

    I Homogene Güter: aus Sicht der Nachfrager völligaustauschbar, d.h. keine Präferenzen bezüglich Zeit, Ort,Anbieter usw.

    ⇒ einheitlicher Preis; Preis ist keine Strategievariable.I Heterogene Güter: mindestens hinsichtlich eines Kriteriums

    werden die Güter als unterschiedlich wahrgenommen (z.B.Qualität, Design, Verfügbarkeit)

    ⇒ es werden sich unterschiedliche Preise etablieren; Preis alsStrategievariable.

    S.127

  • 4. Märkte und Preisbildung4.1 Marktformen

    Vollkommene Konkurrenz:I Polypol (oder auch: vollständige Konkurrenz): viele

    Nachfrager und viele Anbieter, d.h. keine strategischeInterdependenz, keine Marktmacht

    I plus Homogenität der Güter

    I Weitere Annahmen: keine Externalitäten, keine

    Informationsasymmetrien (siehe Kapitel 6)

    I Idealtypischer fiktiver Referenzfall in der Lehrbuchliteratur

    I (Fast) keine praktischen Beispiele! Aber: Implikationen vonAnnahmeverletzungen lassen sich besser verstehen, wenn manzunächst den Referenzfall kennt.

    S.128

  • 4. Märkte und Preisbildung4.2 Vollkommene Konkurrenz

    I Viele Nachfrager

    I Das Verhalten eines Nachfragers ist durch eine fallendeNachfragekurve charakterisiert (siehe Abschnitt 3.3)

    I Die Marktnachfrage ist die Summe der individuellnachgefragten Mengen (D = demand) zum jeweiligen Preis

    xD(p) = xD1 (p) + xD2 (p) + x

    D3 (p) + .....

    I Grafisch: Nachfragekurven werden horizontal addiert.

    I Die Marktnachfragekurve bleibt daher eine im Preis fallendeFunktion.

    I Achtung: Hier wird implizit angenommen, dass Haushalte

    unabhängig voneinander entscheiden. Ist das nicht der Fall (z.B.

    Veblen-Effekt), so ist die Herleitung einer aggregierten

    Marktnachfrage nicht ohne weiteres möglich!

    S.129

  • 4. Märkte und Preisbildung4.2 Vollkommene Konkurrenz

    I Viele Anbieter

    I Das Verhalten eines Anbieters unter vollkommenerKonkurrenz ist durch eine steigende Angebotskurvecharakterisiert (siehe Abschnitt 3.2).

    I Das Marktangebot ist die Summe der individuell angebotenenMengen (S = supply) zum jeweiligen Preis

    xS (p) = xS1 (p) + xS2 (p) + x

    S3 (p) + ....

    I Grafisch: Angebotskurven werden horizontal addiert.

    I Die Marktangebotskurve bleibt daher eine im Preis steigendeFunktion.

    S.130

  • 4. Märkte und Preisbildung4.2 Vollkommene Konkurrenz

    p

    x

    xS (p) (Angebot)

    xD (p) (Nachfrage)

    p∗

    x∗

    I Beide Kurven repräsentieren die optimalen geplanten Mengenbeider Marktseiten.

    I Im Schnittpunkt beider Kurven liegt ein Marktpreis p∗ vor,bei dem die geplante Nachfrage dem geplanten Angebotentspricht. Wir sprechen von Marktgleichgewicht bzw. voneinem geräumten Markt. Die getauschte Menge beträgt x∗.

    S.131

  • 4. Märkte und Preisbildung4.2 Vollkommene Konkurrenz

    p

    x

    xS (p) (Angebot)

    xD (p) (Nachfrage)

    p∗

    x∗

    p1

    ÜA

    x1

    p2

    ÜN

    x2

    S.132

  • 4. Märkte und Preisbildung4.2 Vollkommene Konkurrenz

    I Für p > p∗ liegt ein Überschussangebot vor:xS (p) > xD(p).

    I Für p < p∗ liegt eine Überschussnachfrage vor:xD(p) > xS (p).

    I In diesen Ungleichgewichtssituationen können die optimalenPläne nicht realisiert werden.

    I Da das Zustandekommen des Marktpreises bei vollkommenerKonkurrenz nicht erklärt wird (!), behilft man sich mit dem“fiktiven Auktionator”: Der Preis wird entsprechend derÜberschussnachfrage in Richtung Gleichgewicht angepasst(Walrasianisches Gleichgewicht). Erst zumGleichgewichtspreis wird tatsächlich getauscht.

    S.133

  • 4. Märkte und Preisbildung4.2 Vollkommene Konkurrenz

    Problem:

    I Wenn Haushalte und Unternehmen vonUngleichgewichtspreisen ausgehen, sind die hergeleitetenAngebots- und Nachfragekurven hinfällig!

    Das (neoklassische) Marktkonzept funktioniert nur unter derAnnahme, dass die Akteure vertrauen können, dass es sich umGleichgewichtspreise handelt, d.h. es findet kein Tausch imUngleichgewicht statt. Nur der Schnittpunkt von Angebot undNachfrage ist interpretierbar.

    I Alternativ : Ungleichgewichts-Konzepte:I Bei rationaler Planung (kompliziert! Idee davon in Kapitel 5)I Verhaltensökonomische Konzepte (Problem der Beliebigkeit)

    I Trotz methodologischer Schwächen kann man diese Form derMarktanalyse als “work horse” verwenden, da viele qualitativeImplikationen intuitiv und empirisch relevant sind.

    S.134

  • 4. Märkte und Preisbildung4.2 Vollkommene Konkurrenz

    Wie der Preismechanismus auf neue Informationen reagiert:

    I Nachfrageerhöhung von xD1 auf xD2 z.B. aufgrund

    I gestiegener Wertschätzung (Präferenzen)I gestiegenen EinkommensI gestiegenen Preises von SubstitutionsgüternI gesunkenen Preises von Komplementärgütern

    I Bei “altem” Preis p∗ herrscht nun Überschussnachfrage.

    I Es findet eine Preiserhöhung in Richtung des neuenGleichgewichts p∗∗ statt.

    I Die Gleichgewichtsmenge x∗∗ steigt.

    S.135

  • 4. Märkte und Preisbildung4.2 Vollkommene Konkurrenz

    p

    x

    xS (p)

    xD1 (p)

    p∗1

    x∗1

    xD2 (p)

    p∗2

    x∗2

    S.136

  • 4. Märkte und Preisbildung4.2 Vollkommene Konkurrenz

    I Angebotserhöhung von xS1 auf xS2 z.B. aufgrund von

    I technischem Fortschritt, der zu sinkenden Kosten führtI gesunkenen FaktorpreisenI Marktzutritt neuer Konkurrenten

    I Bei “altem” Preis p∗ herrscht nun Überschussangebot.

    I Es findet eine Preissenkung in Richtung des neuenGleichgewichts p∗∗ statt.

    I Die Gleichgewichtsmenge x∗∗ steigt.

    S.137

  • 4. Märkte und Preisbildung4.2 Vollkommene Konkurrenz

    p

    x

    xS1 (p)

    xD (p)

    p∗1

    x∗1

    xS2 (p)

    p∗2

    x∗2

    S.138

  • 4. Märkte und Preisbildung4.2 Vollkommene Konkurrenz

    Rolle der Elastizität:

    I Die Steigung der Kurven im Marktgleichgewicht zeigt an, wie“empfindlich” die Marktseite auf Preisänderungen reagiert.

    I Preiselastizität der Nachfrage: Um wieviel Prozent nimmtdie Nachfrage ab bei einer 1%-igen Preiserhöhung?

    I Preiselastizität des Angebots: Um wieviel Prozent erhöhtsich das Angebot bei einer 1%-igen Preiserhöhung?

    I Beispiel : Angebotskurve verschiebt sich nach rechts aufgrundgesunkener Kosten.

    S.139

  • 4. Märkte und Preisbildung4.2 Vollkommene Konkurrenz

    p

    x

    Preisunelastische Nachfrage

    xS1 (p)

    xD (p)

    p∗1

    x∗1

    xS2 (p)

    p∗2

    x∗2

    Preiselastische Nachfragep

    x

    xS1 (p)

    xD (p)

    p∗1

    x∗1

    xS2 (p)

    p∗2

    x∗2

    S.140

  • 4. Märkte und Preisbildung4.2 Vollkommene Konkurrenz

    Analog bei einer Kostenerhöhung:

    I Bei preiselastischer Nachfrage kommt es zu geringenPreiserhöhungen, aber dafür zu einer deutlichenMengenreaktion. Die Fähigkeit der Anbieter, dieKostenerhöhung auf die Nachfrager zu überwälzen, ist gering.

    I Bei preisunelastischer Nachfrage kommt es zu deutlichenPreis-, aber geringen Mengeneffekten. Da Nachfrager kaumausweichen können, gelingt den Anbietern eine fastvollständige Überwälzung der Kostenerhöhung.

    S.141

  • 4. Märkte und Preisbildung4.2 Vollkommene Konkurrenz

    Preisregulierung:

    I Festsetzung von Mindestpreisen oberhalb des Gleichgewichts

    I Festsetzung von Höchstpreisen unterhalb des Gleichgewichts

    ⇒ Rationierung! Die “kürzere” Marktseite bestimmt dann diegetauschte Menge.

    p

    x

    Mindestpreis

    xS1 (p)

    xD (p)

    pmin

    ÜA

    p

    x

    Höchstpreis

    xS1 (p)

    xD (p)

    pmax

    ÜN

    S.142

  • 4. Märkte und Preisbildung4.2 Vollkommene Konkurrenz

    Grundsätzliche methodische Probleme:

    I Es handelt sich um eine Partialanalyse nur eines Marktes. JedesUngleichgewicht auf irgendeinem Markt kann aber Auswirkungenauf alle anderen Märkte haben, da die Marktteilnehmer gezwungensind, ihre Planungen zu revidieren. Die Idee des Marktgleichgewichtsist nur dann logisch schlüssig, wenn auf sämtlichen MärktenGleichgewicht herrscht.

    I Frage: Existiert ein Preisvektor, der zu simultanem Gleichgewichtauf allen Märkten führt? (⇒ Allgemeine Gleichgewichtstheorie)

    I In der Realität existiert keine Institution, welche einenGleichgewichtspreisvektor ermitteln könnte. Wenn nun aberTauschhandlungen zu Ungleichgewichtspreisen vollzogen werden,dann gibt es Rationierungen. Wie aber reagieren rationaleIndividuen auf (erwartete) Rationierungen?

    S.143

  • 4. Märkte und Preisbildung4.3 Unvollkommene Konkurrenz4.3.1 Monopol

    I Da es nur einen Anbieter gibt, haben dessen Entscheidungenunmittelbaren Einfluss auf das Marktergebnis. Er kann nichtvon einem “gegebenen” Marktpreis ausgehen.

    I Setzt er den Preis, so bestimmt er über die Nachfragefunktionimplizit auch die abgesetzte Menge. Bestimmt er die Menge,so entscheidet er implizit auch über den Preis, bei welchemdiese Menge abgesetzt wird.

    ⇒ Der Monopolist wählt einen Punkt auf der Markt-nachfragekurve, bei dem sein Gewinn maximiert wird.Eine Angebotskurve existiert hier nicht.

    S.144

  • 4. Märkte und Preisbildung4.3 Unvollkommene Konkurrenz4.3.1 Monopol

    I Gewinngleichung:

    π(x) = x · p(x)− C (x)

    mit p(x) als inverser Nachfragefunktion.I Bedingung erster Ordnung für ein Gewinnmaximum

    (Produktregel!):

    π′(x) = p(x) + x · p′(x)︸ ︷︷ ︸ C ′(x)

    I Im Vergleich zu vollkommener Konkurrenz:I höherer GleichgewichtspreisI niedrigere Gleichgewichtsmenge

    S.145

  • 4. Märkte und Preisbildung4.3 Unvollkommene Konkurrenz4.3.1 Monopol

    Beispiel mit linearer Nachfragefunktion:

    p

    x

    Grenzkosten

    xD (p)Grenzerlös

    pM

    xM

    Je preiselastischer die Nachfrage ist, desto weniger kann derMonopolist seine Marktmacht nutzen.

    S.146

  • 4. Märkte und Preisbildung4.3 Unvollkommene Konkurrenz4.3.1 Monopol

    Warum kommt es zu Monopolen?

    I Alleineigentum an den Produktionsfaktoren (z.B. Ölquelle)bzw. exklusive staatliche Lizenzen (z.B. Schürfrechte,Patente), die den Markteintritt von Wettbewerbernverhindern.

    I Steigende Skalenerträge (Größenvorteile): sinkendeDurchschnittskosten bei Massenproduktion führen dazu, dasses technisch effizient ist, jede weitere Produktionseinheit vombereits bestehenden Unternehmen herstellen zu lassen (sog.“natürliches Monopol”).

    I Netzwerkexternalitäten und strategische Markteintritts-barrieren (v.a. bei “Superstar-Unternehmen” wie Google,Facebook, Amazon etc.)

    I Staatliche Vorgaben (z.B. Pflichtversicherungen)

    S.147

  • 4. Märkte und Preisbildung4.3 Unvollkommene Konkurrenz4.3.1 Monopol

    I Monopolkontrolle: Monopole führen i.d.R. zu einemineffizienten Markt, die Marktmacht wird nicht durchWettbewerb diszipliniert. Staatliche Aufsicht und Regulierungkönnen die Ineffizienzen reduzieren.

    I Auch wenn mehrere Wettbewerber existieren, so können sichdiese durch Kartellbildung in einer Weise abgestimmtverhalten, als wären sie zusammen ein Monopolist (z.B.Preisabsprachen). Dieses wettbewerbsbeschränkendeVerhalten ist rechtswidrig.

    I Das Verhalten eines Monopolisten kann evtl. allein durch dieMöglichkeit eines Markteintritts diszipliniert werden(“angreifbares Monopol”). Preispolitik und Innovations-verhalten werden so gestaltet, dass es sich für potenzielleWettbewerber nicht lohnt in den Markt einzutreten.

    S.148

  • 4. Märkte und Preisbildung4.3 Unvollkommene Konkurrenz4.3.2 Oligopol

    I Wenige Anbieter: Jeder hat eine “gewisse” Marktmacht, sodass seine Entscheidungen Einfluss auf die Situation derKonkurrenten haben (abgesetzte Mengen, Gewinne) undumgekehrt.

    ⇒ Preis- oder Mengenentscheidungen werden daher instrategischer Wechselwirkung getroffen, d.h. inAbhängigkeit vom erwarteten Verhalten der Konkurrenten.

    I Homogene Güter: einheitlicher Preis und strategischerMengenwettbewerb (Cournot)

    I Heterogene Güter: unterschiedliche Preise und strategischerPreiswettbewerb (Bertrand)

    ⇒ Analyse mit Hilfe der Spieltheorie.

    S.149

  • 4. Märkte und Preisbildung4.3 Unvollkommene Konkurrenz4.3.2 Oligopol

    Skizze für den Fall homogener Güter und zwei Anbieter (Duopol):

    I Der einheitliche Marktpreis hängt von den Angebotsmengenbeider Duopolisten ab: p(x) = p(x1 + x2).

    I Der Gewinn von Unternehmen 1 hängt somit von dessengewählter Menge und von der Menge des Unternehmens 2 ab:

    π1(x1, x2) = x1 · p(x1 + x2)− C (x1)

    (analog für Unternehmen 2.)

    I Für die gewinnmaximalen Mengen gilt dann x∗1 = x∗1 (x2) und

    x∗2 = x∗2 (x1). Das heißt, es gibt jeweils eine “beste Antwort”

    auf die Mengensetzung des Konkurrenten.

    I Ein Gleichgewicht liegt vor, wenn die gewählten Mengen eine“wechselseitig beste Antwort” darstellen.

    S.150

  • 4. Märkte und Preisbildung4.3 Unvollkommene Konkurrenz4.3.3 Monopolistische Konkurrenz

    I Vollständige Konkurrenz, jedoch heterogene Güter.

    I Sehr viele Anbieter, so dass das einzelne Unternehmen keinensignifik