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Deutsch perfekt
EINFACH
DEUTSCH
LERNEN
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FEBRUAR 2015
Hilfe vom Arzt
Wie funl<tioniert das
Gesundheitssystem in
Deutschland?
LEARN GERMAN i' ESTUDl-AR ALEMAN f APP~NDRE L'ALLEMAND i IMPARARE IL TEDESCO i NAUKA NIEMIECKIEGO t'f4MM HEMEWKM~ 1 ALMANCA ÖGRENMEK . . .
Kultur
Berlin feiert
Filmemacher
Wim Wenders
Sprache & Service
• Grammatik: Konjunktiv 1
• Um Rat fragen
• Wörter für den Karneval
Auf Deutsch
gute Texte schreiben
Interview
Werner Tiki Küstenmacher
über das Glück
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Anatomie einer Nation -Das deutsche Gesundheitssystem ist eines der
besten in Europa. Wie funktioniert das Zusammen
spiel von Haus- und Fachärzten? Und warum sind
viele Ärzte, Patienten, aber auch Krankenkassen und
Apotheker t rotzdem unzufrieden mit dem System?
Gudrun Weitzenbürger hat nach Antworten gesucht.
Frau Müller bitte", ruft der freundli
che Arzt die erste Patientin an diesem
Nachmittag zu sich ins Behandlungszim
mer. Die Frau (die in Wirklichkeit anders
heißt) folgt Philipp Ascher durch seine
große, helle Praxis ins hintere Behand
lungszimmer - vorbei an grünen Pflanzen
und Bildern mit abstrakten Motiven , die
wartende beruhigen sollen.
Das Wartezimmer ist noch leer. Die
meisten Patienten werden erst spä
ter kommen , wenn sie nach Feierabend
Ze it für einen Arztbesuch finden. 11 Dann
kommen Berufstätige und jüngere Er
wachsene", sagt der Internist Philipp
Ascher, der - wie viele seiner Kollegen -
Patienten auch ohne vorherige Anmeldung
behandelt. Seit sieben Jahren führt der
Bundesvereinigung (KBV) junge Ärzte in
Berlin mit der Kampagne „Lass dich nie
der" dazu motivieren möchte, Hausarzt zu
werden. „Das Schreckgespenst Landarzt ist
nicht die Realität", sagt Regina Feldmann
von der KBV. Sie meint: Wem eine Praxis
gehört, der kann selbst entscheiden, wie
viel er arbe itet.
Ascher kann darin kein Problem finden,
sondern er meint, es gibt eine „Verän
derung" in den gesellschaftlichen Struk
turen. „früher war es so , dass der Hausarzt
eine so-Stunden-Woche hatte, sich sei
nem Beruf gewidmet und sich um seine
Frau, Kinder und den Haushalt geküm
mert hat", erzählt er und blickt über
seinen aufgeräumten Schreibtisch durch
das Fenster auf einen idyllischen Kirch-Arzt die Praxis in dem kleinen Ort Oberha- · platz. Heute arbeiten Frauen und Männer.
ch ing südlich von München . Er behandelt Praxen arbeiten deshalb mehr zusammen,
große und kleine Wunden, Magen- und erklärt der Arzt. Dann erinnert ihn eine
Darmerkrankungen, impft, macht Haus- Sprechstundenhilfe daran , dass erste Pa-besuche und kümmert sich um Patienten
im Altenheim.
Ascher ist ein klassischer Hausarzt, der
für Patienten bei einer Erkrankung die
erste Anlaufstation sein sollte. Speziell auf
dem Land gibt es von diesen Ärzten aber
zu wenige. Nach Zahlen der Bundesärzte
kammer gab es bis Ende 2013 rund 34000
tienten auf ihn warten.
Seine Praxis führt Ascher mit einer
Ärztin, die nach der Erziehungszeit ihrer
heute erwachsenen Kinder wieder beruf
lich aktiv werden wollte. Ein Modell, das
heute öfter realisiert wird : In Praxisge
meinschaften und Ärztehäusern teilen
sich mehrere Mediziner einer Fachrichtung niedergelassene Allgemeinmediziner, das wirtschaftliche Risiken und Arbeitszeiten. sind fast 1700 weniger als vor achtJahren.
Im Vergleich dazu gibt es rund 90 ooo nie
dergelassene Fachärzte wie Hals-, Nasen-,
Ohrenärzte und Gynäkologen . Wo liegen
die Gründe? „Hausärzte sollen rund um
die Uhr für die Patienten da sein" , erklärt
Ascher das Phänomen, 11 und die Honorare
für Allgemeinmed iziner sind geringer als
die der Fachärzte. "
Die Situation wird se it Jahren immer
sch lechter, sodass die Kassenärztliche
2/15
Die Bundesärztekammer in Berlin sieht
den Grund für den schwierigen Gene
rationenwechsel in den Universitäten .
„Wir wissen, dass wir mit einem Nume
rus clausus zwischen 1,0 und 1,2 die lern
stärksten Ab iturienten bekommen", sagt
ihr Präsident Frank Ulrich Montgomery,
Arzt für Radiologie am Universitätsklini
kum Hamburg-Eppendorf. 11 Das sind aber
nicht immer diejenigen, die später etwa
als Landarzt ihre Erfüllung finden." ...
Deutsch perfekt
der H2.!!sarzt, Arzt, zu dem man bei allen ~e Kra nkheiten zuerst geht
der F~charzt, Arzt mit besonderer Ausbildung, ~e z.B. für Psychiatrie, Osteopathie
das Beh~nd- Zimmer, in dem das Gespräch lungszim- mit dem Arzt und die ärztliche mer, - Therapie stattfindet
fQlgen hier: nachkommen beryhigen ruh ig machen derldie Beryfs- Person, die arbeitet; tätige, -n - Arbeitslose(r) der lnternjst, • Facharzt fü r Krankheiten der -en inneren Organe die D~rmer- Krankhe it am langen Organ im krankung, -en Bauch von Menschen
jmpfen
die ~nlaufstation, -en die Bundes~rztekammer
ein Medikament geben, um den Körper vor einer Krankheit zu schützen • Person/Institution, die man um Rat und Hilfe bitten kann Organisation, die für die berufiichen und politischen Interessen der Ärzte kämpft
n~dergelassen mit eigener Praxis der ~llgemfiln- Arzt, der jede Krankheit kennen mediziner, - sollte; - Facharzt rund um die die ganze Zeit; 24 Stunden !Ihr · am Tag
das Honori!_r, -e
Bezahlung für die Arbeit von Selbstständigen
die Kassenärztliche B~ndesverei nigung
• Organisation aller 17 deutschen Organisationen, in denen Ärzte Mitglied sind
motiv~ren machen, dass jemand Lust ZJ! „. bekommt, „. zu tun das Schr~ck- hier: Idee vom Beruf Landarzt, gespenst, -er die Angst macht die Ver~n- Änderung derung, -en
sjch wjdmen hier: sich intensiv kümmern um die Spr~ch- Arzthelferin stundenhilfe, -n die Erz~- • Zeit, in der sich Eltern um ihre hungszeit, -en ganz kleinen Kinder kümmern die Pr~xisge- Praxis, in der mehrere Ärzte meinschaft, arbeiten -en sjch teilen hier: gemeinsam haben
die F~chrich- hier: spezieller med izinischer tung, -en Bereich
der Generatiq- Wechsel von einer Altersgruppe nenwechsel zu r nächsten
der Numerus Limit/Grenze für die Zahl von cl2J!SUS Studenten für ein spezielles
Studienfach der Abituri~nt, Person, die die Abiturprüfung -en macht oder gerade gemacht hat djgjenigen hier: die Personen
~twa hier: vielleicht die Erfyllung hier: • großes Glück; Zufrie
denheit
29
sjnnvoll
die P~tenschaft, -en
die TÄtigkeit, -en
sjch fil!SSuchen
~bgedeckt sgjn
Z!!Sätzlich
ges~tzlich
tendenzi~ll
die PrÄmie, -n
der Bgjtrag, ~e
die ~nnahme, -n
vertgjlen
vergjnfachen
ynter vm-ständen
lukrativ versigrt
m!!lig
der Hgjl-praktiker, -
jm Guensatz Z!! „.
30
Arzt Philipp Ascher mit Kollegin „Wir als Hausärzte kennen die
Patienten am besten"
so, dass es Sinn macht
hier: Beziehung, die Hilfe und Unterstützung geben soll
Arbeit
wählen
hier: bezah lt werden
hier: noch dazu
hier: so, dass es eine schritt-liehe Regel gibt, dass man eine Krankenversicheru ng haben muss
hier: normalerweise
hier: Betrag, den man jeden Monat an die Versicherung zahlt
hier: Betrag, den man jeden Monat an die Versicherung zahlt
Geld, das man bekommt
hier: in gleicher Menge geben
einfacher machen
• vielleicht
so, dass man gut verdient
mit guten Kenntnissen in einem speziellen Bereich
ohne Angst
Person, die sich mit alter-nativen Methoden um kranke Menschen kümmert
• im Gegentei l zu .„
Bei der Entscheidung, wer Medizin stu
dieren darf, sollen deshalb auch andere
persönliche Dinge wichtig sein, wünscht
sich die Bundesärztekammer. „Sinnvoll
sind deshalb Patenschaften zwischen
Hausärzten und Medizinstudierenden",
findet Frank Ulrich Montgomery außer
dem. „Junge Mediziner haben die haus
ärztliche Tätigkeit im Studium oft nie ken
nengelernt", sagt auch Regina Feldmann,
die seit mehr als 20 Jahren eine hausärzt
liche Praxis im südthüringischen Meinin
gen führt.
Eine ältere Patientin in Aschers Praxis
hat sich im Wartezimmer eine Zeitung zum
Lesen ausgesucht. Patienten beschweren
sich oft über langes Sitzen im Warte
zimmer und darüber, dass sie erst nach
mehrwöchiger Wartezeit einen Termin
beim Facharzt bekommen. Anders sieht es
bei Privatpatienten aus.
„Bei Ärzten, die nur Privatpatienten
behandeln, bekommt man schnell einen
Termin, und die Wartezimmer sind leer",
sagt Ursula Zillmer im bayerischen Finning,
die privat versichert ist. „Mir ist es sehr
wichtig, im Wartezimmer nicht noch mit
mehreren anderen Kranken zusammen zu
sein. Außerdem sind viele Untersuchungen
wie auch homöopathische Medizin abge
deckt, und man hat keine zusätzlichen
Rezeptgebühren."
Deutsch perfekt
Krankenversichert muss in Deutschland
jeder sein. Wer im Monat mindestens
4575 Euro verdient, kann aber von einer
gesetzlichen in eine private Krankenkasse
wechseln. Experten kritisieren dieses Sys
tem, weil es dadurch Ungleichheit gibt.
„Private Krankenkassen werden tenden
ziell von gutverdienenden, jungen und
gesunden Patienten gewählt", sagt Ma
thias Kifmann , Professor am Hamburg Cen
ter for Health Economics. Wo die gesetzli
che Krankenkasse jeden Bürger versichert,
egal ob er gesund oder krank ist, möchte
die private Krankenkasse für einen chro
nisch Kranken, der zum Beispiel Asthma
hat, höhere Prämien, so der Professor.
Oft können Schwerkranke gar nicht Mit
glied von privaten Krankenversicherungen
werden, sagt er. Auch steigen im Alter die
Beiträge stark.
Das System steht in der Kritik. „Wir
schlagen deshalb einen Gesundheits
fonds für alle Bürger vor, aus dem die
Einnahmen von allen Patienten auf die
gesetzlichen und privaten Kassen verteilt
werden", stellt Kifmann stark vereinfa
chend seinen Reformvorschlag an die
Politik für ein neues l<rankenversiche
rungssystem vor.
Trotz der Vorteile sieht die Juristin
Ursula Zillmer die privaten Krankenkassen
auch kritisch : „In Krankenhäusern oder
von den Ärzten werden unter Umständen
schon einmal unnötige Behandlungen
vorgeschlagen, da es für sie lukrativ ist."
Deshalb, meint sie, „muss man schon ein
sehr versierter und mutiger Patient sein."
Auch durch das sogenannte Ärztehop
ping steigen die Kosten. Nach einer syste
matischen Untersuchung der Barmer GEI<
ließen sich rund 41 Prozent der Patienten
bis zu vier Mal in unterschiedlichen Arzt
praxen behandeln. Viele wünschen sich
dabei auch alternative Therapien und
den Besuch bei Heilpraktikern . Rund acht
Milliarden Euro geben Patienten für diese
zusätzl ichen Heilmethoden aus, berichtet
die Universität Lübeck in einer systema
tischen Untersuchung. Viele Ärzte in den
konventionellen Praxen bieten diese The
rapie zusätzlich an . Auch weil die gesetz
lichen Krankenkassen im Gegensatz zu den
privaten die Kosten nicht bezahlen . „Ich
behandle meine Patienten ganz über
wiegend schulmedizinisch", sagt Ascher.
Manchmal verwendet er dazu aber noch
Präparate aus der Alternativmedizin.
Die l<onsequenz der l<rankenkassen
aus diesen Zahlen: Der beste Patient ist
der, der noch keiner ist. Deshalb moti
vieren sie ihre Mitglieder, sich gesund zu
ernähren und vor allem, sich zu bewegen.
Die Techniker l<rankenkasse weiß: Nur ein
Drittel ihrer Mitglieder kann sich zu einem
„längeren Fußweg" motivieren (siehe
Grafik). Die größte deutsche l<rankenkasse
hat darauf mit der Initiative „Beweg Dich,
Deutschland" reagiert.
Die Generali Gruppe geht in den nächs
ten Monaten als erster großer Versicherer
in Europa noch ein Stück weiter: l<unden,
die sich dann nach einem neuen Modell
privat krankenversichern lassen, stim
men einer elektronischen l<ontrolle von
Fitness, Lebensstil und Ernährung zu. Für
gute Resultate gibt es von der Versicherung
Rabatte und mehr.
Inzwischen hat sich das Wartezimmer
in Aschers Praxis gefüllt. Die Arzthel
ferinnen registrieren neue Patienten, im
Labor wird Blut abgenommen . Ascher hat
trotz allem große Freude an seinem Beruf:
„Wir als Hausärzte kennen die Patienten ·
am besten . " •
Anatomie einer Nation
Zu wenig Bewegung So kommen die Deutschen im Alltag ans Ziel
Ich möchte schnell ans Ziel und nehme Auto,
Bus oder Bahn.
Ich bewege mich zu Fuß oder per Fahrrad,
auch wenn es länger dauert.
Zu Fuß oder mit dem Fahrrad bin ich nur dann unterwegs, wenn es nicht anders geht.
Weiß nicht/ keine Antwort
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Krank durch Stress bei der Arbeit -Deutsche Patienten gehen rund zehn Mal im Jahr zum Arzt, hat das Deutsche Institut
für Wirtschaftsforschung 2013 herausgefunden. Erhöhter Druck im Job verschlimmert die Symptome, sagen Experten . Die wichtigsten Gründe, zum Arzt zu gehen, sind Bluthochdruck mit 25 Prozent und
Rückenschmerzen mit 24 Prozent, so eine andere wissenschaftliche Untersuchung der Krankenkasse Barmer GEK. Am meisten Angst haben die Deutschen nach einer Forsa-Umfrage vor Krebs. Am fit
testen fühlen sich die Schleswig-Holsteiner. Wegen Depressionen sind rund neun Prozent und wegen Schlafstörungen vier Prozent der Patienten zum Arzt gegangen. „Als Hausärzte sind wir nah am Patienten
und behandeln zunehmend auch Seelenleiden" , sagt der Hausarzt Philipp Ascher, der sich damit als „erster Ansprechpartner" für seine Patienten sieht.
herrutsfinden entdecken der Kr~bs hier: gefährliche Krankheit, bei der
der orvck hier: (psychischer) Stress von außen Tumore wachsen
der BI!!!- Krankheit mit zu hohem Druck in das S~len- Krankheit der Psyche
hoch druck den Blutbahnen leiden, -
(der Bl!!tdruck ~ Kraft des Blutes in den Blut- (die S~le ~ das Fühlen und Denken eines
bahnen) Menschen; Psyche)
(die Bl!!tbahn, Arterie; Vene) der ~nsprech- Person, die bei fragen und Pro--en partner, - blemen hilft
2/15 Deutsch perfekt
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1%
Quelle: Techniker Krankenkasse
überw~end ~ vor allem
sch!!lmedizinisch in der Art der Medizin, die an der Universität unter-richtet wird
Z!!Stimmen Ja sagen
BI!!! ~bnehmen ~ Blut aus dem Arm nehmen
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