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VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 1 Einführung in die Homöopathie NEUFASSUNG 2007 SIEHE ERGÄNZUNGEN ALLG. HOMÖOPATHIE II Frei nach Eugen Roth: „ Leicht lässt Heilung sich erreichen, wenn einer Gleiches heilt mit Gleichem. Zu der Behandlung braucht man nur, die entsprechende Arznei und eine Uhr, und die Geduld, dass man bestimmt auch die vorgeschriebenen fünf Tropfen nimmt! “ Geschichte der Homöopathie In der Geschichte der Medizin kennen wir drei große Persönlichkeiten, die sich in ihrem Wissen und Handeln über alle anderen besonders hervorhoben. Hippokrates, der Arzt aus KOS, er lebte 460 -377 vor Christus, etwa 4oo Jahre vor der Zeitrechnung, als Vertreter des Altertums und Vater der westlichen Medizin. Es gibt zwar von ihm keine schriftlichen Unterlagen, sondern nur Schriften über ihn, er soll aber bereits gesagt haben: „Die Natur des menschlichen Organismus kann nur in ihrer Gesamtheit verstanden werden!“ Diese Forderung hat in der westlichen Medizin nur wenig bis keine Beachtung gefunden, bis zu dem Moment, als Hahnemann seine Theorie und damit auch sein Naturgesetz formulierte. Paracelsus, geb. gegen Ende 1493, Anfang 1494 und gestorben 1541, der bahnbrechende Naturforscher und Arzt, der schon den Zusammenhang von Leib und Seele erkannte, als Vertreter des Mittelalters. Heilung war für Paracelsus das Werk der Lebenskraft, die der Arzt und die Arznei nur unterstützen. Dr. Samuel Hahnemann, 1755 1843, der Schöpfer der Homöopathie, als Vertreter der Neuzeit. Er bewies das Ähnlichkeitsgesetz und machte es lehrbar. Alle drei kamen in ihren Gedankengängen um das Ähnlichkeitsprinzip bereits zu sehr klaren Formulierungen und stellten dieses Prinzip an die erste Stelle ihres Heilwissens. Dieses Ähnlichkeitsprinzip ist und war bereits allen Medizinkulturen bekannt. Hahnemann war also nicht der erste Mensch, der dieses „Naturgesetz“ als Heilgrundsatz entdeckt hat.

Einführung in die Homöopathie - VET-MAGAZIN.de · Dr. Samuel Hahnemann, 1755 – 1843, der Schöpfer der Homöopathie, als Vertreter der Neuzeit. Er bewies das Ähnlichkeitsgesetz

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VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 1

Einführung in die Homöopathie NEUFASSUNG 2007

SIEHE ERGÄNZUNGEN ALLG. HOMÖOPATHIE II

Frei nach Eugen Roth:

„ Leicht lässt Heilung sich erreichen,

wenn einer Gleiches heilt mit Gleichem.

Zu der Behandlung braucht man nur,

die entsprechende Arznei und eine Uhr,

und die Geduld, dass man bestimmt

auch die vorgeschriebenen fünf Tropfen nimmt! “

Geschichte der Homöopathie

In der Geschichte der Medizin kennen wir drei große Persönlichkeiten, die sich in ihrem Wissen und Handeln über alle anderen besonders hervorhoben. Hippokrates, der Arzt aus KOS, er lebte 460 -377 vor Christus, etwa 4oo Jahre vor der Zeitrechnung, als Vertreter des Altertums und Vater der westlichen Medizin. Es gibt zwar von ihm keine schriftlichen Unterlagen, sondern nur Schriften über ihn, er soll aber bereits gesagt haben: „Die Natur des menschlichen Organismus kann nur in ihrer Gesamtheit verstanden werden!“

Diese Forderung hat in der westlichen Medizin nur wenig bis keine Beachtung gefunden, bis zu dem Moment, als Hahnemann seine Theorie und damit auch sein Naturgesetz formulierte.

Paracelsus, geb. gegen Ende 1493, Anfang 1494 und gestorben 1541, der bahnbrechende Naturforscher und Arzt, der schon den Zusammenhang von Leib und Seele erkannte, als Vertreter des Mittelalters.

Heilung war für Paracelsus das Werk der Lebenskraft, die der Arzt und die Arznei nur unterstützen.

Dr. Samuel Hahnemann, 1755 – 1843, der Schöpfer der Homöopathie, als Vertreter der Neuzeit. Er bewies das Ähnlichkeitsgesetz und machte es lehrbar.

Alle drei kamen in ihren Gedankengängen um das Ähnlichkeitsprinzip bereits zu sehr klaren Formulierungen und stellten dieses Prinzip an die erste Stelle ihres Heilwissens.

Dieses Ähnlichkeitsprinzip ist und war bereits allen Medizinkulturen bekannt. Hahnemann war also nicht der erste Mensch, der dieses „Naturgesetz“ als Heilgrundsatz entdeckt hat.

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Hahnemanns großes Verdienst ist es aber, dass er dieses Ähnlichkeitsprinzip zum 1. Mal konkret aussprach, dass er das zentrale Gesetz der Homöopathie niederschrieb, es lehrbar und beweisbar machte.

Schon in der Antike, in den griechischen Sagen wird dieses Naturgesetz um das

Ähnlichkeitsprinzip sehr deutlich angesprochen.

Wie Z.B.: im Telefos – Mythos

Die Griechen, angeführt von Achilles zogen nach Troja und Telefos trat ihnen

mit seinem Heer entgegen und besiegte sie in der Schlacht. Während des

Kampfes wurde Telefos von Achilles mit dem Speer am Oberschenkel verletzt.

Diese an sich banale Wunde wollte und wollte, trotz der Kunst seiner Ärzte,

nicht zuheilen. Telefos befragte das Orakel (Batara) und erhielt von diesem die

Antwort:

„Der, der dir die Wunde schlug, kann sie auch heilen.“ Telefos zog darauf hin zu den Griechen, zu Achilles, der zwar auch aber auch

keinen Rat wusste, seine Ärzte zur Verfügung stellte.

Als auch seine Ärzte keinen Heilungserfolg verzeichnen konnten, fragte

Achilles nun den listigen Odysseus, der Telefos riet, auf dem Schlachtfeld nach

einer Lanzenspitze zu suchen und diese in die Wunde zu schaben.

Kurze Zeit danach schloss sich die Wunde.

Bei HIPPOKRATES finden wir zum ersten Mal dieses Ähnlichkeitsprinzip sehr deutlich angesprochen, wenn er sagt: „Die Krankheit entsteht durch Einflüsse, die den Heilmitteln ähnlich wirken, und der Krankheitszustand wird beseitigt durch Mittel, die ihm ähnliche Erscheinungen

hervorrufen!“

Zum zweiten Mal wird das Prinzip der Ähnlichkeitsregel von PARACELSUS angesprochen. In seiner Schrift „De spiritu vitae“ schreibt er so um 1526/27 über die Beschaffenheit der Arznei und

dass in ihr „Materia in materiam“ kämpfe „et agat simile in suum simile“. In einer seiner Vorlesungen wurde sogar die Formulierung mitgeschrieben: „...sic similia ad similia addiderunt et similia similibus curantur“ !! „… so haben sie Ähnliches zu Ähnlichem hinzugefügt und

Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt!“ HAHNEMANN formulierte dann im 18. Jhdt. sein gefundenes Ähnlichkeitsgesetz fast mit den gleichen Worten, nämlich

„Similia similibus curentur“!

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Auch der Wiener Irrenarzt ANTON von STOERCK, 1731 – 1803 regte bereits 1762 in Versuchen die homöopathische Verwendung des Stechapfels bei Geisteskrankheiten an. Störck schreibt::

„Wenn Stramonium durch Verwirrung des Geistes Gesunde geisteskrank macht, warum darf man nicht den Versuch machen, ob es nicht, indem es den Geisteskranken und Verrückten die Gedanken und die Sinne stört und ändert,

Geistesgesundheit geben und den mit Krämpfen Behafteten andererseits die Krämpfe nehmen können?“

Weil Anton von Störck Stramonium für die Behandlung von Geisteskrankheiten Stramonium vorschlug, betrachtet Hahnemann Störck bereits als seinen Vorläufer. Störck prüfte in Selbstversuchen neben Stramonium später auch noch Hyoscyamus, Pulsatilla, Aconitum u.v.a.

Und so zitiert denn auch Hahnemann - Bezug nehmend auf die homöopathische Überlegung von Störck - in der Einleitung zu seinem „Organon der Heilkunst“ auf Seite 40:

„Wenn der Stechapfel den Geist zerrüttet und bei Gesunden Wahnsinn hervorbringt, sollte man dann nicht versuchen dürfen, ob er bei Wahnsinnigen durch Umänderung der Ideen gesunden Verstand wiederbringen könne?“

Dieser Gedanke beruht bereits vollständig auf dem Ähnlichkeitsprinzip, wonach ein Medikament diejenigen Krankheiten homöopathisch zu heilen vermag, deren Symptome es beim gesunden erzeugen kann. Mit dieser Aussage können wir mit großer Sicherheit annehmen, dass dem in der medizinischen Literatur sehr bewanderten Hahnemann eine mögliche homöopathische Wirkung von Stramonium auf Psychosen bereits zum Zeitpunkt der Behandlung

Klockenbrings 1792 bekannt war, zumindest als theoretische Anregung.

Klockenbring, geb. 1742 war Geheimer Kanzleisekretär und Schriftsteller aus Hannover und durch geistige Überanstrengungen in einen Zustand „völliger Geisteskrankheit mit Tobsuchtsfällen“ verfallen. Bisherige Behandlungen durch den bestqualifizierten Arzt von Hannover waren völlig ergebnislos. Hahnemann hat Klockenbring mit dem homöopath. Stramonium vollkommen geheilt. Er schreibt dies in seinen Aufzeichnungen, dass

„… durch die Macht der Arznei völlige Gesundheit und Vernunft zurückkehrten“ und der Patient geheilt nach Hause entlassen werden konnte.

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Kurzer L e b e n s l a u f Hahnemanns

Christian Samuel Hahnemann wurde am 10. April 1755 in der Porzellanstadt Meißen,

im damaligen Fürstentum Sachsen als ältester Sohn geboren.

Er war das 3. Kind aus der 2. Ehe des armen Porzellanmalers Christian Gottfried Hahnemann und war hochbegabt und sehr intelligent.

Die triste wirtschaftliche Lage seiner Familie konnte aber seiner Wissbegierde keinen Abbruch tun.

So fiel er schon in der Grundschule (es war die lateinische Stadtschule) seinen Lehrern durch Fleiß, große Wissbegierde und schnelles Auffassungsvermögen auf.

Auf Wunsch seines Vaters musste er zunächst die Schulausbildung unterbrechen, um eine kaufmännische Lehre zu absolvieren. Er hielt es dort aber nicht lange aus.

Auf Fürbitte und Drängen seiner Lehrer durfte der lernbegierige Hahnemann aber schließlich doch, als Werkstudent, die berühmte Fürstenschule, Sankt Afra, ein humanistisches Gymnasium, in Meißen besuchen.

Dank seiner ungewöhnlichen, sprachlichen Fähigkeiten, er beherrschte als 12 Jähriger bereits 7 Sprachen perfekt:

griechisch, lateinisch, englisch, französisch, italienisch, hebräisch und arabisch

durfte er bereits griechisch Unterricht an Anfänger erteilen.

Weiters bekam er von seinem Direktor die Erlaubnis, nur noch jene Gegenstände besuchen zu müssen, wo ihm die Professoren noch Neues vortragen konnten.

Nach der guten Matura, 1775 ging er zielstrebig und mit großem Eifer und Erwartungen nach Leipzig, um dort Medizin zu studieren.

Hahnemann war gezwungener Maßen Werkstudent. Um Überleben zu können verdiente er sich seinen Lebensunterhalt einerseits in dem er Sprachunterricht erteilte und andererseits durch Übersetzungen der medizinischen und chemischen Literatur Europas ins Deutsche.

Hahnemann war auch leidenschaftlicher Chemiker und beschäftigte sich so auch ganz nebenbei mit praktischen, chemischen und pharmazeutischen Problemen. Deshalb kann man auch mit gutem Recht sagen, dass er sehr wohl die naturwissenschaftliche, chemische und medizinische Literatur seiner Zeit beherrschte.

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Er wurde von der medizinischen und praktischen Ausbildung sehr enttäuscht und war sehr unzufrieden, weil diese Ausbildung für ihn zu theoretisch war und weil er die Medizin nicht am Patienten vermittelt bekam. In Leipzig gab es weder ein Krankenhaus für die praktische Ausbildung, noch sonst einen praktischen Unterricht.

1777 wechselte er nach 4 Semestern von Leipzig nach Wien, wo van Swieten lehrte und die Ausbildung stärker an der Klinik orientiert war.

Er wurde Schüler des berühmten Freiherrn Dr. Josef von Quarin, dem Leibarzt Maria Theresias, der ihn klinisch ausbildete und ihn auch zu seinen Hausbesuchen mitnahm. Bei Dr. Quarin fand er das, was ihm in Leipzig so sehr fehlte: die wissenschaftliche Medizin am Krankenbett.

1791 schrieb Hahnemann in Erinnerung an seine Wiener Zeit: „Dem großen, praktischen Genie, dem Leibarzt von Quarin, verdanke ich was Arzt an mir genannt werden kann!“

Nach 9 Monaten ging die fruchtbare Wiener Zeit zu Ende und er musste Wien vorzeitig wegen Geldmangels verlassen.

Nach 2-jährigem Aufenthalt in Hermannstadt in Siebenbürgen, heute Rumänien, kehrt er wieder nach Deutschland zurück, wo er dann am

10. August 1779 in Erlangen sein Medizinstudium mit der Dissertation

abschloss.

3 Jahre später, 1782 heiratete er seine 1. Frau Henriette,

die Stieftochter des Apothekers Häseler und eröffnete seine eigene

Arztpraxis.

Obwohl Hahnemann als einer der bestausgebildeten Ärzte seiner Zeit galt, entschloss er sich bereits 1784, also 2 Jahre später, verunsichert und deprimiert, weil er bei sich und seinen Arztkollegen zu wenig Heilerfolge bei den Patienten sah, seinen Arztberuf wieder aufzugeben, seine Praxis zu schließen und sich lieber der Chemie zuzuwenden.

Er wollte sich nicht als Mörder seiner Mitmenschen betätigen!

Er sah seine Tätigkeit und die der damaligen Ärzte - sicher nicht zu Unrecht – als sinnlose Quälerei an und hielt damit auch nicht hinterm Berg. Seine Arztkollegen warfen ihn „Ketzerei“ vor!

Er verdiente sich jetzt seinen Unterhalt, mehr schlecht als recht, mit Übersetzungsarbeiten. Bei der Übersetzung einer englischen Arzneimittellehre des bedeutenden, schottischen Professors, Arztes und Pharmakologen

namens William Cullen, stieß er auf die wage Behauptung des Professors, dass Chinarinde bei Malaria nur deswegen so wirksam sei, weil sie bitter schmecke und durch ihre adstringierenden, stärkenden Eigenschaften und Kräfte eine Magen stärkende Wirkung besitze und so die Heilwirkung bei Wechselfieber (Malaria) bewirke.

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Hahnemann, mit seinem klaren Sinn für exakte Wissenschaft, empörte sich bei dieser für ihn vollkommen aus der Luft gegriffenen Behauptung. Hahnemann, der ja selbst schwer an Malaria erkrankt war, als er in Ungarn arbeitete, konnte dieser vagen Behauptung nichts abgewinnen und entschloss sich, diese Wirkung einfach nachzuprüfen.

So kam es 1790 zum berühmten Chinarinden Versuch, den ersten Arzneiversuch an einem gesunden Menschen. Er stellte dabei fest, dass er als gesunder Mensch nach Einnahme von Chinarinde plötzlich Symptome bekam, die für einen Malariaanfall typisch sind. Es folgten zahlreiche, weitere Arzneiversuche und

1796 6 Jahre später veröffentlichte er seine Erkenntnisse, dass Ähnliches, Ähnliches heilen kann im Ähnlichkeitsgesetz: Similia similibus curentur !

Wir schreiben das Jahr 1796, das Geburtsjahr der Homöopathie.

1805 bricht er mit der etablierten Ärzteschaft, der er global Unehrlichkeit und Stümperei vorwarf. Von da an wurde ihm von den Ärzten sein Leben erschwert, wo sie nur konnten.

1806 während seiner „Wanderjahre“ wird das Kurfürstentum Sachsen seine Heimat und zum Königreich erhoben. Wanderjahre deshalb, weil Hahnemann in dieser Zeit 22 mal seinen Wohnsitz wechselte.

1810 1. Ausgabe des Organon und damit stellte er seine neuen Lehre der

Öffentlichkeit vor. Im selben Jahr noch wurde er an die Universität nach Leipzig berufen, wo er bis 1821 lehrte. Hahnemann ist 76 Jahre alt.

Am 26. Juni 1812 hielt er an der Uni Leipzig seine Habilitationsrede und hielt auch hier seine Vorlesungen bis 1821

1812 - 1821 verlor er die jahrelangen Auseinandersetzungen, den Kampf gegen die Apotheker. Es wurde ihm per Regierungsbeschluss das Dispensierungsrecht entzogen. Das Selbstdispensieren war aber damals zur erfolgreichen Ausübung der Homöopathie erforderlich. Schließlich musste er doch wegen fortgesetzter Verfolgung und wegen des erbärmlichen Benehmens seiner Berufsgenossen Leipzig verlassen. Damit enden auch seine Vorlesungen in Leipzig.

Er folgte der Einladung Herzog Friedrich Ferdinand von Anhalt-Köthen und ging in die Residenzstadt Köthen, ließ sich dort als Arzt nieder und blieb hier bis 1835. Er widmet sich nun nur seiner Praxis und der Behandlung der chron. Krankheiten. Er wird zum Einsiedler von Köthen!

1822 erscheint die 2. Auflage der „Reinen Arzneimittellehre“

1827 gebraucht er zum 1. Mal den Begriff von den „potenzierten Heilmitteln“ und von den „Potenzen“.

1828 Erschien seine Miasmenlehre: Die chronischen Krankheiten

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1829 feierte Hahnemann im Kreise seiner Schüler und Freunde sein 5o. Doktorjubiläum. An diesem Tag wurde auch die „Gesellschaft homöopathischer Ärzte“ gegründet.

183o starben seine 1. Frau Henriette und sein Gönner Herzog Ferdinand und damit begann eine groß angelegte Kampagne gegen die Homöopathie im deutschsprachigen Raum, bis hin zum Verbot!

18. Jänner 1834 heiratete der bereits greise Hofrat Hahnemann in Köthen die junge, hübsche, exzentrische Französin Melanie d`Hervilly und ging mit ihr

1835 nach Paris, wo er bald zu hohem Ansehen, Anerkennung und Reichtum kam.

1839 wird hier in Paris sein 6o. Doktorjubiläum in Anwesenheit von Homöopathen aus aller Herren Länder glanzvoll gefeiert.

1842 war sein Organon der Heilkunst 6. Auflage mit 291 §§ druckreif, das aber erst 79 Jahre später erscheinen sollte.

1843 (1. Juli) starb er 88 jährig an den Folgen eines Bronchialkatarrhes.

Es tauchten bald immer wieder Behauptungen auf, die Hahnemann Senilität und geistige Störungen anlasteten. In HAEHL’s Hahnemann-Biographie werden aber all diese Behauptungen widerlegt und man kann sich darin vom wahren Sachverhalt an Hand von zitierten Augenzeugenberichten überzeugen. So wird unter anderem Dr. MALAN, ein persönlicher Schüler von Hahnemann zitiert, der folgendes über Hahnemann sagte. Zitat:

„Hahnemann pflegte seine Lehre mit wunderbarer Exaktheit und großer Gelehrsamkeit bis ins hohe Alter vorzutragen. Bei all dem legte er jene wohltuende Bescheidenheit an den Tag, die ihm von jeher eigen war.“ Zitat ende. Die Gegner Hahnemanns hatten es mit seiner Sturheit, seiner Starrköpfigkeit und seinem impulsiven Geist nicht leicht.

Er erreichte aber durch sein nicht Abweichen von seinem Weg, dass er der Nachwelt eine neue, geistige Konzeption der Medizin und ein neues Behandlungsprinzip hinterließ, das jetzt bereits über 200 Jahre und wissenschaftliche Meinungen überdauert hat und das auch in seinen Grundsätzen heute noch unveränderte Gültigkeit behalten hat.

Heute gibt es bereits in vielen Ländern Lehrkanzeln, Krankenhäuser und auch Institute, wo die Homöopathie mit dem Wissen von heute gelehrt wird.

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In Österreich wurde 1953 von einigen wenigen, die Homöopathie ausübenden,

idealistischen Ärzten in einem Hörsaal der Universität in Wien, die Vereinigung homöopathisch interessierter Ärzte gegründet.

Diese Ärzte wollten wiederum eine Heilmethode einführen, die in besonderem Maße

die menschliche Person in den Mittelpunkt des ärztlichen Handelns stellt.

Primar Dr. DORCSI war damals die treibende Kraft.

Heute haben wir in Österreich die ÖGHM,

die Österreichische Gesellschaft für homöopathische Medizin.

1994 entstand bei den Tierärzten aus der AHA (Arbeitsgemeinschaft für

Homöopathie und Akupunktur) die ÖGVH, die Österreichische Gesellschaft für Veterinärmedizinische Homöopathie

ÖGHM und ÖGVH haben die Ausbildung und die Lehre der homöopathischen Heilmethode für Ärzte bzw. Tierärzte übernommen.

Seit 1995 gibt auch den Fachtierarzt für Homöopathie

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Der Begriff Homöopathie ist heute bereits in aller Munde. Es wird viel darüber

gesprochen, es viel darüber geschrieben, es wird allgemein viel angeboten und auch die Medien wie Radio, Fernsehen, Zeitungen und Zeitschriften bringen immer wieder dazu aktuelle Beiträge. Aber das, was allgemein unter Homöopathie verstanden wird, ist nicht immer gleichbedeutend mit dem, was uns Dr. Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie lehrte.

Im Allgemeinen und damit in der Umgangssprache wird die Homöopathie häufig mit der Biologischen Medizin gleichgesetzt. Die Hauptvertreter dieser biologischen Medizin sind die von den PHARMA - FIRMEN angebotenen KOMPLEXMITTEL.

Merke: KOMPLEXMITTEL sind Medikamente, die aus mehreren, potenzierten Arzneien zusammengesetzt sind, die aber nicht nach den homöopath. Prinzipien verschrieben

werden.

In diesen Komplexmitteln werden mehrere, ähnlich wirkende, homöopathisch aufbereitete Arzneien, die zu einem Symptom oder Organ eine gewisse Beziehung haben, zu einem Arzneimittel zusammengefasst.

Diese Komplexmittel werden dann zumeist nach den klinischen Indikationen und nach den schulmedizinischen Diagnosen verschrieben, genauso eben wie die allopathischen Arzneien auch. Z.B.: Durchfalltropfen, Koliktropfen, Nieren - Blasentropfen ....

Diese komplexen Homöotherapeutika sind dabei speziell nach der Organwirkung zusammengestellt und

n i c h t nach dem Gesichtspunkt der Ähnlichkeit.

Sie bilden eine Zusammenfassung von Einzelkomponenten, die sehr wohl aber auch nach der Simile - Regel ausgewählt sind, aber die dann doch nur unmittelbar auf bestimmte kranke Organe, Organsysteme oder aber auf fehl gesteuerte Funktionen abzielen.

Ihre Wirkung ist nicht so zielgenau wie bei Einzelmitteln, und man auch nicht genau sagen, welche Arznei jetzt gewirkt hat!

Diese Komplexmittel können, speziell in akuten Fällen, durchaus heilend wirksam sein, aber auch nur dann, wenn das entsprechende Heilmittel in diesem Arzneikomplex vertreten ist. ABER – und das ist ein sehr wesentlicher Gesichtspunkt – ihre Wirkung ist nicht im Sinne der Homöopathie voraussehbar, weil es ja auch keine entsprechenden AMPP gibt.

Darum sind Komplexmittel auch keine homöopathischen Arzneien, sondern biologische Heilmittel?

Diesen biologischen Verordnungen liegen keine homöopath. Gesetzmäßigkeiten zugrunde, sondern lediglich Erfahrungswerte. Die Ähnlichkeitsregel oder die Hering’sche Regeln sind bei diesen Komplexmitteln nicht anwendbar.

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 10

Daher wird häufig durch Komplexmittel die AKUT - Symptomatik gelindert und vielleicht sogar aufgehoben. Die bleibende Heilung einer chron. Krankheit ist meist nicht möglich. Es ist sogar anzunehmen, dass durch Komplexmittel, ähnlich wie in der Schulmedizin, Symptome für kurze Zeit nur unterdrückt werden.

Diese homöopath. Einzelmittel sind in ihren Arzneimittelbildern eindeutig abgegrenzt und auch gesichert. Ihre Wirksamkeit ist ganz präzise festgelegt, so dass sie in dieser Form für ein bestimmtes und abgegrenztes Indikationsgebiet eingesetzt werden können.

Wir müssen uns dabei aber im Klaren sein, dass die Verschreibung solcher Komplexmittel nichts mit klassischer Homöopathie zu tun hat, wenn gleich auch mit diesen Arzneien, vor allem bei akuten Krankheiten, Heilungserfolge zu erzielen sind.

In chron. Fällen ist mit Komplexmitteln kein ausreichender Heilungserfolg zu erwarten.

Man kann aber durchaus mit derartigen Komplexmitteln einen Einstieg in die Homöopathie suchen und finden.

Der Nachteil ist allerdings, dass man nach dem Einsatz eines Komplexmittels mit Erfolg nie genau sagen kann, welches der enthaltenen Arzneimittel letztendlich für die Heilung verantwortlich war.

Sie müssten jetzt nur herausfinden, welches Arzneimittel von all denen, die im Komplex vereint sind, könnte die Heilwirkung ausgelöst haben. Dieses Arzneimittel liest man dann in einer AML nach und versucht dann beim nächsten ähnlichen Fall dieses Mittel als Einzelmittel zu verschreiben.

Wenn sich aber innerhalb eines Komplexmittels die passende Arznei findet, tut dieses ungestört seine Wirkung von den anderen Bestandteilen.

Die in solchen Komplexmitteln zusammengefassten Medikamente sind alles homöopathisch aufbereitete Arzneien in tiefen Potenzen, die NUR nach den Gesetzen der Homöopathie wirksam werden können.

Solche Komplexmittel werden aber immer nur dann wirken und helfen, wenn EINER ihrer Heilstoffe dem Zustandsbild des Patienten „ähnlich“ ist. D.H. wenn die vorliegenden Symptome eine homöopathische Qualität haben.

Merken wir uns, dass derartige Komplexmittel eher immer tief potenziert sind (Ausnahmen sind Homakkorde) und dass deshalb die Tropfenmenge etwas größer sein muss und die Gabenfolge bei hochakuten Erkrankungen häufiger, also in kurzen Abständen zu erfolgen hat, wenn man damit auch Erfolg haben will.

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 11

Ich darf vielleicht auch noch auf eine logische Folgerung hinweisen: Es ist unmöglich, dass alle Arzneien, die in einem Komplexmittel zusammengefasst sind, therapeutische Impulse vermitteln können!

Ich muss auch festhalten, will man beim Einsatz biologischer Heilmittel Heilungserfolge erzielen, sollte bzw. MUSS zumindest ein Mindestmaß an Kenntnissen für die homöopathischen Heilmethode vorhanden sein sollte. Das wäre z.B.: ein bescheidenes Mindestwissen über den Einsatz der wichtigsten Arzneien im Komplexmittel, der Umgang mit dieser Arznei und die Aufbewahrung der Arznei und der Gabenfolge.

Noch etwas Wichtiges: Niemals können Komplexmittel d a s erreichen, was ein Einzelmittel kann!

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 12

Hahnemanns Ansichten über Komplexmittel

Hahnemann schreibt dazu im Organon der 6. Auflage im § 273 ablehnend, wenngleich er in der 5. Auflage noch den gleichzeitigen Einsatz von mehreren AMM vertrat: „In keinem Fall von Heilung ist es nöthig und deshalb allein schon unzulässig, mehr als eine einzige, einfache Arzneisubstanz auf einmal beim Kranken anzuwenden. Es ist nicht einzusehen,.....ob es naturgemäßer und vernünftig sey, nur einen einzelnen, wohlbekannten Arzneistoff auf einmal in einer Krankheit zu verordnen oder ein Gemisch von mehreren, verschiedenen. In der einzig wahren Heilkunst, in der Homöopathie, ist es durchaus unerlaubt, dem Kranken zwei verschiedene Arzneisubstanzen auf einmal zu geben.

„Es ist daher auch sehr wahrscheinlich, dass von den mehreren Arzneien in einer Zusammensetzung nicht mehr jedes nach seiner eigentümlichen Art auf die Krankheit wirkt, nicht von dem Nebenmittel ungestört seine spezifische Wirkungstendenz befolgen kann, sondern dass eines dem anderen im Körper entgegenwirkt, eines die Wirkung des anderen abändert und zum Teil vernichtet, so dass aus dieser Verbindung mehrerer, während ihrer Wirkung im Körper sich dynamisch zersetzender Kräfte eine Mittelwirkung hervorgeht, die wir nicht wünschen können, da wir sie nicht voraussehen und nicht einmal ahnen können.

Bei der Wirkung zusammengesetzter Mittel im Körper erfolgt, was erfolgen muss: die Wirkungen der mehreren Arzneien in einer Mischung heben einander zum Teil auf, nur der Rest der Wirkung, welcher durch keinen Gegenreiz in der Mischung gedeckt wird, bleibt als Gegensatz der Krankheit übrig: Ob dieser nun passt oder nicht, wissen wir nicht, da wir ja nicht berechnen können, welcher Gegenreiz eigentlich übrig bleibt.

Da nun jedes Mal nur ein einziges, einfaches Arzneimittel nötig ist, so wird es einem wahren Heilkünstler nicht einfallen, durch ein Gemisch von Arzneien sich und seine Kunst herabzuwürdigen und seinem eigenem Zwecke entgegenzuarbeiten. Es wird vielmehr ein Zeichen sein, dass er seiner Sache gewiss ist, wenn man ihn bloß eine einzige Arzneisubstanz verordnen sieht, welche, entsprechend gewählt, die Krankheit schnell, sanft und dauerhaft zu entfernen, nicht fehlen kann!“ 2 § Organon

Trotzdem werden Komplexmitteln immer wieder angeboten und haben sicherlich, wie schon gesagt, mit Abstrichen auch ihre Einsatz – Berechtigungen. In der Tiermedizin oft notwendig!

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 13

Was versteht man eigentlich unter HOMÖOPATHIE ?

Das Wort Homöopathie stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus zwei Hauptwörtern zusammen HOMOION ----------das Ähnliche PATHEIN-------------das Leiden .....das dem LEIDEN ÄHNLICHE !

ALLOS ist das Unähnliche. Daraus machte Hahnemann ein Kunstwort ALLOPATHIE und bezeichnete damit alle nicht homöopathischen Heilmethoden.

Ein H o m ö o p a t h ist demnach einer, der wie ein Kranker ähnlich leidet. (Erinnerung an die AMP !)

Homöopathie ist die Bezeichnung für eine eigenständige, medikamentöse Heillehre, die auf dem Ähnlichkeitsgesetz beruht und die vom deutschen Arzt Dr. Samuel Hahnemann vor nunmehr über 200 Jahren begründet wurde

Definitionen der homöopathischen Heilmethode (Was ist die Homöopathie ?)

Die Homöopathie ist eine Heilmethode der Ganzheitsmedizin.

Die Homöopathie ist eine wissenschaftliche, phänomenologische, regulative Heilmethode, die durch einen gezielten, spezifischen Arzneireiz die individuell gestörten Selbstheilungskräfte eines kranken Organismus zur Heilung anregt.

Die Homöopathie ist eine medizinische, eine ärztliche Heilmethode, die auf Gesetzmäßigkeiten und Erfahrung beruht und die ihr Wissen von einer Ärztegeneration zur anderen weitergibt und die sich von der Universitätsmedizin dadurch unterscheidet, dass sie ihre speziell aufbereitete Arznei nach einer bestimmten Regel anwendet.

Diese Regel lautet: Similia similibus curentur!

Hering: Die Homöopathie ist eine gesetzmäßige Heilmethode, mit einem Höchstmaß an Individualisierung.

Vithoulkas: Die Homöopathie ist eine Wissenschaft, die auf fein abgestuften

Schattierungen zwischen den einzelnen AMM beruht.

Primar D o r c s i aus Wien sagt, die Homöopathie ist eine „MEDIZIN DER PERSON“

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 14

DIE 4 großen SÄULEN DER HOMÖOPATHIE

(Grundelemente, zentrale Grundsätze, die Prinzipien der Homöopathie)

1. die ARZNEIMITTELPRÜFUNG

2. die ÄHNLICHKEITSREGEL

3. das INDIVIDUELLE KRANKHEITSBILD

4. die ARZNEI

weitere wichtige Säulen wären: 5. Vollständige und ausführliche Anamnese 6. Die Bedeutung der Geistes- und Gemütssymptome 7. Die Bedeutung der Causa, der auslösenden Ursachen bei sowohl akuten

wie auch chron. Krankheiten 8. Die klinische Diagnose ist nicht ausreichend 9. Gewürze und dergleichen sind krankmachende Stoffe und können Arzneimittel antidotieren 10. Riechen ist ebenso wirksam wie einnehmen 11. Die Einzelgabe

Aus diesen Säulen entwickeln sich dann in der Praxis die 3 wichtigsten Eckpunkte in der Homöopathie:

1. Gesetz der Heilung: Similia similibus curentur 2. Gabe des Einzelmittels 3. Die kleinste Dosis: die potenzierte Arznei

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 15

ad 1) die ARZNEIMITTELPRÜFUNG

Bei der Arzneimittelprüfung werden einzelne Arzneimittel an freiwillige, gesunde Menschen verabreicht, um die krankmachende Wirkung jeder einzelnen Arznei am gesunden Menschen festzustellen, damit diese geprüften Arzneien dann nach dem Ähnlichkeitsgesetz bei einem ähnlichen, natürlichen Krankheitsfall verordnet werden kann.

Hahnemann war der erste Mensch, der an sich eine Arznei, Chinarinde prüfte und diese Arzneiversuche am gesunden Menschen in die Medizin einführte.

Es war der berühmte Chinarindenversuch, den er 1790 an sich durch - führte und der für ihn zum Schlüsselerlebnis wurde.

Es war die Prüfung einer Arznei auf ihre Wirkung durch Selbstversuch.

Chinarindenversuch: Durch die Prüfung der Chinarinde an sich selbst, ergaben sich Symptome und Befindensveränderungen, die den Erscheinungen beim Wechselfieber sehr ähnlich waren. Hahnemann schreibt: „So oft ich 2 x tgl 4 Quäntchen gute China einnahm, erschienen alle die bei Wechselfieber charakteristischen Symptome. Diese dauerten jedesmal 2-3 Stunden und erneuerten sich, wenn ich diese Gabe wiederholte, sonst nicht. Ich hörte auf und ich ward gesund.“

Hahnemann schloss daraus, dass die Malaria durch Chinin nicht auf Grund der adstringierenden oder bitteren Eigenschaften geheilt wurde, sondern, weil dieses Chinin beim Gesunden die Symptome der Malaria hervorrief.

Dieses Phänomen faszinierte ihn derart, dass er sofort eine Vielzahl von mineralischen, pflanzlichen und auch tierischen Substanzen im Versuch an gesunden Menschen testete. Dabei kam es bei den Prüfungen mancher Substanzen zu teilweise sehr heftigen Reaktionen.

Hahnemann wollte aber für seine Versuchspersonen diese massive Erstwirkung der Arzneien immer mehr verkleinern, ohne dabei aber die Wirkung der Arznei zu vermindern.

Dann untersuchte er den UMKEHRSCHLUSS: er verabreichte, er prüfte nichtgiftige Arzneien und nach z.T. zu sehr heftigen Reaktionen besserte sich der Gesundheitszustand der Versuchsperson wieder.

Aber wie sollte er Gifte prüfen, die den Patienten nachweislich schädigten? So VERDÜNNTE er die PRÜFSUBSTANZ und … es passierte nichts mehr!

Hahnemann ging von der Voraussetzung aus, „…dass, jede wahre Arznei zu jeder

Zeit und unter allen Umständen auf jeden lebenden Menschen wirkt“

Hahnemann war jetzt zunehmend bestrebt, die Dosis seiner Arzneien immer weiter zu verkleinern, dabei aber Ihre Wirkung zu vergrößern.

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 16

Warum, wie und wann er jetzt die Prüfsubstanz nach jedem Verdünnungsschritt zu verschütteln beginnt, wissen wir nicht. Aber er fand die Arzneiaufschließung.

Er erkannte bald, dass die Wirkung der Arznei immer dann zunahm, je mehr Verdünnungsschritte er mit dem Mittel gemacht hatte, aber auch nur dann, w e n n er auch nach j e d e m Verdünnungsschritt verschüttelte.

Er erkannte sehr bald, dass das Verdünnen und das Verschütteln alleine die Wirksamkeit einer Arznei ausmachte und dass Verdünnen und Verschütteln untrennbar zusammengehörte.

Hahnemann war damit auch der bedeutendste Pharmakologe der Homöopathie.

Denn er hat - bei all seinen vielen Arzneiprüfungen und in seinem ärztlichen

Alltag - erkannt, erlitten und erfahren, dass es einer speziellen Aufbereitung der

Grundsubstanz einer Arznei bedarf, um ihre Wirkung als homöopathisches

Heilmittel voll zu erschließen und herauszufinden.

Hahnemann hat nach dem Chinarindenversuch an sich, seiner Familie und seinen Freunden an die 100 Arzneien geprüft. Er war der Meinung, um die Arzneien den Körperbeschwerden anzupassen, dürfe man so wenig wie möglich dem Zufall überlassen, sondern man müsse rationell und gewissenhaft zu Werke gehen.

Er sagte: „Es bleibt uns nichts übrig, als die zu erforschenden Arzneien am menschlichen Körper selbst zu versuchen!“

Ob es Zufall war, Fügung oder Vorherbestimmung, wir wissen es nicht. Tatsache ist, dass Hahnemann mit seinen Arzneiversuchen an sich, seiner Familie und seinen Freunden herausfand, dass der Ursprung aller

Krankheiten in der „innormal verstimmten Lebenskraft“ zu sehen ist.

Er schreibt darüber im Organon in den §§ 9 – 16:

Im gesunden Zustande des Menschen waltet die geistartige, den materiellen Körper

belebende, Lebenskraft. Für Hahnemann ist das Leben bestimmt von der Lebenskraft, einem selbst regulierenden, dem Menschen innewohnenden vitalen Prinzip. Befindet sich die Lebenskraft in Harmonie, dann erhält sie uns gesund.

Eine Störung derselben führt zu Krankheit, ihr Fehlen bedeutet Tod. Der Lebenskraft verdanken wir unser Leben und unsere Lebendigkeit!

Jede Krankheit ist der Ausdruck einer Störung des verstimmten Lebensprinzips, das ist die im Körper herrschende, geistartige Lebenskraft.

Und nur dieses verstimmte Lebensprinzip kann dem Körper, der diese Lebenskraft umhüllt, widrige Empfindungen verleihen, die wir dann Krankheit nennen und NUR dieses gestörte Lebensprinzip gibt seine krankhafte Verstimmung durch Äußerung von Krankheit in Gefühlen und Tätigkeiten an seine Hülle, den Körper weiter und das sind dann die KRANKHEITSSYMPTOME. Anders kann sich dieses verstimmte Lebensprinzip, diese geistartige Lebenskraft, nicht zu erkennen geben. § 148

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 17

Hahnemann hat auch gesagt, es gibt keine Krankheiten, sondern es gibt nur kranke Menschen oder Tiere. Die Homöopathie sagt, dass die pathologische Symptomatologie von der Lebenskraft erzeugt wird. Und diese pathologische Symptomatologie ist nichts anderes, als ein sinnvoller und sehr intelligenter Versuch des Organismus, der Lebenskraft, sein gestörtes Gleichgewicht wieder zu finden, das er durch irgendein körperliches oder seelisches Trauma oder einer sonstigen Belastung beeinträchtigt hat. Die Lebenskraft setzt nach derartigen „Krankheitsreizen“ Anpassungs – und Korrekturprozesse in Gang, um diese Störung aufzuheben oder auszugleichen.

Organon § 22: Hahnemann kam durch seine zahlreichen Arzneiversuche schließlich zu der Erkenntnis, dass durch den Arzneiversuch am gesunden Menschen ähnliche Krankheitszeichen und Befindensveränderungen ausgelöst und produziert werden, die den natürlichen Krankheiten sehr ähnlich sind. (Chinarindenversuch– Malaria)

Diese Arzneikrankheiten nannte er „künstliche Krankheiten“ !

Hahnemann sagt (§§ 118 – 143):

Jede Arznei zeigt bes. Wirkungen im menschlichen Körper, welche sich von keinem anderen Arzneistoffe verschiedener Art genau so ereignen. „Was eine Arznei bewirkt, was sie kann, welche Kräfte sie besitzt, wird durch

die gezielte Prüfung am gesunden Menschen ermittelt.“

Hahnemann weiter: „ Alle Arzneistoffe müssen an gesunden Personen geprüft sein und ihre Wirkung genau festgestellt sein, bevor man sie den Kranken als Heilmittel geben darf!“

Bei einer Arzneimittelprüfung versucht man herauszufinden, wie es um die Anfälligkeit einer Person beschaffen ist und wogegen sie empfindlich ist. Die Empfindlichkeit kann nur von sehr sanften Reizen ermittelt werden. Wenn sich nach einem sanften Reiz keine Reaktion zeigt, ist auch keine Empfindlichkeit vorhanden!

Hahnemann ist es durch die stufenweise Dynamisierung gelungen, die nichtstoffliche Information einer Substanz von seiner stofflichen Hülle zu

trennen und sie dann wieder auf einen Informationsträger zu binden:

Hahnemann erkannte auch, dass diese nichtstofflichen Informationen grundsätzlich den Stofflichen entgegengesetzt sind.

Für die Homöopathie ist also die Prüfung exakt definierter Stoffe am gesunden Menschen die WICHTIGSTE QUELLE DER ARZNEIKENNTNIS !!

Primar Dorcsi: „Die Arzneimittelprüfungen am gesunden Menschen sind sozusagen der

SPIEGEL der ARZNEI, in der sich der kranke Mensch erblicken lässt!“

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 18

Wir ersehen daraus etwas sehr Wichtiges. Die homöopathische Arznei wird NICHT IM LABOR geprüft und dann in VERSUCHEN getestet und dann an TIEREN ausprobiert, sondern die Prüfung erfolgt am gesunden Menschen (Ärzten), wobei alle Befindensveränderungen gewissenhaft aufgeschrieben werden.

Die von Hahnemann begonnenen Arzneimittelprüfungen wurden und werden bis heute kontinuierlich fortgesetzt und damit e r g ä n z t --- n a c h g e p r ü f t --- und durch neue AMPP e r g ä n z t !

Dieses erweiterte und bestätigte AM - Wissen wird von einer Ärztegeneration zur anderen weitergegeben. Mit diesen AMPP hat Hahnemann eine experimentelle Pharmakologie des Menschen geschaffen und therapeutisch ausgewertet.

Die AMPP sind also nur willkürliche, gezielte Störungen der Harmonie !

Die Arzneimittelprüfungen sind eine Art zwangsläufige Vergiftung!

Durch die AMPP werden am gesunden Menschen künstliche Krankheiten ausgelöst.

Das Arzneimittelbild setzt sich zusammen aus 1. den Ergebnissen der Arzneimittelprüfung am gesunden Menschen

(= Symptome und Befindensveränderungen)

dem Vergiftungsbild der Symptome, die beim erkrankten Patienten geheilt wurden

2. den Ergebnissen der Toxikologie 4. den Ergebnissen der klinischen Pharmakologie (Arzneimittellehre)

( Pharmakodynamik und Pharmakognosie an Mensch u. Tier)

5. den Erfahrungen am Krankenbett, am kranken Patienten

Die Arzneimittelprüfung umfasst dabei

1a) die Summe des Gemütszustandes und die Summe der Verhaltensweisen und die Summe der pathologischen Veränderungen die eine Substanz (Arznei) bei der Prüfung am gesunden Menschen verursachen kann,

Zusammenfassend können wir sagen: Jedes homöopath. Arzneimittel ist ein Bild, das aus körperlichen, psychischen und emotionalen Symptomen und Befindensveränderungen besteht.

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 19

Alles zusammen macht erst das Arzneimittelbild!

Ad2) die ÄHNLICHKEITSREGEL

1796 Similia similibus curentur, übersetzt heisst: Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt oder aber auch, Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden. Ähnliches ist mit Ähnlichem zu heilen.

Dieses Ähnlichkeitsgesetz besagt: Das, was Menschen krank machen kann,

kann unter bestimmten Voraussetzungen kranke Menschen auch heilen.

Wir haben bereits vom Chinarinden-Versuch gehört. Hahnemann stieß bei einer Übersetzungsarbeit auf widersprüchliche Angaben über die Wirkung der Chinarinde, die damals schon zur Bekämpfung des Malaria-Fiebers verwendet wurde.

Hahnemann stellte also bei diesem Chinarinden-Versuch fest, dass Chinarinde bei ihm alle Symptome des Wechselfiebers, der Malaria hervorrief, obgleich man die Chinarinde doch für die Behandlung von Malaria verwendete.

Hahnemann hat nun daraus geschlossen, dass die Heilwirkung von Chinarinde, mit seinem Wirkstoff CHININ, zur Behandlung des Wechselfiebers auf der Fähigkeit beruht, beim gesunden Menschen eine ähnliche, fieberartige Reaktion = ähnliche Krankheit hervorzurufen.

Hahnemann war der erste Mensch, der durch diese Versuche an gesunden Menschen die Richtigkeit dieses Gesetzes nicht nur festgestellt, sondern auch bewiesen hat.

Er prüfte zuerst an sich selbst und später mit weiteren gesunden Menschen Substanzen (Arzneien) und stellte dabei fest, dass bei Einnahme von Arzneien, Substanzen ganz bestimmte Symptome und Beschwerden immer wieder hervorrufen werden können, die natürlichen Krankheiten ähnlich sind.

Wenn also nun an Kranke, mit derartigen, ähnlichen Krankheitssymptomen, die geprüfte Arznei verabreicht wurde, stellte er fest, dass die Heilung nach diesem Ähnlichkeitsprinzip erfolgte.

1796 hat Hahnemann dieses Ähnlichkeitsgesetz zum ersten Mal öffentlich ausgesprochen, als er dieses zentrale Gesetz nieder schrieb.

Er schrieb(Organon §§ 22 - 34): „ .... und wende in der zu heilenden

Krankheit dasjenige Arzneimittel an, welches eine andere, möglichst ähnliche,

künstliche Krankheit zu erzeugen imstande ist“.

Hahnemann folgerte: Durch verschiedene Einflüsse wird die Lebenskraft im Körper verstimmt,

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 20

(Organon §§ 9, 11, 12, 19) , dadurch entstehen die natürlichen Krankheiten,

sowohl die akuten, wie auch die chronischen.

Durch die Arzneimittelprüfungen entstehen die künstlichen Krankheiten Organon § 26: Durch den gezielten, spezifischen Arzneireiz entsteht im kranken

Körper eine etwas stärkere, ähnliche, künstliche Krankheit,

die nun die schwächere, natürliche Krankheit auszulöschen imstande ist.

Für unsere Praxis bedeutet dies, dass wir die charakteristischen Symptome der natürlichen Krankheit eines Patienten mit den bei den Arzneimittelprüfungen gefundenen, charakteristischen Prüfsymptomen der homöopathischen Mittel vergleichen müssen. Was heisst CHARAKTERISTISCH? Alles das, was für den Patienten typisch, individuell, persönlich ist und all das, was ein Arzneimittel spezifisch kennzeichnet.

Hahnemann schreibt dazu im Organon, Einleitung, Seite 37 : „Wähle, um sanft, schnell, gewiß und dauerhaft zu heilen, in jedem

Krankheitsfall eine Arznei, welche ein ähnliches Leiden für sich erregen

kann, als sie heilen soll !“

Die Ähnlichkeitsregel besagt also, dass eine Arznei jene Beschwerden am Kranken heilt, die jenen Beschwerden ähnlich sind, die diese Arznei selbst an gesunden Menschen hervorrufen kann.

Das Krankheitsbild, das der Patient in seinem seelisch - geistigen und in seinem

körperlichen Befinden zeigt, muss dann genau dem Arzneimittelbild entsprechen!

Hahnemann spricht im § 5o des Organon vom großen, einzigartigen Naturgesetz: Heile durch Symptomen - Ähnlichkeit !

Die Ähnlichkeitsregel basiert auf dem bildhaften Vergleich zweier Sachverhalte:

1.) die Symptome eines Kranken (das ist die natürliche Krankheit) werden

2.) mit den Symptomen der Arzneiwirkung, wie sie bei einem gesunden Menschen durch Prüfung festgestellt wurden (das ist die künstliche Krankheit), in ihrer phänomenologischen Ähnlichkeit verglichen.

Substanzen, Arzneien, die in toxischer Dosis beim gesunden Organismus ganz bestimmte Befindensveränderungen und Symptome hervorrufen, sind in der Lage, diese ähnlichen, pathologischen Erscheinungen bei einem Kranken in bestimmten, niederen Dosen der Arznei (dynamisierten Zustand), heilend zu beeinflussen.

Hahnemann hat also herausgefunden, dass potenzierte AMM heilen,

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 21

weil sie die Kraft in sich haben, spezielle Symptome und

Befindensveränderungen am gesunden Menschen hervorzurufen oder

zu verursachen.

Merke:

Selbstverständlich können wir bei unseren Patienten nicht alle Symptome eines Arzneimittels finden, danach zu suchen wäre Unsinn,

aber wir können die wesentlichen, charakteristischen, individuellen, die eigentlichen, die sonderlichen Symptome des Patienten wahrnehmen und erkennen (§ 153) und diese kann man dann in den wesentlichen, charakteristischen und sonderlichen Prüfungssymptomen des entsprechenden, ähnlichsten Arzneimittels wieder finden.

Jede Krankheit drückt sich in der Gesamtheit ihrer Symptome aus, daher sprechen wir von der TOTALITÄT der SYMPTOME , vom

GESAMTMUSTER DER STÖRUNG - und nur diese Gesamtheit der Symptome indiziert das Heilmittel.

Auch das Heilmittel drückt sich in der Gesamtheit der Symptome aus, - wir sprechen auch hier von einem

GESAMTMUSTER des ARZNEIMITTELS .

Der homöopathische Arzt muss also alle Befindensveränderungen des Patienten zusammenfassen, also das Gesamtmuster der Störung erheben,

muss die Totalität der Symptome und Beschwerden erfassen

wobei die Totalität der Symptome nicht die Totalität der jetzigen Symptome bedeutet, sondern immer die Totalität des ganzen Lebens. und er MUSS dabei wieder darauf achten, dass er besonders DAS erhebt,

was für den Einzelnen typisch und charakteristisch ist. Das Ergebnis dieses Gesamtmusters der Störung wird nun mit dem Gesamtmuster des Arzneimittels, also mit DEM, was für das Arzneimittel typisch und

charakteristisch ist, verglichen und in Deckung gebracht.

GESAMTHEIT der SYMPTOME

Der Arzt muss an der Krankheit erkennen, WAS zu heilen ist. ##) Die Krankheit drückt sich in der Gesamtheit der Symptome aus.

Die Gesamtheit der Symptome umfasst alles Wesentliche an der Krankheit, umfasst alles, was sichtbar ist, umfasst alles, was die Krankheit darstellt und indiziert so das Heilmittel.

Diese Gesamtheit der Symptome und Befindensveränderungen ist aber nur der äußere Ausdruck der inneren Störung,

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 22

ist nur das Äußerliche, das Sichtbare der inneren Krankheit und st somit der wichtigste Hinweise auf das entsprechende Arznei-Heilmittel.

Foto Hautausschlag an Händen: Der Mann hat die Frau ständig betrogen!

Hahnemann sagt dies im Organon § 7:

Die Gesamtheit der Symptome ist das Bild des inneren Wesens der Krankheit, das von der Lebenskraft nach außen reflektiert wird.

Auch: Das Wesen der Krankheit ist das chron. Miasma

Die Symptome, Zeichen und Befindensveränderungen einer Krankheit (= die Gesamtheit oder Totalität der Symptome) sind die wichtigstes Hinweise auf das entsprechende Arznei-Heilmittel.

Diese erhobenen Angaben werden dann in einzelne wesentliche Punkte = Rubriken zergliedert und damit in die Sprache des Repertoriums übersetzt.

Das Organon ist dafür die Grundlage für die tägliche Arbeit. LESEN !!!

Merke Die Homöopathie behandelt nicht einzelne Symptome einer Krankheit,

sondern immer das erkrankte Individuum in seiner Gesamtheit, als individuelles Bild des Krankseins.

##) Manchmal, unter bestimmten Umständen, sind aber andere Kriterien

höher zu bewerten, wo dann die Gesamtheit der Symptomatik vernachlässigt bzw. in den Hintergrund gestellt wird.

Zu diesen Umständen gehört die auslösende Ursache.

##) Noch höher als die auslösende Ursache ist die konstitutionelle und die miasmatische Belastung, der oft eine noch größere Bedeutung zukommt, als der Gesamtheit der Symptome.

Merke: Krankheitssymptome sind der sichtbare Ausdruck,

dass sich die Lebenskraft in Schwierigkeiten befindet.

Merke: Jedes Krankheitssymptom ist ein Hilferuf der Lebenskraft !

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 23

DAS AUFSUCHEN der ARZNEI Zum Aufsuchen der ähnlichsten Arzneisymptome bedienen wir uns verschiedener Hilfsmittel:

das eigene Gedächtnis

Arzneimittellehren

Repertorien (die einzelnen Symptome sind darin geordnet aufgelistet)

Die Wiederentdeckung des Ähnlichkeitsgesetzes, vor allem aber

die Erkennung der Gesetzmäßigkeit des Ähnlichkeitsgesetzes durch Hahnemann ist eine der größten Entdeckungen der wissenschaftlichen Forschung.

Es ist heute unumstritten und bereits eine bewiesene Tatsache, dass ein Mittel, dessen Prüfsymptome mit den Krankheitssymptomen des Patienten übereinstimmen, ihn heilt, wobei es nicht auf die Pathologie ankommt.

Vorausgesetzt natürlich, dass eine Heilung überhaupt noch möglich ist !!

Merke: Die Verschreibung eines Arzneimittels muss sich immer auf individuelle Symptome gründen und nur dann wird es auch heilen

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 24

ad 3) Das INDIVIDUELLE KRANKHEITSBILD

Was verstehen wir unter „Individuellem Krankheitsbild“? Das Krankheitsbild ist eine Bezeichnung in der Homöopathie für die „Gesamtheit geistig, körperlicher, seelischer Beschwerden“, aber auch für die „Befindensveränderungen“, über die der Kranke klagt bzw., die er an sich selbst wahrnimmt.

Aus dieser Gesamtheit aller Befindensveränderungen kann dann das Charakteristische, das Individuelle, die Wesensart, das Krankmachende des Kranken erkannt werden.

Jeder einzelne Patient hat SEINE ihm eigene, INDIVIDUELLE, PERSÖNLICHE KRANKHEIT: Damit steht immer nur die individuelle Symptomatik des Kranken im Vordergrund und nicht irgendein kollektiver Krankheitsbegriff oder eine klinische Diagnose.

Der Schlüssel zum individuellen Arzneimittel liegt in den unterschiedlichen, persönlichen Symptomen und Modalitäten.

Hahnemann schreibt im Organon § 61: Es kann keine vernünftige Heilkunst existieren, ohne jeden einzelnen

Krankheitsfall streng zu individualisieren, d.h. ohne jeden einzelnen

Krankheitsfall als einen ganz besonderen und einmaligen zu betrachten,

was ja auch tatsächlich der Fall ist.

Jeder krankhafte Zustand, jede Befindensveränderung trägt ja auch den

individuellen Stempel des Individuums, an dem es sich letztlich auch zeigt.

(5 haben Halsweh!!!)

Der behandelnde Arzt muss es daher als seine wichtigste Aufgabe DARIN

ansehen, während der Anamnese und Untersuchung herauszufinden,

WAS jedem einzelnen zu Eigen ist. Wo das Besondere, das Individuelle ist !!

Merke: Frage dich immer: Wodurch unterscheidet sich der eine Patient von dem anderen in derselben

Erkrankung.

Jeder Organismus reagiert mit seiner Lebenskraft auf Störungen in

seiner individuellen Art und Weise !!! Unbestimmte Symptome oder Krankheitsdiagnosen wie Migräne, Kopfschmerzen, Schwindel, Bauchschmerzen, allergischer Schnupfen, Fieber usw. entsprechen nicht der Wesensart des Patienten, entsprechen nicht dem individuellen Krankheitsbild, weil sie den kranken Patienten nicht genau genug, nicht charakteristisch und nicht individuell beschreiben. -> § 153 Daher dürfen auch die homöopath. Arzneien niemals aufgrund eines einzelnen Symptoms oder aufgrund einer klinischen Diagnose verordnet werden.

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 25

Wichtig Trotzdem muss auch der Homöopath das Wissen um die klinische Krankheit und ihren Namen bei der homöopath. Therapie berücksichtigen. Auch in der Homöopathie steht die Wichtigkeit der klin. Diagnose im Vordergrund!

Pathognomonische Symptome einer Krankheit dürfen zur Arzneifindung nicht berücksichtig werden. Was ist anders, als bei einem anderen! Das Endziel, der Endzweck, die Vollendung der homöopath. Heilmethode bleibt aber immer das Finden der analogen Arznei! Dorcsi: HOMÖOPATHIE ist eine MEDIZIN DER PERSON Hering: BEHANDLE den PATIENTEN und NICHT DIE KRANKHEIT

Die Homöopathie behandelt den Menschen (Tier) in seiner Krankheit Die Schulmedizin behandelt die Krankheit im Menschen

Damit unterscheidet sich der homöopathisch ausgebildete Arzt und Tierarzt vom Allopathen, denn diese Vorgangsweise ist + vollkommen entgegengesetzt der universitären Schulmedizin,

wo wir ja eine systematische Beschreibung der Krankheiten haben und

wo die entsprechende Symptomatologie für eine größere oder kleinere Anzahl von Menschengruppen gültig ist.

Merke: Die klinische Diagnose führt in der Schulmedizin zur Arznei!

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 26

Bevor ich jetzt aber näher auf die homöopathische Anamnese eingehe, ein paar Worte zur

Anamnese in der Schulmedizin, der UNIVERSITÄTSMEDIZIN

Es ist für den schulmedizinisch, naturphilosophisch ausgebildeten Arzt oder Tierarzt nicht immer leicht, dem Gedankengang der homöopathischen Anamnese zu folgen und zu verstehen, zumal er ja gewöhnt ist, entsprechend seiner Ausbildung, die Arznei immer lediglich nach der klinischen Diagnose,

dem Namen der Krankheit oder vielleicht auch noch nach einem vermeintlichen Erreger zu wählen.

Klinische Diagnose, Name der Krankheit und Erreger sind daher für die Wahl des entsprechenden Heilmittels wichtig und Voraussetzung! In der Schulmedizin werden fast ausschließlich nur Symptome oder Symptomenkomplexe erkannt, mit dem aber der Therapeut wenig anzufangen weiß. Im Vordergrund steht für den Arzt / Tierarzt der NAME der KRANKHEIT

Im Vordergrund steht für die Wahl des Arzneimittels für den naturphilosophisch ausgebildeten Arzt/Tierarzt immer die klin. Diagnose

mit dem Namen der Krankheit oder dem vermeintlichen Erreger!

Einem vorliegenden Krankheitssymptom wird ein Medikament entgegengestellt, das den entgegengesetzten Zustand hervorzurufen vermag und damit den vorherrschenden Zustand aufheben soll.

Z.B: Gegen Durchfall ein Stopfmittel, gegen Fieber ein Fieber senkendes Mittel, gegen Husten ein Hustenmittel usw. gegen ein Bakterium ein Antibiotikum

Für die schulmedizinische Behandlung ist es nahezu charakteristisch, dass sich ihre

Behandlung immer nur gegen EIN bestimmtes Symptom oder EINEN

Symptomenkomplex richtet und nicht gegen die innere Ursache der Erkrankung.

Die schulmedizinische Behandlung therapiert nach dem Gegensatzprinzip und ist

deshalb eine typische symptomatische Therapie.

In der modernen Schulmedizin werden nur Symptome oder ein Symptomenkomplex behandelt und „geheilt“, das heißt, werden zumeist nur unterdrückt aber man macht weder den Menschen noch das Tier wirklich gesund.

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 27

Die ALLOPATHIE, die naturphilosophische Medizin, versucht durch die Tätigkeit und Wirksamkeit der verabreichten Arzneien zu heilen, OHNE MITHILFE des Immunsystems! Wir wissen heute, dass durch die allopathischen Medikamente das Immunsystem sogar zusätzlich geschwächt wird. Die HOMÖOPATHIE mit ihrer bes. aufbereiteten Arznei stimuliert hingegen das Immunsystem und regt mit der informativen Energie das Immunsystem zur Selbstheilung an. Zusätzlich schützt die potenzierte Arznei durch diese positive Stimulierung auch das Immunsystem vor allen schädlichen Einflüssen von außen.

Merke: Die Homöopathie heilt keine Krankheiten, Beschwerden und Symptome: z.B.: Husten, Ohrenschmerzen, Durchfall usw., weil die Homöopathie keine Arzneimittel für diese Beschwerden und Zustände hat. Die Homöopathie heilt nicht, sondern stimuliert das Immunsystem, regt das Abwehrsystem zur Selbstheilung an. Der kranke Patient muss sich mit Hilfe des stimulierten Immunsystems selbst heilen.

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 28

Der Kontrast zwischen der Schulmedizin und der Homöopathie mit einer Behandlung durch Penicilline, Breitbandantibiotika oder Sulfonamide ist sehr deutlich und auffallend. Durch diese unterdrückende, symptomatische Behandlung kommt es immer wieder zu Folgebeschwerden:

Die Rekonvaleszenz und das belastete Allgemeinbefinden hält längere

Zeit, Tage bis vielleicht Wochen, an: der Patient leidet an mit Kraftlosigkeit und Appetitlosigkeit mit degenerierten, gestörten Mund – und Darmflora

Durch die Antibiotika Behandlung hat der belastete Organismus es nicht gelernt, sich selbst zu wehren. Ganz im Gegenteil, er ist und wird deshalb leichter anfällig für Rezidive!

Die Homöopathie hingegen setzt einen gezielten Arzneireiz in die gleiche Richtung der vorliegenden Krankheit.

Durch die homöopathische Behandlung wird der Organismus, die Lebenskraft angeregt, von sich aus die Abwehrkräfte des Organismus zur Heilung zu mobilisieren.

Der kranke Organismus wird von sich aus mit der Erkrankung fertig.

Deshalb ist die Homöopathie auch eine befreiende Medizin!

Gegen diese unterdrückende, symptomatische Behandlung steht die KUNST der homöopathischen ANAMNESETECHNIK.

Sie ist bis heute von der Schulmedizin noch nicht erreicht, weil sie mit dem Ergebnis nichts anzufangen weiß.

Dem Schulmediziner sagen die Hinweise nichts: * Ich habe ein Gefühl, als würde mir im Kreuzbereich Wasser darauf tropfen (Med) * Mein Halsweh begann rechts und zieht jetzt nach links (Lyk) od. ist wieder links (Lac-c) * Ich habe Schmerzen in den Armen, Herunterhängen der Arme agg (Bry, Cina , ruta…) * Ich habe mir den Fuß verstaucht, in der Ruhe bin ich schmerzfrei, aber die kleinste Bewegung schmerzt höllisch (BRY) * Ich habe brennende Magenschmerzen, die aber durch Essen besser werden (Graph)

Im Gegensatz zur Schulmedizin erfolgt die Wahl des heilenden Arzneimittels in der Homöopathie ganz anders.

Die Diagnose und der Name der Krankheit oder ev. ein vermeintlicher

Krankheitserreger dürfen zwar für die Wahl des Arzneimittels nicht herangezogen werden, dürfen aber auch nicht außer Acht gelassen werden.

Für den Homöopathen sind jene Krankheitserscheinungen und jene Krankheitssymptome des kranken Patienten von ganz bes. Bedeutung, die für die

vorliegende Krankheit eher untypisch sind, aber den erkrankten Patienten in seiner Krankheit kennzeichnen. Die pathognomonischen Symptome einer Krankheit haben für die Wahl

des AM keine Bedeutung!

Z.B.: eine Infektionskrankheit ohne Fieber CARC Durstlosigkeit bei hohem Fieber …(APIS, GELS*, SEP …) niedriger Puls bei hohem Fieber … (PYROG)

Magenschmerzen, besser durch Essen (GRAPH …)

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 29

Die Anamnese Technik der Homöopathie ist die Kunst

des Beobachtens, des Begreifens, des Erkennens und des Verstehens und damit des Aufzeichnens des wahren Krankheitsbildes.

Das ZIEL und der SINN dieser ausgefeilten und diffizilen Anamnese Technik

ist die DIAGNOSE des zu HEILENDEN.

Heilen heisst in der Homöopathie nicht Symptome und Beschwerden unterdrücken,

sondern die gestörte Harmonie im Organismus wieder herstellen.

Heilen bedeutet, wieder zu innerem Frieden zu gelangen. Heilung ist immer gekennzeichnet durch ein besseres Allgemeinbefinden!

Die wichtigste Regel und Grundforderung der Homöopathie nach einer Arzneigabe ist, dass sich zuerst das Allgemeinbefinden (Energie, Schlaf, Appetit)

bessern muss und dann erst anderen die Beschwerden. HERING !

Das Organon gibt in seinen §§ 83 - 104 genaue Auskunft, wie man anamnestisch vorgehen muss, um das individuelle Krankheitsbild zu erfahren und welche Symptome des einzelnen Kranken die Arzneiwahl bestimmen.

So schreibt Hahnemann beschreibt im Organon § 83: „Diese individuelle Untersuchung eines Krankheitsfalles verlangt von dem

Heilkünstler nichts als Unbefangenheit und gesunde Sinne, Aufmerksamkeit

im Beobachten und Treue im Aufzeichnen des Bildes der Krankheit.“

Organon § 84: „ ...Der Heilkünstler schreibt alles genau mit den nämlichen Ausdrücken auf, deren der Kranke und die Angehörigen sich bedienen....“

Organon § 85: „ ...bei jeder Angabe verwende eine neue Zeile ...“

Organon § 100: „ ... man darf nie die Vermutung an Stelle der Wahrnehmung setzen, ...“ und weiter „...einen Krankheitsfall nie zum Teil oder ganz für bekannt annehmen. ...“ Beispiel: Kälberdurchfall: Calc-c --< Magn-c

Organon § 104: „… ist das Bild der Krankheit einmal genau aufgezeichnet, ist die

schwerste Arbeit geschehen! …“

Der homöopathisch ausgebildete Arzt forscht nicht nach einer klinisch zu benennenden Krankheit, sondern nach der Ähnlichkeit zwischen den Beschwerdesymptomen und Arzneimittelsymptomen.

Er hat vor allem die Aufgabe, diese Symptome 1. zu suchen, zu erforschen, zu sehen, zu verstehen, zu untersuchen 2. dabei die wertvollen zu erkennen und aufzuschreiben 3. und dann nur die qualitativen für die AM-Wahl zu verwenden

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 30

Es kann und darf uns bei der Wahl eines Arzneimittels, das wir zur Therapie einsetzen wollen, nicht gleichgültig sein, ob der Patient

Groß / klein, dick / dünn, kräftig / schwach, hungrig / appetitlos, nervös / lethargisch, neugierig / interesselos usw. ....

zugänglich / abweisend, aggressiv liebesbedürftig / aggressiv Denn gerade diese Eigenschaften sind ja letztlich die eigentlichen Grundlagen und

Ursachen für seine Individualität und charakterisieren das Individuum im Besonderen

Wir erfüllen das Gesetz der Homöopathie nur dann, wenn wir alle Arten von Symptomen zur Kenntnis nehmen und dann davon die wertvollsten zur Mittelwahl heranziehen.

Die homöopathische Anamnese führt also nicht zu einer Krankheitsdiagnose, sondern immer zu einer Arzneimitteldiagnose.

Die Homöopathie behandelt

nicht die Krankheit, nicht den Namen der Krankheit,

nicht einzelne Symptome,

sondern immer nur

das erkrankte Individuum in seiner Charakteristik in seiner Gesamtheit,

als individuelles Bild des Krankseins.

Alle wertvollen Symptome nehmen bei der Arzneifindung eine Ausnahmestellung ein Dazu gehören: § 153: auffallend, sonderlichen, charakteristischen,

ins Auge springenden

Allgemeinsymptome: Gemütssymptome, Leibsymptome, Sex … Leitsymptome + Schlüsselsymptome … Ursächliche Symptome: Causa, Äthiologie Modalitäten Verlangen / Abneigungen Vollständiges Lokalsymptom

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 31

Ad 4) die ARZNEI

Die Herstellung homöopathischer Arzneimittel ist in Österreich und Deutschland gesetzlich und wird durch das homöopathische Arzneibuch (HAB) vorgegeben. Die Vorschriften zur Herstellung dieser Arzneien gehen weitgehend auf die genauen Anweisungen Hahnemanns zurück, wenngleich doch die neuen Arzneimittelgesetz-Bestimmungen berücksichtigt werden müssen. Die Arzneigrundstoffe werden also nach ganz genau festgelegten Verfahrensregeln zur gebrauchsfertigen, homöopathischen Arznei weiter verarbeitet.

A u s g a n g : In der Regel verwenden wir in der Homöopathie die gleichen Stoffe wie in der klassischen Medizin aus

dem Pflanzenreich, dem Tierreich oder dem Mineralreich, Metallen und Chemikalien

Aus frischen Pflanzen und Drogen werden nach dem HAB durch Auszug oder Lösung die URTINKTUREN hergestellt.

Die Ausgangsstoffe aus dem Mineralreich und den Chemikalien nennt man URSTOFFE.

Urtinkturen und Urstoffe sind also das Ausgangsmaterial für die spezif. Aufbereitung der homöopathischen Arzneimittel.

Welche Verdünnungsmittel werden verwendet?

Urtinkturen werden mit verdünntem Weingeist stufenweise verdünnt

UND rhythmisch verschüttelt,

Urstoffe werden mit Milchzucker stufenweise verdünnt und verrieben.

Merke Durch den Potenzierungsvorgang werden einerseits an sich kraftlose Substanzen zu hochkräftigen Arzneien und andererseits starke Giftstoffe zu gefahrlos anzuwendenden Heilmitteln.

Merke Homöopathische Arzneien sind krankmachende Potenzen Sie erzeugen die künstlichen Krankheiten

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 32

NOSODEN Sind ebenfalls homöopathische Arzneien. Nosoden sind potenzierte Krankheitsstoffe! Ausgangsprodukte der Nosoden sind Mikrobenkulturen, pathologische Exkrete und Sekrete oder infiziertes Gewebe. Die Verarbeitung erfolgt nach den Vorschriften des HAB. Das homöopath. Arzneibuch definiert Nosoden als „Zubereitungen aus Krankheitsprodukten von Mensch und Tier, aus Krankheitserregern oder deren Stoffwechselprodukten oder aus Zersetzungsprodukten tierischer Organe“ Im letzten Sommer habe ich in einer Zeitschrift einen auch für mich sehr interessanten Hinweis bezüglich Nosoden gelesen: Konstantin Hering, ein Schüler von Hahnemann, hat bei seinem Aufenthalt in Südamerika 1828 das Gift der Buschmeisterschlange, LACHESIS MUTA geprüft. Als Prüfungssymptom von Lachesis blieb Hering sein Leben lang die

Berührungsempfindlichkeit am Hals. Er konnte keine Krawatten mehr tragen.

Bei dieser Prüfung soll ihm auch die Idee gekommen sein,

Krankheitsprodukte als Ausgangsstoff für Arzneien zu verwenden. So prüfte er das „Wuthgift“, den Speichel eines tollwütigen Hundes und

benannte diese Arznei LYSSINUM, auch bekannt unter HYDROPHOBIUM. Er prüft auch den „Krätzstoff“, das Sekret aus einem Hautbläschen der

Krätze, der Skabies, heute bekannt unter dem Namen PSORINUM.

Ausgangsmaterialien für die Nosoden sind Krankheitsprodukte, die aus Mikrobenkulturen, Viren, Fäulnisprodukten oder aus patholog. oder nicht patholog. Sekreten oder Exkreten, sowohl aus menschlicher als auch aus tierischer Herkunft gewonnen werden und die dann steril als potenzierte Arzneimittel eingesetzt werden.

Gemäß dem EHAB Bd 11 sind alle vermehrungsfähigen Keime durch Dampfsterilisation im Autoklaven abzutöten. Ev. vorhandene Pyrogene werden durch den Potenzierungs-vorgang so weit verringert, dass sie keine schädlichen Nebenwirkungen mehr auslösen können.

Mit der Herstellung dieser Arzneien aus Krankheitsprodukten wurden die

NOSODEN ein wichtiger und fester Bestandteil der Materia media, des homöopathischen Arzneischatzes.

Der fundamentale Unterschied zum allopathischen Impfen liegt darin, dass die Nosoden durch die Potenzierung veredelt werden und deshalb nicht mehr auf der materiellen Ebene wirken, sondern als informative Energiekörper verfeinert wurden.

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 33

Nosoden werden auch zusammen mit passenden homöopath. AMM gegeben, die je nach Beschaffenheit noch in geschädigte Zell – oder anderen Stoffwechselvorgängen eingreifen können oder auch noch einen gestörten Hormon- bzw. Mineralhaushalt ordnen helfen können.

Durch Nosoden wird noch eine bessere Ausleitung schädigender Toxine ermöglicht.

Nosoden werden besonders dann bei Krankheitsfällen eingesetzt, wenn der Heilungsprozess trotz gut gewählter und wahlanzeigender Arzneimittel nicht mehr weitergeht, keine Reaktion zeigt, weil die gewählten AMM nicht tief genug wirken.

Nosoden werden als Reaktionsmittel eingesetzt: Psor, Med, Tub, Lues, Sulf, Zinc,

Eine entsprechende Nosode öffnet dabei den verworrenen Fall und wir können wieder ein klares Bild erkennen,

dessen Symptome uns dann zum wahren Arzneimittel führen.

Reaktionsmittel sind Arzneimittel (z.B.: Sulf, Zinc, Nosoden, Psor, Med, Tub, Lues), die einen verworrenen Fall wieder öffnen können = einen Fall mit nur sehr undeutlichen oder fast keinen, verwendbaren Symptomen für ein tiefgreifendes Arzneimittel (meist Folge von Unterdrückung mit allopathischen oder/ aber auch mit homöopathischen Medikamenten oder durch Einsatz von zu vielen nicht angezeigten, homöopath. Arzneimittel in Hochpotenzen). Mit dem Öffnen des Falles bekommt man wieder ein klares und deutliches Bild der Beschwerden, und damit entsprechende Hinweise, die zum wahren Arzneimittel führen.

Bei allen Nosoden – die sowohl beim Menschen als auch bei unseren Tieren eingesetzt werden - ist es notwendig, zweckmäßig und bes. wichtig, dass man sich einerseits mit der zugrunde liegenden Krankheit der Nosode vertraut macht und so andererseits auch wichtige Informationen über die verwendete Ausgangssubstanz erhält.

Anschließend soll man sich auch über die klinischen Symptome der Krankheit informieren und dann das so gewonnene und wieder aufgefrischte klinische Wissen mit der Materia Medica, Ergebnissen von Arzneimittelprüfungen und / oder Rep- Rubriken zu ergänzen.

Einige, immer wieder eingesetzte Nosoden sind bereits zu eigenständigen Arzneimittelbildern „aufgestiegen“,

wie z.B.: TUB, MED, LUES Erbnosoden CARC, PSOR, MALANDRINUM ...

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 34

P o t e n z i e r e n : (Dynamisieren, Arzneikraftentwicklung) Darunter verstehen wir das schrittweise Verdünnen UND das rhythmische Verschütteln bzw. Verreiben.

Merke: Potenzieren ist EIN VORGANG !!

Beim Arznei Potenzieren - Hahnemann spricht vom VERGEISTIGEN DER ARZNEI –

ALSO beim Verdünnen und Verschütteln, werden die Arzneiinformationen von ihrem Körper, d.h. von ihrer Materie, immer mehr und mehr stufenweise getrennt, so dass ihre Informationen immer reiner und klarer werden, während der materielle Anteil immer weniger wird. . Die Kraft nimmt zu, während die Materie abnimmt! Durch das Potenzieren – dieser an sich sehr einfachen Bearbeitung – werden die in ihrem rohen Zustand verborgenen und gleichsam schlafenden Kräfte bis zum Unglaublichen entwickelt und zur Tätigkeit geweckt.

Merke: POTENZ heisst KRAFT !!! Potenzieren ist Arzneikraftentwicklung

Die Gegner der Homöopathie können oder wollen einfach nicht verstehen, wie aus einer rohen Materie, einer rohen Substanz, einem Urstoff, aus einem nicht aufgeschlossenen Zustand, sich über den Weg der Potenzierung eine „tatsächliche Umwandlung“ vollzieht, d. h. sozusagen eine „neue Schöpfung“ vollziehen kann und die dann darüber hinaus auch noch eine „gewaltige Arznei“ sein soll!

Wir wissen bereits, dass es sich bei diesem Vorgang nicht nur um eine bloße Verdünnung handelt – und das kann man leider den Gegnern der Homöopathie nicht

oft genug sagen – sondern, dass es ein Verschüttelungsvorgang ist, bei dem offensichtlich etwas neu geschaffen wird, etwas entmaterialisiert wird.

Bei diesem Verschüttelungsvorgang entsteht eine geistartige Substanz! Diese geistartige Substanz existiert wirklich. Wir wissen ihre Wirkung aus der täglichen, homöopathischen Praxis.

Das Kochsalz ist sicher eines der umstrittensten AMM der MM, weil wir es ja täglich mit unserer Nahrung aufnehmen, wie die Gegner immer wieder spöttisch anführen. NAT-M ist daher für die Gegner der Homöopathie nicht nur nicht einleuchtend,

sondern auch nicht verständlich. Sie können und wollen es einfach nicht verstehen, dass der Mensch, der das Kochsalz ja in großen Mengen mit der Nahrung täglich aufnimmt und sogar ohne Kochsalz nicht leben kann, trotz dieser großen Salzaufnahme nicht gesund werden kann.

Auf der anderen Seite soll man aber dann von demselben Salz, wenn es „verdünnt“ ist, gesund werden, obwohl mit keiner wissenschaftlichen Methode auch nur die geringste Spur von einem Salzmolekül nachzuweisen ist.

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 35

Auch Dr. Burnett, ein Schüler von J.H. ALLEN, hatte ursprünglich auch keine große Achtung von Nat-m als Heilmittel. Auch er argumentierte damals, so wie heute auch noch von den Gegnern argumentiert wird:

„Wie kann ein vernünftiger Mensch glauben, dass dieses gewöhnliche Gewürz irgendwelche Heilkräfte besitzen könnte, zumal ja bekannt ist, dass viele Menschen das Salz tagtäglich bei jeder Mahlzeit, in beträchtlichen Mengen verzehren, ohne offensichtliche, schädliche Folgen!“

Das potenzierte Salz aber beweist wiederum einmal mehr, dass man die Wirkung eines homöopathischen AMM nicht als stofflich-materiell anzusehen hat, sondern dass es sich bei den homöopathischen AMM um eine energetisch-astrale, d.h. eine energetisch-informelle Wirkung handelt.

Auf der anderen Seite wurde diese geistartige Substanz in den verschiedenen Zeiten von verschiedenen Kulturen verschieden benannt: Die Chinesen: „Qi“ Die Inder: „Prahna“ Die Griechen: „ Dynamis“ Die Römer: „Vis vitalis“

und Hahnemann spricht von der Lebenskraft

Kent sagt: Wir haben keine andere Heilkraft außer der Potenz, um Krankheiten zu heilen.

Hahnemann ist es durch das stufenweise Potenzieren gelungen, die nichtstoffliche Information einer Substanz von der stofflichen Hülle zu trennen und wieder auf einen Informationsträger zu binden.

Hahnemann erkannte auch, dass diese nichtstofflichen Informationen grundsätzlich den Stofflichen entgegengesetzt sind.

Ohne Ausgangsmolekühle und damit ohne materielle Komponente kann es aber auch keine Heilung geben.

Merke: In potenzierter Form verliert ein Arzneimittel zwar seinen toxikologischen und lokalen Effekt, gewinnt aber an allgemeiner Wirkung = sprich: dynamischer, energetischer Wirkung

Merke: Alfons Geukens: Homöopathie ist Energie, positive Energie, die mit dem richtigen Arzneimittel

und zum richtigen Zeitpunkt nie schaden kann

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 36

H e r s t e l l u n g s v e r f a h r e n : a) Einglasmethode b) Mehrglasmethode

V e r d ü n n u n g s s c h r i t t e :

a) 1:10 Dezimal - Potenzen

b) 1:100 Centesimal - Potenzen

c) 1: 50000 Quinquagintamillesimal

LM = römische Zahl für 50000

Einglasmethode:

KORSAKOW - POTENZEN

Ausgehend von einer C3 in 10ml Fläschchen ...ausleeren, es bleiben 2 Tropfen

hängen, auffüllen mit H20 / Alkohol und 100 x verschüttelt = K 1

ausleeren auffüllen mit Alkohol/Wasser Gemisch 100 x schütteln = K2

usw. usw. usw.

Diese Verschüttelungen werden maschinell durchgeführt!

Die Mehrglasmethode:

Die Herstellung und Verarbeitung der homöopathischen Medikamente ist im homöopathischen Arzneibuch (HAB) gesetzlich geregelt und richtet sich noch weitgehend nach den Anweisungen von Hahnemann. So werden auch die Ausgangssubstanzen (Urtinkturen und Urstoffe) nach den Vorschriften des Arzneigesetzbuches hergestellt.

Für jeden Potenzierungsvorgang muss ein eigenes Glas verwendet werden!

Potenzschritte dürfen nicht übersprungen werden Ausgehend von den Urtinkturen oder den Urstoffen

1 Teil Urtinktur + 9 Teile eines Alkohol/Wasser-Gemisches 10x verschütteln D1 1 Teil der D 1 + 9 Teile Lösungsmittel 10x verschütteln ergibt die D2 ......

1 Teil der C 1 + 99 Teile Alkohol/Wasser – Gemisches 10x verschütteln C 2 .......

LM – Potenzen siehe Organon § 270

Jede homöopathische Arznei hat einen

N a m e n: ARNIKA B u c h s t a b e n: D, C, LM, K = Verdünnungsschritt Z a h l: Wie oft der Potenzierungsvorgang durchgeführt wurde

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 37

Die potenzierte Arznei ist und war schon immer der Angriffspunkt der Gegner der Homöopathie, weil man immer wieder behauptet, dass in den hohen Verdünnungen nichts mehr an Wirkstoff enthalten ist, insbesonders bei den Verdünnungen über der Loschschmidt`schen Zahl, bzw. der Avogadro`schen Zahl, das ist über -22/-23. Denn ab dieser Zahl gibt es mathematisch und physikalisch nachweisbar KEINE Moleküle des Ausgangsmittels mehr und weil sie eben nicht nachweisbar sind, können diese „Verdünnungen“ natürlich auch nicht wirken. Daher, und so argumentieren die Gegner der Homöopathie weiter, ist eine Therapie mit diesen „verdünnten Arzneien“ bestenfalls eine P l a c e b o -Therapie oder S u g g e s t i o n s - Behandlung.

Dabei begehen die Gegner 2 große Denkfehler:

1. Sie sprechen immer wieder und nur von den V e r d ü n n u n g e n , von verdünnten Arzneien und nicht von der p o t e n z i e r t e n Arznei.

2. Sie gehen davon aus, dass auch die homöopathische Arzneien etwas M a t e r i e l l e s an sich haben müssten.

Wie sie aber bereits wissen, wird die homöopathische Arznei bei der Herstellung

nicht nur verdünnt, sondern verdünnt u n d rhythmisch verschüttelt, d.h.

sie wird potenziert oder dynamisiert.

Verdünnen und Verschütteln ist ein Vorgang, und erst das Gemeinsame

Verdünnen UND Verschütteln macht unsere Arznei wirkungsvoll.

Hahnemann hatte durch seine unzähligen Versuche erkannt, dass die Informationen aus dem Tierreich, dem Pflanzenreich oder dem Mineralienreich a l l e im Körperlichen gebunden sind und dass er durch seine spezielle Aufbereitungsform, der Dynamisation, dem Verdünnen und dem Verschütteln, die Informationen der Ausgangssubstanzen vom ihrem materiellen Körper stufenweise immer mehr und mehr

trennen und wieder auf einen Informationsträger binden konnte.

In unserem Fall: Alkohol/Wassergemisch bzw. Milchzucker. Je öfter er diesen Vorgang durchführte, desto reiner und klarer wurden die Informationen!!! und desto kleiner wurde der körperliche Anteil!

Merke: Aus der reinen Materie wird erst durch die entsprechende Bearbeitung eine geistartige Arznei.

Hahnemann spricht vom VERGEISTIGEN DER ARZNEI ! Prof. Detlefsen aus München spricht vom astralen Anteil der Arznei.

Je tiefer eine Arznei potenziert ist, umso mehr Materie und umso weniger Energie hat sie noch, umso ungenauer ist ihre Wirkung, um so mehr streut die Arznei, Je höher sie potenziert ist, umso genauer ist die Wirkung. (Schlüssel und Schloss, Schrot u. Kugel)

VR. Dr. Gerhard Kowald WS 2007 38

Merke:

Die potenzierten Arzneien sind NUR energetisch angereicherte

Informationen, die auf einen Informationsträger aufmoduliert werden.

( Alkohol / Wasser - Gemisch oder Milchzucker)

Damit ist es klar, dass alle Arzneien, die mit dieser spezifischen Technik hergestellt werden, energetische Informationen sind und keinen Anspruch auf irgend etwas Materielles erheben und daher auch nicht in ml/kgKgw oder mg/kg Kgw dosiert werden.

Hahnemann sinngemäß im § 270 des Organon: Wenn wir die Verdünnung des Mittels erhöhen, das heisst also die Dynamisierung erhöhen, verändert sich das Ausgangsmittel.

Es wird etwas anders.

Erlauben Sie mir bitte noch ganz kurz einen Hinweis auf die Ausführungen von Prof. Detlefsen aus München hinsichtlich der Information. Er sagt, wir müssen immer ganz genau unterscheiden zwischen

der INFORMATION und dem INFORMATIONSTRÄGER.

Die Information ist an Symbole gebunden: Zahlen, Buchstaben und Zeichen

Der Informationsträger ist alles Mögliche: Papier, Blech, Tonband, Chip.

Um nun eine Information wahrnehmen zu können, muss sie auf einen Informationsträger aufmoduliert sein.

Aber gerade diese aufmodulierte Informationen können wir z.Z. noch in keinem Labor der Welt nachweisen oder messen.

Ganz im Gegenteil, bis heute gehen noch alle Informationen der potenzierten Arznei verloren, wenn man sie einer physikalisch - chemischen Analyse ihrer atomaren Bestandteile unterzieht. Bis heute werden bei dieser Analyse immer nur die atomaren Bestandteile der

Informations - TRÄGERSUBSTANZ gefunden!!!

Und gerade das verstehen die Gegner nicht oder wollen es nicht verstehen und versteifen sich darauf, dass in den hoch potenzierten Arzneien keine Ausgangsmoleküle mehr nachweisbar sind und deshalb auch nicht wirksam sein können! Was man nicht nachweisen kann, kann ja nicht wirksam sein.

!!!!!!!!!!! Schallplatte mit Musik, teurer Chip !!!!!!!!!!!!!!

Bedenken wir immer wieder, dass eine C 30 im physikalisch-mathematischen Sinn einer Verdünnung entspricht 1 : 1 und 60 Nullen dazu!!!

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 39

Daher ist ja auch gar nicht richtig, dass wir von einer NV D30 oder einer Belladonna C 200 sprechen. Richtig wäre es, wenn wir sagen würden: Es handelt sich um die Information von NV in der 30. oder um die Information von Belladonna in der 200. Aufbereitung

Vorführen!

Was geschieht denn nun bei der homöopath. Arzneiherstellung?

Eine gültige, wissenschaftliche Erklärung darüber, was bei der Herstellung der Arznei, beim Potenzieren tatsächlich vor sich geht und welcher Natur die dabei ablaufenden physikalisch - energetischen Veränderungen und Kräfte sind und wie dann der Wirkungsmechanismus im Körper vor sich geht, liegt bis heute noch nicht vor.

Diese Tatsache lässt die Naturwissenschafter bis heute so standhaft an der potenzierten Arznei zweifeln.

Man nimmt aber an, dass es beim Verschütteln bzw. beim Verreiben zu einer besonderen, veränderten Verteilung der Arzneimoleküle im Lösungsmittel kommt und dass es an den spezifischen Berührungs- punkten wie Alkohol - Glas - Wasseroberfläche und Alkohol – Wasser -

Luftberührungspunkt zu einer besonderen Oberflächenverteilung der Moleküle kommt und dass durch die intensive Strömung bzw. Reibung an diesen Punkten eine Energieanreicherung stattfindet.

Wir sehen daraus sehr einsichtig, dass nicht das V e r d ü n n e n eine potenzierte Arznei ausmacht, sondern dass es der ENERGIEZUSCHUSS ist, der beim Verschütteln bzw. Verreiben entsteht und damit mit auf die Trägersubstanz mit aufmoduliert wird.

Potenzieren heisst ARZNEIKRAFT - ENTWICKLUNG !

Je öfter daher potenziert wird, wir wissen bereits verdünnt UND verschüttelt wird, umso höher wird der Energiezuschuss, um so nachhaltiger ist die Wirkung dieser Arznei. Man kann heute bereits diese an die an die Moleküle und später dann an die „Information“ angereicherte Energie photometrisch darstellen. Das ist heute kein Problem mehr, aber man kann bis heute mit den zur Verfügung stehenden Meßmethoden noch immer nicht die Information nachweisen. Die Homöopathen wissen sehr wohl, dass mit der potenzierten Arznei ein gezielter Arzneireiz auf das sensibilisierte Organ oder Organgewebe ausgeübt wird. Aber die letzte, wissenschaftliche Erklärung, das Wie, das Wo und das Warum diese „angereicherten Informationsenergie“ im Körper zur Wirkung kommt, fehlt bis heute noch.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 40

Weitere wichtige Säulen wären: 5. Vollständige und ausführliche Anamnese

6. Riechen ist ebenso wirksam wie einnehmen

7. Die Bedeutung der Geistes- und Gemütssymptome

8. Die Bedeutung der Causa, der auslösenden Ursachen bei sowohl akuten wie auch chron. Krankheiten

9. die klinische Diagnose ist nicht ausreichend

10. Gewürze und dergleichen sind krankmachende Stoffe 11. Die Einzelgabe

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 41

Der Begriff des KRANKSEINS in der Homöopathie

Schwierig und gar nicht so leicht nach der Universitätsausbildung zu verstehen! Bevor wir uns über den Begriff des Krankseins unterhalten, erlauben Sie mir bitte, dass ich Ihnen aus dem Brockhaus aus dem Jahre 1968 eine allgemein gültige Definition über die Gesundheit vorlese:

„Gesundheit ist der Zustand völligen, körperlichen, geistig - seelischen und sozialen und beruflichen Wohlbefindens, für dessen Höchstmaß jeder Mensch seine eigene Norm hat.“ Gesundheit ist daher nicht nur die Abwesenheit von Krankheit!

Im Pschyrembel wird die Gesundheit noch durch das berufliche Wohlbefinden ergänzt.

Gesundheit ist ein Zustand der Harmonie zwischen den Teilen des Körpers. Die Lebenskraft ist jene treibende Kraft im Körper, die diesen Zustand der Ausgewogenheit im gesunden Organismus aufrechterhält.

Für Hahnemann ist der Mensch eine dreidimensionale Einheit, die aus 3 Ebenen besteht:

1.) die mentale oder geistige Ebene: 2.) die emotionale oder gefühlsmäßige Ebene

3.) die physische oder körperliche Ebene Das Maß der Gesundheit ist die schöpferische Tätigkeit. Je kreativer, desto gesünder Besteht in allen Ebenen ein Gleichgewicht, ist der Organismus gesund! Ist aber das Gleichgewicht in einer der 3 Ebenen gestört, setzt Krankheit ein. Das Abwehrgefüge des Körpers reagiert sofort, um das gestörte Gleichgewicht wieder herzustellen Es entstehen die Symptome.

Die Symptome sind aber nicht die Krankheit selbst, sondern immer nur der Ausdruck einer Reaktion des Abwehrmechanismus

Krankheit ist der Zustand der Disharmonie, der Unausgewogenheit, der Verstimmung, die der Körper durch Befindensveränderungen oder Symptomen ausdrückt. Jeder Patient macht seine Krankheit auf seine ihm ganz eigene Art und Weise durch. Jeder Patient hat seine ihm ganz eigene, individuelle Krankheit.

Krankheit ist die Folge einer äußeren oder inneren Störung dieser personalen Ordnung, die sich dann in Zeichen, Befindensänderungen, Beschwerden und Symptomen offenbart.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 42

K r a n k h e i t : Organon § 6 Man kann sie nicht sehen, man kann nur die Veränderungen des Befindens,

des Leibes und der Seele in Form von Krankheitszeichen, als Abweichungen vom gesunden, ehemaligen Zustand sehen. Die Summe dieser wahrnehmbaren Krankheitszeichen repräsentiert die wahre und einzige denkbare Gestalt der Krankheit in ihrem ganzen Umfang.

Bitte lesen Sie im Organon die §§ 9 – 14 nach. § 9: „ ... Im gesunden Zustande des Menschen waltet die geistartige, den

materiellen Körper belebende Lebenskraft...“

§ 10: „ ... Der materielle Organismus ohne Lebenskraft ist keiner

Empfindung fähig...“

§11: „ ...Wenn der Mensch erkrankt, kann nur das verstimmte

Lebensprinzip dem Organismus die widrigen Empfindungen verleihen, was wir Krankheit nennen. Denn nur dieses unsichtbare Kraftwesen gibt sich durch seine Krankheitssymptome zu erkennen...“

§ 12: „ ...Nur die verstimmte Lebenskraft bringt die Krankheiten hervor...“

§ 13: „ ...Die Krankheit ist keineswegs als etwas vom lebenden

Organismus gesondertes, innerlich verborgenes Wesen zu betrachten...“

§ 14: „ ...Es gibt nichts krankhaftes Heilbare im Inneren des Menschen,

was sich nicht durch Krankheitszeichen und Symptome dem Arzt zu erkennen gäbe...“

KRANKSEIN und HOMÖOPATHIE

• OHNE Lebenskraft kein Leben • Lebenskraft = Energie; sie stellt sich in Form von Schwingungen dar. • Schwingt diese Kraft harmonisch = Gesundheit • Schwingt sie unharmonische = Krankheit

Jede Krankheit trifft den Menschen (Tier) immer in seiner Gesamtheit.

Die Homöopathie weiß, dass das Kranksein NICHT im Körperlichen liegt, sondern dass, wenn ein Organismus, ein Körper erkrankt ist,

Im Organon § 11 sagt Hahnemann: „... nur seine geistartige Lebenskraft (sein Lebensprinzip) ist innormal verstimmt..., ...und dass sie ihre Verstimmung nur durch die Krankheitssymptome zu erkennen gibt.“

Daher kann NUR durch die verstimmte Lebenskraft das Kranksein,

im Körperlichen dargestellt werden

kann die Krankheitssymptome und Befindensveränderungen,

. auf den Körper projizieren

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 43

Hahnemann hat auch gesagt, es gibt keine Krankheiten, sondern es gibt nur kranke Menschen oder Tiere.

Die Homöopathie sagt, dass die pathologische Symptomatologie von der Lebenskraft erzeugt wird.

Und diese pathologische Symptomatologie ist nichts anderes, als ein sinnvoller und sehr intelligenter Versuch des Organismus, der Lebenskraft, sein gestörtes Gleichgewicht wieder zu finden, das er durch irgendein körperliches oder seelisches Trauma oder einer sonstigen Belastung beeinträchtigt hat.

Die Lebenskraft setzt nach derartigen „Krankheitsreizen“ Anpassungs – und Korrekturprozesse in Gang, um diese Störung aufzuheben oder auszugleichen

Organon § 10: Der Körper ist nur die äußere Umhüllung des Bewusstseins! Der Körper ist nur der äußere, der materielle Anteil, ist nur die äußere Umhüllung der Lebenskraft. Der Körper ist nur der Schauplatz der Krankheit

Kranksein liegt nicht im Körperlichen!

Krankheit ist die verstimmte Lebenskraft Krankheit ist die innere Veränderung der Lebenskraft Krankheit ist das Ungleichgewicht der Lebenskraft!

Ist die unsichtbare, energetische Verzerrung der Lebenskraft, die eine Infektion mit pathologischen Bakterien erst durch diese Vorschädigung ermöglicht.

„Die im Organismus waltende, geistartige Lebenskraft ist krank!“

J.H. ALLEN schreibt dazu in seinem I. Band „Die chron. Krankheiten, die Miasmen“: Es ist also nicht der Körper, den wir zu heilen versuchen, es ist das verstimmte Leben oder das, was für den Körper sorgt, ihn erhält und belebt. Die Krankheit setzt dies außer Funktion!

Der Unterschied zum Gesunden besteht „NUR“ in einer Verstimmung der Lebenskraft, die sich dann in seinen persönlichen Symptomen im Körperlichen ausdrückt.

Das erkennen wir auch daran, dass Menschen mit der „gleichen Krankheit“ verschieden leiden und dass sie daher auch verschiedene Prognosen haben können.

(Halsweh, Ischias ...)

Hahnemann sagt uns in seinem Organon ganz genau, dass NICHT EIN ORGAN KRANK IST , NICHT DER KÖRPER KRANK IST , sondern die Lebenskraft. Der Körper NUR der SCHAUPLATZ , auf dem sich das Kranksein zeigt und darstellt.

Das Kranksein zeigt sich daher am Körper als Symptom. Die innere Krankheit drückt sich immer in der Gesamtheit ihrer Symptome aus.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 44

Merke

Die Krankheit ist nicht eine lokale Störung, sondern Krankheit bedeutet, dass es sich um eine Störung des gesamten Organismus handelt.

Das Symptomenbild der Krankheit ist aber nicht das eigentliche Wesen der Krankheit, sondern nur der äußere Ausdruck der inneren Störung.

Das Kranksein, mit all seinen Veränderungen und Varianten, findet immer NUR im BEWUSSTSEIN statt.

Die innere, geistartige Lebenskraft ist erkrankt.

Merke

Daher sind auch die homöopathischen, potenzierten Arzneien IMMER NUR INFORMATIONEN und nichts MATERIELLES.

Nach der homöopathischen Lehre werden die Krankheiten nicht durch Viren, Bakterien, Myogawanellen … ausgelöst, sondern durch

seelische Disharmonien oder klimatische Faktoren oder durch ein krankes Terrain durch ausschweifenden Lebenswandel.

Das heisst aber nicht und schließt auch nicht aus, dass bei bestimmten Krankheiten Viren und Bakterien vermehrt auftreten und dass in diesen Situationen auch Antibiotika eingesetzt werden müssen. Die Homöopathie lehrt, dass das Ziel der homöopath. Behandlung eines Kranken immer die „Heilung“ ist. Alle anderen medikamentösen Behandlungsmethoden sind hingegen nur gegen „Krankheitssymptome“ gerichtet und verfehlen also somit den homöopathischen Ansatz.

Heilung im Sinne der Homöopathie bedeutet daher nicht die

Beseitigung von lästigen Symptomen, sondern HEILUNG in der Homöopathie ist die Wiederherstellung des Zustandes VOR der Krankheit.

Die perfekte Heilung besteht in der Wiederherstellung der Gesundheit und die soll sanft, schnell und dauerhaft sein. (Organon § 2)

Mit diesen „Grundsätzen“ unterscheidet sich die homöopathische Heillehre von

allen anderen Heillehren bzw. Heilverfahren.

Deshalb darf sie auch mit ihnen nicht verwechselt werden.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 45

Nach der homöopathischen Lehre kann eine Heilung durch homöopathische Arzneien nur dann erreicht werden, wenn sich die Behandlung nach den Grundsätzen der Ähnlichkeitsregel, des Ähnlichkeitsgesetzes, der Hering’schen Regeln richtet.

So sind auch Homöopathie und Naturheilverfahren zwei völlig unterschiedliche Behandlungen. Die Voraussetzungen für die Heilung eines Kranken nach diesem Naturgesetz

(Ähnlichkeitsgesetz) werden nur dann erfüllt, wenn ein geprüftes und damit

bekanntes Arzneimittel nur dann verordnet wird, wenn das Krankheitsbild des

Patienten (= Wesensart des Kranken) mit dem Arzneimittelbild (= Wesensart

des Arzneimittels) übereinstimmt.

D.h., Krankheitsbild und Arzneimittelprüfungsbild müssen einander ähnlich sein.

Organon § 17: „ ... der Heilkünstler hat bloß den Inbegriff der Symptome weg zu

nehmen und damit die innere, krankhafte Verstimmung der Lebenskraft. Die vernichtete Krankheit ist die hergestellte Gesundheit, das höchste und einzige Ziel des Arztes...“ Die Homöopathie ist nichts Mechanisches. Die Homöopathie ist nichts Materielles. Die Homöopathie ist eine Kunst. Homöopathie heisst HEILEN LERNEN

Es ist die Kunst der Beobachtung und es ist die Kunst des Verständnisses des Prozesses der KRANKHEIT,

die in einem Menschen oder einem Tier vor sich geht,

Hahnemann hat mit seiner Homöopathie den Grundstein für die ganzheitliche Behandlung in der Geschichte der Medizin gelegt.

Hahnemann war der erste, der den Geist mit dem Körper verband, er war der erste, der sagte, dass Krankheit eine Erkrankung des Ganzen ist und nicht des Teiles er war erste, der sagte, dass die Behandlung der Haut alleine eine Unterdrückung ist

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 46

Im Organon §§ 72 – 78 unterscheidet Hahnemann zwischen den akuten und den chronischen Krankheiten.

A k u t e Krankheiten:

schnell verlaufende Krankheitsprozesse einer verstimmten Lebenskraft, die mehr oder weniger lang andauern und die mit oder ohne Hilfe des Arztes

von selbst wieder ausheilen. Sie befallen entweder einzelne Personen oder Menschengruppen und können endemischen oder auch epidemischen Charakter annehmen. z.B.: Angstzustände, Augenentzündungen, Insektenstiche, Durchfall, Erbrechen, Reisekrankheit, Sonnenbrand, Distorsionen, Hämatome …

ENDEMISCH: Dauerverseuchung eines Gebietes

Ständiges Vorhandensein empfänglicher Personen notwendig

EPIDEMISCH: Gehäuftes Auftreten einer Infektionskrankheit in örtlicher und

zeitlicher Begrenzung

Die akuten Krankheiten enden von selbst oder enden letal und hinterlassen keine

Folgeerscheinungen.

Kennzeichen akuter Krankheiten sind

einerseits die Selbstheilungstendenz

andererseits der letale Ausgang! Hinterlassen keine Folgeerscheinungen

AKUTE Krankheiten zeigen immer die Tendenz, von selbst wieder gesund zu werden.

Sie benötigen häufigere Arzneigaben!

C h r o n i s c h e Krankheiten:

Krankheiten, die oft durch kleine, oft unbemerkte Anfänge den Organismus, die Lebenskraft belasten - jede auf ihre eigene Weise- und ihn so allmählich immer mehr

und mehr vom gesunden Zustand entfernen. Diese Belastungen können aus eigener Kraft vom Lebensprinzip nicht überwunden oder ausgelöscht werden und schreiten ständig zentralwärts vor, bis zur endgültigen Zerstörung und Vernichtung des Organismus.

Typisch für chron. Krankheiten sind wiederkehrenden, erfolglosen Anstrengungen des Organismus, der Lebenskraft die Gesundheit wieder herzustellen. Chron. Krankheiten entwickeln ihre Symptome langsam: über Wochen, Monate, Jahre. Sie scheinen oft geheilt, wir sprechen von der Latenz (Schlummerzustand) einer chron. Krankheit, aber sie kommen in abgeänderter Gestalt mit neuen Symptomen wieder.

Die chronischen Krankheiten sie sind beharrlich und ausdauernd, nehmen ein Leben lang zu

und können durch eigene Kräfte nicht überwunden werden. Chron. Krankheiten verlaufen immer schleichend, Viele Symptome sind unauffällig, noch wenig ausgeprägt. Benötigen seltene Gaben!

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 47

Und das führt und zur Konstitution Der Begriff Konstitution wird von verschiedenen Autoren unterschiedlich formuliert.

Dorcsi: Konstitution ist die angeborene und erworbene geistig- seelische- körperliche Verfassung.

Konstitution ist die angeborene und erworbene Anpassungs –und Regulationsweise eines Individuums.

Weiter sagt Dorcsi über die Konstitution: Jedes Individuum hat seine eigene geistig – seelische und körperliche Verfassung, die sich aus den angeborenen und erworbenen Strukturen und den Regulations – und Steuerungsrichtungen zusammensetzt und uns schließlich in der Anpassung - und Regulationsweise wieder entgegentritt. (= Konstitution) Die Konstitution ist das Sichtbare, die Erscheinung, in der uns die Person entgegentritt und in der wir sie erkennen können.

Konstitution ist das VERMÖGEN der GESUNDHEIT

Konstitution ist die SUMME ALLER HERVORSTECHENDEN

GEISTIGEN, SEELISCHEN, KÖRPERLICHEN MERKMALE

Konstitution ist die Zusammenstellung der körperlichen und geistigen

Grund - ANLAGEN

Diese ANLAGEN können erwünscht oder unerwünscht

Vorteilhaft oder nachteilig sein, je nachdem, von

welchem Standpunkt aus sie beurteilt werden.

Die Homöopathie moralisiert nicht, sondern betrachtet die Anlagen und

Eigenschaften wertfrei, als Phänomene und zuverlässige Kennzeichen.

Konstitution nach Krüger bedeutet Beständigkeit und Unbeständigkeit von der Tagesform.

Köhler:

Konstitution ist die ANGEBORENE und ERWORBENE GEISTIGE,

SEELISCHE, KÖRPERLICHE VERFASSUNG EINES

INDIVIDUUMS:

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 48

DIE VERFASSUNG = charakt., individuell ausgeprägten Krankheitssymptome

Die Verfassung ist wiederum erkennbar :

1.) am KÖRPERBAU = ÄUSSERE ERSCHEINUNG

oder die ANGEBORENEN od. ERWORBENEN VERHALTENSWEISEN und die GEWOHNHEITEN

2.) ist erkennbar an der SEELISCHEN–GEISTIGEN GRUNDSTIMMUNG

3.) und ist erkennbar an den REAKTIONSWEISEN auf INNERE und ÄUSSERE BELASTUNGEN

Die Konstitution ist das Charakteristische eines Individuums,

ist seine Persönlichkeit:

Seine Haltung

Seine Größe, seine Dicke

Seine Haut – und Hautfarbe

Sein Temperament, seine Empfindungen, seine Ängste …

K o n s t i t u t i o n s m i t t e l

Konstitutionsmittel Darunter verstehen wir jene AM, die aufgrund von Temperament, Verhalten, Charakter und allgemeinen Reaktionen des Patienten und auch auf Grund seiner lokalen Symptome der Erkrankung verordnet werden.

Konstitutionsmittel sind alle jene AMM der MM, die gut geprüft sind, tief wirken und

die über viele Jahre wirken und dabei verschiedene Arten von Krankheiten heilen.

Das Konstitutionsmittel erfasst die gesamte Persönlichkeit des Patienten mit all seinen Ängsten, seinem Kummer und seinen emotionalen Reaktionen gegenüber Menschen und Tieren

all seinen Befindensveränderungen und Phänomenen,

in seinem Verhalten, erfasst auch

all seine Reaktionsweisen gegenüber dem Menschen und seinen Artgenossen

seiner Umwelt und erfasst auch

all seine pathologischen Symptome.

Konstitutionsmittel sind bei unseren Tieren zu erkennen, aber man muss dabei

immer beachten, dass man sich nicht nur am Krankheitssymptom oder

am Namen der Krankheit orientiert, sondern, dass man versucht,

den Patienten immer als Ganzes zu betrachten und vor allen,

dass man die Tiere in ihrer individuellen, momentanen Charakteristik und

Symptomatik erkennt und versteht. Häufig werden es in der Praxis die sog. großen Polychreste sein.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 49

Es sind sehr gut geprüfte, viel wirkende AMM, mit einem weit gefächerten Wirkungsspektrum. Sie vermögen sehr tief in einen Krankheitsprozess einzudringen

Damit ergibt sich, dass es ein überschaubarer Kreis von Mitteln bleibt, der auch immer wieder seine Zuständigkeit unter Beweis stellt.

Es ist daher sehr wichtig, dass wir diese großen Polychreste kennen, das

heisst, immer wieder studieren und damit die notwendige Voraussetzung für eine gute konstitutionelle Verschreibung schaffen

Konstitutionell bedeutet also, tief in den Kern der Sache vorzudringen

Wenn das gewählte Arzneimittel den Kern trifft, wird es wirken!

Das Konstitutionsmittel als oft benutzter Begriff ist sicherlich eine unpräzise Bezeichnung. Richtiger und besser wäre es, wenn wir von einem „konstitutionell gewählten Mittel“ sprechen würden.

Merke Konstitutionelle Symptome sind dauerhafte, chronische, historische Symptome!

Bei einer krankhaften Konstitution sind ALLE ZEICHEN und SYMPTOME wichtig.

Merke Konstitutionell gewählte Mittel sind alle jene AMM der MM, die gut geprüft sind und

tief wirken.

Daher kann es auch für die Wahl des Arzneimittels, das wir zur heilenden Therapie einsetzen wollen, nicht gleichgültig oder bedeutungslos sein,

ob das Individuum groß / klein, dick / dünn, kräftig / schwach, hungrig / appetitlos, nervös/lethargisch ist.

Wir könnten hier noch eine ganze Reihe von Gegensatzpaaren aufzählen.

Und gerade diese Eigenschaften sind ja die eigentlichen Grundlagen und Ursachen für die Individualität,

die das Individuum bestimmen und charakterisieren. Merke

Durch das Konstitutionsmittel bekommt der Patient sehr viel ENERGIE und kann damit tiefgreifende Beschwerden aus der Vergangenheit wieder produzieren, die – womit auch immer – einmal unterdrückt wurden und latent noch schlummern, Manchmal kann man sogar lebensbedrohliche Situationen auslösen.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 50

Merke Wenn wir über die Konstitution eines Individuums, eines Tieres und seiner charakteristischen Merkmale sprechen, dann muss man sich stets im Klaren sein, dass wir NIE ALLE MERKMALE, die einen Typus charakterisieren, an ein und demselben Tier vorfinden werden.

Merke Desgleichen ist es eine Seltenheit, dass ein Arzneimittel absolut ALLE SYMPTOME des Falles abdeckt!

Merke Wir finden auch graduelle Unterschiede bei ein und demselben Arzneimittel:

beim Großtier und Kleintier, ja ich will sogar noch weitergehen und sagen, wir finden bei einem Arzneimittel auch Unterschiede beim Jungtier und beim erwachsenen Tier.

K o n s t i t u t i o n s t y p Von einem Konstitutionstyp sprechen wir dann, wenn bereits am gesunden Tier durch

seine äußere, charakteristische Erscheinung (seinem Habitus) u n d

durch seine angeborenen Verhaltensweisen, s o w i e

durch seine individuellen Veränderungen im Krankheitsgeschehen,

das entsprechende, passende Arzneimittel erkennbar wird.

Der KONSTITUTIONSTYP entsteht in erster Linie durch seine Veranlagung und weniger durch die Prägung seines Umfeldes

Der K o n s t i t u t i o n s t y p zeichnet sich aber nicht nur dadurch aus, dass das passende Arzneimittel immer am gesunden Tier erkennbar bleibt. Zum Konstitutionstyp gehören auch die Krankheitserscheinungen, die beim zugehörigen Arzneimittelbild auftreten.

Das „ARZNEIMITTELBILD“ entsteht durch die Prüfung der Arznei, d.h., was viele Prüfer an sich selbst wahrnehmen bzw. beklagen, nachdem sie ein bestimmtes Arzneimittel eingenommen haben.

Das Charakteristische aus der Gesamtheit der Prüfungsbeschwerden entspricht dann der „Wesensart des Arzneimittels“

A r z n e i t y p

Von einem Arzneityp sprechen wir dann, wenn das äußere Erscheinungsbild

(Habitus) eines Patienten und sein Krankheitsbild deutliche Merkmale eines Arzneimittelbildes aufweisen.

Der A R Z N E I T Y P entsteht

durch seine Veranlagung u n d durch die Prägung von Umweltfaktoren,

wobei die Umwelteinflüsse dabei die größere Rolle spielen.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 51

„Papa, darf ich dich was fragen?“ „Selbstverständlich, Bub, frag mich nur!“ „Du Papa, was ist der Unterschied zwischen Erbanlagen und Umwelteinflüssen?“ „Ja, pass auf! Sieht das Baby dem Vater ähnlich, dann ist das eine Erbanlage Sieht das Baby aber dem Nachbar ähnlich, dann sind das Umwelteinflüsse!“

Noch weiter und tiefer in das Problem der Heilung führt uns dann die Betrachtung der Diathese oder Krankheitsbereitschaft, Krankheitsanfälligkeit.

Die Diathese ist die angeborene oder erworbene Organschwäche oder

Organminderwertigkeit und damit die angeborene oder erworbene Krankheitsbereitschaft oder die Tendenz des Prozesses.

Ortega: Diathese ist das Schicksal des Menschen

Bei den vorliegenden Krankheitsprozessen erkennen wir deutliche Zusammenhänge und auch Abhängigkeiten von der Konstitution.

Damit können wir die Diathese auch als die kranke Konstitution definieren. Es ist ein Merkmal des Menschen und des Tieres, dass es sich bei ihnen um Individuen handelt, also um Einzelwesen mit einzigartigen, einmaligen somatischen und psychischen Strukturen, wodurch sie sich unwiederholbar von den anderen Individuen unterscheiden.

Wir müssen daher im individuellen Krankheitsbild JENE Symptome erfahren, die TATSÄCHLICH nur AUSDRUCK des personellen, INDIVIDUELLEN GESCHEHENS sind.

Wir dürfen nur das vergleichen, was wirklich, was tatsächlich entspricht:

Die Symptome, die wir am Patienten feststellen können, müssen dann mit den Symptomen der Arzneimittelprüfung in Beziehung gesetzt werden.

Jeder Organismus ist anders und reagiert in seiner Lebenskraft auf Störungen in seiner ganz bestimmten individuellen Art und Weise.

Diese Symptome müssen aber auch den Arzneimittelprüfungen analog sein und der erkrankte Organismus muss dann aber auch noch mit Hilfe seiner Lebenskraft in der Lage sein, auf den gezielten Arzneireiz zu reagieren und zwar in einer voraus berechenbaren Art und Weise.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 52

In diesen unterschiedlichen, individuellen Symptomen und Modalitäten liegt der Schlüssel zum individuellen Arzneimittel, zum homöopathischen Heilmittel.

Daher merke den Grundsatz:

Die Homöopathie behandelt nicht die Krankheit oder einzelne Symptome, sondern immer nur das erkrankte Individuum in seiner Gesamtheit, als i n d i v i d u e l l e s B i l d d e s K r a n k s e i n s .

Dorcsi: Homöopathie ist eine Medizin der Person!

Hering schreibt: BEHANDLE DEN PATIENTEN UND NICHT DIE KRANKHEIT

Der Witz besser wäre das WICHTIGSTE bei der ganzen homöopathischen Heilkunst,

ist immer nur die Entscheidung, was sind die „recht ordentlichen und charakteristischen“

Symptome, Zeichen und Modalitäten eines Krankheitsfalles .

Merke: Das SIMILLIMUM ist jenes Arzneimittel, welches das Symptomenbild des Patienten am besten abdeckt ! Das SIMILLIMUM kann im Organismus eine so starke Reaktion auslösen, dass Harmonie wieder hergestellt wird. Diese wieder hergestellte Harmonie ist dann ihrerseits in der Lage, fast jeden vorliegenden, krankhaften Zustand auszulöschen.

Das grobstoffliche SIMILE kann hingegen nur einen kleinen Teil des Symptomenkomplexes hinweg nehmen und hinterlässt oft ein entstelltes Krankheitsbild, das dann viel schwieriger zu behandeln ist.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 53

Kurz ein paar einführende Worte zum Thema MIASMA!

Das MIASMA

Was verstehen wir unter einem Miasma:

Miasma leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet „Krätze“, aber auch

so viel wie „Befleckung“ oder „Schandfleck“ oder „Makel“ oder

„Verunreinigung“ der Lebenskraft!

Schon seit Hippokrates war „Miasma“ ein gebrauchter Ausdruck für krankmachende Stoffe, für krankmachende Ausdünstungen aus der Luft.

Hahnemann wählte das Wort „KRÄTZE“ und spielte damit auf eines der ältesten Miasmen der Menschheitsgeschichte an, nämlich auf die Aussatz- und Krätzeerkrankungen. Hahnemann wusste bereits, dass die normale Krätze von Milben hervorgerufen wird. Er schrieb bereits 1791: „Ich vermute nebst anderen einen lebendigen Stoff als Krankheitsursache.“

Die Milbe ist aber nicht der Anfang, sondern der Zustand VOR dem Erscheinen !!!!

Hahnemann wusste ebenfalls bereits, dass die Condylome der Gonorrhoe und die Geschwüre der Lues übertragbare Krankheiten waren, wenngleich er aber

den Begriff und die Beschreibung von Infektionserregern noch nicht kannte.

Weil Hahnemann den Begriff und die Beschreibung von Infektionserregern noch nicht kannte, wählte er deshalb en allgemeinen Begriff für

dieses unbekannte übertragende Agens, für diese dynamische Störung

den allgemeinen Begriff: Miasma.

Hahnemann sagte: „Ich nenne es PSORA, um einen allgemeinen Namen für dieses unbekannte übertragende Agens zu haben.“

Miasmen waren für Hahnemann stets übertragbare Krankheiten!

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 54

Einige Definitionen

Für Hahnemann war das MIASMA eine tiefere, krankmachende Schwäche im Menschen, die ihn für bestimmte Krankheiten anfällig macht.

Hahnemann definierte das MIASMA: Das chron. Miasma ist eine durch Ansteckung oder Erbschaft eingeprägte Krankheit.

Das MIASMA ist eine Schwäche des Organismus, welche die Tür zu einer Krankheit öffnet!

Das MIASMA ist eine krankhafte Beeinträchtigung der Lebenskraft

Das MIASMA ist eine Ordnungsstörung im Inneren des menschlichen Organismus.

Das MIASMA ist die krankmachende Anlage

Das MIASMA ist die Wurzel der Krankheit

MIASMEN werden ererbt oder erworben und hindern ein Lebewesen daran, sich selbst vollständig zu entfalten.

Das MIASMA ist immer ein krankhafter Zustand eines Individuums, ererbt oder erworben, der insbesondere durch wiederholte Unterdrückung vertieft, dauerhaft wird und unbehandelt den Kranken bis an sein Lebensende quält und belastet.

Chron. Miasmen sind die stellvertretende Verkörperung der inneren Krankheit

Das MIASMA IST IMMER EIN PATHOLOGISCHER ZUSTAND !!!

DAS CHRON. MIASMA IST VON ANFANG AN CHRONISCH !

Alle chron. Miasmen sind ansteckend !!

Die Spontanheilung eines chron. Miasmas ist nicht möglich.

Der Patient leidet bis zu seinem Tode an diesem Miasma.

Miasmen sind nichts anderes als

Verteidigungsmechanismen der Lebenskraft. Heilung eines CHRON: Miasma ist nur durch eine Kunstkrankheit möglich.

Mit einer entsprechende homöopath. Beeinflussung,

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 55

der entsprechenden, potenzierten Arznei,

einem Entgegentreten entsprechend den homöopathischen Gesetzen ist Heilung hingegen möglich!

Wir unterscheiden heute 5 Miasmen

Hahnemann fand 3 chron. Miasmen: Psora, Sykose und Syphilis Das GEMEINSAME dieser 3 großen Miasmen ist die Haut.

J.H. ALLEN nannte noch die Tuberkulinie Eine Verbindung von mehreren Miasmen: Psora mit der Syphilis Psora mit der Sykose Psora mit Sykose und Syphilis

Kanzerinie kam dazu und

Vakzinose

Hahnemann sagt uns in den §§ 76, 202 und 204 genau, was passiert, wenn man der Psora den Krätzeausschlag, der Sykosis die Feigwarze oder der Syphilis den Schanker durch örtliche Behandlung wegnimmt oder unterdrückt. Die in der Tiefe schlummernden chron. Krankheiten werden geweckt und kommen zum Ausbruch!!!

Die wichtigsten 8 Merkmale der chronischen Miasmen:

1. Sie nehmen immer mehr und mehr an Beschwerden zu und können ein Leben lang

durch eigene Kräfte nicht ausgelöscht werden. 2. Die Spontanheilung eines chron. Miasmas ist nicht möglich, 3. Chron. Miasmen sind von Anfang an chronisch ! 4. Das chron. Miasma ist immer ein pathologischer Zustand!!! 5. Jedes chron. Miasma hat seinen eigenen Typ und Charakter

6. Chron. Krankheiten entwickeln sich von außen nach innen Erste Erscheinungen auf der Haut Schleimhaut zu den lebenswichtigen

Organen.

7. Chron. Krankheiten verlaufen in Phasen und haben Latenzzeiten. Nach scheinbarer Heilung erscheinen sie in etwas abgeänderter Gestalt,

mit neuen Symptomen und oft mit einem Zuwachs an Beschwerden.

8. Die Heilung eines chron. Miasmas gelingt nur durch eine „Kunstheilung“

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 56

Wir unterscheiden heute 5 Miasmen

Bei dieser Einteilung gehen die Meinungen auseinander!

PSORA, das psorische MIASMA, Krätzeausschlag

Die Psora ist das weitaus ansteckendste Miasma unter den chron. Miasmen! Die PSORA ist das fundamentale Miasma, ist der Grundboden, der Nährboden auf dem die anderen Miasmen wachsen können. Die Psora ist grundlegende Ursache, die Urmutter für alle akuten und chronischen Krankheiten. Hahnemann nannte sie: „Die Hydra“ aller Krankheiten.

Heute verstehen wir unter PSORA ein GRUNDMIASMA, das nicht auf eine bestimmte Form des Hautausschlages beim Menschen beschränkt ist, sondern das der Urheber für funktionelle und pathologische Veränderungen im menschlichen Organismus ist.

Wir finden bei den psorischen Krankheiten Grundsätzlich funktionelle Beschwerden

Ein zumeist langsames Fortschreiten der Pathologie

Eine zumeist moderate bis ernsthafte Intensität

und eine gute Vitalität des Patienten

psorische Beschwerden lassen sich zumeist sehr schlecht unterdrücken Das Verhalten von psorischen Krankheiten kündigt sich immer an: Sie klopfen zuerst an und kommen erst dann durch die Tür. Bei psorischen Krankheiten ist man vorbereitet. In der Psora findet sich der trockene, juckende, „wollüstig kitzelnde“ zum Kratzen zwingende Hautausschlag. Hahnemann sagt, die Psora kann mit oder ohne Ausschlag, ja sogar ohne jegliche

andere Erscheinung bestehen, aber niemals ohne den Pruritus.

Das Grundthema der Psora sind Mangel – und Schwächezustände,

Hemmungen und

herab gesetzte Funktionen.

Die PSORA ist das ZUWENIG

In der Vorgeschichte des Patienten oder seiner Vorfahren findet man Hautausschläge, die unterdrückt wurden, die ihn nun für bestimmte Krankheiten anfällig macht.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 57

D.h.: Wird die psorische Phase irgendeinmal unterdrückt, wird die Krankheit in die nächst tiefere Ebene gedrückt, es entwickelt sich die Tuberkulinie und in der Folge die Sykose und Syphilis. .

Hauptmittel der Psora:

SULF, weil bei seiner Arzneiprüfung die Hauptwirkung auf der Haut erschien.

CALC-C, LYK, NAT-M, CUPR, ARG, PSOR …

SYKOSE, das sykotische MIASMA, Gonorrhoe

Die Sykose ist das hartnäckigste aller Miasmen!

Bei sykotischen Patienten lassen sich die psorischen Erscheinungen (wie z.B. Erkältungen), sehr schnell durch eine falsche Behandlung unterdrücken (egal ob allopathisch oder homöopathisch). Diese unterdrückten Erkrankungen zeigen sich sehr schnell in chron. Störungen, in unserem Fall als chron. Sinusitis und chron. Nasenverstopfung. Ist der Patient in der Sykose, bleiben die Erkrankungen für lange Zeit hartnäckig, trotz allopathischer Behandlung, bestehen.

Kennzeichen sykotischer Zustände Sie können schnell oder langsam sein, aber zumeist wenig Symptome

Strukturelle Veränderungen: Verdickungen, Schwellungen, Wachstum

Entwickeln sich langsam, versteckt, verborgen, täuschen

Werden oft spät entdeckt oder vermutet

Sie sind hartnäckig und träge

Lassen sich schwer unterdrücken

Sykotische Erkrankungen und Beschwerden kommen durch die Hintertür. Bevor man sie noch richtig wahrnimmt, haben sie sich schon ausgebreitet und werden oft nur zufällig entdeckt. Z.B.: Diabetes, langsam wachsende Tumore Die Sykose ist das „formgebende Miasma“,

In der Sykose finden sich produktive Hauterkrankungen wie: die blumenkohlartigen Auswüchse auf der Haut, Warzen, Kondylome, Papillome und der reichlichen Ausflüsse.

Das Grundthema der Sykose ist der Überschuss, die Übertreibung,

die Ausbreitung, die Wucherung und gesteigerte Funktionen

DIE SYKOSE ist das ZUVIEL In der Vorgeschichte des Patienten oder einer Vorfahren findet sich eine unterdrückte Gonorrhö, die ihn nun für bestimmte Krankheiten anfällig macht.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 58

Wir die Sykose unterdrückt, wir die syphilitische Ebene aktiviert

Hauptmittel der SYKOSE:

THUJA, MED, Nat-s, KALI-S, AC- NIT, RT, SABINA, CUPRESSUS, STAPH, BRY, PULS, CAST, SEP SYPHILIS, das syphilitische MIASMA, Lues, Schankerkrankheit

Die Syphilis ist das zerstörendste Miasma Merke: Die Syphilis ist die Mutter der Missbildungen!

Die Syphilis ist das Miasma der Zerstörung, der organischen Degeneration, der destruktiven, nicht juckenden Hauterkrankungen und der schmerzlosen Geschwüre Beim syphilitischen Patienten lassen sich psorische und sykotische Beschwerden sehr schnell und leicht unterdrücken und kommen sehr rasch in syphilitische Zustände.

Kennzeichen für syphilitische Zustände Schnelle Entwicklung und schneller Zerfall

Zerstörerische, destruktive Zustände

Viel Aktivität und Dynamik

Unordnung

Nicht vorhersagbare, widerspenstige Zustände Syphilitische Krankheiten kündigen sich nicht an, sondern brechen die Tür auf

.

Das Grundthema der Syphilis ist Zerstörung, Destruktion, Degeneration,

Gewebsuntergang, Dysfunktion, Entartung und Perversion

Syphilis ist Zerstörung

In der Vorgeschichte des Patienten oder einer Vorfahren findet sich eine unterdrückte Syphilis - Infektion, die ihn jetzt für bestimmte Krankheiten anfällig macht.

Mit der Syphilis durchschreitet der Organismus die letzte Erkrankungsebene als Zerstörungskrankheit. Jenseits dieser Ebene wartet nur mehr das Ende, außer die Lebenskraft ist noch in der Lage, der Destruktivität der Syphilis mit Hilfe einer Kunstkrankheit Einhalt zu bieten. Wenn das nicht gelingt, verstärkt sich die destruktive Kraft der Syphilis und zerstört innerhalb kurzer Zeit den Organismus.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 59

Hauptmittel der Syphilis : MERC-S, Mercur-Verbindungen, LUES, PHYT, CALC-FL, AUR, KALI-J, KALI-BI, SIL, FLUOR-AC

TUBERKULINIE, das tuberkuläre MIASMA

Die Tuberkulinie ist kein eigenständiges Miasma, sondern ein gemischtes Miasma. Die ursprüngliche, einfache Psora hat sich mit der Syphilis und / oder der Sykose oder auch in seltenen Fällen mit allen beiden verbunden. Sehr häufig sehen wir die Verbindung: Psora + Syphilis

Nach J.H. ALLEN, ist die Tuberkulinie eine vollkommene Verschmelzung von zwei Miasmen: Psora + Syphilis

ALLEN nannte die Tuberkulinie auch Pseudo-Psora oder falsche Psora

Wenn wir von der Tuberkulinie sprechen, dann bedeutet das immer nur das ererbte Miasma „TUBERKULINIE“ und nicht einen klinischen Tuberkulosebefall.

Das Grundthema der Tuberkulinie ist das Widersprüchliche, das Wechselhafte, das Unbeständige und Wandelnde der Symptome, das Periodische, das Launenhafte

Tuberkulinie ist Periodizität

In der Vorgeschichte des Patienten oder seiner Vorfahren findet sich eine Tuberkulose, die bestimmte Anfälligkeiten und eine bestimmte Gruppe von Krankheiten auslöst.

Wichtige Arzneien der Tuberkulinie:

TUB*, BAC* (Bacillinum Burnett) BCG – Nosode (Bacillus Calmette Guerain)

PHOS, CALC-P, SPONG

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 60

KANZERINIE, das Krebsmiasma

Das Krebsmiasma steht zwischen dem sykotischen und syphilitischen Miasma. Häufig wird das Krebsmiasma ausgelöst, wenn das sykotische Miasma mit einer festsitzenden Schwäche einem extremen Stress unterworfen ist, wo Leistung und Perfektion erwartet werden.

Wenn wir heute von der Kanzerinie sprechen, von der Krebsdiathese, dann verstehen wir darunter eine vererbte, hereditäre Kombination der Miasmen: Psor + Syk + Syph.

Dabei besteht von Geburt an eine dreimiasmatische Belastung mit der Disposition zu bes. schweren Krankheitsverläufen, vor allem zu Krebserkrankungen und alle anderen Erkrankungen, die sehr schwer heilbar sind.

Typ. für die Kanzerinie ist die Kombination von folgenden Beschwerden: a) Krebs in der Familie oder beim Patienten selbst b) Krankheitszeichen mehrerer Miasmen bereits in der Kindheit Tub: Otitiden, Husten, Pneumonien

Syk: Bildung neuer Tumore, Warzen, rezidiv. Fluor oder Zystitis, Red moles Syph: angeborene Fehlbildungen, Zahnfehlstellungen, Leistenbruch, Hodenhochstand

Zusammenbruch und Zerstörung

c) Auffällige Muttermale, Fibrome, Lipome, Basaliome, Hämangiome d) Herpes zoster e) untypischer Verlauf der Kinderkrankheiten Kinderkrankheiten im Erwachsenenalter

Hauptmittel der Kanzerinie: CARC und NIT-AC

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 61

Die VACZINOSE: die Impf-Pocke, Impfkrankheit

Unter Vakzinose verstehen wir eine erworbene, chronische, tiefsitzende, oft langandauernde, konstitutionelle Schädigung, also eine chron. Krankheit, die durch das Impfvirus hervorgerufen wird und die sich durch die

Unverträglichkeit einer Impfung oder

durch die Einspritzung von Fremdeiweiß entwickelt hat. (z.B. Bluttransfusionen, Desensibilisierungen, Seren-Therapien)

Der Begriff Vakzinose steht heute für alle Arten von Beschwerden nach Impfungen, auch wenn keine Impfreaktionen stattgefunden haben.

Burnett schreibt in seinem Büchlein, „Vakzinose und ihre Heilung mit Thuja“. dass die Vakzinose eine widerliche, pustulöse, künstliche Krankheit ist.

Clemens von Bönninghausen wird die Erkenntnis zugeschrieben, dass die Vakzinose eine eigenständige Kunstkrankheit ist, die durch die zahlreichen

Impfungen, bes. in der heutigen Zeit, entsteht. Die Vakzinose wird heute als sykotische Erkrankungsform definiert.

Das wichtigste Arzneimittel der Vakzinose ist THUJA

Merke: Die Vakzinose ist sehr häufig das hartnäckige Hindernis zur Heilung

Merke:

Wenn wir heute von Psora, Sykose, Syphilis oder Tuberkulinie sprechen, müssen wir immer bedenken, dass

die dargestellten Krankheitsbilder dieser Miasmen mit ihren klinischen Manifestationen und ihren Erkrankungen

(Krätze, GO, Lues, Tub, Krebs)

NICHT IDENTISCH sind,

sondern, dass diese klinischen Krankheitsbilder NUR MODELLCHARAKTER haben

für ÄHNLICH verlaufende Krankheiten.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 62

ABER WENDEN WIR UNS JETZT DER VETERINÄR - HOMÖOPATHIE ZU.

Es wird immer wieder gefragt, ob denn die Homöopathie auch beim Tier wirksam ist. Ich darf Ihnen ein Zitat von C. von B ö n n i n g h a u s e n er lebte von 1785 – 1864, vorlesen, das er 1863 in der AHZ über Tierheilungen geschrieben hat:

Zitat Anfang: „ Damit diese Versuche und Erfahrungen vollkommen rein und unzweifelhaft nichts mehr und nichts weniger als die Wahrheit aussprechen, jede Art von skeptischer Deutelei ausschließen und nirgends eine Handhabe darbieten, um die Erfolge sonstigen, etwa möglichen fremdartigen Einflüssen zuschreiben zu können, scheinen die T i e r h e i l u n g e n vor allen anderen die zweckmäßigsten und zuverlässigsten zu sein. Namentlich fallen hierbei alle mutmasslichen Einwirkungen der Einbildung und der Diät, welche so oft vorgeschoben werden, gänzlich fort, und sie übertreffen in letzter Hinsicht sehr weit die Heilungen k l e i n e r K i n d e r, welche jenen übrigens am Nächsten stehen dürften, indem Vieles von den

Einflüssen der Mütter oder der Ammen in das Reich der Fabeln gehört!“.

Auch H a h n e m a n n sprach dieses Thema einmal in einem Vortrag in Leipzig

an und schildert darin seine guten Erfahrungen mit der Homöopathie am Tier.

„Da nun das Tier nichts von der Verstellung weiß und, nicht wie der Mensch weder den Ausdruck des Schmerzes übertreibt, noch seine Gefühle verheimlicht oder Beschwerden lügt, welche nicht da sind, wie oft der Mensch durch Erziehung verdorben, in Sitten verderbt oder von Leidenschaften bald auf das, bald in jener Weise abgeändert tut, so fällt deutlich in die Augen, daß das, was das Tier von seiner Krankheit durch Symptome zeigt, wahrer Ausdruck des inneren Zustandes und reines, wahres Bild der Krankheit ist. Zudem stehen die Tiere in unserer Gewalt, sie müssen die Diät bei der Kur beachten, die wir ihnen vorschreiben, sie belügen uns nicht, sie täuschen uns nicht wie die Menschen, die heimlich Schädlichkeiten sich erlauben, von denen der Arzt nichts weiß. Die Tiere sind, mit einem Worte, durch die homöopathische Heilart ebenso s i c h e r und g e w i ß als die Menschen zu heilen.“. Zitat Ende.

Heute gibt es bereits über 100 AMPP am Tier, die zum Großteil von einem

französischen Tierarzt durchgeführt wurden.

Ebenso werden und wurden in England ständig AMPP am Tier vorgenommen.

Diese Prüfungsergebnisse am Tier unterscheiden sich nur wenig von denen am

Menschen.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 63

Natürlich fehlen beim Tier die feineren, subjektiven Befindensveränderungen und vor allen fehlt die große Gruppe der Empfindungssymptome.

Aber die objektiven, aussagekräftigen L e i t s y m p t o m e einer Arznei sind auch bei diesen AMPP am Tier in der gleichen Art, wie beim Menschen gegeben.

Das ist letztendlich auch der Grund, dass wir die Prüfungsergebnisse am gesunden Menschen sehr wohl und sehr gut auf das Tier übertragen können.

Ein anderes Mal verrät Hahnemann das Geheimnis des Therapieerfolges:

„Je mehr nun die krankhaften Symptome der gewählten Arznei den Symptomen des kranken

Tieres entsprechen, mit desto größerer Gewißheit und desto geschwinder und dauerhafter

wird des Tieres Krankheit dadurch geheilt, mit einer Gewißheit, die der mathematischen ganz

nahe kommt!“

...„ Das müßte nur ein unerfahrener und stumpfsinniger Beobachter sein, welcher leugnen

wollte, daß die Tiere nicht ebenso gut und ebenso gewiß die Symptome ihrer Krankheit

anzeigen als die Menschen.

Sie haben zwar keine Sprache, aber die Menge der bemerkbaren Veränderungen an ihrem

Äußeren, an ihrem Benehmen und der Verrichtung der natürlichen, der tierischen und der

Lebensfunktionen dient vollkommen statt der Sprache!“ Zitat Ende.

Der homöopathisch arbeitende Tierarzt wird und muß deshalb bemüht sein,

seinen Patienten ebenfalls nur in seiner Gesamtheit, also als Ganzes zu sehen.

Der Tierarzt muß sich voll und ganz u n d n u r auf die individuellen

Krankheitserscheinungen seines Patienten konzentrieren.

Diese Symptome und Befindensveränderungen werden für ihn zum Ausdruck

der Lebenskraft als heilsame Abwehrreaktion des Organismus.

Der Tierarzt muss den Besitzer eines Tieres gewissenhaft anhören und dann auch das Tier genau betrachten, ansehen und beobachten muss erkennen und verstehen, muss die individuellen Symptome und Veränderungen erfassen,

muss die gefundenen Veränderungen ordnen und bewerten und sich schließlich für die Arzneimitteldiagnose entscheiden.

Auch für uns in der Vet.-Med. gilt selbstverständlich auch der Grundsatz,

dass die Q u a l i t ä t der Symptome entscheidend ist und

nicht die Q u a n t i t ä t der Symptome.

Bei der Wahl des entsprechenden, heilenden Arzneimittels stehen daher

n i c h t die pathognomonischen Symptome und Veränderungen einer K r a n k h e i t im Vordergrund und nicht die Krankheitsdiagnose sondern,

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 64

der Tierarzt muss immer bemüht sein, dass er nur die individuellen

Besonderheiten und Auffälligkeiten in der Krankheit des Patienten und nur diese ins Auge fasst, weil nur damit

die Ähnlichkeit im homöopathischen Sinne gegeben ist.

Auch in der Veterinärmedizin ist das Um und Auf für eine homöopathische Therapie

mit Heilung des Patienten, die Erstellung einer exakten klinischen Krankheitsdiagnose und dann erst

die Erstellung der exakten, homöopathischen A r z n e i m i t t e l d i a g n o s e .

Auch der homöopathisch arbeitende Tierarzt muss wissen, WIE sich das Krankheitsbild

im Klinischen darstellt, muss so das INDIVIDUELLE, das CHARAKTERISTISCHE,

das SONDERLICHE am Krankheitsfall in der Abweichung vom Pathognomonischen

erkennen und muss natürlich auch die homöopathischen Arzneimittel in ihrer

charakteristischen Symptomatik differenzieren können.

Daher ist die klinische Diagnose bes. wichtig und notwendig 1) Pathognomonische Symptome sind wertlos:

Der Homöopath muss das klinische Krankheitsbild kennen, um die

Abweichungen vom Pathognomonischen im Individuellen zu erkennen!

2) Prognose des Krankheitsgeschehens und des Krankheitsverlaufes

3) Entscheidung welche Behandlungsmethode im Fall anzuwenden ist

Das Wesen der Homöopathie ist die

q u a l i t a t i v e E r f a s s u n g der Krankheitssymptome und nicht die q u a n t i t a t i v e . (Es kommt nicht auf die Anzahl der Symptome an, sondern auf deren Qualität und Aussagekraft!)

Im Vordergrund steht also das, was bei einer Erkrankung von besonderem Interesse ist und das ist das SONDERBARE AUFFALLENDE CHARAKTERISTISCHE EIGENTLICHE so wie es Hahnemann in seinem berühmtesten § / 153 formuliert hat. Was ist das Auffallende bei diesem Bild?

Verliert beim Husten die Zähne

Was ist auffallend ? Z.B.: Hohes Fieber und niedriger Puls: PYROG, Ech Durstlosigkeit bei hohem Fieber: APIS, GELS, SEP, PULS

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 65

keine Schmerzen, wo man sie eigentlich erwartet: OP, STRAM

Durstlosigkeit bei trockenem Mund: NUX-M, BRY, PULS Besserung der Schmerzen durch festen Druck: BRY, COLOC, MAG-M

Kein Fieber bei Infektionskrankheiten: CARC*

Brennende Magenschmerzen gebessert durch Essen: GRAPH

Vorweg genommen einen wichtigen Merksatz:

Je mehr Symptome zur Wahl des heilenden Arzneimittels verwendet werden, desto geringer ist seine Eigenart, desto geringer ist sein Wert!

Das Wesen der homöopathischen ARZNEIFINDUNG ist das ORDNEN und ZUORDNEN der festgestellten Symptome: Dieser Weg erfolgt über die homöopath. Anamnesetechnik. Ordnen, Bewerten der SYMPTOME und Arzneifindung später

Die Wirkungsrichtung der homöopathischen Arznei

Ganz allgemein können wir zur Wirkung einer homöopath. aufbereiteten Arznei sagen, dass sie ihre heilsame, regulative Körperreaktion

gerade in denjenigen Organen und Organsystemen auslöst, die sensibilisiert sind, d.h. erkrankt sind.

Im pathologisch veränderten Organismus besteht eine Hypersensibilität (Überempfindlichkeit) der Zellen bestimmter Organgewebe, die auf einen selektiven, spezifischen Reiz homöopathisch aufbereiteter Arzneistoffen reagieren.

Daher sprechen wir ja auch von einer spezifischen, regulativen Reiztherapie in der Homöopathie.

Dieser spezifische, gezielte Reiz unterstützt die oft mangelnden und

unzureichenden Selbstheilungsbestrebungen in milder und doch nachhaltiger Weise am richtigen Platz und dies ohne Zwang und ohne

Vergewaltigung der Natur. Der kranke Patient heilt sich selbst!

Die Wirkungsrichtung einer homöopathischen Arznei ist also gleich bzw. weitgehend ähnlich den Angriffspunkten einer natürlichen Krankheit.

Merksatz: Die homöopathische Arznei übt einen gezielten, spezifischen Reiz auf das von der Krankheit sensibilisierte Organ, Organsystem oder Gewebe aus.

Anders formuliert heisst das, dass in der entsprechenden homöopath. Dosis der gezielte, spezifische Arzneireiz in die Heilphase umschlägt, gleich der Umkehrwirkung und entsprechend der Ähnlichkeitsregel !

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 66

Durch das Entstehen einer ähnlichen, etwas stärkeren Krankheit,

einer Kunstkrankheit wird die vorhandene, natürliche Krankheit geheilt.

Merke Der kranke Körper nimmt nur das für ihn passende Arzneimittel als Heilstimulans an, auf ein falsch gewähltes reagiert er nicht und setzt

auch keine Schäden! (Beispiel: Verkehrsampel!, Radio …)

Ein paar Worte zu den „Schäden“ einer potenzierten Arznei.

Kann eine homöopath. Arznei Schäden verursachen?????? NEIN und JA !!!

Die homöopathischen Arzneien und ihre Dosierung sind im Allgemeinen UNSCHÄDLICH, NEBENWIRKUNGSFREI und RÜCKSTANDSFREI KEINE RESISTENZBILDUNG

Medikamentvergiftungen sind auf Grund der hohen Verdünnungen fast nicht möglich, wenngleich viele Ausgangsstoffe der Arzneien keineswegs so unschädlich sind: Z.B.: Schwermetalle: Quecksilber, Antimon, Blei

Arsen, Phosphor ...... Lachesis D6 : noch giftig für Vögel Tiergifte: Schlangen, Spinnen ... Suchtgifte: Cinnaberis, Opium D8... Im Arzneimittelbuch geregelt: Z.B.: OPIUM D8, ARS D3, Canabis LACHESIS D6

Kann man die homöopath. Arznei überdosieren? Nein und Ja! NEIN: Ein falsch gewähltes, potenziertes Arzneimittel setzt keine Schäden!

ABER Hahnemann sagt: dass „jede Potenz“ und „jede Arznei“ die Lebenskraft umstimmt und eine Befindensveränderung im Menschen auf längere oder kürzere Zeit verursacht. Die Lebenskraft ist bestrebt, sich zu widersetzen.

ARZNEIFINDUNG zu diesem Thema

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 67

Sie können 50, 100, 200 Tabletten oder Tropfen auf einmal nehmen und es wird weder ihnen noch einem Kind etwas passieren. Der gesetzte Arzneireiz wurde nur 1x durchgeführt.

JA: Wenn sie die Arznei in zu häufiger Folge verabreichen oder wenn der Patient auf die Arznei, die verabreicht wird bes. sensibel ist, dann kann es zu einer Arzneireaktion = AM-Prüfung kommen, die aber nach dem Absetzen in kurzer Zeit wieder abklingt.

Im Prinzip bei ordnungsgemäßer Dosierung nicht, aber es kann 1. E rs t ve r sc h l im m e ru n g der Arznei kann eintreten 2. Der He i l u ng sv e r l a u f kann gestört bis unheilbar werden,

wenn eine neue Arznei in den Heilungsverlauf gegeben wird, 3. Jede eingenommene potenzierte Arznei gibt der Lebenskraft

einen Impuls und löscht ein Symptom, bewusst oder unbewusst.

ABER verlöschen von Symptomen Nicht mehr Erkennen der Krankheit keine Heilung!

Wann sprechen wir eigentlich von einem homöopathisches Arzneimittel?

Ein homöopath. Arzneimittel ist noch lange nicht homöopathisch, nur weil

- es entsprechend dem EHAB hergestellt und potenziert wurde - ich eine potenzierte Arznei in meiner Apotheke habe

- ein Arzt, Tierarzt, Heilpraktiker oder irgend sonst wer diese Arznei verwendet und verordnet

- die Arzneidosis klein ist und entsprechend dem Ähnlichkeitsgesetz

gewählt wurde.

ES bleibt nur immer nur eine potenzierte Arznei!

Also, was ist dann ein homöopathisches Arzneimittel?

Potenzierte Arzneien werden nach den genauen Vorschriften und bestimmten Herstellungsverfahren Hahnemanns hergestellt. Diese einzigartige Herstellung der homöopath. Arzneien weicht durch den Potenzierungsvorgang von den ansonsten bekannten Herstellungsmethoden von Medikamenten ab.

Durch das schrittweise Potenzieren werden die durch die chemische Stofflichkeit bedingten Nebenwirkungen ausgeschaltet, aber im Gegenzug dazu werden die geistigen Wirkungen eines Arzneimittels entfaltet.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 68

Auf diese Frage gibt uns das Büchlein „Zur Theorie der Homöopathie, Kents Vorlesungen über Hahnemanns Organon“ erschöpfend Auskunft.

Ich darf zitieren:

„Das homöopathische Arzneimittel ist ein Mittel, das seine heilende Wirkung am Patienten bewies, nachdem es der Simileregel gemäß verschrieben worden war; wobei die Heilung in der richtigen Richtung, von oben nach unten, von innen nach außen, in der umgekehrten Reihenfolge des Auftretens der Symptome, vom lebenswichtigen zu weniger wichtigen Organ und vom oberflächlichen zum tiefen Miasma vor sich geht.“ Zitat Ende.

Die potenzierte Arznei wird also erst dann zur homöopath. Arznei, wenn wir sie entsprechend der Ähnlichkeitsregel eingesetzt haben und sie so ihre regulierende, heilende Wirkung entsprechend dem

Hering`schen Gesetz beweisen konnte.

Das heilende homöopathische Arzneimittel ist demnach nichts anderes als dasjenige Mittel, welches bei Verabreichung an den Patienten die Krankheit erzeugen kann, an der der Patient gerade leidet.

Die Erstverschlimmerung

Mit der Verabreichung eines homöopathischen AM wird im lebenden Organismus eine künstliche Arzneikrankheit ausgelöst, die der natürlichen Krankheit sehr ähnlich sein muss und auch etwas stärker sein muss als die bestehende natürliche Krankheit. Wenn diese beiden Krankheiten weitgehend übereinstimmen, kann Heilung erreicht werden.

Es kann gelegentlich passieren, dass sich Beschwerden, einzelne Symptome einer Krankheit oder aber auch Krankheitszustände bei einem Patienten kurz nach der Einnahme des verordneten homöopath. Arzneimittels verstärken und damit verschlimmern oder

dass sogar alte Symptome, die der Patient schon seit Jahren nicht mehr verspürt hat, für kurze Zeit wieder auftreten, um aber dann spontan und ohne eine neue Arznei wieder verschwinden. Das heißt nichts anderes, als dass diese alten Symptome nicht ausgeheilt, sondern nur unterdrückt waren

Das passiert meistens dann, wenn zwar das entsprechende, richtige AM verabreicht wurde, aber nicht die für den vorliegenden Fall passende

Potenz oder Dosis verschrieben wurde.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 69

Die Arzneigabe und ihre Potenz waren für die Lebenskraft zu tief, zu nieder gewählt oder der Patient war für das AM sensibilisiert! Die Arzneikrankheit ist zu stark aufgetreten und hat die bestehende,

natürliche Krankheit verstärkt.!

Merke die guten Zeichen Bei einer Heilreaktion kann es zu einer Verschlimmerung bestehender Beschwerden kommen, die aber normaler Weise nicht länger als 1 Woche andauern sollte. Ganz selten kann eine derartige Erstreaktion auch 2 - 3 – 4 Wochen anhalten. Dann muss es aber zu einer Verbesserung auf allen 3 Ebenen kommen. Emotionale – geistige Ebene Allgemeinbefinden Energiehaushalt

Schlafsituation, Appetit

Merke Eine gute Erstreaktion auf das Arzneimittel wird immer von einer Besserung auf den anderen Ebenen, sprich Allgemeinbefinden begleitet.

§ 157: Analog: „So gewiss es ist, dass ein homöopath. gewähltes Heilmittel ohne Erregung, neuer, bedeutender Beschwerden die AKUTE Krankheit ruhig aufhebt und vernichtet, so pflegt es doch auch – aber ebenfalls nur bei nicht gehörig verkleinerter Gabe - gleich nach der Einnahme in der ersten oder in den ersten Stunden eine ART KLEINER VERSCHLIMMERUNG zu bewirken, (bei zu großen Gaben aber mehrere Stunden dauernde) welche so viel Ähnlichkeit mit der ursprünglichen Krankheit hat, dass sie dem Kranken eine Verschlimmerung des eigenen Übels zu seyn scheint. Sie ist aber in der That nichts anderes als eine, das ursprüngliche Übel etwas an Stärke übersteigende, höchst ähnliche ARZNEIKRANKHEIT.“

§158: „Diese kleine homöopath. Verschlimmerung in den ersten Stunden, ist das Zeichen einer guten Vorbedeutung, und ist nicht selten, weil die Arzneikrankheit natürlich um etwas stärker sein muss als das zu heilende Übel, wenn sie letzteres auslöschen soll.“

In der Tiermedizin können derartige Erstreaktionen deutlich länger anhalten als nur wenige Stunden. Mehrere Tage bis 1 – 2 Wochen sind keine Seltenheit. Die Ursache ist darin zu sehen, dass chron. Beschwerden vor längerer Zeit bereits unterdrückt wurden oder dass wir Homöopathen bei sog. „unheilbaren, „austherapierten Fällen“ die letzte Hoffnung der Tierbesitzer sind. Warum? Die Lebenskraft ist seit langer Zeit durch die Krankheit selbst und durch die angesetzten Therapien höchst strapaziert, überfordert und belastet worden. Deshalb kann sie in manchen Fällen auf das entsprechende Arzneimittel verstärkt reagieren.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 70

Dabei kann es dann zu starken Verschlimmerungen, große Erschöpfungen, heftige Schweiße, Erbrechen, Durchfall und. bes. Hautausschlägen kommen

Diese deutliche Verschlimmerung einzelner Symptome im Krankheitsbild des Patienten ist aber nichts anderes als eine verstärkte Arzneimittel -Reaktion, eine Art A r z n e i m i t t e l - P r ü f u n g , die bald nach dem Absetzen der Arznei

wieder abklingen muss. Man spricht dann von einer Erstverschlimmerung.

Besser als der Ausdruck Erstverschlimmerung ist, wenn wir von einer

Erstverschlimmerung der Arzneiwirkung bzw. Erstreaktion der Arznei sprechen.

Die Erstverschlimmerung einer Arzneiwirkung ist die Verstärkung bzw. der Ausbruch von neuen Symptomen einer bestehenden chron. Krankheit nach einer Arzneigabe, die aber durch die positive Energie des guten, verabreichten AMs wieder gut überwunden werden. Tritt eine derartige E r s t v e r s c h l i m m e r u n g der Arzneiwirkung deutlich auf, dann müssen wir wissen, dass unser gewähltes Heilmittel NUR DANN auch richtig gewählt war und dass es für diesen Krankheitsfall NUR DANN das entsprechende SIMILE ist, wenn sich beim Patienten zwar einzelne Zustände oder Symptome

verschlechtern, aber auch das Allgemeinbefinden des Patienten dadurch deutlich gebessert wurde.

Wir wissen dann, dass diese Verschlimmerung einzelner Krankheitssymptome nur Ausdruck dafür ist, dass mit unserer gewählten Arznei die künstliche Arzneikrankheit, im Verhältnis zur vorherrschenden, natürlichen Krankheit, stärker ausgefallen ist. Wir wissen jetzt, dass das verordnete, passende AM, das eine derartige Erstverschlimmerung der Arzneiwirkung auszulösen imstande ist, aber auch so anzeigt, dass dieses AM auch die Kraft hat, die vorherrschende, natürliche Krankheit heilen kann.

Tritt einmal eine derartige Erstverschlimmerung einer Arzneiwirkung ein, dann ist das weiters nicht schlimm oder tragisch oder gar eine Katastrophe, wenn sich beim Patienten damit auch gleichzeitig deutlich das Wohlbefinden, das Allgemeinbefinden mit gebessert hat.

Der Heilungsprozess hat sich positiv in Gang gesetzt.

Wichtig daher: Vorher der entsprechenden Gabe der Arznei

die Patienten auf Verschlimmerungen entsprechend aufklären!

Oft sehen wir auch eine Heilreaktion - je nach Veranlagung und Konstitution - in dem Sinne, dass der Körper mit einer verstärkten Ausscheidungen reagiert: Schleim, Durchfall, Nasenbluten, Schwitzen, Fluor …

= gute Heilzeichen !!!

Jede dieser Reaktionen wirkt wie ein Ventil und stellt eine Art Selbstreinigung dar und ist erwünscht.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 71

Ausleitungsreaktionen sprechen für eine gute Lebenskraft! Der Patient fühlt sich anschließend besser! Diese Ausscheidungen haben ihn nicht belastet!

Der Besitzer muss berichten: z.B.: jetzt ist der Hund in der Nacht viel ruhiger, er schläft jetzt durch ... oder der Appetit ist deutlich besser oder der Hund hat zwar Durchfall, dem Hund geht es eigentlich recht gut , trotz des Durchfalls ist er im Vergleich zu früher viel lebhafter, er hat Appetit oder, der Durchfall stört ihn überhaupt nicht.

Diese Hinweise müssen besonders beachtet werden und vom Besitzer bestätigt werden, weil sie für die Beurteilung des Falles und des verabreichten homöopath. AM sehr wichtig sind.

Verschlimmert sich hingegen die Krankheit als Ganzes oder auch nur

einzelne Symptome oder speziell das Allgemeinbefinden des Patienten, dann schreitet die vorherrschende Krankheit weiter fort. Entweder war das verabreichte AM falsch gewählt oder die Potenz hat diesem Fall nicht entsprochen oder die Krankheit ist vielleicht nicht mehr zu heilen.

Die Erstverschlimmerung einer Arzneiwirkung ist demnach nur der aufgewühlte Zustand des Krankheitsbildes !

Merksatz: Eine kurzzeitige Erstverschlimmerungen der Arzneiwirkung bei gebessertem Allgemeinbefinden ist immer ein gutes Zeichen für die Heilung

Unser Arzneimittel war gut gewählt, aber die Reaktion der Selbstheilungskräfte ist zu stark ausgefallen. Die von uns erzeugte künstliche Krankheit war um Vieles stärker,

als die bestehende natürliche Krankheit !!

Merke: Geben Sie niemals ein neues homöopathisches AM während

einer Erstverschlimmerung. Eine neue Arznei beeinflusst den Fall negativ, kann ihn auch verderben, man könnte den Fall verlieren oder er kann sogar unheilbar werden.

Ausnahme: Antidotieren!

Sie dürfen allopathische Arzneien geben (Schmerzmittel) und brauchen im Allgemeinen keine Angst haben, damit die positive Wirkung des homöopath. AMs zu antidotieren.

Die Erstverschlimmerung ist die Reaktion des Abwehrmechanismus, die einem bestimmten Höhepunkt an Intensität der Symptome zustrebt.

Werden also ANALGETIKA während einer homöopathischen Erstverschlimmerung gegeben, wird das verordnete Arzneimittel nicht antidotiert!

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 72

Wir erhalten hingegen keine Erstverschlimmerung der Arzneiwirkung, wenn das Arzneimittel und die Potenz stimmt oder wenn das AM falsch gewählt wurde.

Fassen wir noch einmal kurz zusammen: Wann kommt es zu einer derartigen Erstverschlimmerungen der Arzneiwirkung? Das geschieht dann, wenn 1.) die Arznei zu stark, also zu tief potenziert gewählt wurde oder 2.) wenn die Gabenfolge der Arznei zu häufig angesetzt war oder 3.) aber auch, wenn der Patient auf dieses Mittel sensibilisiert ist 4.) bei lang bestehender Krankheit, die Lebenskraft bereits erschöpft ist,

dann können sehr heftige Überreaktionen der Lebenskraft auftreten

Heilreaktionen der Erstverschlimmerung sind zwar erwünscht,

müssen aber nicht auftreten

1) verstärkte Ausscheidungen: Schleim: z.B.: der Husten wird locker, Durchfall, Nasenbluten, Schwitzen, Fluor

2) Diese Reaktionen wirken wie ein befreiendes Ventil !

3) Sie sind eine Art Selbstreinigung !

4) Der Patient fühlt sich anschließend besser ! Er hat jetzt mehr Energie!

Merke: Das potenzierte Arzneimittel gibt der Lebenskraft NUR den

Anstoß zur Wiederherstellung der Ordnung, zur Heilung

Merke:

Solange Zeichen und Wirkung der verordneten homöopathischen Arznei am Patienten

zu bemerken sind, darf das verordnete Arzneimittel nicht gewechselt werden.

Merksatz: Das Fehlen einer Erstverschlimmerungen der Arzneiwirkung heißt natürlich nicht, dass die Arznei nicht richtig gewählt war.

Derartige Erstverschlimmerungen der Arzneiwirkung sind keine Tragik, weil die verstärkten Symptome rasch nach Absetzen des Arzneimittels wieder abklingen und weil das Allgemeinbefinden des Patienten deutlich verbessert ist, wenn gleich es für den Patienten und vor allem für den Besitzer manchmal sehr ärgerlich werden kann.

Merksatz: Tierbesitzer vor Erstreaktionen informieren und um den Anruf bitten!

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 73

Es ist daher sinnvoll, wenn wir die Tierbesitzer vor der homöopathischen Behandlung darauf aufmerksam machen, aufklären, und damit vorbereiten, dass es zu derartigen Erstreaktionen kommen

kann. Bei Eintritt einer derartigen Erstverschlimmerung sollte der Tierbesitzer den behandelnden Tierarzt immer verständigen, damit der Therapeut auch darauf reagieren kann.

Besser, eine angekündigte Erstverschlimmerung tritt nicht ein, als der unvorbereitete Tierbesitzer ruft besorgt oder beschuldigend sie und sie kommen in einen Erklärungsnotstand.

Noch einmal zusammenfassend: Jeder Homöopath muss wissen, dass derartige Erstverschlimmerungen

NUR eine überschüssige Arzneireizreaktion ist

die richtige Arznei und die folgende Heilung bestätigt wird

nur am Beginn einer Behandlung innerhalb weniger Stunden oder höchstens innerhalb einer Woche auftreten dürfen und

dass diese überschüssigen AM - Reaktionen mit einer deutlichen Verbesserung des Allgemeinbefindens begleitet sein müssen!

Bei bes. besorgten Tierbesitzern ein Placebo zur Beruhigung abgeben

Wie verhält man sich und was müssen wir bei Erstverschlimmerungen beachten?

Der erfahrene Homöopath muss allerdings wissen, dass eine derartige Erstverschlimmerung oder überschüssige Arzneireizreaktion nur am Beginn einer Behandlung, innerhalb weniger Stunden oder höchstens innerhalb einer Woche auftreten darf, und dass diese überschüssigen Arznei -Reaktionen durch eine deutliche Verbesserung des Allgemeinbefindens begleitet sein muss!

Derartige Erstverschlimmerungen der Arzneiwirkung sind in der Regel keine Tragik, weil die verstärkten Symptome rasch nach Absetzen des Arzneimittels wieder abklingen und weil das Allgemeinbefinden des Patienten deutlich verbessert ist, wenn gleich es für den Patienten und vor allem für den Besitzer manchmal sehr ärgerlich werden kann. Daher unbedingt den Besitzer immer vorbereiten!

Merke: Erstverschlimmerungen müssen --SOLLEN-- immer rasch abklingen und

dürfen den Patienten nicht belasten.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 74

Tritt eine Erstverschlimmerung der Arzneiwirkung auf, wissen wir, dass unser Arzneimittel zwar gut gewählt war, dass aber die Reaktion der Selbstheilungskräfte zu stark ausgefallen ist, weil die von uns erzeugte künstliche Krankheit um Vieles stärker ausgefallen ist, als die bestehende natürliche Krankheit !!

Wir wissen ja auch bereits, dass so eine Erstverschlimmerung nur der aufgewühlte Zustand des vorliegenden Krankheitsbildes ist!

Deshalb müssen wir bei der weiteren Verordnung des AMs jegliche, weitere Überreizung beim Patienten vermeiden.

Um eine weitere, noch stärkere Reaktion zu vermeiden, 1) muss das verordnete Arzneimittel, das vielleicht täglich eingenommen wird,

muss sofort abgesetzt werden. 2) Wir müssen wir paar Tage ABWARTEN: Wenn die Beschwerden der Erstreaktion nicht zu stark sind, werden diese Verschlimmerungssymptome in der Regel bald komplikationslos abklingen und es tritt wieder Besserung ein. 3) Auftretende, verstärkte Arzneisymptome dürfen unter keinen Umständen mit einem neuen Arzneimittel behandelt werden.

Hier werden immer wieder fatale Fehler begangen, obwohl das gewählte Heilmittel

richtig war. Bei zu frühem Wechsel des AM kann die Heilung nicht nur in die Länge

gezogen werden, sondern kann sogar die Heilung verhindert, der Fall verderben, ja sogar

unheilbar machen.

4) Bei bes. überschießenden und unkontrollierbaren Arzneireaktionen, bei denen der Patient sehr leidet, im Notfall, denken wir an das entsprechende Antidot. 5) Tritt nach dem Abklingen der Erstreaktion eine Besserung der Beschwerden ein, wissen wir, dass das Mittel richtig gewählt war und wir geben es in der nächst höheren Verdünnung und in selteneren Gaben, um eine Überreizung zu vermeiden. 6) Tritt die Verbesserung nicht ein, war das verabreichte Mittel falsch gewählt und würde bei Wiederholung den Fall noch verschlimmern.

Den Fall neu überdenken neu aufnehmen neue AM-Diagnose: 7) Stellt sich nach dem Abklingen der Erstreaktion wieder der Ausgangszustand der Krankheit ein oder verschlimmert sich sogar die Krankheit, wissen wir, dass das verabreichte Mittel falsch gewählt wurde und dass diese verstärkte Reaktion keine Arzneiwirkung war. Eine Wiederholung des ersten Mittels würde nichts mehr bringen und den Fall nur verschlimmern.

Den Fall neu überdenken neu aufnehmen neue AM-Diagnose: 8) Kommen derartige Erstreaktionen erst nach etlichen Tagen, nach Wochen oder aber gar erst im Verlauf der Behandlung, dann ist das Mittel sicherlich falsch gewählt.

Den Fall neu überdenken neu aufnehmen neue AM-Diagnose: 9) Ebenso ist das Mittel falsch gewählt, wenn der Krankheitszustand des Patienten nach dem Abklingen unverändert bleibt oder sich gar weiterhin verschlimmert.

Den Fall neu überdenken neu aufnehmen neue AM-Diagnose:

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 75

Merke: Wir erhalten hingegen keine Erstverschlimmerung der Arzneiwirkung, wenn das Arzneimittel und die Potenz stimmt oder wenn das AM falsch gewählt wurde.

Merke: Bei Eintreten einer Erstverschlimmerung muss das verordnete Arzneimittel sofort abgesetzt werden, darf nicht gewechselt werden und aufgetretene, verstärkte Symptome dürfen nicht mit einem neuen AM behandelt werden.

Merke: Solange Zeichen und Wirkung der verordneten homöopathischen Arznei am Patienten zu bemerken sind, darf das verordnete Arzneimittel nicht wiederholt werden.

Dabei spielt die Potenzhöhe oder ein Potenzwechsel keine Rolle.

PALLIATION: L i n d e r u n g

Unter PALLIATION verstehen wir eine kurzfristige, temporäre Verbesserung bzw. Linderung einzelner Symptome nach der Verabreichung einer nur oberflächlich wirkenden Arznei und nicht eine bleibende Heilung.

Nach der Arzneigabe bessern sich zwar einige Symptome, kehren aber nach kurzer Zeit wieder.

Die Linderung besteht im besten Fall nur solange, solange das AM gegeben wird!

In der Regel muss das palliativ wirkende AM täglich verabreicht werden. Nach Absetzen der Arznei kehrt das Symptom nach kurzer Zeit wieder. Das heißt, wir machen eine Unterdrückung!! Es ist durchaus möglich, dass auch einmal eine palliative Besserung einige Monate anhält. Die weiteren Arzneigaben haben dann aber bereits sehr verkürzte Wirkungszeiten. Palliationen gibt es natürlich auch in der Homöopathie, gewollt oder ungewollt, wenn das verordnete AM nur oberflächlich, rein symptomatisch oder nur pathognomonisch wirkt.

Beispiel wäre z.B.: der heftige Hautjuckreiz, wie bei einem Sommerekzem des Pfds, bei dem schon mehrere AMM erfolglos eingesetzt wurden. Mit CARDIOSPERMUM D 2 2 – 4 x tgl gegeben, gelingt es, dem Pferd für kurze Zeit Linderung zu verschaffen. Nach dem Absetzen des AM’s kommt aber der Juckreiz wieder!

Eine gezielte Palliation wäre auch die Anwendung von nur oberflächlich wirkenden Arzneien bei unheilbaren Krankheiten, wo wir dem Patienten mit unseren Arzneien eine notwendige und sehr langwierige, allopathische Behandlung leichter machen können Der kranke Pat. fühlt sich gut und ist relativ beschwerdefrei. Die gezielte Palliation wirkt beruhigend auf das Sensorium und die Krankheit, obwohl die verborgene, chron. Krankheit im Inneren weiter fortschreitet und sich zunehmend verschlimmert.

Wir sprechen aber auch von einer Palliation, wenn sich nach einer Arzneigabe oberflächliche Symptome zwar bessern, der Zustand des Patienten sich aber zunehmend verschlechtert und keinerlei alte Symptome wieder zurückkehren. Die Wirkung des verabreichten AMs war nicht genügend tiefgreifend.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 76

Der Krankheitsprozess wurde nur kurzfristig gebremst bzw. gelindert. Der geübte Homöopath erkennt als schlechtes Zeichen einer Arzneiwirkung, wie die chron. Krankheit des Pat. zunehmend nach innen fortschreitet. Die Sprache der heilenden Symptome ist für den Homöopathen wichtiger als eine ev. Meinung des Pat. Ein gutes, positives Zeichen eines gewünschten Heilungsprozesses ist immer, wenn sich der Krankheitsprozess von oben nach unten bzw. von innen nach außen bewegt.

Daher muss die Beobachtung im Geschehen eines chron. Krankheitsfalles nach einer gut gewählten Arzneigabe vom gewissenhaften Homöopathen immer sorgfältig wahrgenommen werden.

Merke: Die Sprache der Symptome lügt nicht.

SUPPRESSION: U n t e r d r ü c k u n g: Wir kennen auch in der Homöopathie die SUPPRESSION, die Unterdrückung von Symptomen und Beschwerden und damit die Unterdrückung von Krankheiten

Unter SUPPRESSION verstehen wir sowohl die Beseitigung von akuten oder chron.

Symptomen einer Erkrankung sowie auch die Unterdrückung von unerwünschten oder überschießenden Reaktionen des Organismus, ohne die Krankheit selbst zu heilen.

Anders ausgedrückt: Unterdrückung heißt, Erkrankungen oder Körpersymptome

verschwinden von einer oberflächlichen Ebene, um sich in tieferen Krankheitsebenen wieder bemerkbar zu machen und dort dann weiter fort zu schreiten.

Der Patient fühlt sich nicht wohl! Irgendein Symptom einer Krankheit wird durch ein Medikament unterdrückt und der

Körper, wir wissen es bereits, die Lebenskraft reagiert – früher oder später - mit einer anderen, tieferen Beschwerde = mit einer anderen, tieferen Krankheit auf einer tieferen, gefährlicheren Krankheitsebene.

UNTERDRÜCKUNG heißt auch, es bessern sich oberflächliche Körpersymptome, vielleicht auch sogar für längere Zeit, aber das Allgemeinbefinden des Patienten wird in der Folge beeinträchtigt oder hat sich nicht gebessert oder sogar verschlimmert! Die chron. Krankheit schreitet im Inneren fort und hat sich auf eine tiefere Ebene verlagert

Unterdrückungen sind störende Einflüsse, die in die innere Harmonie eingreifen und damit Regulationsvorgänge der Lebenskraft auslösen.

Z.B.: Fieber, Entzündungen, Absonderungen, funktionelle Störungen, Asthma, Geschwüre, Tumore, Krebs …

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 77

Die Folge einer Unterdrückung wird über kurz oder lang sein, dass Symptome bzw. Beschwerden zumeist an anderen Organen oder Organsystemen auftreten.

Wir sprechen auch von einer Unterdrückung oder von einem Fortschreiten der chron. Krankheit, wenn Symptome in einem Organsystem verschwinden, um dann aber wieder in einem anderen System, Gewebe oder Organ aufzutauchen. Die chron. Krankheit hat sich auf eine tiefere Ebene verlagert. Dieser Vorgang kann sowohl ein natürlicher Verlauf sein, aber auch die Folge einer falschen Behandlung.

Die eigentliche chron., verborgene Krankheit geht in der Tiefe weiter, wird ständig zunehmen und kann größeren Schaden anrichten. Auch wenn sich der Pat. momentan gut zeigt, gehen die Symptome eher nach innen statt nach außen, dann geht die Heilung in die falsche Richtung und wir haben mit unserer Arznei eine Unterdrückung provoziert.

Damit wird die Unterdrückung zum Ausgangspunkt für die pathologische Konstitution.

Der klassische Unterdrückungsfall:

Die Körpersymptome sind weg Das Fieber ist weg Der Durchfall ist weg,

aber der Patient hat keinen Appetit, ist müde oder schlaflos

Weitere typische Beispiele für Unterdrückungen Nach der Unterdrückung eines Hautausschlages entwickelt sich ein Heuschnupfen oder ein Asthma! Die Lebenskraft ist weiter geschwächt worden. Wir behandeln eine Bronchitis, die sich auch bessert, aber es kommt bald darauf zum Auftreten einer Diarrhoe oder eines Harnweginfektes (Hierbei kommt es zur Übertragung der Beschwerde von einem System zu Einem anderen System in der gleichen Ebene!)

Merke: Die Unterdrückung verhindert die Eigenregulation durch die Lebenskraft Die Lebenskraft wird durch die Unterdrückung weiter geschwächt!

Wir müssen daher ein neues Verständnis darüber gewinnen und vielleicht auch erlernen, wie der pathologische Prozess nach suppressiver Therapie den Organismus in Mitleidenschaft zieht.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 78

Merke: Verschwinden aber nach der AM Gabe die Symptome in einem Organ oder Organsystem und es kommen Symptome in Organen oder Organsystemen von geringerer Wichtigkeit, dann spricht man von Heilung

= Fortschreiten der Heilung in die richtige Richtung

Zur Wiederholung:

Merke

Jeder Eingriff mit einer neuen AM - Behandlung in das Stadium des

Heilungsprozesses würde den Fall unweigerlich negativ beeinflussen, ihn vielleicht sogar unheilbar machen.

Merke: Nie in eine Besserung hinein ein neues Arzneimittel verordnen!!

Merke: Bei akuten Erkrankungen wird das wirkende, heilende Arzneimittel, wenn sie sicher sind, so oft wiederholt, bis der Patient geheilt ist.

Treten hingegen beim Patienten während der Behandlung einer chron. Krankheit ALTE SYMPTOME auf, die er schon früher einmal gehabt hat (z.B. eine Ohrenentzündung, Augen, Haut ...), dann dürfen wir gegen diese Symptome nichts unternehmen, wir dürfen diese alten Beschwerden nicht mit einer neuen Arznei behandeln, auch wenn der Tierbesitzer nach einer Behandlung drängt, sondern müssen unbedingt abwarten, auch wenn das eine oder andere Symptom vielleicht durch ein neues AM abgedeckt wäre!! Die Heilung wird bei gutem Allgemeinbefinden rasch eintreten. PLACEBOGABEN ! Wir sind auf dem besten Weg zu einer dauerhaften Heilung.

Die Heilung erfolgt nun nach den Hering´schen Heilgesetzten. Später darüber mehr!

Solange das gegebene AM gut wirkt, dürfen wir niemals ein neues AM geben, auch wenn es vielleicht das eine oder andere Symptom abdecken würde.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 79

Der Fall würde verdorben u. vielleicht unheilbar werden.

Merke: Solange mit einer neuen Arzneigabe abwarten,

bis die Symptome deutlich und ein neues AM indizieren!

Daher gilt in der Homöopathie immer die Forderung: Erhebe in der Anamnese die Gesamtheit, die Totalität der Symptome Denn wir suchen immer jene Arznei, die die Totalität der Symptome beinhaltet

Wir suchen jene Arznei, die in den Arzneimittelprüfungen und in der klinischen Beobachtung die gefundenen Symptome hervorbringen und in potenzierter Gabe heilen kann.

Suche Symptome, Beschwerden und Veränderungen a) Im Emotionalen Bereich b) Im Psychischen Bereich c) Gut ausgeprägte Verhaltenssymptome (Ängste, Eifersucht, Empfindlichkeiten …) d) Suche nach greifbaren, körperlichen Symptomen e) und erhebe bei allen Symptomen die Modalitäten f) nach Verlangen und Abneigungen g) nach einer möglichen Causa h) nach Leitsymptomen i) nach Key-Notes j) nach einer Essenz

Merke: Verordne niemals ein AM nur nach dem geistigen, emotionalen Bild

oder auf Grund der klinischen Diagnose

Daraus geht auch hervor, dass zwar ein und dieselbe Arznei bei völlig versch. Krankheiten helfen kann, dass aber auch andererseits bei einer bestimmten Erkrankung nicht immer die gleiche Arznei angezeigt sein wird.

Merksatz: Wir werden nie eine Arznei finden, die wirklich ALLE Symptome der vorliegenden Krankheit abdeckt.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 80

Uns genügen immer die charakteristischen Merkmale, die mit der vorliegenden Krankheit übereinstimmen müssen: Essenz – Key-Notes – Leitsymptome – Modalitäten- Verlangen/Abneigung

Das ist auch der Grund, warum wir die vorgefundenen Symptome nach ihrer Wichtigkeit werten und zuordnen. Wie gehen wir bei folgendem Fall vor? Ein Patient wurde von uns mit einem homöopath. Arzneimittel erfolgreich behandelt. Nach Ablauf einer längeren Zeit, sagen wir nach mehreren Wochen, Monaten oder sogar nach Jahren erkrankt der Patient wieder an derselben Krankheit und denselben Beschwerden. Er kommt zu Ihnen in die Ordination!

Wir verabreichen das damals gegebene Arzneimittel in derselben Potenz noch einmal. Greift es, ist es gut. Greift es nicht mehr, wechseln wir in die nächsthöhere Potenz. Greift es noch immer nicht, müssen wir eine neue Fallaufnahme machen und

das akute AM bestimmen

Merke: Noch einmal: NIE in eine Besserung ein NEUES AM geben

Im Zweifel verabreichen wir das verordnete AM in derselben Potenz. Eine gute Energie setzt keine Schäden!

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 81

Damit habe ich jetzt auch die Frage angeschnitten, die von den Anfängern immer wieder gestellt wird: In welcher Potenz geben Sie das AM?? In welchen Potenz haben Sie das AM gegeben? Ich möchte Ihnen dazu jetzt ein paar ganz allgemeine Hinweise geben:

Hinweise zur Potenzfrage

Gerade dem Anfänger drängt sich immer wieder die Frage nach dem Einsatz der

richtigen Potenz auf. Welche Potenz ist für den jeweiligen Fall die richtige?

Immer wieder bekommt der Anfänger dieselbe Antwort: Es bleibt jedem Einzelnen überlassen, mit welcher Potenz er

bei welchen Arzneimitteln bei welchem Krankheitsfall die besten Erfahrungen gesammelt hat.

Grundsätzlich kann man aber sagen, dass der Anfänger eher mit n i e d r i g e r e n Potenzen beginnen sollte und je sicherer er sich bei der Wahl des angewandten Arzneimittels wird, dann mit höheren Potenzen seine Erfahrungen sammeln sollte.

Unbeachtet dieses Hinweises, sollte man aber nicht vergessen, daß es sicherlich eine Reihe von homöopath. Arzneimittel gibt, die ihre sehr guten Wirkungen im tiefen Potenzbereich haben, während andere AM vielleicht in mittleren oder gar im höchsten Bereich erst wirksam werden. Z.B.: Strophanthus D1

Urtica D1, D2 vermehrt den Milchfluss Urtica D12 stoppt den Milchfluss Lykopus (Wolfstrapp): D2 = Hypothyreose D12 = Hyperthyreose

Merksatz: Vorsicht mit Hochpotenzen bei alten Tieren!!

Eher die mittleren Potenzen einsetzen! Bes. Vorsicht daher bei alten Pferden !!!

Obwohl man also zum Einsatz einer Potenzhöhe keine schlüsselfertige Lösung anbieten kann, sollte aber gerade der Anfänger beim homöopath. Arzneieinsatz immer folgende allgemeine Kriterien ins Auge fassen: 1. Zustand der Erkrankung 2. Äthiologie der Erkrankung 3. Auslösende Ursachen der Erkrankung 4. Allgemeinzustand des Patienten 5. Sitz der Erkrankung 6. Anpassung an die Reaktionslage u. Sensibilität d. Pat. = Belastung d. Lebenskraft ?

Trotz all dieser sicherlich wichtigen Hinweise zur Wahl der Potenzhöhe, spielt aber die Wahl der Potenz letztendlich doch nicht die übergroße Hauptrolle.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 82

Der Schwerpunkt ihrer Verordnung muss IMMER die Suche nach dem geeigneten Simile vorausgehen. Wir müssen daher immer wieder das AMB nachlesen und mit der vorliegenden Krankheit des Patienten vergleichen.

Die entscheidende Antwort ist:

Die Wahl des richtigen Arzneimittels ist Voraussetzung zum Heilerfolg, entspricht das gewählte AM dem Krankheitsbild. und Die Frage nach der einzusetzenden Potenzhöhe soll der jeweiligen Reaktionslage des Kranken entsprechen. Die Potenzhöhe ist dem Krankheitszustand anzupassen. Wie sehr und wie lange ist die Lebenskraft belastet

Hinweise zur Wahl der einzusetzenden Potenz:

Der Homöopath muss sich beim jeweiligen Krankheitsfall IMMER die Frage stellen, was möchte ich grundsätzlich mit der gewählten Arzneipotenz erreichen:

1. bei einer nur örtlichen Erkrankung und ohne Störung des Allgemeinbefindens eher eine t i e f e Potenz oder ich bin hinsichtlich des gewählten AM ganz sicher, dann auch h o h e Potenzen

2. bei Vorliegen eines miasmatischen Krankheitszustandes (Psora, Sykose, Syphilis) mit einer nervösen oder gar seelischen Störung wird das örtliche Gebrechen Nebensache und das AM wird in h o h e r oder gar h ö c h s t e r Potenz eingesetzt.

3. bei Erkennen eines Typenmittels sollte man das AM nicht unter der 30. Potenz einsetzen, besser 200. oder M. oder XM.

4. bei Vorliegen einer hoch akuten Krankheit und wenn die Symptomatik eindeutig für ein AM spricht, nicht zögern und hohe bis höchste Potenzen einsetzen.

5. bei lebensbedrohlichen Zuständen haben sich auch immer wieder hohe und höchste Potenzen bewährt, wenn man schnell und vor allem rechtzeitig eingreifen kann. Sie können damit oft noch das Schlimmste verhindern.

6. bei chronischen Krankheiten gehen wir nie unter die 30. Potenz

7. Vorsicht mit Hochpotenzen bei ganz schweren, verschleppten Krankheitsfällen. Die bereits stark geschwächte Lebenskraft könnte über reagieren.

8. Bei eindeutiger Causa, die zur Erkrankung des Patienten geführt hat, auch nicht unter die 30. Potenz gehen

Vergessen Sie bitte NIE das Wichtigste bei Ihren Überlegungen beim Einsatz

einer Arznei und deren Potenz:

WAS WILL ICH und WAS KANN MIT DEM GEWÄHLTEN

ARZNEIMITTEL ERREICHEN?

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 83

Trotz all dieser sicherlich wichtigen Hinweise zur Wahl der Potenzhöhe, spielt aber die Wahl der Potenz letztendlich doch nicht die übergroße Hauptrolle.

Vorrangig ist IMMER ZUERST die Suche nach dem geeigneten Simile. Sie müssen daher immer wieder das AMB nachlesen und mit der vorliegenden Krankheit des Patienten vergleichen.

Die Grundvoraussetzung für jeden Einsatz eines homöopathischen AM ist Die homöopathische Anamnese das Studium der MATERIA MEDIA

das Studium der ARZNEIMITTELBILDER das Studium des VORGANGES des REPERTORISIERENS

POTENZFORMEN Bei allen Potenzformen wie DEZIMAL-, CENTESIMAL- oder LM-POTENZEN gibt es

grundsätzlich drei Potenzgruppen, die in der homöopathischen Erfahrung einer bestimmten Indikation entsprechen. 1) die Tiefpotenzen: Von der Urtinktur - D 4

für den organotropen Bereich: Z.B.: Leber, Niere, Herz, Sehnen, STW

oft und lange ev. bis Arzneisymptome auftreten

2) die Mittelpotenzen: von D 6 - D 12 für funktionelle und vegetative Störungen bes. bei subakuten Erkrankungen

Z.B.: Schlafstörungen, Herzrhythmusstörung, Magen-Darmstörungen …

3) die Hochpotenzen: von der D 3o aufwärts für die chronischen Krankheiten für psychische und emotionale Symptome, Gemütssymptome für die auslösenden Ursachen (Äthiologie) für die Konstitution, Miasmen für akute Krankheiten /Fortgeschrittene)

Die Wirkungszeiten der Hochpotenzen C30 bis 14 Tage – 3 Wochen C200 bis 1 Monat C1000 (M) mindestens 35 Tage C10000 (XM) mindestens 35 Tage C50000 (LM) mindestens 3-6 Monate C100000 (CM) mindestens 3-6 Monate C1000000 (MM) 1 Jahr

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 84

Was sind denn hohe bzw. sehr hohe Potenzen? Es ist immer die gleiche Information, nur mit mehr und stärkerer ENERGIE! Wir dürfen nicht materiell denken!! Wir müssen sich bei der Verordnung des AMMS nur sicher sein, das ist das Wichtigste, dann schadet auch die höchste Potenz nicht.

Es kann aber sicher Probleme geben, wenn sie z.B.: ein BUFO Ekzem mit einer hohen Potenz von GRAPHITES behandeln: dabei kann es zu einer sehr bösen Verschlimmerung des Ekzems kommen, das dann vielleicht Wochen oder Monate braucht, um wieder zu verschwinden.

Oder ein nässendes Ekzem mit Hochpotenz SULF !

Homöopathische Arzneiformen

1. Dilutionen 2. Triturationen 3. Presslinge =Tabletten 4. Globuli 5. Salben

Angriffe auf die Homöopathie, Gründe der Ablehnung

Erlauben Sie mir bitte ein paar ganz allgemeine Bemerkungen zum Thema: Homöopathie / Veterinärmedizinische - Homöopathie.

Auch in der Veterinärmedizin haben wir nicht nur Befürworter und Gönner, die der Homöopathie offen und wohlwollend gegenüber stehen. Auch bei uns erhebt die naturwissenschaftlich ausgerichtete Lehrmedizin immer wieder den Anspruch, die allein kompetente Heilmethode zu sein, weil eben

nur sie auf der wissenschaftlichen Erklärung beruht.

Meine Meinung: Ich glaube, es sind Berührungsängste der Schulmedizin. Ich glaube, dass die Schulmedizin Angst hat, sie könnte an Boden und Ansehen verlieren. Natürlich ist auch die Pharmaindustrie hinsichtlich Verdienstmöglichkeiten nicht unbedingt auf Seite der Homöopathie!

Hauptangriffspunkt der Gegner, auch in der Veterinärmedizinischen Homöopathie ist, wie in der Humanmedizin, auch die p o t e n z i e r t e A r z n e i . Die potenzierte Arznei ist und bleibt der Hauptangriffspunkt hinsichtlich ihrer Herstellung und ihrer Dosierung.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 85

Und dabei sind es wiederum die Hochpotenzen, die in ihrer Wirkung mitleidig belächelt, nicht verstanden und daher in Frage gestellt werden.

Die Gegner der Homöopathie behaupten allen Ernstes, das in diesen Hochpotenzen nichts mehr vom Ausgangsprodukt enthalten sein kann, weil es physikalisch - chemisch und mathematisch ab einer Verdünnung -22/-23 , der Avogadroschen Zahl, keine Moleküle mehr zum Nachweisen gibt und wenn es nichts mehr zum Nachweisen gibt, kann es auch keine Wirkung mehr haben.

Was nicht ist, kann auch nicht sein, darf nicht sein. Punktum! Daher ist eine Verordnung dieser Hochpotenzen eine Placebo Behandlung oder bestenfalls ein suggestiver Erfolg. In keinem Fall aber eine Arzneiwirkung! Der Angriffspunkt der Gegner der Homöopathie ist also die Arznei! Aber gerade die homöopath. Arznei ist das unwichtigste Glied der Homöopathie. Die Gründe für diese Ablehnung sind, wie in der Humanmedizin, vielfältig:

1.) Der Hauptgrund für diese uneinsichtige und für den Kenner d. H. unverständliche Ablehnung gegenüber dieser eigenwilligen

Heilmethode und einer Arznei, die NUR aus VERDÜNNUNGEN besteht,

die man nicht verstehen kann und auch nicht verstehen will,

ist zweifellos Voreingenommenheit und Unverständnis: Denn was zwar ist, aber nicht sein kann, darf auch nicht sein.

2.) Ein zweiter Grund für die Ablehnung ist auch darin zu sehen, dass diese Personen keine ausreichender Kenntnisse über das Wesen und die Grundlagen der Homöopathie sowie die ordnungsgemäße Herstellung der Arznei. 2 große Denkfehler der Gegner:

1) Sie sprechen von „Verdünnungen“ und nicht von „potenzierten Arzneien“ 2) Sie glauben, dass auch die homöopathische Arznei „materiell“ ist

3.) Ein weiterer Grund für die Ablehnung, Kritik, Verurteilung aber vor allen

der Unversöhnlichkeit gegenüber der homöopath. Heilmethode mag auch

in den historisch bedingten Auseinandersetzungen mit den

massiven Vorwürfen und Anschuldigungen Hahnemanns gegen die

Mediziner und Apotheker seiner Zeit liegen und für die heute noch

uneinsichtige Haltung gegenüber dieser Heilmethode ausschlagend sein.

Ich erinnere nur:

1805 erfolgte der Bruch mit der universitären, naturwissenschaftlichen

Schulmedizin. Er bezichtigte die Ärzte der Scharlatanerie, des

Nichtskönnen und so des Verbrechens gegen die Menschheit.

1821 Niederlage Hahnemanns nach den langen und heftigen Auseinandersetzungen mit den Apothekern. Hahnemann wurde das Selbstdispensierungsrecht per Regierungs- Beschluss entzogen. 1830 setzte dann nach dem Tod seines großen Gönners Herzog Ferdinand

in allen deutschsprachigen Ländern eine groß angelegte Verfolgungswelle

gegen die Homöopathie ein, mit VERBOT der Ausübung.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 86

4.) Ein weiteres Kriterium für die Kritik und die Unversöhnlichkeit mit dieser natürlichen Heilmethode erfolgt auch von Seiten der Wissenschaft, weil Hahnemann nicht irgendeine Heilmethode mit einem theoretischen - philosophischen System zur Grundlage hatte, sondern weil Hahnemann eine wissenschaftliche Heilmethode schuf

mit einem g e n i a l e m Gefüge mit einer k o m p a k t e n Geschlossenheit mit einem g e s e t z m ä ß i g e m Aufbau und mit ä r z t l i c h e n Prinzipien.

Er schuf auch seine eigene ARZNEIMITTELLEHRE seine eigene Art und T e c h n i k der ARZNEIHERSTELLUNG

und sein ORGANON der HEILKUNST, eine didaktische Anleitung, das Organon in §§, wie seine „Reine Lehre der Erfahrungen“ zu erlernen ist.

Hahnemann hat das Heilungsprinzip der Ähnlichkeitsregel als „NATURGESETZ“ entdeckt und bewiesen. Ein „Naturgesetz“ kann man aber nicht erklären! Genau so, wie es die Schwerkraft gibt, die auch kein Physiker erklären kann. Wir müssen das akzeptieren!

Im Gegensatz zu anderen nicht wissenschaftlichen Heilweisen (Handauflegen …) außer Akupunktur, kann man die Homöopathie lernen. Man kann die AM- Wahl auf Symptome gründen und man kann aufzeigen, was geschieht.

5.) Nicht vergessen dürfen wir, dass viele Laien, schlecht ausgebildete Heilpraktiker, aber auch schlecht ausgebildete Ärzte und Tierärzte, die potenzierte Arzneien zur Anwendung bringen,

ohne die entsprechenden Kenntnisse zu haben.

Die Folge sind dann programmierte Misserfolge, schlechte Nachreden, Verurteilung und Ablehnung dieser Heilmethode, die das Ansehen der Homöopathie immer wieder schwer belasten und in Misskredit bringen.

HEUTE: Wissenschaftl. signifikante Ergebnisse der potenzierten Arznei!

Wir wollen nicht vergessen, dass die wissenschaftliche, medizinische und natürliche Homöopathie k e i n e F e h l e r macht, sondern dass es immer nur die Vertreter der Homöopathie sind, die diese Methode mit ihrer speziellen Arznei zur Anwendung bringen und dabei zum Teil auch sehr gravierende Fehler begehen.

Merke: Wenn aber nun jemand die Homöopathie und ihre Arznei angreift, weil Erfolge ausbleiben Z.B., dann kann das aber nur geschehen, weil der oder die

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 87

Vertreter der Homöopathie bei der Anwendung, beim Einsatz der potenzierten Arznei einen Fehler begangen hat. Das ist aber dann ein ärztliches, ein menschliches Problem.

Das wollen wir bitte NIE vergessen.

Die Homöopathie ist immer nur so gut, wie derjenige, der sie gerade ausübt. Wenn Z.B. Fehler bei der Herstellung der Arznei begangen wurden, so ist das auch ein menschliches Problem.

Die Gegner der Homöopathie sind zumeist naturwissenschaftlich ausgebildete Ärzte, Apotheker, Chemiker, usw., also Personen, die die Homöopathie schon immer bekämpft und in Frage gestellt haben, weil sie diese neue Heilmethode nicht verstanden haben oder einfach nicht verstehen wollen.

Die Grenzen der Homöopathie

Die Homöopathie hat mit Wunderheiler, Medizinmänner oder Kräutertanten nichts zu tun.

Die Homöopathie ist auch keine universelle Heilmethode, sie ist auch keine Standart Therapie und sie ist auch keine Wundermedizin. Sie ist nur eine Möglichkeit von vielen anderen Behandlungsmöglichkeiten, einem Kranken zu helfen.

Mit der Homöopathie steht den Ärzten und uns Tierärzten aber eine medizinische Regulationstherapie zur Verfügung, mit der man prinzipiell alle Krankheiten, sowohl die AKUTEN, wie auch die

CHRONISCHEN Krankheiten nebenwirkungsfrei behandeln kann; vorausgesetzt die Selbstheilungskräfte des Kranken sind noch in der Lage, den spezifischen Arzneireiz heilend zu beantworten.

D.H. wir behandeln mit der Homöopathie alle Erkrankungen und alle Krankheitsprozesse, die in sich noch regulationsfähige Anteile tragen.

Damit sind auch schon die Grenzen der Homöopathie festgelegt.

Die Grenzen sind überall dort, 1. wo die Reaktionslage eines Organismus blockiert bzw. zusammen-

gebrochen ist und wo wir irreversible Organschädigungen haben. Z.B.: schwerste, Organzerstörung,

Endstadium Krebs, Netzhautatrophie, Atrophie der Pankreasinselzellen, Leber, Niere, …

2. überall dort, wo auf Grund des schweren Krankheitszustandes keine Symptome oder Modalitäten mehr zu sehen sind. 3. überall dort wo die Indikationen der Chirurgie Vorrang haben 4. überall dort, wo eine Substitution notwendig ist, Mangelkrankheiten Hormone, Flüssigkeiten, Vitamine, .... 5. überall dort, wo Antibiotika oder Chemotherapie gezielt eingesetzt

werden muss 6. massive Schmerz- oder Krampfzustände: Schmerzmittel schaden nicht

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 88

7. schwerste dekompensierte Kreislauf- und Herzkrankheiten 8. Grenzen auch durch den Homöopathen, der diese Arznei zur Anwendung

bringt. Merke: Die Homöopathie funktioniert! Aber der gute Homöopath, der die Arznei anwendet, muss erst ausgebildet werden!

Grenzen durch sein Grundwissen in der Homöopathie, seine Erfahrung im Umgang mit der Arznei und natürlich auch sein Können bei der Anamnese und beim Repertorisieren. Wie erkennt er und bewertet er die qualitativen Symptome? Falsche Interpretation der Symptome beim Repertorisieren: Bewertung

(Das Repertorium basiert auf humanmedizinischen Beobachtungen!) Setzt er das entsprechende AM ein? Hat er den Vergleich mit der MM nur oberflächlich durchgeführt? Welche Potenz setzt ein? Wie bewertet er den Heilungsverlauf?

Zu rasche Wiederholung der Arzneigabe? Zu viele Arzneimittel sind im Einsatz?

9. Grenzen werden uns aber auch durch die Tierbesitzer gesetzt, auf deren genauen Informationen, Beobachtungsgabe und Mitarbeit wir angewiesen sind. Alleine das, was wir am Patienten beobachten können, reicht oft nicht aus. Ohne diese Mithilfe mit den individuellen Hinweisen in den Befindensveränderungen und Verhaltensgewohnheiten unsere Haustiere durch die Besitzer, ist eine Erfolg versprechende, homöopathische Therapie sicherlich nicht möglich. Ohne genügende Information wird man sich wohl damit begnügen müssen, eine gute organotrope Ähnlichkeit zu finden, anstatt einer falschen Ähnlichkeit der Totalität.

Wichtig: Der Tierbesitzer - muss auch selbst dazu bereit sein, an der Heilung mitzumachen.

10. Die Tierhaltung Schlechte, nicht artgerechte Lebensbedingungen können auch vom

bestens gewählten Simile nicht aufgehoben werden.

z.B. Folge von feuchten, muffigen Stallungen, Batteriehühner, …

Merke: Lebensumstände Antidotieren die potenzierte Arznei!!

11. Fehler bei der Arznei Herstellung 12. Fehler bei der Arznei Aufbewahrung

Homöopath. Arzneimittel, im Besonderen die höheren und Höchstpotenzen sind ordnungsgemäß zu verwahren, weil sonst sehr leicht die angereicherte Information und auch der Energiezuschuss verloren gehen kann.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 89

a.) Schutz vor Hitze: direkter Sonne, Ofen b.) Schutz vor Kälte: Kühlschrank, Minusgrade c.) Schutz vor Metallen d.) Schutz vor elektromagnetischen Feldern: Mikroherd, Musikbox, Fernseher, HANDY, PC ! e.) Schutz vor stark riechenden Substanzen: ätherische Öle

Pfefferminzöl, Eukalyptus, Campher, Gewürze: Muskatnuss, Zwiebel (lyk) Wasser

f) Allopath. Medikamente: Kortison 13. Umgang mit der Arznei

VORTEILE der HOMÖOPATHIE

Werden die homöopath. AMM richtig angewandt und eingesetzt, dann ergeben sich folgende Vorteile bei dieser Heilmethode

1.) Die homöopath. Arznei stärkt die Lebenskraft. Richtig angewandt und eingesetzt!

2.) Die homöopath. Arznei unterstützt in sanfter Weise die körpereigene Abwehr, richtig eingesetzt und angewandt,

3.) Die homöopath. Arznei unterdrückt nicht die Krankheit, sondern heilt sie. Richtig eingesetzt und angewandt,

4.) Die homöopath. Arznei hat keine Rückstände ab D6

5.) Keine Wartezeiten in Lebensmittelprodukten

6.) Keine Resistenzentwicklung

7.) Die homöopath. Arznei hat keine unerwünschten Nebenwirkungen (Erstverschlimmerung!) Richtig eingesetzt und angewandt!

8.) Wir können mit der homöopath. Behandlung sowohl akute wie auch chron. Krankheiten heilen und wir können Einzeltiere und auch eine größere Anzahl von Tieren gleichzeitig behandeln.

9.) Es ist auch eine Prophylaxe mit den hom. AMM möglich ! z.B.: Tetanus-Prophylaxe: ARN, HYPER, LED Malaria-Prophylaxe: Nat-m, Ars Heuschnupfen: ars, kali-p, psor Influenza: Gels Impfungen: Thuja, Sil, Vario, Vacc Bei Interesse Repertorium „Lupe“ Prophylaxe

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 90

SCHLUSSSATZ:

Jede Therapie hat ihre Vor- und Nachteile. Wir müssen uns über die Grenzen und Möglichkeiten jeder Therapie im Klaren sein.

Die homöopathische Heilmethode bedeutet für die sie ausübenden Tierärzte und Ärzte keinen Gegensatz zur klinischen Medizin, weil die Homöopathie durch ihre Eigengesetzlichkeit selbst einen wichtigen Platz innerhalb der Arzneitherapie einnimmt.

Man wird niemals die ganze Tiefe der Homöopathie ergründen können, weil es eine unvorstellbar große Tiefe gibt, aber vielleicht ist gerade diese Tatsache das Schöne an der Homöopathie.

Sie werden sich bei der Anwendung homöopath. AMM niemals langweilen, da sie im Laufe der Zeit immer mehr und mehr der Symptomatologie erlernen und entdecken werden.

Für jeden die Homöopathie ausübenden Mediziner ist sie eine Erweiterung der Medizin und eine Bereicherung der therapeutischen Möglichkeiten.

Die Homöopathie ist eine ernst zu nehmende Wissenschaft und sicherlich ein immer ernst zu nehmender und wichtig werdender Bereich der Medizin, auch wenn sie heute wieder massiv angegriffen und verurteilt wird.

Eine alte Regel der Heilkunst lautet:

„ Wo das Übel, da ist auch das Heilmittel!“ Norddeutschland: SYMPH bei Verletzungen Nat-m: Konstitutionsmittel

Die „neue“ Regel der Heilkunst lautet: „Verordne die Heilmittel der Gegend, aus der die Krankheit kommt!“

Wir dürfen die Patienten nicht behandeln, um zu beweisen, dass die Homöopathie wirkt, sondern, um die Patienten zu heilen.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 91

Es geht immer darum, den Patienten zu helfen. Wir dürfen mit unserer Homöopathie auch nicht zu fanatisch sein, Scheuklappen haben und alle anderen Therapien ablehnen.

Merke Vergessen wir NIE, dass sich der Erfolg des homöopathischen Arzneimittels erst

nach seiner Verabreichung zeigt.

Hahnemann brachte uns Ärzten mit seiner Homöopathie eine praktische Ergänzung des medizinischen Wissens und Handelns. Damit wird die Homöopathie ein wichtiger Teil der Gesamtmedizin!

Aus all dem was wir jetzt über die Homöopathie gehört haben, ist es selbstverständlich, dass diese homöopath. Heilkunst ein intensives Studium erfordert.

Der behandelnde Arzt, Tierarzt MUSS daher nach der Erstellung der klinischen Diagnose, immer entscheiden, welche Behandlungsmethode für den Patienten die beste ist.

Merke: Homöopathische Arzneimittel sind nicht harmlos, wenngleich sie sicher immer als unwirksam und schadlos hingestellt werden.

In Wirklichkeit können die potenzierten Arzneien sehr, sehr viel schädlicher sein, als man ihnen unwissend nachsagt.

Homöopath. Arzneien sind dynamisierte, energetische AMM, die deshalb auch dynamische, energetische Schäden auslösen und bewirken können. Als Beispiel möchte ich hier nur in Erinnerung rufen, dass man auch mit homöopath. AMM unterdrücken kann und so die Krankheit in eine tiefere, gefährlichere Krankheitsebene verlagert. Jedes achtlos eingenommen homöopath. AM löscht ein Symptom aus, das bei der Suche dann nach dem heilenden AM fehlen könnte und so das Erkennen der wahren Krankheit unmöglich macht!

Wichtiger Grundsatz:

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 92

Wenn wir bei einem Patienten in seiner Krankheit überhaupt keinen Anhaltspunkt für ein Arzneimittel finden können, ist es besser, diesen Patienten nicht zu behandeln und ihn zum Allopathen oder in eine Klinik (Krankenhaus) zu schicken.

Das homöopathische Arzneimittel kann sein: das allein Helfende das wertvolle Ergänzende oder überhaupt nicht angezeigt sein !

Hahnemann hinterließ uns dieses Erbe mit dem Satz: „Macht`s nach, aber macht`s genau nach !“

Eugen Roth: „Es lehrt uns Hahnemann es habe Die größte Wirkung die kleinste Gabe. Und so mancher Arzt hält es auch fürwahr, solange es nicht betrifft sein Honorar!

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 93

Die Hering´schen Heilgesetze

Vielleicht haben Sie sich schon gefragt, wieso Hering’sche Heilgesetze? Hat Hahnemann diese Heilgesetze in seiner Homöopathie etwa

vergessen oder übersehen? Oder hat Hering von sich aus Hahnemanns Lehre ergänzt? Nun, im Verlaufe meines Referates werden Sie die

Lösung erfahren.– Bevor ich zu den Hering´schen Heilgesetzen sprechen werde, erscheint es mir zweckmäßig, dass ich Ihnen zuerst Constantin Hering vorstelle.

Constantin Hering wurde am 1.Jänner 1800 in Oschatz in Sachsen,

Deutschland geboren. Sein Vater war Organist und Lehrer. Nach der Matura studierte er in Leipzig Medizin und hörte dort auch noch Hahnemanns Vorlesungen. Die damalige Zeit war gekennzeichnet durch

heftige Auseinandersetzungen um die Homöopathie Hahnemanns und man versuchte immer wieder von offizieller, medizinischer und

pharmakologischer Seite Hahnemann anzugreifen und seine Lehre unmöglich zu machen. Wir schreiben das Jahr 1821!

Hahnemann ist gerade 76 Jahre alt. In diesem Jahr verlor er seinen langen Kampf mit den Apothekern, indem man ihm per

Regierungsbeschluss das Selbstdispensierungsrecht entzog. Im selben Jahr verließ er nach 9-jähriger Tätigkeit freiwillig die Uni in Leipzig und zog sich nach Köthen zurück. Ein Jahr vorher scheiterte er an

der homöopath. Behandlung des Fürsten Schwarzenberg.

Und gerade in dieser Zeit trat ein großer Verlagsbuchhändler namens BAUMGÄRTNER an den Chirurgen Dr. ROBBI heran und bat ihn, ein

Hetzbuch, eine Streitschrift mit dem Titel: „Leipziger Streit um

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 94

Hahnemann’s neue Medizin“, gegen Hahnemann und seine Homöopathie

zu schreiben. Dieser lehnte jedoch ab und übergab diesen Auftrag an seinen Lieblingsschüler Constantin Hering weiter. Hering, noch ein entschiedener Gegner der Homöopathie und

Hahnemann’s Methode, nahm an und begann sofort eifrig Schriften, Krankenberichte und Bücher von Hahnemann zu studieren. ln seinem

Eifer entschied er sich sogar, den Chinarindenversuch Hahnemanns zu wiederholen. Ein persönliches Ereignis, ein schwerwiegender Zwischenfall, beeinflußte

und veränderte damit seine ablehnende Einstellung zur Homöopathie. Im Seziersaal der Uni verletzte sich Hering während einer Autopsie an

der rechten Hand, die sich bös gangränös entzündete. Die Ärzte mit ihrer Schulmedizin konnten mit ihren Arzneien keine Heilung

herbeiführen. Die Ärzte sahen in der Amputation der Hand die letzte Möglichkeit. Ein Freund von Hering, ein junger, homöopathisch arbeitender Arzt, gab ihm potenziertes Arsen. Die gangränöse

Entzündung der Hand heilte rasch in wenigen Tagen. Wir schreiben nun das Jahr 1824!

Von da an wurde er ein fanatischer Verteidiger und ein enthusiastischer Anhänger der Homöopathie. Wegen seines öffentlichen Bekenntnisses zur Homöopathie bekam er zunehmend Schwierigkeiten und wurde bald

zu einem unerwünschten Studenten in Leipzig. Deshalb ging er 1825 nach Würzburg und beendete dort sein

Medizinstudium. 1926 dissertierte er mit dem Thema „De Medicina futura“, womit er sich jetzt auch in Würzburg öffentlich zur Homöopathie und zu Hahnemann

bekannte und wegen seines Bekenntnisses auch hier immer mehr und mehr Unannehmlichkeiten bekam.

Sein Arbeit gegen die Homöopathie wurde natürlich nie veröffentlicht .

1827 ging er nach Südarmerika, nach Surinam, um dort Tier- und

Pflanzenwelt zu studieren, dabei wurde er von der deutschen Regierung finanziell unterstützt . Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit begann er

bald wieder mit der Homöopathie, das aber der Regierung gar nicht gefiel und deshalb Druck auf ihn ausübte . Er widersetzte sich, legte den Regierungsauftrag zurück und widmete sich ganz seiner homöopath.

Praxis . Bald machte er Arzneimittelprüfungen. So prüfte er 1828 Lachesis, Therideon, Phos-ac., Spigelia usw. Als Prüfungssymptom von

Lachesis blieb Hering sein Leben lang, die Berührungsempfindlichkeit am Hals. Er konnte keine Krawatten mehr tragen. 1829 wird ein Missionar namens Herrnhuter sein 1. Schüler

1833 wollte Hering wieder über Philadelphia nach Deutschland zurück,

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 95

wurde aber von Freunden überredet in Philadelphia zu bleiben, wo er

dann auch bis zu seinem Lebensende blieb. Er begann Homöopathie zu lehren und gründete 1835 mit Wesselhoeft in Allentown die „1. institutionalisierte Lehranstalt für Homöopathie“ der

Welt: Es war das „dashik medical College of Pennsylvenia“, das aber bald wiederum durch Gegner der Homöopathie geschlossen werden musste.

1836 erhielt aber die Ajademie bereits die behördliche Lizenz zur Ärzteausbildung. 1837 erschien sein Buch über die Schlangengifte.

In Philadelphia führte er bald eine lebhafte Praxis und gründete 1848 in Philadelphia das „ Homöopathic Medical College of

Pennsylvenia“, das er zwar noch im Gründungsjahr verließ, aber an das er dann 1864 wieder zurück kam und dort als Professor unterrichtete.

1867 Gründung des „Hahnemann Medical College“ und 1869 kam es zur Fusion dieser beiden Lehranstalten.

Hering arbeitete unermüdlich an der Verbesserung und Verbreitung der Homöopathie, speziell der Materia Media. Hering führte die Schlangengifte in die medizinische Therapie ein, prüfte nach seiner

Entdeckung auch das Nitroglycerin, das er unter dem Namen Glonoinum der Materia Media zuführte.

Hering brachte auch die „1.Homöopathische Zeitschrift“ in Amerika heraus. In einer seiner 1. Ausgaben veröffentlichte er darin einen Artikel

mit dem Thema: „Hahnemanns Regeln über die Rangfolge der Symptome“,

in der er eine Zusammenfassung der von Hahnemann aufgestellten, homöopathischen Heilgesetze brachte. Neben unzähligen Artikeln und schriftlichen Arbeiten, zählen aber seine

„Leitsymptome der Materia Media” in 10 Bänden zu den klassischen Werken. Im Verlaufe seines Lebens gründete er noch 4 weitere

Akademien und über 100 Krankenhäuser. Jeden Samstag empfing er bis zu seinem Tode am 23. Juli 1880 junge Ärzte und Studenten, mit denen er Krankengeschichten besprach und die

Materia Media lehrte. Hering wird zu Recht als Vater der amerikanische Homöopathie

bezeichnet. Soweit eine kurze Biographie von Hering. Bevor wir uns aber den Hering´schen Heilgesetzen zuwenden, erscheint

es mir aber wichtig, dass wir uns noch einmal einige Begriffe in Erinnerung rufen, und zwar die Begriffe Krankheit, akute Krankheit,

chron. Krankheit, Heilung und den Begriff der Unterdrückung. Wir wissen heute, wissenschaftlich betrachtet, noch nicht genau, was

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 96

Leben ist, was Gesundheit ist, was Krankheit ist. Demnach können wir

auch logischer Weise nicht wissen was Heilung ist. Hahnemann sagt uns im § 6 Organon über die Krankheiten: Man kann

sie nicht sehen, auch mit größter Vergrößerung nicht, sondern nur die Veränderungen des Befindens des Leibes und der Seele, in Form von

Krankheitszeichen, als Abweichungen vom gesunden Zustand. Die Summe dieser Krankheitszeichen repräsentiert uns die Krankheit in ihrem ganzen Umfang.

In §§ 9-14 macht uns Hahnemann mit der Lebenskraft und dem Begriff der Krankheit bekannt.

„Im gesunden Menschen, gilt natürlich auch für Tiere, waltet die geistartige, belebende Lebenskraft und hält alles in

bewundernswürdigen, harmonischen Lebensgang. Wenn der Mensch erkrankt, dann ist diese geistartige Lebenskraft, sein Lebensprinzip verstimmt, die dem Organismus die wichtigen

Empfindungen verleihen kann, was wir Krankheit nennen. Sie gibt sich uns durch ihre krankhafte Verstimmung, das sind die

Krankheitssymptome zu. erkennen.“ Hahnemann unterscheidet akute und chronische Krankheiten und

definiert sie uns in den §§ 72-78 Akute Krankheiten:

...verstehen wir mehr oder weniger schnell verlaufende Krankheitsprozesse einer verstimmten Lebenskraft, die in ihrem Verlaufe mehr oder weniger lang andauern können und die mit oder ohne Hilfe

eines Arztes von selbst wieder ausheilen. Sie befallenen einzelne Personen oder ganze Menschengruppen und können endemisch oder

epidemisch auftreten. Chronische Krankheiten: ...verstehen wir Krankheiten, die oft durch kleine, unbemerkte Anfänge den Organismus, die Lebenskraft belasten und ihn immer mehr vom gesunden Zustand entfernen. Die Belastungen können aus eigener Kraft nicht mehr ausgelöscht werden

und schreiten ständig weiter zentralwärts vor bis zur endgültigen Zerstörung des Organismus.

AKUTE Krankheiten zeigen also immer die Tendenz von selbst wieder gesund zu werden CHRONISCHE Krankheiten können aus eigener Kraft nicht gelöscht werden.

Hahnemann sagt uns auch, dass chronische Krankheiten künstlich erzeugte Leiden sind, durch allopathische Kuren erkünstelte. Sie sind auch die traurigsten und unheilbarsten!

Heilung:

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 97

Hahnemann sagt uns im § 17, der Heilkünstler hat bloß den Inbegriff der

Symptome hinweg zu nehmen, das ist die krankhafte Verstimmung des Lebensprinzips, das ist die Krankheit selbst. Die vernichtete Krankheit ist dann die hergestellte Gesundheit, das

höchste und einzige Ziel des Arztes. Die perfekte Heilung besteht also nicht in der Beseitigung von

krankhaften Symptomen, sondern in der Wiederherstellung der physischen und psychischen Gesundheit und die soll schnell, sanft und dauerhaft sein (§ 2 ).

Unterdrückung:

Diesen Begriff hat Hahnemann erstmals in die Medizin eingeführt und ganz genau formuliert.

Unter einer Unterdrückung verstehen wir die Beseitigung von akuten Krankheitsprozessen einer symptomatischen Äußerung einer Krankheit OHNE die eigentliche Krankheit zu heilen. Die Unterdrückung macht sich bemerkbar, wenn Erkrankungen von einer oberflächlichen Ebene verschwinden, um sich in tieferen Krankheitsschichten

wieder bemerkbar zu machen. Ursachen für Unterdrückungen sind a) unsachgemäße, ärztliche Therapien b) Schocks c) Drogenmissbrauch d) akute Erkrankungen

e) Traumata

Die Krankheit drückt sich immer in der Gesamtheit der Symptome aus. Dieses Symptomenbild ist aber nicht das eigentliche Wesen der

Krankheit, sondern nur der äußere Ausdruck der inneren Störung. Es ist lediglich die äußere Form der Krankheit, die sich im Körper festgesetzt

hat und die sich mit all ihren äußeren Symptomen, die eben die innere Veränderung verursacht hat, dem Arzt zu erkennen gibt.

Es ist daher unrichtig anzunehmen, dass eine chron. Krankheit verschwindet, wenn wir ihr einzelne Krankheitssymptome entfernen. (Steingassner: Beispiel Baum)

Wie wir gehört haben, kann bereits durch einen kleinen Impuls das innere Gleichgewicht gestört werden und sich die chron. Krankheit, mit

all ihrer Vielheit entwickeln. Der Heilungsvorgang muss dahingehend gesetzt werden, dass der

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 98

Organismus wieder störungsfrei wird, d.h., es muss die verursachende

Störung wieder aus dem Körper herausgearbeitet werden. Dazu brauchen wir die entsprechenden Arzneien.

Wie wir bereits gehört haben, zog sich Hahnemann 1821 von Leipzig nach Köthen zurück. Er und viele seiner Schüler mussten immer wieder feststellen, dass manche Patienten trotz bester Anamnese und

gewissenhaftester Wahl des Arzneimittels nicht dauerhaft geheilt werden konnten.

Hahnemann löste dieses Problem in 7 Jahren mit seiner PSORA-LEHRE.

Er fand dabei auch heraus, dass die chronischen Krankheiten von außen

nach innen, von der Peripherie zum Zentrum fortschritten und er fand dann Arzneimittel, die bei den Prüfungen ihre Symptome von innen nach außen zeigten. So fand er die antipsorischen Mittel, mit denen er

wiederum die chronischen Krankheiten individuell heilbar machte.

HERING hat in seiner „Abhandlung über die Rangfolge der Symptome“,

diese Stadien der Heilungsabläufe von chron. Krankheiten zusammen gefasst, formuliert und niedergeschrieben.

Hering selbst bekannte, dass diese Heilgesetze in Hahnemanns Schriften, vorgezeichnet waren.

Hering beobachtete, dass in den Abläufen der Heilungsvorgänge eine gesetzmäßige Umkehrung der Krankheitsentwicklung

erfolgt. Die Entdeckung dieser Reaktionsmuster erkannte Hering nach

Einnahme von Arzneimitteln. Die daraus abgeleiteten Hering´schen Gesetze sind bis heute die einzige bedeutende „theoretische Ergänzung“ der Hahnemann´schen Lehre.

Hering selbst bekannte, dass seine Heilungsgesetze in den Hahnemann’s Schriften, im Organon und im 1. Band der chron. Krankheiten

vorgezeichnet war. Während Hahnemann begonnen hatte, die Symptomatologie vor allem im Bezug auf die Krankheitsentwicklung zu systematisieren, erkannte Hering:

„Im Ablauf des Heilungsvorganges erfolgt eine gesetzmäßige Umkehrung der Krankheitsentwicklung!“

Dieses Prinzip wurde bei der Behandlung von chronischen Erkrankungen

bis heute millionenfach erfahren, d.h.: unter korrekter homöopathischer Behandlung werden die Symptome in der umgekehrten Reihenfolge ihres Entstehens verschwinden und die Erkrankung bewegt sich zu ihrer

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 99

akuten Form zurück. Danach erst kann der Patient vollständig ausgeheilt

werden. Seit dieser Veröffentlichung werden die homöopath. Heilgesetze in

Dankbarkeit an den großen Meister der Homöopathie, HERING´SCHE HEILGESETZE bzw. HERING´SCHE HEILREGELN genannt.

Diese Zusammenfassung der Heilgesetze ist bis heute die einzige, bedeutende theoretische Ergänzung der Hahnemann’schen Heillehre.

Die Hering´schen Gesetze besagen, dass

...die Heilung von innen nach außen erfolgt, dass Krankheiten von innen nach außen ausheilen

... die Heilung von oben nach unten erfolgen muss sich z.B.: Kopfsymptome verschwinden vor einer Beschwerde an den Extr.

...dass die Heilung vom lebenswichtigen Organ zum weniger lebenswichtigen Organ erfolgt, dass also die wichtigsten Organe als erste Heilreaktion eine Erleichterung erfahren müssen. Z.B.: Herzleiden vor Leberleiden ...dass während der Heilung alte Beschwerden von früher wieder auftreten können und ...dass die weniger wichtigen Organe, wie Haut und Nägel, als Letztes heilen. ...die charakteristischen, ... Symptome einer Krankheit den charakteristischen Prüfsymptomen einer Arznei entsprechen müssen … Heilung vom oberflächlichen zum tiefen Miasma erfolgt

Schauen wir uns jetzt die einzelnen Regeln etwas genauer an

1. REGEL: Von INNEN nach AUSSEN Bei der Bearbeitung der Störung muß also die Heilung bei den

verschiedenen Organsystemen immer von innen nach außen erfolgen. Nehmen wir ein Beispiel: Hund: Otitis...Beschwerde frei, Diarrhoe...Beschwerde frei...Hautausschlag bleibt lange Zeit hartnäckig, dann erst nach der Kortisonbehandlung... Beschwerde frei. Nach einiger Zeit verändert der Hund sein Verhalten, er wird träge, lustlos, der Appetit wird weniger ,er liegt jetzt viel, aber nachts ist er sehr unruhig und wandert herum. Der

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 100

Hund ist ganz offensichtlich nicht gesund, obwohl er z.Z. keine körperlichen Beschwerden mehr hat.

Zuerst von innen nach außen heißt, dass sich nach der gut gewählten homöopath. Mittelgabe der Allgemeinzustand des Tieres, das Allgemeinbefinden zuerst wieder verbessern muss.

Das Tier muss wieder lebhafter, aufmerksamer, bewegungsfreudiger werden. Der Appetit muss sich verbessern und unruhige Schlafphasen

müssen sich legen. Die Heilung erfolgt also vom Zentrum aus. Sein Allgemeinbefinden bessert sich, die nächtliche Ruhephase kehrt wieder zurück.

Die Besserung erfolgt zuerst von INNEN. Das Allgemeinbefinden, der Schlaf, der Appetit haben sich gebessert!

Die 2. REGEL: Von OBEN nach UNTEN So müssen zuerst Kopfsymptome verschwinden, dann erst Symptome

der Extremitäten. Gehirnerkrankung, Schwindel, Kopfschmerzen ... vor Gelenksschmerzen Diese Heilregel bezieht sich in 1. Linie auf den Ablauf innerhalb eines

Organsystems. z.B.: Nacken-HWS-Kreuz-Hüfte-Knie-Ferse

Hals-Oberarm-Ellbogen-Handgelenke : Polyarthritis Die 3. REGEL: vom lebenswichtigen Organ zum weniger

lebenswichtigen Organ Ein belastendes Herzsymptom muß vor einem körperlichen Symptom (Darm- oder Lungensymptomen) verschwinden. Ein Asthma

vor einer Otitis! Eine Otitis vor Hautsymptomen.

Die 4. REGEL: Die Symptome verschwinden in der umgekehrten

Reihenfolge ihres Auftretens! Das heißt also, vom JETZT der Beschwerden zum FRÜHER der Beschwerden! Dazu sollten wir uns aber noch einmal den

Krankheitsverlauf bei chron. Krankheiten ansehen.

Die chron. Krankheiten zeigen sich immer zuerst an der Oberfläche und von da schreiten sie zu den lebenswichtigeren Zentren vor. (Beispiel HUND )

Die Heilungsvorgänge gehen bei chronischen Krankheiten in der Regel stufenweise vor sich und die heilende Behandlung lässt die Krankheit

wieder durch ihre früheren Entwicklungsstufen zurückkehren und bestätigt damit die korrekte Therapie. Die Heilung erfolgt nach dieser Regel in der Umkehr der Dynamik des

Krankheitsfortschrittes. Die zuletzt erschienen Symptome verschwinden

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 101

zuerst, während die alten am längsten bleiben bzw. wieder neu

hervortreten. Die neuesten Symptome, das sind jene, die zuletzt aufgetreten sind, sie verschwinden zuerst, während die ältesten oft sehr hartnäckig im

Zurückweichen sein können.

Wenn es gelingt, ein äußeres Krankheitssymptom wegzubringen, dann MUSS es von einer Besserung des Allgemeinbefindens begleitet sein!!!

5. REGEL: weniger wichtige Organe, wie Haut und Nägel heilen als Letztes

Die größten Schwierigkeiten machen erfahrungsgemäß die Hautsymptome.

Die 6. REGEL: der § 153 Organon Ich muss aber doch noch auf ein weiteres Heilgesetz zu sprechen

kommen, ohne dem eine homöopath. Behandlung unmöglich wäre. Sie alle haben dieses Gesetz schon wiederholt gehört, bzw. im Organon gelesen. Hahnemann hat es in den §§ 153-158 festgelegt

Es lautet: Die wichtigsten, charakteristischen und sonderlichen Krankheitszeichen einer Erkrankung müssen den wichtigsten,

charakteristischen, sonderlichen Prüfungssymptomen einer Arznei ähnlich sein.

Dem Auffinden und Erkennen, sowie der Rangfolge der Symptome - sowohl beim Fall, als auch bei der Arznei - kommt aller größte

Bedeutung zu. Denn genauso, wie es bei den Krankheiten gewöhnliche und banale

Symptome gibt, gibt es auch viele Prüfungssymptome, die für das AM gewöhnlich und somit unwichtig sind.

Wenn während der Behandlung einer chron. Krankheit neue Symptome auftreten, sollte man immer einkalkulieren, dass diese sogenannten

„neuen Symptome“ auch AM-PRÜFUNGSSYMPTOME sein könnten, speziell dann, wenn wir einen sehr sensiblen Patienten vor uns haben. Homöopathische Nebensymptome sind fast immer harmlos und klingen

nach Absetzen der Arznei auch sehr rasch wieder ab.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 102

Merksatz: Der Kranke kommt also in dem Maße seiner Gesundheit wieder näher, je mehr seine Krankheit wiederum auf die Oberfläche zurückkehrt.

Daher muß man die Besitzer vor der Behandlung einer chron. Krankheit auch immer aufklären, beruhigen, trösten, wenn im Verlaufe einer derartigen Therapie ALTE ÄUSSERE SYMPTOME wiederkehren.

Man muß den Besitzern aufzeigen und sie darauf hinweisen, dass es dem Patienten eigentlich viel besser geht, trotz dieser äußeren Affektionen.

(Heilung von innen nach außen, lebhafter, Fresslust verbessert...)

Dort, wo einmal äußere Unterdrückungen stattgefunden haben, werden diese Symptome im Verlaufe der richtigen Behandlung wieder auftreten und der behandelnde Tierarzt muss derartige Symptome entsprechend

bewerten und ABWARTEN !! und das sicher gut gewählte Mittel weiter wirken lassen.

Kehren wir wieder zu unserem Beispiel beim Hund zurück. Im Verlaufe der Behandlung tritt jetzt wiederum ein altes Symptom von früher auf.

Z.B.: Es kommt nun der Durchfall wieder, der früher mit Antibiotika unterdrückt wurde. Dem Hund geht es aber gut, er läßt sich in seinem

Allgemeinbefinden nichts anmerken. Der Durchfall wird auch sicherlich rasch wieder abklingen.

Man darf sich nicht hinreißen lassen und derartige alte wiederauftretende Symptome jetzt behandeln oder auch nur lindern. Der Fall wäre verloren,

würde sogar unbehandelbar werden.

Hahnemann sagt: „ Grundregel bei der Behandlung chronischer Krankheiten ist die Gabe der sorgfältig ausgewählten, antipsorischen, homöopathischen Arznei und diese ungestört wirken zu lassen, solange sie sichtbar die Heilung befördert und eine offensichtliche Besserung im ganzen System stattfindet.“

Das ist das Geheimnis des Erfolges! Man muss in der Lage sein, geduldig die wunderbare Arbeit des wohl

gewählten Mittels auf die natürliche Krankheit zu beobachten, wobei die künstliche Krankheit mit der Heilung der natürlichen Krankheit von selbst verschwindet.

Wenn der Besitzer rechtzeitig informiert wurde, dann ist er auf die eventuell kommenden Symptome vorbereitet. Er bestätigt ihre Prognose

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 103

mit Stolz, wenn er sagt: Her Doktor, jetzt ist der alte Durchfall

tatsächlich wieder gekommen und dem Hund geht es eigentlich recht gut!. Als nächstes, altes Symptom erscheint jetzt die Ohrenentzündung, die

aber auch vom Hund leicht ertragen wird. Das Ohr ist ein sehr wichtiges Ventil für den Organismus.

Nach kurzer Zeit heilt auch das Ohr ohne zusätzliche Behandlung ab. Und ganz zum Schluss kommt auch tatsächlich noch der Hautausschlag, der aber wiederum auch für den Hund nicht belastend ist und auch ohne

zusätzliche Therapie abheilt. Dieser Heilungsprozess stellt die Ordnung nach den Hering´schen

Heilgesetzen her!

Hahnemann sagt: Der Heilungsprozess kann nicht sanft und dauerhaft sein, wenn er gegen den Strom der natürlichen Reaktionen geht.

ZUSAMMENFASSUNG: Alle chronischen Krankheiten zeigen uns in ihren Verläufen, daß sie fortschreitend von außen nach innen, von unten nach oben, von der Peripherie zum Zentrum fortschreiten und unaufhaltsam vom weniger wichtigen Organ zum lebenswichtigen Organ

vordringen.

Deshalb müssen wir auch bei den chron. Krankheiten Mittel einsetzen, die ihre Wirkungen entgegengesetzt ansetzen.

Dann erfolgt die Heilung immer gesetzmäßig, vorausgesetzt, die richtige Arzneiwahl ; Von innen nach außen,

Von oben nach unten (vom Kopf zu den Extremitäten) vom lebenswichtigen Organ zu den weniger wichtigen Organen

und in der umgekehrten Reihenfolge ihres Auftretens. Bei der Auswahl der Mittel müssen wir also immer ganz besonders

darauf achten, welche Prüfsymptome der Arznei schreiten von innen nach außen und bei den chron. Krankheiten, welche

Krankheitssymptome verlagern sich von außen nach innen. Z.B. Von der Haut auf eine Schleimhaut!

Diese Symptome haben vor allen anderen Vorrang, sie muss man ganz besonders ins Auge fassen.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 104

Wir haben bei der Bewertung der Symptome gehört, dass diejenigen

Symptome am wichtigsten sind, die zuletzt aufgetretenen sind. Sie haben den höchsten Stellenwert, weil es meistens Geistes- und Gemütssymptome sind.

Hahnemann hat nicht von ungefähr diesen Geistes- und Gemütssymptomen den höchsten Stellenwert vor den äußeren

Symptomen eingeräumt, auch wenn diese äußeren Symptome vielleicht gerade die akuteren Symptome für den Patienten sind.

Wenn wir diese Gesetze- und Heilungsprinzipien erlernen und in die Praxis umsetzen, dann werden sie für uns immer klarer und auch

zuverlässiger, je mehr Erfahrung wir damit bekommen und auch desto besser lernen wir sie wieder kennen.

Die Anwendung dieser Gesetze führt zur Vernichtung, zur Heilung der chron. Krankheit, führt uns also zur Wiederherstellung der Gesundheit.

Selbstverständlich verschwinden die Krankheitssymptome nicht in der

Form, dass sie nun alle drei Kriterien der Heilregeln gleichzeitig erfüllen werden, sondern im allgemeinen wird nur eine

der angegebenen Regel in Erscheinung treten. Entweder von innen nach außen, oder von oben nach unten oder in der umgekehrten Reihenfolge ihres Auftretens.

Die Erfahrung lehrt uns:

Das wichtigste Kriterium für eine gesetzmäßige Heilung ist in jedem Fall

im Wiederauftreten alter Symptome zu sehen.

Wenn es uns gelingt, ein äußeres Krankheitssymptom wegzubringen, ein altes wieder entstehen zu lassen, dann MUSS es mit einer Besserung des Allgemeinbefindens begleitet sein!

Jeder homöopath. arbeitende Arzt und Tierarzt, der diese Heilregeln kennt und befolgt, weiß, dass Symptome, die in umgekehrter

Reihenfolge ihres Auftretens verschwinden, auch für immer wegbleiben. Was ist, wenn eines von diesen Heilgesetzen nicht eintritt?

Wir haben ein AM verabreicht und müssen erkennen, dass a.) die Krankheitszeichen NICHT den erwähnten Verlauf nehmen,

d.h., das verabreichte Arzneimittel war falsch.

b.) die Symptome in der falschen Richtung verschwinden,

d.h., das verabreichte Arzneimittel war falsch. Die Krankheit schreitet weiter fort, es wird bedenklich.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 105

c.) sich der Krankheitsprozess nach innen verlagert,

Wir haben eine Unterdrückung provoziert, Größte Vorsicht ist geboten Das Symptom an sich ist vielleicht verschwunden, aber die chron.

Krankheit wird im Inneren fortschreiten und sich wahrscheinlich verstärken.

Die Heilung von innen nach außen wurde blockiert. d.h., das verabreichte Arzneimittel falsch war.

Daher müssen wir bei jeder Arzneigabe den Patienten beobachten, ob wenigstens eine der Heilregeln erfüllt wurde. Wenn ja, dann haben wir

eine gute Voraussetzung für eine dauernde Heilung geschaffen.

Der Nutzen dieser Heilregeln

a.) sie bestätigen dem Therapeuten die richtige Arzneiwahl b.) sie helfen etwaige fehl gerichtete Reaktionen im Heilungsprozess

schon im Anfang zu erkennen und noch rechtzeitig vor größerem Schaden zu korrigieren.

c.) Sie helfen dem Therapeuten den Verlauf seiner Behandlung kritisch zu beurteilen

Der Heilungsprozess erfolgt nach diesen Heilgesetzen immer sanft, zuverlässig und dauerhaft und auf unnachteiligstem Wege.(§ 2 Organon)

Eine Heilung ist aber nur dann sanft und dauerhaft, wenn sie nicht gegen den Strom der natürlichen Reaktionen läuft, weil sie so den

natürlichen Naturheilungsprozessen nicht entgegenwirkt. Das Heilungsziel des Tierarztes muss sein, dass der Patient wieder

störungsfrei wird. Störungsfrei und somit beschwerdefrei wird der Patient aber nur dann, wenn die verantwortliche Störung, die chron. Krankheit,

aus dem Organismus herausgearbeitet werden konnte. Nur so wird das innere Gleichgewicht, die innere Ordnung wieder hergestellt.

Die erfolgreiche, heilende, homöopathische Therapie lässt also die chron. Krankheit in schrittweisen Etappen wieder zu den früheren

Entwicklungsstadien der Krankheit zurückkehren. Die pathologische Vergangenheit der Erkrankung wird so wieder

aufgerollt. Bei der Behandlung von chron. Krankheiten bedarf es oft mehrerer,

hintereinander einzusetzender Arzneien, die ABER NUR NACH DEM „Auswirken“ der verabreichten Arznei eingesetzt werden dürfen.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 106

Hahnemann sagt dies genau in den §§ 168 und 171 Organon: „...dass man bei chronischen Krankheiten zur Heilung oft mehrere, hintereinander anzuwendende antipsorische Heilmittel anwenden muss. Sie dürfen aber NUR nach vollendeter Wirkung des vorangegangenen Mittels und nach Feststellung der noch vorhandenen Symptome gewählt werden.“

Weiter auch in den §§ 161,183 und 184 sinngemäß: Sobald die zuerst gegebene Arznei ihre Wirkung eingestellt hat, muss vor

jedem neuen Einsatz einer Arznei wieder ein NEUER BEFUND der KRANKHEIT, also der „Status morbi“ der vorliegenden Krankheit aufgenommen werden, der den Jetztzustand aufzeigt und nach diesem

ein zweites homöopathisches Mittel gewählt werden und so weiter bis zur vollkommenen Genesung.

Welches sind die 4 Grunderfahrungen, die in den Hering´schen Heilgesetzen zusammengefasst sind:

1 Die Heilung erfolgt von oben nach unten Kopfsymptome verschwinden zuerst, Symptome der (hinteren)

Extremitäten zuletzt (z.B. Schmerzen, Ausschläge usw.)

2. Die Heilung erfolgt von innen nach außen

Symptome im Zentrum verschwinden zuerst (z.B. Besserung des Allgemeinbefindens), die Symptome der Körperperipherie (z.B.

Hautausschläge) verschwinden zuletzt

3. Die Heilung verläuft von den lebenswichtigen zu den weniger lebenswichtigen Organen

Symptome des Herzens verschwinden vor Darm- oder Lungensymptomen, diese wiederum vor Hautsymptomen usf.

4. Die Heilung chronischer Erkrankungen verläuft in der umgekehrten Reihenfolge ihres Erscheinens

Hier erfolgt eine Umkehr der Dynamik des Krankheitsfortschrittes, indem

die zuletzt aufgetretenen Symptome zuerst verschwinden, während die alten am längsten verbleiben.

Die Tatsache, dass bei entsprechender Behandlung alle früheren Erkrankungen und Störungen, Zustände und Leiden in umgekehrter

Reihenfolge ihres Entstehens getilgt werden, sehr oft unter kurzfristigem Aufflackern ihrer alten Stärke, beweist:

Diese scheinbar verschiedenen Erkrankungen müssen auf einem gemeinsamen Zusammenhang beruhen

(=Beweis für die innere Einheit der Erkrankung)!!

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 107

Zum Abschluss meiner Ausführungen noch ein Zitat von Dr. Otto Fischer

Zitat Fischer: „Durch die Heilregeln der Homöopathie ist es uns möglich ein SIMILE bzw. ein SIMILLIMUM für das HEUTE des

Patienten zu finden, das uns logischerweise auf sicherem Weg zum GESTERN des Patienten führen muss, zur wahren Krise und

Äthiologie des Dynamischen“.

Es lehrt uns Hahnemann, es Gabe Die größte Wirkung, die kleinste Gabe. So mancher Arzt hält das führwahr, solange es nicht betrifft sein Honorar!! (Eugen Roth)

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 108

Was ist zu tun, wenn es zu einer übermäßigen Erstreaktion kommt ? Um eine weitere, noch stärkere Reaktion zu vermeiden, muss a.) die Arzneigabe sofort eingestellt werden

b.) kein neues Arzneimittel einsetzen WARTEN !!!! Hier werden immer wieder fatale Fehler aus Unsicherheit begangen, obwohl das gewählte Heilmittel richtig war. Bei Wechsel des AM kann die Heilung nicht nur in die Länge gezogen werden, sondern es kann sogar die Heilung verhindert, der Fall verdorben werden.

c.) ein paar Tage abwarten bis die Überreaktion abgeklungen ist, abwarten, ob in kurzer Zeit wieder eine Besserung eintritt

d.) die Verbesserung tritt ein, wir wissen, dass das verordnete Arzneimittel richtig. Nach Abklingen der Erstreaktion wird das Arzneimittel jetzt in der nächst höheren Potenz in selteneren Gaben gegeben, um eine Überreizung zu vermeiden

e.) die Verbesserung tritt nicht ein. Das verabreichte Mittel war falsch gewählt und würde bei Wiederholung den Fall noch verschlimmern.

Arznei sofort absetzen und den Fall neu überarbeiten

f.) Die Arzneireaktion ist überschießend, an das ANTIDOT denken

g.) Stellt sich nach dem Abklingen der verstärkten Symptome wieder der Ausgangszustand der Krankheit unverändert ein oder die Krankheit hat sich sogar verschlimmert, wissen wir, dass das verabreichte Mittel falsch gewählt wurde und dass diese Reaktion keine Arzneiwirkung war. Eine Wiederholung des Mittels würde nichts mehr bringen und unseren Fall nur verschlimmern. Den Fall neu überdenken: neue Arznei

h.) Kommen derartige Reaktionen aber erst nach etlichen Tagen oder gar Wochen oder aber erst im Verlauf der Behandlung, dann ist das Mittel sicherlich falsch gewählt. Den Fall neu überdenken: neue Arznei

Merke: Bei Eintreten einer Erstverschlimmerung muss das verordnete Arzneimittel sofort

abgesetzt werden, darf nicht gewechselt werden und aufgetretene, verstärkte Symptome dürfen nicht behandelt werden. Placebo !!

Außer, wenn die Erstreaktion bes. schlimm, dann muss antidotiert werden!

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 109

Ein paar Worte zu den Miasmen Siehe Seminare: Miasma Allgemein

Die Miasmenlehre ist auch heute noch bei vielen Homöopathen ein sehr umstrittenes, viel diskutiertes und tief schürfendes Diskussionsthema. Wir schreiben das Jahr 1821. Hahnemann lehrt seit vielen Jahren an der Universität in Leipzig Homöopathie. Er glaubt, die Homöopathie perfektioniert zu haben. Da verliert er den langjährigen Kampf mit den Apothekern und damit auch sein Selbstdispensierungsrecht. Er verlässt freiwillig Leipzig und zieht sich nach Köthen zurück. Sein Gönner Erzherzog Ferdinand gewährt ihm dort wieder das Selbstherstellen von Arzneien. Doch Hahnemann beschäftigt jetzt die einzige Frage noch, das große „erhabene Rätsel“ zu lösen, warum viele seiner Patienten trotz bester homöopathischer Behandlung nicht endgültig gesund wurden. Akute Krankheiten und plötzlich auftretende „Verstimmungen der Lebenskraft“ konnte er zwar in Anwendung des Ähnlichkeitsprinzips und der entsprechend gewählten homöopath. Arznei heilen, aber die chron. Krankheiten widersetzten sich hartnäckig seinen Anstrengungen, widersetzten sich all seinen Bemühungen. Das akute Aufflammen bei chron. Krankheiten (sog. Exazerbationen der Lebenskraft) konnte er zwar besänftigen, doch die Krankheit kehrte wieder oder kam in anderer Symptomengestalt wieder.

Aus dem Büchlein von Dorcsi: „Homöopathie heute“ darf ich zitieren:

Wie immer bei Hahnemann waren es Erfahrungen und Beobachtungen, die ihn

hinführten zur Erkenntnis des Ur-Ursächlichen als Grund für chronische.

Krankheiten. Hahnemann beschreibt seine Bemühungen um die Ergründung

dieses Phänomens gerade zu jener Zeit, als er glaubte, seine Lehre von der

Homöopathie perfektioniert zu haben, folgender Maßen.

Zitat: Diese höchst ernsthafte Aufgabe beschäftigt mich seit den Jahren 1816, 1817

bei Tag und Nacht und – siehe! Der Geber alles Guten ließ mich allmählich in diesem

Zeitraume durch unablässiges Nachdenken, unermüdete Forschung, treue

Beobachtungen und die genauesten Versuche das erhabene Rätsel zum Wohle der

Menschheit lösen.

Hahnemann verwendet den Begriff Miasma in zweierlei Hinsicht.

Einerseits für eine Krankheitseinheit im klinischen Sinne und

andererseits als Begriff für die krankhafte Affektion der Lebenskraft.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 110

Hahnemann unterscheidet zwischen akuten und den chronischen Krankheiten.

(Organon §§ 72, 73)

AKUTE KRANKHEITEN, nach Hahnemann: AKUTE MIASMEN nennt er

schnelle Erkrankungsprozesse des innormalen verstimmten Lebensprinzips, die

in ihrem Verlauf in mäßiger, mehr oder weniger kurzer Zeit zu beendigen

geeignet sind. D.H., dass sie durch die Lebenskraft aus eigener Leistung

überwunden werden

CHRONISCHE KRANKHEITEN, nach Hahnemann CHRON. MIASMEN

nennt er jene Krankheiten, die den Organismus durch kleine, oft unbemerkten

Anfängen – jede auf ihre eigene Weise – dynamisch verstimmen und ihn

allmählich so vom gesunden Zustand entfernen. Sie sind beharrlich und

ausdauernd. Das Lebensprinzip kann diesen Krankheiten - weder beim Anfange,

noch bei ihrem Fortgang - nur unvollkommenen und unnützen Widerstand

entgegensetzen. Sie scheinen manchmal geheilt, aber kommen in abgeänderter

Gestalt mit neuen Symptomen.

Sie können aus eigener Kraft nicht überwunden oder selbst auslöscht werden.

Diese Krankheiten schreiten immer weiter fort bis zur Zerstörung des

Organismus.

4 Merkmale der chronischen Miasmen:

9. Sie nehmen immer mehr zu und können ein Leben lang durch eigene Kräfte

nicht ausgelöscht werden.

10. Die Überwindung einer chron. Krankheit gelingt nur durch „Kunstheilung“

11. Chron. Krankheiten verlaufen in Phasen und haben Latenzzeiten. Nach

scheinbarer Heilung erscheinen sie in etwas abgeänderter Gestalt, mit neuen

Symptomen und oft mit einem Zuwachs an Beschwerden.

12. Chron. Krankheiten entwickeln sich von außen nach innen

Erste Erscheinungen auf der Haut Schleimhaut zu den lebenswichtigen

Organen.

Die chronischen Krankheiten entstehen von dynamischer Ansteckung

durch ein chron. Miasma.

Hierzu zählt er

a.) die Arzneischäden, Arzneimißbrauch, schlimmstes Miasma (Organon § 74)

b.) Belastungen durch vermeidbare Schädlichkeiten:

Schädliche Getränke oder Nahrungsmittel, Ausschweifungen, Mangel an

Bewegung, ungesundes Wohnen, Ausschweifungen jeder Art

Überanstrengungen von Körper und Geist

c.) Kummer und Stress

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 111

d.) Unterdrückungen von Hautausschlägen und Ausscheidungen jeglicher Art

Was verstehen wir unter einem Miasma:

Miasma leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet „Krätze“, aber auch

so viel wie „Befleckung“ oder „Schandfleck“ oder „Verunreinigung“.

Schon seit Hippokrates ein gebrauchter Ausdruck für krankmachende Stoffe, für

krankmachende Ausdünstungen aus der Luft.

Dorcsi schreibt in seinem Büchlein „Homöopathie heute“, dass man MIASMA auch mit „Befleckung der Menschheit“, also mit dem Sündenfall gleichsetzen kann. Im medizinischen Sprachgebrauch zu Hahnemanns Lebzeiten wurde mit Miasma ein die Menschheit umgebender Krankheitsstoff bezeichnet. Hahnemann wählte das Wort „KRÄTZE“ und spielte damit auf eines der ältesten Miasmen der Menschheitsgeschichte an, nämlich auf die Aussatz- und Krätzeerkrankungen. Hahnemann wusste, dass die normale Krätze von Milben hervorgerufen wird. Er schrieb bereits 1791: „Ich vermute nebst anderen einen lebendigen Stoff als Krankheitsursache.“ Hahnemann sagte aber trotzdem: „Ich nenne es PSORA, um einen allgemeinen Namen dafür zu haben.“ Hahnemann wusste ebenfalls bereits, dass die Condylome der Gonorrhoe und die Geschwüre der Lues übertragbare Krankheiten waren, wenngleich er aber den

Begriff und die Beschreibung von Infektionserregern noch nicht kannte.

Deshalb wählte er den allgemeinen Begriff für dieses unbekannte übertragende

Agens: das Miasma.

Ein Miasma stellt eine Summe von bestimmten potentiellen Krankheiten dar.

Mettler: Wenn Symptome eine Krankheit sind, dann sind Krankheiten die

Symptome eines Miasmas.

Miasmen sind im Körper innewohnende Kräfte, die im Gegensatz zur

Lebenskraft stehen und diese schwächen.

Miasmen sind im Organismus verborgene, dynamische Kräfte, die uns für

Krankheiten empfänglich machen.

Miasmen bestimmen auch die Art und Intensität der Krankheit des Patienten

gemäß der individuellen Konstitution.

Das MIASMA ist eine Schwäche des Organismus, welche die Tür zu

einer Krankheit öffnet!

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 112

Nach Hahnemann bedeutet MIASMA:

Eine durch Ansteckung oder Erbschaft eingeprägte Krankheit.

J.T. Kent: Unter Miasma verstehen wir eine Ordnungsstörung im Inneren des menschlichen ( oder tierischen) Organismus.

Kent u. Allen: Miasma ist eine krankhafte Beeinträchtigung der Lebenskraft

Ortega: Für ihn bedeutet Miasma als „Krankheit der Welt“. Er sagt, die

Krankheit ist das Ergebnis wiederholter Verstöße gegen die Natur und ihre Gesetze. Die Natur räume uns zwar viel Freiheit ein, setze aber auch natürliche Grenzen. Wir leben im Universum in einer Freiheit, die uns auch die Überschreitung der Naturgesetze erlaubt. Das daraus aber entstehende Ungleichgewicht bilde den Anfang jeder Krankheit. Wiederholen sich diese Vorgänge und das Ungleichgewicht durchdringt den Menschen ganz und dauerhaft – sowohl organisch und psychisch – dann entsteht das Miasma.

Das Miasma ist für Ortega ein konstitutioneller krankhafter Zustand des Menschen. Ein Miasma ist ein anormaler Daseinszustand, der sich durch ein permanentes und progressives Ungleichgewicht ausdrückt.

Krämer sagt: Miasma ist die krankmachende Anlage

Knafl: Miasma ist eine durch Ansteckung oder Erbschaft eingeprägte

Grundursache für eine Krankheit.

Ein Miasma ist immer ein krankhafter Zustand eines Individuums, ererbt

oder erworben, der insbesondere durch wiederholte Unterdrückung

vertieft, dauerhaft wird und unbehandelt den Kranken bis an sein

Lebensende quält und belastet.

MIASMA ist immer ein pathologischer Zustand

Egal, ob es jetzt ein erworbener oder ererbter krankhafter Zustand eines

Individuums ist.

Dieser krankhafte Zustand wird durch wiederholte Unterdrückung vertieft,

dauerhaft und quält den Kranken bis an sein Lebensende!

Ein MIASMA stellt eine bestimmte Reaktionsbereitschaft eines Patienten da.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 113

Miasmen werden ererbt oder erworben und hindern ein Lebewesen daran, sich selbst vollständig zu entfalten.

Die miasmatische Ordnungsstörung hat immer eine tiefere und sehr enge Beziehung zur verstimmten Lebenskraft. Ein Miasma gräbt sich wirklich tief in den Organismus, wird ihm unverwechselbar aufgedrückt und von Generation zu Generation endlos weiter gereicht, weil es genügend Resonanz gibt, damit sich die Krankheit fortpflanzen kann.

Das Miasma befällt sofort die Lebenskraft. Ist die Lebenskraft einmal von einem chron. Miasma befallen, kann sie sich von diesem Befall aus eigener Kraft nicht mehr befreien. Das Miasma hat eine weitaus tiefer liegende Störung als die Erscheinungsbilder einer Krankheit.

Jedes Miasma erzeugt sein spezifisches Krankenbild, genau wie jedes

Arzneimittel am Gesunden spezifische Prüfungssymptome hervorruft.

Aus den vorherrschenden Krankheitssymptomen und Modalitäten kann man auf das aktive Miasma schließen.

Die Miasmen geben sich auf der Haut zu erkennen!

Nur die aktiven Miasmen verschmelzen miteinander

Hahnemann unterscheidet zwischen

einem AKUTEN und einem CHRONISCHEN MIASMA.

a.) Das AKUTE MIASMA

Das akute Miasma kann der Patient aus eigener Kraft mit Hilfe seiner

Lebenskraft überwinden und so beenden. Das akute Miasma kann aber auch

durch den Tod beendet werden.

Die akuten Krankheiten enden von selbst und hinterlassen keine Folgeerscheinungen.

b.) Das CHRONISCHE MIASMA

Das chron. Miasma kann der Patient hingegen aus eigener Kraft nicht mehr

überwinden. Ist es einmal im Körper drinnen, wächst es ständig progressiv

weiter bis zur endgültigen Zerstörung des Organismus. Im günstigsten Fall

kann ein chron. Miasma latent werden und erst durch widrige Umstände

wieder geweckt werden.

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 114

Die chronischen Krankheiten sind beharrlich und ausdauernd, nehmen ein Leben lang zu

und können durch eigene Kräfte nicht überwunden werden.

Bei Vorliegen eines chron. Miasmas reicht die rein örtliche Behandlung der Lokal - und Sekundärsymptome mit einer homöopathischen Therapie zur

vollständigen Heilung nicht mehr aus, weil die Krankheit nur an der Oberfläche, nicht aber an der Wurzel behandelt wird. Das durchdringende Übel kann so nicht beseitigt werden.

Vorlesen: siehe Steingassner: DAS MIASMA Seite 69 „ Der Obstbaum...“

Das heißt: Die Gesamtheit der Symptome ist das Bild des inneren Wesens der

Krankheit, das nach außen reflektiert wird. (Der Körper ist der Schauplatz)

Organon § 7

Die Gesamtheit der Symptome ist das Wesen der Krankheit!

Und das Wesen der Krankheit ist das chron. Miasma!

Die Spontanheilung eines chron. Miasmas ist nicht möglich. Der Patient leidet

bis zu seinem Tode an diesem Miasma.

Eine entsprechende homöopath. Beeinflussung ist hingegen möglich!

Wir unterscheiden heute 4 Miasmen.

Das GEMEINSAME, das Leitmotiv der 3 großen Miasmen ist die Haut.

PSORA: Oft ein nur in einigen wenigen Blüten bestehenden Ausschlag.

Oft ein trockener, juckender, zum Kratzen zwingender Ausschlag

SYKOSE: produktive Hauterkrankungen wie:

die blumenkohlartigen Auswüchse auf der Haut, Warzen, Papylome

SYPHILIS: destruktive Hauterkrankungen, schankeröse Geschwüre

papulöses, nicht juckendes Exanthem,

TUBERKULINIE oder PSEUDO-PSORA. Ein gemischtes Miasma, das für die

tuberkulöse Diathese, für die ererbte tuberkulöse Disposition steht.

Bedeutet immer das ererbte oder erworbene Miasma. Bedeutet nicht einen

klinischen Tuberkulosefall!

gekennzeichnet durch massive, dicke, eitrige, schleimige, milde Eiterungen

Hahnemann sagt uns in den §§ 76, 202 und 204 genau, was passiert, wenn man

der Psora den Krätzeausschlag, der Sykosis die Feigwarze oder der Syphilis den

Schanker durch örtliche Behandlung wegnimmt oder unterdrückt.

Die in der Tiefe schlummernden chron. Krankheiten werden geweckt und

kommen zum Ausbruch!!!

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 115

a) Die PSORA: INNERE KRÄTZKRANKHEIT mit oder ohne Hautausschlag Der juckende, zum Kratzen zwingende Hautausschlag: Kein anderes Symptom ist so

pathognomonisch und kennzeichnend für die PSORA wie der PRURITUS.

Bei Syphilis und Sykose fehlt er. Wenn wir ihn aber bei diesen Miasmen trotzdem

finden, können wir sicher sein, dass sie eng mit dem psorischen Miasma gekoppelt

sind.

Hauptmittel: Sulf, weil bei seiner Arzneiprüfung die Hauptwirkung auf der Haut

erschien.

Heute verstehen wir unter PSORA ein Grundmiasma, das nicht auf eine

bestimmte Form des Hautausschlages beim Menschen beschränkt ist, sondern

das der Urheber funktioneller und pathologischer Veränderungen im

menschlichen Organismus ist.

Die psorische Belastung ist Vorläufer und Anlass für die anderen chron.

Erkrankungen.

Psora = das Miasma, gekennzeichnet durch Mangel – und Schwächezustände

= „das Miasma des Mangels, das „HYPO“

schwächlich, spärlich, unzulänglich, schüchtern, Hemmungen,

Minderwertigkeit, Ängstlichkeit

Die Patienten sind schnell erschöpft, schwächlich, sehr erkältungsanfällig.

Es besteht ein großer Mangel an Lebenswärme und deshalb frieren sie

leicht und viel.

Verschlimmerung ihrer Beschwerden durch Kälte.

Ein vorherrschendes, typisches Symptom der Psora ist auch das

mangelnde Selbstvertrauen und dadurch bedingt die große Ängstlichkeit.

Diese Schwäche - und Mangelzustände finden sich sowohl auf der

körperlichen, wie auch auf der psychischen Ebene.

Die Psora stört, aber zerstört nicht!

Die Psora ist das wichtigste Miasma

Die von der Psora abgeleiteten chron. Krankheiten heilen niemals

spontan aus, sondern erlöschen erst mit dem Tod.

Unter der Psora werden chron. Krankheiten zusammengefasst, deren

gemeinsame Merkmale Mangel und Schwäche ist.

Durch die Unterdrückung der Erstmanifestation (trockene, schuppende

und juckende Ekzeme) werden patholog. Prozesse im Inneren des

Organismus ausgelöst.

Die Psora ist die Grundursache jeglicher, chron., patholog. Prozesse

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 116

Auslösungen für die Psora

a) Alle Formen von Unterdrückungen von Hautausschlägen, Absonderungen

b) Gefühlserregungen: Kummer, Stress, Ärger, Freude, Verlust

c) Impfungen (gilt für alle Miasmen)

d) Wetterwechsel

e) Kälte, kalter Wind, Luftzug, Sonne, Hitze

f) Erkältlichkeit

Charakteristika und Merkmale der PSORA Angriffspunkt: der ganze Körper, Haut, Blutgefäße, Leber

Verursacht einen allgemeinen Zusammenbruch

GEMÜT, CHARAKTER:

Sehr große körperliche und geistige Unruhe, (= innerer Juckreiz, innere Unruhe)

ungewöhnliche Angstzustände, Übererregbarkeit, Schreckhaftigkeit

Überempfindlichkeit gegen Geräusche, Gerüche, Veränderungen

Schüchtern, scheu, unsicher

Leicht beleidigt, empfindlich, verärgert, gereizt

Leicht gestresst, sofort nervös, schnell enttäuscht,

Macht Szenen wegen Kleinigkeiten, verletzbar, nachtragend

Schnell körperlich und geistig erschöpft

Intelligenz, schnelle Auffassungsgabe

Konzentrationsstörungen: viele Pläne, viele Ideen, viele Gedanken

Schlechtes Gedächtnis, da der Kopf voller Gedanken ist

Ehrgeiz, will der Beste sein

Gierige Fresser, sehr verfressen, Fresssucht, übersäuft sich!

Verlangen nach Süßigkeiten

Abneigung gegen Waschen (Schmutz weggeben fällt schwer)

KÖRPER:

Funktionelle Störungen ohne organ. Veränderungen

Akute Erkältungen durch kalten Wind

Ikterus bei Neugeborenen

Körperöffnungen tomatenrot und brennend bei Berührung

Schwitzen

AUSSEHEN: juckende Hautausschläge, Allergien

Gerötete Körperöffnungen (Augen, Ohren, Anus, Vulva)

SCHMERZEN: brennend

HAUT: Unsauber und schmutzig:

Haut schlimmer nach Baden, Duschen, Waschen

VR. Dr. Gerhard Kowald Allgem Homöopathie NEU WS 2007 117

Hautauschläge, Nesselfieber, Mückenstichallergie, Ekzeme,

Juckreiz am ganzen Körper

dünn, trocken, rauh, schmutzig, ungepflegt, juckend, JUCKREIZ!

Ekzematös, papulös

Krusten bluten beim Ablösen nicht

Mauke: trocken, sehr juckend

Juckreiz an den Genitalien

Schlechte Wundheilung

Ektoparasitenbefall: anfällig: Räude, Läuse, Haarlinge, Dasseln,

Fliegenplage (Pfd)

Wurmbefall

HAARKLEID: viele, kleine, feine, trockene Schuppen,

glanzlos, trocken, ungepflegt,

bricht leicht, gespalten, verwickelt

ABSONDERUNGEN: spärlich, serös, dünn, wässrig, fließend

scharf, juckend, wundmachend, reizend, ätzend

weißlich, gelb, serös blutig,

stinkend

Alle Absonderungen bessern, Verstopfung verschlimmert

DURCHFALL: Morgendlicher Durchfall

unverdaut, wässrig, schmerzhaft, stinkt, aashaft stinkend

Wechselt die Farbe und die Konsistenz

b) Die SYKOSE: FEIGWARZEN-KRANKHEIT

Sykose = die blumenkohlartigen Auswüchse auf der Haut, Condylome,

Warzen, Papylome

Sykose = das Miasma der Übertreibung, des Exzesses, anormale Produktivität

= das Miasma des „HYPER“ Hauptmittel: Thuja, Nat-s, Nitr-ac

Stark, überschüssig, übertrieben, aufdringlich, prahlerisch Die Sykose ist ein chron. – miasmatischer Zustand, der durch willkürliche oder unnatürliche Unterdrückung akuter Krankheitserscheinungen, insbesondere aber durch die Unterdrückung von Körperausscheidungen und katarrhalischer Leiden entsteht und dadurch vertieft und dauerhaft gemacht wird. Die Sykose wurde lange Zeit fälschlicher Weise mit Quecksilber behandelt, weil man sie für eine Sonderform der Syphilis hielt.

Die typischen Lokalsymptome der Feigwarzenkrankheit sind: Weiche, schwammige, warzenartige oder hahnenkamm - bzw. blumenkohlartige Gewächse an den Genitalien mit Absonderung stinkender Flüssigkeit

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Diese typischen Lokalsymptome wurden zumeist durch gewalttätige, äußere Behandlungen entfernt oder unterdrückt.

Wegätzen, Abbrennen, Ausschneiden, Abbinden ... Die Folge davon sind:

A) ein vorprogrammiertes Wiederauftreten dieser Auswüchse mit Wiederholung der soeben angeführten Therapien

B) irgendwann kommt es dadurch zu einer vollständigen Unterdrückung und Verdrängung diese Auswüchse von der Körperoberfläche.

Die Folge dieser Beseitigung der Entlastungssymptome bedingt die weitere, innere Ausbreitung der Feigwarzenkrankheit und es entstehen dadurch schwerwiegende, komplizierte Sekundärerkrankungen: Auswüchse an der Mundhöhle, Zunge, Lippen ... Damit steht die Sykose auch für weitere Krankheitsstörungen mit ähnlichen Erscheinungen und pathologischen Prozessen, die sich durch Neubildungen, Wucherungen, Hypertrophie, Hyperplasie und Überfunktionen auszeichnen. Die Sykose entsteht als Folge einer dauernden Unterdrückung, im Speziellen durch die therapeutischen Anwendungen, den Bemühungen der Lebenskraft entgegenwirken, die verzweifelt versucht, mit Entlastungs – und Heilversuchen die notwendige Ordnung für das Überleben zu halten. In unserer Schulmedizin wird andauernd unterdrückt: Antibiotika, Kortison, Spülungen, Operationen, Hormonanwendungen, Antihistaminika ... Die eben angeführten, gängigen Therapieverfahren eines kranken Organismus in der Schulmedizin veranschaulichen das unterdrückende Vorgehen bei der Behandlung sehr deutlich. Diese Therapie muss zu einer Vertiefung und Verschlimmerung des bestehenden Leidens führen und nicht selten kommt es dadurch zu weiteren Leiden. Beispielsweise zu Herz-Kreislaufstörungen oder chron. Dermatosen. Einige sykotische Charakteristika. a.) Hyperaktiv in seinen Bewegungen und Handlungen b.) Hypersensibel, daher leicht erregbar und schreckhaft c.) Sehr empfindlich, leicht kränkbar d.) Streitsüchtig, diktatorisch, verträgt keinen Widerspruch, e.) Jähzornig, explosiver Ärger, der aber schnell wieder vergeht f.) Große Unruhe, Ungeduld, Nervosität, g.) Emotional sehr wechselhaft h.) Sexuell sehr aktiv bis hin zu sex. Exzessen i.) Entzündungen der Weichteile, bes. Genitalbereich: Endometritis, Pyometra j.) Chron. Katarrhe der Augen und Nase k.) Chron., hartnäckige und rezidivierende Entzündungen der Schleimhäute:

bes. der oberen Atemwege, Maulhöhle, Darm, Genitale, Harnwege l.) Stoffwechselkrankheiten, Fettsucht m.) Anämie

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n.) Sterilitäten o.) Rheumatische Erkrankungen p.) Warzen q.) Verschlimmerung am Tag r.) Chron. Beschwerden im Beckenbereich: chron. Durchfälle mit Koliken

c) Die SYPHILIS: LUES , LUSTSEUCHE , SCHANKERKRANKHEIT

Syphilis = destruktive Hauterkrankungen, schankeröse Geschwüre,

papulöse, nicht juckende Exantheme,

Syphilis = Das Miasma der Zerstörung, der Destruktion, der Degeneration

= nervös, gereizt, zornig, gehässig, feindselig, zerstörerisch Hass, Aggression, Wut Hauptmittel: Syphilinum, merc. sol. Acidum nitricum, Kali-jodat, Kali-bi

Die LUES mit all ihren Erscheinungsformen war Hahnemann sehr gut bekannt. Er wußte auch, dass vor dem Auftreten des syphilitischen Lokalsymptoms, dem Primärgeschwür, schon der ganze Organismus von der Krankheit erfasst sein musste. Die Infektion ergreift vom Körper Besitz und breitet sich aus, bis sie das Innere des Körpers verändert hat. Erst jetzt bringt der Körper das Lokalsymptom hervor, das man aber nicht mehr örtlich weg behandeln kann. Da MERC. SOL. in der Arzneimittelprüfung ein ähnliches, intensives, destruktives Bild wie das Krankheitsbild der Syphilis hervor brachte, wurde es das Hauptmittel für Hahnemann.

Auf Grund anhaltender und wiederholter falscher Behandlung oder Unterdrückung der venerischen Syphilis oder auch anderer ähnlich destruktiver Pathologien über viele Generationen hinweg, resultieren daraus eine Unzahl chron. Krankheitsstörungen, die in irgendeiner Weise der ursprünglichen Syphilis ähnlich im Ausdruck sind, d.h., dass sie sich besonders durch die Destruktivität auszeichnen.

Typische Syphilitische Merkmale, Zeichen und Symptome sind: Destruktivität, Dysfunktion, Degeneration, Dystrophie Missbildungen: Kurze Nase bei Perserkatzen

Zu langer Unterkiefer bei, zu große Augen bei Zwerghunderassen

Progressive Retinaatrophie beim Pudel, Setter

Zahnmissbildungen: zu kleine, fehlende, doppelte, missgebildete Zähne

Allgemeinbefinden beeinträchtigt Geschwüre an Haut und Schleimhäuten Chronische, tiefgehende Eiterungsprozesse Hochgradiger, übelriechender Speichelfluss Fötor es ore Degenerative Gelenkerkrankungen Karzinome

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Angriffspunkte: ZNS, Knochensystem, blutbildende Organe Nächtliche Verschlimmerung

Wir müssen aber immer bedenken, dass die dargestellten Krankheitsbilder der Psora, der Sykosis oder der Syphilis mit den klinischen Manifestationen der Erkrankungen der Krätze, der Gonorrhoe oder der Lues nicht identisch sind, sondern dass diesen Krankheitsbildern nur Modellcharakter für ähnlich verlaufende Krankheiten zukommt. Wenn wir also heute z.B.: vom syphilitischen Miasma sprechen, dann hat das nichts mehr mit der Geschlechtskrankheit Syphilis zu tun.

Einige Beispiele zu diesen Miasmen

Beispiel Herz Beispiel Schleimhaut Psora: Bradykardie Psora: trockene Schleimhäute

Sykose: Tachykardie Sykose: vermehrte Sekretion Syphilis: Arrythmie Syphilis: Geschwüre der Schleimhäute

Beispiel Hausbrand , in der Stunde der Gefahr Psora: gehemmt, wie gelähmt, ängstlich, hofft auf fremde Hilfe Sykose: überlegt, plant, agiert, sucht einen Ausweg, den er auch meistens findet Syphilis: gerät in Panik, wird rücksichtslos gegen andere und gegen sich selbst Stürzt sich aus dem Fenster

Wesenszüge Psora: liebenswürdig = lymphatisch = Calc-c Sykose: liebenswert = lithämisch = Calc-phos Syphilis: bedauernswert = destruktiv = Calc-fl

Zusammenfassend noch einmal kurz:

PSORA: der Mangel,

SYKOSE: der Überschuss,

SYPHILIS: die Entartung

d) Die TUBERKULINIE: Pseudo – Psora

Die Tuberkulinie ist ein gemischtes Miasma. Sie ist eine durch erbliche Übertragung vollständige Verbindung mehrerer Miasmen mit der Lebenskraft. Die tuberkulöse Diathese (= Durchseuchung, Veranlagung, Ansteckung) ist das Ergebnis einer solchen Verbindung. Die Pseudo – Psora, ist die tuberkulöse Diathese, ist die ererbte tuberkulöse Disposition.

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Pseudo – psorisch bzw. tuberkulkös bedeutet immer nur das ererbte oder erworbene Miasma und nicht einen klinischen Tuberkulosebefall.

Die Tuberkulinie ist ein autonomes Kind der Psora mit Neigung zur Heredität

J.H. ALLEN: Die Tuberkulinie ist eine Verschmelzung von Psora und

Syphilis

P. SCHMIDT: Die Tuberkulinie ist eine innige Verschmelzung von Psora

und Sykose

Dr. GRIMMER: Die Tuberkulinie ist eine Kombination von Psora und

Sykose und der Syphilinie

Hahnemann schreibt in seiner Fußnote zum § 40 Organon:

„Eine erworbene chron. Krankheit kann sich mit einer anderen chronischen

Krankheit verbinden. Dabei verschmelzen sie aber nicht miteinander.

Alle diese Verschmelzungen sind schlimmer als die Psora!

Einige tuberkulinische Charakteristika. a) Wechselhaftigkeit der Symptome, Widersprüchlichkeit,

b) Periodizität der Beschwerden

c) Dreieckiger Kopf, Fledermausohren: durchsichtig, äderig

d) Reichliche Eiterungen

e) Dick schleimig!!

f) Einseitige Rhinitis

g) Abszesse

h) Allergien

i) Otitiden

j) Pilzerkrankungen häufig

Welche Schritte sind zu unternehmen, um in der Praxis das entsprechende

miasmatische Simile für das jeweils in der vorliegenden chron. Krankheit

vorherrschende Miasma des Patienten zu finden?

1.) Voraussetzung ist die detaillierte Fallaufnahme, die homöopathische

Anamnese. Die Aufnahme der wesentlichen Stationen im Leben des

Patienten. Welche Hauptkonflikte belasten den Patienten

2.) Herausarbeiten der wichtigsten 10 Symptome, die das HEUTE des

Patienten ausmachen und den Patienten charakterisieren

3.) Ordnung und Wertung dieser Symptome und miasmatische Klassifizierung.

Es sind ZB.: 5 psorische, 4 sykotische und 1 syphilitisches S.

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4.) Repertorisation der 5 psor. Symptome

5.) Das gefundene Arzneimittel mit seinen miasmat. Charakteristiken entspricht

den Charakteristiken des Patienten

DIE VERABREICHTE ARZNEI MUSS DEN TEIL DER SYMPTOMATIK

ABDECKEN; DER ZUM VORHERRSCHENDEN MIASMA GEHÖRT!

6.) die übrig gebliebene Symptomengruppe gehört zum nächst

folgenden Miasma.

Dieses Miasma bildet nun die Grundlage für die nächste Verordnung.

Auf diese Weise werden die MIAMATISCHEN BELASTUNGEN SCHICHTWEISE bis ZUR HEILUNG nach dem „ZWIEBELSCHALENPRINZIP“ ABGETRAGEN:

Folien zu den miasmatischen Stigmatas!

Beispiel Kopfhaut

PSORA

Trocken Schuppen mit starkem Jucken

Trockene, krustige Ausschläge

Trockene, ekzematöse Ausschläge

Kleine, papulöse Eruptionen

Pickel, die sich entzünden, empfindlich und schmerzhaft, eitern nicht (ganz

gering)

Allgemeiner Haarausfall

Jucken erleichtert durch Kratzen gefolgt von Brennen und Schmerz

Verschlimmerung am Abend und durch Bettwärme

Haare: trocken, glanzlos, schnell zerzaust, brechen und spalten leicht

SYKOSE

Ausfall der Haare in kleinen, runden Flecken

Fischartiger Geruch im Haar

SYHILIS, TUBERKULINIE

Feuchte Ausschläge

Haare ölig, fettig, stinkend, sauer

Voller dicker Krusten von eingetrocknetem Eiter und Ausscheidungen

Feucht, stark schwitzend

Dicke, schwere, gelbe Kruste

Haare: trocken wie Werg

Trocken, tot wie ein Hanfseil

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SYPHILIS

Feuchte, dicke Krusten

Haare stinken, ölig, sauer riechend

Besserung durch Waschen, im Wasser, Baden

Besserung durch kalte Luft im Freien

Haare fallen in Büscheln oder stellenweise aus (S. latent)

TUBERKULINIE

Pustelartige Ausschläge

Feucht mit viel Eiterbildung

Dicker, gelber, milder Eiter

Starkes Jucken mit feuchtem, übelriechendem, mattem Haar

Muffiger Geruch wie altes Heu

Verschlimmerung durch Waschen, im Wasser, Baden

Verschlimmerung durch kalte Luft im Freien

Haare: feucht, kleben zusammen, übler Kopfgeruch

Charakteristika und Merkmale der TUBERKULINIE

Angriffspunkt: Atemwege, Darm, Knochen

Wechselhaftigkeit der Symptome, Widersprüchlichkeit, Periodizität GEMÜT: hyperaktiv: unruhig, nervös, zappelig, launenhaft,

Große Ruhelosigkeit, Großer Spieltrieb großer Bewegungsdrang, aber schnell müde (widersprüchlich), weil die Energie schnell verbraucht ist neugierig, „will sein Leben 3x erleben“ Lassen sich nicht gerne untersuchen

Angst vor Artgenossen Extremer Wechsel der Symptome: freundlich – reserviert Reizbar, wenn es nicht nach seinen Vorstellungen geht Extremes Stimmungswechsel: kann heute die Lektionen, 1 Wo später nicht

unzuverlässig Leichte Erkältungsneigung

Ängste: Gewitterangst, Platzangst Werden spät sauber Starker Endo- und Ektoparasitenbefall

AUSSEHEN: Großer Kopf, Pyramidenkopf, Fledermausohren, (durchsichtig)

starke Venenzeichnung der Ohren und am Euter Auffallend lange Wimpern und Tasthaare Starke Zahnsteinbildung

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kalte Extremitätenenden Fortschreitende Abmagerung trotz guter Futteraufnahme Abmagerung trotz guter Futteraufnahme

SCHMERZEN: wechselhaft, wandernd, brennend, stechend

schmerzempfindlich

HAUT: Allergische Reaktionen

Insektenallergie, Sommerekzem, equines Sarkoid Extremer Ektoparasitenbefall: Sommerräude Chron. Hautausschläge: stark juckendes, trockenes Ekzem mit weißen Schuppen Nässendes Ekzem in den Hautfalten mit Schwellung der regionalen Lymphknoten Zwischenschenkeleuterekzem

Warzen: flach, weich, glatt Alle Wunden eitern sehr stark, schlechte Heilhaut Blutungstendenz bei kleinen Verletzungen Dekubitus mit Blutungen bei Wundreinigung Mauke: mit Krusten, Pusteln und Pappeln und dickem eitrigem Sekret HAARKLEID: auffallend seidig

Feucht, glänzend fettig, ölig, stinkend, muffig, riecht wie verpilztes Heu Haarverfilzungen, Haarverklebungen, Haarbruch: Schwanzwurzel

OHREN: Jede Erkältung schlägt sich auf die Ohren Hochgradige, schmerzhafte Otitis, gelb-grüner Eiter Das Ohr ist das Ventil der Tuberkulinie! ABSONDERUNGEN: REICHLICH,

SCHLEIMIG, blutig, cremig, weiß, gelb, grün, dunkel Erschöpfend, ermüdend SEKRETE: eitrig, Dick schleimig! Oder wässrig schleimig, grünblutiger, stinkender Eiter GERUCH: wie alter KÄSE

DURCHFALL: Wässrig braun bis schwarz,

blutige Stühle mit Druck, spritzen aus dem After Durchfall schwächt: Gewichtverlust trotz guter Futteraufnahme Geruch: wie alter Käse Kuhmilch- und Milchaustauscherunverträglichkeit Chronische Durchfälle

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VERSCHLIMMERUNG zu jeder Zeit möglich

DIE VERABREICHTE ARZNEI MUSS DEN TEIL DER SYMPTOMATIK

ABDECKEN; DER ZUM VORHERRSCHENDEN MIASMA GEHÖRT!

7.) die übrig gebliebene Symptomengruppe gehört zum nächst folgenden

Miasma.

Dieses Miasma bildet nun die Grundlage für die nächste Verordnung.

Auf diese Weise werden die MIAMATISCHEN BELASTUNGEN SCHICHTWEISE bis ZUR HEILUNG nach dem „ZWIEBELSCHALENPRINZIP“ ABGETRAGEN:

Zusammenfassend noch einmal kurz:

PSORA: der Mangel,

SYKOSE: der Überschuss,

SYPHILIS: die Entartung

TUBERKULINIE: die Eiterung