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1 Arbeitsbereich Bewegung und Gesundheit Prof. Dr. Klaus Pfeifer Einflussfaktoren auf die Motivation Verhaltensbezogene Bewegungstherapie Bindung an einen körperlich aktiven Lebensstil Klaus Pfeifer AG Bewegungstherapie Deutsche Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften e.V.

Einflussfaktoren auf die Motivation Verhaltensbezogene ... · 1 Arbeitsbereich Bewegung und Gesundheit Prof. Dr. Klaus Pfeifer Einflussfaktoren auf die Motivation – Verhaltensbezogene

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1

ArbeitsbereichBewegung und GesundheitProf. Dr. Klaus Pfeifer

Einflussfaktoren auf die Motivation–

Verhaltensbezogene Bewegungstherapie–

Bindung an einen körperlichaktiven Lebensstil

Klaus Pfeifer

AG Bewegungstherapie

Deutsche Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften e.V.

Pathogenesis Symptoms Physical Fitness Quality of Life

Typ-2-Diabetes ++ ++ ++ ++

Hypertension ++ ++ ++ ++

Dyslipidemia ++ ++ ++ +

Obesity ++ ++ ++ ++

COPD ? ++ ++ ++

CHD ++ ++ ++ ++

Chronic heart failure ++ ++ ++ ++

Interm. claudication ++ ++ ++ ++

Osteoarthritis ? ++ ++ ++

Rheum. Arthritis ? +- ++ +

Osteoporosis ? ++ ++ ++

Cancer +- + + +

Depression +- ++ ++ ++

Asthma ? +- ++ +

Wirkungen der Bewegungstherapie

(mod. from Pedersen, B. K., & Saltin, B. (2006). Evidence for prescribing exercise as therapy in chronic disease. Scandinavian Journal of Medicine and Science in Sports, 16(SUPPL. 1), 3-63.)

http://www.fyss.se/wp-content/uploads/2011/02/fyss_2010_english.pdf

Aktuelle Empfehlung der WHO für Erwachsene (18-64 Jahre)

•Mindestens 150´/Woche moderat-intensive aerobe körperliche Aktivität

•oder mindestens 75´/Woche aerobe körperliche Aktivität höherer Intensität

•oder entsprechende Kombinationen

• in Einheiten von mind. 10 ´Dauer

•für zusätzlichen gesundheitlichenNutzen Erhöhung auf 300´/Woche bzw. 150´/Woche oder entsprechendeKombinationen

•Zusätzliche an zwei oder mehr Tagen/Woche muskelkräftigende Bewegung

Mod. from

: http://w

ww

.who.int/dietphysicalactivity/

publications/9789241599979/en /

5

ArbeitsbereichBewegung und GesundheitProf. Dr. Klaus Pfeifer

„Bewegen Sie sich möglichst 3-5 x 30 Minuten pro Woche mit moderater Intensität!“

• NCD tragen am meisten zu den “YLD” bei (Vos et al. 2012)• KA wird auch für Menschen mit chronischen Erkrankungen

empfohlen• Aber, diese haben häufig erheblich reduzierte KA

– Krebserkrankungen: 78% (Courneya et al. 2008)

– Typ II Diabetes Mellitus: 65% (Plotnikoff et al. 2008)

– KHK: 60% (Zhao et al. 2008)

– Osteoarthrose: 50% (Roseman et al. 2008)

– COPD: 84% (Arne et al. 2009)

– Rheumatoide Arthritis: 74% (Arne et al. 2009)

erfüllen die Bewegungsempfehlungen nicht!

Körperliche Aktivität (KA) und chronische Erkrankungen

Mean change in physical function over time: differences between adherent and nonadherentpatients. Negative signs indicate improvement.(mod. from: Pisters et al. 2010. Arthritis Care & Research 62(8):1087–1094)

Exercise adherence and long-term effectiveness –C

hang

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OM

AC

)

3 Months 15 Months 60 Months

Non-adherenceAdherence

Bewegungstherapie: Dabeibleiben macht den Unterschied!

?Rückfall in

alte Gewohnheiten?

(Geidl et al. 2012, Sudeck et al. 2006, Wagner 2007)

Bewegung vor, während und nach der Reha

Sitzender Lebensstil

Neurologie: (Busse et al., 2004, 2006)MS: (Marrie et al., 2009)

Parkinson: (Elbers et al., 2009)

Stationäre RehaØ 12,1 h BT / Woche

(Brüggemann & Sewöster 2015)

Dabei bleiben macht den Unterschied!

Interventions-zeitraum

(Wochen/Monate)

Selbstständige körperliche Aktivität(Wochen, Monate, Jahre)

Anpassungen an körperliche Aktivität(bio-psycho-sozial)

hoch angepasst

gesundheits-wirksam

dekonditioniert

A

Aktivitätslevel (Form der Aktivität x

min/Woche x Intensität)

C

B

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ArbeitsbereichBewegung und GesundheitProf. Dr. Klaus Pfeifer

Problem: Motivation tatsächliches Verhaltend

Ich möchte mich mehr bewegen!

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• Welches sind personbezogene und umweltbezogene Barrieren? Systematisches Review

– disability, cerebral palsy, multiple sclerosis, spinal cord injury, brain injury, head injury, Parkinson’s disease, stroke, cerebral vascular accident

– determinants, barriers, hindrances, correlates, constraints, access, influence– physical activity, recreation, sport, exercise, training, fitness

• 2.352 Artikel 291 Duplikate Barrieren nicht untersucht in 2.032 29 Artikel analysiert

Barrieren N Studienqualität

Geringe Selbstwirksamkeitserwartung 8 B, B, A, B, A, A, B, B

Ängste, Sorgen, Bedenken(Verlassen der gewohnten Umgebung, Symptomverschlechterung?, Training bei veränderter Funktion möglich/erlaubt?

7 B, B, B, B, B, A, B

Unklarheiten: Wo und wie trainieren? Zutrauen in eigene motorischer Fitness? Übg. wd. als schwierig wahrgenommen

7 A, B, A, A, B, A, B

Fehlende Überzeugung bzgl. Gewinn 5 A, B, A, B, B

Fehlende Beratung/Information 5 B, B, B, C, B

Geringe Motivation, Energie 4 B, A, B, B

Peinlichkeitsgefühle 4 B, B, C

Frustrierender Vergleich zu Nichtbehinderten 1 B

Fehlende Freude an Bewegung 1 B

Mulligan et al. (2012). Barriers to Physical Activity for People with long-term Neurological Conditions: A Review Study. Adapted Physical Activity Quarterly, 29: 243-265

Haben Bewegungstherapeuten/innen das passende Handwerkszeug?

Die Rehabilitation, 51(2012): 259-268

Steigerung der Motivation (21)

Steigerung der Volition (7)

(Geidl et al., 2012)

28 Techniken für den Einsatz in VBT

(Conn et al. 2008, Dunbar-Jacob et al. 2007, Marks et al. 2005a,b)

Steigerung der Motivation• Bekanntmachung mit vielfältiger KA

• Förderung von Selbstwirksamkeitserwartungen

• Einsatz von Feedback• Spezifische Bewegungsempfehlung• Risikowahrnehmung/

Problembewusstsein fördern • Nutzen vs. Kosten abwägen• Genaue Beschreibung des zu

ändernden Verhaltens• Zielsetzungstraining / Verträge• Wissensvermittlung

Steigerung der Volition• Handlungspläne („Was-Wann-Wo-Wie“)

• Antizipation von Barrieren und Hindernissen

• Bewältigungspläne/ Gegenstrategien• Selbstbeobachtung (Tagebuch,

Trainingspläne)

Techniken zur Steigerung der Steigerung der Motivation

Aktuelle Empfehlung der WHO für Erwachsene (18-64 Jahre)

•Mindestens 150´/Woche moderat-intensive aerobe körperliche Aktivität

•oder mindestens 75´/Woche aerobe körperliche Aktivität höherer Intensität

•oder entsprechende Kombinationen

• in Einheiten von mind. 10 ´Dauer

•für zusätzlichen gesundheitlichen Nutzen Erhöhung auf 300´/Woche bzw. 150´/Woche oder entsprechende Kombinationen

•Zusätzliche an zwei oder mehr Tagen/Woche muskelkräftigende Bewegung

Mod. from

: http://w

ww

.who.int/dietphysicalactivity/

publications/9789241599979/en /

Analyse des eigenen Bewegungsverhaltens

Wie oft haben Sie in den letzten drei Monaten im Schnitt die folgenden körperlichen Aktivitäten

ausgeübt? Wie oft in der Woche? Dauer/Termin Gesamt/Woche

Anstrengende körperliche

Aktivitäten (z.B. schnelles

Radfahren, intensives Schwimmen,

Fußballspielen oder Jogging)

_____

mal /Woche

_____

Minuten/Termin

Mittelschwere körperliche

Aktivität (z.B. schnelles Gehen,

langsames Radfahren, langsames

Schwimmen)

_____

mal /Woche

_____

Minuten /Termin

Leichte körperliche Aktität (z.B.

Golf, leichtes Gehen) _____

mal /Woche

_____

Minuten /Termin

Info - wie geht es?

Info - wie geht es?

Kosten- Nerven (viel zu

anstrengend)- zeitintensiv- Soziale Kosten

(Blamage)

Nutzen- Freunde treffen- Entspannung danach- Leistungsfähigkeit im Alltag- Kognitiv leistungsfähig- tolle Figur- Gewicht- Anerkennung der anderen- Wette gewinnen

Kosten-Nutzen-Analyse

Techniken zur Steigerung der Volition

Bewegungsplan formulieren

Barrieren ? Bewältigungspläne!

Selbstbeobachtung anleiten und einsetzen

+ 48 Minuten

Haben Bewegungstherapeuten/innen das passende Handwerkszeug?

Nutzung psychologischer Theorien der

Verhaltensänderung

- Selbstwirksamkeits-erwartung, Wissen, Konsequenz-erwartungen, Planung etc.

- Körperliche Fitness

- Motorische Fertigkeiten- Bewegungserfahrung, Körperwahrnehmung

- affektive Einstellung - etc…

Personbezogene Faktoren, z.B.

Gesundheitszustand(Störung/Erkrankung)

Umweltfaktoren

Körperfunktionen& -strukturen

Aktivitäten Teilhabe

Bewegungstherapie

d570 = “ein angemessenes Niveau körperlicher Aktivität aufrecht erhalten

z.B. “d570”

O.k. - aber wie nutzen wir dies in der Praxis?

?

Förderliche personaleHandlungseigenschaften und Bewertungsdispositionen

Körper- und bewegungs-bezogenes Grundwissen

Bewegungsbezogene Grund-fähigkeiten und -fertigkeiten

Physische Fitness

Motorische Fertigkeiten

(konstruktive) Einstellung,

Motivstruktur affektiv-emotional

kognitiv-rational

Selbstwirk-samkeit Verhaltens-

umsetzung

aufgaben-bezogen

Bewegungsbezogene Gesundheitskompetenz

Bewegungskompetenz

Bewegungsspezifische Selbstregulationskompetenz

(motivational-volitional)

„Effektwissen“ (BewegungGesundheit)

Ausführung/Methoden („Handlungswissen“)

Steuerungskompetenz(adäquate körperliche Belastung für

Gesundheit und Wohlbefinden)

Gesundheits-wirksame Bewegung

Basis

Körper- und Bewegungswahrnehmung

Sudeck & Pfeifer 2013, Pfeifer et al. 2013

Aufbau bewegungsbezogener Gesundheitskompetenz

Trainieren/Üben(physisch, motorisch)

Lernen(kognitiv, motorisch)

Erleben/Erfahren(affektiv-emotional,

kognitiv)

Klient/Patient

BausteinezielbezogeneKursinhalte

• Physische Fitness• Motorische Fertig-

keiten• Körper- und

Bewegungswahr-nehmung

• Effektwissen(Wirkungen vonBewegung für dieGesundheit)

• Handlungswissen(Ausführung undMethoden)

• Selbstwirksamkeit(aufgabenbezogen,Verhaltensumsetzung)

• (konstruktive) Ein-stellung, Motivstrukturkognitiv-rational,

affektiv-emotional

Zielbereiche Bewegungs-kompetenz

Steuerungs-kompetenz

Selbstregulations-kompetenz

Gesundheitswirksame Bewegung

Trainieren/Üben Lernen Erleben/Erfahren

Ziele

1 2 3 n 1 2 3 n 1 2 3 n

Integrative Patientenschulung für die stationäre Rehabilitation zur Optimierung

von Rückenschmerzen - PASTOR -

Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie

AB RehabilitationswissenschaftenProf. Dr. med. Dr. phil. Hermann Faller

I. Einstellung

und Verhalten-

Umgang mit Rücken-schmerz

II.Bindung an körperliche

Aktivität

III. Verbesserung

der gesundheits-bezogenen

F,itness

Ia Ib Ic

Id Ie

IIa IIb IIc

IId IIe

IIIa IIIb IIIc

IIId IIIe

1 2 3 n

...

1 2 3 n

...

1 2 3 n

...

Zielbereiche

Spezifische Ziele

Module =zielbezogene Inhalte und Methoden

Therapietage

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

Interventionen

Anreise

Diagnostik

RW RW RW RW RW

VBT1 VBT1 VBT1 VBT1 VBT1 VBT1 VBT1 VBT1 VBT1 VBT1 VBT1 VBT1

VBT2 VBT2 VBT2 VBT2 VBT2 VBT2 VBT2 VBT2 VBT2 VBT2 VBT2

UMS UMS UMS UMS UMS UMS

E E E E E E E E E E E

AI AI Ab-schlussIT

Module RW: rückenschmerzbezogenes Wissen; VBT 1/2: verhaltensbezogene Bewegungstherapie; UMS: Umgang mit Schmerz; E: Entspannungsverfahren; AI: arbeitsplatzbezogene Informationen; IT: interdisziplinäre Teamsitzung

• 12 Tage innerhalb eines dreiwöchigen Aufenthaltes • intensive Betreuung (~48h)

Professionenübergreifend und interdisziplinär!

Tag 2

Wissen, indikationsspezifisch

BewegungskompetenzSelbststeuerung

Freude an Bewegung

Tag 6

Handlungsplanung in der Reha

Freude an Bewegung

Wissen – Bewegung und Schmerz

Wissen – Rückenschmerz

BewegungskompetenzSelbststeuerung

Medien & Materialien

Trainermanual

Flipcharts

TN-Karten, Arbeitsblätter

Kurzübersichten & Bausteine

TN-Ordner, Präsentationen,

Filme, Schrittzähler

http://www.forschung-patientenorientierung.de/index.php/projekte/erste-foerderphase/modul-zwei-phase-1/pastor-pfeifer.html

Aufbau bewegungsbezogener Gesundheitskompetenz

Trainieren/Üben(physisch, motorisch)

Lernen(kognitiv, motorisch)

Erleben/Erfahren(affektiv-emotional,

kognitiv)

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ArbeitsbereichBewegung und GesundheitProf. Dr. Klaus Pfeifer

[email protected]