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702 C. Sen-mR~N: Einfiihrtmg 2. Thema: Der Hodenhochstand C. SCmRREN, Hamburg: Einfiihrnng In sehr vielen Fifllen wird auch der Androloge bei l:[odenhochstand in] tCindesalter zu Rate gezogen. Da der Androloge weiterhin fast regel- m~Big bemfiht wird, wenn eine Fertflit~tsst6rung nach vorausgegange- nem Hoden_hoehstand aufgetreten ist, scheint die Besprechung im Rah- men eines Symposiums wichtig. Ich habe mich bei der Zusammenstel- lung des Programms allein yon dem Ged~nken teiten lassen, Ihnen ein abgerundetes Bfld des Problems ttodenhochstand zu bieten. Dazu war es erforderlich, auch die Fachvertreter aus der Pi~diatrie, Kinderchirurgie, Urologie und Endokrinologie zu Wort kommen zu lassen. Denn nur die Zusammenschau dieses komplexen Geschehens kann uns zu einer einheit- lichen Beurteilung kommen lassen. Um eme gewisse Einheitlichkeit in der Nomenklatur der Referenten zu erreichen, babe ich die Aufstellung i~ der Tabelle vorbereitet. Ieh bin mir darfiber klar, dab man aueh andere Bezeichnungen verwenden kann; ira Interesse einer eir~heitlichen Betrach~ung war eine solehe l~ormierung aber erforderlich. Tabelle. Die verschiedenen Formen des tlodenhochstandes a) Physiologischer H.H. bei der Geburt. b) Pendelhoden im Kindesalter. Beide ttoden befinden sich im Scrotum. Bei thermischen Reizen und abnormer Erregungslage des M. cremaster kommt es zur Retraktion der Hoden bis maximal an den ~u~eren Leistenring. Der Zustand ist nur vorfibergehend. cJ Gleithoden. NormMgroBer ttoden, der sich vor dem ~uBeren Leistenring befindet und manuell in d~s Scrotum bringen l~Bt; er verbleibt jedoch nicht in dieser Lagerung, sondern schnellt in die Ausgangsposition zurfick, da der Ductus deferens zu kurz ist. d) Retentio testis. Normalentwickelter Hoden, der aufgrund eines mechanischen Hindernisses jedoch am Descensus in das Scrotum verhindert ist. e) Kryptorchismus. Ein- und doppeIseitiger Befall. Ein-/beiderseits FI.H., keine MSglichkeit der manuellen Verlagerung in das Scrotum. 1%'im~ir feMentwickelte Hoden. /) Hodenel~topie. Normalentwickelte ttoden, die jedoch nicht die regelrechte Lagerung im Scrotum aufweisen, sondern beim Descensus yon der normalen Rich- tung abgewichen sind. Es liegt mir sehr daran, dab wir am Schlusse des Symposiums ffir unser Fach zu einer gemeinsamen Stellungnahme kommen, die ieh Ihnen dann als Empfehlung bekanntgeben werde und die weiterhin den Zeit- schrfftea zur Publikation zugeleitet werden wird. Diese Stellungnahme soil inhaltlieh umfassen: Warm Hormontherapie, welche Dosieruug,

Einführung

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Page 1: Einführung

702 C. Sen-mR~N: Einfiihrtmg

2. Thema: Der Hodenhochstand

C. SCmRREN, Hamburg: Einfiihrnng

In sehr vielen Fifllen wird auch der Androloge bei l:[odenhochstand in] tCindesalter zu Rate gezogen. Da der Androloge weiterhin fast regel- m~Big bemfiht wird, wenn eine Fertflit~tsst6rung nach vorausgegange- nem Hoden_hoehstand aufgetreten ist, scheint die Besprechung im Rah- men eines Symposiums wichtig. Ich habe mich bei der Zusammenstel- lung des Programms allein yon dem Ged~nken teiten lassen, Ihnen ein abgerundetes Bfld des Problems ttodenhochstand zu bieten. Dazu war es erforderlich, auch die Fachvertreter aus der Pi~diatrie, Kinderchirurgie, Urologie und Endokrinologie zu Wort kommen zu lassen. Denn nur die Zusammenschau dieses komplexen Geschehens kann uns zu einer einheit- lichen Beurteilung k o m m e n lassen.

Um eme gewisse Einheitlichkeit in der Nomenklatur der Referenten zu erreichen, babe ich die Aufstellung i~ der Tabelle vorbereitet. Ieh bin mir darfiber klar, dab man aueh andere Bezeichnungen verwenden kann; ira Interesse einer eir~heitlichen Betrach~ung war eine solehe l~ormierung aber erforderlich.

Tabelle. Die verschiedenen Formen des tlodenhochstandes

a) Physiologischer H.H. bei der Geburt.

b) Pendelhoden im Kindesalter. Beide ttoden befinden sich im Scrotum. Bei thermischen Reizen und abnormer Erregungslage des M. cremaster kommt es zur Retraktion der Hoden bis maximal an den ~u~eren Leistenring. Der Zustand ist nur vorfibergehend.

cJ Gleithoden. NormMgroBer ttoden, der sich vor dem ~uBeren Leistenring befindet und manuell in d~s Scrotum bringen l~Bt; er verbleibt jedoch nicht in dieser Lagerung, sondern schnellt in die Ausgangsposition zurfick, da der Ductus deferens zu kurz ist.

d) Retentio testis. Normalentwickelter Hoden, der aufgrund eines mechanischen Hindernisses jedoch am Descensus in das Scrotum verhindert ist.

e) Kryptorchismus. Ein- und doppeIseitiger Befall. Ein-/beiderseits FI.H., keine MSglichkeit der manuellen Verlagerung in das Scrotum. 1%'im~ir feMentwickelte Hoden.

/) Hodenel~topie. Normalentwickelte ttoden, die jedoch nicht die regelrechte Lagerung im Scrotum aufweisen, sondern beim Descensus yon der normalen Rich- tung abgewichen sind.

Es liegt mir sehr daran, dab wir am Schlusse des Symposiums ffir unser Fach zu einer gemeinsamen Stellungnahme kommen, die ieh Ihnen dann als Empfehlung bekanntgeben werde und die weiterhin den Zeit- schrfftea zur Publikation zugeleitet werden wird. Diese Stellungnahme soil inhaltlieh umfassen: Warm Hormontherapie, welche Dosieruug,

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R. I)OEPFI~ER I" : Haufigkeit des Hodenhochstandes 703

warm Operation. Ganz bewugt ist far die geferenten yon Literatur- fibersiehten Abstand genommen worden, weft diese nut die gestellte Aufgabe ersehweren warden. Es gilt vor allem, die eigenen Feststellun- gen und Ergebnisse bekanntzugeben und aus ihnen gemeinsam n i t den Ergebnissen der anderen Referenten die gestellten Fragen zuverl~ssig zu beantworten.

R. DOEP~R ~, Bonn: Die H~ufigkeit des Hodenhoehstands unter Beriicksiehtigung anderer Abweichungen yon der Norm

Nur bei wenigen AnomMien des menschlichen K6rpers finden sich wie bei den Dystopien der Hoden so unterschiedliche Untersuehungsergeb- nisse und vielfaeh widersprfiehliehe Ansiehten, die uns bereits bei der anscheinend so einfachen Feststellung der H~ufigkeit begegnen. Diese Tatsache l~gt sieh nur teilweise dutch das verschiedeaartige Krankengut, die Erfassung dieser Anomalie dutch mekrere Fachgebiete, die Schwie- rigkeiten bei der Diagnose und vor allem die Zuordnung (Migbildung, Fehlanlage, EntwickhmgsstSrung oder hormonale Insuffizienz) sowie die damit verbundene uneinheitliehe Nomenklatur erkl~rem Die Angriffs- punkte far diese StSrungen von Syathese tmd/oder Funktion sind bis heute weitgehend unbekannt. Ein Tell dieser Anomalien ist als das Er- gebais des Zusammeatreffens genetisch determinierter Ardagen (Geno- pathien, Gametopathien) oder h/~ufiger als friiher angemommen intrau- terin wirkender Umweltfaktorea (Kyematopathien n i t StSrungen der Blastogene, der Embryogenese und ganz besonders der Fetogenese) auf- zufassen.

In Arbeiten fiber Migbildungen des menschlichen Kbrpers sind Dystopien vielfach fiberhaupt rticht aufgeffihrt (siehe SI]~v]~as) oder sie tauehen innerhalb der Migbildungea des Urogenitalsystems unter. Nach den Nil3bildtmgen des Zentralnervensystems sollen Migbildungen des Urogerdtalsystems am zweithaufigsten sein.

Die deutliehe Abnahme des Hodenhoehstands n i t zunehmendem Alter ist in der Tab. 1 aufgezei~.

Bei Frfihgeburten kommert Hodendystopien betrachtlich h~ufiger als bei normalen Geburten vor, so dab die Eutopie Ms ein nieht obligates Reffezeichen herangezogen wird.

Wit werteten die Befunde yon 413707 Gemusterten des Jahrgangs 1940 aus und ermittelten eiae ein- oder beidseitige I-Iodendystopie bei 3 544 (0,860/0). Vergleicht man CAMP~LLS Statistik (bier weitere Litera- fur) n i t den Resultaten yon BAUMt~UC~:E~ und unseren Ergebnissen, so ist seit 1920 eine erhebliche Zunahme zu verzeiehnen, t~is 1920 ist ein langsamer und dann ein steiler Anstieg erkennbar.