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552 Bucherschau Einfiihrung in die allgemeine Pharmakognosie. Von Dr. Otto M o r i t z , Dozent fur Botanik und Pharmakognosie an der Universitat Kiel. Mit 8 Ab- bildungen im Text. Verlag von Gustav Fischer in Jena, 1936. 350 Seiten. Brosch. 15,-, geb. 16,50 RM. Der Verfasser begriifit freudig die Tatsache, daf3 die bisher nur als Stiefkind behandelte Pharmakognosie durch die neue Studienordnung fur Pharmazeuten die gebuhrende Beriicksichtigung insofern gefunden hat, als die vertiefte Ausbildung der Apotheker auch die Lehre von einer sinnvollen Therapie mit organischen Drogen im Gefolge haben wird, so dafi neben de pharmazeutischen Chemie die Pharmakognosie als pharmazeutische Biologic aufzufassen ist. Er hat ein Lehrbuch geschaffen, das nicht dem Praktikum mit Mikroskop und chemischer und physikalischer Apparatur dienen soll, wie es z. B. bei den bewahrten Lehrbiichern von K a r s t e n und B e n e c k e , G i l g , B r a n d t , S c h i i r h o f f und W a s i c k y der Fall ist, sondern nach Art des Handbuchs von T s c h i r c h und der Physiopharmakognosie von W a s i c k y das Gebiet der Pharmakognosie nach dem System seiner inneren Zusammenhange als Wissenschaft darstellt. Der Verfasser hofft, spater auch noch ein Pharmakognostisches Praktikum folgen lassen zu konnen, da sich ein Zusarnmenfassen beider Lehrtypen entsprechend der Natur der Pharma- kognosie als ausgesprochen angewandte Wissenschaft nicht ermoglichen lafit. Nach einem Verzeichnis der benutzten und zur weiteren Orientierung besonders empfohlenen Lehr- und Handbiicher werden im Hauptteil I (Drogen und Drogenpraparate der Ersatztherapie) behandelt die Einleitung und Ein- fuhrung in die Wirkungsmoglichkeiten von Arzneimitteln, dann die Mittel der Ersatztherapie, namlich Hormone, Fermente, Antikorper und Vitamine. Im Hauptteil I1 (Drogen der iibrigen Therapiegebiete, vor allem der Reiz-, Umstimmungs- und Symptomtherapie) werden im Abschnitt A: (anorganische Stoffe und Primarprodukte des Stoffwechsels) die anorganischcn Drogen- bestandteile, die Sacchariddrogen und -priiparate und die Proteine als Drogen- inhaltsstoffe und Drogenpraparate behandelt, und im Abschnitt B: (Sekundar- produkte des Stoffwechsels) zunachst die ersten Umwandlungen der Hexosen als Grundlage der Entstehung von Sekundarprodukten. Es folgen Drogen mit alipathischen Sauren, Phloroglucid- und Gerbstoffdrogen, Drogen mit Ithe- rischen Olen und Harzen, und zwar vom Phenylpropantypus. Terpendrogen und die Drogen mit Terpenharzen und Polyterpenkorpern. Ihnen schliefien sich die Alkaloid-, Glykosid- und Saponindrogen an. Das letzte Kapitel (18) befafit sich mit der Auffindung und Einbiirgerung von Heilpflanzen, rnit Zuchtung, Anbau, Ernteaufbereitung, Verarbeitung und der volkswirtschaft- lichen Bedeutung der Drogenerzeugung. Sehr hervorzuheben und zu beherzigen sind die Ausfiihrungen des Ver- fassers in dem Schlufiwort seines wertvollen und warm zu empfehlenden Werkes, welche in der banglichen Frage gipfeln, ob denn nun ein Studieren- der der Pharmazie den Inhalt des Buches in seinem ganzen Umfang lernen und der Apotheker ihn beherrschen musse, und dahin beantwortet wird, dai3 bei dem bisherigen Standpunkt der Einschrankung auf das wissenschaftliche Existenzminimum, welcher einer der Grunde des unbezweifelten Niederganges des Apothekerstandes war, es wohl nicht erforderlich war. ,,Nachdem aber der Staat durch Bewilligung der von allen Standesidealisten langst geforderten Ausbildungsreform deutlich zu erkennen gegeben hat, daf3 der Volksgesamt- heit an einem Apothekerstand auf dem Niveau des Bildungsminimums nichts gelegen ist, hat jeder von uns die Pflicht, diesen Bildungsstand zu meiden. Verantwortung kann nur mit Erfolg ubertragen werden an den, der sehr vie1 mehr weif3 und kann, als er gerade e b e n b r a u c h t." W.

Einführung in die allgemeine Pharmakognosie. Von Dr. Otto Moritz. Dozent für Botanik und Pharmakognosie an der Universität Kiel. Mit 8 Abbildungen im Text. Verlag von Gustav Fischer

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Page 1: Einführung in die allgemeine Pharmakognosie. Von Dr. Otto Moritz. Dozent für Botanik und Pharmakognosie an der Universität Kiel. Mit 8 Abbildungen im Text. Verlag von Gustav Fischer

552 B u c h e r s c h a u

Einfiihrung in die allgemeine Pharmakognosie. Von Dr. Otto M o r i t z , Dozent fur Botanik und Pharmakognosie an der Universitat Kiel. Mit 8 Ab- bildungen im Text. Verlag von Gustav Fischer in Jena, 1936. 350 Seiten. Brosch. 15,-, geb. 16,50 RM.

Der Verfasser begriifit freudig die Tatsache, daf3 die bisher nur als Stiefkind behandelte Pharmakognosie durch die neue Studienordnung fur Pharmazeuten die gebuhrende Beriicksichtigung insofern gefunden hat, als die vertiefte Ausbildung der Apotheker auch die Lehre von einer sinnvollen Therapie mit organischen Drogen im Gefolge haben wird, so dafi neben de pharmazeutischen Chemie die Pharmakognosie als pharmazeutische Biologic aufzufassen ist. Er hat ein Lehrbuch geschaffen, das nicht dem Praktikum mit Mikroskop und chemischer und physikalischer Apparatur dienen soll, wie es z. B. bei den bewahrten Lehrbiichern von K a r s t e n und B e n e c k e , G i l g , B r a n d t , S c h i i r h o f f und W a s i c k y der Fall ist, sondern nach Art des Handbuchs von T s c h i r c h und der Physiopharmakognosie von W a s i c k y das Gebiet der Pharmakognosie nach dem System seiner inneren Zusammenhange als Wissenschaft darstellt. Der Verfasser hofft, spater auch noch ein Pharmakognostisches Praktikum folgen lassen zu konnen, da sich ein Zusarnmenfassen beider Lehrtypen entsprechend der Natur der Pharma- kognosie als ausgesprochen angewandte Wissenschaft nicht ermoglichen lafit.

Nach einem Verzeichnis der benutzten und zur weiteren Orientierung besonders empfohlenen Lehr- und Handbiicher werden im Hauptteil I (Drogen und Drogenpraparate der Ersatztherapie) behandelt die Einleitung und Ein- fuhrung in die Wirkungsmoglichkeiten von Arzneimitteln, dann die Mittel der Ersatztherapie, namlich Hormone, Fermente, Antikorper und Vitamine. Im Hauptteil I1 (Drogen der iibrigen Therapiegebiete, vor allem der Reiz-, Umstimmungs- und Symptomtherapie) werden im Abschnitt A: (anorganische Stoffe und Primarprodukte des Stoffwechsels) die anorganischcn Drogen- bestandteile, die Sacchariddrogen und -priiparate und die Proteine als Drogen- inhaltsstoffe und Drogenpraparate behandelt, und im Abschnitt B: (Sekundar- produkte des Stoffwechsels) zunachst die ersten Umwandlungen der Hexosen als Grundlage der Entstehung von Sekundarprodukten. Es folgen Drogen mit alipathischen Sauren, Phloroglucid- und Gerbstoffdrogen, Drogen mit Ithe- rischen Olen und Harzen, und zwar vom Phenylpropantypus. Terpendrogen und die Drogen mit Terpenharzen und Polyterpenkorpern. Ihnen schliefien sich die Alkaloid-, Glykosid- und Saponindrogen an. Das letzte Kapitel (18) befafit sich mit der Auffindung und Einbiirgerung von Heilpflanzen, rnit Zuchtung, Anbau, Ernteaufbereitung, Verarbeitung und der volkswirtschaft- lichen Bedeutung der Drogenerzeugung.

Sehr hervorzuheben und zu beherzigen sind die Ausfiihrungen des Ver- fassers in dem Schlufiwort seines wertvollen und warm zu empfehlenden Werkes, welche in der banglichen Frage gipfeln, ob denn nun ein Studieren- der der Pharmazie den Inhalt des Buches in seinem ganzen Umfang lernen und der Apotheker ihn beherrschen musse, und dahin beantwortet wird, dai3 bei dem bisherigen Standpunkt der Einschrankung auf das wissenschaftliche Existenzminimum, welcher einer der Grunde des unbezweifelten Niederganges des Apothekerstandes war, es wohl nicht erforderlich war. ,,Nachdem aber der Staat durch Bewilligung der von allen Standesidealisten langst geforderten Ausbildungsreform deutlich zu erkennen gegeben hat, daf3 der Volksgesamt- heit an einem Apothekerstand auf dem Niveau des Bildungsminimums nichts gelegen ist, hat jeder von uns die Pflicht, diesen Bildungsstand zu meiden. V e r a n t w o r t u n g k a n n n u r m i t E r f o l g u b e r t r a g e n w e r d e n a n d e n , d e r s e h r v i e 1 m e h r we i f3 u n d k a n n , a l s e r g e r a d e e b e n b r a u c h t." W.