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Harald Bichlmeier Einige ausgewählte Probleme der alteuropäischen Hydronymie aus Sicht der modernen Indogermanistik – Ein Plädoyer für eine neue Sicht auf die Dinge. Acta Linguistica Lithuanica 66, 2012, S. 11–47. Vorläufige Fassung. Die Druckfassung enthält gegenüber dieser Version noch einige kleine Veränderungen bzw. Verbesserungen. Es sollte deshalb nach der maßgeblichen gedruckten Version zitiert werden.

Einige ausgewählte Probleme der alteuropäischen Hydronymie aus Sicht der modernen Indogermanistik - Ein Plädoyer für eine neue Sicht auf die Dinge - Harald Bichlmeier

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Einige ausgewählte Probleme der alteuropäischen Hydronymie aus Sicht der modernen Indogermanistik - Ein Plädoyer für eine neue Sicht auf die Dinge - Harald Bichlmeier

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  • Harald Bichlmeier

    Einige ausgewhlte Probleme der alteuropischen Hydronymie aus Sicht der modernen

    Indogermanistik Ein Pldoyer fr eine neue Sicht auf die Dinge.

    Acta Linguistica Lithuanica 66, 2012, S. 1147.

    Vorlufige Fassung. Die Druckfassung enthlt gegenber dieser Version noch einige kleine Vernderungen bzw. Verbesserungen. Es sollte deshalb nach der mageblichen gedruckten Version zitiert werden.

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    HArAld BicHlmeiermart in-luther-Univer s i t t Hal le-Wittenberg, Hal leSchsische Akademie der Wissenschaften, Jena

    Wissenscha t l i che For schungsr i ch tungen: indogermanistik, Onomastik (Gewssernamen), etymologie der germanischen Sprachen, Syntax des Altiranischen.

    einiGe AUSGeWHlte PrOBle-me der AlteUrOPiScHen HydrOnymie AUS SicHt der mOdernen indOGermAni-Stik ein PldOyer Fr eine neUe SicHt AUF die dinGe1

    kai kurios senosios europos hidronimijos problemosiuolaikinsindoeuropeistikosvilgsniu:naujopoirioiuosdalykusginamoji kalba

    A n m e r k U n G

    die etymologische erforschung der Gewssernamen, die zur alteuropischen Hydronymie gezhlt werden, erfolgt seit ihrer Grundlegung durch Hans krahe in den 1940er und 1950er Jahren mit unvernderter methodik. die zur etymologisierung verwendete Form der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft bzw. indogermanistik entspricht somit letztlich dem Stand,

    1 Bei diesem Beitrag handelt es sich um die berarbeitete und erweiterte Fassung meines gleichnamigen Vortrags,denichdurchVermittlungvonFrauGrasildaBlaienaufEinladungvonFrauDaivaDeltuvienhinaufderTagungRegioninonomastika:kinome ivardyno?RegionalOnomastics:Whatdo

    S c H l S S e l W r t e r : indogermanistik, Onomastik, alteuropische Hydronymie, Gewsserna-men, laryngaltheorie, indogermanisches Phonemsystem, Wortbil-dungsmorphologie, lehnbeziehungen.

    k e y W O r d S : indo-european linguistics, onomastics, Old-european hydronymy, hy-dronyms, laryngeal theory, indo-european phonemic system, his-torical morphology, loan words.

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    HArAld BicHlmeier

    Acta linguistica lithuanica lXVi

    auf dem sie bereits vor dem Zweiten Weltkrieg war. neuere erkenntnisse der indogermanistik des letzten halben Jahrhunderts im Bereich von Phonologie und Wortbildungsmorphologie wurden fr die erforschung der alteuropischen Hydronymie bislang nicht nutzbar gemacht. Anhand der Flussnamen Save, Drau, Isar und damit verwandten namen soll hier einerseits exemplarisch aufgezeigt werden, welche erkenntnisse den erforschern der alteuropischen Hydronymie dadurch bislang entgangen sind, und andererseits soll klar gemacht werden, dass aufgrund von Untersuchungen mit der neuen methodik natrlich auch sicher geglaubte er-kenntnisse wieder ins Wanken geraten knnen.

    A n n OtAt i O n

    the etymological research in hydronyms pertaining to the so called Old-european hy-dronymy has been done since its beginnings in the 1940ies and 1950ies by Hans krahe in the same, methodologically unchanged way. the kind of historical-comparative or indo-european linguistics applied in this research is actually the kind that was used already before World War ii. the new methodological approaches, especially in phonology and morphology, which have been developped in indo-european linguistics in the last half century or so and the changes in the way things are seen in these fields that came along with these new approaches have been largely ignored by the protagonists of Old-european hydronymy research. this article wants to show on the one hand on the examples of the hydronyms Save, Drau, Isar and related names how many more things can be said about these hydronyms, when modern indo-european linguistics instead of pre-war linguistics is applied. And on the other hand it will show that modern methodology can also lead to a point, where old certainties have to be discarded.

    1. einleitUnG

    die namen der meisten greren und vieler kleinerer Flsse in europa drfen mit recht als die lteste (indogermanische) namenschicht gelten, die wir in diesem raum greifen knnen. diese als alteuropische Hydronymie bezeichnete namen-schicht reicht bekanntlich vom Atlantik bis ins Baltikum und von Sdskandinavien

    we learn from the onomasticon, kaunas, 10.11. november 2011, halten durfte. Fr diese mglichkeit sei den Veranstaltern der tagung hiermit noch einmal herzlich gedankt. der text des Vortrags und die Abfolge der Gedanken wurde weitgehend beibehalten, die dort auf der tischvorlage gebotenen Beispiele wurden in den text integriert und um die zugehrigen Seklundrliteraturnachweise ergnzt. der Abschnitt 2.2 zu isar und Verwandten ist gegenber dem dieses Problem nur kursorisch behan-delnden Vortrag deutlich erweitert und folgt weitgehend Bichlmeier 2011c, wurde gegenber dieser Arbeit aber um neu erschienene literatur und damit um etymologische details erweitert. letztlich handelt es sich beim ersten teil dieses Beitrags auch um eine Art Quintessenz meiner bislang erschie-nenen Arbeiten zur alteuropischen namenkunde (vgl. die im literaturverzeichnis genannten titel).

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    einige ausgewhlte Probleme der alteuropischen Hydronymie aus Sicht der modernen indogermanistik ein Pldoyer fr eine neue Sicht auf die dinge

    bis auf den Balkan. die mageblichen Forschungen zu ihrer etablierung wurden ab den 1940er Jahren besonders von Wissenschaftlern wie Hans krahe, Wolfgang P. Schmid und Jrgen Udolph begrndet und vorangetrieben. das durch diese Forschungen zum Vorschein gekommene netz2 aus Fluss- und sonstigen Gews-sernamen, das die gerade genannten teile europas abdeckt, darf mittlerweile als ein gesichertes Faktum gelten.

    Wie alle groen und verdienstvollen erkenntnisse in den Wissenschaften und hier gerade in den Geisteswissenschaften , verdienen auch diese Forschungen es, dass man sich in regelmigen Abstnden kritisch mit ihnen und den methoden, die zu ihrer erarbeitung angewendet wurden, auseinandersetzt.

    in diesem Sinne folge ich gerne weiterhin der mehrmals von Herrn Udolph an mich persnlich und an die indogermanisten insgesamt (so etwa auf der Arbeits-tagung der indogermanischen Gesellschaft die Ausbreitung des indogermanischen.

    2 die Bezeichnung netz wird in den jngeren Arbeiten W. P. Schmids und Udolphs nun immer ver-wendet, wenn das System der alteuropischen Flussnamen benannt werden muss. Sie lehnen es nun ab, von Schichten zu reden. letztlich dient diese Benennung aber wohl in esrter linie der Verschleie-rung der tatsache, dass es eben bislang (auch den vorgenannten Autoren) nicht gelungen ist, die Sprachstufe selbst genauer zu bestimmen, in der die alteuropische Hydronymie geprgt wurde, noch wurde deren Verhltnis zu den dann auf demselben territorium spter greifbaren bezeugten einzel-sprachen ordentlich herausgearbeitet. es wurden bislang nur Vermutungen geuert (so etwa die, es habe ich dabei letztlich noch um das voreinzelsprachliche Urindogermanische gehandelt), so dass hier alles sehr im Vagen bleibt. Auf meine nachfrage dazu per mail vom 3.11.11, wie er sich denn nun das gegenseitige Verhltnis der Sprache(n) der alteuropischen Hydronymie und den spteren einzel-sprachen auf demselben Gebiet vorstelle, bekam ich von Herrn Udolph leider nur eine ausweichende und somit unbrauchbare Antwort. man wird folglich davon ausgehen drfen, dass auch ihm dieser Sachverhalt nicht vllig klar ist bzw. auch er keine belastbare erklrung dafr hat. notwendig wre hier v.a. auch eine saubere sprachwissenschaftliche Analyse der stattgehabten Prozesse, die aber von Herrn Udolph wohl nicht geleistet werden kann. Als charakteristisch darf man in dieser Beziehung auch Udolph 1997 ansehen, wo an einer Stelle (S. 29) von eine[r] kontinuier l iche[n] entwick-lung aus e inem voreinzelsprachl ichen Substrat . [Sperrung im Original] die rede ist, an anderer Stelle (S. 47) dann von einem territorium, in dem sich das Slavische aus einer indogerma-nischen Grundlage heraus entfaltet hat. Hier ergeben sich doch gewisse Widersprche, denn entwe-der hat man mit einem Substrat zu tun, dann mssen die slawischen Sprachen das Superstrat sein und mssen das Substrat berschichtet haben, oder sie haben sich aus einem vorslawisch-indogermanischen DialektdesUrindogermanischen(oderdochnochdemUrindogermanischenselbst?auchdiesbleibtweiterhin unklar) heraus entwickelt. Beides zugleich geht nicht. Vielleicht wurde hier aber nur der terminus Substrat unsauber verwendet. Wie dem auch sei: Wenn das am ende fr alle Sprachen gelten soll(te), deren territorien an dem Gebiet der alteuropischen Hydronymie teil haben (zumin-dest fr keltisch, Germanisch, Baltisch und Slawisch wird man das dann annehmen mssen), msste man daraus nicht schlieen, dass sich erstens zumindest diese vier Sprachfamilien auch auf eine Zwi-schengrundsprache zurckfhren lassen sollten, etwa ein nordindogermanisch (was m. e. nicht geht), und zweitens ganz mittel- und groe teile des westlichen Osteuropas schon immer, das soll heien seitder letztenEiszeit,vonSprecherneines indogermanischenIdiomsbewohntwaren?Hierbestehtoffensichtlich noch in etlichen Punkten diskussions- und Forschungsbedarf.

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    HArAld BicHlmeier

    Acta linguistica lithuanica lXVi

    thesen aus Sprachwissenschaft, Archologie und Genetik, Wrzburg, 24.26. September 2009) herangetragenen Aufforderung, sich von indogermanistischer Seite endlich wieder mit der alteuropischen Hydronymie zu beschftigen.3 denn innerhalb der indogermanistik selbst ist die tradition der alteuropischen namen-kunde weitgehend abgerissen. dies hngt mit zwei Faktoren zusammen:

    erstens hat man es hier mit einem doch sehr fragmentarisch berlieferten ma-terial zu tun, das zwar hinsichtlich des Orts seiner Herkunft eindeutig festgelegt ist die meisten Gewsser, so also auch Flsse, befinden sich auch heute noch dort, wo sie auch schon vor 2000, 3000 oder 4000 Jahren waren , aber hinsicht-lich des wirklichen Alters dieses Sprachmaterials ist man auch weiterhin letztlich auf Spekulationen angewiesen. man kann meist nur sagen, dass irgendwelche Flus-snamen eben vorgermanisch oder vorkeltisch oder vorbaltisch etc. sind mehr nicht. da aber in vielen Fllen und fr viele Gebiete aufgrund der diskrepanz der Forschungs- und Benennungsmethoden von Sprachwissenschaft und Archologie immer noch nicht eindeutig geklrt ist, wann genau denn etwa Sprecher des kel-tischen oder Germanischen an einen bestimmten Fluss gekommen sind, bleibt natrlich auch weiterhin unklar, wann denn eigentlich die vorgermanische, vor-keltische etc. Zeit endet, d.h. fr welchen Zeitpunkt man also damit rechnen darf, dass ein vorkeltischer, vorgermanischer name ins keltische, Germanische usw. integriert wurde. Und ich nehme es gleich vorweg: ich habe darauf ebenfalls kei-ne Antwort und ich glaube auch nicht, dass man so bald eine finden wird.

    die meisten indogermanisten ziehen es deshalb vor, mit material von Sprachen zu arbeiten, von denen auch texte berliefert sind (aktuell sind besonders die anatolischen und tocharischen Sprachen en vogue), von denen man etwas ber die Sprecher aussagen kann und die sich auch (besser bzw. berhaupt) datieren lassen. nur an solchem material lassen sich Forschungen zur historischen entwicklung einer Sprache und was zur Zeit in der indogermanistik eine noch grere rol-le spielt zur Syntax anstellen.

    Und es kommt wenn man ehrlich ist ein weiteres Problem hinzu: man hat es bei dem in der alteuropischen Hydronymie bezeugten Sprachmaterial oft mit Wrtern bzw. namen zu tun, die sehr kurz sind. da jegliches weitere Sprachma-terial (besonders flektierte Wortformen) fehlt, muss man letztlich eingestehen und

    3 Auf die angesichts dieser Aufforderung von demselben Autor unverstndlicherweise in recht polemi-schem ton in einem Beitrag in dieser Zeitschrift vorgetragene kritik an einigen meiner bisherigen Ausfhrungen (Udolph 2011) soll an anderer Stelle in extenso eingegangen werden: die von ihm dort geuerten Vorwrfe und das dort ebenfalls deutlich gewordene niedrige niveau der historisch-sprach-wissenschaftlichen kenntnisse des Verfassers im Allgemeinen und bezglich der indogermanistischen Forschungen des letzten halben Jahrhunderts im Besonderen erfordern eine Bestandsaufnahme und eine ausfhrliche Antwort.

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    einige ausgewhlte Probleme der alteuropischen Hydronymie aus Sicht der modernen indogermanistik ein Pldoyer fr eine neue Sicht auf die dinge

    ich sage das als berzeugter indogermanist , dass man gerade bei vielen einfachen Flussnamen, wie etwa Sala (> Saale), Sara (> Saar), Savus(Save) usw. eigent-lich nicht einmal strictu sensu beweisen kann, dass sie indogermanischen Ursprungs sind. dafr ist ihre Struktur zu simpel. Gleichzeitig werden diese Wrter aber seit Beginn ihrer erforschung (von den meisten Forschern) fr indogermanisch gehal-ten und folglich auch indogermanische etymologien fr sie geboten. Wenn man aber voraussetzt, was man eigentlich erst beweisen will oder msste, hat man es mit einem klassischen Zirkelschluss zu tun. man msste eigentlich wesentlich vorsichtiger und grndlicher vorgehen, als dies in den letzten Jahrzehnten gesche-hen ist, und viele der getroffenen Aussagen besser in den konjunktiv setzen.

    der zweite Grund fr das Abflauen des interesses an diesem material seitens der indogermanistik ist, dass die oben genannten Forscher in ihren alteuropisti-schen Arbeiten eine Art von indogermanistik betrieben haben und betreiben, die innerhalb der indogermanistik selbst seit einigen Jahrzehnten obsolet ist und so aus deren Sicht als berholt gelten muss (diese Ansicht drften ca. 80-90% der indogermanisten insgesamt und mind. 99% der unterfnfzigjhrigen indogerma-nisten mit mir teilen). dies bedeutet wiederum, dass gerade auf jngere indoger-manisten, die ja am ehesten aufgerufen wren, neuen Wind in diese Sache zu bringen, das alteuropistische material in der Form, in der es nun unverndert seit krahes Zeiten (also seit ber fnf Jahrzehnten) dargeboten wird, in seiner Altbak-kenheit keinerlei reiz ausben drfte.

    dies schmlert den Wert der Forschungsergebnisse der erwhnten Forscher und ihrer ebenso arbeitenden kollegen zunchst einmal nicht. Hier wurde durchaus einmal Groes geleistet, aber die Wissenschaft entwickelt sich eben weiter und dies gilt in den letzten Jahrzehnten gerade auch fr die indogermanistik. Wenn nun die Alteuropistik auch fr die indogermanistik resp. die indogermanisten wieder interessant sein und von ihr wahrgenommen werden will, muss sie versu-chen, den erfordernissen gerecht zu werden, die die indogermanistik heutzutage an etymologien hinsichtlich der historischen lautlehre und der Wortbildungsleh-re stellt. Um es plakativ auszudrcken: natrlich kann man Wohnungen noch mit Holzfen heizen und mit Petroleumlampen beleuchten aber muss man das ohne not (oder bertriebene neigung zur romantik), jetzt noch tun, da es Zentralhei-zungenundGlhbirnengibt?

    dieser angemahnte nachholbedarf betrifft erstens die darstellung der rekonstru-ierten Phonologie des Urindogermanischen. Hier ist besonders auf die Vernachls-sigung der Phonemklasse der laryngale hinzuweisen. diese Phoneme muss es ge-geben haben und sie mssen konsonanten gewesen sein: ihre einstmalige existenz erklrt dutzende von erscheinungen in verschiedenen indogermanischen Sprachen als lautgesetzlich, die ohne sie nicht sinnvoll erklrt werden knnen, darunter etwa

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    HArAld BicHlmeier

    Acta linguistica lithuanica lXVi

    die entstehung der intonationen im Baltischen und Slawischen, die Herkunft des Phonems /h/ im Hethitischen, einige erscheinungen bei den nasalinfigierenden Verben des indoiranischen usw. eine solche erklrung ist in jedem Fall besser als erklrungen, die statt mit lautgesetzlichkeit mit Analogien arbeiten mssen.4 Und das muss ein denkmodell, das das urindogermanische Phonemsystem ohne laryn-gale ansetzt, in jedem Fall. da dies so ist, ist folglich der Ansatz eines Phonemsy-stems mit laryngalen effizienter und besser. Aus Sicht der indogermanistik moder-ner Prgung sind Arbeiten, die weiter mit dem traditionellen Ansatz arbeiten, wie er schon vor dem Zweiten Weltkrieg blich war, heutzutage hinsichtlich ihrer in-dogermanistisch-sprachhistorischen komponente kaum mehr ernst zu nehmen.5

    das Phonemsystem des Urindogermanischen, wie es heute mehrheitlich von den indogermanisten angenommen wird, hatte folgende Gestalt:6

    4 man vergleiche dazu das gute dutzend einfhrungen in die indogermanistik, die laryngaltheorie oder in etliche einzelsprachen, die in den letzten beiden Jahrzehnten erschienen sind: clackson 2007, Fort-son 2004, 2009,Kapovi 2008, Lindeman 1997, LIV, LIV,Mallory/Adams 2006,Matasovi 1992,2010, mayrhofer 2005, meier-Brgger 2000, 2002, 2010, meiser 1998, mller 2007, nil, ringe 2005, rix 1992 etc. pp. An davor erschienenen Werken sind als wichtigste u.a. zu nennen: rix 1976, col-linge 1985, mayrhofer 1981, 1986. die letzte quasi laryngalfreie einfhrung in die indogermanistik ist Szemernyi 1990. kurz gesagt: die laryngallose indogermanistik ist seit nunmehr 20 Jahren tot.

    5 dass dies nicht erst eine erscheinung neuesten datums ist, wird daran ersichtlich, dass die mit dem veraltetetn modell arbeitenden Forscher, wie eben J. Udolph oder dessen lehrer W.P. Schmid und e. neu, auf die er sich gerne beruft, innerhalb der indogermanistik und erst recht in deren kernbereich, also der rekonstruktion des Urindogermanischen, in den letzten letzten Jahrzehnten allenfalls margi-nale Spuren hinterlassen haben.

    6 demgegenber drfte das Phonemsystem, das von der alteuropischen Hydronymie widergespiegelt wird, mutmalich eher folgendermaen ausgesehen haben:

    tenuis media Spirans nasal (t) (d) (n) labial p b m dental t d s [s, z] n (palatal k g)

    tektal { velar k g labiovelar k g liquiden (r) r l

    Vokale (V) i[i,] u[u,] e o a

    es weist gegenber dem Ursprungssystem deutliche Vereinfachungen auf. So scheint es mir die pala-tale reihe am ehesten schon eingebt zu haben, die Aspiraten sind wahrscheinlich ebenfalls ge-schwunden. ebenso wurden die laryngale je nach Position bereits vokalisiert bzw. an benachbarte Vokale assimiliert und sind somit als Phonemklasse geschwunden. Sollte dieser Vorschlag das rich-

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    einige ausgewhlte Probleme der alteuropischen Hydronymie aus Sicht der modernen indogermanistik ein Pldoyer fr eine neue Sicht auf die dinge

    tenuis media media Spirans nasal (t) (d) aspirata (n) (dh) labial p b bh m[m,] dental t d dh s [s, z] n[n,] palatal k g gh h1[,]

    tektal { velar k g gh h2[,] labiovelar k g gh h3[,]7

    liquiden (r) r[r,] l[l,]

    Vokale (V) i[i,] u[u,] e o a ()

    tige treffen (was allerdings noch zahlreicher Untersuchungen bis zur endgltigen klrung des Problems bedarf, bislang scheint sich niemand explizit der Frage angenommen zu haben, wie das Phonemsystem der alteuropischen Hydronymie denn nun ausgesehen hat), wrde das allerdings bedeuten, dass Spra-chen, die es erforderlich machen, dass die Phonemklasse der laryngale noch bis in frheinzelsprach-liche Zeit hinein bestand, wie etwa das Baltische und Slawische, wo die Anwesenheit bzw. Abwesenheit von laryngalen in einer Silbe zu Unterschieden in der Silbenintonation fhrte, nicht direkt aus der Sprachschicht, in der die alteuropische Hydronymie geprgt wurde, sich entwickelt haben knnen. dies hat dann natrlich entsprechende Folgen fr die Stellung des Baltischen und Slawischen im rahmen dieser Hydronymie: die trger dieser Sprachen mssten dann die Schicht der alteuropischen Hydronymie berlagert haben, also sekundr in Gebiete der alteuropischen Hydronymie zugewandert sein. Sollte weiters die palatale reihe in der tat bereits geschwunden gewesen sein, die Sprache(n) der alteuropischen Hydronymie also (eine) kentumsprache(n) gewesen sein, knnte(n) diese indes als Substratsprache(n) vielleicht fr die kentumelemente im Baltischen und Slawischen verantwortlich sein. in dieselbe richtung weist auch Andersen 2009, der letztlich aufgrund der Untersuchung prosodischer merkmale der baltischen und slawischen Sprachen zu dem Schluss kommt, dass diese Sprachen in der Frhzeit in kontakt mit einer weiteren (wahrscheinlich) indogermanischen Sprache standen, die initialakzent hatte, den diese mutmalich indogermanische Sprache selbst wiederum von einer nichtindogermanischen bernommen hatte. diese indogermanische kontaktsprache sei die Quel-le der kentum-elemente im Baltischen und Slawischen gewesen.

    7 Als integraler Bestandteil dieses Phonemsystems waren die laryngale, wie auch schon ihre Position in der o.a. tabelle suggeriert, vielleicht die reibelaute der drei tektalreihen, so wie /s/ der reibelaut der dentalreihe war. die phonetische Bestimmung der Phoneme *h1, *h2, *h3 ist natrlich spekulativ (so wie letztlich die exakte phonetische Bestimmung jedes rekonstruierten Phonems mehr oder weniger spekulativ bleiben muss), allerdings hat ihre einstufung als reibelaute der tektalreihe aufgrund der umfrbenden Wirkung, die sie auf neben ihnen stehendes *e ausgebt haben (*h1e > *e, *h2e > *a, *h3e > *o bzw. *eh1>*, *eh2 > *,*eh3 > *), eine gewisse Wahrscheinlichkeit fr sich. nicht zuletzt aufgrund von typologischen erwgungen geht kmmel (2007: 327336) nun davon aus, dass die Laryngale genannten Phoneme am ehesten phonetisch [h, , ] reprsentiert haben drften, undschlgt als vereinfachende Schreibung h1 = h, h2 = x, h3 = vor.

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    HArAld BicHlmeier

    Acta linguistica lithuanica lXVi

    Was die Wortbildungsmorphologie angeht, so ist aus heutiger Sicht festzuhalten, dass gewisse Standards der historischen Sprachwissenschaft seitens der Alteuropi-stik hier ebenfalls nicht eingehalten werden. die klassische Alteuropistik gibt meist nur eine Beschreibung der morphologie: es heit in jenen Arbeiten regelmig an die Wurzel X tritt ein l-Suffix oder an die Wurzel y tritt ein nt-Suffix oder hnliches. es wird praktisch nie etwas darber ausgesagt, welche Bedeutung diese Suffixe haben, und was das ganze Wort dann eigentlich bedeutet haben knnte oder sollte. Aber genau das will man doch wissen, gerade wenn man wie auf dieser Tagung fragt:WasbedeutendieNamen?Mitdieser reinbeschreibendenAr-beitsweise wird eine erkenntnis strflich vernachlssigt, zu der schon Ferdinand de Saussure (18571913) gelangt war, nmlich, dass das sprachliche Zeichen Form und inhalt hat. Bei einer grndlichen etymologisierung muss beides bercksichtigt und erklrt werden. Anders ausgedrckt: Praktisch alle von Vertretern der klassischen Alteuropistik gebotenen etymologien sind eigentlich unvollstndig!

    nun kann man sich natrlich auf den Standpunkt stellen, dass namen eben nichts bedeuten, sondern nur benennen. Aber damit geht man am Problem vorbei: man muss ja schlielich davon ausgehen, dass auch der namenschatz, der uns in der alteuropischen Hydronymie vorliegt, aus dem appellativischen Wortschatz her-vorgegangen ist. nach allem, was wir aus anderen altindogermanischen Sprachen wissen, ist sicher, dass es hinsichtlich der Wortbildung zunchst keine Unterschie-de zwischen Appellativa und namen gegeben hat. Folglich sind diese namen erst einmal in der Analyse wie Appellativa zu behandeln und folglich kann man natr-lich auch eine einstmalige Bedeutung (zumindest tentativ) angeben. Und weiters ist folglich nicht zu erwarten, dass solche namen Suffixe oder Suffixketten aufwei-sen wrden, die aus dem appellativischen Wortschatz nicht bekannt sind. da nun gerade die nominale morphologie aus dem Vergleich der bezeugten altindogerma-nischen einzelsprachen mittlerweile sehr gut erschlossen ist, sollte auch die mor-phologie der alteuropischen Hydronymie mit diesen bekannten mitteln zu erklren sein. Weiter ist zu beachten, dass nicht nur die jeweiligen morpheme eine Bedeu-tung in sich tragen, und derivation nicht immer nur durch den Antritt von Suffi-xen geschieht, sondern dass es auch derivationsvorgnge gibt, bei denen sich die Vokalquantitt oder Vokalqualitt der Wurzel oder eines Suffixes ndern, aber eben kein neues Suffix antritt. Gerade was die derivationsvorgnge im Ganzen sowohl im Urindogermanischen als auch in den einzelnen Sprachen angeht, haben sich in der indogermanistik in den letzten Jahrzehnten gewaltige Fortschritte und Umbr-che ereignet. All dies ist bislang fr die Analyse der alteuropischen Hydronymie praktisch nicht nutzbar gemacht worden: in der Alteuropistik wird allenfalls dar-auf hingewiesen, dass Ablaut vorliege, welche semantischen Vernderungen im Wort damit einhergehen knn(t)en, darber findet man keine Angaben.

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    einige ausgewhlte Probleme der alteuropischen Hydronymie aus Sicht der modernen indogermanistik ein Pldoyer fr eine neue Sicht auf die dinge

    eines gilt es hinsichtlich der relevanz des lexikalischen materials der alteuro-pischen Hydronymie fr die indogermanistik deutlich festzuhalten: nur aus der appellativischen Verwendung von Wrtern, lassen sich berhaupt rckschlsse auf die Bedeutung von Wortstmmen und Wortwurzeln ziehen. nur wenn man dieses Wissen hat, kann man auch an die erforschung der alteuropischen Hydronymie herangehen: Aus den Gewssernamen allein lsst sich praktisch nichts Verwertba-res fr die indogermanistik selbst und ihr Ziel, die urindogermanische Grundspra-che zu rekonstruieren, gewinnen: man stelle sich vor, was man ber die alteuro-pische Hydronymie aussagen knnte, wenn man die altindogermanischen einzel-sprachen nicht htte: man knnte vielleicht Wurzeln und Suffixe isolieren, htte aber keinen Anhaltspunkt, was sie bedeuten. man she vielleicht, dass es eben eine erscheinung wie Ablaut gibt, dass also die Wurzeln oder Suffixe verschiede-ne Vokale aufweisen knnen, knnte aber ber die mit den verschiedenen Vokalen vielleicht einher gehenden verschiedenen Bedeutungen nichts Sinnvolles aussagen. All dies kann nur aus den bezeugten Sprachen heraus erschlossen werden.

    Folglich muss man mit dem Wissen, das die indogermanistik jetzt hat und das eben aus dem Vergleich der bezeugten (alt)indogermanischen einzelsprachen ge-wonnen wurde, die alteuropischen Hydronyme neu untersuchen und bestrebt sein, die Forschungen auf den aktuellen Stand der Wissenschaft bringen. die Forschung im Bereich der alteuropischen Hydronymie erfolgt immer noch mit den mitteln der indogermanistik, die auch krahe schon angewendet hat. krahe ist nun mitt-lerweile fast 50 Jahre tot und war zu seiner Zeit in Bezug auf die indogermanistik schon alles andere als fortschrittlich. mit anderen Worten: man hat es hier mit Vorkriegsindogermanistik zu tun.

    Gleichzeitig ist klar, dass die Anwendung der methoden und modelle der heutigen indogermanistik nicht nur zur Vertiefung der schon gewonnenen er-kenntnisse fhren wird, sondern dass auch Gewissheiten wieder abhanden kommen knnen.

    dies soll nun in aller krze an Beispielen illustriert werden. Hierbei kommt es nicht so sehr auf die endgltige lsung der Probleme an, sondern v.a. darauf, zu zeigen, welche Fragen noch offen sind. Fragen, die sich die klassische Forschung zur alteuropischen Hydronymie grtenteils nie gestellt hat, die aber notwendig beantwortet werden mssen, wenn die grundlegenden Standards der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft eingehalten werden sollen. es sind dies alles Fragen, zu denen in einzelfllen bereits versucht wurde, Antworten zu geben. Oft sind diese Antworten nicht eindeutig, denn es wird immer wieder deutlich, dass mehrere lsungen mglich sind. eindeutige lsungen, wie sie von frheren For-schern oft vorgeschlagen wurden, scheinen in der realitt eher selten zu sein: es entsteht vielmehr der Verdacht, dass diese eindeutigkeit oft nur darauf beruht,

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    HArAld BicHlmeier

    Acta linguistica lithuanica lXVi

    dass von jenen Forschern Alternativen entweder gar nicht gesucht wurden oder aber aus Unkenntnis der dazu notwendigen wissenschaftlichen methodik einfach nicht gefunden werden konnten.

    2. BeiSPiele

    im Folgenden seien einige Beispiele zur Untermauerung der oben geuerten thesen angefhrt.8

    2.1. Save und Drau

    die namen der Sava/Save und Drava/Drau gehren um Standardrepertoire der alteuropischen Hydronymie. die ltesten Belege stammen noch aus der Antike undlauten(Ptol.II15,1.4),,Akk.,Akk.,(Strab.7,5,2 und fter), Savus, Saus, Akk. Saum, Abl. Savo, Sabo9 und Dravus etc.10.

    der name der Sava/Save wird in lteren Arbeiten krahes und auch im IEW 912 zu der Wurzel *se, *se :: *s- Saft, Feuchtes; Saft ausdrcken; regnen; rinnen gestellt. rekonstruiert wird der name als uridg. *soos.11 dies ist so weit zunchst in Ordnung. nach neuerer Auffassung werden mit einer fr unseren Fluss passenden Wurzelstruktur indes fnf verschiedene Wurzeln angesetzt, wobei bis auf die letztgenannte, die gebren bedeutet, eigentlich alle fr die Bezeichnung des Flusses in Frage kommen knnen:

    *se auspressen (IEW912;LIV486f.;LIV537f.)12. *seh1antreibeninBewegunghalten(IEW914;LIV487;LIV538f.)13. *seh3vollsein/werden(LIV488;LIV539). *sh2e- schtten, regnen (IEW912;LIV493;LIV545). *seH gebren (IEW913f.;EIEC238,425;LIV487;LIV538;Watkins2000:76).

    8 diese Beispiele wurden bereits ausfhrlich in Bichlmeier 2011c und 2011e behandelt. die weiter unten gebotenen Ausfhrungen zu Isar und Verwandtem sind um aktuelle Forschungsergebnisse ergnzt und gegenber der vorgenannten Arbeit erweitert.

    9 Zu den Belegen vgl. AcS ii, 13891391; Udolph 2007: 524 mit Verweisen auf weitere literatur.10 Bezlaj 1956: 150152 mit lterer literatur; krahe 1964: 44f.; erHSJ i, 430; Schramm 1981: 233235,

    der 234 fr den Fln ganz selbstverstndlich mit der o.a. romanischen dehnung rechnet; AnB 273f.11 Zu weiteren Anstzen vgl. Bichlmeier 2011e: 67f12 eiec 323: *se(hx) express (a liquid).13 eiec 507 setzt fr die Wz. dieser Bedeutung uridg. *seh3- set in motion an, an anderen Stellen

    indes zurckhaltender *sehx- bend, impel (289).

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    einige ausgewhlte Probleme der alteuropischen Hydronymie aus Sicht der modernen indogermanistik ein Pldoyer fr eine neue Sicht auf die dinge

    Ausgehend von dieser Situation ergeben sich diverse Fragen:Fragenkomplex 1: Wie passt das o.g. rekonstrukt noch sinnvoll zu den re-

    konstruierten urindogermanischen Wurzeln, die nach Struktur und Bedeutung in denFlussnamensteckenknnten,diehierangefhrtsind?

    darf man wirklich weiterhin davon ausgehen, dass ein Flussname von einer Wurzelgebildetwurde,dermannundieBedeutungauspressenzuschreibt?

    Geht man nun vom aktuellen Stand des indogermanistischen Wissens aus, wird natrlich sehr fraglich, ob ein rekonstrukt *soo noch den erfordernissen ent-spricht. die nun als uridg. *se- auspressen angesetzte Wurzel passt semantisch nur schwer zu einem Flussnamen. da drfte eine Ableitung von dem o.g. uridg. *sh2e- schtten, regnen doch naheliegender zu sein. Aufgrund der Wurzelgestalt denkbar wren weiterhin uridg. *seh1- antreiben, in Bewegung halten, wenngleich es wegen seiner Grundbedeutung vielleicht weniger gut mit einem Flussnamen zu vereinbaren sein drfte, sowie uridg. *seh3- voll sein/werden, das aber wiederum wohl besser fr einen See oder ggf. Gebirgsfluss passen wrde. mir scheint von diesen Wurzeln *sh2e schtten, regnen die wahrscheinlichere zu sein. Grund-stzlich gilt aber hier wie auch sonst fter, dass man in den seltensten Fllen sagen kann, dass definitiv eine bestimmte Wurzel zugrunde gelegen haben muss: das material der alteuropischen Hydronymie gibt solche Aussagen bei nchterner Betrachtung oft einfach nicht her.

    Fragenkomplex 2: indogermanische nomina hatten immer einen Akzent. davon ist also auch bei Gewssernamen auszugehen. Wo war er und welche Be-deutunggingmitdemjeweiligenAkzentsitzeinher?

    in den althergebrachten etymologien wird darber grundstzlich nichts ausge-sagt. Hierzu kann man aber durchaus Aussagen machen:

    Setzt man eine thematische Ableitung in der e-Stufe an, uridg. *sh2o, ergibt sich bereits spturidg. *s(h)ao, was keine weiteren Umwege ntig macht und direkt zu den in der Antike belegten Formen fhrt. rechnet man entgegen der althergebrachten Auffassung mit einer e-stufigen Form, wre dieses Wort am ehe-sten als nomen actionis das Schtten, das regnen zu klassifizieren.

    daneben kann man aber nach klassischer Weise auch eine o-stufige Wurzel ansetzen. nach dem klaren Ausweis des Altindischen und des Griechischen ist bei o-stufigen nominalableitungen, die nur durch Antritt eines themavokals gebildet wurden, mit zwei typen zu rechnen: dem auf der Wz. betonten tmos-typ, der resultative Bedeutung hat, und dem auf dem Suffix betonten toms-typ, der agen-tivische Bedeutung hat.14 legt man uridg. *sh2e- schtten, regnen zugrunde,

    14 DieTypensindbenanntnachgr. Holzscheit;Stck,Balken

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    ergbe sich also bei wurzelbetontem uridg. *sh2o eine Bedeutung das Ge-schttete, das Herabgeregnete o..; bei einem suffixbetonten, agentivischen uridg. *sh2o dagegen Schtter, regner; schttend. da es sich um einen Fluss han-delt, ist vielleicht die agentivische Bedeutung, die den Fluss als eine Art Wasser-bringer bezeichnet, vorzuziehen. die resultative Bedeutung wre wohl fr ein stehendes Gewsser passender, ist natrlich aber auch fr einen Fluss denkbar.

    Fragenkomplex 3: Wie kommt eigentlich beim klassischen Ansatz mit o-stufiger Wurzel der a-Vokalismuszustande?

    das -a- in der Wurzel ist sicher alt. entweder ist es ererbt, oder es verdankt sich dem lautwandel *o > *a, den andere Sprachen in europa auch zeigen, z.B. das Baltische und Germanische. Whrend eine Bildung uridg. *sh2o > sptu-ridg. *s(h)aonun lautlich (sowohl hinsichtlich des Wurzelvokals wie auch hin-sichtlich des Akzents) den einfachsten Weg zu den berlieferten Formen bietet und semantisch wohl durchaus angehen mag, bietet das vorgenannte uridg. *sh2o m. e. hinsichtlich der Semantik die beste lsung. Beide erklrungen sind mglich, eine klare entscheidung indes vorlufig nicht.

    Fragenkomplex 4: Wenn das rekonstrukt einen kurzvokal hatte,15 wie kommt derslawischeLangvokalzustande?

    Hierzu gibt es zwei lsungen: Schon in den 1930er Jahren wurde vorgeschlagen, dass es eine romanische Zwischenstufe gegeben habe. eine jngere theorie nach W.P. Schmid und Udolph16 rechnet damit, dass derartige kurzvokalische Flussnamen pltzlich bei der bernahme ins Slawische einen langvokal bekamen. Aber kann dasberhauptsein?

    Bei der bernahme der Bezeichnungen der kstenstdte und inseln der Adria ab etwa 600 n.Chr.wurde roman. // soweit ich sehe immer in slaw. /o/berfhrt und nicht zu // gedehnt, vgl. etwa denOrtsnamen lat.Parentium > kroat. Pre,ak.Por17. Folglich ist die von Udolph (2007: 545) zitierte Auffas-sung W. P. Schmids, dass derartige Bildungen in einen im Slawischen schon vorhandenen typ mit dehnstufe und Genuswechsel integriert [wurden], im Prin-zip zwar sicherlich denkbar sie widerspricht aber ganz klar den sonst zu beob-achtenden Vorgngen bei der bernahme von vorslawischem Wortmaterial ins Ur(west)sdslawische, vielleicht in diesem Falle auch in ein dem Alpenslawischen nahestehendes Pannonisch-Slawisch mglicherweise ist aber auch, da der Zeit-

    15 nach Schramm (1981: 348) sei nach Ausweis eines Hexameterbelegs aus dem 4. Jh. mit krze des -a- im lateinischen zu rechnen.

    16 Vgl. Udolph 2007: 545.17 Vgl. Holzer 2007: 126; erHSJ iii, 11.

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    punkt nicht genauer eingegrenzt werden kann, mit einem noch weitgehend undif-ferenzierten Urslawischen zu rechnen.

    Auch bei den allgemein anerkannten (ur)germanischen lehnwrtern im Slawi-schen ist eine derartige dehnung m. W. nirgends zu beobachten. Und das Postu-lat, dass Wortformen anders behandelt werden, weil sie einer bestimmten seman-tischen klasse hier: den Flussnamen angehren, bedrfte m. e. noch einer gesonderten Begrndung und in diesem Falle besser auch noch typologischer Parallelen. mir ist solches bislang fr ltere Sprachstufen nicht als gesicherte wis-senschaftliche erkenntnis bekannt zumal es sich bei den indogermanischen Spra-chen auch nicht gerade um klassensprachen im typologischen Sinne handelt. es handelt sich dabei folglich um eine reine ad-hoc-erklrung.

    daraus ergibt sich m. e. zwangslufig: es ist wahrscheinlicher, dass bereits ein langvokal vorhanden war, als die Slawen das Wort kennen lernten; dieser kann aber am ehesten im munde von romanen entstanden sein18: nachweislich der ins kroatische gelangten romanischen Ortsnamen an der Adriakste und deren Hin-terland und anderer romanischer lehnwrter, waren dort im Frhromanischen betonte kurzvokale in offener vorletzter Silbe gedehnt worden, bevor die ankom-

    18 dieser schon von kretschmer 1937 unterbreitete, lautgesetzlich argumentierende lsungsansatz, der eine in keiner Weise abwegige romanische Zwischenstufe postuliert, wird auch von mayer (1957: 297) aufgenommen,dieserschlietaberauchursprngliches//nichtaus.DieseimRomanischenlautge-setzliche dehnung wird bei Bezlaj (1961: 174) jedoch nicht angefhrt, dieser bezeichnet das Problem als noch nicht in Angriff genommen. Auch Udolph (2007: 541) zitiert kretschmer, verwirft dessen lsung aber schlielich (2007: 542) zugunsten der m.e. gnzlich spekulativen idee Schmids (1979: 410f. = 1994: 259f.), dass die dehnung letztlich irgendwie automatisch mit der Slawisierung der je-weiligen Gebiete einhergegangen sei. Angesichts der o.a. Prozesse im sdslawischen Bereich ist die Behauptung, slaw. -a- (nota bene:ursl.//!) seigeradeZeichen frherSlavisierung(Udolph1997:41) gnzlich abwegig. Zu dieser letztgenannten these sei bemerkt, dass, wie auch Schmid (a.a.O.) geuert hat, die dehnstufe zu gewissen Zeiten ein durchaus produktives Wortbildungselement (i.d.r. zur Bildung von Zugehrigkeit ausdrckenden Adjektiven, die dann natrlich auch substantiviert werden konnten) darstellte (das damals gerade neu zur Verfgung stehende Standardwerk dazu, darms 1978, ist von Schmid noch nicht rezipiert worden), und die Frage etwa innerslawisch gebildeter oder ererbter dehnstufen (im Zusammenhang mit den hier behandelten Wrtern ebenso wie hinsichtlich der von Schmid angefhrten lexeme) trotz Schmid 1986 (wo er darms 1978 nach der zitierten lite-ratur zu urteilen ebenfalls noch nicht rezipierte) noch nicht als vllig geklrt gelten darf. Zur Frage des dort abgelehnten Wirkens resp. der existenz des solche dehnstufen im Baltischen und Slawischen ggf.sekundrhervorrufendenWinterschenGesetzes,also*VD>baltosl.*VD (vgl. dazu auch col-linge 1985: 225227) vgl. neben Schmid 1986 passim auch Birnbaum 1999 gegen dieses lautgesetz, aber jetzt mit sich immer noch vermehrenden Beispielen dafr dybo 2002 und young 2008. Aufgrund der genannten Arbeiten und einiger weiterer in ihnen zitierter literatur scheint sich die Forschung nun eher wieder in richtung der Anerkennung des Winterschen Gesetzes, ggf. mit gewissen ein-schrnkungenhinsichtlichderLautumgebung(u.U.WirkungnuringeschlossenerSilbe,vgl.Matasovi1996, so bernommen von de lamberterie 2007: 1622) zu bewegen. Vgl. zum Problem nun abwgend auch Petit 2010: 132ff.

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    menden Slawen diese Wrter bernahmen.19 m. e. spricht nichts dagegen, auch fr Pannonien, das als Bestandteil des imperium romanum ber Jahrhunderte rmischem einfluss ausgesetzt war, diesen frhromanischen lautwandel anzusetzen, und anzunehmen, dass sich der Flussname in einer Form (frh)rom. *su bzw. *s o.. bis zur Ankunft der Slawen erhalten habe.20

    denn es bliebe doch ein gehriges Unbehagen zurck, wenn eine Sprache, die lngen und krzen bei den Vokalen immer und berall (d.h. in diesem Falle zumindest bis zum sogenannten Quantittenkollaps etwa im 10./11. Jh. im Ost-slawischen, Bulgarischen und makedonischen bzw. im 15. Jh. im Polnischen) klar unterschied21 und z.t. bis heute unterscheidet, eben das (Ur-)Slawische, pltzlich in der Gebersprache vorhandene kurzvokale als langvokale realisiert haben sollte. Allenfalls knnte erwogen werden, dass, da bereits das spte Gemeinslawische nur mehrdenGegensatz/o/:://kannte,fremdes//als//insSlawischeintegriertworden wre. Solche Flle von lautsubstitution gibt es grundstzlich natrlich, fr das Slawische sind sie mir nicht bekannt. in unserem Falle entstnde zudem ein unberwindliches chronologisches Problem: Anzunehmen ist ein Zusammenfall von spturidg. */a/ und */o/ (welchen Ursprungs auch immer) in balto-sl.22 /a/ > ursl.*//undvonspturidg.*//und*//inbaltosl.//>ursl.*//.Whrendhin zum spteren Gemeinslawischen, wohl ab dem spten 8. Jh., der kurzvokal zu /o/geschlossenundweitergerundetwurde,wurdederLangvokalzu//entrun-det.23 Fordert man nun fr die Save die vorgenannte lautsubstitution nach Schmid und Udolph, bedeutet das, dass das Slawische bereits den spteren Zustand erreicht haben musste, als der Flussname bernommen wurde, d. h. als die Slawen die Save erreichten. Andererseits muss das Slawische der Slawen, die ca. 600 n. chr. die Adria erreichten, noch den lteren Zustand aufgewiesen haben, da eben alle

    19 Vgl. Holzer 2006: 38; 2007: 3739.20 Gesttzt wird diese these weiter u.a. durch den namen der Raab in niedersterreich (vgl. dazu ge-

    nauer Bichlmeier 2010d), fr den bereits Wiesinger (1985: 332f.; inhaltlich und textlich praktisch identisch mit Wiesinger (1990: 291293), dafr beide male ohne Bezug auf Bezlaj (1961: 130f.), wo schon weitgehend das Gleiche steht) genau diese vulgrlateinisch-frhromanische dehnung des Wur-zelvokals in offener Silbe fr die Zeit vor der bernahme ins Slawische und Ungarische annimmt.

    21 Vgl. dazu alle gngigen einfhrungen in die historische lautlehre der slawischen Sprachen. Als Spe-zialuntersuchungseiaufKapovi2006verwiesen.

    22 den terminus balto-sl. verwende ich aus reiner Bequemlichkeit und absichtlich zur Bezeichnung eines Zwischendings zwischen baltosl. und balt. und sl., da ich mir bislang nicht endgltig darber klar geworden bin, wie ich mir die Vorgeschichte der baltischen und slawischen Sprachen denn nun vorstellen soll. keines der bisher vorgeschlagenen modelle kann schlielich als widerspruchsfrei be-zeichnet werden. dem leser sei freigestellt, diesen terminus je nach eigenem Geschmack zu inter-pretieren, an der Argumentation ndert dies nichts.

    23 Vgl. etwa lamprecht 1987: 32f., 70, 161f.

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    romanischen *// als *// bernommen und zu /o/weiterentwickelt, aber niedurch // substituiert worden sind.Gehtman nun von einerAusbreitung derSlawen vom karpatenraum her aus, wrde das dann aber bedeuten, dass sie ent-weder die Save deutlich spter (in diesem Falle wrde das heien etwa zwei Jahr-hunderte spter!) erreicht htten als die Adriakste, was nur schwer vorstellbar ist, oder dass das Urslawische doch schon in recht frher Zeit sehr deutliche dialekt-unterschiede aufgewiesen htte aber das wird allgemein bestritten. Und auch die karte bei Udolph24, die die Ausbreitung der slawischen Gewssernamen und damit ja auch in gewisser Weise der Slawen selbst beschreibt, zeigt klar, dass die Save frher erreicht worden sein sollte als die Adria.25

    Was sich jedenfalls nicht lautgesetzlich erklren lsst, ist der bergang dieses in romanischer lautform weitergegebenen Wortes in die Flexion der Stmme. Hier wird man ber die mutmaung, dass solche Wrter eben in eine bestimmte seman-tische Gruppe (hier Flussnamen) gehren und damit in das dort vorherrschende Flexionsmuster eingereiht wurden/werden (hier: die -Stmme, vielleicht auch weil das Hyperonym aksl. rka

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    wies.28 die tatsache der zirkumflektierten Wurzelsilbe bewirkte den eintritt von dybos Gesetz, das besagt, dass nicht akutiert intonierte Silben den iktus an die nachfolgende Silbe abgeben.29 da dieses Gesetz noch gemeinslawisch gewirkt hat und sicher auch noch in frhen romanischen lehnwrtern im kroatischen nach-weisbar ist30,31 steht der Annahme auch fr das Pannonien-Slawische nichts entge-gen. in dieser akutiert-endbetonten Form erfolgt die lautgesetzliche krzung des akutierten Vokals (leskiens Gesetz)32, und schlielich entsteht durch die neutokavische Akzentzurckziehung, bei der der iktus von allen nichtersten Silben um eine Silbe zum Wortanfang hin verschoben wurde,33 wodurch die bislang nicht vorhandenen steigenden intonationen entstanden, die heutige standardkroatische Form Sva.

    Aus all dem ergibt sich kurz zusammengefasst am ehesten folgende entwicklung des Flussnamens:

    uridg. *sh2eo/*sh2oo >34 nachuridg. *sao/*saa35 lat. Svus > roman. */su/bzw.*/s/pannon.sl. */s/>gemeinsl. */s/bzw.*/s/>

    ur(west)sdsl./urkroat.*/sv/>kroat.Sva.36

    28 nach Holzer (2007: 45) gilt: lange betonte Silben in frhen romanischen entlehnungen haben im Slavi-schen oft den Akut () bekommen und erscheinen dann folgerichtig im kroatischen als krzen. (hnlich schon Holzer 2006: 5759). Weiter S. 46: dagegen haben in vielen anderen entlehnungen lange betonte Silben keinen Akut bekommen, so dass sie lange Silben geblieben und, wenn die entlehnung frh genug stattgefunden hat, von dybos Gesetz (...) erfasst worden sind. in diesem Sinne auch schon Holzer 2006: 59f. mit anderen Worten: Bei der bernahme von Fremdwrtern mit langvokalen ist bislang keine ratio erkennbar, mit welcher intonation ein langvokal in einem lehnwort im Slawischen versehen wird.

    29 ZuDybosGesetzvgl.Collinge(1985:3133)sowieKapovi(2008a:5f.)mitVerweisaufweitereLite-ratur, die wahrscheinlich macht, dass dieses Gesetz nicht notwendig die ganze Slavia einheitlich betrof-fen haben drfte; mit diskussion vgl. auch Olander 2009 passim.

    30 Vgl. Holzer 2006: 4446; 2007: 56f.31 ManbeachtedagegennunaberMatasovi(2007:116f.),deralternativvorschlgt,dieseEntlehnungen

    knnten nach dem Wirken von dybos Gesetz und der retraktion des Akzents von wortauslautenden Jers stattgefunden haben und je nachdem, ob die romanische Betonung mit dem neoakut oder dem alten Akut identifiziert wurde, eben dem slawischen Akzentparadigma b resp. a zugeordnet worden sein. das heit im Falle von kroat. Sva, dass der lang-steigende Akzent nicht notwendig der neutokavischen Akzentrck-ziehung geschuldet sein muss, sondern auch reflex des neoakuts sein knnte. Zur Verbreitung dieser AkzentretraktionauchimangrenzendenakavischenundKajkavischenvgl.Kapovi2008a:2831.

    32 Vgl. dazu collinge 1985: 114f.33 Wohl im 15./16. Jh.; vgl. Holzer 2006: 65f.; 2007: 86f.34 wird lautgesetzlich zu.35 wird umgestaltet zu.36 Hinsichtlich der etymologie gilt natrlich fr den von diesem Flussnamen resp. demselben Wort in-

    nerslawisch abgeleiteten namen anderer Flsse wie Savica (Bezlaj 1961: 172), Savinja (Bezlaj 1961: 174176), Savinka (Bezlaj 1961: 176) u.. dasselbe.

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    letztlich kann also fr diesen namen eine fast vollstndige lautgesetzliche er-klrung gegeben werden. lediglich der bertritt in eine neue Flexionsklasse bei der bernahme ins Slawische muss weiterhin als mit heutigen modellen und er-kenntnissen nicht sauber erklrbar gelten.

    Fr den namen der drau kann man ein analoges Szenario annehmen:

    uridg. *droo > nachuridg. *draa lat.Drvus37 > roman. */dru/ bzw.*/dr/38pann.slaw.*/dr/>gemeinslaw.*/dr/bzw.*/dr/>ur(west)sdslaw./urkroat.*/drv/>kroat.Drva, slowen. Drva.39

    Allerdings ergibt sich hierbei ein Problem, auf das es hinzuweisen gilt: man kann zwar fr die Drava/Drau mit einer romanischen Zwischenstufe rechnen, aber selbstverstndlich ist fr die Drawa/Drage bzw. auch die Sawa in Polen40 oder die drei im Gebiet des oberen dnepr gelegenen Flss(ch)e(n) namens Sava (und wei-tere mit Sav- beginnende Gewsser im Baltikum) sowie eine reihe weiterer rus-sischer Flsse, deren namen als Ableitungen von einer Wurzel slaw. Sav- angese-hen werden knnen,41 Vergleichbares nicht mglich.42 Fr die Sawa wurde der einfachheit halber frher eine Ableitung von einer dehnstufigen Wurzel postuliert, alsouridg.(?)*s, ohne aber auf die Frage der Herkunft der dehnstufe ber-haupt einzugehen43, whrend in jngerer Zeit dann auch bei diesem namen als erklrung fr den anzunehmenden lautwandel *o>* der schon o.g. Vorgang herhalten musste, da der name durch slavischen mund gegangen ist44. Fr die

    37 diese Wortform ist nicht nur ins lateinische, sondern offensichtlich auch ins keltische bernommen worden,immerhinistbeiPtolemaioseinStammder(soACSI,120)bzw.(soPape 1911: 71), latinisiert Ambidrabus bezeugt, der aufgrund der Gestalt des erstgliedes /ambi-/ kelt. sein muss.

    38 eSSZi 124 rechnet ganz selbstverstndlich mit einer Zwischenstufe vulgrlat. *Drvus. Genauere Angaben zur Wortbildung werden aber nicht gegeben; es erfolgt nur der Hinweis auf poln. Drawa, und dass beide Flussnamen zu uridg. *dre- gehren.

    39 mayer (1957: 128f.) rechnet hier wie bei der Sava/Save mit Genusangleichung an kroat. rijeka, verliert aber kein Wort ber die hier natrlich ebenso wie dort erfolgte dehnung des Wurzelvokals.

    40 Vgl. Udolph 1990: 103107.41 Vgl. WrG iV, 141ff.42 Fraglich bleibt in diesem Zusammenhang vorerst die Stellung von vier Flsschen in russland (in den

    Gebieten Orel und Brjansk), die das element Drov- enthalten (vgl. WrG i, 642): Drovenena, Drovka, Drovosenaja, Drovjanskoe (Gewnn mit dem element Drav- scheinen in russland nicht vorzukommen). Zumindest beim ersten der vier ist ein Zusammenhang mit russ. drevo Holz, Baum resp. drov Brennholz nicht vllig auszuschlieen und beim dritten drfte er sicher sein.

    43 Vgl. SSS V 78. ebenso letztlich auch Udolph (1990: 274) bei der Besprechung eines anderen Flns: ... etwa dehnstufe wie bei Drawa, Sawa, Dramaetc.?

    44 Udolph 1979: 635.

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    Drawa wird eine solche dehnstufe in der Wurzel offenbar ohnehin angenommen, aber eine erklrung wird fr sie nicht gegeben.45 Sollte fr die slawischen Formen in der tat eine dehnstufige Wurzel anzusetzen sein, bleibt festzuhalten, dass dann die baltischen Formen der mit Sav beginnenden Gewssernamen von jenen zu trennen sind, da diese keinesfalls die dehnstufe, sondern eben die Vollstufe auf-weisen. An der letztendlichen etymologischen Zusammengehrigkeit dieser beiden Flussnamen-Paare ist aber wohl kaum sinnvoll zu zweifeln.

    Am wahrscheinlichsten scheint mir nach dem oben Ausgefhrten, dass die beiden heute west- und sdslawischen Flussnamen schon ursprnglich verschieden waren. Schlielich sind die Belege fr die polnischen (und russischen) Flsse zu-dem ein gutes Jahrtausend jnger und mssen nicht notwendig auf dieselben Vorformen zurckgehen wie die sdslawischen. diese theorie wurde bislang schein-bar noch nicht explizit diskutiert.46 Whrend in Pannonien (und im Baltikum) die Substratformen *droo-/*draa, *soo/*saa, da waren, lgen den polnischen und russischen Flussnamen schon dem Substrat zuzuschreibende dehnstufige For-men *dro/, *so/- zu Grunde47, die von den ankommenden Slawen in ur(west/ost)sl. *dr, *s- berfhrt wurden.

    DieDehnstufe,beideressichumeinesog.VddhiBildunghandelt,musshieraber zunchst berhaupt erst einmal motiviert werden: normalerweise entstehen durch sie Adjektive, die eine Zugehrigkeit zum Grundwort bezeichnen, hier wre also etwa fr *dro von einer Bedeutung zum lauf(en) gehrig o.. aus-zugehen. Sollte das Femininum alt sein, knnte hier ein ursprngliches kollektivum vorliegen.48 die Bedeutung wre dann etwa als die Gesamtheit des zum (Fluss-)lauf Gehrigen anzusetzen. da das wieder eher wie eine Benennung fr das Ge-

    45 Udolph 1990: 107: Wie im Fall der Drama fllt die dehnstufe in der Wurzelsilbe auf.46 Manvgl.aberdieBemerkungvonToporovTrubaev1962:226s.v.Sava:riskovannootodestvljat

    vtimologieskomotnoeniisizvestnymdunajskimgidronimomSava, die durchaus in diese rich-tung weist.

    47 damit rechnet auch implizit Schmid (1998: 23), wenngleich die dort postulierte Ablautstufe (ob uridg. oder alteurop. wird nicht klar) - aus indogermanistischer Sicht einen verfehlten Ansatz resp. ein bei dieser Wz. unmgliches rekonstrukt darstellt. es mag sich dabei um einen reflex der vllig berholten Annahme von kranzmayer (1956: 20) mit Verweis auf (ieW 795) handeln, dem Fln lge indogerm. *drv- zugrunde. Als Variante bietet kranzmayer 1997 [1960]: 374, 377 altkelt. Drvos die Flieende fr die Drau an. immerhin kommt auch hier der Gedanke an eine dehnstufe in der Wz. ins Spiel.

    48 eine der gngigen theorien zur entstehung des Genus femininum im Uridg. rechnet damit, dass zumindest einer, wenn nicht der Ausgangspunkt zur entstehung dieser kategorie in ursprnglichen kollektiv-Bildungen liegt. Vgl. dazu etwa die entsprechenden Abschnitte in gngigen einfhrungen in die indogermanistik. Vgl dazu mit neuen Gedanken zum Verlauf der Ausbildung und diskussion lterer Vorschlge luraghi 2009.

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    biet entlang des Flusses als fr den Fluss selbst klingt, msste dann auch noch bertragung der Benennung des Flussgebiets auf den Fluss selbst angenommen werden. Gleiches glte dann analog fr *s( nhd. Au, das in deutschen Flussnamen als Bezeichnung des Gewssers selbst auftritt.

    das klingt alles recht kompliziert, aber: das ist genau der Wortbildungsprozess und die semantische entwicklung, die auch fr viele der anderen dehnstufigen Flussnamen postuliert werden mssen, an die dann nach der weiter oben geschil-derten theorie von Schmid und Udolph die vorslawischen Formen *soo/*saa, *droo/*draa o.. angepasst worden wren! Wenn man nun aber diesen Prozess ohnehin motivieren muss, fragt sich, ob man das dann nicht auch gleich beim zu erklrenden Wort selbst machen kann man spart sich dadurch die Annahme eines zustzlichen analogischen Prozesses, von dem ohnehin nicht mehr zu klren sein drfte, wo er seinen Anfang genommen hat.

    m. e. bleiben hier zu viele mglichkeiten der etymologisierung und Fragen der laut- und Formenlehre offen, um weiterhin so eindeutige Aussagen treffen zu knnen, wie es bislang blich war. Wie das im Vorhergehenden erfolgte durch-spielen verschiedener mglichkeiten gezeigt haben sollte, knnen neue erkennt-nisse gelegentlich eben auch dazu fhren, dass bislang als gesichert Geltendes in Frage gestellt werden muss.

    2.2. Isar und Verwandtes

    einen hnlichen Fall stellt auch eine weitere Flussnamensippe dar. Zu ihr ge-hren u.a. der name der Isar (mit den mittelalterlichen Belegen Isara und Isura, antikbereits(Strab.4,6,9]),danebenaberauch(Ptol.3,49,6)und bzw. (Strab. 4,1,11) fr die Isre,weiters der alteNamederDonau,.ZugehrigistauchderNamedesEisack, ital. Isarco, in Sdtirol(StraboIV,207:Akk.,Nom.*,lat.Isarcus mit sekundrem *-k- wohl aus der Anwohnerbezeichnung Isarci; Isargus49),50 der aufgrund des deut-schen Ei- einen Anlaut mit langem erfordert. Und ein letzter zu nennender Flussname stammt aus Unteritalien, ital. Esaro

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    der name der Isar wird bereits seit Beginn der Forschungen zur etymologie der Gewssernamen mit der in veralteter Schreibung als *es/*os-/*is- heftig, ungestm, schnell bewegen, antreiben notierten Wurzel zusammengestellt, und als mit einem r-Suffix bzw. dem Suffix *-r- von dieser Wurzel abgeleitet analysiert.52 Genauere Angaben zur Wortbildung, gar zur Bedeutung des Gesamtworts scheint es in der lteren literatur nirgends zu geben. es stellen sich aber wieder hnliche Fragen wie zuvor:

    WasliegenhierberhauptfrSuffixevor?WasistihreFunktion?Wie erklren sich die unterschiedlichen Ablautformen in der Wurzel, die an-

    genommenwerdenmssen?da nominale Fortsetzer dieser Wurzel (mit Ausnahme des eisen-Worts, s. u.)

    sonst im Germanischen nicht existieren, wird wohl zu recht von einem vorgerma-nischen namen ausgegangen. Was in den etymologischen Analysen aber nie the-matisiert wird, ist die Frage nach der Herkunft des mittleren -a- von Isara bzw. des mittleren -u- von Isura, die im 8.-10. Jh. nebeneinander stehen (s. dazu im Weiteren).

    nach heute am meisten verbreiteter Auffassung ist die o.g. Wurzel nun als uridg. *h1esh2- krftigen, antreiben53 anzusetzen. daneben besteht vereinzelt weiter auch die Auffassung, sie habe vielmehr die Gestalt uridg. *h1esh1-54 gehabt. im Weiteren wird der einfachheit halber und weil es wahrscheinlicher ist, von der mehrheitsmeinung ausgegangen: denn hinzu kommt die allgemeine Seltenheit von Wurzeln im Urindogermanischen, die mit identischen konsonanten an- und aus-lauten; identische Verschlusslaute etwa im An- und Auslaut scheint es gar nicht gegeben zu haben. Fr reibelaute hat eine derartige Beschrnkung vielleicht nicht gegolten, vgl. etwa uridg. *ses- schlafen55.

    ein zu dieser Wurzel regulr gebildetes r-Adjektiv ist als uridg. *h1ish2-r- an-getrieben, geschwind zu rekonstruieren. dieses ist direkt in ai. iir-56 stark, ak-tiv57undgr.att.,NWgr.,ion.,poet.,ol.heiligfortgesetzt.DiehufigsteFormimGriechischenistdiemit,wasaufuridg.*h1ish1-r- deu-

    52 So etwa krahe 1953: 121; 1954: 207f., 215; 1963: 293 [9], 299f. [15f.], 327 [43f.]; 1964: 55f., 71, 104, 163;Snyder1964:42f.;Snyder1965:184;Snyder1966:63;Snyder1967:163;ANB561f.;LbO195;lbO 125 etc.

    53 Vgl.LIV234.

    54 So etwa Anreiter 2005: 45; edG 580f.55 Vgl.LIV536f.

    56 Vgl. eWAia i, 199.57 Vgl. dazu auch lipp ii, 410f. mit Anm. 125.

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    ten knnte. Allerdings kann gerade diese Form nach der recht zahlreichen klasse derAdjektive auf geneuert sein, sodassderTypmit folglichdenAr-chaismus und somit die eigentlich zu erwartende Form darstellt. Allerdings muss dieser Suffixersatz dann schon sehr frh erfolgt sein, da die bereits mykenischen Ableitungen zu dieser Wurzel durchweg -e- zeigen: i-je-ro/hiero/heilig,i-je-re-u /hieres/Priester,i-je-re-ja/hiere/Priesterinu.a.

    der eine name der isar, Isara, knnte nun problemlos ein Femininum zu die-sem o.g. r-Adjektiv darstellen, also uridg. *h1ish2-rh2-, wobei nur angenommen werden muss, dass hnlich, wie es in bestimmten Positionen im lateinischen (sicher in jedem Fall in der ersten Silbe) geschieht, der interkonsonantische laryngal zu -a- vokalisiert worden ist58 (parallel zur Vokalisierung zu -i- im Altindischen, vgl. das o.a. ai. iir-, oder zur Vokalisierung im Griechischen, wo sich die dreiheit derLaryngale inderenReflexen ,, widerspiegelt).Es ergibt sich somit einvorgermanisches(alteuropisches?)*isar- f., das schlielich als *isar- f. ins kel-tische und von dort (ggf. ber lateinisch-romanische Vermittlung) ins Westgerma-nische gelangte. die existenz des Adjektivs ist fr das keltische auch unabhngig von irgendwelchen Flussnamen erwiesen, da das Wort fr das eichhrnchen im Altirischen, aru, als Weiterbildung zu diesem mit dem individualisierenden on-Suffix zu erklren und auf vorurir. *isarn der Flinke zum Adj. vorurir. *isaro- flink zurckzufhren ist.59 die bernahme ins Westgermanische muss vergleichs-weise spt erfolgt sein: Zwar wurde in jedem Fall, was das Ausbleiben des rhota-zismus erklrt, der Akzent auf der ersten Silbe fixiert (die tendenz dazu mag bereits im Festlandkeltischen angelegt gewesen sein), zur Senkung des -i- vor dem -a- der Folgesilbe ist es nicht (mehr) gekommen.

    DergleicheEntwicklungsgangistfrdenNamenderIsreinFrankreichanzu-nehmen, nur dass dieser dort dann die normale entwicklung im Franzsischen genommen hat, ausgehend von lat. Isara (liv. 21,31,3) etc. > vulgrlat./frhroman. *isra > *isra. ein gewisses Problem stellen in diesem Zusammenhang die bereits obenerwhntenantikenFormendesNamensderIsre,bzw.(Strab.4,1,11)dar.SieerweckendenEindruck,alslgeeinaltermasku-liner konsonantenstamm vor. da es allerdings fr einen konsonantenstamm (r-Stamm) kein aus indogermanistischer Sicht berzeugendes Wortbildungsmuster gibt, bleiben zwei mglichkeiten: entweder handelt es sich hier um einen schon vorindogermanischen Flussnamen, der dann bei der integration ins keltische an ein dort vorhandenes Wort angeglichen wurde, oder man hat es mit einer eher spten, dialektalen Form zu tun, die bereits Apokope des auslautenden Vokals von *isar

    58 Vgl. Schrijver 1991 passim, bes. 86115; meiser 1998: 107f.59 Vgl. Ziegler 2001.

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    bzw. Synkope des themavokals einer neben der femininen Form auch existiert habenden maskulinen Form mit anschlieender Assimilation der nom.-Sg.-endung: *isar-os > *isars > *isar(r). das Genus kann entweder auf das keltische Wort zu-rckgehenoderdemgriechischenHyperonymgeschuldetsein.

    Grundstzlich nicht auszuschlieen ist aber auch, dass das mittlere -a- seinen Ursprung einem sekundr angefgten Suffix *-ro- verdankt, das an einen zuvor schon bestehenden thematischen Stamm *h1ish2-/- angetreten sein knnte. da-bei kann -a- entweder lautgesetzlich aus *-h2-e- bereits sptgrundsprachlich ent-standen sein oder spter auch durch den ggf. das Alteuropische oder teile davon ohnehin wohl auszeichnenden Wandel (uridg. *-h2-o- >) *o > *a. Hier ist eine entscheidung nicht mglich.

    Gleiches gilt letztlich auch fr den Eisack in Sdtirol (Akk. ,Nom.*, lat.Isarcus mit sekundrem *-k-)60, wobei hier noch das Problem hin-zukommt, dass der deutsche name des Flusses die diphthongierung im Anlaut aufweist, was bei der bernahme aus dem romanischen ins Althochdeutsche vor-handenes *sa(r)k- voraussetzt. Ob dieser langvokal wirklich schon alt ist und zur Annahme eines vollstufigen uridg. *h1esh2-reh2- (neben dem o.a. regulren *h1ish2-r- mit schwundstufiger Wurzel) zwingt (wie krahe 1953: 121 meint), ist fraglich: man msste dann erstens annehmen, dass Strabo (ca. 63 v. chr. 23 n. chr.) eine bereits monophthongierte lateinische61 Form *sara62 bernommen ht-te (was durchaus denkbar wre, diese monophthongierung war auf jeden Fall im lateinischen um die mitte des 2. Jh.s v. chr. abgeschlossen)63 und zweitens, dass es neben der morphologisch zu erwartenden und ja auch belegten schwundstufigen Bildung noch eine vollstufige Bildung gegeben habe. diese wre dann am ehesten alsVddhiBildunguridg.*h1esh2-r/- zum aus dem Adjektiv *h1ish2-r- gebil-deten, durch kontrastakzent substantivierten *h1sh2-re/o- krftigung, Schnellig-

    60 AnB 311 wird nur die Wurzeletymologie in alter Schreibweise gegeben und die tatsache beschrieben, dass ein langvokal vorgelegen haben muss, es gibt aber keine Angaben zu dessen Herkunft: antik Isras (jnger sarcus) * monophthongiert; folglich knnte eine Form kelt. *sara als *sara im 3. Jh. v. chr. ins lateinische bernommen wor-den sein, wo dieses * dann (wie im lateinischen selbst aus uridg. *e entstandenes *) im 2. Jh. v. chr. zu weiter verengt wurde.

    62 eine der Zeit der entstehung entsprechende lsung bietet Pokorny (1914: 293), der das Wort fr illyrisch hlt, eine Vollstufe der Wurzel (*eis-) und implizit eine -ko-Ableitung von einem voll-stufigenAdjektiv (?) *esro- o.. anzunehmen scheint. die bayerische isar gilt ihm als Fluss mit keltischem namen.

    63 Vgl. meiser 1998: 58.

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    keit, Antrieb einzustufen. Sie msste in etwa durch Schnelligkeit gekennzeichnet o.. bedeutet haben, wre also mit dem ursprnglichen r-Adjektiv praktisch syn-onym gewesen. der Weg ist sowohl hinsichtlich der Wortbildung, der Semantik als auch der lautlichen entwicklung gangbar. es fragt sich aber doch, ob nicht vielleicht eher eine dehnung in der tonsilbe im Vulgrlateinischen/Frhromani-schen anzunehmen ist, die *sara zu *sara gedehnt htte, das dann ins Althoch-deutsche bernommen und nach dem 11. Jh. diphthongiert worden wre. Proble-matisch bleibt dabei aber dann der im Vergleich zur oben angefhrten entwicklung beim Gewn frz. Isre( Istros zu rekonstruieren ist. trifft dies zu, ist dieser name der donau unter der Annahme der Zugehrigkeit zur selben Sprachschicht ent-weder morphologisch nicht mit dem der isar ursprungsgleich (da Isara, Isura eben einen ursprnglich vorhandenen, zustzlichen mittleren Vokal enthlt) oder er gehrt, wenn er ursprungsgleich ist, also tatschlich identische etymologie vorliegt, aufgrund der klar anderen lautlichen entwicklung eines inlautenden interkonso-nantischen laryngals nicht derselben Sprache an wie der der isar: der vielleicht vorliegenden Vokalisierung eines interkonsonantischen laryngals bei den Spracht-

    64 Vgl. dazu auch khebacher 1995: 60.65 Vgl. krahe 1953: 120.66 Vgl.dieBelege inANB257265;Anreiter2001:229237;LbO105f.;LbO59f.;Borchers2006:

    1119. Zur etymologie des namens ist bei Anreiter 2001: 237f., alles notwendige gesagt. hnlich schon, wenngleich in heute veralteter notation krahe 1953: 103.

    67 Vgl. die Belege bei Borchers 2006: 2833.

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    rgern am Oberlauf der donau steht der Ausfall des laryngals und anschlieende entstehung eines epenthetischen -t- in der Gruppe *-sr- bei der doch sicher ein-heimischen Bezeichnung der donau an deren Unterlauf gegenber.

    Wenn man indes mit Peters68, gefolgt von mayrhofer69, davon ausgeht, dass ein schon gemeinindogermanischer Schwund von laryngal zwischen s und r anzuneh-men ist (schematisch in etwas weiterer Fassung: H> /s__K), wofr es gute Bei-spiele gibt,70sowrengr.ion.,poet.,ol.heilig *iharnan > *eharna > *earna > air. iarn eisen (zunchst zweisilbig, spter einsilbig). demgegenber ist frhurgerm. *esarna > urgerm. *sarna- die Fortsetzung einer substantivischen VddhiAbleitung uridg./vorurgerm. *(h1)is(h2)-er-no- das durch Strke ausge-zeichnete, mit Strke versehene o.. zum o.g. Adj. uridg. *h1ish2-er-n-. der Unterschied zwischen der keltischen und der germanischen Form liegt somit dar-in, dass der keltischen Form ein Adjektiv, der germanischen aber bereits ein Substantiv zugrunde liegt.

    Ausgangspunkt ist fr beide Ableitungen o.g. uridg. *h1ish2-r- krftig, rasch etc..DazuwurdemitVddhierungdesSuffixeseinAdj.uridg.*h1ish2-er- dss. gebildet.UrsprnglicheBedeutungdieserBildungenmitvddhiertemSuffixscheinteine nuancierung des Grundworts gewesen zu sein, wie sie im englischen etwa Ableitungen auf -ish (grey :: greyish) oder im neuhochdeutschen Ableitungen auf -lich (blau :: blulich) zum Ausdruck bringen, weshalb sich dieser einstmalige kon-trast kaum mehr greifen lasse;71 vgl. etwa uridg. *pikrspitz,scharf>gr.

    68 Vgl. Peters 1980: 160f., 172, Anm. 124; 325.69 Vgl. mayrhofer1986: i/2, 150.70 Am deutlichsten zeigt den Schwund das Heterokliton uridg. nom. *h1sh2, Gen. *h1es-ns Blut >

    heth. esar, esnas, whrend das vedische Pendant bereits Verallgemeinerung der laryngallosen Form zeigt, vgl. ai. sk, asns (vgl. edHil 256260; eWAia i, 149 mit lterer literatur).

    71 SoNussbaum2009;zitiertnachHararsson2011,2011a.

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    dss. vs. uridg. *piker > toch. A pr dss.. Von einem derartigen sekundren Adjektiv konnte dann ein weiteres semantisch kaum zu unterscheidendes Adj. uridg. *h1ish2-er-n- dss. abgeleitet werden, vgl. uridg. *tig-r-spitz,scharf*tig-er-*tig-er-n- > air. tigernHerr(

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    zueinander stehenden Suffix- (uridg. *-enk- > urgerm. *-ina-, uridg. *-k- > urgerm. *-una- etc.) oder Flexionsformen (vgl. etwa bei den n-Stmmen: uridg. * > urgerm. *un, uridg. *en > urgerm. *in, uridg. *on > urgerm. *an) Vokalal-ternationen entstanden waren,74 konnten diese dann auch auf andere Flle bertra-gen werden, in denen etymologisch eigentlich nicht mit Ablaut zu rechnen war bzw. dieser gar nicht auftreten konnte. So kann vielleicht auch sekundr zu urgerm. *Isar ein *Isur gebildet worden sein. Zu beweisen ist dies aber natrlich nicht. eine andere mglichkeit knnte darin bestehen, zu erwgen, ob nicht dieser u-hal-tigen Form ein altes Partizip Perfekt Aktiv zugrunde liegt. das Femininum dieses Partizips zur o. a. Wurzel wre als uridg. nom. *h1e-h1ish2-us-h2, Gen. *h1e-h1ish2ush2-s anzusetzen, woraus nom. *e.isus, Gen. *e.isuss > nom. *esus, Gen. *esuss zu erwarten ist. diese Form knnte nun nach den hufigeren Feminina auf nom. *-, Gen. *-s analogisch zu nom. *esus, Gen. *esuss um-geformtwordensein.Einederartigekeltische(?)Formkannabernichtdirektbeibernahme ins Westgermanische die bezeugten ergebnisse liefern. Sicher anzu-nehmen ist die monophthongierung der anlautenden Silbe zu nom. *sus, Gen. *suss. Weiter ist wohl mit einer lateinisch-romanischen Zwischenstufe im Sden Bayerns zu rechnen: Auf dieser Stufe wurde der Akzent auf die Pnultima verlegt, wodurch die Anfangssilbe ihre lnge verlor und das nachtonige -s- schlielich als [z] artikuliert wurde. die ankommenden Germanen haben damit dann den Flus-snamenamehestenals[isu()za]gehrtundals[isu()za]inihreSpracheintegriert,wo das [z] schlielich dem rhotazismus unterlag und belegtes Isura entstanden sein drfte.75 nicht zu klren ist, ob es sich bei den beiden belegten Formen Isara und Isura nun um in irgendeiner Form diachron und/oder diatopisch verschiedene Bildungen handelt, oder diese doch einer Sprache und Zeitstufe angehren. erste-res ist wahrscheinlicher, da sicher nicht oft zu beobachten ist, dass mitglieder einer Sprechergruppe ein und denselben Fluss mit unterschiedlichen Ableitungen einer Wortwurzel benennen bzw. benannt haben. Vielleicht muss man hier tatschlich mit zwei unterschiedlichen Benennungen eines Flusses, die von derselben Wurzel ab-geleitet sind (ggf. zu verschiedenen Zeiten geprgt und/oder ursprnglich verschie-dene Flussabschnitte bezeichnend), die sich bis ins Hochmittelalter gehalten htten, als sich dann eine der beiden, eben Isara, durchsetzte.

    74 Vgl. dazu auch mit weiteren Beispielen Schaffner 1999: 187f. mit Anm. 205; casaretto 2000: 218.75 Sollte dieses Szenario richtig sein, kann die von reitzenstein 2001/2002 dargestellte mglichkeit der

    existenz des Flns Isura bereits in der Antike nicht zutreffen. nach obigem Szenario wre dann ja noch *Isusa zu erwarten. Sollte die Form Isura aber tatschlich schon antik so gelautet haben, wre deren morphologische Struktur indes nur analogisch zu erklren. denkbar wre allenfalls noch eine sekundreadjektivische(festlandkeltische?)ro/-Ableitung zu einem ehemals ablautenden, am ehesten proterodynamisch flektierenden u-Stamm *h1sh2-u-, *h1ish2.

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    Auch die hier vorgelegte Untersuchung der etymologischen Herkunft des namens der isar und damit verwandter Flussnamen drfte gezeigt haben, dass durchaus noch Przisierungen hinsichtlich der exakten Herleitung von namen der ltesten uns greifbaren Schicht von Flussnamen mglich sind gleichzeitig damit aber immer wieder auch neue, bislang vernachlssigte oder bersehene Probleme auftauchen.

    3. FAZit

    Wie die vorangehenden Ausfhrungen klar gezeigt haben sollten, kann man mit Hilfe der modernen Form der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft deutlich ber die ergebnisse der klassischen Alteuropistik hinausgelangen.

    Aus dem dargelegten ergeben sich fr die Forschung weitere Fragen und Auf-gaben:

    Gehren all die namen der alteuropischen Hydronymie berhaupt derselben SpracheoderSprachschichtan?

    Gehren auch unterschiedliche namen fr ein und denselben Fluss immer derselbenSprachschichtan?

    Falls sie das tun, muss man oft verschiedene Vorformen ansetzen. diese unter-schiedlichen Formen mssen jede fr sich ordentlich etymologisiert, d.h. auch hinsichtlich der Wortbildung vollstndig erklrt werden.

    Gehren solche namenvarianten/-dubletten nachweislich nicht derselben Sprachschicht an (wobei dieser nachweis im einzelfall recht schwierig sein drfte), sollte man berlegen, inwieweit man wirklich von einer einheitlichen Sprache der trger der alteuropischen Hydronymie ausgehen darf: War das Alteuropische dialektalgegliedert?Wennja,wie?

    einige weitere Fragen zu den genannten Flussnamen und zur alteuropischen Hydronymie als ganzer lieen sich anschlieen: Haben sich die spteren Sprachen auf dem Gebiet der alteuropischen Hydronymie tatschlich aus jener Sprachschicht herausentwickelt?Lsstsichdasberhauptbeweisen?

    dies soll hier erst einmal als berblick und Anregung zu weiteren Forschungen gengen.

    Zum Schluss der Ausfhrungen soll noch einmal der Beginn des Beitrags auf-gegriffen werden: eine Onomastik, die sich mit der alteuropischen Hydronymie beschftigt,unddieesmitderBeantwortungderFrageWasbesagendieNamen?ernst meint, ist heutzutage ohne die methoden und modelle der modernen indo-germanistik nicht mehr sinnvoll mglich: Sie wird schlicht keinerlei relevanten erkenntnisgewinn mehr erzielen. Fortschritte auf diesem Gebiet knnen nur noch mit Hilfe moderner indogermanistik erfolgen. die in der klassischen Alteuropi-stik bliche Vorkriegsindogermanistik ist in jeder Hinsicht berholt und hat in

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    den letzten Jahrzehnten wenig neues gebracht, das allgemeine wissenschaftliche Anerkennung gefunden htte. Zudem ruhten ihre ergebnisse dabei kaum einmal auf auch nur halbwegs vollstndigen etymologien. man wird deshalb an einer neubetrachtung des gesamten vorhandenen materials der alteuropischen Hydro-nymie schwerlich vorbeikommen. erst dann wird sich abschlieend der Wert der bisherigen Forschungen beurteilen lassen. denn durch die neue Betrachtung des materials werden natrlich auch vermeintliche Gewissheiten ins Wanken geraten.

    die indogermanistik hat sich in den letzten 50 Jahren in allen Bereichen ge-waltig weiterentwickelt, whrend die erforschung der alteuropischen Hydronymie in methodischer Hinsicht auf dem damaligen Stand stehengeblieben ist. es wird Zeit, dass dieser lohnende Bereich der Onomastik diesen rckstand gegenber der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft aufholt und so wieder zu einer Wissenschaft wird, an deren ergebnissen auch indogermanisten nicht vorbeikom-men. dies erfordert natrlich die Bereitschaft und Fhigkeit gerade der Protago-nisten der Alteuropistik, sich eben die methodik und inhalte der modernen indogermanistik anzueignen. eine Wissenschaft, die sich nicht bestndig selbst erneuert und weiterentwickelt, ist eher frher als spter zur irrelevanz und/oder zum Aussterben verdammt.

    es gibt weiterhin eine menge zu tun, hunderte Fragen sind noch zu beant-worten.

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