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I I. 'E I XI GE S T R E IT 5 C H R I FT E N iiber die Fliichenanziehurig ( A d i ~ ~ J i ~ ~ ) der FIiiJj'igkeiten untc*r .lich uncl mi& Je ften Korpern; frei bearbeitet von Gilbert. Der vorftehende eben fo gciltvolle als grund';che Auflatz des Herrri Prof. L i n k wird dern Lefer 1:ir den. Gegenftand deffelben ein lcbiiaftes IntereCTc: ein- gefliirst haben. Diefes beftimmt inich, eine A~isivalil aus mehrern Auffit,:en fiir und wider 1Iei.1-n Ca rra- dori's Jleinungen und Lehren von der To geiiannten Fl~~c!ienanziel~ung, welche icli in den Annn!en bis jetzt rnit Beclacht nicht benutzt hatte, hier folgen zu laffen. Der Leler iTt iiber die walit-e Redoutung der fonderljaren Erfccheinutigei~ , die clarin verhanrlelt w e r d en, d u r cli d 2 II tie f [i n n i g P n N a t u r fo rfc h er 1i in 1 ;i 11 g- lich belelirt, ad. deflen rlrheit iiber die chemifcbe Ve r w a n d t Ic h a f t e i ne To1 c h e E i n 1 e i t u n J" z u dei-lell~ en, wie lie in clern vorun gellenden ,Auffat;.e fliizxirt ift, rnit Recht die Erwartung fpannt. Dieres beftirnmte micli, n~it lrcrichtigenden Eernerlrungen filler fo man- clies , was iii deli lolpnden Streitfchriften vorlLiimmt, rnijglichlt Garram zu feyn. G ilhert.

Einige Streitschriften über die Flächenanziehung (Adhäsion) der Flüssigkeiten unter sich und mit festen Körpern

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Page 1: Einige Streitschriften über die Flächenanziehung (Adhäsion) der Flüssigkeiten unter sich und mit festen Körpern

I I .

'E I X I G E S T R E I T 5 C H R I F T E N i i b e r die F l i i c h e n a n z i e h u r i g ( A d i ~ ~ J i ~ ~ )

d e r F I i i J j ' i g k e i t e n u n t c * r . l i ch uncl mi& J e f t e n K o r p e r n ;

frei bearbeitet von G i l b e r t .

Der vorf tehende eben fo gciltvolle als grund ' ;che Auf la tz d e s Herrri Prof. L i n k w i r d dern Lefer 1:ir

den. Gegenftand deffelben e in lcbiiaftes IntereCTc: ein-

gefliirst haben. Diefes beftimmt inich, e ine A~is iva l i l aus m e h r e r n Auffit,:en fiir und w i d e r 1Iei.1-n C a r r a - d o r i ' s J le inungen und Lehren von der To geiiannten F l ~ ~ c ! i e n a n z i e l ~ u n g , w e l c h e icli i n den Annn!en b i s j e tz t rnit Beclacht n i c h t benutzt h a t t e , h ie r folgen zu laffen. D e r L e l e r iTt iiber d ie walit-e Redoutung der fonder l ja ren Erfccheinutigei~ , die clarin verhanrlelt w e r d en, d u r cli d 2 II tie f [i n n i g P n N a t u r fo rfc h er 1i in 1 ;i 11 g- l i c h be le l i r t , a d . def len r lrhei t iiber d i e c h e m i f c b e Ve r w a n d t Ic h a f t e i ne To1 c h e E i n 1 e i t u n J" z u dei-lell~ en, w i e lie in clern vorun gel lenden ,Auffat;.e fliizxirt ift, rn i t Recht die Erwartung fpannt . Dieres bef t i rnmte micl i , n ~ i t l rcr icht igenden Eernerlrungen filler fo m a n - clies , w a s i i i deli l o l p n d e n Strei t fchr i f ten vorlLiimmt, rnijglichlt Garram zu feyn. G i l h e r t .

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1.

U e b c r d i e B e w e g u n g e n , In z a e l c h e e i n i g e Fliif/igkeiten d u r c h d i e R e r i i h r u n g

m i t a n d e r n g e r a t h c n ,

v o n ~

A. D r a p a r n a u d , Prof. der Katurg. zu Montpe!lier. ”)

H e r r D r a p a r n a u d hattebemerkt, MsWeingeir t mit cler Lange der Zeit die kalkartige Htille tier Mollusken, die man i n ihm aufhebt, angreift. ZLI unterfuchen, o b fein Weingeift vielleicht Efljg- f iure enthalte, gofs e r in eine Glasfchale etwas Lacl t rnufst i~~ctur , und liefs auf fie cinige Tropfen Weingeirt fallen. D ie Tinctur verPnderte ih re Fnrbe nicht, aber zu feiner groCseri Verwunderung floh fie fclinell nach dern Umfange der Schale und l i ek den Boclen derfelben entblcjfst. Nachdem fie fich his a d eine SewiKe Weite entfernt hatte, kehr - t e Gelzuriick, und nahm den untern The i l der Schale aufs neue ein. Diefe ionderbare Erfchei- n u n g veranlafste ihn zu Hhnlichen Verfuchen mit eioer Menge anclerer Kiirper; erft als e r Ge bear- beiten wollte, erinnerte e r fich de r Verfuche des Mrn. B e n e d i c t P r e v o ft uber die Repulfion Cleo Waffers durch flilchtige Oehle und durch fefte riechende Xdrper. Er iiberging nun alle die Ver-

*; Zurammen gezogen aus den Ann. de Chim., t. 47, d . H. P- 3 03. (Sept. 1803.)

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c '51 3 ruche, welche Hr. I! r e v o f t fchon mit gleichem Er- folge unternommen hatte.

1. Uebergiefst man dell Bodlo eines SefZfses mit einer dfinnen Lage lira&r, und brhgt m i t ejnem Stabe einen Tropfeo W4ngPifi a o f , SIen >littelpunkt derfelbeo, lo flieht tlas Walfer irn Au- genblicke rnit Schnelli&eit unrl entblarst den so- deo; u n d *war zeiyt fich diere SteIJe nach ihm vollkonirnen trocken und in ihrem natiirliclien Glanze. Hat das Waffer das Muximuin im Enlfer. nen erreicbt, fo kehrt es zuriick, unit hedeckt den Boden des GefPfses, den es verlaffen hatte, aufst neue, - Wieclerhohlt man diefen Verfucll mcbr-

mahls mit demfelben WaTfer , fo wird die Zu,riick- ftobung irnmer unbedeutender und die entbliirste Steile irnmer Itleiner, weil das Waffer Gch iintner ftsrker mit Weingeirt CCII wiingert.

Die MaMe des GefSses hat nach ihrn auf die- fen Verfuch uncl auf die folgettden niclit den mjn- deften Eiczufs ; fie gelingen ~~IeichmCfs'sig in &ha- len aus Glas, Porcellan, !Fdyance oder Metall. Dak es dagegen einen wefentlichen Einfltifs ail€ die Ri lckkeh des kYTiaffers fiber die trockne Stelle hat, oh der Boden eben, hohl, oder erhaben ift, ver- fteht fich von felbft.

2. Nirnmt ruan Walfer, das durch Lackmu& gefirbt ift, fo wirrl der Verfuch noch weit auffal- lender. &Ian. njrnrnt rlann deutlich einc Wellen- bewegung oder eine zitterncle Bewegung urn die innere Gr%nze des zuriick getretenen Waffers wahr.

P

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Sie beiveift ein beftSncliges S t o k e n von Weingeift- theilchen gegen diefen innern Urnfang, uncI dafs dadurch die Entfernun'g des Waffers bewirkt wircl.

Als €-I. D r a p a r n a'u d auch den Weingeift mit Lackmufs-fzrbte, (wodurch e r ein fehr lchdnes Rlau; dern Indigo 'ocler Berlinerblau ahnl ich, und fehr verfc1;iPden vom violetten Blau der walferigen T i n c t u r annirnmt,) und einen Tropfen davon auf eine cl i inne Lage reinen FValfers biachte, zeigte fich, dafs nach den? Zuriicltweichen des Walfers n u r im nilittelpunkte der , entblofsten Stelle ein blauer Fleck bl ieb, der ganze iibrige T h e i l ilerfelben aber eben fo !veils als cler T e l l e r war. Dafs aber cloch wirk- lich ;in beftiincliges AusftrGrnen von \J7eingeift- theilchen gegen den innern Umfang des Waffers Statt fancf, das glaubte e r daraus abzunehrnen, dafs, je weiter clas WaCfer fich zliriick zog, der jnnere Unlfang cleffelben fich immer ftiirker mit dern Vio- l e t t cl e r 1 7 5 Me r i 2 en La I: k mu ls ti n c t u r far b t e .

5. Uehergiefst man den T e l l e r init e iner felir diiiinen L a s e lVeingeij2, u n d bringt einen T r o p f e n lVqfjr ~ L I F ileri .iMittelpunkt deffelben ,; fo finclet ke ine aiinliche E r k h e i n u n g Statt. D e r Vfeingeift zieht fich nicht zuriick; cler Warfertropfen plattet ilch a b , indem er eiriige Augenblicke rund hleibt, dann dehnt e r Gch ohne Regelindfsigkcit a u s , und m e n s t urrd berbindet fich rnit dem Weingeifte.

4. Berleclrt m a n den Goden des Tel le rs mit e iner fehr d i innen Lage L,aumiihl, uncl tragt a u E clen Mit te lpunkt e ined Tropfen IVeingeG, fo wird zwar

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das Oehl zuruck gef token, aber nicht fo fchnell als das WaT[er, weil es klebrigec if t , u n d in cler Mitte wircl eine Stelle entblbfsf. l f t die Lage.Oeh1 zu dick, fo fieht man nur an deroberf l iche die zu-

riickweichentie Bewegung, - ohne t l a k tier Eoden en t b lij fs t w i r d.

WaCTer, wornit d e r T e l l e r befeuchtet jft , y i r d durch einen Tropfen Baurnoh1,in lteine Bewegung geretzt , felblt nicht, wenn clas Oehl zuvor bis zur Verdickung mi t WaCCer gefchlagen worden,

5 . Legt man in die M t t e eines befeuchteten Tel le rs ein Stuck Schale einer f r ikhen Citron=

qder Orange! fo wird das W a l k - fxhtlich zuruck geftofsen, untl (lie Stelie, von welcher es zitriick gewichen i f t ) erfcheint rnit fchdnen Begenbogen- farben , welches davon herri ihrt , dafs aus de; ScLale fliichtiges Oehl ausftrijmt. Diefe IZeIve. 'prig jCt aber lange fo Itark nicht, als die, we]clle cl e r Alk oh O 1 b e w ir k t .

6. H; D r a p a r n a u cl glaubte aus diefen Ver- {uchen fchlieken zu diirfen) jede Fliirfjgkeit ) die i n der ge\~ijlinlichen Temyeratur flucl~tig i f t , habe etas Verrnogen , das Walfer a u f cliefe A r t zurficlc zu itofsen. Er wurde daher nicht wenig iiber- rafcht, als ein Tropfen fldrigen Bmmoniaks nicht die geriagftz Rewegung i n dem CVaTfer hervor braclite. Aul Oehl hatte es cliefe Wirkung, 'und er glaubte tlaher, es liege an der grofsen Ver- wantltrchaft cles Aminoniaks zum LVaCTer, vermoge welclier der Tropfen Gch-im Augenblicke mit dem

. ,

I .

y

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Waffer verbindet, dafs der ErEolg im erlteii Falle nicht Stat t finrlet.

Earst man den Te l l e r rnit Alkohol und br-ingt einen Arnmoniaktropfeii i n die Mitre, fo weicht tler Alkohol nicht; der Tropfeo plnttet fich ah, und beicle Fidlfigkeiten verfliegen. Doch glaubte Hr. D r a p a r n a u t l ein leichtes Zittern an den Randern des A m rn o n i a kt rop fe ns wa h n u n e h me n .

Nifst man cla3e;en clen Te l l e r mit Arnrnoniak und br ingt einen Tropfen Weingeift i n die hlitte, fo weicht tlas Arnrnoniak zurilck, wie es reines Waffer ge than haben wurde. Die \Kcaft der hori- zootalen Expanfion, mrint I l r . D., ley folglich im Alkohol grofser als i m Arnrnoniak.

2.

yprfuche u n d R e m e r k u n g e n i i b e r die v o n €1. D r a p a r n a u d b e o b a c h t e t e Jchein-

b a r e Z u r i l c k J t o J s u z i g zwi/’cherL F l u f - f i g k e i t e n ,

v a m

Dr. J o a c h i m C a r r a d o r i zu Prato. * )

Die Beohdchtungen cles Mrn. D r a p a r n a u Ct f ind nicht n e u , und die Folgerungen, welche e r aus ihnen zieht , f ind fa lkh. Schon vor niehrern

*> Zufarnmen ge7ogen iaus d e n h n . de Ciiiinie, t. 51,

p. 216. (Aug. 1804.) d . If.

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Jahren habe ich bemerkt , dafs einjge Floffigkeiten auf der Oberflache des Wafrers von den andern vertrieben werden, und ich habe gezeigt, ddfS diere Zuraqkftofsung blofs Fcheinbar i f t , und blofs auE dem verfchieclnen Grade von Anziehung beruht, wel- then diefe Fluffigkeiten gegen die Oberfliche d e s IValfers aufsern. * ) lch habe mehrrnahli i n ver- fc h i ecl n en i t a 1 i a n i fch e n ti n d f r a n z o G lc h e n w i ffe n - fchaftlichen Zeitfchrjften die wahre Erklarung die- Yer A r t von Erfclieinnngen gegeben , befonders i n meinen Antworten an P r e v o f t und in einigen Briefen an den Prof. R r u g n a t e 1 l i . **) Ich habe durch entfcheidende Verfuche dargethan, dafs tliefe Bewegungen, welche man for die Wirkung einer Zuriickftofsung halt , alle von einerlei Plrincip abhangen , nainlich von cler Fluchenanziehung (at tract ion deJurface), verinoge deren eineFltiflig- ke i t , welche von einer Flsche fchwacher als eine anclre angezogen wird , von dieler F lzc ik , wenn fie daruber verbreitet i f t , fich zuriick ziehen , und

ih rer eignen Cohafion oder Kraft der Aggregation iiberlaffen , Gch concentriren m d s .

Vor kurzern habe ich diefen Gegenftand wie- der aufgenommen, und ihn aus dem Iichtvollelten

* *) GiorizaZe F$co - medico di B r u g n a t e 11 i , Paviu 1793. - Annul. chiin. di Prrvia. - Opuscoli/ceLti

**) Beide h h n in B r u g n a t e l l i ' s Ann. chim. di Pavia, t . 19, und t. 18; die erften folgen weiter- hin. d. H.

di Mifano. Ca1-r.

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G e 1; c h t s p LI n k t e i n e i ri e r A b h an cl 1 u n g da rg e it el 1 t, welche dem eilften B a n d e d e r M ~ m o r i u delfa So-

cipta italiann eingeriickt iit. In i h r habe ich rnit d e r grorsten Scharfe bewiefen, dnfs es die Anzie- h u n g tler Oberflfichen i f t , von cler clie vorgeh- 1 i c 13 e n Z u r ii c 1< f t o fs u n ge n z w'i fc h en F 1 ti fli g k ei t e n a u f tier Ot,rrflache einer clritten; o d e r einiger FliifGg- kr i ten auf der OberflHche ferter ICorper abhzngen. ScI:on tIer Prof. B r u g n a t e l l i , als e r rneine Ver- fuche uber die Anziehung d e r Oberflaclien erwei- t e r t e , benierkte die Repulfionen, welche H. D r a - p a r m a u cl vor lrurzem wahrgenornmen hat; Tro- p f t n v e r f c h i ed en e r F1 ii ffigkei te n , (Ba u 111 0111, \Vein- geir t ) Terpenthindhl u n d Aether , ) clie B r u g n a - t e 11 i a u f clie glatte Oberflache fel'ter Iiorper fa l - l en .]iefs, ftiefsen fich auf ihr zuriick.

,) Hr. D r a p a r n a u c! meint , d e r Weingeift treihe das \yaffer, welches fich am Uoclen der Ge- fzrse befinclet, vermoge cines beft3ncligen Ausftro- mens von Weingeifttheilen zuruck , die eine At- m o fp hii r e bi 1 d e 11, q e l c h e clas. W a ffer z i.ir U c k cl r ii cli e, wje d a s P r e v oft v 6 n den riechen(len Atmorphii- r e n behauptete. Alle Icijrper, die i n cler gew6hn- l ichen Tempera tur fliichtig find, follen nach i h m fahiy f e y n , tlaffelbe.zL! . thun; c l enn , wie e r meint, €ey ctas eine blofs mechanirche Wirkung durch . den StoC5 i l ircr Ernanationen. Es fey mir erlaubt, ihtn einige Thatfachen u n d einige Betraclitungen entgegen zu ie tzen, urn d i e Sache in i h r wahres Liclit zu ftellen.

1. Dafs

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I: I37 3 '

I. Dafs iich eine donne Lage Walfir von der. Oberflsche eines Gefafses zuriick zieht , wenn man

Weingeqt darauf bringt , das hat feine Richtigkeit; es ift aber falfch, dafs die vom Waffer entblijfste Stelie vijllig troclren fey. Sie ift mit einer dlio- men Lage Weingeilt bedeckt, welche bald verdon- ftet. Das Walfer zieht f c h zuriick, nicht , .weil es zuruck geItofsen wi rd , fondern weil ds Gch ge= zwungen iieht, d ie OberRZche des Gefafses dem Weingeifte zu iiberlaffen, de r zu ihr eine grofse- r e Anziehung ha t , als das Waffer, uncl lich ih re t mit mehr Kraft bemachtigt. Das Waffer bleibt fich felbft uberlaffen und zieht fich zufammen.

die man auf eine Porcellanfchuffel bringt, verbreiten Gch fogleich uber die Schiiffel, und uberziehn cine kreisffirmige Stelle derfelben , wie mit einem Fir- njfs. Waffer t hu t . dieres nicht ; offenbar ein Be- weis, dafp die Thei lchen des Walfers verhiiltnifs. mafsig mehr.CohlGon zunter Gch und weniger An- zjehung zur OberPBche tler Schiilfel haben, als die &siWeingeiftes. Auch vermag Waffer, wovon man eioige T r o p f e n auf die Weingeiftfchicht giefst, fie nicht aus de r Beriihrung mit de'r Fliiche des GeG- fses zu bripgen, fondern geht iiber Ge weg.

2. Hier e in leichter Verfuch, welcher der BIeinung des Hrn. D r a p a r na u cl geradezu entge- gen ift. Ich befeftigte i n der Mitte eines porcella- DenenTellers eine kleine Kugel von weichem Wacha fe, machte in diefelbe mit demKnopfe einer grofsen

Ein Tropfen Weingeift oder zwei,

Annal. d.Phyfik. B. 24. St. z. J. 1806. St. 10. K

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Nadei .eioe Vertiefcng, und gofs fa-vicE,Walfer i n den Tells, dafs es iiber dea Rand diefer Vertiefung

;veg[tand ohne doch in diefelbe einznclringen. Nun brachte ich verrnittelft eines Strohhalms einen Trapfa Weingeift in die Vertiefnng. E r Eiillte fie aus, und .befand fich unter dem il'iveau der \VafferflBche und rings urnher dem Waffer fo nahe, dafs er es beinahe beruhrte, Verm6cEte cler Wein, geifty w i e H r . D r a p a r n a u d glaubt, durch Thei l - then, die aus ihrn ausfirdmen, eine zuriickftofsen- de KraFt aof d a s ibn uingebende Waffer zu iiufsern,

mdfste Gch das uriter cliefen Umftlnclen zeigen, l c h konnte aber in dern Walfer keine Bewegnng durch Zuriickftofsung gewahr werden; es blieb \roIlkonirneii rtihig und tinhewe&.. - Als aher das Wafler fiber die W a d e der kleinen Vktie- fung t ra t , entfernten fich, wahrend es f ichin die- ielbe e r g o k , die kleinen Karperchen , welc'he.-.auf &r Oberfkche des Waffers fchwarnrnen, van. d e i Vertiefang; . ein Beweis, * dafs der Weingeift, bevoa er Gch mit dem Waffer mifcht, fich eben fo a1.q

die i lk jgen iihlartigen Karper uber die Oberfia. che deffelben verbreitet. Auch treibt er, wje ich bernerkt habe, einm TropfenOehL, rler Ach dber die Oberflacbe des Wafkrs i n einer Taffe verbrei. t e t hat , auf dem W a h zuriick, und zrvingt ihn, fich zu c'otrcentriren.

5. Brin9.t man auf Waffer, auf welchem l<]ei. ne Stiickchen Gold - orler Silberblatt fclj;vlmmen.

einen Tropfen W e i ~ g e i f i , fa Creht man di'c IjlStt-

I

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chen Icb entfernen und fliehen. Daffelbe gefchieht manchlnahl, w e n n man etwas mi t Weingejft ge- t r a n k t e Baumwolle d e r Oberflache des Waffers un- weit der Blattclien naher t , weil d e r Weingeilt, felblt als Dampf , die Eigenkhaft behl l t , fich fiber das iValfer zu verbreiten, gleich den Oehlen. Noch mi t vie1 niehr Gefchwindigkeit Aiehen d ie Blatt- then, wenn die Baumwolle rnit Aether get rznkt ift; einer. FliilGgkeit , die den Okhlen noch niiher kornmt. Hat m a n dagegen zuvor einen Tropfen d e s milchichten Saftes der Wolfmilch *) auf die Flache des Wafrers fallen laffen, fo hlejben die Bliittchen i n Kuhe , felbft wenn man den Weingeift auf-das' WaIfer tropfeln lafst; denn alsdann ift die bv& ferflh'che mit e iner Fllilflgkeit becleckt, die rnehr Anziehung zu j h r hat. Ja, der Wolfsmilcl~faft fiber. trifft i n feiner Flachenanziehung zum Waffer felbft die allerfldthtigften und die allerijhlartigfteq Flal- figkeiten; keine. einzige derfelben vermag ihn von d e r Oberflache des W a l k r s zu vertreiben; er ver- jagt a l le , uncl zwingt fie, fich an d e n aufserften Thei len des Gefafses i n Geftalt kleiner Kugeln zu- fammen t u ziehen.

4. W e n n man mitten auf einen T e l l e r ganz fanft einen Tropfen Cl'einge$' bringt , und d a n n das Gefafs mit Waffer befeuchtet , fo da% es lkh

*) Dafs die milchichten Pflanzenfiifte diefer Art Guminirefinen find, welche ein Oehl enthalten, ift bekannt. Cam.

K 2

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1 dem'Tropfen nur bis auf .e twa 2 Linien naht , fo fieht,'man, dafs der Tropfen , bevor e r Gch verbrei- t c t , -:cine Zuriickftorsung auf das i h n urngebende Waffer aufsert, beronders wenn es Gch allzu fehr fiaht. 1 1 Ich fchreibe diefe Wirkung den Dimpfen des Weingeiftes zu; nicht, dafs fie das Waffer me- chanifch' zuruck treiben; fie entziehen cletnfelben lber die OBerfllche desTellers. Ereignet es lich, dafs d e r Weingeifttropfen-mit rlem Waffer i n Beruhrung korntnt, 1 fo entfteht *ogleich eine heftige Bewe- gnng; das -Waffer wird wit vieler Lebhaftigkeit zuruzk, getrieben; und de r Weingeifttropferr , wie

t o n einer neuen Kraft , fich zu verbreiten, beleht, brioht duroh feine Schranken , und macht das W a f - 4er flieh-e,n. L ~ 5,'Faft eine ahnliche Bewandtnifs hat es mit dinem kleinen Stuckchen K n m p h t v , wenn man es in kfngBnJTeller legt; der I Liriie hoch mit Waf- kr*gddtlt jft , fo dafs clas ,I<arnpherfttickchen clen Bade'ed'des Tellers berilhren kann. Das Waffer sieht Gch rings urn den Kampher zuriick, uad wird,

% at id &r&iZurtickftofssang. davon entfernt gehal- ten.

*<?Bei'de'-hGheinur@h ' Gnd, meiner Tvleinung ach ; ' ei n e Wi rk u n g d er "FMc h en an zi e h u n g ; e rft e 1-8

des' Wei-ngeiftes, lerztere des Oehls des Karnphers Zum Waffer. Diefes O e h l , gezwungen clurch die Flichenanziehung zurn Waffer, dcli fiber daffelbe zu

?erhreiten, verdunftkt dann mit einer bewu:iclerns- wur'digen Schnelligkeit , und verfliegt in kurzer

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Zeit. Beide, der Weingeift und das O e h l des Icam-. p h e r s , w r k e n hier auf diefeelbe A r t ; fie f turzen fich auf das Miaffer, verbreiten fich iiber,die Ober- flache cleffelben mit einer erltaunlichen Gefchwin- digkei t , zerltreuen das Walfer und treiben es zu- riirk, u n d treten, &ar t deffelbea , mit den1 Botlen des Gefafses i n Arlhafion. Keiner andern Urfache lalst Gch die berchleunigte Verdunftung beider Fliif, fjgkeiten a u f W a l k zufchreiben, als diefer lCraft, d. h . , ihrer Flachenanziehung zum Wafker, durch welche die Cohafion ihrer Thei lchen iibeywunden, untl folglich die Expanfivkraft cler kleinen fliich- tigen Thei lchen , aus denen fie beftehn, verrnelirt wircf. Doch ich habe diefe Phanornene, welche mit d e r Bewegung tles Kamphers auf dem Warfer i n Verbintlung ftehn , anderswo hinldnglich er-

6. H e r r D r a p a r n a u d meint , d e r Gtund, warurn Ammoniak das Wofler vom Boden cines Ge- fiifqes nicht vertreibe, liege i n cler grorsen Ver- wancltfchaft deffelben zurn Wafer . Allein, f inJet diefe Verwandtfchaft nicht auch beim Wejngeifte Stat t? Und miirste diele Zurfickftofsung fich n i c h t zejgen; wenn dns WafCer das Arnmoniak blofs

kldrt . *)

*) In den S. 135 citirten Werken, in d--n Briefen an B r u g n a t e l l i in deren Ann. di chiin. , unJ i n meiner Abhandiung i n d e n Mein. de"n $or. ital., t. X I . Cn,-l-.

Auch in dem foglaich folgcnden Atiffatze. d . H.

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umgiebt, ohne es z u ~ bertlkren, iodefs fie fich auch i n diefern ~Fa l l e ' n i ch t Zufsert? 1 E i n Tropfen Arnrnoniak; de r anf eine >diinnd Lage Wei l igp i f i

gebracht wird, vertreibt auch ihn nicht, 'und bildet keioen Kreis de r EntfernLjrig. -Aher e in

' Tropfen Weingeift, den man mitten i n ' a i n e donne Lage Ammoniak verfetzt , treibt ' diefe rings urnher zurilck und bildet den Kreis. Das kcrnrnt 'nicht daher , dafs der Weingeilt eine gr6- fsere Expanfivkraft als das Amrnoniak h a t , wie H r . D r a p . a r n a u d mein t , fondern \veil clas Am- moniak ke ine , oder hachftenq 'eine fehr kleine Flichenanziehung m i t dern Boden der Gef5fye be- Stzt , de r Alkohol rlagegen eine hetr5chtliche. Man verfetze -einen Tropfen A m m o n i a k auf ei- men Porcellanteller otter auf 'eine Glasplattr; e r

. bleibt heifammen, ftatt dafs der Weingeift fich M a n lieht hier offenbar

den Grund , warum Alkohol das Amrnoniak vom Boclen $es Gefiifses ve-rtreibt, aber nich; umge- k e h r t das Arnmoniak den Weingeift. * KPme es b i e r auf rnechanjfchen Stok cler Enranationen 'an, fo k 6 n o t e . i n diefern FaHe 6ch fchwerlich. eine W i r k u n g Iufsern, d z beide 'Ernanationen fich bei- nahe aufheben miifsten; und dach treibt cler Al- koho l dak A m r n o n i a k rnit eben 'der Schnellig,keit als das CYafleet zuriick. Aueh von andern beina-

, h e gleich fltichtigen u n d gleich ftark riechenden Flaffigkeiten treibdn einige andere a u f einer Fla- che zurilck; To z. B. das Terpenthinohl die Naph-

* rings urnher verbreitet.

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tha , und d e r Aether das Terperi thinihl . Wie wZ- r e das rniiglich, beruhte die Wirkang aiLF fliichti- ged oder riechenden E'manationen, da i n diefen FZl- l en beide entgegen ftrebeode Krsfte tich aufbehen milfsten. Der wahre- Grund ift , dafs Terpentllin-. oh1 m e h r Fl2chenanziehu.ng als die Naplitha,, 3nd Aether mehr als Terpenthinoh-l . hat . ,

7. Hr. D r a p a r n a u ' d hat b e m e r k t , dars A.m- moniak, obgleicli es weder Waffer noch IVeingeift atrf einer Fl5che zurilck zu treiben verrnag., doch Oehl a u f i h r zurilck treibt; eine Wahrnehmung, . - die cine nahere Erbrterung wrdien t . Ich habe. hz- inerk t , dafs fogar die blofsc Annaherung eines Tropfen.5 Arnmoniak a n die Oberflache des Oehls ejne unverkennhare Beivegung darin hervor hringt, \vie wenn man a u f fie bliere, u n d man . k6.nnte glauben, dafs weojgftens. i n diefem Verfuche die elaftifchen AusfliifCe des Ammonjaks .durch eine rneohanifche Wirlcung, durch Stofr; Seserrdas Oelil, dem Aage fiChtbSF wiirden. Dafs diefes an ficb mijglkh fey, . hahe- ich nje laugneu. wo l l en ; nur habe ich zu zeigen gefLicht, dafs mehrere I'hPno- mene, welche man fiir Wirkungen v o n Ztiriick- i togungen (lurch die Verbreitung fliichtiger Kijr- pep gelialten h a t , nicht u a n diefer Urfache a h h a n - gen , iondern Wirltungen v.on FlSchenanziehung f i n d , und dafs es kein Mittel g i e l t , (wie P r e y o Ca gl,au.bte,) die Ausflslfe. riechencler. l i i jrper tleni AG: ge fichtlich Z L ~ mnchen. Doch I)er.or man f iber

dia Wirkun7'g cles Amrnonial<s a d c1i.e .3eh:e eir?

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I I44 3 entfcheitlenrtes Ur the i l fall t , betrachte man folgen- d e merkwardige Beobachtungen.

Man werfe kleine Stuckchen Gold - oder Sil- berblatt auf Oehl, u n d nahere der Oberflache des Oehls e inen Tropfen Amrnmiak . Sogleich zeigt iich i n i h r und i n den auf i h r lchwirnmenden Blatt- chen e ine k le ine f iewesung (og i tn t ion) . Bringt man den Aminoniaktropfen auf das Oel i l , fo flie- h e n die Blattchen noch, wei ter , und clas Ammo-

n i a k verhreitet fich ilber die Oberflache des Oeh,ls a u f die fichtlichfte Weile, wiihreiid es fie in ficht- bare Bewegung fetzt.

Stell t man diefen Verluch init Walfer i n ei- nern Zhnlichen Gefiifse, geracle a u f dielelbe Wei- fe/wie dber Clem O e h l e , ilber lVoj’er ocler uher Weingrifi an, oder iiber irgend e iner andern FluIGg- k e i t a19 - O e h l , lo ie igt Geh auf dar Oberflache die- fe r Flulfigkeiten gar ke ine Bewegung , w5hrend das Arnmoniaktriipfchen iht. genahert oder a u f fie gebracht wird. E in Tropfen Oahl clapegen, cler auf dein Waffer noch a l s ein Iiugelchen fcchwimrnt, wirtl fchnell fiber dalfelbe verbreitet, wenri man jhrn von oben herab den Arnrnoniaktrgpfen nahert ; und hat f ichdas Oehl fchon in einen Schleier aus-

gerfehnt, lo weicht es rchmell zuruck. Eben fo zei- gen alle Oehltheilchen , wornit Cine Wafferfliche befprengt wircl, wenn man die Schale e iner Oran- ge darlfber drfickt ,- bei d e r Annaherung eines Am- m o ni a k t ro p fe n s ei n e 1 e i ch t e Be w e 2 u n g.

Es icheint nach diefen Verfuchen, dafs auf

\

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einer Fliiche Oehl die AUsflUe des Arnrnoniaks nicht durcli einen mechanircheti Stofs, fondern durch eine phyfikalifche Wirkung fichtbar werden. Ein Stofs durch die Expanfivkraft d e r Ausfliifle des A n ~ m o n i a k ~ hervor gebracht, miifste eben fo gut als cIas Oehl andere gleich bewegliche Flaf- figkeiten, z. B. Weingeift , i n Eewegung fetzen. Ein Tropfen Ammoniak , d e n man dem Kauche cines Lichts nahert , welcher fich bei dem gering- f ten Hauche kriirnrnt, vermag den Rauch nicht j m minderten zu bewegen. D i e Wirkung des Amrnonialts a u f das Oehl 1&t fich folglich keirier m e c h a n i fc 11 en Ur Ta c h e z u fc h r ei b en .

Folgeddes if t hierfilr noch ein unwiderleg- lither Beweis. Man werfe ltleine I~orkfchni tze l auf WaKer u n d nshere einen Tropfen A m m o - n i a k ; alles bleibt i n Ruhe. Auf ein zweites Gefafs mit Waffer werfe nian Korkfchnitzel , die m a n zwifchen den Fingern, nachdem man fie i n O e h l getaucht, gerieben ha t ; n i h e r t m3n ihnen einen Tropfen A m m o n i a k , fo kommen fie alle in eine wunderbare Bewegung. Wirft man auf das Waffer zweier anderer G l i f e r , auf das eine etwas Weizenmehl , a u f das anllere fiIandelmehl, und niiliert heiden einen T r o p f e n Amrnoniak, fo kom- men jene Mehltheilchen nicht a u s der Ruhe; die- fe aber , welche etwas ohlig find, gcrathen fo- gleich i n Bewegung und ftilrzen fich auf den Bo- den herab. Kurz , man andre den Verfuch ah, wie man will, immer findet frch, dafs das Ammonialc

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fich lediglich auf O e h l und alilhaltige IC6rper t h i - t ig aursert.

Und hiermit glaube ich hewielen zu haben, dafs die Zurlickrtohng, welche das Oehl vorn Arnmoniak. leidet, ke ine Wjrkung des Stokes tier Ausfllille oder Dampfe des Amrnoniaks ift. Sie i f t , davon bin ich i iber teugt , lediglich d e r Flii- chenantiehung zum Oehle zuzufchreiben , welche dern Amrnoniak i n Darnpfgeftalt fo gut als t&pfhar - flulfig i n w o h n t , WOZLI vielleicht e ine chemifche Anziehung kornrnt, durch die Veranderungen des O e h l s , durch die AusfliiIfe des Amrnoniaks he-

wirkt . Umgieht man auf dem Hoden eines Gefi- lses einen Tropfen Arnmoniak vermittellt cles F in- gers mit Oell l , uncl bringt diefes nahe , to Geht man i n d e r T h a t das O e h l zuruck woichen-; und komrnt es mit dern Arnmoniak in Beriihrung, fo durchbricht rler Trapfen- feine Schranken , und m i t . u b e r ra fc h c n d er G e fc h w i n dig kei t ve r b r ei t e t e r fich iiber das Oehl, u n d 7errtreut e r es, ganZ nach A r t d e r RepulTron, welche Weingelft (S. 139; N. 4) aus d e r Ferne'auf i h n umgebendes Waffer aufsert. m i e Alten wdrden hier eine Anti'pathie zwikhqn A m - moniak uncl Oehl 'zu fehen geglaubt ha-ben. Eben lo w e n i g als tliefe1Ifst Gch , wie es m i r fcheint, jetzt n o c h ei n e *Z u r I i c I< It o fs u n g zwifc h e r). . F1 ii ffi g k el t e n a n n e h m e n , nachdenl icb aus Beobachtungen t i la

G e le tz e' d e r F1 ac 11 e n a n 7 ied u n g '3 fg e f u n d e n ha be,

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147 3 e 3. . - i. ' 1 . . I ' ,

B c A s r k u n g e n d r s Dr. C a c r a d o r i , betref- y e k d b f ' e ' ' ' ~ e ' r i u c h c * O R P r e j o f t i i b e r die e z p a n / i v e Kraft d e r r i e c h e n d e n A u s f E i i j fe, u n h die V e r f u c h c V e n t i i r i ' s i l b e r die

B e w e g u n g e n d e s K a m p h e r s a u f W a f f e r . *)

> ,?.,

~ .I

* .-

I c h habe mid i m e h r als irgend e in qpclrer Phyfilter m i t Beobachtung d e r fonderbaren Bewe-

i n welche d e r Kampher und alle andere iihlartigc Kii rper , Ge tnogen flliIGg

, gungeri befchaftigt,

, . . ' .

' . .*) -2IiTarnrnen gezogen aus den Annaler de Cttitnie, t. . . .27, p..38,- 56, (Jan. i 8 n i . ) Her r B e n e d i c t

P r e v o ft , Prof. zu Genf', hatte i in J. 5 ( I 796) d e r Gefellfchaft d e r WiICcnfch. und Riinfte 211 Mnnt -

'auhan.*den erften Ahfchnitt einer urnftiindlichen . .. , A b l ~ a n d l u n g ubcr vrrrchicdne Mit tc t , die AurfliiJ.

;:Je. ricchcnblcr Krjrper Jchibnr - Z U inachen, ulier- . - .: , geben,.:. Ein l iuryer .Auszug aus derfelben ton -..

F o u r,.c r o y. ift in die dnnnirs de Chimie, 't. 21, p. , . .. I 254. f . , (.Marz 1;g7,) einseruckt worden; mit.die-

Tim ' h a t ' e s Herr C a r r a d o r i hier Z I I thun. Da m'an die Erkrterung o h n e den Auffatz P r e ' v o f t ' s

' Volli$'verfteht ,' To glaiilite 'ich i h n iiliergehen zu lriinnen'i .: E i n f zweiter A~isziig ' a m der FortTet- zung d e r erften Abvheilung frrht d e n d a J , t. 24,

p. 3 1 --.%, (Oct. ' i - q Y , j a u f den ich vielleicht bei ' e i n e r an,dern Gelegenheit z ~ ~ r i i c k koinlne. Eine ' - . d d i e Al,ii'dndiiing P r e v n I t ' s , ~ c l c l - . & i n der

Reihe diefer StreitCchriften nicht' Li1,erganSen werden dari, Colgt weiter hin. I < k n V e n t U -

." '

. , - . .

. .

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oder felt feyn, gerathen, wenn man t e auf Wa$ fer bringt, und ich fchmeichle. mir, e ine.r icbt ige E r l d i r u n g fur Ge gegeben zu hatien, ’) nach wel- c h e r R o m i e u , V o l t a , B r u g n a t e l l i , L i c h - t e n b e r g und andere- achtungswerthe Phyfiker umfonf t gefucht hatten. **) Jch glauhte daher d ie VerCuche von P r e v o f t und V e n t u r i , welche fich a u f diefen Gegenftand beziehn, . wiederhohlen zu milifen; diefes habe ich fo ehen gethan, u n d finde, dafs clie erftern nicht Fo neu f ind, als man geglaubt ha t , u n d dais fie a l le , belonders aber die von V e n t u r i , d ie Richtigkeit meiner Er- k la rung nur noch beffer begriinden.

Ich habe bewiefen, clafs alle fette und iitheri- fche Oehle, alle Harze und d e r Kampher Gch auf d e m . WaiCer vermoge der Anziehring hewegea , wplche alle ijhlige KGrper mit der Oberflache des Waffers h a b e n , und durch die fie fo lange gezwungen wer- den, fich iiher die Waiferflache zu verhreiten, his die refpective Anziphung einer beftirnrnten Flaclie damit Sanzlich gefit t igt i f t , und dafs einige ijhli- g e Kiirper eine griifsere Anziehung zum Walker

r i ’ s Abhandlung, welche durch die erfte vcn P r e v o f t , atis der er im Nationalinftitute einen Auszug vorleren hijrte, veraplafst wurde, Iindet man atrs den Ann. de Chiink, 3lSrz 1797, i n die- fen AwnZen, TI, 298 f.

*) Annali di Chiinica e d’Hi/toria naturaC di Brugnn. te l l i , , t. 5. Carr.

+*I Vej-gI. \‘en t u r i , Ann., II , “35 f.

d. H.

d . I-1.

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c "$9 3 haben, als andere. Gerade diefees bertitl'gen die neuen Beobachtungen P r e v o l t ' s und V e n t u - r i ' s .

1. Ein Stticitchen KamFher, w e l c h e ~ man auF einen mit Waffer befeuchteten Teller legt , treibt augenblicltljch das Waffer rings umher zuriick. ") Diefe Behauptungift richtig; es ift aber rricht ge- grtindet, W ~ S P r e r o f t behauptet, dafs cliefes eine Wirkung der Rtmofphare uon riechenden Ausf!df, fen fey, welche mit Gewalt aus dem Kampher her- vor dringen,und auf alles, worauf Ge treffen, durch Stofs wirken. D e r wahre Grund ift, wie fchon V e n t u r i bernerkt hat , dars das Oehl des K a m - phers fo gut als alle ubrige Oehle mehr Anzie- hung als d2s Wafl'er zur FlZche des Tel lers hat.

*) Ich iibertrage hierher aus Herrn P r e v o f t ' s zweiter Abhandlmg die Vorfichtsregeln, ufiter denen Verfuche diefer Ar t , (ail0 auch. aIIe die , welch0 D r a p a r n a u d und C a r r a d o r i in d e n vorftehenden Auffitzen befchreiben,)- anzultel- len find , ,Man m o t den Teller oder die &]as- ebene, wplche dazu"dienen foil, nach d e i Scheuern mit Lauge recht rein wafchen und mit W a f e r bed-ckt erhalten. Dann adhdrirt das Waffer gleichftirmig an der ganzen Oberflache, und zieht fich auf i h r nicht von felhft rtellen- weife zuruck, wie das faft irnnier der Fall ift, wenn man diefe Vorficht aus der Acht larst.'c Das Bedecktftehn mit W a l e r Kchtitzt die gerei- nigte 0 berflache for Staub und voi- fettigen Din- lien. d. H.

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D i e Stelle des Tel le rs , von der drs Waffer zu- rijck t r i t t , bleibt mit einern iehr feinen Schleier von Oehle bedeckt, de r fichtbar ift, (w i2 ich fchoo friiher als V e n t u r i bemerkt habe,) und das tVaf- fer zieht fich zurack, weil ,es nun, nach Aufhe- bung feiner Adhafion mit dem Te l l e r , ungeftijrt feiner CohZfion folgt. Dafs diere ErklPrung V e n t u r i 's g a n t richtig ift, zeigt rich daraus, dais r l l e OehIe, auch die , welche nicht r iechen, und nicht flilchtig find, z. B. Baurnbhl, Leinohl , felbft de r mit diefen Oehlen befeuchtete Finger, das Waffer auf diefeelbe A r t zurilck treiben.

Dais zwifchen dem Oehle und cler Oberfliiche des Tel lers , wie : V e n t u r i annimmt, eine ftarke- re Anziehung als.zwifchen i h r uncl dern WaUer Statt findet, if t zurerlafrig. Man bringe einen T r o p f e n fetten Oehls auf den Boden eines Glares oder eines flachen glafirten, Gefafses, und trijpfle daneben in einiger Entfernuiig etwas Waffer. Die- fes fliefst wie ein kleiner Strorn auf d a s OehJ ZU, allem der 'StGfs des Waffers verrnag nicht d a s Oehl ;us 'der.St7dlle iu treiGen. Das Waffer'fliefst fiber dern Oehle % , . fort, ,>.h, . !as +an .. .dem -Bodin cles Tellers ivie ein Firpi& feft klebr. Auch weirs man-; dafs Te l l e r und Kilchengefchirre, die voll Oehl iind Fett Find, fich durch bldfses Waffer nicht reini- gen la[ren\ d e n n es hat nicht die Kraft, d*iefe oh- ljgcn Korper aus ihrer AdhPrenz mi t der Qber- flachs de r GeRTse zu bringen.

i, Eefeftigi man ein kleines Stilck Karnpher

. ~ r . -I.

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auf ejneln .Te l l e r . und giefst auf diefen fo viel-tvaf- fer, dafs, es fiber den Kirnpher eiti wenig klinau!

f teh t , fo fetzt fjch dds '\;t'affer nie i n horizonta; l e r Ebene .ober dem Kampher, fondern bililet hiel: ei,nen ltleinen konifchen Tr ikhter , und die Spitze 4es;Stuckchens bleibt unbedeckt. P r e vo ft fieht das wiederurn als einen Beweis .riechen(-ler elafti- '

fcher Ausffilffe a n , welche Kraft genug haben fol-. ]en , das W a l k . rings urnher zuriick ;IU ftofsen. Nach V e n t u r i ift das eine Wirkung einer ohli-, gen Fliilfigkeit, welche von dern . Kampher aus- geht und welche die Adhiifion cles Waffers mi t dern Kaqpherftiiclie und die Cohafion das Waffers un- t e r fich aufhebt. Nach reiflicher Unterfuchung mufs ich beidc-Erklarungen vecwerfen ; denn die Erfcheinung f inch nicht blofs beirn [Campher Statt, fondern auch, wenn man ftatt deffelben ein Stuck- chen weifsen Wachfes oder recht harter Seife nimrnt; Kijrper, die weder riechende Ausfliifk noch e in fluchtiges Oeh l befitzen, und der WPrme bedtirfen, urn. flllffig.zu~werclen. Zuverlaffig heriiht das. P h L nomen blofs auf dern.Mange1 an Cohifion zwifchen $en ohligen und fettigen Korpern m i t dem .WaTfer. D i e Oehle haben zwar Adhsfion oder Flachenan- ziehung mit.tlern Waffer, aber eben fo wenig Cohi. fion (a)?nitd d'aggr&gtrtion) rnit tlemfelben, als Ver, waqdtfchaft (aJfiiitk de compolirion). Das ubrigq IVaifer zieht tlalier clurch feine Cohafian das >XafI icr ririgs uinher v o n einer Stclle zuriicl;, w o die Cohifion defl'rlben .aufgehoben ill, uncl fo elltltellt die Leere uher dcrn Kampher.

-_

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I

.. . ' ' 3:'DaCs kleine Hampherftacke, die auf Gold-

a'der Sjlberblatt fchwimmen, diere Blattchen in Biwegung fqtzten, --wie P r & o f t fagt, habe ich

'n icht gefunden. D e r ' Kampher;' fo wie ' die .Oeh- Je,'-mfiffen das Waffer unmittelbar beriihren, urn in Bewegung zu kommen: ' ,Urnfonft habe ich Tro- pfen- der ,flilchtigften Oehle aufl GoldblPttclien, die auf Waffer Ehiv immth, gebracht; fie blieben in tjefer Ruhe. +. Daffelbe hat V e n t a r i . an eineA Stilckchen 'breakinden Kamphers, den e r auf Kork . fchwirnmeri-**.liefs, - benierkt; !;nu. wenn e s das Waffer berUhrte, fetzte Ies d a s ' Schiffchen in eineri "fchnelleh L a u f ; woraiis er fchliefst , dafs diere ' Bewegunk nicht d u k h den Stofs fliichriger The i l e , die aus dern Kampher 'ausftr8rnen, fon- d e r n durch' die Wirlzung des Waffers. hervor .go-.

4.; Die wahre Urfache der fonderbaren Bewe-

. -

.... . . . , , brac h t wi r d. . , I.

7 :

engen des.Kimpfie& auf dern Wfff'et*ift, w ie &ieigt h'abe; *)* I die.Expanfion .eides Oehls ,, ches vorn \Vaffer.durch die Kraft'.der'FIPchenanzie- hung a*n'igezogeri...wid . Ein Tropfen fetten oder ff&btigen. 06hhEs;'w.omit man: das.Waffer beriibrt; wshrekd der Karnpher'darauf urnher kteifet , hemi met feih'e Bewegu'ng Shgenblicklich wfe P r e v o ft

LQnd V'en\ t i i r i bemerkt' habe"3;''. Das. erklsre -ich jnir daraus, dafs'diefe Oehle von d e r Oberflache &s+Waffers ftiirker ' aogezogen werden, als d a s

Oehl

. - . .. ~

*) Opusc. &elti di Milano, t. 20. Carr.

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Oehl des Kamphers ; fie verbreiten lich daher tibet daffelbe, bemichtigen Gch der OberRiiche des Waf- fers , und heben die Anziehung derfelben zum Oehle des Iiamphers, und dadurch die Verbreitung defielben iiber die Wafierfliiche auf. Die Eigen- fchaft, dieBewegungen des Karnphers zu hernmen, kommt eben Fo allem Mehl aus Getreidearten und Hil fenf rnchten , und dem milchichten Safte de r Wolfsmilch und andrer PRanzen zu ; diefe Korper haben eine groise Adhiifion zur Oberfliche des Wallers, ohne ohlartiger Natur zu feyn. Dais ilbri- gens Kampher , felbft wenn man ihn durch Hitze flulfig macht, zur Oberflache des Wafe r s weni- ger Anziehung ha t , als die fetten und fhchtigen Oehle, (welches ich anfangs bezweifelte,) zeigte fich, als ich geichmolznen Kanipher auf heifses rnit einer Oehlhaut bedecktes Wafrer triipfelte; e r vermochte nicht das Baumijhl zu vertreiben, noch weniger h.leh1; und brennende Kampherfttickchen, die auf dem Walfer kreiieten, blieben augenblicklich ftehea, & die Waiierflache mit Oehl bertlhrt wurde. Auch zeig:t fich i n de r T h a t die Wafierfliiche wie rnit einem weifslichen Fehr diinnen Firnifs bedeckt, d e r unftreitig von den Kampherdampfen herri lhrt , d i e Gch atif dem Warier condeoljrt haben.

Meiner ErklZrung hat ilch V e n t u r i fehr ge- nlhett. Er iieht den kaum fichtbaren Scbleier, i n den fich das Oehl iiber Warier verbreitet, als die Urfache an, welche den Kampher hindert, iich fiber das Waffer auszubreiten, und folglich fich zu be-

h n a l . d. PbyEk. B . 4 . SLa. J. 1 8 ~ 6 . St. 10. L

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wegen ; aucb folgert e r M i o n , das Oehl rnirffe eine Anzie'hung zur Oberfliiche d e s Waffers 'haben. ~ l a u ~ ~ t . er; wie eS"mir hiern'irch fcheint ;. d a k das Verbreiten einer -6hligen S u b h n t des Kamphers auf dem- Wail-er: .den Kampher. in Bewigung fetzt; fi, ift das gerdcle'meine Erkliimng, welche ich i n meh- refn v o r '17f5?i'bel~innt 'gemachten Auffatzen' ge- geben habe. *) b a r $ zur;Fortfetzung der Bewe- &ngen die Fhichtigkeit des . Karnphers , beitrage u n d tinentbehrlich f ey , [Ann., TI, 304,] claria i r r t

t r fich. D i e Bewegungen des 'Kiinphers hangen v011

ZLvei U h h e r i ab'i 'voh d e r v k r b r e i t u n g einer ohl i - &n Fliiffigkeit 'Uber die OberflHche des Walfers,

*) Herr v e n t u a i fucht -in reinern Auffatze darzu- tliun, , das 'Wafler 'halle da . wo es die Luft !w- l i ih r t , das Verinhgen, ICarnpher aufzuliren; 6nd ;vas 'Ca ' rFador i ihn0.(:11'1'd~s.Kamphers nennen Iafst,. jft, verftehe ich V e n t u r d i Iiecht, nach ihm hichis, als dieles mit Karnpher pfitt igte Wafler. .Er ceht die&wegring ,der Kampherltiickchen ais cine IVirlSung der I:eaction an , welche diefe i i i i - l ige FliiIhgkeit, indern fie ficli' iiher d k s \Varier 'iiusdehnt, 'ge$eh den ' I h m p h e r M b r t auTscrt; fallt .dur 'MHtdpunkt dcs Ruckftorses al ler AUS- fliirk nicht: in. den Schivwpunlit des Stiicks, fo i$t iiaclr ihm-die Hewegung drehend und progref- f i v zugleich, (Ailn-, 11,303.) Sollte der Uiter1chit.d der Coharenz des W a f k r s ' unter fich und mit dem. Kainpher odci dfefer iihli'geii FIaffifigl~eir, nicht vieileicht die Hanpturrache der Bewegiing &r Kam.phertheile feyn i' d . H.

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- - - . - t_.~ fiiche dieverbrei tung 'des fluchtjg'en KarnFlierah'ls; djefes verdarnpft dann fchneller, weii es der Luft ejne grCifsere Oher&iche darhietet; untt d a , j e lpeiter es fich verhreiret, es clefto mehr verdampft, fo verzehrt d e t Kanlp!ier Gch ausnehmend Fchnell, und durcb dirfe Echnelle Verzehruag mufs die Fi-

L 2

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gur der Thei lehen Gch anclern. Warier, das 4 Stunclen lang an der Luft geftanden hatte, nachdem die Kamphertheilchen verzehrt waren, war zwar noch nicht fahig, ein Karnpberftiick, das darauf gelegt wurde , in Bewegung zu fetzen; aber nach 8 Stunden ertheilte es dem Kampher die ge\Vohnte kreifende Bewegung. Nach 4 Stunden war alfo das Oehl des Kamphers an der Oberflache des Waffers zwar noch nicht vollig verdunftet, wohl aber nach 8 Stunden.

5. V e n t u r i-fand, [Ann., 11, ~ o o , ] dds klei- ne Cylinder von Kampher, die fenkrecht irn Waffer, halb eingetaucht, fchwimmen, nach 24 Stunden ho- rizontal in der Ebene der Waiferfliiche durchkhnit- t en waren. Alles, was hieraus folgt, ift, dafs de r Kampher gerade d a y wo e r die Oberflache des tvaffers berilhrt , am ftarkften aufgeloft wird; und dadurch wird meine ErklPrung vortrefflich befta- tigt, dafs namlich der Kampher ein Oehl enthalt, das fich ilber die Oberflache des Waffers verrnoge der Fliichenanziehung zwiichen beiden verbreitet, und das eben dadurch ichneller verdunitet. Die Luft wirkt hierbei nicht chemifch mit, wieV en t u r i a n einer Stelle zu glauben fcheint, fondern blofs da- durcb, dafs fie die Verdunftung des uber das Walfer verbreiteten Kampheriihls befordert. Hiervon habe ich mich vergewiffert, und V e n t u r i ielbft bernerkt, wahrgenommen zu haben, dais der Kampher auf ei- n e r g r o t e n 'Waflerflache fchneller als i n kleinen Schalcn an der OberflIche des Waffers durchkhnit-

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c I57 3 ten werde. Auch ha t P r e v o ft beobachtet, dars &rnpher, der fich in feuchterLuft oder unter Waf. fer hefindet, fich nicht fo fchnell verzehrt, als \Venn er die Oberflache des Waffers beriihrt, fclireibt das aber falfchlich einer Befiirderung der riechenden Ausfliiffe durch das Waffer zn.

6. Es fcheint mir aus allem clern auf eine un- widerlegliche Weife hervor zu gehen, dak die Ver- iuche des Herrn P r e v o it keinesweges darthun, d a k fich rings urn die riechenden Korper eine At- rnofFhHre vbn fo grofser Elafticitat oder Expanfiv- kraft verbreitet, dafs Wafrer , wklches diefe Kor- per iirngiebt, von ihrer Attnofphiire zurilck geftofsen werde. Man fchrneichelt fich im Gegentheile falfchlich, durch Mittel diefer Ar t die Ausfluffe riechender Kijrper dem Auge fichtbar zu machen.' Blot's riechende Kijrper, die nicht zugleich ein fliichtiges Oehl enthalten , treiben keinen Kijrper, der auf Waffer fchwimmt, zurilck, To Cehr man fie aucb dernfelben nshert ; und felbft Kampher gerath auf einer fehr u e i n e n Wafferflache i n lteine krei- fende Bewegung, wie das cloch der Fall feyn miifste, waren die riechenden Ausfliiffe, und nicht die bloke Oberflache des Waffers die Urfache die- fer Bewegudg.

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4. U e b c r die f r e i i a i l l i g e n B e w e g u n g e n , i n

w e l c h e e i n i g o K b r p e r g e r a t h t - n , m c n n m'an fie e i r r a n d e r n i i h e r t o d e r m i t ein-

a n d e r i n B e r ti h r u n g b r i n g t , v o n

B e n e t l i c t P r e v o f t i n G e n f ; *) m i c B e r n e r k u n g e r J d e s D r . J. C a r r a d o r i

t u P r a t o . **)

Verruch I . 2. Auf einem T e l l e r , d e t 3 bis 4 L i n i e n hoch mi;lVa/fir hedeclit war, auf welchem- k le ine Stoclcchen Stannio l unil Coldbla t t fchwain. men, ftand 6 Linien iiber der \VaIferflache eine k l e i n e gl i ferr ie Schale. Als i n diefe einig,: T r o - pfen Aether gegqrfen wurtlen, A d m e n die klitt- chen augenblicklich in Bewtegung, lint1 gingen nach verfchieclnen Gegendeo. Es liefse flci! a u f die A r t eine kvdlhrjagd als Spielwerk einrich- ten.

*) Zufamrnen gezogen aus einern Auszuge in den Ann. de C h i d e , t. 40\, p. I bis 32, (Ocr. if ioi ,) aus einer fehr riel weitlriutige~n Vorlefung in der Societat zu Montauban, (vetgl. S. 147, Anm.,) wel- che zugleich zur Antwort a u f dcn vorfte!ienclen Auflatz C a r r a d o r i ' s dienen follte. d. H.

**) In den Bernerkungen hinter den einze'nen Ver- fuchen, welche ilus C a r r a d o r i ' s Antwort auf die Einwiirfe P r e v o It's in B r u g n at . Ann. ch im. , t. 18, u n d i n den Am. de CAi~nie, t. $3, p. 197 bis 217, (Nor. 1803,) zulammen gezogen End. d. H.

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c 159 1 Der T e l l e r wurde blofs hefeuchoet, und d ie

Schale tiefer geitell t , und vvietler Aether hinein gefullt. Fdt fogleich errchienen auf cler ,Sanzen Oberfliche des Tel le rs ltleine t rockue Kreife rnit einem Tropfen io der hli t te eines jec!en. D i d . 1Creife vergrijfserten u n d vereinigten Gch, uncl tric- ben das Wal‘rer nach dern Rantle zu. Der ganze Uoden w a r mit Tropfchen, hecleckt, die hierhin u n d tlorthin liefen, iich zuivcilen vereinigten , ulid balil plat ter , ba ld cqoveser iyurden. Die kleinen, plattsten Ech i n der Xiihe der g r o k e n bedeutenJ ab, und florikn zu~etzt init i-linen, zufamien . EntG l ich, naci’i geraumer Zeit , Eetzte fich die ganze F1 u TG p k e i t \‘v i e t 1 e r h ori z on t a1 .

B e m d u q C a r r a d o r i ’ s . Der Erfolg in dieren V erluc h en i.ft den Ae t her t h eilchen z uzu fch rei be n ,

%ie beim Eingiefsen auf der Oberfliiche des Walrers umher gefpritzt waren, und von der Fl2.chenanziehung getrieben, Iich iiber das Wafrer verbreiteten; rlaran IaCfen die Tr6pfchen lreinen Zweifel, mit denen P r e v oft den Boden bedeclit f m d , und die das W a c - fer rings utnher zuriiclr trieben. Als ich beide Ver- fuche fo wiederhohlte, dafs ich die Schale nicht iiber dein Teller filllte , fondcrn fchon gefullt vorfichtig binfetzte, lramen wed.er Idsine auf dern WaKer Icliwimmcnde Hlittchen in Bewegung , noch zeigtei Ecli Triipfchen auf dern hefeucliteten, Teller. Ein Aethertropfen, der auf W a v r geliracht wird, worauf Sigefpnne Ichwirnmen ,. verbreitet fic!i irn Augen- blicke iiber das Waffer treibt die Sp3r:chen ztirijclc, und zeigt Gch, wenn man genau zulieiit, als ein rei- ner Sc!iteier, Diefer Erfolg cliara!rterih-t den Aether als einen “Martigen & p r .

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Ver/uch 3. Ich legte 2 Scheiben aus verzinn- temBleche, 32 und 18 Linien irn Durchmdfer , die heide 3: Drachrne wogen, ilber einander auf PVaf- f e r , und brachte auf die ohere e in TrGpfchen Aether. Im erften Augenhlicke bewegten Ge Gch lebhaft, nach einigen Secunden fchwiicher, blieben aber Jange Zeit entfccbieden in Uewegung. Bisher ha t te ich mich zu Verfuchen diefer Ar t nur 2 bis 4 Gran fchwerer Scheiben bedient, und hatte nie ge- g l a u b t , dafs eine fo bedeotende Maffe von einer rcheinbar fo fchwachen Urfache, ohne dals felbft clie riechende Subftanz das Walfer beriihrte, konnte aus der Stelle getriehen werden.

Der gaoz einfache Verfuch niit einer Scheibe, welche a u f dem Waffer i n Bewegung k6mmt, wenn

ein Stuck KamFher darauf gelegt wird, i f t Clem Dr C a r r a d o r i oicht gelungen. Das i r t fonderbar; cr mufs es a n irgend einer Vorficht hahen. fehlen laflen. Ich habe den Verfuch taufend Mahl ange- f te l l t ; e r ilt vor der Societiit von Montauban u n d vor mehrern i~li tgliedern der Genfer naturforfchen- den G e fell fc h a f t \v i eb e r h oh 1 t w o r cl e n .

Die eben befchriebnen Verfushe , die gewifs jedem glucken, der lie mit Sorgfalt anftellt, und die fich auf hunderterlei Weife ablndern lalfen, find noch vie1 auffallender. Sie beweifen unwi- derfprechlich , thfs eine unGchtbare Fluffigkeit den Erfolg in ihnen vermittelt; und diefe'FliifGgkeit ift f&r wrhrfcheinlich die , welche durch ihre Wir- kung auf unfrs Sinaa die Empfindung hervor

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bfingt, welche wir Geruch nennen, gleich riel, welches ihre Natur ift, (ob Luft, oder U'arme, -die

die riechenden Stoffe aufgelijft haben, u. f. w.) Diefe FJfiffigkeit wird diirch die Wirkungen, wel- che fie auf dern Waffer hervor bringt, lo zu fagen, &&bar gemacht. Aehnliche Wirkungen, als die jn den drei vorigen Verfuchen, erhi l t man nur mit Iehr riechenden Subftanzen ; man kann alfo an fol- chen Wirkungen erkennen, dafs diefe Subftanzen riechend find. [?I . . .

Sie haben Aehnlichkeit mit eioer Bemerkung, welche Hr. von S a u f f u r e im dritten Bande fei- ner Reifen in die Alpen erziihlt. Er liefs Aethei vertfampfen. ,,Tch fah", fchreibt er , ,,zu meiner ,,Verwunderut~g am Rande meiner Schale Waffer- ,, tropfen iich bilden ; fie wurden zufehends grorser, ,,vereinigten fich endlich, und floffen zur Ober- ,,flSche des Aethers herunter, und dierer fchien lie ,,anfangs (d'abord) zurack ,zu ftofsen, ohne Zzaci- ,, fcl durch den Impuls der Dampfe, die fieti aus ihm ,,entbanden." D e r berilhmte Genfer Phy6ker hat folglich gefehn, dafs das Wafker vorn Aether zul-iick geftofsen worde, ehe es denfelben ilnmittelbar be- riihrte, und er glaubt auch, tlafs diefe Zuriick- JoJsung yon dem Stolse einer e2aJtiJchen Flii ffigkeit hcrriihrc. - - Ich habe diefen Verfuch wje-

derhohlt, aber nicht gefunden, d d s fich a m Aeufsern der Schale Waffer bildet; ich vermuthe, dafs es

ke in reines Waffer w a r , fondern Waflkr, aus der L J f t d u rc h rli e Ve r d ii n ft tu n g s k ii I t e a b g e Tc hi e d e n ,

n d rn i t A e th e r (13 m p f Y n g e fc h w i n ger t.

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c I 62 1 Berncrkungetr C a r r a d o r i ' s . Den drit tenverruch

des Herrn P r e v o l t habe ich nicht wiederhohlt, weil & mir an 'Rhnlichen Scheilien aus Blech fehlte. Icli rehe mich aber genotliigt, aufs neue zu verGc!iern, && ich nie auch nur die ltleinrte Eewegung in Scheiben, oder in fehr leichten aiif Walrer lchwim- Iqenden Korpcrn , welche ein Stiickclien I<ainpher trugen, halie wahrnehmen konnen. Koch ein Be. weis il't rolgender Verluch. Auf rehr reines Walrer in einem Iehr reinenTeller ,legte Ich ein kleines Siiick Stanniol tind belud . e ~ mit gepulvertem Xiampher, unter aller rnoglichen Vorficht nicht im minderten I<ampher, auf das Wallet- k o p m e n zu lalfen. D& Elittchen blieb in volliger Ruhe, lcarn aber Coglttich i n Bewegrrng , wenn dicht dabei ein Kampher1)rrick- ctien auf 8as Waller fie]. I l t d e r einfache Verruch mit einer Lchwimmanden Scheibe, . a u F . der Kana- pher liegt, Herrn p r e v 0 r t gelongen,.Zo ha t e r Gcher nicht die nijthige Sorgfalt , dabei angewendet, N i t dierer wiederliohle man ihn, la oft man will; er ge. Iingt nie.

Ein auf Walrer Ychwimrnendes Stanniolblatt- t h e n , dem ich Baumwolle, an einein Strohhalme be- fefcigt und rnit Aether Kcnilst, n iher te , lcam daduroh wirlilich in einige Be wcnung. .Dieles iil~erralclite p. mich; ich fand aber Iiei genauerru Nachdenlcen, Jars dief'es liir ineine fileinung lpricht. Ich lie& nsmlich auf das Wal'ler einen TropFen Wo&iizilCh-

(von Euphortia cnracin) fdlen, der fich, wie ge- wijhnlich, irn Augenlilicl<e iiber das Waller verlirei. t e t e , und f d t die ganze Oberflichc delfelben iin Teller bedeckte. Als ich nun den vorigen Verfuch wiederhohlte, Stanniolhltittchen auf die Flriche warf, und ihnen rnit Aether genalste Baumwolle niiherte, riihrten fich diel'e Blattcheri nicht irn minderten; l e lb i t nicht, weiin ich die OberAiclie der FltiIligkeit

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m{t der Baumwolle beriihrte. Eben fo hindert ein Tropren OeM, d-r fich nber Wafrer i n cinen Schlei- e r verbreitet bat , d i e r e Wirlrung der Aethers. Offen- bar alto f e t ~ t e d e r Aether die auf'reinem Warler fchwjmmenden ICijrpcr, denen e r geni!iei.t wurde, d u r c h reine DStnpfe nicht dadurch, dafs lie Itofse:d der r l s meclianifche Rraft wirlkten, i i i Bewegcnp, Xondern weil fie9 wenti lie das W a f e r beriihren, fich Gber dalfelbe, nach Art aller oblige? Korper r e r - breiten, 'und die fvhwfrnmenden Karperchen entl'er- nen; fonft 1iLiitc d a r Erfolg derfeltie hleiben m i l . fen, als Wollhtni!chlnl't od..r Oehl das W a l k wie ein feiner Schleier bedeckte. Dah diefes niclit ge. fchah, kom dahcr, wail nun die dberfldche Jes Waflcrs mit dein Safte der Wolfsmiich fc'chon ge- fgttigt w a r , und die Aii;.iehung des Aethers und rei- per Drmpfe ZUI' 0Lerfl.iche des Wdfers, die Fl~cl irn. aniiehung des Woll'srnilchfaftes zum Waffer picht iibertrifft.

Auf ahaliche Art , wie hier die Aetherdsinpfe wirlrten, wirkten aiich die Ddmpfc einiger ittheri. fchen Oehle, z. B. von Orangen - und.ron Citronen&]. Driickt man iiber U'afrer, woraaf Stanniolblzttchen fchwimmen, cine frifclie Citronen - oder Orange?- Ichale, fo bewegen Lch die Blattchen augenblic1;. lich, und ftiirker, als wenn man ihnen Aether niihert; dabel verbreiten fich die Strahlen itherifchen Oehls, die aus den Oelilgefdlsen der Scbde als ein ~ a ~ ~ b bcrvordringen , in einen Iichtbaren Sclileier i b e r das Wafler. Die Ddrnpfe des Agthers find nicht fo fchtlich, und veJdampfen in menig Augenbliclces. Doch verliert das U'affer, wenn man es v i d e ))[ah1 hinter cinander mit Aether beriihrt die EigenCclrofi, dafs Lch die Bliittchsn darauf tewegen: denn es bedarf dsdann einiger Zeit, his d e r v i d e Arthey, der lich iiber die OLerOiichs des Wdlers verbreire6

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hat, verdampFt ift. Alsdann aber gelingt der Vet- ruth, wie zuvor.

Vielleicht; dars de r Aether , wie hi'er ,durch Iei- ne Dgmpfe, in Herrn P r e r o f t ' s erftem Verfuche wirlrte. Naherte iah den Aether einern rnit Waffer befeuchteten Teller, To zog 'fich zwar zuweilen das Wafler an 'einigen Stellen zuriiclr; die ltleinen Tropfchen aber, nrelche P r e v o f t in feinem zweiten Verfuche in der . Mitte derfelben. gefehen hat , er- fchienen nie, felbft nicbt, svenn ich den Teller mit der niit Aether befeuchteten Baumwolle beriihrte.

Als ich StanniolblSttchen, welche auf Walfer fchmammen, ein Stiick Kalnpher nahertl , war in ih- nen n ich t die geringlte Bewegung wahrzunehrnen, aurser wenn ich den Karnpher bis zum Dampfen er- hitzt hatte, da dann die K a m p h e r d h p f e auf das Warlcr fielen, und durch ihre Flachenanziehung mit dem ' WalTer wirlrten.

Yerfich 4. I ch gofs bei fehr t rockner LuFt in eine p o r c e l h e n e Untertaffc Queckjtber, das ich forgfiiltig gereinigt und getrocknet hatte, und warf darauf kleine Stucke Kamplrer. Sie geriethen in dieielbe Bewegung als auf Waffer; und da Ge das io fchwere Queckfilber Fact nur berilhrten, fo hat- t e ks das Anlehen, als fprangen Ge auf dem Queck- iilber umher. Weder im Queckfilber noch irn Waller finkt der Kainpher lo tief e in , als es zu Foige feines fpecififchen Gewichts gefchehep foll- t e . Tch habe diefen Verfuch oft wiederhohlt , mich auch iiberzeugt, dafs Feuchtigkeit den Er- folg rfeffelben keinesweges befijrdert , vielmehr dernfelbeu kh ld l i ch ilt. Je troclcner das Qucck-

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165 3 filber war , mit defto rnehr Lebhaftigkeit . erfolgte die Bewegung, Als ich auf das QueckGlber hauchte, fo dafs es matt wurde , horte fie viillig auf, fing aber fogleich wieder an, wenn Stellen urn die Stiickchen trocken wurden. - Oehl ver- breitet Gch uber Queckfilber gerade fo wie iiber

Waffer, und das kleinfte Theilchen Oehl oder Fert hemmt die Bewegung des Kamphers. Man darf felbft nur fehr kleine Stiickchen Kampher nehmen; grofse bewegen Gch nicht nur kaum felbft, fondern icheinen auch die Bewegung der kleinen zu hindern.

Diefet Verfuch zeigt auf eine unwiderlegli- che Ar t , dafs zur Bewegun3 des Kamphers Waf- i e r keinesweges nothwendig ift. ES wirkt hierbei n u r als FliifGgkeit. Aber es fcheint, dafs der Kampher Clch ehen fo felbft auf allen Arten fefter Flschen bewegen und drehen wilrde, wenn fie fo glatt a l s die Oberflache des QueckGlbers n Taren. -

In der T h a t habe ich unter,dem Mikrofko- pe Karnphertheilchen, die das bloke Auge kaum wahrnehmen konnte , fehr beftimmt auf Tragern verfchiedener Art fich bewegen feheo. Diefees lie- fse Gch zwar dem Verfchwinden der kleinen Ecken oder Punkte zufchreiben , auf denen fie zuerft auf- lagen; denn nie habe ich gefehn, dafs Kampher oder ein anderer riechender Karper i n diefe Be- wegungen gekommen ift , wenn ich ihn an einern Faden aufgehhgt , oder an einem leichten Ba- kncier , der an einem Faden hing, befeftigt hatte,

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- c Im I 4 -

Ielbft n icht , ' als ich jhii an 'e incn Spinnenfaden hing. Verfuche. folchersArt~miiUeen aber in vcr- ' fchlofknen Gefafsen angertellt wertlen , follen fie heweifend feyn, wejl man fodt Bewesungen, durch cI i e'- L u f t o d.e r a n d e re Zu fs e re U r fa c h en ve ran I a h ,

'fGr freimillige Rewegunien nehinen kijnnte. Durch (lieles Verfchliefsen wli rde aber tler ErFolg verhin- dcr t \vertlen, da eine n i t Ihrnpher beladne Schei- b? fich a u f dein WalTer nicht hewegt, wenn tfns

Gif2i-s hetleckt i f t , der leere Raum fey denn 'fe\ir grofs. (Miin t i l ie .ciariiber rne i i tn errtea A u f Cat z. )

' . - . .

c . .

* I .

Bc!nerKungen Ca r r a d o r i 's . Gepulvertrr Kmn- pl ier , den ich auf QuecliGlber in ein'em fdein'en Teller :wiederhohlt ' fchiittete, h i s es 'endlich .16

Gran wurdcn, zeigte je.dei N a h l merlcbare Bewegun- .gens . . . . . ,, I .Als ich auF einer andern Quecld~ll)erfliche in einern iihnlichen GefiCse ellen fo vie1 &hwr[elpuluer verI,reTtet h.attc., 'und n u n 'den I i a r n p l ~ ~ r daiauf fchiic- 'tete',.' 'l,e&e@e er'ficli wie zuvor, 'entfrmte alier d i e SbhweFeltbrilc!irn, nelien welche er hinfiel, und trieli Ge von der Q~ueckGiBarflache zuriicl;, fo dafs er einy runde Stelle. von ihnen rings am b c h her Icer,mnachte.. . , .

' Folzlich ze;,ot d ~ r ICarnpher a u f der Ol,el.flicl,e des QueckLll,ers kllnliche - P h a n o m e n e , als alrf her

'Obertliche des Warrers, lderen e r ficli, (wie al le oh. ]ige Ko+per,) bemiiclitigt, wobei erdie darauf Cchwim. menden ' IvrpPr zuruck treiht. Inders halict ich auf deln. Q,liecklilbc r die 6hlig-n Streifen nicht I,;.rner- ken I.hnnr'n, welclie der Kampher a!>F dem W a K e r hervor bringl. ,Vielleicht liegt das an der weic fcchne!?

\ . '

. .

. .

. .

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c '67 I lern und haft augenbliclrlicl~en V e r d u n h n g des Kam. pliers auf dem Queclrhlber, da daS QuecliGlIler zum Oehl des , Karnphers weniger Anzieliung ha t , a l i das W a f e r , welches den I<arnpher auflijfen und d e f e n Geruch es annehmen liann.

Zwei Tropfen ~Vo$~i ; i i l ch ja f t , die ich auF das Queclrlil1)er fallen liers, verhr-eiteten fich iiber daIIe1- b e , ::war langlarner wie iiber Warfer, aber docli in e inem ziemlicli bedeutenden Urn fange, und trieben d i e Kainpher - und Schwefeltheilchen zuriiclc. Der iihlige Schleier, womit d e r Wolfsmilchlaftdas' Queclr- filber iiberzogcn Iiatte, war fehr Gshtlar., Ehen lo verbreitete fich, wie P r e v o It f and , ein' Tropfen Baurnrjhl auF dem QueckG!'bcr als'ein ,runaer Schlci- e r , doch e t y a s IangTatner als a u f Wai'fer. ,Ein zwei- t e r Tropfen verhreitete Gcli niclit fo als de r erfte; noch weniger ein drit ter. Je' grijrser die FlSclie des Queclcfilb'ers i f t , deft0 wei te r und fchseller verbrei- t en ' fich .iiber Ge die Tropfen Oe!il. Auch rand'ich; u- ie P r e v o f t , dafs Kamptierrt:'!ckchen, d i e Iich 3'uf den1 Q;leckfilber bewegten, ftehen hiieben, w e n n . ich 'einen Tropfen Oehl auf das QueclcElber fallen -1 i d s .

Er fclieint' hieraus ,' daafs zwifcben den iihligen IC6rpern iind Clem Queclrfil!ier eine ahnlic!ie Flu- chenanziehnng Start findct, als zwifchen ihnen und dem WafTer, und dars beide Arten von Phsncme- nen auf einerlei G e k t z e n heruhn.. Herrn P r e v o l t ' s neue Verruche e rwei te rn daher nur meine Entde. ckurig, und teigen , dars d ie GeIetze d e r Flschenan- ziehung, welche ich f i i i d i e tihligen ICiirper in Be- ziehung a u F WaCTer entwiclrelt Iiabe, fiir Ge auch in Bczieiiung auf das Queckfilbcr. gelten. Oehl entreirst dem Kninpher d i e Oberflache des WsITers, und hin- de r t dad!irch k i n e Bewegung auf JemIelbell; gera- de fo verhalten lich beide zum. Queckfilber.

. .

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Schwefelpuluer, das auf QueckGlbcr geftreut war, wich hei der Annaherung yon Baumwolle, die ich mit Acther hefeuchtet hatte, zuriiclr, ungefahr fo wie die auf Walrer fchwimrnenden Rlattchen; doch konn- te ich auF der Queckfilberflache keinen ohlartigen Schleier entdecken. Diefer zeigte Iich aber jedes MahI f d r einen Augenl)licf, wenn ich die Queck- fill,erfl5che mit der, Baumwolle beruhrte, wohei ebenfalls der Schwefel zuriick wich. Noch berfcr gliickte der Verfuch mit einer Orangenfihafe; wurde fie uher der QueclrIiIberfldche gedriiclrt, fo wich der Schwefel noch fchneller, u n d weiter zuruck, und ich [ah deutlich einen langen Strich des QueckG1- bers mit einern 6hligen Schleier bedeckt. Offenbare Beweire meiner Meinung.

Ich brachte auf Queckfilber, auF dem ein Tro- yfen Oehl lich als ein Schleier faft uber die ganze Oberflache verbreitet hatte, auf eine noch reine Stel- ]e ein TrdpFchen Wo~s~nilchf~ftt; er verbreitete Gch fart gar nicht. Diefes gefchah indefs ziernlich fchnell auf ganz reinem QuecltIilber , deffen Oberfldche faft ganz damit bedeckt wurde. Ein Tropfchen Oehl, das ich daneben brachte. vertrieb indefs, wahrend diefes fich ausdehnte, die Wolfsmilch von dem Queckfilber, und nachdem es Cch fo weit verbrei- tet hattei als es konntc, fing es an fich wieder ZU-

ruck zu ziehen, und vereinte Iich in feiner Mitte in t i n Oehllcijgelchen. Diefer Verfuch wurde m e h p mahls wiederhohlt, und irnrner war der ErfoIg im Ganzen derfelbe; das Oehl, nachdern es fich de r Oberflache, welche die Wolfsrnilch einnahm , be- machtigt ham, zog lich i n eine oder zwei mittlere Kugeln zufammen. Auch Oehl, das Ech iiber reines Queckfilber verbreitet hat, zicht Ech nach einiger Zeit wieder zufammen, doch nie To fehr, als wenn Wolfsmilch noch Uber dem QucckIilber rqrbreitet

Xt.

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ift. Die Wolfsmilch concentrirt Iic4 dagegen nicht, fondern h h a u p t e t die Olierfldche, d ie fie eingenom. men I2atte. Man Geht liierhus, dafs das OehI ejne grafssere FlSchenanzieliun,a mit dein Queclrfilher hat, als d e r Saft d e r WolF.rmilch, dern Varh.alten beider zum WafIer entgegen gefetzt.

Mehr, wovon # m a n eine Mefferfpitxe voll a d Waffer wirrt, bewegt Cch auF d e r Olierfliiche d.es Waff'ers urid verhreitet fich uber fie; beides gefchie l~ t auf dem Queckfilbcr nicht. Ellen fo wenig gepul- verte Hnr:e oder Gutn~nire/;/zen, wia 7 . B. Gummi ~11777noniucc.c1n. Diefes Ileweirt indefs nur , dais zm'ar auf \Va[[er alle flGfGge und Fette iihlartige b r p e r ill. r e Flachenanziehunp zu demrelben iu t sern lconnen ; dafs auf Queckfilber alier nur die tropfbar - RiifIigcn oder dampffiirrnigen. iihligen I<orper, CZ. B. d ie fetten und flfichtigen Oehle iind die gummirefinijfzn Milch- rafte der Pflanzen,) oder Kiirper, die ein fehr fluch. tiges Oehl in.-Cch. endialten, und wenig andere , ih- r e Fliicheuanziehung. .zum Quecl~fillier GchtLar z u Bursern yermiigen. U n d das davf uns nicht wun- derr i , d a das Queclcfill~ei. n jch t die auflijfpnde Icraft ode= d ie Anziehung , welche dern W a l e r Lir' diere K6r.per eigen i f t , beGtzt.

Yerfuch 5. 6. I c h leg te ein f eh r ditnnks und k le ines Sti ickchen Glirnine'r auf QupckfisJ;lber, und darauf e twas Kampher; e r the i l te clenifelbeo cine langl'an-ie, aber mgrkba re Q.ewegiing mit. R l i t Be- cher l t d t t des I b m p h e r s ge lang es e twas beffer, belontlers wenn m a n e inen Ae the r t rop fen dem G l i m m e r von fe rn h e r niihert. Benzoeblumm, (kau f l i che Benzoe-/uure,) die l i c h t e r m o g e des we-

n igen weCentlichen Oelils, 'welches fie noch enthal- Annel. d.PhyGk. B. 24. St. a. J . 1806. St. 10. M

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t en , auf den] Waffer umher kreifen , bewegen fich auf dem Queckfilber n u r i n fehr kleinen Stilck- then und a u f eine kaum wahrnehmbare Art . A u f eine ihnl iche Weile verhi l t es lich mit recht reinem MIISCUS. Beicle werden wie der Kanipher i n ihrer Bewegung gehemmt, wenn ma11 a u f die Queckfilberflache blaft, unt l fie anlZiiFt. !Van fieht aber dann utn dns Stiickchen Benzoehlume eine A r t von Schein, durch tlas Verhreiten ihres Oelils bewirk t , wahrend urn den Kampher Gch nichts A e h n 1 i ch es ze i g t .

DieCes beweift, wie mir fcheint, gegen C a r - r a d o r i und V e n t u r i , dars aus dem Rampher Icein Oehl hervor kommt. Icll habe diefes Oehl forgfzltig gefucht, ohne es zu finden. Ich habe den Kampher, wshrend e r umher kreilete, iind wahrend er in Ruhe auf Waffer oder auf Queck- filher lag, mi t der Loupe, mit dem Rlikrofkope und anf a l le Arten unterfucht; nie habe ich Spuren des Oehls gefuncleg. Nie verlor das Queckfil- ber irn mindeften feinen Metallglanz, oder f ie- gelte 'fchlechter, weder urn kleine Gch bewegen- da Thei lchen , noch urn fehr grofse Stiicke, clie ich abfichtlich darauf legte. M a n wird weiterhin noch mehrere Griinde finden, warum ich an ein folches Oehl nicht glauben kann ; uncl doch be- ruh t auf de r Wirklichkeit deflel ben die Erklarung jener PhyGker grofsen Tlieils oder ganz; e ine Erk larung, die t c h nicht leicht a u f die Erfchei- nungen durfte anwenden laffen, clie ich hier be- fchrieben habe.

?

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H i e r noch ein Verfuch , tinter mehrern , bei welchem die expanfihle Fliifligkeit eine fehr he- ftimrnte Rolle zu Fpielen fcheint. Auf eine recht r.eine Queckfilberflache wurde ein Tropfen Aether gehracht. E r dehnte f i ~ h fchnell zu einer run- den Scheihe von eidigen Zollen DurchrneC6.r aus; bald aber kehr te e r zurilck, obgleich fehr vie1 langrarner, uncl bildete dann i n einern halb oder niir e i n Drit tel To grofsen Kreife eine hleiige Tropf- chen , die kauin wahrzunehmen waren, ausgenoin- men am Rande des Kreifes, wo jer lesTr6pfchen UngefChr : Linie breif war. Plotzlich nahrn i h r e Zabl betr5rhtlic)l ab , uncl ih re Grijfse in eben dem Verhaltniffe zu, u n d cliefe Veranderung ge- fch a h fd ft n ach Ar t mi li t ari fc h e r E vo l t~ ti o n e n. D a r a u f zerplatzten die Tropfen einer nach Clem an- dern in d e r Ebene der Oberflache tles Queckfil- hers, uncl theil ten fich fo aufs neue in eine gro- fse ltlenge kleiner T r o p f c h e n , ilia rings u m h e t gr?.fchleudert wurden. Einige litten indefs diefe letzte Veriinclerung nicht. D a n n blieb .alles, bis d e r Aether vo11jg verdunftet war.

Bemerkzozg C a r r a d o r i ’ s . Das Oehl des Kam- phers, wornach P r e v o f t fo l ehr gdfucht hat , %und das auE dem Queclrlilber nioht zu rehen,ift , weil es im Augenblicke verdunftet, das lich-aber doch auf dem Wafler 1x4 gehoriger Aufmerkramlreit wahr- nehrnen IYTst, w i d auf f o l ~ e n d e Art noch.fichtbarer: Man werfe etwas gepulverten Kampher in ein Glas WaIrer, und bringe nach einigen. Augenblicken auf

hi 2

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das Waffer einen -Tropfen Wolfsmilchfaft. Dierer bemachtigt fich Faft der ganzen Oberflache, und zwingt das Oehl das Kamphers, das vorhin die Waf- ferflache eingenommen hdtte, fich in einen lrleinern Raum zufammen zu ziehen und lichtbarer zu wer- den. Wie liann man fich dariiber wundern, dafs der Kampher iiber das Waller ein Oehl verbreitet, da e r felbft nichts anderes als ein fehr .fluchtiges Oehl in ferter Gefttalt ift?

I

YerJuch 7 - lo., Aehnliche Erhheinungen auf eincm bpyeuchteten Tel ler , ohne riechende, Jet- t e , 6hlige oder Jliichcige SubpanZen hervor ge- bracht. *)

Ein Stilckchen fehr re iner , feiner Leinwand, geniilst und dann ausgerungen, anf den befeuch- te ten Te l l e r gelegt , tr ieb das Waffer rings umher e in wenig zurilck; und noch vie1 mehr , als ich ein paar Tropfen WafCer auf fie fallen liefs. Ein T h e i l dieCes Waffers flofs ausi den Randern d e r Leinwand B u s , uncl vereinigte fich rnit der anclern feuchten Schicht. Dies zeigte fich deiitlich, als ich die Tropfen mit Fernambuck gefzrbt hatte. Die Leinwand h g t alfo nicht das - Wrrffer e in ,

*) Tch fetze hiet und im Folgendcn her, was ich . im Originale finde, ob ich gleich gern geftehe,

dals ich nieht recht einfehe, wie ein To Icharf. linniger PhyElcer als Herr P r e v o Pt dutch die einmahl aufgefafste AnEicht Ech bis zu Behaup- tungen .habe, konnen verleiten l a l e n , wie man hier ad deren mehrere ftofst. d. H.

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[: '73 1 und fcheint etka blofs defshalb, es rings urnher zu entfernen. Auch treibt Fernambuckwaffer d a s andere nicht fort. Auf einem recht ebnen und durchfchtigen Stucke Eis war bei einer Tempera- tur yon + 2O R. cfer Erfolg derfelbe.

Aus weifsem Papiere, das Gch voll reinesFVaC- fer gezogen ha t te , wurde eine Kugel gemacht, das Waffer zivifchen den Fingern moglichft aus-

gedrUcl<t, (die letztern Tropfen trieben das WaC- fer des Tel le rs nicht zuriick,) und die Kugel auf den befeuchteten T e l l e r gelegt. Sie wirkte nur wenig; bejm' DrLicken auf fie entwich die feuch- t e Lage rings umher urn eine Linie. - Waffer, das von den Handen tropft , wenn man fich gut gewafchen hat, macht die feuchte Schicht nu€ dem Telle'r nicht zurtick weichen ; das gefchieht aber, fo bald man fie, und befonders den Te l l e r felbft, mi t dem Ende deb Fingers beriihrt. - Tauch t man den Zipfel e iner recht reinen Serviette etli- ehe Zoll ti'ef i n WafCer, und horcht , fo h a r t man ein Petilliren ocler Braufen, und manchmahl ent- hehn einise Gasblafen. - Alle diefe Verfuche Iaffen t c h rnit einer grofsen Menge t rockner ve- get a bi 1 i fc h e r u n d t hieri fc h e r Kijrper , be rb nd ers wenn fie noch Ueberrefte von Organifation ha- ben , anftellen.

Gewik ift in allen cliefen FdlIen weder Oehl, noclt FlSchenanziehung , noch etwas Aehnliches i m SpieI; d ie Leinwand, das Papier, der Finger geben nur reinss W a l h r , das filt fich auf die

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I ‘ 7 4 I feuch te Schich t n ich t wirkt. Es fcheint mir da- h e r , tlds m a n ein F lu idurn aniiehmeii tnufs) das fich i n dem h u g e n h l i c k e bili-let otlkr enthiiidet w e n n das WaNt?r cliefe Kiirper clurchtlringt und

f i ch einiger Malsen mi t ihnen vereinigt. U n d d ie fe h ei n n h e m e c h a ni fc h e n Be tv e g ii ng e n ( c I e 11 en m a n , w ie ich g lauhe , die Bewegunsen d e r t rock- n e n S t a r k e aiif dem Walfer beizahlen muk,) glei- chen ziemlich tlenen des I ia rnphers , unrl- machen d i e Erk l i i rung , d ie ich von tliefen gemacht I i ~ h e , f e h r wahrfcheinlich. [ ? ] clafs das FluiJum aus rler Leinwantl einen betracht- Iiclien T h e i l des WaCfers niit hinaus zieht , inllefs es a u s dein JCampher, wenn es iiin i t i n otIer i n i h m fich bilclet , n u r e i n r fel~t- ger in5e h l enge kampherha l t i ges W d k r m i t n immt , wefshalb tler

K r e i s um d e n Kampl ie r beinabe t rocken fclleint, b i s auf ein H i u t c l i e n , t las Fich tliirch Regenho- genfarben keiintl ich niaclit. Unit cliefes qsutcliea ift keih O e h l , \vie C a r r a c l o r i uncl V c n t u r i glauben , fondern tVa1‘fer, hiichltens e in wen ig k a m p h e r h a l t i g , wefslialh es aiich ke inen Geruch hat, wie b a n rich leicht i iberzeugen k a n n , \Venn m a n es ni i t Clem Finger - w e p i m i n t . I ch k a n n nooh hinzu fiigen, c13r.s’ ein S tuck Kampher ) wel - ches i ch rni t \VaITer i n e ine r gut zugepfropften F lafche mehre re Tase Ian3 erhalten h a t t e , mi t e i n e r ziemlicl-i betr2chtlichen i\ilenge fehr fichtba- r e r Blafen umgeben w a r , und a n Gewich t fo zu-

geno inmen ha t te , d a k es i m W d e r zu Bodon

A l l c r Uiiterfchied i l t

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c 175 3 fan lc , w o es jedoch n icb t lange b l ieb , \veil walir- fcheinlich iieiie t3laTen. lich entbanclen und es ho- ben. D a r s liamp!ier, cler arif Clem Wafrer kreift, w e n n man i l in tlrirch einen Stofs a u f den Boden h e r a n t e r trei!)t , i m Augenbl ic l te , w e n n e r wiecler u h e r . d i e OI~ttrflichc herauf fteigt , i n eine vie1 fchnel le re K e w e g t n g kijni lnt , ( w j e ich i n rneiner zwei ten Abliancl lunq angefiihrt habe ,) liifst fich ich\verlich c iner ant le rn Urfache als cler angehi iuf- t en Fliilfizkeit ztifchreiberi, ( l ie, w e n n clas Stuck an clie Lui't kijmmt, eiitweicht. L ? ]

BerneAozge~a C a r r a d o r i's. Die wahre UrTache dierer griilsern Bewegung iTt, dals das Iiarnplier- lt:iclichen, w e n n es wiede r voin Boden herauf k i immt , die Obel-tliche des U'arfers frei vom Oehl des Iiarnphers findet, clas indefs verdunrtet i l t , u n d deffen Gegenwart macht , dafs der Karnpher f i ~ h langfamer bewegt', weil es die ,Flicbenanziehung cles Wa'aTfers fittigt.

Was die ribrigen Verluche lietrifft, durcb wclche Hr. P r e v o ft beweifen wi l l , dnrs die Wirlrungen, welche riechende Iicjrper Zufsern, fich el3enfalls dur.ch Kiirpcr ganz andre r Art hcrvor br ingen lallen, To Sin ich der Ne inung , dars diele Erlcheinungen TVirkungen d e r Colidion find, u n d das AmsCtr-iimen einer expanfibeln Fliilfiglteit keinesweges beweilen. \Venn es aber rchon bekannte Geletze giebt, die h in- rcichen , fie zu erlrllren, To fcheint es mir lehr unnii-

t l i ig , d i e l c r ErTcheinungen halher ein neiies unlicht- bares Fluidurn zu TchaFFen. Es ift nicht erlaubt, in d e r Phylik ohne Both zu Hypothrlan h i n e Zuilucht z u nelimen.

I .

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Dafs das Waller u m naffe Kiirper, w i e P r B v o It geltr!in hat, ficii ~ u r t i c k zieht, halte jch ftir eine Wir- kiing,dcr An,,iehurig des Gleichartigen , oder dz r CO- h a 7 i , l n ; r l a s IysTfcr lilcht l i ch Z I I vereinigen; dadurch w e t d e n 5t+IlC,n eiithlofst ) und l o h a t es den Anfcliein, dars das WilTTer f c h von felicliten I< irpern zurliclr ziehe, die rich iw der Mitte einer f eh rdunnen Schicht WafTcr tinden. - - Doch ich behalte inir vor , die- I e u n d die fnlgenderi Verfuclie zu wiederliohlen und reiflicli z u unrerluchen; jetzt verhindert dieres m'ei- ne mediciniCcho Praxis.

Yer/ ich I I . 12. Flier einige Verfuche , d i e

j ch i n clerAhficht angeftell t habe, uin rnir v o n (tern Oehl des KnmphPrs, v o n welcliem C a r r a tl o r i und Ve 11 t u r i retien, fo vie1 z u verfcl laffen ) dafs'ich

e s wenig l teos f e l l e n l tbnnte . I ch t h a t .+ bis 5 G r a n IC~rnplier jn eine z u dre i Viertel niit iValfer gefiillte Fla lche , uncl fetztc cliefe uingekellrt in eln Glas Warier. . X;ich ' 5 0 Tagen w a r a l le r I(:iinpher v e r - fcli\-Juiitlen, unil ;(as LVafl'ei- Lies Glares rlas d e n Gerucli tleffell,cn angertoinmen tiatte, tr i& c l a y

Warfer auf eiiiein bef'ttriclltetcn 'Teller lebtiaft zu-

rtick. Aller wedcr im Glare nocli i n tler Flafche fand fich d a s InindeTte, w a s e ioem O e h l e glich. Auf tliofe A r t Islit fich m i t d e r ~ Z e i t fo vie1 K d m -

p h e r 21s rndn wiil i n tleinl'elben \YnfTer auf I i , l ;n , rla,

nach hIaafsgdhe, als d a s Wzffer fich dami t fittist, (lie Luf t , welclie i iber tler Oberflsche r les W2Ifers im Glare I'teht, j l i n Clem Lvaffer wiecler en tz ieh t ob-

gle ich aucli c l ~ e Ltift fahjg ift, f c h mit ihrn zu Gtti. gen , \vie cler folgende Verfuch zeigt.

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c '77 3 Ich ha t t s zu gleicher Zeit in eine Phnliche

rufrecht ftehende Fldfche ein ziemlich g r o t e s Stuck Kampher auf das Waffer geworfen, die FIa- fche aber zugepfropft. Sie w-urde rnehrmahls ftark gefchiittelt., und doch hatte fich am Encle nur eir) fehr kleiner Thei l cles Kampherr dufgelhft; die Be- wegung des Waffers hijrte in diefer Flafche nach eitliger Zeit viillig auf; dagegen i n der erften nicht eher, als bis er volll~omrnen anfgeliift war. Abch i n diefem Verfuche bildete fich nicht mehr Oehl do i m vorigen;

D e r erfte diefer Verfuche beweift augen- fcheinlich, (was auch fchon bekannt war,) d& der Karnpher nicht blofs zur OberflPche, fondern zur ganzen Rlaffe des Wafkrs Verwandtfchaft hat. Dafs deffen ungeachtet der Karnpher viel fchneller verfchwindet, wenn er Gch auf der Oherflache, als i m Innern des Waffers befinclet, fchreibe ich nicbt einer grafsern Verwandtfchaft deffelben zur Ober- fl;iche als zur gsnzen Maffe des Warren, fo;l'lern Clem Umftande 211, (tali tlas ehftifche Fluittiim, welches die Urfache der Bewegungen des Kamphers auf dern Walfer i f t , lich im Waffer wetter hiltlen noch entwklieln kann , fich aber i n der Laft und i n einem leeren Raurne fehr leicht auf Koltep (tes

Kampliers upd ties WPrmeftoffs der umgebent!en Kijrper erzeugt, und clah dana das Waffer diereg Fluidurn fehr viel leichter, ?Is vom Kampher iu R.la fie a 11 f 1 ij ft .

Man hhe E. 154, Anrncrk., unddirBen1erk.S. 171.

b. H.

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Verfuch I 5. &€err Ca r r a d o r i behairptet, dafs rich der l ia rnpher a u f e iner f eh r k l e inen FlZctie Walfer n ich t bewegt. [S. 157.1 Aber das i f t ein i r r - t h u m , u n d m a n fieht n ich t ah, wie es felbft a u s feinen GrunclTiitzen u n d ails feiner E rk la rung fol- g e n follte. Hi i r d e r Beiveis des Gegentheils. Nachilem ich das I n n e r e m c h r e r e r i e h r ensen

Haarrij t irchen forgfaltig mi t Fa l len , d ie i c h h i n - du rch zog, gereinigt ha t t e , braclite ich Stiickchen Knmphei- h ine in , d ie fo k le in waren , dafs fie lich j i i i l inen frei bewegten. D a n n l tecli te i c h d a s e ine Encie i n Wafrer. Dns Waffer rtieg in d ie Hohe, UI1,i a l s es d e n K a m p h e r c r re ich te , fah ich vermittelrt e ine r Loiipe ihn Gch felir fchnel l bewesen , in die- fe m f i l l I- bt;fili run kten K a u ci e .

Bemerkungen C a r r a d o r i's. Dafs d e r Karnpher f i c !~ ftlirker oder ~ c h w 5 c l i e r bewegt , j e nachdem er fil)er d i e Olierflache des WaCfers mehr oder weniger verbreitet i f t , zeigt d e r folgende Verfuch. Icli llstte einc c!;lindrilche Flafche mi t engern langen Halre ~ 0 1 1 Warfer gegorlen, u n d war f einige KriimeI- then I(ampher hinein. Sie liefen n ich t hierhin unh dolti i in, v i e fie es gewtihnlich auf d e r Oberflache d e s Warfers t h u n , Ionde rn , nachdem Gs fich etwas umher bewegt hatten, .vereinigten fie Gch, und lllie- 1,en nun in diefer Lage. Cie O'neriliche des Waffers ]1atte ungefahr 3 Linien irn Durchrnelfer. I c h fog darauf dupch einen Strohhalrn , . ohne den I iampher 7~ beruhren ~ e twa die H51fte des Waffers heraus. Die Oberfliichc hatte nun 2 Zoll irn Durchmeffer, u n d auf dieler grofsern WaICerfliche Kcchien d e r I iampher

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wie neu beleht, und Teine Bewegungen waren ohne \TerhSltnifs gr6rset..

Weiiipe Kriiinel Kampher bewegen Ech aiif W.iG Ter i n eineln Glare fehr lehhaft, b i s Ga veryehrt Iind. Wirf t man he aber in iilenge au f das Wafkr , fo be- wegen fie fich weit rchwscher oder gar nicht, iind das, weil dann die OberRriche dzs Wdlers mit dern Oehl des I<amphers, wovon rnehr hinzii kiimrnt, als rerdunrten lrann ,. fortdauernd geliittigt bleibt. Auf einer grorsen WaKerflache warden dagegen auch fie in ihrhr Bewegung nicLt gerchwacht worden feyn.

YerJuch 14. Ich habe eine Reihe von Ver- Fuchen angeftellt, welche beweifen, tlafs f d l t alle Fjiiffiglteiten fiihig find, eine die antlere zurfich t i 1

itofsen oder von i h r zuriick gellorsen t i i werclen. Ich fiIhre h e r nur die hauptfachlichften Refultate clerfelben an. Die Flufliglieiien , welche i n cler folgenclen Lifte genannt find, treiben alle, wclche unter ihnen Itehn, zurilck, und wertlen von allen zuriick getriebeii, die ihnen voraii gehn.. Die, welche i n Eiiier Zeile ftehen, zeigen gleiclie Kraft uliJ ftiegen nich: eine ilber die andere, wie z. B. Haumiihl, Mohn - oiler Nclkeliohl, und zwei ar- tzn Nufs’si;hl; aber auch fie treiben alle tiefer fte- lientle zuriick, und werden von den ilber fie fte- -hen l ien vertrieben. Unter Zuruchr ibpn verftehe jch a t e r folgenrles: Ueberzieht man eiiie Glasplatte oder den Borten eines Tel le rs rnit e inr r cIiefer E’iar- Fg!;eitsn, und hringt cinen Tropfen irgend einer cler hiiher ftehenden Fliiffigkeiten darauf, Fo ver- breitet diefer Tropfen lich a b e r die FlPche des Gla-

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fes oder des T e l l e r s , und die a n d r e weich t zuruck, w i r J z u r u c k g e t r i e b e n , wie clas WaKer , womit man e inen Teller befeuchtet h a t , von einern Tro- pfen Oehl .

Von werrlen zuriick gntrieben

Aether '

A1 It o h ol Wefentliches PFefFerrnii nz6hl P feffer m 6 n zijhl Bcrgaihottijhl Origanurnohl Satureji jhl

Die fetteri Oehle u n d eine Men'- ge aridrer S u b - ftan:ten *) Reines Walrer

A1 k o ho l

Be rga rn ot tij h 1 (at11 e r i Tc h es) Das atherifche Oelil des Ori f inarm

Oehl d e r Saturey (Suturejn hortenlis) blohnijhl , BaL:mbhl, Nufssijhl und

wahrrcheinlich alle fetto Oehle

Reines Walfer Eine grofse Nenge Auflorungen crdiger, alkalin. u. metallifccher Salze, z. B. Alaunaufliihng

A 1 a u n a u f I d u n g Auflalung von Eirenvitriol Eif*nvitriolauflijf. Aiiflijfuiig von Kupfervitriol Iillpfzrvitriolaufliil. Auflhfiing ven Glauberb lz Glauberfalzaufl~f. Aufliifung von Salpeter -

Auflolung von Kochlalz A u f I o lung vo n Zin Ir vi tri 01

] AuEloIung von Salrniak **)

Sa1 pe terau f 1 of.

Koc h f a I zau f I ii l. Zi n It v i t r iol au f 1 B l.

*)'Man vergl. meine zwei te Abhandl.

**) Auch Itsfst Alkohol die Aetdmcge zuriicl; ; k o h l e ~ . Jhures Kali untl GuininiwnJer rertreiben reines W a J J e r ; und SeYenwaJfer I to l s t reines Walfer und rnehrere fixe Oekle zuriick:

P r e u o ft.

P r e v ojit.

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D i e Eigenfchaft, einander zuriIck zu treiben, ki jmmt nicht den erdigen, a l l~al inifchen und metal- l ifchen Salzen Eelbft, fondern n u r ihren Auflorun- gen zu. SO z. E. ftijfst ein Stiick Alaun - otter Kupfervitriol keinesweges das Salzwaffer zuriick, \Venn man es auf daffelhe legt.

Einige cliefer Verfuche fcheinen f a r die Er- k la rung ZLI fprechen , welche C a r r a d o r i fiir d s Zuruckweichen des Wrtffers auf einem be- ferichteten ?‘ellel-, vor andern Iciirpern, Siebt; fie find inclefs cler Erltlarung, welche ich felhft gege- ben habe, niclit weniger giinftig. Folgentle Verfo- che laffen fich , wie es mir fcheint , nicht Co leicht aus feiner Erklarung ableiten.

Yer,/iicii 15. Ich liefs einen Block Bluun fo ebnen, dafs e r eine A r t von Ti fch , 5 bis-7 2011 ins Quadrat , bilclete, liefs ihn reinigen und hori- zontal_ftellen, gofs bei jedem VerIuche von neuem etivas reines Warfer darauf, und 1interfuch:e nitti, welche Flilffigkeiten Waffer auf diefer Alaunebene. zum Weichen bringen wiirden. Folgende Stof- fe tr ieben clas Waffer gerade fo zurilck, als auf dem T e l l e r :

*

Aether, Alkohol , ein Stiick Kampher , Berga- mottiihl, ElfigCaure, kiiufliche rauchende SaIz. h u r e , gewohnliches ScheidewaIler , fliiffizes Ammonia[;, Nuk - und Eaurnohl.

A l l e diefe Fliiffigkeiten aufserten clielelde Wirkung gegen clas Waffer auf einem Ti fche aus

priiparirter Erde einer Fayancehbrik. Unter an-

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clern verhiilt fich a u f ihtn d e r All~oliol gerade fo wie ai i f G l ~ s otler aiif Clem Tel ler . Und doch kann man fich leiclit tiberzeugen, d a k der A1l:ohol zti ciieIqr Erde l teine fo grofse VerwancIt!;.!iaft or!er Anziehung der Oberfliiche h a t , nls ilas \J'Jf- ier.

Verhclz 16. Auch a u f einer eingetroclcnc- ten AuflcjTLing V O ~ Gummi i n Aetzlduge, tr iehen Aet l ier , A l k o h o l und Bergamottoti1 das Wal ' ie t z u r ii c I<.

Y e r f i c h 17. Tch hahe diefe Vtrft tche auch auf Eis wiederhohlt . Ein Tropfen Berganiottdbl verhreitet fich dabei i n einen fehr niedlichen Stern, tler atis .Veriiftelungen, wie ein Medufenkopf, be-

fteht. A e t h e r , Alkohol u n d ETfiSfiure rnachen die Eisfcheihe, w e n n fie n u r 9 bis 5 Linien d ick iCt , kniftern (pe'riller ou craquqr), und urn d e n Tropfen bildet fich eine Undulation, welche in einZr Menge concentrifcher dunner uncI an ein- ander gedrangter Kreire befteht, die fich irniner m e h r erwei tern, i n MaaCsgahe als neue entftehn, nach A r t d e r - K r e i l e , welche ein Stein e r reg t , den man in Waffer w i r f t , n u r mit .dem Unter- fchiede, rlafs ih rer verhsltnifsmafsig mehrere find. Diefe letzten Verfuche gelingen gleichmafsig auf ganz t rocknem Eire bei e iner Tempera tur von - 20 R1, u n d auf feuchtem Eife bei + 20 R. Warrne.

l c h habe cliefe Verfuche auf melirerlei Wei- und irnrner haben mir die R e l d - fe abgeandert ,

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tate bewiefen) clnfs clas Zuriiclivveichen des War- fers nicht (lurch eine g r b k e r e Ve’rwandtfchaft d e r iihligen ocler riecherrden Kijrper Z U ~ Glafe qcler ZLI ttem T e l l e r bewi rk t wircl. Ich ubergehe rneh- r e r e ) \<elche i n der Abhantllung belchrieben wer- d e n , von cler cliefes n u r ein Auszug iTt, (S. 158, A n m . , ) unc l begniige rnich, a l s fehr rnerkmiirtlig in feinein Detail den Verfuch zu einpfehlen, w e n n man Glas m i t einer Lage Gummiwaffer bedeckt, u n d a u f cliefcs einen Tropfen Alkohol oder Ae- t h e r . bringt. Noch niufs ich nnfuhren, clafs eiu Glasftab, den man i n Oehl getaucht iind mellr- niaIiIs 3IigewifcIit h a t , das Wdffer auf ciern feuch- ten Te l l e r f tark zuriick treiht. *) Ich tillerhf- fe es null den Naturforfchern, welche Iich Jie filiihe gehen wollen ) cliefe Verfuche mit eini- ger S o r g f J t zu wieclerhohlen , zu beurtheilen, ob be cler hleinung des Dr. C a r r a c l o r i gunltig find.

Es findet lich gegen diere hleinung ein f eh r treffencler Einwurf. U e i recht t rockner Luft, uncl auf recht trocknern u n d reinern Glafe , verbreitet fich ein T r o p f e n O e h l , A e t h e r , Alkohol , u. f. f . , nictit; e r bleibt darauf niehr ocler weniger con. v e s ) nach Verfchiedenheit feiner Katilr. Haucht man a b e r auf das Glas ein wenig Feuchtigkeit, fo

verhreitet e r fich iiber claffelbe fogleich. W a r u m wartet denn cliefe Verwandtkhaft des Oehls Illit

*) Man vergl. S. 150. d. H.

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der Q h c r f l k h e des Glafes oder des T e l l e r s die Gegenwart dcs Waflers a b , bevor fie fich au-

k e p t ?

5 .

B e r n c r k p n g e n i i b e t die v o r g e b l i c h e F I u . c l t e n a n z i e l i u n g Z r n i f c h e n O e h l u n d

U? .JS. r s r o n

D i f p a n , P r o f e l l o r d e r C h e i n i e z u T o u l o u r c . ’ )

Man lreilnt allgemein das fonclerbare Phino- m e n ) d d f s ein betriiohtliches Farbenfpiel (iriJu- t ion) acf d e r Oberflache des Waffers entftcht, w e n n man ejneo T r o p f e n Oehl darauf fallen Iifst. Ich l a f k mich n i r h t aLif die vielen Erklarungen, welche man frir diere Thatrache gegehen ha t , e i n ; es fcheint m i r , dafs man t ie allgemein allzu weit geruche ha t , uncl dafs dabei gar nichts Chemikhes i m Spiele ift.

Ein T r o p f e n - O e h l ) cler auf eine ruhige W n l - ferflache fzl l t , ift eine ICugel, die ans hochft be-

weglichen kleinen Theilcheri befteht , und fpeci- fifch leiclhter als das iVaTfer ift. Sic 4iiuf.s defbhalb geneigt feyn, fich iiber die Oberflache des Waf-

ferr

*) AnnaZes dr .Chimir, t. 57, (Jan. 1806,) p. 14.

d. H.

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fers n l s e jne ausnehnietlcl diinne Laze zu ver- breiten. Irn Auger,blicke, *\Venn fie auffallt, treibt fie e ine h la f fe Ct'al'kr, die i h r e r bewegenden Kriift en t rpr ich t , a u s cler S t e l l e ; abe r bald heb t d i e Gegenwi rkung cIes Waf fe r s den T r o p f e n wie- d e r empot-, und cla dann clie Oel i l the i lc l~en kein Hinclernifs f inden) gleiten fie bei i h r e r grofsen Rewegl ichkei t uher einancler w e g , unc l verhrei- te l l ficli r ings unilier, his tie eiiie I'ehr diinne Schich t iiber dern iVLiKer bilden.

A b e r je wei te r clas O e h l fich auf tliefe Art ve rb re i t e t ) deft0 m e h r ?leibung leirlet es vom Warfe r , unri dieres niac t i t , dafs entllich die Co- Ii if ion uberwiegend wirtl ) welche gltich anfangs t lurch clie Reac t ion cles Waffers iiberwunclen wur- cle. *) Die Oehl the i lchen niihern ficli clnher ein- a n d e r anfangs i n dem Umfange cles Raun i s , den iie einnehmen. Un te r luch t man den a u k e r n Urn- f ang in d e n Augenb l i cken , w e n n d a s O e h l auf-

*) Herr D i l p a n Ichreibt h i e r , w i e fchon zuvor, der Reaction des WaKers ZU, was i h r nicht zu- 1. ,umint, ..

rchiedenen Kraf te , welche bei diefer Erfchei- n u n g iin Spiele find, d e r Schwere des Oehls u n d des Waffrrs, dem Grade ihrer Fliiffigkeit, dei, Coii;ifion der Oehltheile und ihrer AdhaEon zuin WaCler , lich kr ine treffende Brgriffe zu maclien. Doc11 billig ,iiberlaCla ich es dern Le- fe r felbft , k i n e Schltiffe zu berichtigen, u n d feine Einwiirfe zu lieantworten.

Ann31. d. Phylik. B.2.i. Sr. 2. J. 1806. St. 10.

fcheint aucli iiber den Kampf d e r ver-

d. H.

N

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hijrt , fich auszudehnen) fo bernerk t m a n , c l a k e r aLts e ine r l l e t t e k l e ine r -1inrenf6rrniger OehItri jpf- then heltcht:. Bald nachhe r t r e n n t rich die gdn- g~ OehIflSclle a n unendl ich vie1 Stellen , und das

O e h l t r i t t i n e ine i\/lenSe Zhnlicber k le iner ] i n - iepfijrrniger lR1afren zularnmen, von denen (tie griifsten alltn3hlig zufarnmen fliersen) lo weit das i l ire K\:j'Iie e r ~ a i i t ) t , untl von tle;len clie lileinrten i n unentIIiclier.Zah1 i fo l i r t zuriick bleiben; unt l

dann bleibt alles i n Ruhe. >Ian fieht, w i e ' e s rnir fche in t , i n clicfern

VerTuclie n i ch t s ) w l i s die Annahrne e iner Fiiiclien- verwantltfchaft zwil'chen tfem W d h und Clem Oeh!e recli tfert igte, die niad erdacht hat, u i n i h r l 211 erlcliren. Wiire e ine fo lcbe ~ e r w a n c ~ t r c ~ i a f t w i rk l j ch vor l ianden , fo rniifsten Oehl und WaTl'er fich F l i c h e a n Fl.aclie l egen ; irn Gegentheile aber h"rt d i e ErCcheinitng mi t e ine r T r e n n u n g a d . A]]es k o m m t aiif e ine T h e i l u n g cles T r o p f e n s i n cine unenclliche Menge ande re r heraus. D i e Co- hifion (l'afJrtit8 d'aggrkgatioa) weicht zuerft tter Reac t ion des Fvaffers, uncl w e n n diefer Genijge g&-hehen i l t , nimrnt fie i h r R e c h t wietler ejn. D ~ ~ ' ift a l l e s , was i ch i n d e m P h s n o m e n e fehe.

Dafs ein zwe i t e r T r o p f e n O e h l , den m a n

h inzu brin'gt, nachdem die W r k u n g des erften vorbe i 'ift, an dern O r t e nnbeivegt bleiht , wo e r auf fz l l t , bleibt zwar noch zu e rk l s r en ; l i eg t h j e rvon abe r n ich t d i e Urfache i n dern \vicferftan-

& l e , d e n cIie vielen k le inen Oehltropfclien ). (lie

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auf de r Wafferfla'che zerftreut find, der Verbrei- tung defelben leirten ? Diefe kleinen Tropfchen verhalten f c h wie frernde Korper , und erforclern eine gewirfe Kraft, urn i n Bewegung gefetzt zu werden. Man fieht leicht e in , dafs, wenn diefe Traghei t auch nur der Reaction des Waffers ge- gen den Tropfen gleicH ift , diefes l inreicht, dafs der Tropfen durch k i n e eigne CohZGon zurnck gehalten wercle.

Icli bin urn fo inehr geneigt, diefe ErklHrung anzunehmen, da es nicht allgeniein rkht ig if t , dafs ein zweiter Tropfeu rich auf Waffer nicht verbreiten kanne , iiher das fchon ein Tropfen fjcll ausgedehnt hat. Ich nahm verrnittelft cines Haars einea fehr kleiiien Oehltropfen; e r er- zeugte auf Clem Waffer das gewohnliche Farbtln. fpiel (irifution); eiri zweiter erreste es aufs neue; und dann wicclerum ein dritter Tropfeii , den ich pus einern lilbernen Lijffel fallen liefs. Aber noch ein Tropfen aus dern Lijffel b'lieb ohne Wirkung. BIan fieht, dal's zuletzt de,r t u aberwindende Wi- clerftand zu betriichtlich war, vorhergehcnckn Tropfen rich kaurn noch zeigte.

Endlich hier nocli eine andere Bernerkung, \vclche rnir diefes Raifoonement zu heftstigen lccheint. Sje betrifft die farbigeo concentrifchen Kreife o&r Ringe, die bei diefem Verfuche entftebn. Diefe l<reife folgen , wie inan weirs, einer auf den andern fehr fchnell, und doch aiif eine fehr net- te und fehr befttimnitt: Weife. Das Gelh nimm:

inclefs er hei

N 2

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jmlner den aufsern, und das Violett den i n n e r n T h e i l deffelben ein. Diefe Abftufung, welche fur alle Ringe diefelbe ift, zeigt, wie es mir fcheint, clafs fie abwechfelnd dicker u n t l cliinner f i n d , und

dafs folglich das Oehl fich vorn Tropfen wie durch Ofcillationen trennt. Dieles ft immt fehr gut zu d e r Erk larung des Phiinomens, welches jch ge- geben habe. Denn beruht es a u f clein Kampfe der Reaction des \lraffers mit der Cohaflon der Oehl- theilchen unter e inander , fo, ift es fehr begreif- l i c h , clafs abwechfelnd die eine uncl die andre rtie Oberhand hat, bis fie fich beiclerleits ro g e f c h ~ s ~ h t haben , dals alles zur Rube kornmt. So kbmmt ein Kijrper, der auf dem Waffer fchwimrnt, wenn

man i h n uoter taucht , erf t nach einigen Schwan- kungen- in Huhe.

I c h weirs nicht, was man zu diefer Erk ls - r u n g denken wird ; doch fcheint es m i r noch m e h r Schwierigkeit zu haben, zur ErklZrung diefer Thatfachen die Hypothefen welche man verge- tragen hat zuzdaffen.

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