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EINSATZNAH AUSBILDEN VS – NfD Hilfen für den Gefechtsdienst aller Truppen DSK H1217320027 Heeresamt 2010

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EINSATZNAH AUSBILDENVS – NfD

Hilfen für den Gefechtsdienst aller Truppen

DSK H1217320027

Heeresamt

2010

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EINSATZNAH AUSBILDENVS – NfD

Hilfen für den Gefechtsdienst aller Truppen

DSK H1217320027

Heeresamt

2010

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Heeresamt Köln, XX. Juni 2010

Abteilungsleiter II

Ich gebe die Ausbildungshilfe

Einsatznah AusbildenHilfen für den Gefechtsdienst aller Truppen

VS – NfD

heraus.

Im Auftrag

Im Original gezeichnet

Spindler

Die Ausbildungshilfe Einsatznah Ausbilden, Hilfen für den Gefechtsdienst aller Truppen, Nachdruck 1997, tritt hiermit außer Kraft und ist zu vernich-ten.

Federführung: Heeresamt (HA II 1)

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

Den Kameraden,

die im Einsatz für den Frieden

ihr Leben gelassen haben.

Ehrenmal der Bundeswehr1

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

Vorbemerkung

Es ist unendlich wichtig, dass der Soldat, hoch oder niedrig,

auf welcher Stufe er auch stehe, diejenigen Erscheinungen

des Krieges, die ihn beim ersten Mal in Verwunderung und

Verlegenheit setzen, nicht erst im Krieg zum ersten Mal sehe;

sind sie ihm früher nur ein einziges Mal vorgekommen,

so ist er schon halb damit vertraut.

Clausewitz

Die Ausbildungshilfe „Einsatznah Ausbilden“ verfolgt das Ziel, einen Beitrag

dazu zu leisten, dass unsere einsatzorientierte Ausbildung in der Truppe

abwechslungsreich und methodisch geschickt durchgeführt werden kann.

Um dies zu gewährleisten, wird dem Ausbilder / der Ausbilderin eine Mög-

lichkeit an die Hand gegeben, sich selbst gezielt weiterzubilden, aber auch

wahre Begebenheiten als explizite Beispiele in die Ausbildung mit einflie -

ßen zu lassen. Gerade die dargestellten „Bilder“ sind es, die Interesse we -

cken, Verständnis hervorrufen und dafür sorgen, dass unsere Soldatinnen

und Soldaten den Sinn der Ausbildung verinnerlichen. Ein tatsächliches, in

der Realität geschehenes Ereignis erzeugt Betroffenheit und macht Szena -

rien greifbarer. Dies gilt insbesondere dann, wenn nachvollziehbar gemacht

wird, dass die Beispiele nicht „aus der Luft gegriffen“ sind, sondern jedem

Einzelnen in einer Einsatzsituation in dieser oder ähnlicher Art und Weise

widerfahren können.

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

Dieser Tatsache ist es geschuldet, dass die vorliegende Ausbildungshilfe

vollkommen neu gestaltet wurde. Der bisher gewählte methodische Ansatz,

vorrangig auf kriegsgeschichtliche Beispiele aus dem 2. Weltkrieg zurück -

zugreifen, greift in der heutigen Einsatzrealität zu kurz. Die Begründung

hierfür wird in Kapitel 1 näher dargestellt. Da die gegenwärtige Einsatzreali -

tät der Bundeswehr allerdings auch nicht alle denkbaren Szenarien abbil -

det, wird in der Neuauflage der Ausbildungshilfe teilweise mit Beispielen

gearbeitet, die nicht „tagesaktuell“ sind, die aber dennoch geeignet sind,

auch heute noch gültige taktische Einsatzgrundsätze anschaulich darzu -

stellen und Lehren daraus zu ziehen.

Um eine möglichst hohe Verständlichkeit der Ausbildungshilfe zu erzielen,

sind die einzelnen Kapitel grundsätzlich identisch aufgebaut:

o Zunächst erfolgt die Darstellung eines oder mehrerer Beispiele mit

unterschiedlichem historischen Hintergrund.

o In einem nächsten Schritt wird dieses Beispiel (auch hinsichtlich sei -

nes historischen Hintergrundes) bewertet.

o Abschließend werden aus diesen Bewertungen Folgerungen gezo-

gen, wie die heutige einsatznahe Ausbildung zu gestalten ist.

Um eine bessere Lesbarkeit sicherzustellen, werden alle Quellenangaben,

Vorschriftenzitate und Hintergrundinformationen mit Fußnoten gekenn -

zeichnet und geschlossen am Ende des Textes aufgelistet. Die Verständ -

lichkeit des Textes wird dadurch nicht eingeschränkt, die zusätzlichen Infor -

mationen schaffen bei Bedarf die Basis für eine vertiefende Beschäftigung

mit einzelnen Themenbereichen.

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

Für die Bewertung der aufgeführten Beispiele gilt der Grundsatz, dass die -

se aus ihrer Zeit heraus zu verstehen sind und keine „Heldentaten“ glorifi -

zieren oder ideologische Weltanschauungen verherrlichen. Die Beispiele

sind alle historisch verifiziert oder beruhen (wie die Beispiele aus der jünge -

ren Vergangenheit) auf schriftlichen Zeugenaussagen. Aus datenschutz -

rechtlichen Gründen wurden allerdings teilweise Namens- und Einheitsan -

gaben abgeändert.

Die Ausbildungshilfe ersetzt weder Vorschriften (einschließlich der Sicher -

heitsbestimmungen) noch Erlasse oder Befehle. Sie kann damit nicht zur

alleinigen Vorbereitung der Ausbildung genutzt werden, sondern sie gibt

Tipps, Anregungen und Beispiele, den militärischen Dienst einfallsreich und

realitätsnah zu gestalten. Wie sie also umgesetzt wird, hängt vom individu -

ellen Vorstellungsvermögen der Ausbilder ab. Sie sind dafür verantwortlich,

die Theorie einsatznah in die Praxis umzusetzen. Nichts ist der Ausbildung

der Soldaten abträglicher als ein einfallsloses, schablonenhaftes „Abarbei -

ten“ des Gefechtsdienstes!2 Warum wird beispielsweise beim Überwinden

der Hindernisbahn vom Ausbilder befohlen: „MG-Feuer von rechts!“? Der

Einsatz von Manövermunition oder die Nutzung eines Abspielgerätes mit

entsprechenden Geräuschen ist wesentlich realistischer und einprägsamer.

Dies trägt zu einem hohen Erlebniswert bei und hilft darüber hinaus, die

Anforderungen kontinuierlich zu steigern.3 Um dieses Ziel zu erreichen,

sind aber der Wille und die Kreativität der Ausbilder gefragt! Innerhalb der

Grenzen von Vorschriften, Sicherheitsbestimmungen und den Grundsätzen

der Inneren Führung gibt es unzählige Möglichkeiten, anhand derer unsere

Ausbildung einsatznäher gestaltet werden kann.

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

Um diesem Anspruch der Einsatznähe gerecht zu werden, ist die Mitarbeit

jedes einzelnen Lesers notwendig: nur durch die Ergänzung der einzelnen

Kapitel um Erfahrungen und Erlebnisse aus dem heutigen Einsatzspektrum

kann eine lebendige Arbeitshilfe entstehen, die für die praktische Ausbil -

dung unserer Soldatinnen und Soldaten wertvolle und aktuelle Hinweise

enthält. Jeder ist daher aufgefordert, Änderungsvorschläge oder eigene

Beispiele (eventuell ausgezeichneter Soldatinnen und Soldaten) einzubrin -

gen, welche dann vom Heeresamt geprüft und beim Änderungsdienst, wel -

cher in regelmäßigen Abständen erfolgen wird, berücksichtigt werden. Als

Ansprechstelle dient hier:

Heeresamt II 1

Brühler Strasse 300

50968 Köln

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

Inhaltsverzeichnis

DSK H1217320027 1

DSK H1217320027 1

Vorbemerkung 2

Inhaltsverzeichnis 7

1. Einsatzrealität heute 11

2. Allgemeine Grundsätze 15

VASE 15

2.1.1 Verbindung 15

2.1.2 Aufklärung 21

2.1.3 Sicherung 26

2.1.4 Erkundung 35

FAST 38

2.2.1 Feuerbereitschaft 38

2.2.2 Auflockerung 45

2.2.3 Schanzen (Härten) 46

2.2.4 Tarnen 47

3. Allgemeine Aufgaben in Landoperationen 53

ABC-Abwehr und Schutzaufgaben 53

Abwehr von Bedrohung aus der Luft 657

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

Fördern und Hemmen von Bewegung 67

Logistische Unterstützung 70

Marsch und Konvoi 74

Panzerabwehr 82

Sanitätsdienstliche Unterstützung 86

Sicherstellung der Führungsfähigkeit 102

4. Einsatzumfeld 112

Bevölkerung 112

Interkulturelle Besonderheiten 115

Eingeschränkte Sicht 120

Klimatische Bedingungen 123

Schwieriges Gelände 128

Urbanes Umfeld 129

Zusammenarbeit mit anderen Ressorts und

Organisationen 138

5. Rechtliche Grundlagen im Einsatz und „Rules of Engage-ment“ 144

6. Führung und Fürsorge vor, während und nach dem Einsatz148

Einsatzvorbereitung 148

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

Vielschichtigkeit der Einsatzbelastungen 151

Leben im Feldlager 163

Verhalten gegenüber Medien 167

Umgang mit Verwundung und Tod 179

Einsatznachbereitung 182

Bemerkungen 188

Quellenverzeichnis 189

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

1. Einsatzrealität heute

Die Rahmenbedingungen für den Einsatz deutscher Streitkräfte haben sich

in den letzten Jahrzehnten erheblich verändert. Während zur Zeit des Kal -

ten Krieges bis 1990 die plakative Devise zu hören war, „Kämpfen können,

um nicht kämpfen zu müssen“ und die Bundeswehr sich darauf vorbereite -

te, im Rahmen des „General Defense Plan“4 an der innerdeutschen Grenze

zu verteidigen, zählen heute die internationale Konfliktverhütung und Kri -

senbewältigung einschließlich des Kampfes gegen den internationalen Ter -

rorismus zu den wahrscheinlicheren Aufgaben der Bundeswehr. Dane-

ben umfasst der Aufgabenkatalog der Bundeswehr die Unterstützung von

Bündnispartnern, den Schutz Deutschlands und seiner Bevölkerung, Ret -

tung und Evakuierung, Partnerschaft und Kooperation sowie subsidiäre

(unterstützende) Hilfeleistungen.5

Um der Forderung nachzukommen, Krisen und Konflikten rechtzeitig dort

zu begegnen, wo sie entstehen und dadurch ihre negativen Wirkungen von

Europa und den deutschen Bürgern möglichst weitgehend fernzuhalten, 6

darf die Bundeswehr auf der Grundlage des sogenannten „Streitkräfteur -

teils“ vom 12. Juli 1994 auch zu Auslandseinsätzen herangezogen werden,

wenn der Deutsche Bundestag einem solchen Einsatz zustimmt. 7

Aber nicht nur die rechtlichen Voraussetzungen hinsichtlich eines Einsatzes

der Bundeswehr haben sich geändert, auch die weltweiten Krisen und Kon -

flikte, die einen potenziellen Einsatz von Streitkräften erfordern, sind ihrem

Ursprung und Charakter nach von anderer Qualität. 8 Während zur Zeit des

Kalten Krieges noch eine deutliche symmetrische, zwischenstaatliche Be -

11

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

drohung vorherrschte, bei der man sich einem klar definierten Gegner ge -

genüber sah, so prägen überwiegend asymmetrische Bedrohungsfelder die

heutige Einsatzrealität.9 Der Einsatz von Streitkräften erfolgt häufig zur Be-

wältigung von innerstaatlichen Konflikten, darüber hinaus ist er oftmals von

einer Bedrohung aus verschiedenen Richtungen durch einen teilweise nicht

sofort zu identifizierenden Gegner gekennzeichnet. Aufgrund ihrer Entste -

hungsgeschichte und der politischen, gesellschaftlichen, ökonomischen

und sozialen Rahmenbedingungen10 sind die Streitkräfte nicht die einzigen

aktiv Handelnden im Einsatzland. Den Krisen und Konflikten ist nicht allein

durch militärische Maßnahmen zu begegnen.

Um sich diesen Rahmenbedingungen anzupassen, befindet sich die Bun -

deswehr selbst in einem ständigen Wandel, dem Prozess der Transformati -

on.11 Durch strukturelle Anpassungen sollen damit neben dem Schutz

Deutschlands auch nationale Rettungs- und Evakuierungsoperationen, Sta -

bilisierungsoperationen und anderweitige internationale Verpflichtungen be -

wältigt werden (zu diesen internationalen Verpflichtungen zählen insbeson -

dere die EU BG12 und die NRF13). Die Gleichzeitigkeit von Anpassung und

Einsatzverpflichtung ist dabei die Realität.

Im Rahmen der Ausbildung gilt es nun, all diesen Herausforderungen ge -

recht zu werden. Wir müssen dazu in der Lage sein, sowohl im Gefecht ho -

her Intensität zu bestehen, als auch Operationen durchzuführen, bei denen

allein die Präsenz von Streitkräften erfolgversprechender ist als ein Waffen -

einsatz. Um diesen Spagat in der Ausbildung zu bewältigen und im Einsatz

zu bestehen, müssen alle Soldaten des Heeres über die Befähigung zum

Kampf verfügen.14 Diese einheitliche Basis gilt es bei jeder Ausbildung im

Hinterkopf zu behalten. Auf dieser Grundlage ist es notwendig, die Ausbil -12

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

dung lagegerecht sowie zielorientiert an das aktuelle dynamische und kom -

plexe Einsatzumfeld anzupassen. Dabei sind gezielt Schwerpunkte zu set -

zen. Beispiele hierfür sind eine intensivierte Ausbildung zum Einsatz im ur -

banen Umfeld, die Förderung der interkulturellen Kompetenz oder das Ver -

halten gegenüber Medien. Die heutige, sich ständig ändernde Einsatzreali -

tät zwingt uns also zu einem permanenten Hinterfragen dessen, was und

wie wir ausbilden, um den vielen unterschiedlichen Szenarien möglicher

Einsätze gerecht zu werden. Hier ist die Kreativität von uns Ausbildern ge -

fragt: allgemeine Grundsätze in der Ausbildung müssen mit aktuellen Ge -

gebenheiten verknüpft werden.

„Einsatznah ausbilden“ heißt heute also immer, ein sehr breites Spektrum

an Themenbereichen abzudecken. Es heißt aber auch, Grundsätze zu ver -

mitteln und unsere Soldatinnen und Soldaten dazu zu befähigen, diese

Grundsätze situationsangemessen anzuwenden. Soweit eben machbar

und soweit es unsere Sicherheitsbestimmungen zulassen, müssen wir das

Unbekannte unseren Soldatinnen und Soldaten bekannt machen. Weiter -

hin ist schon in der Ausbildung auf möglicherweise kurzfristig auftretende

Lageänderungen aufmerksam zu machen. Alle Soldaten sind dafür zu sen -

sibilisieren. „Einsatznah ausbilden“ bedeutet aber auch zu verstehen, dass

Soldaten keine Maschinen sind, die man lediglich mit Drill und Standards

auf den Einsatz vorbereiten kann, sondern dass neben diesen Grundlagen

auch eine Vielzahl an „weichen“ Faktoren im heutigen Einsatzumfeld von

entscheidender Bedeutung sind. Die militärische Ausbildung muss demzu -

folge neben den zwingend notwendigen handwerklichen Elementen sowohl

Elemente der mentalen als auch der psychischen Ebene berücksichtigen.

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

2. Allgemeine Grundsätze

Im Rahmen jeder militärischen Ausbildung gilt es, Grundsätze zu beachten,

die allgemeine Gültigkeit besitzen. Die in diesem Kapitel dargestellten Aus -

bildungsinhalte bilden damit die Klammer um alle weiteren Ausbildungsge -

biete. Sie sind dabei lagegerecht je nach Auftrag und Einsatzintensität in

unterschiedlicher Priorität anzuwenden. Diese Grundsätze dürfen in der

Ausbildung nur dann vernachlässigt werden, wenn wiederholt explizit dar -

auf hingewiesen wurde, dass einer der Grundsätze zugunsten des Ausbil -

dungsziels nicht beachtet wird (beispielsweise im Rahmen einer Erstausbil -

dung).

Um die allgemeinen Grundsätze prägnanter darzustellen, werden diese an -

hand der Merkwörter „VASE“ und „FAST“ erläutert.

VASE

Hinter dem Merkwort VASE verbergen sich die Grundsätze

Verbindung – Aufklärung – Sicherung – Erkundung.

Diese Grundsätze dienen vor allem dazu, überraschender feindlicher Waf -

fenwirkung zu entgehen.

2.1.1 Verbindung

(1) Nachlässigkeiten nach frühem Erfolg15

„Wir standen kurz davor, die Zielpersonen festzusetzen! Der Auf -

trag war fast erfüllt. Es lief alles hervorragend. Aber bei unserem

schnellen Vorgehen haben wir (der 1. Stoßtrupp) die Einbruchstelle

15

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

und die genommenen Häuser nicht freundseitig markiert. Dann ist

es passiert: durch Gefechtslärm, Staub und Qualm in der Sicht be -

hindert, führt unser nachfolgender Stoßtrupp den Feuerkampf mit

lafettiertem MG in die Häuser, die wir selbst schon besetzt hatten.

Vier meiner Soldaten wären dabei schwer verwundet geworden,

hätte es sich nicht um eine Übung gehandelt.“

Bewertung:

o Fehlende Verbindung kann schnell zu hohen eigenen Verlusten füh -

ren.

o Das schnelle und erfolgreiche Vorgehen führte dazu, nachlässig zu

agieren. In der Folge wurden wichtige Einsatzgrundsätze nicht mehr

berücksichtigt.

Folgerung:

o Verbindung halten ist in einer Einsatzsituation entscheidend. Sie be -

ruht nicht nur auf Sicht-, sondern auch auf Hörverbindung. Damit ist

sie wesentliche Voraussetzung, um die Bekämpfung eigener Kräfte zu

vermeiden.

o Fehlende Verbindung kann zu Verlusten durch eigene Kräfte führen

(„Friendly Fire“). Dies führte in zurückliegenden Operationen (z.B. der

Operation „DESERT STORM“) dazu, dass auf Seiten der Alliierten

knapp ein Viertel aller Gefallenen auf diese Weise ums Leben ka -

men!16

o Jede Möglichkeit nutzen, in Gefechtspausen Verbindung herzustellen

und wenn möglich wieder die ursprüngliche Gefechtsgliederung ein -

nehmen.

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

o Verbindung halten ausbilden ist wichtig und dabei einfach:

- Übermittlungszeichen ständig anwenden: Auf dem Marsch wie im

Gefechtsdienst, auf der Hindernisbahn wie im

Technischen Bereich,

- nur wer immer wieder „lautlos führt“, erzieht zur Aufmerksamkeit und

nebenher zur Geräuschdisziplin.

o Im Gefechtslärm und wenn Lautlosigkeit geboten ist, gewährleisten al -

lein Übermittlungszeichen eine sichere Verständigung.

o Bei Handzeichen: Handschuh aus!

o Wenn erforderlich: Signalpfeife zum Führen verwenden!

o NATO standardisierte Zeichen ausbilden und bei allen Gelegenheiten

anwenden!

Merke:

JEDER muss grundsätzlich Verbindung halten!

(2) Absicherung einer Operation17

„Das ist schon eine Herausforderung: mitten in FAIZABAD eine

Operation abzusichern! Zivilbevölkerung nicht zu gefährden! Ich

habe dazu zwei Züge Infanterie, EOD-Kräfte, Scharfschützen und

das Kompanieführungselement eingesetzt. Alles wurde vorher ge -

nau besprochen, verschiedene Szenarien gedanklich durchge -

spielt. Wer braucht welche Informationen? Wann folgt welche Es -

kalationsstufe? Zum Einsatzbeginn haben die beiden Infanteriezü -

ge den Ort durch Kontrollpunkte gesichert und hielten dabei enge

17

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

Verbindung zu den Scharfschützen, die sowohl stationär, als auch

beweglich im Ortskern eingesetzt waren. Sobald etwas Verdächti -

ges geschah, begann unser unsichtbarer Informationsfluss. Durch

gute Funkverbindung auf VHF- und IdZ-Basis 18 sowie durch im

Vorfeld vereinbarte Zeichen und ständiger persönlicher Verbin -

dungsaufnahme der Kräfte untereinander war es der Zivilbevölke -

rung nicht möglich, die Operation zu stören. Somit konnte der Auf -

trag reibungslos durchgeführt werden.“

Bewertung:

o Die gute Vorbereitung des Einsatzes war ausschlaggebend für den Er -

folg.

o Die Elemente der Führungsunterstützung trugen dazu bei, kein Aufse -

hen zu erregen.

o Das „Verbindungs-Netzwerk“ aller beteiligten Kräfte war lückenlos und

ließ keinen Platz für „Eindringlinge“.

Folgerung:

o Herstellen und Halten von Verbindungen ist wesentlicher Bestandteil

der Ausbildung auf allen Ebenen.

o Vor allem sind hierbei stets Alternativen vorzubereiten und zu befeh -

len, wie beispielsweise die Verwendung von Sichtzeichen oder der

Einsatz von Signalmunition.

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

(3) Einbruch ohne Unterstützung19

„Unser Chef hatte es bei der Befehlsausgabe mit dem Vorgescho -

benen Beobachter (VB Mörser) genau abgesprochen: wenn in den

frühen Morgenstunden der Angriff auf die Ortschaft erfolgt, sollte

dieser die Feuerunterstützung im rückwärtigen Raum der Ortschaft

sicherstellen. Im weiteren Verlauf des Gefechtes sollte das Feuer

dann so verlegt werden, dass dem Feind das Heranführen von

Verstärkungskräften / Reserven verwehrt werden kann. Es kam

aber anders: der Angriffsbeginn musste lagebedingt früher erfol -

gen, und wir hatten plötzlich keine Verbindung zum VB! Unser

Kompaniechef entschloss sich daher, ohne vorbereitendes Mörser -

feuer anzugreifen. Was blieb uns anders übrig? Unter schweren

Verlusten gelang es auch, eine Einbruchstelle zu schaffen, die je -

doch nur kurze Zeit zu halten war. Der Feind führte aus der Tiefe

der Ortschaft Verstärkungskräfte heran, führte mit diesen einen

Gegenstoß und bereinigte die Einbruchstelle.“

Bewertung:

o Fehlende Feuerunterstützung durch Mörser führte zu erheblichen Ver -

lusten im Angriff und zum erfolgreichen Heranführen feindlicher Kräfte

aus der Tiefe.

o Die fehlende Verbindung zum VB wurde erst dann festgestellt, als es

für die Operationsdurchführung schon zu spät war.

Folgerung:

o Spätestens im Verlaufe des Angriffs hätten alle Maßnahmen zum Her -

stellen der Verbindung ergriffen werden müssen.

19

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

o Verbindung halten von unten nach oben im Sinne des Auftrages, aber

gerade im Gefecht auch von oben nach unten durch Ausschöpfen aller

Mittel und Möglichkeiten.

o Führt dies nicht zum gewünschten Erfolg, ist der Einsatz von Meldern

unumgänglich.

(4) Friendly Fire20

„Bei einem besonders tragischen Zwischenfall im Februar 1991

schossen zwei im Gefecht stehende US-Panzer (…) aufeinander.

Granaten einer irakischen Panzerabwehrkanone hatten nicht mehr

als einige Funken verursacht, als sie vom Kampfpanzer M1A1 „Ab-

rams“ abprallten. Die Besatzung deutete die Treffer als Einschläge

von Panzergeschossen, darüber hinaus sah sie in ihren Wärme-

bildgeräten das Feuer von Panzerkanonen und schoss sofort zu -

rück. (…) Alle Besatzungsmitglieder waren auf der Stelle tot. In der

Summe ging beinahe ein Viertel aller Verluste der Koalition auf das

Konto von Friendly Fire.“

Bewertung:

o Die Lage wurde von der Panzerbesatzung falsch beurteilt. Die Panzer -

abwehrkanone wurde fälschlicherweise für einen Panzer gehalten.

o Die falsche Lagebeurteilung basiert auf der fehlenden Verbindung zu

den eigenen Teilen: hätte diese bestanden, hätte man den Beschuss

richtig eingestuft.

20

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

Folgerung:

o „Situational Awareness“, d.h. (unter anderem) die Kenntnis des genau -

en Standortes der eigenen Truppe, der Nachbarn und von Zivilisten,

ist eine entscheidende Form des Verbindunghaltens.

o Diese „Situational Awareness“ erfordert Aufmerksamkeit, Konzentrati -

on und die genaue Kenntnis darüber, wie sich die eigene Truppe ver -

hält. Alles das kann man durch das Stellen von realistischen Bildern

mit gut eingewiesenen Rollenspielern üben.

o Für eine Vielzahl an möglichen Szenaren stellt drillmäßiges Verhalten

sicher, dass Soldaten genau wissen, wie sich die eigene Truppe ver -

hält. Friendly Fire kann dadurch vermieden werden.

2.1.2 Aufklärung

(1) Freund oder Feind?21

„Unser Spähtrupp fuhr dem vermuteten Feind entgegen. Wir nä -

herten uns überschlagend einer Waldbürste und hatten dort einen

Beobachtungshalt durchzuführen. Beim Heranfahren an die nächs -

te Deckung geriet der vordere Schützenpanzer (SPz) plötzlich un -

ter Feuer einer Maschinenkanone und fuhr so in Stellung, dass er

von meiner Stellung nicht mehr einsehbar war. Dann Ruhe, keine

Verbindung zum vorderen SPz. Ich verblieb mit meinem SPz in

derzeitiger Stellung und beobachtete über das Wärmebildgerät

(WBG) das Waldstück. Plötzlich eine Wärmequelle, aber nicht

identifizierbar, ob Freund oder Feind. Ich nahm mein DF und er -

kannte einen Soldaten, der ebenfalls vom Panzerturm in unsere

Richtung beobachtete. Dann erkannte ich etwas Rotes am Ober -

arm, Feind. Feuer aus allen Rohren!“ 21

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

Bewertung:

o Aufklärung und Verbindung sind teilweise eng miteinander verzahnt:

wenn die Verbindung sichergestellt ist, können Aufklärungsergebnisse

geteilt und die Lage besser beurteilt werden.

o Im Gefecht rasch sichere Aufklärungs- und Beobachtungsergebnisse

zu gewinnen, ist schwierig. Deshalb kommt es darauf an, erkannte

Ziele weiter zu beobachten, bei unklarer Lage zu melden und bei ein -

deutig erkanntem Feind den Feuerkampf aufzunehmen.

Folgerung:

o Im Gefechtsdienst sind Soldaten zur präzisen und ständigen Beobach -

tung zu erziehen.

o Zur Beobachtung eingeteilte Soldaten rechtzeitig ablösen, da Auf -

merksamkeit und Konzentrationsfähigkeit nachlassen können.

o Sich darauf zu verlassen, dass es sich bei erkannten, aber noch nicht

identifizierten Kräften „schon nicht um Feindkräfte handelt“, kann le -

bensgefährlich sein!

(2) Scheitern einer Operation trotz erfolgreicher Aufklärung22

Während der Dämmerung bekam der Aufklärungstrupp „AUGE“

den Auftrag, ein Ausbildungslager irregulärer Kräfte im Bereich ei -

nes Hochplateaus aufzuklären. Beginn der Aufklärung war 20 Mi -

nuten nach der Befehlsausgabe durch den Bataillonskommandeur.

In dieser Zeit galt es, alle vorbereitenden Maßnahmen abzuschlie -

ßen. Rückkehr war nach max. 6 Stunden befohlen. Der Ausbil -

dungsstand der Soldaten war niedrig. Zu Beginn der Aufklärung la -

22

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

gen die Temperaturen nur knapp über Null Grad. Es setzte starker

„Eisregen“ ein und die Sicht betrug nur noch wenige Meter. Die

Nachtsichtgeräte beschlugen und vereisten. Das Funkgerät SEM

70 trug der Funker in der Tragetasche auf dem Rücken. Der Auf -

klärungstrupp kam nur langsam voran. Es dauerte 3 Stunden, bis

eine Wegstrecke von 2000 m und 250 Höhenmetern zurückgelegt

war. Feindkräfte im Zuge des Aufklärungsweges wurden erkannt.

Der eigene AufklTrp blieb unerkannt, ließ sich überrollen und folgte

im Rücken der sich in Richtung der eigenen Truppe annähernden

Feindkräfte. Es bestand zu dieser Zeit keine Funkverbindung zur

eigenen Truppe. Am Funkgerät wurde vor Abmarsch keine Funkti -

onsüberprüfung durchgeführt. Beim kräftezehrenden Versuch, den

Feind links umfassend über einen Höhenrücken zu überholen, um

Verbindung zur eigenen Truppe herzustellen und Feindkräfte zu

melden, gingen die Ersatz-Antenne und sämtliches Zubehör des

Funkgerätes verloren. Außerdem waren die Männer zu erschöpft,

um den Feind zu überholen. Die irregulären Kräfte stießen unbe -

merkt in die offene Flanke einer laufenden Operation der eigenen

Truppe. Dies führte zum Scheitern der gesamten Operation. Die

Aufklärung wurde erst nach 16 Stunden herausgelöst.

Bewertung:

o Für die Vorbereitung auf einen solchen Auftrag sind 20 Minuten zu we -

nig Zeit.

o Erst bei Feindkontakt stellte man fest, dass das Funkgerät nicht ein -

satzbereit war.

23

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

o Die Ausrüstung, gerade die Fm-Ausrüstung, wurde auf ihren Einsatz

nicht vorbereitet.

o Der Aufklärungstrupp war aufgrund des sehr umfangreichen Auftrags

körperlich so geschwächt, dass er nicht in der Lage war, die eigene

Truppe vor den irregulären Kräften zu erreichen.

Folgerung:

o Nicht nur die Aufklärung benötigt Zeit, sondern auch die Vorbereitung.

Diese muss sich nicht nur auf die materielle, sondern auch auf die per -

sonelle Vorbereitung beziehen.

o Bei der Erteilung von Aufklärungsaufträgen müssen immer die Witte -

rung, unbekanntes Gelände und die Sichtbedingungen berücksichtigt

werden. Diese Faktoren können eine erfolgreiche Aufklärung viel zeit -

aufwändiger machen.

o Der militärische Führer muss in seiner Auftragserteilung den Ausbil -

dungsstand der Soldaten berücksichtigen.

(3) Den Höhenrücken im Blick23

„Wieder waren wir mit unseren FENNEKS rausgefahren. Wieder

zwei Tage außerhalb des Lagers, ohne externe Versorgung. Aber

nur so konnten wir unseren Auftrag sinnvoll ausführen. Es galt,

Quellen zu verifizieren, die einen groß angelegten Waffenschmug -

gel ankündigten. Uns wurde zwar ein Einsatzraum zugewiesen,

aber alles andere machten wir selber. Wir führten ständige Stel -

lungswechsel durch, legten Beobachtungsbereiche fest und trafen

zweckmäßige Personaleinteilungen, um eine gewisse Schichtfähig -

keit sicherzustellen. Und dann standen wir da: mitten in der Nacht,

24

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

unsere Beobachtungs- und Aufklärungsausstattung (BAA) lief, die

Hand am Joystick, den Blick auf den kleinen Monitor vor uns ge -

richtet. Wieder passierte nichts. Wir schwenkten ständig die BAA

und plötzlich waren zwei Personen zu erkennen, die sich abseits

eines Weges am Gebüsch zu schaffen machten. Wir meldeten so-

fort an das Joint Operations Center (JOC) und beobachteten wei -

ter. Schnell bekamen wir die Information, dass eine Patrouille in

der Nähe sei, die jetzt den Auftrag erhalten habe, sich der Stelle zu

nähern. Die beiden Personen hatten wir deutlich im Blick. Fahrzeu -

ge oder weitere Personen waren nicht zu erkennen. Ständig hielten

wir die JOC auf dem Laufenden. Bald kam dann auch die Patrouil -

le, und wir konnten genau verfolgen, wie die zwei Personen sich

hinter einer von uns nicht mehr einsehbaren Erhebung aus dem

Staub machten. Zwar konnten wir die Fluchtrichtung noch weiter -

melden, aber die Patrouille konnte nur noch feststellen, dass dort

wohl ein Fahrzeug geparkt war, welches allerdings nicht mehr aus -

findig gemacht werden konnte. Dafür fanden die Kameraden an

der von uns präzise durchgegebenen Koordinate allerdings eine

gut versteckte Waffenkiste, die dann nach Sichtung durch den

EOD24 beschlagnahmt werden konnte.“

Bewertung:

o Aufklärungs- und Beobachtungsaufträge können sehr langwierig sein,

genaue Angaben, welche Räume oder Personen zu beobachten sind,

sind oft nicht möglich.

o Ein ständiger Stellungswechsel ermöglichte die Verschleierung der ei -

genen Position.

25

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

o Das selbstständige Beobachten und Überwachen des gesamten

Raumes brachte den Erfolg.

Folgerung:

o Vorgegebene Beobachtungsräume geben einen Anhalt, dennoch sind

Grenzen keine Scheuklappen!

o Auch in der Ausbildung unaufgeforderte, zuverlässige und rasche Mel -

dungen einfordern.

Merke:

Ständig zur Aufklärung rundum – auch ohne

ausdrücklichen Befehl – erziehen.

2.1.3 Sicherung

(1) Infanterie beim Angriff auf eine Ortschaft25

Der Angriff einer verstärkten Infanteriekompanie wird durch den

Feind abgewiesen. Die Kompanie muss in ein nahegelegenes

Waldstück ausweichen. Nach dem gut koordinierten und somit rei -

bungslosen Ausweichen erwartet die Kompanie kein Nachstoßen

des Feindes. Die in die Sicherung befohlenen Soldaten schlafen in

ihrer Stellung. Streifenaufträge werden nicht wahrgenommen. Der

Feind hat jedoch Fühlung gehalten, nimmt handstreichartig den

Kompaniegefechtsstand und vernichtet die KpFüGrp sowie 2

ZgFhr.

(2) Überraschung26

„Wir hatten bereits die letzten beiden Tage erfolgreich das Verzö -

gerungsgefecht geführt, wobei unsere Kompanie stets im Schwer -26

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

punkt eingesetzt war. 25% des Personals war ausgefallen, der

Rest stark übermüdet. Dazu kam der ständige Temperaturum-

schwung - tagsüber heiß, nachts kalt. Irgendwann mussten wir Mu-

nition und Betriebstoff ergänzen. Hierzu bezog die Kompanie einen

Verfügungsraum vier Kilometer hinter den eigenen Kräften und

ging zur Ruhe über. Auf allen Ebenen wurden schwache Sicherun -

gen (Einzelposten) eingesetzt. Diese wurden durch uns teilweise

gar nicht kontrolliert, wir haben uns auf sie verlassen und brauch-

ten selber auch mal ein bisschen Ruhe. Aber im Laufe des Tages

gelang den Feindkräften ein Durchbruch durch den Verzögerungs -

verband. Und dann waren die schneller bei uns als erwartet. Zu

diesem Zeitpunkt schliefen die meisten Posten der Kompanie und

wir wurden zu 80% vernichtet. Zum Glück war das nur eine

Übung!“

(3) Gebirgsjägerzug vernichtet, Kompanie zerschlagen27

„Unser Angriff gegen die Stellungen der 3./- kam zügig voran, wir

haben sogar deren Feldposten geworfen, der im Zuge eines Hö -

henrückens verteidigte. Mein Zug hatte damit das Zwischenziel der

Kompanie genommen und wir verblieben in dieser Stellung, um auf

unseren III. Zug zu warten. Währenddessen war nicht mit Gegen -

stößen zu rechnen. Schließlich haben wir ja den Feldposten ge -

worfen! Deshalb haben wir keine expliziten Sicherungen befohlen.

Aber nach etwa einer Stunde näherten sich auf der abgewandten

Seite des Grates Kräfte der 3./- in Gruppenstärke lautlos an, um im

Gegenstoß die Stellung des Feldpostens zu nehmen. Wir haben

diese Annäherung nicht erkannt und das plötzliche, überraschende

und gut koordinierte Flachfeuer traf unseren Gebirgsjägerzug in ei -27

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

nem Moment völliger Schwäche. Von den Soldaten meines Zuges

hätte kein einziger den feindlichen Gegenstoß überlebt, der vom

Grat herab auf sie geführt wurde.

Nachdem die 3./- also die Stellungen des Feldpostens wieder ge -

nommen hatte, erkannte der Kompaniechef auch sehr schnell,

dass der Hauptstoß unserer Einheit über diesen Feldposten ge -

führt werden würde, daher wurden weitere Verstärkungen herange -

führt.

Im Zuge des nachfolgenden Gefechts wurden unserer Gebirgsjä -

gerkompanie massive Verluste zugefügt, so dass der Angriff zum

Erliegen kam und die Reste der Kompanie ausweichen mussten.

Was für eine Blamage gegenüber unseren Kameraden!“

Bewertung:

o Die mangelhafte Disziplin der zur Sicherung befohlenen Soldaten (Un -

aufmerksamkeit, Nachlässigkeit oder Verschlafen) sowie die fehlende

Kontrolle durch die Führer führte zu eigenen Verlusten.

o Die zunächst erfolgreiche Auftragsdurchführung verleitete zur Nach-

lässigkeit.

Folgerung:

o Stets eine Drittelregelung einhalten. Diese muss ständig von

den Führern kontrolliert werden.

o Nicht über Gefahren belehren, sondern Gefahren und ihre Folgen

sichtbar und erfahrbar machen.

28

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

o Keine „Pflichtübungen“ im Sicherungsdienst zulassen, sondern in je -

der Lage jeden Alarmposten und jede Streife sorgfältig einweisen und

gewissenhaft überprüfen.

o Immer verdeutlichen: Übungen sind keine Spaßveranstaltung!

o Es gibt keinen truppengattungsbezogenen Gefechtsdienst ohne Siche -

rung: Sicherung jederzeit, überall, rundum.

o Motivation dadurch erhöhen, dass Duellsituationen geschaffen werden

(hierbei aber bei der Übungseinweisung immer auf den Ausbildungs -

charakter hinweisen und die Parteien deutlich kennzeichnen).

Merke:

Im Sicherungsdienst von der 1. Stunde an zu

Wachsamkeit, Genauigkeit und Aufmerksamkeit erziehen.

(4) Beschuss der Forward Operation Base (FOB)28

„Im Rahmen eines deutschen Einsatzkontingentes ISAF war ich als

Spähtruppführer FENNEK in der gemischten Aufklärungskompanie

eingesetzt.

Wir hatten den Auftrag, im Rahmen einer multinationalen Operati -

on schwedische Kräfte zu unterstützen. In einer Nacht wurden wir

mit zwei RPG29 in unserer FOB beschossen. Wir waren zu diesem

Zeitpunkt bereits seit sieben Tagen an diesem Ort. Glücklicherwei -

se verfehlten die beiden RPG ihr Ziel. Daraufhin wurden unverzüg -

lich zwei Spähtrupps auf FENNEK auf die vermutete Abschussstel -

le angesetzt. Ein Spähtrupp konnte zwei verdächtige Personen

aufklären. Es konnte allerdings nicht exakt festgestellt werden, ob

29

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

es sich dabei um Insurgenten (Aufständische) handelte. Die FOB

wurde daraufhin unverzüglich verlegt.“

Bewertung:

o Die Sicherung befand sich sehr lange ohne Stellungswechsel – wenn

auch in einer guten Stellung – am gleichen Ort. Daher konnten gegne -

rische Kräfte einen Angriff vorbereiten.

o Die notwendige Präsenz im Raum sowie fehlende andere Räume für

längere Halte, Rast oder Nachtlager führten zur Entscheidung, sich

der Gefahr eines geplanten Angriffs auszusetzen.

Folgerung:

o Die besten Maßnahmen zur Sicherung sind nur wirksam, wenn sich

der Gegner nicht über längere Zeit darauf einstellten kann.

o Bei der Entscheidung für eine stationäre Präsenz im Raum muss ne -

ben der eventuell günstigen Möglichkeit der eigenen Überwachung im -

mer auch der Gedanke der Sicherung und der gegnerischen Überwa -

chung beachtet werden.

o Sicherungen und Stellungen verlegen und stets unberechenbar blei -

ben!

o Bei notwendigen Ablösungen die Ablösezeiten unregelmäßig gestal -

ten.

(5) Checkpoint30

30

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

„Es ist Mittag an einem ganz normalen Checkpoint (…). Es ist 38

Grad heiß, ein paar Palmen sorgen für ein wenig Schatten, es ist

ziemlich voll rund um den Checkpoint, ziemlich unübersichtlich

(…). Ein weißer Pick-Up steht auf dem Mittelstreifen. Der Fahrer

schreit, er will durch, er will nicht zurück. Ein Fahrradfahrer nähert

sich. Und dann das Taxi, es ist eine weiße Limousine mit orange-

farbenen Heckflügeln. Ohne Passagiere, nur der Fahrer sitzt in

dem Taxi, vielleicht 50 Jahre alt, ein Mann mit Schnauzbart und

schwarzen Haaren. Ein Soldat der 1. Brigade hebt die Hände, „wait

there“, ruft er, und vier Soldaten gehen auf das Taxi zu. Es ist Rou -

tine: Sie befehlen dem Fahrer auszusteigen. Sie sehen unter den

Vordersitzen nach und unter der Rückbank, und dann befehlen sie

dem Fahrer, den Kofferraum zu öffnen (…). Er öffnet den Koffer -

raum und die Bombe explodiert. Eine Flamme, weißer Rauch, es

ist eine gewaltige Explosion (…). Das Taxi wurde 15 Meter durch

die Luft geschleudert (…). Gestorben sind der Taxifahrer, der Fahr -

radfahrer und vier amerikanische Soldaten.“

Bewertung:

o Anschläge auf Soldaten können jederzeit erfolgen.

o Eine scheinbar ruhige und stabile Lage kann von Terroristen oder

Selbstmordattentätern ausgenutzt werden, ihre Ziele umzusetzen.

o Die Situation, dass zur Hauptverkehrszeit nur ein Mann allein im Auto

saß, wurde nicht ernst genug genommen.

o Dadurch, dass vier Soldaten gleichzeitig an der Fahrzeugkontrolle be -

teiligt waren, ist die Zahl der Gefallenen so hoch.

Folgerung:

31

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

o Soldaten zur ständigen Wachsamkeit erziehen.

o „Situational Awareness“ ausbilden: Situationen schnell zu analysieren

und zu verstehen wissen.31

o Auch im Rahmen der Sicherung die Auflockerung nicht vergessen.

(5) Sicherung rundum32

„Unser Alpha-Zug (verstärkt) war bei eingeschränkter Sicht auf

dem Marsch von KUNDUZ nach MAZAR-E SHARIF, als auf das

vorletzte Fahrzeug das Feuer mit RPG und Handwaffen eröffnet

wurde. Als das letzte Fahrzeug auf der Höhe der feindlichen Stel -

lungen war, lag bereits ein dichter Fächer durch Handwaffen und

vermutlich PKM-Feuer33 auf der Marschstraße. Eine Schützengrup-

pe, welche sich auf einem offenen Feld in ca. 30m Entfernung am

Rande der Marschstraße befand, feuerte zwei RPG noch in Zufahrt

ab, eine weitere feindliche Stellung befand sich in einer Baumreihe,

etwa 80-100m von der Straße entfernt. Durch den Angriff aus ver -

schiedenen Richtungen kam es zu mehreren Treffern durch Hand -

feuerwaffen an unserem Fahrzeug.“

(6) Eingeschlossen34

„In der Ortschaft kämpfte Feind aus vorbereiteten Stellungen ge -

gen Kräfte der OMLT35. Dabei wurde geschickt die kanalisierende

Wirkung der von Compoundmauern gesäumten Straße genutzt.

Durch massive frontale RPG-Salven gelang es den Aufständi -

schen, einen ATF Dingo des OMLT zweimal zu treffen und mehrere

Soldaten der Afghane National Army (ANA) zu verwunden, darun -

ter ein Soldat mit einem Beinabriss. Dem OMLT gelang es unter

32

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

heftigem Feinfeuer, die verwundeten Soldaten zu bergen und auf

Fahrzeugen zurück zu führen. Dabei wurde der vorderste Dingo er -

neut von einer RPG getroffen. Die eigenen Kräfte sammelten im

Raum der Polizeistation. Feind setzte sofort nach. Nach Beurtei -

lung der Lage durch den deutschen Führer vor Ort sahen sich die

Kräfte eingeschlossen. Nur durch den Einsatz unserer überlegenen

Waffensysteme (SPz Marder und Granatmaschinenwaffe) konnten

unsere Kräfte entsetzt werden.“

Verteidigung der eigenen Stellung auf der Polizeistation

mit dem Einsatz der Granatmaschinenwaffe36

Bewertung:

33

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

o Die flankierende, zeitgleiche Bekämpfung aus verschiedenen Stellun -

gen entlang der Marschstraße, die teilweise aus dem Rücken der ei -

genen Kräfte heraus erfolgte, verdeutlicht das taktische Verständnis

der feindlichen Kräfte.

o Das Ausnutzen von Engen für den eigenen Angriff lässt auf eine gute

Geländebeurteilung schließen.

o Die Wahl der Stellung auf dem freien Feld zeigt aber auch, dass

Feindkräfte für einen Erfolg das eigene Leben aus unserer Sicht un -

verhältnismäßig aufs Spiel setzen. Hier wurde diese Taktik gewählt,

um die Marschkolonne in Zufahrt bekämpfen zu können, was nur vom

freien Feld aus möglich war.

Folgerung:

o Die Sicherung muss sich immer an einer sauberen Geländebeurtei -

lung orientieren. Dabei ist grundsätzlich davon auszugehen, dass der

Gegner sich für Angriffe in einem für uns ungünstigen Gelände ent -

scheidet.

o Auch wenn es sich bei feindlichen Kräften nicht um Streitkräfte han -

delt, so sind diese in der Masse gut ausgebildet und beherrschen takti -

sche Grundsätze.

Merke:

Halte den Gegner nicht für unfähig!

Er ist oftmals gut ausgebildet, kennt unsere taktischen Grundsätze

und bekämpft uns gezielt.

34

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

2.1.4 Erkundung

(1) InfKp beim Zerschlagen einer Zelle Irregulärer Kräfte37

Ein einsatznaher Verfügungsraum wird in einer Übungslage durch

die Kp aufgrund mangelhafter Zeitplanung nur unzureichend (nicht

aus Feindsicht, z. B. durch eine Patrouille zeitlich voraus) erkundet.

Durch die Wahl von Stellungen am Vorderhang konnten eigene

Kräfte aus dem Angriffsziel durch die irregulären Kräfte aufgeklärt

werden. Diese wichen unter Zurücklassen von Sprengfallen aus.

Die Kp greift ins Leere an. Durch den vermeintlichen Angriffs -

schwung gepaart mit Unaufmerksamkeit werden 3 Soldaten durch

Sprengfallen getötet.

(2) Erkundung bei Nacht38

„Aufgrund von Zeitmangel konnte die Nachtaufstellung nicht mehr

bei Tageslicht erkundet werden. Schnell stellte sich heraus, dass

der eigene Vorteil der Nachtsichtfähigkeit von der Geländekenntnis

des Gegners aufgewogen wurde. Gedeckte Annäherungswege

und die Nutzung erhöhter Feuerstellungen durch den Gegner

zwangen den Zug zum Stellungswechsel. Die nicht bei Tageslicht

durchgeführte Erkundung von Ausweichwegen erschwerte unser

Vorhaben. Dass es zu keinen eigenen Ausfällen kam lag nur an

dem hohen Ausbildungsstand unserer Richtschützen, welche nach

Maßgabe der Kommandanten den Feuerkampf effektiv führten und

den Gegner in Deckung zwangen.“

35

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

Bewertung:

o Unzureichende Erkundung kann schnell zu eigenen Verlusten führen.

o Fehlende oder falsche Erkundung kann eine erfolgversprechende

Ausgangssituation schnell zunichte machen.

Folgerung:

o Die Zeitplanung einer Operation muss Aufklärung und Erkundung be -

rücksichtigen.

o Gelände „sehen“ lernen.

o Einen Geländeabschnitt mit den eingeführten Begriffen beschreiben.

o „Jeder übt alles!“, Schützen beobachten wie im Gefecht, aus teilge -

deckter oder versteckter Stellung.

o Auffallende Geländepunkte meiden! „Geländetaufe“ erarbeiten. Übung

möglichst mit Beobachtungsübung oder Gefechtsdrill Alarmposten ver -

binden.

o Im Gefechtsdienst zum vorausdenkenden Erkunden erziehen. Bei un -

bekannten, schwierigen Gelände-, Sicht- und Wetterverhältnissen: Ab -

sitzen.

o Für die Durchführung der Geländeerkundung Zeit lassen.

(2) Erkundung „aus der Aktentasche“

Zumeist bilden wir unsere Soldaten auf den Standort- oder den

Truppenübungsplätzen aus, die wir alle kennen. Schießbahnen,

Angriffsachsen oder Feuerstellungsräume sind bekannt. Oft wer -

den keine neuen Skizzen erstellt, sondern nur die vom Vorgänger

auf dem Dienstposten mit neuem Datum versehen.

36

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

Bewertung:

o Sicherheitsbestimmungen beim Scharfschießen auf Übungsplätzen

schränken die Erkundung oftmals ein, da Stellungen, Räume und Zei -

ten vorgegeben sind, dennoch darf der Ausbildungsaspekt nicht verlo -

ren gehen.

o Das Kennen des Operationsraumes befreit nicht davor, Erkundungser -

gebnisse schriftlich in Form einer Skizze vorzulegen.

Merke:

Was nicht geübt wird, geht an Wissen und Erfahrung verloren.

Folgerung:

o Kreativität beweisen! Erkundungsübungen auch im freien, unbekann -

ten Gelände durchführen. Dann nach Möglichkeit mit anderen Ausbil -

dungsabschnitten verknüpfen (Marsch, Beobachtungsübung, Alarm -

posten).

o Sich selbst und andere zur Erarbeitung eigener Erkundungsergebnis -

se zwingen, ohne bereits vorhandenes Material zu nutzen.

o Auch im bekannten Gelände die Erkundungsergebnisse überprüfen.

Was bisher gemacht wurde, muss nicht immer das Richtige gewesen

sein!

o Je bekannter das Gelände, desto gründlicher die Erkundung. Bei Stel -

lungen z. B. das Schussfeld aus Anschlaghöhe prüfen, die Bodenart

zwecks eventueller Schanzmöglichkeiten oder die Möglichkeit, natürli -

ches Tarnmaterial zu nutzen. Bei der Erkundung von Wegen vermehrt

37

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

Wert legen auf Tragfähigkeit, Griffigkeit oder die Bebauungsart / Ge -

bäudeart in Ortschaften.

FAST

Hinter dem Merkwort FAST verbergen sich die Grundsätze

Feuerbereitschaft – Auflockern – Schanzen – Tarnen.

Diese Grundsätze dienen vor allem dazu, feindliche Waffenwirkung im Ziel

abzuschwächen.

2.2.1 Feuerbereitschaft

(1) Der MG-Trp39

Nach einem Gefechtsschießen, „Die verstärkte Fallschirm-jäger-

kompanie im Angriff“ führte der Sicherheitsoffizier nach Schießen -

de wie gewohnt das Abschlussantreten durch. Dabei sollten alle

Waffen und Magazine überprüft werden. Bei einem MG-Schützen

angekommen, stellte ich – eingesetzt als Sicherheitsgehilfe – fest,

dass das Wechselrohr, sowie die Gurtkästen DM 3 fehlten. Auf die

Frage wo sich das MG- Zubehör befindet, antwortete der MG-

Schütze: „Ich habe die Sachen nicht dabei. Mein MG-2 Schütze

war heute Morgen krank.“

(2) Ersatzpersonal40

„Wir hatten den Auftrag, im Raum KUNDUZ einen Marsch durchzu-

führen. Aufgrund einer Krankheit fiel allerdings mein Richtschütze

für diesen Auftrag kurzfristig aus. Deshalb ergänzte ein Hauptge -

freiter, welcher sonst im Feldlager eingesetzt wurde, meine Besat -38

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

zung. Dieser Soldat verfügte über die erforderlichen Lehrgänge

und Nachweise, um als Richtschütze in meinem DINGO eingesetzt

zu werden, allerdings war er schon seit Längerem nicht mehr als

solcher eingesetzt gewesen. Auf dem Weg nach KUNDUZ waren

wir als letztes Fahrzeug im Konvoi eingesetzt. Nur mit Hupe, Licht -

hupe und Handzeichen konnte ich durch ein Zivilfahrzeug darauf

aufmerksam gemacht werden, dass sich der MG-Gurtkasten gelöst

hatte und samt Gurt mehrere hundert Meter hinter meinem Kfz auf

der Straße lag …“

Bewertung:

o Auch im Tagesdienst muss in der Ausbildung darauf geachtet werden,

dass grundsätzliche Feuerbereitschaft gegeben ist.

o Unaufmerksamkeit, fehlende Konzentration oder die Tatsache, dass

man aufgrund einer länger zurückliegenden Ausbildung die anvertrau -

te Waffe nicht mehr beherrscht, können bei Eintritt einer Gefechts -

handlung das eigene Leben kosten!

Folgerung:

o Ausbildung muss ganzheitlich angelegt sein. Gerade die Feuerbereit -

schaft als ständige Bereitschaft zur Gegenwehr zählt dazu.

o Ständig feuerbereit zu sein, setzt das Beherrschen der Waffe voraus.

Um dies zu gewährleisten, muss jede Gelegenheit dazu genutzt wer -

den, einzelne Ausbildungsabschnitte zu wiederholen.

(3) Feuerzusammenfassung41

39

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

„Als die Gefahr, überrannt zu werden, plötzlich so groß war, ent -

schied sich die Gruppe, durch klassisches, schnelles Vorgehen

das Feuer auf ein Ziel zu fixieren, um einen maximalen Effekt zu

erzielen. Dies führte zu einer unmittelbaren Duellsituation, wel -

chem der direkte Nahkampf folgte. In der Nähe erkannte eine

Gruppe des Gefechtsstandspersonals, welches gerade dabei war,

die Kommunikationsverbindung zum Gefechtsstand herzustellen,

dass die eigenen Kameraden um ihr Leben kämpften und eilte die -

sen zu Hilfe. Durch ihren Einsatz wurden die Taliban- und Al-Quai -

da-Kämpfer so überrascht, dass ihr Gegenangriff gebrochen wurde

und sie entlang des Hohlweges flohen.“

Bewertung:

o Die Entscheidung, durch Feuerzusammenfassung die Angreifer punk -

tuell zu schwächen, war erfolgreicher als das Bekämpfen mehrerer

Ziele gleichzeitig, da so gewährleistet werden konnte, dass tatsächlich

nur auf diejenigen geschossen wurde, die tatsächlich identifiziert wur -

den.

o Durch überraschende Übergriffe kann es auch im Gefecht zu Duell-

und Nahkampfsituationen kommen.

o Der Einsatz der Unterstützungseinheit war ausschlaggebend dafür, die

Situation erfolgreich zu bewältigen.

Folgerung:

40

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

o Feuerzucht auch unter Extrembedingungen einfordern.

o Bei einer Verzahnung mit dem Feind darf nur geschossen werden,

wenn sichergestellt ist, dass eigene Kräfte dadurch nicht gefährdet

werden.

o Die Möglichkeiten und Grenzen der eigenen Wirkmittel müssen be-

kannt sein, um diese zur richtigen Zeit im richtigen Maß zum Einsatz

bringen zu können.

o Alle Soldaten – auch aus den Logistik-, Instandsetzungs-, oder Ge -

fechtsstandseinheiten – müssen über die Befähigung zum Kampf ver -

fügen.

(4) Close Air Support42

„Die Feuerhäufigkeit war in vielen Gebieten beispiellos und unun -

terbrochen – jeder verfügbare Forward Air Controller (FAC; Flieger -

leitoffizier) war ständig im Einsatz. Für unsere Fallschirmjägerein-

heiten am Boden wäre es vollkommen unhaltbar gewesen, ihren

Auftrag ohne Close Air Support durchzuführen. (…) Jede einzelne

Patrouille, die raus ging, musste einen FAC dabei haben – das ist

das Wichtige daran. Afghanistan ist ein landzentrierter Krieg, der

ohne Luftmacht nicht gekämpft werden kann, und oftmals konnten

Bodentruppen den Feind nicht mit Handwaffen oder Kleinkaliber

niederhalten.“

Bewertung:

o Operationen verbundener Kräfte spiegeln die heutige Einsatzrealität

wider und sind die Basis für den erfolgreichen Einsatz.

41

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

o Luftnahunterstützung ist ein Mittel höchster Effektivität und Effizienz,

aber auch mit hoher zerstörerischer Wirkung. Aus diesem Grund ist

deren Einsatz in urbanen Operationen oft durch die Rules of Engage -

ment (ROEs) beschränkt.43

o Der Einsatz von Luftnahunterstützung hat auch dann eine hohe psy -

chologische Bedeutung (für eigene und für feindliche Kräfte), wenn es

zu keiner Waffenauslösung kommt.

o Gerade die Gefahr von „Friendly Fire“ muss bei Operationen verbun -

dener Kräfte bedacht werden!

Folgerung:

o Die Soldaten mit den wesentlichen taktischen Grundsätzen von Ope -

rationen verbundener Kräfte vertraut machen. Die Rolle des Einzel -

nen, das Verhalten bei Anforderung und Ausführung von Luftnahunter -

stützung einüben.

(5) Einsatz Mörser I44

„Die Aufklärungskameras klärten ca. 5000m westlich des PRT

KUNDUZ eine Raketenstellung auf, die durch irreguläre Kräfte

vorbereitet wurde. Daraufhin bekam die Feuereinheit, die für die

Lagersicherung eingesetzt war den Auftrag, das gemeldete Ziel mit

Steilfeuer zu vernichten. Nach Herstellen der Wirkungsbereitschaft

in 4 Minuten feuerte der MrsTrp um 11:30 Uhr Ortszeit 3 Patr HE

120mm auf die gemeldete Raketenstellung. Das Wirkungsfeuer lag

im Ziel.“

42

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

(6) Einsatz Mörser II45

„Während einer Operation der Schutzkompanie KUNDUZ wurde

ein Trupp bewaffneter Taliban in Verbindung mit einem illegalen

Kontrollpunkt aufgeklärt. Die anschließende Feueranforderung für

Steilfeuer wurde durch die TOC (tactical operations center) geneh -

migt. Somit ergab sich die Situation, dass der vor Ort anwesende

Infanteriegruppenführer / Zugführer als Beobachter für das Steil -

feuer eingesetzt war. Das Wirkungsfeuer, welches aus 3 Patronen

HE 120mm bestand, hat das Ziel um ca. 400m verfehlt. Es kam da-

bei weder zu Sach- noch zu Personenschäden. Die im Anschluss

durchgeführte Fehlerermittlung ergab, dass die Karten des IdZ-

PDA´s46 mit der Schießkarte des Feuerleittrupps Mörser nicht über-

ein stimmten.“

Bewertung:

o Vorbereitete Stellungen der Mörsertrupps schaffen die Voraussetzun -

gen für einen schnellen, gezielten Einsatz der Steilfeuerkomponente.

o Die Notwendigkeit eines schnellen Einsatzes von Steilfeuer kann es

erforderlich machen, dass dieses von anderen Gruppen- bzw. Zugfüh -

rern gelenkt wird.

o Fehlende Koordination bzw. ein falscher „Zeichenvorrat“ in Form eines

unterschiedlichen Kartenmaterials führte dazu, dass einerseits der

Auftrag nicht erfüllt werden konnte und andererseits darüber hinaus

noch eigene Truppe und Zivilbevölkerung in Gefahr gebracht wurde.

43

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

Folgerung:

o Der Einsatz von Steilfeuerkomponenten erfordert Zeit, die immer mit in

der Planung zu berücksichtigen ist.

o Nur die Kenntnis über alle taktischen Einsatzgrundsätze ermöglicht es,

alle zur Verfügung stehenden Wirkmittel richtig zum Einsatz zu brin -

gen.

o Die Zusammenarbeit mit anderen Einheiten möglichst noch im Hei -

matland in die Ausbildung einbeziehen, um Problemfelder rechtzeitig

zu erkennen.

(7) Feuer und Bewegung47

„Wir sind alle auf eine Seite der Straße gedrängt worden und konn -

ten nur auf die Häuser gegenüber schießen. Wir wussten, dass wir

die Straße überqueren mussten, um zu unseren Fahrzeugen zu -

rück zu kommen, die wir zwischen Häuser gezwängt hatten, um

vor dem RPG-Feuer geschützt zu sein. Natürlich können Soldaten

nicht sehr genau schießen, wenn sie über die Straße rennen. Aus

diesem Grund überqueren immer nur Wenige die Straße gleichzei -

tig. Die anderen bleiben zurück, um diesen gefährlichen Sprint zu

überwachen. Die Somalis warteten nur auf ihre „Truthahn-Jagd“.

Die 10. Gebirgskompanie hatte diesen „Renn-um-Dein-Leben“-Drill

vorher geübt. Aber jetzt waren sie dabei, es in der Realität zu tun.

Die Männer rannten auf die offene Straße. Ein Trupp blieb zurück,

um Feuerschutz zu gewährleisten, während der Rest die Straße

überquerte. Diejenigen, die die Straße überquert hatten, gaben

dann den Anderen Feuerschutz, um ebenfalls die Straße überque -

ren zu können.“

44

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

Bewertung:

o Nur das gegenseitige Vertrauen in die Kameraden schaffte die Voraus -

setzung dafür, dass die offene Straße unter Lebensgefahr überquert

werden konnte.

o Durch die drillmäßig durchgeführte Ausbildung wurde von allen Solda -

ten schnell und richtig gehandelt.

Folgerung:

o Feuer und Bewegung muss drillmäßig ausgebildet werden.

o Bei der Ausbildung auf Details achten: überprüfen, dass die De -

ckungstrupps gezielt schießen, dass nach der Bewegung die schnells -

te Möglichkeit der Deckung gesucht wird und dass sofort der Feuer -

kampf wieder aufgenommen wird. Sowohl das Führen mit Zeichen als

auch über Sprache üben.

Merke:

Die Koordination von Feuer und Bewegung ist in jeder Gefechtshandlung das ausschlaggebende Kriterium!

2.2.2 Auflockerung

(1) Nachtaufstellung48

„Deutsche, afghanische und amerikanische Kräfte waren gezwun -

gen, in einem sehr unübersichtlichen Gelände mit ca. 14 Fahrzeu -

gen in eine Nachtaufstellung zu gehen. Entgegen der üblichen Ver -

fahrensweisen in einem solchen Fall entschied sich der Führer vor

45

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

Ort, keine „Wagenburg“, sondern Auflockerung mit örtlicher Siche-

rung zu befehlen. Ein in der Nacht erfolgter RPG-Angriff aus mitt -

lerer Entfernung führte somit zu keinem Schaden.“

Bewertung:

o Durch die aufgelockerte Aufstellung der Fahrzeuge gelang es den

gegnerischen Kräften nicht, nachts aus großer Entfernung ein eindeu -

tiges Ziel anzuvisieren und zu bekämpfen.

o Die oftmals als örtliche Sicherung verwendete „Wagenburg“ dagegen

hätte ein wesentlich besseres Ziel dargestellt.

Folgerung:

o Der Führer vor Ort entscheidet aufgrund der Situation und vor allem

des Geländes über Auflockerung und Sicherung.

o Eingefahrene Denkweisen sind hierbei nicht angebracht.

o Bei der Entscheidung für oder wider einer Auflockerung müssen alle

lagebezogenen Faktoren betrachtet werden.

2.2.3 Schanzen (Härten)

(1) Dress Code49

„Wir waren auf Patrouille in BAGHLAN unterwegs. Dieses Mal zu

Fuß. Und unser Patrouillenführer hatte uns befohlen, wieder kom-

plett „aufgerödelt“ rauszugehen: mit der gesamten Schutzausrüs -

tung bei 35 Grad im Schatten! Alles war ruhig, die Bevölkerung im

Gespräch freundlich. Doch plötzlich – aus dem Nichts – ein Knall.

Und der Kamerad vor mir zuckte zusammen. Dann handelten alle

46

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

wie in der Ausbildung gelernt schnell und bewusst: Sicherung und

Erstversorgung: wir haben schnell erkannt, dass unser Kamerad

zwar getroffen, aber nicht lebensgefährlich verwundet wurde. An

seiner Bristol war eine Einschussöffnung direkt im Brustbereich zu

erkennen.“

Bewertung:

o Auch in einer scheinbar ruhigen Lage kann die Situation durch He -

ckenschützen oder Attentäter sehr schnell eskalieren.

o Das Tragen des befohlenen Anzuges gemäß dem Dress Code schützt

den Soldaten, auch wenn dies manchmal aus der Sicht des Einzelnen

nicht für notwendig erachtet wird.

Folgerung:

o Feindliches Feuer kommt fast immer überraschend.

o Einhaltung des Dress Codes durch Vorgesetzte überwachen und sich

selbst als Vorbild immer daran halten (hier vor allem Schutzbrille,

Handschuhe, Impulsschallgehörschutz).

o Die Disziplin der Soldaten fordern.

o Fahrlässigkeiten können schwere Verletzungen oder den Tod nach

sich ziehen.

2.2.4 Tarnen

(1) Scharfschützeneinsatz50

„Die Operation sollte übermorgen beginnen. Um vorab Aufklä -

rungsergebnisse liefern zu können, wurde mein Scharfschützen-

47

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

trupp sowie zwei andere Trupps schon so viel früher eingesetzt,

um möglichst frühzeitig exakte Informationen über das vermutete

Waffenlager zu erhalten. Wir bewegten uns also über die gesam -

ten zwei Tage nur zentimeterweise fort, mussten unsere Tarnung

ständig anpassen. Aber Lohn der Mühe war eine hervorragende

Stellung mit besten Beobachtungs- und Wirkungsmöglichkeiten. So

konnten wir genau melden, wer zum Zeitpunkt des Zugriffs alles im

Gebäude war.“

Scharfschütze in der Ausbildung51

Bewertung:

o Nur durch ständige Anpassung an die wechselnden Bedingungen auf

dem Annäherungsweg, d.h. Anpassen der Tarnung und Ausnutzen

des Geländes, konnte es den Trupps gelingen, ihren Auftrag zu erfül -

len.

48

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

Folgerung:

o Tarnung ist auch im Rahmen von Peace Support Operations nicht „aus

der Mode“ gekommen: entscheidend ist die richtige Lagebeurteilung. 52

o In der Ausbildung immer die Möglichkeit schaffen, die Tarnung von der

Gegenseite aus zu überprüfen, um mögliche Mängel selbst erkennen

und abstellen zu können.

Merke:

Erfolgreiche Tarnung erfordert hohe Disziplin

und einen hohen Ausbildungsstand!

(2) Erfolgloser Zugriff53

„Bei einer Zugriffsoperation fuhren mehr als 20 Fahrzeuge deut -

scher und afghanischer Kräfte zum gleichen Zeitpunkt vor einem

vermuteten Waffenlager auf und näherten sich dann geschlossen

dem Objekt an. Beim Zugriff konnten keine Waffen sichergestellt

werden.“

Bewertung:

o Durch das offensichtliche Auffahren und die geschlossene Annährung

konnten die gegnerischen Kräfte vermutlich durch Hinweise der zivilen

Bevölkerung entlang des Annäherungsweges frühzeitig gewarnt wer-

den und somit das Waffenlager räumen.

Folgerung:

49

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

o Eine richtige Lagebeurteilung ist entscheidend für den Erfolg: hier

muss frühzeitig festgelegt werden, ob getarnt wird oder ob „offen“ ope -

riert werden soll.

o Bei der Operationsplanung muss auch die Verschleierung der beab -

sichtigten Bewegungsrichtung und die der Operation selbst berück -

sichtigt werden.

(3) Unter Beschuss54

“Der Scharfschütze lag gut getarnt auf einem Hügel etwa 350 Me -

ter nördlich. Nur dort bot sich einem Gewehrschützen die Möglich -

keit, uns aus einer überhöhten Stellung wirkungsvoll unter Feuer

zu nehmen. Er war bereits seit etwa einer Woche dort. Er schoss

nur selten, aber er traf mit tödlicher Sicherheit. Mit insgesamt unge-

fähr 20 Schüssen hatte er zwei meiner Männer tödlich getroffen

und sechs weitere verwundet. (…) Er war vorsichtig, aber nicht vor -

sichtig genug. An einem ruhigen Nachmittag beobachtete ein MG-

Schütze eine fast unmerkliche Bewegung im Gebüsch.“

Bewertung:

o Durch gute Tarnung war es dem feindlichen Scharfschützen möglich,

über einen sehr langen Zeitraum unentdeckt zu bleiben.

o Seine Schießdisziplin (unregelmäßig, selten) erschwerte die Entde-

ckung.

o Selbst ein kleiner Fehler führte dazu, dass er entdeckt wurde.

Folgerung:

50

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

o Gute Tarnung ist wesentliche Voraussetzung, aber nicht alleiniges Kri -

terium dafür, nicht aufgeklärt zu werden.

o „Tarnung ist nicht alles, aber ohne Tarnung ist alles nichts.“ 55

o Tarndisziplin und allgemeinmilitärische Disziplin müssen einhergehen.

(4) Wahlbeobachtung56

„Unser Einsatz im KONGO war sehr interessant, wir hatten den

Auftrag, die dortigen Wahlen abzusichern. In der Hauptstadt KINS -

HASA mussten wir dazu ständige Präsenz zeigen: wir waren mit

unseren Fahrzeugen immer auf den Hauptverbindungsstraßen un -

terwegs und verdeutlichten der Bevölkerung damit, dass wir da wa -

ren. So konnten wir es schaffen, dass man sich dort sicher genug

fühlte, um wählen zu gehen.“

Bewertung:

o In der heutigen Einsatzrealität kann es notwendig sein, Entschlossen -

heit, Präsenz und die eigene Absicht offen zu legen und zu demons -

trieren („show of force“). Maßnahmen zur Tarnung werden dann be -

wusst nicht angewendet.

Folgerung:

o Die Anwendung von „show of force“-Maßnahmen darf nur dann ge -

nutzt werden, wenn dadurch keine Gefahr für die eigenen Soldaten

entsteht und die Sicherheitslage dies ermöglicht.

o „Show of force“ darf nicht als Vorwand für „Tarnfaulheit“ missbraucht

werden.

51

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

52

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

o

3. Allgemeine Aufgaben in Landoperationen

Dieses Kapitel beschäftigt sich mit ausgewählten Allgemeinen Aufgaben in

Landoperationen wie sie in der HDv 100/100 „Truppenführung von Land -

streitkräften“ in Teil E definiert sind. Je nach Einsatzauftrag sind diese von

unterschiedlicher Priorität. Um an dieser Stelle keine Priorität festzulegen,

wurden die Aufgaben im Folgenden alphabetisch geordnet.

ABC-Abwehr und Schutzaufgaben

(1) Terrorlabor57

„Die Lage ist ernst. Vor einer halben Stunde haben eigene Truppen

bei einer Erkundungsfahrt Explosionen aus einer alten Fabrikanla -

ge gemeldet. Anschließend seien taumelnd Personen mit Atem-

schutzmasken aus dem Gebäude geflohen. (…) Nach kurzer Zeit

ist klar: Hier handelt es sich möglicherweise um ein „Terrorlabor“.

Reagenzgläser auf Tischen, Behälter jeder Art, Dunstabzugshau -

ben, ausgelaufene Flüssigkeiten. In einer Ecke ein lebloser Körper

im Schutzanzug. (…) Die Zeit drängt! Denn noch ist nicht klar, ob

es sich um Kampfstoff handelt, und wenn ja, um welchen? Auf ei -

nem Tisch entdeckt der Assistent ein kopiertes Handbuch. Es be -

schreibt, wie sich „dirty bombs“, mit radioaktivem Material versetzte

konventionelle Bomben, herstellen lassen. (…) Nach kurzer Zeit

schlägt ein Messgerät für chemische Kampfstoffe Alarm: S-LOST,

ein sesshafter Kampfstoff. Nach und nach verpackt das Team alle

Proben in Transportkisten.“

53

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

Bewertung:

o Eine ernstzunehmende ABC-Bedrohung kann mit geringen Mitteln na -

hezu überall aufgebaut werden.

o ABC-Bedrohung hat nicht nur Auswirkungen auf den militärischen,

sondern auch auf den zivilen Bereich. Gegenseitige Zusammenarbeit

und Information mit zivilen Einrichtungen ist deshalb unerlässlich.

o Ein hohes ABC-Gefahrenpotenzial wirkt sich stark auf die Moral und

die psychische Einsatzbereitschaft aus.

Folgerung:

o ABC-Abwehr-Ausbildung muss drillmäßig erfolgen. Dies hilft im Ernst-

fall, Panik zu vermeiden.

o Die Wahrnehmung für ABC-Gefahrenpotenzial schärfen. Die Zusam-

menstellung unscheinbarer chemischer oder biologischer Substanzen

kann zu gefährlichen Waffen führen.

o Die persönliche ABC-Schutzausstattung regelmäßig auf Vollzähligkeit

und Einsatzbereitschaft überprüfen.

(2) Einsatz unter ABC-Bedrohung58

„Gegen 21:00 Uhr Ortszeit setzte die Maschine auf dem vollkom -

men verdunkelten zivilen Flugplatz Kuwait International Airport auf.

In der gespenstisch wirkenden Dunkelheit war eine große Zahl

amerikanischer C-5 Galaxy, aber auch amerikanischer ziviler Pas-

sagiermaschinen nicht zu übersehen, aus denen Soldaten ausstie -

gen und Ausrüstung und Gerät entladen wurden. Der Airbus der

Luftwaffe entließ auf einer Neben - Runway die Soldatinnen und

Soldaten des ABCAbwBtl KWT in die Dunkelheit. Nach der Mel-

54

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

dung der Soldaten an den Befehlshaber EinsFüKdo General

Riechmann erfolgte eine kurze Einweisung durch den Kon-

tingentführer. Noch auf dem Rollfeld wurden Bristolwesten ausge-

geben und angelegt. Schließlich bestiegen alle Soldaten mehrere

Busse für die gut halbstündige Fahrt zum Stationierungsort des Ba-

taillons im Camp Doha. Die Busse hatten noch keine 300 m zu -

rückgelegt, als deutlich das Sirenensignal für Luftalarm erklang.

Ungläubige Blicke bei den Neuankömmlingen! Der Bus hielt an,

der Drill setzte ein: Helm ab, Maske auf, Helm auf, Kragen ab -

dichten, Handschuhe an. Warten. Gerade mal eine Stunde im

Land…

… und zwar am zweiten Tag der Operation IRAQI FREEDOM

durch die internationalen Truppen im Irak. Zu dieser Zeit wurde

noch angenommen, dass jede im Irak gestartete Mittelstrecken-

rakete ein Träger von zumindest chemischen Kampfstoffen sein

könne. Luftalarm bedeutete ABC-Alarm. Erst am Tag zuvor war

eine Rakete in einem westlichen Stadtteil von Kuwait-City einge -

schlagen. Kräfte des ABCAbwBtl KWT waren zur ABC-Aufklärung

eingesetzt worden, hatten jedoch keine Hinweise auf ABC-Kampf -

stoffe gefunden.

Nachdem noch kurz vor dem Start in Deutschland einigen Nach -

züglern im Terminalgebäude neue Schutzmaskenfilter ausgegeben

worden waren, wurden direkt nach Ankunft im Camp Doha weitere

Teile der persönlichen Schutzausstattung ausgegeben: die ABC-

Schutzbekleidung Overgarment, ein Kombinations-Autoinjektor

Combopen und zwei Atropin-Autoinjektoren. Der Overgarment wur-

de sofort angelegt und es entwickelte sich in der Truppe in den fol -

genden fast 14 Tagen bei langsam steigenden Temperaturen eine 55

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

Hassliebe zu diesem unverzichtbaren Kleidungs- / Ausrüstungs-

stück, denn er war ständig – auch zum Schlafen - zu tragen: Leben

unter BAS 259.

Fast 30 Raketenangriffe erfolgten in den ersten zwei Wochen der

militärischen Auseinandersetzung. Die ABC-Aufklärungskräfte wa-

ren ständig in Kuwait City eingesetzt.“

ABC-Abwehrübung im Camp DOHA, KUWAIT60

Bewertung:

o Da bereits in der Ausbildung der Kontingentsoldaten Wert darauf ge -

legt worden war, dass sich die ABC-Schutzausstattung immer am

„Mann“ befand, wurde dies mit der Zeit immer weniger als Belastung

angesehen und machte sich letztendlich im Einsatz bezahlt.

o Die Bedrohung durch ABC-Kampfmittel beeinflusst Moral und Psyche

der Soldaten. Das Vertrauen in das eigene Können beim Ergreifen von

persönlichen Schutzmaßnahmen und in die Funktion der persönlichen

ABC-Schutzausstattung tragen wesentlich zum Durchhalten der Trup -

pe bei.

56

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

Folgerung:

o Die persönliche ABC-Schutzausstattung darf von den Soldaten wegen

Größe und Gewicht nicht als Belastung angesehen werden – vielmehr

ist zu verdeutlichen, dass diese Ausstattung das Überleben des Ein -

zelnen sichert. Daher ist diese Ausrüstung stets mitzuführen. (Nie -

mand zweifelt an der Notwendigkeit, den Helm mitzuführen. Dies

muss auch für die ABC-Schutzausstattung gelten).

o Schwerpunkt in der ABC-Abwehr-Ausbildung ist die drillmäßige Ausbil-

dung in der Nutzung der ABC-Schutzausstattung. Darüber hinaus ist

durch Steigerung der Zeitdauer unter ABC-Schutz zu vermitteln, dass

der Soldat auch unter ABC-Bedingungen seinen Auftrag durchführen

muss und kann.

o Üben, länger üben und noch länger über, auch bei Dunkelheit und un -

ter extremen Bedingungen, auch, wenn es alle als unangenehm emp -

finden!

(3) Umweltschutz61

„Feldlager und andere Einsatzliegenschaften sind häufig dadurch

gekennzeichnet, dass Umweltstandards zunächst nicht den deut -

schen Normen entsprechend eingehalten werden können.(…) Dies

gilt vor allem für die Entsorgung von Abfällen und Abwässern, für

Maßnahmen des Boden- und Gewässerschutzes sowie des Emis-

sionsschutzes.“

57

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

Bewertung:

o Auch im Einsatz ist es das Ziel, die geltenden Vorschriften und Richtli -

nien zum Arbeitsschutz, zur Unfallverhütung und zum Umweltschutz

einzuhalten.

o Der militärische Auftrag steht dabei aber immer im Vordergrund. Er

darf aber nicht als Vorwand genutzt werden, diese verbindlichen Vor -

gaben fahrlässig oder vorsätzlich zu missachten.

Folgerung:

o „Deutsches Recht folgt deutscher Flagge!“62

o Vorgaben des Arbeits- und Umweltschutzes dienen dem Schutz unse -

rer Soldaten, sie dürfen nicht als unnötige Erschwernis betrachtet wer -

den.

o Der Bereich der ABC-Abwehr und Schutzaufgaben ist vielschichtig: er

umfasst auch Munitionstechnische Sicherheit, Kampfmittelabwehr,

Schießsicherheit und Gefahrgutwesen.63

(4) Auf dem Heimweg?64

„Es ging alles so verdammt schnell. Irgendwo auf dem Weg zum

Flughafen – es kam mir vor, als seien wir schon eine Ewigkeit un -

terwegs - passierte es. Zunächst glaubte ich, wir seien über einen

riesigen Bordstein gefahren, dann an eine Detonation einer Mine.

Als aber der Nebel im Bus verzogen war und ich wie aus einem

Dämmerschlaf erwachte, wusste ich, dass da mehr passiert sein

musste. Ich dachte zunächst, ich müsste sterben – eingeklemmt in

irgendwelchen Sitzen. Ich habe nichts gesehen, nichts gehört und

auch nichts geschmeckt. Ich war zunächst wie gelähmt, dann funk -

58

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

tionell wie ein Roboter. (…) Ich stand mitten auf der noch men-

schenleeren Straße. Überall Blut, abgerissene Körperteile, die Hit -

ze und einfach nur das Gefühl, den nächsten Bus nehmen zu müs -

sen, um nach Hause zu kommen. Den gab es aber nicht. Die Zeit

schien stehengeblieben zu sein. Erst geschah um mich herum

nichts und plötzlich fand ich mich zwischen zahlreichen Rettungs -

kräften wieder. Ich kann mich gut daran erinnern, wie der Trans -

portsicherungszugführer neben mir stand und den Notruf: „Holt al -

les an Rettungskräften herbei, was ihr habt!“ durch sein Tetrapol

schrie. Dann stand ich schon neben einem meiner Kameraden.

Eine Notärztin gab mir eine Transfusion, die ich halten sollte, wäh -

rend sie versuchte, den Körper, der da lag, zu retten. Die Infusion

lief ins Leere – ich habe sie dennoch so gehalten, als würde sie

einen Sinn machen. Der Kamerad war tot!“

(5) Hinterhalt65

„Es ist ein Zwischenfall von vielen in den vergangenen Monaten in

Südafghanistan: Eine Patrouille der „Canadian Expeditionary

Forces“ ist im unruhigen Zhari-Distrikt westlich von Kandahar un-

terwegs. Plötzlich explodieren im Boden vergrabene Sprengsätze,

der Konvoi stockt. Gleich darauf, berichten Beteiligte später, setzt

aus der Nähe Beschuss aus Panzerfäusten (RPG) und Kleinwaffen

ein. Eine Rakete trifft ein Fahrzeug, und ehe die Soldaten gezielt

zurückfeuern können, sind drei ihrer Kameraden gefallen. Wieder

einmal ein erfolgreicher Hinterhalt (…).“

59

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

IED-Anschlag auf deutsche QRF-Kräfte66

Bewertung:

o Die Bedrohung in Form von IED-Anschlägen (IED: improvised explosi -

ve device, behelfsmäßige Spreng- und Brandvorrichtung) ist im heuti -

gen Einsatzszenario ständig präsent. In manchen Einsatzgebieten

sind 75-90% aller eigenen Verwundeten und Gefallenen auf IED-An -

schläge zurückzuführen.67

o IEDs sind nur schwierig zu erkennen, da sie aus einer Vielzahl unter -

schiedlicher Zündvorrichtungen, Umhüllungen, Explosivstoffen und

Wirkungsverstärkern bestehen können.68 So zählen beispielsweise

auch Selbstmordattentäter zur IED-Bedrohung (Person Borne IED). 69

o Oft werden IED als Teil eines Hinterhaltes eingesetzt, sie dienen dann

als Auslöser, um zum Stehen gebrachte eigene Kräfte weiter zu be -

kämpfen.60

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

o Angriffe erfolgen oft zum Ende eines Auftrages bzw. eines Kontingen -

tes, wenn Aufmerksamkeit und Konzentration nachlassen.

Merke:

Selbst kleine und kleinste Varianten von IEDs

können verheerende Wirkung erzielen!

Folgerung:

o Ständige Wachsamkeit und das Bewusstsein der Bedrohung kann die

Gefahr reduzieren.

o Gerade am Ende eines Auftrages, auf dem Rückweg, volle Aufmerk -

samkeit und Konzentration einfordern.

o Das drillmäßige Einüben des Erkennens sowie des Verhaltens nach

einem IED-Anschlag mit möglicherweise direkt anschließenden Ge-

fechtshandlungen ist auszubilden. Dabei muss auch in der Ausbildung

der Aspekt schwerster Verwundung und Tod adäquat integriert sein. 70

(6) Wir „funktionierten“71

„Wir fuhren sofort los, mit meinem Spähtrupp als SpähTrp voraus

und 500m dahinter der Rest der Kompanie. Nach 10 Minuten er -

reichte ich als erstes den Anschlagsort. Dieser wurde durch die

Dingos abgesperrt. Vor dem Kran und einem weiteren Dingo stand

ein Einweiser, mit dem ich Verbindung aufnahm. Neben ihm lagen

zwei schwerverletzte Kameraden, welche zuvor den technischen

Defekt beheben wollten und den Selbstmordattentäter nicht be -

merkten. Sie hatten schwerste Verletzungen an Armen und Bei -

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

nen, sowie Splitter im Gesicht. Nur der Bereich, welcher durch die

IDZ Weste verdeckt war, war unverletzt. Die Straße war blutge -

tränkt. Um uns herum lagen die Reste des Selbstmordattentäters

und des Mopeds, auf dem er gekommen war. Ab jetzt war unser

handeln so, wie wir es vorher in der Ausbildung gelernt hatten. Der

Chef koordinierte routiniert und erfahren und mit viel Überblick alle

Maßnahmen an der Anschlagstelle, hielt Verbindung zur JOC

(Joint Operation Center, OPZ in Kunduz) und forderte den Mede-

vac (medical evacuation) Rettungshubschrauber) an. Ich verließ

mit meinem Fennek die Straße und durchkämmte das Gelände,

um etwaige, weitere IEDs aufzuklären und weitere Attentäter „her -

auszudrücken“. Der Arzt und unsere Soldaten leisteten erste Hilfe.“

Bewertung:

o Das koordinierte, eingeübte Handeln aller Beteiligten trug dazu bei,

dass alle Verwundeten schnell und sicher geborgen werden konnten.

o Das Tragen der Schutzweste rettete zwei Soldaten das Leben.

Folgerung:

o Richtiges Handeln in einer derartigen Stresssituation wie einem IED-

Anschlag kann nur durch drillmäßig durchgeführte Ausbildung erzielt

werden. Nur das ständige Wiederholen verschiedener Szenarien mit

umfassender Besprechung des Ausbildungsergebnisses hilft dem Ein -

zelnen, sich als Teil einer funktionierenden Handlungskette zu verste -

hen.

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

o Aufgrund der latenten Gefahr von IED-Anschlägen ist das Einhalten

des vorgegebenen Dress-Codes lebenserhaltende Pflicht jedes Ein -

zelnen!

(7) Unbekümmertheit72

„Auf unserem Patrouillenweg wurden wir während eines Halts von

einem Einheimischen angesprochen, der dann unmittelbar eine

Mine aus einem Holzschuppen holte. Auf unsere Aufforderung hin

legte er die Mine ab. Direkt am Wegesrand. Nach der Meldung

über den UXO-Fund (UXO: unexploded explosive ordnances) und

einer Sichtung durch den EOD, entschied sich dieser dazu, die

Mine zu sprengen, da sie bereits entsichert und nicht mehr trans -

portsicher war. Kurz vor der Zündung nahm allerdings der Einhei -

mische die Mine wieder auf! Er befürchtete, dass die trächtige Kuh

seines Bruders in einem nahe liegenden Stall durch die Sprengung

Schaden nehme könnte. Aufgrund der sofortigen Reaktion durch

den EOD in Form von Zeichen und Zurufen, warf der Mann die

Mine in einen in der Nähe verlaufenden Fluss, ohne dass diese zur

Explosion kam.“

(8) Angeschwämmte Minen73

„Wenn man in Kosova von den Spuren des Krieges spricht, gerade

in Bezug auf die bergigen Grenzregionen zu Albanien und Maze -

donien, dann darf man die wohl teuflischsten Überreste der Kämp -

fe nicht vergessen: die Hunderttausenden Minen. Abseits der

Wege, die wir nutzten, war die Minenlage des Gebietes unklar. Nur

einen Fuß abseits zu setzen, bedeutete akute Lebensgefahr. Als

63

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

wir unterwegs anhalten mussten, um eine Notdurft zu verrichten,

erfolgte diese nicht am Straßenrand oder im dahinter liegenden

Buschwerk, sondern selbstverständlich auf dem Weg. Minen sind

in Kosova immer noch eine große Gefahr. Jedes Jahr werden

durch die Schneeschmelze oder bei heftigen Regenfällen diverse

Kampfmittel auf bereits geräumtes Gebiet gespült, bisweilen sogar

auf freigegebene Wege und Straßen. Und jedes Jahr werden meh -

rere Menschen bei Minenunfällen verletzt, verstümmelt und getö-

tet. So schön und verzaubernd die bergige Landschaft auf den ers -

ten Blick ist, wie idyllisch und romantisch sie auch erscheinen mag,

überall und jederzeit, das gilt es im Bewusstsein zu behalten, lauert

hier der Tod in vielfältiger und heimtückischer Form.“

Bewertung:

o Mit Minen und UXO ist im Einsatzland ständig und an allen Stellen zu

rechnen.

o Gefahrenpotenzial ergibt sich dabei nicht nur durch die Minen und

UXO, die bereits stationär ausgelegt wurden, sondern gerade auch

durch Einheimische, für die der Umgang mit solchen Materialen Alltag

ist. Von diesen Einheimischen wird oft die latente Gefahr durch Minen

und UXO verharmlost, wodurch sie sich selbst und Andere allerdings

in Gefahr bringen können.

Folgerung:

64

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

o Neben den theoretischen Grundlagen muss die Ausbildung in den Ge -

bieten „Mine Awareness“ und „UXO“ zwingend im Praktischen Dienst

erfolgen.

o Dabei müssen von gut eingewiesenen Rollenspielern auch Situationen

gestellt werden, mit denen zunächst nicht zu rechnen ist, die allerdings

tatsächlich im Einsatzland so passieren.

Abwehr von Bedrohung aus der Luft

(1) Fliegeralarm?74

„Das war wieder ein Tag unter Anspannung und ständiger Konzen -

tration! Wir hatten den Auftrag, in einem definierten Raum um das

Feldlager KUNDUZ zu patrouillieren. Ziel war es dabei, Präsenz zu

zeigen: die Leute sollten sehen, dass wir da sind. So können wir

die Gefahr von Raketenangriffen auf das Lager zumindest eindäm -

men. Ganz vermeiden werden wir sie aber wohl nicht können. Da -

für sind die Mörser- oder Raketenstellungen zu schnell – meist pro -

visorisch – aufgebaut und einsatzbereit. Aber dadurch, dass den

Aufständischen keine Zeit bleibt, um nicht entdeckt zu werden,

fehlt es oft auch an der Genauigkeit ihrer Abschüsse. Das schützt

unser Feldlager natürlich auch schon irgendwo.“

(2) Raketenangriff75

„Wir haben in der Beobachtungsstellung gestanden bzw. geschla -

fen. Geweckt wurde ich durch die Abschüsse von drei Raketen, die

relativ dicht über unserem Panzer geflogen sind. Im weiteren Ta -

gesverlauf kam es zur Durchsuchung von mehreren Höhlen, woran

ich beteiligt war. Am Nachmittag haben wir festgestellt, dass eine 65

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

dieser Höhlen, in die wir am Morgen eingedrungen waren, der Ab -

schussplatz der Raketen gewesen ist: In der Höhle gab es noch

eine Art zweiter Höhle, die durch ein kleines Loch in der Ecke er -

reichbar war, das wir in der Früh übersehen hatten. Dort befanden

sich noch fünf von den Raketen sowie Lagerplätze für Leute, De -

cken und eine Feuerstelle. (…) Für mich war es ein sehr einschnei -

dendes Erlebnis, als sich mit der Höhle alles aufgeklärt hatte. Ich

bin aus der Höhle raus und habe immer vor mir hergesagt: „Ver -

dammt, verdammt, vorher dringestanden und nichts gesehen.“ Ich

habe mir selbst noch Vorwürfe gemacht, dass ich die vermeintliche

Chance ausgelassen bzw. dass ich es nicht gesehen habe, dass in

der Höhle der Abschussplatz war.“

Bewertung:

o In den aktuellen Einsätzen der Bundeswehr ist mindestens eine örtli -

che sowie zeitlich begrenzte Luftüberlegenheit gegeben.

o Eine Bedrohung aus der Luft kann aber nie ganz ausgeschlossen wer -

den. Entgegen der klassischen Bedrohungen durch Flugzeuge und

Hubschrauber stellen die heutigen Hauptbedrohungen allerdings An -

griffe mit Raketen, Artillerie- und Mörsergranaten dar.76

Folgerung:

o Aufmerksamkeit! Auch scheinbare Kleinigkeiten (z.B. aufgetürmte

Steine, Munitionsreste etc.) können Hinweise auf provisorische Ab-

schussrampen liefern.

o Auch im täglichen Dienst den Blick für das Detail entwickeln.

66

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

o Grundsätze der Auflockerung, Tarnung und Deckung ständig lagebe -

zogen anwenden.

Fördern und Hemmen von Bewegung

(1) Kapazitätsgrenze erreicht77

„Das Feldlager platzte aus allen Nähten. Immer mehr Personal be-

nötigte Unterkünfte, für zulaufendes Großgerät waren zusätzliche

Abstellflächen notwendig. Die Erweiterung des Feldlagers in ost -

wärtige Richtung wurde mit einem Zaun aus 3 S-Rollen (S-Rollen-

sperre) in das Feldlager integriert. Verwendet wurden ausschließ -

lich kleine S-Rollen mit einem Durchmesser von 0,69 m, die teil -

weise deutlich über 10 m auseinander gezogen waren. So war es

in einigen Abschnitten möglich, mit einem Sprung den Zaun dort zu

überwinden.“

Bewertung:

o Im heutigen Einsatzszenario ist die Unterbringung der Kräfte meist

modular organisiert, damit ein schneller Aufbau und Flexibilität ge -

währleistet werden können.78

o Die Wirkung von Sperren ist abhängig von dem verwendeten Sperr -

material und der fachgerechten Bauweise. Falscher Einsatz führt zu

einer fehlenden Wirkung.

Folgerung:

67

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

o Dem Schutz der eigenen Kräfte gilt oberste Priorität: bei Lageänderun -

gen sind immer auch die entsprechenden Schutzmaßnahmen zu über -

prüfen und gegebenenfalls anzupassen.

o Alle Truppen legen z. B. Drahtsperren an, um

- eigene Stellungen zu verstärken,

- das Gelände aus taktischen Gründen zu verstärken,

- Personen und Fahrzeuge in einem Checkpoint zu stoppen oder

- das Eindringen in ein Feldlager zu verhindern.

o Der Pionierdienst aller Truppen mit dem Schwerpunkt Anlegen und

Überwinden von Sperren ist jederzeit in die Ausbildung zu integrieren.

o Den „Blick für das Ganze“ schulen. Sperren, die bereits seit langer Zeit

aufgebaut sind, müssen nicht mehr notwendigerweise den aktuellen

Gegebenheiten angemessen sein; auch dauerhaft angelegte Check -

points müssen ständig dahingehend überprüft werden, ob die beab -

sichtigte Sperrwirkung noch gegeben ist.

o Die Einzeltätigkeiten sind so zu üben, dass sie unter Beachtung der

Sicherheitsbestimmungen auch bei Zeitdruck oder unter Feuer be -

herrscht werden.

(2) Brückenbau I79

„Unser Auftrag war hier klar definiert: wir waren dafür verantwort -

lich, eine zerbombte Brücke möglichst schnell so instandzusetzen,

dass sie wieder befahrbar wurde. Dazu hatten wir einen PiMasch -

Zug und einen PiZug im Einsatz. Um unseren Auftrag erfüllen zu

können, wurden wir sogar mit zusätzlichem schwerem Material ver-

stärkt, z.B. Hydraulikbagger, Betonmischer oder Erdhobel. Und das

Ergebnis nach 1 Woche Bauzeit war schon beeindruckend: wir ha -

68

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

ben tatsächlich eine Sprenglücke von 60 Metern überbrücken kön -

nen. So konnten wir eine wichtige Verbindungsstrasse für den mili -

tärischen und zivilen Verkehr wieder nutzbar machen.“

(3) Brückenbau II80

„Die alte Brücke war genau in der Mitte gesprengt worden, so dass

eine ca. 8 m lange Lücke in der Mitte gesprengt war. Zum Glück

waren die Brückenpfeiler noch nutzbar. So ging der Befehl an die

HFlgTrspAbt (Heeresfliegertransportabteilung; Anm. d. Verfassers),

eine britische Brücke, die von den Pionieren in Benkovac zusam -

mengebaut wurde, im Luftmarsch zu transportieren. Nachdem die

ca. 2,6 t schwere Brücke mit den Maßen 11,3 m x 4 m x 0.50 m

vom technischen Personal für den Lufttransport freigegeben war,

konnte die Besatzung der CH-53 ihre Aufgabe anpacken. (…) Be -

reits eine Stunde nach diesem Manöver konnte die Brücke befah -

ren werden.“

Bewertung:

o Der Einsatz der Pioniertruppe, der Heeresfliegertruppe sowie aller an -

deren Truppengattungen erfüllt wie in den Beispielen nicht ausschließ -

lich militärische Zwecke. Gerade die Humanitäre Hilfe sowie die zivil-

militärische Zusammenarbeit sind im heutigen Einsatzszenario von ho-

her Bedeutung für die Bundeswehr geworden.

Folgerung:

69

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

o Die Zusammenarbeit mit bundeswehrexternen Einrichtungen und Or -

ganisationen ist sehr wichtig geworden. Vorurteilen diesen gegenüber

ist entschieden zu begegnen.

o Möglichkeiten des Kennenlernens nutzen. Zum Beispiel durch gegen -

seitige Vorstellung der Aufgabenbereiche, gemeinsame Aktivitäten,

etc.

Logistische Unterstützung

(1) Achillesferse Nachschub81

Etwa 200 Taliban-Kämpfer überrannten in der Nacht zum 8. De -

zember 2008 ein Terminalgelände, erschossen einen Wächter und

legten mehr als 50 Lkws mit Nachschub für die westlichen Truppen

in Schutt und Asche. Auch auf den Transportwegen nach und in Af -

ghanistan gehören Angriffe, Entführungen und Diebstähle zum All -

tag. Gründe hierfür können ideologisch motivierte Gewalt der Tali -

ban sein, aber vor allem reine Stammesrivalitäten und Kämpfe um

die erheblichen finanziellen Pfründe des Transportwesens nach Af -

ghanistan.

(2) Betriebsstoffversorgung I82

„Die Division hat für den Tag ein hoch gestecktes Ziel: sie muss,

und zwar schnell, 150 Kilometer schaffen (…), spätestens im Mor-

gengrauen, RRP Exxon hochziehen, einen Rapid Refueling Point,

eine militärische Tankstelle von hoher strategischer Bedeutung. Sie

muss danach, noch am selben Tag, weitere 150 Kilometer nach

Norden vorstoßen, Luftlinie dann schon fast 250 Kilometer tief im

Feindesland (…). Es wird eine heiße, dramatische Fahrt, eine 70

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

Cross-Ralley. 300 Kilometer in einem Konvoi aus 2736 Fahrzeu -

gen, die Fahrer halb erstickt von Staub und Sand. Immer wieder

aufgehalten, weil sich die Reifen in den Sand fressen.“

(3) Irrfahrt83

„Etwas später gerät ein Konvoi der 507. Instandsetzungs-Kompa -

nie der U.S. Army in Nassirija unter irakisches Feuer. Die kleine

Gruppe aus Mechanikern, Kraftfahrern und Köchen hatte sich in

der Dunkelheit verfahren (…). Danach irrte der Konvoi so lange

durch Nassirija, bis man auf ihn aufmerksam wurde. Die Instand -

setzungs-Kompanie weckte den Feind. Die Soldaten sind ein einfa -

ches Ziel. Sie sind keine Kämpfer, sie kennen sich nicht aus, es ist

dunkel. Einige Soldaten werden erschossen, fünf werden gefangen

genommen und später im irakischen Fernsehen vorgeführt, hilflos,

orientierungslos.“

(4) Betriebsstoffversorgung II84

„Coates war in Kirkuk im Nordirak stationiert (…). Tag für Tag fuhr

Coates Strecken rund um Kirkuk und lieferte Treibstoff für den

Fuhrpark. Alles war ruhig, den Juli durch, auch den August, fast

langweilig, bis sein Konvoi am 30. August am Rand von Kirkuk aus

einem Getreidefeld heraus angegriffen wird. Drei Granaten treffen

Coates’ Truck, gefüllt mit 5000 Litern Kerosin, die für die Betan -

kung der Airforce-Jets gedacht waren. „Das Führerhaus stand so -

fort in Flammen“, erzählt er. „Das Feuer kroch über Arme und

Nacken, aber ich blieb sitzen und fuhr noch von der Straße. Ich

wollte nicht, dass meine Kameraden in den Trucks hinter mir in die

Explosion reinfahren. Bin dann rausgesprungen, bei 45 Meilen pro 71

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

Stunde. Ist schon scheiße, so nackt und verkohlt im Sand zu lie -

gen, aber ich habe das zuerst gar nicht gemerkt. Das Feuer hat

sich bis zu meinen Knochen durchgebrannt.“

Bewertung:

o Nachschubwege und -lager sind sensible Bereiche, die von vielen Sei -

ten zu jeder Tages- und Nachtzeit bedroht werden.

o Um den Nachschub in einem weit entfernten Einsatzraum sicherzu-

stellen, ist ein erheblicher Aufwand notwendig. Hiervon ist nicht nur

das Militär betroffen, auch zivile Transportfirmen spielen eine gewichti -

ge Rolle.

Folgerung:

o Im Nachschub eingesetzte Soldaten müssen auf die verschiedenen

Bedrohungen vorbereitet werden. Das Verhalten bei Beschuss, bei Mi -

nenunfällen oder beim Auffahren auf illegale Checkpoints muss geübt

werden.

o Die Grundsätze von Marsch und Konvoi gelten auch für die logistische

Unterstützung (z.B. Befehlsgebung, Marschabstände, Orientierung).

o Eine reibungslose logistische Unterstützung ist keine Selbstverständ -

lichkeit. Soldaten müssen darauf vorbereitet werden, dass es im Ein -

satzland zu Engpässen an Gütern kommen kann.

Merke:

JEDER Soldat muss die

72

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

soldatischen Grundbefähigungen85 beherrschen!

(5) „Das reicht schon noch!“86

Während die 2. Kompanie eines Panzerbataillons im Verfügungs-

raum mit Betriebsstoff versorgt wird, tritt der II. Zug dieser Kompa-

nie an, um einen Auftrag zur Gefechtsaufklärung auszuführen. Der

Zugführer entscheidet sich, den Betriebsstoff seiner Kampfpanzer

nicht jetzt zu ergänzen, sondern dieses erst nach Ausführung des

Auftrages zu tun. Bald darauf erhält die Kompanie den Auftrag, im

Rahmen des Bataillons, einen Angriff durchzuführen. Der der Kom -

panie voraus zur Gefechtsaufklärung eingesetzte Zug soll im Ver -

lauf des Anmarsches durch die Kompanie aufgenommen werden

und mit dieser gemeinsam angreifen. Kurz nach Nehmen des Zwi -

schenziels meldet der Zugführer des II. Zuges, dass der Betriebss -

toff seines Zuges knapp wird und er dringend mit Betriebsstoff ver -

sorgt werden muss. Wenig später bleibt ein Kampfpanzer dieses

Zuges sogar wegen Betriebsstoffmangel stehen, bei allen anderen

zeigen die Betriebsstoffmangelwarnleuchten Dauerlicht. Die

2.Kompanie kann den Angriff nur mit zwei Zügen fortsetzen und so

den ihr erteilten Auftrag für den Angriff nicht mehr erfüllen. Nur

durch den Einsatz der Bataillonsreserve kann das Bataillon den

Angriff fortsetzen und erfolgreich beenden.

Bewertung:

73

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

o Die nicht genutzte Möglichkeit eines Zuges zur Betriebsstoffversor -

gung hätte beinahe den Angriffserfolg eines ganzen Bataillons gefähr -

det.

Folgerung:

o Jede sich bietende Gelegenheit zur Versorgung ist zu nutzen und die

Kampfbeladung an Mengenverbrauchsgütern ist wann immer möglich

zu ergänzen.

o Gerade in nicht stabilen Lagen kann auch das Auftanken kleiner Men -

gen und das Aufmunitionieren von wenigen Patronen bei Eintritt einer

Gefechtshandlung über Leben und Tod entscheiden.

o Es gibt kein „unnötiges“ Betanken.

Marsch und Konvoi

(1) Operation ANACONDA87

„Die Dinge liefen von Anfang an schief. Es begann alles um Mitter -

nacht am 2. März 2002, als die Einheiten der Task-Force Hammer

sich in Richtung des Ziel-Tales auf den Weg machten, nachdem sie

ihr Feldlager in Gardez verlassen hatten. Der Konvoi, welcher aus

afghanischen Einheiten unterstützt durch die Spezialkräfte „A-

Team Texas“ bestand, verlor durch eine Serie von Unfällen Fahr -

zeuge, da der Weg entlang einer kaum definierten Route führte. Da

weitere Ausfälle befürchtet wurden, wurde das Fahren mit Volllicht

befohlen, was den Taliban ihre Position und die beabsichtigte Rou -

te verriet. Als wäre dies nicht des Schlechten genug, entschied

sich ein Element der dritten „Special Forces Group“, welches Teil

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

des Konvois war, dazu, den Auftrag abzubrechen und auf direktem

Weg in Richtung des Marschzieles zu fahren, da sie befürchteten,

hinter den Zeitplan zurückzufallen. Das Verlassen der Marschstre -

cke führte im Ergebnis allerdings tragischerweise dazu, dass hoch

über ihnen eine AC-130 Spectre Gunship (Grim 31), welche Luft -

nahunterstützung für die Task-Force leistete, sie als Feindkonvoi

identifizierte und begann, sie zu beschießen, wobei der amerikani -

sche Offizier, der die Elemente führte, getötet wurde und einige

seiner Männer verwundet wurden.“

Bewertung:

o Falsche oder unangepasste Fahrweise führt in schwierigem Gelände

schnell zu Ausfällen, welche den gesamten Konvoi aufhalten.

o Marschwege wurden nicht sauber erkundet.

o Das Fahren mit Volllicht bei Nacht kann die Erfüllung des Auftrages

verhindern.

o Nicht autorisiertes selbstständiges Verlassen der befohlenen Marsch -

strecke führte zu Verlusten durch Beschuss aus den eigenen Reihen

(„Friendly Fire“).

Folgerung:

o Das Fahren mit Tarnbeleuchtung bzw. ohne Licht üben (Sicherheitsbe -

stimmungen beachten).

o Jede Lageänderung (z.B. Verlassen des befohlenen Marschweges)

muss gemeldet werden.

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

Merke:

Kraftfahrer müssen gut ausgebildet sein und

auch im schwierigen Gelände üben!

Straßenverhältnisse bei einer alltäglichen Patrouille im PRT KUNDUZ88

(2) Alltag89

„Nach dem Marschbefehl, der Einweisung an der Karte, den genau

durchgesprochenen Verhaltensweisen bei Attentaten auf die ein -

zelnen Fahrzeuge und unserem geplanten Verhalten nach Errei -

chen unseres Marschziels, saßen wir auf meinen Befehl hin auf

und fuhren zum Maingate (dem Haupttor) - heute um eine Stunde

früher als gestern, mit der Prämisse, schnellstmöglich durch die

Stadt zu kommen, mit ständig wechselnden Geschwindigkeiten

und Abständen, um irgendwie schwer einschätzbar zu sein. Am

Maingate luden wir alle Waffen fertig, ich meldete den Konvoi mit -

tels Funk ab und schon rollten wir mit 2 Dingos, einem Fuchs und

einem MAN 7 to mit Tieflader und aufgeladenem Schwenklader AS 76

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

12 B in Richtung Mazar-E-Sharif. Den Gehörschutz eingelegt, die

IdZ-Brille auf den Augen, die Konzentration und das Adrenalin

spürbar, fuhren wir an belebten Märkten vorbei, durch Kreisverkeh-

re, immer auf der Hut vor sich dazwischendrängelnde „Tuc-Tucs“

(Motorräder mit Anhänger als Personentaxi) oder weißen Toyotas

mit gelben Streifen, welche es zu hunderten, mal fast neu oder to -

tal verbeult gab. Versetzt fuhren wir in hoher Geschwindigkeit an

unseren Einsatzort, der schließende Dingo seine Rückfahrkamera,

ich mein GPS und meine Karte im Auge, Warnmeldungen vor par -

kenden Fahrzeugen auf offener Pläne oder Engstellen weiterge -

bend, um dort die Abstände nochmals zu vergrößern und die Män -

ner zur Aufmerksamkeit in ihren Sicherungsbereichen aufzufor-

dern.“

(3) Der verwirrte Störer90

Während einer Versorgungsfahrt wurde der Scharfschützenzug der

Schutzkompanie durch Aufständische angesprengt. Der Zug be -

stand zu diesem Zeitpunkt aus drei DINGOs, einem 5to MSA, ei -

nem 5to MSA mit Anhänger, einem TPZ FUCHS sowie einem

BAT91 und einem Störer CG-20, welcher in der Mitte der Kolonne

eingesetzt war. Während der erste Halbzug die Anschlagstelle mit

hoher Geschwindigkeit durchstieß, blieb der Störer abrupt stehen.

Dies führte dazu, dass der Zug getrennt wurde und erst nach mas -

sivem Koordinationsaufwand wieder zusammengeführt werden

konnte.

Bewertung:

77

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Quellenverzeichnis

o Nur wer jederzeit – auch in scheinbar alltäglichen, sich ständig wieder -

holenden Situationen – aufmerksam ist und bleibt, bringt sich und an -

dere nicht in Gefahr.

o Eine gute Marschvorbereitung, das ständige Wiederholen von grund -

sätzlichen Verhaltensrichtlinien bei besonderen Vorkommnissen und

die Schulung von Wachsamkeit auf dem Marsch sind keine lästige Ne -

bensache, sondern können im Ernstfall Leben retten!

Folgerung:

o Keine Nachlässigkeiten im Alltag dulden.

o Sich selbst dazu zwingen, Routine nicht mit nachlassender Aufmerk -

samkeit gleichzusetzen.

o In der Ausbildung nicht nur den Routine-Marsch berücksichtigen, son -

dern immer wieder auch das Verhalten bei Marschstockungen oder

Marschpausen (z.B. Verhalten bei Beschuss, bei Auffahren auf eine

IED, etc.).

o Mit Vordrucken für Befehle arbeiten. Dies verhindert, dass wichtige

Punkte nicht angesprochen werden. Dabei jeden Punkt konkret an -

sprechen! z.B.: „… Marschgeschwindigkeit: 20 km/h, … , Marschab-

stände zwischen den Fahrzeugen: 30 m, …“ Nicht: „… Marschge-

schwindigkeit und Marschabstände: standard …“.

o Der beste Befehl ist wertlos, wenn er nicht auf allen Führungsebenen

heruntergebrochen und umgesetzt wird.

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Bemerkungen

Merke:

Die Kontrolle ist eine der Phasen des Führungsprozesses!

Vertraue Deinen Soldaten, stelle aber auch sicher,

dass sie Deine Befehle verstanden haben und sie umsetzen.

(4) Durchstoßen eines Hinterhalts92

„Als während einer Verlegeoperation bei eingeschränkter Sicht die

Marschgruppe, bestehend aus über 15 Fahrzeugen, in einen Hin -

terhalt durch Aufständische geriet, befahl der Konvoiführer das

Durchstoßen des Hinterhalts und Bekämpfen des Feindes aus der

Bewegung. Dadurch, dass der Befehl „Durchstoßen“ mit starker

Geschwindigkeitserhöhung verbunden wurde, zog sich die Marsch -

kolonne sehr weit auseinander, sodass teilweise keine Sichtverbin -

dung mehr bestand. Zum Glück verfehlten alle auf die Kolonne ab -

geschossenen Panzerfäuste ihr Ziel und es waren nur Treffer von

Handwaffen auf den Kfz`s zu verzeichnen.“

Bewertung:

o Die Geschwindigkeitserhöhung beim Durchstoßen des Hinterhalts riss

die Marscheinheit auseinander.

o Eine Übergabe von Wirkungsbereichen von Kfz zu Kfz zur Bekämp-

fung der feindlichen Stellungen wurde dadurch erschwert.

o Bei Ausfall eines Fahrzeugs wäre eine Neuordnung der Kräfte zur Ber -

gung von Verwundeten langwierig gewesen und hätte die Soldaten zu -

sätzlicher Gefahr ausgesetzt.

Folgerung:

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Quellenverzeichnis

o Das Verhalten beim Durchstoßen von Hinterhalten muss im Marschbe-

fehl klar geregelt werden.

o Auch beim Durchstoßen nie die Verbindung innerhalb der Marschein -

heit abreißen lassen.

(5) Verstopfte Luftfilter93

„Wir reinigten immer die Luftfilter, wenn wir die Wüstenstrecken

fuhren. Diesen Hinweis gaben uns die Kameraden des vorausge-

gangenen Kontingents, weil sie selber durch zu viel Staub im Luft -

filter liegen geblieben waren oder Probleme beim Fahren hatten.

Dieser Sache nahmen wir uns an und setzten auch alle Anforde -

rungen, die mit Sandstaub zu tun hatten, um. Es gab jedoch Tage,

an denen wir nur Straße gefahren sind. Wir reinigten die Luftfilter

an diesen Tagen am Anfang nicht täglich. Und so kam es wie es

kommen musste: Wir fuhren an diesem Tag mehrere Strecken

durch die von Verkehr völlig überfüllten Straßen von MAZAR-E

SHARIF. Plötzlich kam etwas vollkommen Unerwartetes, der Wolf

fing an langsamer zu werden und ging nach ein Paar Metern ein -

fach aus. Der Verkehr auf der Straße kam zum Erliegen.“

Bewertung:

o Der nachlässig durchgeführte Technische Dienst führte zum Ausfall

von Gerät und brachte die eigene Truppe unnötig in Gefahr.

Folgerung:

80

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

o Der Technische Dienst ist Teil der Kraftfahrausbildung!

o Im Rahmen der Ausbildung muss auf die einsatzspezifischen Beson -

derheiten bei der Wartung und Pflege der Kraftfahrzeuge eingegangen

werden.

o Ein Marsch endet nicht mit dem Abstellen des Motors im Lager. Der

Technische Dienst nach der Benutzung ist immer durchzuführen!

(6) „Straßenverkehrsordnung“94

„Hupende Lastwagen, beladen bis in den Himmel, brausen mit

Höchstgeschwindigkeit über Straßen, die nur in den seltensten Fäl -

len asphaltiert sind; Fußgänger am Wegesrand sind mehr Hinder -

nisse als Menschen, auf die man Rücksicht nehmen soll; niemand

weiß genau, wie viele Fahrspuren eine Straße hat, es kommt dar -

auf an, wie viel Platz ist. Kofferräume gelten als normale Sitzplätze

im Auto, und auf Motorrädern wird mindestens zu dritt gefahren.

Straßenschilder gibt es nicht, wozu auch, es würde doch keiner

darauf achten, ebenso wenig wie auf Verkehrsampeln. In Kabul

gibt es sogar eine. Wenn Strom fließt, leuchtet diese Ampel sogar

Signale in den Verkehr. Aber es kümmert sich niemand darum,

deswegen steht ein Verkehrspolizist daneben. Hunde, Schafe, Esel

und Menschen laufen plötzlich auf die Fahrbahn.“

Bewertung:

o Die Kraftfahrausbildung ist nicht nur aufgrund des einsatzbedingten

Geländes, sondern auch aufgrund der stark unterschiedlichen Fahr -

weisen im Einsatzland im Vergleich zu Deutschland von hoher Bedeu -

tung.

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

o Wer sich nicht schnell auf die Fahrgewohnheiten im Einsatzland ein -

stellen kann, riskiert Verkehrsunfälle und damit verbunden oftmals das

Leben von Zivilisten und Soldaten.

Patrouille durch KABUL95

Folgerung:

o Das Beherrschen des jeweiligen Fahrzeugs ist Grundvoraussetzung

vor Einsatzbeginn. Nur so hat der Kraftfahrer im Einsatz den Über -

blick, um sich auf landesspezifische Fahrgewohnheiten einstellen zu

können.

Panzerabwehr

(1) Verwundbarkeit von Panzerfahrzeugen im Ortskampf96

82

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Bemerkungen

Die tschetschenischen Teileinheiten waren 15 bis 20 Mann stark,

unterteilt in drei bis vier Mann starke Panzervernichtungstrupps.

Diese Trupps umfassten einen Panzerfaustschützen, einen MG-

Schützen und einen Heckenschützen. Der vierte Soldat des Trupps

war als Träger oder Gehilfe des Panzerfaustschützen eingesetzt.

MG und Heckenschütze hielten russische Infanterie nieder, um

dem Panzerfaustschützen die Bekämpfung des Panzerziels zu er -

möglichen. Die Trupps schossen aus Stellungen am Boden, in ers -

ten und zweiten Stockwerken und in Kellern. Normalerweise griffen

fünf oder sechs Panzervernichtungstrupps zeitgleich ein Panzer -

fahrzeug an. Totalausfälle wurden in der Regel gegen die Ober- /

Rückseite und Flanken der Fahrzeuge erzielt. Es wurden auch Fla -

schen mit Benzin oder pastenförmigem Brandbeschleuniger von

oben auf die Fahrzeuge geworfen. Die Panzervernichtungstrupps

versuchten, Fahrzeugkolonnen durch Zerstörung des ersten und

letzten Fahrzeuges in Stadtstraßen festzusetzen, um anschließend

die gesamte Kolonne zu vernichten.

Die Kanonen der Kampfpanzer waren durch die limitierte Rohrer -

höhung nicht in der Lage, Trupps in Kellern oder im zweiten bis

dritten Stock zu bekämpfen. Der zeitgleiche Angriff von fünf bis

sechs Trupps machte die Maschinengewehre der Panzer wirkungs -

los. Die russischen Truppen reagierten mit der Verstärkung gepan-

zerter Kolonnen durch FlaK-Panzer. Aufgrund des knappen Perso -

nals wurden zunächst Einheiten gemischt und die meisten Schüt -

zenpanzer waren mit wenigen oder keinen Infanteristen besetzt.

Vor allem diese ersten Marschkolonnen wurden dezimiert.

Schultergestützte Panzerabwehrhandwaffen und Hohlladungsgra -

naten mit Wurffallschirmen vernichteten die Masse der Panzerfahr-83

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

zeuge, wobei jedes durchschnittlich drei bis sechs Treffer bis zum

Totalausfall benötigte. Tank und Motor waren die beliebtesten Zie -

le. 90% aller Totalausfälle kamen durch Treffer in bestimmten Zo -

nen zustande. Bei Transport- und Schützenpanzern waren dies

Rückseite (komplett) Oberseite (außer dem Vorderteil des Turms),

Flanken (jeweils Kampfräume für Fahrer und Insassen sowie Mo-

tor) und an der Front nur der Kampfraum für den Fahrer. Bei

Kampfpanzern waren dies die Rückseite (komplett), die Laufrollen

(nur unmittelbar unterhalb der Kettenschürzen) und die Oberseite

(nur der Motor und der hintere Teil des Turms).

Im ersten Monat der Angriffsoperation wurden 62 Kampfpanzer

vernichtet, nur bei einem lag der tödliche Treffer in einem Bereich,

der von Reaktivpanzerung geschützt wurde. Sowohl die eingesetz -

ten T-72 als auch T-80 waren gegen Fronttreffer durch Reaktiv -

panzerung unverwundbar. In der ersten Phase des Angriffs wurden

viele Panzer ohne Reaktivpanzerung in den Kampf geschickt.

(2) „Panzer-Panik“97

Die wichtigste Funktion der infanteristischen Panzerabwehr ist

nicht die Zerstörung von Panzern oder Gefechtsfahrzeugen per se.

Vielmehr dienen Panzerabwehrhandwaffen dazu, für „Panzer-Pa-

nik“, d.h. für Panik unter der Panzerbesatzung, zu sorgen: Kräfte,

die aufgrund des Beschusses ihres Gefechtsfahrzeugs zum Absit -

zen gezwungen wurden, müssen trotz dieses Vorfalls weiterhin

Vertrauen in ihre Ausrüstung, ihre Ausbildung und ihre eigenen

Waffen haben, nur so kann das Gefecht weiterhin erfolgreich ge -

führt werden. Vor diesem Hintergrund ist gerade die Gefahr durch

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

relativ leichte / preisgünstige Panzerabwehrhandwaffen wie der

RPG-798 von hoher Bedeutung.

Bewertung:

o Um feindlicher Panzerabwehr zu begegnen, muss schnell und koordi -

niert gehandelt werden.

o Feindliche Kräfte kennen die Schwächen der eigenen Gefechtsfahr -

zeuge (Schwachstellen in der Panzerung, Einschränkungen durch die

minimale und maximale Rohrerhöhung) und werden so eingesetzt,

diese konsequent auszunutzen.

o Um den Totalausfall eines Gefechtsfahrzeugs zu bewirken, sind meist

mehrere Treffer notwendig.

o Der Beschuss durch feindliche RPG ist keine Seltenheit und führt nur

in Ausnahmefällen zum Totalausfall des Gefechtsfahrzeugs.

Folgerung:

o Das richtige Verhalten beim Absitzen nach Beschuss muss drillmäßig

eingeübt werden. Nur so kann der Führer vor Ort den Überblick behal -

ten und klare, lagegerechte Befehle geben.

o Die Stärken und Schwächen der eigenen Gefechtsfahrzeuge müssen

bekannt sein. Nur so kann man Verhaltensweisen feindlicher Kräfte

frühzeitig erkennen, die versuchen, uns an unseren Schwachstellen zu

treffen.

Merke:

Mit feindlicher Panzerabwehr auf eigene Gefechtsfahrzeuge

muss gerechnet werden!

85

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Quellenverzeichnis

Sanitätsdienstliche Unterstützung

(1) Der Ernstfall99

„Klar waren wir gut ausgebildet, als Fallschirmjäger hatten wir auch

Soldaten unter uns, die den Lehrgang „Combat First Responder C“

absolviert haben. Die Rettung und Bergung von Verwundeten ha -

ben wir auch unzählige Male in Übungen drillmäßig durchgespielt.

Auch für den Fall eines Selbstmordanschlages. Aber was wir dann

in der Realität erleben mussten, war weitaus schlimmer als das: wir

waren die Ersten, die an die Stelle kamen, an der sich ein Selbst -

mordattentäter neben einem Mungo in die Luft sprengte. Das Bild,

das sich uns bot, war schrecklich; der Anblick grässlich und wühlt

noch heute auf. Der Mungo brannte, ständig explodierte die Muniti -

on der Granatmaschinenwaffe des Fahrzeugs. Es roch furchtbar.

Um die Anschlagstelle herum lagen die verletzten und toten Körper

von Kindern. Wir mussten mit einem weiteren Anschlag rechnen.

Das wird oft gemacht, um bei Eintreffen der ersten Hilfskräfte eine

noch verheerendere Wirkung zu erzielen. Aber wir wollten auch un -

sere Kameraden da raus holen. Nachdem wir Teile des Mungos so

löschen konnten, dass es uns möglich war, in der starken Hitze nä -

her an das Fahrzeug zu kommen, konnten wir zumindest einen Ka -

meraden bergen: wir versuchten alles, um sein Leben zu retten,

doch wir blieben erfolglos. Ein Kamerad, der an der Granatmaschi -

nenwaffe stand, blutete stark aus dem Mund, aber wir konnten sei -

ne Blutung stoppen. Auch ein kleines Mädchen mit einem offenen

Unterschenkelbruch konnten wir retten. Aber wir mussten auch

einen weiteren Kameraden tot bergen.“86

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

Bewertung:

o Die Bergung von Verwundeten ist mit einer großen Gefahr für das ei -

gene Leben verbunden.

o Selbstmordattentate und IED-Anschläge werden vermehrt so ange -

legt, dass zeitlich versetzt im selben Raum ein erneuter Anschlag

stattfindet, um den Ersthelfern Schaden zuzufügen.

o Die Realität der Verwundetenversorgung lässt sich in der Ausbildung

niemals komplett abbilden.

Folgerung:

o Eigenschutz hat beim Erreichen einer Anschlagstelle oberste Priorität.

o Die theoretische sanitätsdienstliche Ausbildung schafft Grundlagen,

die beherrscht werden müssen, um sie auch im realen Einsatzfall an -

wenden zu können.

o Drill in der praktischen Ausbildung überwindet Schreck und schafft den

lebensrettenden Zeitgewinn durch Handlungssicherheit!

o Sanitätsausbildung muss bis zum Beherrschen unter Belastung regel -

mäßig in die Gefechtsübungen integriert werden.

o Die praktische sanitätsdienstliche Ausbildung muss so realistisch als

möglich durchgeführt werden. Ernsthaftigkeit muss oberstes Gebot bei

der Ausbildung sein! Die Kameraden, die einen Üb-Verwundeten ber -

gen und dabei lachen, weil sie den „Verwundeten“ kennen oder die

Bergetechniken nicht sicher beherrschen, sind unverzüglich nach den

Vorgaben der Inneren Führung zu erziehen!

o Auch Üb-Verwundete müssen gut eingewiesen werden und ihre Rolle

der Lage angemessen spielen! Hier ist die Beratung und Ausbildungs -

87

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

unterstützung durch einen Sanitätsfeldwebel Rettungsassistent des

Truppensanitätsdienstes immer erforderlich!

o Es muss ausgebildet werden, wie man damit umgeht, tote Kameraden

zu bergen.

(2) Gefahren bei der Bergung von Verwundeten100

„Die Hofmauer war ziemlich hoch und Burnham hatte eine bessere

Idee, als einfach nur hinüberzuklettern. Also wurde der Hof ge -

räumt und eine Rakete vom Kaliber 3,5 Zoll 101 abgefeuert, wodurch

ein ziemlich großes Loch etwa in der Mitte der Mauer entstand.

Der Staub hatte sich noch nicht ganz gelegt, als Burnham hindurch

stieg... Er ging drei oder vier Schritte vorwärts und wurde durch

einen Hagel aus Gewehr- und MG-Feuer auf seinen Hintern ge -

worfen. Sein rechter Fuß hatte Feuer gefangen, genau dort, wo ihn

eine Kugel durchschlagen hatte, ansonsten aber war er unversehrt.

Burnham kroch instinktiv unter aufwirbelnden Beton- und Mauer -

splittern hindurch und verbarg sich unter einem unmittelbar rechts

hinter dem Loch geparkten LKW. Von dort aus rief er: „Ich bin ge -

troffen!“. Sergeant102 Willard Scott, der Zugführer, wies ihn an, sich

nicht von der Stelle zu rühren. Fünf Minuten später, als Burnham

sich bereits fragte, wie lange er wohl auf Hilfe würde warten müs-

sen, trat ein Schützentrupp unter Führung von Lance Corporal 103

Wayne Washburn von der linken Seite der Hofmauer her auf die

Straße und unternahm einen indirekten Vorstoß auf das Tor. Im

dem Moment, als Lance Corporal Burnham den Trupp entdeckt

hatte, brach auch schon ein vernichtendes Feuer der Nationalen

Vietnamesischen Armee (NVA) von der anderen Straßenseite auf

88

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

die Marines los. Direkt vor dem Tor erlitt Lance Corporal Washburn

einen Kopfschuss, mindestens zwei weitere Marines wurden ver -

wundet. Burnham sah seine Chance gekommen. Während die

NVA-Kräfte mit Washburns Schützentrupp beschäftigt waren, kroch

der verwundete Truppführer unter dem LKW hervor und stürzte

sich durch das Loch in der Wand zwischen die Marines, welche

wild auf das Gebäude feuerten, um die NVA-Kräfte in Deckung zu

zwingen. Nur Sekunden später wurde der LKW durch eine B-40-

Rakete vernichtet.“

Bewertung:

o Durch das Erwidern des Feuers und das Weiterführen des Gefechts

konnte der Verwundete sein Leben retten.

o Verwundete sollten sich selbst, falls möglich, in eine nahegelegene

Deckung begeben bzw. sich der Sicht des Feindes entziehen und

Selbsthilfe durchführen.

Folgerung:

o Selbsthilfe bringt eigene Kameraden nicht in Gefahr.

o Bergen von Verwundeten in Gefechtssituationen nur unter Feuer -

schutz bei gleichzeitiger Vermeidung weiterer Opfer. Seien Sie sich

stets der taktischen Lage bewusst.

o Die beste sanitätsdienstliche Maßnahme unter Beschuss ist „Feuer -

überlegenheit gewinnen!“. Die einzigen sanitätsdienstlichen Maßnah -

men unter direktem Beschuss sind:

- Anlegen von Tourniquets (bei schweren Blutungen),

- Bergung des Verwundeten unter Erwidern von Feuer

89

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

und

- Vermeidung weiterer Verwundeter.

o Weitere sanitätsdienstliche Maßnahmen (Verband, Morphinautoinjekt -

or, Infusion, usw.) sind erst in Deckung und ohne direkten Feinddruck

auszuführen.

Tourniquet104

(3) Bergung von Verwundeten105

„Ein erstes Opfer gab es bereits beim schnellen Abseilen. Ran -

ger106 Blackburn verlor den Halt und fiel vom Fastrope-Seil – 23 m

tief (anderen Berichten zufolge waren es etwa 12 m), drei Stock -

werke auf den Boden. Er schlug mit dem Rücken auf. „Er war

ziemlich schwer verletzt“, erinnert sich einer der Ranger, der alles

beobachtet hatte. „Innere Blutungen, Schädeltrauma und sein

rechtes Bein sowie seine Hüfte waren zerschmettert.“ Der 18-jähri-

90

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

ge Todd Blackburn war bewusstlos und blutete aus Nase und

Mund.

Staff Sergeant107 Eversman und die beiden Sanitäter griffen Black -

burn unter den Armen und bemühten sich, während sie ihn zum

Rand der Straße zerrten, seinen Nacken zu stützen. Sie richteten

eine Feldkrankentrage her, hoben Blackburn darauf und trugen,

Sergeant Casey Joyce und Sergeant Jeff McLaughlin vorn und die

beiden Sanitäter hinten, Blackburn vom Unglücksort in Richtung

Humvees. Sie rannten einige Schritte, setzten Blackburn ab,

schossen, nahmen in wieder auf und trugen ihn weiter – dieses

wiederholte sich einige Male während der Bergung. Hinten auf

einen der Humvees verladen, befand sich Blackburn schließlich

nicht mehr im unmittelbaren Gefahrenbereich. Private108 Good, der

Sanitäter, hielt die Infusion für Blackburn mit einer Hand, während

er auf dem Weg aus der Stadt mit der anderen Hand sein Gewehr

abfeuerte.“

Bewertung:

o Die Bergung von Verwundeten, ob gemeinsam mit Sanitätskräften

oder nur durch die Truppe, muss immer dem taktischen Grundsatz

„Feuer und Bewegung“ folgen.

o Sanitätsdienstliche Maßnahmen sind gleichwertig mit den taktischen

Erfordernissen umzusetzen.

o Schonender behelfsmäßiger Verwundetentransport ist unter direktem

Feinddruck nicht möglich.

Folgerung:

91

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

o Die Ausbildung ist immer auf die Erfordernisse des Gefechtsfeldes

auszurichten.

o Sanitätsdienstliche Versorgung durch die Truppe und Sanitätspersonal

darf nie einem „Entweder-Oder“ Grundsatz folgen. Beherrsche Waffe

und Sanitätsausstattung!

Merke:

Sanitätsdienstliche und infanteristische Maßnahmen

müssen „verzahnt“ und fließend angewendet werden!

(4) Erstversorgung von Verwundeten in Deckung109

„Es ist unklar, wie viele Verwundete das Search-and-Rescue

(SAR)110 Sanitätsteam genau zu beklagen hatte. Jedenfalls waren

es einige. Durch die Verletzungen waren sie in ihrer Fähigkeit zur

Verwundetenversorgung erheblich beeinträchtigt. Der getötete Pilot

war in seinem Helikopter eingeschlossen, sodass das SAR-Team

sich nicht zu weit von dem Luftfahrzeug entfernen wollte, weil zu

befürchten stand, den Leichnam an feindliche Schützen oder Auf -

ständische zu verlieren. „Dieser Mann war einer von uns und wir

würden nicht ohne ihn abziehen.“ Das SAR-Team war schließlich

gezwungen, die Toten / Verwundeten in ein Gebäude südlich der

Unglücksstelle zu schaffen; dieses Gebäude wurde in der kom -

menden Nacht zum Schwerpunkt. Insgesamt wurden in der Nähe

der Absturzstelle 2 Soldaten im Gefecht getötet und 14-15 verwun -

det, davon 2-3 sehr schwer. Lediglich zwei unverletzte Sanitäter

waren in der Lage, den Verwundeten Hilfe zu leisten.“

Bewertung:

92

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

o Keine toten oder verwundeten Kameraden zurückzulassen, hebt die

Moral der kämpfenden Truppe. Dies bedingt jedoch eine Gefährdung

und Verluste der handlungsfähigen Truppe.

o Vor der Erstversorgung von Verwundeten sind diese vorläufig

schnellstmöglich in Sicherheit und Deckung zu bringen. Den Verwun -

deten grundsätzlich nicht am Ort der Verwundung, dem Ort des Un -

falls / des Beschusses behandeln!

o Sanitätskräfte in vorderster Linie sind wann immer vermeidbar nicht

dem feindlichen Feuer auszusetzen, da ihre Zahl die Behandlungska -

pazität vor Ort wesentlich bestimmt. Im Fall der sanitätsdienstlichen

Versorgung sind Sanitätskräfte hierdurch erheblich gefährdet und zu

sichern.

o Dem Einsatz von SAR-Teams oder Verwundetentransportmitteln des

Truppensanitätsdienstes / des Zentralen Sanitätsdienstes (Drehflügler,

bodengebundener qualifizierter Verwundetentransport) sind in urbanen

Szenaren und unter Feindfeuer erhebliche Grenzen gesetzt.

Folgerung:

o Verwundete sind zu bergen, zu versorgen und in Sicherheit zu brin -

gen; kein Verwundeter bleibt unversorgt, kein Verwundeter wird im

Stich gelassen - auch nicht in Krisenlagen.

o Die Bergung und Erstversorgung von Opfern im Gefecht ist stets Teil

des Kampfgeschehens und kann weitere Tote / Verwundete und ver -

letzte Soldaten nach sich ziehen.

o Die Versorgung kommt nach der Bergung.

93

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

o Sanitätsdienstliche Kräfte und Mittel sind wesentlich für die Überle -

bensfähig der kämpfenden Truppe und im Rahmen „urbaner Szenare“

auf Zugebene Teil der Truppe.

o Die sanitätsdienstliche Versorgung im Gefecht kann aufgrund der takti -

schen Lage teilweise erheblich (1 - 6 Stunden) bis zur Durchführung

eines qualifizierten Verwundetentransportes dauern.

o Im Rahmen der Selbst- und Kameradenhilfe müssen sanitätsdienstli -

che Maßnahmen unter extremster Belastung sicher und drillmäßig be -

herrscht werden.

o Die lageabhängigen Grenzen des qualifizierten Verwundeten -

transports durch Sanitätskräfte, insbesondere für den Einsatz von

Drehflüglern (CH-53, BELL UH-1D, NH-90), sind zu berücksichtigen

und in die Ausbildung von Trupp- / Zugführern und Einheitsführern zu

berücksichtigen.

o Den Soldaten immer klarmachen: die sanitätsdienstliche Versorgung

im Einsatz entspricht trotz lagebezogener Einschränkungen von der

Qualität her der Versorgung in Deutschland. Die Rettungskette des

Sanitätsdienstes mit hochmoderner Ausstattung (z.B. dem Marineein -

satzrettungszentrum111, das auch bei Landoperationen unterstützen

kann, dem strategischen Verwundetentransport nach Deutschland 112

oder mit der Ausstattung der Feldlazarette im Einsatzland 113) ist die

Grundlage dafür, das Leben unserer Verwundeten zu retten.

(5) Entwaffnen von Verwundeten114

„Seit Stunden waren die Marines in dem Küchengebäude mit

nichts anderem beschäftigt gewesen, als die Kräfte der Nationalen

Vietnamesischen Armee (NVA) niederzuhalten, etwa ebenso, wie

94

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

diese ihrerseits die Marines gestört hatten – so feuerten also beide

Seiten wahllos auf Fenster im gegenüberliegenden Gebäude.

Kaczmarek trat an ein Fenster des Küchengebäudes heran, um

seinerseits in das Verwaltungsgebäude zu schießen. Die 106 115

feuerte ohne übliche Vorwarnung, sodass der Rückstrahl Kaczma -

rek auf die Brust traf. Dadurch wurde er an die Rückwand des Kü -

chengebäudes geschleudert und war mehrere Minuten bewusstlos.

Als er zu sich kam, erkannte er undeutlich, wie sich jemand über

ihn beugte. Es handelte sich um den Sanitäter der Einheit, der

Kaczmarek auf die Bergung vorbereiten wollte. Durch die Gehirner-

schütterung noch immer benommen, dachte Kaczmarek, dass

NVA-Kräfte das Küchengebäude mit einer geballten Ladung in die

Luft gejagt hätten und nun Gefangene machen wollten. Er zog also

den Abzug seines M-16 durch, das noch immer in seiner Hand lag,

und feuerte eine Salve vom Kaliber 5,56 mm in die Decke des Ge -

bäudes. Er hätte wohl noch weiter geschossen, aber drei oder vier

seiner Kameraden sprangen zu ihm hin und hielten seinen Arm

fest (…). Niemand machte ihm einen Vorwurf. Unter diesen Um-

ständen handelte es sich um einen Fehler, den wohl jeder hätte

machen können.“

Bewertung:

o Drillmäßiges Üben garantiert auch im Einsatz / Kampf und damit unter

Stress die richtige Anwendung von Waffen und Gerät.

o Bei kontinuierlicher Umsetzung dieses Ausbildungsgrundsatzes wird

die Einhaltung auch der Sicherheitsbestimmungen zur Routine.

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

o Der richtige Umgang mit Waffen spart eigenes Blut und unnötige Opfer

werden vermieden.

o Verwundete Soldaten können Bewusstseinsstörungen aufweisen, wel -

che zur Verkennung der Lage und zu unberechenbaren Handlungen

führt.

Folgerung:

o Verwundete mit Bewusstseinsstörungen, erheblichen Schmerzen oder

mit Medikamenten behandelte (z.B. Morphinautoinjektor) sind grund -

sätzlich zu entwaffnen.

o An den Waffen ist Sicherheit herzustellen. Den Verbleib der Waffen re -

gelt der örtliche Führer.

o Diese Verwundeten bleiben nie ohne Betreuung und Sicherung.

o Beeinträchtigte Soldaten sind wo immer möglich ohne Gewaltanwen-

dung, vorausschauend und durch beruhigendes Zureden zu betreuen.

(6) Anwendbarkeit der Ersten Hilfe116

„Helikopter „Super Six Two“, geführt von Pilot Mike Goffena, wurde

ebenfalls von einer RPG getroffen. Durch die Explosion wurde

Sergeant Brad Hallings’ Unterschenkel beinahe vollständig abge-

trennt. Durch den Einschlag stand im Hubschrauber jeder unter

Schock, der Helikopter aber blieb in der Luft. Wieder Herr seiner

Sinne, erkannte Hallings, dass er schwer am Bein verletzt war und

infolgedessen stark blutete – ein Sanitäter an Bord war offenbar

geschockt und mit der Größe der Wunde überfordert. Noch immer

suchte dieser das Material für eine Infusion zusammen, obwohl

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

Hallings ihn wiederholt dazu aufforderte, ihm das Bein abzubinden,

um so die Blutung zu stoppen.“

Bewertung:

o Wenn Sanitätspersonal nicht einsatzbereit, gebunden oder nicht vor

Ort ist, kommen die Regeln der Selbst- und Kameradenhilfe zur An -

wendung. Dazu gehört auch die Selbsthilfe, wenn es die Situation er -

fordert.

o Auch Schwerstverwundete können anfangs kooperativ und handlungs -

fähig sein.

o Jeder Soldat im Einsatz wird heute mit Materialien ausgestattet, mit

denen selbst eine starke Blutung an den Extremitäten zum Stehen ge -

bracht werden kann. Blutung und die Verlegung der Atemwege gehö -

ren zu den wichtigsten beiden (vermeidbaren) Todesursachen auf dem

Gefechtsfeld.

o Blutstillung und Atemwegssicherung innerhalb der ersten Minuten ist

wesentlich für das Überleben der Soldaten!

Folgerung:

o Schnelles Stoppen von Blutungen u. a. auch durch Abbinden im Rah -

men der Selbst- und Kameradenhilfe rettet Leben und vermeidet den

schnellen Tod durch Verbluten innerhalb der ersten 15 Minuten.

o Pflege das Dir anvertraute Sanitätsmaterial sorgfältig, mache dich mit

ihm vertraut, verpacke es so, dass es auch unter Belastung mit

schnellen Handgriffen verfügbar gemacht werden kann.

o Die ersten „Platinum 10-Minuten“ der sanitätsdienstlichen Maßnahmen

sind bestimmend für das Überleben im Gefecht.117

97

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

o Atemwegssicherung und Blutstillung sind möglichst in jeder Gefechts -

ausbildung zu integrieren. Dabei ist auch der behelfsmäßige Verwun -

detentransport mit und ohne Fahrzeug zu beachten.

o Im Rahmen der Selbst- und Kameradenhilfe wird immer das Sanitäts -

material des Verwundeten zu dessen Erstversorgung genutzt.

(7) Selbst- und Kameradenhilfe118

„Als die Marschkolonne abrückte, schlug eine Serie von RPGs ein.

In der Kolonne wurde Private First Class119 Carlson hinten in einem

der Humvees eingeklemmt. Hinter ihm, aus dem Heckteil des Fahr -

zeugs feuernd, befanden sich Telscher, der sich beim schnellen

Abseilen verletzt hatte, außerdem der verwundete Rodriguez sowie

Sergeant Major120 „Griz“ Martin von der Delta-Einheit. Carlson hör-

te, wie eine Granate explodierte, und dann war sein Fahrzeug auch

schon voller Rauch. Die Schutzbrille, die er über seinen Helm ge-

zogen hatte, war fortgerissen worden. Der Explosionsdruck schleu -

derte Rodriguez, Telscher und Martin aus dem Heck des fahrenden

Fahrzeugs. Dabei wurde der Handschutz des M-16 von Sgt.

McLaughlin abgerissen und sein linker Unterarm durch Splitter ver -

letzt. Der linke Arm von Carlson blutete ebenfalls durch Splitterein-

wirkung. Seine Schuhe hatten Feuer gefangen. Die Explosion hatte

die Rückseite des linken Oberschenkels von Rodriguez zerfetzt

und Martin praktisch in zwei Teile gerissen.“

Bewertung:

o In der Anwendung der Ersten Hilfe müssen alle Soldaten handlungssi -

cher und für das Gefechtsfeld befähigt sein. 121

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

o Verwundung ist ein wesentlicher Bestandteil des Gefechtes.

o Die persönliche Schutzausstattung vermindert Verwundung, ändert je -

doch auch die Verletzungsmuster. Im Vordergrund stehen heute Extre -

mitätenabrisse mit stärkster Blutung, Splitter und Explosionsverletzun-

gen im Gesichtsbereich sowie Verbrennung und stumpfe Verletzungs -

muster.

Folgerung:

o Einsatznahe Sanitätsausbildung zur sicheren Anwendung der ersten

Hilfe, ausgerichtet auf die Erfordernisse des Gefechtsfeldes und des -

sen Verwundungsmuster ist ergänzt durch die persönliche Schutzaus -

stattung (Helm, ballistische Schutzbrille, Schutzwesten) das wirkungs-

vollste „Waffensystem“ des Heeressoldaten am Ort der Verwundung.

o Jeder Soldat übt alles! Verwundung und die Pflicht zur Hilfeleistung

macht auch vor Vorgesetzten nicht halt, sie nehmen demzufolge an

Ausbildungen und Übungen aktiv teil.

(8) Das Verwundetennest122

„Das geplante Verwundetennest lag an einer ziemlich ungeschütz -

ten Stelle. Als uns klar wurde, dass wir für geraume Zeit dort wür -

den bleiben müssen, wurde es schwierig, Verwundete weiter zu

bergen, ohne uns selbst dem feindlichen Feuer auszusetzen. Bei

dem Versuch, die Verwundeten in ein Gebäude zu verlegen, erlit -

ten wir weitere Opfer. Also warteten wir schließlich bis zur Abend-

dämmerung damit.“

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

Bewertung:

o Es ist immer ein Verwundetennest vorab zu erkunden. Der Ort ist fest -

zulegen und in die Befehlsgebung mit aufzunehmen und muss allen

Soldaten der Einheit / Teileinheit bekannt sein.

o Dabei sind geschützte Wege von den Stellungen zum Verwundeten -

nest ebenso zu erkunden wie eine Möglichkeit, sich gedeckt dem Ver -

wundetennest anzunähern.

o Das Verwundetennest ist so anzulegen, dass es außerhalb des Wir -

kungsbereiches des feindlichen Feuers oder geschützt liegt, ausrei -

chend Platz für mehrere Verwundete und ihre Helfer / den Helfer bietet

und so eine Durchhaltefähigkeit bis zum Abtransport der Verwundeten

sicherstellt.

o Der Platz des Verwundetennestes muss dem Sanitätspersonal der sa -

nitätsdienstlichen Ebene 1 bekannt gemacht werden.

Folgerung:

o Die Beurteilung des Ortes und das Anlegen eines Verwundetennestes

gehört in jede Befehlsgebung und ist immer in die Gefechtsausbildung

oder Sanitätsausbildung im Gelände / während des Orts- und Häuser -

kampfes zu integrieren.

o Die Dauer der erforderlichen Nutzung bis zum Abtransport der Ver -

wundeten kann erheblich variieren.

o Jegliche Verlegung von Verwundeten bindet erheblich eigene Kräfte

und führt zur Gefährdung der handlungsfähigen Truppe!

o Das Verwundetennest kennzeichnen.

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Bemerkungen

Merke:

Derjenige, der dem Verwundeten den ersten Verband anlegt,

hält sein Schicksal in den Händen. (Nicholas Senn)

o

o Zusammenfassung : Das Konzept der sanitätsdienstlichen Einsatzun-

terstützung123

101

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Sicherstellung der Führungsfähigkeit

(1) Keine Verbindung zum Joint Operations Center (JOC)124

„Eingesetzt als Ground-Force-Commander führte ich einen Konvoi

entlang einer anscheinend nicht enden wollenden Talstraße in

Nordafghanistan. Rings um uns herum die steil ansteigenden Vor -

derhänge massiver Gebirgszüge. Die VHF-Verbindung zur JOC

war schon lange nicht mehr vorhanden, Satellitenkommunikation

die einzige Möglichkeit der Verbindung. Zwei dieser Geräte befan -

den sich verteilt im Konvoi. Trotzdem riss 2 Stunden lang die Ver -

bindung zur JOC ab, erst als eine erhöhte Position erreicht wurde,

konnte das landestypische Handynetz als letzte Verbindungsmög -

lichkeit genutzt werden. Grund: Leere Akkus, gebrochene Lade- /

Antennenkabel, keine Ersatzantenne! Da wir über so lange Zeit

nicht erreichbar waren, war die Quick Reaction Force aus dem

PRT war schon auf dem Weg zu uns.“

(2) „Artillerie zerschlagen – jetzt!“125

„Wir standen mitten im Feuerkampf, als der Artilleriebeobachter,

der mit unserer Einheit auf Zusammenarbeit angewiesen war,

plötzlich aus einem Waldstück heraus nachstoßenden Feind auf -

klärte. Natürlich habe ich sofort Steilfeuer auf das schon aufgeklär -

te Ziel befohlen. Aber da kam nichts! Und die Kräfte kämpften sich

immer näher heran, waren schon dicht vor unseren eigenen Stel -

lungen. Auch die Anforderung von Mörserunterstützung über den

Bataillonsgefechtsstand schlug fehl. So waren wir gezwungen, mit

unseren Panzerabwehrhandwaffen zu kämpfen und konnten den 102

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Bemerkungen

Angriff nur unter schweren Verlusten abwehren. Im Nachhinein

stellte sich heraus, dass wir alle – der Kompaniegefechtsstand, der

Artilleriebeobachter und der Vorgeschobene Beobachter Mörser –

die Wahl unserer Stellungen falsch getroffen hatten: wir hatten

zwar untereinander Funkverbindung, aber dadurch, dass die ge -

samte Kompanie in einem Taleinschnitt kämpfte, reichten unsere

Funkgeräte nicht aus, um Verbindung zur übergeordneten Führung

zu halten.“

Bewertung:

o Funkverbindungen sind im laufenden Gefecht meist das einzige Füh -

rungsmittel.

o Gerade in überdehnten Räumen (aber auch im urbanen Gebiet!) sto -

ßen VHF-Funkgeräte an ihren maximalen Reichweiten.

o Maßnahmen zum Erhöhen der Reichweite muss jeder Soldat beherr -

schen!

Folgerung:

o Funk- / Verbindungsprüfung ist Führeraufgabe!

o Einen erhöhten Standort aufsuchen.

o Für eine freie Abstrahlung in Senderichtung sorgen (Abstand zu einem

Hindernis mindestens die 3 – 4 fache Höhe des Hindernisses).

o Ausrichtung der Antenne (Schwenken und Neigen der Antenne, wie

bei einer Stabantenne bei einem tragbaren Fernseher).

o Richtwirkung des Fahrzeuges ausnutzen (Funkwelle strahlt über das

elektrisch leitende Fahrzeugdach wesentlich weiter ab).

103

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Quellenverzeichnis

o Verschieben des Antennenstandortes zur Vermeidung von Interferen -

zen (bereits bei wenigen Zentimeter wirksam).

o Rauschsperre ausschalten (schwache Signale werden nun hörbar).

o Einsatz künstlicher Reflektoren (Tarnstangen).

o Erhöhung der Sendeleistung bei der Gegenstelle.

o Vorbereitung von Funkwiederholer- oder Relaisbetrieb (bereits in der

FmPlanung berücksichtigt).

o Mitführen von Ersatzteilen (Akkus, Antennen, etc.)

o Nutzung von leistungsfähigeren Antennen (eventuell Bau von Behelfs -

antennen wie der Langdrahtantenne).

Merke:

Auch lautes, deutliches und langsames Sprechen

direkt in die Sprechmuschel des Handapparates bewirkt Wunder!

(3) Operation „Schnellkocher“126

„Nun lief das ganze Drama dieser Nacht in Sekunden ab: Das

Team A war auf dem Dach in Stellung gegangen und wurde dort

sofort von Abu Hanoud [der Zielperson, Anm. d. Verf.] entdeckt,

weil dessen Haus höher war als das des Scharfschützenteams.

Abu Hanoud schoss sofort, aber sein Feuer war ungenau. Das

Scharfschützenteam hatte dadurch die Möglichkeit, das Feuer zu

erwidern. Abu Hanoud und sein Komplize wurden getroffen. Der

nur leicht an der Schulter verletzte Abu Hanoud sprang sofort vom

Dach. Das Scharfschützenteam B erreichte in diesem Moment sei-

ne Dachstellung. Es hörte noch den Feuerkampf, irrte sich aber in

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

Hinsicht auf das eigentliche Ziel, denn dort bewegte sich inzwi -

schen niemand mehr. Es erkannte zwei Gestalten auf dem Dach

eines gegenüberliegenden Hauses, von dem das Team annahm,

es wäre das Zielhaus. Ohne zu zögern wurden die Gestalten be -

kämpft. Mit ihren Nachtzielgeräten trafen die Schützen genau. Aber

sie wussten nicht, dass sich Abu Hanoud bereits abgesetzt hatte

und sie ihre eigenen Kameraden tödlich getroffen hatten. (…) Der

Funkverkehr war überfordert. Der Einsatz konnte unter den geplan -

ten Umständen nur auf einer gemeinsamen Funkfrequenz geführt

werden, so dass zu viele Unterfunkstellen auf derselben Frequenz

arbeiteten. Das hätte die strenge Einhaltung der Funkdisziplin er -

fordert, um laufend über ein klares Lagebild zu verfügen und dem

Kommandanten zu ermöglichen, bei jeder sich abzeichnenden Kri -

se energisch eingreifen zu können. Es wurde aber keine Funkdiszi -

plin eingehalten. Dadurch hatte der Kommandant keine klare Über -

sicht über den Ablauf der Operation und über die Abweichungen

vom Kampfplan, wie z. B. die falsche Position des Scharfschützen -

teams A.“

105

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

Darstellung der Ausgangslage im Überblick127

Bewertung:

o Das Scharfschützenteam A hat entgegen der in der Einsatzbespre -

chung festgelegten Stellung im 1. Stock des Hauses selbstständig ent -

schieden, eine Stellung auf dem Dach des Hauses zu beziehen. Dies

wurde zwar an den Gruppenführer weitergemeldet, dort blieb die Infor -

mation aber hängen, so dass Scharfschützenteam B nicht wissen

konnte, dass es sich bei den Personen auf dem Haus um eigene Kräf -

te handelte.

o Das Scharfschützenteam A war für die eigenen Kräfte nicht als sol -

ches zu identifizieren.

106

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

o Das Scharfschützenteam B hat auf sein vermeintliches Ziel geschos -

sen, ohne sich darüber zu vergewissern, dass es sich dabei auch um

das richtige Ziel handelt.

o Der Operationsplan war insgesamt zu kompliziert: zu viele Trupps wa -

ren an unterschiedlichen, sich gegenüberliegenden Stellungen einge -

setzt.

o Der Informationsfluss, der für eine derartige Operation notwendig ge -

wesen wäre, wurde auch durch die fehlenden Kapazitäten des Funk -

verkehrs eingeschränkt.

Feuereröffnung durch die Zielperson128

107

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

Lagedarstellung, nachdem Team A die Stellung

auf dem Dach bezogen hatte129

Folgerung:

o Jede Lageänderung muss gemeldet werden! Nur so kann der Führer

sich einen Gesamteindruck verschaffen und Fehlentscheidungen ver -

meiden.

o Das Einfache hat Erfolg! Je klarer und eindeutiger eine Operation ge -

plant ist, desto weniger potentielle Fehlerquellen sind darin enthalten.

Gerade in einer belastenden Einsatzsituation, bei der nicht alle mögli -

chen Einflussfaktoren betrachtet werden können, ist dies entschei -

dend.

o Führungsfähigkeit setzt nicht nur die materielle Einsatzbereitschaft

voraus, sondern auch eine gute Ausbildung. Das konsequente Einhal -

ten der Funkdisziplin muss in jeder Übungs- und Ausbildungssituation

108

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

strikt eingehalten werden. Was in der Ausbildung ständig korrigiert und

verbessert wird, das wird im Einsatz automatisch funktionieren.

o Die Fähigkeit der Soldaten, Entschlossenheit einerseits und Selbstbe -

herrschung andererseits zu besitzen, muss in der Ausbildung geübt

werden. Es müssen praktische Bilder gestellt werden, die jeden Ein -

zelnen zu einer Entscheidung zwingen. Die Ergebnisse müssen sach -

lich und fundiert in der Gruppe besprochen werden.

(4) „Eigene Teile im Feuerkampf!“130

Im Februar, der Schnee lag seit drei Tagen fast 25 cm hoch, setzte

ein Infanteriezug einen Spähtrupp zu Fuß an. Die sechs Soldaten

entklapperten ihre Ausrüstung und nach kurzer Befehlsausgabe

ging es los, ohne dass sich der Spähtruppführer abmeldete. Nach

kaum 200 Metern ertönte ein Ruf, dann ein zweiter und ein dritter

folgte. Daraufhin wurde unmittelbar im Vorfeld eine Kalaschnikow

fertiggeladen und die vordersten Schützen gerieten unter Be -

schuss. Sofort wurde mit MG4 und G36 in den Feuerkampf einge -

griffen und während sich über Funk die Nachricht unaufhaltsam

verbreitete, lösten sich die Soldaten des Spähtrupps vom vermeint -

lichen Feind. Das gesamte PRT KUNDUZ wurde für 45 Minuten in

Atem gehalten. Erst dann klärte sich die Situation. Ein Wachposten

der ANP (Afghan National Police) wusste nichts von dem deut -

schen Spähtrupp, da dieser sich weder abmeldete noch Erken -

nungszeichen zur Verbindungsaufnahme mit ihm absprach. Glück -

licherweise blieben bei dem Zwischenfall alle Beteiligten unver -

sehrt!

109

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

Bewertung:

o Die fehlende Abmeldung des Spähtrupps erschwerte die Führung

enorm. Unzureichende Informationen über den Verbleib eigener Kräfte

hätten leicht zu eigenen Verlusten oder Verlusten bei der ANP führen

können.

Folgerung:

o Meldedisziplin muss drillmäßig geübt werden.

o Jeder muss sich sicher sein, dass sein Vorgesetzter weiß, was man

selbst gerade macht, wo man ist und wie die Lage vor Ort sich dar -

stellt.

110

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

111

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

o

4. Einsatzumfeld

Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Einflüssen,

die das Einsatzumfeld auf die Soldaten im Einsatz hat. Auch diese sehr dy -

namischen und komplexen Faktoren gilt es bei jeder Ausbildung lagege -

recht und orientiert am Ausbildungsstand der Lerngruppe mit einzubinden.

Bevölkerung

(1) Flüchtlingsstrom131

„Auf der 15 Meter breiten Landstraße von Srebrenica näherte sich

eine dichte Mauer von Flüchtlingen. Soweit das Auge reichte, mar -

schierten Tausende verschmutzter Frauen, Kinder und alter Män -

ner auf die Niederländer zu. Es war ein tragischer und aufwühlen -

der Anblick. Tausende Frauen (…) trugen Kinder oder führten sie

an der Hand. Hunderte gebeugter alter Männer in schmutzigen

weißen Hemden und marineblauen Kappen schleppten rote, brau -

ne, grüne und gelbe Taschen und Decken (..). Zunächst ließen die

Niederländer etwa 5000 Zivilisten auf das Gelände des UN-Lagers.

Als aber die Haupthalle des Fabrikgebäudes voll war, versperrten

die Niederländer eine Öffnung, die sie in den Stacheldrahtzaun des

Lagers geschnitten hatten. Die Flüchtlinge waren wütend. Auch

wenn sie im Freien sitzen müßten würden doch alle von ihnen

ohne weiteres auf das gut einen Hektar große Lagergelände pas -

sen. Dolmetscher forderten die Menge über Megaphone auf, Ruhe

zu bewahren, und versprachen, daß die Niederländer auch Flücht -

linge außerhalb des Lagergeländes schützen würden. Murrend zog

112

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

die Menge in die leerstehenden Fabriken und auf den Busbahnhof

vor dem Lager.“

Bewertung:

o In der heutigen Einsatzrealität ist stets mit Zivilbevölkerung zu rech -

nen. Ein Szenario, bei welchem die Zivilbevölkerung vollständig eva -

kuiert wurde, ist nicht vorstellbar.

o Zivilbevölkerung kann in hohem Maße Einfluss auf die eigene Operati -

onsführung nehmen.

o Oftmals ist die Kommunikation mit der Zivilbevölkerung nur durch

Übersetzer zu gewährleisten.

Folgerung:

o Der Umgang mit Zivilbevölkerung muss geübt werden.

o Die Möglichkeiten und Grenzen der durch die Rules of Engagement

vorgegebenen Handlungsanweisungen müssen bekannt sein.

o Unsere Soldatinnen und Soldaten müssen wissen, welche Ziele die Zi -

vilbevölkerung verfolgt, wo die größten Probleme liegen.

o Der Zivilbevölkerung niemals etwas versprechen, was man selbst

nicht beeinflussen kann oder von dem man weiß, dass es nicht reali -

sierbar ist.

Merke:

Ein nicht eingehaltenes Versprechen ist gleichzusetzen

mit dem Verlust von Ehre und Ansehen.

Nicht nur für den Einzelnen,

sondern für das gesamte Einsatzkontingent!

113

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

(2) Präsenz zeigen132

„Wir waren sehr oft draußen unterwegs, fuhren Patrouille und er -

richteten Checkpoints. So konnten wir ständig präsent sein, konn -

ten in einigen Dörfern tatsächlich eine Verbindung zur Bevölkerung

aufbauen. Aber das ging natürlich nicht von heute auf morgen. So

etwas kann sich nur im Laufe der Zeit entwickeln. Ich war dann oft -

mals damit beauftragt, die entsprechenden Berichte zur Vorlage in

der JOC zu erstellen und hatte von unserem Chef darüber hinaus

den Auftrag, die wesentlichen Erkenntnisse der von uns durchge -

führten Aufträge in eigenen Worten zusammenzufassen. Dies

diente dann bei der Kontingentübergabe als Grundlage dafür, un -

sere Nachfolger besser einweisen zu können.“

Bewertung:

o Eine Bekämpfung von Aufständischen ist nur dann erfolgverspre -

chend, wenn man die Bevölkerung für sich gewinnt. Dadurch kann

man den Aufständischen Nachschub, Verpflegung, Rückzugsräume

und moralische Unterstützung verwehren.

o Die Bevölkerung im Einsatzland muss in der Masse überzeugt wer -

den. Dies geschieht durch Präsenz, durch Aufklärung und durch die

Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Organisationen.

o Die Weitergabe von gemachten Erfahrungen ist von essentieller Be -

deutung.

114

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

Folgerung:

o Überzeugungsarbeit kann auf jeder Ebene geleistet werden: auch eine

angepasste Fahrweise, das Wissen, wer wie zu begrüßen ist oder das

lageangepasste kurze Gespräch während einer Patrouille zu Fuß tra -

gen dazu bei, die Gunst der Bevölkerung zu gewinnen.

o Wir müssen der Bevölkerung zeigen, dass wir uns „kümmern“, dass

wir unseren Auftrag ernst nehmen und uns die Situation der Bevölke -

rung etwas bedeutet.

Merke:

Eine reibungslose Informationsweitergabe bei Kontingentwechsel

ist auf allen Ebenen zwingend notwendig, um keinen Bruch in den bereits

aufgebauten Beziehungen aufkommen zu lassen!

Interkulturelle Besonderheiten

(1) Der Brunnen133

„Wir haben da in einem somalischen Dorf mit modernstem techni -

schem Gerät einen Brunnen gebohrt und an die Bevölkerung über -

geben. Die haben dann als erstes Stacheldraht und Minen um das

Ding herumgelegt und nur noch einen Eingang zugelassen, um zu

erzwingen, dass die Nomaden ein Entgelt für die Benutzung des

Brunnens zahlen müssen. Das lag natürlich nicht in unserer Ab-

sicht, denn wir wollten diesen Brunnen natürlich der Gesamtbevöl -

kerung zur Verfügung stellen, nicht nur diesem einen Ort. Und die

Nomaden haben sich das natürlich nicht gefallen lassen, die haben

115

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

den Brunnen einfach wieder zugeschüttet, und somit war die ge -

samte Arbeit für die Katz’.“

(2) Unterschiedliche Wertigkeit134

„Während des Somalia-Einsatzes kam es häufiger vor, daß junge

Somalis in das deutsche Lager eindrangen, Zelte aufschlitzten und

klauten. Bei einem dieser Überfälle war ein Somali durch den

Querschläger eines Warnschusses zu Tode gekommen. Dieser

schwerwiegende Zwischenfall führte zu Verhandlungen mit den

Somalis. Die deutschen Soldaten wunderten sich, daß sich die So -

malis relativ gelassen mit dem Vorfall auseinandersetzten. „Für die

Somalier war das gar nicht mal so dramatisch. Die waren der Mei-

nung, ja ok., das war unrecht, was er da gemacht hat, das hat er

verdient. Aber dieser Mann kostet soundsoviel Kamele. Die haben

sich also nicht über die Tatsache des Todes da erregt, sondern die

wollten einfach dafür eine Gegenleistung haben.““

Bewertung:

o Mangelnde interkulturelle Kompetenz führt zu Fehlwahrnehmungen,

Fehlinterpretationen, Missverständnissen und Konflikten.

o Beim Bau des Brunnens wurden nicht alle kulturellen Besonderheiten

des Einsatzlandes betrachtet.

o Im Ergebnis konnte der Auftrag aus diesem Grund nicht erfolgreich

durchgeführt werden.

116

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

Folgerung:

o Spezifische Einsatzvorbereitung: jedes Einsatzland hat andere Beson -

derheiten.

o Interkulturelle Kompetenz wird vor allem durch Handlungstraining ver -

bessert. Neben Unterrichten sind vor allem gut eingewiesene Rollen -

spieler von entscheidender Bedeutung.

o Interkulturelle Kompetenz ist auf jeder taktischen Ebene auszubilden:

auch gezielt Führerweiterbildungen ansetzen.

o Das Verständnis für die Kultur, die Religion und die Denkmuster der

Bevölkerung im Einsatzland ist die Grundlage dafür, die „Herzen und

Köpfe zu gewinnen“ („winning hearts and minds“) und damit die Men-

schen im Einsatzland vom Sinn des Einsatzes zu überzeugen. Eine

erfolgreiche Auftragserfüllung ist heute nur im Einklang mit den Men -

schen vor Ort denkbar, nicht gegen sie oder über ihre Köpfe hinweg. 135

o In der Einsatzvorbereitung gezielt auf kulturelle Besonderheiten des

Einsatzlandes eingehen und bis auf Gruppenebene über unterschiedli -

che Aspekte informieren (z.B. Verhalten bei Einladungen, Begrü -

ßungs- und Verabschiedungszeremonielle etc.). Im Rahmen der Auf -

tragstaktik werden auf der untersten taktischen Ebene oft spontane

Entscheidungen getroffen, die strategische Auswirkungen haben kön -

nen.136

Merke:

Der Einsatzwert nimmt zu, je mehr die Soldaten über

die Bevölkerung, die Region, die Lebensumstände und die

religiösen Gewohnheiten wissen.

(3) Falsche Versprechen137

117

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

„Während der Patrouille halten die Militärbeobachter Verbindung

zu dem Schlüsselpersonal in ihrem Einsatzraum. Ob zu den Kom-

mandeuren, Landräten, Dorfältesten oder den zivilen oder staatli -

chen Hilfsorganisationen (NGOs, GOs). Diplomatisch und mit viel

Fingerspitzengefühl werden die Gespräche geführt. Ein Grundsatz

muss dabei immer vorherrschen: „Nie versprechen, was man bzw.

die UN nicht halten kann, sonst verliert man das Gesicht und die

gesamte UN-Mission wird unglaubwürdig. Man darf sich von den

örtlichen, primitiv wirkenden Verhältnissen nicht blenden lassen.

Nicht wenige der Kommandeure und Landräte wurden in Amerika,

Europa oder Asien ausgebildet, sind hoch gebildet und verfügen

über ein hervorragendes Wissen bezüglich des Friedensvertrags.

Sogar die politischen Bedingungen der Entsendestaaten der Mili -

tärbeobachter sind oft bestens bekannt.“

Bewertung:

o Das Verbindunghalten mit Schlüsselpersonal im Einsatzland ist von

entscheidender Bedeutung für den Erfolg.

o Fingerspitzengefühl und Kenntnis der kulturellen Besonderheiten be -

einflussen den Gesprächserfolg enorm.

Folgerung:

o Die Bevölkerung im Einsatzland muss in jeder Hinsicht ernst genom -

men werden: das Fehlverhalten eines einzelnen Soldaten / einer ein -

zelnen Soldatin kann sich negativ auf die Gesamteinstellung auswir -

ken. Der Dienstgrad spielt dabei keine Rolle!

118

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

o Nichts versprechen, dessen Umsetzung man nicht selbst veranlassen

kann! Auch nicht dazu, sich einer schwierigen Situation zu entziehen.

(4) Das Dieselfass138

„Bei einem Beobachtungsauftrag bin ich mit einem koreanischen

Offizier in die Berge gefahren. Wir hatten ein Versorgungsfahrzeug.

Einen Pick-Up. Und Dieselfässer hintendrauf, die wir für die Fahr-

zeuge brauchten und um Generatoren oder Funkgeräte zu betrei -

ben. Und dann sind wir oben gewesen. Er hat mir permanent er -

zählt, welche große Nummer er in seiner Armee gewesen ist. Als

es dann darum ging, das Dieselfaß abzuladen, hat er sich gewei -

gert. Als Major müsse er so etwas nicht tun. Ich habe ihm dann

klargemacht, daß das Faß aber abgeladen werden muß und ihm

nichts anderes übrig bleibe als mir jetzt zu helfen. Er hat sich dann

wieder geweigert und mir gedroht, mich zu schlagen und zu züchti -

gen. Ich hätte nichts zu sagen, er sei schließlich Major und ich nur

Hauptmann. Die Konsequenz war, daß er die ganze Nacht gefro -

ren hat, weil der Ofen nicht betrieben werden konnte. Ich? Nun, ich

hatte einen guten Schlafsack…“

Bewertung:

o Interkulturelle Besonderheiten sind nicht nur im Umgang mit der Be -

völkerung im Einsatzland zu betrachten, sondern auch bei der Zusam -

menarbeit in inter- und multinationalen Kontingenten.

o Das Verständnis von Führung, Hierarchie und Macht ist bei anderen

Streitkräften anders ausgeprägt als in der Bundeswehr.

119

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

Folgerung:

o Vor dem Einsatz darüber informieren, welche anderen Nationen eben -

falls mit eingebunden sind und über Besonderheiten dieser Partnerna -

tionen informieren.

Eingeschränkte Sicht

(1) Bauer oder Aufständischer?139

„Unser Patrouillenweg führte auch an einem großen Feld vorbei.

Die Dämmerung hatte eingesetzt und die Sicht war schon einge -

schränkt. In einer Entfernung von etwa 300 Metern konnte ich eine

Person erkennen und habe sofort über das Wärmebildgerät weiter

aufgeklärt. Mein erster Eindruck war, dass diese Person allein war.

Sie muss uns allerdings gehört haben, denn es war deutlich zu er -

kennen, dass sie zu uns blickte. Und ich erkannte plötzlich einen

länglichen, waffenähnlichen Gegenstand, den die Person auf uns

richtete. Mein Kamerad und ich konzentrierten uns nun voll auf den

Bildschirm im FENNEK, um kleinste Details erkennen zu können

und eine Gefahr ausschließen zu können. Und schnell wurde klar,

dass es sich tatsächlich nur um einen Bauern handelte, der auf -

grund der Hitze seine Arbeit in die Abendstunden verlegte.“

Bewertung:

o Gerade bei eingeschränkter Sicht kann die Lage teilweise unklar sein.

o Der Einsatz der zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten

kann das Erfüllen des Auftrags oft enorm erleichtern.

120

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

o Die Ausbildung im Umgang mit der Beobachtungs- und Aufklärungs -

ausstattung (BAA) ermöglichte eine schnelle Lagefeststellung.

o Die unmittelbare Kommunikation innerhalb des Gefechtsfahrzeugs

trug dazu bei, dass die Aufklärungsergebnisse nicht falsch interpretiert

wurden.

Folgerung:

o Um die Möglichkeiten unseres Materials voll ausschöpfen zu können

(gerade bei technischem Gerät), ist die Ausbildung daran immer in der

Praxis durchzuführen. Dies gilt vor allem im Umgang mit Nachtsehge-

räten jeglicher Art.

o Gegenseitige Kommunikation und Informationsweitergabe (gerade

auch unaufgeforderte Meldungen!) müssen Bestandteil jeder Ausbil -

dung sein und konsequent eingefordert werden.

(2) Parole vergessen140

„Als wir nachts zu Fuß auf Patrouille in einer Ortschaft unterwegs

waren, erkannten wir am Ende der Straße zwei bewaffnete Perso-

nen, die uns entgegenkamen. Sofort riefen wir die Personen an.

Doch diese haben nicht reagiert! Auch auf den zweiten Anruf hin

erfolgte keine Reaktion. Unsere Patrouille ging sofort in Deckung

und wir gaben einen Warnschuss ab. Erst dann haben die beiden

Personen reagiert und uns zugerufen, sie seinen ebenfalls Solda -

ten. Schnell stellte sich heraus, dass die Beiden die Parole verges -

sen haben und dachten, wir würden sie schon erkennen!“

121

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

Bewertung:

o Die beiden Soldaten haben sich aus Unwissenheit und Vergesslichkeit

in Lebensgefahr gebracht.

o Die Patrouille hat aufgrund des nicht klaren Lagebildes gerade in der

Nacht richtig gehandelt.

Folgerung:

o Erkennungszeichen und Parolen müssen jedem Soldaten bekannt

sein. Auch denjenigen, die nicht unmittelbar in einer Sicherungsfunkti -

on eingebunden sind.

o Die Ausbildung hinsichtlich des Umgangs und des Verhaltens bei Pa -

rolen muss in der Ausbildung konsequent angewandt werden: was in

der Ausbildung nicht gewohnheitsmäßig eingeübt wird, kann in einer

Einsatzsituation tödlich enden!

(3) Sandsturm141

„Der gelbe Himmel ist auf die Erde gesunken und verwischt den

Unterschied zwischen Boden und Luft. Die 101. Airborne Division

steckt im Wüstensturm. 16000 Mann in Zelten, 154 Hubschrauber,

2736 Fahrzeuge, an denen gekörnte Windböen reißen mit pras -

selndem Geräusch. Das Wetter ist bedrohlicher bislang als der

Feind. Das Leben im Lager erstirbt. Man sieht nicht mehr von Zelt

zu Zelt, obwohl sie nur Schritte auseinander stehen. Die Patrouillen

in den „Humvees“ benutzen ihre satellitengestützten Positionie-

rungssysteme für 20-Meter-Strecken, um nicht verloren zu gehen

im großen, gelben Nichts. Sie fürchten, ihre Helikopter zu rammen,

ihre Betankungsanlagen, die Wassersäcke, die Stromaggregate,

122

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

sie fürchten, Kameraden zu überfahren. Die Welt ist verschwun-

den. Kein Himmel mehr. Kein Horizont. Kein Licht. Kein Krieg. Nur

Wetter.“

Bewertung:

o Eingeschränkte Sicht kann sich so auf den Einsatzauftrag auswirken,

dass dieser nur noch schwer oder gar nicht mehr durchführbar wird.

o In Verbindung mit klimatischen Bedingungen kann eingeschränkte

Sicht dazu führen, dass technisches Material nicht mehr einsetzbar ist.

Folgerung:

o Neben der Ausbildung am technischen Gerät darf die Grundbefähi -

gung nicht vergessen werden. Technik erleichtert den Einsatz, wir

müssen aber auch dann einsatzfähig bleiben, wenn diese aus ver -

schiedenen Gründen nicht (mehr) verfügbar ist.

o Pflege und Technischer Dienst am Gerät sind Voraussetzung für des -

sen Einsatzbereitschaft.

Klimatische Bedingungen

(1) Wetterwechsel142

„Das Wetter, schon miserabel genug, wurde noch schlechter. Was

vor ein paar Wochen noch einer der heißesten Flecken der Erde

war, ist jetzt nahe dem Gefrierpunkt. Der Frühnebel schlug in zeit -

weiligen Regen über, der zum Nachmittag hin immer intensiver

wurde. Heulende Windböen sorgten für ein Gemisch aus feinem

Sand und Regen und bliesen diese höllische Mixtur aus Schlamm

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Quellenverzeichnis

gegen Windschutzscheiben, Sichtschutzzäune, Kartenbretter und

in jeden hervorstehenden Winkel von jedem Fahrzeug auf dem

Marsch. Die Sicht sank beinahe gegen Null. (…) Tief hängende

Wolken verhinderten in vielen Einsatzgebieten die Luftnahunter -

stützung und starke Windströme zwangen Helikopter zur Landung.

(…) Staub, Sand und die Hitze sind tödlich für die elektronische

Ausrüstung wie Funkgeräte, Computer, und „black boxes“ in Flug -

zeugen und anderen Gefechtsfahrzeugen.“

(2) Glätte143

Eine Kompanie befand sich auf dem TrÜbPl STETTEN AM KAL-

TEN MARKT. Für den nächsten Tag ist die Verladung der Kfz am

Verladebahnhof STORZINGEN für die Rückverlegung geplant. Der

Wetterbericht sagt für den Verladetag überfrierende Nässe voraus.

Am Verladetag startet die Kompanie wie geplant den Kfz Marsch

zum Verladebahnhof. In dem Straßenabschnitt mit Gefälle rut -

schen einige Kfz auf der spiegelglatten Straße in den Straßengra -

ben und blockieren die Straße in beide Richtungen für mehrere

Stunden, bis die Bergungsarbeiten beendet werden konnten.

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

Winterliche Straßenverhältnisse in KUNDUZ144

Bewertung:

o Klimatische Bedingungen können die Operationsführung entscheidend

beeinflussen.

o Werden klimatische Bedingungen in der Lagebeurteilung und der Be -

fehlsgebung nicht berücksichtigt, kann dies zu personellen und materi -

ellen Ausfällen führen.

Folgerung:

o Wettermeldungen einholen, auswerten und ernst nehmen.

o Im Vorbefehl auf die Gefahren hinweisen und geplante Maßnahmen

bekannt geben.

o Mögliche Schutzmaßnahmen rechtzeitig umsetzen.

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

o Rechtzeitig ein Vorkommando zur Erkundung der aktuellen Verhältnis -

se losschicken um rechtzeitig Maßnahmen, z.B. Ketten aufziehen, zu

befehlen.

(3) Schneeeinbruch145

„Wir hatten im Rahmen einer Übung den Auftrag, im Gebirge über

einen weit abgelegenen Sattel in der Nacht um 24.00 Uhr Richtung

Feindstellungen anzugreifen. Unser Hochgebirgszug marschierte

voraus, überschritt den Sattel zeitgerecht und sicherte unser Vor -

gehen aus einem Waldgelände heraus. Aufgrund eines Schlecht -

wettereinbruchs (starker Schneefall und akuter Lawinengefahr)

konnten wir mit der Kompanie aber nicht folgen. Ich entschied

mich dazu, mit den restlichen Teilen aufgesessen auf Bv 206 HÄG -

GLUND an den bewaldeten Flanken des Berges weiter vorzuge -

hen, um die Kompanie an einem anderen Geländepunkt mit dem

Hochgebirgszug wieder zusammen zu führen. Ohne vorherige Er -

kundung marschierten wir in der Nacht in schweres Gelände und

fuhren uns fest. Erst nach mehreren Stunden schwerer Arbeit

konnten wir drehen und zu unserem Ausgangspunkt zurück keh -

ren. Eine Funkverbindung zu dem abgeschnittenen Hochgebirgs -

zug bestand aufgrund der Distanz nicht mehr.“

Bewertung:

o Durch den Schlechtwettereinbruch ist die Operationsführung der Kom -

panie abgerissen, da diese dem vorausmarschierenden Hochgebirgs -

zug nicht mehr folgen konnte.

126

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

o Die fehlende Funkverbindung machte die einheitliche Führung von

Kompanie und Hochgebirgszug unmöglich, der Hochgebirgszug war

auf sich gestellt.

o Der spontane, nicht erkundete aufgesessene Einsatz im unbekannten

Gelände führte zu einer weiteren Schwächung der Kompanie und zu

einem hohen Zeitverlust.

Folgerung:

o Mit Wetterwechsel im Gebirge ist jederzeit zu rechnen. Diese können

sehr schnell herein brechen und die Operationsplanung/

-durchführung erheblich beeinflussen.

o Aus diesem Grund ist in der Operationsplanung stets eine „Schlecht -

wetterlösung“ zu berücksichtigen.

o Diese muss auch in der Befehlsgebung Berücksichtigung finden, damit

jeder weiß, wie er / sie sich zu verhalten hat.

o Eine Erkundung voraus im unbekannten Gelände ist zwingend not -

wendig, um die Auftragsdurchführung nicht zu gefährden. Der erhöhte

Zeitansatz ist zu berücksichtigen.

o Die Ausbildung unter besonderen klimatischen Bedingungen hat den

Zweck, Einsatz, Leben und Überleben unter den jeweiligen Besonder -

heiten so zu üben, dass die Truppe die wesentlich höheren Belastun -

gen ertragen und ihre Aufträge ausführen kann. 146

o Die Ausbildung ist vorausschauend zu planen und die Anforderungen

sind der Befähigung der Soldaten anzupassen.

127

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

Schwieriges Gelände

(1) Sumpfgelände147

„Die im bewaldeten, von Bachläufen durchzogenen Sumpfgelände

eingesetzte Kompanie erlitt ständig Verluste durch feindliches Ge -

wehrfeuer, das keiner Richtung zugeordnet werden konnte, da es

sich um sehr sporadisch abgegebene Einzelschüsse handelte. Bei

einer genaueren Erkundung des Geländes wurden in einem dicht

bewachsenen, von Moskitos nur so wimmelnden Bachlauf Spuren,

Patronenhülsen und Verpflegungsreste gefunden. Offensichtlich si -

ckerte der Feind in den Abend- und Nachtstunden durch den Bach -

lauf in den KpBereich ein, um von dort aus zu wirken. Nachdem

der KpChef den Befehl gab, den Bachlauf auch in der Nacht zu

überwachen, konnten die feindlichen Schützen aufgeklärt und be -

kämpft werden.“

(2) Dschungelkampf148

„Infanteristen wateten in der Regel durch bis zu den Knien reichen -

des, manchmal schulterhohes, infektiöses Wasser voller Blutegel

oder bahnten sich ihren Weg durch Elefantengras, dessen Kanten

wie Rasierklingen die Drilliche aufschlitzten (…). Spätestens nach

zwei Tagen mussten die Soldaten zurückgerufen und ersetzt wer -

den (…). Aber auch der Vietcong und die nordvietnamesische Ar -

mee unterhielten im Mekongdelta nur wenige ihrer hochgerüsteten

und beweglichen Verbände. Bis zur „Tet-Offensive“ führten sie in

dieser Region einen Guerillakrieg in seiner klassischen Form – mit

stationären, lokal gebundenen Stoßtrupps, die keiner Nachschubli -

nien bedurften, mit minimaler Ausstattung auskamen, sich mühelos

128

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

aus dem Land ernähren konnten und die bei ihren Scharmützeln

und Nadelstichen vor allem keine identifizierbaren Angriffspunkte

boten.“

Bewertung:

o Es müssen auch Geländeteile überwacht werden, die zunächst als

Hindernis für den Gegner eingestuft wurden. Besonders Geländeteile,

welche unangenehm oder schwierig zu passieren sind, werden vom

Gegner oft für dessen Operationsführung genutzt.

Folgerung:

o Starke physische und psychische Belastung von Soldaten und Füh -

rern durch solche Geländeabschnitte darf sich nicht in mangelhafter

Geländebeurteilung und -nutzung auswirken.

Merke:

In die Ausbildung sind schwierige Geländeteile einzubeziehen!

Urbanes Umfeld149

(1) Kampfpanzer in der Stadt150

„An den darauffolgenden Tagen hielt die Task Force 2-7 unsere

Kampfstellungen in der Stadt und verließ diese nur zum Betanken

und Aufmunitionieren. Wir kämpften 24 Stunden am Tag und unter -

stützten weiterhin die Marines, die Haus für Haus freikämpften.

Wenn sie aus einem Haus heraus unter schweren Beschuss oder

RPG-Granatfeuer gerieten, forderten sie unsere Kampfpanzer an.

Unsere Jungs nahmen dann das betreffende Haus mit der 120-129

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Quellenverzeichnis

mm-Bordkanone oder dem 12,7-mm-Maschinengewehr unter Be-

schuss. Nach 5-minütigem Niederhaltungsfeuer stürmten die Mari-

nes das Haus und kämpften es frei. Zu diesem Zeitpunkt gab es

dort kaum noch einen Überlebenden. Das Problem war nur, dass

wir diese Unterstützung nicht für alle Marines leisten konnten, und

wenn sie Häuser ohne unsere Hilfe freikämpfen mussten, erlitten

sie schwere Verluste.“

Bewertung:

o Operationen im urbanen Umfeld stellen Streitkräfte vor besondere

Herausforderungen, die nur im Verbund von Fähigkeiten der verschie -

denen Teilstreitkräfte und Truppengattungen bewältigt werden können.

o Kampfpanzer sind beim Kampf im bebauten Gelände ein wichtiger Be -

standteil der kämpfenden Truppe. Nicht nur aus rein taktischer, son -

dern auch aus psychologischer Sicht.

Folgerung:

o Das Zusammenspiel in der Operation verbundener Kräfte muss gera -

de im urbanen Umfeld geübt werden. Nur so können Kollateralschä -

den vermieden werden.151

o Kampfpanzer sind zur Unterstützung der abgesessen kämpfenden

Truppe möglichst weit vorne einzusetzen.

o Die Kampfpanzer müssen jedoch auch den Schutz abgesessener

Kräfte erfahren, da sie alleine auf sich gestellt den gegnerischen Pan -

zerfaustschützen ausgeliefert sind.152

(2) Schnelles, koordiniertes Handeln153

130

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

„Beim weiteren Vorgehen im Ort wurden wir plötzlich durch das

Feuer eines Heckenschützen überrascht und ein Soldat meiner

Gruppe wurde schwer verletzt. Mit Hilfe des Wärmebildgeräts

konnte die genaue Position des Heckenschützen bestimmt werden,

der dann nachhaltig durch den CAAT- Zug 154 ausgeschaltet wurde.

Die Gruppen des CAAT - Zuges setzten dafür ihre schweren Ma-

schinengewehre M2 (Kaliber 0,50) und ihre Granatmaschinenwaf -

fen Mk19 ein. Wichtig für den schnellen Erfolg war dabei die Ziel -

ansprache für das CAAT-Team, die wir vorher intensiv geübt hat -

ten…“

Bewertung:

o Feuerunterstützung durch weitreichende schwere Waffen ist unver -

zichtbar, um in Notsituationen den angreifenden Infanteristen den nöti -

gen Beistand bieten zu können.

Folgerung:

o Die Zielansprache muss intensiv geübt werden, um das Feuer schnell

und präzise in das Ziel lenken zu können.

o Insbesondere die Zielansprache an Gebäuden muss nach folgendem

NATO-Standard beherrscht werden, um ein effektives Unterstützungs -

feuer zu erhalten.

131

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

(3) Der Krankenwagen155

„Es war ein paar Häuserblocks weiter. Irakische Schülerinnen rann-

ten davon mit offenem Mund und weitaufgerissenen Augen. Über -

all (…) lagen Leichen, verbrannt, zerrissen, ohne Kleider. Die Ex -

plosion hatte einen Körper in einen Metallzaun gedrückt, ein Rumpf

lag im Staub. Die Explosion hatte einen Körper gegen eine Back -

steinmauer geschleudert, die durchgebrochen war und den Schä -

del zerschmettert hatte. Die Explosion hatte einen Körper in den

132

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

Hof eines Hauses geworfen, wo er in der Pose einer Ballerina lie -

gen blieb. Ein Mann kauerte über einem dreck- und blutver -

schmierten Körper und suchte in dem Gesicht nach etwas, das er

wiedererkennen konnte. Der Himmel verdunkelte sich. Der Attentä -

ter hatte seine tödliche Ladung in einem Krankenwagen deponiert

und war damit die al-Nidhal-Straße entlang auf sein Ziel zugerast,

das Hauptquartier des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz

in Bagdad.“

Bewertung:

o Urbanes Gelände bedingt die Konzentration von Infrastruktur und Füh -

rungseinrichtungen von staatlichen, nicht-staatlichen und internationa -

len Organisationen (GOs, NGOs und IOs).

o Neben diesen stellen auch große Menschenansammlungen bevorzug -

te Ziele gegnerischer Attentate und terroristischer Handlungen dar.

Folgerung:

o Einerseits gilt es im urbanen Umfeld, äußerst aufmerksam und kon -

zentriert zu sein: schnell heranfahrende Fahrzeuge, die sich nicht an

deutliche Warnzeichen halten, stellen eine hohe Bedrohung dar.

o Andererseits gilt es im urbanen Umfeld aber auch, Ruhe zu bewahren

und nicht voreilig zu handeln. Die Zivilbevölkerung darf grundsätzlich

nicht in Gefahr gebracht werden.

o Um Handlungssicherheit zu gewinnen, müssen in der praktischen

Ausbildung verschiedene Szenare entwickelt und geübt werden. Dabei

sollen Routinesituationen in einem angemessenen Verhältnis zum

„worst-case-Szenario“ stehen.

133

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

o Die Soldaten müssen schon in der Ausbildung die Erfahrung machen,

nicht zu wissen, was genau sie erwartet. Aber: kein „Ausarten“ der La -

geentwicklung dulden, mit Konzept und konkreten Anweisungen an

die Rollenspieler arbeiten. Immer eine Ausbildungsbesprechung

durchführen.

o Bei der Ausbildung muss auch klargemacht werden, dass Schutzzei -

chen des Humanitären Völkerrechts nicht zwangsläufig von Aufständi -

schen als solche respektiert werden.

(4) Gefecht bei Red 10156

„Fast sofort gerieten wir in das Handwaffenfeuer eines sehr ge -

schickt angelegten Hinterhalts. Der Kraftfahrer eines Tanklastwa-

gens wurde getötet, und eine große Menschenmenge versammelte

sich um den Tanklastwagen, der fast augenblicklich in Brand geriet

(…). Wir waren jetzt durch den Tieflader festgenagelt – wir muss -

ten ihn schützen – doch alles, was wir tun konnten, war mit dem

BULLDOG157 durch häufige Stellungswechsel, wie ein abgesesse-

ner Soldat das macht, ein schwer zu bekämpfendes Ziel zu bieten

(…). Ich überwachte meine Wirkungsbereiche, als ich bemerkte,

dass die Straßen sich leerten und der Verkehr nachließ – ein An -

griff stand unmittelbar bevor. Ich meldete dies gerade (…), als die

ersten Mörserpatronen aufschlugen. Sie verursachten Opfer unter

der Zivilbevölkerung (…). Die nächsten paar Stunden lang kämpf-

ten wir gegen Feind rundum, um den fahrunfähigen Tieflader zu

schützen. Ich stellte fest, dass es sehr schwierig war, den Feind zu

erkennen: schließlich war das nicht [der Truppenübungsplatz] Bre -

con mit den leicht erkennbaren Stellungen, gegen die man übte.

134

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

Dies war eine Stadt mit Ecken, Mauern, Autos, Fenstern und Haus -

dächern. Dazu kamen noch Rauch, die Mündungs- und die Ge -

schossknalle des Handwaffenfeuers, Panzerfaustgranaten und

Handwaffengeschosse, die vom eigenen Fahrzeug abprallten und

die Lage noch unübersichtlicher machten. Wir bekämpften Ziele in

Entfernungen zwischen 25 m und ein paar Hundert Metern im

Schnellschuss und im schnellen gezielten Einzelfeuer. Dabei

tauchten wir immer wieder auf und ab wie Schachtelteufel (…).“

Bewertung:

o Urbanes Umfeld liefert feindlichen Kräften die Möglichkeit, durch den

Ausfall eines einzigen Fahrzeuges einen ganzen Konvoi bzw. eine Pa -

trouille zum Stehen zu bringen.

o Das selbstständige Handeln des Kraftfahrers durch ständige Stel -

lungswechsel schaffte dem Führer bessere Möglichkeiten, sich auf

das Gefecht zu konzentrieren.

o Das sich Leeren der Straßen sowie der nachlassende Verkehr waren

deutliche Zeichen für einen bevorstehenden Angriff.

o Die für urbanes Umfeld typischen Merkmale der Nähe zum Feind so -

wie der nicht exakt definierbaren Stellungen führten zu Unsicherheiten

bei der Bekämpfung.

Folgerung:

o Gute, umfassende Kraftfahrausbildung bereits im Heimatland ist (nicht

nur im urbanen Umfeld) die Grundlage für sichere und selbstständig

handelnde Kraftfahrer, die dem Führer Freiraum bei Entscheidungen

in Gefechtshandlungen schaffen.

135

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

o Aufmerksam und wachsam bleiben! Wie verhält sich die Bevölkerung?

Wo ist Ungewöhnliches zu beobachten?

o Das schnelle, gezielte und sichere Schießen auf eindeutig identifizierte

feindliche Kräfte muss in der Ausbildung (unter Einhaltung aller Si -

cherheitsbestimmungen mit angemessenem Munitionsansatz) drillmä-

ßig geübt werden.

Merke:

Setze alles daran, Deine Kraftfahrer frühzeitig auf die

verschiedensten Einsatzszenarien vorzubereiten! Schlecht

ausgebildete Kraftfahrer gefährden den Einsatzerfolg nachhaltig!

(5) Polizeistation ZAR KHARID158

„Etwa 500m ostwärts der Polizeistation in ZAR KHARID wurde eine

Gruppe der Afghan National Police (ANP) (ein Ford Ranger und

sechs Polizisten) mit Handwaffen und RPG angegriffen. Darauf

entschloss sich der Zugführer des C-Zuges, sofort einen Gegen -

stoß zu führen. Dieser kam zügig vorwärts, Feind wurde aus der

Bewegung bekämpft. Der Zugführer ging mit einem Halbzug bis

zum nördlichen Ortsrand vor und befahl, einen TPz Fuchs nachzu-

ziehen. Dieser TPz fuhr sich allerdings aufgrund der engen Stra -

ßenverhältnisse in der Ortschaft fest. Zwischen dem sichernden

Halbzug und dem TPz tauchte dann überraschend Feind auf. Da

der feindliche Schütze bereits in Stellung lag, gelang es ihm in die -

ser Duellsituation auf eine Kampfentfernung von ca. 40m, den Zug -

führer des Charlie-Zuges zu verwunden. (…) Beim weiteren Vorge-

136

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

hen war ein Verbindung halten zwischen den in der Ortschaft ope -

rierenden Teileinheiten schwierig. Der eigene Standort wurde da-

her in regelmäßigen Abständen mit Signalpistole markiert. Eine

Orientierung nach Karte 1:50.000 ist in dieser Ortschaft ebenfalls

nicht möglich. Als Orientierungshilfe diente im Wesentlichen der

Gefechtslärm.“

Bewertung:

o Das festgefahrene Fahrzeug gefährdete den Erfolg der Gesamtopera -

tion und führte zur Verwundung des Zugführers.

o Das Verbindung halten in einer Ortschaft stellt eine wesentliche Her -

ausforderung dar.

Folgerung:

o Ortskampf darf nicht nur im bekannten Gelände geübt werden: gerade

unübersichtliche, enge und verwinkelte Ortschaften im Einsatzland be -

dürfen einer intensiven Vorbereitung in der Einsatzvorausbildung.

o Im Rahmen der Einsatzvorausbildung muss gerade im Bezug auf den

Ortskampf der Anteil an Zivilbevölkerung, welche sich oftmals nicht

von feindlichen Kräften unterscheiden lässt, mit einbezogen werden.

Hierbei muss ein hohes Maß an Disziplin und Selbstbeherrschung un -

serer Soldaten auch unter Stress eingefordert werden.

137

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Quellenverzeichnis

Zusammenarbeit mit anderen Ressorts und Organisationen

(1) Befehlsempfänger?159

„Das ist schon was anderes, wenn man im PRT160 nicht nur mit Sol-

daten, sondern auch Zivilisten und anderen Organisationen zu tun

hat. Schon „Kleinigkeiten“ aus unserer Sicht können da problema -

tisch werden: wenn man einen Termin mit einem Mitarbeiter einer

internationalen Organisation hat, dann heißt das auch nicht immer,

dass derjenige dann auch tatsächlich zur abgesprochenen Zeit da

ist. Vielleicht hat er dann ja doch keine Lust oder irgendetwas an -

deres zu tun – ohne uns zu informieren. Wesentlich besser läuft

das mit den zivilen Mitarbeitern aus anderen Bereichen, die auch

im PRT vertreten sind: die Leute vom Auswärtigen Amt oder vom

Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit sind meistens sehr

kooperativ, auch wenn es manchmal auch zwischen uns Mei -

nungsverschiedenheiten hinsichtlich der Umsetzung verschiedener

Projekte gibt."

Bewertung:

o Soldaten sind im Einsatzland nicht „unter sich“: im Rahmen einer Phi -

losophie der „vernetzten Sicherheit“161 sind neben dem Militär viele

weitere Akteure für eine erfolgreiche Erfüllung des Auftrages maßge -

bend.162

o Der Bereich CIMIC (Civil-military co-operation; auch ZMZ/A, Zivil-Mili-

tärische Zusammenarbeit Ausland) trägt durch Erkundung, Verbindung

zum zivilen Umfeld, durch die Erstellung eines zivilen Lagebildes und

138

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

durch die Planung, Begleitung und Durchführung von Unterstützungs -

aktivitäten wesentlich zur Auftragserfüllung bei.163

o Neben der in Kapitel 4.2 genannten Interkulturellen Kompetenz muss

man sich auch auf die Besonderheiten und Zielsetzungen anderer Or -

ganisationen einstellen.164

Folgerung:

o Meinungsverschiedenheiten und Wahrnehmungsunterschiede ver -

schiedener Organisationen im Einsatzland dürfen nicht zu auftrags -

hemmenden Reibungsverlusten führen.165

o CIMIC übernimmt nicht nur humanitäre Aufgaben, sondern dient im

Rahmen des militärischen Auftrags der Zielerreichung.

Merke:

„Kein nachhaltiger Wiederaufbau ohne Sicherheit und

keine Sicherheit ohne nachhaltigen Wiederaufbau.“ 166!

(2) Militärischer Wiederaufbau167

Um den Aufbau der Afghane National Army (ANA) zu begleiten

und zu unterstützen, werden von der NATO sog. Operational Men-

tor and Liaison Teams (OMLT) eingesetzt. Dieses Konzept beruht

darauf, dass nur gemeinsam mit den ANA-Einheiten erlebte Erfah -

rungen gegenseitiges Vertrauen und effektive Beratung ermögli -

chen. Deshalb verlegen OMLT grundsätzlich mit ihren afghani -

schen Partnern, auch über einen längeren Zeitraum und auf Batail -

lonsebene auch außerhalb des Einsatzraumes des ANA-Korps.

139

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

Die größten Herausforderungen liegen – nicht zuletzt bedingt durch

die kulturellen Unterschiede – in den Bereichen der Kommunikati -

on, des Führungsverhaltens sowie der konsequenten und ebenen -

gerechten Anwendung des militärischen Führungsprozesses. Die

Verständigung ist bei der täglichen Arbeit immer nur über einen

Dolmetscher möglich. Nur wenige der afghanischen Offiziere be-

herrschen Englisch.

Bewertung:

o Die militärische Zusammenarbeit auf internationaler Ebene gewinnt

zunehmend an Bedeutung. Die meisten der weltweiten Probleme, Ri -

siken und Konflikte lassen sich nur in einem solchen umfassenden An -

satz lösen.

o Der Aufbau einer vollkommen neu gestalteten Armee in einem Land

ist langwierig und bedarf gerade auf der untersten taktischen Ebene

viel Geduld, Nachsicht und Verständnis für traditionelle Muster und

Gepflogenheiten.

o Die Überwindung des Kommunikationsproblems ist der Schlüssel zum

Erfolg.

Folgerung:

o Bei OMLT eingesetzte Soldaten benötigen eine intensive Zusatzaus -

bildung in vielen Bereichen.168

o Dazu zählen vor allem die Sprachausbildung in Englisch sowie die in -

terkulturelle Kompetenz.

140

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

o Im Rahmen des Einsatzes bei OMLT muss die Bereitschaft zur Durch -

führung von gemeinsamen Operationen (auch über längere Zeiträume

hinweg) vorhanden sein.

Teile eines Infanteriezuges ANA mit Anteilen Stab Kandak

(entspricht einem Bataillon)

1x Ranger SanTrp

1x Ranger Funktrp

1x Ranger MatTrp

DEU Teile OMLT

Beispielhafte Darstellung eines Infanteriezuges ANA

mit dem Anteil DEU Teile OMLT169

141

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Quellenverzeichnis

(3) Multinationalität170

„Bereits vor Sonnenaufgang begann die Durchführung der lange

vorbereiteten „Operation Pluto“. Afghanische Polizeikräfte und un -

garische ISAF-Soldaten riegelten die Ausweichwege im Operati -

onsgebiet nach Süden ab. Gleichzeitig marschierten afghanische

Soldaten unterstützt durch norwegische und deutsche ISAF-Kräfte

in das Operationsgebiet, um mit dem ersten Abschnitt der Operati -

onsführung zu beginnen.“

Bewertung:

o Die Einsätze der Bundeswehr werden immer im Rahmen von Syste -

men kollektiver Sicherheit stattfinden, d.h. die Bundeswehr wird immer

in internationalen Kontingenten operieren.

o Diese internationale Zusammenarbeit muss zur Erfüllung des Auftra -

ges auch auf der untersten taktischen Ebene umgesetzt werden kön -

nen.

Folgerung:

o Den Soldaten verdeutlichen, dass ihr Verhalten nicht nur das Bild der

Bundeswehr in der Bevölkerung des Einsatzlandes, sondern auch bei

befreundeten Streitkräften beeinflusst

o Wann immer möglich, NATO-standardisiert ausbilden, z.B. bei der

Funkbetriebssprache.

o Jede Möglichkeit nutzen, Fremdsprachenunterricht (vor allem Eng-

lisch) mit in die Ausbildung zu integrieren.

142

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Bemerkungen

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Quellenverzeichnis

5. Rechtliche Grundlagen im Einsatz und „Rules of Engagement“

(1) Gezielte Täuschung171

„Es waren Zivilisten, Fedajin, irakische Armee (…), sie hatten

Handgranaten, AK-47-Sturmgewehre, Panzerabwehrraketen, alles.

Ich habe Männer gesehen, die sich als Frauen verkleidet hatten.

Ich sah Schützen, die unbewaffnet über die Straße liefen, sich

plötzlich bückten, eine Waffe aufhoben, feuerten, sie weglegten

und weiterliefen zum nächsten Platz, an dem eine Waffe versteckt

war.“

Bewertung:

o Feindliche Kräfte kennen die eigenen Rules of Engagement. Sie nut -

zen diese gezielt aus, um sie gegen uns einzusetzen.

o Teilweise werden eigene Kräfte auf eine Art und Weise bekämpft, die

unseren Einsatzgrundsätzen widersprechen.

Folgerung:

o Die genaue Kenntnis der Rules of Engagement ist für alle Einsatzsol -

daten unerlässlich!

o Für grundsätzliche und spezielle Fragen stehen die Rechtsberater zur

Verfügung, die auch im Einsatz ständig erreichbar sind. 172

Merke:

Gleiches wird nicht mit Gleichem vergolten!

Handle in jeder Situation entsprechend unserer rechtlichen Grundlagen.

144

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Bemerkungen

(2) Ohnmacht173

Trotz einer sehr bedrohlichen Lage, bei der mit der Gefangennah -

me seiner Soldaten zu rechnen sein musste, erhielt der Komman -

dierende General der UN-Truppen am 7. April 1994 den Befehl,

keine Gewalt anzuwenden: „Ich erinnerte ihn daran, dass es unse -

re Einsatzregeln erlaubten, notfalls auch tödliche Gewalt anzuwen -

den, um Verbrechen gegen die Menschheit zu verhindern. Aber er

wiederholte, dass UNAMIR nicht feuern dürfe, solange kein Missi -

onspersonal beschossen würde – wir sollten verhandeln und vor

allem Konflikte vermeiden (…). Mir stand nicht die Offensivkraft zur

Verfügung, eine eingegrabene Garnison von über 1.000 Soldaten

anzugreifen. Ich hielt eine Rettungsaktion für unverantwortlich. Wä-

ren wir gegen den Stützpunkt vorgegangen, dann wären wir zu ei -

nem legitimen Ziel und zur dritten Kriegspartei geworden. Mein Ziel

(…) war es, alles zu tun, die Kontrolle über die meuternden Einhei -

ten (…) zurückzugewinnen und den Dialog und die Aussichten des

Friedensabkommens am Leben zu halten (…). [Die gefangenen

belgischen Soldaten] waren alle tot (…). Zunächst sah ich rechts

vor der Leichenhalle etwas, das aussah wie ein Haufen Kartoffel -

säcke. Langsam klärte sich das Bild, und meine Augen erkannten

einen Leichenberg: weißes Fleisch in zerissenen belgischen Fall -

schirmjägeruniformen, ineinander verschlungene, blutige Leiber.

Die Männer waren übereinander geworfen worden, man konnte im

schwachen Licht nicht auf Anhieb sagen, wie viele es waren.“

Bewertung:145

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o Die Rules of Engagement setzen den politischen Willen eines Einsat -

zes in praktische Einsatzregeln für die Soldaten um.

o Die Stärke des Mandates, d.h. die Möglichkeiten, die die Rules of En -

gagement hergeben, bestimmt den taktischen, operativen und strate -

gischen Einsatz der Streitkräfte.

Folgerung:

o Es gibt keine Standard-Rules of Engagement. Jeder Einsatz basiert

auf anderen politischen und gesellschaftlichen Grundlagen.

o Rules of Engagement dürfen nicht nur als einschränkend betrachtet

werden, sondern auch als hilfreiche Richtlinie für das Verhalten in

schwierigen Situationen.

(3) Eskalation174

„Um 18.30 Uhr brüllte Feldwebel Struik wieder über Funk. „Romeo,

hier Hotel! (...) Die Serben rücken vor! Kommen. Serben rücken

vor!“ Groen [Hauptmann und Einheitsführer] hatte sich Dutzende

Male auf diesen Augenblick vorbereitet. Er befahl dem Zugführer

auf dem Marktplatz, mit dem Maschinengewehr des MTW über die

Köpfe der Serben zu schießen. Dann gab er den Befehl, das Feuer

mit dem Mörser auf dem Lagergelände zu eröffnen, allerdings nur

mit Leuchtgranaten (…). Die Niederländer schossen weiter. Posten

Hotel wies den Mörser an, die Zielrichtung zu verändern. Die

Leuchtgranaten zerplatzten jetzt unmittelbar über den Köpfen der

vorrückenden Infanterie. Sie rückte trotzdem näher. Daß seine

Männer direkt auf die Serben schossen, behielt sich Groen als letz -

tes Mittel vor.“

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Bemerkungen

Bewertung:

o Trotz der bekannten Absicht der gegnerischen Kräfte wurde das Feuer

auf diese nicht unmittelbar eröffnet.

o Das wiederholte Erhöhen der Eskalationsstufe verdeutlichte den eige -

nen Willen zur Durchsetzung des Mandates.

Folgerung:

o Das Einnehmen unterschiedlicher Eskalationsstufen hat eine sehr

hohe Außenwirkung. Dies beginnt beim Anzug und endet beim Einsatz

von Waffengewalt.

o Das Verständnis für die lage- und situationsangemessene Einnahme

unterschiedlicher Eskalationsstufen in praktischen Handlungstrainings

einüben. Grundlage hierfür ist die jeweils gültige Taschenkarte.

Merke:

Alle Soldaten müssen die Taschenkarte kennen

und deren Handlungsanweisungen beherrschen.

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Quellenverzeichnis

6. Führung und Fürsorge vor, während und nach dem Einsatz

Einsatzvorbereitung

(1) Körperliche Leistungsfähigkeit175

Während einer Operation zur Rückeroberung eines Tales haben

zwei Züge den Auftrag bekommen, Stellungen auf einem Höhen -

zug im Rücken des Feindes im Lufttransport zu gewinnen und zu

halten. Nach erfolgreichem Gewinnen der Stellungen wehrten bei -

de Züge den gesamten Tag starke Feindangriffe mit feindlicher

Steilfeuerwaffenunterstützung ab. Erst mit Erreichen des Operati -

onsziels durch die im Tal eingesetzten eigenen Kräfte nach mehre -

ren Tagen und kurz vor Einbruch der Dämmerung wurde den auf

dem Höhenzug eingesetzten Zügen befohlen, zu den eigenen Kräf -

ten in Tal zurückzukehren. Der Antrag der ZgFhr auf Herauslösung

im Lufttransport wurde abgelehnt. Die zwei Züge mussten daher

ihre Stellung zu Fuß, bei Dunkelheit und mit der Ausrüstung für vier

Tage Einsatzdauer verlassen. Nach fünf Stunden wurden sie durch

die im Tal eingesetzten eigenen Kräfte aufgenommen. Dies war

nur möglich, da die im Brückenkopf eingesetzten Kräfte über eine

sehr gute körperliche Verfassung verfügten.

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Bemerkungen

Bewertung:

o Neben einer Vielzahl von Gründen, die zu dem Entschluss, abgeses -

sen zu marschieren geführt haben, lag im genannten Beispiel die La -

gebeurteilung des CTFC 101 zu Grunde. Diese schätzte die Risiken

für den Einsatz von Hubschraubern als zu hoch ein und wies den Luft -

transportraum nicht zu. Folglich mussten die eingesetzten zwei Züge

die Stellungen zu Fuß verlassen.

o Ein Fußmarsch, wie in diesem Beispiel über fünf Stunden, führt unter

diesen Rahmenbedingungen die Soldaten an die Leistungsgrenze.

Gleichzeitig sinkt der Kampfwert dieser Kräfte und sie bedürfen nach

dem Einsatz einer längeren Regenerationsphase. Je höher die körper -

liche Leistungsfähigkeit ist, desto stärker und länger können Kräfte

eingesetzt werden. Sie waren, wie in diesem Beispiel gezeigt, auch

nach einem fordernden Bergabstieg schneller wieder einsatzbereit.

Folgerung:

o Erhöhung und Erhalt der körperlichen Leistungsfähigkeit ist eine Vor -

aussetzung für einen erfolgreichen Einsatz.

o Gezielte, kontinuierliche Sportausbildung durch Ausdauer- und Kraft -

training ist eine begleitende Maßnahme, die durch hohe körperliche

Anforderungen im Gefechtsdienst zu ergänzen ist.

149

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Quellenverzeichnis

Fußpatrouille nahe KABUL176

(2) Übe so, wie du kämpfst177

„Aufeinander aufbauende und auf die Zielgruppe abgestimmte Auf -

träge und Übungen halfen …, einen multinationalen, vorher nicht

miteinander vertrauten Verband erfolgreich auszubilden. Dies zeig -

te sich auch im Rahmen der Volltruppenübung Noble Light. Dort

erzielten die multinational zusammenwirkenden Bataillone beein -

druckende Ergebnisse: So erfolgte der gemeinsame Einsatz des

deutschen Fallschirmjägerbataillons mit einer dänischen Panzer-

kompanie und einer niederländischen Artilleriebatterie vollkommen

ohne Friktionen. (…) Es zeigte sich, dass die offene Schere zwi -

schen Vorgaben einerseits und verfügbaren Kräften, Mitteln und

Zeit andererseits in Kauf genommen werden muss. Nur so ist es

möglich, allen Beteiligten die Resultate und Konsequenzen ihrer

Entscheidungen plastisch vor Augen zu führen.“

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Bemerkungen

Bewertung:

o Eine frühzeitige Zusammensetzung der kleinen Kampfgemeinschaft ist

eine gute Basis für den Einsatzerfolg.

o Nur wer die Fähigkeiten (aber auch die Grenzen) seiner Soldaten

kennt, kann diese richtig einsetzen.

o Reale Auflagen und Einschränkungen weichen teilweise vom eigentli -

chen „Soll-Zustand“ ab.

Folgerung:

o Bereits frühzeitig in der Einsatzvorausbildung eine Gruppenidentität

entwickeln, das Zusammengehörigkeitsgefühl fördern.

o Die Einsatzvorausbildung immer mit den Mitteln und Möglichkeiten ge-

stalten, wie sie auch im Einsatzland selbst vorzufinden sind. Keine

falschen Bilder stellen.

o Üben übt! Nur der praktische Dienst schafft Handlungssicherheit und

ermöglicht es, seine Kameradinnen und Kameraden in Gefechtssitua -

tionen einschätzen und kennen zu lernen.

Vielschichtigkeit der Einsatzbelastungen

(1) Eifrige Kirchgänger178

„(…) obwohl ich nicht gerade ein eifriger Kirchgänger bin, stelle ich,

wie schon bei meinem Einsatz in KABUL fest, dass mir der Gang in

den „Kirchencontainer“ innere Entspannung bereitet. So ist der

sonntägliche Abendgottesdienst seit Beginn des Einsatzes fester

Bestandteil meines Wochenablaufes geworden. Dieses nur kurze

abschalten vom täglichen Wirken hilft, das hohe Anforderungslevel,

151

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Quellenverzeichnis

was der tägliche Dienst fordert, zu durchbrechen. Die Lieder und

Predigten geben mir Gelegenheit, in eine andere Gedankenwelt

einzutauchen. Eine Besonderheit des Gottesdienstes ist das Mu -

sikstück zwischen der Predigt und der Geschichte, die uns Pfarrer

Kumm vorliest. Da ist es mucksmäuschenstill in der Gottesburg,

wie die Kirche in KUNDUZ genannt wird. Einige Augenblicke des

Abschaltens und der Besinnlichkeit. Die meisten Soldaten halten

ihre Augen geschlossen und träumen – wovon, wird ihr Geheimnis

bleiben. Mir selbst tut es einfach gut.“

Bewertung:

o Die Besinnung auf den Glauben, auf religiöse Werte ist bei vielen Sol -

daten gerade im Einsatz deutlich ausgeprägter als im Heimatland.

o Soldaten erwarten davon eine Möglichkeit, der Einsatzrealität durch

bewusstes „Zur-Ruhe-kommen“ bzw. Abschalten zu begegnen und

neue Kraft zu schöpfen.

Folgerung:

o Soldaten wann immer möglich die Gelegenheit geben, an kirchlichen

Veranstaltungen teilzunehmen.

o Darüber hinaus den Soldaten bewusst „Zeit für sich“ einräumen. Aber:

Abkapselungen vermeiden!

(2) Weihnachten im Einsatzland179

In seiner Autobiographie schreibt General a.D. Norman Schwarz -

kopf, damals Oberbefehlshaber der Alliierten während der Operati -

on „DESERT SHIELD“ über den 25. Dezember 1990: „Als ich am

152

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Bemerkungen

nächsten Tag aufwachte – Gott, da vermisste ich meine Familie!

Alle hatten sie Geschenke geschickt: kleine, persönliche Dinge,

einschließlich eines Geschenkes im Namen von Bear, unserem

Hund. (…) Ich machte die Geschenke auf, als ich allein war. Das

war die einsamste Stunde, die ich in Saudi-Arabien verbracht

habe. Es hatte Zeiten gegeben, wo ich mich abgekämpft, er -

schöpft, niedergeschlagen, bedrückt gefühlt hatte – jetzt vermisste

ich einfach nur meine Familie.“

(3) Familiäre Probleme180

„Nach meiner Erfahrung ist die Belastung der Familien durch den

Einsatz bedenklich und die Bedeutung der Frauen daheim für den

Soldaten im Einsatz unschätzbar groß! (Eigentlich gebührt den

Partnerinnen / Partnern daheim die Einsatzmedaille!!!) Ein dickes

Buch könnte ich schreiben allein über die Ehekrisen und Partner -

schaftsprobleme der Soldaten im Einsatz; die Art und Weise, wie

auch langjährige Freundschaften und Ehen aufgekündigt werden,

kann schlimmer nicht erfunden werden. Wenn die Partnerin zu

Hause „alles im Griff“ hat, geht dem Kameraden im Einsatz alles

locker von der Hand; geht zu Hause etwas schief, ist der Kamerad

mental und emotional abwesend und gebunden.“

(4) Die Seele verloren?181

„Ohne jeglichen Grund fing ich an zu weinen und suchte nach Ein -

flüssen, die mich dazu bewegten – es gab sie nicht! Das, was mir

wichtig und lieb war, schien mir plötzlich fremd und unheimlich. Hil -

fe empfand ich als belästigend und wehrte sie meistens ab. „Bad

devil“ schien mich fest im Griff zu haben. Das erste Mal im Leben 153

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Quellenverzeichnis

wusste ich nicht, wo mir der Kopf stand. Ich habe mich in diesen

Momenten immer an die Frage, die ein Hörsaalleiter während mei -

nes Offizierlehrgangs an das Auditorium richtete, erinnert, die hieß:

„Wo ist die Seele?“ Ich redete mir ein, keine mehr zu besitzen, und

fand nicht einmal eine Erklärung, wie ich zu dieser These kam. Ich

wollte weinen, weil mir danach war, doch es kam keine Träne; ich

wollte lachen, weil ich das immer tat, wenn mir danach war, doch

ich konnte nicht. Vorher habe ich aus vollem Herzen gelacht, aber

es ging einfach nicht mehr. Wenn ich merkte, dass ich den Tränen

nahe war, wollte ich nur noch bei den Jungs sein – bei all denjeni -

gen meiner Einheit, die mit mir im Bus gesessen hatten, auch

wenn vier nicht mehr unter uns sind. Jetzt wollte ich die Bilder se -

hen, mit ihnen allein sein. Ich war nach außen nicht mehr in der

Lage, meine Gefühle so aufzubereiten, dass sie auch richtig ver -

standen wurden. Ich wollte nur alleine sein. (…) Ich weiß, dass es

schwierig ist, sich einzugestehen, in einem psychischen Ungleich -

gewicht zu stehen. Der Gang zum Arzt, der Gang zum Psycholo -

gen stellt nahezu eine unüberwindbare Barriere dar, ist aber das

einzige sinnvolle Mittel. Das nächste Umfeld, die Angehörigen sind

meist der Schlüssel des Antriebs. Man leidet nicht nur selbst, son -

dern läuft auch Gefahr, die anderen mit ins Boot zu ziehen. Das ist

nicht nur unfair, sondern auch falsch. Wir haben die Möglichkeiten,

Hilfe zu bekommen, und sollten sie einfach nutzen.“

(5) PTBS-Zündschnur182

154

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Bemerkungen

„Als ich Vietnam verließ, war ich nicht mehr dieselbe Person, die

ein Jahr zuvor aus dem Flugzeug gestiegen war. Ich hatte eine ti -

ckende Zeitbombe in mir und wusste es nicht. Ich wusste, dass ich

mich verändert hatte, aber ich hatte keine Ahnung, warum. Ich ver -

suchte, so gut ich nur konnte zu funktionieren und mich so normal

wie möglich zu verhalten. Ich bekam die „PTBS-Zündschnur“, wie

ich es nenne, während der TET-Offensive (zwischen dem 30.01.

und 23.09.1968 (…)). Damals hatte ich ein Erlebnis, das mir enorm

große Angst einjagte und mich in totale Panik versetzte. Meine

PTBS zündete jedoch erst viel später: Im Februar 1976 starb plötz -

lich mein Vater und drei Wochen danach mein Schwiegervater,

ebenfalls unerwartet. Das war alles, was es brauchte. Tod ganz

nah und persönlich, alles wieder wie damals. Meine Welt stürzte

zusammen. Ich hatte leichte bis schwere Flashbacks, war völlig be -

sessen von Tod, Angst und Paranoia. Ich vertraute niemandem,

wurde zum Einsiedler und Einzelgänger ohne soziale Kontakte,

vermied Verantwortung, wo es ging, und sprang in die Luft, wenn

das Telefon klingelte. Seit damals lebe ich im „Kampf oder Flucht“-

Modus.“

Bewertung:

o Stress ist eine normale Reaktion eines Menschen auf eine als außer-

gewöhnlich bewertete Situation.183 Ein und dasselbe Ereignis kann

also bei verschiedenen Personen völlig unterschiedliche Stressreaktio -

nen hervorrufen.

o Stress kann die verschiedensten Ursachen haben. 184

155

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Quellenverzeichnis

o Stress macht nicht vor dem Dienstgrad halt: jeder kann davon betrof -

fen sein.

o Symptome von Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS oder

auch Post Traumatic Stress Disorder, PTSD) bei Soldaten sind keine

Einzelfälle, etwa 10 % der Teilnehmer an militärischen Einsätzen er -

kranken daran.185

o Oft lassen sich PTBS-Symptome an für den Einzelnen untypischen

Verhaltensweisen erkennen.186 Wiedererinnerung (sog. „Flashbacks“),

Erhöhtes Erregungsniveau (z.B. überhöhte Schreckhaftigkeit, Schlaflo -

sigkeit), Rückzug (Angst und Depressionen, Aggression, Gefühl von

Betäubtsein), etc.

Folgerung:

o Akzeptanz muss erkannt werden: nur wer akzeptiert, dass er besonde -

ren Belastungen ausgesetzt ist, kann Gegenmaßnahmen ergreifen.

o Wann immer möglich, Fachpersonal (Peer, Psychologe187, Arzt, Seel-

sorger, Sozialdienst) in die Ausbildung mit einbinden.

o Das Erkennen von Stresssymptomen und die entsprechende Behand -

lung durch ausgebildetes Personal ist kein Zeichen von Schwäche; es

gibt keine „Weicheier“: vorgetäuschte „Härte“ ist nicht zielführend!

o Den Soldaten vermitteln, dass Symptome von PTBS nur unter Einbe -

ziehung von Fachpersonal behandelt werden können. Eine „Selbstbe -

handlung“ und Verdrängungstaktiken verschlimmern die Situation in

der Masse der Fälle nur zusätzlich.188

o Entwicklung von Sensibilität und Fingerspitzengefühl im Umgang mit -

einander.

156

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Bemerkungen

o Grundsätzliche Entwicklungsverläufe von Belastungsstörungen vermit -

teln189 und Bewältigungstechniken einüben, um besser mit extremen

Belastungen fertig zu werden.190

o Nicht nur Waffenfertigkeit und körperliche Belastbarkeit, sondern

ebenso geistig-psychische Stabilität anstreben. 191

o Bereits in der Einsatzvorbereitung die Möglichkeiten der Familienbe-

treuungszentren nutzen.

S peise und trinke kontrolliert!

T rainiere regelmäßig Deinen Körper und

bereite Dich mental vor!

R uhe Dich regelmäßig aus! Gönne Dir und Anderen Pausen!

E ntspann Dich! Nimm Dir Zeit, lass Dir Zeit!

S oziale Unterstützung (Familie / Kameraden) wird Dir helfen!

Gib sie auch!

S eelisch-geistige Ausgeglichenheit gibt Dir und Anderen Halt!

Anregungen zum Erhalt und zum Aufbau der geistigen und körperlichen

Widerstandsfähigkeit192

(6) Gefallene Helden193

Im Juli 2002 ereigneten sich innerhalb von sieben Wochen in Fort

Bragg (US-Staat North Carolina) fünf Morde und zwei Selbstmorde

amerikanischer Soldaten, drei der vier Betroffenen waren erst kurz

zuvor aus ihrem Einsatz in Afghanistan zurückgekehrt: zwei Ehe-

frauen wurden erschossen, eine erdrosselt und eine mit 50 Mes-

serstichen getötet. Zwei der Soldaten nahmen sich gleich nach der

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Quellenverzeichnis

Tat selbst das Leben; nach diesen Fällen griff eine andere Ehefrau

ebenfalls zur Waffe und erschoss ihren Mann.

Bewertung:

o Es wurde bestätigt, dass die geschilderten emotionalen, kognitiven

und verhaltensbedingten Reaktionen ihre Ursache in den besonderen

Belastungen des Soldatenberufes haben.

o Lange und häufige berufsbedingte Abwesenheit ist Hauptfaktor von

Partnerschaftsproblemen.

Folgerung:

o Die Angebote der Familienbetreuungszentren nutzen und den eigenen

Soldaten bewusst nahelegen, diese in Anspruch zu nehmen.

o Den Soldaten die Befürchtung nehmen, dass die Inanspruchnahme in -

stitutioneller Hilfe das Ende der militärischen Karriere bedeutet.

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Bemerkungen

Dislozierung der Familienbetreuungsorganisation der Bundeswehr 194

(7) Das Massaker von My Lai195

Am 16. März 1968 bekam der Lieutenant William Calley den Auf -

trag, mit seiner Kompanie in der Provinz QUANG NGAI die Ort -

schaft MY LAI zu nehmen. Der Angriff wurde dabei mit Hubschrau-

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Quellenverzeichnis

bern unterstützt. Die Lage war insgesamt sehr gespannt. „Plötzlich

fingen Calley und seine Männer an, zu schießen. Sie schossen auf

alles, was sich bewegte. Das waren alte Männer, Frauen, das wa -

ren Kinder und das war herumlaufendes Vieh.“ 196 Calley selbst be-

richtete: „Ich stand allein an einem großen Backsteinhaus und

schaute hinein. An der Feuerstelle stand ein Vietnamese, am

Fenster ein anderer, und ich knallte sie ab, killte sie. Und seltsam –

es machte mir einfach nichts aus. (…) Ich dachte nur: Ein Huren -

sohn weniger. Jetzt kann ich auch Tote melden.“ 197 Die genaue

Zahl der Getöteten konnte nie ermittelt werden, vielfach ist von

über 500 toten Dorfbewohnern die Rede. Einige Soldaten der Ein -

heit verweigerten aber die Befehle, schossen nur in die Luft oder

verwundeten sich sogar selbst, um nicht an diesem Massaker

selbst teilnehmen zu müssen.

Bewertung:

o Aus der bloßen Schilderung der Tatsachen heraus, wird in keiner Art

und Weise das Verhalten der Soldaten erklärbar.

o Als mögliche Ursachen gelten, dass die Soldaten nicht angemessen

auf die moralischen Belastungen in Vietnam vorbereitet wurden, dass

der Führer seine Männer nicht im Griff hatte oder dass es sich um Ver -

geltungshandlungen für in der Region gefallene Kameraden handelte.

o Das durch den Führer vor Ort vorgegebene Verhalten führte zu einer

Art Blutrausch, bei dem Viele scheinbar willenlos folgten.

Folgerung:

160

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Bemerkungen

o Moralische Belastungen eines Einsatzes können schwerwiegend sein,

sie sind aber niemals Begründung für die Verletzung von Menschen -

rechten oder Verstößen gegen das Humanitäre Völkerrecht.

o Unsere Soldaten müssen vor dem Einsatz mit möglichen Belastungen

konfrontiert werden, um sich rechtzeitig geistig damit auseinanderset -

zen zu können.

o Die Innere Führung verliert auch im Einsatz nicht ihre Gültigkeit: der

moralische Anspruch und das Menschenbild des Grundgesetzes sind

Grundlage eines jeden Soldaten – immer und überall.

o Auch das Fehlverhalten eigener Kameraden rechtfertigt nicht eigenes

Fehlverhalten.

(8) Geiselnahme198

„Es lief alles sehr schnell ab. Es wurde wild herumgeschossen; wir

sprangen, so schnell wir konnten, in Deckung. Damit begann das

schlimmste Erlebnis meines Lebens. Als ich mit einer Kalaschnikov

im Rücken auf die rückwärtige Sitzbank unseres Fahrzeugs „ver -

frachtet“ wurde, (…) erkannten wir erst die genaue Zahl der Kid -

napper. Auch sahen wir, dass einige Scharfschützen in Stellung

waren. Ein Fluchtversuch wäre ein glatter Selbstmord gewesen.

(…) Jeweils ein Entführer hielt uns mit der Waffe in Schach. (…)

Die Fahrt führte dann an mehreren Kämpfern, die unsere Entführer

mit erhobenen Fäusten und Schüssen begrüßten, vorbei hinauf auf

einen kahlen, kegelförmigen Berg. Die Szene war insgesamt ge -

spenstisch, die Fahrweise absolut abenteuerlich und zur „Abrun -

dung der Situation“ schossen unsere Bewacher während der Fahrt

immer wieder aus dem Fenster. (…) Als nächstes sperrte man uns

161

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Quellenverzeichnis

in ein kleines, absolut leeres Zimmer, dessen einziges Fenster mit

einer Blechplatte abgedeckt war. (…) Die Geiselnehmer machten

auch keinen Hehl daraus, uns für ihre Zwecke einzusetzen und ge -

gebenenfalls zu töten. (…) Ich sollte also für die wahnsinnigen Zie -

le eines fanatischen Irren hingerichtet werden.“

Bewertung:

o Das Erleben einer Geiselnahme stellt für die Betroffenen einen Schock

dar, der mit einer Vielzahl existenzieller Belastungen einhergeht (Will -

kür, Psychoterror, Demütigung, Ungewissheit, Todesängste etc.).

o Geiselnahmen haben meist dasselbe (in der Ausbildung theoretisch

vermittelbare) chronologische Ablaufschema: auf die Zugriffsphase

folgt die Transportphase, danach die Festhaltephase und abschlie -

ßend die Beendigungsphase.199

Folgerung:

o Grundsätzlich: Praktische Ausbildung „Verhalten bei Geiselnahme /

Geiselhaft“ wird ausschließlich an zentralen Ausbildungseinrichtungen

unter der Leitung eines Stabsoffiziers durchgeführt. 200

o Ziel der Ausbildung muss es sein, die Soldaten in einer Situation von

Geiselnahme oder Geiselhaft zum Durchstehen zu befähigen. Selbst -

steuerung und Selbstkontrolle sind hierbei wesentliche Kriterien.

o Eine wichtige Bewältigungsstrategie hierbei ist das ständige Wachsam

bleiben: dies ermöglicht zum einen, Informationen zu sammeln, die im

weiteren Verlauf wichtig sein können und trägt dazu bei, Resignation

und Apathie zu vermeiden. Geistige Klarheit hilft, physische und psy -

chische Belastungen zu verringern.

162

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Bemerkungen

Leben im Feldlager

(1) Leben unter widrigen Bedingungen201

Für den katholischen Militärpfarrer Joachim Simon bedeutet Seel -

sorge im Auslandseinsatz, „das Leben der Soldaten unter widrigen

Bedingungen zu teilen.“ Dazu zählen auch die Ängste, die Solda -

ten und ihre Seelsorger gleichermaßen bedrücken können: nicht

nur Sorgen um die körperliche und seelische Unversehrtheit, auch

sexuelle Probleme sind für ihn von Bedeutung: „Natürlich kann der

Seelsorger die Trennung von Ehefrau oder Freundin und die feh -

lende Intimsphäre im mehrfach belegten Unterkunftscontainer nicht

durch fromme Sprüche (…) schönreden. (…) Die Triebe gehören

zu unserer menschlichen Natur. Es braucht sich keiner dafür zu

schämen, wenn er mit der erzwungenen Enthaltsamkeit nicht zu -

recht kommt. Aber zur Sexualität gehören untrennbar auch Verant -

wortungsbewusstsein und Treue.“

Bewertung:

o Belastungen, Ängste und Entbehrungen im Einsatz betreffen jeden.

o Fehlende Intimsphäre ist oftmals – gerade im nächsten Umfeld – der

Auslöser für Konflikte.

Folgerung:

163

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Quellenverzeichnis

o Den Soldaten bewusst machen, dass Kommunikation die Lösung aller

Konflikte ist: Ängste, Probleme, Sorgen offen ansprechen.

o Die Bedeutung von Treue und Verantwortungsbewusstsein klarma-

chen: sich selbst das abverlangen, was man von seinem Partner zu

Hause auch fordert.

(2) Feldlagerkultur202

„Der Tagesdienst ist monoton: wie fast jeder verlasse ich das Feld -

lager nicht, das bleibt der Schutzkompanie und der QRF überlas -

sen. Ich habe gerade mal drei Kilometer ‚Auslauf’, so lang ist die

Joggingstrecke um das Lager. Und auch ansonsten ist alles be -

grenzt: der Weg vom Bett zum Schreibtisch beträgt gerade einmal

ein paar hundert Meter und auch zur ‚Mucki-Bude’ ist es nicht wei -

ter. Das ist offener Vollzug hier: ich habe noch keine landestypi -

schen Speisen gegessen, keine afghanische Währung gesehen.

Und draußen – außerhalb des Feldlagers – brennt die Luft…“

(3) ... wie gleichförmig ein Tag sein kann!203

„Viele meiner Kameraden (…) haben, vielleicht ist das etwas zu

absolut dargestellt, aber sie haben eben das Lager nie richtig ver -

lassen. Von meinen vierhundertzwanzig Soldaten war nur die Hälf -

te im Land und damit in direktem Kontakt zur Bevölkerung tätig.

Der Rest war in der Verwaltung, der Stabs- und Versorgungsarbeit

sowie der sanitätsdienstlicher Versorgung ausschließlich im Feldla-

ger gebunden und hielt alle „Räder am Laufen“. Ein unschätzbar

wichtiger Auftrag, ohne den die „boots on the ground“ gar nicht hät -

ten starten können! Auch ich habe viele Tage erlebt, in denen ich

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Bemerkungen

(…) im Lager gebunden war und damit einen typischen Routinetag

erleben musste.“

Bewertung:

o Nur ein Teil aller Kontingentangehörigen verlässt das Feldlager.

o Im Feldlager sind die Übergänge zwischen Dienst und Freizeit durch

die fehlende räumliche Trennung fließend, ein „Abschalten“ ist kaum

möglich.

o Lagermonotonie einerseits und die hohe Gefährdungslage der Ein -

satzgebiete andererseits können leicht zum „Lagerkoller“ führen.

Folgerung:

o Die Soldaten bewusst auf diese Belastungen aufmerksam machen.

o Ursachen und Wirkungen des „Lagerkollers“ erklären, um dieses Phä-

nomen frühzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen einleiten zu

können.

o Möglichkeiten aufzeigen, diesen Belastungen zu begegnen: täglicher

Kontakt zur Familie (Feldpost, Telefon, Internet); Kontingentkalender;

Sport.

(4) Grüße aus der Heimat204

„Das Schreiben von Postkarten und Briefen war zwar recht zeitrau -

bend, dafür gab es aber auch häufig eine Antwort und Briefe waren

eine sehr willkommene Belohnung. Irgendwie war ich doch zufrie-

den, denn viele Freunde und Bekannte hatten mir Grüße aus der

Heimat ausgerichtet und das tat gut. Grüße aus der Heimat; hört

sich irgendwie komisch an, halt ein wenig hausbacken. Mein Groß -

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Quellenverzeichnis

vater hatte Briefe von der Ostfront nach Hause geschrieben und

stets die Heimat erwähnt. Es ist schon bemerkenswert, dass sich

die Perzeption205 ändert, wenn man erst einmal in einer schwieri-

gen Lage war.“

Bewertung:

o Die Feldpost zählt neben dem Telefon und dem Internet zu den wich -

tigsten und am häufigsten genutzten Verbindungsmöglichkeiten in das

und aus dem Einsatzland.206

Folgerung:

o Den Soldaten die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen der Feldpost

(mögliche zeitliche Verzögerungen) aufzeigen.

Eine Lieferung Feldpost in KABUL207

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Bemerkungen

Verhalten gegenüber Medien

(1) Journalistische Verpflichtung208

„In meinem Beruf, in dem ich Geschichten weiter trage, glaube ich

nur das, was ich mit eigenen Augen sehe. Und ich muss immer

wieder dort hingehen, wo sie stattfinden. Manchmal muss man sie

suchen, oft ist es schwer, sie zu entdecken. Sie sind auch dazu da,

den Menschen zu erklären, warum sie wichtig sind. Und das mer-

ken wir dann, wenn wir mittendrin statt nur dabei sind. Oft sitzen

wir nur auf einem erhöhten Tellerrand und glauben, den Überblick

zu haben. Doch in Wirklichkeit bekommen wir gar nichts mit (…).

Nur nicht reden, sondern handeln. Deswegen werde ich auch ein

zweites Mal nach Afghanistan gehen. Nun ist es wieder dieser

Weg mit der Bundeswehr. Als Mitglied einer so genannten Parla -

mentsarmee. Ja, mich interessiert unsere Politik.“

Bewertung:

o Um ihren Verpflichtungen nachzukommen, ist es für Journalisten wich -

tig, die Wahrheit zu erfahren. Dies ist durch deren eigene Präsenz vor

Ort am ehesten gewährleistet. Eine Form dieser Berichterstattung vor

Ort sind die sog. „Embedded Journalists“.209

o Ziel der Medien ist es, die Gesellschaft über die Lage im Einsatzland

zu informieren.210

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Quellenverzeichnis

Folgerung:

o Medienvertreter nicht als „Feinde“ betrachten, die ständig nur auf der

Suche nach Skandalen sind.

o In jeder Situation im Einsatz davon ausgehen, dass immer irgendwo

Medien in ihren unterschiedlichen Ausprägungen vor Ort sind.

(2) Subjektive Wahrnehmung211

„Journalismus ist ein nahezu unmögliches Metier. Boten wollen wir

sein, mit Nachrichten von Ereignissen und Menschen aus unserer

Nachbarschaft oder fernen Ländern. Und als akkurate Zeugen oder

kritische Aufklärer leben wir vom Anspruch der Wahrhaftigkeit (…).

Aber diese vermeintliche Objektivität des Journalisten birgt auch

Gefahren: Allzu leicht suggerieren wir nicht nur Neutralität, sondern

auch Unfehlbarkeit. Das verstellt den Blick auf die Fehler, die wir,

jeder von uns, unabsichtlich produzieren, wenn wir beobachten

oder schreiben. Fakten lassen sich überprüfen durch sorgsame Ar -

chivare oder Dokumentare. Aber sinnliche Wahrnehmungen und

persönliche Urteile lassen sich nicht verifizieren, durch keine Re-

daktion. Die Einschätzung eines Zeugen, den wir befragen, eines

Gesprächspartners, dem wir zuhören, bleibt gänzlich subjektiv. Ob

wir jemanden für glaubwürdig oder für einen Schwindler halten, ob

die Tränen uns ehrlich oder künstlich erscheinen, ob das Stottern

des Informanten uns als Ausdruck seiner Unehrlichkeit oder seiner

Angst gilt – all das folgt keiner systematischen Methodik, sondern

oftmals reiner Intuition.“

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Bemerkungen

Bewertung:

o Medienvertreter sind – wie alle Anderen auch – von subjektiven Ein -

drücken geprägt. Dies spiegelt sich dann in den veröffentlichten Tex -

ten oder den Kommentaren zu Bildern / Filmen.

Folgerung:

o Um nicht „falsch verstanden“ zu werden, ist es wichtig, Grundsätze der

Kommunikation zu kennen und zu beherzigen (z.B. Gestik, Mimik,

Wortwahl).

o Bewusstsein dafür wecken, dass jede Aussage in Wort, Ton und Bild

festgehalten und öffentlich zitiert werden kann.

o Pressevertreter sind grundsätzlich an darin ausgebildetes Personal zu

vermitteln (z.B. Presseoffiziere).

(3) Erfolgreiches „Vermarkten“212

„Um den taktischen Sieg aufrecht zu erhalten, musste der nicht-le -

tale Kampf genauso rigoros geplant und durchgeführt werden wie

der letale.213 (…) In Afghanistan – so war unser Eindruck – unter -

schied sich der Eindruck von dem, was richtig und falsch ist zwi -

schen uns und der örtlichen Bevölkerung. (…) Task Force Rock

wechselte von reaktiven zu proaktiven Informationsoperationen,

später von solchen, die sich auf die Feindkräfte konzentrierten zu

mehr und mehr bevölkerungsorientierten. (…) Die verschiedenen

Themen wurden ständig in den Medien platziert; über Radio, Fern -

sehen, auf Plakaten, in Zeitungen und per Mundpropaganda auf

der Strasse. (…) Alle Führer mussten auf dem Laufenden sein,

alarmiert, fachkundig und willens, Bedenken zu äußern.“

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Quellenverzeichnis

Bewertung:

o Bei falschem Umgang mit den Medien können eigentliche taktische

Erfolge schnell ins Gegenteil wechseln.

o Der Umgang mit den Medien muss zielgruppenspezifisch angepasst

sein: die Bevölkerung im Einsatzland und die im Heimatland müssen

gleichermaßen betrachtet werden.214

Folgerung:

o Verhalten, welches aus eigener Sicht als gut und richtig bewertet wird,

kann von der Bevölkerung im Einsatzland durchaus auch als falsch

bewertet werden (siehe auch Kap. 4.1 und Kap. 4.2). Bei der Weiter -

verbreitung durch diverse Medien kann es so schnell zur Gefährdung

des Einsatzerfolges kommen.

o Soldaten müssen sich über den bedeutenden Einfluss der Medien bei

allen ihren Handlungen bewusst sein!215

(4) Die Macht der Bilder216

„Die Gefechtshandlungen (in MOGADISHU, SOMALIA; Anm. d.

Verf.) wurden wiederholt als ‚das intensivste Feuergefecht, in das

amerikanische Truppen seit Vietnam verwickelt waren’ beschrie-

ben. Mehr als 70 Soldaten wurden im Verlauf einer Nacht verwun-

det, 18 sind gefallen. Was dieses Gefecht anders als alle anderen

in der jüngeren amerikanischen Geschichte machte, waren die Bil -

der, die der amerikanischen Öffentlichkeit innerhalb weniger Tage

zugänglich gemacht wurden. Die Gefechtsintensität war letztend-

lich so hoch, dass Rettungsteams, welche sich aus einem Heliko-

pter heraus abseilten, getötet wurden und Somalis schließlich den

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

Piloten und den einzig Überlebenden (…) entführten. Die Bilder,

die mit einer Videokamera der somalischen Entführer gemacht

wurden, unterscheiden sich wenig von den Bildern von Kriegsge -

fangenen, die in Vietnam gemacht wurden. Aber mit den Körpern

derjenigen, die die amerikanischen Truppen nicht retten konnten,

wurde von den somalischen Triumphierern eine Parade durch die

Straßen von Mogadishu exerziert: die Körper enthüllt, am Boden

geschliffen und verstümmelt. Diese Bilder wirken heute noch scho -

ckierend und aufwühlend.“

Bewertung:

o Gerade Aufständische nutzen die Macht der Bilder gezielt dazu, Mei -

nungen zu beeinflussen.

o Teilweise hat die mediale Verbreitung von terroristischen Aktionen ne -

ben der Anwendung von Gewalt höchste Priorität. 217 Das Prinzip lautet

oft: „Bilder schockieren mehr als tausend Worte.“

o Ziele dabei sind einerseits die Beeinflussung der Bevölkerung in den

truppenstellenden Nationen, welche zu einer Ablehnung des Einsatzes

führen soll und damit den Rückhalt der Soldaten schwächt, und ande -

rerseits eine Einschüchterung der Soldaten und der eigenen Bevölke -

rung, die sich nicht den Aufständischen anschließt.

o Bilder werden dazu über viele verschiedene Medien (z.B.: Fernsehen

oder Internet) in kürzester Zeit weltweit verbreitet. In diesem Zusam-

menhang wird auch vom „CNN-Effekt“ gesprochen, der den Blick der

Öffentlichkeit lenkt und suggeriert, live und umfassend informiert dabei

zu sein.218

171

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

Folgerung:

o Den Soldaten klar machen, dass es sich bei Entführungsvideos oder

Ähnlichem um reine Propaganda handelt, die nicht zu einem sinken -

den Rückhalt für den eigenen Einsatz führen darf, sondern dazu, gera -

de deshalb den Sinn des Einsatzes und des Auftrags zu verstehen.

(5) Selbstständig gemacht!219

Bei einer von Medienvertretern und Pressefachpersonal begleite -

ten Patrouille in Afghanistan kam es zu einem Kfz-Ausfall. Der

Presseoffizier war eigenverantwortlicher Führer einer Marschtei-

leinheit. Die Patrouille war gezwungen anzuhalten und die Rund -

umsicherung zur Schadfeststellung einzunehmen. Aufgrund der all -

gemeinen Sicherheitslage und einer zunehmenden Ansammlung

von Menschen vor Ort, entschloss sich der Patrouillenführer das

Schad-Kfz mit den vorhandenen Mitteln zu bergen und die Fahrt

unmittelbar danach fortzusetzen. Die mitgereisten Medienvertreter

hatten sich währenddessen unbemerkt von der Marschkolonne

entfernt, da das Pressefachpersonal in der Sicherung eingebunden

war. Absicht der Journalisten war es, das Geschehen mit Wort und

Bild zu dokumentieren, umgeben von einer Menschenmenge. So

befanden sie sich jedoch zum Zeitpunkt des befohlenen Abmar -

sches inmitten einer großen Menschenmenge. Dies führte zu einer

für den Patrouillenführer in Teilen nur noch schwer zu kontrollieren -

den Situation und zu einer erheblichen Verzögerung bei der Fort -

setzung des Marsches.

172

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

Bewertung:

o Die Medienvertreter haben sich und die Soldaten der Patrouille in An -

betracht der Sicherheitslage einer erheblichen Gefährdung ausge -

setzt.

o Aufgrund der hohen Anzahl an Medienvertretern war es unzweckmä -

ßig, das Pressefachpersonal in die Sicherung einzubinden, da eine

kontinuierliche, enge Begleitung der Journalisten nicht mehr möglich

war.

o Die Lösung, den Presseoffizier als Marschteileinheitsführer einzuset -

zen ist nicht zweckmäßig, da er sich im Schwerpunkt um die Journalis -

ten zu kümmern hat.

Folgerung:

o Das zuständige Pressefachpersonal sollte während der Pressebeglei -

tung nur in Ausnahmefällen und besonderen Lagen zu Führungsauf -

gaben eingeteilt werden.

o Bei der Planung einer Patrouille mit Pressebegleitung ist der Perso -

nalansatz dahingehend auszurichten.

o Es sollten nur noch Pressevertreter durch die Bundeswehr in die Ein -

satzgebiete eingeladen werden, die über eine entsprechende Krisen -

ausbildung für Journalisten verfügen.

(6) Bei Tag und bei Nacht220

Bei einer Operation in AFG begleitete ein Fernsehteam mehrere

Tage lang einen Zug der QRF. Absicht der Journalisten war es,

eine 45 minütige Reportage über die QRF zu produzieren. Die Ein -

heit stellte dazu einen Protagonisten und ein geschütztes Fahrzeug

173

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

ab. Während der Operation ergab sich auch eine Nachtpatrouille,

die medial begleitet werden sollte. Da das Pressepersonal aber

nicht nachtsichtfähig ausgestattet war, wurde entschieden, den Ka -

meramann alleine mit der Patrouille gehen zu lassen. Im Laufe der

Nacht verlor die Patrouille, trotz technischer Hilfsmittel, im Laby-

rinth der afghanischen Reisfelder kurzzeitig die Orientierung. Dabei

stürzte der Kameramann in ein bewässertes Reisfeld und beschä-

digte seine Kameraausrüstung mitsamt allen Aufnahmen irrepara -

bel.

Bewertung:

o Die Gestellung eines Protagonisten, und die Bereitstellung von geson -

dertem Transport, für ein Medienprojekt dieser Größenordnung, erwie -

sen sich als zweckmäßig und im Sinne einer positiven Berichterstat -

tung über den Einsatz als äußerst zweckdienlich.

o Die grundsätzliche Nichtausstattung von entsprechender Nachtausrüs -

tung für das Pressefachpersonal, hat sich an dieser Stelle als beson -

ders nachteilig für den Journalisten erwiesen.

o Die Entscheidung, ihn ohne pressefachliche Begleitung mit der Pa -

trouille gehen zu lassen, war situativ aufgrund der persönlichen Kennt -

nis des Journalisten und den entsprechenden Absprachen projektdien -

lich, ist aber keineswegs als generelle Lösung zu betrachten.

o Da ein Pressebegleiter geschult ist, die Bedürfnisse des Kamera -

manns in Bezug auf die Bildauswahl und Bildausschnitte zu kennen

und zu erkennen, kann er die Bewegungen des Journalisten leiten und

absichern. Wäre der Journalist pressefachlich begleitet worden, wäre

174

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

es vermutlich nicht zu dem Unfall gekommen, da der Pressebegleiter

sich ausschließlich um den Journalisten hätte kümmern können.

Folgerung:

o Die Auswahl von Protagonisten und die Bereitstellung von Transpor -

traum müssen schon bei der Planung einer Operation mit bedacht

werden. Dies setzt einen reibungslosen, frühzeitigen Informationsfluss

sowie gegenseitiges Verständnis für den Auftrag zwischen Einsatz -

kräften und Pressefachpersonal voraus.

o Pressefachpersonal ist in vollem Umfang analog zu den Einsatzkräften

mit persönlicher Ausrüstung auszustatten.

o Um die Truppe nicht unnötig zu belasten und Kapazitäten für ihre ei -

gentliche Aufgabe zu binden, sind grundsätzlich alle Medienvertreter

durch Pressefachpersonal zu begleiten.

(7) Alleine unterwegs221

Im Auslandseinsatz ISAF AFG wurde durch die Schutzkomponen-

ten eines PRT´s eine Operation durchgeführt. Die im Feldlager an -

wesenden deutschen Pressevertreter beantragten, die Operation

medial begleiten zu können. Dieser Anfrage konnte aber aus Man -

gel an geeignetem Transportraum und der Bewertung, dass die

Lage im Raum sich verschärfen könnte und somit die Journalisten

zu einer nicht vertretbaren Belastung für die Truppe werden könn -

ten, nicht nachgekommen werden. Daraufhin entschloss sich der

Journalist, selbstständig mit afghanischen Sicherheitskräften in das

Operationsgebiet zu fahren. Dort führte er dann mit Soldaten wäh -

175

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

rend der Operation, ohne die entsprechende Pressebegleitung,

mehrere Interviews.

Bewertung:

o Das Beispiel zeigt, dass man Journalisten vor dem Hintergrund von Si -

cherheitsrisiken nicht davon abhalten kann, aus einem Operationsge -

biet heraus zu berichten, wenn sie es denn wollen. Daher ist immer

anzustreben, im Rahmen einer Güterabwägung, die mediale Beglei -

tung, trotz etwaiger Bedenken, als integralen Bestandteil von Opera -

tionen zu betrachten und entsprechend begleiten zu lassen.

o Pressefachpersonal begleitet Medienvertreter auch, um Soldaten, die

im Umgang mit Medien ungeübt sind, pressefachlich zu beraten und

Berührungsängste abzubauen. Aber auch, um den Soldaten vor Äuße -

rungen zu schützen, die möglicherweise für das Kommunikationskon -

zept des Einsatzes eher kontraproduktiv sein könnten. Diese Aufgabe

konnte hier nicht erfüllt werden, da das Pressefachpersonal den Jour -

nalisten nicht begleiten konnte.

Folgerung:

o Das Pressefachpersonal sollte frühzeitig in die Ausbildung der Infante -

rie und Schutzkräfte integriert werden, um einerseits nicht als Fremd -

körper des Kampfverbandes oder der Kampfgemeinschaft empfunden

zu werden und andererseits in einer Krisensituation, nicht als zusätzli -

che Belastung über Gebühr wahrgenommen zu werden.

o In jeder Einsatzausbildung sollte von Beginn an der Umgang mit Pres -

severtretern ausbildungsbegleitend integriert werden.

176

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

o Jeder Soldat sollte praktisch geschult werden, gegenüber einem Pres -

severtreter auch ohne pressefachliche Begleitung, entsprechend rea -

gieren zu können.

o In der Operationsplanung sollte immer die mediale Begleitung berück -

sichtigt werden.

o Es ist grundsätzlich geeigneter Transportraum für Pressevertreter und

begleitendes Pressefachpersonal vorzuhalten.

(8) Unbeaufsichtigter Pressevertreter222

Bei einer Geburtstagsfeier eines Soldaten während einer Dienstun -

terbrechung in einem Feldlager in AFG tauchte urplötzlich ein nicht

eingeladener Journalist auf. Der Journalist hielt sich aufgrund eines

mehrtägigen Presseprojektes im Feldlager auf. Da die Soldaten

nicht unhöflich sein wollten, ließen sie den Journalisten, von dem

sie glaubten, er sei genau wie sie außer Dienst, gewähren.

Plötzlich zog der Journalist aus seiner Beintasche eine kleine Digi -

talkamera und fotografierte die Soldaten während der Feierlichkei -

ten. Der Pressefeldwebel bemerkte das Vorgehen des Journalisten

und forderte ihn auf, die Bilder von seiner Kamera zu löschen und

das Fotografieren einzustellen. Der Journalist kam den Anweisun-

gen des Pressefeldwebels nach, da ihm im Vorfeld seines Besu -

ches erklärt worden war, dass Fotos nur in Begleitung eines Pres -

sebegleiters und nur mit Einverständnis der jeweiligen Soldaten

gemacht werden dürfen.

177

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

Bewertung:

o Das Beispiel zeigt, dass ein Journalist immer und zu jeder Zeit im

Dienst ist. Er ist immer auf der Suche nach einer Geschichte, auch

wenn er eigentlich aufgrund eines anderen Projektes vor Ort ist.

o Das im Beispiel aufgezeigte Verhalten ist eher die Ausnahme und wird

auch von vielen Journalisten abgelehnt. Dennoch kann es nicht gänz -

lich ausgeschlossen werden.

Folgerung:

o Die Pressevertreter müssen vor Beginn eines Presseprojektes durch

das Pressefachpersonal in Ablauf und Rahmenbedingungen umfas -

send eingewiesen werden. Dabei ist Ihnen auch zu erklären, dass es

aus dienstlicher Sicht zwingend geboten ist, den jeweiligen Anordnun -

gen des Pressefachpersonals Folge zu leisten.

o Pressevertreter sollten grundsätzlich nicht unbeaufsichtigt ihrer Tätig -

keit nachgehen. Ausgebildetes Pressefachpersonal sollte stets vor Ort

sein.

o Den Soldaten ist aufzuzeigen, dass sie ein Recht am eigenen Bild be -

sitzen und dass sie sich bei diesbezüglichen Problemen jederzeit an

das Pressefachpersonal vor Ort wenden können.

o Unabhängig von der persönlichen Freigabe von Fotos und O-Tönen

durch die betreffenden Soldaten, sollten diese möglichst vor Heraus -

gabe vom zuständigen Pressefachpersonal eingesehen oder mitge -

hört werden, um eventuellen Missverständnissen und Nachteilen für

den Betroffenen vorzubeugen.

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

Merke:

Du bist die Visitenkarte der Bundeswehr!

Journalisten arbeiten 24 Stunden am Tag,

auch während informeller Kontakte.

Umgang mit Verwundung und Tod

(1) Tabuthema223

„Ihn, den Tod negieren? Ihn verdrängen oder wie ihn einbauen in

mein Leben? Kann der Tod überhaupt einen Platz finden in mei -

nem Leben? Muss er das überhaupt? Warum? Geht es mir dann

besser? Bin ich dann ein besserer Mensch, ein besserer Kämpfer?

Was habe ich davon, was haben andere davon, wenn ich über die -

se Dinge nachdenke? Ist das nicht privat, intim, geht das nur mich

etwas an?“

Bewertung:

o Das Erleben und Verhalten gegenüber Verwundung, Tod und Sterben

ist individuell sehr unterschiedlich.

o Häufig wird dem Gespräch über dieses Thema bewusst oder unbe -

wusst Widerstand entgegengebracht. Verleugnung und Verdrängung

sind bekannte Bewältigungsmechanismen.

Folgerung:179

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

o Es gilt, die Hemmschwelle des Widerstands zu überwinden, miteinan-

der ins Gespräch zu kommen, gemeinsame Betroffenheit herzustellen.

o Gewissheit vermitteln: „Ich bin nicht allein.“

o Realsprache muss unklaren Angaben oder Äußerungen vorgezogen

werden: es geht nicht, einem Soldaten nur zu sagen, dass er unter

Umständen töten muss, sondern man muss ihm konkret und anschau -

lich erläutern, dass dabei der Kopf des Menschen zerfetzt werden und

Blut herumspritzen kann.

o Bei der Realsprache gilt: hohe Integrität, geordnete Sprache, eigene

Einsatzerfahrungen und Überzeugungskraft sind unerlässlich. Die blo -

ße Aufzählung von Scheußlichkeiten ist hier absolut Fehl am Platz! 224

o Wer Angst vor dem Tod hat, ist kein Feigling! Mutig ist, die Angst zuzu -

geben – vor sich selbst und vor anderen. Tapfer ist, die Angst zu be -

herrschen und sich belastenden Situationen so gut es geht zu stellen.

(2) Das Kartenhaus225

Erfahrungen als Militärpfarrer zeigen, dass der Tod eines Soldaten

oder einer Soldatin im Einsatz – egal ob durch einen Unfall, durch

Krankheit, Suizid oder im Gefecht – für die Kameraden gleichsam

eine „seelische Amputation“ darstellt. Gerade die Identifikation mit

dem Schicksal des oder der Verstorbenen und die Schicksalsge-

meinschaft in einer Krisenregion unter den gegebenen Einsatzbe -

dingungen führen dazu, den Verlust besonders intensiv und sensi -

bel wahrzunehmen. Die Wahrnehmung des Verlustes kann so weit -

reichend sein, dass die moralische Selbsteinschätzung und Be -

gründung des militärischen Auftrages wie ein Kartenhaus zusam-

menbrechen. Fragen wie „Warum er und nicht ein … oder ich? Bin

180

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

ich schuld, dass er gefallen ist? Bin ich schuldig, weil ich noch

lebe? Habe ich ihm nicht richtig zugehört? …“ trägt fast jeder mit

sich herum.

Trauerfeier für einen gefallenen Soldaten226

Bewertung:

o Oftmals führt die Erfahrung von Verwundung und Tod zu Selbstzwei -

feln oder zu subjektiven Anschuldigungen.

o Trauer ist eine natürliche Reaktion auf einen Verlust.

o Der Tod eines Kameraden ist als sehr schmerzhafter Verlust anzuse -

hen. Es muss gelernt werden, damit umzugehen, ohne dass dadurch

die laufende Operationsführung beeinträchtigt wird oder die Aufmerk -

samkeit zurückgeht.

Folgerung:

181

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

o Beim Eintritt eines Todesfalls sind die Wort- und Ritualbedürftigkeit der

Soldaten groß.

o Standardisierte Abläufe nach dem Eintritt eines Todesfalles dienen

dazu, die Emotionen unter Kontrolle zu halten. Rituelle Abläufe sind

hierbei unerlässlich.

Merke:

„Tod und Verwundung sind zu einer Realität im Einsatz geworden.

Wir müssen dieser Realität ebenso in die Augen schauen,

wie der Tatsache, dass die Erfüllung des Auftrags

auch das Töten mit sich bringen kann.“227

Einsatznachbereitung

(1) Die auf sich gestellte Familie

Im Gespräch mit seiner Ehefrau schildert ein aus dem Einsatz zu-

rückgekehrter Hauptfeldwebel die Probleme, die er während seiner

Abwesenheit von zu Hause hatte. Seine Frau entgegnete darauf:

„Meinst Du, ich hatte keine Probleme? Nur, weil hier nichts Außer -

gewöhnliches passiert ist, heißt das noch lange nicht, dass das für

mich alles kein Problem war! Ich musste doch alles allein machen:

die Kleine mit Fieber im Bett, der Große nach unserer ständigen

Umzieherei in der Klasse immer noch nicht angekommen und stark

versetzungsgefährdet, nebenbei ging die Waschmaschine kaputt

und der Rasen wollte auch regelmäßig gemäht werden!“

(2) Rückkehr zum Tagesdienst

182

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

Nachdem der Zugführeroffizier aus dem Einsatz zurückkehrte, be -

grüßte ihn sein Kompaniechef mit den Worten: „Ihre Einsatzbelas -

tungen sind nichts im Vergleich zu dem, was wir hier in der Zwi -

schenzeit zu tun hatten. Schließlich mussten wir Sie ja ersetzen!

Aber nachdem Sie jetzt ja wieder da sind, können Sie direkt zur

Routine übergehen. Ich habe gleich folgende Aufträge für Sie: ….“

(3) Verschobene Wertvorstellungen228

„Ich hatte den Eindruck, daß, wenn man mal ´ne gewisse Zeit dort

unten ist, daß sich dann so ein bisschen die Maßstäbe verschie -

ben. Wenn man dann so im ersten Moment wieder zu Hause ist,

denkt man: Das kann doch alles gar nicht wahr sein! Das kann

doch alles überhaupt kein Problem sein! Hier hungert keiner, hier

braucht keiner Angst haben, daß er in der nächsten halben Stunde

erschossen wird oder wie auch immer, und da läuft man dann Ge-

fahr, daß man durch sein Verhalten erst mal die eigene Familie

ganz schön verunsichert nach dem Motto: Ist der eigentlich über -

haupt noch der Gleiche?“

(4) Bedeutung des Einsatznachbereitungsseminars229

„Klar dachte ich zunächst, das Einsatznachbereitungsseminar

(ENS) ist nichts anderes als eine Woche abhängen, tagsüber an -

teilslos zuhören und abends weggehen. Aber in Wahrheit hat mir

das ENS ermöglicht, mit dem Einsatz tatsächlich abzuschließen,

ich wurde mir selbst bewusst, was mich am Einsatz besonders be-

wegte, was mich nach der Rückkehr am meisten überraschte und

was ich beim nächsten Mal besser machen will.“

183

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

Bewertung:

o Für viele Soldaten ist mit dem Tag der Rückkehr der Einsatz noch lan -

ge nicht zu Ende.

o Die Belastungssituationen im Einsatz sind vielschichtig (vgl. 6.2). Sie

dürfen auch nach dem Einsatz weder von den teilnehmenden noch

von den im Heimatland verbliebenen Soldaten verharmlost werden.

o Gerade familiäre Schwierigkeiten können sich schnell auf die Motivati -

on und Einsatzbereitschaft der Soldaten auswirken.

o Kein Auslandseinsatz (erst recht kein freiwilliger) darf den Soldaten

nicht zum Nachteil werden.

o Im Einsatz können sich Wertorientierungen und Lebenseinstellungen

des Einzelnen verändern.

Folgerung:

o Die Einsatznachbereitung ist eine Führungsaufgabe.

o Einsatznachbereitungsseminare sind integraler Bestandteil des Einsat -

zes und damit für alle Einsatzteilnehmerinnen und Einsatzteilnehmer

grundsätzlich verpflichtend.230

(5) Rechtliche Unterstützung231

„Halt, Stopp! Das hörte ich noch. Dann kam die Dunkelheit. Egal,

wie viel Zeit vergangen war, das hätten Sekunden, aber auch Tage

sein können – im nächsten Moment lehnte ich mit dem Rücken an

einem Baum. Alles war voller Qualm, Staub und Dreck. Dabei hatte

ich doch Glück: drei meiner Kameraden sind bei dem Selbstmord-

anschlag im Stadtzentrum von KUNDUZ getötet worden. Bei mir

jedoch griff die Rettungskette232, am Baum lehnend gingen bei mir

184

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Bemerkungen

die Lichter aus. Und erst drei Tage später habe ich die Welt um

mich herum wieder wahrgenommen – im Bundeswehrkrankenhaus

in KOBLENZ. Beim Attentat erlitt ich mehrere Verletzungen: einen

gebrochenen Wangenknochen, beide Trommelfelle zerfetzt, beid -

seitige Schwerhörigkeit und einen extremen Tinnitus, einen einge -

fallenen Lungenflügel und ein Posttraumatisches Belastungssyn -

drom. Durch diese körperlichen Einschränkungen konnte ich mei -

nen bisherigen Dienstposten nicht mehr ausüben. Aber das Ein -

satzweiterverwendungsgesetz ermöglichte es mir, auf einem ande-

ren Dienstposten Berufssoldat zu werden. Das war enorm wichtig

für mich, denn auf dem zivilen Arbeitsmarkt hätte ich aufgrund mei -

ner Blessuren wohl kaum einen Job gefunden. Diese Möglichkeit

der Weiterverwendung ist damit eine enorme Entlastung für meine

Familie und mich.“

Bewertung:

o Soldaten sind im Einsatz regelmäßig der Gefahr ausgesetzt, körperli -

che oder psychische Verwundungen zu erleiden.

o Der Gesetzgeber hat sich dieser Situation angenommen und mit dem

Einsatzversorgungsgesetz vom 21. Dezember 2004233 sowie dem Ein-

satz-Weiterverwendungsgesetz vom 12. Dezember 2007 234 rechtliche

Grundlagen geschaffen, die den Betroffenen Hilfe ermöglichen.

Folgerung:

o Den Soldaten immer vor Augen führen, dass ein Einsatz mit Gefahr für

Leib und Leben verbunden sein kann.

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VS - NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH

Quellenverzeichnis

o Trotz dieser Gefahr verdeutlichen, dass eine gewisse Absicherung bei

einem Einsatzunfall zugesichert ist.

o Neben dem Verweis auf die genannten Gesetze immer darauf hinwei -

sen, dass private Vorsorge vor dem Einsatz sicherzustellen ist (Über -

prüfen der Klauseln aus Lebensversicherungen etc.).

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Bemerkungen

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Quellenverzeichnis

o

Bemerkungen

188

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Quellenverzeichnis

Die Masse der Literaturhinweise dient dazu, dem Leser die Möglichkeit zu

geben, sich mit ausgewählten Themengebieten näher zu beschäftigen. Da -

bei soll sich jeder selbst einen Eindruck über die Qualität, den Umfang und

den Inhalt der Quelle verschaffen, weshalb an dieser Stelle auf Kurzrezen -

sionen und Bewertungen verzichtet wird.

Die hier aufgelisteten Literaturhinweise sind alle über das Fachinformati -

onszentrum der Bundeswehr (FIZBw) zu beziehen. Dieses ist im Intranet

Bw abrufbar über http://166.87.4.2:8080/portalW/.

Bei der aufgelisteten fremdsprachigen Literatur wurde darauf geachtet,

dass diese nicht zu kompliziert geschrieben ist und somit auch zur einsatz -

vorbereitenden Sprachausbildung herangezogen werden kann.

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Ausbildung im Heer, Truppenausbildung

http://www.einsatz.

bundeswehr.de

Bundeswehr im Einsatz

http://eebw.bundes-

wehr.org/EEBw/.iws

Informationssystem Einsatzerfahrungen Bun-

deswehr (Zugriff erfordert Registrierung)

http://166.65.1.116/

C12574A5004AAC20/

Mediendatenbank Bewegtbild, Bundeswehr

Fernsehen, bwtv

http://158.32.241.12/ Vorschriften Online, darin unter anderem:

Druckschriften Einsatz

Ausbildungshilfen / Ausbildungsmittel

Page 214: EINSATZNAH AUSBILDEN VS – NfD - Afghanistan … · o In einem nächsten Schritt wird dieses Beispiel (auch hinsichtlich sei- nes historischen Hintergrundes) bewertet . o Abschließend

1

Quelle: Bundeswehr / Bienert

Das Ehrenmal der Bundeswehr vor dem Bendlerblock, dem Berliner Dienstsitz des Bundesministeriums der

Verteidigung, ist ein zentraler Ort, an dem der militärischen und zivilen Angehörigen der Bundeswehr ge -

dacht wird, die in Folge der Ausübung ihrer Dienstpflichten für die Bundesrepublik Deutschland ihr Leben

verloren haben. Die darin angebrachte Widmung lautet: “Den Toten unserer Bundeswehr für Frieden Recht

und Freiheit“.

2 Vgl. Beiglböck, Alfred (2000): Gefechtsnahe Ausbildung. Eine Herausforderung an jeden Ausbilder, in:

Truppendienst, S. 145

3 Vgl. Zwygart, Ulrich (2004): Militärische Ausbildung: Voraussetzung für erfolgreiche Einsätze, S. 123 f.

4 Unter dem „General Defense Plan“ versteht man allgemeine Verteidigungspläne der NATO für Westeuropa

und insbesondere die Bundesrepublik Deutschland, die im Falle eines Angriffs durch die Streitkräfte des

Warschauer Paktes zum Tragen kommen sollten. Solche Szenarien wurden in freilaufenden Übungen mit

Volltruppe wiederholt geübt mit dem Ziel, dass jede Einheit der Bundeswehr die vorher festgelegten Einsatz -

räume und Stellungen bereits detailliert kannte und genau wusste, wo sie eingesetzt werden würde.

5 Vgl. Bundesministerium der Verteidigung (2006): Weißbuch zur Sicherheitspolitik Deutschlands und zur Zu -

kunft der Bundeswehr, S. 72

6 Zitat des damaligen Bundesministers der Verteidigung, Franz Josef Jung, in: Bundesministerium der Vertei -

digung (2006): Weißbuch 2006, S. 22

7 Hintergrundinformationen zum sogenannten „konstitutiven Parlamentsvorbehalt“ finden sich in: Wiefelpütz,

Dieter (2008): Der Auslandseinsatz der Bundeswehr und das Parlamentsbeteiligungsgesetz, S. 396 f.

8 Einen kompakten Überblick über diesen Wandel liefert Creveld, Martin van (1998): Die Zukunft des Krie -

ges.

Die Bedeutung, der Wandel und der Kampf gegen den internationalen Terrorismus thematisiert Bobbitt, Phi -

lip (2009): Terror and consent. The wars for the twenty-first century.

9 Hammes geht aus diesem Grund sogar soweit, von einer „Kriegführung der 4. Generation“ zu sprechen.

Vgl. Hammes, Thomas (2006): The sling and the stone, S. 207 ff.

10 Eine Auswahl der Vielschichtigkeit der heute vorherrschenden Probleme und Konfliktpotenziale liefert Fer -

dowsi, Mir A. (2007): Weltprobleme.

11 „Transformation ist die vorausschauende Gestaltung eines fortlaufenden Prozesses zur Anpassung an die

sich permanent verändernden Rahmenbedingungen, mit dem Ziel, die Wirksamkeit der Bundeswehr im Ein -

satz zu erhöhen.“ Quelle: Bundesministerium der Verteidigung (2006): Weißbuch 2006, S. 103.

12 EU BG: European Battle Group, dabei handelt es sich um eine Bereitschaftsphase von Streitkräften, die

innerhalb von zehn Tagen in einem Umkreis von 6.000 km um Brüssel herum eingesetzt werden können. Die

durch das Fähigkeitsprofil eines Infanteriebataillons (einschließlich Führungs- und Einsatzunterstützung) vor -

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gegebene Stärke liegt bei etwa 1.500 Soldaten. Weitere Informationen hierzu liefert Häusler, Ulf (2006):

NATO Response Force und EU Battle Groups – Bedeutung für das Heer, S. 60.

13 NRF: NATO Response Force; dabei handelt es sich um eine Bereitschaftsphase von Land-, Luft- und See -

streitkräften für das gesamte Einsatzspektrum, die innerhalb von 5-30 Tagen verlegbar und bis zu 30 Tagen

durchhaltefähig sind. Zum Konzept und den Fähigkeiten von NRF siehe Schuwirth, Rainer (2006): NRF Live.

14 Vgl. Budde, Hans-Otto (2009): Rede vom 13.November 2009.

15 Quelle: Ein Oberfeldwebel während einer Zertifizierungsübung eines Infanteriebataillons für die NATO-Re -

sponse-Force im Gefechtsübungszentrum Altmark (GÜZ): Die InfKp im Angriff auf eine Zelle Irregulärer Kräf -

te.

16 Vgl. Mazzetti, Mark (2003): Friendly Fire.

17 Quelle: Ein Kompaniechef, der als Führer einer Objektschutzeinheit den Auftrag hatte, eine Operation in

FAIZABAD, Afghanistan, abzusichern.

18 VHF steht für „Very High Frequency“, IdZ bedeutet „Infanterist der Zukunft“.

19 Quelle: Ein Kompanietruppführer beschreibt eine Übung in BONNLAND, am Regionalen Übungszentrum

Infanterie, HAMMELBURG.

20 Quelle: Eshel, David (2003): Friendly Fire- weiterhin ein Problem, S. 357.

21 Quelle: Ein Oberfeldwebel berichtet von einer Gefechtsübung seiner PzGrenKp auf dem TrÜbPl MUNS -

TER.

22 Quelle: Ein Beispiel vom Gebirgsübungsplatz SEETALER ALPE, ÖSTERREICH.23 Quelle: Feldwebel Schultze, Kommandant eines Fenneks in einer Aufklärungskompanie eines deutschen

Einsatzkontingentes ISAF.

24 Der Begriff „Explosive Ordnance Disposal“ (EOD) umschreibt die Beseitigung von Kampfmitteln bei gleich -

zeitiger Minimierung der Schäden für die Umgebung. Hierbei geht es also nicht um das bloße Vernichten von

Blindgängern oder Versagern durch eine geballte Sprengladung, sondern in erster Linie um eine Beseitigung

der Gefahr, die von der Munition am entsprechenden Fundort ausgeht; vgl. Enke, Thomas (2004): ISAF – Es

gibt viel zu tun, räumen wir’s weg, S. 45.

25 Schilderung eines Jägerfeldwebels von seinen Erfahrungen während eines Truppenübungsplatzaufenthal -

tes.

26 Quelle: Oberfeldwebel Peltzer, eingesetzt als Gruppenführer während einer Zertifizierungsübung am

CMTC (Combat Maneuvre Training Center; Gefechtsübungszentrum) HOHENFELS.

27 Quelle: Hauptfeldwebel Trischer während einer Hochgebirgsübung im Übungszentrum Infanterie, einge -

setzt als Zugführer in einer Jägerkompanie.

Page 216: EINSATZNAH AUSBILDEN VS – NfD - Afghanistan … · o In einem nächsten Schritt wird dieses Beispiel (auch hinsichtlich sei- nes historischen Hintergrundes) bewertet . o Abschließend

28 Quelle: Meldung eines Spähtruppführers aus einem deutschen Einsatzkontingent ISAF vom 13. August

2009.

29 eigentlich: Rutschnoi Protivotankowij Granatomjot, meist: rocket-propelled grenade, frei übersetzt: handbe -

dienter Granatwerfer zur Panzerbekämpfung

30 Quelle: Bericht vom 29. März 2003, Autobahn 9, nördlich von Nadschaf, Irak, in: Aust, Stefan und Schnib -

ben Cordt (2003): Irak. Geschichte eines modernen Krieges, S. 260 f.

31 Als Basis für die Ausbildung mit der Darstellung einer Übungsanlage kann dienen: Infanterieschule (2004):

Ausbildungshinweis Ständige und zeitlich begrenzte Kontrollpunkte.

32 Quelle: Meldung des JgRgt 1, welches die Soldaten der Quick Reaction Force ISAF im Jahr 2009/2010

stellte.

33 PKM: Pulemjot Kalaschnikowa Modernisirowanji, ein Maschinengewehr russischer Bauart, welches auf -

grund seiner einfachen Handhabung und seiner Zuverlässigkeit weit verbreitet ist und sich vor allem bei Auf -

ständischen großer Beliebtheit erfreut.

34 Quelle: Meldung des JgRgt 1, welches die Soldaten der Quick Reaction Force ISAF im Jahr 2009/2010

stellte.

35 Zu OMLT vgl. Kapitel 4.7 mit den entsprechenden Anmerkungen.

36 Quelle: Oberleutnant Schinle, eingesetzt im Rahmen OMLT bei 2./3./209 Corps ANA.

37 Quelle: Übungszentrum Infanterie: Erkenntnisse aus einem Übungsdurchgang 2009 mit dem Thema: „In -

fanteriekompanie beim Zerschlagen einer IK-Zelle“ (IK: Irreguläre Kräfte).

38 Quelle: Meldung von Oberleutnant Schinle, eingesetzt im Rahmen OMLT bei 2./3./209 Corps ANA. Nähere

Erläuterungen zu OMLT finden sich in Kapitel 4.7.

39 Aus der Meldung eines Oberfeldwebels, eingesetzt als Sicherheitsgehilfe beim Gefechtschießen einer

Fallschirmjägerkompanie vom 08. September 2009.

40 Quelle: Meldung von Oberleutnant Schinle, eingesetzt im Rahmen OMLT bei 2./3./209 Corps ANA. Nähere

Erläuterungen zu OMLT finden sich in Kapitel 4.7.

41 Quelle (aus dem Englischen übersetzt): Ryan, Mike (2009): Battlefield Afghanistan, S. 43 f.

42 Close Air Support (CAS; Luftnahunterstützung). Quelle (aus dem Englischen übersetzt): Loveless, Antony

(2009): Under Fire, S. 10.

43 Vgl. hierzu Edwards, Sean (2000): Mars unmasked, S. 92 f.

44 Quelle: Meldung des JgRgt 1, welches die Soldaten der Quick Reaction Force ISAF im Jahr 2009/2010

stellte.

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45 Quelle: Meldung des JgRgt 1, welches die Soldaten der Quick Reaction Force ISAF im Jahr 2009/2010

stellte.

46 Digitales Kartenwerk als Teil der Ausrüstung des „Infanterist der Zukunkft“.

47 Quelle (aus dem Englischen übersetzt): De Long, Kent und Steven Tuckey (1994): Mogadishu! Heroism

and tragedy, S. 50.

48 Quelle: Bericht eines Hauptfeldwebels aus der Provinz NAHARIN (Afghanistan).

49 Quelle: Oberfeldwebel Franken, 17. deutsches EinsKtgt ISAF.

50 Quelle: Feldwebel Hentschel, 16. deutsches EinsKtgt ISAF, über eine Operation im PRT KUNDUZ.

51 Quelle: Bundeswehr / Modes.

52 Zu den unterschiedlichen Anforderungen an die Fähigkeiten „Tarnen und Täuschen“ im dynamischen und

komplexen Einsatzumfeld siehe auch: Dirkes, Josef (2007): Tarnen und Täuschen.

53 Quelle: Erfahrungsbericht eines Soldaten aus dem 16. deutschen EinsKtgt ISAF, eingesetzt im PRT KUN -

DUZ.

54 Quelle: Hauptmann Dabney, KpChef 1. Kp des III. Btl, MarInfRgt 26 zur Situation im Stützpunkt Khe Sanh

im Frühjahr 1968, zitiert in: Brookesmith, Peter (2003): Scharfschützen. S. 175.

55 Brookesmith, Peter (2003): Scharfschützen, S. 114.

56 Quelle: Hauptmann Gebel, eingesetzt als KpChef bei EUFOR RC CONGO.

57 Quelle: Bericht von der Übung „Golden Mask 2004“ vom 17. bis 28. September 2004 auf den Truppen -

übungsplätzen MUNSTER und BERGEN in Vorbereitung auf NRF 4. Zitiert in: Gerth, Thorsten und Thorsten

Dersch (2004): Gemeinsam spüren, S. 42.

58 Quelle: Meldung der ABCAbwSeS, BerWE Dez 2 vom 16.02.2010.

Der Bericht handelt von dem ABC-Abwehrbataillon KUWAIT (ABCAbwBtl KWT), bestehend aus Stabs- und

Versorgungskompanie, ABC-Abwehrkompanie und Verbindungselement, welches Anfang 2002 nach Camp

DOHA verlegt und der US-amerikanischen Combined Joint Task Force – Consequence Management (CJTF-

CM) unterstellt wurde. Die Task Force, die darüber hinaus aus amerikanischen, tschechischen, zeitweilig ru -

mänischen und ukrainischen Kräften bestand, sollte im Falle eines Großschadenereignisses mit ABC-Ge -

fahrstoffen in der Region Ägypten bis Pakistan zum Einsatz kommen. Zum potentiellen Einsatzraum gehör -

ten nicht der Irak und der Iran. Nach Verlegung aller Kräfte mit rund 250 Soldaten inklusive Material, wurde

das DEU Kontingent dann auf eine Vor-Ort-Präsenz von 56 Soldaten reduziert, die ständig die Grundfähig -

keiten ABC-Aufklärung und Dekontamination im eingeschränkten Rahmen zur Verfügung stellten und bei

Bedarf die Aufnahme der Hauptkräfte zu organisieren hatten. Der Einsatz des ABCAbwBtl KWT endete nach

dem 3. Kontingent im Juni 2003. Er begann damit, dass am 21. März 2003 zur Mittagszeit ca. 180 Soldaten

des ABCAbwBtl KWT einen Airbus der Luftwaffe bestiegen.

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59 BAS 2: Bedrohungs- und auftragsangepasste Schutzzustände, Stufe 2: Jacke, Hose und Überschuhe der

persönlichen ABC-Schutzbekleidung tragen (Kapuze abgesetzt), persönliche ABC-Schutzausstattung,

Schutzhandschuhe und Feldponcho bzw. SBU 67 am Mann.

60 Quelle: Freuding, Christian (2010): Deutschlands militärischer Beitrag zum Kampf gegen den internationa -

len Terrorismus, S. 242

Das Bild zeigt deutsche und amerikanische Soldaten bei einer gemeinsamen Übung am 4. März 2002.

61 Quelle: Neumann, Henry (2007): ABC-Abwehr und Schutzaufgaben im Einsatz, S. 54.

62 Eine genauere Betrachtung dieses Schlagwortes liefert Schafranek, Niels (2009): Deutsches Recht im

Auslandseinsatz.

63 Eine Übersicht über das gesamte Aufgabenspektrum liefert Reckziegel, Roland (2008): ABC-Abwehr und

Schutzaufgaben.

64 Quelle: Interview mit einem deutschen Soldaten, der am 07.06.2003 im Alter von 32 Jahren Opfer eines

Selbstmordanschlags wurde, der gegen einen Bundeswehrbus der ISAF gerichtet war. Der Bus war auf dem

Weg zum Flughafen Kabul, von dort aus sollte die Kompanie nach Deutschland zurückverlegt werden. In:

Wizelman, Leah (2009): Wenn der Krieg nicht endet, S. 123 f.

65 Quelle: Seliger, Marco (2008): Flug ISAF 75, S. 16.

66 Quelle: Oberleutnant Schinle, eingesetzt im Rahmen OMLT bei 2./3./209 Corps ANA. Beim abgebildeten

Anschlag wurden keine eigenen Kräfte verwundet, es wurde kein Schaden an den eigenen Gefechtsfahrzeu -

gen festgestellt.

67 Quelle: Clee, Andy (2009): The Op Herrick 9 Counter Improvised Explosive Device Influence Operation, S.

40.

Ältere Quellen sprechen noch von einer Verlustrate durch IED von 70 %, vgl. Haug, Dieter (2007): Improvi -

sed Explosive Devices, S. 36. Einig ist sich die Literatur deshalb darüber, dass sich die Bedrohung durch

IED rasch verändert, ständig zunimmt und mittlerweile die größte Bedrohung unserer Einsatzsoldaten dar -

stellt.

68 Eine Auflistung grundsätzlicher Komponenten sowie eine Klassifizierung von IED nimmt Haug vor; vgl.

Haug, Dieter (2007): Improvised Explosive Devices, S. 37.

69 Einen Überblick über die militärische Nutzung islamistischer Selbstmordattentäter liefert Thamm, Berndt

Georg (2009): „Märtyrer“ – Waffengattung im „Heiligen Krieg“ (Djihad).

70 Das richtige Verhalten bei IED, methodische Hinweise für die Ausbildung sowie Basiswissen über IED

(incl. taktischer Grundmuster) sind nachzulesen in: Streitkräfteamt (2009): Streitkräftegemeinsame Ausbil -

dungshilfe Counter-Improvised Explosive Devices. Diese Ausbildungshilfe beinhaltet ebenfalls eine Taschen -

karte „Druckschrift Einsatz Nr. 18 COUNTER-Improvised Explosive Devices C-IED“.

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71 Quelle: Walther, Tim (2009): Einsatz in Afghanistan. Ein Erlebnisbericht, S. 25. Oberleutnant Walter war im

17. deutschen EinsKtgt ISAF eingesetzt als Spähzugführer.

72 Quelle: Meldung von Oberfeldwebel Blose und Oberfeldwebel Faber vom 19.08.2009, eingesetzt im XXX.

deutschen EinsKtgt EUFOR.

73 Quelle: Herold, Heiko (2003): KFOR, S. 29 f.

74 Quelle: Meldung von Stabsunteroffizier Schreiber, 12. deutschen EinsKtgt ISAF.

75 Quelle: Interview mit einem deutschen Oberfeldwebel, der 2004 im Alter von 24 Jahren in Afghanistan im

Einsatz war. In: Wizelman, Leah (2009): Wenn der Krieg nicht endet, S. 178 f.

76 Quelle: vgl. Zillmer, Peter und Klaus Sunkimat (2009): Basisentwicklung des Systems Flugabwehr, S. 58.

77 Quelle: Bericht eines Oberfeldwebels, eingesetzt im 6. deutschen EinsKtgt ISAF.

78 Zum Aufbau und zum Schutz von Feldlagern siehe auch Hammons, Michael und John Hawk (2007): Force

Protection in the Expeditionary Environment.

79 Quelle: Bericht aus dem 1. deutschen EinsKtgt IFOR über die Instandsetzung der Visoko-Brücke entlang

der B 17 Sarajevo – Zenica; vgl. hierzu: Käser, Gustav (2000): Pioniere des deutschen Heeres 1955-2000.

S. 468 f.

80 Quelle: Garben, Fritz (2006): Fünf Jahrzehnte Heeresflieger. S. 190 f.

81 Quelle: vgl. Hemicker, Lorenz (2009): Achillesferse Nachschub, S. 36 f.

82 Quelle: Bericht vom 22. März 2003 bei der 101. Airborne Division, Südirak, in: Aust, Stefan und Schnibben

Cordt (2003): Irak. Geschichte eines modernen Krieges, S. 167.

83 Quelle: Bericht vom 23. März 2003, Nassirija, Irak, in: Aust, Stefan und Schnibben Cordt (2003): Irak. Ge -

schichte eines modernen Krieges, S. 174 f.

84 Quelle: Heide, Annett und Jan Wiechmann (2008): Als Jimmy starb, S. 69 f.

85 Arbeitsbegriff (Quelle wird zum Druck eingefügt sein).

86 Quelle: Schilderung einer Gefechtsübung einer Panzerbrigade auf dem Truppenübungsplatz BERGEN.

87 Quelle (aus dem Englischen übersetzt): Ryan, Mike (2009): Battlefield Afghanistan, S. 47 f.

88 Quelle: Bundeswehr / Groeneveld.

89 Quelle: Hauptfeldwebel Keml, eingesetzt als Zugführer in einer Quick Reaction Force (QRF) in MAZAR-E-

SHARIF.

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90 Quelle: Meldung durch ISAF, J3 PRT KUNDUZ vom 05.03.2010. Das geschilderte Beispiel ereignete sich

am 28. März 2009 auf der Strecke von KUNDUZ nach TALOQUAN.

91 BAT: Beweglicher Arzt-Trupp

92 Quelle: Meldung des JgRgt 1, welches die Soldaten der Quick Reaction Force ISAF im Jahr 2009/2010

stellte.

93 Quelle: Meldung von Stabsunteroffizier Naake, eingesetzt im 17. deutschen EinsKtgt ISAF in der Kfz-

Gruppe.

94 Quelle: Tomiak, Kerstin (2009): Drachenwind, S. 257.

95 Quelle: Bundeswehr / Rott.

96 Das Beispiel basiert auf Erfahrungen tschetschenischer Aufständischer in Grosny, Dezember 1994, darge -

stellt in Cameron, Robert (2006): Armoured Operations in Urban Environments, S. 31 und in Edwards, Sean

(2000): Mars unmasked, S. 29 f.

97 Beschrieben in Bonsignore, Ezio (2002): Infantry Anti-Tank Weapons: at the Turning Point?, S. 154 ff.

98 Weiterführende Informationen zur RPG-7 finden sich in: Bonsignore, Ezio und Hans Joachim Wagner

(2003): Amerikanische Panzer im Einsatz, S. 108 f.

99 Quelle: Meldung von Hauptfeldwebel Lukács vom 18. Januar 2009 zu einem Selbstmordanschlag am 20.

Oktober 2008. Für seinen Einsatz als Ersthelfer erhielt er zusammen mit drei weiteren Kameraden als erster

deutscher Soldat das „Ehrenkreuz für Tapferkeit“.

100 Quelle: (aus dem Englischen übersetzt) Hammel, Eric (1991): Fire in the Streets, S. 150 ff.

101 3,5 Zoll entsprechen 8,89 Zentimetern.

102 Der Dienstgrad des „Sergeant“ entspricht dem deutschen „Unteroffizier / Stabsunteroffizier“ bzw. dem

NATO-Rangcode OR-5.

103 Der Dienstgrad des “Lance Corporal” entspricht in etwa dem deutschen „Obergefreiter / Hauptgefreiter“

bzw. dem NATO-Rangcode OR-3.

104 Das Tourniquet ermöglicht bei stark blutenden, lebensbedrohlichen Wunden an Armen oder Beinen ein

schnelles Abbinden, bevor der Blutverlust zu groß ist. Gerade beim Tourniquet ist das genaue Wissen um

die Anwendung wichtig. Quelle: Intranet Bw, Zugriff vom 18.03.2010, www.sanitaetsdienst-bundeswehr.de,

Technik und Ausrüstung, Persönliche Ausrüstung.

105 Quelle: (aus dem Englischen übersetzt) Bericht MOGADISHU RAID- TASK FORCE RANGER, 3. Oktober

1993, S. 6 f.

106 Die „Ranger“ stellen nach den „Special Forces“ den größten Teil der Spezialtruppen der US Army.

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107 Der Dienstgrad des “Staff Sergeant” entspricht in etwa dem deutschen “Feldwebel / Oberfeldwebel” bzw.

dem NATO-Rangcode OR-6.

108 Der Dienstgrad des “Private” entspricht in etwa dem deutschen “Soldat / Gefreiter” bzw. dem NATO-Rang -

code OR-1/OR-2.

109 Quelle: (aus dem Englischen übersetzt) Bericht MOGADISHU RAID- TASK FORCE RANGER, 3. Oktober

1993, S. 10.

110 SAR sind Such- und Rettungsdienste.

111 Zur Ausstattung und Fähigkeit des Marineeinsatzrettungszentrums vgl. Hartmann, Volker (2007): Das Ma -

rineeinsatzrettungszentrum.

112 Zur Ausstattung und Fähigkeit des strategischen Verwundetentransports nach Deutschland vgl. Becker,

Boris (2005): Medical Evacuation Flights 1-3 oder Thomas, Alfred (2002): Strategic Aeromedical Evacuation

– Das Explosionsunglück in Kabul.

113 Zur Ausstattung und Fähigkeit der Feldlazarette vgl. Lommer, Claus-Michael (2009): Die materielle Aus -

stattung von Einsatzlazaretten.

114 Quelle: (aus dem Englischen übersetzt) Hammel, Eric (1991): Fire in the Streets, S. 233 f.

115 Gemeint ist ein 106mm, rückstoßfreies Geschütz, bei welchem nach Abschuss ein Abgasstrahl nach hin -

ten austritt.

116 Quelle: (aus dem Englischen übersetzt) Bericht MOGADISHU RAID- TASK FORCE RANGER, 3. Oktober

1993, S. 12.

117 Das Grundsatzdokument hierzu und zur Weiterentwicklung der militärisch-taktischen Verwundetenversor -

gung allgemein liefert National Association of Emergency Medical Technicians (2007): PHTLS. Prehospital

Trauma Life Support, Military Edition, S. 482 ff. bzw. in der deutschen Ausgabe: National Association of

Emergency Medical Technicians (2009): Präklinisches Traumamanagement, S. 531 ff.

118 Quelle: (aus dem Englischen übersetzt) Bericht MOGADISHU RAID- TASK FORCE RANGER, 3. Oktober

1993, S. 13.

119 Der Dienstgrad des „Private First Class“ entspricht in etwa dem deutschen „Obergefreiter / Hauptgefreiter“

bzw. dem NATO-Rangcode OR-3.

120 Der Dienstgrad des „Sergeant Major“ entspricht in etwa dem deutschen „Oberstabsfeldwebel“ bzw. dem

NATO-Rangcode OR-9.

121 Diese Handlungssicherheit und Befähigung für das Gefechtsfeld findet seine Umsetzung im Rahmen der

taktischen Verwundetenversorgung durch Nicht-Sanitätspersonal (TCCC, tactical combat casualty care). Da -

bei werden grundsätzlich drei Phasen der Versorgung unterschieden:

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1. Versorgung im Feuergefecht (care under fire): Auftreten einer Verwundung im direkten Feuergefecht.

2. Taktische Versorgung auf dem Gefechtsfeld (tactical field care): Versorgung ohne unmittelbare Be -

drohung aufgrund eines Feuergefechts.

3. Verwundetentransportversorgung (tactical evacuation care): behelfsmäßiger Verwundetentransport

(CASEVAC).

Nähere Informationen zu TCCC finden sich in Weisswange, Jan-Phillipp (2008): Notfall-Praxis und in Josse,

Florent (2007): Tactical Combat Casualty Care. Das Basisdokument hierzu ist von Butler, Frank u.a. (2007):

Tactical Combat Casualty Care 2007.

122 Quelle: (aus dem Englischen übersetzt) Bericht MOGADISHU RAID- TASK FORCE RANGER, 3. Oktober

1993, S. 37.

123 Quelle: Heeresamt (2009): Unterrichtsmappe zum Ausbildungsgebiet „Führung im Einsatz – Taktik“, Teil F

40, Anlage 6.5

Übersicht über die genutzten Abkürzungen:

Vwu-Nest: Verwundetennest SanTrp: Sanitätstrupp

LSanTrp: luftbeweglicher Sanitätstrupp BAT: beweglicher Arzttrupp

LBAT: luftbeweglicher Arzttrupp RS: Rettungsstation

LLRS: Luftlanderettungsstation RZ: Rettungszentrum

LLRZ: Luftlanderettungszentrum RZ le: Rettungszentrum, leicht

LLRZ le: Luftlanderettungszentrum, leicht

MERZ: Marineeinsatzrettungszentrum EinsLaz: Einsatzlazarett

BwKrhs: Bundeswehrkrankenhaus ZivEinr: zivile Einrichtung

124 Quelle: Meldung von Oberleutnant Schinle, eingesetzt im Rahmen OMLT bei 2./3./209 Corps ANA. Nähe -

re Erläuterungen zu OMLT finden sich in Kapitel 4.7.

125 Quelle: Hauptmann Mertens, Kompaniechef während einer Gefechtsübung im Regionalen Übungszen -

trum Infanterie, HAMMELBURG.

126 Quelle: Eshel, David (2001): Tod durch eigenes Feuer, S. 53 ff. . Beschrieben wird der Einsatz einer israe -

lischen Spezialeinheit, welche in einer unzureichend vorbereiteten Operation einen Zugriff durchzuführen

hatte. Im Laufe dieser Operation kam es durch eine Verkettung unglücklicher Umstände und menschlichen

Fehlverhaltens zu drei Toten und einem Schwerverletzten durch eigenes Feuer.

127 Quelle: Eshel, David (2001): Tod durch eigenes Feuer, S. 53

128 Quelle: Eshel, David (2001): Tod durch eigenes Feuer, S. 53

Mit „IDF-Soldaten“ sind die Israelischen Verteidigungskräfte gemeint.

129 Quelle: Eshel, David (2001): Tod durch eigenes Feuer, S. 53

130 Quelle: Meldung durch ISAF, J3 PRT KUNDUZ vom 05.03.2010.

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131 Quelle: Rohde, David (1997): Die letzten Tage von Srebrenica. Was geschah und wie es möglich wurde.

S. 194. Zur allgemeinen Thematik der Ereignisse von Srebrenica 1995 siehe Endnote 174.

132 Quelle: Meldung von Oberleutnant Klüber, eingesetzt im 17. deutschen EinsKtgt ISAF.

133 Quelle: Bericht eines Truppenführers in: Thomas, Alexander (2001): Interkulturelle Kompetenz: eine

Schlüsselqualifikation für Fach- und Führungskräfte der Bundeswehr, S. 153; gesamter Artikel in: Puzicha,

Klaus J. u.a. (Hrsg.): Psychologie für Einsatz und Notfall, S. 146-160.

134 Quelle: Thomas, Alexander u.a. (1997): Interkulturelle Kompetenz, S. 25.

135 Vgl. Tomforde, Maren (2009): Bereit für drei Tassen Tee?, S. 71 f.

136 Im englisch-amerikanischen Sprachgebrauch wird in diesem Zusammenhang vom „strategic corporal“

bzw. „strategic sergeant“ gesprochen.

137 Quelle: Kozlowski, Gunnar (2009): Erfahrungen eines Militärbeobachters der Vereinten Nationen aus dem

südlichen Sudan, S. 77.

138 Quelle: Thomas, Alexander u.a. (1997): Interkulturelle Kompetenz, S. 120.

139 Quelle: Oberfeldwebel Haberkamm, eingesetzt im 8. deutschen EinsKtgt ISAF.

140 Quelle: Feldwebel Siebert, eingesetzt in einem deutschen EinsKtgt SFOR.

141 Quelle: Bericht aus dem Süd-Irak vom 23. März 2003, in: Aust, Stefan und Schnibben Cordt (2003): Irak.

Geschichte eines modernen Krieges, S. 185 f.

142 Quelle: (aus dem Englischen übersetzt) Scales, Robert (1993): Certain victory. The U.S. Army in the Gulf

War, S. 247 und S. 121.

143 Quelle: Gebirgs- und Winterkampfschule BerWEntwg (1995): Bericht über Unfälle aufgrund plötzlich auf -

tretender Glätte.

144 Quelle: Bundeswehr / Mertins

145 Quelle: Erfahrungsbericht der AMF-Übung Nord Norwegen (2000).

146 Aus diesem Grund fordern beispielsweise Eriksen und Heier, die Ausbildung im Winterkampf bereits vor

Einsatzbeginn durchzuführen, um nicht im afghanischen Winter den dortigen Belastungen unvorbereitet aus -

gesetzt zu sein, vgl. Eriksen, Jørgen und Tormod Heier (2009): Winter as the number one enemy?, S. 68.

147 Quelle: Bericht aus dem Joint Readiness Training Center (JRTC) Louisiana. Das JRTC ist ein Gefechts-

übungszentrum der US-Streitkräfte, in dem die einsatzvorbereitende Ausbildung bis zur Höhe des Brigade

Combat Teams der US-Streitkräfte durchgeführt wird.

148 Quelle: Greiner, Bernd (2007): Krieg ohne Fronten. Die USA in Vietnam, S. 383 ff.

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149 Zur Vertiefung des Themas siehe auch: Engel, Gerd und Jürgen Obstmayer (2006): Kampf im urbanen

Umfeld. Weitere Informationen hierzu sowie grundlegende Rahmenbedingungen zum Kampf im urbanen

Umfeld finden sich auch in: Heeresamt (2008): Taktische Grundlagen für Operationen im urbanen Umfeld

und Heeresamt (2010): Ausbildungskonzept für den Einsatz im urbanen Umfeld.

150 Quelle: Erfahrungsbericht TF 2-7 Cav, US-Army über die Gefechte in FALLUDSCHA, IRAK.

151 Diese Ausbildung gilt für das gesamte Spektrum von Operationen verbundener Kräfte. So schildern bei -

spielsweise Henkel und Kristensen, dass im urbanen Umfeld auch die gemeinsame Ausbildung von Kampf -

hubschrauberbesatzungen und Infanteriekräften von hoher Bedeutung im Hinblick auf die koordinierte Auf -

klärung und Bekämpfung von Zielen ist: Henkel, André und Kim Kristensen (2007): Einsatz und Integration

luftbeweglicher Kräfte in die Operationsführung von Streitkräften in urbanem Umfeld, S. 7.

152 Zu genau diesem Ergebnis kommen auch Cadieu und Nussio: Cadieu, Trevor (2009): Der Einsatz kanadi -

scher Panzerkräfte in Afghanistan, S. 16. Nussio, Ricky (2001): Tanks in the street, S. 34 ff. In diesem Doku -

ment setzt sich der Autor mit den Gefechten in Groszny im Dezember 1994 auseinander und rekapituliert die

Ereignisse mittels einer Computersimulation.

153 Quelle: Erfahrungsbericht TF 2-7 Cav, US-Army.

154 CAAT: combined anti-armor team. Darunter versteht man den Einsatz von zusätzlichen schweren Maschi -

nengewehren und TOW-Trucks (TOW: Tube-launched, Optically-tracked, Wire-guided; Panzerabwehrlenk -

waffe) in gepanzerten Verbänden.

155 Quelle: Filkins, Dexter (2009): Der ewige Krieg, S. 199 f.

156 Quelle: Smith, J. P. (2008): Operationen in urbanem Umfeld: Erfahrungen eines Gruppenführers, S. 101.

157 Britischer Transportpanzer vom Typ FV 432.

158. Quelle: Meldung des JgRgt 1, welches die Soldaten der Quick Reaction Force ISAF im Jahr 2009/2010

stellte.

159 Quelle: CIMIC-Oberleutnant aus dem PRT FAIZABAD, AFGHANISTAN, März 2009.

160 PRT: provincial reconstruction team.

161 Der Begriff der „vernetzten Sicherheit“ hat zur Grundlage, dass Sicherheit allgemein nicht nur von militäri -

schen, sondern auch gesellschaftlichen, ökonomischen, ökologischen und kulturellen Bedingungen abhängt.

Aus diesem Grund kann Sicherheit weder rein national noch allein durch Streitkräfte gewährleistet werden.

Quelle: Bundesministerium der Verteidigung (2006): Weißbuch 2006, S. 29 ff.

Im internationalen Rahmen, vor allem innerhalb der NATO, wird dieses erweiterte Verständnis von Sicherheit

als „Comprehensive Approach“ bezeichnet, vgl. o.V. (2009): Vernetzte Sicherheit – Comprehensive Ap -

proach, S.7.

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162 Übersichten über die Struktur eines PRTs mit den darin aufgeführten unterschiedlichen militärischen und

zivilen Komponenten liefern Schmunck, Michael (2005): Die deutschen Provincial Reconstruction Teams, S.

17 sowie Schetter, Conrad und Rainer Glassner (2007): Bundeswehreinsatz und ziviles Engagement in Af -

ghanistan, S. 274-280.

163 Vgl. hierzu Bundesministerium der Verteidigung (2009): Teilkonzeption Zivil-Militärische Zusammenarbeit

der Bundeswehr (TK ZMZBw).

Darin wird ZMZBw auf Seite 3 wie folgt definiert: „ZMZBw umfasst alle Vereinbarungen und Maßnahmen,

Kräfte, Mittel und Leistungen, welche die Beziehungen zwischen Dienststellen der Bundeswehr und zivilen

Behörden und Kräften sowie der Zivilbevölkerung regeln, koordinieren, unterstützen, erleichtern und fördern.

Dies schließt die Zusammenarbeit mit staatlichen/nicht-staatlichen und inter-/supranationalen Organisatio -

nen ein. ZMZBw setzt sich zusammen aus Tätigkeiten und Aufgaben im Inland (ZMZ/I) sowie Tätigkeiten

und Aufgaben im Ausland (ZMZ/A).“

164 Eine Übersicht über die Zusammenarbeit der Streitkräfte mit IGO und NGO sowie Ursachen möglicher

Konflikte liefert Anthierens, Pascal (2004): Zusammenarbeit der Streitkräfte mit IGO und NGO während frie -

densunterstützenden Einsätzen.

165 Neben den genannten Schwierigkeiten gelten auch die Koordination und die Zuteilung von Verantwortlich -

keiten zu den kritischen Punkten der Zusammenarbeit zwischen den Streitkräften und NGOs, vgl. dazu

Stahn, Carsten (2001): NGOs and International Peacekeeping, S. 388 ff.

166 Quelle: Warnecke, Dieter (2009): Auslandseinsätze der Bundeswehr, S. 16. Dabei darf aber nicht verges -

sen werden, dass sowohl militärisch gestützte „Sicherheit“ als auch Entwicklungspolitik dieses Ziel nicht aus

sich selbst erreichen können, sondern nur, wenn sie beide in den Dienst der Schaffung eines Systems legiti -

mer und wirksamer Governance-Strukturen gestellt werden, vgl. Hippler, Jochen (2009): Wie „Neue Kriege“

beenden?, S. 8

Im englisch-amerikanischen Sprachgebrauch wird in diesem Zusammenhang häufig von „Counterinsurgency

Operations“ („COIN“; Aufständischenbekämpfung) gesprochen.

167 Quelle: vgl. Uchtmann, Jürgen und Andreas Prüfert (2009): Aufbau, Ausbildung und Entwicklung der Af -

ghan National Army – Voraussetzung für Stabilität in Afghanistan.

168 Hier ist im Rahmen der zu kalkulierenden Ausbildungszeit zu beachten, dass neben der grundsätzlich be -

fohlenen einsatzvorbereitenden Ausbildung noch zusätzliche OMLT-Ausbildung sowie eine zusätzliche Zerti -

fizierung zu durchlaufen ist.

169 Quelle: Bundeswehr / Losch. Die schematische Darstellung soll die Zusammenarbeit bis auf unterste tak -

tische Ebene verdeutlichen. Die materielle Ausstattung kann auftragsbezogen variieren.

170 Quelle: Grunewald, Axel u.a (2008): IED-Bedrohung und Counterinsurgency in Kunduz – Erfahrungen des

Fallschirmjägerbataillons 373, S. 25.

171 Quelle: Hauptmann Dan Wittnam am 23. März 2003 in Nassirija, Irak, in: Aust, Stefan und Schnibben

Cordt (2003): Irak. Geschichte eines modernen Krieges, S. 179.

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172 Zur Funktion, der Bedeutung und dem Status des Rechtsberaters im Einsatz vgl. Bunzen, Niels (2009):

Der Rechtsberater in der Bundeswehr im Auslandseinsatz.

173 In seinem Bericht schildert der damalige Kommandant der UN-Blauhelme in der Mission UNAMIR (United

Nations Assistance Mission für Rwanda), General Roméo Dallaire, die Ohnmacht nach einem Militärputsch

1993 in Ruanda, der er und seine Truppe sich gegenübersahen. Insgesamt thematisiert er die zu kleine und

schlecht ausgerüstete Truppe sowie das UN-Mandat, welches nicht robust genug war, um in dieser Notsitua -

tion handlungsfähig zu bleiben. Bei dem folgenden Genozid starben nach unterschiedlichen Angaben zwi -

schen 800.000 und 1.000.000 Menschen; Dallaire, Roméo (2008): Handschlag mit dem Teufel. Die Mit -

schuld der Weltgemeinschaft am Völkermord in Ruanda, S. 271 ff.

174 Quelle: Rohde, David (1997): Die letzten Tage von Srebrenica. Was geschah und wie es möglich wurde,

S. 143.

Die Ereignisse des Juli 1995 in Srebrenica werden insgesamt als das schlimmste Massaker in Europa nach

Ende des Zweiten Weltkrieges bezeichnet. Unabhängig vom hier genannten Beispiel gibt es umfangreiche

und widersprüchliche Diskussionen über das UN-Mandat und die Rolle des in der Schutzzone Srebrenica

eingesetzten niederländischen Blauhelm-Bataillons. Als vertiefende Literatur hierzu empfehlen sich neben

dem zitierten Rohde, David (1997) der offizielle Bericht der UN zu den Ereignissen (United Nations General

Assembly (1999) hier: Abschnitt 470 bis 474), das Buch von Honig, Jan und Norbert Both (1997): Srebreni -

ca, sowie die kritischen Auseinandersetzungen zum Thema von Civikov, Germinal (2009) und Suljagi ć, Emir

(2009).

175 Quelle: Aus dem Bericht über die „Operation Dinner Out“, gemischter Gefechtsverband, 27°BCA 14.-23.

März 2009.

176 Quelle: Bundeswehr / Houben.

177 Quelle: Heselschwerdt, Andreas (2008): NATO Response Force – NRF 10. Erfahrungen und Ausblick, S.

26 f.

178 Quelle: Zipfel, Andree Michael (2008): Afghanistan, S. 54

179 Quelle: Schwarzkopf, Norman (1992): Man muß kein Held sein, S. 522 f.

180 Quelle: Wieczorek, Jürgen (2003): „Feldlager Railovac“ – Gemeinde auf Zeit, S. 89 f.

181 Quelle: Interview eines deutschen Soldaten, der am 07.06.2003 im Alter von 32 Jahren Opfer eines

Selbstmordanschlags wurde, der gegen einen Bundeswehrbus der ISAF gerichtet war. Der Bus war auf dem

Weg zum Flughafen Kabul, von dort aus sollte die Kompanie nach Deutschland zurückverlegt werden. In:

Wizelman, Leah (2009): Wenn der Krieg nicht endet, S. 125 ff.

182 Quelle: Interview eines Soldaten der US-Luftwaffe, der im Rahmen der TET-Offensive 1968 im Vietnam

eingesetzt war, in: Wizelman, Leah (2009): Wenn der Krieg nicht endet, S. 22 f.

183 Quelle: Zentrum Innere Führung (2005): Belastungsmanagement, S. 10

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184 Vgl. Zentrum Innere Führung (2005): Belastungsmanagement, Seite 34 und 44.

185 Quelle: Zentrum Innere Führung (2000): Umgang mit Verwundung und Tod im Einsatz, S. 40

186 Vgl. Biesold, Karl-Heinz und Klaus Barre (2002): Diagnostik einsatzbedingter psychischer Störungen bei

Soldaten der Bundeswehr, S. 30.

187 Zur Bedeutung und den Fähigkeiten der Psychologen der Bundeswehr vgl. Lichte, Susanne (2007b):

Mensch im Blick.

188 Eine Möglichkeit der Hilfe bietet die anonyme, kostenlose und 24 Stunden am Tag erreichbare PTBS-Te -

lefon-Hotline unter der Telefonnummer: 0 800 / 5 88 79 57. Weitere Informationen sind im Internet unter ww-

w.ptbs-hilfe.de zu finden.

189 Für eine detaillierte Beschäftigung mit dem Thema empfiehlt sich: Kolk, Bessel A. van der, u.a. (2000):

Traumatic Stress. Grundlagen und Behandlungsansätze.

190 Hilfreiche Grundlagen in der Einsatzvorbereitung und für Betroffene liefert die Seite www.krisenkompass.-

de des Katholikenrates beim katholischen Militärbischof für die Bundeswehr sowie die Seite www.ptbs-hilfe. -

de.

191 Das „Rahmenkonzept zur Bewältigung psychischer Belastungen bei Soldaten“ ist zusammengefasst dar -

gestellt bei Hahne, H.-H. (2002): Konzept zur Bewältigung einsatzbedingter psychischer Belastungen.

192 Vgl. Bundesministerium der Verteidigung (2002): Stressbewältigung, S. 15

193 Vgl. Beckmann, Ulrike (2003): Aspekte psychischer Belastungen von Soldaten im Alltag und im besonde -

ren Auslandseinsatz, S. 209f.

194 Die Familienbetreuungsorganisation (FBO) besteht aus einem Leit-Familienbetreuungszentrum beim Ein -

satzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam, bundesweit 31 hauptamtlichen Familienbetreuungs -

zentren sowie bis zu 50 weiteren Familienbetreuungsstellen, die durch die Truppenteile eingerichtet werden,

die Personal in den Einsatz senden. Familienbetreuungsstellen werden durch nebenamtliches Personal be -

trieben. Quelle: Intranet-Auftritt FBO, abgerufen am 18.03.2010 unter Bundeswehr im Einsatz - Familienbe -

treuung.

195 Die Ereignisse des 16. März 1968 sind in die Militärgeschichte als ein erschreckendes Beispiel für Miss -

achtung jeglicher Grundsätze des Humanitären Völkerrechtes eingegangen. Eine kritische Betrachtung zur

rechtlichen Würdigung der Vorkommnisse gibt: Hoffmann, Michael (1998): Das Massaker von My Lai am 16.

März 1968 und die (späte) Würdigung der Leistungen der Soldaten Thompson, Colburn und Andreotta.

196 Quelle: Ungerer, Dietrich (2003): Der militärische Einsatz. Bedrohung – Führung - Ausbildung, S. 151.

197 Quelle: Calley, William und John Sack (1972): Ich war gern in Vietnam. Leutnant Calley berichtet, S. 81.

198 Quelle: Hoinig, Gottfried (2001): Ich war eine Geisel, S. 239 ff.

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Bericht eines österreichischen Soldaten, der in der Zeit vom 15. Oktober 1996 bis 17. Oktober 1997 bei UN -

MOT (United Nations Military Observers in Tajikistan) eingesetzt war. Er wurde am 4.Februar 1997 entführt

und war tagelang in Gefangenschaft.

199 Zur Erläuterung der einzelnen Phasen vgl. Garger, Reinhard (2001): Geiselhaft und Kriegsgefangen -

schaft, S. 139 ff.

200 Quelle: Bundesministerium der Verteidigung (2005): Weisung – Ausbildung: Verhalten bei Geiselnahme /

Verhalten in Geiselhaft

201 Quelle: Simon, Joachim (1999): Seelsorge beim SFOR-Einsatz, S. 191 ff.

202 Quelle: Hauptfeldwebel Pfuhlen, eingesetzt als Betreuungsfeldwebel bei ISAF.

Über die Wichtigkeit, die konzeptionellen Grundlagen, aber auch die verschiedenen Formen der praktischen

Ausgestaltung von Feldlagern allgemein informiert Klos, Dietmar (2007): Feldlagerwesen – Ein bedeutender

Teil der Einsätze.

203 Quelle: Schwitalla, Artur (2009): Jetzt weiß ich erst…, S. 56

204 Quelle: Kuhlen, Kay (2009): Um des lieben Friedens willen, S. 189 f.

205 Perzeption: Wahrnehmung.

206 Die Priorität ist dabei auch in der geschilderten Reihenfolge zu sehen. Vgl. Biehl, Heiko u.a. (2004): Ein -

satz und Familie im 8. Einsatzkontingent SFOR. Ergebnisbericht, S. 31 ff.

Das jährliche Feldpostaufkommen lag auf der Basis von durchschnittlich 7000 Soldatinnen und Soldaten im

Einsatz 2006 beispielsweise bei rund 1,1 Million Briefe und 270.000 Päckchen. Das wiederum entspricht

dem jährlichen Postaufkommen einer Kleinstadt mit 60.000 Einwohnern. Vgl. Lichte, Susanne (2007a): Hur -

ra, die Post ist da!

207 Quelle: Bundeswehr / Elbern.

208 Boris Barschow, ZDF-heute-journal-Redakteur war 2007 als Soldat in AFGHANISTAN im Einsatz: Bar -

schow, Boris (2008): Kabul, ich komme wieder, S. 252 ff.

209 Zum Wesen der „Embedded Journalists“, den kritischen Gesichtspunkten hierzu, aber auch den positiven

Tendenzen daraus vgl. Kryszons, David (2007): Embedded Journalists.

210 Neben dieser öffentlichen Information gibt es auch noch den militärischen Strang der Medienvertreter in

Form der Einsatzkameratrupps. Diese rein militärisch aufgestellten Trupps haben den Auftrag, im Einsatz -

land Filmmaterial zu erstellen, welches zur Entscheidungsfindung in Deutschland herangezogen wird. Vgl.

dazu Hirsch, Christian (2007): Live aus dem Ausland, S. 66 f.

211 Quelle: Emcke, Caroline (2004): Von den Kriegen. Briefe an Freunde, S. 254 f.

212 Quelle: Ostlund, William B. (2009): Operation Enduring Freedom VIII, S. 5 f.

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213 „Nicht-letaler Wirkmittel (NLW) sind solche Wirkmittel, die ausschließlich zu dem Zweck entwickelt und

eingesetzt werden, Kräfte und Personen/Personengruppen kampf- oder handlungsunfähig zu machen und

dabei die Wahrscheinlichkeit tödlicher oder bleibender Verletzungen gering zu halten oder Gerät funktions -

unfähig zu machen und dabei unbeabsichtigte Begleitschäden oder Umweltschäden möglichst auszuschlie -

ßen.“ Quelle: Streitkräfteunterstützungskommando (2009): ZDv 3/110 (zE), Ziffer 101.

214 Vgl. dazu auch Roosa, Christopher (2009): Information Operations ≠ Tactical Messaging. Darin wird zum

einen die Bedeutung des Umgangs mit den Medien als strategisches Level dargestellt und zum anderen die

Wichtigkeit der „taktischen Nachrichten“ herausgehoben, die sich auf eine andere Zielgruppe auf der takti -

schen Ebene direkt im Einsatzland beziehen.

215 Weitere Hintergründe hierzu liefert das Einsatzführungskommando der Bundeswehr J3 EinsVorbAusb

(2006): Druckschrift Einsatz Nr. 15 Umgang mit den Medien.

216 Quelle: (aus dem Englischen übersetzt): Dauber, Cori (2001): Image as Argument: The Impact of Moga -

dishu on U.S. Military Intervention, S. 212.217

Quelle: Schober, Wolfgang (2006): Konfliktkommunikation in Zeiten asymmetrischer Kriegsführung, S. 86.

218 Vgl. zur Thematik: Breidsprecher, Jörg (2002): Der „CNN-Effekt“ in „modernen Kriegen“.

219 Quelle: Meldung durch Heeresamt, G1 InfoArbeit vom 02.03.2010.

220 Quelle: Meldung durch Heeresamt, G1 InfoArbeit vom 02.03.2010.

221 Quelle: Meldung durch Heeresamt, G1 InfoArbeit vom 02.03.2010.

222 Quelle: Meldung durch Heeresamt, G1 InfoArbeit vom 02.03.2010.

223 Quelle: Uhlmann, Ludwig (2000): Das Undenkbare denken, S. 21.

224 Ungerer verdeutlicht darüber hinaus, dass die Vermittlung bzw. das „Durchspielen“ unterschiedlicher Si -

tuationen im Gespräch deutlich effektiver ist als die Visualisierung mit Bildern: Ungerer, Dietrich (2003): Der

militärische Einsatz. Bedrohung – Führung – Ausbildung, S. 210 f.

225 Quelle: Göltzer, Christel (2003): Trauerfeier – Memorial – Seelsorge im Todesfall, S. 105-110.

226 Quelle: Bundeswehr / Bienert.

227 Quelle: Butler, Carl-Hubertus von (2010): Die Zukunft des Feldheeres, S. 1

228 Quelle: Thomas, Alexander u.a. (1997): Interkulturelle Kompetenz, S.137.

229 Quelle: Meldung von Oberfeldwebel Lüdermann, eingesetzt im 15. deutschen EinsKtgt ISAF.

230 Für eine vertiefende Beschäftigung mit dem Thema empfiehlt sich: Zentrum für Innere Führung (2008):

Wir sind zurück – Das Einsatznachbereitungsseminar.

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231 Quelle: Hauptfeldwebel David Seithel, Bericht von einem Selbstmordanschlag vom 19. Mai 2007.

232 Der Ablauf der Rettungskette ist in Kapitel 3.7 dargestellt.

233 Quelle: Bundesgesetzblatt (2004): Gesetz zur Regelung der Versorgung bei besonderen Auslandsver -

wendungen (Einsatzversorgungsgesetz – EinsatzVG).

Das Einsatzversorgungsgesetz regelt die finanzielle Versorgung nach einem Einsatzunfall. Eine detaillierte

Darstellung zu diesem und dem Einsatzweiterverwendungsgesetz liefert Hofmann, Michael (2009): Soziale

Absicherung in Auslandseinsätzen.

234 Quelle: Bundesgesetzblatt (2007): Gesetz zur Regelung der Weiterverwendung nach Einsatzunfällen

(Einsatz-Weiterverwendungsgesetz – EinsatzWVG).

Das Einsatz-Weiterverwendungsgesetz sieht Regelungen vor, die grundsätzlich eine Weiterverwendung bei

der Bundeswehr bzw. im öffentlichen Dienst ermöglichen.