Upload
lamdan
View
218
Download
0
Embed Size (px)
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
Psychopharmaka
Peter Willadt1
2015-01-19
[email protected] Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
Psychopharmaka und Verwandte
Psychopharmaka
Bei Depressionen undZwangserkrankungen:Antidepressiva
Bei Schizophrenie:Neuroleptika
Bei Angsterkrankungen:Antidepressiva,Tranquilizer
Verwandte Mittel
Schlaf- undBeruhigungsmittel
Mittel gegen Demenz
Stimulantien
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
Psychopharmaka im Altenpflegeheim
Von 100 Bewohnernerhalten. . .
Neuroleptika 50Schlaf-/Beruhigungsmittel 39Antidepressiva 36
zum Vergleich:Mittel gegen Demenz 11
Von 100 Bewohnernerhalten. . .
mindestens einPsychopharmakon 82Neuroleptikaund Schlafmittel 19Neuroleptikaund Antidepressiva 17Antidepressivaund Schlafmittel 18Mittel ausallen drei Gruppen 10
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
Stürze und Psychopharmaka
Arzneimittelgruppe RisikoveränderungAntidepressiva 1,7-fachNeuroleptika 1,6-fachBenzodiazepine 1,5-fachandere Schlafmittel 1,4-fach
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
Schlafmittel, BeruhigungsmittelMittel gegen AngsterkrankungenMittel gegen Demenz
Tranquilizer, Schlaf- und Beruhigungsmittel
Probleme
Sturzgefahr
erhöhtes Risiko fürLungenentzündungen
Amnesie
Wirkungsverlust beilängerer Behandlung
Abhängigkeit mitEntzugssymptomen
Abhilfen
nur kurzfristig einsetzen
jahrelang Abhängige nichtentwöhnen!
oft gebrauchte Alternative:Verordnung von müdemachenden Antidepressiva
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
Schlafmittel, BeruhigungsmittelMittel gegen AngsterkrankungenMittel gegen Demenz
Beispiel Diazepam (Valium R©)
Anwendungsgebiete: Erregung, Angstzustände,Verspannungen, Krämpfe
Behandlungsdauer: maximal vier Wochen
Wirkungsdauer: Halbwertszeit beim jungen Menschen ca.20 Stunden, beim 80-jährigen etwa 3 Tage, es kommt zurKumulation
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
Schlafmittel, BeruhigungsmittelMittel gegen AngsterkrankungenMittel gegen Demenz
Wechselwirkungen
Die Wirkung von Schlaf- und Beruhigungsmitteln wird durchandere Stoffe, die müde machen können, verstärkt. Besondersriskant: Alkohol.
Sturzrisiko erhöht
Gedächtnislücken
unkontrollierte Handlungen
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
Schlafmittel, BeruhigungsmittelMittel gegen AngsterkrankungenMittel gegen Demenz
Schlafmittel: Beispiele
Es hat sich schon länger herumgesprochen, dassBeonzodiazepine abhängig machen. Leider sind die alternativverschriebenenen Z-Substanzen nicht besser. Im Auslandwurde 2014 die Halbierung der Regeldosen von Zopiclon undZolpidem bei älteren Menschen angeordnet, umTagesmüdigkeit zu verringern.Benzodiazepine: Bromazepam, Diazepam, Lendormin,Lorazepam (Tavor), Lormetazepam, Oxazepam (Adumbran)Z-Substanzen: Zopiclon, Zolpidem, Zaleplon
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
Schlafmittel, BeruhigungsmittelMittel gegen AngsterkrankungenMittel gegen Demenz
Schlafmittel als »Todesboten«
März 2012: Eine Studie zeigt, dass Personen, die einSchlafmittel verschrieben bekommen, ein um ein Vielfacheshöheres Risiko haben, in den nächsten Jahren zu sterben oderKrebs zu bekommen.
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
Schlafmittel, BeruhigungsmittelMittel gegen AngsterkrankungenMittel gegen Demenz
Schlafmittel als »Todesboten«
Das Risiko steigt bereits bei einer einzigen PackungSchlafmittel pro Jahr um das dreifache an.
Das Risiko ist unabhängig von der Art des Schlafmittels.
Vorerkrankungen wurden in der Untersuchungberücksichtigt.
Vermutlich sind Schlafstörungen frühe Anzeichen oderVorboten ernster Erkrankungen und dieSchlafmittel-Verordnung ist nur eine Folge.
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
Schlafmittel, BeruhigungsmittelMittel gegen AngsterkrankungenMittel gegen Demenz
Behandlung von Angsterkrankungen
Benzodiazepine, vor allem Lorazepam (Tavor R©)hohes Abhängigkeitspotential
Seit 2010: Kapseln mit Lavendelöl (Lasea R©)Die Wirksamkeit ist begrenzt. Lavendel eignet sichallenfalls bei leichten Beschwerden.
Einige Antidepressiva werden auch beiAngsterkrankungen eingesetzt.
Das Neuroleptikum Fluspirilen wurde beiAngsterkrankungen beworben.
Buspiron ähnelt Neuroleptika, soll aber speziell beiAngsterkrankungen wirken.
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
Schlafmittel, BeruhigungsmittelMittel gegen AngsterkrankungenMittel gegen Demenz
Mittel gegen Demenz
Antidementiva
Nebenwirkungen
begrenzt wirksam
Therapiekosten: ab100 Euro/Monat
Beispiele: Aricept, Axura,Ebixa, Exelon, Reminyl
Ginkgo
gut verträglich
begrenzt wirksam
Therapiekosten: etwa30 Euro/Monat
Beispiele: Gingium,Ginkobil, Tebonin
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
Schlafmittel, BeruhigungsmittelMittel gegen AngsterkrankungenMittel gegen Demenz
Wirksamkeit von Antidementiva
Wirkung nur auf Symptome; der Krankheitsverlauf kannnicht aufgehalten werden
Herstellergesponserte Studien: Pflegeheim-Einweisungwird um bis zu zwölf Monate verzögert
Bewertung durch IQWIG2: 3 Punkte Besserung auf einer70-Punkte-Skala
2Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen –http://www.iqwig.de – nimmt Nutzenbewertungen im Auftrag des GBAvor.
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang
Antidepressiva: Einteilung
»Klassische« AntidepressivaAmitryptilin: Saroten R©, Doxepin: Aponal R©, Opipramol:Insidon R©, Trimipramin: Stangyl R©»moderne« AntidepressivaCitalopram: Cipramil R©, Fluoxetin: Fluctin R©, Mitrazapin:Remergil R©, Paroxetin: Seroxat R©, Sertralin: Gladem R©,Zoloft R©MAO-HemmerMoclobemid: Aurorix R©Johanniskraut: Felis R©, Laif R©, Neuroplant R©
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang
Antidepressiva: Wirkungen
Nebenwirkungen kommen sofort
antidepressive Wirkung frühestens nach vier Wochen
Ansprechquote bei Depressionen bis zu 70 %, abhängigvom SchweregradPlacebo wirkt bei etwa 50 %
Antidepressiva sind keine »Glückspillen«, bei Gesundenhaben sie keine Effekte auf die Stimmung
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang
»Klassische« Antidepressiva: Nebenwirkungen
Mundtrockenheit, Sehstörungen, Verstopfung,Harnverhalt
Herzrhythmusstörungen, vor allem bei Überdosierung
Überdosen können zum Tod führen,bereits eine Wochenration ist tödlich
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang
Moderne Antidepressiva
besser verträglich als klassische Mittel
nicht besser wirksam als klassische Mittel
deutlich teurer
Nebenwirkung: sexuelle Störungen
Nebenwirkung: Aggressivität
Missbrauchsrisiko bei einzelnen Stoffen
»Absetzsymptome« beim schnellen Absetzen
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang
Antidepressiva: Wechselwirkungen
herzschädigende Wirkung verstärkt durch andere Stoffe,die den Herzrhythmus verändern können
beruhigende Wirkung verstärkt durch Alkohol(Ausnahme: Citalopram)
vegetative Nebenwirkungen verstärkt durchkrampflösende Mittel und Blasen-Mittel
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang
MAO-Hemmer
vielfältige Wechselwirkungen, erfordert strenge Diät
stark aktivierend, deswegen:
hohes Selbstmordrisiko bei Behandlungsanfang
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang
Agomelatin
Agomelatin (Valdoxan R©) neu seit 2009
Zusätzlich zur Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmungwirkt es Melatonin-artig
Bessert vor allem den Schlaf
Nur schwache antidepressive Wirkung
Leberschädlich
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang
Johanniskraut
Wirkungen
bei leichten Depressionen ähnlich wirksam wieAntidepressiva
macht nicht müde
führt zu erhöhter Licht-Empfindlichkeit
Wechselwirkungen unter anderem mit der »Pille« undMitteln gegen Aids
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang
Manie: Lithium
Lithium ist erste Wahl
Dauer-Anwendung bei bipolaren Erkrankungen(»manisch-depressives Irresein«)
Geringe therapeutische Breite
Nierenschädigend, Tremor
regelmäßige Blutspiegel-Kontrollen erforderlich
Produktbeispiel: Quilonum R©
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang
Manie: Alternativen zu Lithium
Valproat – Ergenyl R©, Orfiril R©(Haupteinsatzgebiet als Mittel gegen Epilepsie)
Olanzapin – Zyprexa R©(ein Neuroleptikum)
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang
Antidepressiva: Probleme
lange Zeitdauer bis zum Wirkungseintritt
Wirksamkeit ist nur mäßig
Nebenwirkungen
besonders bei jungen Patienten erhöhen Antidepressivadas Selbstmordrisiko
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang
Antidepressiva: Zweitvermarktung
Imipramin: gegen Bettnässen
Doxepin: Linderung von Entzugssymptomen
Amitryptilin: Co-Analgetikum bei Nervenschmerzen,Dauer-Kopfschmerz
Mirtazapin, Maprotilin: Schlafmittel
Fluoxetin: bei Bulimie, bei Zwangserkrankungen(Fluctin R©)
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang
Antidepressiva: Zweitvermarktung
Bupropion: Raucherentwöhnung: Zyban R©Bei Depression: Elontril R©Duloxetin: Bei Depression: Cymbalta R©gegen Inkontinenz: Yentreve R©gegen Schmerzen bei diabetischer Polyneuropathie:Ariclaim R©
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang
Vermarktung missglückter Antidepressiva
Sibutramin: Appetithemmer (Reductil R©)inzwischen verboten wegen kardialer Nebenwirkungen
Atomoxetin: bei ADHS (Strattera R©)
Dapoxetin: vorzeitiger Samenerguss (Priligy R©)
Flibanserin: sexuelle Unlust bei Frauen
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang
Antidepressiva: Wann nicht behandeln?
Trauer (zum Beispiel wegen der Umstände, die zumEinzug in’s Pflegeheim führen) ist ein normaler Vorgangund nicht behandlungsbedürftig
»Emotionale Inkontinenz« nach Schlaganfall istnormalerweise nicht behandlungsbedürftig
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang
Umgang mit depressiven Patienten
zum Durchhalten der Therapie ermutigen
nur so viel Arzneimittel zur Verfügung stellen, wiebenötigt wird
darauf achten, dass keine Tabletten gesammelt werden
auch sonst keine Suizid-Gelegenheiten geben
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenBesonderheitenJohanniskrautManieSchattenseitenEinsatz und Umgang
Antidepressiva bei alten Patienten
trizyklische Antidepressiva werden nicht empfohlen
Mittel der Wahl ist Citalopram
falls müde machende Wirkung erwünscht: Mirtazapin
Antidepressiva erhöhen das Sturz-Risiko
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie
Neuroleptika: Einsatzgebiete
Schizophrenie, andere Erkrankungen mitWahn-Komponente
Ruhigstellung, Abstellen unerwünschten Verhaltens
Aggressivität
schweres Erbrechen
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie
Neuroleptika: Wirkungen und Nebenwirkungen
Wirkungen
Halluzinationen werdenabgestellt
Antrieb lässt nach (bis zurEinstellung vonSpontanhandlungen)
Wirkung gegen Übelkeitund Erbrechen
wichtigste Nebenwirkungen
Frühdyskinesie(Parkinsion-artigeBewegungsstörungen)
Spätdyskinesie, Akathisie(bleibende Schäden)
Demenz verschlechtertsich schneller
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie
Neuroleptika: Nebenwirkungen
Frühdyskinesie: Parkinson-artige Bewegungsstörungen(Rigor, Tremor, Akinesie), dosisabhängig
Spätdyskinesie: unbemerkte Bewegungen (z.B. Zunge),bleiben auch nach Absetzen erhalten
Risiko epileptischer Anfälle erhöht
Körpertemperatur-Regelung wird gestört
Kreislaufstörungen
selten: Malignes neuroleptisches Syndrom
Geriatrie: Sturzrisiko, Schlaganfallrisiko, Risiko vonLungenentzündungen und Sterblichkeit deutlich erhöht
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie
Neuroleptika: Einteilung
Typische Neuroleptikaniedrig potentBeispiel: Pipamperon (Dipiperon R©)ZwischenstufenBeispiel: Melperon (Eunerpan R©),hochpotentBeispiel: Haloperidol (Haldol R©)
Atypische NeuroleptikaBeispiel: Clozapin (Leponex R©)
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie
Typische Neuroleptika
Neuroleptische Potenz=Verhältnis zwischenneuroleptischer Wirkung und Beruhigungs-Wirkung
niedrig potente Mittel wirken vorrangig beruhigendhoch potente Mittel verursachen eherBewegungsstörungen
Wirkung nur auf Plus-Symptome der Schizophrenie
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie
Haloperidol (Haldol R©)
Vorzüge
Haloperidol ist dasStandard-Neuroleptikum
macht kaum müde
auch als Depotspritze mitvier WochenWirkungsdauer verfügbar
preisgünstig
Nachteile
häufigBewegungsstörungen
zu Behandlungsanfang istoft eine stärkereBeruhigung nötig
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie
Atypische Neuroleptika
erstes atypisches Neuroleptikum war Clozapin(Leponex R©)
atypische Neuroleptika sollen besser verträglich undzudem gegen Minussymptomatik wirksam sein
bei vielen nach Herstellerangaben »atypischen«Neuroleptika ist es fraglich, ob sie tatsächlich atypischwirken
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie
Clozapin (Leponex R©)
Vorzüge
wirkt auch gegenMinus-Symptomatik
wirkt auch, wenn andereNeuroleptika versagen
verursacht keineBewegungsstörungen
auch bei Parkinsongeeignet
Nachteile
massive Gewichtszunahme
relativ häufig (bis zu 1 %,vor allem beiBehandlungsbeginn)lebensbedrohlicheAgranulozytose
gelegentlichHerz-Erkrankungen
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie
Weitere atypische Neuroleptika
Olanzapin (Zyprexa R©) ähnlich Clozapin, Blutbildschädensind seltener
Risperidon (Risperdal R©) wird vor allem gegen Aggressivitätbeworben, ähnelt eher einem typischenNeuroleptikum
Amisulprid (Solian R©) nur mäßig wirksam
Aripiprazol (Abilify R©) nur mäßig wirksam
Ziprasidon (Zeldox R©) Stellenwert noch unklar
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie
Neuroleptika: Wechselwirkungen
gegenseitige Verstärkung der müde machenden Wirkungmit Alkohol
verstärkte Blutdrucksenkung zusammen mitblutdrucksenkenden Mitteln
Verstärkung der parkinson-artigen Nebenwirkungen mitMCP
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie
Neuroleptika: Zweitvermarktung
Sulpirid gegen Schwindel (Dogmatil R©, Vertigo-Meresa R©)
Fluspirilen (Imap R©, Fluspi) als Wochentranquilizer beiAngsterkrankungen
Pipamperon (Dipiperon R©) bei Schlafstörungen
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie
Vermarktung von Neuroleptika-Abkömmlingen
Metoclopramid (MCP R©, Paspertin R©) beiVerdauungsbeschwerden
Promethazin (Atosil R©) gegen Juckreiz, zur Beruhigung
Tisaprid (Tiapridex R©) und Tetrabenazin (Nitoman R©)gegen Dyskinesien
Asenapin (Sycrest R©) gegen Manie
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie
Neuroleptika: Wann nicht behandeln?
Neuroleptika sind nicht als Schmerzmittel geeignetAusnahme: Levomepromazin (Neurocil R©)
Neuroleptika sind nicht bei Angsterkrankungen geeignet
Bei Parkinson-Patienten eignet sich nur Clozapin
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie
Umgang mit Neuroleptika-Patienten
Voraussagbare Lebensumstände und Rituale bieten
Sicherstellen, dass der Patient seine Arznei einnimmt
Beobachten, ob die Arznei angemessen wirkt
Falls keine Schizophrenie zugrunde liegt: immer wiederDosisminderung versuchen
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie
Neuroleptika bei alten Menschen
die meisten Neuroleptika sind für alte Menschen nichtgeeignet.
Eingeschränkt empfohlen sind Melperon, Pipamperon undRisperidon, bei Parkinson-Patienten auch Clozapin
alle Neuroleptika erhöhen bei alten Menschen dieSterberate
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie
Ruhigstellung von gerontopsychiatrischen Patienten
verschlechterte Lebensqualität
schnellere Verschlechterung von Demenzen
erhöhtes Sturzrisiko
erhöhtes Schlaganfallrisiko
erhöhtes Risiko von Lungenentzündungen
Notwendigkeit der Behandlung und Höhe der Dosisregelmäßig überprüfen
Verordnung ohne medizinische Indikation erfordertrichterliche Einwilligung
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie
Britische Studien – 2005
fast die Hälfte der Alzheimer-Patienten bekommtNeuroleptika verschrieben
Neuroleptika verkürzen das Leben vonAlzheimer-Patienten im Schnitt um ein halbes Jahr
bereits nach zwei Jahren Behandlung versterben mehr alsdoppelt so viele Patienten wie Vergleichspersonen
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie
Amerikanische Studien – 2008
An über 20 000 älteren Demenzpatienten wurde dieAuswirkung von Neuroleptika-Behandlung geprüft:
Bereits nach 30 Tagen Einnahme von Neuroleptika steigtdas Todesrisiko auf das 1,7 fache
das Todes-Risiko bleibt dauerhaft erhöht
typische Todesursachen: Herz-/Kreislaufversagen,Lungenentzündung
»klassische« Neuroleptika sind nicht sicherer als»moderne«
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie
Maßnahmen in den USA
»Antipsychotics are not indicated for the treatment ofdementia-related psychosis«
jedes Neuroleptikum trägt einen auffälligen Warnhinweis
Demenzpatienten sollen nicht mit Neuroleptika behandeltwerden
falls Sie doch behandelt werden, ist das Todesrisikovorher mit den Patienten, Familien, Betreuern undPflegekräften zu besprechen
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie
England September 08
über 6000 Schlaganfallpatienten werden untersucht
bei Demenzkranken steigt das Schlaganfallrisiko unterNeuroleptika-Behandlung auf das 3,3-fache
Folgerung der Autoren: Neuroleptika sind fürDemenz-Patienten nicht geeignet
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie
Niederländische Studie – 2010 (I)
An 2560 älteren Patienten wurde die Auswirkung vonNeuroleptika-Behandlung geprüft:
im Untersuchungszeitraum erlitten 264 Patienten eineLungenentzündung. Davon mussten 56 in’s Krankenhausund 65 starben.
Inzidenzrate von Pneumonien 1,12 Fälle pro 100Patientenmonate unter Behandlung mit einem atypischenund 0,78 Fälle unter einem klassischen Neuroleptikum.
Weitere Risikoerhöhung bei immobilen Patienten undPatienten mit Begleiterkrankungen wie Diabetes, COPDund Parkinson.
Peter Willadt Psychopharmaka
EinstiegRandbereiche
AntidepressivaNeuroleptika
GrundlagenRandbereicheEinsatz und UmgangNeuroleptika in der Gerontopsychiatrie
Niederländische Studie – 2010 (II)
Klassische Neuroleptika erhöhen das Pneumonie-Risikoum das 1,7-fache.
Atypische Neuroleptika erhöhen das Pneumonie-Risiko umdas 2,6-fache, das Todesrisiko steigt auf das sechsfache.
Risperidon hat das höchste Risiko.
Peter Willadt Psychopharmaka
KrankheitsbilderPharmakologie
Literatur
Depression aus Patientensicht
Antriebslosigkeit
schlechte Stimmung
Schlaflosigkeit
körperliche Begleiterscheinungen
Unfähigkeit zur Bewältigung alltäglicher Aufgaben
Peter Willadt Psychopharmaka
KrankheitsbilderPharmakologie
Literatur
Plus- und Minussymptome
Schizophrene Symptome im Vergleich zur normalenPersönlichkeit
Plus-Symptome
Halluzinationen
Denkstörungen
Unruhe
Minus-Symptome
Gefühlsverflachung
sozialer Rückzug
Sprachverarmung
Plus-Symptome verlieren sich oft im Lauf der Jahre, bis ein vorallem von Minus-Symptomen geprägtes schizophrenesResidual-Syndrom zurück bleibt.
Peter Willadt Psychopharmaka
KrankheitsbilderPharmakologie
Literatur
Bipolare Erkrankungen
Krankheitsbild
»Manisch-depressivesIrresein« istvergleichsweise selten(Lebensrisiko etwa 1 %)
Manische Phasen,depressive Phasen und»normale« Zeiten wechselnab.
Behandlung
Phasenprophylaxe mitLithium
Prophylaxe mit denEpilepsiemittelnLamotrigin (Lamictal R©)oder Valproat (Ergenyl R©)
Behandlung manischerPhasen mit Neuroleptika
Behandlung depressiverPhasen mit Antidepressiva
Peter Willadt Psychopharmaka
KrankheitsbilderPharmakologie
Literatur
Psychopharmaka generell
Viele ältere Psychopharmaka sind dirty drugs, das heißt,sie greifen an vielen Stellen an und zeigen deswegen einbreites Wirk- und Nebenwirkungs-Spektrum
Neuere Psychopharmaka haben weniger Angriffspunkteund sind dadurch oft besser verträglich
Die Angriffspunkte der Psychopharmaka sind nichtunbedingt die Orte im Gehirn, die der Erkrankungzugrunde liegen
Peter Willadt Psychopharmaka
KrankheitsbilderPharmakologie
Literatur
Antidepressiva
Antidepressiva
Die meisten Antidepressivahemmen die Wiederaufnahmeeines oder mehrerer derfolgenden Neurotransmitteraus dem synaptischen Spalt:Noradrenalin, Serotonin.Dadurch steigt derenKonzentration und es kommtmittelfristig zuUmbauvorgängen im Gehirn.
MAO-Hemmer
MAO-Hemmer hemmen dieMonoaminoxidase und damitden Abbau vonNeurotransmittern wieNoradrenalin. MAO-Hemmerwerden bei Depressionen wieauch bei Parkinson-Krankheiteingesetzt.MAO-Hemmung kann unteranderem zu Blutdruckkrisenführen.
Peter Willadt Psychopharmaka
KrankheitsbilderPharmakologie
Literatur
Dopamin
Dopamin ist ein Botenstoff (Neurotransmitter), der an vielenSchlüsselfunktionen beteiligt ist:
Durchblutunglebenswichtiger Organe
Blutdruck
Darmbewegungen
Feinmotorik(Extrapyramidal-Motorik)
Belohnungssystem (Sucht)
Aktivität
Bewertung von Erlebnissen
Überschuss kann zuHalluzinationen führen
Peter Willadt Psychopharmaka
KrankheitsbilderPharmakologie
Literatur
Neuroleptika
Alle Neuroleptika antagonisieren die Wirkung von Dopamin. Jenach Wirkprofil werden einzelne Funktionen inunterschiedlichem Maß antagonisiert.Schizophrenie entsteht jedoch vermutlich nicht einfach auseinem Dopamin-Überschuss. Das stark wirksameNeuroleptikum Clozapin ist ein relativ schwacherDopamin-Antagonist.
Peter Willadt Psychopharmaka
KrankheitsbilderPharmakologie
Literatur
Neuroleptika-Ranglisten
Top Ten nach Wirkung
1 Clozapin 5 Paliperidon 9 Aripiprazol2 Amisulprid 6 Zotepin 10 Sertindol3 Olanzapin 7 Haloperidol4 Risperidon 8 Quetiapin
Therapieabbrüche
Problem schlechtestes bestesExtrapyramidale Effekte Haloperidol ClozapinSedierung Clozapin AmisulpridGewichtszunahme Olanzapin Haloperidol
Peter Willadt Psychopharmaka
KrankheitsbilderPharmakologie
Literatur
Tranquilizer
Wirkung auf den GABA-Rezeptor im limbischen System.Klassiker sind die Benzodiazepine (Adumbran, Halcion, Tavor,Valium). Stoffe wie Zolpidem und Zopiclon wirken gleichartig,obwohl sie chemisch anders aufgebaut sind.
Peter Willadt Psychopharmaka
KrankheitsbilderPharmakologie
Literatur
Antidementiva
Eine kausale Behandlung der Alzheimer Demenz ist bishernicht möglich.Aricept, Exelon, Reminyl wirken Acetylcholin-artig, um einenAcetylcholin-Mangel im Gehirn auszugleichen. DieNebenwirkungen entsprechen denen von Acetylcholin.Memantin (Axura/Ebixa) blockiert den NMDA-Rezeptor. Es istauch bei schwerer Demenz zugelassen. Relativ gut verträglich.
Peter Willadt Psychopharmaka
KrankheitsbilderPharmakologie
Literatur
Literatur-Auswahl
Janssen-Cilag: Fachinformationen zu Dipiperon, Haldolund Risperdal. 2010/2011
Lilly Deutschland: Fachinformation zu Zyprexa. 2010
Sacks, Oliver: Eine Anthropologin auf dem Mars.Reinbek 1997
Peter Willadt Psychopharmaka