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EL EGO - Dr. Carsten Siebert€¦ · Die Arbeit zu Josef Albers nimmt Bezug auf seine Farbfeldarbeiten. Ein großer Dank geht an: Johannes Kriesche für die Kataloggestaltung und

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Erwin Wurm 13,8 x 19,1 x 4,7 cm

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EpikunstCarsten D. Siebert

Epikunst ist Kunst über die Kunst. <epi> bedeutet, dass sich etwas auf etwas anderes draufsetzt. So wie Epiphyten Pflanzen sind, die an anderen Pflanzen hochranken und auf diesen leben, so befasst sich Epikunst mit anderer Kunst und nimmt diese zur Basis. Sie re-flektiert Kunst und Künstler auf einer Metaebene, inspiriert durch den Ausspruch von Jean-Christophe Ammann: „Ein Künstler kann heute nichts mehr neu entwickeln, allenfalls für sich etwas neu entdecken.“

Alle Kunst ist in irgendeiner Form oder genau so schon einmal her-vorgebracht worden. Es ist extrem schwer, etwas gänzlich Neues zu schaffen, etwas, das es so noch nicht gab. Die Malerei wurde schon lange für tot erklärt, auch der Skulpturenbegriff ist seit den Skulptur Projekten Münster 2017 in der Auflösung begriffen. In dieser gegenwärtigen Zeit also mit neuen, nie da gewesenen Seh-weisen zu überraschen, ist extrem schwer geworden. Die Grenzen zwischen Kunst und Design sind bereits hinreichend untersucht worden. Die Verwendung von allen möglichen und unmöglichen Materialien bei Bildern, Reliefs und Plastiken ist auch schon er-

folgt, und so, wie in der Musik verschiedene Stilrichtungen – mehr oder weniger gut und passend – in den letzten Jahrzehnten kom-biniert wurden, so kann man die vorhandenen Kunst- und Stiliko-nen auf einer Metaebene reflektieren. Genau dies ist der Ansatz von EL EGO.Im vorliegenden Katalog sind Künstlerwörter aus Lego abgebil-det. Lego selbst ist ein Material, das bislang kaum in der bilden-den Kunst verwendet wurde. Bekannt sind die platonischen Kör-per von Ottmar Hörl, aber auch die Arbeiten von Jan Vormann im öffentlichen Raum. Die Umsetzung der künstlerischen Idee mit Lego bietet diverse Vorteile. Der größte Vorteil ist zunächst, dass das Ausgangsmaterial heute sehr gut zugänglich ist. Man kann es bestellen und sich liefern lassen. Es lässt sich gut verarbeiten und nimmt wenig Raum ein. Da die Objekte plastisch aufgebaut wer-den, entsteht auch kein Abfall und eine Optimierung ist jederzeit möglich. Jedoch bemüht sich EL EGO, die Objekte nicht ständig umzuarbeiten, damit die spontane Idee noch sichtbar bleibt. Die Künstlerwörter entstehen meistens in ein bis zwei Stunden in ei-ner spontanen Eingebung.

Ausgangspunkt für die Arbeiten ist die Frage, welche Kunstwerke für welche Künstler typisch sind und wie sich diese in den Wörtern oder durch knappe ikonografische Zeichen oder Körper abbilden und assoziieren lassen. Die Künstlerwörter setzen eine relativ breite zeitgenössische Kunstrezeption voraus. Der Betrachter

sollte einen guten Überblick über die Kunst der letzten fünfzig Jahre haben, um die Anspielungen zu verstehen. Dabei zeigt sich, dass immer solche Vorlagen gut funk-tionieren, die auf eine ganz typische Handschrift eines Künstlers abzielen. Je stärker das Alleinstellungsmerkmal eines Künstlers oder einer Künstlerin in der breiten Wahrnehmung ist, desto besser eignen sich die Arbei-ten als Vorlage für Epikunst. Gleichzeitig bestätigt sich durch die pointierte Umsetzung in Form eines Künstlerwortes die Durch-setzung einer bestimmten Bildsprache. Je klarer das künstlerische Statement, desto knapper und prägnanter das Künstlerwort. Die zeitgenössische Kunst wird also zur Grundlage der Epikunst.

EL EGO entwickelt an der Basis nichts Neues. Die vorhandene Kunst wird lediglich neu rezipiert, und es wird noch einmal ein Filter über sie gelegt und nach typischen Formsprachen gesucht. In einer Zeit, in der die Kunstproduktion wuchert und es wenig wirksame Filter gibt, um das Wichtige vom Epigonalen zu tren-

nen, erscheint Epikunst als eine Art Brille, die das Sehen schärft. An dieser Stelle sei vielleicht Elaine Sturtevant erwähnt, die bereits vor vielen Jahren Werke anderer Künstler originalgetreu kopiert hat, um auf ihre Qualität hinzuweisen. Sturtevant tat dies zu einem Zeit-punkt, als die kopierten Kunstwerke noch nicht weltberühmt waren, und

sie hatte ein erstaunliches Gespür, die „richtigen“ Werke auszu-wählen – sehr zum Leidwesen mancher der betroffenen Urheber. Sie hat zwar die Frage nach der Urheberschaft künstlerisch bear-beitet, jedoch kann man einen gewissen Epi-Charakter durchaus ausmachen.

Die Künstlerwörter nehmen Bezug auf ein wichtiges Werk eines bekannten Künstlers oder einer bekannten Künstlerin, indem ein typisches Motiv oder eine typische Bildsprache in Lego-Schrift umgesetzt wird (vgl. Richter, Polke). Der Name des betreffenden Künstlers wird bildsprachlich aufgeladen. In Erweiterung dieser

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Georg Baselitz 8,4 x 31,8 x 1,5 cm

Idee entstehen auch Wortobjekte, die ein plastisches, dreidi-mensionales Motiv enthalten und denen der Künstlername als Lego-Wort beigefügt ist (vgl. Hockney, Schütte). Alle diese Ob-jekte haben Reliefcharakter. Der nächste Schritt, die Objekte als autonome Plastiken zu entwickeln, ist bei „Kiefer“ und „Rohrer“ verwirklicht.

Als Bild ohne Namensnennung liegt die Arbeit „Bayrle“ vor, die sich kreuzende Autobahnen zeigt, oder die Arbeit „Albers“, die auf dessen Siebdrucke der 1960er-Jahre Bezug nimmt. Interessan-terweise werden die Lego-Bilder auf den ersten Blick oft gar nicht als Bilder aus Lego-Steinen erkannt. Die Verwendung von Steinen mit glatten Oberflächen – ihnen fehlen die typischen Knöpfchen – führt dazu, dass die Präsentation im Rahmen mit Passepartout die gewohnte Assoziation an Kinderspielzeug unterdrückt. Dieser Blick ist ungewohnt. Ähnlich wie Duchamp durch Kontextver-schiebung die Frage nach dem Wesen des Kunstwerks bzw. des Kunstbegriffs gestellt hat, überrascht die Präsentation als Bild mit einer Nobilitierung des industriell gefertigten Materials, das vielfältig eingesetzt werden kann. Die mittlerweile verfügbaren

Farbvarianten der Lego-Steine lassen auch Farbabstufungen gut darstellen (vgl. Grosse bzw. Max [Weinberg]).

Einige der Wortplastiken existieren als Fotografien, in denen die Wörter leicht vergrößert wiedergegeben werden. Die Wörter ver-lieren ihren reliefartigen Charakter, werden noch plakativer und dadurch zum Teil auch provokanter. Der Betrachter assoziiert mit dem Material Lego immer noch eine gewisse Harmlosigkeit und eine Aura als Spielzeug. Dies verliert sich jedoch, wenn die Arbeiten ins Zweidimensionale ohne äußere Bezugspunkte trans-formiert werden. Die Objekte werden in neutraler Umgebung fo-tografiert und in Zentralperspektive dargestellt.

Die im vorliegenden Katalog abgebildeten Objekte sind im Jahr 2017 entstanden und sollen einen ersten Überblick über die Werk-gruppe der Künstlerwörter von EL EGO geben.

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Günther Uecker 8,5 x 21,4 x 1,5 cm Günther Uecker 13,3 x 28 x 3 cm

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Gerhard Richter 7 x 23,8 x 1,5 cm Gerhard Richter 25 x 25 cm

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Anselm Kiefer 11,7 x 25,7 x 19 cm David Hockney 5,7 x 22,3 x 5,5 cm

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Stefan Rohrer 8,5 x 41 x 6,3 cm Wolf Vostell 8 x 30,8 x 4,7 cm

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Erwin Wurm 8 x 6,5 x 3,1 cm Erwin Wurm 4,5 x 13,6 x 8 cm

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Martin Kippenberger 8,5 x 17,5 x 1,5 cm Jonathan Meese 8,5 x 19,9 x 1,5 cm

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Blinky Palermo 6,5 x 28,7 x 1,5 cm Barnett Newman 6 x 21,5 x 1,5 cm

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Thomas Schütte 7,9 x 23,8 x 6,4 cm Johannes Kriesche 10,2 x 23,8 x 8 cm

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Max Weinberg 7,3 x 12,6 x 1,5 cmKatharina Grosse 7,2 x 23,1 x 1,5 cm

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Werner Pokorny 12 x 33,3 x 1,5 cm Peter Brüning 15 x 33,8 x 1,5 cm

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Thomas Bayrle 19,1 x 19,1 x 1,9 cm Imi Knoebel 25,5 x 19 cm

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EL EGO zitiert bekannte Werke bzw. typische Handschrif-ten und Bild- sowie Formsprachen bekannter und aner-kannter Künstler. Alle Arbeiten sind aus handelsüblichen Lego-Steinen gefertigt. Teilweise existieren noch Farbvari-anten, die nicht im Katalog abgebildet sind. Auf Nachfrage sind einzelne Objekte als Bausatz erhältlich. Die Auflage beträgt 3 + 1 EA.

Von Erwin Wurm werden das Narrow House, ein kleiner LKW, der eine Mauer herunterzufahren scheint, und ein VW-Bus, der abgeknickt ist, umgesetzt. Das Lego-Wort zu Sigmar Polke nimmt Bezug auf die bekannte Arbeit Höhere Wesen befahlen: rechte obere Ecke schwarz malen! Von Günther Uecker diente die Arbeit Do it yourself als Vorlage für beide Objekte. Die bekannte Bildsprache von Georg Baselitz wird zitiert, indem das Lego-Wort auf dem Kopf steht. Bei Gerhard Richter wurde auf die Werkgruppe Strips und die Fenster im Kölner Dom Bezug genommen. Bei Anselm Kiefer diente das Flugzeug aus Blei als Vorla-ge. Bei David Hockney inspirierten dessen frühe Gemälde von Swimmingpools. Ein Rennwagen zeigt die Trajektori-en, die für das Werk von Stefan Rohrer typisch sind. Von Wolf Vostell ist die Arbeit Ruhender Verkehr zitiert worden. Die Arbeit Kippy nimmt Bezug auf das bekannte Gemälde

Ich kann beim besten Willen kein Hakenkreuz entdecken von Martin Kippenberger. Das Symbol tritt auch in Andeu-tungen in Werken von Jonathan Meese auf. Die Farben der Künstlerwörter Palermo, Max und Grosse orientieren sich an typischen Farbkombinationen von Blinky Paler-mo, Max Weinberg und Katharina Grosse. Von Barnett Newman wird die bekannte Leinwand Who‘s Afraid of Red, Yellow and Blue IV zitiert. Die Arbeit Schütte rekurriert auf Ferienhaus für Terroristen von Thomas Schütte. Ebenso architektonisch sind die Paraffinarbeiten der Tankstellen von Johannes Kriesche umgesetzt. Das Hausmotiv ist eine Grundkonstante im Werk von Werner Pokorny, ebenso das Symbol für Nadelwald im Spätwerk von Peter Brüning. Thomas Bayrle hat viel zum Thema Autobahn gearbeitet. Die Farbtafel zu Imi Knoebel ist an die Werkgruppe Grace Kelly angelehnt. Die Arbeit zu Josef Albers nimmt Bezug auf seine Farbfeldarbeiten.

Ein großer Dank geht an: Johannes Kriesche für die Kataloggestaltung und Beratung zum Layout, Jutta Ziegler M. A. für das Lektorat, die zitierten Künstler für ihre kunsthistorisch relevanten Arbeiten und Dr. Carsten D. Siebert für die Fotografien der Objekte.Josef Albers 25 x 25 cm

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