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Im Rahmen des geförderten Projekts Elena entwickeln kleine mittelständische Unternehmen aus Baden-Württemberg einen Elektroantrieb-Nachrüstsatz zur Hybridisierung konventioneller Lieferwagen. Die ATZ präsentiert als Beispiel die Umrüstung eines Mercedes-Benz Sprinter.
ELEkTRoANTRIEB-NAcHRüSTSäTZE füR koNvENTIoNELLE LIEfERWAgEN
Dipl.-ing. (FH) CHristian Wilk
ist Projektingenieur bei der Euro Engineering Ag
in Stuttgart.
Dipl.-ing. pHan-lam HuynH
ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim
forschungsinstitut für kraftfahrwesen und fahrzeugmotoren in
Stuttgart.
Dr.-ing. miCHael grimmist Bereichsleiter kraft-fahrzeugmechatronik/
Elektronik beim forschungsinstitut für
kraftfahrwesen und fahrzeugmotoren in
Stuttgart.
proF. Dr.-ing. Hans-CHristian reuss ist Leiter des Lehrstuhls
kraftfahrzeugmechatronik am Institut für
verbrennungsmotoren und kraftfahrwesen der
Universität Stuttgart.
AUToREN
ForsCHung ELEkTRoMoBILITäT
998
1 einleitung
Um das Ziel der Bundesregierung von einer Million Elektrofahrzeugen in Deutschland bis 2020 zu erreichen, fördert das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) die Elektromobilität in acht Modellregionen mit insgesamt 130 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II. Das Programm wird von der Nationalen Organisation Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologie (NOW GmbH) koordiniert.
Im Rahmen der Modellregion Elektromobilität Region Stuttgart haben sich zwölf Partner verbunden, um gemeinsam das Projekt Elena (ElektroantriebNachrüstsätze) zur Förderung der Elektromobilität zu starten. Ziel des Verbundprojekts ist die Entwicklung von ElektroantriebNachrüstsätzen für konventionelle Lieferwagen mit Dieselantrieb und der Aufbau eines Prototyps zur Erprobung und zu Demonstrationszwecken. Bei dem Projekt wurde ein ganzheitlicher Entwicklungsansatz verfolgt. Dieser umfasst neben der Entwicklung der reinen Nachrüstlösung auch den Aufbau von BatterieLadestationen und die Schulung und Ausrüstung von Werkstattpersonal.
Das Besondere bei diesem Projekt ist, dass es sich bei den Projektpartnern hauptsächlich um kleine mittelständische Unternehmen, unterstützt von Hochschulen und Forschungsinstituten aus BadenWürttemberg handelt. Die Projektpartner und deren Aufgaben im ElenaProjekt sind in ❶ dargestellt.
2 entWiCklungspHasen
In der ersten Projektphase musste zunächst ein Hybridisierungskonzept erarbeitet werden. Dazu wurden die derzeitig auf dem Markt befindlichen Konzepte und Ideen bei der Hybridisierung recherchiert und bewertet. Nach Analyse der möglichen Hybrid isierungskonzepte kristallisierten sich zwei Varianten als denkbare Lösungen für den ElektroantriebNachrüstsatz heraus: der serielle und der parallele Hybridantrieb. Um bei der Entscheidung zwischen den beiden favorisierten Varianten zu unterstützen, wurde ein Simulationsmodell erstellt, das wichtige Fahrzeugkenndaten wie Beschleunigung, Elastizität und Reichweite unter Berücksichtigung von Fahrprofil, Rekuperation und Boostbetrieb des Fahrzeugs für beide Hybridtechniken lieferte. Auch das Einsparpotenzial bezüglich Dieselkraftstoff und CO2Ausstoß konnte simulativ für beide Hybridvarianten und den damit möglichen Betriebsstrategien ermittelt und miteinander verglichen werden. Nach Betrachtung der Simulationsergebnisse und Bewertung der bekannten Vor und Nachteile der beiden Hybridtechniken fiel die Entscheidung zu Gunsten des Parallelhybridantriebs, ❷. Dieser hat den entscheidenden Vorteil, dass das ursprüngliche Fahrverhalten vollständig erhalten bleibt und zusätzlich rein elektrisches und somit emissionsfreies Fahren möglich ist. Das vom Modell simulierte Beschleunigungsverhalten des beladenen Lieferwagens mit einem Parallelhybridantrieb für die drei verfügbaren Fahrmodi ist in ❸ dargestellt. Für den weiteren Entwicklungsprozess spielte die Entscheidung für
den Parallelhybrid und den dadurch verfügbaren reinen Elektrobetrieb des Fahrzeugs vor allem bei der Modifizierung und Steuerung der Nebenaggregate eine wichtige Rolle. Diese müssen auch im rein elektrischen Fahrbetrieb vollständig zur Verfügung stehen.
1 EINLEItUNG
2 ENtWICKLUNGSPHASEN
3 GANZHEItLICHER ENtWICKLUNGSANSAtZ
4 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK
araDex agElektrischer Antrieb, konstruktion Motor
FraunHoFer ipa Produktionskonzept, folgemaßnahme, verwertungsplan, Projektmanagement
ForsCHungsinstitut Für kraFtFaHrWesen unD FaHrzeugmotoren stuttgart
Simulation fahrverhalten
HelDele gmbH Batterie-Ladestationen
Huber automotive ag fahrzeugsteuerung
ibz, HoCHsCHule esslingenSystemarchitektur, Pflichtenheft, Prüfplan, koordination der Integration
J. eberspäCHer gmbH & Co. kg Heizgeräte
kompetenznetzWerk meCHatronik bW e. v.
kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
lauer & Weiss gmbHMechanik-konstruktion gesamtsystem, kühlung für Batterie und elektrische Antriebe
telemotive ag kommunikationsschnittstellen
tüv süD automotive gmbH Sicherheitskonzept
Ws engineering gmbH Werkstattausrüstung, Schulung
❶ Die Elena-Partner und ihre Aufgaben
basisFaHrzeugMercedes Benz Sprinter 313 cDI
kastenwagen mit Hochdach
verbrennungsmotor
oM 651 DE 22 LA
Pnenn = 95 kW
Mmax = 305 Nm
nmax = 4200/min
elektromotor
Motortechnologie: asynchron
Art der kühlung: Wasserkühlung
Pnenn = 60 kW
Pkurzzeitüberlast = 120 kW
Mnenn = 227 Nm
Mmax, kurzzeitüberlast = 458 Nm
nmax = 5910/min
nmax, geschleppt = 8500/min
l = 395 mm
d = 268 mm
m = 100 kg
traktionsbatterie besteHenD aus 3 batteriepaCks
Q = 48 Ah
E = 17,4 kWh
Unenn = 360 v
Je batteriepaCk
l = 1080 mm
b = 145 mm
h = 200 mm
m = 43 kg
zWisCHengetriebe – über-setzungen HybriDstrategie
Hybridbetrieb: 1:1,423 (Elektromotor) 1:1 (verbrennungsmotor)
Rein elektrisch: 1:1,423
Rein verbrennungsmotorisch: 1:1
❷ Technische Daten
12I2011 113. Jahrgang 999
Zu Beginn des Entwicklungsprozesses wurde als erstes der transportermarkt nach geeigneten Fahrzeugen zum Umrüsten untersucht. Neben dem Interesse der Projektpartner, ein Fahrzeug aus deutscher Herstellung zu wählen, lagen die Kriterien zur Auswahl vor allem im Bereich der Stückzahl der verkauften Einheiten und der Eignung des Basisfahrzeugs, einen Nachrüstsatz integrieren zu können. So fiel die Wahl auf den Sprinter 313 von Mercedes Benz in der meistverkauften Version mit mittlerem Radstand und Dieselmotor mit einer Leistung von 95 kW.
Im nächsten Schritt mussten die bereits durchgeführten Simulationsuntersuchungen weiter verfeinert werden, um die benötigten technischen Eckdaten wie Drehmoment und Leistung sowie Batteriekapazität in Abhängigkeit des verfügbaren Bauraums festzulegen. So wurde die Dimensionierung des elektrischen Antriebs, vor allem im rein elektrischen Fahrbetrieb, in Bezug auf Steigfähigkeit, Geschwindigkeit und Reichweite durch ausgiebige Simulationen ermittelt. Dabei stand die Dimensionierung des elektri
schen Antriebs im Zielkonflikt mit dem verfügbaren Bauraum. Die Simulation wurde mit einem komplexen Modell in Matlab/Simulink durchgeführt, während die Dimensionierung der Komponenten aufgrund der in der Simulation errechneten Daten erfolgte und mit den nutzbaren Bauräumen in einem CADModell abgestimmt wurde. Dies hatte vor allem Einfluss auf die Dimensionierung des Elektromotors, da dieser an der Kardanwelle des Fahrzeugs mit Hilfe eines Zwischengetriebes angeflanscht werden sollte und der Bauraum begrenzt ist.
Neben dem elektrischen Antrieb, der speziell für den Nachrüstsatz entwickelt wurde, mussten noch eine Reihe weiterer Komponenten, die für den elektrischen Fahrbetrieb erforderlich sind, zusätzlich im Fahrzeug integriert werden. Bei diesen Bauteilen handelt es sich sowohl um neu entwickelte als auch auf dem Markt erhältliche Komponenten. Der Asynchronmotor wird durch einen Wechselrichter angesteuert. Beide sind exakt aufeinander abgestimmt und bilden so ein kompaktes und effizientes System. Das gesamte elektrische Antriebssystem wurde vor dem Einbau in das Fahrzeug auf dem Prüfstand ausgiebig getestet und optimiert. Der wassergekühlte Elektromotor verfügt über eine Dauerleistung von 60 kW und ein Drehmoment von 227 Nm. Die Spitzenleistung beträgt 120 kW bei einem Spitzendrehmoment von kurzzeitig bis zu 458 Nm. Der Elektromotor wiegt inklusive Gehäuse knapp 100 kg. Um die Leistung über die Kardanwelle auf die Hinterachse zu übertragen, wird ein zusätzliches Zwischengetriebe benötigt. Da die Entwicklung eines neuen Getriebes den zeitlichen und finanziellen Rahmen des Projekts gesprengt hätte, wurde nach einer schnelleren und günstigeren Lösung gesucht. Hier wurde nach ausgiebiger Recherche ein Verteilergetriebe aus einem Fahrzeug mit Allradantrieb gefunden, welches sich nach Kontaktaufnahme mit dem Getriebehersteller als mögliche Lösung herausstellte. Die zweiteilige Kardanwelle wurde durch eine dreiteilige ersetzt und der Elektromotor mit Hilfe des Zwischengetriebes mit der Kardanwelle verbunden. Das eingebaute Zwischengetriebe mit zwei internen Kupplungen ermöglicht eine Zuschaltung des Elektromotors zum Verbrennungsmotor, sowie die trennung des Verbrennungsmotors von der Hinterachse, ❹. So sind drei mögliche Fahrzustände schaltbar: der
❸ Beschleunigungsverhalten bei beladenem fahrzeug
❹ Schematische Darstellung Zwischengetriebe
ForsCHung ELEkTRoMoBILITäT
1000
rein verbrennungsmotorische Antrieb, der rein elektromotorische Antrieb und die Kombination beider Antriebsquellen.
Um den elektrischen Antrieb aus Elektromotor und Wechselrichter, das Zwischengetriebe und die traktionsbatterien unter dem Fahrzeug anzubringen, wurden spezielle Halter und Rahmen konstruiert, ❺. Diese müssen zum einen die Kräfte abstützen und die Komponenten gegen Schläge schützen, aber auch die Möglichkeit der Nachrüstung an das Basisfahrzeug muss gewährleistet sein. Bei der Auslegung dieser Halter und Rahmen wurden Festigkeitsuntersuchungen durchgeführt. Dabei wurden verschiedene Betriebslastfälle in FiniteElementeModellen simuliert.
Für die Kühlung der Antriebskomponenten wurde ein zweiter Kühlkreislauf mit eigenem Kühler installiert, der durch zusätzlich integrierte elektrische Wasserpumpen die Wärmeabfuhr beim rein elektrischen Fahren und im Hybridbetrieb regelt. Dabei wurden zur thermischen Absicherung und zur Auslegung des Kühlkreislaufes der elektrischen Komponenten Strömungssimulati onen durchgeführt.
Aufgrund der ausführlichen Bauraumuntersuchung zu Beginn des Projekts war es möglich den Nachrüstsatz ohne größere Veränderungen des Basisfahrzeugs zu integrieren. So musste lediglich die Abgasanlage versetzt und die Kardanwelle getauscht werden, ❻. Dank des guten Packaging im Unterboden steht der komplette Laderaum weiterhin zur Verfügung.
Neben den Komponenten des Antriebs wurden weitere Komponenten benötigt, um rein elektrisches Fahren zu ermöglichen, ohne Einbußen in Bezug auf Fahrverhalten und Komfort zu verursa
❺ Motor-/getriebeeinheit und Befestigungen
❻ komponenten im Unterboden des Elena-fahrzeugs:1 getriebe 2 Elektromotor 3 verlegte Abgasanlage 4 kardanwelle 5 Wechselrichter 6 Hv-Anschlussbox Ladegeräte 7 Traktionsbatterie
Contact John AldridgeTel: +44 (0) 1189 886823Email: [email protected]
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12I2011 113. Jahrgang 1001
chen. So wurde eine Zusatzheizung installiert, um während des elektrischen Fahrbetriebs den Komfort für den Fahrer aufrecht zu erhalten. Die Heizung besteht aus einem Heizmodul, welches mit Ethanol befeuert wird, einem kleinen Ethanoltank und der dazugehörigen Regelelektronik. Die erwärmte Luft wird über das bestehende Gebläse in den Fahrzeuginnenraum geführt, wobei der Fahrer die gewünschte temperatur bequem vom Cockpit aus über ein zusätzlich eingebautes Heizungsbedienelement regeln kann. Als weitere Peripheriekomponente wurde eine elektrische Lenkhilfepumpe installiert, die im elektrischen Fahrbetrieb für die Unterstützung des Fahrers beim Lenken sorgt. Hier wurde ein auf dem Markt befindliches Serienteil verwendet, welches für die Anforderungen in diesem speziellen Fall angepasst wurde.
Neben dem zusätzlichen Niedervoltkabelbaum, der die zusätzlichen Niedervoltkomponenten verbindet, wurde ein Hochvoltkabelbaum installiert. Dieser verbindet alle Hochvoltkomponenten bestehend aus Elektromotor, Wechselrichter, traktionsbatterie, HVAnschlussbox, DC/DCWandler und Ladegerät. Die traktionsbatterie besteht aus drei Modulen, die am Unterboden des Fahrzeugs angebracht sind. Die Nennspannung der Batterie liegt bei 360 V. Die Kapazität der Batterie beträgt circa 17 kWh bei einem Gewicht von circa 130 kg. Damit ist eine Reichweite von circa 50 km im rein elektrischen Fahrbetrieb möglich. Das Ladegerät wurde im Cockpit unter der Beifahrersitzbank untergebracht und ermöglicht das Laden sowohl einphasig an 220 V als auch an dreiphasigen Ladestationen.
Für die Regelung des gesamten Systems wurde ein spezielles Steuergerät entwickelt, welches die Kommunikation zwischen den nachgerüsteten Komponenten übernimmt. Des Weiteren liest es alle im Originalsteuergerät gesendeten Daten aus und verarbeitet diese mit. Dies ist insbesondere für sicherheitsrelevante Funktionen wie ESP und ABS notwendig, damit diese auch im rein elektrischen Fahrbetrieb zur Verfügung stehen. Außerdem überwacht das zusätzliche Steuergerät die Funktionsfähigkeit der Komponen
ten des Nachrüstsatzes, ❼. Das entwickelte Steuergerät wurde vor dem Einbau in das ElenaFahrzeug im Simulationsmodell ohne Sicherheitsrisiko auf Funktionsfähigkeit und sicherheit getestet, verifiziert und validiert. Für den Fahrer bleibt dieser Regelungsaufwand jedoch unbemerkt. Er hat als einzige Schnittstelle das neu entwickelte HMIDisplay mit touchscreen, ❽, mit dem er die Betriebsmodi auswählen kann und über relevante Daten wie Ladezustand informiert wird.
Neben den bereits vorhandenen konventionellen Gas und Bremspedalen wurde noch eine Art Retarderschalter am Cockpit installiert, über den der Fahrer die Möglichkeit hat, die Stärke der Rekuperation des elektrischen Antriebs in mehreren Stufen einzustellen, ❾. Hiermit hat der Fahrer im Hybridbetrieb auch die Möglichkeit, die traktionsbatterie während der Fahrt zu laden. Es ist immer der Fahrer, der entscheiden kann, in welchem Betriebsmodus er fahren will. Er wird nicht von einer elektronischen Regelung bevormundet. So ist auf langen Strecken ein rein verbrennungs
❼ Systemarchitektur Steuergerät
❽ HMI-Display
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motorisches Fahren mit dem Dieselmotor in einem sehr guten Wirkungsgradbereich möglich, ohne den elektrischen Antrieb mitzuschleppen, da dieser vollständig entkoppelt ist. Ist die traktionsbatterie allerdings entladen, kann er durch Einkoppeln des elektrischen Antriebs die Batterie laden, indem der Elektromotor als Generator genutzt wird. So bleibt der Fahrer unabhängig und ist nicht an eine Ladesäule gebunden. Kommt er jedoch in hügeliges Gelände oder will sportlicher fahren, kann der Fahrer im Hybridmodus die Leistung beider Antriebssysteme voll ausschöpfen. In Umweltzonen oder Hallen hat der Fahrer wiederum die Möglichkeit, rein elektrisch und somit völlig emissionsfrei zu fahren. Dies ist bis zu einer elektronisch abgeregelten Geschwindigkeit von circa 90 km/h möglich. Hier kann der Fahrer auch mit Hilfe seines Lenkstockschalters die Bremskraft regeln. Er schont dadurch seine konventionelle Bremse und hat weniger Verschleiß. Da sowohl der Verbrennungsmotor als auch der Elektromotor ihre Kräfte über die Hinterachse auf die Straße bringen, bleibt die ursprüngliche Fahrdynamik des Heckantriebs in allen drei Fahrmodi erhalten.
3 ganzHeitliCHer entWiCklungsansatz
Wesentliche Bestandteile für den erfolgreichen Entwicklungsprozess innerhalb von 18 Monaten waren die Erstellung umfangreicher Lastenhefte mit den Spezifikationen der einzelnen Komponenten und den Schnittstellen zwischen diesen Komponenten sowie die sehr gute Abstimmung zwischen den beteiligten Projektpartnern.
Das Projekt beinhaltete neben der Entwicklung der reinen Nachrüstlösung auch weitere wichtige themengebiete der Elektromobilität. So wurde eine BatterieLadestation aufgebaut und die Kommunikation der Ladesäule mit dem Fahrzeug sichergestellt. So ist ein dreiphasiges Laden des ElenaFahrzeugs mit der Ladesäule möglich. Es wurden Methoden und Schulungsunterlagen konzipiert, mit denen KfzWerkstätten hinsichtlich Qualität, Wirtschaftlichkeit und Arbeitssicherheit für die Elektrifizierung von Fahrzeugen geschult werden können. Zudem wurden auch entsprechend notwendige Werkzeuge und Vorrichtungen für den Einbau der ElektroantriebNachrüstsätze entwickelt und den Werkstätten
bereitgestellt. Beim Umbau des Prototyps wurde jeder Schritt in einer Montageanleitung dokumentiert.
Um die Sicherheit des entwickelten Nachrüstsatzes zu gewährleisten, wurde das Projekt stets unter Berücksichtigung der aktuellsten Normen und Standards durchgeführt. Dazu gehörte die Erstellung eines integralen Sicherheitskonzepts. Dies beinhaltete die Durchführung einer umfangreichen Gefahren und Risikoanalyse für alle drei verfügbaren Fahrmodi, eine Systemanalyse auf Basis der Lastenhefte und die funktionale und elektrische Sicherheit des Nachrüstsatzes. Alle im ursprünglichen Fahrzeug vorhandenen Sicherheitssysteme stehen in allen drei Fahrmodi uneingeschränkt zur Verfügung und gewährleisten damit auch nach dem Umbau eine hohe Sicherheit.
Der Einbau der entwickelten Komponenten in das ElenaFahrzeug ist ohne Probleme erfolgt und die ersten Fahrversuche sind erfolgreich durchgeführt worden. Im nächsten Schritt wird das Fahrzeug ausführlich nach Prüfplan untersucht und anschließend eine Einzelzulassung durchgeführt.
4 zusammenFassung unD ausbliCk
Im Rahmen der Modellregion Elektromobilität Region Stuttgart haben zwölf Partner einen ElektroantriebNachrüstsatz für konventionelle Lieferwagen mit Dieselmotor entwickelt und damit ein Demonstrationsfahrzeug ausgerüstet. Der aufgebaute und fahrbereite Prototyp kann rein verbrennungsmotorisch, rein elektrisch und im Hybridmodus betrieben werden. Die Auswahl des Fahrbetriebs erfolgt durch den Fahrer über einen HMItouchscreen, der ihm alle wichtigen Informationen zu Batteriestatus, Rekuperation und Boostverfügbarkeit anzeigen kann. Der große Vorteil dieses Hybridkonzepts besteht in der Möglichkeit, das Fahrzeug wie im ursprünglichen Zustand ohne Einschränkungen auf der Autobahn rein verbrennungsmotorisch betreiben zu können. Im Innenstadtbereich ist rein elektrisches Fahren oder der Hybridbetrieb möglich. Das Fahrzeug bietet mit der elektromotorischen Rekuperationsbremse auch die Möglichkeit, während der Fahrt die Batterie zu laden. Dazu wurde im Fahrerhaus ein Rekuperationshebel mit mehreren Stufen zusätzlich integriert. Neben der Entwicklung des reinen ElektroantriebNachrüstsatzes und dem Aufbau eines Demonstrationsfahrzeugs wurde eine BatterieLadesäule, die ein dreiphasiges Laden ermöglicht, aufgebaut sowie Schulungs und Ausrüstungsmaterial für die KfzWerkstätten entwickelt und bereitgestellt.
In der nächsten Projektphase sollen weitere Fahrzeuge mit dem Nachrüstsatz ausgerüstet und im realen Einsatz getestet werden, um die Alltagstauglichkeit des Nachrüstsatzes zu demonstrieren. Langfristig wird eine Kleinserienzulassung für den ElektroantriebNachrüstsatz angestrebt.
❾ cockpit1 Rekuperationshebel 2 HMI-Touchscreen 3 Heizungsbedienelement
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