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Elemente der Politik Herausgegeben von H.-G. Ehrhart, Hamburg B. Frevel, Münster K. Schubert, Münster S. S. Schüttemeyer, Halle-Wittenberg

Elemente der Politik - Springer978-3-658-02479-6/1.pdfDie ELEMENTE DER POLITIK sind eine politikwissenschaftliche Lehr-buchreihe. Ausgewiesene Experten und Expertinnen informieren

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Elemente der Politik

Herausgegeben vonH.-G. Ehrhart, HamburgB. Frevel, MünsterK. Schubert, MünsterS. S. Schüttemeyer, Halle-Wittenberg

Die ELEMENTE DER POLITIK sind eine politikwissenschaftliche Lehr-buchreihe. Ausgewiesene Experten und Expertinnen informieren über wichtige Themen und Grundbegriffe der Politikwissenschaft und stellen sie auf knappem Raum fundiert und verständlich dar. Die einzelnen Titel der ELEMENTE die-nen somit Studierenden und Lehrenden der Politikwissenschaft und benachbar-ter Fächer als Einführung und erste Orientierung zum Gebrauch in Seminaren und Vorlesungen, bieten aber auch politisch Interessierten einen soliden Über-blick zum Thema.

Herausgegeben vonHans-Georg EhrhartInstitut für Friedensforschungund Sicherheitspolitik an derUniversität Hamburg, IFSH

Bernhard FrevelFachhochschule für öffentlicheVerwaltung NRW, Münster

Klaus SchubertInstitut für Politikwissenschaft,Westfälische Wilhelms-UniversitätMünster

Suzanne S. SchüttemeyerInstitut für Politikwissenschaft,Martin-Luther-UniversitätHalle-Wittenberg

Robert Kaiser

Qualitative Experten­interviewsKonzeptionelle Grundlagen und

praktische Durchführung

ISBN 978-3-658-02478-9 ISBN 978-3-658-02479-6 (e-Book)DOI 10.1007/978-3-658-02479-6

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Springer VS© Springer Fachmedien Wiesbaden 2014Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.

Lektorat: Jan Treibel, Stefanie Loyal

Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier

Springer VS ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Mediawww.springer-vs.de

Robert KaiserUniversität SiegenSiegen, Deutschland

Vorwort

Das Interesse von Studierenden der Politikwissenschaft an quali-tativen Experteninterviews hat in den vergangenen Jahren ohne Zweifel zugenommen. Vor allem für Bachelor- und Masterarbei-ten wird diese Methode der Datenerhebung zunehmend in Be-tracht gezogen. Dies ist für eine immer stärker empirisch-ana-lytisch ausgerichtete sozialwissenschaftliche Disziplin ein grund-sätzlich erfreulicher Trend, vor allem weil die Qualität entspre-chender Abschlussarbeiten durch diese Form der empirischen Eigenleistung in der Regel steigt. Gleichzeitig stellt man aber ge-legentlich auch mit Verwunderung fest, dass sich die studentische Motivation zur Durchführung von qualitativen Interviews durch die Annahme begründet, Experteninterviews könnten als metho-discher Zugang die als viel aufwendiger betrachtete Analyse von Sekundärdaten jeder Art oder gar die Auseinandersetzung mit der relevanten Forschungsliteratur zumindest teilweise ersetzen.

Dem ist aus zwei Gründen nicht so. Erstens werden qualitative Experteninterviews in der Mehrzahl der sozialwissenschaftlichen Analysen aus sehr guten Gründen als ein spezifischer Zugang im Rahmen eines methodenpluralistischen Ansatzes durchgeführt, weil das Experteninterview – wie jedes andere Analyseverfahren auch – Potentiale und Begrenzungen besitzt. Deshalb besteht auch die Notwendigkeit, sehr genau zu begründen, für welchen Teil der Analyse, bzw. für welchen Aspekt der Fragestellung, solche Experteninterviews in Erwägung gezogen werden. Und

VI Qualitative Experteninterviews

zweitens muss man der Wahrnehmung deutlich widersprechen, die Planung, Durchführung und Auswertung von Experteninter-views sei eine nicht so voraussetzungsvolle Art der empirischen Analyse.

Diese Einschätzung mag sich deshalb herausgebildet haben, weil es für qualitative Experteninterviews, im Gegensatz etwa zur quantitativen Umfrageforschung, keine standardisierten Verfah-ren gibt. Es mag auch eine Rolle spielen, dass die Befragung von Experten in der universitären Methodenausbildung noch immer ein Schattendasein führt. Und richtig ist sicher auch, dass die Art und Weise des Einsatzes von Experteninterviews derart kon-textspezifischen Bedingungen unterliegt, dass die Etablierung allgemein anerkannter Regeln auch zukünftig nicht zu erwarten steht. Dies alles darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es über Experteninterviews in der empirischen Forschung eine mehr als zwei Jahrzehnte andauernde recht intensive Metho-dendiskussion gibt, die trotz aller unterschiedlicher Positionen und Vorschläge sicher in einem Punkt Konsens erzielt hat: die Planung und Durchführung von Experteninterviews ist auf der einen Seite ein vielversprechender Zugang in der Feldforschung. Auf der anderen Seite muss aber auch deutlich gesagt werden, dass es für solche Experteninterviews zumindest eine Reihe von Gütekriterien gibt, auf deren Beachtung bestanden werden muss.

Vor diesem Hintergrund besteht die Zielsetzung dieses Lehr-buchs darin, in kompakter und systematischer Form in die the-oretischen und methodologischen Grundlagen, vor allem aber in die Praxis der Interviewvorbereitung und Durchführung so-wie in die Methoden der Datenauswertung und Interpretation einzuführen. Dabei soll ein klarer Fokus gelegt werden auf den analytischen Nutzen und die typischen Probleme von Experten-interviews. Es soll den Studierenden, die selbst solche Interviews durchführen möchten, als begleitendes Kompendium über alle Hürden, die mit diesem Verfahren im Forschungsprozess verbun-den sind, hinweghelfen.

Vorwort VII

Dieser Fokus auf die Konzeption und Anwendung von Exper-teninterviews in der Praxis führt naturgemäß dazu, dass einzelne zentrale Aspekte der konzeptionellen Fundierung der Experten-befragung hier nicht in der grundsätzlich angemessenen Tiefe durchdrungen werden können. Dieser Mangel ist aber insofern zu verschmerzen, als in den vergangenen Jahren eine Reihe ein-schlägiger Werke vorgelegt worden sind, die vor allem diesen As-pekt ausführlich beleuchten. Hingewiesen sei an dieser Stelle nur auf einige Beiträge.

Der Sammelband von Bogner et  al. (2005; dritte Auflage 2009) widmet sich in einem ersten Teil umfassend den konzep-tionellen Grundlagen von Expertenbefragungen und bietet im weiteren Verlauf vor allem eine Reihe von Praxisberichten über den Einsatz von Experteninterviews in unterschiedlichen For-schungskontexten und mit verschiedenen Akteurstypen. Das Verdienst des Buches von Gläser und Laudel (2010) besteht dar-in, dass die einführenden wissenschaftstheoretischen und metho-dischen Überlegungen konsequent auf einen nachfolgenden Teil mit stärkerer Praxisorientierung bezogen werden, wobei der Band aber aufgrund seines Umfangs und der Detaildichte nur einge-schränkt als Kompendium im Forschungsprozess dienen kann. Der Beitrag von Froschauer und Luger (2003) hat seine Stärken sicherlich in der Diskussion und den praktischen Hinweisen zu den Methoden der Auswertung und Interpretation von qualita-tiven Befragungen. Er befasst sich jedoch nicht speziell mit dem Typus des Experteninterviews. Die Darstellung von Helfferich (2009) bietet insbesondere wichtige Hinweise zur Interaktion zwischen Forscher und Befragten in der konkreten Interviewsi-tuation. Allerdings befasst sich auch dieses Buch nicht speziell mit dem Typus der Expertenbefragung. Der Band von Mayer (2009) richtet sich vornehmlich an Leser, die an quantitativen Befragungstechniken interessiert sind, bietet aber darüber hin-aus eine lesenswerte, wenn auch kurze, Einführung in qualitative Leitfadeninterviews. Diese Werke sind allesamt für fortgeschrit-

tene Studierende empfehlenswert, wenngleich sie keine primär politikwissenschaftliche Perspektive haben. Auf weitere wissen-schaftliche Beiträge zu Einzelaspekten der Expertenbefragung wird im Verlauf der Darstellung verwiesen.

Robert Kaiser Ascea (SA), Italien, März 2014

VIII Qualitative Experteninterviews

Inhalt

Vorwort � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � V

1 Einleitung � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 1

2 Konzeptionelle und methodologische Grundlagen qualitativer Experteninterviews � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 21

2�1 Experteninterviews in der qualitativen Politikforschung � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 23

2�2 Anwendungsfelder qualitativer Experteninterviews in der Politikforschung � � � � � 28

2�3 Die Rolle des Experten � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 352�4 Die Bedeutung unterschiedlicher

Arten von Wissen � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 412�5 Ethische Aspekte der Expertenbefragung � � � � � � � 46

3 Die Planung und Durchführung qualitativer Experteninterviews � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 51

3�1 Der Interviewleitfaden: die „Übersetzung“ der Forschungsfrage(n) in Interviewfragen � � � � � � � � � 52

3�2 Der Pre-Test des Fragebogens � � � � � � � � � � � � � � � � � 693�3 Die Auswahl und Kontaktierung

der Interviewpartner � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 703�4 Die Durchführung von Experteninterviews � � � � � � 793�5 Die Protokollierung der Interviewsituation � � � � � � 86

X Qualitative Experteninterviews

4 Die Ergebnisse qualitativer Experteninterviews: Auswertung und Interpretation � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 89

4�1 Die Sicherung der Ergebnisse: Transkription oder Gedächtnisprotokoll � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 93

4�2 Die Kodierung des Textmaterials � � � � � � � � � � � � � � 994�3 Die Zusammenführung von Interviews und die

Identifikation der Kernaussagen � � � � � � � � � � � � � � 1054�4 Erweiterung der Datenbasis � � � � � � � � � � � � � � � � � � 1104�5 Theoriegeleitete Analyse und Interpretation � � � � 114

5 Reflektion: Häufige Probleme und Lösungsansätze � � � � 125

5�1 Die unzureichende Begründung der Durchführung von Experteninterviews � � � � � � � � � 126

5�2 Der Mangel an Reflexion über die Art des Wissens, die durch Experteninterviews gewonnen werden soll � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 128

5�3 Die Auswahl der „falschen“ Interviewpartner und das Scheitern bei der Akquise der „richtigen“ Interviewpartner � � � � � � � � � � � � � � � � � 132

5�4 Der suboptimale Ertrag aus Experteninterviews � � � 1365�5 Das Fehlen einer theoriegeleiteten Analyse

und die Überbewertung von Interviewdaten � � � � 144

6 Kommentierte Literaturauswahl � � � � � � � � � � � � � � � � � � 147

Literatur � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 151

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1.1 Organisationen, Institutionen und Interaktionen in einem Nationalen Innovationssystem � � � � � � � � 14

Abb. 1.2 Institutionen und Interaktionsformen in der bilateralen deutsch-französischen Regierungskoordination � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 17

Abb. 3.1 Konzeptionelle und instrumentelle Operationalisierung � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 57

Abb. 3.2 Von der Forschungsfrage zu den Analysedimensionen � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 58

Abb. 3.3 Von den Analysedimensionen zu Fragenkomplexen � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 59

Abb. 3.4 Vom Fragenkomplex zur Interviewfrage � � � � � � � 60Abb. 3.5 Operationalisierung der Analysedimension

„nationale Präferenzen“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 63Abb. 3.6 Beispiel eines Protokollbogens für

Experteninterviews � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 88Abb. 4.1 Transkription und Paraphrase im Vergleich � � � � � 97Abb. 4.2 Die kategoriale Kodierung von Interviewtexten � � � 104Abb. 4.3 Die Zusammenführung themengleicher

Textpassagen innerhalb eines Interviews � � � � � � � 107Abb. 4.4 Die kategoriale Zusammenführung der

Interviews � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 109Abb. 4.5 Die Identifikation von Kernaussagen� � � � � � � � � � � 110Abb. 4.6 Die Erweiterung der Datenbasis � � � � � � � � � � � � � � 113Abb. 4.7 Die Fortentwicklung der Analysekategorien � � � � 117Abb. 4.8 Operationalisierung der Analysedimension

„Akteursinteraktionen“ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 121Abb. 5.1 Idealtypischer Prozess einer Expertenbefragung � � � 137

Tabellenverzeichnis

Tab. 1.1 Qualitative Interviewformate im Vergleich � � � � � � � 3Tab. 1.2 Merkmale der Expertenbefragung in zwei

vergleichenden Analysen � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 19Tab. 3.1 Unterschiedliche Fragetypen im

Experteninterview � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 68