Musik bereichert.KONZERTHAUS DORTMUNDPHILHARMONIE FÜR WESTFALEN

So klingt nur Dortmund.

Elias String Quartet Sonntag, 06.10.2013 · 18.00 Uhr

Elias string QuartEt

sara Bitlloch ViolinE

DonalD grant ViolinE

Martin saVing Viola

MariE Bitlloch VioloncEllo

abo: solisten iV – Zyklus streichquartett

in unserem haus hören sie auf allen Plätzen gleich gut – leider auch husten, niesen und handy-klingeln. Ebenfalls aus rücksicht auf die Künstler bitten wir sie, von Bild- und tonaufnahmen

während der Vorstellung abzusehen. Wir danken für ihr Verständnis!

2,50 E

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PrograMM

luDWig Van BEEthoVEn (1770 – 1827)streichquartett nr. 4 c-moll op. 18 nr. 4 (1799)

allegro ma non tantoscherzo. andante scherzoso quasi allegrettoMenuetto. allegretto – trioallegro – Prestissimo

JosEPh hayDn (1732 – 1809)streichquartett Es-Dur hob. iii:64 (1790)

allegroandanteMenuetto. allegretto – trioFinale. Presto

– Pause ca. 18.45 uhr –

luDWig Van BEEthoVEn streichquartett nr. 8 e-moll op. 59 nr. 2 (1806)

allegroMolto adagio. si tratta questo pezzo con molto di sentimentoallegretto – Maggiore. thème russeFinale. Presto

– Ende ca. 19.50 uhr –

ludwig van Beethoven

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EinE rEisE Mit BEEthoVEnDas BEEthoVEn ProJEct DEs Elias string QuartEt

Beethovens 17 streichquartette gehören für jedes Quartett zu den höhepunkten des repertoires, ein vollständiger Zyklus ist ein glanzstück der gemeinsamen arbeit. Von den frühen Quartetten des aufstrebenden jungen Wiener Klassikers bis hin zu den spätwerken, die den rahmen alles bisher gehörten sprengten, erstrecken sich die Quartette wie eine klingende Biografie ihres schöpfers.

unterschiedliche lebenssituationen und -phasen spiegeln sich in den streichquartetten wider. sich diesen Kosmos zu erschließen, ist eine herausforderung, der sich viele Ensembles von rang stellen und deren Ergebnisse in zahlreichen Konzertreihen und aufnahmen erklingen. ins-besondere die Einspielungen bedeuten einen Meilenstein in der historie jedes Quartetts, sind sie doch bleibendes Manifest einer auffassung, die nie für alle Zeit feststeht. Für jeden inter-preten bildet die interpretation immer eine subjektive aussage, die an ihre Zeit gebunden ist, an eine bestimmte lebensphase oder -situation mit all ihren Eigenheiten. glücklich die Quartette, die mehrmals die gelegenheit haben, ein so großes Projekt zu stemmen.

auch das Elias string Quartet aus london reiht sich ein unter die Beethoven-gesamtinterpreten, und es tut dies unter ganz neuen und sehr zeitgemäßen Bedingungen: Die vier Musiker nehmen sich vier Jahre Zeit, von 2011 bis 2015, um sich mit allen Quartetten vertraut zu machen, sie an verschiedenen orten und in verschiedenen Kombinationen und Kontexten zu spielen. Von einer Einspielung ist vorerst keine rede, stattdessen wird der Kennenlernprozess begleitet von einer ausführlichen Dokumentation im internet, zu finden unter www.thebeethovenproject.com. hier finden sich nicht nur aufnahmen aus den Konzerten des Quartetts, sondern auch gedanken der Musiker selbst, interviews mit oder Beiträge von namhaften Beethoven-Forschern, anderen Musikern oder auch stimmen aus dem Publikum. Eine station der reise mit Beethoven liegt nun in Dortmund.

sturM unD DrangluDWig Van BEEthoVEn strEichQuartEtt nr. 4 c-Moll oP. 18 nr. 4

Fürst Franz Joseph Maximilian von lobkowitz vergab 1798/99 zwei aufträge zur Komposition von je sechs streichquartetten an haydn und den jungen ludwig van Beethoven. Der kunst-sinnige Fürst lobkowitz war einer der wichtigsten Förderer Beethovens und gestand diesem neben dem Kompositionsauftrag auch eine lebenslange leibrente zu (die er allerdings wegen finanzieller Engpässe dann doch nicht durchgängig zahlen konnte).

WErKE

Während haydn in seinem hohen alter den auftrag nicht mehr vollständig ausführte und nur zögerlich zwei Quartette lieferte, stellte Beethoven seine sechs Quartette op. 18 bereits im Früh-sommer des Jahres 1800 fertig, wonach allerdings die Drucklegung nur unter einigen schwie-rigkeiten erfolgte. trotzdem wurden die Quartette, besonders durch baldige aufführungen des schuppanzigh-Quartetts, schnell bekannt. später schätzte Beethoven seine frühen Werke nicht sehr hoch, insbesondere den Erfolg des c-moll-Quartetts op. 18 nr. 4 quittierte er abfällig: »Das ist ein rechter Dreck! gut für das scheißpublikum!«

Das rüde urteil über Werk und Publikum mag dem eigensinnigen Komponisten nachgesehen werden, teilen wird es allerdings in dieser schärfe kaum jemand. sicherlich war Beethoven in seinen frühen Quartetten noch stärker auf der suche nach seinem persönlichen ausdruck in einer relativ neuen gattung, die durch die übergroßen Vorbilder haydn und Mozart geprägt war. unter den sechs Quartetten sollte eines in Moll stehen; diese rolle kam dem c-moll-Quartett zu. Wurde c-moll bei Beethoven später deutlich die tonart für das Pathetische, so war diese

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Joseph haydn

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Eigenschaft in dem frühen Quartett erst in ansätzen zu erkennen. Bemerkenswert vor allem aber ist im c-moll-Quartett Beethovens Experimentieren mit der Form, das besonders im zwei-ten satz offensichtlich wird: statt des erwarteten langsamen satzes setzt der Komponist ein Dur-scherzoso ein, in dem er wiederum geschickt eine sonatensatzform verbirgt. Davon abge- sehen, erfüllt Beethoven in den anderen sätzen die Erwartungen an ein zeitgemäßes streich-quartett – freilich in seiner eigenen und unverwechselbaren musikalischen sprache.

WEgBErEitEr EinEr nEuEn gattungJosEPh hayDn strEichQuartEtt Es-Dur hoB. iii:64

auch wenn luigi Boccherini ebenfalls streichquartette komponiert hat, wird doch allgemein Joseph haydn das Verdienst der »Erfindung« dieser gattung zugeschrieben. Er hat nicht nur die Besetzung, sondern auch die Form standardisiert, die seither aus vier sätzen bestand: 1. schneller sonatensatz – 2. langsamer satz – 3. Menuett oder scherzo – 4. schnelles Finale in sonatensatz- oder rondoform.

Während seiner langen Zeit am hofe des Fürsten Eszterházy in Eisenstadt lebte haydn zwar in einer äußerst komfortablen anstellung, war aber doch im »Eszterházy’schen Feenreich« weitgehend von der musikalischen Welt isoliert und hatte ausreichend gelegenheit zum musi- kalischen Experimentieren: »ich war von der Welt abgesondert, niemand in der nähe konnte mich an mir selbst irremachen und quälen, und so musste ich original werden.« in dieser atmo-sphäre schuf haydn seine ersten streichquartette, die im gepflegten ambiente gebildet-adliger Kreise zu hause waren. allmählich jedoch ging seine Zeit dort zu Ende und haydn stellte sich darauf ein, verstärkt am Musikleben seiner Zeit teilzuhaben und seine großen reisen nach london anzutreten.

im Zuge dieser Entwicklungen, um 1790, veränderten sich auch seine streichquartettkompo-sitionen. sie waren nun verstärkt auf die aufführung in größeren Konzerten hin komponiert und nahmen größere und virtuosere gestalt an. Widmungsträger der sechs Quartette hob. iii:63 – 68 war dementsprechend kein adliger gönner, sondern der geschäftsmann Johann tost. Dieser war nicht nur ein ausgezeichneter geiger, was sich in der herausragenden stellung der Ersten geige der Quartette widerspiegelt, sondern auch ein geschickter Vermittler von haydns Werken.

Vor allem die aufführungen auf haydns Englandreisen waren von großem Erfolg gekrönt und sicherten den Quartetten bald eine weite Verbreitung. Die reichen Modulationen und vor allem die intensive kontrapunktische arbeit im Es-Dur-Quartett sind herausragend – und dürften auch dem jungen Beethoven nicht entgangen sein.

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ausDrücKE EinEs EigEnsinnigEn luDWig Van BEEthoVEn strEichQuartEtt nr. 8 E-Moll oP. 59 nr. 2

nur zwei Jahre nach der Komposition seiner frühen Quartette begab Beethoven sich auf seinen berühmten »neuen Weg«, der ihn mehr und mehr vom Musikgeschmack seiner Zeit entfernte. Ein wesentliches Ergebnis dieser Wendung zum subjektiven waren die drei »rasumowsky-Quartette« op. 59, vom gleichnamigen Fürsten in auftrag gegeben und diesem gewidmet. Bis 1806 wurden die drei Quartette in F-Dur, e-moll und c-Dur fertiggestellt, die vom Publikum der Zeit als unerhörte Zumutung, gar als »Flickwerk eines Wahnsinnigen« empfunden wurden – für heutige ohren schwer nachvollziehbar.

»auch ziehen drey neue, sehr lange und schwierige Beethoven’sche Violinquartetten, dem russischen Botschafter grafen rasumowsky zugeeignet, die aufmerksamkeit aller Kenner an sich. sie sind tief gedacht und trefflich gearbeitet, aber nicht allgemein fasslich – das 3te aus

c dur etwa ausgenommen, welches durch Eigenthümlichkeit, Melodie und harmonische Kraft jeden gebildeten Musikfreund gewinnen muß.« allein die für damalige Verhältnisse übermäßi-ge Dauer der Quartette war für die Zuhörer höchst ungewohnt und stellte ihre ausdauer auf eine harte Probe. Der schroffe musikalische gestus tat sein übriges, um die Menschen der Zeit gegen die Quartette einzunehmen, wenn auch ein kleiner Kreis von Kennern von anfang an den musikalischen reichtum erkannte.

unter den drei Quartetten ist das zweite womöglich das Düsterste, vermittelt es doch mit seinen jähen Brüchen und Eruptionen den Eindruck tiefer innerer Zerrissenheit zwischen der suche nach schönheit auf der einen und der angst vor derselben auf der anderen seite. Die musikalische substanz bietet einen ungeheuren reichtum an ebenso individuellen wie geist-reichen strukturen und Wendungen, die aufzuzählen an dieser stelle zu weit ginge. hierfür sei auf die entsprechende Fachliteratur verwiesen, vor allem auf gerd indorfs arbeit »Beethovens streichquartette«, erschienen 2004 im rombach Verlag.

Besondere aufmerksamkeit verdient der musikalische Bezug der Quartette zum Widmungs-träger, dem grafen andrej Kyrillowitsch rasumowsky, der die schwierige politische aufgabe innehatte, während der Ära napoleons und des Wiener Kongresses russland in Wien zu repräsentieren. Darüber hinaus war rasumowsky ein höchst kunstsinniger adliger Mäzen und ausgezeichneter Violinist. ob er Beethoven ausdrücklich beauftragte, in seine Quartette je eine russische Volksweise einzuarbeiten, ist nicht belegt. Fest steht aber, dass Beethoven dies tat. Die lieder entnahm er der sammlung des tschechen iwan Pratsch, doch ist die Position des liedes zumindest im zweiten Quartett nicht eben herausragend: im trio des dritten satzes versteckt, baut Beethoven auf dem einfachen thema einen fugierten abschnitt auf, der in seiner ruppigkeit nur als Parodie gedeutet werden kann.

Ein solches Benehmen war typisch für Beethoven, dennoch nahm der graf es ihm nicht übel. seiner charakterisierung soll das schlusswort gehören in Form eines berühmten Zi-tates seines landsmannes igor strawinsky: »rasumowsky selber verdient ein Wort der Er-wähnung. (Mehr als das [...], sagen wir eher eine Ehrensalve von einundzwanzig schüssen...). seine Pflichten als Vertreter des russischen reichs beim österreichischen hof in jenem Jahr von austerlitz müssen ebenso anspruchsvoll gewesen sein wie die der genossen gro- myko, Dobrynin und anderer, die den sowjetischen imperialismus beim amerikanischen im-perialismus vertreten. graf rasumowsky gab jedoch nicht nur den auftrag für diese Quar-tette, sondern erwarb und behielt auch die Fingerfertigkeit, die man brauchte, um darin eine Violinstimme zu spielen. ich möchte wissen, wie viele Botschafter, amtsträger, Wortführer der Wahrheitsministerien oder sonstige andere hohe Beamte der großmächte heute sie über-haupt kennen.«

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Elias string QuartEt

Das in England ansässige Elias string Quartet vereint Musiker aus drei ländern: Die schwestern sara und Marie Bitlloch haben französisch-katalanische Wurzeln, der Bratschist Martin saving schwedisch-estnische, Donald grant stammt aus schottland. 1998 fanden die vier am royal northern college of Music in Manchester unter anleitung ihres langjährigen Mentors christopher rowland als Quartett zusammen. an der Musikhochschule Köln haben sie beim alban Berg Quartett studiert. Weitere impulse erhielten sie vom amadeus, Endellion und Vermeer Quartet sowie von hugh Maguire, györgy Kurtág, gábor takács-nagy, henri Dutilleux, Paul Katz, rainer schmidt, Kim Kashkashian und Milan skampa. Das Elias string Quartet benannte sich nach Mendelssohns oratorium »Elias«.

Das hauptaugenmerk des Quartetts liegt derzeit auf einem großen Beethoven-Zyklus, der 2015 seinen abschluss finden wird. Diese sich über vier Jahre erstreckende reihe wird mit unterstützung des Borletti-Buitoni trusts realisiert, deren Preis das Ensemble 2010 erhalten hat. Die Dokumentation dieser reise, Erkenntnisse, Ergebnisse sowie aufsätze verschiedener gastkommentatoren werden auf einer eigens dafür gestalteten Website veröffentlicht: thebeet-hovenproject.com. in seinem jüngsten Blogeintrag zum Beethoven-Projekt wundert sich Brat-schist Martin saving z. B. darüber, ob Beethovens Metronom kaputt gewesen sein könnte.

in Deutschland recherchiert das Quartett im herbst 2013 im Beethoven-haus Bonn und kon-zertiert auch zweimal in der stadt. Weiter stehen in dieser saison neben diesem ersten auftritt am KonZErthaus DortMunD Debüts am Wiener Konzerthaus und dem Mozarteum salzburg an. Das Elias string Quartet ist bei vielen Veranstaltern und Festivals in großbritannien zu gast und regelmäßig auf tournee in Frankreich, Deutschland, schweden, Österreich, italien, austra-lien und den usa.

BiograFiE

Das Ensemble hat bereits mit Musikern wie Jonathan Biss, Michael collins, leon Fleisher, Pascal Moraguès, andrew Marriner, ralph Kirshbaum, Joan rogers, Mark Padmore, roger Vignoles, Michel Dalberto, Peter cropper, Bernard gregor-smith, robin ireland, adrian Brendel, anthony Marwood und dem Endellion, navarra und Vertavo string Quartet zusammengear-beitet.

im Jahr 2003 wurde das Elias string Quartet (damals noch unter dem namen Johnston string Quartet) beim »internationalen streichquartett-Wettbewerb« in london mit dem Zweiten Preis und dem »sidney griller award« ausgezeichnet, zwei Jahre später war es Finalist beim »Premio Paolo Borciani«. 2005 wurde das Elias string Quartet als teil des Ensembles 360 zum residenz-Quartett von sheffields »Music in the round«. Zudem nahm es in den Jahren 2009 bis 2011 am renommierten Förderprogramm »new generation artists« der BBc teil.

im Frühling 2013 haben das Elias string Quartet und der Pianist Jonathan Biss bei onyx die Klavierquartette von schumann und Dvorák veröffentlicht und waren gemeinsam in der carnegie hall new york, im concertgebouw amsterdam, der Wigmore hall london und in der hamburger laeiszhalle zu gast. im Jahr 2012 sind gleich drei neue cDs erschienen, darunter eine Einspielung des stücks »in my craft or sullen art« des jungen britischen Komponisten huw Watkins sowie die mittlerweile zweite aufnahme aus der serie »Wigmore hall live« mit streich-quartetten von haydn und schumann.

Bei der EMi hat das Quartett gemeinsam mit Xuefei yang transkriptionen von Bach-Konzer-ten für streichquartett und gitarre aufgenommen. Bereits 2010 ist eine hochgelobte Britten-cD bei sonimage erschienen. Weitere cDs des Quartetts umfassen Mendelssohn-Quartette, fran-zösische harfenmusik und ein Klavierquintett von alexander goehr. hinzu kommen radio-live-Mitschnitte in Deutschland, großbritannien, Frankreich, australien und schweden.

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Wir danken den beteiligten Künstleragenturen und Fotografen für die freundliche unterstützung.

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iMPrEssuM

Arienabend Philippe JarousskyVenice Baroque Orchestra, Andrea MarconCountertenor Philippe Jaroussky singt Arien des Barockmeisters Nicola Porpora.Donnerstag, 10.10.2013 · 20.00 Uhr

Oktaven höchste Gefühle

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