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2 Offener Brief Seite 1 von An den Botschafter der Mongolei Herrn Davaadorj Baldorj Dietzgenstrasse 31 13156 Berlin 18.02.2014 Sehr geehrter Herr Botschafter, Mit großer Bestürzung haben wir das Urteil gegen Ts. Munkhbayar und weitere Mitglie- der der Bewegung „Gal Undesten“ zu je 21 Jahren und 6 Monaten Gefängnis zur Kenntnis genommen. Wir können uns nicht erinnern, dass in einem demokratischen Land jemals ein solch drakonisches Urteil wegen vergleichbarer Beschuldigungen gefällt worden ist. Bei den Ereignissen vom 16. September 2013 wurde kein einziger Mensch verletzt, nie- mand kam zu Schaden. Nach Aussage der Angeklagten war nie geplant, die mitgebrachten Waffen einzusetzen. Die Schüsse fielen, so unsere Information, erst nach der Festnahme der Beschuldigten. Die Aktion vom 16. September war ein verzweifelter Versuch der Umweltbewegung der Mongolei, das Parlament anlässlich der Sondersitzung auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Schon im Frühjahr 2013 war ein Pfeil in Richtung Parlament abgeschossen worden, damit das Anliegen dieser Bewegung überhaupt zur Kenntnis genommen wird. Bitte teilen Sie Ihrer Regierung mit, dass wir – Freunde der Mongolei seit vielen Jahren – sehr genau die weitere Entwicklung dieser Angelegenheit verfolgen werden. Anlass für die Aktion vom 16. September war die Befürchtung, dass das „Gesetz mit dem langen Namen“ noch vor seiner Implementierung zugunsten weiterer Umweltzer- störung revidiert werden soll. Dieses Gesetz soll insbesondere das Quellgebiet von Flüs- sen und deren Ufer sowie den Wald vor Vergiftung und Zerstörung durch den Bergbau schützen. Es war erst vor wenigen Jahren nach langen Kämpfen zustande gekommen. An dem Zustandekommen dieses Gesetzes hatten die jetzt Verurteilten großen Anteil. Herr Munkhbayar war deshalb mit dem als „grüner Nobelpreis’’ bekannten Goldman-Prize (Umweltschutz-Preis) ausgezeichnet worden. Aufgrund des Gesetzes wurden tatsächlich einige Minen in der Mongolei stillgelegt. Die Vielzahl der neu erteilten Bergbaulizenzen zeigt aber eine gegenläufige Tendenz. Insbeson- dere das im Herbst 2013 geschlossene Abkommen zum Uranabbau im Bezirk Ulaanbad- rakh in der Ostgobi zwischen der Mongolei und der französischen Atomfirma AREVA zeigt dies deutlich. Dieses Abkommen wurde nach jahrelangen Probebohrungen geschlossen, obwohl die dort lebenden Viehhalter seit Jahren zunehmende Miss- und Totgeburten ihrer Tiere dokumentieren. Diese sind mit großer Wahrscheinlichkeit auf den schon bei diesen Probebohrungen anfallenden giftigen und radioaktiven Abraum zurückzuführen. Es besteht ebenso der Verdacht, dass im Myangad Sum im Khovd Aimag Schäden bei Babies auf den Abbau radioaktiver und giftiger Erze zurückzuführen ist. Das Abkommen zum Uranabbau wie auch das Skandalurteil gegen die Umweltschützer stehen in einem deutlichen Kontrast zu dem von der Regierung der Mongolei verkündeten Einsatz gegen die im Zusammenhang mit den Bergbaulizenzen verbreitete Korruption sowie für einen verbesserten Umweltschutz.

ene iemunx-tenger.de/fileadmin/Redaktion/Dokumente/04... · 2014. 2. 17. · 2 ene ie Seite 1 von An den Botschafter der Mongolei Herrn Davaadorj Baldorj Dietzgenstrasse 31 13156

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    Offener Brief

    Seite 1 von

    An den Botschafter der MongoleiHerrn Davaadorj BaldorjDietzgenstrasse 3113156 Berlin

    18.02.2014

    Sehr geehrter Herr Botschafter,

    Mit großer Bestürzung haben wir das Urteil gegen Ts. Munkhbayar und weitere Mitglie-der der Bewegung „Gal Undesten“ zu je 21 Jahren und 6 Monaten Gefängnis zur Kenntnis genommen. Wir können uns nicht erinnern, dass in einem demokratischen Land jemals ein solch drakonisches Urteil wegen vergleichbarer Beschuldigungen gefällt worden ist.

    Bei den Ereignissen vom 16. September 2013 wurde kein einziger Mensch verletzt, nie-mand kam zu Schaden. Nach Aussage der Angeklagten war nie geplant, die mitgebrachten Waffen einzusetzen. Die Schüsse fielen, so unsere Information, erst nach der Festnahme der Beschuldigten.

    Die Aktion vom 16. September war ein verzweifelter Versuch der Umweltbewegung der Mongolei, das Parlament anlässlich der Sondersitzung auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Schon im Frühjahr 2013 war ein Pfeil in Richtung Parlament abgeschossen worden, damit das Anliegen dieser Bewegung überhaupt zur Kenntnis genommen wird. Bitte teilen Sie Ihrer Regierung mit, dass wir – Freunde der Mongolei seit vielen Jahren – sehr genau die weitere Entwicklung dieser Angelegenheit verfolgen werden.

    Anlass für die Aktion vom 16. September war die Befürchtung, dass das „Gesetz mit dem langen Namen“ noch vor seiner Implementierung zugunsten weiterer Umweltzer-störung revidiert werden soll. Dieses Gesetz soll insbesondere das Quellgebiet von Flüs-sen und deren Ufer sowie den Wald vor Vergiftung und Zerstörung durch den Bergbau schützen. Es war erst vor wenigen Jahren nach langen Kämpfen zustande gekommen. An dem Zustandekommen dieses Gesetzes hatten die jetzt Verurteilten großen Anteil. Herr Munkhbayar war deshalb mit dem als „grüner Nobelpreis’’ bekannten Goldman-Prize (Umweltschutz-Preis) ausgezeichnet worden.

    Aufgrund des Gesetzes wurden tatsächlich einige Minen in der Mongolei stillgelegt. Die Vielzahl der neu erteilten Bergbaulizenzen zeigt aber eine gegenläufige Tendenz. Insbeson-dere das im Herbst 2013 geschlossene Abkommen zum Uranabbau im Bezirk Ulaanbad-rakh in der Ostgobi zwischen der Mongolei und der französischen Atomfirma AREVA zeigt dies deutlich. Dieses Abkommen wurde nach jahrelangen Probebohrungen geschlossen, obwohl die dort lebenden Viehhalter seit Jahren zunehmende Miss- und Totgeburten ihrer Tiere dokumentieren. Diese sind mit großer Wahrscheinlichkeit auf den schon bei diesen Probebohrungen anfallenden giftigen und radioaktiven Abraum zurückzuführen. Es besteht ebenso der Verdacht, dass im Myangad Sum im Khovd Aimag Schäden bei Babies auf den Abbau radioaktiver und giftiger Erze zurückzuführen ist.

    Das Abkommen zum Uranabbau wie auch das Skandalurteil gegen die Umweltschützer stehen in einem deutlichen Kontrast zu dem von der Regierung der Mongolei verkündeten Einsatz gegen die im Zusammenhang mit den Bergbaulizenzen verbreitete Korruption sowie für einen verbesserten Umweltschutz.

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    Offener Brief

    Seite 2 von

    Die Mongolei rühmt sich des ältesten Umweltschutzgesetzes der Welt, das auf die Zeit von Dschingis Khan zurückgeht. Diese Natur und die dort auf dem Land lebenden Menschen bilden bis heute ein unschätzbares Kapital für die Mongolei. Tausende von Menschen kommen jedes Jahr deshalb in dieses wunderschöne Land. Durch die aktuelle Entwicklung wird dieses Kapital der Mongolei verspielt. Mit der Zerstörung der Natur wird auch die Lebensgrundlage der Nomaden der Mongolei zerstört, die zurzeit noch ca. 30% der Bevölkerung ausmachen.

    Teilen Sie bitte Ihrer Regierung mit, dass wir uns folgendes wünschen:

    • Faire Überprüfung der Urteile gegen die Umweltschützer• Keine Revision, sondern Umsetzung des „Gesetzes mit dem langen Namen“• Stopp des Uranabbaus in der Mongolei. Aussetzung der Genehmigungen für AREVA

    in Ulaanbadrakh• Einbeziehung aller vom Bergbau betroffenen Menschen in die Entscheidungsprozesse

    Mit vorzüglicher Hochachtung

    Eike Andreas SeidelSabine Haluszka-SeidelPütjerweg 33, 21244 Buchholz

    www.munx-tenger.de

    Vorname / Name Adresse Unterschrift